Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Weit-Harad

Ain Salah

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Fine:
Sie saßen noch eine ganze Weile beieinander in der Taverne, und Narissa erzählte nach einiger Zeit noch mehr von ihrer Geschichte. Immer wieder legte sie dabei Pausen ein, die die Zwillinge für unterhaltsame Anekdoten aus ihrer eigenen Vergangenheit nutzten, um die Stimmung so locker zu halten, wie sie nach Edrahils Auftauchen geblieben war. So erfuhren Valion und Valirë unter anderem auch, wie der Verursache von Narissas Narbe sein Ende gefunden hatte.
“Wie sah der Kerl eigentlich aus?” wollte Valirë mit einem anzüglichen Lächeln wissen, das Kinn mit beiden Händen und Ellbogen auf dem Tisch abgestützt. “Bestimmt hatte eine ganz wilde, aufregende Aura an sich. Ein Bösewicht, der sich am Ende doch noch für das Gute aufopfert.”
Narissa starrte Valirë entgeistert an, und Valion musste schallend lachen, sodass er ein wenig von seinem frischen Bier verschüttete. “Der Mann, der dich nicht interessiert, muss wohl erst noch geboren werden, Schwesterchen!”
Inzwischen hatte sich Narissa offenbar von ihrem anfänglichen Schock erholt und grinste etwas verlegen. “Ich denke, die Frage solltest du lieber an Aerien richten, wenn du sie eines Tages triffst. Sie hat mehr Zeit mit Karnuzîr verbracht und kann das besser beurteilen.
“Dein Mädchen, hm?” meinte Valirë und leckte sich einen Weinfleck von der Oberlippe. “Ich seh’s dir an. Hab’ schon das ein oder andere von ihr gehört, sie soll wohl ganz tüchtig sein. Ich hoffe, sie ist nicht so wie meine zukünftige Schwägerin.” Dabei warf sie Valion einen wissenden Blick zu.
Dieser seufzte und hob die Schultern. “Sie braucht eben noch Zeit, sich an die Gepflogenheiten in Gondor zu gewöhnen. Lóminîth hat gute Absichten... sie kann es nur nicht so gut zeigen.”
Narissas Brauen wanderten in die Höhe. “Also, so wie ich sie kenne, dürfte es wohl noch ein wenig dauern, bis sie sich eingewöhnt hat. Oder sie versucht es mit Absicht erst gar nicht.”
Valion winkte ab. “Wechseln wir das Thema, in Ordnung?” Er wollte jetzt nicht über seine Verlobte sprechen. “Du hast vorhin erzählt, dass du einige Zeit in der Burg des Silbernen Bogens verbracht hast, nicht wahr?”
“Ich habe sogar dabei geholfen, sie gegen einen Angriff der Assassinen zu verteidigen,” antwortete Narissa nicht ohne Stolz.
“Pah. Assassinen. Schleicher und Betrüger, mehr nicht,” sagte Valirë leichthin, dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter den Kopf. “Wir sollten sie einfach ignorieren, solange sie uns ebenfalls in Ruhe lassen. Erchirion sagt, die Assassinen haben sich von Sûladan losgesagt und verfolgen jetzt eigene Ziele. Also sind sie weder unsere Feinde noch unser Problem.”
“Aber sie wollen weiterhin Eayan und seine Leute ausrotten,” wandte Narissa ein. “Ihr seid doch mit Ta-er as-Safar befreundet, oder?”
“Könnte man so sagen,” meinte Valion. “Auch wenn Ta-er das niemals zugeben würde. Und dieser Eayan ist der Anführer des Silbernen Bogens, ja?”
“Ist er,” bestätigte Narissa. “Und Saleme, die Oberste der Assassinen, ist seine ehemalige Geliebte...”
Valirë lachte. “So ist das also. Damit kenne ich mich aus! Wer weiß, vielleicht ist die Gute einfach nur besonders nachtragend?”
“Keine Ahnung,” sagte Valion. “Aber ich denke, Narissa hat recht. Wir müssen uns auf Sûladan konzentrieren, aber die Assassinen zu ignorieren, könnte uns teuer zu kosten kommen.”
“Zum Glück habt ihr ja mich,” sagte Narissa grinsend. “Ich habe gute Augen und Ohren. Sie werden uns schon nicht überraschen.”
Darauf stießen sie an, und bestellten eine weitere Runde.

Je später es wurde, desto voller wurde der Schankraum des Gasthofes “Zur geflügelten Schlange”, in der die Gondorer untergebracht waren. Sowohl Edrahil mit dem jungen Hírilorn als auch Valions Onkel Tórdur gesellten sich zu ihnen, und so war es Tórdur endlich möglich, seine Warnung an den Herrn der Spione zu überbringen.
“Die Löwenmaid?” murmelte Edrahil und strich sich über das Kinn. “Und Ihr seid Euch da sicher, ja?”
“Absolut,” bestätigte Tórdur. “Sie wird versuchen, Sûladan vom Thron zu stoßen und sich seines Reiches zu bemächtigen. Ihr habt es mit eigenen Augen gesehen, Edrahil... Ihr wart dort. Sie würde alles tun, um Arzâyan wieder aufzubauen, nachdem Ihr es zerstört habt. Und Sûladan gebietet trotz des Bruderkriegs noch über ein großes Land, das reich an Ressourcen ist. Wenn Taraezaphel in den Besitzt dieser Ressourcen geplant, dauert es kein Jahr, bis das große Reich der Arzâyanî wieder aufersteht.”
“Das können wir auf keinen Fall zulassen,” brummte Edrahil. “Glücklicherweise tut sie uns einen Gefallen und versteckt sich an dem Ort, zu dem wir ohnehin gerade unterwegs sind. Sûladan... Saleme... Taraezaphel... mit etwas Glück können wir in Qafsah drei Fliegen mit einer Klappe schlagen.”
Narissa schaltete sich ein. “Sûladan gehört mir. Mir allein!”
“Wissen wir, wissen wir,” sagte Valion und klopfte ihr auf die Schulter. “Ich habe es dir doch gesagt, meine Schwester und ich räumen dir nur den Weg zu dem Bastard frei. Sein Kopf ist ganz dein.”
Narissa nickte zufrieden. Sie hatte es Valirë gleichgetan und die Hände hinter dem Kopf verschränkt, allerdings hatte sie auch ihre Füße auf den Tisch gelegt. Als Valion das sah, überkam ihn die dunkle Vorahnung, dass Valirë auf Narissa abfärben könnte, und sogleich musste er an Aerien denken. Er nahm sich vor, das um jeden Preis zu verhindern.
“Ob Saleme und ihre Schlangen wirklich in Qafsah sein werden, wissen wir allerdings nicht,” wandte Tórdur ein.
“Nein, das wissen wir nicht. Aber ich habe da so ein Gefühl, dass sie nicht weit sein werden, wenn erst Sûladans Kopf rollt...” meinte Edrahil.

Die Türen des Gasthofes öffneten sich, und herein kam Qúsay, begleitet von Erchirion sowie einem hellhäutigen Südländer, der zu Valions Erstaunen dem alten Edrahil recht ähnlich sah. Die drei Männer kamen direkt an den Tisch der Gondorer.
“Wir danken Euch für die Unterstützung in der Schlacht auf der Ebene,” sagte Qúsay ohne Umschweife. “Ich wünsche Euren Rat zum weiteren Vorgehen. Bitte folgt uns.” Er ging ohne abzuwarten wieder los, in Richtung der Treppe, die zu den oberen Geschossen führte.
“Sind damit alle hier am Tisch gemeint, Dírar?” fragte Edrahil den ihm so ähnlich sehenden Mann.
“Ja. Der Malik möchte, dass ihr alle am Kriegsrat teilnehmt, Vater.” sagte Dírar und sowohl Narissa als auch den Zwillingen blieben die Münder offen stehen.
“Na los, kommt schon,” sagte Edrahil ungerührt und stand auf. “Man lässt einen König nicht warten, also hört auf, Maulaffen feil zu halten und folgt uns.” Gemeinsam mit Dírar ging er los, und alle anderen beeilten sich ihm zu folgen.

Sie kamen auf eine große Terrasse auf dem Dach des Gasthofes. Fackeln spendeten etwas Licht, und ein kühler Abendwind sorgte für eine angenehme Temperatur nach der Hitze des Tages.
Neben Qúsay waren die übrigen Kommandanten der Streitmacht des Malikats bereits versammelt. Valion sah Häuptlinge und Herrscher unterschiedlichster Stämme, die auf die Befehle ihres Meisters warteten.
Sie saßen auf bequemen Stühlen in einer großen Runde, während Dienerinnen Getränke brachten. Die Frauen trugen helle Schleier, die ihre Gesichter unterhalb der Augen verhüllten, und als sich eine von ihnen vorbeugte, um Valion einen vollen Weinkrug zu reichen, wisperte sie ihm ins Ohr: “Ich bringe eine Botschaft von meiner Herrin Lóminîth. Sie wünscht, dass Ihr so bald wie möglich nach Dol Amroth zurückkehrt...”
Valion blickte die Dienerin verwundert an. Sie unterschied sich in keinster Weise von den übrigen Frauen und kam eindeutig aus Harad. Lóminîth musste sie wohl noch in Umbar in ihre Dienste genommen haben. Doch ehe er der Frau antworten konnte, war sie bereits zum nächsten Gast weitergezogen und nahm keinen Blickkontakt mehr mit Valion auf.

Nachdenklich verfolgte Valion den Beginn des Kriegsrates, bei dem vor allem die Folgen der Schlacht vor den Toren Ain Salahs besprochen wurden. An der nun folgenden Besprechung beteiligte er sich nur wenig, ihm selbst wurde von Qúsay ohnehin nur eine einzige Frage gestellt. Er beantwortete diese mit “Ja,” nachdem der Malik wissen wollte, ob Valion und seine Schwester Narissa dabei unterstützen würden, in den Palast des Sultans vorzudringen. Und das war am Ende des Rates auch der Plan, der gefasst wurde: Das Heer des Malikats würde sich den Verteidigern Quafsahs vor der Stadt zur Schlacht stellen, und im Falle einer Weigerung die Belagerung beginnen. Währenddessen würde es Narissas Aufgabe sein, im Inneren der Stadt für genug Chaos zu sorgen, damit die Verteidiger geschwächt wären. Durch den Tod Sûladans wäre vermutlich genug Demoralisierung erreicht, dass die Krieger des Sultanats die Kämpfe einstellten, so hofften die Anführer unter Qúsay.

Als der Kriegsrat nach einer knappen Stunde beendet und der Abend schließlich weit vorangeschritten war, entließ Qúsay sie alle für die Nacht. Valion verließ als einer der Letzten die Dachterrasse. Dabei spürte er plötzlich ein Ziehen an seinem linken Arm und über die Schulter blickend entdeckte er wieder die Dienerin, die Lóminîth zu ihm geschickt hatte. Sie sagte leise: “Bitte, Herr, folgt mir... dann kann ich Euch die Nachricht Eurer Verlobten überbringen.”
Sie drückte sich an ihm vorbei und ging die Stufen hinab, folgte aber nicht dem Weg zurück in die Schankstube. Stattdessen bog sie ein Stockwerk weiter oben schon aus dem Treppenhaus ab und ging einen Gang entlang, in dem mehrere Gästezimmer lagen. Valion blieb erst stehen, er war sich unsicher ob er dieser Frau trauen konnte. Aber wer außer den Gondorern hier in Harad konnte wissen, dass Valions Verlobte wirklich Lóminîth war? So überwand er seine Zweifel und ging ebenfalls den Gang herunter, an dessen Ende die Dienerin wartete, ihr Gesicht noch immer hinter dem weißen Schleier verborgen. Als sie sah, dass er ihr nun folgte, ging sie durch eine der Türen hindurch. Valion überbrückte die Distanz zu ihnen und kam so in ein einfaches Gästezimmer. Abwartend blieb er im Türrahmen stehen und schaute die fremde Frau an. Sie griff an ihm vorbei und zog die Türe zu, ehe er reagieren konnte. Dann ging sie einen Schritt von ihm weg und sagte: “Hier ist die Nachricht meiner Herrin...” Und ohne weitere Umschweife zog sie die Träger ihres Kleides an ihren Schultern herunter und ließ es herab fallen.
“Moment mal, warte, was... was wird das?” wollte Valion halb erschrocken, halb perplex wissen. “Ich kenne nicht einmal deinen Namen.”
“Mein Name ist Lamira,” sagte sie und hielt inne. “Meine Herrin schickt mich, um Euch an die Dinge zu erinnern, die Euch in Dol Amroth erwarten. Schließt die Augen und stellt Euch vor, ich wäre sie...”
Valion wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Glücklicherweise wurde ihm die Entscheidung abgenommen, als er Gekichere hinter sich hörte. Valirë und Narissa hatten sich angeschlichen und konnten sich inzwischen wohl nicht mehr zurückhalten.
“Was soll das denn werden? Du solltest wissen, dass mein kleiner Bruder zu stumpfsinnig ist, um sich vorzustellen, mit einer anderen Frau zu schlafen, während er dich beglückt. Richte meiner liebsten zukünftigen Schwägerin aus, dass das so nicht funktionieren wird...”
Anstatt verärgert zu sein, konnte Valion Furcht in den dunklen Augen Lamiras sehen. Sie presste sich an Narissa vorbei und hastete davon, ohne ein Wort zu sagen, nachdem sie sich ihr Kleid wieder übergezogen hatte.
Narissa sah ihr nachdenklich hinterher. “Ich habe das Gefühl, dass sie das nicht ganz freiwillig getan hat,” meinte sie leise.
“Vielleicht nicht,” sagte Valion. “Aber für heute habe ich genug. Zeit schlafen zu gehen...”

Eandril:
Narissa wälzte sich schlaflos von einer Seite auf die andere. Die Strohmatratze ihres Bettes war klumpig und die Laken kratzig, doch das war es nicht, was sie am Schlafen hinderte - sie hatte schon deutlich unbequemer genächtigt. Sie drehte sich frustriert auf den Rücken, und versuchte langsam und tief zu atmen. In ihrem Kopf jagten Gedanken umeinander. Der Schock ihrer Rückkehr nach Ain Salah war zwar einigermaßen überwunden, doch irgendetwas hinderte sie nach wie vor am Schlafen. Schließlich richtete sie sich mit einem Ruck auf und schwang die Beine aus dem Bett. So leise wie möglich um Valirë, mit der sie sich das Zimmer teilte, nicht zu wecken, zog sie Hemd und Hose über, und schlicht dann auf Zehenspitzen durch den Raum. Bei Valirës Bett blieb sie kurz stehen. Die dünne Decke und Unterkleidung waren verrutscht, sodass sie Narissa mehr Einblick gewährten, als Valirë vermutlich lieb gewesen wäre. Narissa verharrte regungslos, und kämpfte innerlich mit einem Gefühl der Peinlichkeit und einem anderen Gefühl, dass sie davon abhielt, einfach weiterzugehen. Am Ende gewann die Scham die Oberhand, und sie wandte sich abrupt ab.
"Wenn du schon so ausgiebig starrst, hättest du mir ja wenigstens die Decke zurecht ziehen können...", erklang leise Valirës Stimme, und Narissa erstarrte mitten im Schritt, bevor sie sich langsam umwandte. Valirë hatte sich auf ihrem Bett aufgesetzt, und die Decke um den Oberkörper gewickelt. "Ich bin solche Blicke ja gewohnt, aber meistens eher von Männern."
Narissa spürte, wie sie errötete - das war ihr lange nicht mehr passiert. "Ich... verzeih mir", sagte sie leise, und blickte zu Boden. "Das war unangemessen." Valirë zuckte mit den nackten Schultern. "Ich habe nicht gesagt, dass es mich gestört hat." Sie klopfte mit der flachen Hand einladend auf die Bettkante neben ihr, und Narissa folgte ihrer Einladung zögerlich. "Es war nur... neu für mich. Und unerwartet."
Narissa setzte sich neben ihr auf die Bettkante, und blickte ihr ins Gesicht. Valirë war ihr in diesem Augenblick ein Rätsel, nichts war in dem sonst so offenen Gesicht zu lesen, weder Einladung noch Ablehnung - doch als Narissa sich ein wenig vorbeugte, wich sie ein Stück zurück und Narissa zuckte innerlich zusammen. Im selben Augenblick wurde ihr bewusst, was sie eigentlich tat, und spürte ihr Gesicht heiß vor Scham werden. Sie wandte den Blick von Valirë ab, und starrte stattdessen die kahle Holzwand des Zimmers an.
Sie spürte wie Valirë ihre Schulter drückte. "He. Kein Grund sich gleich zu schämen." Narissa blinzelte ein paar Mal rasch hintereinander. Sie fühlte sich elend.
"Ich komme mir vor wie eine Verräterin, nur weil... gedacht habe...", setzte sie an, verstummte aber gleich wieder. Valirës Hand drückte noch einmal ihre Schulter. "Mir ist es vor gar nicht langer Zeit ähnlich ergangen", gestand sie, und lächelte scheinbar unbekümmert als Narissa ihr wieder das Gesicht zuwandte. "Und ich hatte nicht einmal die Ausrede, dass mein Verlobter weit weg in Gondor wäre. Alte Gewohnheiten lassen sich eben schwer ablegen, auch wenn ich mir alle Mühe gebe - egal, was mein Bruder erzählt."
Narissa seufzte tief, und auf einmal hörte sie sich selbst sagen: "Ich vermisse sie nur so sehr. Aerien, meine ich. Es ist... merkwürdig, wir kennen uns eigentlich noch gar nicht so lange. Aber wir haben so vieles gemeinsam erlebt und durchgemacht, dass es sich wie ein ganzes Leben anfühlt. Und das hier ist jetzt schon die längste Zeit, die ich von ihr getrennt bin seit... sie mich genau hier aus dieser verfluchten Arena gerettet hat. Vielleicht... ach, ich weiß auch nicht." Sie atmete tief durch, und lächelte ein wenig verlegen. "Normalerweise rede ich nicht so viel über mich."
Valirë zuckte mit den Schultern. "Wozu sind Freunde sonst da?"
Freunde. Damit hatte Narissa in letzter Zeit wenig Erfahrung gesammelt - sie wusste nicht, ob sie überhaupt jemanden, den sie im letzten Jahr getroffen hatte, als Freunde bezeichnen würde. Familie, Verbündete... und Aerien natürlich. Aber Aerien war viel mehr und etwas ganz anderes. Vielleicht waren Freunde, wirkliche Freunde, das, was sie jetzt brauchte. Sie atmete die durch. "Ja", sagte sie leise, und mehr zu sich selbst. "Jemanden wirklich zu lieben ist das Schönste auf der Welt, aber manchmal ist es eine Qual. Weißt du, was ich meine?"
Ein merkwürdiger Ausdruck trat in Valirës Augen, etwas wie Bedauern und Trauer. "Ich weiß nicht", erwiderte sie so leise, dass es beinahe ein Flüstern war, und blickte dann zu Boden. "Manchmal dachte ich... aber ich weiß nicht. Es ist nie so weit gekommen."
"Aber was ist mit deinem Verlobten? Prinz Erchirion?", fragte Narissa, und ärgerte sich sogleich über ihre unangemessene Neugierde. "Also... du musst natürlich nichts dazu sagen", fügte sie rasch hinzu, doch Valirë lächelte. "Er ist ein guter... ein sehr guter Mann. Ich hätte es nicht viel besser treffen können. Und nicht jede glückliche Ehe benötigt unsterbliche Liebe - nur gegenseitigen Respekt und Zuneigung."
Narissa erwiderte ihr Lächeln, und es war zu ihrer Erleichterung ein vollkommen unkomplizierter Moment. "Erzähl Valion nicht, dass ich das gesagt habe... aber ich glaube, du bist die weitaus erwachsenere von euch beiden." Valirë grinste. "Das wusste ich schon. Und es ist ja auch kein Wunder, immerhin bin ich kurz vor ihm geboren."
Narissa stand von der Bettkante auf. Ihr war deutlich leichter ums Herz als seit ihrer Ankunft in Ain Salah - oder eher seit ihrer Abfahrt aus Dol Amroth. "Ich gehe noch ein wenig frische Luft schnappen - ich glaube nicht, dass ich schon schlafen kann."
"Nur zu." Valirë streckte sich wieder auf ihrer Matratze aus. "Ich hingegen brauche meinen Schönheitsschlaf, bevor wir morgen wieder den ganzen Tag Wüstenstaub atmen."

Als Narissa auf die verwaiste Dachterasse hinaus trat, umfing sie die klare und kühle Nachtluft. Der Himmel war sternenklar, und ein leichter Wind wehte über die Dächer von Ain Salah. Bevor sie jedoch einen weiteren Schritt machen konnte, löste sich eine Gestalt aus der Dunkelheit - ein hochgewachsener Mann mit schulterlangen Haaren und einem geflochtenen Bart, über dessen Schulter der Griff einer Armbrust ragte. Narissas Hand schnellte instinktiv zu ihrem Gürtel, doch sie hatte ihre Waffen neben ihrem Bett liegen lassen. Der Mann hob die Hände, die Handflächen ihr zugedreht. "Nur die Ruhe, wir sind keine Feinde." Er verbeugte sich leicht, eine Hand auf die Brust über dem Herzen gelegt. "Mein Name ist Ifan ben-Mezd. Nachdem euer Freund Edrahil es nicht für nötig befunden hat, mich zu kontaktieren, dachte ich mir, ich versuche es auf anderem Wege."
"Das erklärt noch nicht wer ihr seid, was ihr von mir wollt und warum ich euch vertrauen sollte", gab Narissa zurück, nach wie vor misstrauisch. Nicht jeder der behauptete, ein Freund zu sein war auch einer.
Ifan lächelte und ließ makellose weiße Zähne aufleuchten. "Also eins nach dem anderen. Ich bin... nun, man könnte es Söldner nennen, mit der Einschränkung, dass ich längst nicht mehr für jeden arbeite, sondern nur noch für die Feinde des Sultans. Zweitens: Ich bringe wichtige Informationen, die bei eurem Vorhaben in Qafsah entscheidend sein könnten. Und drittens: Grüße vom Schattenfalken - er hat mich geschickt."
Hinter Narissa trafen Füße weich und beinahe lautlos auf den Boden der Dachterasse, als ein Schatten vom Nachbardach hinüber sprang.
"Alter Freund...", sagte eine Narissa bekannte Stimme. "Sind solche Lügen wirklich nötig?"
Ifan grinste erneut breit, doch Narissa hatte den Eindruck, dass es eine Augen nicht erreichte. "Eayan al-Tayir höchstpersönlich. Verzeih mir, alter Freund, aber du warst im tiefen Süden verschollen, und irgendwie musste ich doch Vertrauen erwecken." Eayan erwiderte nichts, sondern trat neben Narissa und legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. Im Sternenlicht konnte sie Falten erkennen, sie sich in seine Augenwinkel eingegraben und um den Mund gelegt hatten. Er wirkte müder als noch vor einigen Monaten. "Ich habe gehört, was ihr auf eurer Reise geleistet habt", sagte er leise. "Mehr, als mir selbst hätte gelingen können." Er neigte leicht den Kopf, bevor er sich wieder Ifan zuwandte.
"Du hättest ohne Schwierigkeiten den Silbernen Bogen kontaktieren können, Ifan. Warum hast du es nicht getan?"
Ifan winkte ab. "Die einzigen in der Bande denen ich vertraue sind du und Ta-er, und ihr hattet Harad beide verlassen. Also musste ich einen anderen Weg suchen."
"Jeder einzelne meiner Leute ist vollkommen vertrauenswürdig, das weißt du", gab Eayan kühl zurück. Bevor einer der beiden Männer noch etwas sagen konnte, ergriff Narissa das Wort: "Vertrauenswürdigkeit hin oder her, ich wüsste gerne was diese wichtigen Informationen sind." Halb erwartete sie, dass Eayan etwas sagen würde, doch er verschränkte nur die Arme vor der Brust und wartete stumm ab.
"Es gibt einen Weg, unbemerkt nach Qafsah hineinzugelangen", erklärte Ifan schließlich. "Er ist gefährlich, aber die einzige Möglichkeit diesen Krieg ohne eine langwierige Belagerung zu beenden." Narissa biss sich auf die Lippe und wartete ab, obwohl ihre Neugierde wuchs. "Aus der Stadt führen unterirdische Wassertunnel in die nahegelegene Oase - unter anderem der Palast wird so mit Wasser versorgt. Es ist ein langer Tauchgang, aber zu schaffen." Narissa spürte ihr Herz schneller schlagen - das war genau das, was sie sich erhofft hatte. Ein Weg nach Qafsah hinein, ein Weg die Sache zu Ende zu bringen. Allein.
"Wo beginnt dieser Tunnel?", fragte sie, bemüht, ihre Stimme ruhig zu halten. "Ist es nur ein einzelner Tunnel oder gibt es Abzweigungen? Wie lange muss man tauchen?"
"Narissa...", sagte Eayan leise, doch Ifan antwortete bereits: "Der Tunnel beginnt in der östlichen Hälfte des Sees, wenn man Bescheid weiß sollte der Eingang nicht schwer zu finden sein. Es geht ein ganzes Stück unter Wasser hinab, vielleicht zwei Minuten, bevor man in einen Teil mit ein wenig Luft gelangt. Von dort führen mehrere Tunnel in alle möglichen Teile der Stadt, doch der Weg zum Palast ist markiert und gut zu finden."
Aufgeregt setzte Narissa zu einer weiteren Nachfrage an, doch Eayan hob die Hand. "Und woher weißt du um diese Tunnel?"
Ifan ließ seine weißen Zähne aufblitzen, als er lächelte. "Ich habe sie selbst benutzt - vor über zwanzig Jahren. In der Nacht, in der der alte Scheich und fast alle seiner Söhne auf merkwürdige Art und Weise ums Leben kamen." Narissa zuckte zurück als ihr klar wurde, was Ifans Erklärung bedeutete, doch Eayan schien nicht überrascht und nickte nur langsam.
"Also weiß Suladân um diesen Weg ins Herz seines Reiches", stellte er fest.
"Aber ja", gab Ifan zurück. "Aber er glaubt auch, nur er wüsste darum. Alle, die damals seine Mordbefehle ausführten, sind kurz darauf einer nach dem anderen verschwunden oder tragisch verstorben - mich eingeschlossen, wie du weißt, alter Freund."
Eayan legte Narissa eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz - warnend. "Wir danken dir für diese Information, und werden beraten was dir damit anfangen."
Ifan verneigte sich leicht. "Es war mir ein Vergnügen. Auf bald." Er schwang sich gewandt über das Geländer der Dachterasse, und war einen Augenblick später verschwunden. Narissa wartete einen Augenblick ab, bevor die Neugierde die Oberhand gewann: "Worum ging es da genau? Hat dieser... Ifan für Suladân gearbeitet?"
"Allerdings", erwiderte Eayan. "Aber es ist lange her." Er seufzte, und im schwachen Licht der Sterne konnte Narissa die dunklen Ringe unter seinen Augen erkennen. "Ich werde dir gerne alles erzählen - aber morgen. Bevor ich dem Malik von Harad und Edrahil unter die Augen trete brauche ich noch ein wenig Schlaf." Er verzog ein wenig das Gesicht, als würde ihm die Aussicht nicht sonderlich viel Freude bereiten.
Im selben Augenblick erregte ein Lichtschein Narissas Aufmerksamkeit, und sie beugte sich ein wenig über das Geländer vor um an den benachbarten Dächern vorbeischauen zu können. Nicht viel weiter die Hauptstraße entlang stand ein etwas einzeln stehendes, niedriges Gebäude in hellen Flammen, und der Anblick löste ein unangenehmes Kribbeln in ihrem Nacken aus: Es war die Arena, in der einst so vieles für sie begonnen hatte, die dort niederbrannte.

Fine:
Valion schlug mitten in der Nacht die Augen auf. Er hatte keine zwei Stunden geschlafen, doch was ihn geweckt hatte, wusste er nicht. Aus dem Nebenzimmer, das sich Valirë mit Narissa teilte, drangen leise, dumpfe Stimmen durch die hellhörige Zimmerwand, doch Worte verstehen konnte er nicht. Valion beschloss, sich die Beine zu vertreten, Müdigkeit verspürte er seltsamerweise keine.

Auf den Straßen der Stadt war noch immer viel los, obwohl die Mitternachtsstunde bereits verstrichen sein musste. Menschen strömten aus der Stadt hinaus, vermutlich um der Besatzung durch die Malikatstruppen zu entgehen, während andere hineindrängten; hierbei handelte es sich vor Allem um Soldaten Qúsays, die die kurze Auszeit nutzen wollten. Für die Gaststätten und Hurenhäuser der Stadt würde dies einen ertragreichen Andrang bedeuten, der erst mit dem Abzug des Heeres nachlassen würde. Valion bahnte sich seinen Weg durch die Straßen, ohne ein richtiges Ziel zu haben. Nach einer Weile erreichte er das östliche Tor von Ain Salah. Dort waren ebenfalls Soldaten des Malikats postiert worden, so wie an allen Zugängen zur Stadt. Einer von ihnen erkannte Valion als verbündeten Gondorer und man gestattete ihm, die Mauern zu erklimmen. Von der niedrigen Brustwehr aus hatte er einen guten Blick nach Osten, wo ihn eine von Mondschein erhellte Ebene erwartete. Dies war die fruchtbare Ebene des Harduins, der Lebensader Weit-Harads, und das Machtzentrum Sûladans. Sie standen nun an den Grenzen zum wichtigsten Teil seines Reiches, und schon bald würde der Krieg deutlich härter werden, wie Valion ahnte. Hier und da sah er in der ferne kleine rote Lichter aufblinken und fragte sich, ob es sich um fackeltragende Reiter oder um die Feuer von Lagern oder kleinen Dörfern handelte.

Mit einem Mal musste Valion an die geheimnisvolle Frau Lamira denken. Er fragte sich, wie Lóminîth sie wohl dazu gezwungen haben mochte, sich Valion so anzubieten. Nachdenklich stellte er fest, dass er vor einiger Zeit sicherlich auf das Angebot eingegangen wäre, ohne einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden. Doch er musste feststellen, dass er sich verändert hatte. Irgendetwas sagte ihm, dass der alte Edrahil zumindest einen Teil der Schuld an dieser Veränderung trug. Er drehte sich um und schaute in Richtung des Gasthofes, in dem die Gondorer und Narissa untergebracht waren. Dabei fiel ihm das Gebäude auf, von dem Narissa ihm am Vortag erzählt hatte. Die Arena, aus der Aerien sie gerettet hatte. Valion atmete einmal durch, dann lächelte er und fasste einen Entschluss.

An der Arena angekommen stellte er fest, dass alle Zugänge verriegelt worden waren. Dennoch sah sie nicht aus, als hätten die Betreiber beschlossen, hier keine Kämpfe mehr abzuhalten. Im Gegenteil, es wurden sogar auf einem im Mondlicht halbwegs lesbarem Plakat neue Veranstaltungen angekündigt, die am nächsten Tag beginnen sollten. Valion verschaffte sich Zutritt, was erstaunlich leicht für ihn war. Über dem hölzernen Tor am Haupteingang war gerade genug Platz, dass er mit etwas Geschick hinüberklettern konnte, und sich durch den Spalt unter dem steinernen Torbogen zu pressen. Drinnen fand er rasch, wonach er gesucht hatte. Brennbares Material und sogar ein Fass voller Öl - er wollte gar nicht wissen, was die Arenaherren damit vorhatten. Da nur das Fundament sowie ein Teil des Tores aus Stein bestanden, war er sich seines Erfolgs sicher. Schon bald war sein Werk getan und der Zunder überall verteilt. Nun fehlte nur noch ein Funke. Er kletterte zurück nach draußen und fertigte sich mit dem Rest des Öls, einem schmutzigen Lumpen und einem abgebrochenen Speer eine behelfsmäßige Fackel, die er an einem der vielen Kochfeuer entlang der Straßenseiten entzündete. In einem unbeobachteten Augenblick schleuderte er die Fackel im hohem Bogen über das Tor, wo er ihr ein bereits wartendes Bett aus mit Öl übergossenem Stroh vorbereitet hatte. Es dauerte keine volle Minute, bis das Gebäude in Flammen aufging.

Valion wusste, dass der Brand der Arena Fragen aufwerfen würde, vielleicht würde Qúsay sogar nach dem Täter suchen lassen. Doch er war sich sicher, dass ihn niemand bemerkt hatte. Die innere Unruhe, die er beim Aufwachen verspürt hatte, war in dem Moment, in dem die ersten Flammen hochgestiegen waren, verflogen. Valion machte sich auf den Rückweg zur Herberge, wo ihn der Schlaf schon bald fand.

Der Morgen kam, und noch immer lag eine dünne Rauchwolke über der Stadt. Die Arena war bis auf die Grundfesten niedergebrannt, doch die Ruinen schwelten und rauchten noch eine ganze Weile weiter. Valion wurde von seiner Schwester geweckt, gerade als die Sonne über den Horizont kletterte.
"Wann wirst du endlich lernen, auf deine große Schwester zu hören?" sagte Valirë, die ihre Rüstung trug und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Von Narissa fehlte jede Spur, sie war offenbar in der Nacht ebenfalls ruhelos gewesen und hatte laut Valirë frische Luft schnappen wollen. Bis jetzt war sie nicht zurückgekehrt.
"Es hat sich nun einmal einfach richtig angefühlt," sagte Valion zu seiner Verteidigung.
"Viele Dinge, die eigentlich falsch sind, fühlen sich anfangs richtig an," seufzte Valirë und schien dabei an etwas Bestimmtes zu denken, Valion konnte aber nicht erahnen, worum es ihr dabei ging. "Nun, wie dem auch sei... jetzt ist es zu spät für Reue. Ich hoffe, dass du nicht so blöd warst, dich dabei beobachten zu lassen."
"Natürlich nicht," stellte Valion klar.
"Gut, das... das ist gut," sagte Valirë. "Ich hoffe einfach, dass wir bald weiterziehen. Diese Stadt deprimiert mich."
"Hat Erchirion dich etwa abgewiesen?" neckte Valion seine Zwillingsschwester.
Valirë streckte ihm zur Antwort die Zunge heraus, dann ging sie.

Interessanterweise war der Brand der Arena bei der am Vormittag einberufenen Besprechung der Heerführer nur nebensächlich. Ein Meldereiter war eingetroffen, der Nachrichten vom gleichzeitig stattfindenden Feldzug im Osten brachte. Dort war das zweite Heer des Malikats im Stammesgebiet eines mit Sûladan verbündeten Haradrimvolkes stecken geblieben und kam nur sehr langsam voran. Diskutiert wurde nun, ob Verstärkung nach Osten entsandt werden sollte. Letzen Endes entschied Qúsay allerdings auf Edrahils Rat hin, sich zunächst mit allen verbliebenen Kräften auf Qafsah zu konzentrieren.
"Hier und jetzt habt Ihr die Gelegenheit, der Schlange den Kopf abzuschlagen," sagte der Herr der Spione Dol Amroths. "Je länger ihr wartet, um den Schlag zu führen, desto schwerer wird er Euch fallen."

Bis das Heer formiert und abreisefertig war, vergingen noch einige Stunden. Valion sah nach den Pferden, dabei lief ihm Narissa über den Weg. Sie erwähnte die Arena mit keinem Wort, aber Valion hatte das Gefühl, dass sie Bescheid wusste, woher auch immer. "Da bist du ja," sagte er und stupste ihr freundschaftlich gegen die Schulter. Doch das erwartete Grinsen blieb aus. Stattdessen ging Narissas Blick nach Osten, hin zur Ebene des Harduin.
"Es wird nun nicht mehr lange dauern," sagte sie leise.
"Du meinst...“
"Bald stehen wir vor Qafsahs Toren. Und bald... werde ich meine Rache bekommen."
Valion zögerte. Er hoffte, Narissas Fixierung auf den Tod des Sultans würde sie nicht dazu verleiten, einen Fehler zu begehen. "Denk dran, dass meine Schwester und ich dir zur Seite stehen. Geh nicht ohne uns. Wenn du dich in die Schlacht stürzt."
Narissa brauchte lange, um zu antworten. Als sie endlich den Blick vom Osten abwandte und Valion ansah, glaubte er, viele unterschiedliche unausgesprochene Worte hinter ihren Augen brennen zu sehen. Doch schließlich sagte sie nur. "Ich weiß. Und... ich bin dankbar dafür."
Valion schwieg. Während sie in ihre Sättel kletterten und das Heer schließlich aufbrach fragte er sich, ob er wirklich zu Narissa durchgedrungen war, oder ob sie in Gedanken längst wieder bei dem war, das vor ihr lag…

Valion, Narissa, Edrahil und Qúsay mit dem Heer des Malikats auf die Ebenen rings um Ain Salah

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