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Autor Thema: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes  (Gelesen 26995 mal)

Melkor.

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Finriens Geheimnis
« Antwort #45 am: 13. Apr 2017, 14:37 »
Ardóneths Gruppe aus Annúminas

Die Rückreise nach Fornost verlief ereignislos. Die Dúnedain legten keine besondere Eile an den Tag, nun da die geflügelte Bestie tot und die Grabräuber in Annúminas geflohen waren. Ardóneth war froh, dass der Kampf in der alten Stadt ohne größere Verluste auf seiner Seite abgelaufen war.
In Fornost angekommen erstattete er Belen Bericht. Der Anführer des Sternenbundes zeigte sich besorgt darüber, dass Sarumans Schergen so weit im Westen agieren konnten, ohne dass die Dúnedain darüber Bescheid gewusst hatte. "Seine Spione schlüpfen ohne Probleme durch unsere Netze," murmelte er verärgert und entließ Ardóneth anschließend - offenbar, um sich über dieses neue Problem Gedanken zu machen.

Etwas unschlüssig stand Ardóneth im Inneren der Rüsthalle, als er eine vertraute Gestalt erblickte, die auf ihn zugelaufen kam.
"Ardóneth," sagte Cairien und zog vorsichtig an seinem Arm. "Kann ich... kann ich mit dir reden?"
Ihm fiel auf, dass es sich offenbar um ein wichtiges Thema zu handeln schien, und Avarons Schwester wirkte ein wenig unbehaglich. Ardóneth führte sie daher in einen Raum, in dem sie ungestört miteinander sprechen konnten und schloss leise die Türe.
"Was gibt es?" fragte er und setzte sich gegenüber der Dúnadan auf den Boden.
Cairien strich sich nervös durchs Haar. "Es geht um Mara. Die kleine Maraniel, meine ich."
"Deine Tochter," ergänzte Ardóneth.
Sie blickte jedoch zu Boden und sagte: "Nein. Sie ist nicht meine Tochter." Dann atmete sie tief durch und sagte: "Es muss nun einfach heraus. Maraniel ist... das Kind meiner guten Freundin Finrien. Sie ist deine Tochter, Ardóneth."

Ardóneth saß da wie vom Donner gerührt. "Wie ist das möglich? Ich habe Finrien sterben sehen..."
"Man hätte es dir schon vor langer Zeit sagen sollen," stieß Cairien hervor, der das Geständnis offenbar nicht leicht fiel. "Als du Finrien schwerverletzt nach Bruchtal brachtest, räumte der Heiler, der sich um sie kümmerte, ihr keine Überlebenschancen ein. Und als ihr Herz aufhörte zu schlagen, hast du das Tal in dem Glauben verlassen, dass sie gestorben wäre. Doch in jenem Moment kehrte Meister Elrond zurück, der zuvor abwesend gewesen war, und es gelang ihm tatsächlich, Finrien zurückzuholen. Wusstest du, dass sie schwanger war?"
"Nein, wusste ich nicht," antworte Ardóneth tonlos. Er nahm die Informationen gerade einfach nur auf - mehr konnte er in dem Moment nicht tun.
"Finriens Kraft reichte nur wenige Monate, bis zu Maraniels Geburt. Sie hat sie nach deinem Stammvater Maratar benannt, ehe sie verstarb... und sie ließ mich ihr versprechen, ihre Tochter als meine eigene aufzuziehen, damit sie nicht ohne Mutter aufwachsen muss. Ich habe nach dir suchen lassen, aber deine Spur verlor sich irgendwo bei Bree... also nahm ich Maraniel schließlich mit in meine Heimat, nach Laegobel. Und dort blieb ich, bis du kamst."

Sie atmete schwer aus und Ardóneth tat dasselbe. Er würde lange über diese Neuigkeiten nachdenken müssen - Neuigkeiten, die einfach alles veränderten.
"Danke, dass du es mir jetzt gesagt hast," sagte er schließlich leise. "Zwar spät, aber hoffentlich nicht zu spät."
Cairien nickte. "Ich wusste immer dass dieser Tag einst kommt würde. Und ich bin froh, dass du die Schlacht um Fornost und den Angriff der geflügelten Kreatur überlebt hast und nun deine Tochter kennenlernen kannst."

Nach dieser Nachricht brauchte Ardóneth erstmal etwas Zeit für sich alleine. Er setzte sich auf das Dach der Rüstkammer und nahm den Talisman - alles, was von Finrien übrig geblieben war - vom Hals und legte ihn in die Hand. "Wieso hast du mir damals nichts gesagt?" fragte er leise. Ardóneth ließ den funkenlden Gegenstand durch beide Hände gleiten. "Ich hätte für sie da sein können!" brach es aus ihm hervor.
Ardóneth schwieg nun einen längeren Zeitraum und versuak vollständig in Gedanken und Erinnerungen.Daher bemerkte er nicht, dass Cairien sich leise zu ihm gesetzt hatte und erschrak, als sie mit einem Mal zu sprechen began.
"Wie geht es dir?" fragte sie mitfühlend, während sie eine Strähne aus ihrem Gesicht strich.
"Ich habe eine Tochter... Das, was ich mir immer erträumt hatte.." sagte Ardóneth eher bedrückt. Früher hätte er sich einen Krug genommen und einfach losgetrunken, denn solche Situationen hatten ihn eigentlich nie wirklich mitgenommen, doch dieses Mal war es anders. Cairien nickte und beide schauten Richtung Westen, wo in der Ferne der Abendrotsee zu erkennen war. Eine Zeit lang schwiegen sie und Cairien lehnte langsam ihren Kopf gegen Ardóneths Schulter. Ardóneth wusste nicht recht wieso, ließ es aber dennoch zu.
"Ich..." begann Cairien schließlich, stockend, "Ich fühle mich seit den Angriff dieses furchtbaren Untiers hier nicht mehr sicher..."
"Und wohin möchtest du gehen?" fragte Ardóneth der wenig überrascht davon war.
"Bruchtal... das ist der einzige sichere Ort, den es in Eriador noch gibt," sagte Cairien schließlich.
Ardóneth lächelte und überlegte kurz. "Ich werde mit euch gehen... Ich brauche Urlaub," sagte er.
Cairien konnte ihr Glück kaum fassen "Danke, Ardóneth!" sagte sie voller Freude.

Nach einiger Zeit verließen sie das Dach des Rüsthalle, um sich auf die Reise nach Bruchtal vorzubereiten...

Ardóneth, Cairien, Maraniel, Acharnor und Elrádan nach Imladris
« Letzte Änderung: 19. Apr 2017, 00:05 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Thorondor the Eagle

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Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
« Antwort #46 am: 28. Sep 2019, 10:11 »
Elea, Haleth, Finjas & Fiona, Rabea, Aldred und Madal aus Bree...

„Elea?“, hörte sie eine vertraute Stimme „Sprich mit mir.“
Ihr Kopf war nach vorne gebeugt und Haarsträhnen versperrten ihr die Sicht. Sie sah nur diese vertrauten Hände die ihren ergreifen. Benommen hob sie ihren Kopf, das Bild vor ihren Augen war noch immer das gleiche, die untergehende Sonne und der brennende Abendrotsee.
„Bin ich zuhause“, stammelte sie vor sich hin.
„Ja“, antwortete die Stimme.
„Was ist geschehen?“
„Schau, du musst etwas essen“ Er reichte ihr ein Stück trockenes Brot und einen Becher voll Wasser. Widerwillig nahm sie einen kleinen Schluck und einen winzigen Bissen, es lag ihr aber schwer im Magen.
„Siehst du das, wir sind in Fornost.“
„Natürlich“, gab sie schwach zur Antwort.

Plötzlich durchfuhr es sie wie einen Blitz, sie sammelte all ihre Kraft und erhob sich: „In Fornost?!“
„Ja.“
„Wo sind sie? Wo sind die Mörder meines Sohnes? Wo?“, versuchte sie zu schreien, doch ihre Stimme versagte mit jedem Wort ein wenig mehr.
Die kräftigen Hände ihres Gegenübers hielten ihre Handgelenke sanft umschlossen: „Beruhige dich.“
Ihr Blick wanderte nach oben, von den Füßen, über die Beine, die Brust, den Hals schließlich zum Gesicht. Es waren die grau-grünen Augen von Finjas in die sie schaute.
„Ich werde sie umbringen“, krächzte sie.
„Daran zweifle ich nicht, nicht mehr“, gab er zur Antwort.

„Ah, ist sie endlich wieder zu Kräften gekommen“, hörte sie plötzlich eine unbekannte Stimme. Sie sah sich um: „Belen?!“
„oder Aravorn II.“, bekräftigte er: „Nun ich möchte dir nichts vormachen, ich habe dich stets sehr geschätzt und dich immer als fürsorgliche Frau empfunden und dein Mann war mir immer ein treuer Freund. Du verstehst aber, dass die Geschehnisse der letzten Zeit etwas Skepsis in mir hervorgerufen haben. Daher stehst du erst einmal unter Arrest hier in der Rüstkammer.“
„Unter Arrest?“, wiederholte sie, dann übermannte sie die Wut „Du hast meinen Sohn auf dem Gewissen. Du und deine Leute, ihr habt ihn ermordet. Arrest? Du tust gut daran mich einzusperren und ich rate dir, bewache mich gut, denn wenn ich ein kleines Schlupfloch finde und sei es nur ein kleiner Spalt… ich schwöre dir, ich komme zu dir und schlitze dich auf.“
„Wähle deine Worte mit Bedacht! Mit Königsmord zu drohen, wird mit der Todesstrafe geahndet – dies gilt auch für meine Familie“, sagte er gereizt.
„Bitte, hört auf“, sagte plötzlich Haleth die in der Tür zur Treppe stand „gebt mir einen Moment mit ihr.“
Die Halsschlagader von Belen pulsierte noch leicht, als er sich widerwillig aber doch einsichtig vom Dach des Gebäudes zurückzog.
„Kann ich dich alleine mit ihr lassen?“, fragte Finjas. Elea nickte und als er sie losgelassen hatte, setzte sie sich auf das Dach und lehnte sich mit dem Rücken an die Kuppel. Haleth blieb stehen, ihr Blick schweifte in die Ferne. Elea bemerkte, wie sie nervös an einem Ring drehte in den eine Blume eingraviert war.

„Elea, weißt du noch was passiert ist?“
Sie bekam keine Antwort.
„Wir waren dort, in Hildur’s Haus mit Seilen an diese Stühle gefesselt. Du hast so furchtbar viel geweint, nicht einmal die Ohrfeigen des Leibwächters konnten dich davon abbringen. Ich habe versucht auf Gerwin und den anderen einzureden, habe sie angefleht uns gehen zu lassen. Aber alles was ich ihnen erzählt habe, sie glaubten es nicht.
Schluchzend hast du ihnen die Geschichte erzählt von Finjas Familie, du hast ihnen erzählt, wie Hildamar in den Armen der kleinen Rabea gestorben ist, du warst es die Zweifel in Gerwin gesät hat. Er befahl dem Leibwächter Fiona zu sich zu holen, damit sie die Geschichte bestätigte, was sie natürlich auch tat und in einem Moment in dem die Männer nicht aufmerksam waren, legte mir das Mädchen ein Küchenmesser in die Hand. Ich konnte meine Fesseln durchtrennen, just in dem Moment als Gerwin seine Meinung änderte und uns freilassen wollte. Dann ging alles rasend schnell, Hildur’s Leibwächter zog sein Schwert und rammte es Gerwin in den Rücken. Er hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, leblos klappte sein Körper zusammen. Ich versuchte das Überraschungsmoment zu nutzen und warf mich unbewaffnet wie ich war auf den Leibwächter. Verzweifelt versuchte ich mich festzukrallen während er sich wild umherdrehte.
Die kleine Fiona allerdings nutze die Zeit um deine Fesseln zu lösen. Hildur’s Leibwächter hatte mich in der Zwischenzeit mit einem kräftigen Rückwärtsschritt gegen die Wand gedrückt. Ich konnte kaum Atmen und lies von ihm ab.
Ich glaube es war Hass der dich antrieb und Verzweiflung. Jedenfalls hast du nach Gerwin’s Schwert gegriffen. Als er dir mit gezücktem Schwert gegenüberstand, lächelte er und leckte sich über die Lippen.
Er ging auf dich zu und versuchte dich mit einem Schwerthieb niederzudrücken, doch du hast seinen Schlag pariert. Durch eine geschickte Drehung hast du ihn auch abgewehrt, er bekam das Übergewicht und stolperte ein paar Schritte auf dich zu. Du hast ihm einen ordentlichen Tritt von der Seite verpasst. Als er wieder auf dich zustürmte, hast du mehrmals die Klinge mit ihm gekreuzt und ihn am Oberarm verletzt. Und dann tauchte Finjas auf. Er brachte den Leibwächter schließlich zur Strecke.
Auf den Straßen tobte es geradezu, denn einige wenige die sich gegen Hildur aufgelehnt hatten, waren mit Fackeln durch die Straßen gezogen und attackierten seine Leute. Sie wollten Arik und seine Männer unterstützen, aber Hildur ließ den Aufruhr erbarmungslos niederschlagen und Arik fiel dem zum Opfer.

Finjas hatte Rabea und die beiden Jungen in einer kleinen Seitengasse nördlich des Marktplatzes versteckt. Wir haben sie noch aufgelesen und sind dann über den Geheimgang des Handelshauses geflüchtet. Ich habe euch hierher begleitet damit euch Einlass in die Stadt gewährt wurde. Ich allein wusste, was du geleistet hast: für uns – den Sternenbund -, für Finjas und Fiona, für Rabea, Aldred und Madal.“

Elea hörte die Geschichte und schemenhaft konnte sie sich auch daran erinnern, aber sie fühlte nichts dabei. Jegliches Gefühl wurde von Schmerz überlagert. „Allen habe ich geholfen, nur nicht meinem Sohn. Sie sind am Leben, ich bin am Leben und er ist tot.“

Haleth schluckte laut, ehe sie mit zittriger Stimme fortfuhr:
„Ich würde es verstehen, wenn du mich für den Rest meines oder deines Lebens hassen würdest. Aber ich hoffe du kannst es irgendwann verstehen und all das hatte einen Sinn: Dein Sohn ist nicht tot, zumindest wissen wir es nicht.“
„Was?“, Elea fokussierte sich auf die Dunádan. Sie konnte nicht glauben, dass sie dieser Frau einmal vertraut hatte.
„Es war grausam von mir; es war eine Lüge, ein Versuch Zweifel und Unsicherheit zu streuen.“

Tränen liefen Elea über das Gesicht. Tränen der Freude und der Verzweiflung.
„Bitte…bitt“, sie stotterte „Bitte geh.“

Haleth ging einen Schritt auf Elea zu, sie wollte den Arm um sie legen und einfach für sie da sein. Dann aber stoppte sie. Etwas sagte ihr, sie solle den Wunsch Elea’s akzeptieren. Ihre Augen wurden glasig als sie sich von ihr abwandte und treppab verschwand.
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Thorondor the Eagle

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Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
« Antwort #47 am: 7. Okt 2019, 23:36 »
Elea verbrachte die folgenden Tage in ihrem Gemach in der Rüstkammer. Ihr Zimmer wurde rund um die Uhr bewacht. Sie durfte es zwar verlassen, machte davon aber keinen Gebrauch. Die letzten Tage hatten sehr an ihr gezehrt. Sie fühlte sich sehr müde und schlapp. Gleichzeitig war sie sehr wütend, verzweifelt, traurig. Nächtelang verfolgte sie der Albtraum in dem Helluin ihren Händen entrissen und schließlich getötet wurde.

Die Tage verbrachte sie schweigend und in die Leere starrend. Dreimal täglich brachten ihr irgendwelche Fremden eine Schüssel voll warmer Suppe oder Eintopf und ausreichend zu trinken, aber sonst besuchte sie niemand.

Knapp eine Woche nach ihrer Ankunft in Fornost stand Finjas in der Tür ihres Zimmers. Als sie ihn sah, fiel ihr innerlich ein Stein vom Herzen. Die seltsame Vertrautheit die sie in Bree noch verspürte änderte sich zu einer natürlichen.
Er setzte sich zu ihr an den kleinen Tisch neben dem Fenster. Sie bemerkte einen eigenartigen Geruch und als er seine Hand auf ihren Handrücken legte, sah sie die Überreste von eingetrocknetem Matsch daran kleben.
„Musstest du einen Wehrgraben ausheben?“, fragte sie und fixierte mit ihrem Blick seine Hände.
Er lächelte schwach: „Ein paar Tage länger als Gefangener dort unten und es wäre vermutlich so gekommen.“
„Haben sie dich freigelassen?“
Er nickte: „Ich habe ihnen meine Geschichte erzählt, sie glaubten mir nicht, nicht mal Fiona glaubten sie. Erst als Aodlind alles bestätigt hatte, entließ man mich.“
„Wo ist Fiona? Wo sind die Kinder?“, fragte Elea mit einem Fünkchen Sorge.
„Sie sind bei einer Familie aus Rohan untergebracht. Es geht ihnen gut.“
„Wir sollten sie nach Bruchtal bringen, dort sind sie sicher.“
„Ich denke nicht, dass Belen dich einfach ziehen lässt. Immerhin bist du die Mutter seines größten Widersachers. Du bist ein gutes Druckmittel.“
„Wenn er sich da nicht täuscht“, sagte sie teilnahmslos „Für Helluin bin ich ein Niemand, ein nichts. Ich bedeute ihm gar nichts.“ Die Tränen standen in ihren Augen.
„Sag das nicht“, sagte Finjas nun strenger „Du bist seine Mutter“
„Und als ich in seine Augen blickte, damals in Aldburg… da war nicht. Kein Mitgefühl, keine Liebe, nichts“, antwortete sie, ihr Puls beschleunigte sich augenblicklich.
„Saruman’s Zauber ist eben stark, aber deswegen brauchst du nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken. Immerhin lebt er noch.“
Elea erstarrte bei diesen unsensiblen Worten: „Bitte geh“, sagte sie knapp und zog ihre Hände unter seinen weg.
Finjas öffnete seinen Mund um Worte zu formen, aber seine Stimme blieb aus. Er erhob sich von seinem Stuhl und ging zur Tür. Ehe er den Raum verließ, drehte er sich zu Elea um:
„Immer, wenn es schlecht um mich steht, wenn ich zur Gänze am Boden liege und mich alleine fühle, so wie dort unten in der Zelle oder in den Kammern Khazad-dûm’s, denke ich zurück an die glücklichen Tage meiner Kindheit, als ich mit meinen Brüdern im Wald spielte. Und daran wie mich meine Mutter jeden Abend in die Arme schloss und mir einen Kuss auf die Stirn oder die Wange gab. Glaube was du willst, ich aber glaube nicht daran, dass ein Sohn seine Mutter je vergessen kann.“

Obwohl sie es sich nicht anmerken ließ, war Elea über diese Worte erstaunt. Nicht nur weil Finjas etwas aus seiner Vergangenheit preisgab, es war eine Seltenheit, dass er sie auf diese Art und Weise aufheitern wollte.

An jenem Abend brachte ihr ein älterer Mann ihre Mahlzeit und einen Krug voll frischem Wasser. Er stellte es auf den Tisch an dem Elea nach wie vor wie versteinert saß. Sie schaute immer wieder aus dem Fenster, sie erfasste aber nicht was draußen vor sich ging.
„Ihr seid Erelieva, nicht wahr?“, fragte er neugierig.
Sie musterte ihn und bejahte dann mit einem Nicken.
„Es ist bereits eine Zeit her, dass ich Gondor verlassen habe. Aber damals als ich noch Heerführer unter dem Fürsten Dol Amroth’s war, hörten wir von einer furchtlosen Frau in Minas Tirith. Einer Dunadan des Nordens: Erelieva.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals furchtlos und mutig gewesen zu sein“, antwortete sie abweisend.
„Das hätte ich mir auch nie zugestanden, aber ich wäre wohl kaum Hauptmann geworden und ihr wohl kaum Kämpferin für die Freiheit Gondor‘s“, antwortete er.
„Gondor ist nicht frei“, ihr Tonfall änderte sich kaum.
„Ich sehe schon, der Augenblick ist kein guter“, antwortete er zerknirscht „Vielleicht habe ich ein anderes Mal mehr Glück.“
„Ich bin eine Gefangene eures Anführers, wie denk ihr denn werde ich hier mein Glück finden?“
„Belen ist nicht mein Herr, aber ein guter Anführer. Und in einem habt ihr vermutlich Recht: mutig und furchtlos kommt ihr mir nicht gerade vor“, sagte er nun schon leicht erbost.

Mit einem schwungvollen Dreh, der seinen grünen Mantel zum Schwingen brachte, kehrte er Elea den Rücken zu und schloss die Tür lautstark hinter sich.

Elea rührte das Essen nicht an. Sie legte sich auf das Bett und nach nur wenigen Minuten schlief sie ein. In jener Nacht saß sie wieder einmal am Ufer des Abendrotsees. Helluin spielte im seichten Wasser mit ein paar Holzstöcken. Seine Fantasie war grenzenlos was dies betraf, mit nur zwei kleinen Ästchen stellte er für sich die große Schlacht von Fornost nach oder den Untergang Numenors und die Rettung durch die Getreuen des Königs. Elea liebe es ihm dabei zu zuschauen und dabei einfach nur die Sonne auf ihrer Haut zu genießen.
Knapp vor Sonnenuntergang rief sie ihrem Sohn, dabei breitete sie ein großes Tuch in ihren Armen auf: „Komm mein Schatz, wir müssen nachhause gehen. Dein Vater wünscht sich sicherlich ein gutes Abendessen von uns.“
„Glaubst du er erzählt uns von seinen heutigen Abenteuern?“, rief der Junge zurück.
„Da bin ich mir ganz sicher“, antwortete die Mutter und im Nullkommanichts beschleunigte der Kleine und rannte auf Elea zu. Mit dem Tuch umschloss sie seinen Körper und wärmte und trocknete ihn damit.
„Ich habe dich so unheimlich lieb mein Schatz. Dein Papa und ich, wir werden uns immer um dich kümmern und immer für dich da sein“, sagte sie zu ihm. Er schaute sie kurz etwas verwirrt an, dann grinste er und seine blauen Augen strahlten.

Mit dem Ende des Traumes öffnete sie ihre Augen. Durch das Fenster sah sie, dass es draußen bereits dunkel geworden war. Am nächtlichen Himmel funkelte in der Ferne der blaue Stern Helluin am Himmel. Sie konnte nicht genau sagen warum, aber innerlich war sie ganz ruhig und besonnen.
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Thorondor the Eagle

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Ein alter Bekannter
« Antwort #48 am: 14. Okt 2019, 23:17 »
Am folgenden Morgen erwachte Elea ganz von selbst als das erste winterliche Morgenlicht auf ihr Gesicht fiel. Obwohl sie nicht durchgeschlafen hatte, fühlte sie sich trotzdem ausreichend ausgeschlafen. Sie ging zu der Waschschüssel und wusch sich mit dem kalten Wasser das Gesicht, kämmte sich ihr Haar und warf sich ein dickes, dunkelblaues Wollkleid über, das bereits jemand vor ihrer Ankunft hier bereitgelegt hatte. Es war ein bisschen zu groß, aber sie hatte eine weiße Kordel, die sie um die Hüfte schnürte.  Aus einer kleinem Stofftuch wickelte sie den Stern der Dunedain, das Erbstück ihres Großvaters aus und legte es sich um den Hals.

Zum ersten Mal seit sie Fornost betreten hatte, drückte sie die Türklinke ihres Gemaches nach unten und trat in den Flur hinaus.
„Frau Elea“, überraschte sie die Wache, die auf einem Stuhl neben ihrer Tür saß.
„Guten Morgen“, sagte sie, als wäre es genauso wie all die Morgen davor.
„Ihr wisst, innerhalb dieses Gebäudes dürft ihr euch bewegen, aber die Wache am Tor wird euch nicht hinauslassen“, sagte er leise aber bestimmt. Sie nickte.
Vorsichtig ging sie den Gang entlang und schaute flüchtig in die wenigen geöffneten Räume. Sie sah einen Raum mit einem großen Tisch und Pergamentrollen darauf, einen Raum mit Regalen voller Bücher, ein Abort sowie ein weiterer mit lauter leeren, torlosen Kästen. Am Ende des Ganges führte eine breite Wendeltreppe hinauf auf das Dach sowie nach unten in das Erdgeschoss. Diesmal beschloss sie nach unten zu gehen.

Als sie einen ersten Blick in den Raum warf, fiel ihr ein großer Tisch rechts neben der Treppe auf, links davon ein großer Kamin in dem ein Feuer prasselte. Im hinteren Teil war ein großes Tor das – da von einem Soldaten bewacht - vermutlich nach draußen und eine weitere Treppe die nach unten führte. Einige wenige Dunedain waren in dem Raum, einer kam gerade vom unteren Geschoss die Treppe hinauf und wollte nach draußen gehen, ein weiterer, älterer saß auf einem großen Stuhl vor dem Kamin. Er blätterte in einem großen Buch, ein weiterer versuchte gerade einige Speere auf einmal unter den Arm zu kneifen.
Sie holte tief Luft und ging dann die Treppe hinunter. Es dauerte nicht lange bis sie von dem Wachsoldaten und dem Älteren entdeckt und angestarrt wurde.
Sie blickte sich demonstrativ in dem Raum um und sagte dann mit fester Stimme: „Wo ist Belen? Ich möchte mit ihm sprechen.“
„Belen hat zu tun“, entgegnete der ältere Dunadan links neben ihr „Ihr werdet euch gedulden müssen.“
„Und ihr seid?“
Er legte das Buch zu Seite und erhob sich. Sein Blick war streng und voller Würde und für einen Moment befürchtete Elea nur eine abweisende, vielleicht sogar erniedrigende Antwort zu bekommen.
„Ich bin Cánotar, oberster Gelehrter hier in Fornost. Ich“, er räusperte sich „Wir sind überrascht euch, Elea, hier zu sehen.“
„Nun“, sie suchte die richtigen Worte und versuchte ihre Nervosität zu unterdrücken „Nun ich bin hier um mit Belen die Bedingungen meiner Freilassung auszuhandeln.“
„So so, seid ihr das. Dann sollten wir ihm Bescheid geben damit er seine Tagesplanung nach euch richtet“, scherzte er trocken.
Elea überlegte was sie tun sollte, eine schnippische, gar sarkastische Äußerung würde sie wohl kaum weiterbringen.
„Kiárd, du bist doch am Weg zu Belen. Richte ihm die Bitte Elea’s doch aus“, sagte er zu dem Dunadan der die Speere hinaustragen wollte. Er gab nickend zu, verstanden zu haben.
„Auf dem Tisch findet ihr noch einen Laib Brot, Wasser und Gemüse. Bedient euch.“
Elea ging zu der großen Tafel und brach sich ein Stück des Brotes ab. Sie ließ sich in einen der Stühle fallen. Cánotar folgte ihr und lehnte sich mit beiden Händen auf eine der Stuhllehnen.
„Erinnerst du dich nicht mehr?“, sagte er nun mit einem viel vertrauteren Tonfall „Es ist bald 15 Jahre her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Es war auf dem großen Fest zu Ehren Aragorn’s ehe er mit Gandalf Richtung Osten zog. Du hast dich damals liebevoll um dein eigenes und die anderen Kinder gekümmert.“
„Ja, solch gesellschaftliche Anlässe waren Haldar’s Stärke, nicht meine“, entgegnete sie „aber ich erinnere mich an das Fest.“
„Und wie ich sehe trägst du, wie damals auch den Stern der Dunedain. Ein starkes Symbol in diesen Tagen.“
„Entgegen eurer Annahme, war ich immer sehr stolz auf unser Volk und unsere Herkunft und ich bin es auch jetzt noch.“
„Das glaube ich dir sogar wirklich. Du bist aber auch Mutter und wenn man bedenkt, was dein Sohn angerichtet hat, ist Misstrauen in unseren Reihen nur natürlich.“
„Jede Mutter würde für ihr Kind sterben“, antwortete sie wahrheitsgetreu.
„Und auch morden“, ergänzte Cánotar, aber Elea bestätigte nicht.
„Wisst ihr denn wo Helluin ist?“, fragte sie nun neugierig nach.
„Nein. Wir wissen, dass er am Fall Loriens und der Vertreibung der Elben beteiligt war. Danach wurde er von Saruman abbestellt. In der Schlacht um Dol Guldur hat sich Saruman fein herausgenommen, Dunedain waren nahezu keine beteiligt. Zuletzt war er im Waldlandreich stationiert. Er hat eine unsere Verbündeten gnadenlos jagen lassen. Was dann passiert ist, wissen wir nicht. Es gab einige Auseinandersetzungen dort im Osten.“

Elea’s Hände verkrampften sich als sie all das hörte.
Wieviel Leid hat Helluin unseren Freunden schon zugefügt? Er ist ein so grausamer Mensch geworden. Ich kann bald nicht mehr glauben, dass dies alles nur Saruman’s Einfluss ist. Aber so war er nie, noch niemals.

„Wenn Belen dich gehen lässt, wohin willst du dann?“, fragte nun Cánotar neugierig.
Elea seufzte: „Wenn ich das wüsste. Wo soll ich ihn nur suchen? Soll ich ihn suchen? Er ist die letzte Familie die mir geblieben ist.“
„In den Düsterwald zu gehen, erscheint mir jedenfalls als Lebensmüde. Du bräuchtest einen Trupp Soldaten um dort lebend anzukommen.“
„Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht“, wiederholte sie sich und fühlte sich dabei klein und hilflos.

Cánotar löste sich aus seiner Position und ging zu ihrem Stuhl. Er legte eine Hand auf ihre Schulter. Verzweifelt wie sie war, stiegen ihr die Tränen in die Augen.

Elea, nein! ermahnte sie sich innerlich wenn Belen jetzt kommt; er darf dich nicht weinen sehen. Reiß dich zusammen. Niemals mehr werde ich so schwach und hilflos sein wie damals in Minas Tirith!
Plötzlich öffnete sich mit Schwung die Tür und Kiárd kam wieder herein.
„Belen hat zu tun“, sagte er mit fester Stimme, als hätte man es ihm eingetrichtert „Ihr müsst zu ihm kommen, wenn ihr mit ihm sprechen wollt.“
„U… unter Aufsicht natürlich“, legte er noch nach.
„Ich begleite dich“, sagte Cánotar zu Elea gewandt. Er tauschte sich mit dem jungen Soldaten kurz aus.
„Kommst du?“, forderte Cánotar die Dunádan nun auf „Es wird dir gefallen, er ist im alten Palast.“

Elea in die alte Palastanlage
« Letzte Änderung: 15. Okt 2019, 19:27 von Thorondor the Eagle »
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Thorondor the Eagle

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Warten
« Antwort #49 am: 21. Okt 2019, 22:22 »
Elea aus der alten Palastanlage

Cánotar hatte Elea wieder zurück zu der großen Rüstkammer gebracht und sie dort alleine gelassen. Zu den Worten von Elea und Belen hatte er nicht viel gesagt, die Dúnadan erkannte aber den betrübten Blick in seinem Gesicht.
Die zweite Tageshälfte war bereits angebrochen als sie stumm in ihren Gemächern saß und darauf wartete wie sich Belen entscheiden würde. Ihre Gedanken waren bei Helluin. Nach nur kurzer Zeit hatte sie beklemmende Gefühle und das Bedürfnis nach draußen zu gehen, ehe ihr die Decke auf den Kopf fiel. Sie stieg die Treppe am Ende des Ganges hinauf auf das Dach der Rüsthalle. Wie schon zuvor setzte sie sich an die große Kuppel lehnend nieder und zog die Knie an. Als sie über die Dächer der Stadt hinwegblickte, sah sie dichte Nebelschwaden über den Wäldern hängen, die sich auch langsam durch das Unterholz kämpften. Früher liebte sie die Zeit in der die bunten Blätter an den Bäumen hingen, die der Wind zunehmend herunterwehte. Dieser Blättertanz in den kühlen Lüften gab ihr immer ein Gefühl der Vollendung. Leider war diese Jahreszeit bereits vorüber.

„Hier bist du“, hörte sie plötzlich die vertraute Stimme von Finjas. Sie musterte ihn und stellte fest, dass er sich gewaschen und umgezogen hat „Sie haben mir von deinem Gespräch mit Belen erzählt.“
„Ich hoffe er lässt mich gehen“, antwortete sie „Ich habe mein Bestes gegeben, auch wenn ich nicht immer ehrlich war.“
„Was spricht er?“
„Belen gibt sich stark, so wie er es bei Aragorn immer gesehen hat. Aber… Wenn man in die Augen Aragorns sah, war dort immer Mut und Entschlossenheit genauso wie Güte und Liebe für sein Volk. So sehr sich Belen dies wünscht und vielleicht sogar verdienen würde, er hat es nicht. Er führt, weil er es muss… mit Gewalt.“
„Ich kann mich gut daran erinnern“, erwiderte Finjas.
„Die Wut auf Aragorn beherrscht ihn und sicherlich auch einige der anderen Dunedain. Aber sie werden ihm Vergeben, daran zweifle ich nicht.“
„Und werden sie auch Helluin vergeben?“
„Ich habe Belen versprochen Helluin zu ermutigen seine Stellung als Stammesoberhaupt aufzugeben, dann wird er uns in Ruhe lassen.“
„Das heißt wir müssen deinen Sohn finden?“
Sie Blickte in die Ferne und gab nicht sofort eine Antwort: „Ich muss ihn finden. Du musst mich nicht begleiten.“
„Du hast mir geholfen meine Familie zu retten, darum werde ich auch dir helfen.“
„Das ist aber ein kleiner Unterscheid. Helluin könnte sonst wo sein. Saruman hat sein Reich bis weit in den Osten ausgedehnt. Er könnte überall dort sein“, antwortete Elea und dachte daran, wie sie die Spur ihres Sohnes am Saum des Düsterwalds verloren hatte, noch ehe die Schlacht um Dol Guldur begann.
„Ich helfe dir, so wie ich dir geholfen habe. Ich möchte dir nichts schuldig bleiben“, sagte er mit Nachdruck. Sie nahm es zur Kenntnis.

„Als ich mit den Dunedain gesprochen habe, haben sie mir von der Schlacht um Fornost erzählt. Von den Armeen Sarumans und der Unterstützung der Elben aus Imladris. Eine kleine Gruppe kam im entscheidenden Moment.“
„Wieso haben sie nicht mehr Elben unterstützt? Lindon ist nicht weit von hier und seit jeher haben die Dunedain guten Kontakt zu ihnen.“
„Ich weiß es nicht genau. Belen dürfte sehr verbittert sein, stur und stolz. Keine gute Kombination um eine Schlacht anzuführen. Vermutlich hast du Recht mit dem was du vorhin gesagt hast. Aber nach Helluin, wen gab es denn noch außer Belen? Das Haus Isildur ist schwächer denn je, das Blut Numenors verwelkt.“
„Es bleiben nur die großen Namen der Vergangenheit“, antwortete sie trüb „aber das sollte es nicht.“

In diesem Moment erinnerte sich Elea an einen Traum der sie über lange Zeit verfolgte und sie quälte. Sie saß in einem goldenen Käfig. Ein Käfig, der, wie sie feststellte, nicht verschlossen war. Sie aber blieb freiwillig, sie fürchtete was draußen auf sie wartete.

„So soll es nicht sein“, sagte sie ermutigend „Diese Stadt, dieses Reich, vor allem aber dieses Volk hat es nicht verdient im Schatten sterbender Blutlinien zu vergehen. Sie ist das Sinnbild einer Wiedergeburt, sie gibt Menschen ein neues Zuhause und ein neues Leben. Dies ist der Geist, der dieser Stadt und auch uns fehlt.“
Überrascht von ihrem Sinneswandel zeigte er ein verschmitztes Grinsen: „Ich dachte du möchtest, dass Belen dich gehen lässt. Mit dieser Einstellung wird er dich wohl eher hierbehalten wollen.“
„Das ist seine Aufgabe oder die des Rates“, antwortete sie.

„Ich bin froh, wenn du mit mir kommst“, antwortete sie nun auf seine Aussage von vorhin.

In jener Nacht lag Elea in ihrem Bett und träumte von Fornost. Sie flanierte über die Straße der Stadt. Zu ihrer linken erhoben sich strahlende Fassaden neu errichteter Häuser. Sie waren kleiner als die alten Herrenhäuser, aber nicht weniger schön. Vor den Türen spielten Kinder, Frauen und Männer kehrten gerade vom Markt oder der Stadt zurück. Als sie um die Ecke bog ging sie entlang des großen Markplatzes, die Stände waren in die buntesten Farben gekleidet. Es gab alles, Gewürze aus dem Süden, edle Stoffe der Elben, wertvolle Steine aus den Minen der Zwerge, Pelze aus Dunland, Schnitzereien aus dem Norden und vieles mehr. Sie erreichte das Palastviertel. Der Vorplatz des Palastes war ein kleiner Park, dort saßen junge Menschen die diskutierten und studierten, manche summten Lieder vor sich her und andere genossen einfach nur die Sonne auf ihrer Haut. Die Stadt florierte.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie in die kalte Realität zurückkehren.
„Frau Erelieva?“, hörte sie eine männliche Stimme. Sie versuchte sich zu orientieren.
„Ja?“
„Der Rat wünscht sie zu sehen.“

Der Rat? Haben sie schon entschieden? Es ging so schnell… hoffentlich bedeutet dies nichts Schlechtes für mich. Hoffentlich dürfen Finjas und ich gehen.

In Windeseile zog sie das Kleid des Vortages über. Sie schritt zu der Wasserschüssel und spritze sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Das Haar zu kämmen würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, daher band sie sich einen Zopf. Bevor sie die Türklinke nach unten drückte, holte sie tief Luft. Nervosität beherrschte sie als sie auf den Flur hinausging. Sie ging treppab und sah in die große Halle. Der Rat der Dunedain, beziehungsweise das was davon übrig war, hatte sich unten auf der großen Tafel versammelt. Elea fühlte sich wie auf dem Schafott als jeder ihrer Schritte streng beobachtet wurde als sie die Treppe hinter kam. Nur Belen starrte geistesabwesend in den Raum.
1. Char Elea ist in Bree  -  2. Char Caelîf ist in Palisor

Thorondor the Eagle

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Re: Fornost: Das Versteck des Sternenbundes
« Antwort #50 am: 3. Nov 2019, 18:13 »
Sie nahm auf der Stirnseite der Tafel Platz, Finjas der ebenfalls im Raum stand stellte sich hinter sie.

„Erelieva, wir haben lange über deine Situation gesprochen und alles abgewogen was du uns mitgeteilt hast“, eröffnete Cánotar „Du hast nie etwas getan um unserem Volk zu schaden und du hast zu keiner Zeit Einfluss auf die Entscheidungen deines Sohnes gehabt. Es wäre daher Unrecht dich dafür festzuhalten.“
Die Dúnadan war erleichtert über diese Worte.
„Aber, man darf nicht außer Acht lassen, dass es von Vorteil wäre dich in unseren Reihen zu haben, sollte dein Sohn auf die Idee kommen uns anzugreifen und wie können wir das gewährleisten, wenn du nicht mehr hier bist?“
Dies verunsicherte sie und sie wurde immer kleiner auf ihrem Stuhl.
„Und deshalb sperrt ihr sie ein?“, fuhr Finjas sie an.
„Beherrsche dich Finjas, du bist nicht mehr Teil dieses Rates“, wies ihn Cánotar in die Schranken.
„Wir werden dich hier nicht einsperren Elea, du darfst Fornost verlassen, wenn du einen Eid leistest. Einen Eid zugunsten des Sternenbundes und zugunsten unseres Volkes. Du wirst Helluin dazu bringen, seine Aufgabe als Oberhaupt des Rates zurück zu legen und sie in die Hände von Belen zu geben.“
Sie blickte in die Runde und sah in erwartungsvolle Augen. Ihre Hände schwitzten vor Nervosität. Wenn ich zustimme kann ich gehen, sofort und ohne weitere Verzögerung. Aber, Belen? In Belen’s Hände? Nicht einmal die Anwesenden trauen ihm dies zu. Was mach ich denn nur? Stimme zu Elea, stimme zu.

„Nein, so kann ich dem nicht zustimmen.“
„Was?“, Cánotar schaute sie verwundert an „Aber das ist es doch, was du wolltest.“
Belen hatte sie nun ebenfalls mit seinem fragenden Blick fixiert.
„Elea bitte“, hörte sie Finjas hinter sich und spürte wie er seine Hand auf ihre Schulter legte.

„Fornost war einst die Hauptstadt Arnor’s, dem Reich der Erben Numenors. Aber das war sie und das ist sie nicht mehr.“ Elea stand auf: „Sie ist auferstanden um Leben zu schenken, Heimatlosen eine neue Heimat und sie besteht längst nicht mehr aus unserem Volk. Diese Stadt kann wunderbar werden und florieren und sie gehört all jenen die sie jetzt aus ihren Grundfesten erheben. Ich gebe einen Eid, auf das Volk dieser Stadt und darauf, dass ich alles tun werde um sie zu schützen, auch wenn es bedeutet meinen Sohn vom Thron zu stürzen und meine Verwandten nicht zu unterstützen.“
Schweigen breitete sich im Raum aus. Der Sternenbund war sprachlos.
„Du hast mir deine Treue geschworen“, pfauchte Belen sie nun an und stand dabei auf.
„Genau und daran halte ich auch fest, aber ich knüpfe es an die Bedingung, dass auch das Volk dieser Stadt dich anerkennt.“
„Das ist Verrat“, verurteilte Belen sie „Du lieferst uns geradezu einen Grund dich einzusperren.“
„Es ist kein Verrat“, entgegnete Elea „Ich stehe zu unserem Volk und zu den Bewohnern dieser Stadt, aber wenn dieses Volk einen anderen Anführer wählt, dann ist er es den ich unterstütze.“
„Also hältst du dir ein Hintertürchen für deinen Sohn frei“, kritisierte nun Lóvarië sie scharf.
„Nein, ich werde mit allen mir zur Verfügung stehenden Mittel versuchen, Helluin von seinem Weg als Stammesoberhaupt der Dunedain abzubringen. Abgesehen davon steht kein einziger Bewohner dieser Stadt hinter ihm. Sie würden ihn mit Fackeln durch die Stadt jagen und bei lebendigem Leib verbrennen.“ Es war hart die letzten Worte auszusprechen.
„Ist das dein letztes Wort, Erelieva?“, fragte nun wieder Cánotar und sie nickte.
„Dann gib uns nochmal Zeit uns zu beraten, wir werden dich rufen.“



Auf dem Dach der Rüstkammer.

„Was machst du nur Elea?“, fragte Finjas sie fassungslos „Wieso schwörst du nicht einfach den Eid und wir können gehen?“
„Weil es manchmal wichtig ist den richtigen Weg zu gehen und nicht den einfachen“, antwortete sie noch immer aufgebracht.
„Der einfache Weg wäre aber besser als kein Weg, wenn du in der Zelle sitzt.“
„Hätten unsere Ahnen immer den einfachsten Weg gewählt, hätte es Arnor und Gondor wohl nie gegeben. Fiona lebt hier, Rabea, Madal und Aldred, sie sollen erleben was es heißt in Frieden aufzuwachsen und sie sollen fühlen was es heißt sich eine neue Heimat zu schaffen.“
„Und das geht nicht, wenn du diesen Eid leistest?“ Er war leicht eingeschnappt.
„Ich war Untertan eines unfähigen und grausamen Herrschers, er führte die Stadt in den Ruin. Dort unten sitzen Männer und Frauen die nicht an ihren Anführer glauben. Sie sind nicht mutig genug ihm das zu sagen.“
„Und du bist es, na großartig.“ Er schnaubte.

„Elea, Finjas“, sprach sie nun ein Bote an „Der Rat hat entschieden.“
Eilig gingen sie treppab, erst am letzten Stück bremste sich Elea ein und versuchte so selbstbewusst wie möglich hinunter zu schreiten. Sie sah, dass Belen den Raum bereits verlassen hatten. Cánotar stand bei der großen Tafel.
„Erelieva“, begann er „Der Rat hat beschlossen dich nicht einzukerkern, da es keinem Verrat gleichkommt. Schwörst du den Eid auf unser Volk und die Bewohner der Stadt und auf die Abwahl von Helluin, darfst du gehen.“
„Ich schwöre es, bei allem was mir lieb ist und bei meinem Leben“, antwortete sie ernst.
„Da bin ich aber erleichtert“, antwortete der Älteste.

Lóvarië erhob sich und wollte mit Cánotar den Raum verlassen, als Elea sie davon abhielt:
„Ich möchte dem Rat noch einen Vorschlag machen“, sagte sie und überraschte sie damit.
„Welcher wäre das?“
„Was wisst ihr über die Lage in Bree?“
„Nicht mehr als du weißt. Haleth hat euch erzählt was nach eurer Flucht passiert ist.“
„Die Lage in Bree müsste instabiler denn je sein. Wenn der Ältestenrat der Stadt zerschlagen ist, gibt es sicher viele die unzufrieden sind. Hildur ist ein verhasster Mann.“
„Der Ältestenrat ist nicht mehr existent. Die einzigen die noch leben sind Ulrich der Hobbit, er wurde nicht mehr gesehen und Aodlind, der in unserem Kerker sitzt.“
„Dann ist er eure größte Chance. Aodlind hat viele Freunde und Verbündete in der Stadt. Erzählt ihm was Hildur getan hat, erzählt ihm vom Tode Ariks und Gerwins, erzählt ihm wie er die Macht an sich gerissen hat. Aodlind ist jung und stark und junge und starke Männer stehen ihm zur Seite. Er könnte euch helfen in kurzer Zeit Bree zurück zu erobern.“
„Und wenn Aodlind sich Hildur anschließt?“, fragte nun Lóvarië „Wenn er so beliebt ist, wie ihr sagt, ist er gegen die Bevölkerung von Bree unser größtes Druckmittel.“
„Arik war sein Freund, Bree ist seine Heimat. Wenn er eine Chance sieht sie zu befreien, wird er sie nutzen. So wie wir alle, nicht wahr?“
Cánotar und Lóvarië antworteten nicht, sondern dachten über den Vorschlag nach.
„Wir werden mit Belen darüber sprechen und mit unseren Vertrauten in Bree“, sagte er abschließend. Dann verließen sie den Raum.

„Bring mich zu den Kindern“, war das erste was Elea über die Lippen brachte als sie frei war.

Elea und Finjas nach Fornost: In der Stadt
« Letzte Änderung: 22. Dez 2019, 09:45 von Thorondor the Eagle »
1. Char Elea ist in Bree  -  2. Char Caelîf ist in Palisor