Es lag noch einiges an Schnee auf den Gräsern und Steppen. Das Heer schlug das Lager an der Pforte von Rohan auf. Der kalte Wind zog durch die Zelte und ließ den Stoff heftig wedeln. Viele Feuerstellen rauchten und immer wieder legten Soldaten neues Holz hinzu.
Die Hauptleute um Anarya befanden sich in ihrem Zelt. Sie berieten sich wie sie denn am besten vorgehen sollten, um ganz Mittelerde unter Kontrolle zu bekommen. Es wurde stark diskutiert und Anarya erkannte wie schwer es war, alle Leute verschiedenster Winkel Mittelerdes unter einem Hut zu bekommen.
"Genug!", rief Anarya, als sie die Streitigkeiten nicht mehr ertragen konnte. "Wir werden Boten ausschicken, die die Fürsten und Könige Mittelerdes nach Minas-Tirith einladen umalles weitere zu besprechen!". Die meisten Fürsten stimmten ihr zu und verließen das Zelt. Thurion und Faramir blieben noch dort. Vor erst war es ganz still. Anarya setzte sich auf einen Stuhl und rieb sich die Stirn. Sie war verzweifelt, denn sie hatte nicht gedacht, dass ihr Vorhaben doch noch so anstrengend wird.
Faramir unterbrach nun die Stille: "Anarya, du wirst schon sehen, dass Rohan sich deiner Sache fügen wird, daran glaube ich!".
Die junge Königin nickte ihm zu. "Verzeih mir, aber ich möchte den restlichen Abend etwas Ruhe haben...", erwiderte sie. Faramir machte eine Verbeugung und ging aus dem Zelt. Auch Thurion wollte gerade hinaus, da rief sie ihn noch zu: "Hast du noch einen Moment, Thurion?".
Dieser lächelte ihr warmherzig zu und nickte. Anarya stand von ihrem Stuhl auf und ging auf ihn zu, bis sie ganz dicht vor ihm stand. "Denkst du, du bekommst deine Macht wieder? Im Ernstfall könnten wir die gegen die Mächte von Melkor gebrauchen...", fragte sie mit gedämpfter Stimme.
Thurion erwiderte: "Ich weiß es nicht, ich habe den größten Teil mit dem Fall von Melkor verloren und die, die mir geblieben ist in der Schlacht in Carn-Dûm gegen euch...".
Die Königin Gondors nahm die Hände von Thurion und umklammerte diese fest. Zunächst hatte sie dabei den Kopf gesenkt, sagte dann aber: "Weißt du,ich habe mich lange nach einer Familie gesehnt oder nach jemanden der so ist wie ich, einfach das Gefühl zu haben geliebt zu werden und selbst zu lieben... Natürlich hatte ich Abbas an meiner Seite, aber es ist trotzdem etwas anderes wenn man bei seiner echten Familie aufwächst...".
Thruion sah sie fragend an. Er kannte das Gefühl all die Jahre nicht. Er hat zwar Freundschaften entwickelt, aber über all die tausenden von Jahren, hat er alle überdauert, während seine Freunde starben. So sagte er erst einmal nichts.
"Ich habe meinen Stammbaum in den Bibliotheken von Minas-Tirith gefunden und somit meinen Familiennamen , den ich vorher nie hatte!". Sie machte eine kurze Pause.
"Vaneryen...".
Thurion antwortete dann doch: "Ich habe keine Familie... Ich bin der einzige meines Hauses, obwohl dieses nicht einmal einen Namen trägt... Ich würde nie behaupten, dass ich niemanden lieben würde, auch wenn man es mir vermutlich unterstellen würde, aber auch ich hatte mehrere Male dieses Gefühl... Allerdings zu große Angst...".
Anarya wurde nun neugierig. Sie sah ihn innig in seine braunen Augen. "Vor was hast du Angst?", wollte die junge Frau wissen. Thurion zögerte noch. "Du weißt was ich bin... Ich würde wieder alle überdauern und das wäre unerträglich!".
Die Königin von Gondor rückte etwas näher an ihn heran. Sie umschloss ihn mit ihren Armen und sah weiterhin hoch zu ihm. "Dann genieße die Zeit die wir haben!".
Sie lehnte ihren Kopf an seiner Brust und schloss dabei die Augen. "Bitte bleib bei mir!", flüsterte sie. Thurion versuchte sich zunächst innerlich dagegen zu wehren, konnte aber nicht lange standhalten. So gab der Mann aus Angmar schnell nach und umarmte sie ebenfalls..
Der nächste Morgen war mild. Die Sonne stand noch tief und ließ die Ebene auf der sich das Lager befand golden glänzen.
Anarya schien sehr glücklich zu sein. Sie zog sich ihre Stulpen aus feinsten Stoff an, als sie aus dem Zelt kam. Faramir eilte zu ihr.
"Anarya, ich muss dringend mit dir sprechen!", dabei versuchte er Luft zu holen.
Die junge Königin erwiderte: "Dann sprich..."
Der Fürst von Ithilien versuchte noch die passenden Worte zu finden sagte aber dann: "Ich weiß, du hast dich dazu entschieden den Herren von Angmar mit uns ziehen zu lassen, aber ich habe dabei kein gutes Gefühl...".
Anarya seufzte. Sie verstand nicht, warum Faramir nicht einfach zufrieden sein konnte, dass sie ihrem Vorhaben näher kamen. "Faramir, das hatten wir doch schon alles...", sagte sie genervt. "Ich will nach Edoras aufbrechen, bitte sag das den Hauptmännern!".
Faramir verbeugte sich und lief los.
Nach einiger Zeit erreichte das Heer die Hauptstadt von Rohan. Die Armee stellte sich vor der Stadt auf. Anarya ritt mit Thurion, Saruman und Faramir an die Tore der Stadt. Einige Bogenschützen der Rohirrim befanden sich an den Mauern. "Lasst uns eintreten! Wir sind nicht hier um Krieg mit Rohan zu führen, die Königin von Gondor bittet um eine Audienz bei dem König der Riddermark!". Die hölzernen Tore öffneten sich und ein Hauptmann aus Rohan trat hervor. Er bat die Besucher ihm zu folgen. Er führte sie durch die Straßen von Edoras bis hoch zum Hügel auf dem sich die goldene Halle befand. Viele Schaulustige versammelten sich.
Die Türen der Halle öffneten sich knarrend. Ihnen kam ein Mann in edlen Roben entgegen.
"Lange ist es her, dass wir euch hier sahen, mein Freund!", rief er und umarmte dabei Saruman. "Theodred, Prinz von Rohan!", erwiderte der Zauberer.
Der Mann aus Rohan führte die Besucher in einen Seitenraum. In der Mitte befand sich ein großer Tisch, der von mehreren Stühlen umzingelt war. Der Prinz von Rohan und seine Hauptmänner setzten sich an den Tisch. Die Besucher taten es ihm gleich. Anarya saß zwischen Saruman und Thurion.
"Wo bleibt der König?", wollte Saruman wissen. Der Freundliche Blick Theodreds veränderte sich in einen bedrückten. So antwortete dieser: "Theoden liegt im sterben, es ist nur noch eine Frage der Zeit wann es soweit ist...".
"Das sind keine guten Nachrichten...", antwortete Saruman. Theodred schüttelte den Kopf. "Wahrlich nicht, aber was ist euer Anliegen, warum seid ihr hier?".
Anarya schwieg zunächst. Sie versuchte die passenden Worte zu finden.
Ach, was soll schon passieren, dachte sie sich und erhob ihre Stimme: "Ihr habt vom Konflikt in Gondor gehört, nachdem Aragorn gefallen war bin ich die legitime Königin, doch einige Fürsten von Gondor wollen dies nicht akzeptieren..."
Anarya seufzte als sie nicht weiter wusste. Theodred erwiderte: "Also wollt ihr, dass Rohan sich in euren Konflikt einmischt?".
"Nein es geht um viel mehr...", fing sie gerade an, da versuchte Thurion sie zu unterstützen: "Die Königin will ein vereintes Mittelerde, da uns eine große Dunkelheit bevorsteht und man den Feind der Welt nur aufhalten kann, wenn wir alle zusammenstehen! Angmar und Arnor haben sich schon der Königin unterworfen...".
Der Prinz von Rohan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Lange wurde nichts gesagt und Anarya sah nervös zu Saruman und dann zu Thurion. Schließlich sagte Theodred: "Es war sowieso nie meine Intention, der König von Rohan zu sein. Mein Vater wusste das und Rohan wird so vielleicht auch wirtschaftlich weiterkommen. Lange schon stehen wir auf der selben stelle!".
Der Prinz erhob sich vom Stuhl und streckte Anarya seinen Arm entgegen. Die junge Frau war etwas verwirrt, erhob sich daraufhin aber ebenfalls. Sie streckte ihm ihren Arm auch entgegen und Theodred packte ihren Unterarm und Anarya tat es ihm gleich. "Wie werde ich dann angesprochen?"“, fragte er lachend.
Die Königin von Gondor schmunzelte und erwiderte: "Theodred, Fürst von Edoras und Wächter der Riddermark!".
Zufrieden nickte er ihr zu. Die Besucher machten sich sofort auf dem Weg zurück zu ihrem Lager, um mit der Armee weiter zurück nach Gondor zu marschieren. Zu viel zeit war schon vergangen und der Winter war schon fast vorüber und jeder fürchtete, dass der Krieg dann weiter ging.
Kurz in Anorien machten sie nochmal halt, bevor der letzte Marsch nach Minas-Tirith weiter ging.
Anarya ließ Thurion zu sich in das Zelt rufen. Der Mann aus Angmar erschien auch kurz darauf im Zelt.
Sie stand auf und ging sofort mit schnellen Schritten auf ihn zu und schloss Thurion in ihre Arme. Dieser legte die seinen um Anarya, die sich fest an ihn drückte. Die junge Königin spürte, dass ihre Gefühle zu Thurion stark waren. "Lass es uns tun Thurion...", flüsterte sie leise. "Wir gehören einfach zusammen , es ist unser Schicksal!"
Thurion seufzte und schloss die Augen. "Bitte...", flehte Anarya. "Ich liebe dich!".
Sie war überrumpelt von ihren Gefühlen und irgendetwas an ihm ließ sie nur noch mehr dieses Gefühl bekommen.
Der ehemalige König von Angmar stimmte ihr endlich zu, während sie sich daraufhin fester an ihn drückte.
Leichter Schnee fiel vom Himmel. Einige Fackeln wurden draußen aufgestellt, die zu einen großen Baum führten. Anarya ging den Weg den die Fackeln bildeten entlang. Am Baum warteten Thurion und Davos. Neben ihnen stand Saruman. Bei ihnen angekommen erhob Anarya ihren Kopf und sah Thurion an. Der leichte Schnee bedeckten die dunklen Haarsträhnen der jungen Frau. Saruman sprach einige Worte, die Anarya nur leise im Hintergrund wahrnahm, bis er Anarya und Thurion direkt ansprach. Sie hielten sich die Hände, während der Zauberer ein Band auf die Hände lag.
Anarya und Thurion sprachen beide die selben Worte:
„Vater, Schmied, Krieger, Mutter, Maid, altes Weib, Fremder.
Ich bin sein,und er ist mein.
(Ich bin der ihrer, und sie ist mein.)
Von diesem Tage an,
Bis zu meinem letzten Tagen.“
Saruman wickelte beide Hände in diesem Band ein, als Zeichen ihrer Vermählung. Anarya stützte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihren Mann. Thurion streichelte über ihr Gesicht, während sie leise sagte: "Versprich mir mich niemals alleine zu lassen....".
"Werde ich nicht!", versprach dieser. So kam es dass beide heimlich vermählt wurden. Die einzigen die zunächst davon wussten waren Saruman und Davos Schneewert. Die Königin Gondors wusste aber auch, dass viele Menschen aus Gondor dies nicht akzeptieren würden, wenn sie dies vorher angekündigt hätte. Sie nahm es auch in kauf, dass es dadurch vielleicht nochmal zu Konflikten kam, aber es war ihr an diesem Tag egal.
Anarya würde den anderen Fürsten schon noch Bescheid sagen, aber sie wollte zu erst zurück nach Minas-Tirith und bis zum Aufbruch der Armee waren es nur noch wenige Stunden.