Imladris ist gekommen…Celebithiel sprintete los. Sie ließ die Frau mit der sie gerade gesprochen hatte einfach stehen und lief dem Heer entgegen, was von Westen das Stadttor passierte. Sie sprang dabei über einen eingestürzten Teil der Mauer und unterschätzte dabei die Höhe jener, als sie heruntersprang. Sie rollte sich kurz über den Boden ab und lief keuchend gen Tor. Erschöpft blieb sie auf den schmalen Pfad, der Richtung Orthanc führte stehen.
„ Begrüßt uns jetzt die neue Herrin Isengarts, oder wie vermag ich das zu verstehen?“, ertönte Elronds weise Stimme, die trotz der Ruhe die ausstrahlte, wie eine Trompete durch das Nan Curunir hallte. Er lächelte und unterdrückte ein Lächeln, bevor Celebithiel auf ihn zu rannte und ihn so fest in die Arme sprang, dass es Elrond beinahe von den Füßen riss.
„ Oh Herr Elrond, ich habe dich so vermisst“, schluchzte sie in seinen Armen. Beruhigend tätschelte er ihren Rücken und fuhr ihr durchs rote Haar.
„ Ich dich auch mein Kind, ich dich auch. Aber erzählt, wie ist es auch ergangen? Ich hörte so einige Geschichten über die beherzte Elbe mit den feuerroten Haaren. Ich hörte fröhliches, nachdenkliches und besorgniserregendes. Komm mit, mein Kind.“ Er legte seinen Arm, um ihre Schulter und gemeinsam gingen sie zu dem Zelt, welches die Menschen Rohans für den hohen König der Elben hatten errichten lassen. Celebithiel blickte noch einmal zurück und sah, wie sich die tausenden Elben und hunderter Menschen des Nordens, wie kleine Ameisen verstreuten und ihre Quartiere bezogen.
Das Zelt in das die beiden geführt wurden, war sehr schlicht, aber man hatte versucht Elrond, dennoch einen fürstlichen Empfang zu bereiten. Die Zeltwände waren mit feinen Bannern versehen. Ein blaues mit dem weißen Baum für Gondor, dann noch das grasgrüne mit dem weißen Pferd darauf, was für Rohan stand und sie konnte auch das Loriens, und Imladris` erkennen.
Auf dem kleinem Tisch standen eine Phiole mit Wasser und weiße Tücher mit denen man sich Waschen konnte.
Elrond schenkte Celebithiel ein Glas Wein ein und als sie sich beide gesetzt hatten, fing Celebithiel zum erzählen an, während draußen der Wind und Regen gegen die Zeltwände peitschte. Im Inneren dennoch, merkte man nichts und eine fast schon familiäre Ruhe breitete sich aus, sodass die beiden über mehrere Stunden hinweg über die Ereignisse der letzten Jahre sprach, bevor Celebithiel erschöpft einschlief.
Celebithiel erwachte früh am nächsten Morgen und als sie aus dem Zelt heraustrat hing der Nebel tief im Tal des Zauberers und sie vermochte nicht einmal mehr die Spitze des schwarzen Magierturms zu erkennen. Langsam schritt sie zu einen der Brunnen, die die Rohirrim hatten anlegen lassen, und fing an sich einen Eimer Wasser heraus zu schöpfen. Doch als sie den hölzernen Eimer nach unten gleiten ließ hörte sie auf einmal ein stumpfes „Blonk. Irritiert blickte sie nach unten und erkannte, dass das Wasser im Inneren gefroren war.
Die Zeit vergeht so schnell. Jetzt gibt es sogar schon den ersten Frost. Ein wenig irritiert suchte sie ihr Zelt auf und wusch sich mit der dem Wasser, welches ihr bereitgestellt worden war. Sie beträufelte ihren Nacken und ihre Hände ein wenig mit dem Rosenwasser, welches sie von einer der Mägde in Lórien erhalten hatte, und fing an die Sachen zu packen. Das gesamte Lager schlief noch, als sie ihre Stute sattelte. Erste Sonnenstrahlen fielen nun über das Gebirge in das Tal des Zauberers, wie flüssiges Gold ergossen sie sich über Hänge und Täler. Leise und auf Zehenspitzen gehend schlich sie sich zu Elronds Zelt. Sie hatte ihm einen Brief hinterlassen, denn sie konnte einen weiteren Abschied nicht ertragen. Celebithiel hatte den Brief bereits auf seine Kommode gelegt, als Elronds Stimme ihr Mark erzittern ließ und vor Schreck hätte sie fast die Phiole mit Wasser umgestoßen.
„ Willst du dich wirklich ohne ein Wort des Abschieds nach Imladris aufmachen Celebithiel?“.
Sie stotterte einen Moment, bevor sich ihre Gesichtszüge wieder besänftigt hatten und antwortete mit klarer und belegter Stimme.
„ Nein Herr Elrond, aber in letzter Zeit gab es zu viele Abschiede. Zu viele waren für immer. Amrûn, Gandalf, Galadriel und Celeborn…und…und…“. Ihre Stimme versagte, bevor Elrond den Satz für sie zu Ende führte, „ und meine Söhne?“, Er machte selbst eine kurze Pause, bevor er weiter fuhr.
„ Es sind schwere Zeit meine Liebe. Schwere Zeiten durch die wir gehen müssen. Ein Schatten hat an stärke zugenommen und wir wissen alle nicht, wie diese Schlacht für uns ausgehen wird. Dennoch müssen wir kämpfen. Und die Abschiede im Leben sind bedauerlich, keine Frage, aber möchtest du nicht auch all jenen, denen dieses Leid erspart geblieben ist bis jetzt, eine bessere Zukunft schenken?
Ich möchte all den Kindern und auch den Ungeborenen“, dabei legte er seine Hand auf ihren Bauch, was sie leicht zusammenschrecken ließ, „ eine Zukunft schenken, in denen sie keinen Abschied mehr nehmen müssen. Dafür bin ich aus Imladris mit meinem Heer gezogen. Dafür werde ich weiter nach Aldburg ziehen und dort mit den Menschen und Elben gegen die dunklen Scharen kämpfen, auch wenn die Aussichten düster sind. Sollten wir in unseren uralten Stätten verweilen, werden sie um keinen Schimmer besser sind.
Und genau dies ist der Grund, warum du nach Imladris reisen wirst. Dort wirst du auf deine Freunde treffen und gemeinsam werdet ihr durch Eriador und den Westen Mittelerdes reise. Ihr werdet alle Truppen mobilisieren, die ihr auftreiben könnt, um dann zu den Grauen Anfurten zu segeln. Dort wirst du erneut das Meer erblicken und ihr werdet in kein Schiff steigen, um in den Westen zu segeln, hin zu Celebrian, Elladan und Elrohir, ihr werdet ein Schiff besteigen. Nämlich werdet ihr in den Süden segeln und bei der Verteidigung der letzten freien Stadt Gondors helfen. Ihr werdet Dol Amroth aufsuchen, um zu sorgen, dass die Hoffnung der Menschen nicht vollkommen im Staub Saurons erstickt. All dies wirst du tun, und du wirst noch viele Abschiede erleben, aber wenn Sauron besiegt ist, dann wirst du mit denen, die du liebst vereint leben und die Sonne wird über Mittelerde lachen.“
Seine Hand ruhte immer noch auf ihren Bauch und eine einzelne Träne rollte ihr über die Wange, während sie leise „Danke“ flüsterte.
Celebithiel zu den Straßen von Imladris