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Autor Thema: Eryan  (Gelesen 2403 mal)

Curanthor

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Eryan
« am: 7. Aug 2017, 14:26 »
Aglarân aus Kushan

Es war eine lange Reise, doch Aglarân landete schließlich in Parsa, einer der größten Städte von Eryan. Doch lang blieb er nicht, in der Stadt hörte er von Gerüchten, dass sich Widerstand gegen Sauron formierte, doch noch traute sich niemand offen darüber zu sprechen. Neugierig geworden folgte er eine dieser Spuren und heuerte als Leibwächter eines Kaufmanns an, der eine Karawane bis nach Yamama führte. Aglarân hatte noch nicht viel von der Stadt gehört, doch lag sie in der Haradwaith. Wenn man nach Süden wollte, war das vom Osten her der beste Anlaufpunkt, zumindest versicherte man ihm das auf ein paar genauere Befragungen hin. Er hatte seinen mehr oder weniger freiwilligen Ortskundigen auch gar nicht so viele Schmerzen bereiten müssen. Müde reckte er den Kopf und blickte über den Kopf seines Pferde hinweg auf die Umrisse der Stadt. Vor ihm lag Yamama. Es war heiß und die Männer ächzten unter der Hitze, doch Algarân ließ sich nichts anmerken. Vielleicht lag es auch daran, dass seine Sinne zu sehr abgestumpft waren? Er dachte über sowas nicht nach und spitzte lieber die Ohren, denn die Männer in der Karawane waren ziemlich geschwätzig. Sie tuschelten durchgehend von einem Land, dass dem Dunklen Herrscher nicht folgen würde und von großen Unruhen bei Umbar. Aglarân wusste, dass er mit solchen Informationen, die vermutlich schon einige Wochen alt waren nicht viel anfangen konnte. Die Karawane erreichte die Vororte der Stadt und den Umschlagplatz für die großen Handelszüge. Der Tross schwenkte auf den großen Platz ein, auf dem sich unzählige Menschen und Tiere drängelten. Der Kaufmann, der ihn angeheuerte hatte, brachte sein Pferd neben Aglarân zum stehen. "Hier, du hast deine Aufgabe gut gemacht, vielleicht werde ich dir weiterempfehlen", sprach der feiste Kerl und warf ihm ein Säckchen zu, in dem es vielversprechend klimperte. Aglarân fing den Beutel mit einer Hand auf und wog in prüfend, dann nickte er. "Danke, jedoch werde ich keine weiteren Aufträge benötigen." Seine Antwort war knapp und so nickte der Kaufmann nur mit leichter Enttäuschung und ritt davon. Wie abgemacht sattelte Aglarân ab und überließ das Pferd einem Stallburschen des Händlers. Kurz warf er einen Blick über die Schulter und vergewisserte sich, dass niemand ihm folgte. Dann wandte er sich zu dem Stadttor und bahnte sich ein Weg durch die Menge. Einige Menschen machten ihm sofort Platz, andere stieß er grob mit der Schulter zur Seite. Niemand wagte seine Stimme zu erheben, doch es kümmerte ihn auch nicht. Seine Erscheinung reichte um sich Respekt zu verschaffen.

Nach einigen ziellosen Runden in dem besser gestellten Hänlderviertel marschierte er in die einfacheren Viertel, wo das normale Volk seinem Tagewerk nachging. Hier fühlte er sich gleich wohler, waru wusste er nicht. Ihm gefiel es anderen bei der Arbeit zuzusehen und keine Verantwortung zu tragen. Als er sich auf den Rand eines Brunnens setzte, merkte er zwar die Blicke, die ihm hin und wieder zugeworfen worden, doch es kümmerte ihn nicht. Mittlerweile war es gewohnt ängstlich oder feindselig angeblickt zu werden. Selten suchte jemand den Blickkontakt mit ihm, was auch sein Helm deutlich schwerer machte. Eine Weile saß er dort und lauschte den Stimmgewirr aus dutzenden unterschiedlichen Dialekten. Dabei ging ihm auf, dass er auf dem größten Platz in der Stadt saß, denn hier traf sich nicht nur das einfache Volk, sondern auch viele Reisende, Söldner, Abenteurer und natürlich reiche Edelleute, meist mit bewaffneter Begleitung. In dem Gewühl erblickte er einen gerüsteten Mann, der scheinbar jeden ansprach, der so aussah, als ob er sich selbst verteidigen könnte. Es dauert auch gar nicht lange, bis sich eine kleine Menschentraube um den Kerl gebildet hatte. Aglarâns Kennerblick verriet ihm, dass der Mann ein Anwerber war. Ein Soldat, der Männer für seinen Herrn rekrutierte. Eine Weile genoß er den Platz eines stillen Beobachters, als plötzlich Bewegung in die Menge kam. Wie ein Schiffsbug das Meer zerteilte, so fuhr eine Delegation aus düster gekleideten Gestalten durch die Menschenmenge. Sie trugen ein Banner, das Aglarân wohlbekannt vorkam. Das rote Auge war weithin zu erkennen. Sofort pulsierte eine Welle von Zorn durch seinen Körper. Seine Handschuhe krallten sich in den Brunnenrand. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte er die Gruppe von Saurons Dienern, die an einer langen Kette zwei Frauen mitschleiften. Die armen Seelen konnten sich kaum auf den Beinen halten und trugen nur einfache Leibchen die viel mehr zerschundene Haut zeigten, als ihnen lieb war. Doch die Frauen waren zu sehr damit beschäftigt sich auf den Beinen zu halten. Kraftlos schlurften sie hinter ihren Peinigern her. Ihre Blicke waren leer und gebrochen. Aglarân fühlte sich in der Zeit zurückversetzt. Es war der Abend gewesen, an dem sein verhasster Ziehvater ihm erzählte, was mit seiner Mutter geschehen war. Unverblümt und mit allen erdenklichen Details hatte er von den Qualen berichtet, die sie durchleben musste, nachdem sie ihn gebar. Sie hatte ein paar Stunden noch nach seiner Geburt gelebt und alle erdenklichen Torturen durchgemacht. Es war eine verhasste Erinnerungen. Sie war schmerzhaft und rief abstoßenden Ekel in ihm hervor. Ein tiefen Knurren entrang sich seiner Kehle, während er um seine Fassung kämpfte. Der Anblick der gefolterten und gebrochenen Frauen hielt diese Erinnerungen jedoch lebendig. Auch wenn er seine Mutter noch nie gesehen hatte, so spann sich sein Geist ihre Erscheinung vor seinem inneren Auge zusammen. Sie hatte wohl nachtschwarzes Haar und grau-blaue Augen gehabt. Dazu ein wundervolles Lächeln. So hatte Aglarân sich sie immer wieder vorgestellt. Sein Blick lag auf dem Anführer, der in einer ebenfalls schwarzen Rüstung steckte wie er selbst. Der Kerl stahlte einen Hochmut aus, den Agarlân bis zu seinem Beobachtungsposten spüren konnte.
"Im Namen Saurons, des Gebieters über allen Lebens, ich verhafte Euch. Ihr wiegelt die Menschen gegen den rechtmäßigen Herrscher dieser Lande auf. Kerma wird brennen, genau wie alle anderen verblendeten Widerstandsnester", verkündete der Anführer der Sauronsgetreuen mit lauter Stimme, "Ich bin Gurazorg und dein Tod."
Aglarân hätte sich im Normalfall über die schlechte Rhetorik und den schlechten Namen lustig gemacht, doch sein Blick haftete noch immer auf den beiden Frauen. Eine von ihnen hatte sogar nachschwarzes Haar, das ihr in dreckigen Strähnen vom Kopf hin. Sie hatte nicht mitbekommen, dass die Gruppe stehengeblieben war und stieß mit dem hinteren Wächter zusammen. Die vermummte Gestalt wandte sich um und schlug ihr mit der gepanzerten Hand ins Gesicht. Die Haut über der Augenbraue platzte auf und blutete stark. Der Aufschrei der Frau ließ sämtliche Gespräche verstummen. Doch der Peiniger war noch nicht fertig und zog eine Reitgerte aus seinem Gürtel. Die Peitsche wies kleine Metallstücke und Nägel auf, wie Aglarân erkennen konnte. Der Kerl hob seinen Arm und schlug zu. Der herzzerreißende Schrei der Frau hallte sogleich über den Platz. Abgelenkt von der Züchtigung wandte sich der Anführer um und deutete auf die Gefangene, die sich wimmernd auf dem Boden zusammengekauert hatte: "Seht!, So ergeht es euch, wenn ihr euch dem Dunklen Herrscher widersetzt!"
Seine Männer packten indessen den Anwerber und traten ihm in die Kniekehlen, sodass er nach vorn knickte. Immer wieder ertönte die Schreie der Frau, während Gurazorg weitersprach: "Sollte sich noch mehr dieser Hetzer in dieser Stadt befinden, wir werden sie finden und es wird ihnen so ergehen wie diesem Abschaum. Wir werden-" Weiter kam er nicht, denn Aglarân stürmte wie ein wild gewordene Stier auf den Peiniger zu, der gerade seinen Arm heben wollte. Es sirrte, Blut spritzt auf und der Arm samt Peitsche segelte durch die Luft. Aglarân hatte ihn mit einem Hieb abgeschlagen.
"Versuch dich mal an mir, du feiger Hund!", stieß er wütend hervor und packte sein Schwert beidhändig. Sogleich rammte er den Armlosen die Klinge in den Hals. Blut spuckend ging er zu Boden, rings herum zogen die acht verbliebenden Männer ihre Waffen. Aglarân war wie im Blutrausch und ging sofort auf Gurazorg los, der noch immer erschocken wirkte. Die zwei Männer, die den Anwerber fesseln wollten versperrten ihm den Weg . Aglarân schlug eine Klinge zur Seite, tauchte unter dem nächsten Hieb hinweg und ließ eine Faust gegen den Kiefer des Mannes krachen. Bewusstlos fiel er zu Boden. Eine Schwerthieb prallte gegen seinen Rückenpanzer. Sofort wirbelte er herum und Aglarân sah sich Gurazorg gegenüber, der einen Dolch in der Hand hielt.
"Verräter", zischte dieser und stach erneut zu. Aglarân schnaubte und fing den Stoß mit bloßer Hand ab. Sein Schwert beschrieb einen blitzenden Bogen. Blut spritzend fiel der Kopf Gurazorgs zu Boden und rollte dessen verbliebenden Männern vor die Füße. Doch er war noch nicht fertig und hielt die kopflose Leiche, noch immer an der Hand.
"So schwach und so ein großes Mundwerk", rief Aglarân laut und ließ den Körper zu Boden fallen, "Mit dir wäre ich mit verbundenen Augen fertig geworden."
Die restlichen Kerle nahmen die Beine in die Hand und liefen davon. Das Gemurmel schwoll augenblicklich an, einzelne Menschen jubelten, doch noch immer herrschte große Unsicherheit. Für viele sah es so aus, als ob ein Gefolgsmann Saurons einen seiner eigenen Männer bestraft hatte. Aglarân ging zu den angeketten Frauen, die sich schützend die zerschundenen Arme über die blutigen Köpfe zogen. Er holte weit aus und zersprengte das Schloss. Klirrend fielen die Fesseln zu Boden.
"Kümmert euch um sie", sagte er an eine Stadtwache gewandt, die ihn unschlüssig anstarrte. Der Kerl mit einem Kinnbart nickte schwerfällig.
Ruhigen Schrittes ging Aglarân zu dem Anwerber und zog ihn grob im Vorübergehen mit. Stolpernd kam der Mann auf die Beine und lief gezwungenermaßen mit.
"Wenn Ihr jetzt einen Dank erwartet- ", begann der Soldat, doch Aglarân unterbrach ihn: "Wo liegt dieses Kerma? Wie kann ich dort helfen Saurons Einfluss aus der Welt zu schaffen?"
Der Anwerber, ein Mann um die dreißig musterte ihn abschätzig. "Am Golf von Kerma, süd-westlich von hier, aber ich bin mir nicht sicher, ob Ihr dort nicht sofort im Kerker landet.
Aglarân hörte den Zweifel in der Stimme des Mannes und nickte. "Ich bin mir der Gefahr durchaus bewusst, doch ändern werde ich mich nicht."
Das habe ich schon, dachte er sich still und ließ den Anwerber los, als sie eie ruhige Seitengasse erreicht hatten.
"Ich bin aus seinen Diensten ausgetreten und werde meine Fehler berichtigen.. zumindest ein paar davon. Sagt mir, wie ich am schnellsten nach Kerma komme."
Der Anwerber schien noch immer nicht komplett überzeugt, gab ihm jedoch eine ausführliche Wegbeschreibung mit. "Achtet aber auf feindliche Stämme am Golf. Dort sind Fremde ungern gesehen", gab ihm der Mann noch mit auf dem Weg und verschwand im Gewühl der Menschenmenge.

Nach dem Vorfall auf dem großen Platz mied Aglarân die Menschenmassen und huschte nahm lieber die kleinen Gassen. Zwar wurden ihm hin und wieder Blicke zugeworfen, aber niemand stellte sich ihm in den Weg oder stellte Fragen. Am Westtor der Stadt lieh er sich ein Kamel aus und brach nach Westen auf. Er hoffte, dass der Anwerber kein billiger Trick war und machte sich in der Zeit mit dem Tier vertraut. Er hatte schon von diesen Reittieren gehört, aber noch nie selbst eines geritten. Die Karawane, die er zuletzt beschützt hatte, führte auch Kamele mit sich, aber nur als Lasttiere. Nach einiger Zeit hinter einer Düne konnte er aufsitzen und irgendwie nach Westen reiten. Zwar lief der Ritt nicht sonderlich gut, aber er kam vorwärts und das war für ihn die Hauptsache. Er hoffte nur, dass das kurze Zwischenspiel in Yamama sich nicht in seinem Gedächtniss festbrannte.


Er reiste nur Nachts um die Hitze des Tages zu vermeiden. Zu seinem Glück befand sich in dem Gepäck des Kamels ein kleines Zelt für eine Person, sowie einige Vorräte. Aglarân musste grinsen, als er sich das Gesicht des Reisenden vorstellte, der ohne Reittier und Ausrüstung dastand. Reue empfand er nicht. Auf Schleichwegen arbeite er sich und folgte ungwegsames Gelände, um die wilden Stämme zu vermeiden, die der Anwerber erwähnt hatte. Tatsächlich erblickte er hin und wieder aus der Ferne einige Reitertrupps, oder auch Soldatenverbände. Als er nicht mehr weiterwusste und schon den Golf von Kerma erblicken konnte, durchwühlte er noch einmal die Satteltaschen des Kamels. Immer wieder blickte er auf das Wasser. So nah war er dem Meer noch nie gewesen. Es hatte eine fast schon magische Anziehung auf ihn, doch da wurde Aglarân bewusst, dass er gar nicht schwimmen konnte. Seufzend konzentrierte er sich wieder auf das Durcheinander in den Taschen und zog schließlich eine zerknitterte Karte hervor. Wahrscheinlich hatte sie ganz unten gelegen und er hatte sie deswegen nicht sofort bemerkt. Flüchtig verschaffte er sich einen Überblick und fuhr mit dem Finger die Strecke nach, die er mit der komplizierten Beschreibung des Anwerbers zurückgelegt hatte. Dabei stellte er fest, dass er ein wenig vom Weg abgekommen war. Schulterzuckend faltete er das Pergament und nahm das Kamel an die Zügel. Das Tier hatte sich mittlerweile an ihn gewöhnt und war bei weitem nicht mehr so störrisch. Vorsichtig suchte Aglarân die Küste ab, in der Hoffnung ein Fischerboot zu entdecken. Auf einem Streifen von fünfhundert Schritt war alles verlassen, bis seine Augen einen Fleck am Strand ausmachten: Ein Boot und vielleicht vier Gestalten.
Aglarân ging sofort hinter eine Düne um nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Es dämmerte bereits und die Sonne brannte nicht mehr so. Ein gutes Wetter für eine Überfahrt, dachte er sich und verzog das Gesicht. Das letzte Mal, dass er in einem Boot saß, war als er sich von Iva getrennt hatte. Überraschenderweise rief die Trennung noch immer ungeahnte Gefühle hervor. Er hatte sich an ihre Anwesenheit gewöhnt gehabt und jetzt fehlte sie ihm.
Er schüttelte unwirsch den Kopf, er brauchte seine Konzentration woanders. Stimmen drangen an sein Ohr. Aglarân zog leise sein Schwert und prischte über die Düne. Vor ihm lag ein Boot am Strand, drei Männer und eine Frau standen im Sand und diskutierten. Zwei der Männer waren bewaffnet, die Frau und scheinbar ihr Ehemann dagegen wirkten als Gefangene. Aglarân seufzte. Waren denn überall nur Sklaverei und Ausbeutung an der Tagesordnung? Der Gedanke war ihn schon öfters gekommen. Altbekannter Zorn kochte in ihm hoch. Kurzentschlossen richtete er sich auf und rief laut. Sogleich zogen die beiden Kerle ihre Waffen und fuhren herum, während die Frau um Hilfe rief. Ihr Mann stellte sich schützend vor sie.
"Verschwinde", blaffte einer der beiden mit starken Akzent und fuchtelte mit seinem Schwert.
"Helft uns, sie haben uns gezwungen sie hierherzufahren, nun wollen sie auch noch all unser Hab und Gut", jammerte die Frau verzweifelt.
Aglarân dachte nicht weiter nach und senkte den Kopf. Die beiden Kerle nahmen ungeschickt Kampfhaltung an. Er lächelte böse hinter seinem Helm und ging den ersten Gegner an. Nach drei wuchtigen Hieben prellte Aglarân dem Kerl die Waffe aus der Hand. Er wollte sich schon umdrehen und weglaufen, doch bekam nach vier Schritten sein eigenes Schwert in den Rücken geworfen. Aglarân wandte sich an den letzen, der zitternd sein Krummschwert hielt: "Entweder sagst du mir, was das hier sollte, oder du folgst deinem Freund."
"Schon gut, schon gut", erwiderte der Kerl hastig und senkte seine Waffe, "Wir waren Spione."
Aglarân rupfte ihm das Schwert aus der Hand und legte seine Klinge an den Hals des Spions. "Also begleitest du mich, ich denke, der König von Kerma ist daran interessiert Spione ausfragen und auspeitschen zu lassen."
Furcht flackerte in den Augen des Mannes auf, als er seine auswegslose Situation erkannte. Schließlich ließ er den Kopf hängen uns sprach: "Ich bin in Eurer Gewalt."
"Wir setzen Euch über", sagte der Fischer nun, der seine Sprache wiedergefunden hatte, "Ihr hab unser Leben gerettet. Dafür schulden wir Euch mehr, als nur diesen Gefallen."
Aglarân winkte ab und nickte ihm nur zu. Schweigend machte das Paar das Boot bereit und warfen ihm dabei immer wieder blicke zu. Er stapfte in der Zeit zu seinem Kamel und sattelte es ab. Die wichtigste Ausrüstung nahm er mit, danach ließ er es frei. Als er wieder zu dem Paar zurückkehrte, fragte er, ob sie aus Kerma seien. Die beiden nickten und setzten ihn schließlich mit seinem Gefangenen über. Die Überfahrt dauert recht lang und die Wellen waren deutliche höher als das, was Aglarân bisher gekannt hatte. Sein Gefangener verhielt sich still, bis sie das Ufer erreichten. Dort rannte er los, als sie gerade angelegt hatten. Aglarân lieh sich ein Ruder und warf es. Mit einem dumpfen Schlag fand es sein Ziel und er ging es wieder einsammeln. Als er an dem stöhnenden Mann ankam sagte er nur: "Noch so ein Scherz und es ist kein Ruder, das Euch in den Rücken trifft."

Nach dem Vorfall verabschiedete er sich von dem Fischerpaar, die ihm noch rasch eine Wegbeschreibung zur Haupstadt mitgaben. Sie dankten ihm noch dreimal und versicherten, dass sie es ihm nie vergessen würde. Nachdem er den Strand hinter sich gelassen hatte, blieb er einen Moment stehen und ließ den Blick über das Land schweifen. In der Ferne konnte er einen Fluss erblicken. Sein Gefangener bezeichente ihn als Atbara. Widerwillig gab er zu, dass man dem Fluss nach Norden folgen könnte um zur Hauptstadt zu gelangen.

Den Spion vor sich herstoßend machte Aglarân sich auf dem Weg und gönnte sich keine Ruhe. Irgendwann legte er dem Kerl ein Knebel an, da er ständig jammerte und um eine Pause bat. Nachdem sie zwei Nächte durchgewandert waren, kam die Königsstadt in Sichtweite. Gerade ging sein Wasservorrat zur Neige, da er ihn mit dem geknebelten Spion teilen musste. Erleichtert atmete Agalrân auf, als sie die mächtigen Stadtmauern erblickten. Seine Reise hatte ein Ende, vorerst.

Aglarân nach Kerma
« Letzte Änderung: 1. Jan 2019, 16:54 von Fine »