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Autor Thema: Arthedain  (Gelesen 11381 mal)

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Arthedain
« am: 11. Apr 2016, 18:18 »
Ardóneth und seine Gruppe aus Fornost


Reges Treiben herrschte nun im Quartier des Sternenbundes. Eine gute Stimmung drang durch die großen Hallen. Während Belen, Gandalf und das Elbenpaar sich unterhielten, war Ardóneth mit seinen Gefährten auf der Jagd. Die Wälder ringsum Fornosts waren bereits schon so ausgebeutet, das man erst einige Meilen weiter wieder Wild finden konnte. Nordöstlich Fornosts, (ungefähr 20 Meilen entfernt) fanden sie einen kleines Wäldchen. Die Blätter in den Baumkronen raschelten im Wind. Vorsichtig betraten sie den Wald. Zum einen wollten sie es verhindern, mögliche  Beutetiere aufschrecken, zum anderen möglichen Feindkontakt durch übereiltes Eindringen vermeiden.

Tiefer und tiefer drangen sie in den sich nun immer mehr verdichtenden Wald ein und schließlich spürten sie eine kleine Gruppe Rothirsche auf. Die Waldläufer versuchten sich nun möglichst gut zu verteilen um die Hirsche zu umzingeln zu können, oder abzufangen sollten sie fliehen. Doch bevor die Waldläufer sich positionieren konnten trat Kiárd auf einen alten morschen Ast. Ein lautes Knacksen durchdrang die Stille im Wald und ehe sie es sich versahen waren die Hirsche schon beinah entwischt. Ardóneth befahl jedoch den Hirschen zu folgen, schließlich war der Fleischvorrat fast vollkommen verzehrt. Sie jagten die  Hirsche bis zur Waldgrenze auf eine flaches, steiniges Feld hinaus. Dutzende Pfeile verschossen sie bei der Jagd. Doch in einen glücklichen Moment konnte Kilían, der bereits im Feld schon wartete, den Fehler seines Bruders wieder gut machen. Ein Pfeil flog genau auf die Hirschgruppe zu, und traf einen der zwei großen Böcke in den Rumpf. Dieser rannte noch einige Meter weiter, brach jedoch dann auf dem offenen Feld zusammen.

Gilbárd, der Stärkste der Gruppe nahm den Hirsch auf die Schulter und sie folgten einen Trampelpfad in die Richtung Fornost. Schon vom weiten war Rauch von Lagerfeuer zu sehen. " Da seht, dort hat jemand ein Feuer entfacht" bemerkte Kiárd. Dies war ungewöhnlich, da die Lande nördlich von Fornost ihnen auf dem Hinweg leer und verlassen vorgekommen waren. Als sie den kleinen Hügel überquerten endeckten sie nur ein kleines spärlich aufgebautes Lager. Dies wurde mit einem unvollständigen Palisadenwall geschützt. " Endlich eine Pause" stöhnte Gilbárd der den Hirsch den langen Weg über auf seinen Schultern trug.
Ardóneth konnte vom weiten einen Mann in einer Pelzbekleidung sehen der scheinbar das Tor bewachte.  Doch seine Erleichterung änderte sich schnell als ein Ork die Wache ins Lager schickte und dessen Position einnahm.

"Elrádan, Fórtorg und Avél kommen mit mir, der Rest bleibt hier" befahl Ardóneth und die Gruppe machte sich in das Lager auf. Schleichen war jedoch keine Alternative, denn bis es dämmern würde dauert es noch einige Stunden. So zogen sie ihre Schwerter und stürmten in das kleine Lager. Dort saßen drei Dunländer um ein Feuer. Die Dúnedain rannten den Dünländern entgegen und schließlich kam es zum Waffenwechsel.  Einer der Dunländer schlug Alarm und die restlichen Wachen eilten in das Lager. Die Waldläufer jedoch waren deutlich geschulter im Schwertkampf und konnten die Feinde überwältigen; jedoch konnte einer der Dunländer Fórtorg am Handgelenk verletzen. Dieser jedoch stach sein Schwert durch die Brust seines Gegners. "Verbindet seine Hand! Ich sehe mich in der zwischen Zeit etwas um," sagte Ardóneth.
Er betrat ein großes, geschlossenes Zelt.
Scheinbar das Zelt des Anführers. Es muss doch sicher irgendwo Befehle oder Pläne geben, dachte er während er sich im Zelt umsah. Fässer und Kisten standen vor dem Bett und auf einem kleinen Tisch stapelten sich Pergamente. Schließlich begann er, sich durch die zahlreichen Papiere und Briefe zu wühlen und alsbald fand er genau das was er suchte - einen Brief. Er konnte den Brief entnehmen dass das Lager hier ein Spähposten Sarumans war. Jedoch suchte er noch Pläne, blieb jedoch erfolglos. Er steckte den Brief in seine Tasche drehte sich um und blieb vor einer kleinen Ablage stehen. Dort fand er einen Angriffsplan auf Fornost. Diesen steckte er ebenfalls in seine Tasche und verließ das Zelt.

Avél fand im Lager zwei erbeute Hasen und einen Sack Äpfel. Sie packten die Beute ein und schlossen sich den restlichen Waldläufern an.
Gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg nach Fornost, der sich noch einige Meilen durch das hügelige Gebiet nördlich der alten Hauptstadt hinzog.
Leise unterhielten sich die Waldläufer über das, was sie auf der Reise erlebt hatten.
"Die Anzeichen für einen baldigen Angriff häufen sich," sagte Fulthíen,
Ardóneth nickte. "Dieses Lager war ein Spähposten. Wahrscheinlich sollten sie die Lage auskundschaften um einer größeren Armee den Weg zu bereiten," überlegte er.
"Noch sind viele Diener Sarumans in der Stadt," wandte Fórtorg ein, dessen Handgelenk von einem einfachen Verband bedeckt war. "Wieso würde der Zauberer jetzt einen Angriff befehlen?"
"Vielleicht ahnt er, dass seine wichtigsten Feinde dort sind," äußerte sich Elrádan.
"Kommt, lasst uns die Beute zum Versteck bringen," sagte Ardóneth. Erschöpft setzten die Dúnedain ihren Rückweg fort.


Ardóneth und seine Gruppe zurück nach Fornost
« Letzte Änderung: 18. Jan 2017, 09:29 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Fine

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Reise ins Ungewisse
« Antwort #1 am: 17. Jan 2017, 14:41 »
Kerry aus Fornost


Das erste, was Kerry spürte, als sie aus ihrer Bewusstlosigkeit zu erwachen begann, war ein heftiger, pulsierender Schmerz, der von ihrer Schläfe ausging. Der Schmerz kam und ging in kleinen Wellen und riss sie unangenehm aus ihrer Umnachtung. Sie stellte fest, dass sie fror. Die Kälte brachte sie vollständig zurück und sie öffnete vorsichtig die Augen. Sie befand sich inmitten einer felsigen Ebene, die von grünen Punkten durchsetzt war wo Bäume und größere Sträucher zwischen dem steinigen Boden hervorwuchsen. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch am Himmel und Kerry schätzte, dass sie erst vor Kurzem aufgegangen sein musste. Ein kalter Wind zerzauste ihr die Haare. Kerry blickte an sich herunter und stellte fest, dass sie mit dem Rücken an einen breiten Baumstamm gefesselt war. Ein dickes Seil war um ihre Taille geschlungen und sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Der Boden, auf dem sie saß, fühlte sich kalt an, doch nicht so kalt wie die Luft. Der Umhang, den Halarîn ihr gegeben hatte, lag noch immer um ihre Schultern. Sie bewegte probeweise ihre Beine und das elbische Kleid raschelte als sie die Knie anzog um sich etwas warmzuhalten. Sie kämpfte ein Weilchen gegen die Fesseln an bis sie feststellen musste, dass es zwecklos war. Das Seil bewegte sich kein bisschen.

Kerry blickte sich um und entdeckte ein Pferd, das an einen spitz hervorragenden Felsen gebunden war. Das dichte Fell des Tieres war in unterschiedlichen Brauntönen gescheckt. Es beachtete Kerry nicht und suchte zwischen den Felsen nach Gras. Kerry vermutete, dass ihr Entführer sie auf dem Rücken dieses Pferdes hierher geschafft hatte. Aber wieso?
Nur zögerlich kehrten die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück. Kerry verfluchte sich dafür, dass sie die Feier überhaupt verlassen hatte. Wäre ich nur dort geblieben, dachte sie bitterlich. Dann wäre ich jetzt nicht in dieser Lage.

Ein Rascheln über ihr riss Kerry aus ihren Gedanken. Gewandt sprang ihr Entführer aus der Baumkrone über ihr herab und landete direkt vor ihr.
"Gut geschlafen?" fragte er höhnisch und warf zwei Äpfel in ihren Schoß.
Kerry beschloss, dem Elb nicht die Genugtuung zu gönnen und in Tränen auszubrechen. "Gut genug," gab sie patzig zurück. "Wenn das mein Frühstück sein soll musst du mir die Arme losbinden."
"Oh, wo denkst du denn hin, kleines Rotkehlchen," antwortete er. "Ich werde nichts dergleichen tun. Das würde dich nur auf dumme Ideen bringen. Nein, der Knoten bleibt, wo er ist. Wusstest du, dass ich den von Freund Oronêl gelernt habe?" Er kam unangenehm nahe und hob einen der Äpfel auf. "Hier. Mach schön den Mund auf und iss. Wir wollen ja nicht, dass du mir tot vom Pferd fällst." Er führte den Apfel an Kerrys Mund, die zunächst den Kopf zur Seite drehte und trotzig schnaubte. "Du sträubst dich? Keine gute Idee," kommentierte ihr Entführer. "Du solltest lernen, Geschenke anzunehmen. Wenn Essen da ist, dann iss - altes Elbensprichwort. Jetzt sei ein braves Mädchen und iss. Das ist deine letzte Gelegenheit, sonst hungerst du für heute."
Kerry leistete noch einen kurzen Moment Widerstand, dann gab sie nach und ließ sich von dem Elb mit den beiden Äpfeln füttern. Sein widerliches Grinsen machte die Sache nicht leichter, und Kerry war froh, als es geschafft war.
"Wer bist du?" verlangte sie zu wissen. "Und warum tust du das?"
Der Elb war zu seinem Pferd hinüber gegangen und wühlte in einer der Satteltaschen. Er gab keine Antwort bis er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. Er kam wieder zu Kerry hinüber und hielt ihr ein altes Stück Pergament hin, auf der das Portrait einer Elbenfrau gezeichnet worden war. Kerry erkannte eine gewisse Ähnlichkeit zu Finelleth, doch konnte sie sich keinen Reim darauf machen.
"Das ist Mithrellas," erklärte er heiser. "Er versteckt sie vor mir. Ich kam nach Lórien zurück, um sie zu holen, aber er hatte sie fortgeschafft. Also nahm ich seine Spur auf... doch mein Meister hatte andere Aufgaben für mich."
"Wovon redest du?" unterbrach Kerry, doch ein Aufblitzen in seinen Augen verriet ihr, dass sie gut daran täte, ihn ausreden zu lassen.
"Hier im Norden hörte ich Gerüchte über Freund Oronêl... und dass er eine neue Begleiterin hat, jetzt, wo er Mithrellas vor der Welt verborgen hat. Ein Mädchen mit blonden Haaren, das ihn auf Schritt und Tritt begleitet. Aus Rohan, wie es heißt."
Kerry dachte: Irwyne. Er spricht von Irwyne. Er... er hat mich verwechselt! Doch sie blieb diesmal still.
"Also wartete ich ab. Während der Schlacht um Fornost führte ich den ersten Schlag gegen Oronêl. Aber das reicht noch nicht. Er muss all das Leid teilen, das ich erfahren habe."
"Oronêl? Was hat Oronêl damit zu tun?" wagte Kerry zu fragen.
"Er ist der Schlüssel," zischte der Elb. "Er hätte mir Mithrellas niemals freiwillig überlassen, obwohl ich einer seiner besten Schüler war. Er hat Schuld an all meinem Schmerz, und ich werde dafür sorgen, dass er ihn teilt. Ich habe es geschworen, so wahr ich Laedor, Taradans Sohn, heiße."
"Und du glaubst, Oronêl wird alleine kommen?" warf Kerry auftrumpfend ein, denn sie hatte sich an Mathans Versprechen erinnert. "Ich werde dich beschützen, selbst wenn ich dafür durch ganz Mittelerde reisen muss. Das schwöre ich, bei diesem Ring an deinem Finger." Der Nénharma-Ring steckte noch immer an ihrer linken Hand, und sie schöpfte neue Hoffnung. "Du weißt nicht, wen du da entführt hast, Laedor. Ich bin Ténawen Morilië von Haus Nénharma und meine Familie ist nicht weit weg. Sie werden kommen, um mich zu retten, und dann wirst du dir wünschen, du hättest niemals Hand an mich gelegt."
Laedor prallte überrascht zurück. "Was bist du..." stammelte er gründlich durcheinander. "Ein Mensch, und dennoch steckst du in elbischer Kleidung und trägst Eldar-Schmuck und einen elbischen Namen." Er raffte sich auf und Zorn spiegelte sich in seinem Gesicht. "Das ist eine Beleidigung für mein gesamtes Volk," knurrte er. "Du bist es nicht wert, dich zu den Elben zählen zu wollen. Einhundert Jahre sind nicht mehr als ein Wimpernschlag im Leben eines wahren Elben, doch in diesem Wimpernschlag wirst du fort sein." Er kam wieder nah heran und zog blitzschnell ein Messer hervor, dass er an Kerrys Wange legte. "Ich würde dich in kleine Stücke schneiden, wenn du mir unversehrt nicht von größerem Nutzen wärest, kleines Rotkehlchen. Nein, ich werde dich nicht Ténawen nennen. Du verdienst nicht einmal den Klang dieses Namens. Du bist nicht mehr als ein kleiner Vogel, der vielleicht für einige wenige Momente hübsch anzusehen ist, aber so schnell vergeht wie die Blätter im Herbst fallen."
"Sie werden kommen", gab Kerry standhaft zurück. "Du wirst es sehen. Alle werden sie kommen: Mathan, Halarîn, Faelivrin, Oronêl, Finelleth..."
"Bedeutungslos," unterbrach Laedor sie. "Bedeutungslos, sie alle. Nur Freund Oronêl ist von Wichtigkeit. Inzwischen hat er mein Geschenk bestimmt entdeckt, das ich für ihn zurückließ." Er richtete sich auf und blickte einen Moment voller unterdrücktem Zorn auf Kerry hinab. Dann wandte Laedor den Blick ab und schaute nach Norden. "Genug davon. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns." Er ging zu seinem Pferd hinüber und begann, einige Dinge, die in der Nähe herumlagen, in den Satteltaschen zu verstauen und sein kleines Lager abzubrechen.

Nur wenige Minuten dauerte es bis Kerry mit auf dem Rücken zusammen gebundenen Armen quer über dem Rücken des Pferdes lag und Laedor sich vor ihr in den Sattel schwang. Ihr Kopf hing auf einer Seite leicht herunter und ihr Bauch presste unangenehm gegen die dünne Decke, die sie vom Pferderücken trennte. Sie beschloss, die Hoffnung nicht aufzugeben. Amil und Ontáro werden kommen. Bestimmt sind sie schon auf dem Weg, dachte sie tapfer.
"Genieß die Zeit, die dir noch bleibt," spottete sie. "Deine Tage sind gezählt, rauco."
Laedor drehte sich im Sattel halb zu ihr um und verpasste ihr eine Ohrfeige. "Nimm diese Sprache nicht in den Mund. Du bist keine Elbin."
"Und du bist ein Feigling," gab sie zurück und versuchte, den brennenden Schmerz zu ignorieren bis er schließlich nachzulassen begann.
"Ich tue nur was getan werden muss," antwortete Laedor verbissen und verfiel in brütendes Schweigen. Er ging nicht mehr auf das, was Kerry sagte ein während er sein Pferd zur Höchstgeschwindigkeit antrieb. Kerry konnte aus ihrer liegenden Position nicht feststellen, in welche Himmelsrichtung sie ritt. Calenwens Medaillon, das noch immer um ihren Hals hing, schlug ihr leicht gegen die Wange und ihr kam eine Idee. Sie nahm das Medaillon zwischen die Zähne und zog und zerrte, bis die Kette ihr endlich über den Kopf rutschte. Sie holte tief Luft und spuckte das Medaillon so weit sie konnte von sich. Es landete im Gras - und Laedor schien nichts davon bemerkt zu haben.
Hoffentlich reicht ihnen das, um meine Spur zu finden, dachte Kerry und rief sich die liebevollen Gesichter ihrer Eltern in Erinnerung. Während Laedor sein Pferd in einer geraden Linie weiter in die Wildnis trieb hielt sich Kerry an der Hoffnung fest, dass Hilfe bereits auf dem Weg war...
« Letzte Änderung: 25. Jan 2017, 12:07 von Fine »
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Fine

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Pechmähne
« Antwort #2 am: 17. Jan 2017, 22:00 »
Das eintönige Land, durch das Laedor sie brachte, zog weiter und weiter an Kerry vorbei und bot kaum interessante Eindrücke. Felsen und Büsche wechselten sich ab, vereinzelte Bäume tauchten auf und verschwanden wieder. Hin und wieder kamen sie an kleinen Ruinen arnorischen Ursprungs vorbei, was Kerry immerhin zeigte, dass sie sich noch immer innerhalb der Grenzen des vergangenen nördlichen Königreiches befand. Doch noch immer hatte sie keinen Hinweis darauf bekommen, in welche Himmelsrichtung das Pferd galoppierte. Den Süden schloss sie allerdings aus, da sie das Gebiet zwischen Fornost und Bree bereits mehrfach bereits hatte und sich dort auskannte. Doch abgesehen vom Süden konnte Laedor in jede andere Richtung unterwegs sein. Kerry hoffte, dass der Hinweis, den sie hinterlassen hatte, Mathan und Oronêl auf ihre Spur bringen würde.
Einmal tauchte am Horizont ein bewohntes Dorf auf, von dem der Rauch mehrerer Schornsteine aufstieg. Kerry fragte sich, ob es von Kriegsflüchtlingen bewohnt oder vielleicht ein Dorf der Dúnedain war, und auf wessen Seite die Bewohner standen, Doch als Laedor einen Bogen um das Dorf machte schloss Kerry daraus, dass er dort wohl nicht willkommen war. Somit mussten dort wohl Feinde der Weißen Hand leben, wie Kerry schlussfolgerte.

Nur wenige Tage vergingen bis die Temperaturen begannen, merklich kälter zu werden, und schon bald fror Kerry trotz Halarîns Umhang, da sie noch immer das Kleid trug, das Irwyne ihr geliehen hatte. Ich hoffe, ich sehe sie wieder, und kann es ihr zurückgeben, dachte sie als Laedor sie wie gewöhnlich fesselte wenn er seinem Ross eine Verschnaufpause gönnte.
"Mir ist kalt," klagte sie als Laedor sie an einen großen Felsen band. "Ich werde mich erkälten, und dein schöner Plan wird zugrunde gehen, wenn ich erfroren bin."
Laedor betrachtete sie einen Moment mit einem seltsamen Blick. Ohne etwas zu sagen strich er beinahe sanft über ihren Arm. Seine Finger fühlten sich noch kälter als die Luft an. Er fuhr hinunter bis zu Kerrys Hand und tastete über ihren Daumen. Dann ließ er los und trottete zu seinem Pferd hinüber. Wortlos kramte er etwas dichtes, Pelziges hervor, das Laedor ihr über Schultern und Armen ausbreitete. Er verharrte, halb über sie gebeugt, und starrte sie einen langen Augenblick an. Dann fuhr seine Hand aus dem Schatten und versetzte ihr eine Ohrfeige, dass Kerry die Ohren klingelten.
"Bitte mich nie wieder um einen Gefallen," zischte er und sprang auf.
Kerry blinzelte voller Verwirrung. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? fragte sie sich. Doch sie fand keine Erklärung.

Sie versuchte zu schlafen, nachdem sie wieder auf dem Rücken von Laedors Pferd lag und die Sonne untergegangen war. Doch die Gedanken an ihre Familie und das ständige Auf und Ab des Rittes hielten sie davon ab. Sie stellte sich vor, wie Halarîn Tränen der Sorge vergoss und wie Mathan voller Zorn Dinge zerschlug. Zwar war sie erst so kurz Teil der Nénharma-Familie, doch Kerry - Morilië - fühlte sich ihnen bereits so verbunden, dass es sie geradezu körperlich schmerzte, so von ihnen getrennt zu sein. Sie vermisste Halarîns tröstliche Worte, ihre Späße und den melodischen Klang ihrer Stimme. Morilië vermisste Mathans Beschützerinstinkt, den Stolz in seinem Gesicht, wenn er sie ansah, und die Geborgenheit, die sie in seinem Arm gefunden hatte. Morilië vermisste Faelivrins schwesterliche Zuneigung, ihre beeindruckende Ausstrahlung und das Band, das sich so schnell zwischen ihnen gebildet hatte. Sie fühlte sich deutlich an die ersten Monate nach ihrer Flucht aus Rohan erinnert, in denen sie sich so allein wie noch nie gefühlt hatte. Erst als sie Rilmir getroffen hatte war sie wieder etwas zur Ruhe gekommen, doch wahren Frieden hatte sie erst bei ihrer neuen Familie gefunden.

Am nächsten Tag fiel der erste Schnee. Sie kamen durch einen kleinen, aber dichten Wald, in dessen Zentrum eine kleine, geradezu verwunschen wirkende Lichtung lag. Wieder band Laedor Kerry an einen der Bäume und verschwand für eine Weile. Wahrscheinlich suchte er etwas zu essen. Kerry blieb mit dem Pferd allein zurück.
"Wie heißt du überhaupt," fragte sie in Richtung des Tieres, das ihr den Kopf zuwendete aber keine Antwort gab. "Hätte ich mir ja denken können," sagte Kerry missmutig. "Dann gebe ich dir eben einen Namen. Ich werde dich "Pechsträhne" nennen - nein, halt: "Pechmähne". Das ist es. Pechmähne, hörst du?" Doch das Pferd schnaubte nur leise und sagte nichts.
Kerry seufzte leise und versuchte, den Pelzkragen tiefer über ihren Oberkörper zu ziehen. Einige Schneeflocken waren in ihrem Ausschnitt gelandet und drückten sich wie kalte Fingerspitzen auf ihre Haut. Sie mühte sich ab, die Fesseln zu lockern, doch wie zuvor musste sie feststellen, dass Laedors Knoten unerbittlich waren. Immerhin weiß ich jetzt, dass wir wohl nach Norden unterwegs sind, schlussfolgerte sie als der Schneefall dichter und die Flocken größer wurden.
"Sing für mich, kleines Rotkehlchen," flüsterte Laedors Stimme neben ihrem Ohr. "Sing ein Lied aus deiner Heimat."
"Für dich? Niemals," gab Kerry trotzig zurück.
"Wie ungezogen," meinte Laedor. "Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass man eine freundliche Bitte nicht ohne guten Grund ablehnt? Moment - du hast ja gar keine Eltern mehr." Seine Stimme troff vor Gehässigkeit.
"Ich habe Eltern," stieß Kerry hervor. "Sie heißen Mathan und Halarîn Nénharma, und sie kommen, um mich zu retten. Ní am Ténawen Morilië Nénharma," sagte sie mit fester Stimme.
Eine weitere Ohrfeige ließ ihre Wange glühen. "Nimm die Sprache nicht in den Mund, du unwürdiges Geschöpf," zischte Laedor sichtlich aufgebracht. "Deine Art ist verkommen und mehr auf einer Stufen mit wildem Getier als mit den Erstgeborenen. Du bist allein - bis auf Oronêl wird niemand kommen. Dafür habe ich gesorgt. Deine Familie hat dich bereits im Stich gelassen."
"Du lügst," wehrte Kerry sich. "Sie sind unterwegs und haben uns bald eingeholt."
"In der Wildnis werden sie nur wenige Spuren finden," sagte Laedor mit einem selbstsicheren Grinsen. "Es ist dir vielleicht nicht aufgefallen, Rotkehlchen, aber es schneit. Der Schnee wird unsere frischen Spuren so schnell verdecken dass nichteinmal einer der Jagdhunde Húans sie finden könnte."
"Meine Eltern werden nicht aufgeben," antwortete Kerry standhaft. "Ich weiß, dass sie mich finden werden."
"Dann ist dein Verstand noch beschränkter, als ich angenommen hatte," sagte Laedor heiser und starrte sie für einen kurzen Moment an. "Und jetzt - sing." Schneller als sie es sehen konnte hatte er sein Messer hervorgezogen und an ihre Kehle gelegt. Sie spürte die kalte Klinge, die in ihre Haut ritzte. Kerry schloss die Augen. Sie stellte sich vor, dass sie an einem ganz anderen Ort war: im wieder aufgebauten Eregion, umgeben von ihrer Familie. Zarte Harfenkänge wehten durch den Raum, der von sanftem Sonnenlicht durchflutet war, und Morilië sang ein Ständchen für die Elben, in einer Sprache, die Mathan und Halarîn bislang unbekannt war, bevor sie auf Westron wechselte:

Sindon we bald, Sindon we strang, Eorlingas, Fram ond trum.
Sindon we bald, Sindon we strang, Eorlingas, Arë lang.

Wir sind standhaft, wir sind stark, Eorlingas, frei und treu.
Wir sind standhaft, wir sind stark, Eorlingas, aufrecht im Ruhm.

Laedor zog die Klinge weg und brachte Kerry damit in die Wirklichkeit zurück. "Ein Singvogel bist du also wirklich, Rotkehlchen. Du hast dir gerade dein Mittagessen verdient."
"Wie großzügig von dir," stieß Kerry hervor.
"Gewöhne dich nicht daran," sagte Laedor drohend. "Sobald Oronêl eingetroffen ist, wird es dir schlecht gehen. Ich werde ihn hilflos mitansehen lassen, wie ich sein Spielzeug langsam zerstöre. Oh, die Schmerzen, die ich ihm bereiten werde!"
"Dazu wird es nicht kommen," sagte Kerry tapfer. "Deine Pläne werden scheitern."
"Wir werden sehen, "Ténawen"," flüsterte Laedor bedrohlich. "Wir werden sehen..."
Dann schnellte sein Messer erneut hervor und hinterließ einen langen Schnitt an ihrem linken Unterschenkel, der durch ihre Sitzposition nicht vom Saum ihres Kleides bedeckt gewesen war. Kerry schrie auf und wollte die Wunde umklammern, doch ihre Fesseln verhinderten, dass sie die Arme bewegen konnte. Ungerührt riss Laedor einen breiten Streifen von Halarîns Umhang ab und wickelte ihn fest um die Wunde, ohne sich darum zu scheren, dass das Kerrys Schmerzen noch verstärkte. Sie brachte kein Wort mehr hervor und presste die Augen fest zusammen. Sie war entschlossen, ihm nicht die Genugtuung zu geben und zu weinen. Kerry biss die Zähne aufeinander und versuchte, den heißen Schmerz auszublenden. Gnädigerweise war der Schnitt nicht tief gewesen und begann nach einiger Zeit, endlich etwas weniger weh zu tun.

Laedor machte sie schließlich los und lud sie wieder auf Pechmähnes Rücken. Die Reise nach Norden ging weiter.


Kerry und Laedor nach Angmar
« Letzte Änderung: 18. Jan 2017, 19:58 von Fine »
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Deeman

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Re: Arthedain
« Antwort #3 am: 18. Jan 2017, 21:03 »
...von den Wetterbergen
Jäger und Gejagte
Irgendwo im nordöstlichen Teil Arthedains
Schnauben und grunzend bahnte sich der übrige Orktrupp seinen Weg nach Norden, in der Ferne konnte man schon die westlichen Ausläufer des Nebelgebirges erkennen. Die Meute hatte es sich zwischen einigen kargen Bäumen, welche in einer felsigen Kuhle eingebettet waren, bequem gemacht um zu rasten. Sogut wie alle von ihnen trugen Wunden davon und suchten etwas Erholung. "Wir sind bald da, Meister Saruman wird erfreut sein" sprach der bullige Uruk zu seinen Lakaien die freudig gackerten. "Sehr erfreut" befürwortete einer der kleinen Orks. "Niemand tritt die Größzügigkeit unseres Meisters mit Füßen". "Niemand!" gackerten alle. Plötzlich stieg dem Uruk ein bekannter Geruch in die Nase und der Anfürher erhob sich rasch. "Dieser Gestank...Mensch! Sie sind uns auf der Fährte!"

Ein Schatten machte sich plötzlich über die Orks breit, am oberen Abhang stand Gromnir dessen blutrotes Gesicht voller Zorn auf die Bestien herabblickte. "Falsch gedacht, ich hab euch bereits gefunden" sprach er ruhig, doch für die Orks war es einen Moment so als wären sie vom Blitz getroffen. "Wie konntest du uns unbemerkt einholen?" fragte der Anführer, seine Augen öffneten sich weit als würde er einen Geist sehen. Gromnir lachte leise und voller Verachtung, suchte dann den direkten Blickkontakt "Immer gegen die Windrichtung laufen" noch bevor irgendeine Antwort erfolgen konnte, flogen schon zwei Wurfäxte in die Meute. Die ersten beiden Orkköpfe wurden eingeschlagen. Der Uruk und zwei seiner Diener nahmen die Beine in die Hand und rannt los mit Richtung Norden. Zwei weitere Wesen stürzten sich auf den jungen Wolf. Mit schartigen Speeren traten sie dem Nebelwolf entgegen. In Gromnirs Auge funkelte es voller Bösgartigkeit und Zorn. Jeweils links und rechts griff er die oberen Speerenden und riss sie den Orks aus den Händen. Diese blinzelten einen Moment erstaunt. Beide wurden darauf am Hals ergriffen, die kalten Pranken drückten die Atemwege zu. Der Erste wurde mit dem Kopf zuerst an einen der Bäume geschleudert, das laute Knacken verdeutlichte dass das Genick gebrochen war, das Leid des zweiten Ork endete dagegen nicht so schnell. Während er das zappelnde Wesen in seiner Pranke fest im Griff hielt, zog er mit seiner anderen Hand sein Schwert und trennte mit einem gezielten Hieb den Kopf vom Körper. Danach griff er sich einen der Speere und spießt den Orkkopf auf, ein furchterregendes Mahnmal sollte hier nun entstehen. Der Boden war getränkt vom schwarzen Blut der Kreaturen.

Das Blut pulsierte heftig in Gromnirs Adern, die Muskeln im gesamten Körper waren angepsannt und sein Jagdinstinkt sowie Kampfeslust war geweckt. Er genoss es den finsteren Wesen das Leben zu nehmen. Die restlichen drei Orks waren bereits getürmt, konnte man sie jedoch noch in der Ferne sehen. Gromnir setzte ihnen nach. Neben seiner schieren Kraft war Gromnirs Stärke seine Ausdauer. Die kräftigen Beine stampften auf, mit jedem Schritt näherte er sich seiner Beute. Diese steuerten auf ein dunkles Wäldchen zu wo sie sich wohl verstecken wollten. Der Uruk rief seinen beiden Lakaien irgendwas zu worauf diese sich umwandten und auf Gromnir zusteuerten. Trotz gezogener Schwerter schienen sie von Furcht eingenommen zu sein. Gromnir nahm noch etwas mehr Anlauf und mit einem gewaltigen Sprung streckte er sein rechtes Bein aus auf die Brust des ersten Orkangreifers. Mit seiner puren Masse rammte Gromnir das Wesen in den Schnee. Keuchend und zappelnd versucht es sich zu befreien, doch dies sollte nicht lange weilen. Gromnir riss dem Ork das Schwert aus der Pranke, während er den Ersten in den Boden drückte, rammt er dem Zweiten das Schwert in das geöffnete Maul welcher brüllend zum Angriff heraneilte. In seinem Blutrausch gefangen, bemerkte Gromnir nicht dass er hier und dort ebenfalls ein paar Schnitte an Armen und Beinen abbekommen hatte. Doch das waren nicht seine ersten Wunden welcher er in einem Kampf davontrug und unterdrückte den Schmerz. Der letzte Lakai zappelte weiter am Boden herum. Gromnir beugte sich etwas herab und wandte das Wort an ihm: "Du dienst Saruman?". Die Frage wurde mit einem knappen Nicken beantwortet. "Wenn dir dein Leben lieb ist, wirst du ihm etwas ausrichten". "Werde...ausrichten, will leben!" bettelte der Ork. "Sag ihm: der Geist der Nebelwölfe lebt weiter! Der Blutbart wird kommen und Rache nehmen!" um dem Ausdruck zu verleihen erhöhte Gromnir nochmals den Druck auf den orkischen Brustkorb. "Lauf, Bestie!" worauf er den Ork aus seiner Lage befreite. Dieser nahm panisch Reißaus und rannte davon.
Gromnirs Blick legte sich auf das dunkle Wäldchen. Da war noch der Bogenschütze, der gerade zwischen den Bäumen verschwand. Der Nebelwolf nahm die Verfolgung auf. Durch einen dichten Nadelwald bahnte er sich seinen Weg, kein Vogelgesang ward zu hören, nicht mal das Rascheln von Blättern. Lediglich in der Ferne konnte man die schweren Schritte und das Schnaufen des großen Orks vernehmen. Doch dann ertönte ein Horn. Ein Orkhorn, erfasste Gromnir sofort in Gedanken. Kannte er den Klang nur zu gut von seiner Zeit am Nebelgebirge. Immer und immer wieder ertönte es. Je näher er den Stößen kam, desto deutlicher wurde es: hier hält sich wohl eine große Truppe auf. Vor ihm zerklüftete sich das Land wieder etwas, vor ihm befand sich eine Klippe. Vermutlich war der entflohene Uruk auf dem Weg hierher. Vielleicht war es eine Falle, grübelte Gromnir und ging in die Hocke, so versuchte er über die Klippe zu lugen.
Seine Vermutung war richtig. Eine große, gerüstete Orkarmee war hier unterwegs. Sogut wie alle waren schwer gerüstet und gehörten zu den größeren Orkexemplaren. Hier und dort wehte außerdem ein allzu bekanntes Banner: die weiße Hand.
Doch waren sie unterwegs Richtung Gebirge. Gromnir beschloss die Armee vorbeiziehen zu lassen...um dann die Verfolgung aufnehmen zu können.
« Letzte Änderung: 23. Jan 2017, 22:27 von Deeman »

Eandril

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Re: Arthedain
« Antwort #4 am: 18. Jan 2017, 22:13 »
Oronêls und Mathans Gruppe aus Fornosts Palast

Bereits früh am nächsten Morgen, die Sonne warf gerade erst ihre ersten schwachen Strahlen über den Horizont, stand Oronêl außerhalb der Palastmauern und betrachtete nachdenklich die Nachricht, die Laedor mit seinem eigenen Blut an die Wand geschrieben hatte. In diesen Augenblicken schwärmten Waldläufer von Fornost aus um die Umgebung nach Spuren des Entführers abzusuchen, doch Oronêl glaubte nicht an ihren Erfolg, weshalb er die Verfolger hier versammelt hatte. Neben Mathan und Halarîn waren das ihre Tochter Faelivrin mit ihren drei Leibwachen, sowie Finelleth. Sie war die einzige aus der Gemeinschaft die sich in Bruchtal gebildet hatte, die ihn begleiten würde, und Oronêl erinnerte sich an den Moment des Abschieds von den übrigen.

~~~~

"Ihr werdet sie sicher zurückbringen, nicht wahr?", fragte Irwyne, und nestelte nervös an ihrem Kleid herum. "Und ihr werdet selbst auch zurückkommen."
Oronêl nickte. "Ich habe dir versprochen, dass es auch für dich einen Tag geben wird. Und dieses Versprechen halte ich, ebenso wie jenes, für Kerry da zu sein wenn sie mich braucht."
"Bringt sie ja sicher nach Lindon, hört ihr?", sagte Finelleth an Orophin gewandt. "Natürlich", erwiderte dieser, und Gelmir ergänzte: "Wir alle werden uns dort wiedersehen, wenn eure Aufgabe erfüllt ist. In Lindon werden wir Abschied von Faronwe nehmen, und vielleicht eine kleine Zeit des Friedens genießen."
Sie hatten beschlossen, dass der Rest ihrer Gemeinschaft mit Gelmir nach Lindon gehen würde, sobald Mírwen kräftig genug für eine solche Reise war, denn der Weg nach Bruchtal war gefährlich und Lindon sicherer als Fornost. Nur Valandur würde einige Zeit hier bleiben, und bildete gemeinsam mit Súlien einen der Trupps, die in der Umgebung von Fornost nach Laedors Spuren suchen sollten.

~~~~

Oronêl wandte den Blick von der blutigen Schrift ab, und ließ ihn stattdessen über den Boden schweifen, von der Stelle an der er Hatholdôr gefunden hatte, bis zu dem Boden direkt vor seinen Füßen. Das niedrige und spärliche Heidekraut, dass hier wuchs, war nicht niedergedrückt oder offensichtlich geknickt, was bedeutete, dass Laedor seine Spuren sorgsam verborgen hatte. Einer Eingebung folgend kniete er nieder und zog zwei Büschel Heidekraut auseinander. Darunter kam ein schwacher Fußabdruck zum Vorschein.
"Er spielt ein Spiel mit uns...", sagte er leise, und Mathan, er nahebei stand, hatte es offenbar gehört. "Was meinst du?", fragte er, und Oronêl deutete auf den Fußabdruck. "Er hinterlässt mit Absicht Spuren, aber so, dass es schwer ist sie zu finden", erklärte er ruhig. Sein Zorn war nicht verschwunden, doch er hatte ihn unter Kontrolle und fokussierte ihn auf ein Ziel: Laedor finden. Und er sah Mathan an, dass sein Freund das ebenfalls tat. "Da er keine Hinweise hinterlassen hat, wohin er Kerry bringt, muss er dafür sorgen, dass ich seinen Spuren folge - und möglichst nur ich, und möglichst langsam."
"Dann sollten wir keine Zeit verschwenden", warf Halarîn ein, die ein merkwürdig großes Bündel trug. "Wohin kann er von hier gegangen sein?"
Oronêl trat an den Rand der Klippe, auf der dieser Teil der Stadt stand, und sagte: "Er wird hier heruntergeklettert sein. Es ist steil, aber es geht, selbst mit..."
"... einem bewusstlosen Mädchen", beendete Mathan den Satz grimmig. "Also los."

Nur wenig später waren die acht Elben am Fuß der Klippe angekommen, wo ein kühler Nordwind im hohen Gras raschelte. "Sucht den Boden nach Spuren ab", wies Oronêl seine Gefährten an. "Er muss nicht unbedingt an der selben Stelle heruntergekommen sein wie wir." Schweigend teilten sie sich auf, bis einer von Faelivrins Leibwächtern, es war Fanael, einen Ruf ausstieß. Wo er stand, war das Gras ein wenig niedergedrückt, als ob dort etwas - oder jemand - einen Augenblick gelegen hätte, und nur wenige Schritte entfernt begann die auf dem harten Boden kaum sichtbare Spur eines Pferdes.
"Er ist also zu Pferd", stellte Finelleth fest, und Mathan schüttelte den Kopf. "Das wird ihm nichts nützen, denn wir werden ebenso schnell wie er sein."
"Wir müssen", stimmte Oronêl ihm zu. "Lasst uns gehen." Die Elben verfielen in einen leichten Trab, schneller als ein Mensch ausdauernd rennen konnte, doch vielleicht nicht ganz so schnell wie ein Pferd. Oronêl hätte schneller laufen können, und den anderen ging es vermutlich ebenso, doch dann hätten sie die Spur des Pferdes nicht länger im Auge behalten können und sie vermutlich verloren.

Mit der Zeit wurde das Gelände felsiger und mit einzelnen Bäumen und Büschen bewachsen, und die Spur führte immer weiter geradewegs nach Norden. Sie passierten gerade einen Felsen, der spitz zwischen anderen Steinen hervorragte, als ein Ruf sie anhalten ließ. Einige Meter zur Seite standen Valandur, Súlien und Adrienne unter einem großen Baum, an dem sie ihre Pferde angebunden hatten. "Wir sind gleich weiter nach Norden geritten als die anderen", erklärte Valandur zur Begrüßung. Mathan zwinkerte Adrienne, die etwas verlegen wirkte, zu, sagte aber nichts. "Denn wir dachten uns, dass dieser Kerl das arme Mädchen vielleicht in diese Richtung verschleppt, und lagen offenbar richtig." Er deutete in Richtung des Baumes, und fuhr fort: "Dort sind Spuren von Fesseln an dem Baum, und die Überreste zweier Äpfel. "Dann sind wir auf der richtigen Spur", schloss Oronêl. "Danke, meine Freunde."
"Wir werden euch begleiten", sagte Valandur kurzentschlossen, und wechselte einen raschen Blick mit Súlien. "Ich habe fürs erste genug von Belen gesehen, und hier kann ich etwas sinnvolles tun."
Mathans Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen. "Wir werden euch schon nicht aufhalten", kam Súlien seinem Einwand zuvor, während sie ihre Pferde heranführte, doch Mathan schien nicht zufrieden. "Und wenn ihr doch zu langsam seid..."
"... bleiben wir zurück, natürlich Hauptmann", beendete Súlien den Satz für ihn, und sprang auf ihr Pferd.
"Halarîn", sagte sie, und streckte die Hand aus. "Dieses Bündel, dass ihr bei euch tragt sieht sehr unbequem aus. Gebt es mir, mein Pferd hat Kraft genug."
"Danke, aber es geht", erwiderte Halarîn, während Mathans Fuß ungeduldig zuckte. "Es ist eher groß als schwer."
"Was trägst du da überhaupt mit dir herum?", fragte Finelleth neugierig, und Halarîn wirkte ein wenig verlegen. "Nun... ein wenig warme Kleidung, für Morilië. Im Norden kann es sehr kalt werden, selbst um diese Jahreszeit." Sie blickte sich herausfordernd um, doch niemandem war nach Lachen zumute.

Während des ganze Austauschs war Oronêl der Spur des Pferdes ein Stück nach Norden gefolgt, bis sein Blick von etwas glänzendem etwas abseits der Spur angezogen wurde. Mit zwei langen Schritten war er dort, und erkannte das Medaillon sofort wieder, das er aufhob. Calenwen hatte es ihm hinterlassen als sie fortgegangen war, und er hatte es Kerry gegeben, als diese dringend Trost gebraucht hatte. "Was hast du gefunden?", fragte Mathan, der mit dem Rest der Gruppe herangekommen war, und Oronêl zeigte ihm das Medaillon. "Ich hatte es Kerry gegeben. Laedor kennt es, ich glaube nicht, dass er es fortgeworfen hätte, denn wir brauchen keine weitere Spur im Augenblick. Wenn es also hier liegt..."
"Ist sie am Leben und in der Lage uns Spuren zu hinterlassen", schloss Mathan, und für einen winzigen Moment verdrängte Hoffnung den Zorn in seinen Augen. "Das allerdings wird Laedor nicht retten."
"Darauf zähle ich", erwiderte Oronêl. Obwohl er wusste, dass er Laedor genau das gab was er wollte, konnte er nicht anders handeln - alleine um Kerrys Willen. Er hängte sich das Medaillon um den Hals, und genoss für einen Augenblick das vertraute Gefühl. Kerry war am Leben, und sie waren Laedor auf der Spur - es konnte weitergehen.

Oronêls und Mathans Gruppe nach Angmar


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Die Kälte des Nordens
« Antwort #5 am: 20. Jan 2017, 22:38 »
Ardóneths Gruppe mit Fís aus Fornost

Nach einem langen und hartem Marsch in Richtung Norden gelang es Ardóneths Gruppe endlich, die Spuren der Ork-Armee finden. Zwei Tage waren bereits vergangen seitdem die Gruppe von Fornost aus aufgebrochen war. Schließlich, im Norden Arthedains, mussten sie eine Zwangspause einlegen, denn ein Schneesturm von Norden kommend, hinderte sie daran, das feindliche Heer weiter zu verfolgen. Eher unzufrieden und wiederwillig befahl Ardóneth, hinter einer kleinen Böschung Schutz zu suchen. Nachdem sie trotz der schwierigen Bedingung ein Lagerfeuer entfachen konnten, entschlossen sich die Waldläufer dazu, eine schon lang benötigte Pause einzulegen. Die Gruppe setze sich rings um das Feuer, sodass die entkräfteten und unterkühlten Gefährten sich langsam wieder aufwärmten. Einige nutzen die Chance und holten den Schlaf, den Ardóneth ihnen verwehrt hatte, wieder nach. Zu groß war die Sorge um Kerry, aber auch um Mathan und seine Gruppe und so gab es bisher nur kurze Pausen.
Elrádan der sich neben Ardóneth gesessen hatte bemerkte, dass dieser erneut in Gedanken versunken war. "Du solltest dich auch ausruhen. Seit fast zwei Tagen hast du kein Auge mehr zugemacht." meinte Elrádan der über den Zustand seines Freundes besorgt war.
Der aus den Gedanken gerissene Ardóneth schaute ihn verwundert an ohne direkt zu antworten.
"Sie werden sie finden und sie zurück bringen, die Elben werden es schaffen." beschwichtige Elrádan ihm. 
Ardóneth nickte. "Vielleicht hast du Recht." Mit einem Schulterklopfen symbolisierte Ardóneth nun das er sich zurückzog.
Fulthien, die das Gespräch zwischen ihrem Anführern mitbekommen hatte, schaute Elrádan fragend an. "Er sorgt sich um Kerry." flüstere er zu ihr, nachdem er ihren Blick erkannt hatte.
Fulthien setzte sich nun neben Elrádan. "Meinst du es hat etwas mit ihr zu tun?" fragte sie zurück und brach ein Stück ihres Cramstückes ab und reichte es ihrem Nachbarn.
"Nein... Seitdem er von Saruman kontrolliert ist, ist er nicht mehr derselbe," sagte Elrádan. Er nahm das Cram dankend entgegen. Ein kühler Windhauch schlug ihm ins Gesicht.
"Er wird wieder der alte werden, du wirst schon sehen. Er braucht nur etwas Zeit..." meinte Fulthien und erhob sich wieder.
Elrádan dachte über ihre Worte nach und schaute zu Ardóneth, der unter Decken versteckt träumte. "Er wird wieder der Alte..."
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Re: Arthedain
« Antwort #6 am: 20. Jan 2017, 22:42 »
Es hatte angefangen zu schneien und die Gruppe kam nur noch schwerlich voran. Der eisige Wind machte den Männern zu schaffen und der beständige Schneefall sorgte dafür, dass sie kaum noch erkennen konnten in welche Richtung sie sich bewegten. Als sie eine einigermaßen geschützte Stelle fanden befahl Ardoneth eine Rast einzulegen und ein Feuer zu entzünden, sofern es möglich wäre.
Nach dem langen und ermüdenden Marsch schlug die Gruppe ihr Lager unter einer kleinen Gruppe Eichen auf. Fis setzte sich zu einigen der Dunedain, schlug seinen Mantel enger und betrachtete gedankenverloren die Flammen. Manche der Männer hatten sich schlafen gelegt, darunter auch Ardoneth. Elradan übernahm solange das Kommando für ihn. Einer der Menschen blickte zu ihm als ihre Gespräche langsam verstummten und es still wurde.
"Warum seid ihr dabei?", fragte er neugierig, "Warum hasst ihr diese Orks?"
Lange schwieg Fis und blickte weiter in die Flammen, doch dann begann er:

„Ich verlor jemanden an diese Orks. Sie bedeutete mir viel, mit ihrer Hilfe gelang es mir den Düsterwald lebend zu verlassen. Sie versorgte meine Wunden und hielt mich am leben, während ich mich erholte, körperlich und geistig. Ihr Name war Lauriel.“

Der Sturm fuhr zwischen die Bäume und ließ sie knacken und ächzten während Fis erzählte.

„Wir erreichten die Ausläufer der Berge in Begleitung einiger Waldmenschen. Auch sie flohen und reisten mit uns in Richtung der Berge. Die Sonne versank hinter den höchsten Gipfeln des Nebelgebirges und ließ die Kiefern an den Hängen feurig rot aufleuchten. In einem kleinen Wäldchen machten wir halt als sich langsam lange Schatten über die Ebene legten. Wir setzten uns auf einer kleinen Lichtung in einen Kreis und entzündeten ein Feuer für die Nacht. So weit in der Ebene rechneten wir nicht mit einem Angriff von Orks oder Räubern.
Leise knisterte das Feuer und Funken stiegen mit dem Rauch in Richtung der Sterne. Der flackernde Schein des Feuers ließ die Schatten zwischen den Bäumen zittern und tanzen und die Flammen beleuchteten die Gesichter der Sitzenden. Ein alter Waldmensch fing an mit tiefer Stimme zu singen und die Luft war erfüllt von dem tiefen Klang seiner Stimme:

Die Nacht war klar
die Sterne hell
die Wälder weit
von Leben voll

Die Ersten wanderten umher
die Zwerge gruben tief im Berg
die Menschen lebten unbeschwert
solange wie der Frieden währt

Doch Schatten wächst in Moria
Der Grünwald ist nun voll Gefahr
In Gundabad die Orks sich rühr'n
Das Unheil steht vor unsrer Tür

Nach und nach waren alle anderen mit eingestimmt, nur ich und Lauriel hörten aufmerksam dem traurigen Lied zu.

Düster der Trommeln dumpfer Schlag
Das Dunkel erstarkt von Tag zu Tag
Orks und Trolle verwüsten das Land
Die Dörfer sind leer, die Felder verbrannt

Das Dunkel erstarkt von Tag… zu... Tag...

Langsam verklang das Lied, es blieben nur die Geräusche der Nacht und das knistern des kleiner werdenden Feuers.
Mir war diese Stille unangenehm und so stand ich auf und blickte in die Flammen: „Ich gehe noch etwas Holz holen.“, er zeigte auf zwei der Waldmenschen, „Ihr haltet Wache bis ich wieder zurück bin.“ Dann machte ich mich in Richtung Wald davon.
Außerhalb des Feuerscheins war der Wald dunkel und voller Schatten. Ich griff nach meiner Axt und fing an zu arbeiten. Von hier sah das Feuer aus wie eine Kerze zwischen den Bäumen und eine Stille umfing mich, die nur von den Schlägen meiner Axt durchbrochen wurde. Ich genoss diese Stille, so konnte ich nachdenken über das was geschehen war und was ich mir zum Ziel gesetzt hatte. Mein Leben hatte sich innerhalb weniger Wochen und Monate grundlegen verändert, meine Ziele waren jetzt klar, ich wollte nach Eriador zusammen mit Lauriel, doch was dann? Was wenn wir Eriador erreichten? Plötzlich durchbrach ein Knacken und Knistern die Stille.“ 

Fis hielt inne und blickte auf. De Sturm hatte sich etwas gelegt und Elradan war an sie herangetreten und sprach leise mit zwei Waldläufern, die kurz darauf aufstanden und in der Dunkelheit verschwanden.
Elradan setzte sich in die Runde wärmte seine Hände am Feuer.
„Erzählt weiter, ich wollte euch nicht unterbrechen.“

„Ich hielt im Schlag inne und blickte mich um, meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, allerdings konnte ich trotzdem nicht mehr als ein paar Meter sehen. Doch der Wind trug den Geruch von nassem Fell und totem Fleisch, dann erklang erste Horn und ein wütendes Heulen schallte von den Berghängen wieder.
Das kreischen der Orks erfüllte die Nacht und das klirren von Waffen war zu hören, ich griff nach meinem Schwert und mit ihm in der einen und der Axt in der anderen stürmte ich auf die Lichtung.
Auf der Lichtung wimmelte es von Orks und Wargen, das Feuer war ausgetreten worden und die Schlafstätten waren zerwühlt. Auf der anderen Seite der Lichtung kämpfte Lauriel gegen einen stämmigen Ork mit dunklem Lederpanzer. Neben ihm lag einer der beiden Menschen die er als Wache abgestellt hatte, ihm ragte ein schwarz gefiederter Pfeil aus der Brust. Der andere lag neben dem Feuer, er hatte es noch geschafft das Feuer zu löschen bevor er niedergeschlagen wurde. Sein Schwert lag neben dem von Schnitten übersäten Jungen...“
Fis verstummte und blickte zu Ardoneth Stellvertreter: „Genug für heute. Wir sollten uns alle etwas ausruhen und dann unseren Weg fortsetzen.“

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Re: Arthedain
« Antwort #7 am: 21. Jan 2017, 17:03 »
Elrádan hielt nun die erste Wache. Bis auf das Zischen des Windes, das durch die Bäume und Sträucher zog, war kaum etwas Verdächtiges zu hören. Elrádan kannte Ardóneth bereits seit fast 25 Jahren, doch nie hatte er sich so um seinen Kameraden gesorgt. Immer wieder wiederholte er, ungläubig, die Worte die Fulthien ihm gesagt hatte. " Er wird wieder der Alte..." murmelte er vor sich hin. Plötzlich durchdrang ein Knacken das Lager und der Dúnadin sprang mit seinem Schwert in der Hand auf, bereit jeden zu töten der ihnen schaden wollte. Doch nur Fulthien und Kilian sprangen aus dem Gebüsch, außer Atem begannen sie zu sprechen.
"Die Orks haben sich schon wieder in Bewegung gesetzt..." keuchte Kilian.
"Sie müssten bereits fast eine Meile Vorsprung haben," meinte Fulthien.

Die drei Gefährten weckten den Rest auf, Elrádan war es unangenehm Ardóneth wieder aufzuwecken, nur zu gern hätte er ihm eine längere Rast gegönnt.
"Ardóneth, wir müssen weiter." Dieser öffnete langsam die Augen und blickte sich fragend um. Mit einem Nicken stand er auf und schnallte sich mit der Hilfe Fulthiens seinen Waffengürtel wieder um.
"Auf, weiter gehts." sprach er und verschwand hinter dem Gebüsch. Der Rest nahmen die Rücksäcke und löschten das noch glimmende Feuer.
 
Nachdem sie nach einen kurzen, schnellen Marsch das Trampeln der Orkstiefel vor sich wieder vernehmen konnten wurden sie langsamer. Fulthien, die ein gutes Auge besaß, entdeckte hinter Büschen hockend die Umrisse einer einzelnen Person.
"Da drüben ist wer..." flüsterte sie. Elrádan zog sein Schwert und winkte Kiárd mit sich. Ardóneth stoppte die Gruppe und ließ Fórtorg und Kilian bereits einen Pfeil auf die Sehne legen, für den Fall der Fälle. Er selbst war immer noch durch seine schwere Schulterverletzung eingeschränkt, so wechselten sich seine Gruppenmitglieder immer wieder mit seinem Gepäck ab.
Nachdem Elrádan und Kilian nur noch wenige Schritte hinter der unbekannte Person standen schlich sich Elrádan von hinten an und legte sein Schwert an die Kehle des Mannes.
« Letzte Änderung: 21. Jan 2017, 17:04 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

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Re: Arthedain
« Antwort #8 am: 21. Jan 2017, 17:07 »
Schneegestöber und unerwarteter Besuch
Gromnirs Auge huschte über das Orkherr welches unbeirrt seinen Weg fortsetzte. Der entflohene Uruk war nicht mehr zu sehen, wahrscheinlich tauchte er in der schwarzen Menge einfach unter. Vielleicht würde er auch versuchen einige seiner Artgenossen informieren. Gromnir war auf alles gefasst, eine jagende Meute auf der Suche nach frischen Fleisch oder vielleicht würde plötzlich das ganze Herr sich verstreuen. In Gedanken ging der Nebelwolf jede Möglichkeit durch. Zu allem überfluss setzte auch Schneefall ein, es schien so als wäre das Land selbst gegen den Jäger. Die Flockern, welcher immer dichter wurden, verschlechterten die Sicht. Dazu setzte auch noch starker, eisiger Wind ein, unheil pfiff er durch das Wäldchen und die Klippen. Ob es Tatsache oder Einbildung gewesen sein mag aber es schien als würden die Orks ihren Gang nach Norden beschleunigen. Auch das Gebirge verschwand hinter dem Schneefall.
Gromnir beschloss den aufkommenden Schneesturm auszusitzen. In einem fremden Land ohne Orientierungspunkte bei schlechten Wetter wäre es aus seiner Sicht Selbstmord die Verfolgung aufzunehmen. So ging er zurück in das nahe Wäldchen und machte es sich in einer Senke gemütlich, alte Schmauchspuren deuteten darauf hin dass dieser Platz schon öfters zur Rast genutzt wurde. Um wieder zu Kräften zu kommen, packte er etwas von seinem Trockenfleisch aus um es zu verspeisen. Die vergangenen Tage und Kämpfe machten sich nun bemerkbar.
Doch gerade als er den ersten Bissen nehmen wollte, spürte er kaltes Stahl an seinem Hals und hielt inne. Aus dem Augenwinkel konnte Gromnir dass es sich um kein Orkschwert handelte. "Kein fauliger Gestank in der Luft und kein Grunzen in meinen Ohren. Weder ihr, der das Schwert hält noch ich sind ein orkischer Herkunft..." sprach der Wolf ohne den möglichen Angreifer anzusehen. Er hob langsam die Hände, in denen keine Waffen lagen und wendete sich um. Gromnir zog die Brauen zusammen als eine Schar vermummter Gestalten vor ihm stand, eine der Gestalten stand etwas versetzt neben Gromnir und hielt sein Schwert weiter in Richung Hals. Der Hunger war groß, sein Magen donnerte förmlich vor Verlangen, also biss der Wolf etwas vom Fleisch ab. Sein Trockenfleisch schmatzend betrachtete Gromnir aufmerksam die Gruppe. "Also wer seid ihr dass ihr einem Jäger bei seiner Rast behelligt?" fragte er und wart gespannt auf ihr Begehr...
« Letzte Änderung: 23. Jan 2017, 22:27 von Deeman »

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Re: Arthedain
« Antwort #9 am: 23. Jan 2017, 18:22 »
"Wir sind Dúnedain des Nordens und verfolgen das Ork-Heer ebenfalls," sagte Elrádan. Der Mann schob die Klinge vorsichtig von seinem Hals weg. "Dann stehen wir auf derselben Seite," stellte der Ork-Jäger klar und erhob sich. Die Gruppe betrachtete ihn neugierig.
"Seid ihr einer der Dunländer?" fragte Fulthien den Mann, welcher heftig den Kopf schüttelte. "Ich bin Gromnir Blutbart von den Nebelwölfen. Diese Bestien da vorne haben den Anführer meines Stammes getötet und ich habe Rache geschworen."
"Mein Name ist Ardóneth," stellte sich Ardóneth vor und trat zu Gromnir. "Wir jagen diese Orks seit der Schlacht um Fornost um herauszufinden, wohin sie gehen und woher sie gekommen sind."
"Fornost?" wiederholte Gromnir interessiert. "Dorthin ist mein Volk gezogen. Ist die Stadt sicher?"
"Jetzt ja," antwortete Elrádan. "Die Orks wurden in einer großen Schlacht von den Mauern vertrieben."
Gromnir nickte zufrieden. "Das ist gut. Dann weiß ich, dass meine Leute in Sicherheit sind."
Ardóneth musterte den Krieger nachdenklich. "Wir könnten die Unterstützung eines erfahrenen Ork-Jägers gebrauchen, auch wenn wir nicht unbedingt auf einen Kampf mit dem Heer aus sind," sagte er. "Hauptsächlich wollen wir herausfinden, ob sie weiterhin eine Gefahr für Fornost darstellen."
"Nun, ich schätze, ich könnte euch helfen," sagte Gromnir. "Aber wenn ich den Kerl sehe, der meinen Ältesten erschossen hat, muss ich ihn töten. Ich habe es geschworen."
"Und wir werden euch nicht daran hindern, euren Schwur zu vollstrecken," versicherte Ardóneth. "Ein Ork mehr oder weniger macht keinen Unterschied. Im schlimmsten Fall fliehen wir, wenn ihr eure Rache vollstreckt habt - diese Orks scheinen dringliche Befehle zu haben und würden sich wahrscheinlich nicht damit aufhalten, einen einzelnen ihrer Art zu rächen."
Die Dúnedain steckten ihre Waffen weg und machten sich für die Weiterreise bereit, nun da sich ihre Gruppe um einen Mann vergrößert hatte.
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Re: Arthedain
« Antwort #10 am: 23. Jan 2017, 22:26 »
Reise, Reise, Waldmannsreise
Waldläufer des Nordens. Schon oft hatte der Nebelwolf von diesen Leuten gehört. Mit skeptischer Miene betrachtete er die Gruppe. Doch die Anspannung in Gromnir legte sich als die unerwarteten Besucher sich vorstellen. "Macht euch keine Sorgen, letztendlich ist es ein Mann namens Saruman der für all die Verluste zahlen sollte. Mein Ziel ist eurem ähnlich, ich wollte auch herausfinden woher sie überhaupt kommen" Gromnir atmete tief durch und blickte Richtung Nebelgebirge. "Denn die Berge sind voller Verstecke, mehr als ihr euch vorstellen könnt..." einen Moment lang ballte er seine Rechte.
So wandte er sich an Ardoneth "Die Orks ziehen nach Norden, als ich sie verfolgte, hielten sie auf eine Feste zu, welche versteckt zwischen den Gebirge liegt. Ich konnte die eine oder andere Turmspitze erkennen" berichtete der Wolf während er seine Sachen zusammenpackte. So schnell wie der Schneesturm kam, hatte er auch wieder nachgelassen. Doch nun legte der Wind zu und verwandelte jeden Hauch in pures Eis. Die Waldläufer bildeten einen Moment einen Halbkreis und tuschelten. Dann sprach jener welcher Gromnir das Schwert an den Hals hielt "Das könnte Carn Dûm sein" die anderen nickten. So machten sich alle mit raschen Schritten auf nach Norden.

Hin und wieder verlangsamte die Truppe das Tempo um durchzuschnaufen, die Zeit wurde genutzt um sich ein wenig kennenzulernen. Gromnir betrachtet die Schar immer wieder, bis Fulthien eine Frage an ihn richtete: "Seid ihr sicher kein Dunländer?" worauf Gromnir eine Braue hob "Nein, das sagte ich bereits" der Wolf konnte sich des Verdachtes nicht erwehren dass die Waldläuferin ihn ausgiebig musterte, ihre Augen waren unter der Kapuze nicht zu sehen. "Vielleicht war euer Vater einer? Oder eure Mutter?" bohrte sie weiter. Gromnir runzelte die Stirn und atmete durch: "Nein, keine Dunländer soweit ich weiß, ich möchte auch nicht weiter darüber reden" stellte er dann klar. "Ich stamme aus dem Anduin-Tal, wir leben an einigen Ausläufern des Gebirges bis der Krieg uns verschlang. Reicht das als Erklärung?" Noch bevor weitere Fragen auf ihn prasseln konnten, setzte er seinen Weg fort. Gromnir hielt sich in der Mitte des kleinen Trupps, stets mit offenen Ohren.


Gromnir zusammen mit Ardoneth, Fis und Co. nach Angmar


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Re: Arthedain
« Antwort #11 am: 28. Jan 2017, 22:36 »
Gromnir, Fis, Ardóneth und Co. von Angmar
Zeiten des Umbruchs
So führte der Weg von Angmar zurück in den Südwesten. Gromnir begleitete die Truppe, wobei er sich in der Mitte aufhielt. Trotz des Sieges und der lobenden Worte war dem Nebelwolf nicht nach Reden zu Mute. Er lauschte zwar der einen oder anderen Plauderei, mischte sich aber nicht ein. Seine Gedanken drehten sich um das Dorf der Waldläufer. Wie würde man ihn dort empfangen? Kann man diesen Leuten vertrauen? Etliche Fragen schwirrten in seinem Kopf umher.
Ein schwierige Zeit war für Gromnir herangebrochen, eine Zeit des Umbruchs und des Umdenkens. Bisher lebte er abgeschottet in seinem Dorf doch seit er sich im Eriador aufhielt, musste er immer wieder sein Verhalten und Denkmuster ändern. Er war nun ein Teil des Krieges geworden.
Das Gebirge verschwand allmählich vom Horizont, Spuren gab es immer weniger, stattdessen mehrten sich die Wälder je weiter sie nach Süden rückten. Gromnir fühlte sich nicht sonderlich wohl, seine Heimat war und wird immer der Stein sein. Aber auch er war verletzt und müde, ein kurzzeitig sicherer Ort kommt gerade recht. Auch hatte er sich viele kleine Wunden zugezogen, die im Einzelnen nicht viel anrichteten in der Gesamtheit jedoch sehr unangenehm waren. Besonders seine Arme waren von Schnitten gezeichnet, sein linker Arm vermutlich gebrochen und mindestens eine Rippe hatte es erwischt. Zu sehr hatte er sich dem Kampfrauch hingegeben und nun machte es sich bemerkbar. Er biss jedoch seine Zähne zusammen und marschierte immer weiter.
Als einer der Waldläufer signalisierte bald am Ziel zu sein, blickte Gromnir sich um. Am Horizont befanden sich mehrere Wäldchen, allesamt dicht und in vollen Grün. Für ihn sahen sie alle gleich aus und so beschloss er dem Tross einfach zu folgen.
« Letzte Änderung: 28. Jan 2017, 22:40 von Deeman »

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Re: Arthedain
« Antwort #12 am: 31. Jan 2017, 19:36 »
Folgen des Sieges
Die Gruppe hatte sich einen gemütlichen Platz für eine Rast gesucht. Trotz der Tatsache dass man weit und breit keine Orks mehr sehen konnte, stellten die Waldläufer eine Wache auf. "Bald sind wir da" meinte Ardoneth der sich nochmals von Fulthien untersuchen ließ. Als Gromnir dies beobachtete wurde er sich schmerzlich bewusst dass er ebenfalls einige Blessuren davongetragen hatte. Allerdings ließ er sich möglichst nichts anmerken und war nicht gewillt es den Waldläufern auf die Nase zu binden, sie waren immer noch Fremde. Während Fulthien den Verband von Ardoneth erneuerte, richtete sie das Wort an Gromnir "...und du, großer böser Wolf, lässt dich auch behandeln" bestimmte sie. "Mir geht es gut, danke" erwiederte der Nebelwolf mürrisch. "Die Bluttropfen erzählen da aber was anderes" meinte Elrádan, der plötzlich hinter Gromnir stand. Der Wolf brummelte wieder, tatsächlich war er von Blut umgeben und hinterließ einige Tropfen auf dem Weg. "Na schön..." beugte er sich schliesslich dem Druck worauf die Waldläufer zufrieden nickten.
Neben den Verletzungen drehten sich seine Gedanken um die Axt welche er dem Uruk abnahm und seither mit sich trägt. Als Gromnir sich das Stück nochmal ansah, legte sein Augenmerk besonders auf den Runen. Er kam zu dem Schluss dass sie zwergischen Ursprungs sind, denn sie ähnelten der Schrift die die Zwerge der Nebelwölfe verwenden. Gromnir entschied sich Meister Kibli aufzusuchen sobald er Fornost erreicht, der alte Zwerg wird wissen was zu tun ist.
Danach schweifte Gromnirs Blick auf seine Hände, die völlig kraftlos wirkten, so als wären sie gar nicht da. Seine Arme wirkten schwer als wären sie reiner Ballast. Er einnerte sich an seinen Kraftausbruch am Eisfelsen, noch nie zuvor hatte er sowas gespürt. War es ein Zeichen der Ahnen? Oder einfach die Macht der Verzweiflung die schon so manch andere Personen zu solchen Leistungen antrieben?
Der Felsen hätte sich eigentlich nicht bewegen dürfen, das Auslösen der Lawine war für Gromnir nur ein letzter Ausweg da man schliesslich der Niederlage recht nahe war. Doch diesen Gedanken behielt der Nebelwolf für sich.

Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen als sich Gromnir mit seinen Gedanken beschäftigte. Er wurde jedoch bald wieder herausgerissen als der Befehl zum Weitergehen gegeben wurde. So führte der Weg weiter nach Laegobel...

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Laegobel
« Antwort #13 am: 3. Feb 2017, 13:34 »
Das Dorf Laegobel lag inmitten eines kleinen Wäldchens, das sich an die südliche Flanke eines steil ansteigenden Berg schmiegte. Fortorg ging voraus und führte die Gruppe bis an den Waldrand, wo sie bereits von versteckten Wachposten entdeckt wurden. Da Laegobel die Heimat Fortorgs und seiner Schwester Fulthien war, und die Gruppe zum Großteil aus Dúnedain bestand, ließ man sie passieren.
Ardóneth, dessen Schmerzen mit jedem Schritt stärker geworden waren, wurde inzwischen von Elrádan und Kiard mehr getragen als gestützt. Endlich kamen sie auf eine Lichtung und stellten fest, das das Dorf zum Teil aus Baumhäusern bestand. Zwar waren auch viele der hölzernen Hütten ebenerdig errichtet, doch in den breiten Kronen der Laubbäume waren ebensoviele Behausungen zu sehen.
"Willkommen zuhause, Fulthien und Fortorg," begrüßten die Dorfbewohner die beiden Heimkehrer.
"Wir haben einen Verletzten, der so schnell wie möglich behandelt werden muss," sagte Fulthien hastig. Mehrere Dorfbewohner halfen dabei, Ardóneth in eine der kleineren Häuser zu bringen, das am Fuße eines dicken Baumstammes erbaut worden war. In wenigen präzisen Sätzen erklärte Fulthien den dortigen Heilern, wir Ardóneth verwundet worden war und was sie bereits unterwegs dagegen unternommen hatte. Ihm wurde der alte Verband abgenommen und die Wunde wurde sorgfältig mit Heilmitteln behandelt, die im ersten Moment ein heftiges Brennen auslösten, dann jedoch dafür sorgten, dass die Schmerzen schnell erträglicher worden. Ardóneth bekam einen Tee aus seltsam riechenden Kräutern zubereitet und wurde schnell müde, nachdem er ihn ausgetrunken hatte.
"Schlafe und erhole dich," hörte er Fulthien noch sagen, ehe ihm die Augen zufielen.

Als Ardóneth erwachte, war es bereits Abend geworden. Er war allein in dem kleinen Raum, in dem man ihn ein Bett zur Verfügung gestellt hatte. Seine Wunde schmerzte nur wenig, aber er spürte ein leichtes Pochen das davon ausging. Als er vorsichtig versuchte, die Schulter zu belasten, stellte er fest, das es ihm schon deutlich besser gelang als zuvor.
Die Türe zu seinem Zimmer öffneten sich und ein kleines Mädchen von ungefähr sieben Jahren kam herein, eine große Kanne in den Händen tragend. Sie blickte Ardóneth etwas scheu an und stellte die Kanne dann neben ihm ab.
"Mehr Tee," erklärte sie schüchtern. "Damit du ganz schnell gesund wirst."
Eher er darauf antworten konnte, kam eine blonde Frau herein, die offenbar zu den Heilern gehörte.
"Da bist du ja, Mara," sagte sie zu dem Mädchen, das zu ihr lief und sich hinter ihr versteckte. "Es tut mir leid, wenn sie dich gestört hat," wandte die Frau sich an Ardóneth. "Ich heiße Cairien, und das ist meine Tochter Maraniel. So wie es aussieht wünscht sie sich, dass du bald wieder geheilt bist."
"Danke, Maraniel," antwortete Ardóneth freundlich. Er studierte Cairiens Gesicht aufmerksam, denn irgend etwas kam ihm daran bekannt wir. "Kenne ich dich, Cairien?" fragte er nachdenklich.
Sie schien ein wenig verlegen zu sein und blieb kurz still, doch dann sagte sie: "Du kennst wahrscheinlich meinen Bruder Avaron - er ist ein wichtiges Mitglied des Sternenbundes, in Fornost."
Ardóneth erinnerte sich an den Dúnadan, der als einer von Belens wichtigsten Leuten für Planung und Vorräte zuständig war. "Ja, ich kenne Avaron," bestätigte er. "Ich war ebenfalls in Fornost als die Stadt belagert wurde. Meine Gruppe und ich folgten der Ork-Armee nach Norden wegen eines Auftrages - wir sollten herausfinden, ob von Angmar weiterhin eine Bedrohung für Eriador ausgeht. Bei Carn Dûm wurden wir Zeugen des Konflikts, der nun zwischen Angmar und Gundabad geführt wird. Saruman und Sauron bekämpfen einander."
"Das sind gute Nachrichten," sagte eine tiefe Stimme und ein breit gebauter älterer Mann kam herein. Sein Bart und seine Haare waren grau, doch er wirkte dennoch noch immer kräftig. "Ich bin Malandur, der Anführer dieser kleinen Gemeinschaft hier in Laegobel. Avaron ist mein Sohn."
"Und Cairien hier ist Eure Tochter," schlussfolgerte Ardóneth.
"Ja," bestätigte sie. "Mein Vater hat bereits mit deinem Freund Elrádan gesprochen. Sie sind sich einig, dass ihr so bald es dir wieder besser geht nach Fornost zurückkehren solltet."
"Belen ist ein guter Mann, aber er ist wahrlich nicht für seine Geduld bekannt," fuhr Malandur fort. "Wir werden uns deine Verletzung morgen nochmal ansehen und dann entscheiden, ob du aufbrechen kannst, Ardóneth."
"Vielen Dank," antworte Ardóneth und warf einen erneuten Blick auf die kleine Maraniel, die ihn neugierig betrachtete und ihm auf eine seltsame Art vertraut vorkam.
"Ihr habt da ein paar interessante Gefährten mitgebracht," sagte Malandur. "Der Zwerg ist sehr hilfsbereit - gerade jetzt leiht er seine Dienste beim Holzhacken - und dieser Gromnir scheint wirklich ein beeindruckender Krieger zu sein."
Ardóneth nickte bestätigend. "Ohne die Unterstützung der beiden wären wir vielleicht nicht alle von Carn Dûm zurückgekehrt."

Bald darauf ließ man Ardóneth wieder schlafen und wünschte ihm gute Besserung und Erholung. Es würde sich zeigen, was der nächste Tag bringen würde...
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Deeman

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Re: Arthedain
« Antwort #14 am: 16. Feb 2017, 15:45 »
Sich seinen Träumen zu widmen
Seine Beine trugen ihn mit großen Schritten voran. Prustend bahnte Gromnir sich seinen Weg durch einen dichten Wald. Hinter ihm ertönte ein schweres Schnaufen und animalisches Brüllen, begleitet vom schweren Stampfen. Die Zweige peitschen immer wieder in das Gesicht des jungen Kriegers. Immer wieder blickte er hinter sich, eine große wuchtige Gestalt bahnte sich ebenfalls ihren Weg durch das Gestrüpp. In diesem Moment spürte Gromnir wie sich eine Wurzel um seinen Fuß schlang und krachend zu Boden riss. Hastig rappelte er sich wieder, doch es war zu spät. Das Wesen hatte ihn bereits eingeholt und legte seinen Schatten über sein Opfer...

"Gromnir! Wach auf! Gromnir!" erhallte es in der Ferne.

Schweißgebadet und mit gezückten Messer schreckte der Nebelwolf aus seinem Bett auf. Keuchend blickte er sich um, es war jedoch niemand da. Der Raum war leer. Er blinzelte und versuchte sich zu fassen. Langsam schien die Erinnerung wiederzukehren, er war in einem Waldläuferdorf. Seine Wunden wurden von einer der hiesigen Heilerinnen behandelt. Sie stellte sich als Cairien vor, nur widerwillige ließ er sich von ihr behandeln dennoch gewannen Erschöpfung und Schmerz die Oberhand so dass er es über sich ergehen ließ.
"Schlechter Traum?" ertönte es mit einem mal aus der dunklen hinteren Ecke. Ein älterer aber dennoch rüstiger Mann trat er hervor und begutachtete Gromnir mit Argusaugen. "Ihr seid Gromnir, die anderen haben mir von euch erzählt" erklärte er. Gromnir verengte leicht die Augen und erwiederte den aufmerksamen Blick des alten Mannes. "Ihr kennt meinen Namen. Wer seid ihr?" fragte er nun. "Ich heiße Malandur und bin der Anführer der kleinen Gemeinschaft von Laegobel" antwortete jener. Gromnir nickte verstehend "Was verschafft mir die Ehre vom Anführer so...beobachtet zu werden" fragte dieser mit leicht schnippischen Unterton. Malandurs Mundwinkel zuckten "Ich hörte von eurer Tat im Kampf gegen die Orks von Angmar" erklärte er. "In euch, mein Junge, steckt etwas mehr als das Auge sehen mag" stellte er fest. "Bezweifel ich" antwortete Gromnir schlicht, "Ich bin nur ein einfacher Krieger der weiß wie man überlebt" er ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen "Besonders wenn es gegen Orks" fügte er noch abschliessend. Malandur nickte leicht "Das mag sein" und wandte sich zur Türe, bevor er den Raum verließ sagte er noch "Doch nicht jeder kann einen zwei Mann hohen Felsen aus festen Eis herausschlagen" und verschwand ins Freie.
Gromnir blinzelte und legte sich wieder auf das Bett. Wovon sprach der alte Mann? Diese Frage sollte ihn noch einige Stunden im Kopf herumschwirren bis schliesslich die Müdigkeit wieder einsetzte.
« Letzte Änderung: 10. Okt 2019, 12:10 von Fine »