Mathan, Oronêl, Halarîn, Finelleth, Kerry, Adrienne und Celebithiel an Bord der Avalosse vom Golf von LindonNach einigen Tagen auf dem Meer erreichten sie schließlich die Mündung des Gwathló. Die See war zu ihren Glück ruhig geblieben und der Wind günstig, sodass sie keine gezwungene Rast einlegen mussten. Es war gerade Anfang der Mittagsstunde, als sie langsam in die Mündung einfuhren. Die Galeassen der Vorhut flankierten erneut die
Avalosse, doch Mathan dachte sich dabei nichts. Er stand mit Kerry auf dem Deck, das vorn zum Bug sich verjüngte. Das Mädchen schien diesmal bessere Laune zu haben, da ihr die Übung einfach von der Hand ging. Vielleicht aber auch, weil Adrienne mitmachte, die nicht länger untätig bleiben wollte. Die beiden Mädchen schienen sich gegenseitig zu motivieren, wobei Adrienne doch etwas mehr dabei war. Trotzdem beschwerte Kerry sich nicht, zumindest hatte Mathan keine Klagen von ihr gehört. Er machte einen Schritt zur Seite, sie folgten ihm sofort, dann setzt er seinen Fuß versetzt hinter den Anderen und drehte sich dabei. Es war einer der Grundschritte und Kerry beherrschte ihn sogar erstaunlich gut. "Es ist wie tanzen" hatte sie das erste Mal gesagt und Mathan erklärte ihr, dass die Schritttechniken alle irgendwie mit einem Tanz vergleichbar sind. Scheinbar war das ein Punkt, der sich einfacher bei ihr gefestigt hat, denn sie konnte einen guten Teil von den Schritten schon ohne Hilfe ausführen. Mathan achtete nun vermehrt darauf, dass man den Körper eindrehte und die beiden Mädchen ahmten ihn nach einiger Zeit nach. Er lächelte ihnen zu und nickte, woraufhin sie eine kurze Pause einlegten. "Sehr gut, den Grundsatz der Schritte habt ihr verstanden. Nun könntet ihr schweren Hieben ausweichen, aber nur wenn es nicht mehr geht. Jetzt zeige ich euch einen sehr wichtigen Schritt, er ist einfach und kommt für den Gegner oft überraschend.", verkündete er und winkte Halarîn zu sich. Sie stellte sich ihm gegenüber und zog ihr Schwert, blickte zu den beiden Mädchen und wechselte dann doch zu dem hölzernen Stab.
"Also angenommen, die Ausgangsposition ist frontal und ihr habt keine Chance zu entkommen. Der Feind macht dann meist einen Stich nch vorn oder einen Schlag von oben" Er nickte Halarîn zu, die langsam nach vorn stach, "Ihr macht einen seitlichen Schritt auf den Gegner zu und dreht euren Körper sofort weg, greift seine Hand und dürckt sie weg" Mathan stand nun neben Halarîn und drückte ihre Hand mit dem Stab von sich weg, während er sich dabei drehte und einen Fuß hinter sie stellte. "Und landete ihm seinen Rücken. Die meisten werden das nicht erwarten und ihr könnt die Beine in die Hand nehmen und laufen, achtet dabei darauf, dass er euch nicht im Rücken trifft." Mathan entfernte sich rasch, wärend Halarîn den Schwung vom Stich ausgleichen musste und sich dann ebenfalls umdrehte.
Die beiden Elben wiederholten es nochmals, diesmal schneller. Halarîn stach zu und Mathan glitt an dem Stab vorbei, drückte ihre Führungshand zur Seite und machte einen Schritt hinter sie. "Das klappt bei einzelnen Gegnern, aber bei einer Gruppe werden sie nach dem ersten Schritt euch nicht vorbeilassen, versucht es erst gar nicht." Mathan lächelte und strich Halarîn zum Dank durchs Haar, "Lasst uns eine kleine Pause machen, danach könnt ihr es gemeinsam abwechselnd ausprobieren."
Der Elb war schnell auf die Idee gekommen, dass Kerry sich mit Adrienne bei solchen Übungen abwechseln konnte. Zwar war die Gondorerin etwas erfahrener, aber auch sie lernte dabei einige Dinge, die sie vorher nicht kannte. Trotzdem schien Kerry in der Zeit auf dem Schiff etwas merkwürdig zu sein, Mathan konnte es sich noch immer nicht erklären. Es war so, als ob ein Nebelschleier um ihn herumwaberte und seine Intuition trübte. Nachdenklich beobachtete er wie Halarîn und Kerry miteinander redeten, bis Adrienne ihn ansprach: "Schwertmeister, da ist Etwas, dass ich dir sagen muss." Bei der Anrede verzog er kurz das Gesicht, woraufhin ein kurzes Grinsen über ihre ernste Miene huschte, "Und zwar um... Nunja, sie hatte irgendwas in der Hand, als ich am Tag eurer hmm Auseinandersetzung in die Kabine kam. Es ist mir vorher nicht aufgefallen und ich will nicht noch mehr Probleme bereiten, aber mir kam es komisch vor..." Ihre Stimme war gesenkt, sodass Kerry und Halarîn sie nicht hören konnten. Doch bevor Mathan irgendwas antworten konnte, verspürte er eine plötzliche Unruhe. Auf einem der Vorhutschiffe wurde wurden laute Befehle gerufen und die Männer und Frauen auf den Masten begannen die blauen Segel zu entrollen. Das laute Flattern der Segel ließ auf die anderen Gefährten an Bord umblicken. Faelivrin erschien am Vordeck ihres Schiffes und deutete auf die Mündung des Gwathló. Mathan kniff die Augen zusammen. "Was ist dort?", fragte Kerry und versuchte ebenfalls etwas zu erkennen.
"Schwarze Segel... mit einem weißen Fleck in der Mitte", beschrieb er schließlich, was er sah.
Einige atmeten scharf aus, bis die
Maicanga ebenfalls aktiv wurde und die Segel gehisst wurden. Mathan fühlte sich auf der
Avalosse zwischen den beiden Kriegsschiffen plötzlich ganz klein, kurz überlegte er hinüber zu klettern. Deutlich hörte er nun die Stimme seiner Tochter über das Meer hallen: "Die Feinde der Freien Völker erwarten uns bereits! Zeigt kein Mitleid, zeigt keine Furcht, aber zeigt ihnen, was die Manarîn vollbringen können", rief sie laut, sodass alle sie auf den Schiffen hören konnten. Beide Mannschaften der Schiffe ließen ein kräftiges "Hua" hören und begaben sich an die Arbeit.
"Eine Seeschlacht...", murmelte Oronêl und hielt den Blick auf die klobigen Schiffe Sarumans gerichtet, die scheinbar in einem Halbkreis den Zugang zum Fluss blockierten.
"Vater!" Faelivrin hatte sich halb über die Reling gebeugt und ihre Hände wie einen Trichter geformt, "Wir werden euch einen Durchbruch ermöglichen, haltet euch bereit! Wir werden mit ihnen schon fertig, das hier ist nicht umsonst die
Naira"
Dann wandte sie sich ab und von dem anderen Schiff hörten sie Isanasca in auf Avarin eine Ansprache halten, die aber keiner Verstand. Unter Vollzeug fuhren die beiden Galeassen nun etwas schneller als ihr eigenes Schiff und Mathan wünschte seiner Tochter alles Gute.
"Was heißt Naira?", fragte Kerry leise und er antwortete ohne sich umzudrehen: "Die Grausame."
Ein mehrfaches Klackern ertönte und aus den Rümpfen der Schiffe schoben sich wie ein Mann dutzende Ruder. Ein tiefer Trommelschlag ertönte, als die Ruderer ihre ersten Zug machten. Beide Schiffe nahmen nun noch mehr Fahrt auf, wobei die
Naira ein Stück schneller war. Mathan konnte sich nicht entscheiden welche der beiden Schiffe er seine Aufmerksamkeit schenkten sollte und blickte abwechselnd zwischen ihnen hin und her. Sanft schob sich eine Hand in die Seine, kurz darauf eine zweite, Kleinere in seine Andere. Kerry und Halarîn standen neben ihm und blickte ebenfalls auf die Schiffe.
Faelivrin lugte nochmal über die Reling auf das kleiner Schiffe, auf dem ihre restliche Famile stand, zusammen mit Oronêl, Finelleth und die andere Elbe, deren Name sie sich nicht gemerkt hatte. Sie spürte die Unruhe ihrer Mannschaft, einige von ihnen wollten Kämpfen, Andere wiederum nicht. Dabei blickte sie zu Ivyn, die diesen Augenblick gesehen hat... alleine deswegen hat Luscora mit der Entwicklung der Spannkatapulte begonnen. Ihre Urgroßmutter nickte ihr zu und verschwand mit Farelyë unter Deck. Die Königin blickte zu ihren Sohn, der sie erwartungsvoll anblickte. Ein lautes Platschen ertönte und eine Wasserfontäne spritzte vor ihnen auf.
"Ballisten!", brüllte der Ausguck und die Elben reagieren sofort. Sie entfernten sich von der Reling und dem Vordeck, einzig Luscora blieb bei dem Schiffskatapult und bereitete die letzten Handgriffe vor. Ein Schlag erschütterte das Schiff, Holz splitterte.
"Treffer im Rump!", brüllte jemand aus dem Ruderdeck, "Das Eisen hält!" Grinsend wandte sich Faelivrin nach vorn und war froh, dass sie das Metall eingebaut haben um das Eis zu brechen. Nun war es ein wirkungsvoller Schutz, solange sie nicht zu hoch zielten. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die
Maicanga ebenfalls unter Beschuss genommen wurde. Das erste Geschoss traf ebenfalls am Rumpf, aber unter der Wasseroberfläche. Das zweite landete auf dem Hauptdeck und sie biss die Zähne zusammen. "Sind wir in Reichweite?", rief sie ungeduldig. Das Schiff war nun in voller Fahrt, die Ruderer legten sich nochmals ins Zeug und das Schiff schoss über das Wasser. Die Segel füllten sich und sie ahnte, dass nicht mehr viel Zeit war.
"Geschützmeister!", brüllte Luscora und lief zu dem Elb, der mit einigen Gehilfen ein langes, geschmiedetes Stück Stahl trug. Es maß über zwei Schritt, die dreikantige Spitze schimmerte im Sonnenlicht, der sich verdickende Rest des Geschoss war mit dutzenden Widerhaken gespickt. Ächzend wuchtete die Elben das schwere Metall zum Spannkatapult und legten es in die Führungsschiene, währen Luscora das Ziel anpeilte. "Welches? Es sind sieben, vier mit Ballisten!", rief er.
"Wir halten auf das in der Mitte zu, visiere das rechts von ihm liegen Schiff an. Du weiß wohin.", antwortete sie rasch und Luscora nickte. Dank Ivyn wussten sie, was sie tun mussten um das Schiff ihrer Eltern sicher zum Gwathló vorstoßen zu lassen.
"Bereit! Warten auf Befehl zum feuern!", rief ihr Sohn, während die Elben eilig das Vordeck verließen.
Die Galeasse war nun auf maximaler Geschwindigkeit und Faelivrin stellte sich kurz den stählernden Rammsporn vor, der sich durch das Wasser grub... und gleich woanders.
"Feuer!", rief sie und hörte das Klacken der Spannarme, als das Metall gebogen wurde. Eine kurze Stille folgte, gebannt blickte die Elben auf das Schiff, das rechts neben dem Mittleren lag. Dann ertönte ein lautes Klacken, Holz knirschte und der Katapult schwankte leicht in der Fassung. Dann ertönte ein Geräusch nach Metall, das durch die Luft schnitt. Sie verfolgten den Flug des Geschosses, das mehr als eine Elle Durchmesser maß. Das Krachen von Holz und Schreie hallte bis zu ihnen, als der Schuss traf. Auf der Anderen Seite der Blockade ertönte das gleiche Geräusch kurz versetzt.
Isanasca war wirklich eine gute Anführerin, ging es ihr Stolz durch den Kopf. Mittlerweile waren sie so nah herangekommen, dass sie Einzelheiten der feindlichen Schiffe erkennen konnten.
"Bereit halten zum Aufprall!" brüllte sie und sofort wurden die Ruder eingezogen. Die Elben drehten die Segel aus dem Wind, überall wurden Waffen gezogen. Anastorias trat neben sie und schenkte ihr ein hinreißendes Lächeln. Der junge Elb wollte unter seiner Königin kämpfe und hatte lachend gesagt, dass er sich dann zu seinen Eltern vorkämpfen wurde. Faelivrin war sich nicht sicher, ob er das ernst meinte oder nicht. Sie blickte rasch zur Seite und bemerkte zufrieden, dass das getroffene Schiff bereits Schlagseite hatte. Einige Gestalten schwammen drumherum.
Eine Balliste weniger, dachte sie sich. Holz splitterte und Schreie ertönten, als gerade im selben Augenblick der Aufbau auf Achtern getroffen wurde. Sie befanden sich nun um Halbkreis, während die anderen Schiffe das Feindes nun versuchten sie abzufangen. Doch die Galeassen hielten auf das mittlere Schiff zu. Faelivrin nahm das Horn vom Gürtel, bließ hinein und gab damit das verabredete Signal. Das Schwesternschiff glich das Tempo an und lange Holzbalken wurden zwischen die Schiffe gelegt. Ihre Mannschaft tat es ihnen gleich, schließlich schwenkten die Schiff aufeinander zu. Faelivrin biss die Zähne zusammen, als die
Maicanga in einem spitzen Winkel auf sie zukam. Das Manöver hatten sie noch nie geübt und konnte sehr böse ausgehen. Die Holzbalken berührten jeweils das andere Schiff. Die Vordersten splitterten und ließen die Elben aufschreien, die sie gehalten hatten. Auf dem anderen Deck erblickte sie Isanasca mit ihren Mann Sanas, dessen schwarzes Haar im Wind wirbelte.
"Korrigiert den Kurs und hisst die Flagge!", rief sie und hörte prompt vom Hauptmast das Flattern von Stoff. Sie wusste, dass nun dort das Banner der Manarîn im Wind wehte.
Das Schiff ihrer Tochter korrigierte ebenfalls den Kurs und fuhr nun dicht neben der
Naira. Eigentlich hätte man sogar eine lange Planke legen können und zwischen den Schiffen hin- und herlaufen können. Das Schiff in der Mitte der Blockade versuchte auszuweichen, doch kam nicht schnell genug vom Fleck.
"Steuerbord Schleppanker! Auf Befehl!", brüllte Faelivrin so laut, dass auch Isanasca verstand, die ihren Befehl sofort weitergab. Die Königin hob den Arm und verharrte kurz, blickte zu den grob gezimmerten Schiff, auf dem sich Panik ausgebreitet hatte. Menschen sprangen von Bord, während ihnen einige Pfeile entgegenflogen, die aber weit außer Reichweite landeten.
"Jetzt!", sie ließ den Arm herabfallen und sie hörten das Rasseln der Ketten. Erleichterung durchfuhr sie, als sie verlangsamten, da der Plan bei voller Fahrt tödlich gewesen wäre. Zufrieden bemerkte sie, dass die Vorhutschiffe leicht auseinander drifteten, die Balken fielen ins Wasser.
"Aufschlag!", brüllte sie und ging soforte in die Hocke. Alle Elben auf dem Schiff taten es ihr gleich. Anastorias ließ sich flach auf den Bauch fallen und
Die Schreie der feindlichen Besatzungen wurden für einen kurzen Moment laut, bis es einen Schlag gab, der das Schiff erzittern ließ. Ohrenbetäubendes Krachen ertönte, Holz splitterte und barst, Splitter regneten auf das Deck, bis es einen zweiten, brutaleren Stoß gab, als der spitze Rammsporn die Bordwand des feindlichen Schiffes durchschlug und der breite Rumpf sich durch die Lücke zwängte. Der Schwung der Geschwindigkeit schob die schwere Galeasse weiter durch das Schiff. Faelivrin zog sich an der Reling hoch und erblickte die
Maicanga neben sich, ebenfalls im Wrack des feindlichen Schiffes stecken, das langsam sank. Sie lächelte triumphierend, wenn zwei Schiffe den gleich Kahn rammten, war dem nichts entgegen zu setzen. Sie bemerkte ein Loch in der Reling, das wohl eine der Ballisten kurz vor dem Aufschlag verursachten haben musste. Kurz herrschte eine Schockstarre bei den Feinden, bis erste Pfeile sich in das Holz der Elbenschiffe bohrten.
"Wie sind die Schäden?", fragte sie laut, während einige Elben stöhnend am Boden lagen. Der Aufschlag war härter als gedacht gewesen und hatte einige überrascht.
"Einige Planken sind zerborsten, eine der Spanten ist angebrochen, geringer Wassereinbruch am Bug unter dem Vordeck. Wir arbeiten dran, Königin!" Kam die Antwort von unte Deck und Faelivrin entdeckte Luscora an die Reling gelehnt. Ihr Sohn lächelte gequält und hielt sich die Schulter, in der ein großes Holzstück steckte. Sofort war sie auf den Beinen und eilte zu ihm. Ein Pfeil verfehlte sie knapp, irgendwo schrie ein Elb auf, der getroffen wurde.
"Herrin, sie versuchen uns bald zu entern!", rief der Maat und deutete zu den zwei Schiffen, von dem Eines in Reichweite für Pfeile war.
"Macht die Katapulte auf Steuerbord klar", sagte sie und wandte sich zum Schwesternschiff, wo ihre Feinde das Gleiche versuchten. Zu ihren Glück lag das Deck der Galeassen deutlich höher als das der Feinde und konnte so schlechter von Bogenschützen beschossen werden. Luscora wurde von Ivyn behandelt, die ihn ins Innere des Schiffs brachte. Faelivrin beugte sich vorsichtig über die Reling und begutachtete das Wrack von dem Schiff, das sie ihren Rammangriff nicht überstanden hatte. Die Fluten zogen den zersplitterten Rumpf langsam hinab, zusammen mit einigen überlebenden Menschen, die offensichtlich um Hilfe riefen. Doch die Elben waren taub für ihre Rufe. Erleichterte bemerkte Faelivrin, dass der Plan aufgegangen war: Durch die hohe Geschwindigkeit konnten sie die anderen Schiffe hinden sich in doppelte Reihe zu stellen, schnitten den Weg ab und bildeten eine Fahrrinne für die
Avalosse . Sie schaute nach hinten und erblickte das Schiff ihrer Eltern, das gut Fahrt machte und den beiden langsamen Schiffen der Weißen Hand rasch entkam. Durch das gemeinsame Rammen und den vorherigen Schleppanker hatten sie den Winkel geändert, damit das feindliche Schiff in der Mitte auseinander gerissen wurde. Durch genau diese Mitte fuhr nun die
Avalosse und Faelivrin bedeutete ihren Eltern immer weiter zu segeln. Sie konnte die Sorgen sehen, doch waren sie unbegründet. Die Vorhut bestand aus den besten Kriegern. Die Galeassen drifteten etwas weiter auseinander und Faelivrin blickte jeweils zu den sinkenden Schiffen, die zuvor durch die großen Spannkatapulte beschossen wurden. Sie lagen auf den Seiten und ragte nur noch zur Hälfte aus dem Wasser. Die anderen beiden Schiffen hielten weiter auf sie zu und auch das zweite Schiff kam nun in Reichweite ihrer Bogenschützen, denn vermehrt bohrten sich Pfeile in das Deck und die Aufbauten.
"Steuerbord Katapulte bereit machen! Halbes Zeug setzen!", rief sie über den Lärm der Reperaturen hinweg. An der rechten Seite des Rumpfes hörte man ein Rumoren, als sich der Bauch des Schiffes über einen Teil des Wracks schob. Es knirschte erbärmlich und aus den Rumpf ertönte ein Splittern. "Planke gebrochen!" Kam sogleich die Meldung und Faelivrin blickte zu den Schiffen der Feinde, die nun etwas mehr Fahrt aufgenommen hatten.
"Soldaten an Deck!" Sogleich stürmten einhundert gerüstete Elben auf das Hauptdeck und sie griff selbst zu ihren Bogen. "Lasst niemanden einen Fuß auf dieses Schiff setzen und tötet ihre Anführer." Die Hauptmänner verneigten sich und gaben die Befehle weiter.
Anastorias' Kopf erschien in der Luke zum Geschützdeck. "Geschütze bereit und ausgerichtet. Der Geschützmeister zieht sich gerade einen Pfeil aus dem Hintern"
Er grinste kurz und verschwand lachend wieder unter Deck. Faelivrin schüttelte den Kopf, während ihre drei Leibwachen zu ihr traten. Sie trugen ihre Schilde und Speere, Angatar nickte ihr zu, während Fanael bewundernd das Wrack betrachtete. "Ein riskanter aber cleverer Plan"
"Luscora ist wahrlich ein Meister darin", gestand Faelivrin und fragte sich, ob er nicht zu sehr verletzt ist. Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich. Auf dem anderen Schiff schien bereits ein Kampf im Gange zu sein, denn sie hörte das Klacken der Katapulte. Sie blickte zu den nahen Schiffen und gab schließlich den Befehl zum feuern.
Mathan hatte den Rammangriff überhaupt nicht erwartet, als das Krachen selbst bis zu ihnen hallte und das obwohl sie einen guten Abstand hatten. Für eine Weile kam er nicht aus dem Staunen heraus. "Die sind echt verrückt...", murmelte Finelleth und starrte auf die drei sinkenden Schiffe.
"Diese Spannkatapulte sind eine mächtige Waffe", sagte Adrienne beeindruckt und blickte sich kurz um. Sie fuhren in dem Fahrwasser der beiden Galeassen, rechts und links von ihnen versuchten die Schiffe Sarumans beizusteuern und ihnen den Weg abzuschneiden. Doch das Elbenschiff war zu schnell, rasch holten die den Abstand auf und kurz vor erreichen der Vorhut wurde es noch einmal kritisch. Von beiden Seiten kamen die anderen beiden feindlichen Schiffe nahe heran.
"Kommen wir da vorne durch?", rief Oronêl zweifelnd und deutete auf das sinkende Wrack, wo sich in der Mitte ein breiter Spalt gebildet hatte.
Erst jetzt wurde Mathan klar, dass die Avarischiffe den Bug des Wracks auseinander gerissen haben. Er grinste. "Die sind wirklich verrückt...Ich denke wir müssen es riskieren, sonst geraten wir in das Kreuzfeuer."
Einige schlecht gezielte Pfeile schlugen dumpf in das Holz der
Avalosse, woraufhin sie sich in Deckung begaben. Jeder biss die Zähne zusammen, während die grob gezimmerten Schiffe auf sie zuhielten. Dann war es vorbei. Sie glitten zwischen die beiden Schiffe der Avari und erblickten Faelivrin, die ihnen bedeutete weiter zu segeln. Die Gefährten hielten die Luft an, als sie durch das Wrack fuhren. Ein vereinzeltes Pochen und Klopfen ertönte, sowie Rufe von Überlebenden. Dann gab es einen leichten Schlag, es knirschte und das Schiff verlangsamte sich etwas. Die Flut war ihnen jedoch gnädig und schob die
Avalosse über den Widerstand hinweg. Als sie durch das Wrack hindurch gefahren waren, blickte sie alle zurück und erblickten die imposante Front der Galeassen. Die leicht verbogenen Rammsporne funkelten im Wasser und erklärten, warum die Schiffe das Rammen so gut überstanden hatten. Dennoch wiesen beide gewisse Beschädigungen auf und je weiter sie sich entfernten, umso sicherer war sich Mathan Schlachtenlärm zu hören. Leider war die Seite wo die Kämpfe stattfanden ihnen jeweils abgewandt. Ihr Schiff schwenkte etwas nach rechts und sie konnten an der
Naira vorbeiblicken. Ein Schiff der Weißen Hand ging gerade längsseits und riss sich den Rumpf an den überstehenden Teilen des Wracks auf. Dennoch warfen sie Planken und Fanghaken um das Elbenschiff zu entern. Ein Klacken ertönte, als sich dutzende Klappen oberhalb des Ruderdecks öffneten.
"Sag mir nicht, die haben noch mehr von-" Adriennes Wörter blieben ihr im Hals stecken, als sich lange Führungschienen aus den Öffnungen schoben. Eine gespannte Stille legte sich über das Schlachtfeld. Die Schreie und Kampfgeräusche wurden leiser, nur um in einen ohrenbetäubendes Krachen überzugehen. Geschliffene Steinkugeln zerfetzten die Bordwand des feindliche Schiffes, zerrissen Aufbauten, durchschlugen die Mästen und alles, was sich an Bord bewegte. Dutzenfache Schreie drangen bis zu ihnen herüber, als die Salve der Manarîn traf. Ein Teil der Reling des feindlichen Achterdecks neigte sich sogar, als sich unter ihr kein Halt mehr befand. Vereinzelte Geschosse traten sogar auf der anderen Seite des Schiffes wieder aus und landeten mit einem Platschen im Wasser. Mit einem splitternden Knacken brach der Hauptmast und schlug längst auf das zerschossene Schiff ein. Dann war die
Avalosse zu weit weg, als dass sie noch die Kampfgeräusche hören konnten. Dennoch konnte man erkennen, dass die Elben nun das Schiff mit Pfeilen spickten.
"Die möchte ich nicht zum Feind haben", sagte Adrienne und schüttelte sich, um das Staunen loszuwerden.
"Die Schiffe machen ihren Name alle Ehre", stimmte Mathan zu und hoffte, dass er seine Tochter bald wiedersehen würde. Kurz legte sich Trauer auf sein Gemüt, er wollte sich nicht vorstellen, dass gerade einer aus seiner Familie leidet. Halarîn streichelte ihm über die Schulter, "Sie ist eine gute Königin und große Anführerin, ihr Volk wird sie beschützen, da bin ich mir sicher." Ihre Augen blickten lieblich und sie lächelte wissend.
"Du hast mit Ivyn gesprochen... sie wusste etwas, oder?", fragte er mit einem Schmunzeln, woraufhin sie ebenfalls verräterisch die Mundwinkel hob.
Nachdenklich blickte er auf die Schiffe, die sich noch immer bekämpften, konnte aber keine einzelnen Dinge erkennen, da sie sich zu weit entfernt hatten. Er vertraute seiner Familie und war sich sicher, sie würden bald nachkommen. Mathan strich sich nachdenklich über das Kinn und vermutete, dass die Elben zuerst ihre Schiffe reparieren mussten. Außerdem würden sie wohl den Ort aufsuchen, an dem Sarumans Schiffe gebaut wurden um weitere Überraschungen zu vermeiden. Kurz grinste er und schob sein taktisches Gespür beseite, er würde auf seine Tochter vertrauen und in Eregion auf sie warten. Dabei spürte er einen kleinen Stich, gern hätte er auch gekämpft und sie unterstützt, aber er wusste, dass sie nur so in einem Stück dadurch gekommen wären. Mit Respekt dachte er an die Rammattacke, die wirklich jeden überrascht hatte, am meisten aber wohl ihre Feinde, die zu spät reagiert hatten. Sein Blick fiel auf Kerry und etwas in seinen Erinnerungen regte sich. Es war ein dunkler Teil seines Lebens, den er ungern in seinem Gedanken duldete. Dennoch müsste er sich bald darum kümmern, sehr bald. Er rückte seine Schwertgurte zu Recht und seufzte schwer.