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Autor Thema: Edrahils Versteck  (Gelesen 13310 mal)

Eandril

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Edrahils Versteck
« am: 19. Sep 2016, 14:32 »
Narissa und Edrahil von den Straßen Umbars...

Edrahil wurde einfach nicht klug aus dem seltsamen weißhaarigen Mädchen. Auf dem ganzen Weg von ihrer Hütte zu dem Versteck dass Saleme ihm am Tag zuvor gezeigt hatte, hatte Narissa kein Wort gesagt und auf keine seiner Fragen eine Reaktion gezeigt. Nun saß sie mit übereinander geschlagenen Beinen und verschränkten Armen Edrahil gegenüber, den Blick stur an die Decke geheftet.
Der alte Spion seufzte und verschränkte die Hände auf dem Tisch. "Weißt du, Narissa, es lebt sich viel einfacher wenn man hin und wieder auch mit Leuten spricht mit denen man eigentlich nicht reden möchte. Oder was glaubst du, ich würde freiwillig mit jemandem wie dir sprechen?" Das Mädchen rümpfte verächtlich die schmale Nase, und erwiderte: "Ich spreche nur mit dieser Frau, die offenbar weiß wer ich bin und die hier das Sagen hat."
Edrahil musste unwillkürlich lachen, und erntete als Belohnung die ersten Zeichen von Unsicherheit auf Narissas bislang so regungslosem Gesicht. "Saleme?", fragte er, immer noch lachend. "Sie hat nur ebenso sehr das Sagen wie ich. Ich bin nicht ihr Untergebener, sondern ihr Verbündeter - zumindest für den Augenblick."
"Aber warum..."
"Warum ich, ein Mann aus Gondor, mich dann in Umbar herumtreibe? Oder warum sie diejenige war die wusste, wo wir dich und diesen Schreiber finden?"
Das Mädchen nickte, und löste die verschränkten Arme von einander. Edrahil deutete das als gutes Zeichen. "Beides."
"Nun, zum ersten: Ich komme aus Dol Amroth, wo im Augenblick das Zentrum des Widerstands in Gondor liegt. Aber Dol Amroth wird nicht nur von Mordor, sondern auch aus dem Süden von Harad und vor allem von Umbar aus bedroht. Wir können uns nicht ewig gegen die Haradrim behaupten, also ist die einzige Lösung irgendwie zu verhindern, dass wir weiterhin aus dem Süden angegriffen werden. Und deshalb bin ich hier." Er beobachtete, dass Narissa ihm aufmerksam zuhörte, und offenbar ihre eigenen Schlüsse zog.
"Und zum zweiten: Ich habe hier in Umbar wenig Kontakte, deshalb muss ich mit dem arbeiten was Saleme mir erzählt."
Narissa unterbrach ihn. "Traut ihr ihr etwa?" Edrahil zog eine Augenbraue hoch. "Natürlich nicht. Aber manchmal hat man keine Wahl mit jemandem zusammen zu arbeiten, dem man nicht traut." Das Mädchen nickte, und presste die Lippen zusammen. "Gut. Man sollte niemandem trauen."
Edrahil zog die Augenbraue noch weiter in die Höhe, denn eine solche Haltung bei einem so jungen Ding war überraschend. Offensichtlich hatte Narissa schon einiges erlebt.
"Nun, da ich jetzt deine Fragen beantwortet habe, wäre es nur gerecht wenn du meine beantworten würdest.", wagte er zu sagen, obwohl er sich keinen großen Erfolg von dieser Taktik erhoffte. Junge Leute konnten so unglaublich stur sein.
Zu seiner Überraschung zog Narissa einen ihrer Dolche aus dem Schulterholster und betrachtete die Waffe finster. "Nein. Zuerst beantwortet ihr mir noch eine Frage."
Edrahil nickte, wobei er den Dolch vorsichtig im Auge behielt. "Also gut."
Das Mädchen drehte den Dolch in den Händen und stieß ihn plötzlich in die Tischplatte. "Werdet ihr Suladan stürzen?"
Die Frage überrumpelte Edrahil. Er hatte keine so direkte Frage erwartet, und schon gar nicht nach Suladan. Aber die Antwort schien Narissa wichtig zu sein, denn sie hatte sich ein wenig vorgebeugt und umklammerte den Griff des vor ihr im Tisch steckenden Dolches mit beiden Händen.
"Nun...", begann Edrahil, und überlegte fieberhaft. Der Sturz des Sultans lag für ihn noch in weiter Ferne, und im Augenblick wollte eher sich eher auf Hasael und Saleme konzentrieren. Aber ein Blick in Narissas Gesicht ließ nur eine Antwort zu, und er war sich plötzlich sicher, dass er dieses Mädchen lieber auf seiner Seite haben wollte.
"Ja.", gab er zur Antwort. "Ja, wenn wir mit Hasael fertig sind ist Suladan an der Reihe."
"Gut.", erwiderte Narissa, und Edrahil erschrak vor dem Hass in ihrem Blick. "Und wenn es so weit ist, dann werde ich diejenige sein, die ihn tötet." Den letzten Teil schien sie mehr zu sich selbst als zu Edrahil gesagt zu haben, und so gab er darauf keine Antwort. Für einen Moment versanken die beiden in etwas unbehaglichem Schweigen, das Edrahil schließlich brach: "Wunderbar. Willst du mir dann nicht vielleicht etwas mehr von dieser Insel erzählen, von der du kommst? Das klingt nämlich sehr interessant."

Narissa hatte keine Gelegenheit zu antworten, denn nun betraten Saleme und der Schreiber Bayyin den Raum. Die Spionin erfasste mit einem Blick die Lage im Raum, und für einen Moment schien ihr Blick an dem im Tisch steckenden Dolch hängen zu bleiben. "Freut mich, dass ihr miteinander auskommt." Sie wartete bis Bayyin seine Habseligkeiten, die er in einem einzigen großen Beutel verstaut hatte, in einer Ecke des Raumes abgelegt hatte. Währenddessen dachte Edrahil darüber nach, dass Salemes Stimme überhaupt nicht begeistert geklungen hatte.
"Ich werde euch nun für den Moment verlassen, denn wichtige Dinge verlangen nach meiner Aufmerksamkeit." Edrahil nickte nur stumm, bemüht sich seine Zufriedenheit nicht anmerken zu lassen. Sowohl Narissa als auch Bayyin waren hochinteressant und verbargen eindeutig noch das ein oder andere vor ihm, und das würde er lieber herausfinden ohne dass die Spionin in der Nähe war.

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Eandril

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Neue Verbündete
« Antwort #1 am: 19. Sep 2016, 19:06 »
Nachdem Saleme den Raum verlassen hatte, bedeutete Edrahil Bayyin und Narissa mit einer Geste zu schweigen. Er wartete einen Moment ab, stand dann auf und begann, die Wände auf Löcher oder Geheimverstecke abzuklopfen, von denen aus Saleme oder ihre Getreuen sie belauschen könnten.
Narissa begriff offenbar schnell was er vorhatte und tat es ihm gleich, während der Schreiber verwundert dabeistand. Nachdem sie alle Wände sowie die beiden kleinen angrenzenden Räume, in denen jeweils zwei Betten standen ergebnislos abgesucht hatten, kehrten sie wieder in den Hauptraum zurück. Edrahil ließ sich auf der einen Seite des Tisches nieder und streckte erleichtert sein schmerzendes Bein aus, während Narissa und Bayyin sich ihm gegenüber setzten.
"Also.", begann Edrahil mit einem etwas gezwungenen Lächeln, und rieb sich unter dem Tisch das Knie. "Da wir jetzt unter uns sind, würde ich gerne unser angefangenes Gespräch fortsetzen."
Narissa öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Edrahil hob in einer gebieterischen und lang geübten Geste die Hand. "Nein, ich will für den Moment nichts über deine Insel hören sondern viel lieber, was euch nach Umbar geführt hat und warum Saleme denkt es hätte einen Sinn mit euch zusammen zu arbeiten."
Die beiden wechselten einen raschen Blick, der Edrahil sofort verriet dass sie beide wussten wovon er sprach.
"Nun...", begann das Mädchen zögerlich. "Das hängt wahrscheinlich schon mit meiner Herkunft zusammen." Und sie begann zu erzählen, von der Weißen Insel, Tol Theyn, wo auch weit im Süden noch Nachfahren der Númenorer lebten und gegen den Schatten kämpften. Zwar war das meiste davon Edrahil tatsächlich neu, doch er erinnerte sich an den geheimnisvollen Dírar, den er bei Thorongils Angriff auf Umbar gesehen hatte, und der dort an der Seite des Hauptmannes gefallen war. Welche Rolle diese Turmherren über die Jahrhunderte in Harad als heimliche Unterstützer Gondors gespielt hatten war Edrahil nicht bekannt gewesen, und er wunderte sich nicht länger dass Saleme es für sinnvoll befunden hatte, dieses Mädchen für ihre Zwecke zu rekrutieren - erst recht als sie erzählte, wie Suladans Truppen die Insel überfallen und ihre Bewohner vernichtet hatten. Das erklärte zumindest teilweise ihren Hass auf den Sultan, und machte sie zu einer sicheren Verbündeten.
So stur und verschlossen Narissa auch vorher gewesen war, jetzt nachdem er die Barrieren durchbrochen hatte erzählte sie alles und schien erleichtert, vieles davon endlich loszuwerden. Sie erzählte wie sie gemeinsam mit Bayyin von der Insel entkommen war, aber schließlich wieder von ihm getrennt und gefangen genommen wurde. Wie sie mit der Hilfe eines Elben namens Níthrar wieder entkam und sich in der Folgezeit bis nach Umbar durchschlug, wo Saleme und Edrahil sie letztendlich gefunden hatten.
Als Narissa ihre Erzählung beendet hatte, meinte Edrahil: "Jetzt weiß ich, warum Saleme uns zusammengebracht hat. Wir verfolgen beide das gleiche Ziel, und wie es aussieht bist du bestens dafür geeignet." Er wandte sich dem Schreiber zu. "Ich weiß allerdings noch nicht, was sie an dir gesehen hat. Fälscher gibt es in dieser Stadt wahrlich genug."
Bayyin schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass ihr Interesse daher rührt, sondern eher von meiner Bekanntschaft mit Narissa. Vielleicht hat sie geglaubt, ich würde ebenfalls den Dúnedain vom Turm angehören.", sagte er, und überraschte Edrahil damit, denn der Spion war zum gleichen Schluss gekommen.
"Allerdings...", setzte Bayyin zu einer Ergänzung an, brach auf einen warnenden Blick Narissas hin aber wieder ab.
Edrahil seufzte, und kratzte sich das Kinn auf dem ihn die Bartstoppeln furchtbar juckten. "Es gibt also eine Verbindung von der Saleme nichts weiß, ja?", fragte er, erntete also nur Schweigen.
"Meine lieben neuen Verbündeten, ihr braucht nicht zu befürchten dass ich Saleme irgendetwas von dem erzähle, was ihr mir hier sagt." Er zuckte mit den Schultern. "Narissa, ich habe dir vorhin sehr deutlich gemacht, dass ich dieser Spionin keineswegs vertraue, sondern nur aus der Not heraus mit ihr zusammenarbeite. Du jedoch bist eindeutig eine Feindin Suladans und Mordors, und stehst allein deshalb auf meiner Seite und hast von mir nichts zu befürchten." Das Mädchen schaubte verächtlich, deshalb sprach Edrahil rasch weiter um einer scharfen Erwiderung zuvor zu kommen. Er kannte diese Art junger Leute, die meinten von Alten nichts befürchten zu müssen.
"Ich habe nur zwei Interessen, die ich um jeden Preis verfolge: Das überleben Dol Amroths und Gondors, und Saurons Sturz. Beides kann ich nur erreichen, indem ich gegen Suladan und Hasael vorgehe, und dazu benötige ich jede Information die hilft, diese zu stürzen. Eure Ziele sind die gleichen, von daher ist es in eurem Interesse, mir diese Informationen zu geben."
Auf einen Blick Bayyins verdrehte Narissa die Augen, und erwiderte: "Eigentlich sind es sogar zwei Dinge, die euch interessieren könnten. Da wäre zum einen ein Dokument, dass Bayyin in der Bibliothek von Aín Sefra gefunden hatte, dass ihn über den Weißen Turm nach Umbar geführt hat."
"Darin war von einem geheimen Weg von Süden nach Mordor die Rede, der nicht einmal dem Dunklen Herrscher bekannt wahr.", erklärte Bayyin leise. "Wo genau dieser Weg liegt konnte ich noch nicht herausfinden, aber der Verfasser des Berichts hat sich nach seiner Reise einige Zeit in Umbar aufgehalten. Also habe ich gehofft, hier genauere Informationen zu finden, aber bislang hatte ich keinen Erfolg."

Edrahil spürte, wie sein Herz schneller schlug. Ein geheimer Weg nach Mordor! Das nützte ihm zwar bei seiner unmittelbaren Aufgabe wenig, aber jede Information dieser Art die den Weg nach Dol Amroth fand, verbesserte ihre Chancen Sauron letzten Endes zu besiegen. "Das klingt schon äußerst vielversprechend.", meinte er, bemüht sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. "Und worum handelt es sich bei der zweiten Sache."
"Ein Mann namens Qúsay, der sich mit Gondor verbündet hat, hat eine Versammlung seiner Verbündeten in Aín Sefra einberufen, die in sechs Tagen stattfinden wird."
Dieses Mal zuckte Edrahil sichtbar zusammen. Natürlich wusste er bereits von Hasaels Neffen und seinem Bündnis mit Gondor, doch von dieser Versammlung hörte er zum ersten Mal.
"Woher weißt du davon?", fragte er, und dachte dabei fieberhaft nach. Diese Versammlung konnte eine Gelegenheit sein, mit diesem Qúsay direkt in Kontakt zu treten, auch wenn ihm eigentlich widerstrebte mit einem Haradrim zusammen zu arbeiten. Aber man musste Kompromisse eingehen. Zu seiner Überraschung antwortete Bayyin. "Ich habe gestern einen Brief entschlüsselt, der von einem meiner Auftraggeber abgefangen worden war. Darin schilderte einer von Narissas Volk die Ereignisse in Linhir, und wie er Qúsay und einen seiner Verbündeten namens Marwan beim Gespräch über diese Versammlung belauscht hat."
"Er wusste offenbar nicht, dass unser Volk nicht länger existiert.", fuhr Narissa an seiner Stelle tonlos fort. "Bayyin hat mir den Brief gezeigt und seinem Auftraggeber gegenüber behauptet, dass er ihn nicht entschlüsseln könnte. Ich hatte gerade überlegt nach Aín Sefra zu gehen und mir diesen Qúsay anzusehen, als ihr aufgetaucht seid."
Edrahil schwieg einen Augenblick, und dachte fieberhaft nach. Eigentlich wollte er Narissa am liebsten in der Nähe behalten, denn sie würde ihm bei seiner Aufgabe ziemlich nützlich sein. Allerdings... hin und wieder musste man ein Risiko eingehen.
"Geh nach Aín Sefra.", meinte er, und genoss für einen Augenblick den Ausdruck der Überraschung auf den Gesichtern der beiden. "Versuch dich mit Qúsay zu treffen und finde heraus was er für ein Mann ist. Wenn er ehrlich ist und sein Bündnis mit Gondor einhalten und gegen Mordor kämpfen will, erzähl ihm von mir. Sag ihm, dass Edrahil von Linhir in Umbar ist und Hasaels Position für ihn schwächen wird."
"Aber...", unterbrach das Mädchen ihn. "Ich lasst mich einfach so gehen?"
Edrahil lächelte. "Ja, das tue ich. Vielleicht begehe ich einen Fehler, vielleicht fliehst du einfach oder ich habe dich falsch eingeschätzt und du schließt dich unseren Feinden an. Doch die Gelegenheit ist dieses Risiko alle mal Wert. Allein können wir nicht viel ausrichten, doch wenn wir mit Qúsay zusammenarbeiten, können wir dieses ganze Reich zum Einsturz bringen."
Narissa nickte, die Antwort schien sie zufrieden zu stellen. "Ich werden sofort aufbrechen."
Edrahil erwiderte: "Gut. Bayyin, du bleibst hier. Ich werde dir helfen diesen Bericht über den Weg nach Mordor zu finden. Im Gegensatz dazu wirst du deine Kontakte zu Unterwelt von Umbar nutzen, um mir dabei zu helfen, Hasael zu schwächen oder sogar zu stürzen."
Zu seiner Überraschung widersprach keiner der beiden.

Narissa auf die Straßen von Umbar...
« Letzte Änderung: 22. Jan 2020, 16:05 von Fine »

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Eine interessante Entwicklung
« Antwort #2 am: 7. Okt 2016, 11:18 »
Zwei Tage nach Narissas Abreise saß Edrahil am Tisch seines Verstecks und schrieb Briefe. Es war zwar noch mehrere Stunden vor Sonnenaufgang, doch er hatte nicht schlafen können und dann beschlossen die Zeit sinnvoll zu nutzen.
Bayyin hatte sich mit seinen Kontakten zur Unterwelt von Umbar als Gold wert erwiesen, und Edrahil plante, die zahlreichen miteinander konkurrierenden Banden zu seinem eigenen Vorteil einzusetzen. Er und Bayyin hatten bereits zuvor einige Straßenkinder aufgetrieben, von denen es in der Stadt nur so wimmelte - Waisen, Flüchtlinge, unerwünschte Bastarde. Jetzt dienten sie Edrahil, und sie würden seine Augen und Ohren überall in der Stadt sein, am Hafen, auf den Mauern, vor dem Palast und in den kleinsten Gassen. Er hatte ihnen Gold für jede sinnvolle Information versprochen, die sie ihm brachten, und er hatte bereits die ein oder andere interessante Sache erfahren. Zum Beispiel von einem verlassenen, halb eingestürzten Haus an der Nordmauer, das laut dem kleinen Jungen der ihm davon erzählt hatte, voller alter Bücher und Schriftrollen sein sollte. Der Schreiber war über diese Information ganz aufgeregt gewesen, und hatte dem Jungen ein Goldstück aus der mit Münzen gefüllten Truhe gegeben, die sie in einem der Nebenräume gefunden hatten. Offenbar hatte Saleme ein Interesse daran, ihre Verbündeten möglichst gut auszustatten.

Gerade als Edrahil seinen Brief an den Kopf einer Schmugglerbande beendet hatte, klopfte es an der Tür des Verstecks. Er stand mühsam auf, humpelte zur Tür hinüber und öffnete. Vor ihm stand ein zerlumptes Mädchen, dass vor Erschöpfung nach Luft schnappte.
"Meister... Meister Edrahil?" Edrahil lächelte so freundlich und vertrauenerweckend wie es ihm möglich war. "Ja? Was hast du zu erzählen?"
"Ich war am Hafen, und da habe ich zwei Leute gesehen die so aussahen wie du!"
Edrahil stockte für einen Moment, doch dann wurde ihm klar dass das Mädchen Menschen aus Gondor meinen musste.
"Wirklich?", fragte er. "Und was haben sie da getan?"
"Sie kamen mit einem Fischerboot, und dann kam eine Wache und hat mit ihnen gesprochen. Sie sind alle drei aufs Boot gegangen, aber die Wache kam nicht wieder und das Boot brannte!"
"Hmmm..." Edrahil strich sich nachdenklich über den Bart, den er sich in letzter Zeit hatte wachsen lassen, und in dem sich zu seinem Entsetzen deutliche graue Spuren zeigten. Dass sich Gondorer in Umbar herumtrieben, konnte verschiedene Gründe haben - entweder Flüchtlinge, die sehr weit vom Weg abgekommen waren, Verräter im Dienste Hasaels oder Suladans oder Boten aus Dol Amroth. Gegen die Flüchtlinge sprach die Tatsache, dass sie offenbar einen Wachmann getötet haben, was ebenfalls die Möglichkeit der Verräter unwahrscheinlich machte...
Er warf dem Mädchen eine Silbermünze zu. "Hier. Wenn du mich hinbringst bekommt du mehr."

Edrahil zum Hafen...
« Letzte Änderung: 22. Jan 2020, 16:06 von Fine »

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Re: Edrahils Versteck
« Antwort #3 am: 9. Okt 2016, 10:50 »
Edrahil, Valion und Valirë von den Straßen Umbars...

Edrahil drehte den Griff der Tür, die zu seinem Versteck führte, einmal links, einmal rechts und noch einmal links, und die Tür schwang auf. Er ging als erster hinein, wobei er sich seines Humpelns und der Blicke der Zwillinge in seinem Rücken deutlich bewusst war, und sah Bayyin an dem großen Holztisch sitzen.
"Es gibt Neuigkeiten", sagte er zu dem Schreiber, und zeigte mit dem Daumen der linken Hand auf Valion und Valirë, die ihm folgten. "Diese beiden werden uns im Auftrag Dol Amroths bei unseren Aufgaben behilflich sein. Du kannst dir die Höflichkeiten sparen", fügte er hinzu, als Bayyin den beiden freundlich zunickte. "Es sind leider vollständige Holzköpfe."
"Nun, äh..." Der Schreiber erhob sich, und klopfte die Krümel seiner Mahlzeit von seiner Kleidung ab. "Ihr habt sicher viel zu besprechen. Wenn ihr mich braucht, ich bin bei dieser eingestürzten Bibliothek, von der wir gestern erfahren haben." Sein Blick blieb für einen winzigen Augenblick an Valirë hängen, dann schien er sich jedoch zu straffen, raffte die Papiere und Stifte die er auf dem Tisch hatte liegen lassen zusammen und packte sie in den runden, länglichen Behälter den er am Gürtel trug. Mit einem knappen Abschiedsnicken quetschte er sich an den Zwillingen vorbei, wobei Edrahil nicht entging dass Valirë sich ein wenig breiter machte als unbedingt nötig, und verließ das Versteck.
"Also gut", sagte Edrahil, und ließ sich auf Bayyins verlassenem Platz nieder, wobei er einladend auf die beiden Stühle ihm gegenüber deutete. "Jetzt erzählt mir alles. Wie es gekommen ist dass die Prinzessin entführt wurde, und wieso ausgerechnet ihr hier seid - und diesmal die ganze Wahrheit, bitte." Der Blick, den er Valion zuwarf, hätte vermutlich den Fürsten von Umbar selbst eingeschüchtert.

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Nachrichten aus Gondor
« Antwort #4 am: 9. Okt 2016, 11:12 »
Bei Edrahils Blick machte Valion unwillkürlich einen Schritt rückwärts und stieß gegen den Arm seiner Schwester. Er blinzelte, fing sich und fixierte das Gesicht des Herrn der Spione.
"Also gut, Meister Edrahil," sagte er und legte etwas mehr Respekt in seine Stimme als gewöhnlich. "Von Anfang an. Lasst mich überlegen... Ihr bracht nach der zweiten Schlacht um Dol Amroth von dort auf, wenn ich mich recht entsinne." Er warf einen schnellen Seitenblick auf Valirë, welche zustimmend nickte. "Sicherlich wisst Ihr auch von Elphirs Auftrag, Belfalas und Linhir zurückzuerobern. Er und dieser Emporkömmling Hilgorn ritten nach Osten und waren siegreich nachdem sie mit der Unterstützung des von Sauron abtrünningen Südländerfürsten Qúsay eine große Schlacht bei Linhir geschlagen hatten."

Valirë übernahm und sagte: "Während dieser Ereignisse nahmen mein Bruder und ich uns zwei Schiffe und fuhren zum Ethir, die günstige Gelegenheit nutzend. Unsere Burg Belegarth und beinahe das gesamte Lehen sind nun wieder in Gondors Hand!" Triumphierend schlug sie mit der Faust auf den Tisch.
"Wir wussten allerdings nicht, dass nach dem Sieg bei Linhir die Diener Saurons eine Drohung ausgesprochen hatten. Sollte Gondor weitere Angriffe östlich des Gilrainflusses ausführen würde es der Schaden König Elessars sein, der als Geisel gehalten wird," sagte Valion und berichtete von den Worten des Ringgeists der Belegarth einen kurzen Besuch abgestattet hatte.
"Nach diesen Ereignissen rief uns Imrahil zurück nach Dol Amroth," berichtete Valirë.
"Natürlich," sagte Edrahil. "Ihr habt unerlaubt euren Posten verlassen."
Valirë zog verärgert die Brauen zusammen. "Als wir ankamen fanden wir die Stadt im Aufruhr vor. Wie es dazu kam, dass ein Schiff voller Korsaren im Hafen ankerte, ist mir ein Rätsel, doch irgendwie gelang es diesen Mistkerlen, Klein-Lothíriel zu entführen. Niemand konnte sie verfolgen, da sie gedroht hatten, die Prinzessin zu verletzen. Diese Feiglinge!"

"Ihr solltet wirklich ein ernstes Gespräch mit Amrodin führen," bemerkte Valion. "Nun, wie dem auch sei. Kurz vor dieser Entführung war dieser Qúsay mit Elphir nach Dol Amroth gekommen und hatte das Bündnis seines neuen Reiches mit Imrahil und Gondor besiegelt. Seine Bedingungen waren folgende: Seine Ernennung zum Fürst von Tofalas und Harondor und... die Hand Lothíriels."
Bei Valions Worten kam es ihm vor, als würde sich Edrahil einen winzigen Augenblick verkrampfen. Doch als er ein zweites Mal hinsah strahlte der Spion Dol Amroths wieder nichts als Ruhe und Besonnenheit aus.
"Hat Imrahil dem zugestimmt?" wollte er wissen.
"Das hat er," beantwortete Valirë die Frage. "Und als wir dann einige Tage später eintrafen nutzte er die Gelegenheit, ein weiteres Kind zu verloben..." Sie ließ den Satz unbeendet ausklingen.
"Er schickt uns, weil wir seine beste Option sind," sagte Valion. "Wir müssen uns in seinen Augen beweisen. Wir werden unser Bestes geben. Lothíriel mag eine Nervensäge sein, doch sie ... gehört nun zur Familie. Wir werden sie nicht im Stich lassen." Eine ungekannte Ernsthaftigkeit war über ihn gekommen. "Wir drei werden die Prinzessin befreien und ihren Entführern die Rache Dol Amroths zukommen lassen!"
« Letzte Änderung: 10. Okt 2016, 15:21 von Fine »
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Re: Edrahils Versteck
« Antwort #5 am: 9. Okt 2016, 11:44 »
Edrahil musste über Valion schmunzeln. Vielleicht konnte der Junge doch zu etwas nütze sein, wenn er nur etwas mehr von dieser, zwar übertriebenen aber doch ehrlich gemeinten, Ernsthaftigkeit an den Tag legen würde.
Und obwohl er sich über ihren Übereifer was die Befreiung Ethirs anging, ärgerte, stimmte die Ehrlichkeit der Zwillinge ihn ein wenig milder. Auch wenn sie nicht allzu vorrauschauend dachten, meistens meinten sie es gut - meistens.
Das Verlöbnis Lóthiriels mit diesem Qúsay war eine nicht allzu willkommene Überraschung gewesen, aber er musste unwillig eingestehen, dass es vermutlich die beste Methode war, das Bündnis mit Hasaels Neffen zu festigen. Doch der Bericht der Zwillinge warf noch mehr Fragen auf.
"Langsam", sagte er. "Wir können nicht einfach in den Fürstenpalast stürmen und die Prinzessin befreien. Eigentlich können wir nicht einmal sicher sein, dass sie überhaupt dort gefangen gehalten wird, also müssen wir zunächst Informationen sammeln. Ich weiß, dass Planung und Geduld nicht unbedingt eure Stärke sind", diese Spitze konnte er sich nicht verkneifen, "aber in dieser Angelegenheit ist beides von höchster Wichtigkeit."
Als er den Ausdruck auf Valions Gesicht sah, hob Edrahil die Hand um einer Erwiderung des Jungen zuvor zu kommen.

"Zuerst habe ich noch ein paar Fragen. Da wäre erstens, welches seiner Kinder Imrahil verlobt hat... und mit wem." Natürlich war ihm klar, dass es sich eigentlich nur um Erchirion handeln konnte. Elphir war bereits verheiratet, Lóthiriel verlobt und Amrothos irgendwo im Norden, also blieb nur sein Zweitgeborener. Und Valirë hätte es vermutlich nicht erwähnt, wenn nicht sie selbst mit ihm verlobt worden wäre. Seine Frage war an sich also überflüssig gewesen, doch er hasste Andeutungen. Wenn man ihm etwas berichtete, dann erwartete er eindeutige Informationen.
"Und zweitens bin ich in der Lage zu rechnen, und ihr habt länger von Dol Amroth nach Umbar gebraucht als zu erwarten wäre. Also seid ihr auf dem Weg entweder in Schwierigkeiten geraten oder habt einen Umweg gemacht."
« Letzte Änderung: 9. Okt 2016, 12:23 von Eandril »

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Der Bericht von der Reise
« Antwort #6 am: 9. Okt 2016, 12:02 »
Valirë blickte zu Boden. "Ich bin es," sagte sie leise. "Imrahil hat mich mit Erchirion verlobt."
Edrahil nickte und Valion erkannte, dass er sich genau das bereits gedacht hatte.
"Ihr habt die Verlobung verpasst," merkte er an. "Nicht, dass sie der Rede wert gewesen war. Doch sie war Teil von Imrahils Urteil. Und Erchirion ist wirklich nicht die schlechteste Wahl..."
Dies entlockte seiner Schwester tatsächlich wieder ein kleines Lächeln. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte: "Unser Schiff ist die Súlrohír, die uns der Tirn Aear Amros freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat." Ihr Tonfall nahm wieder ihren typischen zweideutigen Klang an, was ihr einen Schubs von ihrem Bruder einbrachte.
"Südlich von Lontirost gerieten wir in eine Flaute," fuhr Valion fort, "und die südliche Mündungsströmung des Anduins trieb uns weg von Tolfalas und dem Festland. Drei Tage trieben wir auf dem Meer umher bis endlich ein glücklicher Westwind auffrischte und wir Kurs auf Umbar setzen konnten. Doch offenbar waren wir schon weit nach Süden gekommen, weshalb wir nach einer vorsichtigen Fahr gen Osten nicht auf das Kap von Umbar, sondern auf die Insel Tol Thelyn trafen. Diese Insel... tauchte in den Seekarten nicht auf, sondern war nur noch auf einem ganz alten Dokument eingezeichnet und anscheinend in Gondor in Vergessenheit geraten. Auf ihr steht ein hoher Turm von númenorischer Bauart, der jedoch erst kürzlich in Flammen gestanden haben muss. Wir gingen an Land und fanden nichts als Verwüstung vor."

Die Zwillinge schwiegen einen Augenblick. Vor seinem Inneren Auge sah Valion erneut die Zerstörung auf Tol Thelyn vor sich, und Thorongils düsteres Gesicht tauchte vor ihm auf.
"In der Nähe des Turmes trafen wir auf einen Mann namens Thorongil," sagte Valirë.
"Sein richtiger Name war Beorn, Hadors Sohn vom Turm," warf Valion ein, doch seine Schwester brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen.
"Er erzählte uns, dass Suladan die Insel, die einst ein Außenposten der Dúnedain Harads gewesen war, angegriffen und zerstört hatte," fuhr sie fort. "Doch er sagte auch, dass zwei Schiffe am Hafen gefehlt hätten als er dort gewesen war. Vielleicht haben also einige dieser Dúnedain überlebt. Er blieb auf der Insel zurück, entschlossen, die Reste seines Volkes zu sammeln."

Erneut trat eine kurze Pause ein, doch Valion sah, wie Edrahil ihn aufmerksam anblickte, den Rest des Berichts abwartend.
"Nun, wie dem auch sei..." setzte Valion den Bericht fort. "Nachdem wir unsere Wasservorräte aufgefrischt hatten setzte uns der Kapitän am Leuchtturm am Eingang der Bucht von Umbar ab, und wir fuhren mit einem Fischerboot den Rest der Strecke bis zum Hafen, wo wir für etwas Ablenkung sorgten. Und nun sind wir hier..."
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Re: Edrahils Versteck
« Antwort #7 am: 9. Okt 2016, 12:22 »
Bei der Erwähnung von Tol Thelyn zuckte Edrahil innerlich zusammen, zeigte nach außen allerdings keine Regung.
"Diese Insel klingt interessant", sagte er langsam, nachdem die Zwillinge ihren Bericht beendet hatten. Die Verbindung zu Narissa war ihm klar, auch wenn das Mädchen behauptet hatte, dass niemand außer ihr und Bayyin Suladans Angriff überlebt hätte. Hatte sie gelogen weil sie ihm nicht getraut hatte, oder wusste sie nichts von den anderen Überlebenden. Edrahil stützte die Arme auf den Tisch, legte die Fingerspitzen zusammen und beschloss, sein Wissen über die Insel für den Moment nicht offen zu legen.
"Vielleicht könnten diese Dúnedain uns eines Tages noch nützlich sein. Es ist gut dass ihr euch doch noch entschließen konntet, mir davon erzählen", meinte er mit sanftem Spott. "Aber für den Moment sollte unsere Aufmerksamkeit anderen Dingen gelten. Bayyin, den ihr vorhin gesehen habt, hat einige Zeit als Fälscher gearbeitet, und einige Kontakte zur Unterwelt von Umbar."
Edrahil warf Valion über die zusammengelegten Fingerspitzen einen scharfen Blick zu. "Ich werde diese Kontakte nutzen und einige der führenden Köpfe der Unterwelt dazu bringen, mit mir zusammenzuarbeiten. Ihr werdet mir dabei helfen."
Es war eine Feststellung, keine Frage. Er war der Herr der Spione von Dol Amroth, und diese beiden waren von Imrahil geschickt worden um ihn zu unterstützen, also hatten sie seinen Befehlen Folge zu leisten.
"Das reden werde ich übernehmen - mal abgesehen davon, dass ihr euch vermutlich gar nicht mit ihnen verständigen könntet, benötigt man dazu auch ein wenig mehr Verstand als ihr vorweisen könnt. Allerdings könnt ihr mit euren Waffen und dem ganzen Drumherum recht einschüchternd aussehen, also stellt euch hinter mich, verschränkt die Arme und macht ein finsteres Gesicht - das sollte ihr hinkriegen."
Edrahil war gespannt, wie weit er gehen konnte, bevor den Zwilligen der Geduldsfaden riss. Selbstverständlich hatte er nicht vor, die beiden nur zu nutzen um irgendwelche Verbrecher einzuschüchtern, denn auch wenn er nicht allzu viel von ihren Fähigkeiten was das Denken anging, hielt, wäre das doch eine Verschwendung von Potential gewesen.

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Einsicht
« Antwort #8 am: 9. Okt 2016, 12:35 »
Valion musste sich eingestehen, dass Edrahil Recht hatte. Wie der Herr der Spione gesagt hatte konnten sie wohl kaum ohne einen Plan in den Fürstenpalast stürzen und alles kurz und klein schlagen bis man ihnen Lothíriel herausrückte. Doch die Idee, als besserer Leibwächter zu gebraucht zu werden gefiel ihm nicht sonderlich.
"Ich hoffe, Ihr wisst was Ihr tut," sagte er und unterdrückte seine Verärgerung. "Dies ist eine Stadt voller Abschaum und voller Feinde Gondors. Hier Verbündete zu finden, wird nicht leicht werden..."
Valirë zog eine Augenbraue nach oben. "Vielleicht sollte ich Bayyin... näher zu seinen Kontakten befragen..."
Edrahils Blick brachte sie jedoch dazu, diesen Gedanken ganz schnell beiseite zu schieben.
"Seid Ihr sicher, dass wir ihm trauen können? Immerhin verdient er sich seinen Lebensunterhalt mit Betrügereien, wie Ihr selbst sagt," warf Valion ein.

Er dachte einen Augenblick nach. Unser oberstes Ziel muss es sein, Lothíriel zu finden. Doch wir wisse nicht, ob sie überhaupt in der Stadt ist. Selbst Edrahil weiß es nicht. Also müssen wir mehr darüber herausfinden. Wenn diese Unterwelt-Kontakte sich als vertrauenswürdig erweisen, könnten wir sie dazu nutzen, in dieser Stadt einiges an Schaden zu verursachen und somit Gondor und Dol Amroth einen Vorteil im Krieg zu verschaffen.
"Also gut, Edrahil. Wir stehen fürs Erste in Euren Diensten," verkündete er. Ein Blick auf seine Schwester zeigte ihm, dass sie zwar etwas unwilliger als er selbst war, aber seiner Meinung zustimmte.
"Wen werdet Ihr als Erstes aufsuchen?" fragte er. "Wir werden sicher stellen, dass niemand es wagt, die Hand gegen Euch zu erheben - das ist ein Versprechen."
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Re: Edrahils Versteck
« Antwort #9 am: 10. Okt 2016, 15:08 »
Edrahil bemühte sich seine Überraschung zu verbergen, denn er hatte mit allem gerechnet - trotzige Widerworte, Zornausbrüche - aber nicht das, was er bekommen hatte. Bei Valions letzten Worten lächelte er zufrieden, und sagte: "Es stimmt, was man sagt - Glas von hoher Güte klingt, wenn man dagegen schlägt."
Auf den Gesichtern der Zwillinge malte sich Verwirrung, also erklärte er: "Ich habe euch auf die Probe gestellt. Ich habe euch beleidigt, ich habe euch kleingemacht, und ich habe euch Befehle gegeben. Und anstatt zu aufzubegehren, seid ihr ja beinahe unterwürfig."
Diese Taktik hatte er früher oft angewandt, um mögliche neue Rekruten auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen. Wer nicht in der Lage war, ihm trotzdem zu bedingslos zu gehorchen, fand niemals den Weg in die Reihen seiner Spione. Und trotz des schlechten ersten Eindrucks den die Zwillinge heute bei ihm hinterlassen hatten, hatte zumindest Valion diese erste Prüfung bestanden.

"Ich werde euch also nicht lediglich als bessere Leibwächter einsetzen", stellte er nun richtig. "Das wäre Verschwendung, denn es gibt für euch noch deutlich mehr sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, und ich bin niemand der seine Möglichkeiten nicht voll ausschöpft."
Er faltete die Hände auf dem Tisch, und blickte Valion direkt in die Augen. "Aber ich warne euch, missachtet einen meiner Befehle, oder leistet euch vermeidbare Fehler, und ich suche mir jemand besseren."
Fehler konnten immer passieren, auch er hatte Fehler gemacht - und in letzter Zeit sowohl Saleme als auch Hasael unterschätzt. Aber ein Verhalten der beiden wie vorhin in der Taverne fiel in die Kategorie der vermeidbaren Fehler, und was diese anging war seine Geduld begrenzt.

"Was Bayyin angeht: Ja, ich vertraue diesem Schreiber tatsächlich, seit ich seine ganze Geschichte kenne. Das hat auch nichts damit zu tun, dass wir beide unseren Lebensunterhalt mit Betrügereien verdienen", meinte er ironisch. "Aber er hat allen Grund Suladan und Mordor zu hassen, und keinen mich zu verraten solange wir einander helfen können. Möglicherweise wird es in Zukunft zu euren Aufgaben gehören ihn zu unterstützen, während er nach etwas sehr wichtigem sucht." Der Blick, den er Valirë dabei zu warf ließ keinen Zweifel daran, dass er genau verstanden hatte, wie genau sie Bayyin nach seinen Kontakten befragen wollte.
"Nun ja, vielleicht eher zu Valions Aufgaben." Valion war zwar nach allem was er wusste kein Stück besser als seine Schwester, doch bei ihm bestand immerhin nicht die Gefahr, dass er versuchen würde den Schreiber zu verführen - womit Valirë wie er Bayyin einschätzte möglicherweise sogar Erfolg hätte.
Edrahil zog den Brief, den er vorhin angefangen auf dem Tisch liegen gelassen hatte, zu sich heran. "Ich selbst werde übrigens keinen dieser Schmuggler und Bandenanführer aufsuchen, sondern per Brief mit ihnen Kontakt aufnehmen. Dieser hier", er deutete auf den Brief vor sich, "ist zum Beispiel an einen Schmuggler namens Izem, dessen Spezialität der Schmuggel von Waffen in und aus der Stadt ist, um die Steuern die auf Waffenhändler erhoben werden, zu umgehen. Irgendwann, wenn ich mir sicher genug bin dass er mir helfen wird, werde ich ihn und einige andere an einem geeigneten Ort versammeln, und dazu bringen mit mir zusammen gegen Hasael vorzugehen."

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Weitere Pläne
« Antwort #10 am: 10. Okt 2016, 15:41 »
"Also gut, Meister Edrahil," sagte Valirë, die den Blick des Herrn der Spione deutlich gespürt hatte. "Wie es aussieht habt Ihr wie man es von Euch gewohnt ist einen Plan. Wir werden uns also gegenseitig helfen. Dass wir Euren kleinen Test bestanden haben zeigt Euch dann hoffentlich, dass Ihr Euch auf uns verlassen könnt." Ein anzügliches Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. "In allen Angelegenheiten...
Valion verpasste seiner Schwester einen heftigen Schubser. Sie konnte es einfach nicht lassen. Es lag in ihrer Natur, neckisch zu sein, doch er hatte gehofft, dass sie den Ernst der Lage für einen Augenblick in den Vordergrund schieben konnte, so wie er es selbst tat. Dem war jedoch offenbar nicht so.
Andererseits hatte sie auch kein Messer am Hals gehabt, überlegte er. Vielleicht sollte Edrahil das nachholen, wenn er den Mut dafür hat. Er wusste, dass mit Valirë bei solchen Dingen nicht zu spaßen war.

"Sicherlich habt Ihr Boten in Euren Diensten, die diesen Brief an Izem überbringen könnten," mutmaßte er und beobachtete Edrahils gelassenen Gesichtsausdruck. "Dennoch vermute ich, dass Ihr einen Auftrag für uns habt, sonst würdert Ihr uns das wohl kaum erzählen, alter Geheimniskrämer, und von Aufgaben sprechen."
Er dachte daran, wie schnell Edrahil von der Ankunft der Zwillinge in Umbar erfahren hatte und wie schnell er sie aufgespürt hatte. Ihm entgeht wohl nur wenig, was in dieser Stadt geschieht. Und dennoch hat er noch nichts von Lothíriel gehört. Ich frage mich, ob sie überhaupt nach Umbar gebracht wurde. Imrahil schien verlässliche Informationen zu haben, doch woher stammen diese?
Ihm war klar, dass sich Edrahil dieselben Fragen stellen musste. Vielleicht hatte er sogar schon Antworten darauf gefunden.

Valion lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wartete ab, was Edrahil tun würde.
Doch Valirë sagte: "Seid Ihr sicher, dass der Sturz Hasaels uns dabei helfen wird, Lothíriel zu finden? Dies sollte unser dringlichstes Ziel sein. Wer weiß, was dieser Abschaum mit der Prinzessin tun wird..." Den letzten Teil des Satzes ließ sie unausgesprochen, doch Valion wusste, was seine Schwester hinzugefügt hätte, wäre jemand anderem als Edrahil gegenübergesessen: "...nicht jede Frau ist so widerstandsfähig wie ich."
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Re: Edrahils Versteck
« Antwort #11 am: 10. Okt 2016, 17:03 »
Edrahil schüttelte den Kopf. "Durch Hasaels Sturz könnten wir die Prinzessin zwar wahscheinlich befreien, doch so lange können wir nicht warten. Nein, ich arbeite an beidem zugleich, wie ihr euch möglicherweise denken könnt bin ich daran gewohnt, mehr als ein Eisen zugleich im Feuer zu haben."
Er setzte seine Unterschrift unter den Brief, und faltete ihn zusammen. "Ich habe tatsächlich Boten, die die Briefe überbringen können, und das meinte ich auch nicht mit den Aufgaben, die ich für euch habe." Edrahil seufzte, und rieb sich den Stumpf seines rechten Daumens.
"Aber wenn ihr es genau wissen wollt: Es kann sein, dass uns manchmal nur der Tod weiterbringen wird, und ihr werdet dann dafür sorgen, dass die entsprechende Person diesen findet. Außerdem werdet ihr Bayyin und mich beschützen, Leute für mich einschüchtern - ich mag zwar vieles sein, aber alleine nicht sonderlich einschüchternd - und weitere Sachen bei denen es vor allem auf Kampfkraft ankommt."

Er wurde von einem leisen Klopfen an der Tür unterbrochen und stand auf um sie einen Spalt zu öffnen. Vor ihm stand ein kleiner Junge in armseliger Kleidung und sagte: "Meister? Der Schreiber benötigt Hilfe."
Edrahil ächzte. "Na großartig. Wie gut dass ich gerade jemanden hilfreiches da habe..." Er drehte sich zu den Zwillingen um, und sagte: "Geht mit dem Jungen, und seht nach was Bayyin für Probleme hat. Lasst nicht zu dass er getötet oder gefangen wird, aber erregt auf keine Fall zu viel Aufsehen. Habt ihr mich verstanden?" Den letzten Teil fragte er in scharfem Tonfall, denn auch wenn er ihren Kampffähigkeiten vertraute, in bei ihrer Fähigkeit nicht aufzufallen war er sich deutlich weniger sicher.
"Also los mit euch." Er öffnete die Tür komplett und warf dem Jungen eine Münze zu. Valion verließ den Raum zuerst, doch bevor Valirë durch die Tür treten konnte sagte Edrahil noch: "Und Valirë... Ich werde versuchen, deine Bemerkung von vorhin zu vergessen. Aber du solltest bedenken, dass ich kein so liebestoller Trottel wie die meisten jungen Männer."
Mit diesen Worten schloss er schwungvoll die Tür hinter ihr.


Valion und Valirë auf die Straßen von Umbar


Verlinkung ergänzt
« Letzte Änderung: 11. Okt 2016, 15:14 von Fine »

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Informationen
« Antwort #12 am: 12. Okt 2016, 17:40 »
Nachdem die Zwillinge aufgebrochen waren, beendete Edrahil den angefangenen Brief an einen Mann namens Teijo, einen weiteren von Bayyins ehemaligen Kunden. Teijo vermietete Schlägerbanden wie Söldner an andere Schmuggler und Verbrecher, und trieb selbst Schutzgeld von vielen Händlern und Handwerkern im Süden Umbars ein. Teijos Schläger könnten Edrahil bei Hasaels Sturz eine unschätzbare Hilfe sein, und nur deshalb dachte er daran, sich mit einem derart mächtigen und selbstbewussten Mann einzulassen.
Während er schrieb, kamen noch drei weitere seiner kleinen Vögelchen, wie er die von ihm bezahlten Straßenkinder in Gedanken nannte, und brachten Neuigkeiten. Das erste Kind berichtete von einem Hauptmann von Hasaels Wache, der angeblich eine Vorliebe dafür hatte, Huren zu vergewaltigen und hinterher zu ermorden. Für den Moment war diese Information für Edrahil wenig von Bedeutung, aber er machte sich eine Notiz zu diesem Hauptmann. Vielleicht würde es ja irgendwann nötig sein, diesen zu erpressen, um Zugang zur Kaserne oder Hasaels Palast zu erhalten. Edrahil schauderte unwillkürlich beim Gedanken an den Palast und das Kerkerloch, in dem er gefangen gehalten worden war. Von dort wanderten seine Gedanken zu Saleme, deren Motive ihm nach wie vor ein Rätsel waren, und er wurde das Gefühl nicht los, etwas wichtiges übersehen zu haben. Wieso sollte sie zulassen dass er ihre Leute in den Tod schickte, ihn aus dem Kerker befreien, mit Bayyin und Narissa zusammenbringen, mit Geld und einem Versteck ausstatten und dann einfach verschwinden? Es passte einfach nicht zusammen, und diese Tatsache machte Edrahil verrückt.

Er wurde von dem zweiten Kind aus seinen Gedanken rissen, dessen Neuigkeiten deutlich unmittelbarer von Interesse für ihn waren. Der Junge berichtete, wie ein Mann und eine Frau aus Gondor, die gut bewaffnet waren, drei Banditen auf offener Straße getötet hatten. Im ersten Augenblick verdrehte Edrahil die Augen, doch im wurde sofort klar, dass die Zwillinge vermutlich keine andere Wahl gehabt hatten. Er hoffte nur, dass sie keinen Zusammenstoß mit den Wachen gehabt hatten...
Die dritte Neuigkeit ließ seine Hoffnung, dass Valion sich seine Warnung, nicht zu viel Aufsehen zu erregen, ernst genommen hätte, wie Schnee in der Sonne dahin schmelzen. Das in ein fadenscheiniges Kleidchen gehülltes Mädchen erzählte, dass ein Mann mit zwei Schwertern - das konnte nur Valion sein - auf einem Dach über einem Marktplatz gegen einen Mann gekämpft hätte, der ihm durch einen Sprung auf den Markt entkommen war. Sobald das Mädchen seine Belohnung erhalten hatte und davon gehüpft war, rieb Edrahil sich mit einem Ächzen die Stirn. Das konnte nun wirklich nicht mehr unter "so wenig Aufsehen wie möglich erregen" fallen, und darüberhinaus hatte der Junge auch noch seinen Gegner entkommen lassen. Und außerdem Bayyin mit Valirë allein gelassen. Edrahil machte sich keine großen Hoffnungen, was Bayyins Widerstand gegen ihre Verführungskünste anging, und ebenso wenig, dass diese entgegen seiner Andeutungen die Finger von dem Schreiber lassen würde.

Er faltete auch den Brief an Teijo zusammen, versiegelte ihn und legte ihn auf den kleinen Stapel neben ihm zu den Briefen an den Schmuggler Izem und diverse andere Unterweltgrößen Umbars. Vielleicht konnte er das Aufsehen, dass Valion und Valirë erregt hatten, doch noch zu seinem Vorteil nutzen... Nach dem heutigen Auftritt würden sie sicherlich auch schon bald seinen möglichen Verbündeten bekannt sein, und wenn sie dann sahen dass die beiden für ihn arbeiteten... Edrahil lächelte zufrieden, als der Türknauf von außen gedreht wurde - links, rechts, links - und Bayyin gefolgt von den Zwillingen in den Raum stolperte.
« Letzte Änderung: 22. Jan 2020, 16:07 von Fine »

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Zurück im Versteck
« Antwort #13 am: 12. Okt 2016, 21:01 »
Valion, Valirë und Bayyin von den Straßen von Umbar


Als sie eintraten blickte Edrahil von seinem Schreibtisch auf. Bevor sie etwas sagen konnte kam er ihnen bereits zuvor.
"Etwas ist geschehen. Berichtet, und lasst diesmal nichts aus," sagte er ruhig und blickte sie aufmerksam an, die Hände gefaltet und in erwartungsvoller Haltung.
Bayyin trat einen Schritt vor. "Es gab einen Überfall, Meister Edrahil," brachte er hervor. "Eine Gruppe von feigen Hunden wollte mir meine Aufzeichnungen und wohl auch mein Leben stehlen."
Edrahils Blick sagte: Dazu ist es offenbar nicht gekommen, denn hier bist du, unversehrt. Doch der Herr der Spione blieb still, wartete auf den Rest des Berichts.
"Wir kamen rechtzeitig in der Gasse an, in der dem Schreiber aufgelauert worden war," setzte Valion die Erzählung fort. "Drei dieser Banditen erschlugen wir, dann nahm der Rest Reißauß. Doch sie hatten Bayyins Tasche, also nahm ich die Verfolgung auf." Er blickte zu Boden, sich seiner Schuld durchaus bewusst.
"Ich weiß, Ihr sagtet wir sollten unauffällig bleiben. Doch wir wurden zum raschen Handeln gezwungen, sonst hätte Bayyin verletzt oder getötet werden können."

Er hielt einen Augenblick inne, doch es war offensichtlich, dass Edrahil abwartete, bis alles berichtet worden war. Also fuhr Valion fort: "Ich verfolgte die beiden Diebe durch viele Gassen und über einige Dächer bis mir das Glück beistand, den einer der beiden trat auf einer Leiter fehl und stürzte in den Tod. Den zweiten stellte ich zum Zweikampf und konnte ihn entwaffnen. Zwar gelang ihm die Flucht, doch ich habe seinen Namen; vielleicht könnt Ihr damit etwas anfangen. Er nannte sich Mustqîm."
"Die... nun... also, Valirë hier ... sie brachte mich derweil in Sicherheit," sagte Bayyin und Röte schoss in seine Wangen.
Valirë grinste, doch Valion wusste, dass es keine Chance gab, den Zwischenfall vor Edrahil geheimzuhalten. Also sagte er: "Als ich von der Jagd zurückkehrte und mir ein Straßenjunge den Aufenthaltsort meiner Schwester gezeigt hatte fand ich sie... nun, nur leicht bekleidet vor."
"Valion!" rief Valirë, sichtlich überrascht. Bayyin hingegen schien im Boden versinken zu wollen.
"Ihr wolltet den vollständigen Bericht der Ereignisse, Edrahil," sagte Valion fest. "Sicherlich könnt Ihr Euch vorstellen, was geschehen ist. Ich übernehme die Verantwortung dafür, falls durch meine Unaufmerksamkeit Schaden entstanden ist. Doch ich stehe zu meiner Entscheidung und bin der Meinung, das Richtige getan zu haben als ich Mustqîm verfolgte."
Edrahil nickte. "Und die Tasche?" fragte er leise. Ihm entging wirklich kein Detail.
"Die habe ich hier," beantwortete Bayyin die Frage etwas kleinlaut.

Valion blickte Edrahil ins Gesicht, in Erwartung einer weiteren Standpauke. Doch er war bereit, die Konsequenzen zu tragen. Er hatte sich entscheiden müssen und seine Wahl getroffen. Er hoffte, dass Edrahil dies auch so sehen würde....
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Ein neuer Auftrag
« Antwort #14 am: 12. Okt 2016, 22:04 »
Edrahil musste sich trotz seines anfänglichen Zorns das Lachen verbeißen, als Valion von Bayyins... Zusammenstoß mit seiner Schwester berichtete, denn das schuldbewusste Gesicht des Schreibers regte sehr zum Lachen an.
Als Valion seinen Bericht beendet hatte, sagte er: "Ihr habt tatsächlich so viel Aufsehen erregt, dass ich bereits vor eurer Ankunft von dem Kampf und der Verfolgung wusste." Er sah die Zwillinge streng an, rührte aber sonst keinen Muskel in seinem Gesicht. "Aber auch wenn ich mich anfangs geärgert habe, bin ich inzwischen zu dem Schluss gekommen dass ein bisschen Aufmerksamkeit schaden könnte - Aufmerksamkeit in den richtigen Kreisen."
Bayyin versuchte sich unauffällig hinter Valion in eines der Nebenzimmer zu schleichen, doch Edrahil warf ihm einen eisigen Blick zu, der den Schreiber erstarren ließ.

"Von daher, Valion, bin ich ebenfalls der Ansicht dass du das richtige getan hast, als du diesen Mustqîm verfolgt hast." Mustqîm, das war doch immerhin etwas. Jetzt, wo er einen Namen hatte konnte er den Entflohenen vermutlich auch aufspüren. Der Junge hatte sich also nicht als vollkommen unfähig erwiesen.
"Und auch wenn er dir entkommen ist, wovon ich nicht begeistert bin, hast du zumindest seinen Namen herausgefunden und die Tasche zurückerobert." Er hob die linke Augenbraue, als er die überraschten Gesichter der Zwillinge sah.
"Was denn? Glaubt ihr, ich nur in der Lage Schlechtes zu sehen?" Edrahil lächelte, denn diesen Ruf hatte er, wenn er recht bedachte, vermutlich bei vielen, und fuhr fort: "Nein, ich bin in der Lage zu erkennen wenn jemand seine Aufgabe zufriedenstellend, wenn auch nicht perfekt ausgeführt hat."
Was er nicht zeigte war, dass Valions einsichtige und trotzdem selbstsicher Haltung ihn durchaus beeindruckt hatte. Sagen würde er das aber nicht, denn das Selbstbewusstsein der Zwillinge vom Ethir schien ihm groß genug zu sein... und außerdem fragte er sich, ob Valion nicht versuchte ihm etwas vorzuspielen. Immerhin war es möglich, dass er und seine Schwester Edrahil nur benutzen wollten um Lóthiriel zu retten und anschließend selbst den Ruhm einzusacken. Edrahil machte sich nichts aus Ruhm, solange die Arbeit erledigt wurde, also hatte er nichts dagegen wenn die beiden ihn stattdessen ernteten.

"Ich nehme nicht an, dass ihr die Leichen durchsucht habt?", fragte er, und beobachtete aufmerksam den Ausdruck leichter Panik, der sich auf Valions Gesicht breitmachte. Edrahil seufzte. "Nein, habt ihr natürlich..." Er wurde unterbrochen, als Valirë mit leicht triumphierende Miene etwas aus einer Tasche an ihrem Schwertgurt zog und vor ihm auf den Tisch fallen ließ. Es war ein rundes Metallplättchen, auf dem auf der einen Seite ein Olifant und auf der anderen ein Dolch eingraviert waren. "Hmmm..." Edrahil hatte von diesen Zeichen gehört, sie wurden von Teijos Schlägertrupps bei sich getragen. Laut Bayyin war der Dolch auf jedem Plättchen graviert, das Symbol auf der anderen Seite von Trupp zu Trupp verschieden.
"Sonst irgendwas?" "Nichts interessantes", antwortete Valirë. "Nur Waffen und ein paar Münzen." Sie grinste hinterhältig.
Als ob du die Münzen nötig hättest...
"Nun gut." Edrahil ließ das Plättchen in seiner Tasche verschwinden. "Bayyin?" Der Schreiber, dessen Gesicht noch immer eine interessante Rottönung aufwies, wandte sich ihm zu. "Irgendetwas gefunden?" Bayyin schüttelte den Kopf. "Nun... ich denke nicht. Diese Bibliothek, wie der Junge sie nannte, ist denke ich eher eine alte Kanzlei, in der alle möglichen offiziellen Dokumente verfasst und gelagert wurden."
"Hm." Edrahil kratzte sich das Kinn, und erwiderte: "Schade, aber solche Dokumente könnten auch nützliche Informationen bergen. Sobald wir die Männer dazu haben werden wir sie weiter durchsuchen, und alles Interessante hierher bringen."
Dann blieb ihnen vermutlich nur eine Möglichkeit, den Reisebericht den Narissa erwähnt hatte, zu finden: Die fürstliche Bibliothek in Hasaels Palast. Er wandte sich wieder den Zwillingen zu, die beide erste Zeichen von Ungeduld zeigten. "Ich habe einen neuen Auftrag für euch, der etwas länger dauern könnte. Wir brauchen aus bestimmten Gründen Zugang zur fürstlichen Bibliothek, und dazu müssen wir an einen Bibliothekar namens..." Er stockte, und Bayyin kam ihm zur Hilfe: "Wahab." Edrahil nickte dankbar, und fuhr fort: "Also an einen Bibliothekar namens Wahab herankommen."
Der Schreiber hatte ihm erzählt, wie er neben seiner Arbeit als Fälscher die fürstlichen Bibliothekare ein wenig ausgespäht hatte - zunächst allein, später mit der Hilfe Narissas - und Edrahil hatte entschieden, dass Wahab am vielversprechendsten war.

"Dieser Wahab geht nach Bayyins Informationen jeden Abend kurz nach Einbruch der Dunkelheit für eine halbe Stunde in eine Taverne direkt unterhalb des Fürstenpalasts."
"Er ist zwischen vierzig und fünfzig", fügte Bayyin hinzu, wobei er es vermied Valirë direkt anzusprechen und stattdessen lieber zwischen Valion und Edrahil hin- und herblickte. "Schwarze, kurz geschorene Haare, die an den Schläfen grau werden, und ein wenig blasser als die meisten Menschen. Hat meistens Tintenflecke an den Händen, und ist recht dick."
Wie zutreffend die Beschreibung war konnte Edrahil nicht sagen, denn er hatte noch keine Zeit gehabt sich von diesem Wahab selbst ein Bild zu machen. Doch die Beschreibung und seine offenbar regelmäßigen Gewohnheiten machten ihn zum perfekten Opfer.
"Ihr sollt ihn unauffällig - und dieses Mal meine ich wirklich unauffällig - beobachten. Findet heraus wo er wohnt, findet heraus wie er in den Palast kommt, findet heraus ob er ein Feigling ist den ihr einschüchtern könnt oder ein einsamer Mann, denn Valirë auf andere Art und Weise überzeugen könnte..." Dass Edrahil bereit war ihre Reize auf diese Art zum Einsatz zu bringen, war anscheinend sogar Valirë unangenehm, denn sie verzog das Gesicht. Aber der Blick den Edrahil ihr zuwarf sagte eindeutig aus, dass sie nach der Geschichte mit Bayyin etwas gutzumachen hatte.
"Aber!" Er warf beiden Zwillingen einen bedeutungsvollen Blick zu. "Ihr unternehmt nichts ohne meine Erlaubnis. Und während ihr das erledigt, werde ich an meinen Untergrundkontakten weiterarbeiten, und versuchen Lóthiriels Spur aufzunehmen. Habt ihr verstanden?"
"Natürlich," sagte Valion und auch Valirë nickte bestätigend. Sie drehten sich um und verließen den Raum.

Valion und Valirë auf die Straßen Umbars...
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Bayyins Befragung
« Antwort #15 am: 16. Okt 2016, 21:14 »
Nach dem Aufbruch der Zwillinge rief Edrahil zunächst Bayyin zu sich. Der Schreiber wich seinen Blicken unbehaglich aus als er sich auf den gegenüberliegenden Stuhl setzte, und Edrahil seufzte.
"Was mit Valirë passiert ist interessiert mich nicht", sagte er kategorisch. "Das einzige was mich interessiert ist, dass ihr euch davon nicht von eurer Arbeit ablenken lasst. Und sei dir versichert, dass du nicht der letzte sein wirst, den sie in dieser Stadt verführt."
"Es wird nicht wieder vorkommen." Während er sprach fixierte Bayyin ein Astloch im Holz des Tisches. Edrahil schnaubte leise und vielsagend, gab aber keinen weiteren Kommentar ab.
"Die Nachrichten an deine... Kontakte sind fertig, und ich werde sie gleich zu dem Boten bringen den du erwähnt hast." Eigentlich erledigte Edrahil so etwas ungern selbst, aber Bayyin wollte er nicht schicken da der fragliche Bote ihn kannte, und die Zwillinge würden vermutlich noch einige Zeit unterwegs sein. Er brauchte unbedingt mehr vertrauenswürdige Helfer, aber das war im Augenblick nebensächlich.
"Vorher wüsste ich gerne, was in deiner Tasche ist." Ihm war nicht entgangen, dass Bayyin die Tasche wie seinen Augapfel hütete und ungern aus den Augen ließ.
"Alle Aufzeichnungen, die ich über Arandir vom Turm und seine Reisen gesammelt habe", erwiderte Bayyin, und Edrahil nickte langsam. Er hatte sich bereits etwas ähnliches gedacht, die Frage war allerdings: War es nur Zufall gewesen, dass dieser Mustqîm versucht hatte die Tasche zu rauben? Und wenn nicht, woher hatte er vom Inhalt der Tasche gewusst und welches Interesse konnte er daran haben? Auch wenn es kaum möglich war, die Lage in Umbar schien von Tag zu Tag komplizierter zu werden.

"Irgendetwas interessantes?" Der Bibliothekar schüttelte den Kopf. "Nichts, was ihr nicht bereits wisst."
"Nun gut." Edrahil stand auf und warf sich einen Mantel um die Schultern, denn trotz der Hitze die tagsüber herrschte, konnte es nachts sehr kalt in Umbar werden. Dann ergriff er den kleinen Stapel Briefe die er geschrieben hatte, und sagte zu Bayyin: "Du wirst ein Verzeichnis mit allen Informationen die unsere kleinen Vögel und zuflüstern, anlegen. In dieser Stadt geschieht so viel, dass ich mehr Übersicht brauche, und als Bibliothekar bist du wie geschaffen dafür."

Edrahil auf die Straßen von Umbar...
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Vorbereitungen für den nächsten Tag
« Antwort #16 am: 17. Okt 2016, 10:27 »
Edrahil von den Straßen Umbars...

Der nächste Morgen zog herauf, und Edrahil war bereits früh wieder auf den Beinen. Ein Vorteil des Alters, dachte er, ist, weniger Schlaf zu brauchen. Er verbrachte den Vormittag damit, die Informationen die Bayyin aufgelistet hatte, zu sichten, und unter viel Klatsch und Tratsch konnte er auch einige interessante Dinge entdecken.
Da war zum Beispiel von einer Dienerin die Rede, die sich mit einer Freundin über zwei Besucher aus Gondor unterhalten hatte. Diese Besucher hatten offenbar mit ihrer Herrin Minûlîth gespeist und auch bei ihr übernachtet. Und um Edrahils letzte Zweifel auszuräumen, hatte die junge Frau auch noch von einem der sehr gut aussehenden Besucher geschwärmt - Offenbar war es Valion und Valirë gelungen, Freunde zu finden. Die Frage war nur, ob es ihnen auch gelungen war ihren Auftrag auszuführen.
Eine zweite nützliche Information war die Tatsache, dass Aquan, Hauptmann von Hasaels Leibwache anscheinend gerne den Palast verließ nachdem der Fürst sich zu Bett begeben hatte, und ein Bordell aufsuchte das nach Edrahils Informationen von einem Mann namens As'ar kontrolliert wurde. Und dieser As'ar sollte an diesem Morgen einen Brief von Edrahil erhalten haben...
Eine Gelegenheit, Hasaels obersten Leibwächter auszuschalten, und eine Gelegenheit zur persönlichen Rache, das schien Edrahil beinahe zu gut um wahr zu sein. Er würde sehr vorsichtig vorgehen müssen.

Im Laufe des Tages kamen immer mehr Informationen in Gestalt von Straßenkindern und Bettlern heran, die Bayyin alle getreulich aufzeichnete. Kurz nach Mittag verließ Edrahil schließlich seinen Platz am Tisch, und sagte: "Ich muss den Treffpunkt noch einmal besichtigen, und vielleicht ein paar Männer anheuern. Wenn ich in drei Stunden nicht zurück bin, schick einen Boten zu den Zwillingen."
Der Schreiber wirkte verwirrt: "Aber, wie soll ich wissen wo sie gerade sind?"
Edrahil verdrehte die Augen und deutete auf den Papierstapel der vor Bayyin auf dem Tisch lag: "Sie befinden sich vermutlich im Haus einer Adligen namens Minûlîth. Und falls sie nicht mehr dort sind, könnte sie wissen wohin sie gegangen sind."

Edrahil zum Hafen...
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Neue Spieler
« Antwort #17 am: 17. Okt 2016, 17:09 »
Edrahil vom Hafen
Valion und Valirë aus Minûlîths Anwesen


Als die Zwillinge am nächsten Morgen eintrafen, hatte Edrahil bereits ein karges Frühstück zu sich genommen, und wartete nun ungeduldig auf sein Helfer, während er wieder einmal sämtliche Informationen durchging die er inzwischen gesammelt hatte. Es war nicht viel, aber ein Anfang. Als der Türknauf gedreht wurde und Valion und Valirë hereinkamen, hob der nur leicht den Kopf, und fragte: "Habt ihr den Schlüssel?"
"Hier ist er," sagte Valion in zufriedenem Tonfall, öffnete die Faust und legte den Schlüsel vor Edrahil auf den Tisch.
Edrahil gestattete sich ein zufriedenes Lächeln, und schloss die Hand um den Schlüssel. "Sehr gut. Und jetzt wüsste ich gerne alles, was ihr mir über Minûlîth erzählen könnt, und was sie von mir will." Der letzte Teil war lediglich eine Vermutung, doch Edrahil war sich sicher dass diese Frau bereits im Voraus von ihm gewusst hatte, und irgendetwas mit ihm vorhatte. Und dann war da noch der Name, der unschöne Vermutungen in ihm auslöste...
"Sie ist offenbar eine einflussreiche und sehr wohlhabende Persönlichkeit," beantwortete Valirë seine Frage. "Und sie legt wert auf angemessene Kleidung."
Die Betonung ließ ihren Bruder mit den Augen rollen und er übernahm. "Wir trafen Herrin Minûlîth als wir auf der Flucht vor der Stadtwache waren..."
Edrahil unterbrach ihn mit einem scharfen Blick. "Ihr wart auf der Flucht vor der Stadtwache? Wieso?" Offenbar zogen die Zwillinge Ärger magisch an... wenn es nicht ihre eigene Schuld gewesen war.
"Das liegt an dem Schlüssel," sagte Valirë als würde das alles erklären.
"Wir beschafften ihn von Wahab, der sich wie vermutet als Feigling herausstellte," setzte Valion den Bericht fort. "Auf dem Rückweg hierher wurde der Schlüssel allerdings von Mustqîm gestohlen, den wir einige Zeit verfolgen mussten. Als wir ihn gerade verhören wollten kam zu unserem Unglück eine Gruppe Wachen vorbei, für die das Ganze natürlich wie ein Überfall aussah. Wir mussten die Flucht ergreifen."
Mustqîm! Spätestens jetzt war Edrahil sich sicher, dass der Überfall auf Bayyin und der Diebstahl seiner Tasche keineswegs ein Zufall gewesen war, und dass Mustqîm oder sein Auftraggeber genau über den Inhalt der Tasche Bescheid gewusst hatten. Zwei Fragen blieben allerdings noch: Woher, und Warum?
Edrahil nickte knapp, und sagte: "Gut,weiter." Er konnte die Zwillinge kaum dafür verantwortlich machen, dass dieser Mustqîm über alle ihre Schritte Bescheid zu wissen schien, und immerhin war es ihnen gelungen dern Schlüssel zu verteidigen.
"Wir versuchten, die Wachen abzuhängen, doch es wurden immer mehr," fuhr Valion fort. "Doch als wir ins Adelsviertel gelangten gab uns eine Fremde die Gelegenheit, in einem Versteck außer Sicht zu gelangen. Diese Fremde stellte sich uns als Minûlîth vom Haus Minulzîr vor. Wir haben die letzten beiden Tage in ihrem Anwesen ihre Gastfreundschaft genossen. Sie ist eine Feindin Hasaels und würde seinen Sturz begrüßen. Wie Ihr bereits erkannt habt wusste sie über Eure Anwesenheit in Umbar Bescheid und kannte sogar Euren Namen, Edrahil."
"So geheim ist Eure ganze Arbeit wohl doch nicht geblieben," sagte Valirë, die sich offenbar diesen Kommentar nicht verkneifen konnte.
"Anscheinend nicht... wenn auch deutlich geheimer als eure", gab Edrahil mit ungerührter Miene zurück, auch wenn es ihn beunruhigte wie gut diese Adlige informiert zu sein schien. Er fragte sich, wie viel genau sie wusste. "Außerdem... ihr scheint euch sehr sicher zu sein, was diese Minûlîth und ihre Absichten angeht. Ist euch an ihrem Namen und dem ihres Hauses nichts aufgefallen?"
"Sie sagte, es sind alte númenorische Namen. Was soll daran auffällig sein? Viele in Gondor haben ähnliche Namen," meinte Valion.
"Sollten wir uns Sorgen machen?" fragte Valirë, die Edrahil aufmerksam musterte. "Euer Tonfall lässt das zumindest vermuten. Minûlîth sagte, dass ihr Vorfahr Minluzîr von Haus Balákar abstammte. Vielleicht sagt Euch das etwas mehr?"
"Ihr müsst zweierlei bedenken", sagte Edrahil und beugte sich leicht vor. "Die Adligen von Gondor bevorzugen die Sindarin-Form ihrer Namen, und zwar seit dem Fall von Númenor - um sich als Getreue von den Männern des Königs abzuheben. Und wir sind hier in Umbar, dem alten Haupthafen der Könige von Númenor. Aus diesen beiden Dingen folgt für mich ganz einfach, dass ihr im Haus Schwarzer Númenorer zu Gast gewesen seid. Also von Leuten die Mordor dienen und Sauron als Gott verehren. Daher ist es, denke ich, angebracht ein wenig misstrauisch zu sein."
Die Zwillinge schreckten sichtbar auf und besonders in Valirës Augen konnte Edrahil zum ersten Mal sogar einen Bruchteil einer Sekunde lang so etwas wie Angst erkennen. Valion hingegen fand seine Fassung schneller wieder.
"Sie wirkte eher gemäßigt und schien keinen Hass auf Gondor zu hegen," sagte er langsam. "Ihrer Schwester Lóminîth hingegen schien durchaus eine gewisse Dunkelheit zu umgeben, nun wo Ihr es erwähnt..." Der Junge schien einen Augenblick nachzudenken, fuhr dann jedoch fort: "Ich denke, Minûlîths Familie hatte sicherlich einige Verbindungen zu mordortreuen Númenorern, glaube jedoch dass es sich bei ihr selbst anders verhält. Was wir bisher vergaßen zu erwähnen ist Minûlîths Sohn Túor, der ... nun, der offenbar der Erbe von Tol Thelyn zu sein scheint."
Edrahil hörte gespannt zu, und meinte dann: "Nun, das ändert... wenn auch nicht alles, so doch einiges. Wenn ihr vom Erben von Tol Thelyn sprecht, dann meint ihr vermutlich den Sohn dieses Thorongil, denn ihr auf der Insel getroffen habt?" Die Zwillinge nickten, und Edrahil dachte nach. "Nachdem, was ihr mir erzählt habt kann ich mir tatsächlich vorstellen dass Minûlîth zumindest einiges von dem, was sie euch erzählt hat, ernst gemeint hat. Vielleicht sollte ich mich selbst mit ihr treffen... aber nicht heute." Er warf einen Blick aus dem Fenster, denn obwohl die Neuigkeiten der beiden äußerst interessant und vermutlich auch wichtig waren, war die Zeit bereits fortgeschritten und sie würden sich beeilen müssen, rechtzeitig im Lagerhaus am Hafen einzutreffen.
"Bayyin", sagte er über die Schulter, und der Schreiber kam aus dem Nebenraum heran, wurde bei Valirës Anblick rot und blieb stehen. Edrahil gab vor, nichts zu bemerken, sondern warf ihm nur den erbeuteten Bibliotheksschlüssel zu. "Hier, der Schlüssel. Unternimm nichts alleine." Der Blick, den ihm der Schreiber zuwarf, fragte eindeutig Hältst du mich für dumm?, doch Edrahil ging nicht darauf ein und stand auf. "Auch wenn ihr gerade erst angekommen seid, wird es schon wieder Zeit zu gehen. Zeit, Freundschaft mit Umbars Unterwelt zu schließen."

Die Zwillinge und Edrahil zurück auf die Straßen Umbars...
« Letzte Änderung: 22. Jan 2020, 16:08 von Fine »

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Eandril

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Eine plötzliche Wendung
« Antwort #18 am: 29. Okt 2016, 22:21 »
Edrahil aus dem Lagerhaus am Hafen...

Nachdem Edrahil seine Männer ausgezahlt und ihnen eingeschärft hatte, sich bei ihm zu melden wenn sie etwas Interessantes hörten, hatte er sich auf den Rückweg in sein Versteck gemacht. Er hatte zwar mit den Zwillingen keinen Treffpunkt ausgemacht, doch er ging davon aus dass die beiden zumindest klug genug waren, nach erfolgreicher Ausführung ihres Auftrages hierher zurückzukehren.
Bis kurz vor Einbruch der Dunkelheit verbrachte er seine Zeit damit, Informationen zu ordnen und zu sammeln, und Bayyin ein wenig mehr über Arandirs Reisebericht und die Dúnedain von Harad zu entlocken. Anscheinend hatten diese Turmherren über ein Netzwerk von Agenten in ganz Harad verfügt, dass sich mit seinem eigenen in Gondor messen konnte. Er fragte sich, was davon nach dem Angriff Suladans auf die Insel Tol Thelyn noch übrig sein mochte, und ob er möglicherweise etwas davon zu seinem eigenen Vorteil verwenden konnte. Möglicherweise war es doch unklug gewesen, das Mädchen Narissa einfach alleine nach Aín Sefra gehen zu lassen, doch irgendein merkwürdiger Instinkt hatte Edrahil zu dieser Entscheidung bewogen.

Als es allmählich Abend wurde, begann Edrahil unruhig zu werden, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass Valion und Valirë so lange für die Ausführung ihres Auftrags brauchen würden. Womöglich waren sie erneut auf Schwierigkeiten gestoßen, doch dieses Mal würde vermutlich keine vordergründig wohlgesonnene Adlige aus dem Boden wachsen und sie retten. Seine Sorgen wurden noch verstärkt, als eines seiner Straßenkinder die Nachricht brachte, dass sich in dem Viertel in dem Farnakas Versteck befand verdächtig viele Stadtwachen sammelten.
Edrahil warf dem Jungen eine Münze zu und sagte: "Danke, Kleiner. Hast du eine Ahnung, was die Stadtwache dort treibt?" Der Junge schüttelte sein den Kopf, antwortete aber: "Es ist einer unter ihnen, der nicht zur Stadtwache gehört, denn er trägt nicht ihre Rüstung, und er gibt ihnen Befehle."
Edrahil horchte auf. Die Stadtwache in dem Viertel, wo vermutlich Valion und Valirë gerade waren, und jemand von außerhalb, der ihnen Befehle gab? Das war vermutlich kein Zufall, und er musste schnell handeln.
"Weißt du, wo du einen Mann namens Teijo findest?" Der Straßenjunge zögerte kurz, nickte dann und fing geschickt die Goldmünze auf, die Edrahil ihm zuwarf. "Dann lauf zu ihm so schnell du kannst, und sag ihm, er soll mit mindestens zehn seiner besten Leute zu Farnakas Versteck kommen. Er weiß schon was ich meine." Bevor sein Bote verschwinden konnte, fügte er noch hinzu: "Sag ihm, dass ich ihm dann einen Gefallen schulde... und außerdem, dass es verdammt eilig ist."
Dann warf Edrahil sich einen Mantel über, tastete nach dem Dolch, den er umgeschnallt hatte, und eilte so schnell er konnte in die Nacht hinaus.

Edrahil auf die Straßen von Umbar...
« Letzte Änderung: 22. Jan 2020, 16:09 von Fine »

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