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Die Rückkehr der Nazgul

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Only True Witchking:
Hallo Edain-Community und andere MU-Besucher!

In einer merkwürdigen Koinzidenz hatte ich mich endlich dazu entschlossen, diese lang geplante FanFiction zur Welt von Arda zu schreiben, da postet >Darkness< eine Geschichte!  ":-|" :D
Aber, auch wenn beide Geschichten zumindest mit Melkor zu tun haben, denke ich doch, dass sie sehr unterschiedlich sind, also folgt meine FF sozusagen "auf dem Fuße".

Wie aus dem Titel deutlich ersichtlich, geht es in dieser Geschichte um die Rückkehr der Nazgûl nach Mittelerde. Die Geschichte ist der Anfang eines "3-Teilers" zur Dagor Dagorath und spielt im Vierten Zeitalter.

Ich werde versuchen möglichst nahe an der Lore zu bleiben, aber auch einige Additionen machen. Außerdem werde ich die "Later writings" weitestgehend ignorieren. Da sich die Geschichte um die Nazgûl dreht, werft mal einen Blick auf mein Profilbild, und erst dann darf sich jemand beschweren, dass die Nazgûl zu mächtig und deshalb nicht mit der Lore vereinbar sind.

Die Geschichte wird unregelmäßig fortgesetzt werden, und auch wenn ich sehr viel Spaß beim Schreiben habe, wird es sicherlich eine Weile dauern, bis die Geschichte zum Ende kommt.


Außerdem plane ich, zu jedem der Neun eine Art Biografie zu schreiben, aber das liegt noch etwas in der Zukunft. Vielleicht erstelle ich auch eine Zeittafel des frühen Vierten Zeitalters, aber nur vielleicht.

Bevor jemand fragt, "Angamarth" bedeutet "Eisernes Schicksal", und ist eine Hommage an Dûrmarth, meinen Lieblingshelden aus Edain 3.8.1.
Wo wir schon bei Namen sind: Ich werde den meisten (aber nicht allen) Charakteren Namen geben, die es schon einmal gab, vermutlich auch bei den Elben (Tolkien hat mit Galdor und Gelmir die Regel sowieso gebrochen :o, egal wie sehr er versucht hat, Glorfindel zurecht zu biegen 8-|). Die Sindarin-Bezeichnungen sind alle mithilfe von PONS gemacht, also kann da durchaus was falsch sein, und die Haradrim-Wörter denke ich mir selber aus.

Ansonsten hoffe ich, ihr habt Spaß beim Lesen, und ich freue mich natürlich über Feedback! Einfach in diesen Thread schreiben, und ich werde es mir zu Herzen nehmen (solange es konstruktiv bleibt, natürlich). Außerdem könnt ihr ja mal schauen, ob ihr alle Referenzen zu Mittelerde (und vielleicht auch zu anderen Sachen) findet ;).


WARNUNG:
Sollte jemand sehr sentimental im Bezug zu fiktiven Charakteren sein, ist er hiermit gewarnt: Wenn ich es übers Herz bringe, kann ich echt fies zu meinen Figuren sein!   :o 
So, hier der Prolog:
Prolog
9. September, 999 V.Z.

Stille. Kein einziges Geräusch durchbrach die endlosen Weiten der Steppe im Norden von Rhûn.  Die Sterne standen klar am Himmel und funkelten wie Kristalle. Gerade hatte ein neuer Tag begonnen.
Der Schein Ithils beleuchtete einen hohen Schatten, einen Turm aus schwarzem Stein, der einsam aufragte. Er war fast einhundert Schritt hoch, und oben endete er mit einem hohen, spitzen Dach. Wie eine Nadel stach er in die Luft, denn er war nicht sehr breit. Seine Außenseite war glatt, mit keinem Zeichen versehen, und er hatte auch keine Tür.  An seinem Fuß war er umringt von acht glatten, runden Steinen, ebenfalls schwarz, die in unregelmäßigen Abständen dort lagen.
Dann kam ein Wind auf. Es war nur ein sanfter Hauch, aber er brachte das Grasmeer zum wogen. Es war ein warmer Wind zuerst, doch dann wurde es kalt, unnatürlich kalt für eine Nacht in Rhûn. Der Wind wurde rasch stärker, nun rauschte das Gras. Schneidende Kälte lag jetzt in der Luft, und dann begann ein Wispern.

Mit dem Wispern kamen die Schatten. Zuerst war es nur einer. Er erschien aus dem Nichts, auf einem flachen Hügel im Osten des Turmes. Er hatte keine Form, nicht einmal eine Farbe, aber er war dort.
Nur ein gnadenloses Augenpaar glitzerte kalt. Er näherte sich dem Turm, bewegte sich schnell und lautlos voran. Im Süden begann die Luft zu wirbeln, ein kleiner Sandsturm bildete sich, und auch der Sandsturm hatte Augen. Er raste auf den Turm zu, schnell wie der Wind, gefolgt von einem Pferd ohne Reiter dessen Augen brannten wie Feuer.
Aus dem Norden ertönte ein schreckliches Seufzen, und das Wispern wurde lauter. Ein weiteres Augenpaar erschien, ohne Körper, doch leises Klagen war zu hören wie ferne Musik. Die Augen schwebten langsam in Richtung des Turmes. Das nächste Augenpaar, aus dem Südwesten, war umgeben von den tiefsten Schatten, und die Sterne wurden verdunkelt. Zuletzt, mit einem grässlichen Knacken, erschien eine Figur im Norden, ein mannshoher Schneesturm, und das Land unter ihr gefror. Die Erscheinung setzte sich langsam in Bewegung, und wurde schneller, je näher sie dem Turm kam.

Alle Gestalten blieben stehen, jede vor einem der Steine. Dann zogen Wolken vor den Himmel, in Sekunden geschah was sonst Stunden dauerte, nur der Mond schien noch schwach.
Im Westen leuchtete kurz ein goldenes Licht am Horizont, und zwei Gestalten raten aus dem Licht, wie als wären sie weit entfernt, doch in Wahrheit standen sie dicht vor dem Turm. Eine war nur grünes, entsetzliches Licht, in welchem Augenpaare aufblinkten, die andere ein schmaler, dunkler Strich von Dunkelheit ohne Augen, und als diese letzte Gestalt erschien legte sich der Wind. Das Wispern verstummte, und das Klagen der Augen aus dem Norden war kaum noch zu hören.

Als beide Gestalten den Turm erreicht hatten, wurde der Mond plötzlich schwarz. Die Umgebung war jetzt nur noch beleuchtet von schwachem, grünem Licht und den feurigen Augen des schattenhaften Pferdes.
Plötzlich ertönte ein entsetzlicher Schrei, von solcher Bosheit, dass die Erde selbst zu erzittern schien.
Im Westen türmte sich ein Schatten auf, schwarz wie die zeitlose Finsternis, wie eine Woge aus Nacht. Heraus trat ein Schatten, der, so unmöglich es schien, noch dunkler war, wie die Definition von Dunkelheit. Fürchterliche Augen voller Bosheit brannten mit kalter Flamme in seinem Gesicht, und er war in einer flüssigen Bewegung beim Turm angekommen, als würden Raum und Zeit sich ihm beugen.

Der Schatten aus dem Osten  trat nun vor, und es schien, als würde er den schwarzen Stein zu seinen Füßen berühren.  Darauf erschienen feurig leuchtende Zeichen, und sie bildeten einen Namen:  Khamûl.
Als nächstes war der zweite Schatten an der Reihe, und Sand strich über den Stein,
bevor ein weiterer Name geschrieben wurde: Ji Indûr.
Weitere folgten: Das Pferd stieß ein Schnauben aus, und der Name Ûvatha loderte auf.
Mit einem leisen Seufzen erschien der Name Ren, und nach einer Bewegung des Schattens im Südwesten war auf seinem Stein Hôarmûrath zu lesen. Der Name Angamarth erschien nicht in Feuer, sondern in tiefstem blau wie ein gefrorenes Meer. Grünes Licht entzündete rote Flammen, sie bildeten den Namen Akhôrahil.
Als letztes stand auf einem Stein Adûnaphel, doch die Schrift war nicht leuchtend, stattdessen gedämpft.

Dann trat der letzte der Neun vor, und von Westen kommend legte er eine Hand auf den Turm. Eine Öffnung erschien, wie ein schwarzes Loch, und er trat ein. Hinter dem Loch leuchtete ein schwaches, fahles Licht auf. Es beleuchtete Waffen. Lanzen, Schilde, Streitkolben, Bögen und Äxte lagen auf dem Boden, doch die Gestalt achtete ihrer nicht. Schnell glitt sie eine Treppe von hunderten Stufen empor, durch die Dunkelheit, bis sie in der Spitze ankam, im einzigen anderen Raum des Turmes. Dort war kein Licht, aber trotzdem erkannte der Schatten was dort in Waffenständern und an der Wand aufgereiht war: Rüstungen aller Arten, aus schwarzem Metall oder aus Mithril, Helme mit grässlichen Fratzen als Visier, doch am Wichtigsten: Neun Schwerter, Neun Dolche und Neun schwarze Mäntel.
In der Mitte des Raumes lag ein schwarzes Kästchen auf dem Boden. Die Gestalt näherte sich und es zerfiel zu nichts. Dort wo das Kästchen gewesen war, lagen nun, besetzt mit Edelsteinen, neun goldene Ringe.
         

Only True Witchking:
Kapitel 1: In der Falle
11. Mai; 1396 V.Z.

Aranwe war unruhig. Es war ein schöner Morgen, die Sonne leuchtete und Vögel sangen. Doch er spürte dass etwas Schlechtes passieren würde, nur er wusste nicht was. Und genau das war das Problem, denn Telemnar, ältester Sohn von Adrahil IV. von Dol Amroth und Führer ihres 31-köpfigen Trupps, würde sicherlich nicht wegen eines bloßen Gefühls haltmachen. „Es ist schwer, der Leibwächter von jemandem zu sein, der so furchtlos ist, dass es schon an Torheit grenzt“, dachte Aranwe bei sich. Dann wandte er seinen Blick wieder dem Pfad zu. Vor ihnen lag nur noch ein kurzer, gerader Weg bis zum Sirisil, dem kleinen Fluss im schönen Land von Ithilien.
Wie immer stimmte ihn der Gedanke an das Schicksal Ithiliens traurig. Die Hauptstadt des Fürstentums war Caras Mithren, die Graue Feste in den Emyn Arnen, dabei sollten ihre Fürsten eigentlich von Minas Ithil aus regieren. Doch selbst vierzehnhundert Jahre nach dem Krieg um den großen Ring wurde die Stadt immer noch Minas Morgul genannt, und nur ein einziger Mensch hatte sie je betreten: Elendur, Kronprinz von Gondor, um seinen Mut, der schon längst überall bekannt war, erneut zu beweisen. Niemand hatte ihn jemals wieder gesehen. Zumindest berichteten das die Chroniken, denn auch dieses Ereignis war fast 600 Jahre her. Und immer noch war das Morgultal ein Ort des Grauens. Aranwe hatte es einmal in seinem Leben gesehen, von den Emyn Arnen aus, und seitdem übergab er den Befehl über die Leibwache Telemnars immer an Bergil, den Unterhauptmann, wenn der Prinz von Dol Amroth den Fürsten Ithiliens, Mablung, besuchte. Aranwe selber wollte der Stadt nie wieder nahekommen. Deswegen war er auch froh, dass sie über Cair Andros geritten waren, um nach Calenost* zu gelangen. Selbst Osgiliath lag ihm zu nahe an der toten Stadt.
Sie erreichten den Sirisil. Während sie ihn überquerten, schauderte Aranwe noch immer bei dem Gedanken an Minas Morgul.

Plötzlich lag ein Sirren in der Luft, gefolgt von einem lauten Prasseln. Ein Schlag traf Aranwes Plattenrüstung, und er riss das Schwert heraus und das Visier nach unten. Es hagelte Pfeile! Zwei Pferde stürzten, und ein Reiter fiel aus dem Sattel, drei Pfeile im Gesicht. Chaos brach aus, und Aranwe versuchte, zu Telemnar durchzudringen. „Nach vorne“, rief der Prinz, „raus hier!“ Nach der ersten Unruhe hatte sich die Einheit beruhigt, keiner sagte auch nur ein Wort, als sie lospreschten. Ein gespenstischer Augenblick völliger Stille ging vorüber, als mehr Pfeile von ihren Rüstungen abprallten. Dann stürzten ihre Pferde, die ersten rannten in verborgene Pfähle, manche fielen über Seile, und die hinteren liefen in die vorderen. Aranwes Pferd stürzte über das tote Reittier Telemnars, der bereits wieder stand, und hart traf der Hauptmann auf dem Boden auf.
Eine Salve Wurfspeere tötete das letzte Pferd, das noch nicht gefallen war, und gleichzeitig brachen Angreifer unter Gebrüll aus dem Gebüsch zu beiden Seiten des Weges, sowohl vor ihnen als auch hinter ihnen, wie Aranwe bemerkte, während er auf die Beine kam.
Jetzt war das Chaos auf dem Weg perfekt, denn die Pferde traten um sich, schrien und schnaubten, während Krieger aufstanden, ihre Waffen aufnahmen oder sich vor den Pferden zu retten versuchten. Zudem war der Feind mitten unter ihnen, deutlich erkennbar als Männer aus Harad, mit roten Gewändern, leichten Rüstungen und Masken vor dem Gesicht. Sie trugen das Symbol eines schwarzen Dolches, und waren bewaffnet mit Krummschwertern und Äxten. Manche trugen auch Rundschilde. Zwei stürzten sich auf Aranwe, doch er vertraute auf seine Plattenrüstung, ließ einige Treffer abprallen und Schwang sein Schwert mit beiden Händen. Ein Gegner stürzte blutend zu Boden, der zweite zog sich nach einem Armtreffer zurück. „Bildet einen Kreis!“ befahl Aranwe, als er sah wie Telemnar gegen einige Haradrim kämpfte und ihm zur Hilfe eilte, „Schnell!“
Aber das Getümmel war zu dicht, wie der Hauptmann bald bemerkte. „Mein Prinz!“ sagte er, „bleibt dicht bei mir!“ „Was habt ihr vor?“ fragte der junge Erbe von Dol Amroth. „Wir kämpfen uns nach vorne durch, es ist zu unübersichtlich!“ antwortete der Leibwächter. Eine Gruppe von zehn Kriegern hatte sich bei den Pferden verschanzt, sie bildeten einen Keil, während die wildgewordenen Tiere ihnen den Rücken freihielten. Ohne zu zögern stürzten sich der Prinz und sein Leibwächter ins Getümmel. Nach wenigen Augenblicken waren sie durchgebrochen, drei Haradrim lagen sterbend am Boden. Sie stießen zu den anderen Kriegern, und Schritt für Schritt wurden die Angreifer zurückgedrängt, während die Amrothianer sich sammelten. Da ertönte ein raues Horn. Aus der Richtung, aus der die Reiter gekommen waren, rückte jetzt ein gut geordneter Trupp Speerträger vor, mit großen, ovalen Schilden, Kettenhemden, Stahlhelmen und gut gefertigten Waffen. Zum ersten Mal im Kampf verspürte Aranwe Furcht. Zuvor war er zu fokussiert auf den Kampf gewesen, außerdem begriff er nun, dass sie nicht in einen gewöhnlichen Überfall geraten waren. Irgendeine Macht, vermutlich aus Harad, wollte den Prinzen tot sehen. Die Krieger, die gerade gegen sie vorrückten, gehörten zu den „Ajíra´an“, den Garden der Fürsten Harads! Und es war eine halbe Hundertschaft! Zum Glück lagen mittlerweile die tobenden Pferde zwischen ihnen und den Angreifern.

Aranwe blickte sich um, vielleicht konnten sie jetzt in die andere Richtung ausbrechen? Aber von dort griff ein weiterer Trupp Krieger an, zwar gering an Zahl, nur ein Dutzend, doch furchteinflößend: Sie überragten die Männer des Prinzen bei weitem, waren Muskelbepackt, hatten nachtschwarze Haut, ihre Augen leuchteten weiß und ihre Zungen rot. Sie trugen nur einen Lendenschurz, aber hatten zweihändige Äxte als Waffen, welche, gepaart mit der Kraft dieser Männer, die eher wie halbe Trolle erschienen, sicherlich jeden Plattenpanzer überwinden konnten.
Aranwe steckte in der Klemme. Er wusste, Telemnar vertraute darauf, dass er die richtige Entscheidung traf. Doch wohin sollten sie sich wenden... Nach Westen, gegen die Speerträger, oder nach Osten, in die Arme der Halbtrolle? Wenn sie nicht schnell genug eine Seite besiegten, würden sie zermalmt zwischen zwei Fronten.
Das gab den Ausschlag in seiner Entscheidung. „Weg vom Fluss!“ befahl er, „Wir brechen nach Osten durch!“ Die riesigen Krieger waren deutlich weniger, und trugen keine Rüstung. Sie würden leichter fallen. Zudem wäre es Wahnsinn, geradewegs in eine Formation von Speerträgern zu laufen, mit nichts als Langschwertern bewaffnet.
In einem geordneten Block rückten die Krieger Dol Amroths vor, Aranwe an der Spitze, Telemnar in ihrer Mitte. Die Feinde warfen sich gegen sie, doch der erste bezahlte mit dem Leben, als ein Leibwächter vorsprang und ihm das Schwert in die entblößte Kehle stieß. So groß die Angreifer auch sein mochten, sie bluteten und starben wie jeder andere Mann. Ein Hüne attackierte den Hauptman, der durch antrainierte Reflexe die Axt beiseite schlug. Wie ein silberner Blitz zuckte sein Schwert nach vorne, und traf den Gegner in die Schulter. Der jedoch schien nichts zu spüren, und rammte seinen Axtstiel gegen Aranwes Brustpanzer. Der Aufprall ließ den Amrothianer taumeln, und bevor er sich gefangen hatte, raste der Axtkopf auf seinen Helm zu. Mit dem linken Arm lenkte er den Hieb leicht ab, dennoch wurde er hart auf die rechte Schulter getroffen. Nur sein Gambeson*, das er unter der Rüstung trug, rettete ihn vor einem Knochenbruch, aber der Schmerz betäubte seinen Arm und eine schwere Delle erschien in der glänzenden Plattenrüstung.
Erneut holte der Troll-Mann aus, nur um im nächsten Moment zu erstarren. Telemnars Schwert hatte von hinten seine Brust durchbohrt, Blut rann aus der Wunde. Dann riss der Prinz sein Schwert zurück, und mit einem Blutschwall brach der Krieger in die Knie. Doch noch im Fallen schwang er seine Axt gegen die Beine des Prinzen, und traf ihn am Oberschenkel. Aber Telemnar wankte nicht einmal, der Hieb hatte keine Kraft mehr gehabt. „Der Weg ist frei!“ rief Bergils Stimme neben Aranwe, und dann begannen sie alle zu rennen.


Fortsetzung folgt.

*Calenost: Ehemals Henneth Annûn. Der Sirisil bildet bei Calenost ein kleines Becken, während des Ringkrieges „Der Verbotene Weiher“ genannt.
*Gambeson: Ein Gambeson ist eine leichte Rüstung für Oberkörper und Oberschenkel, die entweder aus mehreren Lagen Leinentuchs bestand, oder mit verschiedenen Materialien wie Rohbaumwolle oder Stoffresten ausgestopft war.
Wie Experimente zeigen, konnte das Gambeson sogar vor Schwerthieben guten Schutz bieten, eher schlechten vor Stichen. Ein gutes Gambeson kann allerdings mit etwas Glück selbst Langbogenschüsse abwehren. Es war sehr weit verbreitet, Leder wurde so gut wie nie für Rüstungen genutzt.

SINDARIN-NAMEN:
Telemnar – Silberflamme
Sirisil – Bach des Mondes; Mondbach
Caras Mithren – Die Graue Festung
Calenost – Die grüne Stadt

HARADRIM-NAMEN
Ajíra´an – Schlangengarde

Only True Witchking:
Kapitel 2: Calenost
11. Mai; 1396 V.Z.
Ohne die Bogenschützen wären sie erledigt gewesen. Die Krieger aus Harad hatten sie beinahe eingeholt, da sie leichter gerüstet waren, und weil einige der Leibwächter verletzt waren. Sie wären freiwillig zurückgeblieben, und im Notfall hätte Aranwe es ihnen erlaubt, hätte sie geopfert um den Prinzen zu retten, ob der es wollte oder nicht. Ohne Verwundete lief es sich schneller. Aber dazu war es nicht gekommen, denn ein plötzlicher, anhaltender Hagel von Pfeilen hatte drei der Haradrim niedergestreckt, und die anderen zurückgetrieben. Jetzt standen Aranwe, Telemnar, Bergil und die restlichen 19 Überlebenden der Leibwache vor etwa fünfzig grün gewandeten Männern. Sie trugen eng anliegende Kleidung, perfekt um sich im Wald zu bewegen, und hatten Kapuzen aufgezogen. Grüne Masken verbargen ihr Gesicht gänzlich, nur Augenlöcher waren freigelassen. An allen Gürteln sah der Leibwächter Schwerter hängen, lange, schwere Kriegsbögen bildeten die Hauptbewaffnung der Schar. Mit geöffnetem Visier trat der Hauptmann vor die schweigende Reihe der Krieger.
Einer der Retter trat vor, zog die Kapuze vom Kopf und nahm die Maske ab.
Rabenschwarzes, schulterlanges Haar umrahmte ein wettergegerbtes Gesicht eines grauäugigen Mannes, der sicherlich schon fünfzig Jahre erlebt hatte, wahrscheinlich mehr. Es dauerte einen Augenblick, dann erkannte Aranwe ihn: „Duilin! Ihr habt uns gerettet!“
„Sieht so aus“, meinte der Angesprochene, der Kommandant der Truppen von Calenost und ein Freund Aranwes. „Was führt dich und deine Männer nach Ithilien? Und wie kommt es, dass ihr in diese Lage geraten seid?“
Telemnar ergriff das Wort: „Hauptmann Aranwe ist hier in meiner Begleitung.“ Er öffnete das Visier. „Ich bin Telemnar, Erbe von Dol Amroth, und Ihr erkennt mich gewiss noch, auch wenn meine Rüstung nicht an einem Fürstenhof vorzeigbar wäre.“

Sofort kniete Duilin nieder, und die anderen Bogenschützen wollten es ihm gleichtun, aber Telemnar befahl ihm, sich zu erheben. „Wir haben jetzt keine Zeit für solchen Unsinn. Ihr habt mir das Leben gerettet, und eigentlich sollte ich deshalb vor Euch niederknien, wenn meine Rüstung nur nicht so verbogen wäre, dass ich danach nicht mehr aufstehen könnte. Wir wurden bei der Überquerung des Sirisil von den Haradrim überfallen, und wir wandten uns schließlich zur Flucht. Könnt Ihr mich nach Calenost begleiten? Ich würde Euch gerne einige Fragen stellen.“ „Wie Ihr es wünscht“, entgegnete Duilin, „Eldacar, du übernimmst solange den Befehl über die Waldläufer. Schicke den Haradrim zwei Männer nach, und behalte ansonsten den Pfad im Osten im Auge, falls dieser Wanderer doch mehr ist, als er vorgibt zu sein.“ „Verstanden, Hauptmann!“ ertönte es unter einer Maske, und auf ein Zeichen ihres neuen Anführers verschwanden die Waldläufer wie Schatten im Wald, nur ein halbes Dutzend blieb zurück, um sich um die Leichen zu kümmern.

Aranwe dachte sich, dass er niemals gegen diese Männer kämpfen wollte, ihre Disziplin war gewaltig und sie waren geräuschlos wie schleichende Wölfe. 
„Ihr habt sicherlich vor, dem gebahnten Weg zu folgen“, meinte Duilin, „mit solch schwerer Rüstung. Aber es gibt eine Abkürzung, nicht weit von hier, die einfach zu begehen ist. Wenn Ihr bereit seid, folgt mir bitte.“ „Geht voran“, entgegnete Telemnar, und der Trupp setzte sich in Bewegung.
Während sie liefen, sprach der Prinz mit dem Waldläufer, und Aranwe fügte einige Bemerkungen an.
Die Amrothianer erfuhren, dass es seit fast drei Wochen beinahe täglich kleinere Gefechte in Ithilien gab, zwischen den Waldläufern Duilins und den Haradrim. „Als wir sie das erste Mal getroffen haben, konnten sie uns überraschen, und wir hatten viele Verluste zu beklagen, bevor wir sie besiegen konnten“, berichtete der Krieger.
„Danach schickten wir sofort einen Boten zu Castamir in Mordor und einen Reitertrupp nach Harad, aber während Castamir uns bereits eine Antwort gab, in der er uns Hilfe im Notfall zusicherte, wird es gewiss noch lange dauern bis Nachrichten aus Harad bei uns eintreffen.“
Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Vor fünf Tagen gab es eine regelrechte Schlacht, direkt bei Calenost. Mein Trupp aus sechzig Kriegern konnte den Feind nicht aufhalten, die in mehreren Hundertschaften über uns herfielen. Aus Calenost habe ich die ganze Stadtgarde hinzugeholt, fünfzig weitere Krieger, aber erst als in der Stadt noch einhundert Soldaten ausgerüstet wurden, und einen Ausfall machten, konnten wir den Sieg davontragen. Nach der Schlacht fanden wir zwei verschiedene Banner bei den Feinden, eines rot mit dem schwarzen Krummdolch, das andere mit einem roten Pferdekopf auf Schwarz. Das erste Banner ist sicherlich eine Abwandlung der schwarzen Schlange, aber das zweite haben wir noch nie gesehen. Es ist auch nicht in den Verzeichnissen, es scheint also eine neue Erfindung zu sein.
Wir wissen nicht, wo sich die Feinde aufhalten. Sie müssen eine Art Lager in der Nähe haben, aber auch wenn Ithilien nicht sehr groß ist, gibt es hunderte von Orten an denen sie sich verstecken könnten. Vielleicht finden unsere Späher diesmal etwas heraus.“

Eine Weile liefen sie stumm nebeneinander, während die Vögel Ithiliens um sie herum sangen. Die Luft war süß und frisch, und das Land um sie herum war grün, Wald und Sträucher soweit das Auge reichte. Aber die Panzer der Krieger Dol Amroths waren blutbespritzt, und ihr Trupp war um neun Kämpfer verringert.
Irgendwann fragte Aranwe: „Und was ist mit dem Wanderer, den ihr erwähnt habt?“ Duilin antwortete: „Nun, das ist eine sehr merkwürdige Begebenheit. Auf einem Waldpfad im Osten geht seit heute Morgen ein Mann auf und ab, immer nur wenige hundert Schritt in eine Richtung, ehe er sich wieder zur anderen wendet. Wir haben ihn zur Rede gestellt, und er sagte, er sei ein Mann aus Thal, und hätte einen Freund in den Emyn Arnen besucht. Jetzt wolle er etwas die Natur Ithiliens genießen. Aber er ist nicht ausgerüstet für so eine Wanderung, und er trägt eine Kleidung die eher von den Menschen am Ostmeer* getragen wird. Außerdem ist er mit einem Schwert bewaffnet, und er trägt einen - nicht sehr gut - verborgenen Dolch. Auch ist sein Wanderstab mit Eisen beschlagen. Aber bisher ist er nur umhergelaufen, und hat uns nicht gestört. Trotzdem will ich ein Auge auf ihn haben.“

Sie marschierten noch etwa eine Stunde weiter, doch schließlich sahen sie vor sich Calenost. Die Stadt lag mitten im Wald, und einige der Häuser befanden sich hoch in den Bäumen. Dort lebten die letzten der Halb-Elben, unter deren Vorfahren sich Elben befunden hatten, alte und Weise Geschöpfe, die nur noch aus Sagen und alten Chroniken bekannt waren. Aber die Existenz der Halb-Elben zeigte, dass es sie tatsächlich einst gegeben hatte. Manche Leute behaupteten, die Fürsten Dol Amroths besäßen auch elbisches Blut, aber Aranwe glaubte es nicht. Es war ein Kindermärchen, oder vielleicht hatte irgendein Fürst Dol Amroths angeben wollen.
Umgeben war die Ansiedlung von einer Palisade, und der Sirisil floss direkt daneben. Im Westen der Stadt erhob sich ein einzelner, hoher Hügel. Das Eingangstor zur Stadt wurde von drei Männern bewacht, über deren Kettenhemden sie stolz Wappenröcke mit dem Zeichen des silbernen Halbmondes im schwarzen Feld trugen. Ihre Hellebarden funkelten im Sonnenlicht. Sie sahen Duilin, und ließen ihn und seine Begleiter ohne Fragen passieren, doch einer verschwand in der Stadt, sicherlich um über ihr Kommen zu berichten.
Duilin führte sie bis zum Herzen der Stadt, auf einen runden, freien Platz, den Marktplatz von Calenost. Einige Schaulustige versammelten sich ringsum. Duilin wandte sich an Telemnar: „Was wünscht Ihr als nächstes zu tun? Möchtet Ihr euch zuerst ausruhen, oder soll ich Euch sofort zum Stadthalter bringen?“ „Ich habe keine Zeit zum Ausruhen“, entgegnete der Prinz, „aber meine Wachen sollen in eine passende Unterkunft gebracht werden. Aranwe und Bergil sollen mich zu Hirluin begleiten.“
 
Zügig schritten Aranwe, Telemnar, Bergil und Duilin durch die Stadt, auf eine große, flache Halle zu.
Diese war das einzige Steingebäude in der ganzen Stadt, die Mauern waren weiß, und das Dach bestand aus schwarzen Ziegeln. Ein Trupp von sechs Wachen, mit glänzenden Kettenhemden und gefährlich aussehenden Zweihandäxten hielt am Eingang Wache. Telemnar begrüßte ihren Anführer, und gab sich zu erkennen, woraufhin die Tür geöffnet wurde, und die vier Männer eintraten. Ihre Schritte klirrten laut auf dem steinernen Boden.
Aranwe  war bewusst, dass die Amrothianer alle noch in ihren blutigen Rüstungen steckten, aber als Leibwächter war er dafür sicher nicht verantwortlich zu machen. Außerdem waren Hirluin und Telemnar befreundet.
Sie traten vor einen Sitz aus braunem Holz, auf dem der Herr von Calenost saß, umgeben von zwei Wachen. Gerade las er einen Brief, doch er legte ihn weg als Telemnar näher trat. Hirluin erhob sich. Langes, angegrautes Haar fiel auf seinen Rücken, sein voller Bart war immer noch schwarz. Ein Schwert war an seiner Seite, und er trug eine schwarze Robe sowie einen silbernen Umhang. Seine Brust zierte das Wappen Ithiliens, der zunehmende Halbmond in Silber mit einem schwachen Ring, der den Umriss des vollen Mondes andeutete.

*************

Der Statthalter und der Prinz begrüßten sich erfreut, wurden dann jedoch ernst, als Telemnar  die Geschehnisse des Tages schilderte. Beide begannen zu diskutieren, und der Fürst berief sogar seinen Rat ein. Sie setzten sich an einen runden Tisch in einem Nebenraum, und besprachen alles, was sie über die Haradrim in Erfahrung hatten bringen können. Dass Tásayran, der König von Harad, etwas damit zu tun haben könnte, wurde allgemein bezweifelt. Aber einige seiner Fürsten gerieten in Verdacht. Namen wurden genannt, die Aranwe, der mit Bergil stumm daneben stand, noch nie gehört hatte, und es wurden Spekulationen über das Lager der Marodeure angestellt.
Schließlich befahl Telemnar, dass Bergil und Aranwe sich ausruhen gehen sollten und sich waschen, aber während Aranwe Bergil wegschickte, blieb er selber im Saal. Irgendjemand musste ja den Prinzen schützen.
Wieder einmal bewunderte er Telemnar, der an einem Tisch mit Ratsherren saß, die meisten graubärtig und in vornehmen Gewändern, während der Prinz eine blutige Plattenrüstung trug, mit schweißverklebten Haaren, und dennoch überlegen wirkte.
Gegen Mittag machte der Rat eine kurze Pause, während Essen gebracht wurde. Danach ging die Besprechung, weiter, und schließlich betraten zwei Männer den Raum. Es waren die beiden Waldläufer, die den Haradrim nachgeschickt worden waren. Sie erstatteten Bericht und erzählten, dass die Gegner ein Zeltlager in den Wäldern aufgeschlagen hatten, wo sich etwa zweihundert von ihnen aufhielten. Einer der beiden Männer verstand die Sprache der Haradrim, und somit hatte er ein Gespräch belauschen können, in dem von einer Hundertschaft die Rede war, die noch zur Unterstützung kommen würde. Das Lager wurde von einem Hauptmann befehligt, aber wer der eigentliche Anführer war hatten die Späher nicht herausfinden können.
Der Rat diskutierte immer weiter, während Aranwes Rüstung langsam schwer wurde, und seine Aufmerksamkeit sank. Also rief er nach einem der Diener, und schickte ihn aus, um zwei andere Leibwachen zu holen.
Bald darauf betraten zwei Amrothianer den Raum, nur mit Gambeson gerüstet, aber mit ihren Schwertern an der Seite. Aranwe verließ den Rat, und machte sich auf in die Unterkünfte, die ihm ein Diener ausgewiesen hatte, wo er etwas essen wollte, was er seit dem Morgen nicht mehr getan hatte, und dann würde er den Befehl des Prinzen befolgen und sich waschen und schlafen.
Andere würden Telemnar beschützen.


Fortsetzung folgt.

*Ostmeer = Meer von Rhûn

Only True Witchking:
Kapitel 3: Die Krone des Nordens
12. Mai, 1396 V.Z.
Die Kälte machte Inziladûn nichts aus. Schon lange nicht mehr. Er hatte sich daran gewöhnt, in ewigem Frost zu leben, umgeben von nichts als Schnee, Eis, und kaltem Gestein. Die Wälle der zerfallenen Festung, in der er wohnte, schützten auch nicht vor dem Wind, und ein Dach hatte er noch nie über dem Kopf gehabt. Umso mehr fühlte er sich unbehaglich in dem Turm von Gûlbarad, dem einzigen Gebäude in den Ruinen. Dort wohnte Inziladûns Meister, den sie Gûltaur nannten. Selten ließ er jemanden dort hinein, aber heute sollten Inziladûn und Gorthol Wache stehen. Warum wussten sie nicht, aber der Meister brauchte keine Begründung. Sie verdankten ihm alles was sie besaßen, und deshalb dienten sie ihm bis in den Tod.
Vierzig Jahre schon stand Inziladûn in Gûltaurs Diensten, seit er zum Mann geworden war.
Schon seine Familie hatte dem Hexer gedient, und sollte er Nachkommen haben, würden auch diese der gleichen Tradition folgen. Im Gegenzug, dass sie ihn schützten, ließ der Hexer etwa zwanzig Männer und ihre Familien in den gewaltigen Ruinen der alten Festung leben, sorgte dafür, dass die Hügelmenschen des Umlandes ihnen Nahrung und manche andere Dinge als Tribut brachten, und rüstete sie mit Waffen aus: Geschwärzte Stahlharnische, schwarze Helme mit silbernen Masken, warme schwarze Umhänge, eisenverstärkte Schilde und einhändige Schwerter bildeten die Ausrüstung der Krieger. Die Hügelmenschen oder die Orks der Berge hatten keine Chance gegen sie, selbst wenn sie die zehnfache Anzahl Kämpfer ins Feld führten.

Schon seit dem Morgen standen beide Wächter im untersten Stockwerk des großen Turmes, ohne ein Wort zu Wechseln. Durch Schlitze in den Wänden fiel nur spärliches Licht, Kerzen gab es keine. Somit war auch die Tageszeit schlecht abzuschätzen, aber Inziladûn nahm an, dass es bald Mittag war. Er fühlte sich eingeengt in den Wänden des Turmes, und von weiter oben war seit einer Stunde ein bedrückendes Scharren zu hören. Was der Hexer dort oben machte, war nicht ganz klar, allerdings suchte er seit einigen Tagen nach etwas, was er nur „Die Krone“ nannte, und vermutlich hatte auch die heutige Tätigkeit etwas mit der Suche danach zu tun.
Die Zeit verstrich langsam. Irgendwann ging Gorthol zum Fenster und blickte hinaus. Er besah sich einige Minuten lang die Vorgänge dort, dann wandte er sich rasch zu Inziladûn um. Seine Stimme klang dumpf unter dem Helm, als er verkündete: „Wir kriegen Besuch!“
„Wer?“ fragte Inziladûn knapp. „Unbekannte. Drei Reiter, und dahinter ein paar große Orks, etwa zwanzig oder dreißig. Sie kommen von Norden. Die Reiter sind gut gerüstet und bewaffnet, die Orks nicht. Außer mir hat keiner sie gesehen. Ich gehe zum Meister, du gibst draußen Alarm.“ „Wenn du meinst“, erwiderte Inziladûn, der sicher nicht freiwillig seinen Herrn bei etwas wichtigem gestört hätte.

Er entriegelte die alte, schwere Eichenholztür, und stieß sie auf, begleitet von lautem Knarren. Draußen befanden sich ein paar kleine Lagerfeuer, auf denen von Frauen und Mädchen Essen zubereitet wurde. Die Männer saßen alle in einer Ecke, bei einer höheren Mauer, und hörten sich eine Erzählung des alten Ingemrûth an.
Insgesamt befanden sich etwa fünfzig Personen auf dem Platz, dreiundzwanzig davon kampfbereite Männer. „Ingemrûth!“ rief Inziladûn laut, „Eine Schar Personen nähert sich von Norden!“ Der alte Mann unterbrach seine Erzählung und setzte sich den Helm auf. Alle anderen taten es ihm gleich, dann standen sie auf. Manche zogen ihre Schwerter, einige trugen Schilde.

Die Ruine lag zwischen einem Berg im Osten, und hohen, felsigen Hügeln im Westen. Sie erfüllte das ganze Tal, und von Süden und auch Norden gab es je nur einen vernünftigen Eingang. Zu beiden Seiten führten Trampelpfade auf die Eingänge zu, doch der im Norden war nur mit etwas Holz verbarrikadiert, während im Süden eine stabile Tür angebracht war. Die Krieger stellten sich rund um einen ummauerten Platz auf, direkt hinter dem „Nordtor“, und warteten stumm. Der sich nähernde Tross war nun klar erkennbar. An der Spitze ritten drei Personen auf schwarzen Pferden, die mit ebenfalls schwarzen Decken behangen waren.
Tatsächlich war alles an den drei Gestalten schwarz. Derjenige, der von Inziladûn aus rechts ritt, trug einen schwarzen Umhang, einen schwarzen Mantel, eine schwarze Kapuze und schwarze, hohe Stiefel. An seinem Pferd hing ein Schwert auf jeder Seite, in seinem Gürtel steckte ein drittes. Er trug eine schwarze Flagge ohne Wappen in der linken Hand, mit der rechten lenkte er sein Pferd.
Der mittlere überragte die beiden anderen um Haupteslänge. Auch er war in einen schwarzen Kapuzenumhang gekleidet, doch er war am ganzen Körper durch schwarze Plattenrüstung geschützt. An seinem Sattel war ein Streitkolben befestigt, an der Seite trug er ein Schwert. Vor sich auf das Pferd hatte er quer ein langes Objekt gelegt, eingewickelt in schwarzen Stoff, und umklammerte es mit der Rechten. Die Zügel packte er mit links.
Der linke war wieder mit einem schwarzen Kapuzenumhang und einem Mantel gekleidet.
Ein Schild hing an seinem Sattel, der genau so aussah wie die Schilde der Männer in der Festung: Dunkelbraun, rechteckig, ohne Wappen, mit Eisen beschlagen. Auch er trug ein Schwert im Gürtel, und in der linken Hand hielt er eine Fahne, die einen blauen Drachenkopf auf schwarz zeigte. Er hielt mit der rechten Hand die Zügel.
Eine stumme Bedrohung schien von den drei Reitern auszugehen. Die Art wie sie sich im Sattel hielten, ihre Kleidung, die das Licht zu verschlingen schien, und die Tatsache, dass der Abführer größer war als jeder Mensch, dem Inziladûn je begegnet war, all das ließ ihn unbehaglich fühlen.
Ihnen folgten dreißig ungeordnete Orks, groß und stark, aber schlecht gerüstet und nur mit Krummschwertern und einigen unförmigen Schilden bewaffnet.

Nun trat Gorthol zu den restlichen Gardisten, und ihm folgte Gûltaur. Er trug einen langen, roten Umhang über einer schwarzen Robe. Seine schwarzen Haare fielen ihm bis auf die Schultern, und auf dem Kopf trug er eine Krone aus schwarzem Eisen, die Inziladûn noch nie gesehen hatte. Anscheinend hatte der Hexer gefunden, was er suchte. Die Krone war schmal und niedrig, sie zeigte keine Verzierungen außer fünf gleichmäßig angeordneten, kurzen Zacken. In jedem Zacken saß ein milchig-trüber Edelstein. Bewaffnet war Gûltaur mit einem Einhandschwert aus grauem Stahl.
Der Zauberer stellte sich auf den Platz hinter dem Tor, gerade als die drei Reiter es erreichten. Der Anführer schien die Holzbalken, die seinen Weg versperrten, zu begutachten, dann hob er die Hand. Die Orks kamen heran und räumten die Balken aus dem Weg, einige Axthiebe halfen nach. Die Bewohner der Festung beobachteten sie nur stumm. Inziladûn fragte sich, warum der Meister noch nicht das Wort an die Eindringlinge gerichtet hatte, oder einen Angriffsbefehl erteilt hatte. So undenkbar es war, er erschien eingeschüchtert durch die schwarzen Reiter.
Gerade wurde der letzte Balken entfernt, da stiegen die Reiter ab und traten mit langsamen, gemessenen Schritten auf den runden Platz. Ihre Bewegungen waren synchron, abgesehen davon dass der Anführer keine Flagge trug. Jetzt erst richtete Gûltaur das Wort an sie, und seine Stimme klang hart und befehlend: „Ihr werdet nicht weitergehen. Ihr werdet diese Festung nicht betreten! Kehrt um! Stürzt zurück in den Abgrund der Vernichtung! Ihr hättet tot bleiben sollen!“
Dann antwortete der Anführer der Eindringlinge. Seine Stimme war ein kaltes Zischen, erfüllt von solcher Bosheit, dass die Krieger in der Ruine sich dicht an die Mauer drängten. „Gûltaur…“ zischte er nur. Mehr nicht. Aber schon machte sich kalte Furcht in Inziladûn breit, eine Bewegungslosigkeit befiel ihn. Warum nur hatte er solche Angst vor diesem Fremden? Er hatte gegen die Schneetrolle der Hügel gekämpft und gewonnen, und nie hatte er auch nur die geringste Furcht verspürt. Aber die Stimme der hoch aufragenden Gestalt war das schrecklichste, was er je erlebt hatte.
Jetzt sprach sie weiter, und die Wörter schnitten wie Eis in Inziladûns Kopf: „Du nennst dich den König der Hexer… doch ICH bin der einzig wahre Hexenkönig!“ Mit diesen Worten zog er sein Schwert, und streckte es hoch in die Luft. Es war wie eine bleiche Flamme im grauen Tageslicht. Dann stieß er ein lautes, schrilles Kreischen aus, ein langgezogener Klagelaut, bei dem sich Inziladûn zu Boden warf, ebenso die anderen Gardisten, und er hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Auch Gûltaur wich zurück, doch dann stürmten die Orks auf den Platz, die Waffen erhoben und raue Kriegsschreie ausstoßend. Die Krieger der Ruine kamen wieder auf die Beine, immer noch etwas benommen. Inziladûn sah, wie Ingemrûth, der alte Geschichtenerzähler, nach vorne sprang. Drei Orks rannten auf ihn zu. Einen streckte er sofort nieder, dann drängte er die anderen zurück. Ein weiterer Ork fiel, doch ein anderer kam hinzu. Die restlichen Krieger sprangen nun auch vor, um ihren Meister zu beschützen. Während Inziladûn einem Ork sein Schwert in die Kehle rammte, sah er aus dem Augenwinkel Ingemrûth, der sich zum feindlichen Anführer durchgekämpft hatte. Da wandte die schwarze Gestalt den Kopf, und blickte den alten Mann an. Er blieb stehen, bewegungslos, die Arme hingen kraftlos herab. „Ingemrûth!“ rief Inziladûn, doch da schlug der feindliche Anführer zu, und sein Schwert durchschnitt die silberne Maske Ingemrûths mühelos. Der Krieger stürzte tot zu Boden. Gorthol hatte sich ebenfalls einen Weg gebahnt, aber zwei Orks traten ihm in den Weg. Der erste schlug zu, Gorthol parierte mit dem Schild, und gleichzeitig bohrte er seinem Gegner das Schwert in den Bauch. Der Schlag des zweiten prallte am Helm des Gardisten ab. Inziladûn wurde abgelenkt, als ein Ork vor ihm ausholte. Er hob sein Schwert, aber im nächsten Augenblick wurde er von einer unsichtbaren Macht ergriffen, und es riss ihn von den Füßen. Er wurde hart gegen die Wand geschleudert, wo er hilflos zusammensackte. Allen anderen auf dem Platz erging es nicht besser, Orks und Menschen gleichermaßen. Nur die drei schwarzen Angreifer standen noch, ebenso wie Gûltaur. Der Anführer der Feinde hatte sein Schwert hoch erhoben, weiße Flammen brannten an der Klinge. Ohne Zweifel hatte er für den Zauber gesorgt.
Inziladûn versuchte aufzustehen, aber er konnte sich nicht rühren. Jetzt trat der schwarze Anführer auf Gûltaur zu. Der Hexer erhob seine Stimme: „Du glaubst, du bist mir überlegen? Sieh, was ich auf dem Kopf trage! Die Krone von Angmar und Carn Dûm! Selbst ohne das Bündnis aller Völker, verleiht sie mir Macht!“ Mit diesen Worten stieß er die linke Hand vor. Grüne Blitze schossen heraus, und hüllten seinen Gegner gänzlich ein. „UNBEGRENZTE MACHT!“ brüllte Gûltaur. Schließlich erloschen die Blitze.

Der Hexenkönig, wie er sich genannt hatte, stand immer noch unversehrt da. Gemächlich setzte er sich in Bewegung. Der Hexer sprang vor, sein Schwert erhoben.
Er stieß es zwischen Kapuze und Rüstung, dorthin, wo das Gesicht des Angreifers sein musste. Das Schwert zerbarst. Gûltaur stolperte rückwärts, sein Gegner setzte nach. Dann packte er den Zauberer an der Kehle. Mit der linken Hand hob er ihn langsam vom Boden, während er mit der rechten sein Schwert einsteckte. Dann nahm er die Krone von Gûltaurs Kopf, und setzte sie sich selber auf. Achtlos schleuderte er den besiegten Gegner von sich, der gegen die Mauer prallte und liegenblieb.

Inziladûn konnte es nicht fassen. Sein Meister war besiegt! Das war unmöglich. Aber dennoch war es geschehen… Er merkte, dass er sich wieder bewegen konnte, und stand auf. Die anderen Krieger taten es ihm gleich. Schnell erstachen sie die verbliebenen Orks, die sich anscheinend nicht vom Zauber erholt hatten. Der siegreiche Feind blickte sie an. Alle erstarrten. Erneut sprach er, und wieder war die Stimme entsetzlich, jedoch nicht so mächtig wie vorher. „Ich nehme euch das Leben… oder den Willen! Entscheidet euch…!“
Gorthol trat vor. Für einige Momente herrschte Stille, während die anderen Gardisten sich hinter ihm aufstellten.
Dann entschied Gorthol: „Unsere Schwerter und Leben gehören euch!“ Es war ungeheuerlich, den Meister zu verraten. Aber was blieb ihnen für eine Wahl? Sie hatten jetzt einen neuen Herrn. Und am Ende war es wohl immer besser, dem mächtigsten zu dienen.
Der neue Herrscher der Festung trat vor seine neuen Krieger, und sagte: „Ihr seid gebrochen, doch ich werde euch zu einer Klinge schmieden, die der Eisenkrone würdig ist!“
Der Kristall in dem vorderen Zacken seiner schwarzen Krone begann Eisblau zu leuchten.

Fortsetzung folgt.


Adûnaïsch
Inziladûn = Westen der Blume (Blume des Westens); Adûnaïscher Name von Tar-Palantir

SINDARIN
Gûlbarad = Turm der Hexerei
Gûltaur = König der Hexerei
Gorthol = Schreckenshelm
Ingemrûth = Alter Zorn

Only True Witchking:
Kapitel 4: Tödliche Pläne
13. Mai, 1396 V. Z.
Es war nicht in der Nacht, wo geheime Pläne geschmiedet wurden.  Am Tage war es viel unauffälliger, wenn drei Männer in einer Ecke saßen und sprachen. Und wie Inziladûn in der Nacht zuvor  feststellen musste, wurde es in den Ruinen niemals ruhig, seid der „Hexenkönig“  am Vortag seine Herrschaft über Angmar ausgerufen hatte.

Ständig waren Orks der Berge und auch einige Menschen aus den Hügeln herbeigekommen, der neue Herrscher Angmars lief wie ein drohender Schatten herum, die Krone mit dem leuchtenden Edelstein auf dem Kopf, und überall tauchten seine Begleiter lautlos aus den Schatten auf. Gûltaur war spurlos verschwunden, tot, geflohen oder gefangen, und es schien, als würden an jeder Ecke Ohren sitzen. Nachts zuvor hatte er mit Gorthol geredet, als ein Ork aufgetaucht war, mit gezogenem Schwert und einem Grinsen im Gesicht. Natürlich hatten sie ihn sofort erledigt, aber auch wenn sich die niederen Geschöpfe oft genug gegenseitig meuchelten, hatten sie beide nur hoffen können, dass niemand davon erfuhr, was sie getan hatten.

Denn die Pläne, die Inziladûn, Gorthol und Morind schmiedeten, waren tödlich.

Entweder für den neuen Herrscher Angmars, oder sie selbst. Gorthol hatte beide davon überzeugt, dass Ingemrûth gerächt werden musste. Sie waren nur noch nicht sicher, wie.
Deswegen saßen sie jetzt in einer abgelegenen Ecke, aßen etwas Trockenfleisch, rollten Würfel zwecklos auf einem vom Schnee befreiten Fleck Boden, und warfen verborgene Blicke auf das morgendliche Tun einiger Orks, die dabei waren, einen großen, kahlen Baum zu fällen.
„Dieser eine Schatten“, meinte Gorthol jetzt, und benutzte den Namen den sie den drei schwarzen Fremden gaben, „die Hügelmenschen nennen ihn Angamarth; er ist derjenige mit dem blauen Drachenkopf als Wappen. Der jedenfalls hat heute, ganz früh, einen Orkhäuptling erschlagen, der für Aufruhr gesorgt hat. Dabei hat sein Schwert fahl geleuchtet, ich konnte es blau aufblitzen sehen. Plötzlich ist die Leiche des Orks einfach eingefroren! Die Zauberei dieser... Wesen, scheint noch stärker als die Gûltaurs zu sein.“
„Dennoch“, entgegnete Morind aufgebracht, „Wir können uns nicht einschüchtern lassen!“ Der blasshäutige Mann, dessen schwarze Haare in Fülle auf seinen Rücken fielen, gehörte zu den jüngsten unter den Anhängern Gûltaurs. Er war ein guter Fechter, aber manchmal etwas übereifrig. „Natürlich nicht“, meinte Inziladûn ruhig, „aber der hastige Streich geht oftmals fehl! Wenn wir diesen „Hexenkönig“, wie er sich nennt, erwischen wollen, müssen wir umsichtig vorgehen, und auf eine perfekte Gelegenheit warten.“
 „Ein direkter Angriff ist keine Möglichkeit“, überlegte Gorthol. „Normalerweise würde ich sagen, wir warten bis er schläft, aber ich befürchte schon, dass er nicht einmal schlafen muss. Gift klingt zwar wie eine gute Option, aber ich weiß auch nicht, woher er an sein Essen kommt... Nein, ich denke, ein Messer im Dunkeln ist der sicherste Plan.  Aber zuerst müssen wir ihm nachspionieren, herausfinden, wann er vielleicht alleine ist, und wann er seine Vorsicht vernachlässigt. Auch wenn das einen Monat dauern mag, so bleibt uns doch nichts anderes übrig, zumal ich fürchte, dass wir nicht viel mehr Mitstreiter gewinnen werden. Immerhin können wir nicht einfach so jemanden fragen ob er uns hilft, ohne zu wissen, ob er uns vielleicht verrät.“ Morind flüsterte plötzlich: „Achtung!“

Inziladûn blickte auf, und entdeckte einen der drei Schatten, denjenigen ohne Wappen, der wie immer einen schwarzen Kapuzenumhang über einem ebenfalls schwarzen Mantel trug, der sich ihnen näherte. Ihm folgten vier hochgewachsene Orks, mit Zweihandäxten bewaffnet. In der rechten Hand des Schattens lag ein gänzlich schwarzes Schwert, mit der Linken hielt er ein zweites, kürzeres Schwert. Die Klinge war aus mattem Metall, der Griff, die Parierstange und der Knauf schwarz, aber beidseitig auf dem Parierstangenkreuz war ein leuchtend weißer Kreis zu sehen.
Der Trupp der fünf Personen eilte an den drei Verschwörern vorbei, auf dem Weg ins Orklager.
Vermutlich würden irgendwelche Köpfe rollen, Inziladûn interessierte sich nicht sonderlich dafür.

Er wandte sich wieder zu Gorthol und Morind, und sie begannen weiter zu planen. Doch nach kurzer Zeit unterbrach Gorthol die Diskussion, und sprach ein anderes Thema an: Die Orks.
Innerhalb eines Tages und einer Nacht waren mehrere hundert von ihnen eingetroffen, alle aus verschiedenen Stämmen. Jeder hatte einen anderen Anführer, und ständig gab es Streit zwischen den Gruppen, und es brachen Tumulte aus. Zwar versuchten die Schatten, diese schnell zu beenden, aber dennoch gab es haufenweise Tote. „Wenn sich nicht bald etwas tut“, erklärte Gorthol, „Wird es zu einem Aufstand kommen. Das könnte uns ziemlich gefährlich werden, außer uns und den Schatten hat es hier ja nur ein paar dutzend Hügelmenschen.“ „Es könnte aber auch unsere Chance sein“, entgegnete Morind, „wenn es zu einem Durcheinander kommt, wäre vielleicht eine gute Zeit, zuzuschlagen!“ „Vorausgesetzt, der Hexenkönig versteckt sich nicht in seinem Turm und lässt uns draußen sterben“, meinte Inziladûn düster. Für einen Augenblick trat stille ein.
Plötzlich war eine zischende Stimme zu hören: „Dúnedain...“
 Hinter einer Mauerecke kam der Hexenkönig zum Vorschein, seine Plattenrüstung und seinen Umhang tragend. Auf seinem Kopf, über der Kapuze, saß die Krone Angmars. Der blaue Edelstein im vordersten Zacken leuchtete hell. Dunkle Furcht befiel Inziladûn. Waren sie entdeckt? Würde er sie töten? Warum sprach der neue Herrscher persönlich zu ihnen? Erst als Morind und Gorthol niederknieten, tat er es ihnen schnell gleich, sein Atem immer noch kurz und abgehackt.
„Mein Herr?“, fragte Gorthol. „Unter euch war einer, der Agandaûr heißt...“ sagte die kalte Stimme, „wo befindet er sich jetzt?“ „Er hat uns verlassen“, beeilte Gorthol sich zu sagen, „und wanderte in die Hügel. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht weiß Gûltaur mehr.“
Abrupt neigte der Hexenkönig den Kopf. Er stieß ein scharfes Zischen aus: „Du wagst es!?“ Die Worte trafen Inziladûn wie ein Schlag, und er kauerte sich zusammen. Kälte umfing seine Füße, sie schlängelte sich langsam seine Beine hinauf und kroch ihm unter das Gewand.
„Wenn du diesen Namen noch einmal aussprichst, werde ich dich töten, und deine Seele soll ewige Qualen in der Eisenhölle erleiden! ICH bin der einzig wahre Hexenkönig!“ drohte der Herr von Angmar mit entsetzlicher Stimme. „I-Ich... verstehe, mein Herr...“, wimmerte Gorthol, „das Wort wird nie wieder über meine Lippen kommen! Ich schwöre es euch!“
Offenbar zufrieden mit der Antwort, drehte sich der Hexenkönig um, und rauschte wie ein schwarzer Schatten davon. Inziladûn atmete auf. Neben ihm kippte Gorthol um, und blieb keuchend auf dem Boden liegen.

Fortsetzung folgt.

SINDARIN
Morind = Schwarzherz

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