Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Umbar

Vor der Stadt

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Eandril:
Ähnlich wie bei Edrahils Ankunft vor Umbar erwartete Qúsay ihn hinter seinem mit Karten von Umbar und Umgebung bedeckten Tisch, beide Hände auf die Tischkante gestützt. Als Edrahil hinter Dírar das Zelt betrat, hob Qúsay den Kopf. Er wirkte erschöpft und blasser als gewöhnlich, und um seinen Mund hatte sich ein bitterer Zug gebildet. Das war wahrlich kein Wunder, dachte Edrahil, wenn man die Rückschläge, die er in letzter Zeit hatte hinnehmen, bedachte.
Wie Beregond nur kurze Zeit zuvor blieb Edrahil nun stehen, durch den Tisch von Qúsay getrennt, und verneigte sich knapp, aber respektvoll. "Ihr wolltet mich sprechen, Malik", sagte er, und Qúsay nickte ein wenig abwesend.
"Ja. Ich habe einen Boten zu Prinz Erchirion geschickt, in dem ich ihm meine Absicht mitteile, Umbar in drei Tagen einzunehmen."
"Ein Angriff auf Hafen und Mauern zugleich hat gute Aussichten", erwiderte Edrahil. "Ich war dabei, als wir unter dem Heerführer Thorongil die gesamte Korsarenflotte verbrannten..."
Qúsay hob gebieterisch eine Hand, und Edrahil verstummte augenblicklich. Es ärgerte ihn, doch im Augenblick war zur Schau gestellte Gefolgsamkeit seine beste Option.
"Ich habe euch nicht zu mir gerufen, um mir euren Rat anzuhören." Er legte eine Pause ein, und Edrahil wartete ab. Früher hätte er den Impuls verspürt Warum dann? zu fragen, doch er hatte schon vor langer Zeit erkannt, dass es meistens das Beste war, zu schweigen und abzuwarten. Schließlich sprach Qúsay weiter: "Ihr habt Zeit, mich von eurer... Unschuld zu überzeugen, bis Umbar gefallen ist. Gelingt euch das bis dann nicht, will ich euch nicht wiedersehen."
"Ich verstehe", erwiderte Edrahil, rührte sich aber nicht vom Fleck. Qúsay machte eine unwillige Bewegung. "Ihr seid ja immer noch hier."
"Nun, ich dachte, ihr wärt für eine Warnung dankbar." Qúsays Gesicht verdüsterte sich.
"Ihr wollt mir drohen?"
Edrahil schüttelte den Kopf. "Nicht drohen - ich sagte, warnen. Und nicht vor etwas, das ich tun werde." Qúsay sah aus, als spielte er mit dem Gedanken, Edrahil mit Gewalt aus dem Zelt entfernen, doch bevor er etwas sagen konnte, trat Dírar neben ihm und sagte ihm leise etwas ins Ohr. Qúsay machte eine unwirsche Geste, sagte aber: "Also schön. Sprecht."
"Unabhängig davon ob ihr meinen Worten glaubt oder nicht, rate ich euch, sie gut zu bedenken", begann Edrahil. "Eure Gemahlin war kein zufälliges Opfer, die nur sterben musste, weil ihr zum Zeitpunkt des Mordes nicht in eurem Zelt wart. Und es war kein Zufall, dass sie getötet wurde, während ich mit ihr allein war." In Qúsays Gesicht zuckte ein Muskel, und er hatte die Zähne so fest aufeinander gebissen, dass es schmerzhaft wirkte, doch er ließ Edrahil nicht aus den Augen.
"Ihr erinnert euch an die Botschaft, die ihr mir an dem Tag, an dem Langlas und Teijo getötet wurden, übermittelt habt? Ihr müsst schon klüger sein, Edrahil. Glaubt ihr, ich hätte euer doppeltes Spiel vergessen? Welche Spiele spielt ihr wohl jetzt?" Edrahil hatte kein Wort davon vergessen, denn im Nachhinein erschien ihm die Botschaft wie eine offensichtliche Drohung. Und er hatte sich bereits ausgiebig darüber geärgert, nicht angemessen reagiert zu haben.
Auch Qúsay erinnerte sich offensichtlich, denn er antwortete: "Ihr sagtet, es wäre eine Botschaft von Saleme. Von den Assassinen."
"Ganz recht. An diesem Tag habe ich euch versichert, dass ich kein Doppelspiel treibe, solange unsere Ziele sich gleichen."
"Und habt mir gedroht, euch gegen mich zu wenden, wenn dies nicht mehr der Fall wäre. Und in der Angelegenheit meiner Ehe war dies schon längst nicht mehr der Fall, nicht wahr?"
Edrahil unterdrückte den Impuls, abzuwinken. "Ihr habt recht, in gewisser Weise. Doch glaubt ihr, ich hätte wegen einer solchen Unstimmigkeit etwas so dummes getan, wie eine Frau, die ihr geheiratet habt, in eurem Lager, mit mir als einzigem Verdächtigen, zu ermorden? Was hätte ich dabei zu gewinnen?"
Qúsay schwieg einen Augenblick, und Edrahil ertappte Dírar bei einem verstohlenen Lächeln. Dírar war es auch, der schließlich das Schweigen brach.
"In einer Sache hat Edrahil recht, Malik. Ganz gleich, wie die Sache ausgegangen wäre, weder er noch ihr hatte etwas zu gewinnen - nur zu verlieren. Das Bündnis zwischen euch und Dol Amroth zu belasten oder sogar zu zerstören schädigt letzten Endes beide Parteien gleichermaßen, und nützt nur einem."
"Sûladan", stellte Qúsay mit rauer Stimme fest. "Und Mordor."
"Ich bin bereit, euch jeden Eid zu leisten, den ihr verlangt", sagte Edrahil leise und eindringlich. "Doch ich werde euch auch beweisen, dass es Salemes Schergen waren, die Thjódbjörg getötet haben. Wir müssen uns sicher sein, bevor wir handeln, denn die Falle, die uns gestellt wurde, war äußerst geschickt und hinterhältig gestellt, und hätte mich beinahe vernichtet."
Ohne Valirës Hilfe und Dírars Unterstützung wäre es vermutlich dazu gekommen.
Qúsay wirkte jetzt eher nachdenklich als wütend. Schließlich sagte er: "Ich kann euch nicht vergeben - nicht offiziell - solange ihr eure Unschuld nicht beweisen könnt. Es würde mein Ansehen mehr beschädigen als dieser Zweikampf es bereits getan hat. Deshalb bleibe ich dabei: Ihr habt Zeit, bis Umbar gefallen ist, andernfalls werdet ihr die Lande des Malikats verlassen müssen."
"Ich verstehe", erwiderte Edrahil erneut, und wandte sich zum Gehen. Er wollte gerade aus dem Zelt heraus treten, als Qúsay ihn zurückrief.
"Wartet." Edrahil wandte sich zurück zu ihm um. "Ich wüsste gern... worüber habt ihr mit Thjódbjörg gesprochen, bevor sie..."
Edrahil lächelte leicht. "Sie machte sich Sorgen", antwortete er schlicht. "Über das gleiche wie ich: Was werden würde, wenn ihr erst Lóthiriel zur Frau nehmt."
Qúsay betrachtete ihn einen Moment eindringlich, und sagte dann: "Ich hoffe, ihr konntet ihre Sorgen zerstreuen."
Er wollte hören, dass Thjódbjörg zumindest glücklich gestorben war. Diesen Gefallen würde Edrahil ihm gerne tun. "Wir hatten uns auf einen Weg geeinigt, mit dem sowohl ich als auch sie zufrieden war", erwiderte er. "Ich glaube... sie war sehr erleichtert."
In Qúsays Gesicht arbeitete es, als Edrahil hinzufügte: "Ich hatte keine Gelegenheit, euch ihre letzten Worte zu sagen. Sie bat mich, euch ihrer Liebe zu versichern und... nahm mir das Versprechen ab, eure Tochter zu beschützen."
Qúsay wandte sich abrupt ab. "Geht", sagte er, ein wenig erstickt. "Und vergesst nicht eure Aufgabe. Nur geht bitte."
Edrahil tauschte einen letzten Blick mit Dírar, der leicht nickte, und verließ das Zelt.

Eandril:
Es war bereits spät am Abend, als Qúsay Edrahil zu sich rief. Edrahil betrat das große Zelt, und fand den Malik bereits vollständig für den Kampf gerüstet vor.
"Umbar wird heute Nacht fallen", begann Qúsay ohne eine weitere Einleitung zu sprechen. "Ich hatte euch bis nach der Einnahme der Stadt Zeit gegeben, eure Unschuld zu beweisen, doch es sind Dinge ans Licht gekommen, die mich bereits endgültig überzeugt haben."
Er legte eine Pause ein, und Edrahil wartete schweigend ab, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt. Schließlich sprach Qúsay weiter.
"Direkt nach... dem Mord wurde es nicht weiter untersucht, da eure Schuld offensichtlich erschien. Inzwischen sind allerdings verschiedene Unstimmigkeiten aufgefallen - Thjódbjörgs... Wunde befand sich an ihrem Rücken, doch nach allem Anschein habt ihr einander gegenüber gesessen." Edrahil bestätigte diese Vermutung mit einem Nicken.
"Außerdem ist die Plane des Zeltes auf der Rückseite ein wenig eingerissen gewesen, und es wurden winzige Blutflecken dort gefunden. Und zuletzt stellte sich die Frage nach der Waffe. Es wurde keine Waffe bei euch gefunden, und welche Möglichkeit hättet ihr gehabt, euch ihrer zu entledigen?"
Bei sich dachte Edrahil, dass diese Unstimmigkeiten dem Malik deutlich eher hätten auffallen können, und ihm so einiges Ungemach erspart hätten. Er lächelte allerdings nur unverbindlich, und sagte: "Und es gibt einen weiteren Beweis - einen Zeugen. Darf ich ihn herein bitten?"
Qúsay wechselte einen überraschten Blick mit Dírar, der ein wenig abseits stand, und nickte dann.
Bei dem Mann, der ins Zelt trat, nachdem Edrahil ihn gerufen hatte, handelte es sich um einen gewöhnlichen Soldaten in Qúsays Armee. Er fiel vor Qúsay auf die Knie, und senkte den stumm den Kopf.
Qúsay bedeutete ihm mit einer Geste, sich zu erheben, und sagte: "Sprich, Soldat. Was hast du mir zu berichten?"
"Da war... ein Mann in meiner Einheit, Malik", begann der Soldat stockend. "Noch nicht lange, erst wenige Wochen. Er hatte sich uns erst angeschlossen, als wir schon hier waren. Sagte, er kommt aus Ain Salah, und wollte sich uns freiwillig anschließen. Wurde meiner Einheit zugeteilt, alle mochten ihn. War gar nichts verdächtiges an ihm, bis... bis zu diesem einen Angriff. Er war nirgends zu finden, und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht."
Qúsay verschränkte in einer ungeduldigen Geste die Arme vor der Brust, und wandte sich an Edrahil.
"Ein Deserteur, dem die Realität des Krieges zu viel geworden ist, und der sich heimlich während eines Angriffs davon gemacht hat, ist euer Zeuge?", fragte er. "Es klingt eher nach Zeitverschwendung."
Ihr solltet mich besser kennen, lag Edrahil auf der Zunge. Stattdessen sagte er: "Der Bericht ist nicht vollständig. Dieser Deserteur hat zwar seinen wenigen Habseligkeiten mit sich genommen, allerdings ist ihm ein winziges Glasfläschchen entgangen, dass dieser wackere Mann schließlich gefunden hat. Darin waren noch getrocknete Reste einer Flüssigkeit. Ich habe sie untersuchen lassen."
Es hatte sich als Herausforderung erwiesen, jemanden zu finden, der sich ausreichend mit den reichlichen Giften Harads auskannte, doch schließlich hatte Hírilorn im Tross der Belagerungsarmee eine Heilerin ausfindig gemacht, die Edrahil die Information geben konnte, die er gesucht hatte.
"Es handelt sich um die Reste eines äußerst starken Giftes, dass, wenn es ins Blut des Opfers gelangt, bereits in wenigen Augenblicken tödlich ist - selbst in einer sehr geringen Dosis."
Qúsay blickte ihn einen Augenblick lang schweigend an, bevor sich an den sichtlich nervösen Soldaten wandte. "Du wirst uns eine ausführliche Beschreibung dieses Mannes liefern, und sollst dafür belohnt werden. Dírar, geh mit ihm und sorge dafür, dass es noch vor dem Angriff erledigt ist", fügte er an letzteren gerichtet hinzu. Dírar nickte knapp, und ging mit dem Soldaten hinaus.

Als beide das Zelt verlassen hatten, setzte Qúsay sich und legte die Fingerspitzen zusammen, die Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt. "Ihr denkt, dass die Assassinen, diese Saleme, dahinter stecken?"
Edrahil stimmte ihm zu. "Allerdings. Ihre ultimativen Ziele sind allerdings rätselhaft für mich. Diese ganze Angelegenheit scheint nur Sûladan und natürlich Mordor selbst zu nutzen, aber warum hat sie dann in Umbar gegen Hasael gearbeitet? Es ergibt keinen Sinn."
"Nein...", meinte Qúsay nachdenklich, und schien sich dann innerlich zu straffen. "Ich überlasse Saleme für den Augenblick euch, Edrahil. Ich kann es mir nicht leisten, mich ablenken zu lassen. Ich habe eine Stadt zu erobern."

Eandril:
Wieder einmal stand Edrahil auf seinen Stock gestützt am Rand von Qúsays Lager und beobachtete, wie der Angriff gegen die Mauern Umbars rollte. Dieses Mal jedoch war etwas anders - der Malik warf die gesamte Stärke seines Heeres gegen die uralten Stadtmauern.
In der Dunkelheit der Nacht waren die Kämpfe für Edrahil nur ein Gewirr aus dem Licht einzelner Fackeln. Klar wahrnehmen konnte er nur die wohlbekannten Geräusche der Schlacht, die von Westen zu ihm hinüberwehten.
Neben Edrahil hatte sich Hírilorn an eine Palme gelehnt, und blickte mit verschränkten Armen missmutig zur Stadt hinüber. Eigentlich hatte er persönlich am Angriff teilnehmen wollen, doch Edrahil hatte ihn überredete, darauf zu verzichten. Auch wenn Hírilorn für Edrahils Geschmack ein wenig zu heißblütig und unvorsichtig war, hatte er sich dennoch als äußerst hilfreich und im Großen und Ganzen zuverlässig erwiesen, sodass Edrahil ihn ungern diesem unnötigen Risiko hatte aussetzen wollen. Außerdem wollte er gerne vermeiden, dass auch noch der zweite der Männer, die Thorongil ihm zur Verfügung gestellt hatte, in seinem Auftrag ums Leben kam.
Nachdem sie eine Weile schweigend auf die belagerte Stadt geblickt hatten, fragte Hírilorn: "Glaubt ihr, es wird dieses Mal funktionieren?"
Edrahil bohrte die Spitze seines Stocks in den staubigen Boden. "Wenn ihr meint, ob die Stadt fallen wird - ja, dessen bin ich mir sicher. Die Frage ist nur, wie viel es Qúsay kostet. Er gewinnt am Ende nichts, wenn sich sein Heer hier in Umbar verausgabt und anschließend nicht mehr gegen Sûladan bestehen kann. Und er kann es sich auch nicht leisten, Umbar vollständig zu vernichten, denn er wird die Stadt brauchen."
Hírilorn kam nicht dazu, zu antworten, denn ein sichtlich erschöpfter Mann mit einem blutigen Kratzer an der Stirn tauchte aus der Dunkelheit auf und sagte: "Meister Edrahil? Das Tor ist durchbrochen, und die ersten Verteidiger ergeben sich. Die Stadt ist gefallen."
Edrahil nickte, und richtete sich auf. "Sehr gut. Kommt mit, Hírilorn."
Hírilorn blickte ihn zweifelnd an. "Ihr wollt nach Umbar hinein? Jetzt?"
"Natürlich jetzt", erwiderte Edrahil ungeduldig.
"Aber..." "Ich weiß, es ist noch nicht sicher", schnitt Edrahil Hírilorn das Wort ab. "Aber dazu habe ich ja euch dabei." Er nickte dem verdutzt aussehenden Boten knapp zu, und begann so schnell sein Bein es erlaubte, in Richtung der Stadt zu gehen. Leise Fußtritte hinter ihm verrieten ihm, dass Hírilorn ihm folgte, und schon bald hatte dieser ihn eingeholt und ging nun neben ihm.
"Ihr habt etwas vor", stellte Hírilorn fest.
"Allerdings", bestätigte Edrahil diese Vermutung, und beschleunigte seinen Schritt trotz der Schmerzen in seinem Bein noch etwas. "Jemand muss dafür sorgen, dass Qúsays Truppen in Umbar nicht mehr Schaden anrichten, als unbedingt notwendig. Wir brauchen die Stadt möglichst intakt."
"Sollte es nicht Qúsays Aufgabe sein, seine Männer zu bremsen?"
"Hm", entgegnete Edrahil. "Eigentlich schon. Doch wer bremst Qúsay? Der Malik ist ein guter Mann, doch die Ereignisse der letzten Zeit haben gezeigt, dass er sich leicht der Rache Vorzug vor Vernunft gibt. Und Hasael hat ihm sehr viele Gründe gegeben, sich rächen zu wollen."
Tatsächlich befürchtete Edrahil, dass Qúsay soweit gehen könnte, Hasaels gesamte Familie auszulöschen. Natürlich war das in Harad nicht unüblich, und die meisten anderen Fürsten würden vermutlich nichts dagegen einzuwenden haben, doch in Gondor würde ein solches Verhalten Befremden und Erschrecken hervorrufen. Die Allianz zwischen Qúsay und Dol Amroth war schon brüchig genug, und Edrahil gedachte nicht, diese noch weiter gefährden zu lassen.

Edrahil und Hírilorn nach Umbar

Eandril:
Edrahil, Qúsay, Erchirion, Valirë aus dem Fürstenpalast

Erneut hatte sich das Heer des Malikats vor den Mauern Umbars versammelt, doch dieses mal nicht als Belagerungsheer. Qúsay hatte beschlossen, nur wenige Soldaten in Umbar zurückzulassen - sein ganzer Fokus lag jetzt auf dem Vorstoß nach Qafsah. Edrahil stimmte dieser Entscheidung voll und ganz zu. Umbar zu halten war nicht so wichtig wie Sûladans Herrschaft über den Rest von Harad ein für alle Mal zu brechen.
Das Heer war von einigen Kriegern der umliegenden Stämme, in erster Linie der Qahtan, die fest an der Seite ihres Fürsten standen, verstärkt worden, und auch Erchirions kleine Truppe Gondorer, vierzig an der Zahl, hatte sich Qúsay angeschlossen. Unter ihnen befand sich, für Edrahil keineswegs überraschend, auch Valirë. Erchirion schien über ihre Anwesenheit hin- und hergerissen zu sein: Einerseits freute er sich sichtlich, seine Verlobte an seiner Seite zu wissen, während er sie andererseits lieber in Sicherheit wissen wollte. Doch, wie er Edrahil anvertraut hatte, er war sich ohnehin nicht sicher ob Valirë selbst einem eindeutigen Befehl, nach Dol Amroth zurückzukehren, Folge geleistet hätte.
Erchirion trat in der frühmorgendlichen Dunkelheit ein wenig unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, bis er schließlich an Edrahil gewandt fragte: "Glaubt ihr, mein Vater wäre einverstanden, dass ich mit nach Qafsah marschiere?"
Edrahil zuckte mit den Schultern, und erwiderte: "Nun, er ist nicht hier und ihr habt keinen eindeutig anders lautenden Befehl, also..." Seine Worte schienen den Prinzen noch ein wenig mehr zu verunsichern, daher fügte er hinzu: "Euer Vater weiß Unabhängigkeit durchaus zu schätzen, wenn die Entscheidungen aus gutem Grund getroffen wurden. Ihr hattet auch kaum eine andere Wahl, euch anders zu entscheiden: Wir haben Qúsay gekränkt, indem wir Arannis und ihren Sohn aufgenommen haben, und sein Krieg gegen Sûladan ist gerecht und nützt uns ebenso wie ihm. Es gab keine Möglichkeit, sein Anliegen abzulehnen ohne in irgendeiner Weise das Gesicht zu verlieren und dieses Bündnis zu gefährden."
"Wir sollen also ohne jede Wahl einfach nach der Pfeife dieses Malik tanzen?" Valirë klang nicht gerade glücklich mit dieser Aussicht, und Edrahil schüttelte den Kopf. "Das mag in dieser Situation der Fall gewesen sein, doch spätestens wenn Qafsah gefallen ist, haben wir unsere Schuldigkeit getan - und noch darüber hinaus, die Hilfe die Gondor dem Malikat seit der Eroberung Umbars geleistet hat, lässt Qúsay in unserer Schuld stehen und wird ihn dazu zwingen, Gondor in der Not zur Hilfe zu eilen."
"Ich hoffe ihr habt Recht", meinte Valirë leise. "Die Aussicht auf einen schönen Kampf ist immer gut, doch noch viel lieber würde ich dafür sorgen, dass meine Heimat auch in Zukunft weiter besteht."
"Und genau das tun wir hier", sagte Edrahil, in dem Moment als von der Spitze des Heeres die Hörner der Haradrim das Signal zum Aufbruch gaben.
Erchirion tat einen kräftigen Atemzug, bevor er laut sagte: "Männer Dol Amroths! Wir brechen auf!". Er schwang sich auf den Rücken eines der Pferde, die Qúsay ihm, Edrahil und Valirë zur Verfügung gestellt hatte. Valirë war bereits aufgesessen, und Edrahil stieg mit ein wenig Mühe in den Sattel. Sein Knie protestierte gegen die Bewegung, doch er ignorierte den Schmerz - immerhin würde er nicht den ganzen Weg nach Qafsah zu Fuß zurücklegen müssen.

Edrahil, Qúsay, Erchirion und Valire zur Mehu-Wüste

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