Trübe Stimmung lag über Umbar. Besonders im Palast im Thronsaal. Galador saß auf den Stufen zum Thron, Faramir lehnte an einer Säule und verschränkte die Arme. Loki saß auf einen kleinen Hocker und aß einen Apfel.
"So etwas habe ich noch nie gesehen...", fing Galador an. Er wirkte nachdenklich und starrte auf den Boden. "Ich auch nicht, aber dann wird unsere Königin wohl noch zur Drachenreiterin...",mampfte Loki. Dabei lächelte er schelmisch. Faramir rieb sich die Stirn und entgegnete: "Kiana ist weg... Ich finde es gar nicht lustig... Sie ist auf Ancalagon weggeflogen und wir wissen nicht, ob sie überhaupt überlebt hat...".
Er machte eine kurze Pause und seufzte: "Was für ein schrecklicher Gedanke...".
Loki nickte ihm zustimmend zu, was nicht oft geschah. "Aber wir sollten uns darüber machen, was solche Kräfte für Auswirkungen haben und das sie gefährlich sein können... Für das Volk, für uns, aber auch für Kiana selbst!", merkte Galador an.
"Wenn sie die Kräfte nicht unterdrücken oder beherrschen kann, wird sie gefährlicher sein als Thurion, der seine Kräfte beherrschen konnte und sie missbrauchte... Wir sollten abwägen, dass...".
Bevor er weiter spekulieren konnte, stampfte Grauer Staub wütend in den Thronsaal. Er trug keine Oberbekleidung und war am Oberkörper nur in einem Verband eingewickelt. Mina folgte ihm besorgt.
"Ihr. Nicht. Hier. Sein. Solltet!", schnaubte er und zeigte mit dem Finger auf Faramir. Loki erwiderte: "Ohne Faramir wäre unsere Königin schon lange tot! Er hat sie gerettet, also beruhigt euch!".
"Aber. Sie. Wird. Nicht. Sein. Erfreut. Und. Ist. Sie. Nicht. Hier... Ich. Aufbrechen. Werde. Um. Kiana. Vaneryen. Zu. Suchen!", bestimmte Grauer Staub.
"Du bist verletzt und noch zu schwach!", mahnte Mina.
"Sie hat recht... Die Königin braucht euch gesund, damit ihr dienen könnt... Also erholt euch. Ich werde sie suchen und sicher nach Hause bringen!", schlug Loki vor.
"Lasst mich mitkommen..,", rief Galador. Loki fing daraufhin an zu lachen und erwiderte: "Ihr seht mir nicht wie jemand aus, der für Abenteuer zu gebrauchen ist... Ich brauche keinen Klotz am Bein... Ihr könnt der Königin behilflich sein und das tun was ihr am besten könnt!".
"Und was?".
"Die Stadt verwalten und euch um die Ordnung kümmern!".
Mina warf ein: "Warum sollte jemand von hier auf ihn hören?".
"Werden sie nicht, aber auf euch und Grauer Staub, aber Galador wird euch sagen was zu tun ist...", beruhigte Loki.
Galador schnaubte nur und verschränkte die Arme. Viel liebe wäre er mit ihm gegangen.
"Dann begleite ich euch!", schlug Faramir vor.
Sofort griff Grauer Staub ein: "Ich. Das. Nicht. Halten. Für. Gute. Idee!".
"Ich um ehrlich zu sein auch nicht... Ich denke ihr seid der letzte, den die Königin sehen will...", fing Loki an. "...Aber ich werde jemanden gebrauchen können, mit euren Fähigkeiten...".
Faramir nickte ihm zu.
"Dann sollten wir direkt aufbrechen... Wir dürfen keine Zeit verlieren!".
Es dauerte nicht lange und sofort machten sich beide Männer auf dem Weg. Sie packten Proviant ein und sattelten die schnellsten Pferde.
Galador sah Faramir und Loki noch hinterher , als sie gerade auf Pferden die Stadt verließen. Er hoffte innerlich, dass bei der Suche alles gut ging und das sie Kiana lebindig fanden. "So sieht man sich wieder, nachdem ihr mir verloren gegangen seid, alter Freund!", ertönte ihm eine ältere, wohlbekannte Stimme. "... Ich nehme an, ihr habt Kiana Vaneryen schon kennengelernt? ".
"Das habe ich! Aber wie habt ihr mich gefunden? ", fragte Galador den älteren Mann, der offenbar Saruman war.
"Die Vögel singen im Westen, die Vögel singen im Osten, es ist immer das selbe... Es war nicht allzu schwer... Seid ihr in ihre Gunst getreten?".
Galador erwiderte trocken: "Sie hat mich nicht hinrichten lassen und das scheint ja schonmal vielversprechend zu sein, allerdings habe ich gesehen wie sie Feuer aus ihren Händen versprüht und Männer von der Ferne wegdrückte ....".
Saruman verkniffen sich das schmunzeln nicht.
"Die Helden suchen nach ihr, ich sitze hier fest und kann nichts tun, während ein Bürgerkrieg bevorsteht... Und dann noch eine Königin mit unkontrollierbaren Fähigkeiten... Einen Rat für einen guten Freund?".
Saruman antwortete: "Informationen sind der Schlüssel! Ihr müsst die Stärken und Strategien eurer Feinde kennenlernen, wer euer Freund und Feind ist... Und Kiana ist die Tochter eines mächtigen Maia, sie muss erstmal lernen mit ihrem Temperament umgehen zu können...".
Galador schnaubte, als Saruman solche Kräfte als Temperament bezeichnete.
"Ach, wenn ich nur jemanden kennen würde, der sich mit solchen Kräften auskennen würde und dazu noch über ein Netz aus Spionen verfügt!", dabei klang er sehr sarkastisch.
"Wenn es doch nur so wäre... ", erwiderte Saruman im gleichen Tonfall.
"Die Stadt erstickt förmlich an Korruption. Gewalt und Betrügereien egal wo man nur hinsieht... Die Stadt ist ein Biest und jemand mit Erfahrung könnte sie bestimmt gut kontrollieren!".
Galador verstand natürlich sofort, dass Saruman auf sich selbst anspielte. Er lächelte und sagte: "Ich habe euch tatsächlich vermisst, mein Freund!"
Saruman nutzte auch sofort seine Fähigkeiten und schickte Spione in jeden Winkel der Stadt, um mehr über die Unruhestifter zu erfahren. Tatsächlich gelang ihm das ziemlich schnell: Er ließ eine Frau in den Palast bringen und erpresste sie, ihre Kinder umzubringen wenn sie nicht einwilligte Informationen zu geben.
Dies schüchterte die Frau ein, woraufhin sie nützliche Informationen gab. Die unbekannte Gruppierung nannte sich Die Söhne der Großen Schlange und forderten die alte Ordnung und die alten Gesetzte zurück, so wie es im Osten all die Jahre zuvor üblich war. Unterstützt wurden sie von den Meistern aus Haradris und Ammu-Khand. Galador hatte dies schon erahnt, doch jetzt konnte er sich sicher sein.
Kurz danach erlangten die Meister die Kontrolle über Haradris zurück. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass sich Kianas Abwesenheit herumgesprochen hatte.
Galador lud die Meister nach Umbar ein, um mit ihnen zu verhandeln und hörte somit auf Sarumans Rat.
Grauer Staub und Mina verstanden diese Entscheidung nicht. Kiana wollte die Macht der Meister zerschlagen und nicht wie Freunde behandeln. Beide taten ihren Unmut kund und beschwerten sich bei Galador. Dieser speiste sie nur ab: "Wenn wir dauerhaft Frieden wollen, müssen wir mit ihnen verhandeln...".
Die Meister trafen sich mit Galador, Saruman, Mina und Grauer Staub in einem Raum des Palastes. Die drei Gäste saßen auf einer Art Bank. Saruman und Galador saßen jeweils auf Stühlen. Mina und Grauer Staub verzichteten darauf zu sitzen, denn niemals wollten sie sich mit Feinden -die sie verachteten- an einen Tisch sitzen.
"Wir sollten darüber reden, wie wir dauerhaften Frieden schaffen...", fing Galador an.
"Es wird nur Frieden geben, wenn wir unsere Traditionen zurück bekommen... Harad und Khand brauchen den Sklavenhandel, denn dieser hat uns und den Städten großen Reichtum gebracht, ließ sie florieren... Selbst unter der Herrschaft des rhûnischen Reiches, war der Handel erlaubt...", sagte einer der Männer. Galador erhob sich von seinem Platz, nahm den großen Krug vom Tisch und schenkte allen Wein ein. Er nahm seinen eigenen Becher und trank einen großzügigen Schluck. Dann schlug er vor: "Die Königin wird es nicht dulden, den Sklavenhandel weiter zu erlauben... Aber sie ist bereit , den Meistern von Harad und Umbar Zeit zu geben, um sich an die neue Ordnung der Königin zu gewöhnen... Fünf Jahre...".
Die drei Abgesandten der Meister sahen sich interessiert an, Grauer Staub und Mina sich dagegen skeptisch. Galador stand erneut von seinem Platz auf: "Überlegt es euch gut... Ihr habt dabei nichts zu verlieren... So riskiert ihr nur zu sterben...".
Mit diesen Worten verließ er den Raum. Saruman, Mina und Grauer Staub folgten ihm.
"Wie konntet ihr ihnen nur so etwas vorschlagen?", beschwerte sich Mina. Auch Grauer Staub, der Hauptmann der schwarzen Ostlinge, schien sichtlich verärgert.
"Wir wollen dauerhaften Frieden für Umbar und den Südosten generell... Also müssen wir Ihnen etwas entgegenkommen... Kiana würde es das Herz brechen, wenn wir nach Mittelerde reisen und die Meister hier wieder machen was sie wollen... Sklaven verkaufen...", verteidigte sich Galador. Er stockte, als er eine Gruppe von Menschen im Thronsaal sah.
"Ihr redet mit unseren Feinden und trinkt mit ihnen Wein?", rief einen von ihnen auf der Khandischen Sprache.
Galador erwiderte mit seinem gebrochenen Khandisch: "Die Königin hat mich damit beauftragt hier in Umbar Ordnung und Frieden zu schaffen... Und genau das tue ich!".
"Wo ist denn die Königin?".
"Sie ist bald von ihren reisen zurück...", beschwichtigte Galador.
"Ihr seid hier ein Fremdling, wir vertrauen euch nicht... ", der Sprecher wendete sich an die anderen beiden: "...Frau Mina, Grauer Staub! Ihr könnt dies doch nicht zulassen!".
"Die Königin vertraut ihm und er sorgt dafür, dass wir Frieden haben... Wir sollten ihm vertrauen...", antwortete Mina. Grauer Staub stimmte ihr zu. Die Gruppe gab sich zunächst damit zufrieden und verließ den Saal. "Danke...", flüsterte Galador langsam, doch beide schritten ebenfalls aus dem Thronsaal. Der Dol-Amrother ballte seine Fäuste und seufzte...
Kiana wusste nicht wo sie war. Sie versuchte noch Ancalagon zu überreden wieder zurückzufliegen. Doch vergeblich: Der große Drache rollte sich erschöpft ein und schlief weiter. Die junge Frau beschloss daraufhin zu Fuß weiter zu gehen und so stapfte sie durch die weiten Steppen. Es befand sich weit und breit keine Wasserstelle in der Nähe. Auch zu essen gab es nichts. Das Zeitgefühl hatte sie schon lange verloren. Für sie sah es in der Landschaft überall gleich aus: Weite Steppen, sandige kleine Berge und wenig Vegetation.
Wie untot ging sie immer weiter gerade aus, ohne zu wissen, wo der Weg sie hinführte.
Kiana hatte selbst noch nicht begriffen, was in der Arena von Umbar vor sich ging. Sie fühlte sich noch immer sehr erschöpft, ihrer Kräfte beraubt. Auch ob die anderen überlebt hatten, wusste sie nicht. Faramir hatte sie wieder einmal gerettet. Trotz des Verrates. Trotz das sie ihn zweimal wegschickte. In ihrem Gesicht befand sich viel Sand, Staub und Dreck. Auch das Kleid war zerissen.
Sie hörte dumpfes Donnern. Der Himmel konnte es nicht sein. Dieser war klar und sonnig. Auch war es dafür zu permanent. Es wurde immer lauter und es klang so, als würde es näher kommen. Schließlich erkannte Kiana diese Geräusche. Es war das Trampeln vieler Hufen.
Pferde! , dachte sie. Als sie schließlich etwas sehen konnte, verfinsterte sich ihre Mine. Es waren keine normalen Reiter. Es waren Krieger! Und zwar welche, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Sie trugen leichte Stoffrüstungen. Viele von ihnen hatten Bögen, Lanzen und Krummsäbel. Die junge Frau erahnte, dass dies nichts gutes für sie heißen konnte. Sie als einsame Frau in einem weit entfernten Land. Sie sehnte sich nach Faramir, der jetzt nicht an ihrer Seite war, um sie zu beschützen.
Wo bist du nur? , fragte sie innerlich nach ihm.
Die fremden Reiter kreisten sie direkt ein. Einer von ihnen, der der Anführer zu sein schien, musterte sie genau. Er gab Anweisungen und Kiana wurde gefesselt. Sie musste den Reitern hinterher laufen. Zu ihrem Glück, ritt der Reiter an dem sie gebunden war im Schritttempo.
Es war noch ein weiter Weg und sie machten Halt. Es wurde ein Zelt für den Anführer aufgebaut, der mit einigen Männern dort lag und trank. Kiana stand neben ihnen und sagte die ganze Zeit nichts. Sie lauschte den perversen und abwertenden Worten der Männer. Sie redeten auf Khandisch, doch wussten nicht, dass Kiana die Sprache ebenfalls beherrschte. Einer der Männer ging auf Kiana zu und wollte ihr das zerissen Kleid vom Leibe reißen, doch dann erhob sie ihre Stimme und sprach auf Khandisch um sich zu retten: "Ich bin Kiana vom Hause Vaneryen, die unverbrannte, die Befreierin der Sklaven, in Khand die Mutter der Drachen, Königin von Umbar und der Numenorer...". Die Männer begannen zu lachen. "Hier seid ihr ein Niemand Kiana Vaneryen, Sklavin der Variags von Khand, Dienerin von Mroth!", erwiderte er. Mroth war scheinbar sein Name. Er wollte wieder am Kleid ansetzten, doch der Mann der scheinbar der Anführer war, ging einige Schritte auf die junge Frau zu und betrachtete sie. "Der Name erscheint mir bekannt und auch das weiße Haar... Die Violetten Augen....".
Kiana schöpfte Hoffnung, dass sie doch noch zurück nach Umbar kam. "Wenn ihr mich nur zurück nach Umbar bringen könntet...", fing sie an. Der Anführer schnitt ihr die Fesseln durch und erwiderte: "Verzeiht mir! Ich werde dafür sorgen, dass euch nichts passiert und euch persönlich zu Khan Bolchan führen!".
Kiana verstand nicht was er damit sagen wollte.
"Unser Khan wartet bestimmt schon lange auf seine versprochene Frau!", fügte er noch hinzu. Als wäre es nicht schlimm genug, traf sie noch das weitere Unglück. Sie hatte ganz vergessen, dass sie an einen wilden Häuptling eines Stammes weit im Osten verkauft wurde. Der Anführer wies die Horde an, weiter zu reiten, denn es war scheinbar noch ein längerer Weg. Sie musste zwar nicht mehr zu Fuß laufen, doch betete sie inständig, dass Faramir sie rettete. Sie ließ einen Armreif auf den Boden fallen, in der Hoffnung dasd jemand, der nach ihr sucht, den Gegenstand fand...
Loki und Faramir waren schon eine ganze Weile unterwegs. Sie folgten den Spuren, die Ancalagon hinterließ. Hier ein gefressenes Schaf, dort ein verbrannter Widder.
"Vielleicht ist sie einfach nur Müde, Königin zu sein... Vielleicht ist sie ganz woanders, weit weg von Männern wie uns...", scherzte Loki.
"Überall auf der Welt wird es Männer wie uns geben, sie wird nicht entkommen können...", erwiderte Faramir und knüpfte an den Witz an.
Dabei ritten sie immer weiter. Loki nutzte die Chance um zu fragen: "Für euch gibt es wohl auch kein entkommen, was? Ich meine, ihr kommt immer wieder zurück.... Warum?".
Faramir seufzte: "Du weißt warum...".
"Ist es nicht frustrierend, dass ihr etwas wollt, was euch aber nicht will?".
Faramir musste schmunzeln: "Und ob es das ist...".
"Hach, wie romantisch.... Ich schätze das... Manchmal sehe ich euch an und frage mich ob ich auch so werde wie ihr, wenn ich älter werde...", sagte Loki.
"Wenn ihr denn überhaupt älter werdet...", erwiderte Faramir. Loki lachte nur daraufhin.
"Ich hoffe doch dass ich das werde... Immerhin will ich die Welt noch erleben wie sie ist, wenn Kiana sie erobert hat!"
Der Mann aus Gondor sah heimlich auf seinen Arm, der verletzt war. Er färbte sich immer weiter schwarz. Er seufzte und verdeckte ihn. Loki blieb schließlich stehen und zeigte auf eine Stelle im Tal. Die Steppe war von hunderten von Pferden platt getrampelt. Faramir wusste was dies zu bedeuten hatte. Die Männer ritten dorthin und sahen sich um. "Eine Armee?", fragte Loki. Faramir fand etwas silbernes im Boden. Es war ein Armreif, der die Form eines Drachen hatte. Er konnte nur einer Person gehören: Kiana!
"Wir sollten uns beeilen!", eilte Faramir, sprang auf sein Pferd und ritt den Spuren hinterher. Loki versuchte ihm zu folgen...
Einige zeit später erreichten sie ein Lager- und Dorfähnlichen Bau. Viele Zelt standen dort und im der Mitte befand sich ein Zelt, dass von Holzpfeilern umgeben war. Es schien das Hauptgebäude des Lagers oder des Dorfes zu sein. Faramir wusste nicht genau wie er es nennen sollte.
"Wir sollten uns bei Nacht hinein schleichen... Wenn sie uns wittern, töten sie uns und wir sind verloren...", sagte Faramir. Dabei krempelte der Mann reflexartig seine Ärmel hoch. Loki staunte nicht schlecht, als er seinen Arm sah.
"Ihr wisst was das bedeutet?", fragte Loki. Faramir nickte: "Ich werde ein verlorene Seele...".
"Wie habt ihr euch das zugezogen? Nicht jeder besitzt eine Morgulwaffe? Im Tempel von Melkor, in dem ich aufgewachsen bin, besaßen wir eins, aber selbst dort wurde es stets weggeschlossen..."
Faramir schüttelte Ahnungslos den Kopf. Der Mann aus Umbar entwickelte tatsächlich so etwas wie Mitgefühl.
"Dann sollten wir uns noch ausruhen, bevor wir die Königin retten...". Getroffen nickte Faramir ihm zu.
In der Nacht beschlossen sie in das Dorf zu gehen. Sie schlichen sich durch die etlichen Zelte und hölzernen Gebäude. Sie hatten Glück, dass die Variags aus Khand scheinbar ein Fest feierten und die meisten von ihnen bereits betrunken waren.
Faramir sah eine Frau mit weißen Haaren, in den Kleidern der Variags. Doch schien sie ihm so bekannt. Er zeigte dort hin und Loki verstand direkt waschen wollte. Neben ihr befand sich eine andere Frau. Beide Männer schlichen sich in einen Busch, bis Loki die andere Frau packte und ihr den Mund zu hielt.
Die Frau mit den hellen Haaren schrak dabei auf und drehte sich zu den Männern. Faramir war erleichtert, dass es sich tatsächlich um Kiana handelte. "Bitte tut ihr nichts!", bat Kiana und deutete auf die Frau. Vorsichtig ließ Loki sie los.
"Los komm mit!", drängte Faramir.
"Nein, wir werden niemals lebendig aus Shurlurtsa-Khand kommen...", erwiderte Kiana.
"Wir können es nur versuchen...".
Kiana war entschlossen: "Wir können mehr tun, als nur das.... Und ihr könnt mir dabei helfen...".
Etwas widerwillig nickte Faramir ihr zu.
Kiana betrat das Hauptgebäude in der Mitte. Viele Männer waren dort. Wahrscheinlich die Anführer der Horden. Auf einem Kissenhaufen saß ein grosser muskulöser Mann. Seine langen Haare reichten bis zum Gesäß, die zu einem langen Zopf gebunden waren.
"Ah, da ist ja endlich meine mir versprochene Frau!", fing der Mann an, der scheinbar Khan Bolchan war.
"Ich sollte dich als Strafe von jedem meiner Reiter ...", fuhr er fort. Kiana hörte bei den vulgären Ausdrücken schon nicht mehr zu.
Sie lief auf ihn zu, bis er schließlich bemerkte, dass sie nicht zuhörte.
Kiana erwiderte nur ruhig: "Ich werde das Meer passieren, welches zwischen Mittelerde und Harad liegt... Ich werde die Häuser meiner Feinde niederbrennen... Ihr werdet nichts davon tun... Ihr werdet auch nicht die Variags anführen und in Schlachten schicken, wie es damals durch das rhûnische Reich passierte...". Sie machte eine Pause und sah Khan Bolchan nun genau in die Augen: "Aber ich werde es!". Dabei klang sie sehr entschlossen und überzeugt. Das hielt die Männer aber nicht davon ab zu lachen.
"Du hast zu gehorchen, wenn ich etwas verlange... Genau wie meine Variags!", sagte er ruhig.
"Ich dachte, ich verschone dich, du bist doch recht hübsch.... Doch nun wird aus dir nichts mehr übrig bleiben wenn wir mit dir fertig sind...". Er hörte sich noch ziemlich ruhig an, doch er wurde lauter: "Danach sind die Pferde dran... Du verrücktes Miststück, dachtest du wirklich jemand von uns würde dir folgen und dienen?".
Kiana blieb ganz gelassen. Sie fasste in einen Feuerspender, woraufhin die Männer verstummten, denn ihr schien die Hitze nichts auszumachen und die Anwesenden waren verwundert.
"Ihr werdet mir nicht dienen...", sagte sie ruhig. "...Ihr werdet heute sterben!". Mit diesen Worten schmiss sie den Behälter um und das Feuer stürzte zu Boden und entzündete sich. Die Männer sprangen panisch auf und wollten aus dem Gebäude flüchten, doch vergebens, denn die Türen des Gebäudes waren verschlossen. Mit einer Druckwelle aus ihrer Hand ließ sie auch die anderen Feuerkelche zu Boden fallen, so dass das ganze Gebäude schnell in Flammen stand. Plötzlich schienen diese Fähigkeiten kontrollierbar zu sein. Sie machte sich aber nicht weiter Gedanken darum. Die Schreie der Männer begleiteten das Rauschen der Flammen. Die junge Frau war umgeben von rotem Feuern, doch wie damals, verletzten diese sie nicht. Ihre Kleider brannten zwar vom Leib, aber ihr passierte nichts. Sie lief aus dem brennenden Gebäude und sah viele Menschen die davor versammelt waren einschließlich Faramir und Loki. Alle verneigten sich vor ihr, aus Respekt, Ehrfurcht, vor allem weil niemand begreifen konnte was dort vor sich ging und sie verschont blieb. Selbst Faramir und Loki starrten Kiana mit offenen Mündern an.
Am nächsten Morgen sah sie auf die Horde. Faramir und Loki standen bei ihr. Sie wendete sich an den Mann aus Gondor. "Ich habe dich zweimal verbannt, doch du kamst zweimal zurück und du hast mein Leben gerettet ....", sagte sie mit gedämpfter Stimme.
Sie bemerkte, dass sie in einer komplizierten Situation war: "Ich kann dich nicht zurück zu mir lassen, aber auch nicht wieder wegschicken...". Sie wollte einige Schritte auf Faramir zu gehen, doch er wich zurück. Sie blickte ihn verdutzt an. "Ihr müsst mich weg schicken...", mahnte er mit gebrochener Stimme. Dabei krempelte er seinen Ärmel hoch und zeigte ihr seinen Arm. Kiana erahnte schon schlimmes. Sie hatte ein schlechtes Gewissen ihn ein zweites mal weggeschickt zu haben. "Gibt es eine Heilung?", fragte sie mich zittriger Stimme.
Faramir antwortete nur dass er es nicht wusste. "Wie lange dauert es?", fragte sie drängelnd. Auch das konnte Faramir nicht beantworten. "Ich werde es beenden, bevor es ganz ausbricht...", sagte er leise.
"Es tut mir leid... Es tut mir unendlich Leid!", stotterte Kiana. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
"Sollte es nicht... Denn alles was ich wollte war es dir zu dienen...", versuchte er sie zu beruhigen. "Galador Imrazor hatte recht... Ich liebe dich... Ich habe dich immer geliebt...". Er machte eine Pause. "Machts gut, meine Königin". Er wollte sich gerade abwenden, da rief Kiana: "Lauf nicht vor deiner Königin weg, Faramir der Numenorer! Du bist noch nicht entlassen! Du hast mir deinen Dienst geschworen! Du hast geschworen mir und meinen Befehlen zu gehorchen.... Und ich befehle dir eine Heilung zu finden, wo auch immer auf dieser Welt...".
Faramir sah zu ihr. "...Und dann kehrst du zu mir zurück!", fügte sie noch hinzu. "Wenn ich Mittelerde erobere, brauche ich dich an meiner Seite!".
Faramir war so erleichtert das zu hören und ihre Betroffenheit erwärmten sein Herz. Gleichzeitig wollte er selbst weinen, unterdrückte dies aber. Seine feuchten Augen konnte er allerdings nicht verstecken. Er nickte ihr nur zu, stieg auf sein Pferd und ritt davon.
Trotz der traurigen Ereignisse um Faramir ritt Kiana mit Loki, gefolgt von der Horde der Variags aus Khand in Richtung Umbar. Die junge Königin bemerkte einen Windzug. Sie wies die Horde an zu warten."Was ist los?", fragte Loki. Kiana schüttelte nur den Kopf.
"Wir reiten nach Umbar, segeln dann nach Mittelerde und was dann?", fragte Loki interessiert. Kiana antwortete: "Ich werde mir das holen, was mein ist.".
"Aber du bist gar nicht dazu gemacht, auf einem dämlichen Thron am selben Platz zu sitzen...".
Kiana lächelte. "Wozu bin ich denn gemacht?", wollte die junge Frau wissen.
"Du bist eine Eroberin, Kiana Sturmgeborene...".
Kiana sah einen Schatten über den Boden und nach den Worten von Loki ritt sie schnell vorwärts.
Sie war schon eine ganze Weile weg. Die Horde wurde schon etwas unruhig und Loki war kurz davor nachzuschauen, wo seine Königin hingeritten war. Doch plötzlich hörte man nur einen lauten Schrei und Ancalagon, der schwarze Drache , erschien am Himmel. Er setzte sich auf einen Felsen ab und schrie in Richtung der Horde, die scheinbar nervös war, bis sie schließlich Kiana auf den Drachen sitzen sahen. Loki lachte auf und grinste. Staub wurde durch die großen Flügel aufgewirbelt und breitete sich auf der Ebene aus.
"Der Khan der Variags erwählt fünf seiner Reiter als seine Windreiter, damit sie ihn beschützen und an seiner Seite kämpfen ,doch ICH erwähle euch ALLE!", rief Kiana. Die Horde der Variags jubelte ihr zu.
"Ich werde euch mehr fragen, als je ein Khan wagte, seine Horde zu fragen....Werdet ihr das große Meer auf Schiffen überqueren ?".
Wieder jubelten alle.
"Werdet ihr alle meine Feinde in ihren eisernen Rüstungen töten und ihre steinernen Häuser niederreißen?".
Das Gejubelt wurde noch lauter.
"Werdet ihr mir die sieben Königreiche und somit Mittelerde geben?".
Die Zustimmung in der Horde der Variags war scheinbar sehr hoch.
"Steht ihr zu mir? JETZT? Und FÜR IMMER?", die letzten Worte rief sie besonders laut und dementsprechend war auch das Jubeln der Variags laut und freudig. Die Stimmung wirkte aufgeheizt.
Kiana war zufrieden, denn sie hatte weitere Truppen gefunden und war dem Thron einen weiteren Schritt näher!
Die Geschosse der mächtigen Schleudern schlugen laut in die Gebäude und ließen Gestein zu Boden fallen. Der Schaden war verheerend und selbst der grosse Palast bebte. Die Menschen in der Stadt liefen panisch durch die Straßen. Viele von ihnen schrien und flüchteten sich in Häuser. Einige Viertel der Stadt standen in Flammen. Die Schiffe der Angreifer blockierten die Häfen.
"Ich konnte ja nicht erahnen, dass die Meister unser Abkommen ignorieren und sofort angreifen...", verteidigte sich Galador. "Wir sollten auf die Mauern und...", wollte er gerade sagen, wurde aber von Grauer Staub unterbrochen: "Genug! Ihr habt Schaden genug angerichtet! Wir euch gewarnt, die Meister sind nicht zu vertrauen! Die Armee ist mein Bereich, als bestimme ich!".
Galador verstummte zunächst und wartete bis der Hauptmann der schwarzen Ostlinge fortfuhr: "Wir sie werden zu uns kommen lassen... Den Palast wir können am besten halten!".
Kurz darauf wurdet der grossteil der Armee in das Hauptgebäude der Stadt gezogen und dort warteten sie auf den Feind. Als wäre es nicht genug, zitterte das Dach und dumpfe Geräusche, die sich wie schwere Schritte anhören, ertönten von dort. Grauer Staub ließ einen der schwarzen Ostlinge auf dem Balkon des Palastes nachsehen. Als er nach draußen ging, dauerte es nicht lange und er kniete auf den Boden. Galador und Grauer Staub waren irritiert, doch als plötzlich eine weiß-haarige Frau durch die Öffnung in den Raum schreitet, breitete sich Erleichterungen ihnen aus. Es war Kiana! Alle im Saal verbeugten sich vor ihr, doch sie sah dagegen gar nicht zufriedenen glücklich aus.
Während der Belagerung, befand sich die junge Königin mit ihrem Berater Galador in einem Raum. Alleine. Sie stellte ihn zur Rede.
Sie verstand nämlich nicht, warum es zu einem Angriff der Meister auf Umbar kam.
Galador hatte schon befürchtet, dass er von Kiana zur Verantwortung gezogen wurde. Im Hintergrund waren die lauten Einschläge noch immer zu hören.
"Das gute ist, die Stadt ist im Aufschwung ...", sagte Galador und versuchte die positiven Dinge zu nennen. "...Vielleicht sollten wir uns erstmal Schutz suchen....".
"Die Stadt befindet sich also im Aufschwung?", fragte sie ironisch.
Galador verzog sein Gesicht: "Umbar ist stark... Der Handel ist zu den Märkten zurückgekehrt und die Menschen stehen hinter euch...".
Kianas Blick ließ ihn das letztere zurückziehen: "Gut... Nicht alle Menschen... Aber kein Herrscher, der je geherrscht hat, hatte die Unterstützung vom ganzen Volk, aber die Wiedergeburt von Umbar ist der Grund für diese Gewalt...".
Er ging einige Schritte auf die junge Frau zu, obwohl er eingeschüchtert warä Er suchte schnell die richtigen Worte.
"Die Meister können Umbar nicht nicht im Aufschwung lassen... Denn wenn Umbar erfolgreich ist... Ene Stadt ohne Sklaverei... Mit euer Ordnung.... Ohne Meister... Das versichert dem Volk, dass niemand einen Meister braucht...", die Worte presste er schnell heraus.
"Gut...", erwiderte Kiana kurz. "Sollen wir anfangen?".
Galador sah sie etwas fragend an. "Haben wir denn einen Plan?".
Kiana ging auf ihren Berater zu der immer wieder nach hinten auswich: "Ich werde alle Meister kreuzigen, ihre Flotten in Flammen setzen, werde jeden ihrer Soldaten töten und ihre Städte in Staub und Asche verwandeln... Das ist mein Plan!".
Galador senkte den Kopf.
"Ihr seid nicht begeistert?", fragte sie.
Galador antwortete rasch und mit leicht zittriger Stimme: "Ihr habt mir mal erzählt, dass ihr wisst was euer Vater war... Kanntet ihr die Pläne die er hatte, wenn er Minas-Tirith zurückerobert hätte? Wahrscheinlich nicht...".
Er machte eine Pause und atmete tief ein und aus. "Er erzählte es Thir Stark und er erzählte es später mir... Vor seiner Hinrichtung... Er wollte die ganze Stadt verbrennen, mit seinen Kräften und Isenfeuer, von welchem er wusste, dass es sich noch in Minas-Tirith befand.... Er hätte alle getötet, die Verräter und die loyalen Menschen...".
"Das ist was ganz anderes!", warf die junge Königin ein.
"Darüber zu sprechen, ganze Städte zu vernichten, ist in keinster Weise anders...".
Kiana sah auf ihn herab und war verstummt. Vielleicht hatte er recht, doch in ihr war einfach diese Wut.
"Lasst mich euch eine alternative vorschlagen...", fing er an.
Kiana, Galador, Mina und Grauer Staub trafen sich mit den drei Meistern. "Ich hatte euch damals vor den Toren von Haradris Frieden angeboten... Wärt ihr nicht so arrogant gewesen, wärt ihr schon mit einer Flotte von Schiffen auf dem Weg in eure Heimat", sagte einer der Männer. Kiana erkannte ihn tatsächlich.
Der Mann spottete: "Doch nun verlasst ihr den Süden zu Fuß, wie die Bettlerkönigin die ihr seid...".
"Wir sind hier um Bedingungen einer Kapitulation zu diskutieren, nicht zu beleidigen...", mahnte Galador.
Einer der Meister erhob die Stimme: "Die Bedingungen sind einfach: Ihr und eure ausländischen Freunde verlasst Umbar, die schwarzen Ostlinge, die ihr gestohlen habt, gehen zurück nach Ammu-Khand, um erneut verkauft zu werden. Die Übersetzerin wird ebenfalls erneut verkauft und die Drachen abgeschlachtet...". Dabei schienen die Meister sehr zuversichtlich.
"Ich denke, wir haben uns nicht klar genug ausgedrückt...", fing Kiana an. "Wir haben eure Kapitulation zu diskutieren, nicht meine...".
Die Männer schmunzelten: "Ich kann mir denken, dass die neue Realität für euch unvorstellbar ist, aber... Euer Herrschaft ist vorüber...".
Kiana schaute und setzte ein lächeln auf. "Nein, meine Herrschaft hat gerade erst begonnen!".
Ein Schrei ertönte. Ancalagon tauchte auf und flog über den Versammelten hinweg. Die Meister ducken sich vor Angst, als der große schwarze Drache sich neben Kiana absetzte. Er hielt der jungen Frau seinen schuppigen Kopf hin, den sie streichelte. Kurz danach stieg sie auf Ancalagon und flog auf ihm über die Stadt. Die Szenerie wirkte sehr gestellt: Die Art wie sie auf Ancalagon stieg und wie sie zum flug mit ihm ansetzte. Die Meister sahen erstaunt hinterher.
Darium und Aranion mussten wohl von jemandem von den Ketten gelöst worden sein, denn sie befreiten sich aus den Katakomben und folgten ihrem Bruder Ancalagon. Sie flogen zu den Schiffen und versprühten Feuer auf sie, die sofort zerstört wurden.
Die Kinnladen der Meister waren weit geöffnet.
"Ihr müsst nicht für die Meister sterben, denn sie würden es auch nicht für euch tun! Also kehrt zu euren Familien zurück... Euch wird nichts geschehen!", wendete sich Grauer Staub an die Wachen. Diese ließen sofort ihre Waffen fallen und liefen um ihr Leben.
"Die Königin fordert, dass einer von euch sterben muss... Das ist die Bedingung...", forderte Galador.
Sofort drückten zwei von ihnen den dritten nach vorne und riefen, dass dieser Mann ja nicht einer von ihnen war. Der Mann ging auf die Knie und schluchzte, als Grauer Staub auf ihn zu kam. Doch anstatt diesen Mann zu töten, schnitt der Hauptmann der schwarzen Ostlinge den anderen beiden die Kehlen durch.
Galador ging auf den knienden Mann zu und legte seine Hand auf seine Schulter: "Kehrt nach hause zurück und erzählt was hier passiert ist... Erzählt ihnen, dass ihr am Leben seid, weil die Königin Gnade gezeigt hat...".
Mit diesen Worten verließen das Gefolge von Kiana den Treffpunkt...
Die Belagerung war zu ende. Endlich kehrte Ruhe in der Stadt ein. Auch die Städte von Harad und Khand ordneten sich endlich unter Kiana Vaneryen.
Sie traf sich nochmal mit Galador, denn sie hatte noch einiges mit ihm zu bereden.
Der Berater goß seiner Königin und sich Wein in die Kelche und wartete gespannt. Wollte sie ihn vielleicht doch töten? Wegschicken?
"Habt ihr euch schon entschieden? Bin ich es Wert, dass ihr mir dient?", fragte sie. Galador antwortete dagegen mit einer Gegenfrage: "Habt ihr euch schon entschieden, ob ihr meinen Tod wollt?".
"Wäre wohl die sicherste Entscheidung...", erwiderte die junge Königin von Umbar.
"Das wäre das gewesen, was euer Vater getan hätte...".
"Und was hätte euer getan, oder euer Bruder?", dabei hörte sie sich etwas verwirrt an.
Galador trank einen Schluck bevor er seiner Herrin antwortete: "Beide hätten mich getötet... Mein Bruder hat mich sogar in der Öffentlichkeit zum Tode verurteilt... Obwohl er das gleiche Blut hat wie ich".
"Ist es das, warum ihr ihn töten wollt?", Kiana hakte weiter nach.
"Eines Tages...", fing der Berater an, "Wenn ihr euch entscheidet mich nicht hinrichten lassen, werde ich euch erzählen, warum ich seinen Tod möchte... Aber dann brauchen wir definitiv mehr Wein...". Erneut nahm er einen grossen Schluck. Kiana griff ebenfalls nach dem Kelch und nippte an dem Gefäß.
"Ich weiß wer mein Vater war und wie der Verrückte König seinen Namen verdiente...", sagte die Königin.
Galador seufzte: "So sitzen wir hier also... Zwei schreckliche Kinder von zwei schrecklichen Vätern und Familien...".
"Ich bin schrecklich?", die junge Frau war verdutzt.
"Ich hörte damals einige Geschichten...".
"Warum seid ihr dann so weit greist, nur um jemanden schrecklichen zu treffen?",bohrte sie.
Der Dol-Amrother erwiderte: "Um mich zu vergewissern, ob ihr die richtige Art von Schrecken besitzt...".
"Welche Art ist es?".
"Die Art euer Volk davon abzuhalten noch schrecklicher zu sein...".
Es herrschte eine kurze Stille im Raum, bis Kiana das Wort ergriff: "Gut, aber unter meiner Herrschaft wurden die Arenen wieder geöffnet und Mord dient der Belustigung... Gewisse Dinge scheinen euch stets an meinen Vater Thurion, dem Verrüchten König zu erinnern...".
"Ja, aber es war eine weise Entscheidung... Ihr habt dem Volk etwas geschenkt... Aber ihr lernt aus diesen Dingen, oder lasst euch zu besseren Entscheidungen leiten! Es ist möglich, dass Saruman recht hatte, mit dem was er über euch sagt...", stellte Galador fest und wirkte nachdenklich.
"Saruman?", fragte Kiana verdutzt, "König Imrahils Meister der Spione?". Dabei lehnte sich sich in ihren Stuhl. Galador bejahte die Frage.
"Er war der jenige der dafür sorgte, dass ich euch suche und er war mein Reisebegleiter, bevor Faramir mich schnappte...".
"Faramir schickte zwanzig Jahre lang Informationen an Saruman, der versuchen ließ mich zu finden und zu töten...", sagte sie.
"Er tat es nur um zu überleben und tat andere gute Dinge, obwohl er diese nicht tun durfte... Ich denke, er ist mit der Hauptgrund warum ihr noch nicht tot seid...", verteidigte Galador seinen Freund.
"Also vertraut ihr ihm?".
Der Dol-Amrother nickte. "Wahrscheinlich ist er der einzige, dem ich in dieser Welt vertraue... Abgesehen von meinem Neffen". Galador schütte sich erneut Wein ein.
"Euer Neffe gehört ebenfalls zu den Feinden... Vielleicht töten ich ihn ja am Ende...", provozierte sie.
"Ich hatte mein leben aufgegeben, bis Saruman mir versicherte, dass ihr es Wert doch noch zu leben...", daraufhin nahm er einen großen Schluck.
"Ihr wollt mir den Kopf abschlagen? Fein, meine letzten Tage waren wenigstens äußerst interessant..". Er sah in seinen Kelch.
Kiana antwortete beobachtend: "Ich werde euch nicht töten...".
Galador wurde hellhörig: "Nein? Also verbannt ihr mich?".
Kiana schüttelte den Kopf.
"Wenn ihr mich nicht töten oder verbannen wollt, was dann?", fragte er irritiert.
"Ihr werdet mich beraten. ... Auch noch in Mittelerde und darüber hinaus... Sobald ihr noch fähig seid komplette Sätze zu sprechen...", die junge Frau beugte sich nach vorne, riss ihm den Kelch aus der Hand und stellte ihn weg. Galador verzog das Gesicht und rieb sich am Kinn. "Wobei soll ich euch beraten?", wollte er wissen.
"Wie ich das bekomme was ich will!", erwiderte sie rasch.
"Den Thron von Mittelerde... Vielleicht solltet ihr etwas anderes wollen... ".
Kiana war leicht verärgert und erwiderte: "Wenn ihr Witze macht, solltet ihr euch ordentliche ausdenken...".
"Ich scherze nicht...", sagte Galador. "Es gibt viel mehr als nur Mittelerde... Wie vielen hunderttausenden Leben habt ihr hier ein besseres Leben verschafft? Vielleicht ist es das, wozu ihr gemacht seid...".
Kiana sprang von ihren Stuhl auf und lief im Raum auf und ab.
"Ich kämpfte dafür, dass jedes Kind, das hier geboren wird, nicht in die Sklaverei verkauft wird... Ich kämpfe dafür jetzt und auch noch nachdem ich den Thron habe... Aber dies hier ist nicht meine Heimat...".
Galador fragte: "Wenn ihr in eure Heimat zurückkehrt, wer wird euch unterstützen?".
"Das gewöhnliche Volk...".
"Lasst uns das mal durchdenken: Hier in Umbar habt ihr die Unterstützung des gewöhnlichen Volkes und zwar nur des gewöhnlichen Volkes... Wie soll es funktionieren, ohne die Reichen zu regieren? Haus Vaneryen ist verschwunden, nicht eine Person, die euer Blut teilt ist am leben um euch zu unterstützen... Das Haus Stark ist ebenfalls verschwunden, welches tief verbunden mit eurem Vater und eurer Mutter... Mein Bruder und euer Vater sorgten aber dafür,dass es nicht mehr da ist... Haus Imrazor wird euch niemals unterstützen, ebensowenig wie das Haus von Rohan... Da bleiben noch die Girions von Thal... Nicht unmöglich, aber nicht genug...".
Kiana schnaubte und erwiderte kühl: "Imrazor, Vaneryen, Stark, Girion... Sie sind Speichen eines Rades... Das Haus ist oben, dann das nächste und dann folgt das nächste... Während seiner Drehung, werden die am Boden zermalmt...".
Der Berater verstand worauf sie anspielte. Es gab schon einige, die die Welt und Prinzipien verändern wollten. Aber nie war es gelungen. So erwiderte er: "Es ist ein sehr schöner Traum , dieses Rad zu stoppen!".
Kiana sah ihn tief an und ballte ihre Fäuste: "Ich habe nicht vor das Rad zu stoppen... Ich werde es vernichten!".
Galador wusste was dies bedeutete. Doch er sah auch, dass seine Königin es ernst meinte. Er konnte nur hoffen, dass es gut für das Reich von Mittelerde war...
In den nächsten Tagen waren die Vorbereitungen auf die Abreise nach Mittelerde im vollem Gange. Vorräte wurde angesammelt und Waffen auf Schiffe transportiert.
Am Abend vor der Abreise befand sich Loki in den Gemächern der Königin. "Hach, wie es nur wird, wenn wir Mittelerde erreichen...", träumte er. Kiana erhob sich vom Bett und trank etwas. "Ich werde einen Fürsten heiraten müssen...", sagte sie.
Loki lachte und erwiderte: "Das wird bestimmt nichts an den Treffen von uns ändern!"
Kiana wendete sich ihm zu und lehnte sich an den Tisch der sich dort befand. "Du wirst hier bleiben...". Sie nahm einen kräftigen Schluck. "Was? Warum?", fragte er verzweifelt. "Das Volk von Mittelerde würde es nicht akzeptieren, wenn du an meiner Seite bist... Und ich brauche jemanden, der hier in Umbar wacht...".
Loki versuchte sie doch noch umzustimmen: "Du weißt, dass ich viel mehr für dich fühle, Kiana...". Doch sie ließ es nicht zu. Natürlich viel es ihr schwer, da sie ebenfalls mehr für Loki fühlte. Galador riet ihr dazu, um nichts zu riskieren und die Position in Mittelerde zu stärken mit einem heimischen Fürsten an der Seite.
"Es ist ein Befehl und du bist der einzige dem ich vertraue... Der weiß was ich will...", sagte sie. Der Mann der Drachengarde gab nach: "Dann lasst uns diesen Abend nicht darüber sprechen und ich schenke dir eine Nacht, die du niemals vergessen wirst, du weißt ja wo du mich findest, wenn du mich vermisst!". Dabei scherzte er. Kiana konnte sich das lachen auch nicht verkneifen. "Dazu sage ich nicht nein!", erwiderte sie nur. Und begab sich wieder zu ihm.
Am Morgen ging Kiana noch einmal durch den Thronsaal um Galador zu finden. Er saß auf den Stufen die zum Thron führten. Als er Kiana bemerkte, erhob er sich und verbeugte sich.
"Ich hab es ihm gesagt...", klärte sie ihn auf. "...Und er hat es verkraftet...".
Galador schmunzelte und entschuldigte sich: "Tut mir leid, Aufmunterung war noch nie meine Stärke...".
Kiana winkte ab: "Euch sei verziehen.". Dabei suchte sie etwas aus ihrem schwarzen Kleid. "Bald ist es so weit, dann seid ihr Teil des großen Spiels in Mittelerde.", fing Galador an. Kiana nickte ihm zu.
Er fuhr fort: "Ich weiß, es war sicher schwer für euch, euch von einem Mann zu trennen der euch viel bedeutet und viel geholfen hat in der letzten Zeit...".
"Ich fand es nur halb so schlimm...", spielte Kiana die Situation herunter. "Ach, ich gebe es auf... Ich werde niemals gut in Aufmunterung sein... Was wohl weniger daran liegt, dass ich nie an etwas geglaubt hatte und wenn ich doch dazu gezwungen wurde, zeigte mir dieser Glauben, wie schrecklich er doch war.... Doch an euch.... An euch kann ich gutem Gewissens glauben und aufblicken....", dabei wirkte er sentimental.
"Gut!", sagte Kiana. "Ich brauche euren Rat...".
"Und mein Rat gehört euch! Jetzt und Immer!", schwor Galador. "Ich habe etwas für euch anfertigen lassen, ich hoffe es ist richtig...", dabei steckte sie dem Dol-Amrother eine Brosche, die die Form einer Hand hatte, an. "Ich ernenne euch zur Hand der Königin!".
Sie setzte ein sanftes Lächeln auf und ließ sie noch hübscher aussehen, als sie so schon war. Selbst Galador würde niemals zu ihr nein sagen. Ihre Ausstrahlung riss ihn in den Bann der jungen Frau und er hatte das Gefühl, sein Herz erwärmte sich in ihrer Nähe.
Die frisch ernannte Hand der Königin war mehr als überrascht. Nie hatte er damit gerechnet. Niemand vertraute ihm jemals solche Positionen an. Stolz streckte er die Brust heraus und hob seinen Kopf. Er kam gebrochen nach Umbar und kehrt als Hand der Königin zurück nach Mittelerde. Saruman betrat ebenfalls den Saal. Er beobachtete das ganze Schauspiel. Er setzte ein lächeln auf, als Kiana seinem Freund die Brosche ansteckte. Der ältere Mann ging auf die beiden zu: "Ich möchte euch nur ungern stören, euer Gnaden, aber ich denke wir kennen uns noch nicht persönlich... Ich bin Saruman!", stellte er sich vor. Galadors Herz blieb für einen kurzen Moment stehen. Er hoffte, dass dies eine gute Entscheidung war, nach dem letzten Gespräch. "Dann heiße ich euch willkommen in Umbar!", sagte sie nur lächelnd. Der Berater seufzte erleichtert.
"Ich habe gute Neuigkeiten für euch! Es gibt zwei Fürsten aus Mittelerde, die euch dringend kennenlernen wollen!", sagte Saruman.
Kiana war zufrieden über diese Neuigkeiten, denn scheinbar gab es doch Unterstützer für Haus Vaneryen.
Sie wollte keine Zeit verlieren und so wurde alles auf die Schiffe verladen: Waffen, Vorräte, die schwarzen Ostlinge und die Variags aus Khand.
Kiana befand sich mit Galador, Mina, Saruman und Grauer Staub auf einem Schiff, dass voran fuhr. Die schwarzen Segel zeigten den dreiköpfigen Drachen, der im Wind flatterte.
Ancalagon, Darium und Aranion flogen über ihren Köpfen in Richtung Mittelerde.
Kiana Vaneryen war aufgeregt, denn sie wusste nicht, was sie dort erwartete und wie die Rückkehr von den Gürdten aufgefasst wurde....
Ob es gut für das Land war oder nicht, wusste niemand. Doch ein stand fest: Die Drachen kehren zurück nach Mittelerde!