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Autor Thema: Kerma - In der Stadt  (Gelesen 4739 mal)

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Kerma - In der Stadt
« am: 11. Jun 2017, 18:17 »
Músab, Aerien, Narissa, Alára, Tamal, Wa'aran Haywat und Kani samt Gefolge von der Großen Nordstraße

Die Gruppe kam nun immer näher an die großen Stadtmauern der Hauptstadt Kermas heran. Während sie den Rest des Weges zum großen Tor zurücklegen, beobachtete Músab seinen Neffen und seine neue Freundin, die ein kleines Stück vor ihm ritten.
"Scheint mir fast so,  als würdest du tatsächlich bald eine Schwiegertochter bekommen würdest," meinte er.
Alára lächelte. "Fang ja nicht wieder mit Großvater an... das wird noch einige Zeit dauern. Hoffentlich." gab er zurück.
"Es ist schön zu beobachten, wie die eigenen Kinder erwachsen werden und selbst Familien gründen," sagte Músab, der sich an seine eigene Zeit als junger Mann erinnerte.



Ein lauter, schmerzerfüllter Schrei hallte durch den königlichen Palast. Músab ging im Thronsaal nervös auf und ab. Zu jener Zeit war er zwanzig Jahre alt und sein Großvater Nastasen I. war damals König von Kerma. Sein Großvater war Músabs größtes Vorbild. In seinen Augen war er einer der größten Männer Kermas, die es je gegeben hatte und Músab versuchte bereits seit dem Kindesalter, Nastasen nachzueifern.
"Beruhige dich, Músab. Deine Frau Tabira ist stark; sie wird es überstehen." Mit diesen Worten versuchte Nastasen seinen Enkel zu beruhigen. Der bereits ergraute König saß auf seinem Thron und wartete ebenso wie Músab und dessen Vater Kernabes auf eine Nachricht der Zofen.
"Glaubst du wirklich, Großvater?" fragte Músab mit zittriger Stimme. "
Natürlich. Deine Mutter hatte mir vier gesunde Enkelkinder geschenkt. Komm, setz dich zu mir," fuhr der Köng fort zu sagen.
Músab sank auf den kleineren Thron neben dem des Königs in sich zusammen. Mit einem Klatschen symbolisierte der König, dass der Hof geräumt werden sollte. Nachdem Nastasens Sohn Kernabes als Letzter den Saal verlassen hatte, begann der König erneut. "Zweifle nicht an Tabira, sie ist eine starke und gute Frau, wie deine Mutter." Erneut durchdrang ein Schrei den Palast. "Sie wird es schaffen und dir ein ebenfalls ein gesundes Kind schenken," sprach Nastasen beruhigend. Músab blickte sich vom Thron aus im Palast um und gab ein einfaches, bejahendes Schnauben von sich.
Der Qore drehte sich zu Músab um. "Eines Tages, so hoffe ich, wirst du auf meinen Thron sitzen und ein besserer König werden als ich." flüsterte Nastasen fast kaum hörbar. Músab gab kein Wort zurück und seine Blicke fielen auf die stark vernarbte Hand seines Großvaters an der Nastasen den Siegelring der Könige trug. Einige Momente herrschte Totenstille, bis die Zofen Tabiras den Raum betraten. Músab sprang vom dem Thron auf und blickte die Frauen erwartungsvoll an. Nastasen stützte sein Kinn auf seiner Hand ab und lächelte bereits.
"Mein Herr, Tabira hat die Geburt eures Sohnes gut überstanden. Sie muss sich jedoch erst von der Anstrengung erholen."
Músab eilte zu dem Zimmer in dem sein Sohn geboren war und stoppte im Türrahmen. Direkt gegenüber stand ein Bett in dem Tabira, ihr Neugeborenes auf der Brust, lag. Tabira purzelten einige Freudentränen über die Wange als sie ihren Gatten sah. Dieser setzte sich zur gleichen Zeit zu ihr aufsässig in das Bett.
"Wie willst du unseren Sohn nennen?" fragte er sie erwartungsvoll. "
"Er soll Tamal heißen," sagte sie als sie den Jungen an Músab weiterreichte.
Músab nahm das Baby in die Arme. "Tamal..."




"Wir haben die Tore erreicht, Qore" sagte einer der Leibgardisten. Auf den Mauern der Hauptstadt herrschte inzwischen reges Treiben und einige Trompetenstöße ertönten vom Tor. "Der König ist zurückgekehrt!" schrie einer der Wachmänner. "Öffnet das Tor!"
Langsam hoben sich die schweren Eisengitter, die das große Tor schützten. In der Zwischenzeit hatten sich viele der Bewohner der Stadt auf den Straßen versammelt. Vor ihnen reihten sich die Soldaten ein die bereits salutierten. Langsam ritt die Vorhut durch das Tor, gefolgt von dem Trupp des Königs. Músab blickte sich um, seine Hand immer gehoben als Zeichen des Grußes. Durch die großen Menschenmenge kam der Tross nur langsam voran und erreichte erst später als geplant den Innenhof des königlichen Palastes. Dort versammelten die Generäle Aspelta und Akhraten ihre Truppen und begrüßten schließlich ihren König.
"Willkommen zurück, Músab. Die Vorbereitungen für das Krönungsfest haben bereits begonnen," sagte Aspelta, der Músab vom Pferd half.
Músab nickte dankbar und blickte zu den großen Gemäuern des Palastes hinüber. Vor dessen Eingangstoren hatte sich bereits die Dienerschaft versammelt. "Tamal, bitte lass die Diener Zimmer für unsere Gäste vorbereiten," wies Músab seinen Sohn an.
"Kani und Aerien könnten sich wohl ein Zimmer teilen," schlug Tamal vor und ging auf die Dienerschaft zu.
Músab sah zu, wie ein Stallbursche sein Pferd davon führte. Ich bin zu Hause, dachte er. Und es gibt wahrlich viel zu tun.

Músab, Aerien, Narissa, Alára, Tamal, Wa'aran Haywat und Kani in den Königspalast
« Letzte Änderung: 28. Jun 2017, 14:59 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

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Der Markt von Kerma
« Antwort #1 am: 13. Sep 2017, 23:23 »
Aerien und Narissa aus dem königlichen Palast


Aerien blickte an sich herunter. "Ich sehe vollkommen lächerlich aus," sagte sie, halb bestürzt, halb beschämt.
"Oh, das sehe ich anders," meinte Narissa anzüglich. "Ich finde, du hast nie besser ausgesehen... außer vielleicht gestern Nacht."
Aerien verdrehte die Augen. Wie konnte es nur so weit kommen? dachte sie resignierend.

Sie war früh am Morgen nach ihrem nächtlichen Besuch bei Aglarân erwacht und hatte die Stille genossen, die bei Sonnenaufgang über dem Königspalast gelegen hatte. Doch von der Stadt drangen bereits zu dieser Tageszeit ferne, geschäftige Geräusche nach oben, zu den hohen Mauern des Palastes, und sie hatten Aerien neugierig gemacht. Die Schrecken des gestrigen Tages waren zumindest für den Moment vergessen gewesen, und sie hatte Lust darauf bekommen, die Hauptstadt von Kerma gemeinsam mit Narissa zu erkunden - in aller Ruhe, ohne an jegliche Sorgen zu denken. Sie wussten, dass Prinzessin Asáta irgendwann mit ihrem Vater, dem König, sprechen würde, und bis sie das getan hatte, konnten die Gesandten von Tol Thelyn nur abwarten. Und Aerien hatte nicht vor, diese Wartezeit einfach tatenlos verstreichen zu lassen. Also hatte sie Narissa geweckt, was einiges an Aufwand gekostet hatte, und ihre Freundin von ihren Plänen überzeugt. Zwar war es Aerien anfänglich ein klein wenig so vorgekommen, als ob Narissa lieber erneut den Übungsplatz aufgesucht hätte, doch schon bald war auch sie von Aeriens Entdeckungslust angesteckt worden.
Sie hatten den Palast durch den Haupteingang verlassen und waren die großen Stufen hinab in die Oberstadt gelaufen. Dort gab es viele altertümliche Gebäude zu bewundern, die je nach Alter einen unterschiedlichen Baustil aufwiesen. Leider hatte Aerien keinerlei Spuren auf númenorische Bauweise gefunden. Dies war eine Stadt der Haradrim: gegründet von Haradrim, bewohnt von Haradrim und beherrscht von Haradrim. Die Kermer mochten eine etwas andere Lebensweise als die einfachen, nomadischen Stämme am Rande der Wüste haben, doch Aerien hatte dennoch rasch das Interesse verloren.
Narissa hatte einige einige Straßen weiter den Anfang eines riesigen Marktes entdeckt, auf dem so ziemlich alles, was das Herz begehrte, lautstark angeboten wurde. Was Narissas Aufmerksamkeit ganz besonders auf sich zog, waren die vielerlei Waffen, die an Ständen und in Geschäften zu erwerben waren. Zwar würde sie ihre Dolche nicht zu leicht eintauschen, zumindest nicht das uralte Erbstück ihres Vorfahren, doch sie schien es zu genießen, sich alle möglichen Dolche genauer anzusehen und mit den Händlern über deren Wert und besondere Eigenschaften zu sprechen.
Aerien hingegen hatte schon bald eher nach anderen Dingen Ausschau gehalten. Sie hatte an mehreren Ständen angehalten und hatte fremdartige Früchte und andere Speisen probiert, denn in ihrer alten Heimat hatte es nur wenig Abwechslung auf der Speisekarte gegeben. Ganz besonders fasziniert war sie von der reichen Auswahl an Fischen und Meeresfrüchten gewesen.
"Ich kann kaum glauben, dass es so viel Leben im Meer gibt," hatte sie staunend vor sich hin gesagt.
"Ich schon," hatte Narissa erwidert, während beide eine weitere Gasse entlang gegangen waren, die tiefer in den gewaltigen Markt hinein geführt hatte. "Mein Volk lebt hauptsächlich von dem, was die See ihnen bietet. Und dabei mag ich Fisch nicht einmal besonders. Ich war immer froh, wenn mein Großvater oder seine Leute Nahrungsmittel vom Festland mitbrachten."

Sie waren einige Stunden später in einen Bereich des Marktes geraten, wo es hauptsächlich Bekleidung und Rüstungen zu erwerben gab. Beide Mädchen waren nicht sonderlich daran interessiert, ihre Kampfesausrüstung anzupassen, doch erneut war es insbesondere Narissa, die sich nur allzu gerne bei den Rüstungen umgesehen hatte, während Aerien eher nach Kleidern für besondere Anlässe Ausschau gehalten hatte. Sie war schließlich an einem großen Stand stehengeblieben, der offensichtlich nur den äußeren Bereich eines noch größeren Ladens darstellte und an dem es viele Gewänder und Bekleidungen gab, die ihren Geschmack trafen.
Gerade als sich Narissa zu ihr gesellt hatte, weil sie sehen wollte, weswegen Aerien stehen geblieben war, war eine Stimme aus dem Laden erschallt. Eine Stimme, die Aerien nur allzu gut kannte.
"Liebreizende Aerien! Trügen mich meine Augen, oder seid Ihr es tatsächlich, schönste aller Frauen in Harad?"
Aerien hatte hastig Narissas Hand ergriffen, um mit ihr gemeinsam die Flucht zu ergreifen, doch Narissa war stehen geblieben. Und dann war es zu spät gewesen.
Sahír, selbsternannter bester Händler Harads, war aus dem Laden getreten und hatte die beiden Mädchen sogleich mit seinem unvergleichlichen Redeschwall überrumpelt.
"Wie jubelt mir das Herz aufgrund dieser unerwarteten, gar unverhofften Begegnung, so fern der Stadt, wo wir uns kennenlernten! Wie hätte ich auch ahnen können, dass mich solch eine Freude im Herzen von Kerma erwarten würde? Hätte ich es gewusst, hätte ich meine Schritte beschleunigt, um die Stunde unseres Wiedersehens umso schneller herbeizubringen. Sagt, meine Liebe, was führt Euch so tief in den Süden? Wie ist es Euch seit unserem letzten Treffen ergangen, und weshalb habt Ihr Euren Vater ganz alleine in Ain Séfra zurückgelassen? Und wer ist die oh so grimmig dreinblickende Dame, die mich mit ihren Blicken schier zu erdolchen scheint?"
Narissa hatte schließlich die Geduld verloren. "Viel wichtiger ist, wer Ihr seid, und was Ihr mit meiner Freundin zu schaffen habt."
"Er ist harmlos, Narissa," hatte Aerien sie beruhigt. "Er ist... nun ja... ein alter Freund."
"Oh, ich bin viel mehr als das, werte Narissa." Der Händler hatte eine ausschweifende Verbeugung gemacht. "Ich bin Sahír, vom Stamm der Kinaḫḫu. Meine Waren sind unvergleichlich - und meine Preise unschlagbar. Kommt! Ich mache euch beiden ein Sonderangebot. Einen echten Freundschaftspreis. Sucht euch ruhig etwas aus! Ihr werdet sehen, es gibt nirgends bessere Ware als bei Sahír. Kommt nur! Kommt, staunt, und kauft!"
Widerstrebend waren sie Sahír ins Innere seines Geschäfts gefolgt, was ganz offensichtlich nur eines von vielen war, die er in vielen unterschiedlichen Städten Harads besaß. Aerien beging den Fehler, Sahir zu fragen, wie es ihm seit ihrem letzten Treffen in Aín Séfra ergangen war, und woher er wusste, dass sie Beregond - den Sahír noch immer für Aeriens Vater hielt - dort zurückgelassen hatte.
"Oh! Ihr glaubt gar nicht, was mir zugestoßen ist," begann Sahír, ermutigt durch Aeriens Nachfrage. "Man hat meine Geschäfte in Umbar und in Qafsah geschlossen und alle Waren konfisziert. Ich sei Teil einer "aufständischen Bewegung", ließ man mir mitteilen. O ja, euer guter Freund Sahír ist nun ein gesuchter Mann im Sultanat Harad, geschätzte Aerien. Aber macht euch um mich nur keine Sorgen, meine Liebe. Sahír ist nicht so leicht einzufangen wie eine Maus, oder eine Schildkröte. Ich weiß ganz genau, wohin die Schlange sich windet. Und geschwind wie ein Hase weiche ihr aus, noch ehe sie zuschlagen kann. Und deshalb bin ich hier, in Kerma. In Sicherheit, wie ich annnahm! Aber ich war kaum angekommen, als schon neue Gerüchte an mein Ohr drangen. Der König Kermas reitet voller Eile aus dem Norden heran und bringt den Krieg mit sich. Welch ungünstiger Zeitpunkt, wo ich Euch gerade heute wiedergetroffen habe! Wir könnten so viele schöne Tage voller guter Gespräche verbringen, und ich könnte Euch so viele schöne Dinge verkaufen. Doch jetzt zieht es mich wieder in die Ferne. Sahír wird nach Ta-Mehu gehen, an den Hof König Sa'amuns. Dort werde ich sicher sein. Aber genug der trübseligen Worte! Seht euch nur an, was ich hier, ganz exklusiv, nur für meine besten Kunden und für meine Freunde reserviert habe!"
Er führte sie in einen der hinteren Räume des Ladens, der vollgestopft mit Kleidung aller Art war. Und es dauerte nicht lange, da hatte Sahír Aerien schon dazu überredet, einige Dinge anzuprobieren.

Und so stand Aerien nun vor einem großen Vorhang, hinter dem sie sich umgezogen hatte. Sie trug ein weißes Oberteil aus dünnem, weichem Stoff, das lange, weite Ärmel aufwies und bis zu ihrem Hals reichte. Unten herum ließ es jedoch den Bauch komplett frei und endete kurz unterhalb ihrer Rippen. Um ihre Schultern war ein hellgrauer Schal geschlungen, auf dem zentral, direkt oberhalb ihrer Brust, ihr Sternenanhänger ruhte. Der Schal ging in zwei lange, mehrere Zentimeter breite Stränge über, die an Aeriens Rücken hinab hingen und bis zu ihren Unterschenkeln reichten. Die Füße steckten in bequemen, offenen Sandalen mit Absätzen, die bis über ihre Knöchel gingen. Vervollständig wurde ihre Bekleidung durch einen kurzen, dunkelroten Rock, der ihr nur bis zu den Knien reichte.
"Ganz und gar hinreißend, meine Teure," schwärmte Sahír. "Wirklich atemberaubend. Denkt nur, wie viele Köpfe sich nach Euch umdrehen werdet."
"Ich weiß nicht recht," meinte Aerien zweifelnd. "Es ist ein wenig... freizügig."
Narissa schien das nicht zu stören, ganz im Gegenteil. "Es ist genau richtig."
"Ach wirklich? Dann probier' du es doch mal an," erwiderte Aerien.
"Ich werde mich hüten, dir den Kleidungsstil einfach nachzumachen," konterte Narissa. "Das wäre doch einfallslos."
Aerien war sich nicht sicher, ob Narissa wirklich gefiel, was sie trug, oder ob ihr vielmehr gefiel, wie viel die Kleidung von Aeriens Körper zeigte. Am Ende ließ sie sich abr dennoch dazu überreden, die Sachen für einen "Freundschaftspreis" von Sahír zu kaufen, der ihr versicherte, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte. Narissa erwarb einen weiten, weißen Umhang, der laut dem Händler ganz hervorragend gegen starke Sonnenhitze geeignet war, und dazu feste Handschuhe aus Leder. Aerien kaufte zusätzlich noch einen neuen Gürtel und als sie gerade gehen wollten, gelang es Sahír Narissa noch dazu zu überreden, eine silberne Spange zu kaufen, mit der sie ihren neuen Umhang um ihre Schultern heften konnte.

So rasch es ging verabschiedeten sich die Mädchen von dem überschwänglichen Händler und machten sich auf den Rückweg zum Palast. Sie waren beide erschöpft und hungrig, und fragten sich, ob es inzwischen Neuigkeiten vom König gab, denn eine Nacht und ein halber Tag waren vergangen, seitdem Asáta versprochen hatte, mit ihrem Vater über das Bündnis Kermas mit Tol Thelyn zu sprechen...


Narissa und Aerien zurück zum Palast
« Letzte Änderung: 21. Sep 2017, 08:15 von Fine »
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Das Königssymbol kehrt heim
« Antwort #2 am: 15. Okt 2018, 16:32 »
Aerien und Narissa mit Gatisen und Aspelta aus der Provinz Alodia
Músab mit Aglâran und dem königlichen Gefolge aus Napata


Als in der Ferne die Türme der Hauptstadt des Reiches von Kerma auftauchten, gestatte Aerien es sich, aufzuatmen. Seit dem Hinterhalt, den Mustqîm ihnen gestellt und aus dem sie nur dank Gatisens unerwartetem Eintreffen entkommen waren, hatte sie ständig über die Schulter gesehen und weitere Angriffe befürchtet. Sie war so sehr ihrem Verfolgungswahn verfallen, dass sie es bislang nicht geschafft hatte, mit Narissa über den Fakt zu sprechen, dass diese einen Halbbruder hatte. Geschweige denn davon, was Aerien in ihrem Fieberwahn nach der Flucht aus der Gefangenschaft des falschen Anlamanis gesehen hatte.
Die Gruppe von Reitern folgte dem Verlauf der Straße, die aus Alodia zur Hauptstadt führte, die ein kleines Stück südlich der Stadtmauern der Königsstadt über eine kleine Anhöhe führte. Dort hielten die Reiter für einen kleinen Augenblick an. Der Hügel bot ihnen einen ausgezeichneten Blick über die Hauptstadt, deren Dächer im Licht der Mittagssonne glänzten und ein einladendes Bild schufen. Für einen Moment war Aerien in diesem faszinierenden Anblick wie gefangen und vergaß ihre Sorgen.
„Seht doch,“ sagte Narissa neben ihr. „Dort, auf dem Fluss! Das muss eine ganze Flotte sein, die dort unterwegs ist!“
Aerien folgte Narissas Blick, der zum Wasser hin ging, das zu beiden Seiten der Stadt verlief und direkt östlich der Königsstadt aus zwei Strömungen einen besonders breiten Fluss bildete. Und dort, von stromabwärts kommend, waren acht Schiffe zu sehen, die nacheinander in den Hafen Kermas einliefen. Vorneweg fuhr ein Schiff aus dunklem Holz mit rotgoldenen Bannern.
„Das ist die Kadarzimril, das Flaggschiff meines Onkels,“ erklärte Gatisen. „Der Name stammt von der Mutter des Königs und bedeutet...“
Burgherrin“, sagte Aerien. „Es ist adûnâisch. Ich frage mich, woher Músabs Mutter diese Sprache erlernt hat.“
„Soviel ich weiß, war es ihre Muttersprache,“ sagte Gatisen. „Um die Kandake ranken sich einige Legenden. Niemand weiß genau, wo sie her kam. Und ich schätze, nun, da sie tot ist, wird niemand die Wahrheit jemals erfahren werden.“
„Du sagtest, das vorderste Schiff war das des Königs?“ lenkte Narissa die Unterhaltung wieder auf die aktuellen Ereignisse. „Also ist er offenbar genau rechtzeitig nach Hause gekommen, um sein Symbol in Empfang zu nehmen.“
„Ein merkwürdiger Zufall,“ meinte Aspelta, der General Kermas. „Er muss an Napata vorbeigekommen sein, unserem Haupthafen am kermischen Golf... der seit einigen Tagen unter Belagerung durch die Verräter Kashtas steht. Doch wenn der Qore nun hier ist, kann das nur eines bedeuten. Die Belagerung Napatas wurde aufgehoben oder gebrochen.“
„Finden wir es heraus!“ rief Gatisen und preschte vor, dicht gefolgt vom Rest der Reiter.

Sie hielten sich nicht damit auf, Músab in den Gemäuern seines Palastes zu empfangen. Stattdessen nahmen sie, nachdem sie das südliche Tor Kermas passiert hatten, den direkten Weg zum Hafen, wo sich bereits eine beträchtliche Menschenmenge versammelt hatte, um den König in Empfang zu nehmen. Es war schließlich Aspelta, der dafür sorgte, dass sie sich ihren Weg zu der Anlegestelle bahnen konnten, an der die Kadarzimril angelegt hatte.  Gerade als Aerien und Narissa aus ihren Sätteln kletterten, kam König Músab mit seinem Gefolge die breite Rampe hinab, die das Deck seines Flaggschiffes mit dem Hafenkai verband. Dicht hinter dem König schritt die finstere Gestalt Aglârans, dessen Helm seine Blicke verbarg.
„Onkel!“ rief Gatisen. „Wie schön, dich wohlbehalten wieder zuhause willkommen zu heißen!“ Der Prinz trat vor und umarmte den König, der ihm im Gegenzug die Hand auf die Schulter legte.
„Gatisen, mein Junge,“ hörte Aerien Músab sagen. „Womit habe ich diese Begrüßung denn verdient?“ Der König schmunzelte.
„Du wirst es nicht glauben, wen ich mitten auf der Straße in Alodia aufgegabelt habe,“ antwortete Gatisen gut gelaunt. „Sieh nur!“ Er streckte den Arm aus und deutete auf Aerien und Narissa.
Músabs Augenbrauen hoben sich an, genau wie seine Mundwinkel. Er kam gemächlich auf die Mädchen zu, wobei man sehen konnte, dass der König Kermas humpelte. „Ihr seid also zurückgekehrt“, sagte Músab und musterte sie eindringlich. „Wie ist eure Fahrt verlaufen? Haben sich eure Hoffnungen erfüllt?“
Aerien legte sich ihre Worte sorgfältig zurecht - immerhin sprachen sie mit einem König - doch Narissa war schneller. „Wir haben das Königssymbol gefunden, wie Ihr es von uns verlangt habt,“ sagte die Weißhaarige mit hörbarem Stolz in der Stimme. „Ihr habt doch wohl nicht geglaubt, dass wir scheitern würden, oder?“
Músab schien die Spitze nicht zu stören. „Ihr habt es?“ wiederholte er leise. „Ihr habt den Zahn des Arkhasias tatsächlich gefunden?“
Aerien griff in ihre Tasche und tastete darin nach dem Königssymbol herum. Für einen kurzen, schrecklichen Moment griffen ihre Finger ins Leere, und schon fürchtete sie, ihren Schatz irgendwo unterwegs verloren zu haben, doch dann streifte ihr Ringfinger die eiserne Fassung, in der der Drachenzahn eingesetzt worden war und sie packte zu. Und obwohl sie eine Meisterin der Zurückhaltung war, konnte sie sich ein kleines, triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, als sie das Königssymbol hervorzog, um es dem König zu überreichen.
Músab nahm den Drachenzahn ehrfürchtig entgegen und ließ die Hände vorsichtig darüber gleiten. „Beeindruckend,“ murmelte er. Dann hob er das Königssymbol hoch über seinen Kopf und ein Raunen ging durch die versammelte Menge.
„Das Königssymbol des Anlamani ist nach vielen Jahren endlich zu uns zurückgekehrt!“ rief der König mit lauter Stimme. „Und ich, als Erbe des Drachentöters, nehme es hiermit wieder in meinen rechtmäßigen Besitz! Möge es für Freund und Feind ein ewiges Zeichen dafür sein, dass ich - und meine Nachkommen - einen unanfechtbaren Anspruch auf den Thron Kermas haben!“
Jubel brach unter allen Anwesenden aus. Derweil sah Aerien, wie der König General Aspelta einige Anweisungen ins Ohr flüsterte, woraufhin der General nickte und dann in der Menge verschwand.
„Wie ist die Situation in Napata?“ fragte Gatisen den König, während die Menge sich wieder etwas beruhigte.
„Die Stadt steht noch,“ antwortete Músab und setzte sich in Richtung des Palastes in Bewegung, wobei der den Mädchen bedeutete, ihm zu folgen. Neugierig taten Aerien und Narissa, wie ihnen geheißen worden war.
„Wir hatten Glück, dass die Mûmakil in der Nähe waren und die feindlichen Belagerungsmaschinen zerstört haben,“ fuhr Músab fort und erzählte vom Verlauf der Schlacht bei Napata, in der er am Tag zuvor gekämpft hatte. Die Hafenstadt wäre beinahe durch Verrat in die Hände des Tyrannen Kashta gefallen, doch durch Músabs günstiges Eintreffen per Schiff hatte sich das Blatt zugunsten der Verteidiger gewendet und Napata war gerettet worden. Anschließend waren alle kampffähigen Krieger auf dem Fluss weiter zur Hauptstadt gefahren.

Durch die vollen Straßen ging es in Richtung des Palastes. Músabs Garde räumte ihnen den Weg frei und sorgte dafür, dass sie gut voran kamen. Als sie den großen Platz direkt vor den Stufen des Königspalastes erreicht hatten, staunte Aerien nicht schlecht. Der gesamte Hofstaat Músabs hatte sich hier versammelt.
„Empfangt nun eure Belohungen, meine Freunde,“ wandte sich Músab an Narissa, die breit grinste, und Aerien, die sich fragte, wo das wohl alles noch hinführen würde. „Bleibt hier für einen Augenblick stehen, bis ich euch zu mir rufe.“
Eine Gasse öffnete sich in der Menge, die Músab würdevoll entlang schritt, bis er zur untersten Stufe der Treppe zum Palast hinauf kam. Dort hielt er inne, bis einer der Würdenträger ein großes, königliches Banner entrollt und neben dem König aufgestellt hatte. Darauf war das Siegel der Anlamaniden zu sehen. General Aspelta trat vor und reichte Músab sein Schwert, welches der König zog und es ins Licht der Sonne hielt, in dem die Klinge aufglitzerte. Dann übergab der Qore das Königssymbol an Gatisen, der es ehrfürchtig in Empfang nahm und für alle gut sichtbar in Händen trug.
Músab nickte Narissa und Aerien auffordernd zu, und sie setzten sich in Bewegung. Durch ein Spalier, gebildet von Músabs Höflingen und seinen Beratern, schritten sie - nachdem Aerien Narissa sanft, aber wirksam daran gehindert hatte, einfach loszustürmen - ruhigen Schrittes auf den König zu. Kein Wort war zu hören, bis sie vor ihm zum Stillstand gekommen waren.
„Kniet nieder,“ forderte Músab.
Aerien tat, wie ihr geheißen, doch Narissa zögerte. „Wieso?“ fragte sie, doch Músab schmunzelte nur.
„Mach schon,“ raunte Aerien ihrer Freundin zu, die sich schließlich fügte.
Músab hob sein Schwert und berührte mit der Klinge erst Narissa an der linken Wange, und anschließend Aerien an der rechten.
„Ihr habt vollbracht, was niemand für möglich gehalten hatte,“ sagte er laut. „Als Dank lasse ich euch beiden die höchste Ehre zuteil werden, über die es mir zu verfügen gestattet ist. Narissa, Tochter der Herlenna vom Turm, und Aerien Belkâli, Gesandte von Tol Thelyn... erhebt euch als Mitglieder meines Hauses und als Prinzessinen des Königreiches von Kerma.“
Prinzessin? schoss es Aerien durch den Kopf, während sie aufstand. „Das ist zu viel der Ehre, Euer Majestät,“ stammelte sie, doch Músab winkte nur ab.
„Es ist meine Entscheidung, wie ich euch belohne,“ antwortete der König. „Kommt. Wir sollten nach drinnen gehen. Es gibt viel zu besprechen....“


Músab, Narissa, Aerien, Aglâran, Gatisen, Aspelta sowie der Rest des königlichen Rates zum Königspalast von Kerma
« Letzte Änderung: 19. Okt 2018, 09:22 von Fine »
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