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Der Palast des Fürsten

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Thorondor the Eagle:
Celebithiel und Amrûn aus der Stadt


Die beiden Elben durchschritten die Torpforte und gelangten in einen wunderschön dekorierten Vorraum von nicht zu verachtender Größe. In der Mitte war ein dunkelblauer Teppich aufgerollt, dessen Ränder mit silbernen Wellen verziert waren. Am Durchgang zum Korridor standen zwei Soldaten in ihren festlichen Rüstungen. In ihren Händen hielten sie stolz das Banner der Schwanenstadt.

Sogleich eilten zwei Diener herbei und nahmen den Herrschaften die Umhänge ab ohne auch nur ein Wort zu sprechen oder sie direkt anzusehen. Unaufgefordert folgte Amrûn dem Läufer, Celebithiel klammerte er fest unter seinen Arm. An den Wänden links und rechts hingen geschichtenerzählende Bilder. Teils bildeten sie heroische Taten, großherzige Fürsten der Stadt und wohlhabende Menschen ab. Plötzlich stoppte Celebithiel und starrte an die Wand.

„Gwilwileth! Was ist los?“, fragte Amrûn.
„Sieh nur dieses Bild! Lange muss es her sein, dass dies geschah.“

Amrûn blickte auf das gemalte Meisterwerk: ein von Wolken verdunkelter Himmel, Andeutungen von grellen Blitzen am Horizont, tosende Wellen die sich an steilen Klippen brachen; am Ufer standen Figuren die mit hocherhobenen Laternen auf das wütende Meer hinausleuchteten und in der Mitte des Gemäldes war ein prächtig weißes Schwanenschiff.

„Amroth, König von Lothlorien im tobenden  Sturm des Schicksals. Es sollte ihm nicht bestimmt sein, seine Geliebte Nimrodel wieder zu sehen. Zumindest nicht in dieser Welt“, sagte die Elbe mit einer dumpfen, traurigen Stimme.
„Eine grausame Vorsehung, doch führte sie zum Umbruch und machte die Stadt zu dem was sie heute ist. Wir wären nicht hier und würden auf das Gemälde starren“, entgegnete er. Doch auf einmal überkam Amrûn ein merkwürdiges Gefühl. Ihm wurde kalt als er auf die Farbe schaute und sich an die Lieder erinnerte, in denen Nimrodel und Amroth besungen wurden. Seine Finger fühlten sich kühl an und das Schlucken fiel im schwer.

„Geht es dir gut?“, riss ihn Celebithiel aus den Gedanken.
Der Elb schloss seine Augen und unterdrückte eine Träne. „Ja! Es geht schon“, sagte er mit kräftiger Stimme und ging mit seiner Begleiterin zum Ende des Ganges.

Vor ihnen eröffnete sich ein großer Saal. Er war hell beleuchtet und bunten Gardinen geschmückt. Von der Decke hingen duzende Girlanden aus blauem, weißen und silberbestickten Stoff. In die Ecken und an die Wände hatten sie hohe, in sattes grün getauchte Pflanzen gestellt und durch die hohen Fensters schienen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Der Saal war gefüllt mit Menschen in pompösen Kostümen und mysteriösen Masken. In der Mitte wurde zu einer herrlichen Orchestermusik getanzt und am Rande waren die Menschen in Gespräche vertieft.

Thorondor the Eagle:
Der Abend verging nur schleppend. Die Elben musterten die mehr werdenden Gäste vom Rande des Ballsaales. Sie wagten es nicht mit anderen zu sprechen, vielmehr wirkten sie als würden sie nicht dazu gehören und so fühlten sie sich auch. Es erschien Amrûn merkwürdig, dass alle hier feierten während der Feind vor den Toren wartete und mit erhobener Klinge den Kopf des Fürsten forderte. Sie mussten mit ihm sprechen, aber wie würden sie das anstellen?

„Verzeiht mir, mein Herr, dürfte ich Sie um diesen Tanz bitten“, kam plötzlich die sanfte Stimme von Limris von der Seite. Der Elb blickte sie an und lächelte. Auch Berehal war dabei und forderte zeitgleich Celebithiel auf.
In der Mitte des Saales bildeten sich zwei Reihen, auf der einen Seite standen die Männer und blickten in die Augen ihrer gegenüberstehenden Tanzpartnerinnen. Die Musik begann ein Stück zu spielen und ehe der Tanz anfing verbeugten sich die Mitwirkenden. Zu Beginn bewegten sich die Paare einige Schritte aufeinander zu, klatschten einmal in die Hände und traten ein kleines Stück zurück. Dies wiederholte sich, bis sich Mann und Frau gegenüber standen. Sie hängten die Arme ineinander und drehten sich einmal herum. Bei den nächsten Schrittfolgen hatte Amrûn die Gelegenheit mit anderen Frauen zu tanzen, doch am Ende kehrte er wieder zur Limris zurück. Er verneigte sich nochmals vor ihr und bedankte sich für den Tanz. Gemeinsam gingen sie von der Tanzfläche.

Alle vier griffen nach einem Becher mit jungem quirrligen Wein. Limris und Berehal grüßten einige der vorbeigehenden Menschen, doch die meisten erkannten sie wegen der Maskierung auch nicht.
„Berehal, Limris!“, grüßte ein Mann mittleren Alters und blieb stehen.
„Guten Abend“, gaben sie zurück.
„Wie geht es euch?“
„Wir genießen das Fest, danke der Nachfrage“, antwortete die Elbe.
„Und wer sind eure Freunde hier?“, fragte er neugierig.
„Gwilwileth und Idrith. Sie sind vor einigen Tagen mit dem Schiff angekommen.“
„Ich bin Berend. Angenehm ihre Bekanntschaft zu machen“, schmeichelte er den Elben „Woher kommen sie denn, wenn ich fragen darf?“
„Einige Elben haben uns in Edhellond gefunden und hierher gebracht. Sie sagten uns, dass wir hier in Sicherheit seien“, antwortete Amrûn.
„So, so. Gestern noch Flüchtlinge und heute seid ihr auf diesem fürstlichen Fest?“, fragte er etwas misstrauisch.
„Ich kenne einige der Elben die hier angekommen sind und sie baten mich um einen Gefallen“, entgegnete Limris hastig.
„Ich denke bei meinem lieben Neffen und Limris seid ihr gut aufgehoben. Aber jetzt muss ich meine Begrüßung mit dem Fürsten nachholen. Ihr entschuldigt mich vorerst!“, sagte er und ging davon.

„Er kennt den Fürsten?“, fragte Amrûn neugierig.
„Ja. Er ist Kapitän eines Schiffes und treuer Soldat Dol Amroths“, antwortete Berehal.
„Denkst du er könnte uns helfen?“
„Ich frage ihn nur ungern und glaube nicht, dass ich ihn überzeugen kann. Immerhin seid ihr Fremde“, antwortete Berehal.
„Es wäre sehr wichtig, dass wir Imrahil alleine sprechen“, sagte Amrûn und Limris beteuerte es.
„Dann wartet hier. Eines kann ich versuchen“, sagte Berehal mit schwacher Stimme und lief seinem Onkel nach.
Gespannt beobachteten sie das Gepräch der beiden. Hin und wieder drehte sich auch Berend zu ihnen herüber. Was würde er wohl zu ihm sagen? Kannte er Celebithiels und Amrûns wahre Identität?

Mit neutraler Miene kam der Junge zurück: „Kommt mit!“, forderte er sie auf und verschwand in einem Korridor der weiter in den Palast hineinführte. Schleunigst folgten Amrûn und Celebithiel ihm. Limris blieb zurück.

Thorondor the Eagle:
Der abgelegene Raum war dunkel. Das schwache Mondlicht erfüllte ihn mit einem sanften blauen Licht. Celebithiel saß etwas teilnahmslos auf einer Bank und blickte in die brennende Kerze, die vor ihr auf dem kniehohen Holztisch stand. Amrûn stand am Fenster und schaute auf die peitschenden Wogen des Meeres. Beide Elben hatten ihre Masken abgelegt.

Plötzlich öffnete sich die Türe und der Raum wurde von einem satten Orange durchflutet, doch ebensoschnell wie es kam war es wieder verschwunden. Zwei Personen hatten das Zimmer betreten.
Der Elb drehte sich zu ihnen und erkannte einerseits Berend, Berehals Onkel und der andere musste Imrahil sein.
„Guten Abend“, sagte Amrûn mit zischender Stimme.
Die funkelnden Augen des Fürsten musterten die beiden dunklen Gestalten misstrauisch: „Mir wurde zugetragen, dass ihr wünscht mit mir zu sprechen. Also sprecht, denn ich habe Gäste zu unterhalten!“
„Das wissen wir, aber es gibt dringendes was ihr wissen müsst.“
„Und was könnte das sein?“, entgegnete er forsch.
„Die bevorstehende Schlacht; der Fall Dol Amroths; das Ende der fürstlichen Linie; der Untergang Gondors?“, sagte Amrûn mit einer drohenden Stimme.
„Nichts von dem wird so bald geschehen. Wir sind uns dieser Gefahr sehr wohl bewusst und haben außreichend dafür vorgesorgt.“
„Seid ihr euch da sicher? Ich meine hier zu sitzen und zu warten bis der Feind über einen herfällt ist wie auf den sicheren Tod zu warten.“
„Und was würdet ihr vorschlagen? Eine Schlacht auf dem offenen Felde? Nein, dazu ist der Feind zu mächtig und das weiß er auch. Nicht wir sind diejenigen die warten, sondern er ist es. Er wartet gerade zu bis wir aus unserer Stadt hinauslaufen und uns dort vor den Mauern der Stadt in den Selbstmord stürzen.“

Amrûn wandte seinen Blick wieder durch das Fenster auf das Meer.
„Warten ist ein gutes Stichwort.“
Der Fürst nickte selbstzufrieden.
„Ich glaube kaum, dass er da draußen auf euch wartet; Nicht Sauron, dass sieht im gar nicht ähnlich. Der dunkle Herr nimmt sich was er will und wann er es will. Ich habe so etwas schon erlebt und es brachte mir beinahe den Tod.
Ein weiteres Mal bedient er sich der Seemacht von Umbar. Garantiert hat er eine Flotte entsenden lassen, größer und kampftüchtiger als jede andere dieses Zeitalters. Ehe er über den Landweg versucht die Stadt zu vernichten, wird er es über den Hafen probieren. Die Kais sind gut gesichert, aber lange nicht so wie die Außenmauern.
Saurons Schergen warten bis die schwarzen Segel am Horizont auftauchen und dann wird der Ansturm beginnen. Ihr könnt nicht Hafen und Stadt gleichzeitig verteidigen, dafür hab ihr zu wenig Truppen.“
Einen Augenblick lang kehrte Stille in den Raum ein.
„Wir haben unsere Flotte kampfbereit gemacht. Sie steht bereit für die Verteidigung des Hafens. Die Korsaren haben schon öfter probiert Dol Amroth einzunehmen, doch wir haben uns stets erfolgreich verteidigt.“
„Diese Stadt ist das letzte Bollwerk gegen Sauron; alles was von Gondor noch übrig geblieben ist. Denkt ihr er geht ein Risiko ein?“
Die Worte wirkten als würden sie ewgi nachhallen und eine lange Pause nachsichziehen.
„Dann haben wir wohl nur eine einzige Möglichkeit!“, antwortete der Fürst.
„Und die ist sehr riskant“, antwortete Amrûn.
„Vor der Mauer dürfen sie es nicht mitbekommen.“
Der Elb nickte ihm zu.
„Berend! Morgen Früh rufst du alle Kapitäne zusammen in den Palast. Wenn Korsaren aus Umbar unterwegs sind, müssen wir ihnen entgegensegeln und ihre Streitmacht zerschlagen ehe sie die Bucht erreichen. Schickt zusätzliche Männer auf den Turm um die See zu beobachten.“

Amrûn hörte die Befehle an den Kapitän, hielt seinen Blick aber weiterhin auf das Meer gerichtet.
„Ich hoffe wir können eurem Urteil trauen!“, sprach ihn nun der Fürst direkt an.
„Ich selbst möchte, soweit es mir ihr Kapitän erlaubt, mitsegeln und kämpfen“, gab der Elb zur Antwort um seine Treue und Ehrlichkeit zu beweisen.
„Jeder Mann der kämpfen möchte ist an Bord meines Schiffes willkommen“, antwortete Berend.
„Kommt in den Morgenstunden zur Rüstkammer in die Feste“, befahl der Fürst ehe er und Berend den Raum verließen.

„Dann findet unsere nächste Schlacht auf den Wogen unserer geliebten See statt?“, fragte Celebiehtiel mit einem besorgten Unterton.
„Nein. Deine nicht. Die Zeiten sind unsicher und ich fürchte, dass unser Plan nicht unbemerkt bleibt. Wenn Sauron weiß, was wir vorhaben, werden die Truppen angreifen nachdem wir den Hafen verlassen haben… Imrahil braucht dich hier, auch wenn er nicht um deine Stärken weiß.“
Die Elbe nickte und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen: „Was siehst du da draußen?“
„Das Meer“, antwortete Amrûn ruhig „Es ruft mich!“

Vexor:
„ Verstehe“, murmelte die Elbe und küsste Amrûn auf die rechte Wange. „ Lass dein Herz nicht schwer werden, du wirst sie wiedersehen“, hauchte sie ihm noch ins Ohr, bevor sie sich ihre Maske aufsetzte und durch die Tür verschwand.
"...auch wenn er nicht um deine Stärken weiß"
Die Worte gingen Celebithiel nach, denn sie war sich bewusst, dass sie nun auf sich allein gestellt war. Weder Gandalf oder Galadriel waren hier, um ihr den Rücken zu stärken; sich für sie einzusetzen. Nein. Sie musste Imrahil ganz allein von ihren Stärken überzeugen.

Die festliche Beleuchtung belendete Celebithiel einen Moment und während sie versuchte sich in der Menge aus festlichen Kleidern und Masken zu orientieren, wurde sie von einem schlaksigen Mann zum Tanz aufgefordert.
„ Gestatten sie ein Tänzchen werte Dame?“.
Celebithiel nickte stumm und nahm die Einladung zum Tanz als Möglichkeit an unter der Menge der Feiernden Gäste Fürst Imrahil auszumachen.
Der fremde Mann legt seine kräftige Hand unter ihr Schulterblatt und gemeinsam begaben sie sich in Pose, bevor sie im Rhythmus des Orchesters und der anderen Tanzpaare durch den Raum schwebten. Die Elbe bemerkte, wie es dem Mann, der mindestens ein oder zwei Köpfe größer war als die Elbe, nicht gelang ihr in die ozeanblauen Augen zu blicken.
“ Deine Augen, mein Kind, sind wie ein Spiegel der Seele. Sie zeigen seinem gegenüber alles Leid und all die Trauer, die er in seinen Leben schon erlebt hat“

Für einen kurzen Moment setzten die kräftigen und tiefen Töne der Trompeten aus und nur die hohen, weiblichen Töne der Flöten und Klarinetten waren zu hören. Zeitpunkt für die Frauen zum nächsten Partner zu wechseln.
Celebithiel drehte sich um die eigene Achse und genoss für einen Moment die Musik, genoss die Schwerelosigkeit und die heitere Atmosphäre und mit einem Schlag wurde ihr bewusst, warum Imrahil auch in diesen schweren Zeiten die Festivitäten nicht ausfallen ließ.
„ Wenn erst einmal Krieg und Not den Alltag verdrängen, ist alle Hoffnung tot und Verzweiflung wird der neue Alltag…“, sie murmelte die Worte geistesabwesend und die tiefe Stimme des Mannes, der die Führung übernommen hatte, riss sie aus ihrer Trance.
„ Ganz genau!“.
Sie erkannte den strengen und gütigen Blick Imrahils durch die Maske, die aus hellblauen Satin bestickt war und dessen Ränder weiße Schwanenflügel zierten.
„ Fürst Imrahil“, lächelte Celebithiel und versank in der Führung des Fürsten von Dol Amroth.
„ Also erzählen Sie mir nun, warum zwei Elben nach Dol Amroth kommen in Zeiten, in denen es wohl besser für sie wäre ihre Zufluchtsorte, wie die Grauen Anfurten oder Bruchtal aufzusuchen?“.
Imrahil fixierte die ozeanblauen Augen Celebithiels mühelos und obwohl er gedämpft sprach, um neugierige Ohren nicht zu behelligen, war seine Stimme unglaublich fordernd und stark.
Die rotblonde Elbe hielt seinem Blick stand und für eine Ewigkeit verharrten ihre Augen in greifbarer Intensität und Starre, während ihre Körper über die Tanzfläche wirbelten.
„ Nicht hier“, flüsterte Celebithiel und löste sich aus der Pose mit Imrahil bevor sie von der Tanzfläche verschwand und hinaus auf den Balkon flüchtete.

Der kleine Balkon wurde kaum erhellt von den Lichtern, die im Palast des Fürsten leuchteten. Nur die festliche Musik drang schwach durch die Mauern und Glasfenster und so genoss Celebithiel den Moment des Friedens und der Ruhe.
Sie setzte sich auf das Marmorgeländer und ließ ihre Füße über den Abgrund baumeln. Ihre silbernen Schuhe hatte sie abgestreift und so ließ sie ihre nackten Füße von der kühlen Meeresbrise verwöhnen.
Unter ihr toste das Meer und es ging mindestens hundert Meter Steilhang in die Tiefe. Mehrere scharfe Felsbrocken standen wie spitze Stacheln aus dem Steilhang hinaus, bevor sich das gewaltige Massiv im pechschwarzen Meer verlor.
Wie ätzende Säure spuckte die See die weiße Gischt an die Felsen und es schien fast so als würde sie Celebithiel verhöhnen, als flüsterte sie: „ Noch einmal entkommst du unseren Wogen nicht. Das nächste Schiff, dass du besteigst, bringt dich nach Aman!“.

Der schwache Lichtstrahl, der auf den Balkon fiel und sich in der Nachtluft verlor, kündigte Celebithiel an, dass Imrahil gekommen war. Dennoch rührte sie sich nicht, hatte ihm immer noch den Rücken zugewandt, die Augen geschlossen, und atmete die salzige Luft ein.
Umso erstaunter war sie, als er ihrem Vorbild Folge leistete und sich neben sie setzte. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass auch er seine Schuhe abgestreift hatte und die nackten Zehen im Wind spielen ließ.
„ Faszinierend diese Weite der See, nicht wahr?“, flüsterte Imrahil und seine Stimme war monoton, als spräche er nicht nur mit Celebithiel, sondern auch mit jemand anderen, vielleicht sich selbst.
„ Hmm….und beängstigend“, erwiderte Celebithiel im selben Tonfall.
Der Fürst musste lächeln und blickte Celebithiel nun direkt an. Beide hatten ihre Masken abgenommen und die Elbe erkannte das markante Kinn und die dunkelblonden Haare des Fürsten.
„ Sie sind wunderschön“, entfuhr es Imrahil, doch Celebithiel ging nicht darauf ein, sondern fixierte seine grauen Augen.
„ Also warum sind Sie und ihr Freund hier Fräulein…?“.
„ Celebithiel“, ergänzte die Elbe und atmete einmal tief ein, bevor sie ihm die Wahrheit offenbarte.
„ Vor fast drei Jahren begann meine Reise, die mich hierher führte, in der Schlacht um Lórien…“.

Die Musik und die Lichter waren schon erloschen und Celebithiel war sich sicher, dass sie am Horizont, wo der Himmel die Wasseroberfläche küsste, schon eine orangefarbene Sonne aufgehen sehen konnte.
Imrahil nickte nur, als sie ihren Satz zu Ende gebracht hatte, schlüpfte in seine Schuhe und reichte Celebithiel die Hand, um vom Geländer zu helfen.
„ Wenn das so ist Celebithiel ist es mir eine Ehre an Ihrer Seite für die Freiheit Dol Amroths und Mittelerdes zu kämpfen!“

 Gemeinsam durchschritten sie die Halle, wo jeglicher Glanz und Prunk des gestrigen Abends wie fortgewischt schien und die Angst und Verzweiflung in den dunklen Ecken der hohen Decke saßen und am Fundament des Palastes nagten.


Celebithiel zurück in die Stadt
Amrûn zum Hafen

Eandril:
Aus der Sicht Amrothos:

... Amrothos aus der Stadt

Amrothos und vier Soldaten der Nachtwache, von denen zwei den Gefangenen führten, eilten die Stufen zum Tor des Palastes hinauf. Am Tor angelangt, sprach er kurz mit den Wächtern, die ihnen daraufhin Einlass gewährten.
Im Palast war es still und dunkel, und nur ab und zu erhellte ein Lampe die Flure. Amrothos führte die Soldaten zu einer Treppe, die sich in engen Spiralen nach unten wand. Aus der Tiefe wehte sie ein kühler Lufthauch an.
"Bringt ihn hinunter in die Verliese und sperrt ihn in eine Zelle- aber allein.", befahl er den Soldaten. "Und gebt dem Kerkermeister Bescheid. Ich werde meinen Vater suchen gehen und ihn von unserem Fang berichten." "Jawohl, mein Prinz.", antwortete der Anführer der kleinen Gruppe und verneigte sich leicht. Dann begannen sie die Treppe hinabzusteigen.
Amrothos drehte sich um und ging in Richtung des Beratungszimmers, in dem er seinen Vater den Fürsten trotz der späten Stunde noch anzutreffen vermutete.
Dieser Krieg strengt ihn an. Tag und Nacht berät er sich mit seinen Hauptleuten und Beratern oder inspiziert die Mauern, oder die Truppen oder die Schiffe. Dabei haben wir die Truppen Mordors doch vor zwei Wochen besiegt und vertrieben!
Er verstand seinen Vater nicht mehr. Anstatt erleichtert zu sein und sich über das Ende der Belagerung zu freuen, vergrub er sich immer tiefer in seine Pflichten und schlief kaum noch, obwohl die direkte Gefahr für Dol Amroth doch vorbei war!
Und Oronêl... der alte Elb war so etwas wie Lehrer, Bruder und Freund in eins für ihn geworden, und dennoch wurde er manchmal noch nicht ganz schlau aus ihm.
Amrothos schüttelte den Kopf und ging schneller.
Ob er wohl den dritten Mann noch erwischt hat? Er als Elb ist doch gewiss schneller als ein Mensch.
Er hatte die Tür zum Beratungszimmer erreicht und stellte fest, dass er sich nicht geirrt hatte: Unter der Tür kroch ein Lichtschein hervor und durch das Holz konnte er leise Stimmen hören.
Er atmete tief durch und öffnete leise die Tür.
"Vater...?" Imrahil saß mit zweien seiner Berater, die Amrothos nicht sofort erkannte, am Ende des langen Holztisches, der in der Mitte des Raumes stand. Bei Amrothos Eintreten hob er langsam den Kopf und blickte ihn aus müden Augen an. "Ja Amrothos, was gibt es denn?", fragte er leise.
"Es tut mir leid, dass ich dich stören muss, aber es ist glaube ich überaus wichtig. Ich bitte dich, komm mit mir.", antwortete Amrothos.
"Nun gut." Imrahil erhob sich und sagte zu seinen Beratern: "Entschuldigt mich. Wir werden unser Gespräch Morgen fortsetzen." Als er mit Amrothos den Raum verließ, sah dieser aus dem Augenwinkel, dass die beiden Berater geradezu erleichtert aussahen.
Während sie nebeneinander dem dunklen Flur zur Kerkertreppe folgten, fragte Imrahil: "Nun, was gibt es so Wichtiges?" "Ich war mit Oronêl unten in der Stadt, als wir von drei Männern überfallen wurden. Den einen konnte ich überwältigen und töten, den anderen schlug Oronêl bewusstlos. Der dritte ist entkommen, aber Oronêl verfolgt ihn."
Sie hatte die Treppe zum Kerker erreicht und begannen den Abstieg. "Den Gefangenen habe ich mit Hilfe der Soldaten von der Nachtwache hierher gebracht und in eine Zelle sperren lassen.", fuhr Amrothos fort.
"Weißt du, wer er ist? Konntest du sein Gesicht erkennen?", fragte Imrahil. "Noch nicht genau, aber ich fürchte, es ist einer unserer Soldaten.", antwortete er.
Unten angekommen führte eine Wache sie zu der Zelle, in der der Gefangene angekettet war und öffnete ihnen die Tür.
Imrahil trat ein und betrachtete den noch immer Bewusstlosen. "Ich glaube, das ist einer von Hauptmann Mithéldirs Männern. Ist er ansprechbar?", fragte er zur Wache gewandt. "Noch nicht, Herr, aber morgen wird er es sein.", antwortete der Soldat. "Schön, dann werde ich morgen früh als wieder herkommen. Amrothos, geh und suche Oronêl, ob er den dritten gefunden hat, und bring morgen früh ihn und Hauptmann Mithéldir mit hierher.", sagte Imrahil, an seinen Sohn gewandt. Amrothos nickte und verließ die Zelle. Als er die Treppe erklomm, kam ihm ein Gedanke.
Mithéldir hat Oronêl am Hafen erwischt, und ihn in die Schlacht geführt. Dann hat er ihn nach der Schlacht ins Lazarett gebracht, und jetzt versucht zumindest einer seiner Männer, Oronêl und mich umzubringen oder gefangen zu nehmen... Merkwürdig.
Er musste schnellstens Oronêl finden.

Amrothos zum Lazarett...

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