Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Isengart
Zelte außerhalb der Mauern
Vexor:
Erstaunlich wärmend waren die Sonnenstrahlen an diesen ersten Tag des Septembers. Lange sah Celebithiel noch ihrer Nachtigall nach, wie sie gen Lorien flog, um Galadriel ihre Nachricht zu übermitteln.
Sie ließ sich auf den Rücken sinken und atmete den frischen Wiesenduft ein. Sie nahm den Geruch verschiedener Blüten war, auch wenn kaum ein Bruchteil von jenen auch hier wuchsen. Ihre Erinnerungen wurden lebendig und so umschwirrten ihre Sinne der Duft von Nelken, Tulpen, Mohnblüten und die der Orchidee.
Beflügelt von jenen Düften betrachtete sie die Wolken, bis sie merkte, dass die Sonne sich immer wieder an ihrem Finger brach und in tausendfacher Projektion in verschiedenen Farben wiedergegeben wurde.
" Narya...", flüsterte sie und folgte dem Schauspiel an ihrem Finger.
Den Mann, der sie beobachtete hatte sie schon länger subtil bemerkt, aber der Ring übte so eine Faszination auf sie aus, dass es ihr egal war, wer noch da war.
Als sich jedoch eine Wolke vor die Sonne schob und das Farbenspiel somit beendete, sprach sie, ohne ihn anzuschauen, " Was fasziniert euch, dass ihr mich solange mustert? Sollten wir uns nicht einmal einander vorstellen?".
Unvermittelt drehte sich Celebithiel um und sah Nerblog in die Augen.
Tom Bombadil:
Nerblogs Herz machte einen Sprung und der Ostling stolperte erschrocken einige Meter zurück. "Ich... äh...", stotterte er, doch es gelang ihm einfach nicht, sich eine ausreichende Verteidigung auszudenken. Dabei wusste er, weshalb ihn dieser Ring so faszinierte, ja, warum er so eine unbändige Gier in ihm hatte aufsteigen lassen. Er wusste es schon als er noch am Stadtrand von Gortharia aufwuchs.
Die alten Geschichten kamen wieder hoch. Nerblogs Blick verschwamm, dann fuhr er herum und rannte davon. Er sollte nicht weit kommen. Sein linker Fuß machte unangenehme Erfahrung mit einem der kleinen Holzpflöcke, die man zur Befestigung der Zelte in den Boden geschlagen hatte, und landete auf dem niedergetrampelten Gras.
Vexor:
Lächelnd blickte sie den fremden ihr gegenüber an, wie er seine Suppe gierig verschlang.
" Ihr seid aber hungrig", stelle Celebithiel freundlich fest, " Warum seid ihr vorhin vor mir davon gelaufen? Hab ich auch geschreckt", fragte sie und blickte ihn gütig an.
Sie selbst aß kaum etwas von der Suppe, die ihr eine der Frauen, die die Truppen versorgten hingestellt hatte. Ab und zu fuhr sie mit dem Holzlöffel durch die Suppe, die mit mageren Fleisch und Kräutern angereichert worden war.
Sie wartete bis Nerblog seine Suppe ausgelöffelt hatte und blickte ihn erwartungsvoll an.
Tom Bombadil:
Unsicher rutschte er auf der Holzbank hin- und her, zu der ihn die Frau, die sich als eine gewisse Celebithiel vorgestellt hatte, manövriert hatte, nachdem sie ihm bei seinem Sturz aufgeholfen hatte.
Für einige Zeit starrte Nerblog auf den Baumstumpf, den er für sein karges Mahl als Tisch genutzt hatte, und fuhr mit den Fingern über die kleinen Kerben und Absätze auf dem alten Holz. Sicher hatten die Arbeiter des mundes ihn schon seit langem gefällt. Zuhause in Rhun hatten Bäume, vor allem große Eichen, einen viel höheren Wert als in der westlichen Welt. Jede Familie, die etwas auf sich hielt, besaß eine gute Eiche mit mächtigem Stamm, der am besten direkt vor der eigenen Haustür stand. Diese waren meist schon vor langer Zeit von den Urahnen des Familienoberhaupts gepflanzt worden. Je größer der Baum, desto älter die Familie.
Nerblog spürte, dass das Schweigen allmählich unangenehm wurde und lehnte sich leicht angespannt zurück.
Mit der Zunge befeuchtete er seine trockenen Lippen und begann:
"Kennt Ihr die Geschichte von der Großen Westjagd?"
Als Celebithiel stumm den Kopf schüttelte, fuhr Nerblog mit gemäßigter Stimme fort.
"Nicht viele wissen von dieser Zeit. Vor vielen Jahren, als der Dunkle Herrscher noch als leeres Gespinst in seiner Feste im Dunkelwald, ich weiß nicht wie er in Euren Gefilden genannt wird, herumgeisterte, ritt eine Horde seiner Schergen nach Osten, wo meine Väter lebten. Zunächst brachten sie den damaligen Herrschern des Ostens einige Beispiele ihrer Macht und Skrupellosigkeit, ermordeten wahllos einige Bürger, und dann brachten sie Ulthar, den König Rhuns, dazu, eine Art Expedition nach Westen auszurufen. Sauron gierte es nach den Ringen der Macht und so breiteten sich rasch falsche Geschichten darüber aus, dass der Dunkle Herr die Abenteurer, die einen der Ringe nach Dol Guldur brachte, fürstlich entlohnte und zu seinen Hauptmännern machte. Viele brachen damals weit verstreut nach Westen auf, sodass die Jagd nach den Ringen fast unbemerkt und erfolglos zuende ging. Was heißt zuende- noch heute gibt es Männer, die nach Westen aufbrechen, um Ringe zu jagen. Natürlich ist es töricht, daran zu glauben, man wäre fähig, einen der letzten Ringe zu finden, doch diese Geschichte wird den Kindern schon früh erzählt, sodass einige tatsächlich loszogen.
Aber ich bin kein guter Geschichtenerzähler... Zudem kann es sein, dass sich irgendwelche Daten im Laufe der Generationen verändert haben. Einfluss auf die Geschichte hatte die Westjagd nicht, bis auf die Tatsache, dass nie jemand nach hause zurückkehrte."
Nerblog hob die Suppenschale an den Mund und trank ihren Inhalt nun vollkommen aus. Dann knallte er die Schale auf den Baumstumpf, beugte sich weit vor und flüsterte: "Und egal, was ihr mir darüber erzählen mögt... Das", Nerblog deutete auf Celebithiels rechte Hand, die sie auf den "Tisch" gelegt hatte, "ist der Ring des Feuers!"
Vexor:
Den ersten Augenblick, nachdem Nerblog Narya in den Mund genommen hatte, war Celebithiel fassungslos.
Schnell nahm sie den Ring von ihrem Finger und ließ ihn in ihre Manteltasche gleiten.
" Auf den Kopf seid ihr nicht gefallen und selbst wenn es der Ring des Feuers wäre. Bitte sprecht mit Diskretion darüber. Nichts wäre mir unlieber als dass alle erfahren würde, vor allem der Feind, dass der Ring des Feuers in meinem Besitze ist", sagte Celebithiel schnell und nachdem die Worte über ihre Lippen waren schämte sie sich für ihre eigene Dummheit und ihr unüberlegtes Handeln.
Bist du eigentlich vollkommen dämlich. Plapperst einfach so drauf los und gibst dann auch noch vor einem Ostling zu, dass du Narya besitzt. Vor ein paar Stunden wolltest du ihn nicht einmal und jetzt prahlst du schon offen damit rum.
Ohne Nerblog anzusehen, schloss sie die Augen und massierte ihre Schläfen, um ihre Gedanken zu ordnen und die Antwort abzuwarten.
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