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Autor Thema: Fornost: Die alte Palastanlage  (Gelesen 6548 mal)

Curanthor

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Fornost: Die alte Palastanlage
« am: 7. Jan 2017, 20:33 »
Mathan vom Versteck des Sternenbundes (+ Halarîn, Faelivrin, Adrienne, Acharnor, Fanael, Angatar, Asea)

Seine Schritte führten ihn auf die lange Straße, die geradewegs in die alte Anlage führten. Zwischenzeitlich hatte er seine Rüstung abgelegt und trug nun bequemere Kleidung. Er erinnerte sich, wie er vor langer Zeit öfters hier war und wie sehr sich die Stadt verändert hatte, was ihn etwas trüb stimmte. Die vorgezogene Mauer war schon längst umgekippt, das schwere Eisentor war verschwunden und die kleine Wachkammer wo sich die Ankömmlinge immer vorgestellt hatten war zur Hälfte eingestürzt. Der Elb bemerkte, dass die Straße sauber gemacht wurde und folgte dieser bis zu der großen Treppe. Rasch nahm er die Stufen doppelt und stand vor dem großen doppelflügeligen Tor, von dem eins nur halb in den Angeln hing. Vorsichtig drückte er den intakten Torflügel auf und befand sich in der riesigen Empfangshalle. Es roch muffig, nach Staub und etwas Blut. Die Kämpfe hier vor einiger Zeit waren noch nicht ganz vergessen, dennoch wurden die Leichen entfernt und das Blut etwas mit Sand bedeckt. Seine Schritte beschleunigten sich und er bog in den westlichen Teil des Gebäudes ein. Die langen Gänge waren verschont geblieben und scheinbar war hier niemand in langer Zeit durchgekommen. Die Fußspuren auf dem Boden zeigten Mathan, dass er auf dem richtigen Weg war. Er grinste, als er Adriennes Fußspuren erkannte, denn die der beiden Elben waren so gut wie kaum sichtbar. Sein Weg endete als der Gang plötzlich in einem kleineren Innenhofe endete, der von einem kleinen Brunnen in der Mitte dominiert wurde. Dort stand auch der beladene Karren und Acharnor winkte ihm zum Gruß. „Hab eine Abkürzung genommen“, grinste er stolz. Mathan nickte und erkundigte sich, wo die anderen waren. „Im Garten“, antwortete er nur und machte ein beleidigtes Gesicht, „Ich darf noch nicht rein.“
Der Elb runzelte die Augenbrauen und schüttelte den Kopf, dann trat er an das größere Tor, das gegenüber dem Gange lag, aus dem er gekommen war. Ehe er es öffnen konnte schwang es nach Innen auf und Faelivrin stand vor ihm, die gerade ein Bündel Blumen in der Hand hatte. Er bemerkte, dass seine Tochter ihre schwarze Rüstung abgelegt hatte und nun ein eisblaues Kleid mit goldenen Stickereien trug. Sie lächelte und drei Elben gesellten sich zu ihr, die ihm unbekannt waren. „Das ist meine Leibwache, Vater.“ Mathan blickte die Drei an und bemerkte sofort, dass sie unbewaffnet waren und sich dabei unwohl fühlten. Es waren ein größerer, mürrisch dreinblickender Mann mit dem Namen Angatar, ein kleinerer Elb der Fanael gerufen wurde, sowie eine etwas zurückhaltend wirkende Elbe, Asea.  Sie grüßten ihn mit ehrfurchtsvoller Zurückhaltung, was Mathan einen Moment irritierte. Er fing sich rasch: „Schön euch kennenzulernen“, grüßte er die Avari zurück und erkundigte sich bei seiner Tochter wo Halarîn war. Warme Hände legten sich über seine Augen und verdeckten sie, ein Kichern ertönte. Er grinste. „Lass das“, sagte er mit gespielter Strenge und zog Halarîn ohne große Anstrengung nach vorn, direkt in seine Arme. Sie verharrten einen Moment und blickten sich in die Augen, seine Gattin errötete kurz als sie zu den anderen Anwesenden bemerkte. Die Leibwache von Faelivrin wirkte etwas verdattert, sagte jedoch nichts und seine Tochter scheuchte sie sogleich davon.  Die drei Avari zerstreuten sich und gingen ihren Aufgaben nach. Dabei gaben sie Mathan den Blick auf den Garten frei, den er vor einigen Tagen wiederentdeckt hatte. Halarîn stellte sich neben ihn und ergriff seine Hand. „Was denkst du, wird ihr gefallen?“, fragte sie leise und blickte zu ihm auf. Er lächelte als Antwort und  zog sie eng an sich heran. Halarîn schmiegte sich an ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Der Obstgarten war wie verwandelt, rechts und links waren die überdachten Gänge gesäubert und die Rosenranken zurechtgeschnitten. Der große Marmorplatz in der Mitte, der von zwei schmalen Wassergräben durchzogen wurde, erstrahlte beinahe makellos. Die Obstbäume dahinter trugen ihre Blüten und verbreiteten einen angenehmen Duft. Die raffiniert angelegten Beete waren ebenfalls von dem gröbsten Unkraut befreit und die drei Avari machten sich daran auch die unzähligen Blumentöpfe wieder herzurichten.
„Ich denke, dass das so schnell nicht vergessen wird.“, sagte Mathan geistesabwesend und zog Halarîn zur Seite, als Acharnor mit einigen Waldläufern dutzende Feuerkörbe herbeitrug. Die Menschen staunten und blickte sich eine Weile lang um, bis Adrienne herbeigeilt kam. „Bewegt euch, stellt die Körbe in einer Reihe ausgehend zum Platz und bildet einen großen Kreis in der Mitte.“  schon sauste sie wieder davon und reinigte den letzten Teil eines der Wassergräben. Dass sie dabei mit den Händen den Dreck herausrupfte störte sie nicht. Mathan war sichtlich überrascht von der Veränderung und Halarîn grinste ihn an. „Durch die Hilfe von Faelivrins Leibwache sind wir sehr viel schneller vorangeschritten“, sie blickte zu der Sonne, die schon langsam den Himmel rot färbte, „bald ist es soweit.“, sagte sie mit einem berührenden Unterton. Mathan legte ihr wortlos eine Hand auf dem Bauch und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie blieben so einige Augenblicke lang stehen, als Faelivrin wieder zu ihnen kam. Ein kurzer Blick genügte ihr und sie machte kehrt um sich an den letzten Vorbereitungen zu beteiligen. Mittlerweile senkte sich die Sonne immer weiter dem Horizont entgegen und ließ die Schatten länger werden. Acharnor befeuerte zusammen mit einigen Sternenbundlern bereits die Feuerkörbe und vertrieb damit die aufkommende Dunkelheit. Adrienne lief zwischen den überdachten Gängen hin und her, dabei hing sie überall Laternen auf, die eine gemütliche Atmosphäre verbreiteten. Einer der beiden Avari ging ihr dabei zur Hand und schon bald war kaum ein Fleck des Obstgartens unbeleuchtet.

„Woher haben wir eigentlich die ganzen Sachen? Laternen, sogar Tische und ein paar Stühle“, fragte einer der Sternenbundler, der ein Verband um den Kopf trug.
Halarîn erklärte ihm, dass einige der Flüchtlinge die Dinge zur Verfügung gestellt hatten. Der Mann schien das etwas zu verwirren und sie machte ihm mühsam klar, dass es auch einige Leute gab, die Handwerklich geschickt waren. Mathan wandte sich mit einem Schmunzeln ab und durchquerte den Garten, bis er vor einer halb verfallenen Hütte stand. Nach einigen Suchen fand er auch, das was er in Erinnerung gehabt hatte: eine Silberschale, die in einem Tuch eingeschlagen unterhalb der Hütte versteckt war. Mit einem Grinsen erinnert er sich, dass die Schale von einer Magd hier versteckt worden war. Scheinbar hat sich nie jemand darum gekümmert und Plünderer waren eher an dem Inhalt der Schatzkammer interessiert, als an einem Obstgarten. Er drückte die Schale einem der Elben in die Hand, der sich sofort daran machte sie zu säubern. Faelivrin stellte gerade zwei Stühle in die Mitte des Platzes, Acharnor und Adrienne einen kleinen Tisch dahinter. Einige Neuankömmlinge blieben am Tor stehen und blickten sich erstaunt um, drei von ihnen waren in Mathans Truppe gewesen. Sie erblickte ihn und winkten zum Gruß, den er erwiderte. Er trat zu ihnen und bat sie auf die Sachen der Gäste zu achten, woraufhin sie zustimmten. „Ich will hier keine Waffen sehen und keine Rüstung, sei es Brustpanzer oder Beinschützer.“, sagte er Elb und schnallte seine Schwerter ab. Die vier blickten ihn an und wartete, doch der Elb behielt seine Waffen und wandte sich ab. Er trat an den Tisch und legte die Waffen dort ab, Halarîn tat es ihm gleich und legte ihre Bögen sorgfältig daneben, Faelivrin tat es ihnen gleich. Die drei Elben nickten sich zu und stellten sich nebeneinander wartend vor den Tisch. Adrienne, ihr Bruder und die drei Avari schafften gerade zum Abschluss der Vorbereitungen das Bier und sonstige Verpflegung heran. Als diese bei den überdachten Gängen untergebracht war, gesellten sie sich zu ihnen und warteten auf den Rest der Gäste. Es dauerte auch nicht lange, bis die Ersten erschienen.


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« Letzte Änderung: 12. Jan 2017, 12:21 von Fine »

Eandril

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #1 am: 8. Jan 2017, 21:07 »
Oronêl, Finelleth und Irwyne aus dem Versteck des Sternenbundes

Der Weg durch den verfallenen, von Staub und Schimmel bedeckten Palast war dazu geeignet auch die beste Laune zu trüben, doch Oronêl vertraute darauf, dass Mathan und Halarîn einen geeigneten Ort für ihre Feier gefunden hatten. Er wurde nicht enttäuscht, als sie am Ende eines langen Ganges in einen Garten hinaustraten, der Oronêl wie ein Bild aus vergangener Zeit erschien. Der Platz aus weißem Marmor schimmerte, als ob er gerade erst erbaut worden war, und auf dem Wasser in den schmalen Gräben glitzerte der Schein der sinkenden Sonne. Überall waren Blumen in Beeten und Töpfen zu sehen, und aus irgendeinem Grund standen selbst jetzt im Spätsommer die Obstbäume in voller Blüte. Über dem Garten lag ein verträumter Frieden, den Oronêl so lange nicht verspürt hatte - nicht seit Lothlórien.
"Ich freue mich, dass ihr gekommen seit", wurden sie von Halarîn begrüßt, die ein orangenes Kleid mit weiten Ärmeln und hohem Kragen, sowie eine Halskette mit einem einzelnen Ring daran trug. "Und ich freue mich, dass wir kommen durften", erwiderte Oronêl, und küsste sie leicht auf die Wange. "Wo ist Mathan?" Er blickte sich suchend um, und Halarîn sagte: "Oh, er sollte hier irgendwo in der Nähe sein..." Mit verschwörerisch gesenkter Stimme fügte sie hinzu: "Er ist schon ganz aufgeregt, auch wenn er versucht es sich nicht anmerken zu lassen."
"Aus gutem Grund." Mathan war leise hinter sie getreten, und legte seiner Frau einen Arm um die Taille. Mit dem anderen ergriff er den Arm, den Oronêl ihm zur Begrüßung entgegengestreckt hatte. "Man bekommt schließlich nicht jeden Tag eine neue Tochter. Ich freue mich jedenfalls, dass du meiner Einladung gefolgt bist - und Finelleth und Irwyne ebenfalls."
Finelleth neigte leicht den Kopf, und sagte: "Ich kenne Kerry nicht sehr gut, aber ich habe sie bei unserem Gespräch nach der Schlacht liebgewonnen - das scheinen Mädchen aus Rohan an sich zu haben." Sie warf Irwyne einen Seitenblick zu und lächelte. "Ich bin froh, dass ich hier sein darf", meinte diese leise. "Und der Garten ist wirklich wunderschön", fügte sie etwas scheu hinzu, und die Elben mussten lächeln.
"Wir hatten jede Menge Hilfe", meinte Halarîn, und Mathan ergänzte: "Bevor ihr weitergeht würde ich euch bitten, eure Waffen hier zu lassen, denn..."
"... dies ist ein Ort des Friedens und ihr möchtet den Krieg gerne fernhalten", beendete Oronêl den Satz für ihn, und Mathan nickte. Oronêl löste Axt und Dolch von seinem Gürtel und legte sie auf dem Tisch, auf dem bereits einige andere Waffen lagen. Finelleth legte ihr Kurzschwert dazu, ihre Axt und die Wurfmesser hatte sie gar nicht erst dabei gehabt, und Irwyne war von vornherein unbewaffnet gewesen. Sonst hatte Oronêl sich ohne seine Waffen in gewisser Weise nackt gefühlt, doch nicht an diesem Ort. Es war, als hätten Mathan, Halarîn und ihre Helfer ein Stück einer anderen, friedlicheren Welt zurückgeholt, und hier spürte Oronêl, wie sehr seine Seele sich nach Frieden und Stille sehnte. Es würde noch ein langer Weg bis dorthin zu gehen sein, doch jetzt, in diesem Garten glaubte er zum ersten Mal seit langem wirklich daran, dass es möglich war.
Er nickte Mathan zu, denn er traute seiner Stimme im Augenblick nicht, und ging langsam über den von Feuerschalen erhellten Marmorplatz, zwischen anderen Gästen, von denen ihm viele unbekannt waren, hindurch unter die Obstbäume, wo viele kleine Laternen ihr Licht verbreiteten.
« Letzte Änderung: 8. Jan 2017, 22:30 von Eandril »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Melkor.

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« Antwort #2 am: 9. Jan 2017, 00:00 »
Ardóneth vom Versteck des Sternenbundes


Obwohl Ardóneth froh war, nun endlich wieder vollständig alleiniger Herr über seinen Geist und Körper zu sein, war er jedoch auch bestürzt.  Fast hätte er selbst dafür gesorgt, dass Fornost an Saruman zurückfiel. Er schwor sich, dass es nie mehr dazu kommen würde.
Nachdem er das feine Gewand aus Minas Tirith mit großer Mühe angezogen hatte, das sein Vater ihm mitgebracht hatte, begutachtete er sich in einem alten, gesprungenen Spiegel. Das Gewand war aus einem edlen blauen Stoff gewebt und mit einigen Silbernen Fäden an der Schulter verziert  Der Riss, der diagonal durch den Spiegel ging rief erneut ein Gefühl der Zerrissenheit in Ardóneth hervor. Kurzzeitig verweilte er, in Gedanken versunken, bei diesem Bild.
"Ardóneth bist du fertig ?" fragte eine Stimme an der Tür.
Ruckartig aber vorsichtig drehte er sich zur Tür. "Ich denke schon." beantwortete er die Frage seines Vaters.
Nachdem Argóleth seinen Sohn kurz gemustert hatte nickte er kurz. "Dein Mutter wäre sehr stolz auf dich." Er hielte kurz inne und fuhr dann fort: "Komm! Gilbárd und Elrádan und Belen warten bereits auf uns." 

Vor der Waffenkammer trafen sie die Gruppe von Ardóneth und schlossen sich der Runde an.
"Ah, Ardóneth, wie geht es dir?" fragte Fulthien, die den Verband, den Ardóneth um den linken Arm und die Schulter trug, begutachtete.
"Den Umständen entsprechend," antwortete der Gefragte. "Dieser Dunländer hatte wohl ordentlich Kraft..."
Fulthien nickte "Wir sind mit den Vorbereitungen fast fertig," erzählte sie ihm. "Unser neues Mitglied legt sich auch kräftig ins Zeug."
Ardóneth wusste sofort das es um Mallor ging. Scheinbar hatte er nun doch das Angebot von ihm angenommen. Mit einem eher gezwungenen Lächeln nickte er. Der Schmerz der durch die Schulter strahlte wurde von Stunde zur Stunde schlimmer. Argóleth, der nur gelauscht hatte unterbrach seinen Sohn: "Wir müssen weiter wenn wir pünktlich sein möchten," warf er ungeduldig ein.

Nachdem sich Ardóneth mit einer Entschuldigung von der Gruppe entfernte gingen die fünf Dúnedain zum Palast. Als sie ihn betraten fiel Ardóneth kurz zurück. Die Bilder aus seinen Traum kamen ihm wieder in Erinnerung. Dennoch konnte er sie dieses Mal zu seiner eigenen Verwunderung schnell wieder verdrängen.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Elrádan seinen Freund. Ardóneth beantwortete die Frage mit einem kurzem "Ja" und ging dann weiter. 
Mathan und Halarîn warteten gemeinsam an einer offenen Tür.  Der Elb lächelte sie an. "Willkommen. Es ist schön, dass ihr gekommen seid." Mathan deutete eine Verbeugung an und blickte auf den verbundenen Arm von Ardóneth. "Wird es gehen?", fragte Halarîn und richtete etwas den Verband.
"Ich denke schon," nickte Ardóneth. "Danke für die Einladung und meine besten Glückwünsche."
Die Elbe nickte und rauschte davon um mit Adrienne zu sprechen, die gerade die letzte Laterne aufhing. "Nichts zu danken, es ist schön, dass so viele der Einladung gefolgt sind", winkte Mathan ab und deutete zum Platz in die Mitte. "Wir beginnen in Kürze. Wenn es soweit ist gebe ich dir Bescheid, Ardóneth."
« Letzte Änderung: 18. Jan 2017, 08:29 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Curanthor

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #3 am: 12. Jan 2017, 20:49 »
Kerry, Rilmir, Haleth und Gandalf vom Versteck des Sternenbundes

Der Platz füllte sich immer weiter und Halarîn trat zu Mathan. Gemeinsam standen sie etwas abseits der Gäste an einem Apfelbaum. Sie blickte sich an und lächelten. Der Baum erinnerte sie an ihre Zeit, in der sie bei Halarîns Stamm gelebt haben. Es war ein sehr emotionsvoller Abschnitt ihres Lebens gewesen und der Duft der Apfelbäume rief die Gefühle wieder wach. Fast gleichzeitig blickten sie zu Faelivrin, die gerade mit Adrienne sprach. Ihre Tochter bemerkte die Blicke ihrer Eltern und schenkte ihnen ein warmes Lächeln. Stolz blickte Mathan zu seiner Gattin, die seinen Blick erwiderte. Mit einem Glitzern in den Augen kuschelte sie sich an ihm. Er lächelte sanft und nahm sie in den Arm.  "Ich liebe dich", flüsterte sie und schaute zu ihm auf, "seitdem ersten Tag, an dem wir uns begegnet sind..."
"bis in alle Ewigkeit", ergänzte er und gab ihr einen langen Kuss, "Nun lass uns Kerry ein wundervolles Fest bereiten." Halarin nickte und gemeinsam schritten sie in die Mitte des Platzes. Der Elb räusperte sich und bat um Aufmerksamkeit, sodass das leichte Gemurmel der Gespräche verstummte. Mathan blickte sich um und erfasste alle Gesichter die ihm bekannt vorkamen, darunter waren Oronêl, der mit Finelleth und Irwyne bei den Obstbäumen stand und herüber kam; Ardóneth mit Argóleth und Belen neben einem Feuerkorb, sowie Gilbárd und Elrádan. Die restlichen Gäste drehten sich um und Mathan erkannte zufrieden, dass alle ihre Waffen abgelegt hatten. Auf dem Tisch in der Mitte stapelten sich diese und zeigten deutlich, dass hier sehr viele Kämpfer anwesend waren. Faelivrin stellte sich neben ihre Mutter und lauschte den Worten ihres Vaters, wärend sie ein Waldläuferpaar eintreten sah, die gerade noch rechtzeitig waren.

"Meine Freunde, vielen Dank für Euer kommen. Es berührt mein Herz zu sehen, wie viele von Euch der Einladung gefolgt sind. Wie ihr vielleicht schon gehört habt, werden wir Kerry in unsere Familie aufnehmen. Bei den Elben im Osten gibt es dafür einen sehr speziellen Brauch, eine lange Tradition. Es ist wie ein zweiter Geburstag, der Beginn einer neuen Familienbande." Er machte eine kurze Pause und gab Faelivrin ein Zeichen, die daraufhin in den hinteren Teil des Gartens ging und dort im Zwielicht verschwand. Einige blickten ihr verwirrt hinterher, doch Mathan fuhr fort: "Wir werden zur besseren Verständlicheit alles Gesprochene übersetzen. Ich möchte euch nun bitten einen Spalier zu bilden, die Träger der Blätter stellen sich in einem Kreis in der Mitte des Platzes vor dem Tisch. Im Verlauf der Zeremonie bewegt man sich nur, wenn man dazu aufgeordert wird, außerdem möchte ich um absolute Stille bitten."
Leise tuschelnd kam die Menge der Aufforderung nach und es dauert nicht lange, bis sich auf beiden Seiten eine breite Mauer gebildet hatte. Mathan nickte zufrieden und ging zu Irwyne, die neben Finelleth stand und sich noch immer wundernd umblickte. Er kniete sich vor dem Mädchen nieder und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie blickte ihn erstaunt an und öffnete die Hand, in der er etwas hineinlegte. Irwyne lächelte und steckte es sofort ein und nickte eifrig, woraufhin Mathan ebenfalls lächelte.
"Da bin ich ja fast zu spät erschienen. Dabei kommen Zauberer immer genau dann, wenn sie es beabsichtigen", erklang die nun deutlich kraftvollere Stimme Gandalfs. Der Zauberer trat in den Garten und blickte sich mit einem Lächeln um. "Das Mädchen wartet hier vor dem Tor, da ich dachte, es wäre so in euren Sinne", erklärte Gandalf und begab sich zu seinem Platz in den Kreis. Mittlerweile war es schon sehr dunkel und ein paar letzte blutrote Strahlen verfärbten den Himmel.
Mathan bedankte sich bei dem Zauberer und gab zwei Elben von der Leibwache Faelivrins einen Wink. Mit Speeren und Schilden bewaffnet traten sie an das Tor und warteten auf den Befehl. Acharnor gesellte sich zu ihnen mit einem Seil in der Hand, zusammen mit Adrienne, die eine lange Kette aus geflochtenen Ästen mit Blättern trug. Mathan warf Halarîn einen letzten Blick zu, den sie liebevoll erwiderte. Hand in Hand stellten sie sich vor den Tisch, mit geradem Blick durch das Spalier aus Menschen auf das Tor. Es herrschte eine durchdringende Stille in dem Garten, bis auf das Rascheln der Blätter und der Kleidung war nichts zu hören.
"Öffnet das Tor für eine neuen Abschnitt des Lebens.", sprach Halarîn feierlich und alle Köpfe wandten sich zur Seite. Die beiden Elben zogen das Tor auf, traten sofort zur Seite und gaben den Blick auf eine völlig überraschte und fassungslose Kerry frei. Die Elben blickten sich rasch an, da das wunderschöne Kleid, dass sie trug von elbischer Hand gefertigt wurde. Einige Menschen machten erstaunte Laute, da sie wahrlich bezaubernd aussah. Dem Mädchen fehlten die Worte und sie blickte sich staunend um, unfähig einen Ton herauszubekommen. Mathan und Halarîn öffneten die Arme.
"Cín siniath nos darthan.", sagte er auf Sindarin und Halarîn übersetzte: "Deine neue Familie erwartet dich."
Die beiden Avari traten vor Kerry und gingen auf die Knie. Ein Schlag mit dem Schild auf dem Boden, der wie ein Gongschlag hallte folgten. Dann legten sie ihre Waffen nieder und traten an sie heran. Ehe das Mädchen reagieren konnte hoben die beiden Elben sie im Damensitz hoch. Aus Reflex legte Kerry den Beiden ihre Arme um die Schultern um nicht nach hinten zu fallen. Mit rot glühenden Wangen wurde sie langsam durch das Spalier getragen, sodass sie jedem Gast in die Augen blicken konnte. Mathan und Halarîn verharrten mit weit geöffneten Armen und nickten unmerklich zu den beiden Geschwistern, die sich im Hintergrund gehalten hatten.
Zeitgleich als Kerry den Platz erreichte traten Adrienne und Acharnor neben sie. Die Avari stoppten und sogleich machte Acharnor einen schnellen Schritt nach vorn und Band Kerry das Seil um Arme und Beine. Es lag locker um ihre Gliedmaßen, dennoch wirkte sie, genau wie einige Gäste, erstaunt darüber, dass sie gefesselt wurde. Halarîn blickte Kerry an und unterdrückte nicht mehr den silbernen Schimmer in ihren Augen, woraufhin sie sich etwas beruhigte.
"Angwedho ereth ", sagte Mathan und Halarîn übersetzte: "Kette der Einsamkeit...".
Ein Schatten stürmte aus dem dunkleren Teil des Gartens als sie endeten. Er bewegte sich sehr schnell und etwas Metallenes blitzte auf. Niemand konnte reagieren und augenblicklich fiel das Seil zu Boden, das Kerry gefesselt hatte. Es war mit einem Hieb durchtrennt worden. Vereinztelte Rufe ertönten.
"Sie ist nun gesprengt", vollendete Faelivrin den Satz und ließ ihren schwarzen Mantel zu Boden gleiten. Sie verneigte sich vor Kerry und legte ihren Speer quer über ihr Knie, "Das Haus Manarîn ist nun auch dein Haus. Ich heiße dich als meine Schwester willkommen und schwöre dir, dass ich dein Leben verteidigen werde solange dazu die Kraft in meinem Körper steckt."
Sie richtete sich auf und küsste Kerry auf beide Wangen. Acharnor und Adrienne verneigten sich und traten an ihre Plätze in dem Spalier. Die beiden Avari stellten Kerry auf ihre Füße und zogen sich respektvoll zurück, woraufhin Mathan und Halarîn ihre Arme sinken ließen.

"Tritt vor", forderte Mathan Kerry auf und ging auf sie zu. Er blickte in ihre feuchten Augen, als sie zögerlich seiner Aufforderung nachkam. Auf der Hälfte des Weges fasste Faelivrin die Hand ihrer Schwester und geleitet sie zu ihm. Die Stille in dem Garten ließ die Spannung wieder steigen und als sie sich gegenüber standen schloss Mathan sie in die Arme.
"Ténawen, nun du bist zu Hause." Er konnte sich eine kleine Freudenträne nicht verkneifen und küsste sie ebenfalls auf beide Wangen.
Nun trat Halarîn vor und schloss sie ebenfalls in die Arme.
"Morilië, nun bist du zu Hause.", sprach sie glücklich und gab ihr einen langen Kuss auf die Stirn.

Gandalf, Faelivrin und die Avari begannen zu klatschen. Der Rest der Gäste folgte rasch und Freudenrufe wurden laut, bis Gandalf vortrat und die Arme ausbreitete. Es wurde wieder still und er wandte sich zu der kleinen Familie, die einen Kreis um Kerry gebildet hatte und ihr jeweils die Linke auf den Kopf legte, die Herzhand.
"Ténawen Morilië Nénharma, deine Suche hat nun ein Ende. Hier sind die, die dich lieben und beschützen", sprach Gandalf feierlich und tippte mit dem Stab auf die Hände der Elben. Diese zogen sich nun zurück und verneigten sich vor Kerry, der die Tränen über das Gesicht liefen. Ihre Lippen bebten, doch sie schluchzte nicht, sprachlos verneigte sie sich ebenfalls und lächelte gequält.
"Meine lieben Freunde, das Leben ist wie ein Baum. Der Stamm ist der Kern eines jeden von uns, die Äste sind unsere Verbindungen zu anderen Personen, die uns wichtig sind oder denen wir über den Weg gelaufen sind. Sie hinterlassen eine Spur, oder ein Bild, wie ein Blatt. Manche Blätter sind größer als Andere. Nun möchte ich bitten, jene zu Wort kommen zu lassen, die ein solches Blatt erhalten haben."
Die drei Elben traten hinter Kerry und Gandalf zog sein Blatt aus seinem Mantel. Er legte es in die Silberschale, die Adrienne inzwischen aufgehoben und sich damit neben die Elben gestellt hatte. Der Zauberer trat vor Kerry und fasste sie an beiden Händen, sein Blick ruhte auf den verweinten Augen des Mädchens.
"Eine weise Frau sagte einst: "Selbst die Kleinsten können den Lauf des Schicksals verändern. Ténawen, du bist einzigartig, wie jeder andere in diesem Garten. Deine Art wie du die Welt siehst half mir im Alten Wald und wird hoffentlich noch vielen anderen helfen. Ich wünsche dir, dass du mit deiner Familie glücklich wirst, ganz gleich was geschehen wird." Er drückte ihre Hände und schenkte ihr ein warmes Lächeln, das sie erwiderte und sich leise bedankte. Als nächstes trat Belen vor, der etwas unsicher wirkte. Er legte das Blatt in die Silberschale und schien kurz zu zögern, doch dann nahm er eine Hand von ihr. "Ich weiß, dass du heute viele Dinge sehen musstest, was man in deinem Alter eigentlich nicht sehen sollte. All das Leid und der Schmerz, doch am Ende des Tages, das hat dir Mathan bewiesen, gibt es immer etwas, an dem du dich erfreuen kannst. Ich wünsche die alles Glück der Welt auf deinem Weg." Er nickte ihr zu und Kerry bedankte sich bei ihm und schaute sich nach dem nächsten Sprecher um.

Oronêl trat langsam vor und legte das Blatt in die Silberschale. "Ich habe dich zum ersten Mal in einem Moment der Gefahr und Verzweiflung gesehen, und später, noch am selben Tag, in einem Moment der Freude. Denke immer daran, selbst aus den dunkelsten Momenten kann Schönheit und Glück entstehen." Er berührte mit der rechten Hand leicht die Kette, die Kerry um den Hals trug und schwieg einen kurzen Augenblick, als würde er sich an etwas erinnern. "Heute ist ein solcher Moment der Schönheit", fuhr er schließlich fort. "Ich freue mich für dich, dass du zwei gefunden hast, die dich wie eine Tochter - nein, als ihre Tochter - lieben. Und ich freue mich ebenso für jene beiden, dass sie dich gefunden haben. Und ich verspreche dir, ich werde da sein wenn du, oder deine Familie", er nickte Mathan und Halarîn zu, "mich brauchen solltet." Kerry blickte ihm in die Augen und begann, sich die Kette über den Kopf zu ziehen, doch Oronêl lächelte, schüttelte den Kopf und legte seine Hand auf ihre. "Behalte es", sagte er und trat zurück, um dem nächsten Platz zu machen

Etwas nervös an seinem Verband nestelnd ging Rilmir aus dem Kreis und legte ebenfalls sein Blatt in die Silberschale. Mit einem schelmischen Lächeln trat er vor Kerry und nahm eine Hand von ihr. "Ich weiß, dass du gern deinen eigenen Kopf hast, aber ich bin froh, dass es heute nicht der Fall war. Ja, ich habe davon gehört was du tun wolltest", er drückte ihre Hände etwas fester und machte ein schwermütiges Gesicht," Tu das nie wieder, wirf nicht weg was du hast. Sonst hättest du eine solch wundervolle Familie nie gefunden. Du weißt, was ich denke und mehr noch: Du weißt auch was du willst. Du musst nur tief in dich gehen und alle Furcht und Zweifel beiseite lassen, dort findest du alle Antworten." Er lächelte beim letzten Satz wieder und Kerry konnte nicht anders, als ihn sanft zu Umarmen und sich für seine Worte zu bedanken.  Faelivrins Leibwache hatte inzwischen eine Kiste herangeschafft und sie wortlos unter den Tisch gestellt, vor dem Halarîn und Mathan standen.
Zum Schluss trat Ardóneth vor, nachdem er ebenfalls sein Blatt in die Silberschale legte. Er räusperte sich und schien etwas unwohl, doch er streckte die Brust heraus und nahm wie alle anderen zuvor sie an einer Hand. "Ich freue mich wirklich für dich. In meiner dunkelsten Stunde bist du zu mir gekommen, das bedeutet mir sehr viel. Du warst immer für mich da und ich möchte auch immer für dich da sein. Wie ein großer Bruder, da du für mich wie eine Schwester bist. Ich werde dich beschützen und hoffe, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen."
Kerry war gerührt von all den netten Worten und konnte noch immer kaum ein Wort sprechen. Sie schloss auch Ardóneth vorsichtig in die Arme und schien offensichtlich die ganze Zeit ihre Tränen zurückzuhalten. Die meisten anwesenden Gäste hatten ein Lächeln auf dem Lippen, einige wirkten aber auch nachdenklich und lauschten aufmerksam. Leises getuschelt setzte ein, als Ardóneth sich wieder zurück in den Kreis stellte. Es wurde wieder still, als Mathan und Halarîn vortraten und jeweils eine Hand von Kerry nahmen. Gemeinsam gingen sie etwas weiter in die Mitte von dem Platz. Mathan und Halarîn lächelten einander zu und begannen abwechselnd zu sprechen: "Wir freuen uns sehr, dass ihr euch heute alle die Zeit genommen habt hierherzukommen. Nun wollen wir noch eine Weile lang an diesem Ort des Friedens verweilen und die Ruhe genießen. Es folgen noch ein, zwei kleine Überraschungen, dann steht es euch frei eurer Wege zu gehen oder noch mit uns zu feiern.", sagten sie und neigten leicht die Häupter. Zusimmtes Gemurmel erhob sich und Irwyne trat aus der Mauer hervor. Unter all den Erwachsenen wirkte sie besonders klein, was sie jedoch nicht störte. Mathan nickte ihr aufmuntern zu, sodass sie zu Kerry ging und etwas in ihre Handfläche legte. "Eine Nuss eines Hulstbaumes.", sagte Halarîn, als Kerry neugierig ihre Hand öffnete und die Nuss verwundert anblickte. Die unausgesprochene Frage in ihrem Blick ließ Mathan schmunzeln. "Ein Versprechen, dass wir in Eregion ein neues zu Hause haben werden", erklärte er und umschloss ihre Hand mit den Seinen, "Dies soll später ein Baum werden, so wie aus kleinen Dingen, später einmal etwas Großes erwachsen kann. Du musst uns versprechen darauf acht zu geben." Er warf einen Blick zu Halarîn, die glücklich lächelnd nickte. Faelivrin begriff als Erste noch bevor ihre Eltern weitersprachen und musste einen freudigen Ausruf unterdrücken. "Ténawen, wirst du darauf achtgeben?", fragte Mathan und führte Kerrys Hand an Halarîns Bauch. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was gemeint war. Kerry öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder. Nach einem Moment der Überraschung strahlte sie über das ganze Gesicht. Unfähig zu sprechen nickte sie eifrig, lachte und weinte zugleich. Halarîn seufzte erleichtert auf und auch die restlichen Anwesenden begriffen was gemeint war. "Das ist aber eine Überraschung", sagte Gandalf und neigte leicht sein Haupt, "Meinen Glückwunsch."
"Vielen Dank", erwiderte Halarîn und Mathan grinste überglücklich. "Nun können wir uns dem entspannten Teil des Abends widmen, esst, trinkt und vergnügt euch, denn heute ist das Leben schön", verkündete Mathan und augenblicklich schwoll die Geräuschkulisse deutlich an. Glückwünsche, Segenswünsche und dutzende Fragen erfüllten sogleich den Garten. Faelivrin hatte Tränen in den Augen und umarmte ihre Mutter, dann ihren Vater. Nichts um alles in der Welt hätte sie diesen Abend verpassen wollen. Kurz entschlossen zog sie Kerry mit in die Umarmung und kuschelte sich ganz fest an ihre Familie. "Ni mel mime nosse", sagte sie und freute sich wie noch nie in den letzten Wochen.


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« Letzte Änderung: 20. Jan 2017, 10:50 von Fine »

Fine

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  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Staunen
« Antwort #4 am: 12. Jan 2017, 22:59 »
"Dann sind wir jetzt also zu fünft," hauchte Kerry und ließ sich ganz tragen von der Umarmung, in die ihre neue Familie sie geschlossen hatte. Ein Teil von ihr wünschte sich, dass dieser Augenblick nie enden würde. Doch verspürte sie auch immer mehr das Bedürfnis, sich auszutauschen und das an diesem perfekten Abend Erlebte mit denen zu teilen, die ihr am Herzen lagen. Schließlich spürte sie, wie Mathan sich aufrichtete, und die Familienumarmung endete.
"Ja, wir sind zu fünft," flüsterte Halarîn geradezu verschwörerisch. "Und welch ein Wunder das ist."
Faelivrin grinste. "Du bist heute nicht nur meine Schwester geworden, Morilië," sagte sie und das königliche Lächeln in ihrem Gesicht wurde noch eine Spur breiter. "Du bist heute auch die Tante von Isanasca und Luscora geworden, auch wenn beide ein paar Jahre älter sind als du es bist."
"Du bist schon Mutter, nésa?" stellte Kerry halb verwundert, halb begeistert fest. Konnte dieser Abend denn noch besser werden? Sie konnte es sich kaum vorstellen. "Sind deine Kinder denn auch hier?"
"Sie blieben zuhause, als ich nach Mittelerde aufbrach," erklärte Faelivrin. "Jemand muss sich um das Reich kümmern, verstehst du?"
Kerry nickte. "Natürlich. Das machen sie bestimmt ganz großartig."
Faelivrin lachte glockenhell. "Da bin ich mir sicher," bestätigte sie.

Der Garten hatte sich inzwischen in eine fröhliche, gelöste Feiergesellschaft verwandelt. Die von Mathan und Halarîn eingeladenen Gäste standen in zu zweit, zu dritt oder in größeren Grüppchen zusammen, und die Stimmung war geradezu ausgelassen. Mehr als einer der Dúnedain des Sternenbundes, die seit dem Auenland mit Kerry gereist waren, kamen zu ihr und gratulierten ihr herzlich. Und Kerry schloss jeden Einzelnen von ihnen in eine enge Umarmung. Sie hatte so viel Liebe und Zuneigung erhalten, da konnte sie gar nicht anders, als diese weiterzugeben. Seit sie sich im Auenland dem Sternenbund angeschlossen hatte war ihr nie bewusst gewesen, dass die Gruppe sie durchaus wahrgenommen hatte und sie nicht so unsichtbar war, wie sie sich oft gefühlt hatte als sie den Dúnedain über die stillen Ebenen Arthedains bis nach Fornost gefolgt war.
"Ich sagte ja, du kannst dich glücklich schätzen," sagte Gandalf, der Kerry für einen kurzen Moment beiseite nahm. "Mein Mädchen, du bist wichtiger, als du dir bewusst bist."
"Ach Gandalf," sagte Kerry leise und sah zu, wie die buschigen Brauen des Zauberers amüsiert in die Höhe schossen.
"Ich meine es ernst," bekräftigte er. "Mathan und Halarîn - und Faelivrin - haben uns gezeigt, wozu diese Welt noch imstande ist, obwohl der Schatten des Herrn der Ringe auf ihr liegt. Und dein Anteil daran ist nicht so gering, wie du dich selbst oft siehst."
Kerry blickte verlegen zu Boden. "Ich habe so viel geschenkt bekommen," sagte sie und ließ die Hulstbaumnuss nachdenklich durch ihre Finger gleiten. "Nicht nur materielle Dinge, Gandalf, wie die Kette, die Ohrringe und den Ring, die ich trage. Oronêl schenkte mir das wertvolle Medaillon seiner Frau, doch das größere Geschenk war das Wissen, das mein Vater noch am Leben ist. Ardóneth schenkte mir die Ohrringe, doch das größere Geschenk war, dass er mir gezeigt hat, dass mein Vertrauen in ihn nicht falsch war, und dass es immer Hoffnung gibt. Mathan steckte diesen Ring an meinen Finger," sie hob den Nénharma-Ring hoch und er glitzerte im goldenen Licht der Feuerkörbe," doch das größere Geschenk war, dass er mich für liebenswert befand. Halarîn heilte meinen Kummer und gab mir Trost, doch das größere Geschenk war die uneingeschränkte Annahme, die sie mir zukommen lässt. Weißt du, Gandalf, ich spüre wirklich, dass Amil und Ontáro mich bedingungslos lieben," sagte Kerry mit einer Klarheit, die sie lange nicht gehabt hatte. "Ich spüre, dass sie mich genauso lieben, wie ich bin, und diese Liebe nicht etwa von meinen Worten, meinem Aussehen oder sonstigen Leistungen abhängig machen."
Gandalf nickte nur und ein zufriedenes Lächeln hatte sich auf sein Gesicht gelegt. "Das hast du sehr schön gesagt, Mädchen."

"Und es war vollkommen richtig," sagte Halarîn, die überraschend hinzu getreten war. "Morilië, du bist für Mathan und mich genauso ein Geschenk wie wir es für dich sind. Du machst die Welt zu einem besseren Ort."
Erneut spürte Kerry, wie ihre Augen feucht wurden und zwei kleine Tränen stahlen sich ihre Wangen hinab, die Halarîn flink abtupfte. "Nicht, dass du mir austrocknest," kicherte sie und zauberte ein Glas hervor, das wohlriechendes, klares Wasser enthielt. "Vorerst kein Wein für dich, meine Tochter," sagte die Elbin im gespielt strengen Ton. "Du sollst den Abend im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte genießen."
"Ja, Amil", stimmte Kerry strahlend zu. Und schon war Halarîn wieder fort, wirbelte freudig durch die Reihen der Gäste und verschwand aus Kerrys Blickfeld. Sie drehte sich um, doch auch Gandalf war fort. Stattdessen sah sie sich Rilmir gegenüber, der Haleth im Arm hielt und Kerry ein fröliches Nicken schenkte.
"Ich hab's dir ja gesagt," sagte Haleth als sie herankam. "Du siehst bezaubernd in dem Kleid aus. Den Elben hat es gefallen."
"Mathan und Halarîn sollten gut auf ihre Tochter achtgeben," witzelte Rilmir. "Unter den Blicken, die dir heute zugeworfen wurden, waren auch einige, die von Schwärmerei zeugten."
"Unsinn," winkte Kerry ab, die sich selbst noch nie wirklich als begehrenswert angesehen hatte. Doch nun, da sie das ausgeschnittene Elbenkleid trug, musste sie zugeben, dass ihr einige Blicke nicht entgangen waren, die sie gestreift oder die sogar auf ihr verweilt waren.
"Rilmir hat mir übrigens viel von seinen Reisen mit dir erzählt," sagte Haleth mit einem neckischen Unterton. "Er wird es nicht bemerkt haben, aber ich weiß ganz genau, für wen du damals Augen hattest. Nicht wahr, Kerry?"
"Ich ... wollte euch eigentlich fragen, ob ihr vorhabt, zu heiraten?" platzte Kerry heraus, um der Frage auszuweichen.
"Das ist eine sehr gute Frage," sagte Haleth und blickte Rilmir erwartungsvoll an.
Dieser brauchte einen Augenblick bis er verstand. "Oh, so ist das also? Du ... du hast wohl nur darauf gewartet, dass ich...Oh, ich bin ein Idiot!"
Haleth nickte, doch ihr Lächeln schwand nicht. "Das bist du in der Tat."
Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Menge als Rilmir den Siegelring seines Hauses abnahm und vor Haleth auf die Knie ging. Kerry machte einen respektvollen Schritt rückwärts um den beiden genug Raum zu lassen, und ihr Kleid raschelte als sie stehen blieb.
"Haleth, Tochter des Haldír und der Beldis, von Haus Ardamir," sprach der Dúnadan feierlich. "Willst du meine Frau werden?"
"Ich dachte schon, du würdest nie fragen," gab Haleth zurück, doch ihre Stimme brach und mit Tränen der Freude im Gesicht fiel sie in Rilmirs Arm. Ringsherum klatschten die Leute und jemand warf Blüten in die Luft. Erstaunt stellte Kerry fest, dass es Finelleth war, die die Blüten beinahe so zielsicher zu werfen schien wie ihre Wurfdolche.

Als die beiden Dúnedain sich erhoben, kurz verbeugt und dann in der tuschelnden Menge verschwunden waren kehrte wieder die vorherige glückselige Stimmung im Obstgarten ein. Schließlich ergriff jemand Kerrys Hand. Es war Irwyne, die über beide Ohren strahlte.
"Deórwyn, ich freue mich so für dich!" rief sie und schloss Kerry in eine stürmische Umarmung. "Und ich habe auch ein Geschenk für dich," fügte das rohirrische Mädchen hinzu und löste sich wieder von Kerry.
"Noch ein Geschenk?" wunderte sich Kerry, die kaum glauben konnte, so viel auf einmal zu bekommen.
"Es ist das Kleid," erklärte Irwyne. "Du darfst es behalten. Es steht dir so gut. Viel besser als es mir jemals stehen könnte!"
"Danke, danke, danke," hauchte Kerry und drückte Irwynes Hand. "Du weißt gar nicht, was mir das bedeutet."
"Eine ungefähre Ahnung habe ich," sagte Irwyne mit einem seltsamen Unterton, und ihr Blick blieb an etwas hängen, das sich außerhalb von Kerrys Gesichtsfeld befand. Doch als sie den Blick dorthin drehte, sah sie nur Oronêl, der unter einem der Obstbäume stand und verträumt in sich gekehrt den Blick über die Menge schweifen ließ.
"Ich wünschte nur... Míra könnte das alles miterleben," sagte Kerry leise, und sah vor ihrem inneren Auge das Gesicht der gefallenen Waldläuferin. Irwyne nickte mitfühlend.
"Ich bin mir sicher, das tut sie," sagte Halarîn, die erneut neben Kerry aufgetaucht war. "Morilië, solange du diejenigen nicht vergisst, die dir am Herzen liegen, werden sie stets bei dir sein."
Kerry nickte tief bewegt. "Das tue ich, Amil."
Zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus Rohan fühlte sie sich vollkommen sicher und als wäre sie endlich zuhause angekommen. Kerry wusste, dass zuhause nun stets dort sein würde, wo ihre Familie war. Sie folgte Halarîn mit ihrem Blick, als die Elbin sich wieder durch die Menge schlängelte, auf Mathan zu, der mit einem zufriedenen Grinsen neben dem Eingang stand und das Fest beobachtete. Ganz in der Nähe stand Faelivrin und unterhielt sich mit zwei Waldläufern, doch als sie Kerrys Blick bemerkte, legte sich ein warmes Lächeln auf das Gesicht ihrer Schwester, und Faelivrin zwinkerte Kerry vergnügt zu.

Ja, dachte sie. Ich bin zuhause.
« Letzte Änderung: 16. Mär 2017, 18:34 von Fine »
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Eandril

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #5 am: 13. Jan 2017, 13:49 »
"Nun", sagte Gandalf, und zog genüsslich an der Pfeife, die er nach der Zeremonie hervorgezaubert hatte. "Das war doch ein ziemlicher Augenöffner." Oronêl, der neben ihm unter einem der blühenden Apfelbäume stand und beobachtete, wie Kerry mit Irwyne und Halarîn sprach, nickte langsam, fragte aber dennoch: "Was genau meint ihr? Rilmir und Haleth, oder dass Halarîn ein weiteres Kind bekommt?"
Der Zauberer wandte ihm das zerfurchte Gesicht zu, und zog amüsiert eine Augenbraue in die Höhe. "Mein lieber Elb, ich meine viel mehr als das. Ich meine das alles hier." Er machte eine weit ausholende Geste. "Da denkt man, Elben und Menschen seit Jahrtausenden zu kennen, und dennoch schaffen sie es, einen noch zu überraschen." Oronêl lächelte. "Ich vermute, sie haben nicht nur euch überrascht, sondern auch sich selbst."
Als hätte er Oronêls Worte nicht gehört, zog Gandalf weiter nachdenklich an seiner Pfeife. "Ein Licht in der Dunkelheit, nicht durch Schlacht und Tod, sondern durch Liebe und Freundschaft..." Für einen Augenblick wirkte der Zauberer, als wäre er an einem anderen Ort.
"Mithrandir?", fragte Oronêl, und der Zauberer wandte sich ihm zu. "Verzeiht, ich war ein wenig in Gedanken. Ich denke, ich werde eine Pause brauchen..." Bevor Oronêl weiter nachfragen konnte, stand Irwyne wie aus dem Boden gewachsen vor ihm, und wirkte etwas atemlos. "Du solltest nicht so trübsinnig hier herumstehen."
"Ich bin keineswegs trübsinnig", wehrte Oronêl ab, und lehnte sich mit dem Rücken an den bemoosten Stamm des Baumes hinter ihm. Das vertraute Gefühl ließ ihn an Lórien denken - und an seine Jahre in den bewaldeten Hügeln der Pinnath Gelin. Selbst wenn er dort einsam gewesen war und geglaubt hatte, alles verloren zu haben, war es doch eine friedliche Zeit gewesen. Und dennoch... als der den Blick über den Garten schweifen ließ, über Kerry, Mathan und Halarîn, die vor Glück geradezu zu leuchten schienen, über Irwyne und Finelleth, und auch über alle, die er weniger gut kannte, an die er sich nach dem heutigen Abend aber für immer erinnern würde: Rilmir und Haleth, Ardóneth, Faelivrin und schließlich Gandalf, der nun ein Stück entfernt stand und wie ein weiser Vater über die ganze fröhliche Gemeinschaft zu wachen schien. Und ihm wurde klar, dass er selbst die friedlichsten Jahre in den Pinnath Gelin sofort gegen einen Augenblick mit ihnen allen tauschen würde.
"Dann will ich gar nicht wissen, wie trübsinnig aussieht", sagte Finelleth lachend, die ebenfalls neben ihm aufgetaucht war. Thranduils Tochter hatte sich eine übrig gebliebene Blüte ins Haar gesteckt, und ihre Ähnlichkeit mit Calenwen stach für einen Moment so deutlich hervor, dass sein Herz einen Schlag aussetzte. "Du solltest etwas fröhlicher sein, gwador."
"Ach, ihr jungen Leute", erwiderte Oronêl, und musste lächeln. "Ihr müsst noch lernen, dass man glücklich sein kann, ohne dabei zu singen und zu tanzen."
"Junge Leute?", fragte Irwyne empört. "Ich bin fast siebzehn!" "Lass ihn doch den alten Griesgram spielen, wenn er das will", meinte Finelleth verschwörerisch. "Ich für meinen Teil habe dort hinten ein paar Waldläufer entdeckt, die offenbar ein Wetttrinken planen... mal sehen, wie es ihnen gefällt von einer Frau geschlagen zu werden." Im Gehen wandte sie sich noch einmal um und rief: "Und ich weiß genau, dass du ebenso gerne feiern würdest wie der Rest von uns, Oronêl! Du hast nur Angst, deinen ernsthaften Ruf zu verlieren!" Finelleth winkte ihm noch einmal spöttisch zu, und verschwand dann in eine entfernte Ecke des Gartens.
"Was meintest du mit junge Leute?", fragte Irwyne, und wirkte noch immer eine Spur beleidigt. "Ich bin kein Kind mehr."
"Das bist du mit Sicherheit nicht", erwiderte Oronêl, und legte ihr seine Hände auf die Schultern. "In deinen sechzehn Jahren, die mir wie ein Wimpernschlag vorkommen sollten, hast du es bereits geschafft, mehr Menschen und Elben zu berühren als die meisten Elben in ihrem gesamten Leben, S... Irwyne: Amrûn, Celebithiel, mich, Kerry, Finelleth, Antien... die Liste ist lang."
"Mhm", machte Irwyne. "Wie wolltest du mich gerade nennen?"
"Hmmm... Irwyne?", fragte Oronêl unschuldig, und das Mädchen kniff die Augen zusammen. "Sag es!"
"Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst." Er zwinkerte ihr zu, und Irwyne stampfte mit dem Fuß auf. "Ich habe es doch genau gehört." Oronêl lachte, wurde aber schnell wieder ernst. "Nicht heute Abend. Es wird einen Tag geben, der dir gehört, doch dieser Abend gehört Kerry."
Irwyne wirkte ein wenig besänftigt, als sie antwortete: "Das kann ich verstehen. Also gut, ich werde mich in Geduld üben." Von irgendwo erklang Musik, und einige der Waldläufer begannen, von Rilmir und Haleth angeführt, zu tanzen - auch wenn einige dabei ein wenig unbeholfen wirkten. Irwyne packte Oronêl am Arm. "Und nun komm mit, du wirst tanzen, singen und feiern wie die jungen Leute."
"Vielleicht später." Er befreite sich sanft aus ihrem Griff. "Für den Augenblick bin ich noch sehr damit zufrieden, euch zuzusehen."
"Hrmpf, Finelleth hatte recht. Du bist wirklich ein Griesgram." Mit diesen Worten stürmte sie davon, und ließ Oronêl alleine zurück. Er seufzte tief, und blickte nach oben, wo am Himmel die ersten Sterne zu leuchten begannen. Tief in Gedanken verloren bemerkte er erst, dass Kerry vor ihm stand, als sie ihn ansprach: "Irwyne sagt, du wärst ein Griesgram und würdest dich weigern, anständig mit uns zu feiern." Sie hatte die Hände in die Hüften gestützt und trug eine empörte Miene zur Schau - die allerdings nicht ganz glaubwürdig war, denn ihre Mundwinkel zuckten immer wieder unwillkürlich nach oben, und ihre Augen leuchteten.
"So, sagt sie das", meinte Oronêl langsam. "Vielleicht ist das hier einfach meine Art zu feiern."
"Ach, erzähl mir nichts. Wahrscheinlich hast du einfach nur Angst davor." Auch wenn Kerry es im Scherz gesagt hatte, zuckte Oronêl innerlich zusammen. Er sich so lange zurückgehalten und sich bemüht, seine Gefühle nicht zu offen zu zeigen, dass es ihm nun schwerfiel, loszulassen. "Nun komm schon." Kerry fasste seine Hand. "Sei doch nicht immer so ernst, Ron. Nicht heute." Es war klar, dass sie diesen Namen nur benutzte, um ihn zu ärgern, und Oronêl musste unwillkürlich lächeln.
"Du weißt doch genau, wie ich heiße", meinte er, und auf Kerrys Gesicht erschien ein spitzbübisches Lächeln. "Mag sein... aber bis du endlich aufhörst hier am Rand herumzustehen, heißt du weiterhin Ron." Oronêl ächzte. "Das ist gemeine Erpressung, meine Liebe."
"Na und?" Kerry zuckte mit den Schultern und zwinkerte. "Ich finde, ich habe heute einen Wunsch frei, und dieser Wunsch ist, dass du nicht länger hier herumstehst, sondern mit mir tanzen kommst."
"Tanzen?", fragte Oronêl, ein wenig überrascht. Er hatte mit allem möglichen gerechnet, nur damit nicht. "Es ist sicherlich ein paar tausend Jahre her, dass ich zuletzt getanzt habe... Wahrscheinlich kann ich das gar nicht mehr."
"Ach Unsinn", wischte Kerry seinen Einwand aus der Luft, und zog ihn an der Hand mit sich. "Beim Tanzen geht es nicht ums Können, sondern darum es zu tun."
"Nun ja... Ich schätze, du hast tatsächlich einen Wunsch frei", sagte Oronêl, und gab seinen Widerstand auf. Kerry strahlte, und streckte den Daumen in Irwynes Richtung nach oben. "Ich habe meine Wette wohl gewonnen."
"Wette?", fragte Oronêl, als sie den Marmorplatz, der als Tanzfläche diente, erreichten. Kerry legte ihr Hand in seine und die andere auf seine Schulter, und sie begannen sich im Takt der Musik zu drehen. "Mit Finelleth", erklärte Kerry während sie tanzten. "Sie hat dahinten schon zwei Dúnedain unter den Tisch getrunken und hat gewettet, dass dich heute Abend niemand von deinem Platz loseisen kann."
"Da hat sie die Kraft der Menschen unterschätzt", erwiderte Oronêl lächelnd. Es fühlte sich überraschend gut an, zu tanzen, und nach und nach erinnerte er sich an jeden Schritt und jede Drehung, die er einst gekonnt hatte. Manche Dinge verlernte man anscheinend nie so ganz.
"Ich wollte dir außerdem danken", sagte Kerry schließlich leise. "Für alles was du für mich gesagt und getan hast. Für den Trost, den du mir gegeben hast, und die Nachricht, dass mein Vater noch am Leben ist. Aber ich weiß nicht, was ich tun kann, um..." Oronêl blickte ihr in die grün-blau schimmernden Augen, in denen sich das Licht der Laternen spiegelte, als er antwortete: "Es ist Danke genug für mich, wenn du glücklich bist. Manchmal denke ich, dass das Sauron mehr schadet als jeder Sieg, den wir in der Schlacht erringen." Kerry versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter. "Du wirst schon wieder ernst. Heute Abend wird nicht von Schlachten oder Kriegen gesprochen."
"Du hast recht, und es tut mir leid", entschuldigte Oronêl sich, während die Musik für einen Augenblick endete. Kerry ließ ihn los, und meinte: "Es gibt nichts zu entschuldigen - solange du als nächstes mit Irwyne tanzt."
Oronêl erwiderte ihr Lächeln, nahm ihre Hand und küsste den Handrücken. "Eben hast du mir gedankt, und nun danke ich dir. Es war richtig, mich von dort fortzuholen." Dann wandte er sich um und machte sich auf die Suche nach Irwyne, bevor die Musik wieder begann.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Melkor.

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #6 am: 13. Jan 2017, 18:25 »
Ardóneth stand neben seinem Vater, der ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte, und beobachtete die Feierlichkeiten. Er hatte zu Beginn dieses Tages nicht darauf hoffen können, dass am Abend alles so gut sein könnte. Sarumans Zauberbann war von ihm genommen worden und er war aus dem Kerker befreit worden. Außerdem hatte er nun eine neue Aufgabe, die es zu erfüllen gab. Doch am meisten freute es ihn, dass Kerry glücklich war. Er beobachtete das Mädchen, wie sie an Rilmirs Hand über die Tanzfläche wirbelte, ihr Kleid ein türkiser Schemen im Licht der Feuerkörbe. Ardóneth nahm einen tiefen, wohligen Atemzug. Alles war gut.
"Es gibt da etwas, worüber ich mit dir sprechen wollte, mein Sohn," sagte Argóleth leise, aber deutlich genug über den Lärm der Feier hinweg.
"Was gibt es?" fragte Ardóneth und drehte sich zu seinem Vater um, der sich an eine weiße Säule gelehnt hatte.
"Du bist mit der Geschichte unseres Hauses vertraut," begann Argóleth. Er hatte seinem Sohn während den Jahren, in denen sie in Minas Tirith gelebt hatten, oft genug davon erzählt. "Daher weißt du auch, welches Erbe uns zusteht. Gilbárd und ich... haben darüber gesprochen, die Tirn Annúminas wieder ins Leben zu rufen."
Ardóneths Augenbrauen schnellten übrerrascht in die Höhe. "Ihr wollt den alten Posten wieder ausfüllen?" fragte er nachdrücklich.
"Ja," bestätigte sein Vater. "Doch wir werden einen Ort in der Nähe brauchen, wenn wir wieder über die Stadt wachen sollen."
"Es gibt die Festung am Abendrotsee," schlug Ardóneth vor. "Belen hat sie zurückerobert als er auf dem Weg nach Fornost war."
"Der Sitz der Erben Isildurs? Nein, das wäre nicht angebracht," lehnte Argóleth rundheraus ab. "Außerdem ist die Festung zu bekannt. Es gibt in den Aufzeichnungen unserer Vorfahren einen anderen, geeigneteren Ort, der erwähnt wird: Gilgroth, die Sternengrotte."
"Was hat es damit auf sich?" fragte Ardóneth, dessen Interesse geweckt worden war.
"Gilgroth war der verborgene Stützpunkt der Tirn Annúminas, bis es vor knapp dreihundert Jahren aufgegeben werden musste," berichtete Argóleth.
"Wie kam es dazu?" hakte Ardóneth nach.
"Im Jahr 2740 gab es eine Ork-Invasion in Eriador," antwortete sein Vater. "Viele wissen nur von der Schlacht auf dem Grünfeld, bei der die meisten Orks in die Flucht geschlagen wurden, doch ein zweiter Trupp von ihnen schlug einen Bogen um den Abendrotsee und endteckte durch einen Zufall tatsächlich den Eingang Gilgroths. Die Dúnedain, die dort stationiert waren, konnten den Stützpunkt nicht halten, denn sie waren wenige geworden. Unsere Vorfahren flohen, und Gilgroth geriet in Vergessenheit."
"Und wo liegt es?" fragte Ardóneth interessiert.
"Das wissen wir nicht, denn ein Teil der Überlieferung ging verloren als einige unserer Vorfahren nach Gondor auswanderten," sagte Argóleth bekümmert. "Doch es muss sich irgendwo in den Bergen nordwestlich von Annúminas befinden."
"Wir brechen schon bald auf, um es zu finden," sagte Gilbard, der hinzu getreten war. "Und das werden wir, verlass' dich drauf."

Sie unterhielten sich noch eine Weile zu dritt über die Schlacht und die Ereignisse der vergangenen Tage. Argóleth, der an Mathans Ausfall teilgenommen hatte, der die Orks vom Tor vertrieben hatte, hatte glücklicherweise keinerlei Verletzung davon getragen. Als sich das Gespräch gerade wieder auf Gilgroth und die Wächter von Annúminas richtete, stand Kerry plötzlich neben Ardóneth, mit zartroten Wangen und freudestrahlenden Augen.
"Ardan!" verkündete sie und ergriff seinen Arm. "Tanz' mit mir, ja?"
"Tanzen?" wunderte er sich. "Ich denke nicht, dass das eine gute Idee..."
"Geh nur, Sohn," unterbrach Argóleth ihn lächelnd. "Ich denke nicht, dass die junge Dame heute Widerreden akzeptiert."
"Sehr richtig," bestätigte Kerry und zog Ardóneth mit sich. Schon hatte sie den rechten Arm auf seine Schulter gelegt und führte seine Hand an ihre Taille. Ihr Kleid raschelte, als die beiden im Takt der Musik über den weißen Marmorboden rauschten.
Ardóneth konnte deutlich sehen, wie glücklich Kerry war, und es erwärmte sein Herz, das Mädchen so zu sehen. Zwar hatte er nur am Rande mitbekommen, wieviel Trauer und Schmerz sie hatte ertragen müssen, doch all diese Dinge schienen nun wie vertrocknete Blätter von ihr abzufallen und belasteten sie nicht mehr. Er sah, wie sie immer wieder strahlende Blicke auf Mathan und Halarîn warf, die am Rande der Tanzfläche standen und einander im Arm hielten. Und so tanzte Ardóneth mit Kerry, auch wenn sein Arm mit der Zeit zu schmerzen begann.
Kerry schien es sofort aufzufallen, und sie ließ sich von Ardóneth von der Tanzfläche führen. Unter einem der Apfelbäume blieben sie stehen und Ardóneth ließ Kerrys Hand los.
"Tut es sehr weh?" fragte sie besorgt.
"Es geht schon," winkte er ab. "Ich brauche nur etwas Schlaf. Morgen werde ich kaum noch etwas davon spüren."
"Brichst du morgen zur Verfolgung der Orks auf?" fragte Kerry.
Ardóneth nickte. "Je früher ich gehe, desto schneller kann ich sie einholen. Mach dir keine Sorgen Kerry," sagte er ehe sie Einwände erheben konnte. "Ich gehe nicht alleine. Die Dúnedain meiner Gruppe gehen mit mir, und auch Fís, der Zwerg, will sich uns anschließen. Außerdem werden wir nicht kämpfen sondern nur beobachten. Du wirst sehen, ich bin schneller wieder in Fornost, als du dir vorstellen kannst."
Kerry blickte für einen kurzen Augenblick zu Boden. "Vielleicht werde ich dann schon nicht mehr hier sein," presste sie hervor. "Oronêl und Ontáro - ich meine Mathan - wollen schon bald nach Süden aufbrechen; nach Eregion, wenn ich das richtig verstanden habe. Es scheint dabei um einige sehr wichtige Dinge zu gehen."
Ardóneths Herz zog sich für einen Augenblick zusammen bei den Gedanken, Kerry für lange Zeit nicht zu sehen, doch er riss sich zusammen und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. "Wir werden uns bestimmt bald wiedersehen, Kerry. Das sagt mein Herz mir deutlich."
Das schien Kerry zu beruhigen, und sie nickte zustimmend. "Also gut, Ardan. Aber für heute Abend bleibst du noch."
"Natürlich," bekräftigte er. "Vielleicht werde ich später noch ein paar Worte zu diesem Abend sagen," überlegte er laut.
"Das würde mich freuen," sagte Kerry. Dann wandte sie sich ab und verschwand wieder in der Menge.

Ardóneth blieb für einen Moment alleine zurück. Nahe des Eingangs sah er seinen Vater stehen, der mit Gilbard in ein angeregtes Gespräch vertieft war. Er wusste, dass die beiden über Annúminas und ihre Pläne für die Stadt sprachen. Er atmete tief ein und begann, sich seinen Weg durch die Feiernden zu bahnen, bis er sich bis auf Weiteres wieder seinem Vater anschloss.
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Curanthor

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #7 am: 16. Jan 2017, 22:06 »
Die Feier war ein großer Erfolg, seine Befürchtungen, dass die Stimmung zu belastet von der Schlacht sei, haben sich erübrigt. Mathan stand an einem Pfeiler gelehnt und schaute den Tanzenden mit einem Schmunzeln zu. Es wurde zu einem freundschaftlichen Grinsen, als er Oronêl auf der Tanzfläche sah, der mit Kerry umherwirbelte. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war für ihn wie ein Sonnenaufgang und er wusste, dass es die richtige Entscheidung war. Wie aus dem Nichts erschien Faelivrin neben ihm mit einem Becher in der Hand. Sie erblickte ihre Schwester und auch ihre Mundwinkel hoben sich erneut. "Sie ist bezaubernd, in vielerlei Hinsicht. Ich würde sie gern noch besser kennenlernen", sagte die Elbe leicht verzückt und nippte an dem Becher. "So kenne ich dich gar nicht", antwortete Mathan mit einem Augenzwinkern woraufhin sie leise lachen musste. "Nun, ich habe wahrlich nicht viel mit Menschen zu tun gehabt, aber sie...", ihre Stimme verstummte und ihr Blick sucht den ihres Vaters.
Er ahnte, dass sie etwas Ernstes ansprechen wollte, da sie sonst nie mitten im Satz abbrach. Gemeinsam schlenderten sie etwas mehr in die Ecke des Gartens. Faelivrin überlegte eine ganze Weile lang und schien nach ihrer Mutter zu suchen. Er folgte ihren Blick, Halarîn unterhielt sich mit Adrienne am anderen Ende des Gartens. "Ich möchte es ihr noch nicht sagen, aber wahrscheinlich müssen wir bald zurückkehren." Ihre Stimme war ernst, ihr Gesicht verkniffen und es schien, als ob sie Qualen hatte dies zu sagen. "Nun, es war absehbar. Dein Volk braucht dich nunmal. Es ist so oder so ein Wunder gewesen, dass du zu diesem Zeitpunkt hierhergekommen bist", sagte er sanft und strich ihr über den Rücken, "Wir verstehen das."
Ihre Augenbrauen schnellten überrascht in die Höhe. "Nein, ich meinte das mein-"
"Verzeihung wenn ich so grob und unhöflich Euch dazwischenpresche, aber die Vorbereitungen sind abgeschlossen.", sagte Acharnor mit hochrotem Kopf und verneigte sich dutzende Male. Adrienne, die neben ihm stand boxte ihm gegen die Schulter. "Verzeiht vielmals Hoheit, er kennt sich nicht so gut mit den Höflichkeitsformen aus, besonders bei hochrangigen Persönlichkeiten.", entschuldige sich das Mädchen und funkelten ihren Bruder ärgerlich an.
Auf Faelivrins Stirn erschien eine steile Falte und sie starrte die Geschwister säuerlich an. Es dauerte keine drei Herzschläge und sie suchten eingeschüchtert rasch das Weite. Noch in Hörweite faltete Adrienne ihren kleineren Bruder zusammen, der sich kleinlaut entschuldigte. "Menschen...", seufzte seine Tochter und schüttelte den Kopf, "Ich muss mich noch immer daran gewöhnen, dass sie anders reagieren als Elben. Eigentlich wollte ich sie gar nicht verjagen", gestand sie und lächelte unschuldig.
Mathan lachte herzlich und legte ihr eine Hand auf dem Rücken. "Ja das ist oft nicht einfach, aber du wirst dich daran gewöhnen. Deine Ausstrahlung wirkt auf sie eben noch etwas stärker", erklärte er ihr schmunzelnd, woraufhin sie nur nickte. Gemeinsam gingen sie in den hinteren Teil des Gartens zu den Apfelbäumen. Hier waren nur wenige Gäste, die meist sich leise unterhielten, abgesehen von einem Paar, das in einer der dunkleren Ecken Zärtlichkeiten austauschte. Rasch schlugen die beiden Elben einen anderen Weg ein und lächelten darüber. Als die Musik eine Pause machte, sahen sie Kerry auf sie zukommen. Faelivrin schenkte ihrer Schwester ein warmes Lächeln und begab sich zu Adrienne und Acharnor um mit ihnen zu sprechen, da sie immer wieder zu ihnen blickten.
"Vater...", begrüßte Kerry ihn und Mathan nahm sie direkt in die Arme. "Ténawen, du siehst hinreißend aus, "erwiderte er, löste sich von ihr und musterte sie. "Woher hast du das Kleid? Es steht dir wundervoll." Kerry schien etwas zu erröten, doch dann strahlte sie wieder. "Irwyne hat es mir geschenkt. Es ist von..." Sie verstummte, da sie wusste, dass es offensichtlich war. "Von Elben gefertigt, ja.", beendete Mathan ihren Satz und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Er nahm sie an der Hand und gemeinsam schlenderten sie durch den Garten. Es erinnerte ihn, wie er vor langer Zeit mit Faelivrin durch die Wälder im Osten von Mittelerde gegangen ist. Kerry schien seinen Gedanken erraten zu haben. "Es erinnert dich an deine Tochter hm?", fragte sie interessiert und musterte aufmerksam sein Gesicht. Er lächelte und strich ihr sanft durchs Haar. "Ja, aber nun habe ich eine weitere Tochter. Gemeinsam sammeln wir Erfahrung und Erinnerungen, an denen wir uns immer erinnern werden.", sagte er und sah das Glitzern in ihren Augen. "Ja...", antwortete sie verträumt und blickte sich um, "Es ist so wundervoll was ihr hier geschaffen habt. Mir fehlen immernoch die Worte, aber ich kann euch nicht genug danken für das, was ihr nur für mich hier geschaffen habt. Es ist bereits das wundervollste Geschenk, das ihr mir bereiten konntet", sagte Kerry ergriffen und drückte seine Hand ganz fest. Einen kurzen Moment trübte sich ihre Stimmung und Mathan ahnte, worum es ging. "Ténawen, lasse deinen Geist nicht vergiften. Elben sind nicht perfekt und selbst wenn du vor uns gehst, wir werden uns am Ende der Zeit wiedersehen. Du wirst immer meine Tochter sein, vergiss das nie", sprach er und nahm sie erneut in den Arm. Sie erwiderte die Umarmung still und klammerte sich an ihn. Er strich ihr beruhigend über den Kopf und gab ihr erneut einen Kuss auf die Stirn. In ihren Augen glitzerten Tränen, die Mathan aber sanft fortwischte. "Hör mal, "sagte er und hockte sich ihr gegenüber, "Ich werde dich beschützen, selbst wenn ich dafür durch ganz Mittelerde reisen muss. Das ist ein Versprechen," er hob ihre Hand mit dem Ring, "das schwöre ich, bei diesem Ring an deinem Finger. Es ist mir eine Ehre und Freude zu gleich, dich um mich herum zu haben", sagte er und schloss seine Tochter in die Arme. "Danke ich...", doch er legte ihr einen Finger auf dem Mund. "Schhh, da gibt es nichts zu danken. Du kannst mit mir über alles sprechen oder alle Fragen stellen die du willst, immer."
Kerry legte ihm wortlos die Arme um den Hals und so blieben sie einige lange Augenblicke lang. "Erzähl mir von deiner Heimat", bat sie und löste sich von ihm. Er erhob sich und atemte tief ein, "Nur wenn du willst natürlich", setzte sie schnell nach.
Sein Blick verlor sich etwas in dem Nachthimmel, als er daran dachte, was damals alles passiert war. Kerry hielt die Luft an und fürchtete, dass sie etwas Falsches gefragt hatte, doch Mathan blickte kurz darauf wieder in ihre Augen. "Eregion, dort wurde ich geboren. Mein Vater war Schmied und meine Mutter eine Jägerin.", er hob seine Hand mit dem Mithrilring am Finger, "Ein Geschenk meines Vaters, genau wie die beiden Schwerter. Die Stadt steht heute nicht mehr, nicht einmal die Grundmauern sind geblieben." Sein Blick verlor sich wieder in der Ferne und Kerry fragte sanft: "Wann war denn das?" Dabei nahm sie seine Hand und schaute zu ihm auf, wie ein kleines Mädchen. Er lächelte ihr gequält zu und fuhr fort: "Vor mehr als tausend Jahren, damals war ich noch gar nicht so lange Hauptmann und führte meine erste Einheit in die Schlacht. Der Konflikt zog sich über Jahre hinweg, bis Saurons Armee Ost-in-Edhil zerstörte, aber da war ich nicht in Eregion. Ich kam zu spät." Ein harter Zug erschien auf seinem Gesicht, den Kerry bisher nicht kannte, sie streichelte etwas unbeholfen seinen Handrücken und wartete, bis er fortfuhr.
"Die Stadt brannte, der Tod hatte eine reiche Ernte eingefahren und ich ahnte, dass mein Vater dort in diesem Inferno war", seine Stimme war bitter und Kerry hielt sich eine Hand vor dem Mund. "Nachdem alles ausgebrannt war fand ich ihn...", Er verstummte und streckte den Rücke durch.
"Er hätte nicht gewollt, dass du so lange um ihn trauerst", sagte Kerry nach einer langen Zeit des Schweigens, "Er würde sicher wollen, dass du ihn in guter Erinnerung bewahrst."
Der Elb blickte sie lange an und nickte schließlich. Er entschloss sich ihr noch weiter zu öffnen und nahm ihre beide Hände in seine. "Meine Familie ist meine Heimat. Ich habe meinen Vater verloren, aber nicht meine Mutter.", gestand er und Kerry riss überrascht die Augen auf. Ein sanftes Lächeln erhellten seine Züge wieder, woraufhin sie ebenfalls Lächeln musste. "Sie ist irgendwo dort draußen, ich spüre es. Ich weiß es", er drückte ihre Hände ganz fest, "Ich werde sie finden und nach Hause bringen. Dann bauen wir in Eregion ein Heim in dem wir alle leben können. Es wird wieder aufleben, das spüre ich", sagte er entschlossen und bemerkte gar nicht, wie Oronêl der Nähe stand und scheinbar auf einen günstigen Moment wartete. Kerry nickte zu dem Elb, der weiter hinten stand und lenkte Mathans Aufmerksamkeit auf ihn. Mathan nickte ihm zu und der Waldelb gesellte sich zu ihnen. "Ich bin froh, dass ihr mir an diesem Tag eine Rolle zugedacht habt", sagte Oronêl zur Begrüßung. "Und ich habe das Gefühl, euch noch nicht längst nicht genug gratuliert zu haben - euch allen drei." Er zwinkerte Kerry zu, und lächelte.
"Es erfreut mein Herz, dass du hier bist, Schwertbruder", sagte Mathan zu ihm und grinste flüchtig.
"Und meines ebenfalls", erwiderte Oronêl, und ergriff den dargebotenen Unterarm zum Kriegergruß. "Ihr habt über Eregion gesprochen?"
Mathan blickte kurz zu Kerry und nickte. "Wenn die Zeit gekommen ist, wird es wieder aus der Asche auferstehen.", erklärte er und nickte, "Trotz aller Zweifel. Ich spüre, dass sich Etwas tut."
"Das höre ich gerne", sagte Oronêl. "Allerdings kann meine Aufgabe nicht darauf warten." "Was für eine Aufgabe?", fragte Kerry. "Und heißt das, du wirst auch nach Eregion gehen?"
"Ja, ich werde euch dorthin begleiten, denn ich brauche Mathans Hilfe", antwortete Oronêl. "Was diese Aufgabe angeht... es wäre mir lieber, nicht darüber zu sprechen. Zumindest nicht ausgerechnet an diesem Abend."
Die Elben wechselten einen Blick, mit dem sie stumm beschlossen für heute das Thema ruhen zu lassen. Kerry verstand und nickte, Mathan packte sie spontan an den Schultern und schob sie zur Tanzfläche. "Da wieder Musik gespielt wird, darf ich ja es nicht verpassen mit meiner Tochter das Tanzbein zu schwingen", sagte er augenzwinkernd zu Oronêl und ging mit einer grinsenden Kerry in die Platzmitte. Dort erblickte er auch Faelivrin, die mit geschlossenen Augen für sich selbst tanzte. Suchend blickte er sich nach Halarîn um und sah sie mit Adrienne, die mit einen angeheiterten Acharnor schwer beschäftigt war. "Was tanzt Faelivrin da?", fragte Kerry leise und starrte auf ihre Schwester, die sehr kompliziert aussehende Figuren beschrieb. Das Besondere war, dass sie jede Bewegung sehr langsam aber mit dem Takt der Musik ausführte. Mathan legte eine Hand an die Hüfte Kerrys und die Andere an die Schulter. Es war eine Weile her, dass er getanzt hatte, aber nach den ersten drei Schritten ging es flüssig voran und sie wirbelten nun auf dem Marmor umher. Dabei strahlte Kerry immer wieder, aber nicht ohne neugierige Blicke zu ihrer Schwester zu werfen. Erst nach einigen Takten der Musik fiel ihm ein, dass er noch nicht eine Antworte auf ihre Frage gegeben hatte. "Das ist eine Art meditativer Tanz, er hilft sich auf den eigenen Körper zu konzentrieren. Es braucht viel Kraft und Kondition, sowie Körperbeherrschung", erklärte er in Kurzform und führte Kerry näher an Faelivrin heran, wo sie mit dem Tanz stoppten.

Interessiert beobachtete sie jede Bewegung von ihrer großen Schwester, die gerade auf einem Bein stand und beide Arme weit voneinander streckte. "Es sind eigentlich Kampfübungen aber sehr stark verlangsamt, dabei wirken sie wie ein Tanz, " fügte Halarîn hinzu, die neben ihnen aufgetaucht war. "Amil, wie alt ist Nésa eigentlich?", fragte Kerry leise an ihre Mutter gewand und erntete ein Grinsen.
Faelivrin machte einen schnellen Schritt nach vorn und landete dicht an Kerrys Ohr. "Ich bin genau 2988 Jahre alt, Ténawen", flüsterte sie ihr zu und zog sich genauso schnell wieder zurück.
"D..das ist aber sehr alt!", rief Kerry schockiert und erntete ein Lachen von ihren Eltern. Halarîn strich ihr über den Kopf und reichte ihr einen Becher, den das Mädchen zögernd annahm. Mit fragendem Blick betrachtete sie die Flüssigkeit und roch daran.
"Etwas, dass Eure Schwester aus Manarîn mitgebracht hat.", informierte Aesa sie, die plötzlich hinter ihnen stand.
"Manarîn?", fragte Kerry interessiert nach und hielt erneut die Nase an den Becher. Es roch süßlich und ...hölzern?
"Das Elbenreich aus verschiedenen Stämmen, die Eure Schwester, unsere Herrin,  geeint hat. Ein Großteil machen aber die Hwenti aus.", fasste Aesa zusammen, die sehr respektvoll und mit sehr starken Akzent sprach, "Es ist aus einer Pflanze gewonnen, die nur dort wächst.  Und zwar auf den Ebenen von Anathón, deswegen nennen wir es auch schlicht "Anathón" was nur ein Eigennamen ist. Eresion ist berühmt für dieses Getränk."
Kerry fasste sich ein Herz und beschloss das fremde Getränk zu probieren. Unter den interessierten Blicken der Elben hob sie den Becher an die Lippen und nippte daran.
Süße, war das Erste, was ihr in den Sinn kam, dann eine Note Kirsche. Dann war es vorbei. Sie runzelte die Stirn, was zu einem Grinsen der umstehenden führte.
"Merkwürdig... aber lecker", befand sie und erntete ein erleichtertes Lächeln von Aesa.
Sie nippte erneut, bis Halarîn ihr sanft den Becher wieder abnahm. Sogleich spürte sie, wie die Wärme ihr ins Gesicht stieg. Faelivrin blickte kurz schuldbewusst zu Boden und murmelte, dass sie vergessen hatte zu fragen, ob sie überhaupt Alkohol vertrug. Kerry winkte ab und kicherte. "Schon in Ordnung, nur wenn es noch mehr ist...", sie grinste und schüttelte sogleich den Kopf um sich nicht zu blamieren.  Inzwischen verstummte die Musik und die Spieler machten eine Pause.
"Keine Sorge, wir passen schon auf", sagte Mathan und leerte den Becher, an dem sie zuvor genippt hatte, "Heute denke ich, kann man sich etwas entspannen. Schließlich habe ich hier noch Apfelwein gefunden."  Er warf Halarîn einen Blick zu, die sofort errötete. "Oh nein...", rief sie und hob abwehrend die Hände, "Bring mich nicht in Versuchung, du weiß was passiert." Sie verstummte und nach ein paar Augenblicken mussten sie lachen, sehr zur Verwirrung der Anderen. Mathan weigerte sich irgendwas zu erklären, woraufhin Kerry etwas beleidigt wirkte, aber rasch wieder grinste. "Du verträgst also auch wenig, Amil?", fragte sie und kicherte, "Dann liegt das wohl in der Familie." Die Farbe in Halarîns Gesicht wurde noch eine Spur röter, ehe sie nur stumm nickte. Faelivrin, die schon etwas mehr getrunken hatte, räusperte sich und begann eine sehr harmonische Melodie zu summen. Halarîn lächelte, da sie die Melodie sofort erkannte, selbst Mathan erinnerte sich daran. Die Gespräche ringsherum verstummten und sie lauschten der Melodie. Sie war lang gezogen und getragen, hatte aber eine Tonhöhe, die enorm Anstrengend sein musste. Nach einer Strophe stieg Halarîn ein und sang einen klaren Ton, der mit dem Summen ihrer Tochter wunderbar harmonierte. Nach ein paar Strophen sangen die beiden Elbenfrauen ein wundervolles Duett eines der Lieder, die Mathan und Halarîn für Faelivrin gesungen hatten, als sie sich immer schlecht fühlte:

Nin nos na- i ambar, o nin lór
Nin lór na- an oiale bronadui   
Nin lór naedo hi ambar

Im cen cín naeg   
Im eless cín naeg

Es blieb eine Weile lang still, bis vereinzelt applaudiert wurde. Mathan und Halarîn lächelten sich an, wärend Faelivrin bewegt wirkte. Sie seufzte und trank etwas Wasser. "Wundervoll", sagte sie und erklärte Kerry, dass es ein Lied über Träume, die Welt und heilenden Schmerz war. Mathan bemerkte zufrieden, dass Faelivrin ihre Schwester mit offenen Armen aufnahm und ihr Misstrauen komplett beiseite ließ.

Melkor.

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #8 am: 16. Jan 2017, 23:41 »
Als es schließlich spät geworden war riss sich Ardóneth vom Gespräch mit seinem Vater und Gilbard los und blickte sich suchend nach Mathan um. Er hatte dem Elben noch gar nicht für seine Unterstützung bei der Verhandlung gedankt. Dies würde er nun nachholen. Schließlich entdeckte er Mathan, der in der Nähe der Tanzfläche stand und Faelivrin und Kerry beobachtete, die dort umherwirbelten. Ardóneth straffte sich und ging hinüber.

Mathan hatte sich etwas zurückgezogen und genoss gerade etwas die Ruhe. Es war noch immer etwas unangenehm so viele Geräusche auf einmal zu hören. Erneut verfluchte er sein guten Ohren, die in diesem Fall zu gut waren. Er grübelte darüber, was Faelivrin ihm wohl sagen wollte, bevor die beiden Geschwister sie unterbrochen hatten. Es war wichtig für seine Tochter gewesen, deswegen beschloss er, darauf zu warten, bis sie von selbst wieder auf ihn zuging.
"Mathan, auf ein Wort, wenn Ihr mir kurz Gehör schenken möchtet," sprach Ardóneth den Elben an, welcher nickte und ihm einige Schritte von der Menge weg folgte.
Mathan wirkte etwas nachdenklich, doch als er ihm in die Augen blickte, lächelte er, als ob er ahnte was er sagen würde. "Nun, ich möchte mich bei Euch bedanken, dass ihr für mich gesprochen habt. Ich weiß, dass es nicht einfach war. Viele Freunde würden sich von einem abwenden, wenn er so etwas tun würde," er schüttelte den Kopf, "Doch Ihr habt das nicht, was mir viel bedeutet hat. Nochmals danke dafür."
Mathan nickte zustimmend und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Kein Grund zu danken. Irgendwie hatte ich einfach das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Die Situation war einfach zu passend, vor allem mit einem geschwächten Gandalf. Ich bin froh, dass es so harmlos abgelaufen ist und Ihr wieder der Alte seid.", bekräftigte der Elb und strich sich durchs Haar, sein Blick ging zu Kerry, die mit zart roten Wangen tanzte.
"Außerdem wollte ich mich für die Einladung bedanken, es war eine außergewöhnliche Erfahrung," fügte Ardóneht hinzu. "Und ich bin froh, dass ich Kerry ihren Abend verschönern konnte.", sagte er nach einer Weile, während sie den Tanzenden zusahen.
Nach einer weiteren stillen Minute reichte ihm der Elb wortlos einen Bierkrug. Fragend blickte Ardóneth ihn an und nahm den Krug entgegen.
"Nichts zu danken, komm - lass uns auf deine beste Freundin trinken", sagte er stattdessen und stieß mit ihm an.

"Dürfte ich um Aufmerksamkeit bitten?"  fragte Ardóneth der sich nun auf eine der Kisten stellte.
Langsam richteten sich alle Augen auf den Dúnadan und die Gespräche verstummten.  Einige sahen ihn fragend an doch bevor erneut Getuschel aufkam begann Ardóneth erneut zu sprechen.
"Die meisten von euch haben sicherlich mitbekommen, dass heute eine Gerichtsverhandlung über mich abgehalten wurde." Einige nickten entsprechend, den anderen konnte man das Ensetzen teilweise ansehen. "Ich habe einen Fehler gemacht, der folgenschwer geworden wäre - einen Fehler..." Ardan stoppte kurz und holte tief Luft bevor er fortfuhr, "einen Fehler, der unverzeihlich ist. Die größte Angst die ich je hatte, ist wahr geworden." Doch bevor er weiter ausholen
wollte stoppte er erneut. "Ohne eure Hilfe wäre ich wahrscheinlich nicht mehr hier." Seine Blicke schweiften zu Mathan, Kerry und Oronel, aber auch zu Elrádan und Gilbárd. "Nur dank solchen Freunden wie ihr es seid, kann ich diesen schönen Tag für Kerry mit ihr feiern. Ich bin froh, an diesem Abend hier sein zu können, und ich bin froh, dass dieser Abend so wunderbar ist. Ich danke euch allen, dass ihr mir zugehört habt und dass ihr mich nicht aufgegeben habt, als Saruman in meinem Kopf war."
Ardóneth deutete eine Verbeugung an und erntete sogar etwas Applaus von der Menge, die sich, nachdem er von der Kiste herabgestiegen war, wieder in viele kleine Gespräche aufteilte. Ardóneth ging zurück zu seinem Vater, der noch immer in der Nähe des Eingangs stand und blickte auf dem Weg dahin in viele Gesichter, die ihn freundlich ansahen. Zu seiner Freude war auch Kerry dabei, die ihn fröhlich über die Tanzfläche hinweg anlächelte ehe sie wieder davonwirbelte. Er erreichte die beiden Dúnedain am Eingang und stand eine Weile schweigend daneben.
"Gut gemacht, mein Sohn," sagte Argóleth schließlich. Und Ardóneth musste zugeben, dass es sich auch so angefühlt hatte.
« Letzte Änderung: 16. Jan 2017, 23:46 von Melkor. »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Fine

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Gandalfs Rat
« Antwort #9 am: 17. Jan 2017, 00:09 »
Nach einer ausgiebigen Tanzeinlage und einem weiteren, heimlichen Schluck von Faelivrins Anathón schwirrte Kerry der Kopf ein wenig und sie beschloss, eine Pause einzulegen. Sie entdeckte ihre Eltern in der Nähe und eilte auf sie zu.
"Junge Dame,", begrüßte Halarîn sie mit hochgezogenen Augenbrauen und einer Strenge in der Stimme, von der Kerry nicht ganz sicher war, ob sie wirklich nur gespielt war. "Ich habe ganz genau gesehen, was du getan hast."
"....besonders schön getanzt?" schlug Kerry hoffnungsvoll vor.
"Tsk," machte Halarîn und hob anklagend einen Zeigefinger, während Mathan sich das Lachen nur schwer verbeißen konnte. "Anathón ist nichts, was man einfach runterschütten sollte."
"Ich habe nicht..." setzte Kerry an, doch ihre Mutter brachte sie zum Schweigen und zeigte auf die Flasche in Faelivrins Hand, die schon deutlich leerer geworden war. "Das ... das war nésa!"
"Ja, ich habe sie leergemacht," bestätigte Faelivrin und zwinkerte Kerry verschwörerisch zu.
"Ihr beiden seid unmöglich," schimpfte Halarîn, doch dann musste sie lachen. "Als wärt ihr schon immer Schwestern gewesen." Sie zog ein tiefgrünes, seltsam geformtes Blatt hervor und sagte: "Hier, Morilië. Das wird helfen, falls du die Auswirkungen des Alkohols zu spüren bekommst. Nimm es in den Mund und kaue etwas darauf rum, bis der Geschmack deine Zunge ganz bedeckt hat. Dann kannst du es wieder ausspucken."
Kerry tat, wie Halarîn ihr geheißen hatte. "Igitt," sagte sie als sie das Blatt wieder ausspuckte. "Das schmeckt ja ekelhaft!"
Halarîn legte lächelnd den Kopf schief. "Strafe muss sein, meine Tochter." Das entlockte der ganzen Familie ein herzliches Lachen.

"Ich gehe etwas frische Luft schnappen, Amil," sagte Kerry kurz darauf. "Bin gleich wieder da."
"Sieh zu, dass dir nicht zu kalt wird in dem hübschen Kleid," mahnte Halarîn und legte ihr einen dunkelblauen Umhang um die Schultern.
"Danke," antwortete Kerry und schenkte ihrer Mutter ein erneutes Lächeln. "Du musst dir keine Sorgen machen." Sie reffte ihr Kleid und ging so anmutig es ihr möglich war (wobei sie versuchte, Faelivrins Bewegungen zu imitieren) durch die Menge auf einen der Seitenausgänge zu. Dabei erhaschte sie einen Blick auf Rilmir und Haleth, die sich in einer der abgelegeneren Ecken des Obstgarten offenbar unbeobachtet fühlten und Zärtlichkeiten austauschten. Kerry spürte, wie sie errötete, und wandte sich hastig ab.
"Wohin so eilig?" sagte eine große graue Gestalt, die ihr plötzlich in den Weg trat. Es war Gandalf.
"Ich brauche mal einen Moment für mich," antwortete Kerry und der Zauberer nickte verstehend.
"Tu das," sagte er. "Aber bleib nicht zulange weg. Das ist immerhin dein Abend."
"Ja, Gandalf," gab sie zurück. "Ich habe es Amil schon gesagt: Ich bin wirklich gleich wieder da. Ich brauche einfach nur einen Moment, um all das zu verarbeiten. Weißt du, für mich hat sich heute eine ganz neue Welt eröffnet," begann sie und war eigentlich ganz froh, dass Gandalf - oder irgendjemand - ihr im Moment da war, um zuzuhören. "Seit meiner Flucht aus Rohan hatte ich keine Familie mehr gehabt - ich hatte Freunde, sicher, aber das war nie das Gleiche. Nicht einmal mit dem Dúnadan."
"Du meinst Rilmir," schlussfolgerte Gandalf.
"Ja - Rilmir. Siehst du, das ist auch so eine Sache, die sich geändert hat. Ich kann mir Namen merken. Wusstest du übrigens, dass Kerevalline gar nicht mein eigener Name ist?"
Gandalf warf ihr einen amüsierten Blick zu. "Ich bin ein Zauberer, schon vergessen? Selbstverständlich wusste ich das. Und weißt du, ich denke, die erste Kerevalline wäre stolz darauf, dass du ihren Namen weitergetragen hast und ihr auf diese Art so etwas wie ein zweites Leben gegeben hast."
"So habe ich das noch gar nie gesehen," meinte Kerry nachdenklich. Das Mädchen, das den Namen einst getragen hatte, war ihr in den wenigen Tagen in denen sie sich gekannt hatten sehr sympathisch gewesen, doch die Zeit die ihnen vergönnt gewesen war war natürlich viel zu kurz gewesen um echte Freundschaft zu schließen.
"Es hilft oft, die Dinge auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen," sagte Gandalf weise.
"Und genau das hatte ich ja gerade vor, ehe du mich aufgehalten hast," konterte Kerry.
"Dann will ich dich nicht länger daran hindern," sagte Gandalf lächelnd und gab den Weg frei.

Sie ging weiter durch den Garten, von der Feier weg, bis sie an eine halb eingestürzte Mauer kam, durch die einst ein Tor zu den den Palast umgebenden Gebäuden geführt hatte. In den Jahren seit dem Fall Fornosts war dieses Tor eingestürzt, sodass Kerry vorsichtig über die Trümmer klettern musste um die Straße dahinter zu erreichen, die hier in nördlicher Richtung quer zum Palast verlief und an der nördlichen Mauer Fornosts endete. Durch ein großes Loch in der Außenmauer konnte Kerry einen Blick auf die Ebenen im Norden der Stadt erhaschen, denn die Nordseite Fornosts lag auf einer hohen Klippe und war deutlich höher gelegen als der Südteil der Stadt. Kerry stand mehrere Minuten schweigend in der Bresche und ließ die Augen erst über das Land wandern, doch dann zog etwas ihren Blick hinauf, zu den Sternen, die in dieser Nacht besonders hell zu leuchten schienen. Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch.
"Ich sollte zurück, ehe sich die anderen noch Sorgen machen," sagte sie in die Stille hinein, an sich selbst gewandt.
Und das war der Moment als sie die Stimme aus ihrem Traum hörte. "Blonde Haare," flüsterte sie, unangenehm nah an Kerrys Ohr. "Du bist es. Ganz alleine hier, was?"
Sie fuhr herum. Aus den Schatten zwischen zwei großen Ruinen war eine dunkle Gestalt hervorgetreten und ragte nun direkt vor Kerry auf. "Das trifft sich aber gut," zischte der Elb - oder war es wirklich ein Elb? Die Ohren liefen spitz zu und die Gesichtszüge hätte man als anmutig bezeichnen können wenn sie nicht von einer höhnischen Fratze verzerrt gewesen wären. "Geduld zahlt sich aus, kleines Rotkehlchen. Komm! Wir beide werden eine Reise machen."
Kerry wich zurück, obwohl sie vor Angt beinahe erstarrt war. "Bleib weg von mir!" rief sie.
"Warum so schüchtern? Ich werde dir nicht wehtun... zumindest nicht sehr." Er bewegte sich auf sie zu und etwas fiel mit einem metallischen Klirren zu Boden. Schneller als man es sehen konnte schnellte sein Arm herauf und traf sie hart an der Schläfe.
Kerry erschlaffte und ihre Welt wurde dunkel.


Kerry nach Arthedain
« Letzte Änderung: 17. Jan 2017, 14:42 von Fine »
RPG:

Eandril

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #10 am: 17. Jan 2017, 15:06 »
Oronêl hatte genug vom Tanzen, und so stand er nun erneut ein wenig vom Marmorplatz entfernt und unterhielt sich mit Mathans anderer Tochter, Faelivrin. Trotz ihrer Distanziertheit, die mittlerweile freilich ein wenig geschwunden war, erwies sie sich als angenehme Gesprächspartnerin, die Halarîn ähnelte aber auch deutliche Züge ihres Vaters aufwies. Ihre Andeutungen über ihr Königreich in den Neuen Landen waren interessant und für Oronêl ziemlich neu, auch wenn er natürlich davon gewusst hatte, dass Abkömmlinge der Elben, die sich nicht der großen Wanderung angeschlossen hatten, weiter im Osten lebten. Er wollte gerade eine genauere Frage zum Königreich Manarîn stellen, als Gandalf sich zu ihnen gesellte. Er neigte respektvoll das Haupt in Richtung Faelivrin, und sagte dann: "Habt ihr Kerry gesehen? Sie ist nun schon ziemlich lange fort..."
"Morilië braucht jetzt ein wenig Zeit für sich", meinte Faelivrin verständnisvoll. "Man bekommt nicht jeden Tag eine neue Familie."
"Ich weiß", sagte Gandalf, doch er wirkte abwesend und besorgt - und diese Tatsache sorgte dafür, dass Oronêl ein kalter Schauer über den Rücken lief. "Ich könnte nach ihr sehen", erbot er sich. "Ich müsste sie dabei nicht einmal stören, wenn sie allein sein will."
"Gut", erwiderte Gandalf. "Kein Grund, ihre Eltern jetzt schon damit zu belästigen... wahrscheinlich ist es nichts außer dem Misstrauen des Alters."
"Ich bin sofort zurück", sagte Oronêl, und eilte mit leichten Schritten in die Richtung, in die Kerry zuvor davon gegangen war.
Er ging unter den Obstbäumen des Gartens hindurch, und erreichte schließlich eines der Tore, die vom Garten zu den Gebäuden rings um den Palast geführt hatten. Mauer und Tor waren halb eingestürzt und mit Moos und Flechten überwachsen, doch selbst in der Dunkelheit erkannte Oronêl die Stellen, an denen Kerry das Moos beim Klettern aufgerissen hatte. Vom Fest hinter ihm wehten noch immer leise Musik, Gesprächsfetzen und Lachen heran während Oronêl leichtfüßig die im Weg liegenden Steine erkletterte, doch vor ihm lagen Dunkelheit und Stille der nächtlichen Stadt. Auf der anderen Seite erreichte er eine Straße, die quer zum Palast von Süden nach Norden verließ, und blickte sich suchend um. Von hier aus konnte Kerry in drei Richtungen gegangen sein: Nach Süden, weiter in die Stadt hinein, über die Straße hinweg zwischen die nahen Häuser, oder der Straße folgend nach Norden, wo ein breites Loch in der Mauer klaffte, durch das die Sterne schienen und der Mond sein silbernes Licht warf.  Diese Richtung erschien Oronêl am wahrscheinlichsten, denn es wirkte wie ein guter Ort um alleine zu sein und die Aussicht zu genießen.
Er folgte der Straße, und bereits bevor er die Bresche in der Mauer ganz einsehen konnte, sah er etwas metallisches auf dem Boden im Mondlicht aufblinken. Er verlangsamte seinen Schritt, und verfluchte innerlich die Tatsache, dass er nicht daran gedacht hatte, wenigstens seinen Dolch mitzunehmen - denn inzwischen befürchtete er, dass irgendetwas hier nicht so war, wie es sein sollte.
Oronêl umrundete einen Haufen Schutt, der auf der Straße lag, und hatte nun die gesamte Mauerlücke im Blick. Doch entgegen seiner Hoffnung war dort keine Kerry zu sehen. Das musste natürlich nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben, doch sein Blick wurde von etwas angezogen, das inmitten der Bresche auf dem Boden lag.
Vor ihm, zwischen den Steinen, lag Hatholdôr, die Axt aus Doriath, die seinem Vater gehört hatte - und die sich seit der Schlacht von Lórien in den Händen jenes Wesens befunden hatte, dass ihn in Mittelerde am meisten hasste: Laedor.
Oronêl beugte sich herunter, bemüht keinen Laut zu machen, obwohl sein Herz einen immer schnelleren Takt schlug, und hob die so vertraute Waffe auf. Wenn Hatholdôr hier war, dann war Laedor sicherlich auch nicht weit - er musste einen Grund dafür gehabt haben, die Axt an diese Stelle zu legen...

Die Erkenntnis traf Oronêl wie ein Hammerschlag, und seine Hände zitterten. Kerry war tatsächlich hier gewesen. Laedor hatte ihm keine Falle gestellt, zumindest nicht hier und jetzt, denn woher hätte er wissen sollen dass Oronêl an diesen Ort kommen würde? Dies hier war ein Hinweis, voller Hohn und Spott.
Ängstlich vor dem was er finden würde und doch entschlossen, trat er durch die Mauerlücke hinaus, und entdeckte sofort die Schrift auf der äußeren Seite der Mauer. Im Dunkeln wirkte das Blut, mit dem die Nachricht geschrieben war, eher Schwarz als Rot, während Oronêl las: Komm und hol dir dein Spielzeug zurück - Allein, sonst wird sie sterben.
Ein Hauch von Erleichterung durchfuhr ihn - Kerry war verschwunden, womöglich verletzt, aber noch am Leben. Dennoch zitterten seine Hände vor Zorn und Schuldgefühlen, als er mit dem Daumen einen Tropfen des noch feuchten Blutes aufnahm und daran roch. Es war kein menschliches Blut, doch elbisch roch es ebenfalls nicht wirklich. Für einen kurzen Moment fragte Oronêl sich, was aus Laedor geworden war, dessen Blut es sein musste, bevor der Gedanke von einem anderen verdrängt wurde: Warum Kerry? Ein unschuldiges Mädchen musste nun für alle Demütigungen und Kränkungen, die Laedor in seinem Leben erfahren zu haben glaubte, büßen. Oronêl packte seine Axt so fest, dass seine Finger schmerzten, und eilte dann los - zurück zum Fest, zurück zu Mathan und Halarîn.

Der Ausdruck auf Oronêls Gesicht, ganz abgesehen von der Waffe, die er in der Hand trug, war offenbar genug um das Lachen über irgendeinen Witz, den Halarîn gemacht hatte, von ihrem und Mathans Gesichtern zu wischen.
"Was ist geschehen?", fragte Mathan, als Oronêl sie keuchend erreichte. "Es ist Kerry, sie ist... fort", erwiderte er, und aus Halarîns Gesicht schwand jede Farbe. "Sie ist fort und es ist MEINE Schuld." Oronêl schleuderte seine Axt zu Boden, wo sie mit der Klinge zitternd in der Erde steckenblieb.
"Fort...?", fragte Halarîn langsam, und der Schock war ihr deutlich anzusehen. "Du meinst... fortgegangen? Warum?" Oronêl stützte die Hände auf die Knie, sah zu Boden und schüttelte den Kopf. Als er wieder aufblickte, sagte er: "Sie ist nicht fortgegangen, sie wurde entführt. Von ihm - Laedor." Inzwischen hatten sich einige Gäste um die drei Elben gebildet - darunter Finelleth, Gandalf, Ardóneth und Irwyne, auf deren Gesichtern sich ebenfalls der Schrecken über das gesagte zeigte - und bei der Erwähnung Laedors zog Finelleth scharf die Luft ein.
"Es tut mir Leid", sagte Oronêl spürte, wie ihn die Verzweiflung zu übermannen drohte. "Ich wollte niemals, dass es dazu kommt. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen - ich soll ihm folgen. Allein, und ich werde es tun."
Mathan hatte bislang geschwiegen, doch nun sagte er: "Nein." Seiner Stimme war der mühsam beherrschte Zorn deutlich anzuhören, und für einen kurzen Augenblick stellte Oronêl sich vor, was Mathan mit Laedor anstellen würde, wenn er ihn in die Finger bekam. Die Vorstellung war äußerst wohltuend. "Du wirst nicht alleine gehen, sondern Halarîn und ich werden mitkommen." Er wechselte einen Blick mit seiner Frau, die blass war aber entschlossen nickte. "Dieser... Laedor... weiß nicht, was er getan hat", sagte sie langsam, und während ihm klar wurde, dass Halarîn für Laedor nicht weniger gefährlich war als ihr Mann, kam ihm ein anderer Gedanke. Laedor hatte gar nicht Kerry entführen wollen, sondern Irwyne. Komm und hol dir dein Spielzeug zurück - erst jetzt ergab dieser Satz Sinn. Doch indem Laedor die Mädchen verwechselt und Kerry entführt hatte, hatte er einen fatalen Fehler begangen - denn nun hatte nicht nur Oronêl Grund, ihn zu hassen, sondern auch Mathan und Halarîn.
Oronêl nickte langsam. Laedor hatte gefordert, dass er alleine kam, doch er wusste auch, dass keine Kraft in Mittelerde Mathan und Halarîn davon abhalten würde, ihn zu verfolgen und ihre Tochter zu retten.
Mit vor Zorn blitzenden Augen schloss Faelivrin sich ihren Eltern an: "Ich werde meine Schwester nicht in den Händen irgendeines Wahnsinnigen lassen. Ich komme mit euch, und Fanael, Angatar und Asea auch."
"Ich werde euch ebenfalls begleiten", sagte Finelleth, die einen Arm um Irwyne gelegt hatte, leise. "Ich kannte - kenne Kerry nicht lange, doch sie ist eine Freundin. Und niemand schadet ungestraft meinen Freunden."
"Ich komme auch mit", meinte der hochgewachsene Dúnadan, den Oronêl von der Verhandlung als Ardóneth erkannte. "Ich habe ihr versprochen, dass ich auf sie aufpasse." "Nein", widersprach Belen, der sich ebenfalls zu der Gruppe gesellt hatte. "Du hast einen Auftrag, der von höchster Wichtigkeit ist."
"Das ist Kerry ebenfalls", gab Ardóneth zurück, und verschränkte die Arme. "Ich muss ihr helfen." Hinter seiner entschlossenen Haltung erkannte Oronêl die Zerrissenheit des Mannes, und so legte er Ardóneth die Hand auf die Schulter und zog ihn einen Schritt von der Gruppe fort. "Ich habe gesehen, was Kerry dir bedeutet", sagte er leise und eindringlich. "Und ich verstehe, dass du dein Versprechen erfüllen willst, aber deine Aufgabe ist ebenfalls wichtig. Ich bin mir sicher, dass Kerry es verstehen würde, denn wenn du deinen Auftrag erfüllst, hilfst du deinen und ihren Freunden."
Ardóneth nickte langsam. Oronêl sah, dass er bereits selbst zu diesem Schluss gekommen war, und nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gebraucht hatte.
"Ihr werdet sie in Sicherheit bringen", sagte der Dúnadan, und es war weniger eine Frage als eine Aufforderung. "Das verspreche ich", erwiderte Oronêl. Allein, weil ich mir ansonsten nie wieder in die Augen sehen kann.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Curanthor

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Re: Fornost: Die alte Palastanlage
« Antwort #11 am: 17. Jan 2017, 17:42 »
Schweigen legte sich über den Platz und die meisten Gäste verließen mit betroffenen Gesichtern den Garten. Mathan knetete mit den Fäusten, sein Zorn wallte unaufhörlich, drohte ihn zu verschlingen. Halarîn legte ihm immer wieder eine Hand auf die Schulter, ohne dass sie ihn beruhigen konnte.
Faelivrin war ein klein wenig besonnener und antwortete Ardóneth nach Oronêl: "Dieser Wicht hat keine Ahnung mit wem er sich angelegt hat. So war ich hier stehe, er darf die Macht das Hauses Manarîn voll auskosten, dafür werden wir sorgen." Sie blickte zu ihreren Eltern, besonders zu ihrem Vater. Kurz darauf wandte sie sich an Oronêl: "Wie meint Ihr das, dass es Eure Schuld sei? Was hat das mit meiner Nésa zu tun?", fragte Faelivrin und konnte einen vorwurfsvollen Ton nicht unterdrücken. Der Waldelb wirkte bedrückt und schien einen Moment zu zögern. "Laedor ist ein Verräter, mein persönlicher Erzfeind. Er will mein Leben zerstören...", er machte ein geqäultes Gesicht, "Ich gehe davon aus, dass er eigentlich Irwyne entführen wollte.", sein Blick ging zu dem jungen Mädchen, dass noch blasser wurde als zuvor. "Ihr beide seid aus Rohan und habt blonde Haare. Du bist mir wichtig und er will mir all das nehmen, das mir wichtig ist. Ich-"
"Diesmal hat er einen Fehler gemacht. Er hat die Falsche!", rief Mathan lauter als sonst, er mahlte mit den Zähnen und blickte rastlos umher. Nach einigen Moment wandte er sich ab und stapfte geräuschvoll davon. Adrienne wollte ihm folgen, doch Halarîn hielt sie mit einem warnenden Blick zurück. Betreten blickte die Gruppe sich an, es klirrte, woraufhin sie sich umblickten. Der Hauptmann hatte seine Schwerter von dem Tisch genommen und machte ein ganz und gar unelbisches Gesicht. Wortlos marschiert er an ihnen vorbei in den hinteren Teil des Gartens. Dabei zerschlug er jede Laterne, die in seiner Reichweite war.
"Ich habe ihn noch nie so außer sich erlebt, außer einmal...", murmelte Halarîn und nestelte an ihrem Kleid, "Als er dachte, ich wäre in der Schlacht gefallen."
"Besser niemand spricht mit ihm, er braucht Zeit für sich", fügte Gandalf mir einem besorgten Blick hinzu. Erneut schaltete sich Faelivrin ein, die ihrer erschütterten Mutter die Hand hielt: "Oronêl, habt ihr eine Vermutung, wohin dieser Laedor sie gebracht haben könnte?"
Zu ihrer Enttäuschung schüttelte dieser nur den Kopf und hob verzweifelt die Schultern. "Er könnte überall sein...", sagte er und deutete scheinbar nach draußen, "In Bree, in den Bergen oder einfach in der Wildniss um mich in eine Falle zu locken."
"Vielleicht sollten wir bei Tagesanbruch die Gegend absuchen, in der Kerry verschwunden ist. Selbst wenn er ein Elb ist, einen Menschen herumzuschleppen hinterlässt Spuren", warf Adrienne überraschend ein und sorgte für nachdenkliche Gesichter. "Das ist tatsächlich ein Versuch wert", stimmte Finelleth zu.
"Ich werde einige meiner Leute bei der Aufgabe helfen lassen" Alle wandten sich zu Belen, der bisher wenig gesagt hatte. "Mehr Augen können ein größeres Gebiet abdecken, immerhin ist das Ganze direkt vor unserer Nase passiert."
Gilbárd und Argóleth sagten ebenfalls ihre Unterstützung zu. Letztere legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter: "Wir werden schon Etwas finden."
Faelivrin bedankte sich bei ihnen und wandte den Kopf zu den dunkleren Teil des Gartens, aus dem man Holz splittern hörte zusammen mit einem Wutschrei. Ihr Blick ging zu ihrer Mutter, Halarîn schüttelte jedoch den Kopf und setzte sich selbst in Bewegung. Die Anderen blickte sich etwas ratlos an, was die Stimmung nicht verbesserte, einzig die drei Avari standen an den Tischen und aßen etwas. Da sie kaum ein Wort des Gesprochenen verstanden nahm es ihnen auch keiner übel.

Das Blut rauschte in seinen Ohren, trotzdem hörte er das Gespräch der Anderen. Er nahm es aber nur nebensächlich war. Mathan ging zwischen zwei Bäumen rastlos auf und ab, machte sich Vorwürfe, dass er nicht besser auf Kerry aufgepasst hatte. Seine Gefühle hatten ihn zu sehr geblendet, dabei war es der erste Abend seit einer langen Zeit, an den er und Halarîn beide überglücklich waren. Erneut stieg ihm Kerrys Gesicht vor seinem geistigen Auge auf, wobei sie mit den Sternen um die Wette strahlte, oder sie sich an ihn klammerte. Es sollte ihr unvergesslicher Abend sein. Erneut wallte Zorn in ihm auf. Er zog mit einem Sirren seine Schwerter und rammte sie in den Boden.
Warum musste gerade heute das passieren? Ist es einem nicht vergönnt auch nur einen kleinen Funken Glück im Leben zu haben? Entfernt erinnert ihn das an die Situation mit seiner Mutter, als sie eines Tages verschwand und niemand wusste wohin. Doch dieses Mal wusste er wer es war und sie würden auch herausfinden wohin Kerry entführt wurde. All sein angestauter Zorn entlud sich auf Laedor und er zog die Klingen aus dem Boden.
"Marad!", schrie Mathan und hieb auf die Äste eines Baumes ein. Holz knackte und splitterte, bis er seine Wut ausgelassen hatte. Keuchend stand er an dem kahlen Stamm des Apfelbaumes und wandte sich langsam um. Etwas beruhigt schob er seine Waffen zurück in die Scheiden und ging zurück zu den anderen. Auf halben Weg kam ihm Halarîn entgegen, die ihn wortlos in die Arme schloss. "Wir finden unserer Tochter, ganz bestimmt", flüsterte sie in sein Ohr und er nickte. Gemeinsam gingen sie zurück zu den Anderen, die gerade diskutierten, wie man am besten die Spuren eines Elben las. Bei ihrer Ankunft unterbrachen sie das Gespräch und blickte sie fragen an. Mathan fixierte Oronêl mit einem grimmigen Blick. "Dein Kampf ist nun auch meiner. Laedor hat einen Fehler gemacht für den er bezahlen wird. Er wird dafür büßen sich an meiner Familie vergriffen zu haben und was er einem Freund angetan hat." Er nickte Oronêl zu, "Er wird dafür leiden, das schwöre ich."
"Ich danke dir", sagte Oronêl leise, und bot Mathan den rechten Unterarm dar, den dieser zum Kriegergruß ergriff. "Und ich schwöre dir, ich werde nicht zulassen dass Kerry ein Opfer dieser Fehde wird. Nicht, solange ich noch einen Atemzug in mir habe."
Mathan packt etwas fester zu, als Bestätigung für den Schwur und nickte.
Halarîn machte sich große Sorgen um Kerry und war umso erleichtertete, dass nun zwei erfahrene Elben sie retten würden. Sie blickte sich um und merkte sich jedes einzelne Gesicht. Ihre jüngste Tochter hatte auch eine Menge Freunde, ohne dass es ihr wirklich bewusst war. "Ein Gutes hat das ganze Drama...", sagte sie nachdenklich und schaffte ein gequältes Lächeln, "Die Bande, die hier geschaffen wurden sind sehr stark. Ich hoffe, dass wir uns alle noch einmal wiedersehen, wenn das alles vorbei ist."


Ardóneth und Elrádan zum Versteck des Sternenbundes
Oronêls und Mathans Gruppe nach Arthedain

Verlinkung ergänzt
« Letzte Änderung: 19. Jan 2017, 00:00 von Fine »

Thorondor the Eagle

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Klärende Gespräche
« Antwort #12 am: 15. Okt 2019, 19:18 »
Elea vom Versteck des Sternenbundes

Als sie die alte Rüsthalle verließen, legte sich sogleich ein Schleier des kühlen Nebels auf Elea’s Haut. Genauso trüb wie das Wetter in dieser Winterzeit, war auch die Stimmung in der Stadt. Man spürte noch die Erleichterung nach dem Sieg über Saruman’s Armee, aber die Bürde die auf diesem Ort lag war wesentlich größer.
Die Dunádan bemerkte, dass viele der alten Herrenhäuser abgetragen wurden, vermutlich um kleinere zu bauen oder um Teile der Verteidigungsanlagen wieder zu errichten. Zwischen den eigentlich geschlossenen Häuserfronten klafften nun immer wieder Lücken auf.
Nach relativ kurzer Zeit erreichten sie bereits eine verfallene Mauer die einst den Palast gegen die Bevölkerung abschirmte. Die kleine Kammer für die Wachsoldaten war ebenfalls eingestürzt. Cánotar, der voraus ging, passierte sie ohne wirklich Notiz davon zu nehmen.

Am Ende eines größeren Platzes ragte die hohe, weiß-graue Fassade der alten Palastanlage auf. Ein blaues Banner flatterte im Wind. Eines der schweren Holztore war teilweise aus den Angeln gerissen, das andere war intakt und stand weit geöffnet. Als sie die große und weitläufige Halle, die früher wohl Empfängen gedient hat, betraten, überkam Elea ein unheimlicher, zugleich ehrfürchtiger Schauer. Hier saßen einst ihre Vorfahren auf dem Thron Arnor`s und später Arthedains, die wahren Erben Numenors. Sie blieb stehen und stellte sich vor wie Aragorn auf dem Thron am Ende des Saales saß, dann tauchte Belen in ihrer Vorstellung auf und schließlich Helluin. Sie stellte sich vor, dass er Güte und Weisheit ausstrahlte und sein Volk als gerechter Herrscher führen würde. Ein frommer Wunschtraum gestand sie sich schließlich ein.
„Kommst du?“, forderte sie Cánotar auf.
Die Bilder vor ihrem Kopf verschwanden augenblicklich, wortlos nahm sie den Marsch wieder auf. Ihr alter Bekannter führte sie durch einen schmalen Gang und zwei kleine Räume ehe sie in einen Garten hinaustraten. Es war ein Seitenausgang, der unter den seitlich verlaufenden Arkaden ins Freie führte.
„Warte hier!“, sagte ihr Cánotar, ging durch die Arkaden und bog schließlich ins Zentrum des Gartens ab.

 Vor Elea offenbarten sich kahle Obstbäume die einen weißen Marmorplatz umrandeten. Überall entlang des Weges standen Blumentöpfe und leere Feuerkörbe. Asche war noch in ihnen. Als sie durch die Arkaden unter den freien Himmel schritt, stellte sie sich vor, wie schön es sein musste hier ein Fest zu feiern, so wie damals im Herrenhaus der Dunedain.
Die Kirschbäume standen in voller hellrosa Blüte und waren gerade dabei die ersten Blütenblätter abzuwerfen. Der Wind wehte sie durch den Garten und verlieh dem ganzen einen besonderen Zauber. Menschen und Elben tummelten sich auf dem Platz und unter den Arkaden, sie tranken genüsslich und unterhielten sich und da, auf der anderen Seite des Gartens, mitten unter ihnen stand Belen und Cánotar, nahe bei einem Feuerkorb. Er trug eine leichte silberne Rüstung über dunkelblauer Kleidung. Sein dunkles, halblanges Haar wehte im Wind.
Als er sie bemerkte, drehte er sich zu ihr: „Du wolltest mich sprechen?“ Und mit einem Mal wurde das bunte Bild vor Elea’s Augen grau und düster. Der Feuerkorb war da, auch Belen und Cánotar, aber die Bäume waren wieder kahl und hässlich, die Sonne verschwunden und das Lachen verstummt.

„Ja, das wollte ich.“
„Bitte, sprich. Meine Zeit ist knapp. Wie du sicherlich festgestellt hast, ist in der Stadt viel zu tun.“
„Wann darf ich diese Stadt verlassen?“
„Darüber werden wir noch entscheiden. Zuerst möchte ich, dass du mir alles erzählst was damals passiert ist, bevor Helluin zum Oberhaupt des Stammesrates gewählt wurde.“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Welchen Beitrag hast du dazu geleistet und wer hat dich dazu angestiftet?“
„Ich einen Beitrag?“, fragte sie entgeistert.
„Helluin wird wohl kaum gegen deinen Willen seine Ernennung angetreten haben.“
Elea steckte ein großer Kloß im Hals, sie hatte diese Szenen in Bruchtal verdrängt. Es waren dunkle Zeiten in ihrer Aufgabe als Mutter.
„Was hast du zu deinem Sohn gesagt?“
„Ich habe nichts unternommen“, presste sie heraus „Nichts. Wir sind damals nach Haldar’s Tod nach Imladris geflohen, so wie es Gilraen getan hat. Helluin sollte dort vor dem Stammesrat sicher sein, aber sie wussten natürlich, dass wir dort waren.“
„Und dann? Seid ihr zurück?“, bedrängte er sie.
„Nein, nein“, die Mutter war den Tränen nahe „Ich habe Helluin ziehen lassen. Er wollte es und der Stammesrat auch. Was blieb mir denn für eine Wahl?“
„Du bist nicht mit ihm gekommen?“, fragte Belen erstaunt.
„Nein“, antwortete sie leise „und ich bereue es zutiefst.“

Elea ging ein paar Schritte weg von den beiden und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Sie stand nun mit dem Rücken zu ihnen und starrte auf das kleine Wasserrinnsal im Marmorboden. Sie beruhigte sich: „Was ist dann mit ihm passiert?“
„Die Antwort auf diese Frage hätte ich mir von dir erhofft, denn wir wissen es nicht sicher. Wir wissen nicht, ob Saruman direkt ihn beeinflusste oder ob einige Ratsmitglieder ihn bekehrt haben.“

„Wenn ich dich gehen lasse, wohin willst du dann?“, wechselte nun Belen das Thema.
„Ihn suchen!“, antwortete sie.
„Und dann?“
„Ich möchte alles unternehmen um zu verhindern, dass er noch mehr Leid anrichtet. Vielleicht schaffe ich es Saruman’s Bann zu brechen.“
„Wir haben Saruman’s Macht gesehen, ohne die Hilfe von Gandalf oder einem seiner Gefährten wird es dir nicht gelingen.“
„Dann muss ich eben zuerst Gandalf finden“, entgegnete sie panisch „Irgendetwas muss ich doch tun.“
„Und wenn du es tatsächlich schaffst den Bann zu brechen. Glaubst du einer unserer Brüder und Schwestern hier würde ihm jemals vergeben? Er hat unser Volk verraten und ist dafür über Leichen gegangen.“
„Das hoffe ich sehr.“
„Aber du stimmst mir zu, dass er unter diesen Umständen niemals Herrscher über eines der Reiche sein, noch ein hohes Amt bekleiden könnte.“
Sie drehte sich um, um ihm aufrichtig in die Augen zu blicken: „Auch das werde ich um jeden Preis zu verhindern versuchen. Was ich will ist Ruhe, ein kleines Gehöft in den Wäldern von Arnor, wo wir als Familie unser Leben leben können. Er wird eine Frau finden und mir Enkelkinder schenken. Das ist alles.“
„Schwörst du mir das und auch die Treue zu mir?“, setzte er nun noch eins drauf.
„Ja“, antwortete sie „Ich schwöre dir die Treue, mit einer Bedingung. Niemals werde ich gegen meine eigene Familie ins Feld ziehen.“
„Mhhh, ich muss noch darüber nachdenken. Wir werden alles weitere sehen“, schloss er die Unterhaltung ab.

Die Dúnadan wandte sich ab und ging ein paar Schritte durch den Garten. Sie griff nach einem verdorrten Blatt an einem der Bäume, ohne Widerstand löste es sich von dem Ast. Belen’s Blick folgte ihr, dann wollte er gehen.

„Damals in Gondor“, begann Elea nun zu sprechen „jene die ich kannte, haben König Elessar vergöttert und jeden Tag auf seine Wiederkehr gehofft. Was wirst du tun, wenn Aragorn zurückkehrt? Wirst du ihm genauso den Prozess machen? Du warst einst mit ihm in Minas Tirith, hast Seite an Seite mit ihm gekämpft. Er war wie ein Bruder für uns.“
„Ja das habe ich“, sagte Belen sofort lauter „Ich habe mit Aragorn gekämpft und wir haben verloren. Er hat uns in den Untergang geführt, blind vor den niederschmetternden Tatsachen. Eine Rückkehr auf den Thron sollte ihm verwehrt sein.“
„Aber?“, fragte Elea.
„Aber dies wird nicht alleine meine Entscheidung sein“, seine Aufregung legte sich und wandelte sich in Bekümmernis „Unser Volk wird sich dieser Entscheidung stellen müssen.“
Mit diesen Worten schloss er endgültig ab und drehte sich um zum Gehen.
„Weise bist du geworden in den letzten Jahren und ein guter Anführer sollst du sein. Vielleicht führst du fort, was Aragorn begonnen hat“, sagte Elea überzeugt. Er antwortete nicht.

Elea in das Versteck des Sternenbundes
« Letzte Änderung: 21. Okt 2019, 22:23 von Thorondor the Eagle »
1. Char Elea ist in Bree  -  2. Char Caelîf ist in Palisor