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Die Eiswüste

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Eandril:
Nach Mathans Abgang hatte sich die Gruppe schnell verstreut. “Laedor hat eine merkwürdige Rolle in Mathans Geschichte gespielt”, meinte Finelleth, die mit Oronêl ein wenig durch das Dorf spazierte, und blickte über die große Quelle hinweg. Oronêl nickte. “Allerdings. Hätte er Kerry nicht nach Carn Dûm entführt, ich weiß nicht ob Mathan jemals auf diesen Ort gestoßen wäre.” “Dann hoffen wir, dass er dort etwas Gutes findet”, erwiderte Finelleth.
Oronêl lächelte, als er Kerry ein Stück entfernt auf einem Stein etwas oberhalb des Seeufers sitzen saß. Die Sonne war durch den Nebelschleier gebrochen, der häufig über dem Tal zu liegen schien, und ließ ihre blonden Haare beinahe leuchten. “Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, wenn ich ein wenig mit Kerry spreche?”, fragte er, und Finelleth grinste auf die Art und Weise, die sie Calenwen besonders ähnlich sehen ließ. “Natürlich…”, erwiderte sie. “Allerdings habe ich dir die Sache mit dem Eiswasser noch nicht verziehen… meine Rache wird kommen.” Oronêl verneigte sich spöttisch, und lachte. “Ich werde bis zu diesem Tag in Angst davor leben.”

“He, Ron”, sagte Kerry mit einem schelmischen Grinsen, als Oronêl sich neben sie setzte. “Was macht deine Hand?” “Danke, meiner Hand geht es gut - zumindest dem, was davon übrig ist”, meinte Oronêl, und erwiderte das Lächeln. “Und falls dir Oronêl zu schwer ist, du kannst mich auch Archil nennen, oder Alphadar, oder Lasseron…”
“Schon wieder ein Ron”, unterbrach Kerry ihn bevor sie die Hände hob. “Schon gut, schon gut, ich bleibe bei Oronêl. Du hast also auch mehrere Namen, so wie ich?”, fragte sie neugierig, und Oronêl nickte. “Archil hat mich mein Vater genannt, Alphadar meine Mutter. Den Namen Lasseron hatte ich mir selbst gegeben als ich jung war… Und Oronêl stammt von Calenwen, vielleicht benutze ich ihn deshalb am liebsten.” Er berührte nachdenklich mit der Rechten das Medaillon auf seiner Brust, und fragte: “Ich hoffe, du hast nichts dagegen wenn ich es von jetzt an behalte?”
Kerry schüttelte energisch den Kopf. “Natürlich nicht. Immerhin gehört es dir.”
“Eigentlich…”, sagte Oronêl langsam. “... gehörte es nun dir. Ich hatte es dir geschenkt. Daher bin ich dir dankbar, dass du es mir zurückgibst.” Für einen Moment schwiegen sie beide und beobachteten Farelyë, die fasziniert das Spiel der Sonne auf dem Wasser der heißen Quelle beobachtete. Auch wenn die kleine Elbin der Sonne nicht ebenso viel Begeisterung entgegen brachte wie den Sternen, war sie doch offensichtlich von ihrem Schein fasziniert - natürlich, schließlich war die Sonne zum ersten Mal aufgegangen, nachdem sie im Eis gefangen worden war. 
Schließlich sprach Oronêl weiter: “Aber eigentlich bin ich nicht gekommen, um mit dir über Namen zu reden… Ursprünglich hatte ich vor, dich erneut um Verzeihung zu bitten.” Bevor Kerry widersprechen konnte, hob er die unverletzte rechte Hand. “Aber nachdem ich gehört habe, wie Finelleth darüber denkt, verzichte ich darauf, denn ich habe verstanden, dass ich nicht für jede von Laedors Untaten verantwortlich bin. Stattdessen bin ich einfach froh, dass du die Begegnung mit ihm einigermaßen unbeschadet überstanden hast.” Er bewegte abwesend die drei verbliebenen Finger seiner linken Hand, während Kerry aufmerksam zuhörte. Obwohl die Wunden an der Hand sorgsam verbunden worden waren, blieb doch ein dauerhafter Schmerz zurück, der dauerhaft zu pochen schien. Es war ein anderes Gefühl als bei jeder anderen Wunde, die Oronêl zuvor erlitten hatte, und es waren nicht wenige gewesen. Trotz seiner leichten Reden war es nicht leicht, ein Körperteil zu verlieren.
“Außerdem… musste ich mit jemandem sprechen. Über Laedor.” Oronêl sah Kerry aufmerksam ins Gesicht, denn er war sich nicht sicher, wie sie reagieren würde. “Ich muss die Geschichte erzählen - wer er war, und warum er zu dem geworden sein könnte, was du gesehen hast. Und ich dachte mir, nach deinen Erlebnissen hättest du ein Recht dazu, mehr zu erfahren”, sagte er, und ergänzte schnell: “Natürlich nur, wenn du das möchtest und dich bereit dazu fühlst.”
"Du hast so viel riskiert, um mich zu retten. Aber ich höre dir nicht aus Schuld oder Dankbarkeit zu, oder weil ich neugierig bin." Sie hielt inne und musste für eine Sekunde grinsen. "Also gut, vielleicht bin ich ein bisschen neugierig. Aber hauptsächlich werde ich mir das, was du über Laedor zu sagen hast, anhören, weil du mein Freund bist, Oronêl. Und Freunde sind füreinander da, so wie du für mich da warst als du mit meinen Eltern bis nach Angmar reistest um mich zu retten."
“Menschen sind wirklich etwas besonderes…”, sagte Oronêl leise, während ein Sonnenstrahl das Wasser der Quelle aufleuchten ließ, und Farelyë entzückt aufseufzte. “Laedor wurde spät im Zweiten Zeitalter geboren, und sein Vater wurde kurz darauf im Krieg des Letzten Bundes getötet.”  Taradan hatte zu Amdírs Leibwache gehört und war gefallen um das Leben seines Königs zu retten - ein Opfer, dass sich kurz darauf als allzu fruchtlos erwiesen hatte. “In seiner Jugend war Laedor geradezu… besessen davon, ein großer Krieger zu werden und seinen Vater zu rächen. Er war der ideale Schüler, und ich konnte ihm alles beibringen was ich wusste ohne, dass er sich je beklagte - und obwohl wir nie wirklich gute Freunde wurden, habe ich ihn irgendwann zu meinem Stellvertreter gemacht.” Er schwieg erneut für einen Moment und dachte an diese Zeiten zurück. Laedor war immer still und zurückhaltend gewesen hatte wenig Freunde gehabt, und war dennoch ein guter Kämpfer und Anführer gewesen - darauf hatte auch Oronêls Entscheidung, ihn als seinen Stellvertreter zu wählen, beruht.
“Und was geschah dann?”, fragte Kerry nach, als Oronêl nicht weitersprach. “Irgendetwas muss doch geschehen sein, dass er so… böse wurde.” Oronêl sah sie an, und lächelte. “Er hat sich in die falsche Frau verliebt - besser gesagt, in zwei. Die erste war Nimrodel, vielleicht hast du ihre Geschichte einmal gehört. Sie war ein merkwürdiges Elbenmädchen, dabei allerdings sehr schön und freundlich. Niemand wusste so genau, woher sie kam, doch Laedor verliebte sich in sie, und leider nicht nur er. Auch Amroth, der König von Lórien zu jener Zeit liebte Nimrodel, und sie ihn. Jetzt, so viel später, ist mir klar, dass Laedor nie wirklich über Nimrodel hinweg war, und dennoch verliebte er sich in eine weitere Frau: Meine Tochter.”
“Davon hat er erzählt”, warf Kerry, die stumm und neugierig gelauscht hatte, ein. “Er sagte, dass er nach ihr gesucht hat, und dass sie sein sein würde - er hatte sogar ein Bild von ihr.”
“Das wird nicht mehr geschehen”, meinte Oronêl, obwohl ihm ein Schauer über den Rücken lief. Willst du wissen, was ich mit deiner Tochter… “Jedenfalls liebte Mithrellas nicht ihn, sondern Amroth - von Kindesbeinen an, und so verlor Laedor das zweite Mal gegen Amroth. Vielleicht hätte ich dafür sorgen sollen, dass sie Laedor geheiratet hätte, aber…” Oronêl zuckte mit den Schultern. “Sie waren erwachsen, und selbst wenn nicht - man kann niemanden dazu zwingen, jemand anderes zu lieben.” Er seufzte tief, als er fortfuhr: “Ich kann nur vermuten, was in Laedor zu dieser Zeit vorging. Als Amroth und Nimrodel Mittelerde verlassen wollten, stellte er ihnen im Weißen Gebirge eine Falle und trennte sie voneinander. Mithrellas und ich hatten sie begleitet, und während ich Amroth sicher zu seinem Schiff brachte, hatten Mithrellas und Nimrodel sich in den Bergen verirrt. Das war das letzte Mal, dass ich meine Tochter gesehen habe - bis vor drei Monaten. Und erst als Lórien fiel, erzählte mir Laedor, was wirklich geschehen war.” Oronêl verstummte erneut, und blickte erneut gedankenverloren auf die Quelle hinaus, während in seinem Kopf die Kampfgeräusche und das Prasseln der Flammen, die das Holz der Bäume verzehrten, widerhallten. Er spürte, wie Kerrys Hand sich sanft auf seine legte, und erwiderte ihr aufmunterndes Lächeln.
“Hin und wieder braucht jeder Trost. Danke”, sagte er, bevor er mit seiner Erzählung fortfuhr: “Er fand Nimrodel in den Bergen und versuchte sie zu überwältigen, doch durch einen Unfall stürzte sie von einer Klippe in den Tod. Da er Mithrellas nicht finden konnte, verfolgte er Amroths Spuren bis nach Edhellond, wo sein Schiff im Hafen lag, und durchschnitt die Taue, sodass es im Sturm auf das Meer hinaus trieb. Amroth, der nicht ohne Nimrodel nach Westen fahren wollte, sprang schließlich über Bord und ertrank in der Bucht.” Wieder machte Oronêl eine Pause. Der Tag, an dem er von Amroths Tod erfahren hatte, war der schrecklichste in seinem Leben seit langem gewesen, denn vor der Schlacht auf der Dagorlad hatte er Amdír versprochen, auf Amroth zu achten, und dieses Versprechen hatte er nicht erfüllen können. Umso glücklicher war er nun darüber, dass Kerry hier unverletzt und sicher neben ihm saß, denn auch ihr hatte er ein Versprechen gegeben.
“Das interessante daran ist, dass Laedor weder Nimrodels noch Amroths Tod wirklich offensichtlich beabsichtigt hatte”, fuhr er schließlich fort. “Und ich denke, dass sein Fall erst damit abgeschlossen war, dass er diese Tode als sein Tun zu verstehen begann, und sich darüber freute.” Und mit dem, was danach in Lórien geschehen ist, dachte er bei sich, doch danach würde er zuerst Mithrellas fragen müssen. Es war kein Gespräch, auf das er sich freute.
Kerry strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: “Aber warum hat er dich dann so sehr gehasst? Nach dem was du erzählt hast… hast du ihm doch nichts getan?” Oronêl zuckte mit den Schultern, und erwiderte: “Ich kann es nicht genau sagen. Aber ich denke, nach Amroths Tod war ich für seinen verblendeten Geist die Verkörperung von allem, was er inzwischen hasste. Ich weiß nicht, wie viel Saruman über mich wusste, nach… Jedenfalls könnte er sich diesen Hass zunutze gemacht haben, um Laedor zu einer Waffe gegen mich und alle in meiner Nähe zu machen - falls ich so wichtig bin.”  Er atmete tief durch, und lächelte dann. “Ich wusste, es würde gut tun mit jemandem darüber zu sprechen.”
“Oder zu jemandem”, erwiderte Kerry schelmisch, und Oronêl musste lachen. “Oder zu jemandem, das ist wahr. Ich hoffe, ich habe dich nicht gelangweilt.” Kerry schüttelte den Kopf. “Nein, überhaupt nicht. Und ich würde gerne eines Tages mehr erfahren - über Lórien, Dol Amroth, Amroth und Nimrodel… Alles, was du mir erzählen kannst. Und möchtest.”
“Alles, was du wissen möchtest”, antwortete Oronêl.

“Fürs erste möchte ich nur wissen, was Mathan finden wird… und was es mit Farelyë wirklich auf sich hat.” Kerry klang neugierig, doch Oronêl wusste, dass sie keine wirkliche Antwort erwartete. “Darauf kann ich dir leider keine Antwort geben”, erwiderte er, und betrachtete das junge Elbenmädchen, das entdeckt hatte wie sie flache Steine auf dem Wasser hüpfen lassen konnte, nachdenklich. “Aber zu Farelyë kann ich dir einen Rat geben: Erkläre du ihr die Welt, wie du damit angefangen hast.”
“Ich?”, fragte Kerry verwundert. “Aber ich bin keine Elbin.”
“Ganz genau deshalb. Sieh sie dir an.” Oronêl deutete mit der Rechten auf Farelyë. “Sie ist so jung, und das letzte Mal, dass sie die Welt gesehen hat, war die Welt eine andere. Mathan, Halarîn, ich, oder jeder andere Elb - wir sehen die Welt immer auch durch unsere Erinnerungen. Aber im Vergleich zu uns bist du nahezu unendlich jung, und deine Sicht auf die Welt mag eine ganz andere sein als die unsere - und der Farelyës deutlich ähnlicher. Ich denke, wenn ihr jemand helfen kann sich in dieser Welt zurecht zu finden, dann du. Es war sicherlich kein reiner Zufall, dass du ihr im Kerker von Carn Dûm begegnet bist.”
“Du willst damit sagen, dass ich ein Kind bin, wie sie?”, fragte Kerry, anscheinend empört, doch auf Oronêls betroffenen Gesichtsausdruck hin lachte sie. “Nein, ich verstehe was du meinst - glaube ich. Ich weiß nur nicht, ob ich das wirklich kann.”
“Das weiß niemand von uns, bevor er etwas tut…”, meinte Oronêl leise. “Aber es ist trotzdem wichtig, es zu versuchen.”

Fine:
"Also gut," sagte Kerry und ihr Blick verweilte für einen langen Moment auf Oronêls braunen Augen, aus denen die Lebenserfahrung so vieler Jahre sprach. Noch immer konnte Kerry sich kaum vorstellen, wie es sein musste, einfach immer weiterzuleben und immer mehr Erinnerungen und Eindrücke anzusammeln. Sie vermutete, dass eine so lange Zeit wie Oronêl (und Mathan und Halarîn) sie bereits erlebt hatten, auch eine gewisse Last mit sich brachte. Und in Oronêls Augen konnte sie erkennen (oder bildete es sich zumindest ein), dass sie damit richtig lag.
"Ich kann ihr die Welt zeigen, wie ich sie erlebe, wenn es ihr hilft," sagte Kerry schließlich mit einem Blick auf Farelyë, die noch immer am Ufer des kleinen Sees stand und hin und wieder fröhliche Worte von sich gab.
"Und... ich danke dir, dass du mir Laedors Geschichte erzählt hast. Er hat mich zwar schlecht behandelt und mir den besten Tag meines Lebens kaputt gemacht, aber durch sein Handeln hat er dafür gesorgt, dass wir die Wunder dieses Orts erleben dürfen und dass Farelyë gerettet wurde, ehe Saruman oder sonst wer furchtbare Dinge mit ihr anstellen konnte."
Oronêl nickte lächelnd. "Nun, ich bin froh, dass immerhin eine seiner Taten zu einem halbwegs guten Ausgang geführt hat."
"Bis auf deine Finger," warf Kerry mitleidvoll ein. "Oronêl, es tut mir so..."
Er unterbrach sie und sagte: "Genug der Schuldzuweisungen, Kerry. Es ist, wie es ist. Und ich bin froh, dass wir alle mehr oder weniger heil aus der Sache herausgekommen sind."
"Das bin ich auch," erwiderte sie. "Das bin ich auch."

Farelyë kam schließlich zu ihnen herüber und ergriff Kerrys Hand. "Címa," sagte sie fröhlich."
"Das bedeutet Hand," erklärte Kerry eifrig. "Ich versuche, ihre Sprache zu lernen."
"Selbst für Halarîn ist es schwer, dieses uralte Avarin zu verstehen," entgegnete Oronêl. "Schön, dass du es trotzdem versuchst."
Kerry nickte, doch dann schenkte sie Oronêl ein entschuldigendes Lächeln, als Farelyë begann, sie in Richtung des Gästehauses zu ziehen. "Tóla, Morilyë," forderte die kleine Elbin, und Kerry verstand. Komm.
"Bis später, Oronêl," verabschiedete sie sich.

Im Inneren des Gästehauses, in dem Zimmer, das Mathan und Halarîn bezogen hatten, fanden sie Kerrys Mutter, die unruhig auf- und abging. Mathan war nun bereits seit einigen Stunden fort und Kerry konnte deutlich sehen, dass Halarîn die Trennung nicht gut verkraftete. Ehe sie etwas sagen konnte ging Farelyë zu Halarîn hinüber und flüsterte ihr einige leise Worte ins Ohr, die Kerry nicht verstand. Und mit einem Mal blickten beide Elben zu ihr herüber, während Halarîn auf Avarin zu Farelyë sprach. Und die kleine Elbin schien zu verstehen. Sie strahlte und sagte: "Halarîn ni-amilai Morilyë?" Und Halarîn nickte bestätigend.
Halarîn setzte sich auf die Kante des großen Bettes, das an der Rückwand des Raumes stand. Und nun, auf Augenhöhe mit Farelyë, die vor ihr stand, erschienen die beiden für Kerry für einen Augenblick die Rollen getauscht zu haben; sie wirkten wie eine gütige, weise Elbenfürstin, die Trost und Rat an eine junge Elbin weitergab. Farelyë streckte ihren Arm aus und hob mit ihren Fingern sachte Halarîns Kinn an, da diese den Blick gesenkt hatte.
"Hwenti tólai," sagte Farelyë. Es klang wie ein Versprechen.
Dann verging der Moment, und Farelyë rollte sich glücklich auf dem Bärenpelz zusammen, der auf dem Boden lag. Kerry war noch immer darüber erstaunt, wie oft das Mädchen schlief - und wie leicht es ihr gelang, einzuschlafen.
"Was hat sie gesagt?" fragte sie und setzte sich neben ihre Mutter, die sehr nachdenklich drein blickte.
"Sie... sie hat..." begann Halarîn, doch dan stockte sie. Kerry ergriff ihre Hand und war erschrocken, wie kalt diese war. Sie legte ihren Arm um Halarîns Taille und schmiegte sich eng an sie, wie um sie zu wärmen. Und schließlich fuhr Halarîn fort: "Trotz ihrer Jugend - ich kann es nicht anders beschreiben - besitzt sie zumindest einen Teil der Weisheit der Ersten. Ich bin mir gar nicht vollständig sicher, was sie wirklich gesagt hat - sie ist sehr schwer zu verstehen - aber es waren Worte des Trostes und der Ermutigung. Und am Ende sagte sie, dass... dass die Hwenti unterwegs sind."
"Die Hwenti? Dein Volk?" fragte Kerry, und Halarîn nickte bestätigend.
"Ich weiß nicht, was sie damit gemeint hat. Die Avari, die nicht mit Faelivrin in die neuen Lande zogen leben weit im Osten, an der Küste des großen Meeres weit jenseits von Rhûn. Vielleicht hat sie die Bewohner des Königreichs Manarîn gemeint."
"Wahrscheinlich," vermutete Kerry. "Sie muss mitangehört haben wie Nésa von der Vorhut erzählt hat."
Halarîn seufzte leise und ihre freie Hand strich abwesend durch Kerrys Haar. "All diese Geheimnisse und Mysterien in letzter Zeit sind etwas ... anstrengend."
Doch Kerry spürte, dass es etwas anderes gab, das ihre Mutter noch mehr belastete. "Ich bin mir sicher, es geht Ontáro gut," sagte sie mit all der Zuversicht die sie aufbringen konnte. "Seine Mutter hat ihm diese Hinweise hinterlassen damit er..." Sie stockte. Ja, warum eigentlich? Was wollte Mathans Mutter damit erreichen? dachte sie. "Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass sie ihn nicht in eine Falle locken wollte oder ihn vor eine Aufgabe stellen würde, die er nicht lösen könnte. Er schafft das."
Halarîn blickte auf und in ihren silbrig glänzenden Augen standen Zweifel, Sorge... und Hoffnung. "Morilië, ich..." begann sie, aber erneut brach sie ab.
Kerry wiederholte tröstlich: "Er schafft das. Du wirst es sehen. Und dieser Hinweis auf den Verbleib seiner Mutter wird ihn noch stärker machen."
"Es ist nicht nur das," erwiderte Halarîn, nun immerhin etwas zuversichtlicher. "Ich mache mir Sorgen um die Manarîn... nach all dem, was Faelivrin erzählt hat, weiß ich nicht, ob Mittelerde der richtige Ort für sie ist, nun, da die Schatten Saurons und Sarumans über der Welt liegen."
"Sie können nicht für immer siegen," sagte Kerry mit einer Hoffnung aus ihrem Inneren, die sie selbst nicht ganz verstand. "Sie können besiegt werden," bekräftigte sie. "Du hast es gesehen, in Fornost und in Rohan und an anderen Orten. Und Faelivrins Volk kann in Eregion eine neue Heimat finden, jetzt, wo Sarumans Schlagkraft in Eriador und Angmar so geschwächt ist. Und außerdem... haben sie ja dich und Mathan, die ihnen zur Seite stehen."
"Und dich, tapfere Morilië," fügte Halarîn mit einem schwachen Lächeln hinzu. "Du bist stärker, als du aussiehst, meine Tochter."
Anstatt einer Antwort drückte Kerry ihre Mutter einfach. Sie war froh, ihrer Mutter etwas von dem Trost zurückzugeben, die Halarîn ihr in Fornost gespendet hatte. Und schließlich spürte sie, wie Halarîn sich langsam entspannte.

"Vielleicht solltest du es Farelyë gleichtun und etwas schlafen, Amil," schlug Kerry nach einigen Minuten vor. "Ich wecke dich, wenn Ontáro zurückkehrt. Versprochen!"
Halarîn dachte einen Augenblick darüber nach, dann nickte sie langsam und legte sich auf das Bett. "Womit habe ich nur eine so weise Tochter verdient?" fragte sie schmunzelnd."
"Ich habe so meine Momente," gab Kerry fröhlich zurück.
Sie verließ den Raum in dem die beiden Elbinnen schliefen und traf am Eingang des Gästehauses auf Finelleth und Súlien, die beide mehrere Speere in Händen hielten.
"Was habt ihr denn vor?" fragte Kerry neugierig.
"Wir werden fischen gehen," erklärte Súlien. "Möchtest du mitkommen?"
Kerry nickte und schloss sich den beiden Frauen an, die den Weg zum hinteren Teil der Schluch einschlugen. Súlien führte sie hinter einem der letzten Gebäude hindurch und bog nach rechts ab, auf die steile Eiswand zu, die sich am Rande des Tals senkrecht erhob. Sie blieben stehen und vor ihnen ragte eine gewaltige Eisformation hervor, die Súlien als den gefrorenen Wasserfall vorstellte. "Darunter fließt das Wasser hindurch, das den See speist," erklärte sie.
"Ich nahm an, die heißen Quellen würden den See speisen," sagte Finelleth verwundert.
"Nein, dann wäre er viel zu warm um Leben darin zu ermöglichen," fuhr Súlien mit der Erklärung fort. "Der Fluss, der vor Urzeiten dieses Tal schuf, ist schon lange eingefroren und nur ein sehr kleiner Teil des Wassers ist noch in Bewegung, bis es die Wärme des Tals erreicht und genug davon schmilzt, um den See zu bilden. Und hier ist die Stelle, an der der Tau einsetzt." Sie zeigte mit dem Speer auf eine ausgehöhlte Stelle im Eis, neben ihren Füßen. Darunter war fließendes Wasser zu sehen, das in Richtung des Sees davonströmte. "Wir halten dieses Loch stets offen, denn dieser Engpass ist die beste Stelle zum Fischen. Seht gut zu!"
Súlien spannte sich an und hob den Speer, mit der Spitze auf das Loch zeigend. Mehrere lange Minuten vergingen, in denen Kerry bereits zu glauben begann, dass sich nie ein Fisch zeigen würde. Doch dann erhaschte sie eine schemenhafte Bewegung im Wasser und Súlien reagierte blitzschnell und mit jahrelanger Erfahrung. Ihr Speer schnellte hinab und beinahe sofort riss sie ihn wieder nach oben. Und tatsächlich zappelte ein Fisch an der Speerspitze.
Finelleth war begeistert. "Ich bin als Nächste dran," rief sie und ging in Stellung. Ihr erster Versuch ging daneben, doch bereits beim zweiten Fisch hatte sie Erfolg.
Kerry begnügte sich damit, Súlien und Finelleth die Speere zu reichen und war es zufrieden. Sie genoss die unbeschwerte Zeit im Tal, doch sie ertappte sich auch dabei, wie sie immer wieder Blicke in Richtung der Schlucht warf, in der Mathan auf den Spuren seiner Mutter verschwunden war.
Ich hoffe, er findet, was er sucht, dachte sie.

Curanthor:
Seine Beine hatten Mathan zu dem kleinen Wäldchen geführt. Ohne große Mühe war er auf einem Baum geklettert und saß auf einem Ast. Von hier oben bot sich ihm ein guter Überblick über das Dorf. Er erblickte ab und zu einige Dortfbewohner am Teich oder an der großen Quelle, doch achtete er nicht besonders darauf. Ihm war es gleich wie viel Zeit verging. Er senkte den Blick und öffnete die Hand, mit der er das Medallion seiner Mutter die ganze Zeit umklammerte. Es strahlte permanent eine kühlen Hauch durch seinen Körper, der ihn aber nicht weiter beunruhigte. Seine Finger schlossen sich um das Gold und er steckte das Schmuckstück in seine Hosentasche. So lange hatte er nichts gehört von seiner Mutter und jetzt, da ihn sein Weg in den Norden führte, hatte er ein so deutliches Zeichen erhalten. Er vergrub den Kopf in den Händen und raufte sich die Haare. Es war ständig ein Verlangen gewesen, nach Norden zu gehen aber getraut hat er sich nie. Jetzt bereute er es, dass er so lange es nicht getant hatte.
Woher wusste sie, dass ich hier her kommen würde? Diese Frage ging ihm ständig durch den Kopf. Verzweifelt hieb er mit der Faust gegen den Baumstamm und betrachtete die Karte, die den Zugang zu der Gletscherspalte hinter der großen Quelle beschrieb. Er legte das Pergament sorgfältig zusammen und steckte es in die Tasche seines Umhangs. Sein Blick ging durch das Tal und er spürte die Trauer in seinem Herzen wachsen. Hier hat also Mutter sich aufgehalten während sie Vater und mich im Stich gelassen hatte. Er spürte einen Stich im Herzen und schüttelte den Kopf. Der Grund musste wohl sehr gut sein, wenn sie woanders herumläuft und sich nicht um ihre Familie kümmert. Zumindest redete er sich das die ganze Zeit ein. Mathan war froh, dass ihn keiner belästigte, denn so zwischen Trauer und Wut war er sich nicht sicher, wie er reagieren würde. Er dachte zurück an das Gesicht seines Vaters, als er erfuhr, dass seine Frau verschwunden war. Die unendliche Trauer... und ein Funken in den Augen, den er sich nie hatte erklären können. Dem Elb war klar, dass er seine Eltern nicht sehr gut kannte, aber er wusste, dass sie ihn sehr geliebt haben. Sein Vater hatte es sehr oft gesagt. Und gezeigt, dachte er sich und strich über den Ring am Finger. Er schluckte hart. Irgendwann muss man über seinen Schatten springen, sagen die Menschen. Ich schätze, nun ist es für mich Zeit., dachte er sich und ballte die Hände zu Fäusten. Er würde nicht mehr vor der Vergangenheit davon laufen, sich nicht mehr hinter Trauer verstecken und sich nicht zurückziehen. Er hatte gute Freunde, das etwas nachdenkliche Gesicht von Oronêl erschien vor seinem inneren Auge, es wechselte zu einer stolz aufblickenden Adrienne, woraufhin er lächeln musste. Acharnor, der sich übermütig kämpferisch gab, Finelleth, die sich immer aufmerksam umblickte, sogar Ardóneth, der etwas traurig dreinblickte aber dann die Mundwinkel hob. Mit ihnen hatte er in kurzer Zeit schon viel erlebt. Eine heftige Schlacht, eine wundervolle Feier und einige schöne Gespräche. Dann die Jagd auf Laedor um seine Tochter zu retten. Er hatte Familie. Eine Familie, die großartig war und viele Facetten besaß. Er würde sie immer beschütze, egal was geschehen würde, sogar vor sich selbst. Kerrys strahlendes Gesicht erschien zusammen mit Halarîns und Faelivrin, die das blonde Mädchen sanft lächelnd in die Mitte genommen haben und ihr jeweils auf eine Wange küssten. Eine einzelne Träne stahl sich erneut davon, die er aber nicht fortwischte. Mathan zog seine Klingen und betrachtete die gesprungene Klinge. Selbst wenn es dabei zerbrechen würde, sein Kamp galt immer seiner Familie.

Er holte schwung und sprang vom Baum herab. Eine Bewohnerin des Tals stieß einen überraschtes "Huch" aus und starrte ihn an. Er lächelte und nickte ihr zu, verwirrt erwiderte sie es und fragte, ob sie etwas für ihn tun könnte. Er fragte freundlich, ob sie auf seine Sachen aufpassen könnte, was sie mit einem Nicken beantwortete. Er schnallte seine Schwerter ab und reichte es ihr. Das Pergament kannte er schon auswendig, so oft hatte er es angestarrt und reichte ihr seinen Mantel. Er nickte der Frau zu, die sagte, sie würde die Sachen in sein Zimmer bringen. Er drehte sich um und blickte zu der Quelle, langsam ging er die Anhöhe herunter und zog dabei sein Oberteil aus. Achtlos warf er es beiseite, grimmige Entschlossenheit durchfuhr ihn.
Seine Hand wanderte in seine Tasche und zog das Medallion seiner Mutter hervor. Verzeih mir, ich war noch nicht bereit... doch jetzt bin ich es, dachte er sich und striff seine Stiefel ab. Dann lief er los. Er rannte und dachte nur an das Gesicht seiner Mutter. Er beschleunigte immer schneller und rannte nun schneller als ein Mensch. Seine Musklen beschwerten sich, doch er ignorierte es. Einigige Meter vor der Quelle zog er sich das Medallion über den Kopf. Das Gold berührte seine Brust und ein kühler Hauch erfasste seinen Körper. Dann war er an der Quelle heran und machte einen unmenschlichen Sprung nach vorn. Er streckte seine Arme nach vorn und tauchte in das Wasser ein. Es war warm und schmeichelte seinen Körper. Seine Hose saugte sich voll, doch konnte er noch gut schwimmen. Mit kräftigen Zügen legte er die Strecke bis zum beschriebenen Steg zurück. Mathan tauchte öfters auf um Luft zu schnappen und die Richtung zu kontrollieren, bis er das alte Holz erreichte. Ohne zurückzublicken kletterte er auf den Holzsteg und blickte in die schmale Gletscherspalte. Einzelne Bretter waren an den Seiten befestigt, weiter hinten machte die schmale Schlucht einen Bogen. Er fragte sich erst gar nicht wie das gemacht wurde und straffte sich. Etwas in ihm sagte, dass er es schaffen kann.

Mathan lockerte seine Muskeln und strich sich über das Medallion seiner Mutter. Ich folge deinen Weg, den du dir für mich überleg hast, Mutter. Aber ich werde auch meinen Eigenen gehen. Er machte den ersten Satz und landete auf dem ersten Holzbrett, dass leise knirschte. Ihm wurde klar, dass er auf den Anderen nicht so lange stehen konnte und wendete seine taktischen Kentnisse an, wie er am besten dadurch kommen würde. Als das Holz schon bedrohlich knackte hatte er einen Plan gefasst und setzte einen Fuß gegen die Eiswand. Er stieß sich von der Wand ab und landete auf der nächsten Holzplatte, dies wiederholte er sechs mal, bis er an der Stelle ankam, an der ein eisiger Sims in das Eis gehauen war. Er zögerte und sprang. Sein Fuß rutschte daran ab, kurz flackerte Panik auf und er griff sofort nach dem Sims. Seine Finger krallten sich in dem Eis fest. Einhändig baumelte er in der Gletscherspalte und hangelte sich keuchend den Sims entlang. Der Elb folgte dem Sims um eine lang gezogene Biegung und betrachtete das Eis vor seiner Nase. Es war von winzigeg Luftblasen durchsetzt und wies mehrere Schichten auf. Als er das Ende des Eissims erreichte, verharrte er und blickte nach oben, doch dort sah er nur das Eis von unten. Ihm kam eine Idee und er blickte nach unten, wo er Wasser sah, das recht wild floss. Kurz blickte er sich in der engen Eisspalte um und bemerkte Etwas an der Wand gegenüber des Sims. Er nahm seine letzten Kräfte zusammen und wechselte den Griff und drehte seinen Körper, damit er das Eis untersuchen konnte. Mathan runzelte die Stirn und erkannte Schriftzeichen. Sie standen über Kopf. Dann begriff er.
Du kennst mich gut, Mutter., dachte er sich und ließ los. Er fiel etwa vier Meter und schlug im Wasser auf. Es zog kurz an den Fußsohlen, als er die Wasseroberfläche traf. Das Wasser war warm und spülte ihn sofort davon, durch eine enge Spalte hindurch, unterhalb der Eiswand, an der er zuvor entlanggeklettert war. Es war dunkel und er hielt die Luft an, während er von dem Wasser weggetragen wurde. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, als er begriff, was auf der Karte gestanden hatte. "Fürchte nicht das Wasser" Das hatte seine Mutter zu ihm gesat, als er das erste Mal in einem Fluss schwimmen gegangen war. Sie hatte die Botschaft auf dem Pergament verschlüsselt, natürlich. Beruhigt ließ er sich treiben und spürte, dass die Strömung nachließ. Er öffnete die Augen und erblickte Licht am Ausgang des Tunnels in dem er sich befand. Zusammen mit den Wassermassen wurde er aus dem Eis gespült. Klatschend landete er in einem kleinen See. Prustend tauchte Mathan auf und blickte sich neugierig um: Er befand sich in einem kleinen, unterirdischen Dom aus Eis. Der Raum war vielleicht zwanzig Schritt im Durchmesser und kreisrund. Er stand in einem kleinen Teich. Das Wasser aus dem Tunnel versiegte und der Elb begriff, dass es ein Mechanismus war, den er zuvor beim Klettern aktiviert haben musste. Seine Mutter wahr wirklich clever, er fragte sich erst gar nicht wie sie das alles erschaffen konnte, denn Zeit hatte sie genug. Vorsichtig zog sich Mathan aus dem Teich und sah sich genauer um. In der Mitte des Doms befand sich eine ringförmige Vertiefung, darin stand zu seiner Überraschung ein Bett. Er näherte sich dem Lager und setzte sich darauf, scheinbar war es schon sehr lange verlassen. Er blickte nach oben und erblickte dutzende Lichtschächte, die die Höhle mit eisblauen Licht durchdrangen. Ein Glitzern an der Wand gegenüber des Teichs erhaschte seine Aufmerksamkeit. Mathan stand auf und näherte sich der Wand. Er bemerkte, dass es eine andere Art Eis war, als das was er in dem ganzen Tal gesehen hatte. Neugierig ließ er seine Hand über die kalte Struktur fahren und ertastete einen kleinen Saphir, der wie ein Stern aussah. Es war das, was zuvor das Licht reflektierte, dachte er sich und runzelte die Stirn, als er weiter tastete. Drei Initialen. Er grinste, seine Mutter war wirklich ein Genie. Aus einer plötzlichen Eingebung zog er das Medallion über den Kopf, mit vor Aufregung zitternden Händen öffnete er den kleinen Verschluss. Überrascht runzelte er die Stirn, es war gefüllt mit Eis, das einen eigenartigen Schimmer besaß. Er schüttelte das Medallion und stellte es auf den Kopf. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er sogar das Eis herauszuklopfen, doch es ging nicht. Das Medallion in der Hand und den Finger auf dem Saphir an der Wand stand er etwas ratlos da und betrachtete den Dom. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass womöglich seine Mutter hier gelebt haben musste. Neugierig inspizierte er jeden Winkel des Raumes, doch war alles leer. Der Teich blubberte leise, da er scheinbar zu einer warmen Quelle Zugang hatte. Trotzdem gab es keinen Ausgang. Und wie hat sie die Höhle verlassen? Er grübelte und setzt sich auf das Bett, dass genau in der Mitte stand. Er runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. Er verglich den Standort des Bettes mit dem Saphir an der Wand. Das Kopfende des Bettes zeigte genau darauf. Mathan seufzte und schalte sich einen Narren. Er nahm das geöffnete Medallion und drückte die Innenseite mit dem Eis gegen den Saphir. Es geschah nichts. Enttäuscht trat er zurück und betrachtete das Schmuckstück. Ein Knirschen ließ ihn aufblicken, als zwei Blöcke aus Eis wie eine Tür zurückschwangen und den Blick auf einen kleineren Raum freigaben. Mathan bemerkte, dass es stark an das Tor von Moria erinnerte. Zögerlich trat er ein und sah sich um, in der Mitte des kleinen Raumes stand ein riesiger Eisblock, davor lag eine Metallplatte auf dem Boden. Neugierig hob er sie auf und wischte die Eiskristalle darauf fort. "Silmacil", murmelte er leise und fuhr mit den Fingern über die Tengwarzeichen, die den Namen preisgaben. "Das scheinende, weiße Schwert? Wo soll es sein?", fragte er halb laut und erwartete keine Antwort. Er blickte sich suchend um, aber bis auf eine rauschende, warme Quelle, die hinter dem Block aus Eis verlief konnte er nichts entdecken. Wenigstens hatte er einen Ausgang gefunden, denn er war sich sicher, dass dies der Weg nach draußen war. Grübelnd drehte er die Metallplatte um und ihm stockte fast der Atem. Es war eine Nachricht darauf eingraviert. Mit klopfenden Herzen las er die kleinen, eng aneinander liegenden Schriftzeichen:

Mein geliebter Sohn,
du hast einen Teil deines Lebens gemeistert und das ohne mich.
Nun musst du den nächsten Abschnitt meistern, doch dieses Mal werde ich ein Teil davon sein.
Silmacil ist ein Geschenk deines Vaters und mir, für dich.
Es ist ein Meisterwerk, doch unser wahres Meisterwerk, mein Sohn, das bist du.
Ich bin mir sicher, Silmacil wird dir ein Licht sein und ein treuer Gefährte.
Es wird dich stets begleiten und dich an deine Eltern erinnern.
Deine dich liebende Mutter,
Ringelendis
Mit Tränen in den Augen ließ er die Metallplatte aus der Hand fallen und brach in die Knie. Er hörte die Worte seiner Mutter in seinen Gedanken ständig sich wiederholen. Dabei hörte er sie so, als ob sie gerade vor ihm stand. Er wischte die Tränen fort und die nassen Haare aus dem Gesicht. Sie wusste ganz genau, dass er hier herkommen würde. Es war auch nicht schwer zu erraten gewesen, immerhin ist er ihr Sohn. Er lächelte in sich hinein bei dem Gedanken und erhob sich wieder. Mathan straffte sich und ging hinter den Eisblock und erblickte einen dunkelblauen Schwertgriff, der in dem Eis steckte.
Zögerlich strich er über das kalte Metall und überlegte einen Moment. Mathan kniete sich nieder und betrachtete das Eis, in dem die Waffe steckte. Zu seiner Überraschung waren zwei Schwertgriffe, die perfekt aneinander lagen. Neugierig geworden packte er die Klingen und zog an dem Griff. Erst tat sich nichts, bis er mit aller Kraft sich gegen den das Eis stemmte und mit einem Ruck die Klingen gezogen bekam. Durch den plötzlich fehlenden Widerstand landete der Elb auf dem Hintern, doch es war ihm egal, er hatte nur Augen für Silmacil. Es war, als ob das Schwert...oder die Schwerter? Geradewegs aus dem Ewigen Eis geschmiedet wurden. Ein eisblauer Schimmer ging von den Klingen aus und eine Kälte, die Mathan bekannt vorkam, sie kroch ihm in die Hände. Er strich mit dem Finger über das glatte Metall, dass mit einer leicht gebogenen Klingenspitze tiefe Wunden schlagen konnte. Der Handschutz war exotisch in einer Drachenklaue geformt und er grinste. Sein Vater hatte immer schon Spaß an solchen äußerlichen Spielereien gehabt, seine Mutter hielt das aber immer für überflüssig, ein wahrhaftig ewiges Streitthema. Scheinbar haben sie sich geeinigt... Er legte die Schwerter aneinander und verwundert bemerkte er, dass er einige Kraft brauchte, um die beiden Klingen voneinander zu lösen. Gedankenverloren betrachtete er seine neuen Waffen und strich über das Medallion seiner Mutter. Mathan stand auf und legte Simacil auf den Eisblock und blickte sich nochmals in dem Raum um, beiläufig bemerkte er, dass die Waffe länger war als seine Alte. In einer Ecke, die er zuvor nicht bemerkte, sah er eine kleine Einkerbung im Eis. Ein Schmunzeln lag ihm auf den Lippen, er kniete sich in die Ecke und tastete in das Eisfach. Etwas klirrte und er zog zwei Schwertscheiden hervor und ein abgenutztes Gurtzeug. Scheinbar hat nicht alles die Zeit so unbeschadet überstanden, dachte er sich, während er den Waffengurt anlegte. Ehrfürchtig nahm er Silmacil von dem Eisblock und trennte die Klingen voneinander. Langsam ließ er die Waffen in die passenden, eisblauen Schwertscheiden gleiten und strich zufrieden über die Griffe, an dessen Knauf jeweils ein halber türkiser Kristall saß.
"Danke. Mutter, Vater. Ich werde meinen Weg finden.", sagte er in die Höhle und atmete durch.

Mathan runzelte kurz die Stirn und zögerte, als er an den rauschenden Wasserlauf trat. Es war eine sehr riskante Art zu leben, falls seine Mutter tatsächlich an diesem Ort sich aufgehalten hat. Er zuckte mit den Schultern und holte tief Luft. Dann sprang er in das Wasser und wurde davon gespült. Ein paar Mal schlug er gegen Eisvorsprünge und Wände, die ihm blaue Flecke verpassten, doch es war aushaltbar. Plötzlich nahm der Druck in seinen Ohren zu und es rauschte sehr laut. Dann ging es sehr schnell, er hielt zur Sicherheit seine neuen Schwerter fest und wurde auch schon sehr umbarmherzig nach oben gedrückt. Der Druck gegen seinen Rücken schmerzte, doch er bis die Zähne zusammen, bis Mathan in ruhigere Gewässer angelangte. Vorsichtig streckte er sich und schwamm zur Wasseroberfläche, da ihm die Luft sehr bald ausging. Er schien wohl sehr weit unten gewesen zu sein. Prustend durchbrach der Elb die Oberfläche der kleinen Quelle und schnappte nach Luft. Hustend blickte er sich um und wischte sich das Wasser aus den Augen. Er blinzelte angestrengt und kniff die Augen zusammen.
"Mathan? Wo kommst du her?", fragte jemand sehr gedämpft, die Stimme klang erschrocken. Der Elb schüttelte den Kopf und wartete bis das Wasser aus seinen Ohren lief. Nach einem Moment blickte er auf und sah Kerry und Súlien, die ihn anstarrten. Der Elb grinste und legte die Hand auf das Medallion, das auf seinem nackten Oberkörper ruhte. Er hörte Kerrys Lachen und er grinste noch breiter.
"Ich war einen Teil meines Lebens zurückholen", antwortete Mathan mit einem zufriedenen Lächeln. Dabei bemerkte er, dass endlich das Wasser aus seinem Kopf verschwand und kitzelnd seinen Hals herablief.
Er watete aus dem Wasser und trat zu den beiden Frauen, die ihn halb erschrocken, halb neugierig anblickten.
"Was hast du da?", fragte Súlien neugierig und deutete auf die Schwerter an seinem Gürtel.
"Ein Geschenk. Von meinen Eltern", antwortete er und zog die eisblauen Waffen. Ein eigentümlicher, bläulich-türkiser Schimmer ging von ihnen aus und fiel zu Boden. "Ein Teil meiner Reise endet hier, ein neuer Abschnitt beginnt."
"Das ist... die sind unglaublich", sagte Súlien staunend und tastete nach der Klinge. Sobald sie sie berührte, zog sie sofort ihre Hand zurück, "Die sind ja eiskalt, wie kannst du die nur halten?"", fragte sie stirnrunzelnd.
Mathan wusste es nicht, er spürte nur, wie die Kälte seine Arme hinaufkroch aber es schmerzte nicht. Im Gegenteil, es ließ ihn irgendwie vertraut mit den Waffen werden.

Fine:
Kerry machte große Augen als Mathan die neuen Schwerter locker in den Händen kreisen ließ. "Deine Eltern haben diese Dinger hier im Norden versteckt und darauf gehofft, dass du sie eines Tages findest?" fragte sie neugierig.
"Nicht gehofft," stellte Mathan richtig. "Sie wussten es. Sie wussten, dass ich die Schwerter finden würde."
"Komm," sagte Kerry aufgeregt und nahm seine Hand. "Wir müssen es Amil erzählen! Sie hat sich schon Sorgen gemacht."
Mathan lächelte und ließ sich von Kerry mitzerren. Súlien und Finelleth lachten leise. Dann wandten sie sich wieder dem Fischloch zu.

Im Gästehaus angekommen wartete Kerry nicht ab, bis Halarîn von selbst erwachte. Sie sprang auf das Bett und stupste ihre Mutter übermütig an. "Ontáro ist wieder da!" rief sie fröhlich.
Halarîn blinzelte zweimal und setzte sich auf. Verwundert betrachtete sie die Schwerter, die Mathan vor ihr auf den Boden legte. "Das hat dir deine Mutter hinterlassen?" fragte sie, und Mathan nickte. "Beeindruckend," sagte Halarîn und fuhr mit dem Finger über einen der Griffe, doch sogleich zog sie die Hand überrascht zurück. "Das ist ja eiskalt!"
"Ich komme damit zurecht," antwortete Mathan. "Es fühlt sich... richtig an."
"Wegen deiner Mutter?" vermutete Halarîn und warf ihrem Mann einen geheimnisvollen Blick zu, den Mathan mit einem Schulterzucken quittierte. Er schien es selbst nicht so genau zu wissen.
"Was meinst du damit?" fragte Kerry, die natürlich nicht verstanden hatte was die Elben meinten.
"Das ist eine längere Geschichte," sagte Halarîn langsam. "Wenn du ein braves Mädchen bist, und ganz lieb fragst, erzählt sie dir dein Vater vielleicht auf dem Heimweg."
"Ich bin doch immer brav!" stellte Kerry klar.
"Wenn du mich weiterhin so stürmisch weckst bin ich da aber anderer Meinung, junge Dame," erwiderte Halarîn mit erhobenem Zeigefinder. "Das hat Scalyna auch immer gemacht, als sie noch klein war. Wirklich, ich glaube wir müssen unsere Erziehung überdenken."
Mathan nickte und stellte sich ernst. "Vielleicht sollten wir über strengere Regeln nachdenken. Ich schlage eine allgemeine Schlafenszeit bei Sonnenuntergang vor."
"Heee!" rief Kerry, die sich nicht mehr ganz sicher war, ob ihre Eltern sich nur einen Spaß erlaubten.
"Solange diese Schlafenszeit nur für jüngere Geschwister gilt, bin ich dafür," sagte Faelivrin, die gerade herein kam. Trotz ihrer vorigen Enthüllungen zierte tatsächlich ein schwaches Lächeln ihr Gesicht.
"Natürlich," bestätigte Halarîn spitzbübisch. "Du bist ja glücklicherweise aus dem Alter heraus, in dem man dir noch allerlei Unsinn austreiben müsste."
Kerry stemmte beleidigt die Arme in die Hüften. "Also haltet ihr mich für ungezogen? Na gut, das könnt ihr haben." Sie streckte Halarîn die Zunge heraus und marschierte aus dem Raum.

In einem Anfall von kindlichem Trotz rannte sie durch die Eingangstür, um das Haus herum und entdeckte eine Leiter, die auf das Dach des großen Hauses führte. Dort oben setzte sie sich auf die Kante und ließ die Beine baumeln. Der Blick, der sich ihr bot, war äußerst friedlich. Ein leichter Dunst lag wie immer über dem Boden und die Luft war angenehm warm. Ganz in der Nähe entdeckte sie Súlien und Finelleth, die die gefangenen Fische ausnahmen. Sie sah mehrere Bewohner des Tals, die ihren täglichen Aufgaben nachgingen. Und in der Nähe der Bäume sah sie Oronêl stehen, der sich mit Anglaer, dem Herrn von Ringechad unterhielt.
Ein Geräusch neben ihr ließ Kerry hochfahren. Es war Anastorias. Wie zuvor trug er kein Oberteil und ließ die Sonne auf seinen muskulösen Oberkörper scheinen. Kerry errötete und drehte den Kopf zur Seite.
"Habe ich dich beschämt, Ténawen?" fragte er, halb besorgt, halb schmunzelnd.
"I-ich wundere mich nur, warum du obenrum nichts anhast, Gwanur," gab Kerry zurück, ohne hinzusehen.
Anastorias lachte, hell und klar. "Das war nicht meine Absicht. Ich würde einer Dame niemals Unbehagen bereiten. Nur... habe ich gerade nichts bei mir, um mich zu bedecken."
"Ist schon in Ordnung," sagte Kerry. "Ich... komme zurecht." Sie setzte ein schiefes Lächeln auf und konzentrierte sich auf das Gesicht des jungen Elben. "Was tust du hier?"
"Ich sah dich hinaufklettern, und beschloss, dir Gesellschaft zu leisten," gab er offen zu. "Ich genieße deine Gesellschaft nämlich."
Und erneut spürte Kerry, wie sie errötete. Sie hatte keinerlei romantische Gedanken Anastorias gegenüber, aber der Fakt, dass jemand aktiv ihre Gesellschaft suchte, war unbehaglich und schmeichelnd zugleich. Sie wusste nicht recht, wie sie damit umgehen sollte.
"H-hast du Mathans neue Schwerter gesehen?" fragte sie, da ihr nichts einfiel, worüber sie mit ihm sprechen sollte.
"Das hat Zeit," winkte er ab. "Ich bin mir sicher, sie bald in Aktion zu erleben. Mittelerde hat noch mit vielen Feinden und Bestien aufzuwarten, die beseitigt werden müssen."
"Kämpfst du denn gerne?" fragte Kerry verwundert.
"Für den richtigen Grund, ja," gab er zu. "Es hat etwas Befriedigendes, Orks und anderen Kreaturen des Bösen die gerechte Strafe zu erteilen, die sie verdienen."
"Du lässt es so leicht aussehen," sagte Kerry bewundernd. "Ich habe... erst einmal getötet, und das war aus Notwehr. Ein Diener Sarumans wollte mich erwürgen. Zum Glück bekam ich seinen Dolch zu greifen und landete einen Glückstreffer." Es fiel ihr schwer, davon zu erzählen, doch da sie bereits mit Halarîn darüber gesprochen hatte, kostete es nicht mehr ganz so viel Überwindung, wie Kerry gedacht hatte.
"Wenn er nicht schon durch deine Hand gefallen wäre, würde ich diese Schurken bis in den letzten Winkel dieser Welt jagen," stellte Anastorias klar. "Niemand verletzt ungestraft eine Dame - und schon gar keine aus dem edlen Haus Manarîn."
"Weißt du, ich bin froh, dass du auf unserer Seite stehst," sagte Kerry, und er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

Als die Sonne hinter dem Rand der eisigen Klippen verschwand, die das Tal umgaben, legten sich lange Schatten über Ringechad. Anastorias stand auf und bot Kerry die Hand an. Sie ergriff sie und er zog sie auf die Beine. Súlien winkte ihnen bereits von unten zu. "Beeilt euch, sonst verpasst ihr das Abendessen!" rief die Waldläuferin. "Es gibt frischen Fisch!"
Kerry erntete belustigte Blicke von Mathan und Halarîn. Faelivrin, die neben Kerry saß, flüsterte ihr zu: "Du solltest sie nicht noch mehr ermutigen. Sie können wirklich unerträglich werden, wenn sie sich für witzig halten." Kerry verzog das Gesicht und widmete sich der kleinen Farelyë, die gerade ein Stück Fisch probierte. Zu Kerrys überraschung spuckte das Elbenmädchen das Stückchen augenblick lich wieder aus und machte ein angewidertes Gesicht. "Úndula!" befand sie und bediente sich reichlich bei den Beeren, die Kerry ihr reichte. Die Reaktion brachte Oronêl und Finelleth, die gegenber saßen, zum Lachen, und Kerry zog überrascht die Augenbrauen hoch. Farelyë war sonst immer sehr fröhlich gewesen, doch nun war sie für ihre Verhältnisse geradezu verärgert; sie sprach kein Wort mehr und starrte schweigend auf ihren Teller während sie die Beeren eine nach der anderen in sich hineinstopfte. Kerry strich ihr sanft über den Arm, und schließlich fand wieder ein zufriedener Ausdruck auf das Gesicht des Mädchens. "Nísa Morilyë ti-velda," sagte sie und lächelte wieder.

Die meisten der Gruppe gingen an diesem Tag früh schlafen, doch Mathan und Oronêl sprachen noch einige Zeit mit Anglaer über mögliche Reiserouten nach Süden. Kerry bekam davon erst am nächsten Morgen etwas mit, als Mathan beim Frühstück verkündete, dass sie noch einen Tag in Ringechad ausruhen und am frühen Morgen des dritten Tages aufbrechen würden - nach Westen.
"Nach Westen?" wiederholte Finelleth fragend. "Aber Fornost liegt im Süden."
"Wir haben entschieden, nicht nach Fornost zu gehen," erklärte Oronêl. "Mathan und Faelivrin zieht es nach Mithlond, wegen der Vorhut, und wie du weißt, meine liebe Araniel, gehe ich vorerst mit Mathan, bis er mich nach Eregion begleitet." Finelleth verdrehte die Augen und schwieg. "Wir werden also einen Bogen um Carn Dûm schlagen und in westlicher Richtung die Eiswüste verlassen und uns so schnell wie möglich zur Quelle des Flusses Lhûn aufmachen. Dann folgen wir dem Verlauf des Flusses bis nach Mithlond, wo wir einige Zeit rasten werden und neue Pläne schmieden können."
"Mithlond liegt am Meer, nicht wahr?" fragte Kerry mit leuchtenden Augen.
Oronêl nickte bestätigend. "Es wird dir bestimmt gefallen."

Am Morgen des dritten Tages seit ihrer Ankunft in Ringechad standen sie versammelt am Ausgang des Tals. Anglaer hatte sie mit dicker Winterkleidung ausgerüstet, ihnen den Weg erklärt, und Oronêl eine Karte mitgegeben. Súlien und Valandur standen nebme den Dorfältesten und blickten etwas unbehaglich drein.
"Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen," sagte Súlien traurig. Sie würde bis auf Weiteres in Ringechad bleiben, und Valandur ebenfalls.
"Ich danke dir dafür, dass du uns hierher gebracht hast. Du hast damit wahrscheinlich unser aller Leben gerettet," sagte Oronêl. Einer nach dem anderen umarmten sie die beiden Dúnedain, die, wie Kerry feststellte, ihr schon ans Herz gewachsen waren.
"Wir sehen uns wieder," versprach Súlien mit einem Augenzwinkern, als Kerry bei ihr angelangt war. "Ich will auf keinen Fall verpassen, von wem du dich als nächstes entführen lässt."
Kerry musste trotz allem grinsen. "Ich melde mich, wenn ich mal wieder deinen zielsicheren Speer benötige," versprach sie.
Schließlich verließen sie Ringechad auf demselben Weg, auf dem sie gekommen waren, nun um zwei Mitglieder ihrer Gruppe weniger. Kerry hielt die kleine Farelyë fest an der Hand und folgte in Adriennes Fußstapfen, die vor ihr ging. Hinter ihr kam Oronêl, der das Schlusslicht bildete, während Mathan und Finelleth voraus gingen.


Mathan, Oronêl, Kerry, Halarîn, Faelivrin, Finelleth, Anastorias, Farelyë, Adrienne, Angatar, Fanael und Aesa nach Forochel

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