Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Palisor

Cuindar-Moor

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Thorondor the Eagle:
Das Land im Nordwesten des Wilden Waldes ist ein unebenes Sumpfgebiet. In den nordwestlich liegenden Eisenbergen entspringt der Urundúinë der das Sumpfgebiet durchquert und ausreichend mit Wasser versorgt. Die Elben nannten ihn einst so wegen seiner rötlich-braunen Färbung.

Das Gebiet ist nur spärlich mit Bäumen bewachsen. Den überwiegenden Teil der Flora bilden Sträucher, Gräser und Schilfgürtel. Die Winter sind hier überraschend mild im Vergleich zu anderen Orten auf selber Höhe.

Bewohnt wird dieses Moor von den Cuind, einem Volk der Avari. Nendallin, die Hauptstadt der Cuind liegt in einem kleinen See mitten im Sumpfgebiet.

Thorondor the Eagle:
Caelîf, Rástor und die Gruppe aus Nurthaenar aus der Umgebung von Riavod

Aufgrund einiger beobachteter Bedrohungen im Süden, beschlossen die Elben ihren Weg weiter nördlich fortzusetzen und so erreichten sie schließlich den Fluss Urundúinë, der von den Eisenbergen in den Wilden Wald floss und eine leichte rötlich-braune Färbung hatte. Je näher sie den Wäldern kamen, umso weicher und schlammiger wurde der Boden unter den Hufen der Pferde.

„Dies sind wohl die Sümpfe nördlich des Waldes die uns unsere Freunde aus Awld-aronemer empfohlen haben zu umgehen“, stellte Inglos fest.
„Wenn die Darstellung auf unserer Karte stimmt, ist dieser Sumpf allerdings nicht allzu klein“, schloss sich Rástor an.
„Wir können versuchen am Fluss entlang zu kommen. Wenn der Untergrund so bleibt, dann haben wir sicher kein Problem“, antworte wieder der Soldat.
„Und wenn es schlimmer wird?“, fragte Caelîf sehr verunsichert.
„Dann werden wir wohl laufen müssen.“
Caelîf sah an seiner Rüstung hinunter. Er schreckte nicht davor in den Schlamm zu steigen, aber um seine Rüstung wäre ihm sehr leid.

Aneinander gereiht gingen die Elben auf den Pferden das Flussufer entlang. Der Schlamm war ebenso rötlich wie das Wasser des Flusses und drängte in alle Richtungen sobald die Hufen des Pferdes ihn niedertraten. Caelîf bemerkte es nur noch im Augenwinkel, da am Boden hatte sich etwas bewegt. Plötzlich bäumte sich sein Pferd auf und wieherte laut. Der Elb versuchte sich auf dem Rücken zu halten, schaffte es aber nicht. Rücklings landete er auf der Böschung des Flusses und rollte den Hang hinab zum Fluss. Kleine Büsche zerkratzten ihm die Haut, er fühlte die kühle, schlammige Erde unter sich und auf seiner Haut. Nach einer gefühlten Ewigkeit und zahlreichen Versuchen sich irgendwo festzukrallen, kam er schließlich zum Erliegen.
Er fühlte wie das kalte Nass durch sein Haar rann, sich langsam seinen Weg unter die Rüstung bahnte und bei den Füßen wieder herausfloss. Er öffnete die Augen und hob den Kopf.
„Caelîf!“, hörte er die Rufe seiner Weggefährten. Er schaute zu ihnen hinauf. „Ist dir etwas passiert?“
Der junge Elb versuchte alle seine Glieder zu spüren und zu bewegen. Er schüttelte den Kopf. Es vergingen ein paar Minuten ehe er sich aufrichten konnte. Mit dem Wasser putze er sich den Schlamm aus dem Gesicht.
„Gut gemacht“, rief Rástor plötzlich und begann danach herzhaft zu lachen. Caelîf ärgerte sich über seine Schadenfreude und der Sturz war ihm peinlich. Noch während er sich säuberte, führten die Elben ihre Pferde die Böschung hinab. Erst jetzt bemerkte Caelîf, dass er auf festem Untergrund im Fluss stand. Er erkannte, dass er durch seinen Sturz den Bodenbelag aufwirbelte und ein kleiner Teil eines verborgenen Pfades unter der Wasseroberfläche sichtbar wurde.

Auf diesem Pfad kamen sie zwar halbwegs schnell voran, aber das änderte nichts daran, dass der junge Elb vollkommen durchnässt war. Da es bereits sehr kühl war, bibberte er am ganzen Körper. Es dauerte keinen zwei Stunden ehe sie auf die ersten Elben trafen, die gerade beim Fischen waren. Sie wurden vollkommen von den fremden Eindringlingen überrascht. Nur einen Wimpernschlag dauerte es bis sie ihre Ausrüstung fallen ließen und auf die Fremden zugingen. Ihre Hände lagen auf Dolchen die sie an ihren Gürteln befestigt hatten. Einer von Ihnen rannte entlang des Flusses in die andere Richtung.
„Es gibt keinen Grund uns zu fürchten“, eröffnete Rástor „Wir sind nur auf der Durchreise und wollen euch nicht belästigen.“
Skeptisch musterten die beiden Elben den Alten.
„Wir kommen von Taur-en-Elenath, von der Herrin der Quelle und sind auf dem Weg nach Gan Lurin.“
„Seid ihr Freunde der Hwenti?“, erwiderte einer der beiden Fischer plötzlich. Rástor antworte nicht sofort, da er das Volk ja eigentlich nicht kannte.
„Wir sind Freunde der Kindi aus Awld-aronemer“, antwortete nun Caelîf, unterdrückte dabei aber seine Ungeduld die die Kälte in ihm hervorrief „Kennt ihr Yindial und Laycáno?“
Ein weiterer skeptischer Blick folgte: „Ihr seid also die Reiter der Rotberge“, sagte der Fischer und Caelîf fiel ein Stein vom Herzen.

Illúvatar sei Dank, sie haben von uns gehört.

Die beiden Fischer führten die Elben weiter entlang des verborgenen Pfades tief in den Sumpf hinein. Das Wasser hier war klarer als im Urundúinë. Es lag wohl daran, dass die energischeren Strömungen des Flusses zu ihrer linken immer weiter weg wanderten. Das Wasser unter Ihnen zeigte kaum noch Bewegung und das rote Sediment lagerte sich am Grund ab. Schließlich machte der Fluss eine Biegung Richtung Nordosten und so ließen sie diesen hinter sich. Hier endete auch dieser verborgene Pfad und ging über in einen aus Holz gebauten Steg. Langsam aber stetig trocknete Caelîf’s Kleidung und sein Gemüt beruhigte sich etwas, obwohl er bemerkte, dass sich die fremden Elben über ihn lustig gemacht hatten.
Dies war ihm aber längst nicht so unangenehm wie die Tatsache, dass seine Freunde und Reisegefährten diesen Sturz beobachtet hatten.

Zu ihrer linken und rechten erhob sich hin und wieder ein Baum, meist aber nur grobes, schulterhohes Gestrüpp. Entgegen der Jahreszeit trugen einige der Büsche noch violette, rosafarbene und weiße Blüten. Es gefiel dem Elben in gleichem Maße wie es ihn überraschte. Scheinbar herrschte an diesem Ort noch ein milderes Klima als auf den offenen Landen westlich von hier. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass dies der Ausläufer von Dalvarinan war. Einige Male teilte sich der Weg, sie folgten aber immer der Route nach Südosten und schließlich überquerten sie eine Holzbrücke, die über einen breiteren Seitenarm des Urundúine verlief.

Am Ende der Brücke war ein zweieinhalb- bis dreimeterhoher, blickdichter Gürtel aus Schilf. Wenige Dachgiebel der dahinterstehenden Häuser überragten diesen. Als sie den natürlichen Schutzwall durchschritten, bemerkte der Elb, dass links und rechts des Weges Wachtürme errichtet wurden, deren Plattformen unterhalb des Schilfes lagen und so von außen nicht sichtbar waren.
„Dies ist also Nendallin“, sagte Rástor erstaunt, der offensichtlich bereits ein paar Worte mit dem Einheimischen ausgetauscht hatte.
Caelîf blickte sich um. Vor ihm breitete sich ein kleiner See aus. Der Steg auf dem sie standen, führte in einer endlosen Linkskurve parallel zum Seeufer bis er am anderen Ende des Sees auf einer Landzunge endete. Zwischen dem Steg und dem Schilfgürtel hatten die Elben ihre Häuser errichtet. Sie bestanden aus Holz und standen auf Holzpfählen die in den sumpfigen Boden getrieben wurden. Rechts neben dem Steg hin zum Zentrum des Sees und zu der Halbinsel waren keine Holzbauten, sondern lediglich einige kleine Häuser aus Stroh die auf dem Wasser schwebten. So hatte man ein freies Sichtfeld auf das große Herrenhaus auf der Halbinsel. Es war teilweise auf dem Festland gebaut und teilweise auf Pfählen errichtet. Über dem See in Richtung der Häuser thronte eine halbrunde Terrasse. Zweifelsohne war es Absicht, dass dieses Haus den Anblick beherrschte.

„Dies ist Nendallin, Ursprung und Zentrum unseres Reiches und Heim unserer Fürstin Nénsilmë“, sagte einer der einheimischen Elben mit Stolz erfüllt.
Nun erspähte Caelîf auf dem großen Balkon des Herrenhauses eine große, dunkelhaarige Elbe. Ihre Arme hatte sie auf dem Geländer abgelegt und sie musterte neugierig die Neuankömmlinge. Obwohl kein Wind wehte, begann das Wasser unter ihr kleine Wellen zu schlagen die sich stetig über den gesamten See ausbreiteten. Der Elb glaubte leise Musik zu hören, konnte aber nicht ausmachen woher sie kam. Aus keinem ersichtlichen Grund verspürte er sich verneigen zu müssen und ohne es weiter zu hinterfragen tat er es auch. Rástor folgte seinem Beispiel.

„Ich fühle es auch: es ist ihnen sehr, sehr wichtig Respekt vor ihrem Volk zu haben“, flüsterte Rástor leise zu Caelîf. Der junge Elb spürte den Blick der Fürstin auf seinem Haupt.

Fine:
Córiel, Jarbeorn und Vaicenya aus dem Tal von Dalvarinan


Dank Vaicenyas Ortskenntnissen war es der Gruppe ohne Probleme gelungen, die mitten im Marschland liegende Ansiedlung der Cuind zu finden. Dort angekommen waren ihnen prompt ihre Waffen abgenommen worden und sie waren der Cuind-Fürstin vorgeführt worden. Córiel hatte damit begonnen, Fürstin Nénsilmë die Botschaft Herions auszurichten, welche wortlos entgegen genommen wurde. Eine hoheitsvolle Ausstrahlung ging von der Herrin der Cuind aus, in deren Halle es so still war, dass man von draußen den leisen Klang ferner Musik zu hören glaubte.
Nachdem Córiel geendet hatte, fixierte Nénsilmë sie mit einem kühlen Blick und sprach zum ersten Mal. Mit kühler Stimme sagte sie ein einzelnes Wort:

"Nein."

Córiel glaubte zunächst, sich verhört zu haben. Nein? Meint sie das etwa ernst? Nach und nach wurde ihr klar, dass die Fürstin der Cuind Herions Hilfegesuch tatsächlich rundheraus abgelehnt hatte.
"Wie bitte?" entfuhr es Vaicenya.
"Ich sagte Nein," wiederholte Nénsilmë mit fester Stimme. "Wer seid Ihr, meine Entscheidung in Frage zu stellen?" Die dunklen Haare fielen der herrschaftlichen Elbin über beide Schultern und waren so lang, dass sie bis zu den Hüften reichten. Sie trug ein dunkelgrünes Gewand, das mit goldenen Stickereien verziert war, und auf ihrem Haupt ruhte ein Kranz aus weißen Blüten, die vermutlich aus dem See rings um die Ansiedlung der Cuind stammten. Wächter in braunen Rüstungen aus festem Leder standen zu beiden Seiten neben dem erhöhten Sitz ihrer Herrin. Abgesehen davon war die kleine Halle, in die man sie gebracht hatte, leer.
Das fängt ja gut an, dachte Córiel und warf einen verstohlenen Blick zu Jarbeorn hinüber, der ein Stückchen abseits in der Halle der Fürstin stand und ein wenig abwesend wirkte. Das große Herrenhaus, das im Zentrum der Siedlung Néndallin lag, wirkte nun noch weniger einladend als es Córiel ohnehin schon vorgekommen war.
"Verzeiht, Herrin Nénsilmë," hörte Córiel sich selbst sagen. "Es lag nicht in unserer Absicht, Euch geringzuschätzen."
"Und doch tut ihr genau dies," erwiderte die Herrin der Cuind kalt. Sie saß auf ihrem hohen Sitz, hatte die Beine übereinander geschlagen und die Fingerspitzen aneinander gepresst. "Ihr kommt als Fremde hier her, um mein Volk mit vergifteten Worten und respektlosen Behauptungen in große Gefahr zu locken."
Was für eine Anschuldigung! dachte Córiel. Wie soll ich darauf nur antworten?
"Welche Lügen werft Ihr uns vor?" erkundigte sich die Hochelbin vorsichtig. "Ich versichere Euch, dass alles, was ich gesagt habe, der reinen Wahrheit entspricht."
"Ich kenne Herion von den Hwenti gut," sagte Nénsilmë. "Seine Leute haben nur noch wenig Umgang mit Fremden, geschweige denn mit Verrätern wie dieser dort." Der Blick, mit dem sie Vaicenya streifte, war tödlich. "Niemals würde er euch zu seinen Boten ernennen und erlauben, in seinem Namen zu sprechen."
Aus den Augenwinkeln nahm Córiel wahr, wie Vaicenya sich mehr und mehr versteifte. Die Hände der Dunkelelbin waren längst zu Fäusten geballt. Córiel war froh, dass man ihnen die Waffen abgenommen hatte.
"Darüber hinaus hast du behauptet, den Ilcalocë mit eigenen Augen gesehen zu haben, und diese Begegnung überlebt zu haben. Wenn das die Wahrheit ist - worauf du zu bestehen scheinst, Melvendë von den verlorenen Tatyar - dann war es mehr als nur töricht von dir, hier her zu kommen. Dieser Drache, falls er wirklich mehr als nur eine Legende ist, ist imstande, jeden zu wittern, mit dem er gesprochen hat. Längst trägst du das Mal des Drachen auf dir, Melvendë. Und bringst jeden in Gefahr, der in deiner Nähe ist."
Córiel blieb beinahe die Luft weg. So etwas hatte sie zwar selbst schon vermutet, diesen Gedanken jedoch als unbegründete Sorge abgetan. Wenn der Drache sie tatsächlich jederzeit aufspüren konnte... worauf wartete er dann noch?
"Wenn du wahrhaftig dem Sternendrachen begegnet bist, Melvendë von den Tatyar, dann musst du Néndallin auf schnellstem Wege verlassen."
Die Hochelbin fand langsam wieder zu Atem, doch ehe sie sprechen konnte, nahm Jarbeorn das Wort. "Warum hat der Drache dann nicht längst angegriffen?" fragte er.
Nénsilmë musterte den Beorninger einen Moment lang eindringlich. Dann blickte sie auch Córiel genau ins Auge und schwieg eine volle Minute lang, ehe sie weitersprach. "Da ist keine Unwahrheit in deinem Blick," sagte die Herrin der Cuind. "Dann bist du dem Drachen also tatsächlich begegnet, so unwahrscheinlich es auch sein mag." Sie machte eine erneute Pause und begann, langsam den Raum zu durchqueren. "Und du bist ihm entronnen..."
"Mit viel Glück," sagte Córiel, dankbar für die Glaubwürdigkeit, die Nénsilmë ihr im Augenblick zuteil werden ließ. "Der Drache ist schwer verwundet worden. Das ist vermutlich der Grund, weshalb er sich noch nicht wieder gezeigt hat. Es bleibt uns noch etwas Zeit - Zeit, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen dürfen. Nur vereint haben die Elben Palisors eine Chance gegen eine solche Urgewalt. Ich bitte Euch, Herrin Nénsilmë - überdenkt Eure Entscheidung, und geht auf Herions Bitte ein, zu dem Treffen der Stammesführer zu kommen."
Nénsilmë hatte die kleine Halle inzwischen beinahe durchquert, sodass Córiel und Jarbeorn sich nach ihr umdrehen mussten. Die Herrin der Cuind hatte sich von ihnen abgewandt, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt. Vorsichtig trat Córiel etwas näher, während der Beorninger bei Vaicenya im Hintergrund blieb. Die Dunkelelbin war still geworden und ihr Blick war leer, was Córiel mit Besorgnis erfüllte. Doch dafür war nun keine Zeit. Sie blickte zurück zu Nénsilmë, gerade als die Herrin der Cuind Córiel über die Schulter ansah.
"Nur wenig Liebe hege ich für jene, die mit Bitten zu mir kommen, ohne den gebührenden Respekt zu zeigen. Und auch wenn ich nun weiß, dass die Gefahr durch diesen Drachen nicht unbegründet ist..." Erneut ließ sie den Satz unvollendet, wie es ihre Art zu sein schien. Es kam Córiel so vor, als forderte Nénsilmë ihre Gesprächspartner mit dieser Eigenart dazu auf, aktiv mitzudenken und selbst auf Lösungen und Antworten zu kommen.
"Du willst dich also weiterhin vor den Gefahren der Welt da draußen verstecken," sagte Vaicenya mitten in die Stille hinein. "Das ist... enttäuschend. Ich hatte gehofft, dass ich nicht die Einzige wäre, die sich weiterentwickelt hat."
Nénsilmë fuhr herum und ihre bislang makellose Miene war für einen Sekundenbruchteil aus den Fugen geraten, bis sie ihre Züge wieder unter Kontrolle hatte. "Ich habe schon von deiner "Läuterung" gehört, Verräterin. Aber glaube nicht, dass ich deine Verbrechen so leicht vergebe oder vergesse, wie es die Hwenti offenbar tun."
"Meine Taten - oder Untaten - stehen hier nicht zur Debatte," konterte Vaicenya und kam näher. Die Wachen der Cuind rührten sich, aber mit einem raschen Wink von Nénsilmë kehrten sie zu ihrer regungslosen Position zurück. "Es geht hierbei um das Schicksal von ganz Palisor."
Nénsilmës Augen verengten sich gefährlich. "Und was schert mich der Rest von Palisor? Ich bin für mein Volk verantwortlich, nicht für das ganze Land, und die Sicherheit der Cuind wiegt für mich am schwersten. Die Berge, in denen der Drache haust, sind weit weg. Viele Wälder und Flüsse trennen uns von ihnen. Wieso sollte ich mich der Gefahr nähern?"
"Wälder und Flüsse sind kaum ein Hindernis, wenn man fliegen kann," merkte Jarbeorn an.
"Ihr seid hier genauso wenig sicher wie die Zwerge in ihren steinernen Hallen," ergänzte Córiel.
"Wie könnt ihr es wagen?" empörte Nénsilmë sich. "Ich sollte euch alle in den See werfen lassen, allen voran dieses unverschämte Weib dort." Ihr Blick durchbohrte Vaicenya, die keinen Schritt zurückwich. Der silberne Schmuck im Haar der Dunkelelbin glitzerte auf, als Vaicenya den Kopf leicht reckte, um Nénsilmës Anblick zu erwidern.

Wie so oft war es Jarbeorn, der für etwas Entspannung sorgte. "Ich denke, wir sollten nichts überstürzen," sagte der Beorninger kameradschaftlich, ehe er respektvoll vor der Herrin der Cuind das Haupt neigte. "Wir haben Meister Herions Botschaft nun überbracht und sollten der Herrin Zeit geben, um ihre Antwort in Ruhe zu überdenken."
Alle drei Elbinnen betrachteten Jarbeorn mit gemischten Blicken, was ihm ein kleines Lächeln entlockte. "Ich schätze, wenn mehrere so herrschaftliche Damen aufeinander treffen, wiegt wohl jedes Wort noch schwerer als sonst," sagte der Beorninger verschmitzt.
Während Córiel sich noch fragte, ob Jarbeorn mit herrschaftlichen Damen auch sie gemeint hatte, erregte etwas anderes Nénsilmës Aufmerksamkeit, was die Herrin der Cuind auf den Balkon hinaustreten ließ, der direkt an die kleine Halle angrenzte und einen guten Überblick über die Stadt Néndallin bot. Als Córiel näher kam, hörte sie Nénsilmë murmeln: "Noch mehr Neuankömmlinge, um die ich mich kümmern muss..." Sie hatte die Arme auf das Geländer des Balkons gelegt und blickte hinüber zum Ausgang der Ansiedlung, die aus einer langen Brücke zum Festland hin bestand. Dort war eine größere Gruppe von gerüsteten Elben zu sehen, die sich langsam dem Stadtzentrum näherten.
Ob diese Fremden vielleicht dabei helfen könnten, die Fürstin zu überzeugen? dachte Córiel und trat langsam neben Nénsilmë auf den großen Balkon, um einen besseren Blick auf die neuen Elben werfen zu können. Die meisten von ihnen waren beritten und trugen Rüstungen und Umhänge, die Córiel selbst in ihren uralten Erinnerungen nicht wiedererkannte. Unter den Fremden ritt ein etwas jünger wirkender Elb mit schwarzem Haar, der Córiel dadurch auffiel, dass eine silberne Strähne rechts über seine Stirn fiel.
"Komm schon, Stikke," sagte Jarbeorn, der sich neben sie geschoben hatte. "Wir sollten gehen, so lange man uns noch lässt. Suchen wir uns hier in der Stadt etwas zu essen."
"Eine ausgezeichnete Idee," murmelte Córiel, als sie dem Beorninger aus der Halle hinaus folgte.

Thorondor the Eagle:
Als die Gruppe den Steg entlang an den Häusern vorbeigingen, traten zwei weiter Elben auf den Balkon. Eine weitaus größere Gestalt blieb in der Tür stehen.

Caelîf bewunderte die Häuser, deren Grundgerüst aus dicken Holzbalken und deren Wände aus ockerfarbenem Lehm bestanden. Eine Elbe fegte den Steg vor ihrer Haustür, ein weiterer reparierte das Dach seines Hauses. Entlang des Steges liefen drei kleiner Elbenkinder, vielleicht 20 Jahre alt oder sogar noch jünger. Sie beachteten die Fremden kaum, so sehr waren sie in ihr Spiel vertieft. Bei einer weiteren Tür übergab ein Elb seinen frisch gefangenen Fisch im Austausch für einen Korb voll reifer Beeren. Es herrschte geschäftiges Treiben in dieser Siedlung.

Sie hatten die Halbinsel und die Halle der Fürstin beinahe erreicht, als ihnen eine etwas zierliche Elbe entgegenkam. Ihre Arme waren übersät mit Narben, ihr Gesicht aber zart und unversehrt. Ihr folgte ein hünenhaftes Wesen. Der junge Elb und auch seine Mitreisenden waren eingeschüchtert von dieser Gestalt.
Im Vorübergehen musterten sie sich, verloren aber kein Wort.

„War das auch ein Mensch?“, fragte Caelîf verwirrt.
Rástor musste zunächst schmunzeln: „Nein, nein. So sahen sie nicht einmal in früheren Zeitaltern aus.“ Das Schmunzeln wich aus dem Gesicht des Alten, was Caelîf verunsicherte.

Schließlich erreichten sie den Eingang der Halle, der von Soldaten bewacht wurde. Sie deuteten ihnen näher zu kommen.
„Wen dürfen wir unserer Fürstin melden?“, fragte er höflich.
„Rástor von den Gilthandi aus der Stadt Nurthaenar und seine Begleiter.“

Als sich Caelîf neben Rástor stellte, musterte ihn der Soldat von oben bis unten. In diesem Moment wurde ihm wieder bewusst, dass er von oben bis unten Dreck an ihm klebte. Der Schlamm musste mittlerweile eingetrocknet sein. Es bescherte ihm Unbehagen, gerade jetzt, da er einer Fürstin gegenübertrat.
„Wartet hier“, befahl einer der Soldaten verschwand hinter dem Tor.

Aus dem Inneren drang eine Stimme:
„…nicht zu glauben… tu was du willst“, die Stimme wurde lauter „Es wäre nicht die erste Stadt in einem See, die einem Drachen zum Opfer fiel.“
Mit diesen Worten preschte die Tür nach außen und eine große Elbe mit dunkelbraunem Haar kam herausgestürmt. Sie blieb abrupt stehen als sie vor den Soldaten Nurthaenars eingekreist war. Mit einer Miene aus Verwirrung und Wut begaffte sie die Fremden. Ihr Blick haftete auf Caelîf der sodann auf den Boden schaute und schließlich auf Rástor.
„Ich grüße dich“, entgegnete der ältere Elb ihrem Blick und hielt ihm stand.
Ohne auch nur ein Wort zu verlieren suchte sie sich einen Weg durch die Reihen der Gilthandi und verschwand in der Stadt.

„Fürstin Nénsilmë empfängt euch nun“, überraschte sie die Stimme des Soldaten im Tor.
Ohne Umschweife betraten sie den Raum. Entgegen seiner Vorstellung war er eher schmucklos und schlicht gehalten. Vielleicht um nicht von der Schönheit der Fürstin abzulenken, die sie mit einem einfachen Blumenkranz im Haar unterstrich.

„Seid gegrüßt, Nénsilmë, Fürstin der Cuind. Ich bin Rástor, Veríaran aus Nurthaenar und Hüter der Gilthandi und dies sind meine Begleiter: Caelîf, Inglos, Alcôr,… Herrin, wir sind überaus dankbar, dass ihr uns in euren Hallen empfangt“, begrüßte Rástor.
„Nun, dies gehört zu meinen Pflichten“, antwortete sie kühl.
„Unsere Reise von Taur-en-Elenath brachte uns zufällig an diesen Ort, wir wollen euch gar nicht lange mit unserer Anwesenheit behelligen. Gan Lurin ist unser Ziel.“
„Die Hwenti wollt ihr also behelligen?“
„Was uns dort erwartet wissen wir nicht, aber es ist gewiss, dass es ebenfalls nur ein kurzer Aufenthalt werden wird. Auch uns wurde zugetragen, dass ein Drache in den Orocarni erwacht sein soll und wir fürchten um unser Volk.“
„Wenn ihr diese Geschichte glauben wollt“
Die abweisende Art der Fürstin war äußerst unangenehm. Caelîf wollte sich am Gespräch beteiligen, aber im fiel nicht ein wie er hätte beginnen können.
„Wer diese Nachricht überbring spielt eine untergeordnete Rolle. Es ist eine Warnung vor einem möglichen Feind und ist es nicht unsere Pflicht unser Volk vor allem zu beschützen was ihm schaden könnte?“ antwortete  Rástor, der ihr offensichtlich ins Gewissen reden wollte „Und ich habe keinen Grund diese Botschaft als Lüge abzustempeln, da sie mir durch eine Freundin mitgeteilt wurde, die ich seit tausenden von Jahren kenne und deren Ehrlichkeit ich nicht anzweifle.“
„Ihr seid offensichtlich in den letzten Jahren nicht viel draußen gewesen“, erwiderte sie dreist.
„Und in Anbetracht unseres Gespräches bin ich auch ganz froh darüber.“ Rástor war genervt, was Caelîf noch nie erlebt hatte.

„Verzeiht, wenn ich euch hier unterbreche“, unterbrach nun Caelîf „Dieses Gespräch scheint zu keinem angestrebten Ziel zu führen.“
Sie musterte nun den jungen Elben: „Hüte dich vor den Edlen die sich weise nennen und staune über die Weisen die in Lumpen gekleidet sind“, sagte sie und kränkte damit den Jungen.
Er versuchte dies zu überspielen: „Herrin, wir bitten euch weder um ein Bündnis noch um eure Freundschaft. Wir sind auf der Durchreise und brauchen ein sicheres Quartier für diese Nacht.“
Ihr fester Griff, der die Armlehnen ihres Thrones, umschloss lockerte sich. Sie blickte an sich hinunter und strich sich mit zwei, drei Handbewegungen etwas von ihrem Kleid oder glättete die Falten: „Ihr könnt euer Lager auf der Insel hinter dem Palast aufschlagen, dort ist der Boden fest genug für eure Zelte. Morgen könnt ihr eure Reise fortsetzen“, befahl sie ohne sie dabei anzuschauen.

Während sie die Zelte aufschlugen, hörte Caelîf Rástor immer wieder mit sich selbst reden. Er glaubte sogar ein Fluchen von ihm zu hören.
„Ärgert euch nicht über sie. Wir müssen nur diese eine Nacht hier verbringen, dann reisen wir weiter. Die Hwenti werden freundlicher sein“, sprach ihm Caelîf zu.
„Genau daran habe ich auch gedacht, aber du weißt ja was unser Auftrag ist und ich fürchte, dass Nénsilmë nicht die einzige ist, die einer Vereinigung der Avari ablehnend gegenübersteht. Abgesehen davon sind die Cuind ein ebenso wichtiger Stamm der Avari wie alle anderen.“
„Vielleicht sind wir nur im falschen Moment gekommen. Die Gäste die vor uns hier ankamen haben sie offensichtlich sehr in Rage gebracht. Vielleicht können wir morgen nochmal mit ihr sprechen.“
„Wir können es probieren“, antwortete Rástor und er sah den jungen Elben mit einem gütigen Blick an „Geh dich waschen.“

Caelîf nahm sich eines seiner sauberen Hemden aus dem Reisegepäck und suchte sich ein ruhiges Plätzchen am hinteren Teil der Insel. Er legte seine Rüstung ab und zog das schmutzige Hemd ab. Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont, sodass sie bald verschwinden würde, aber bis dahin genoss der Elb sie auf seiner Haut. Er tunkte die Kleidung und Rüstung in das klare Wasser und rieb den eingetrockneten Schlamm heraus.
Um sie noch ein wenig trocknen zu lassen hängte er sie auf einen Ast, danach setzte er sich ans Ufer. Erst jetzt vernahm er wieder die Musik, die er auch bei seiner Ankunft hier hörte. Er blickte sich um, aber es war niemand in der Nähe. Als er vor sich hindöste und die Wasseroberfläche beobachtete, überkam ihn eine Müdigkeit derer er schließlich erlag.


Als er die Augen öffnete war es bereits dunkel. Leise plätscherte das Wasser vor sich hin, die Sterne spiegelten sich darin. Caelîf liebte diesen Anblick, es erinnerte ihn an die Eliancor und gleichzeitig an Taur-en-Elenath. Die Musik war nun deutlicher zu hören als noch am Tag.
Als er länger auf die Spiegelung der Sterne starrte, begannen sie sich zu bewegen. Er war neugierig und so stand er auf und beobachtete das Schauspiel, das ihn nun noch mehr an die Quelle des Sternenwaldes erinnerte. Wie kleine Wasserläufer flitzen die Punkte durch das Wasser, sie spielten, sprangen und sie sangen dabei dieses wunderschöne Lied. Mit seinen bloßen Füßen stellte er sich in das seichte, sehr kühle Wasser und augenblicklich sammelten sich unzählige dieser kleinen Lichtpunkte um seine Knöchel. Es kitzelte ein klein wenig.
Sie wurden unruhig und plötzlich verschwanden sie im Dunkel des tieferen Wassers. Nur ein winziger Schimmer war noch zu erkennen, schwach glomm er in der Tiefe. Caelîf ging einen Schritt weiter nach vor und noch einen. Der Lichtpunkt reagierte nicht, daraufhin ging er einen weiteren Schritt in das Wasser und plötzlich, wie aus dem Nichts schossen die Lichtpunkte herauf, sie formten eine gigantische, grauenvolle Fratze eines Drachen der aus der Tiefe schoss um Caelîf zu verschlingen. Er nahm seine Beine in die Hand und huschte ans Ufer…


Der junge Elb riss die Augen auf. Er sah die Baumkronen über sich, sein Herz raste. Es war nur ein Traum, ein schöner und zugleich machte er ihm Angst.

Thorondor the Eagle:
Irritiert von dem Traum ging er ganz nahe an das Ufer, legte sich mit dem Bauch flach auf den Boden und beobachtete das Wasser, das gerade einmal 20 cm von seinem Gesicht entfernt war.  Er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Junge Frösche versteckten sich unterhalb der Pflanzenwelt, Gelbrandkäfer und Wasserläufer tummelten sich auf und unterhalb der Obersfläche, sogar der ein oder andere kleine Fisch traute sich vorbeizuschwimmen.

„Hast du etwas verloren?“, sagte eine weibliche Stimme, er zuckte zusammen und drehte seinen Kopf um. Die Elbe, die ihm am Steg mit dem Hünen entgegengekommen war, stand dort.
„Nein, nein“, antwortete er ertappt.
„Du bist einer von den Fremden Soldaten, nicht wahr?“
„Ja, einer der Fremden“, erwiderte er, „Soldat wohl eher nicht“, nuschelte er verlegen hinterher.
„Woher kommt ihr denn?“
„Aus dem südlichen Gebirge.“
Sie musterte ihn skeptisch: „Und was macht ihr hier?“

Soll ich ihr von unserem Auftrag erzählen? Ich kenne diese Elbe nicht. Irgendetwas ist eigen an ihr, fremd, aber anders fremd als die Cuind oder die Kindi. Was ist das?

„Wer seid ihr?“, stellte er eine Gegenfrage.
„Ich bin Melvendë von den Tatyar“, antwortete sie kurz.

Von den Tatyar? Rástor erzählte er wäre einer von ihnen, einer der letzten… und auch Tarásane erwähnte eine Vaice… von den Tatyar. Ich muss versuchen mehr herauszufinden. Vielleicht kann ich mehr aus ihr herauskitzeln...

„Wir sind nur auf der Durchreise. Unsere Reise führte uns zum Taur-en-Elenath zu der Herrin der Quelle“, sie hob interessiert ihren Kopf „aber kaum waren wir dort, mussten wir auch wieder zurück.“
„Ihr wart bei Tarásane?“, frage sie überrascht.
„Ja, ihr kennt sie?“
Sie nickte nur zustimmend.
„Ist das dein Schwert?“, wechselte sie das Thema.
„Ja.“
„Darf ich?“, fragte sie und deutete an danach zu greifen.
Caelîf nickte. Er beobachtete sie aufmerksam. Behutsam umfasste sie den Griff. Ein Ausdruck der Erleichterung war in ihrem Gesicht zu sehen. Ruckartig zog sie es heraus und schwang es zwei dreimal durch die Luft.
„Hast du es schon oft benutzt?“, fragte sie.
„Nein. Wohl eher mein Vater.“
„Es fühlt sich gut an. Das es nicht allzu lang ist, ist sicherlich hilfreich, wenn es schnell gehen muss.“ Mit ein paar Hieben stich sie in die Luft vor sich.

„Stikke, da bist du“, hörten sie plötzlich die tiefe Stimme des Hünen. Caelîf fürchtete sich ein wenig vor dem behaarten Riesen. Mit seinen dunklen Augen erfasste er die Situation und folgerte schnell daraus.
„Haha, kaum lässt man dich ein paar Minuten aus den Augen hast du gleich einen Jüngling am Haken“, scherzte er.
„Einer muss hier ja für Frischfleisch sorgen“, erwiderte sie gekonnt.
Er wandte sich lachend an Caelîf: „Ich bin Jarbeorn.“ Er streckte Caelîf, der sich zwischenzeitlich erhoben hatte, die Hand entgegen. Der Elb reichte ihm seine und spürte den kräftigen Händedruck.
„Wer bist du?“, fragte Caelîf eingeschüchtert.
„Jarbeorn“, wiederholte der Hüne und sah den Elben an als würde er sich fragen ob er alle Tassen im Schrank hat.
„Ich glaube das meinte er nicht“, ergänzte Melvendë.
„Ahhh, ich bin einer der Beorninger. Westlich des großen Grünwaldes lebt mein kleines Volk. Und wer bist du?“
„Caelîf“, antwortete der Junge knapp.
„Hm, du sprichst ja noch weniger als die Fürstin. Muss wohl an der Luft hier liegen.“
„Ich… Wir kommen aus den Orocarni. Aus dem Süden, die südlichen Berge“, stammelte der Elb.
„Na da ist es hoffentlich heimeliger als dort wo wir waren, nicht wahr Stikke?.“
Sie nickte nur zustimmend.

„Ja, es ist durchaus angenehm dort. Unsere Stadt heißt Nurthaenar. Sie liegt gut versteckt in den Bergen“, seine Stimme hatte sich gefestigt nachdem er bemerkt hat wie gutmütig Jarbeorn war.
„Klingt als hätte man dort ein ruhiges Leben.“
„Ja, es ist ein schönes Leben dort. Wir helfen alle zusammen, beim bestellen der Felder, in der Familie, in der Gemeinschaft“, ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen als er an sein Leben dachte.
„Klingt als sollten wir dort unseren Ruhestand genießen“, sagte Jarbeorn und schmunzelte.
„Es bleibt nur zu hoffen, dass der Drache unsere Stadt nicht findet.“

Caelîf bemerkte wie sich Melvendë’s Blick zum Boden richtete.
„Na im Moment ist er dabei sich die Wunden zu lecken und das dauert hoffentlich noch an. Du kannst ihr dafür danken.“
Erstaunt schaute der junge Elb auf die Elbe: „Du hast den Drachen angegriffen und verletzt?“
„Jarbeorn übertreibt. Ich war nur der Lockvogel, sonst nichts.“
„Ist er wirklich so furchterregend und zerstörerisch, so wie Drachen eben beschrieben werden?“
„Wir müssen ihn töten und allzulange sollten wir nicht warten“, beantwortete sei indirekt seine Frage.
„Morgen schon werden wir weiterreiten nach Gan Lurin, zu den Hwenti. Tarásane hat uns geschickt um eine Coriel und eine Vaicenya zu finden. Sie könnten uns weiterhelfen um mit den anderen Elbenstämmen Kontakt aufzunehmen. Aber ich fürchte daraus wird nun nichts. Mein Herr Rástor möchte so schnell wie möglich nach Nurthaenar zurückkehren um sie zu warnen.“
Jarbeorn nahm einen tiefen Atemzug und setzte zum reden an, als ihm Melvendë ins Wort fiel.
„Wir sind im Auftrag der Hwenti hier und vielleicht ist es kein Zufall, dass ihr auch hier seid. Herion, Fürst der Hwenti von Gan Lurin, lässt verkünden, dass es eine Zusammenkunft aller Avari geben soll in Áyanvinvë, den heiligen Stätten unserer Ahnen. Ihr sollt auch daran teilhaben.“
„Dies solltet ihr meinem Herrn Rástor sagen“, antwortete Caelîf.
„Wo finde ich ihn?“
„Ich bringe euch zu ihm“, antwortete Caelîf und zog sich sein frisches Hemd über. Das zweite Hemd nahm er von dem Ast, wo es zum trocknen hing, den Lederwams legte er sich ebenfalls über den Arm. Als er an Melvendë vorbei ging, reichte sie ihm das Schwert.
Jarbeorn ging links hinter ihm, die Elbe rechts. Beim Gehen bemerkte er einen warmen Hauch neben seinem linken Ohr: „Wenn dir dein Leben lieb ist, gib ihr lieber kein Schwert in die Hand. Manchmal kann sie eine ganz schöne Furie sein.“
„Hey, Stikke“, lachte er als ihm die Elbe einen Stoß mit der Hand gab.

Sie näherten sich dem Lager der Gilthandi. Rástor sprach gerade mit einem einheimischen Elben.
„Caelîf, du kommst gerade im richtigen Moment. Wen bringst du hier mit?“, fragte der Älteste.
„Dies ist Jarbeorn und Melvendë von den Tatyar.“
Mit einem interessierten Blick musterte er die Elbe: „Von den Tatyar?“
Sie begrüßte ihn mit einem Nicken.
„Ich freue mich euch kennen zu lernen und ich freue mich noch mehr darüber mit euch zu sprechen, aber zunächst müssen wir zu Nénsilmë.“
„Zu der Fürstin? Wieso?“
„Ich weiß nicht, sie hat uns zu sich bestellt.“

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