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Autor Thema: Gondor  (Gelesen 9147 mal)

Darkayah

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Gondor
« am: 28. Sep 2020, 22:26 »
*Hier werden alle Ereignisse in Gondors be- und geschrieben:*


Minas-Tirith

Kiana Vaneryen in Minas-Tirith im Thronsaal des Palastes der "Weißen Festung"...


Die Hauptstadt des Reiches von Mittelerde wurde schnell wieder aufgebaut. Auch wenn es Kiana nicht wirklich interessierte -sie hatte stets ihre Ziele im Kopf und trieb die Befreiung des Reiches an-, war sie froh endlich auf dem Thron sitzen zu können. Natürlich sah der Thronsaal nun verändert aus, denn auch dort waren die Wände und Böden nicht mehr aus weißem Marmor. Nun dominierten die Farben Schwarz und Grau die Hallen der Herrscher des Reiches. Die Statuen der Könige des ehemaligen Königreiches Gondors waren verschwunden. Stattdessen zierten schwarze Banner, die den roten dreiköpfigen Drachen abbildeten, den Saal. Trotz dass die Farben eher dunkler waren, schien das helle Tageslicht in den Saal und ließ diesen nicht zu dunkel wirken. Auch konnte man den Eindruck erhalten, Kiana würde vom Licht erstrahlen.
Sie war zufrieden mit ihrer Politik und war felsenfest davon überzeugt das Richtige zu tun. Sie war sich keinem Fehler bewusst. Die tausenden Toten? Die Zerstörung einer ganzen Stadt? Nein. Selbst das war für die junge Frau richtig. Immerhin hatte sie die Stadt vor der Korruption und alten tyrannischen Herrschaft der Fürsten und alten Könige befreit. Sogar gesäubert. In Minas-Tirith traf sie auch auf keine einzige Gegenwehr. Die Menschen der Stadt verehrten sie. Das war Grund genug zu glauben,  sie machte alles richtig.
Kiana trug die schwarze Krone, welche erst ihrem Vater und dann ihrer Mutter gehörte, während darunter ihre langen silbernen Haare hervor blickten. Dabei war sie mit einem dünnen schwarzen Kleid aus feinsten Stoffen, welches ihr bis knapp über die Knie ging und am Saum mit goldene Runen beschriftet war, bekleidet. Darunter trug Kiana eine schwarze enge aber dünne Hose. An ihren Füßen trug sie schwarze Stiefel. Um ihren Körper war ein durchsichtiger Mantel in Rot gewickelt. Ihr äußeres ließ vermuten, dass der Sommer über die Lande herrschte. Die junge Frau saß mit aufgerichteten Rücken auf dem Thron. Ihre Körperhaltung strahlte Selbstsicherheit und Autorität aus. Kiana fühlte sich auch so. Immerhin war sie das wofür sie all die Jahre bestimmt war: Die Königin und Erretterin von ganz Mittelerde.
Auch als sie bemerkte, dass sich die großen Türen des Thronsaals öffneten, regte sie sich kein Stück. Warum auch? Wahrscheinlich betrat nur wieder einer der Hauptmänner der neuen Armee den Palast, um von weiteren Sicherungen im Land zu sprechen. Allerdings ließ der Anblick, der sich ihr bat, ihren Kopf zur Seite neigen. Mehrere Männer der schwarzen Ostlinge betraten die Halle. In ihrer Mitte eskortierten sie einen weiteren Mann, der in Ketten lag.
Dieser Mann trug schwarze Kleidung und dazu einen dunkel-Roten Umhang. Als er an den unteren Stufen vor dem Thron trat, stampfte der Mann mit einem Fuß auf dem Boden. Kiana dachte zunächst, er wollte sich damit über die Soldaten lustig machen. Doch als sie den dunkelhaarigen Mann länger betrachtete kamen ihr die Erinnerungen wieder hoch. Sie kannte ihn. Er war der derjenige, mit dem sie in Umbar eine Liebelei angefangen hatte, bevor sie nach Mittelerde kam und das Land befreite. Es war Loki. Ein Mann der damals der schwarzen Garde angehörte, die die Sklaventreiber von Haradris und Umbar anheuerte, und dann auf Kianas Seite wechselte.
Wie kann er es wagen?, dachte Kiana erzürnt und gleichzeitig irritiert, während sie ihn mit ihren Violetten Augen musterte.
Plötzlich fing der Mann, der offensichtlich Loki war, an zu lachen. Und Kiana musterte ihn weiter argwöhnisch, denn sie fand sein Auftreten bereits mehr als respektlos. Sie hörte ihm zu, als er seine Stimme erhob: "Ich habe eine andere Begrüßung erwartet...", sagte er und hob seine Hände, die in Ketten waren, "...Als das hier!".
Kiana rollte ihre Augen. Kühl antwortete sie: "Du hast kein Recht hier zu sein...", ihre Stimme klang nun brüchiger, "...Du hast deine Befehle missachtet, mich damit verraten!". Auch wenn die junge Maia versuchte ihre versagende Stimme mit einem schnellen Schlucken zu regenerieren, gelang ihr dies nicht. Der Mann schien den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen zu haben, denn noch immer grinste er und Kiana ärgerte das innerlich. Immerhin war sie die Königin. Was dachte er, wer er war der Königin keinen Respekt zu zollen?
"Wenn du es so willst dann machen wir es so...", dabei verbeugte er sich vor ihr, "...Denn ich Loki von Umbar, schwöre Euch, oh werte Königin, meine ewige Treue!". Wahrscheinlich sollte dies ein schlechter Witz sein. Kiana fand sein Verhalten alles andere als Witzig. Was maßt sich dieser Mann nur an, dachte sie erneut. Die junge Frau wurde nur wütender.
Ernst sagte sie: "Ich glaube ihr habt es noch nicht begriffen, denn ihr habt mit eurer Ankunft hier her meine Befehle ignoriert, habt Umbar und Haradris Schutzlos zurück gelassen!".
Der Mann wirkte, als würde er überlegen. Kiana war auf seine Antwort gespannt. "Ich hörte von einer großen Schlacht, von einer Bedrohung die die Welt vernichten droht und Minas-Tirith zerstört haben soll...", fing er an, "...Ich bin hier um dich zu unterstützen, aber scheinbar sitzt du bereits auf diesem verdammten Thron...".
Sofort rief Kianas Anführer aller ihrer Armeen, Grauer Staub, mit lauter Stimme: "Sprecht nicht so zu der Königin!".
Kiana zog ihre Augenbraun hoch, als sie die Stimme ihres Dieners hörte. Er war ihr immer Treu. Egal welche Entscheidung sie traf und ganz gleich wer oder was sie war. Die junge Königin sah wieder zu Loki. Dieser versuchte sich aus der Situation zu befreien. Kiana spürte das. "Kiana...", sagte er zu erst bevor er sich dann verbesserte, "...Meine Königin, wo sind denn all die anderen? Faramir? Mina? Über der Stadt sah ich nur Ancalagon, den schwarzen Drachen, kreisen, was ist passiert?".
Jeder Name in Lokis Aufzählung verursachte in Kianas Brust einen stechenden Schmerz. Auch wenn all die Ereignisse, all die Tode mittlerweile drei Jahre vergangen waren, blieb der Schmerz stets bestehen. Sie verzog die Lippen, während sie auf diesen herum biss. Sie musste versuchen die Fassung zu bewahren, auch wenn es ihr gerade ziemlich schwer fiel.
"Sie sind...", entgegnete Kiana mit einem arroganten Unterton in ihrer Stimme, "Tod!". Sie räusperte sich kurz und richtete sich wieder auf ihrem Thron auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie immer tiefer herunter rutschte.
"Der Krieg hat vielen tapferen Männern und Frauen das Leben gekostet und ich versuche alles, damit diese nicht umsonst gewesen sind!", sagte sie plötzlich ganz klar.
Loki erhob wieder seine Stimme: "Und ich bin hier, damit ich EUCH dabei unterstützen kann...". Sofort unterbracht Kiana den Mann: "Ihr hättet mich unterstützt, indem ihr in Umbar geblieben wärt und dort die Ordnung aufrecht gehalten hättet!".
Kiana sah nur wie Loki versuchte, einige Schritte auf sie zu zu gehen, aber sofort näherten sich dem Mann all die Wachen in der Halle. "Gut..", sagte er etwas lauter, "... Wenn ihr der Meinung seid, dass ich ein Verbrecher sei, dann, um der Barmherzigkeits Willen, schwing das Schwert der Gerechtigkeit!".
Kiana hatte genug. Sie ließ sich von niemanden etwas vorschreiben oder gar von jemanden beleidigen. Vor allem nicht von einem ihrer Diener. In ihr brodelten alle Gemüter, sodass sie sich ruckartig von ihrem Thron erhob. "UND DAS WERDE ICH AUCH TUN!", schrie sie verbittert und erbost. Die Stimme hallte laut und deutlich durch den Saal. Selbst Loki zuckte plötzlich zusammen. Sie versuchte nur das Zittern in ihrem ganzen Körper zu unterdrücken. Aus ihrer inneren Wut wurde dann ein Leere. Diese Leere ließ sie wieder in ihre Rolle als autoritäre Königin schlüpfen und gab ihr die Kontrolle zurück. Sie sah Loki mit ihren Violetten Augen tief in seine Blauen. Auch erkannte sie sein trauriges und erschrockenes Gesicht, störte sich aber nicht weiter daran. Warum sollte sie sich auch darum scheren.
Auf Ostron befahl sie ihrem Hauptmann, Grauer Staub, Loki in die Kerker der Festung abzuführen. Dieser verneigte sich tief vor ihr und führte den Mann mit den anderen schwarzen Ostlingen aus dem Palast. Kiana sah ihnen noch nach, bis die Türen des Thronsaals wieder zu fielen. Dann ließ sie sich auch erst wieder auf den Thron fallen. Die junge Maia konnte es nicht ertragen, wenn sich jemand ihr widersetzte. Immerhin war sie die Königin!
Sie sollen gefälligst Respekt zeigen!, redete sie sich weiter ein. Sie schmeckte den Geschmack von Blut, denn sie hatte nicht bemerkt, dass sie sich auf die Lippen biss, um ihre Gefühle nach außen zu unterdrücken. Sie leckte das Blut von diesen. Noch weitere schlechte Neuigkeiten konnte sie an diesem Tag nicht ertragen. Sie hoffte, dass die Sicherung in den anderen Zentralregierungen des Reiches vorangingen und die Verstärkung aus Gondor endlich Arnor erreichte, um die Rebellen effektiv bekämpfen zu können. Sie seufzte laut und nahm sich den Stapel, der aus Schriftstücken und Briefen bestand, die von den Statthaltern gesendet wurden, die aus ausgewählten Hauptmännern der schwarzen Ostlinge bestanden. Immerhin wurde in diesen von meist positiven Ereignissen, wie die Verhaftung von Rebellen und Menschen, die sich weigerten ihre Waffen abzugeben, nachdem die Bevölkerung entwaffnet wurde.
« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:26 von >Darkness< »
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Minas-Tirith (Kerker)
« Antwort #1 am: 7. Okt 2020, 20:17 »
Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)

Kiana Vaneryen in der Festung von Minas-Tirith (Kerker)...


Kiana Vaneryen dachte noch viele Tage über das Gespräch mit Loki nach. Seine Worte ließen ihr keine Ruhe. Sie entschied sich noch einmal mit ihm zu reden und ging in die Kerker der Festung. Dort sah sie ihn, im schwachen Fackellicht, auf dem Boden sitzend und einer Münze in seiner Hand mit der er herumspielte. Ihre Schritte waren leise, auch wenn das kalte und feuchte Gemäuer jeden Ton hallen ließ. Ohne das sie auch nur ein Wort sagen musste oder er sie überhaupt sah, erhob er seine Stimme: "Warum kommst du mich nach all der Zeit zu mir? Um dich über mich lustig zu machen, mich zu beobachten?".
Kiana sagte nichts. Was sollte sie auch schon darauf antworten. Loki erhob sich und stellte sich an die Gitter direkt vor Kiana. "Du hast all die Jahre davon geschwärmt eine bessere Welt für alle zu schaffen...", fing er an, "...Eine Welt in der Niemand leiden muss und in der es für jeden Gnade gib..".
Kiana hörte ihm weiter gespannt zu. "...Deine Vorstellungen waren wie eine starke Festung gewesen, die scheinbar jetzt in sich zusammengebrochen ist...", sagte er weiter, "...Also sag mir, was ist passiert?".
Kiana überlegte kurz und antwortete dann: "Meine Berater haben mich verraten, wollten mich töten,  der Mann der mich liebte, hat mich verraten... Das ganze Volk von Mittelerde hat mich verraten, obwohl ich ALLE gerettet habe...". Ihre Stimme wurde wieder brüchig und auch ihre Augen wurden glasig. Sie griff durch die Gitterstäbe die Hand von Loki. "Ich bin eine Königin, kein Schlachter", sagte sie. Loki setzte ein schiefes Lächeln auf und nahm auch ihre Hand.
"Ich mache dir  keine Vorwürfe...", erwiderte er, "...Du wirst wissen warum du die Dinge getan hast, die du getan hast und sie werden in gewisser Weise auch ihre Berechtigung haben!".
Kiana liefen die Tränen über die Wangen als sie die Worte hörte. "Ich möchte nur dass es so wird, wie es vorher zwischen uns war!", sagte sie. Loki nickte daraufhin. "Dafür musst du mich nur hier heraus lassen...", erwähnte er und deutete auf die Gitterstäbe. Kiana ließ ihn daraufhin los und ließ das Schloss aufschließen und sofort kam Loki aus der Zelle heraus. Danach nahm er ihre Gesicht liebevoll in seine Hände und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Weißt du eigentlich wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe?", sagte er. Kiana schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Dadurch flossen ihr weitere Tränen die Wangen herunter. Gleichzeitig musste sie lächeln, weil seine Worte ihr schmeichelten. Kiana überlegte kurz. Sie hatte ja keine Berater mehr. Nur noch  Grauer Staub, der ihr nicht von der Seite wich.
"Ich hab keine Liebe hier... Nur Angst und Furcht...", sagte sie gebrochen, "...Wie kannst du denn noch immer so hinter mir stehen?". Loki sah sie irritiert an. "Außerhalb der Festung hab ich einen anderen Eindruck gewonnen...", entgegnete er, "...Die Menschen hier wirken so fröhlich, wie die aus Umbar und selbst Kinder laufen hier mit Bannern des roten dreiköpfigen Drachen herum!". Kiana seufzte daraufhin. "Wird alles wieder gut sein?", sagte sie, während sie ihre Tränen kaum zurückhalten konnte. "Ja, alles wird wieder gut du wirst sehen...", erwiderte Loki ruhig, "...Ich bin hier an deiner Seite und werde auf dich aufpassen!". Diesmal wischte sich die junge Königin selbst die Tränen weg und trat einige Schritte von Loki weg. Sie holte eine goldene Brosche unter ihrem Kleid hervor und sagte: "Es wäre mir eine Ehre, wenn du mich beraten würdest und wir zusammen die Sicherheit des Reiches gewähren?". Freudig fing Loki an zu grinsen. "Ja, natürlich!", rief er schon fast. Kiana steckte ihm die goldene Brosche, die eine Hand mit einem Schwert darstellte, an die Kleidung. "Ich ernenne dich zur Hand der Königin, Loki!", sagte sie. Die junge Königin hätte niemals im Leben daran gedacht, wieder jemandem diesen Titel zu verleihen. Immerhin vertraute sie so gut wie keinem. Bei Loki war sie sich aber sicher, dass er ihr von Grund auf unterwürfig war. Wenn sie an die Zeit in Umbar dachte, führte er jeden ihrer Befehle widerstandslos aus und hinterfragte ihre Entscheidungen auch nicht. Die, die ihre Autorität in Frage stellten sind alles Verräter gewesen.
"Lass uns von diesem Ort verschwinden... Wenn ich länger hier bleibe, werde ich auch noch ganz traurig...", schlug Loki vor. Kiana stimmte ihm zu. Sie hatten noch einiges zu tun und Loki brachte eine ganze Armee mit, der noch eine Aufgabe zugewiesen werden musste. Mit schnellen Schritten verließ sie, dich gefolgt von Loki, die Kerker der Festung und machte sich auf den Weg in den Thronsaal...
« Letzte Änderung: 5. Feb 2021, 10:38 von >Darkness< »
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Thronsaal von Minas-Tirith (Gondor)
« Antwort #2 am: 25. Okt 2020, 02:11 »
Thronsaal von Minas-Tirith (Gondor)

Kiana Vaneryen mit Grauer Staub und Loki im Thronsaal von Minas-Tirith...


Kiana Vaneryen ließ Loki und Grauer Staub in den Thronsaal rufen. Sie hatte einiges mit ihnen zu bereden. Besonders wegen des Rebellen Problems  in Arnor. Es machte ihr keine großen Sorgen. Immerhin lebten selbst in den großen Städten von Arnor nicht mehr viele Leute. Die meisten waren nach Carn-dûm oder nach Gondor gegangen um von den geänderten Gesetzen durch Kiana zu profitieren. Sie vertraute ihren Hauptmännern der schwarzen Ostlinge, die als Statthalter die Regionen verwalten. Auch daran, dass die Bevölkerung die Königin nicht mochte, machte ihr keine Sorgen. Sie dachte an die Zeiten, wenn sie durch die Stadt lief: Die Menschen aus Minas-Tirith, besonders die jüngeren, verehrten sie, stimmten Lobeshymnen an und liefen mit Flaggen und Bannern durch die ganze Stadt.
Trotz alledem sah sie es als ihre Pflicht für Recht und Ordnung in jedem Winkel des Reiches zu sorgen. Sie war ja die Königin.
"Wir sollten ein für alle mal für Ruhe in Arnor sorgen...", fing Grauer Staub an, "...Schick mich mit den schwarzen Ostlingen los und ich vernichte alle deine Feinde!". Dabei sprach er stets im Dialekt der Menschen des Ostens. Kiana entgegnete sofort: "Nein, ich brauche die schwarzen Ostlinge hier...". Sie überlegte kurz und sah zu Loki.
"Du wirst mit den Männern der neuen Armee und deiner Drachengarde nach Arnor ziehen...", sagte sie entschlossen, "...Das sollte reichen um für Ruhe zu sorgen...".
Sie sah Loki mit einem arroganten Blick an, der sie nur verdutzt anstarrte. Kiana wusste, dass er sich wahrscheinlich etwas anderes vorgestellt hatte, nachdem sie wieder ihre Liebelei mit ihm anfing. "Ist das dein Ernst?", fragte er.
"Sehe ich wie ein Närrin aus?, erwiderte sie mit erhobener Stimme. Sollte sie sich beleidigt fühlen, da er ihre Befehle hinterfragte?
"Nein, natürlich nicht...", stotterte er vor sich hin, "...Ich hab  mir gedacht, dass du mich eher für andere Zwecke bei dir in der Nähe haben willst..."
Kiana zog nur ihre Augenbrauen hoch.
"Ich gebe dir eine wichtige Aufgabe...", sagte sie, "...Ich vertraue dir..  Deshalb sollst du dahin!".
Er nickte ihr nur leicht genervt zu. Kiana schüttelte nur den Kopf. Was dachte er denn warum sie ihn überhaupt begnadigt hatte? Immerhin war er noch immer ihr Diener. Auch hat die Armee es nicht geschafft die Rebellen zu vernichten. Und ihre schwarzen Ostlinge dorthin zu schicken wäre reine Verschwendung. Außerdem kannte sie Loki und seine Drachengarde. Es waren talentierte Kämpfer, die auch schon in Umbar und Haradris für Ordnung sorgten.
"Bring den Soldaten das kämpfen bei!", sagte sie noch. Die junge Königin beobachtete ihn genau, als er sich vor ihr verneigte und den Saal verließ.
Dann wandte sie sich den Hauptmann aller ihrer Armeen zu: "Schick Boten zu allen Statthaltern hinaus, ich muss die Lage der jeweiligen Regionen wissen...". Auch Grauer Staub verneigte sich und wollte sofort los. "Ach...", rief sie noch, "...Lass nach dem Schatten suchen.. Ich muss mit ihm sprechen...".
Wieder verneigte er sich und lief sofort los. Kiana war froh, ihn an seiner Seite zu haben. Er begleitete sie und hinterfragte keine ihrer Entscheidungen. Somit wusste er auch, was richtig für eine gute Welt war. Sie dachte kurz an de  Schatten. Sie kannte seinen echten Namen nicht, aber seine Fähigkeiten sind von größten nutzen. Immerhin hatte er Spione in jedem Winkel von Mittelerde. Es war für die Bekämpfung der Rebellen und möglichen Feinden essentiell.  Sie dachte nochmal an Loki und sein irritieren Blick, als sie ihm den Befehl gab, nach Arnor aufzubrechen. Kurz entschlossen entschied sie sich ihm doch noch mal hinterher zu laufen.
Auf der obersten Ebene der Festung sah sie Loki bei seinen Hauptmännern der Drachengarde aus Umbar stehen. Ihre Blicke kreuzten sich und daraufhin schickte er seine Männer los.
Sofort fiel die junge Frau mit dem silbernen Haar ihm in die Arme und küsste ihn.
"Versprich mir dass du auf dich aufpasst!", sagte sie leise während der Wind ihre Haare wehen ließ.
Er lächelte schelmisch. "Du weißt doch wie ich bin...", erwiderte er, "...Ich bin gut in dem was ich mache!".
"Du musst es mir versprechen!", befahl sie fast schon. Dann nickte er mit dem Kopf und sagte: "Ich verspreche es dir, ich komme zurück!".
Kiana spürte nur wie er ihre Hände nahm. Es wirkte als wollte er noch etwas sagen. Aber er schwieg und ging schließlich. Sie sah ihm noch besorgt nach. Sie hoffte dass er nicht waghalsig wie in Umbar agierte und wirklich auf sich achtete und zu ihr zurückkehrte. Das Wetter wurde inzwischen kühler. Deshalb ging sie wieder in Richtung Thronsaal.


Kiana Vaneryen im Thronsaal von Minas-Tirith...
« Letzte Änderung: 5. Feb 2021, 10:39 von >Darkness< »
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Thronsaal von Minas-Tirith (Gondor)
« Antwort #3 am: 15. Nov 2020, 00:35 »
Thronsaal von Minas-Tirith(Gondor)

Kiana Vaneryen im Thronsaal von Minas-Tirith...


Es war schon einige Tage her, seitdem Loki mit der Armee in Richtung Norden nach Arnor aufbrach.  Auch wenn sie sich insgeheim Sorgen um ihren Liebhaber machte, hoffe sie auf eine schnelle Nachricht von ihm. Von der Lage im Norden, besonders aber von der Beseitigung der Rebellen. Viel Zeit hatte sie allerdings nicht darüber nachzudenken. Immerhin hatte sie eine Stadt mit Millionen von Menschen zu verwalten. Sie war froh, dass der Wiederaufbau der Stadt endlich vollendet war. Sie ließ wie Gärten und Parkanlagen zur Befriedigung der Bedürfnisse der Bevölkerung bauen, erleichterte die Arbeitsbesingungen und löschte die Armut der Menschen der Stadt aus.
Auch wenn es eine große Abwanderung aus den anderen Regionen Mittelerdes gab und somit eine große in die Hauptstadt Minas-Tirith, war die Lage in der Hauptstadt ziemlich gut. Kiana dachte wieder an den Norden und den Rebellen dachte, dachte sie auch daran wie schwer die Menschen es dort hatten. Die Bevölkerung dort schrumpfte und die Städte verfielen allmählich. Aber in den Norden zu investieren sah die junge Königin auch nicht ein. Immerhin war die es, die Kiana abwertend behandelten. Voller Vorurteile waren. So beschloss sie nur denen zu helfen, die in den Süden kamen.
Gleichzeitig wollte sie ihrem Volk mehr Abwechselung bieten. Immer wieder verbreitete sich der Gedanke und Ruf nach alten Turnieren und Arenakämpfen. Die Menschen wollten sich ihrer Königin beweisen und such Kiana selbst erkannte den nutzen daran. In Umbar machten die Kämpfe in der Arena die Menschen glücklich und lenkten sie von anderen Ereignissen ab. Natürlich wollte sie dort dann keine Sklaven einsetzen um sie gegeneinander  kämpfen zu lassen. Viel mehr kam ihre Vorstellung einem Ritterturnier gleich. Die Menschen konnten  so ihre Loyalität zu ihrer Königin beweisen und sich empfehlen. Auch plante sie zu Anfangs, dass niemand dabei getötet werden sollte. Immerhin sollten die Kämpfe lediglich zur Bespaßung des Volkes dienen.
So kam es auch, dass Kiana Vaneryen boten in alle Winkel des Reiches schicken ließ um die Menschen von den Arenaspielen zu informieren und einzuladen. Sie übergab die Planung an Grauer Staub, der sich als Meister aller Armeen der Königin um ihre Sicherheit kümmerte.
Nachdem sie ausführlich die Planungen mit Grauer Staub und anderen Funktionären der Stadt beredete, ging sie in ihre Gemächer um etwas Ruhe zu haben. Der Tag war anstrengend und sie fühlte sich einsam. Natürlich hatte sie Grauer Staub in ihrer Nähe. Aber sobald die junge Frau an den Norden dachte, galten ihre Gedanken auch Thirak, der sie einfach wortlos zurückließ und verschwand. Sie seufzte tief und setzte sich auf ihr Bett. Auch wenn sie ihn mittlerweile hasste, vermisste sie ihn in gewisser Weise.
In ihr kam eine unfassbare Wut auf. Natürlich war es wieder der Norden,  der sich gegen sie stellte. Am liebsten wollte sie einfach auf Ancalagon dorthin fliegen und alle vernichten die sich der jungen Königin in den Weg stellten. Aber sie konnte das nicht tun. Sie war verantwortlich für all diese Leben, die nichts mit den Rebellen zu tun hatten. Sie hoffte, dass auch endlich der Mann, den alle nur den Schatten nannten, endlich in Minas-Tirith eintrat, um ihr mehr Informationen zu geben. Er war ein Spion und verfügte über ein großes Netzwerk an Informanten.
Loki wird im Norden für Ruhe sorgen..., dachte sie sich.
Die junge Maia legte sich auf das Bett und versuchte etwas zu schlafen. Die folgenden Tage sollten noch anstrengend werden. Denn es standen weitere Planungen und Vorbereitungen für die Kämpfe an...


Kiana Vaneryen in ihren Gemächern in Minas-Tirith (Gondor)....
« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:27 von >Darkness< »
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Saizo

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Dol Amroth
« Antwort #4 am: 2. Feb 2021, 12:36 »
Dol Amroth

Sanya Terelos und Mithrendan in Dol Amroth



"Wir haben noch einen gefunden, Kommandantin."
Die in gondorische Rüstungen mit dem roten Drachen auf der Brust gekleideten Friedenswächter zerrten einen gedrungenen Mann in das Empfangszimmer. Man konnte anhand seiner Kleidung sehen, dass es sich um einen einstigen Adeligen handelte. An seinen Fingern steckten mehrere teure Ringe, und der Stoff von Wams und Hose war mit Gold durchwirkt.
Sanya drehte sich um und musterte den Gefangenen. Sie erkannte ihn nicht, woraus sie schloss, dass er dem niederen Landadel angehört haben musste. Wäre er ein ehemaliger Fürst oder gar Statthalter gewesen, wäre ihr sein Gesicht bekannt vorgekommen. Im Gegenzug zu ihr wusste der Mann jedoch, wer Sanya war. Er wurde bleich, doch dann ballte er die Hände zu Fäusten und wehrte sich heftig gegen den groben Griff der Soldaten.
"Verräterin!" spuckte er, überschäumend vor Hass.
"Aus welchem Loch habt ihr ihn gezerrt, Rugnor?" fragte Sanya gelassen und ignorierte das Gezeter des Adeligen.
Der Soldat, den sie mit Namen angesprochen hatte, salutierte knapp. "Untere Stadtebene. Eine der Tavernen hat einen versteckten Keller. Bis zum Rand voll mit Vorräten und Waffen."
"Wie überaus interessant," fand Sanya und musterte den Gefangenen mit hochgezogener linker Augenbraue. "Noch einer der glaubt, er könne die guten alten Zeiten auf eigene Faust zurückholen."
"Warum tut Ihr das?" rief der Gefangene, nun mischte sich Verzweiflung in seine Stimme. "Ich weiß wer Ihr seid! Warum dient Ihr freiwillig einer Mörderin, die uns alles genommen hat?"
"Uns?" wiederholte Sanya, als hätte sie ihn nicht genau verstanden - auch wenn natürlich das Gegenteil der Fall war.
"Wir sind die seit tausenden von Jahren herrschenden Geblüter Gondors! Die rechtmäßigen Erben Númenors! Wieso also folgt Ihr einer Thronräuberin aus dem Osten?"
Sanya trat zu ihm und hob sein Kinn mit einem Finger an, damit er ihr in die Augen blickte. "Ganz einfach," sagte sie gelassen. "Weil sie Abschaum wie dich von ihrem bequemen Sitzen verjagd hat und den Reichtum, den ihr angehäuft habt, gerecht unter dem Volk verteilt." sie ließ ihn los und drehte sich von ihm weg, dann begann sie, mit auf den Rücken gelegten Händen im Raum auf und ab zu gehen. "Wolltest du den großen Erneuer des Adels spielen, hmm? Indem du Waffen hortest und auf eine gute Gelegenheit wartest, einen Aufstand anzuzetteln? Wie mutig von dir!" lobte sie ihn sarkastisch und wandte sich dann an die Soldaten. "Schafft ihn mir aus den Augen. Gute Arbeit, Jungs."

"Was wirst du mit den Vorräten tun, die die Soldaten gefunden haben?"
Sanya drehte sich um. In der Tür, durch die man den Gefangenen soeben fort geschleift hatte - seine wütenden Schreie verklangen noch in der Halle auf der anderen Seite - lehnte ein Mann in einem grauen Mantel. Die Rüstung, die er trug, war aus Leder und darauf war ein verblasster Baum auf der Brust eingearbeitet worden. Er trug darüber eine schwarze Schärpe, auf der der rote Drache der Königin prangte. An seiner Seite hingen ein Köcher grün gefiederter Pfeile und über den Rücken hing ein Bogen. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und sah Sanya an.
"Mithrendan!" Ihre Miene wurde weich und sie gab ihre Haltung auf, um ihn stürmisch zu umarmen. "Du bist zurück!"
"Bin ich. Hast mich vermisst, mh?" Er grinste in seinen Bart hinein und rieb Sanya spielerisch über den Kopf.
"Lass das sein!" sagte sie und löste sich von ihm. "Wenn das die Soldaten sehen ist es mit dem hart erarbeiteten Respekt dahin - du weißt doch genau, wie schwer es ist, sich als Frau bei der königlichen Armee einen Namen zu machen."
"Wenn es eine gibt, die es schaffen kann, dann bist du das, Sanya,"  eriwderte er und sie konnte sehen, dass er es - wie immer - zu einhundert Prozent auch genauso meinte. Guter alter Mithrendan, dachte sie, ehe er seine Frage wiederholte.
"Also, Sanya, Was ist mit den Vorräten? Und den Waffen?"
Sanya dachte einen Augenblick lang nach. Dann sagte sie etwas unentschlossen: "Es wird wohl das beste sein, sie... dem Legaten zu übergeben, damit er sie gerecht unters Volk verteilen kann. Die Vorräte meine ich - die Waffen müssen wir natürlich beschlagnahmen - du kennst die königlichen Gesetze."
"Ja, ja... niemand darf Waffen tragen, außer Angehörige des Militärs," sagte Mithrendan und verdrehte gespielt die Augen. "Dieser Legat, ist das nicht einer der Ostlinge?"
"Ja," antwortete sie. "Gefällt mir genauso wenig wie dir, aber..."
"Wie meinst du das? Vielleicht ist er ein guter Mensch,"  sagte Mithrendan verwundert.
"Oh, aber natürlich ist er das," erwiderte Sanya spottend. "Du und dein unerschütterlicher Glaube in die Menschheit."
Ihr bester Freund winkte gelassen ab. "Dein Zynismus wird ja immer schlimmer," kommentierte er nur. "Ich sage, gib die Vorräte diesem Legaten und sieh zu, was er damit macht. Ich bin mir sicher, sie werden gerecht verteilt werden."
Sanya seufzte einmal, dann nickte sie langsam. "Also gut. Machen wir unsere Arbeit, so wie sie von uns erwartet wird. Jetzt erzähl mal was du in den letzten Tagen herausgefunden hast."

Mithrendan, der einige der kleineren Dörfer rings um Dol Amroth durchritten und sich mit den Bewohnern unterhalten hatte, hatte einiges in Erfahrung bringen können. Es stellte sich heraus, dass Sanyas Auftragegeberin - die Königin - mit ihrem Verdacht richtig gelegen hatte. In Dol Amroth und Belfalas regte sich Widerstand gegen die Krone. Vermutlich hatte es damit zu tun, dass vor dem Fall von Minas Tirith ein Dol Amrother auf dem Thron gesessen hatte. Deshalb war Sanya als Kommandantin einer kleinen, aber schlagkräftigen Einheit von Friedenshütern nach Westen entsandt worden, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Zwei Wochen lang durchkämmten sie nun schon die Stadt und das Umland, und hatten so manchen Gefangenen gemacht. Der kurz zuvor eingekerkerte Adelige war allerdings der dickste Fisch gewesen, der Sanyas Leuten ins Netz gegangen war.
"Wir sind hier eben nicht in der Weißen Stadt," sagte Mithrendan gerade. "Minas Tirith ist weit von hier und die alten Regeln sind noch immer fest in den Köpfen der Leute etabliert. Ich sagte dir ja, dass eine Zentralregierung genau mit solchen Problemen zu kämpfen hätte."
"Und was würdest du stattdessen erlassen? Zurück zu dem System der Ausnutzung der einfachen Bevölkerung durch die Adeligen, die sich selbst daran bereichern?" hielt Sanya dagegen.
"Hat deine Familie mich oder meine Eltern etwa ausgenutzt?" fragte ihr bester Freund und legte den Kopf etwas schief.
"Nicht direkt... aber sie waren die Ausnahme. Beantworte meine Frage, bitte."
"Ich denke, es wäre am besten, wenn die Menschen sich selbst regieren würden, jede Region für sich," meinte der Kundschafter. "Aber das wusstest du schon."
"Ja," seufzte Sanya. "Ich wollte es nur noch einmal gehört haben. Gibt es sonst noch etwas Neues?"
"Nichts Erwähnenswertes, bis auf dies... eines der Dörfer, durch das ich geritten bin, war vollkommen verlassen."
"Verlassen? Wie meinst du das?"
"Na, es war leer. Leergefegt. Keine Menschenseele war anzutreffen."
"Vielleicht waren sie alle gerade bei einer Feier?" überlegte Sanya.
"Das Dorf muss schon eine ganze Weile leer stehen," antwortete Mithrendan. "Ich habe keine frischen Spuren gefunden."
"Hmmm," machte Sanya nachdenklich. "Vielleicht hat es nichts mit unserem neuen Freund dort unten im Kerker zu tun, aber... ich habe da so ein Gefühl, dass hinter diesem leeren Dorf mehr steckt." Sie trat an das große Fenster hinter ihrem Schreibtisch und blickte auf die Stadt hinunter, die sich vor ihr ausbreitete. "Wir lassen die Straßen und Häuser morgen noch einmal gründlich durchsuchen -  vielleicht geht uns ja noch so eine Ratte in die Falle - und danach finden wir heraus, was aus den verschwunden Dorfbewohnern geworden ist."
"Wenn sie in Gefahr sind, müssen wir ihnen helfen," beharrte Mithrendan.
"Natürlich. Und wenn sie eine Gefahr geworden sind, dann müssen wir dagegen vorgehen."
"Natürlich," wiederholte Mithrendan das Wort. "Das müssen wir."
"Schön dass wir uns da einig sind," sagte Sanya zufrieden. "Gut. Dann schage ich vor, wir suchen uns für heute Abend etwas zu essen."
Gegen diesen Vorschlag hatte Mithrendan nicht das Geringste einzuwenden.
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Darkayah

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #5 am: 2. Feb 2021, 15:00 »
Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)

Kiana Vaneryen auf dem Vorplatz der weißen Festung…



Kiana musterte die neuen Rekruten ihrer Armee und die siebentausend neuen schwarzen Ostlinge, die mit Schiffen aus Umbar in Minas-Tirith eintrafen. Dabei war es ihr wichtig die ganze Szenerie mit vielen Fahnen, Bannern und Märschen der Soldaten vor den angesehenen Menschen zu zelebrieren.
Über dem Hochgebirge, an welchem die weiße Festung lag, kreiste Ancalagon, der schwarze Drache Kianas, am Himmel. Begleitet wurde jeder Flügelschlag von Lauten, die der Drache von sich gab. Dabei nutzte die Königin natürlich auch die Wirkung des geflügelten Ungeheuers auf die Menschen.
Alle Soldaten trugen schwarze Rüstungen, die auf der Brust den dreiköpfigen Drachen zeigten. An den rechten Armen befanden sich Blutrote Armbinden, während die Kommandanten der neuen Rekruten eine Blutrote Schärpe um hatten.
Stramm und diszipliniert standen alle in Reih und Glied, während Kiana an ihnen vorbei ging. Keiner von ihnen sah ihr direkt in die Augen, noch wagte es einer der Soldaten einen Gesichtsmuskel zu bewegen.
Die neue Armee machte Kiana stolz. Immerhin baute sie selbst ihre Armee auf und  erhielt den größten Andrang an Rekruten wie lange Zeit nicht mehr. Vor allem bestätigte das Kianas Gefühl die richtige Herrscherin gewesen zu sein, da niemand gezwungen war in die Armee einzutreten. Trotzdem kamen viele freiwillig um für ihre neue Königin zu kämpfen.  Besonders aber die neuen Ostlinge, dessen Hauptmann sie freudestrahlend begrüßte, ließen sie sehr souverän wirken. Denn diese Männer aus dem Osten genossen diese die gleiche Ausbildung, wie ihre Vorgänger. Sie waren aber keine Sklaven und wurden nicht beschnitten. Sie wählten das Schicksal selbst und frei. Für die Königin und die Befreiung der Welt vor der Tyrannei zu befreien.
Im selben Moment sprach sie mit den Hauptmännern, die für die Ausbildung der Rekruten zuständig waren, da hörte sie Hufen auf den Pflastersteinen schlagen. Sofort stellten sich ihre Wachen vor die Königin, während sich Kiana selbst schnell umdrehte. Sie erkannte nur einen Reiter auf einem Pferd. Seine Kleidung war schmutzig und er selbst wirkte ungepflegt. Sie beobachtete, wie er von seinem Ross abstieg und auf die junge Frau zu lief. Als der Mann näher kam, erkannte sie allmählich sein Gesicht. Es war Loki, den sie vor einigen Wochen in den Norden geschickt hatte.
Sie war verblüfft, denn sie hatte den Mann noch nie so heruntergekommen gesehen. Er war sonst immer auf sein Aussehen bedacht.
"Du hast lange auf dich warten lassen!", sagte sie relativ kühl und wandte sich dabei von ihm ab, "Wo ist die Armee?".
"I-ich bin im Norden umher geirrt, wäre fast gestorben und du fragst nach dem Verbleib der Armee?", stotterte Loki entsetzt vor sich hin.
"Und warum bist du fast gestorben?", fragte sie fast schon sarkastisch, "Wolltest du ein Held in der kurzen Schlacht sein?".
"Ein Held?", rief er lachend. "Es war ein Gemetzel! Hätte ich gewusst, dass die Rebellen zusammen arbeiten, hätte ich die Männer niemals an der Straße geführt!". 
"Also stimmt es und du hast dich von einer Gruppe Wilder besiegen lassen?", schnaubte die Königin abwertend. Dann machte sie sich einfach auf dem Weg in den Palast.

Auf der höchsten Ebene angekommen, kreiste noch immer Ancalagon über die Berge und die weiße Festung. Selbst an den Gebäuden der obersten Ebene hingen viele Banner und Flaggen des Hauses Vaneryen. Kiana durchschritt mit raschen Schritten die Türen des Palastes, die ihr von den Wachen geöffnet wurden, in den Thronsaal. Loki und ihre Wachen folgten ihr stets. Wobei Loki mehr Mühen damit hatte, ihr Tempo beizubehalten. Plötzlich blieb so stehen, sodass Loki fast in sie hinein lief.
"Ich habe dich losgeschickt, damit du einzelne Aufständische besiegst, stattdessen sagst du mir, dass du fünftausend Männer verloren hast?", fauchte sie ihn an. "Und dann kommst du so spät mit der Nachricht zurück zu mir?". Sie war enttäuscht von ihm. Immerhin gab sie ihm eine leichte Aufgabe und selbst die schaffte er nicht zu erfüllen. Damals in Umbar konnte sie immer auf ihn zählen und nun war er nicht fähig, eine kleine Bedrohung aus der Welt zu schaffen? Wahrscheinlich hätte sie ihm nicht vertrauen sollen. Wie sie auf niemanden vertrauen sollte, außer auf sich selbst. Sie strich sich ihr silbernes Haar aus dem Gesicht.
"Ein kleines Problem?", entgegnete Loki fassungslos. "Hast du mir nicht zugehört? Die Rebellen haben sich vereint und werden sich nicht deinen Willen beugen!".
"Ach und das weißt du woher?", fragte sie mit einem verspotteten Unterton.  Loki verdrehte daraufhin nur die Augen.
"Ich war bei ihnen…", versuchte er verzweifelt zu erklären, "...Ich war bei ihnen damit sie mich nicht töten! Sie haben wahrlich gedacht, dass ich einer von ihnen werden würde... Pah! Dass ich nicht lache!".
Irgendetwas in Kiana ließ sie ihm nicht völlig glauben. Dafür war der Glanz in seinen Augen viel zu stark, als er die Worte aussprach. "Sie haben dich aufgenommen - Verstehe…", sagte sie ungläubig. "Und warum sollten sie das tun, wenn sie doch die meisten abgeschlachtet haben?".
Dabei ging sie zu dem steinernen Thron und goss sich mit einem Krug etwas Wein in einen der Kelche.  Die junge Frau zog ihre Augenbrauen hoch, um ihm anzudeuten, dass sie auf eine Antwort wartete. Ihre Lippen nippten währenddessen an dem Kelch.
"Es gab da ein Mädchen…", fing er gedämpft an, "...Sie hat mich im Kampf besiegt und gefangen genommen… Ich hab ihr eingetrichtert, dass ich ihr und den anderen helfe!".
Als er diese Worte aussprach, musste die junge Königin aufpassen, nicht am Wein zu ersticken, als sie sich verschluckte.
"Ein Mädchen also?", fragte sie hustend und räusperte sich dabei, um den Wein aus ihrer Luftröhre zu bekommen. "Bei meiner Abreise aus Umbar, versichertest du mir, dass nur ich die Frau bin, die du jemals Lieben wirst… Scheinbar hatten Faramir und Galador doch recht und du bist nur ein… primitiver Lüstling…". Sie musterte den Mann fast schon angewidert von oben bis unten. "Gut, du bist ja auch ein Mann…". Dann nahm sie einen großen Schluck aus ihrem Kelch und stellte ihn zurück auf den Tisch.
"Du weißt, dass es noch immer so ist!", entgegnete Loki, "Ich musste ihr glaubhaft machen, dass ich es ernst meine bei den Rebellen zu bleiben! So habe ich wichtige Informationen bekommen!".
Kiana bemerkte, dass der Mann wohl etwas nervös wurde und ging einige Schritte auf ihn zu. Sie strich ihm mit einem Finger durch das Gesicht und lief um ihn herum.
"Und was sind diese Informationen?", sagte sie dabei ruhig.
"Die Rebellen haben sich verbündet und wollen Arnor für sich beanspruchen..", versuchte er zu erklären und blieb ebenfalls dabei ruhig. Kiana dachte sich dabei nichts. Das war ein kleines Problem, welches noch warten konnte. Die Legaten im Norden waren Hauptmänner der schwarzen Ostlinge. Sie würden Arnor bis zur bitteren Vernichtung verteidigen. Sie interessierte sich lieber für andere Informationen. "Wie war denn dieses Mädchen?".
Loki schnaubte lachend aus Verlegenheit. "Was spielt das denn für eine Rolle? Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist...".
"Für mich eine sehr große!", erwiderte Kiana schnell. "Wie sah sie aus, wie ist sie so?".
Sie lief weiter um Loki und beobachtete seine Mimik genau. Vor allem, da er zunächst schwieg.
"Gut, wie du willst... Sie ist vielleicht etwas größer als du…  Hat Braunes Haar, trägt oft einen Zopf... Sie Hat Grüne Augen, wohlgeformt… Vielleicht etwas größer als du…", antwortete er schließlich. "...Und wie soll sie sein? Sie ist aufgeweckt, entschlossen in ihrer Sache und Willensstark… Ich denke, sie weiß was sie will…".
Während er sprach, beobachtete Kiana ihn weiter. Schnell bemerkte sie dabei das funkeln in seinen Augen, wenn er scheinbar an das Rebellen Mädchen dachte. Sie wusste nicht ob sie sich davon verunsichern lassen sollte. Vielleicht war es nur eine Schwärmerei und Loki entdeckte einfach etwas neues. Eine Art Spielzeug für ihn.
"Und weiter?", fragte sie ihn aus.
"Sie wirkt herzlos und doch wunderschön, nervig wie ein kleiner Teufel… Und trotzdem ist sie ehrlich und bleibt wohl immer ein Mysterium…", schwärmte er schon fast.
"Wie heißt sie?", wollte die junge Maia wissen. Mittlerweile fühlte sie sich doch schon gekränkt und blieb vor Loki stehen. Ihr vorher doch recht verspielter und enspannter Blick verwandelte sich in eine ernste Miene. Die Art, wie er von ihr sprach und das leuchten in seinen Augen gefielen ihr ganz und gar nicht. Es war der Gleiche Ausdruck, den er auf seinem Gesicht hatte, als er ihr ihre Liebe in Umbar gestand. Das war zwar schon Jahre her. Allerdings war sie davon noch immer überzeugt, dass er noch so dachte, als er Minas-Tirith erreichte.
"Sie heißt Octavia…", sagte Loki noch. "Octavia…", wiederholte Kiana den Namen leise.
Wahrscheinlich bilde ich mir zu sehr etwas darauf ein!, redete sie sich selbst zu. Wer war dieses Mädchen namens Octavia schon. Sie war weit weg im Norden. Eine Rebellin, die sowieso bald starb. Eine unbedeutende Person. Natürlich wollte sie auch keine Schwäche vor Loki zeigen, denn sie war nicht schwach. Sie war stark und musste es für das Reich sein. Deshalb antwortete sie auch eher offensiv: "Wahrscheinlich löst sie bei primitiven Männern ein gewissen Verlangen aus… Ein Verlangen sie und ihre Wildheit zu bändigen… Ganz und gar zu zähmen!".
Loki antwortete ihr nicht. Die junge Königin deutete das Schweigen dass sie recht hatte, mit dem was sie sagte und sah es als Triumph über ihn an.
"Das darf nicht noch einmal passieren, Loki!", wechselte sie plötzlich das Thema, da sie nicht weiter über seine Liebschaft nachdenken wollte. "Du darfst nicht kopflos in den Norden reisen und Armee verlieren! Vielleicht solltest du selbst einen Späher schicken, der das Gebiet vorher auskundschaftet und das nicht auf mangelnde Informationen schieben!".
Der Mann nickte ihr nur ruhig zu und kniete auf den Boden. "Verzeih mir, meine Königin!".
Kiana ging auf ihn zu und nahm das Gesicht des deutlich größeren Mannes, der vor ihr kniete, in ihre Hände. "Dann sei demnächst vorsichtig… Ich kann dich nicht auch noch verlieren!". Dabei klang sie sehr bestimmend, fast schon verzweifelt und redete auf ihn ein. "Die Friedenshüter werden auch den kleinen Problemen Herr, also schaffst du es auch im Norden! Enttäusche deine Königin nicht! Nicht schon wieder!".
Auch wenn er sein Gesicht verzog, wenn sie wieder von einem kleinen Problem sprach, nickte er ihr nur wieder erneut zu.
"Und jetzt geh dich waschen!", rief sie, während sie ihre Hände von seinem Gesicht löste und ihn angewidert ansah. Noch nie hatte sie ihn so gesehen. Sie kannte ihn sonst nur als recht eitlen Mann, der sehr auf sein Äußeres achtete. "Du stinkst und bist dreckig! Ich kann dich so nicht an meine Seite, während des Turniers lassen.. Wir werden uns später um Arnor kümmern! Na los!".
Sofort sprang Loki auf und machte sich auf dem Weg. Die junge Königin sah ihm noch eine Weile nach. Als er weiter entfernt war, seufzte sie tief, sodass er es nicht bemerkte. Sie hatte nicht wirklich Glück mit den Männern, die sie um sich hatte. Einzig und allein Faramir liebte sie von ganzem Herzen. Aber er war tot. Vielleicht noch die schwarzen Ostlinge, die sie befreite.
Ich muss mich um andere Sachen kümmern…, dachte sie sich und ließ Grauer Staub, den Anführer aller ihrer Armeen zu sich rufen. Er war für die Sicherheit der Königin am Tage des Turniers verantwortlich. Sie musste mit ihm noch einige Sicherheitsvorkehrungen besprechen.


Kiana verbleibt im Palast der weißen Festung…
« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:27 von >Darkness< »
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Saizo

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Dol Amroth, Umland
« Antwort #6 am: 3. Feb 2021, 13:18 »
Dol Amroth, Umland (Gondor)

Sanya Terelos und Mithrendan im Umland von Dol Amroth unterwegs



Am folgenden Morgen ritt die kleine Kompanie durch das große Haupttor der Stadt auf die umliegende Küstenebene hinaus. Hinter ihnen flatterten schwarze Banner von den Mauern herab, und ein Trompetenschall verabschiedete sie, wie es sich gebührte. Mithrendan ritt voraus, sein grauer Mantel bauschte sich hinter ihm auf als eine Meeresbrise durch die Gruppe rauschte.
Sanya rieb sich die Nasenwurzel. Sie hatte schlecht geschlafen; war noch gute zwei Stunden wach gelegen ohne dass sie der Schlaf übermannt hatte. "Verdammter Vollmond," murmelte sie, während sie sich bei der Nachhut einreihte. Sie preschten über die Ebene hinweg, nach Nordwesten in Richtung der kleinen Bergkette, die sich im Zentrum von Belfalas erhob. Dort lag das verlassene Dorf, das Mithrendan auf seinem Spähritt aufgefallen war.

Der Mittag verging, ehe sie in dem Dorf eintrafen. Sie fanden es so verlassen vor wie der Kundschafter es beschrieben hatte. Sanya stieg von ihrem Pferd und ihre Soldaten taten es ihr gleich.
"Ausschwärmen," befahl sie knapp. "Ich will dass jeder Stein hier umgedreht wird. Irgendwo müssen die Dorfbewohner hin verschwunden sein, wenn sie sich nicht in Luft aufgelöst haben."
Die Männer machten sich ans Werk. Sanya selbst betrat nachdenklich, aber mit aufmerksamem Blick das zentrale Gebäude des Dorfes, eine verlassene Schänke. Die Tür hing schief in den Angeln und auf dem Boden lag eine dicke Schicht staub, die mit jedem Schritt unter Sanyas Stiefeln aufgewirbelt wurde.
"Hier war seit Monaten niemand mehr," kommentierte Mithrendan, der ihr gefolgt war.
"Sieht ganz danach aus," pflichtete sie ihm bei und sah sich weiter um. "Aber warum sollten die Bewohner ihr Dorf verlassen? Wir sind hier keine zwei Meilen von der Straße nach Minas Tirith entfernt... ich bin mir sicher, dies war einst ein belebter Ort an dem Händler auf ihrem Weg eine Pause einlegen konnten."
"Vielleicht waren sie es Leid, ihre Steuern zu entrichten?" mutmaßte Mithrendan.
"Das haben sie auch unter ihrem ehemaligen Herrn tun müssen," hielt Sanya dagegen. "Hier stimmt irgend etwas nicht. Also... was übersehen wir? Hilf mir mal."
"Ich sagte doch, dass ich hier keine Spuren gefunden habe, Sanya."
"Kommandantin," korrigierte sie ihn. "Vor den Männern hast du mich korrekt anzusprechen."
"Die Männer durchkämmen das Dorf und können uns nicht hören," meinte Mithrendan kopfschüttelnd, doch er grinste. "Also gut, Kommandantin. Hier gibt es keine Spuren."
Sanya kletterte hinter den Tresen. "Ist das so? Und was ist dann das her?" Sie riss den schweren Teppich der dort lag weg. Darunter kam eine verborgene Luke zum Vorschein.
Mithrendan beugte sich über die Theke und staunte nicht schlecht. "Na los, sieh nach was dort versteckt ist?"
"Schon dabei," sagte Sanya und öffnete die Luke. Stickige, nach Rauch schmeckende Luft schlug ihr entgegen. Eine senkrechte Leiter führte nach unten in einen gemauerten Kellerraum. Flink kletterte Sanya herunter und sah sich um, während Mithrendan ihr folgte. Der Keller war ebenso leergefegt wie der Rest des Dorfes, doch an der hinteren Wand schimmerte etwas Licht. "Das muss eine Fackel sein, dem Geruch nach zu urteilen," sagte Mithrendan. Sie fanden in der Wand ein mannshohes Loch, das offenbar mit Gewalt in die Mauer geschlagen worden war. Dahinter begann ein dunkler Höhlengang, der nur vom Licht der fernen Fackel ein wenig erhellt wurde.
"Komm schon," sagte Sanya und ging vorsichtig los, die linke Hand immer an der erdigen Höhlenwand haltend. Achtsam setzten die beiden einen Fuß vor den anderen, bis sie die Quelle des Lichts erreicht hatten.
"Diese Fackel kann nicht älter als ein paar Stunden sein," sagte Mithrendan. "Sonst wäre sie längst erloschen."
"Also war jemand hier, heute Vormittag," schloss Sanya. "Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Komm, sehen wir mal, wohin dieser Gang führt."

Sie folgten dem Höhlengang noch eine halbe Meile. Hier und da fanden sie halb abgebrannte Fackeln vor, doch den Großteil des Weges legten sie in Dunkelheit zurück. Dann endlich kamen sie in eine größere Höhle, von deren hinterem Ende Tageslicht schimmerte. Sie staunten nicht schlecht, als sie sich dort umsahen.
"Volltreffer, würde ich sagen," meinte Mithrendan anerkennend und trat mit dem Stiefel gegen ein prall gefülltes Fass voller Waffen. Die ganze Höhle strotzte nur so davon, beinahe bis unter die Decke stapelten sich Truhen und Kisten mit Rüstungen, Waffen und Pfeilen.
"Genau wie in Dol Amroth," meinte Sanya nachdenklich und nahm eine Fackel aus ihrer Halterung an der Wand, um einen besseren Blick auf die gelagerten Waffen werfen zu können. Dabei machte sie einen kleinen Schritt vorwärts - was ihr das Leben rettete. Hinter ihr sauste ein Pfeil haarscharf an Sanyas Rücken vorbei und blieb zitternd in einem der Fässer stecken. Sanya und Mithrendan fuhren herum, doch da stürzten sich bereits zwei Gestalten aus den Schatten heraus auf sie. Es blieb gerade noch genug Zeit, die Schwerter zu ziehen; Sanya verfluchte sich dafür, ihren Schild am Sattel ihres Pferdes hängen gelassen zu haben. Sie ließ die Fackel fallen und parierte mit einer oft geübten Bewegung den Krummsäbel des Angreifers, der auf sie losgegangen war. Es war ein bärtiger Mann mit wildem Ausdruck in den Augen. Der Köcher auf seinem Rücken verriet ihn als den Schützen, der Sanya beinahe auf dem Gewissen gehabt hätte.
Sanya blieb nichts anderes übrig, als ihr Schwert einhändig zu führen, auch wenn es für sie ungewohnt war, ohne Schild zu kämpfen. Glücklicherweise schien ihr Gegner zwar kräftig, aber kein ausgebildeteter Krieger zu sein. Drei Paraden später, als der Mann gerade zum nächsten Schlag ausholte, bohrte sich Sanyas Klinge in seine Schulter. Aufbrüllend ließ er seine Waffen fallen brach wimmernd zusammen.
Sanya warf einen raschen Blick zu ihrem Gefährten, doch sie hätte sich keine Sorgen um Mithrendan machen brauchen. Auch wenn der Kundschafter lieber mit Bogen und Speer kämpfte, war er noch immer ein hartgesottener Veteran. Er enthauptete seinen Gegner, gerade als Sanya zu ihm schaute.
"Verdammt," keuchte sie angestrengt. "Wir hätten ihn lebendig gebraucht."
Mithrendan half dem zweiten Angreifer auf, doch ehe er ihn stützen konnte, war Sanya bei ihm und schlug den Mann mit einem gezielten Schlag ihres Schwertknaufes gegen die Schläfe bewusstlos.
"Was sollte das denn?" fragte der Späher verwundert. "Ich wollte ihn sicher zurück ins Dorf bringen."
"Du bist zu vertrauensselig," sagte Sanya kopfschüttelnd und zog zwei versteckte Dolche hervor, die der Bewusslose bei sich getragen hatte. "Denkst du, er wollte, dass wir ihn gefangen nehmen? Diese beiden wollten entweder uns tot sehen oder bei dem Versuch sterben. Fehlgeleitete Fanatiker..." Sie schüttelte den Kopf. "Na los. Schaffen wir ihn zurück zu den Soldaten."

Im Dorf angekommen verband eine der Friedenswächter die Verletzung des Bewusstlosen, die sich als weniger schlimm herausstellte, als Sanya erwartet hatte. Bis auf etwas Blut fehlte dem Mann nichts.
"Weckt ihn auf," ordnete sie an. Ein Soldat füllte am Dorfbrunnen einen Eimer mit Wasser und leerte ihn über dem Gefangenen aus. Er kam hustend und fluchend zu Bewusstsein und setzte sich halbwegs auf. Als er bemerkte, wo er sich befand, wurde er bleich und biss die Zähne zusammen. Ein Soldat band ihm die Hände auf dem Rücken zusammen.
Sanya ging neben ihm in die Hocke. "Keine besonders freundliche Art, sich vorzustellen," sagte sie und spielte auf den Angriff aus den Schatten heraus an. "Für gewöhnlich nennt man dem Gegenüber seinen Namen, haben dir deine Eltern das nicht beigebracht?"
"Ich weiß wer du bist," knurrte der Mann, doch Sanya konnte die Angst in seinen Augen sehen. "Eine verfluchte Verräterin, die gegen ihr eigenes Volk vorgeht, damit es weiter leidet."
"Mh," machte Sanya. "Noch einer von der verbitterten Sorte. Ehemaliger Landadel, nehme ich an?"
"Ich werde dir gar nichts verraten," erwiderte er.
"Das muss er gar nicht," sagte Rugnor, einer der Unteroffiziere. "Ich erkenne das Gesicht. Er steht auf der Liste der Gesuchten, Kommandantin. Sein Name ist Edrazôr. Ihm unterstanden ein paar Dörfer an der Südküste von Belfalas."
"Sieh mal einer an," sagte Sanya und setzte ihr freundlichstes Lächeln auf. "Lord Edrazôr also?"
Der Gefangene zitterte und sie sah, wie ihn die Entschlossenheit verließ. "Der... silberne Schwan wird sich erheben," murmelte er wenig überzeugend.
"Das werden wir sehen," entgegnete Sanya. "Bindet ihn hier an. Wir folgend den Spuren in der Höhle."
"Aber, ihr... ihr könnt mich doch nicht einfach hierlassen! Das Dorf wurde aufgegeben!" jammerte Edrazôr.
"Oh, wenn es wirklich aufgegeben wurde, dann wird dir nichts zustoßen," erwiderte Sanya. "Wir holen dich auf dem Rückweg hier wieder ab."
"Ihr... ihr versteht nicht..." wimmerte der Gefangene.
Mithrendan blickte etwas unbehaglich drein, doch ehe er etwas sagen konnte, hob Sanya die Hand. "Wir gehen. Alle Mann, abmarsch!"
Auf dem Weg zurück zu dem verborgenen Keller raunte sie Mithrendan zu: "Er hat Angst, weil er weiß, dass seine Leute in der Nähe sind, und weil er weiß, dass es ihm schlecht ergehen wird, wenn sie herausfinden, dass er zugelassen hat, dass die Höhle endeckt wurde."
"Du meinst..."
"Ich benutze ihn als Köder. Komm jetzt... unser Rückzug muss überzeugend aussehen."
Den Großteil der Soldaten schickte Sanya tatsächlich hinab in die Höhle, um die Waffen sicherzustellen und den jenseitigen Ausgang zu bewachen. Sie selbst bezog mit Mithrendan und vier weiteren Soldaten Stellung im Obergeschoss des Gasthauses, von wo sie durch die zerbrochenen Fenster alles beobachten konnten, was unten auf der Straße geschah.
"Und jetzt warten wir."

Zwei Stunden vergingen, und die Schatten wurden lang, als die Sonne langsam zu sinken begann. Gerade als Sanya zu glauben begonnen hatte, dass ihre Falle fehlgeschlagen wäre, tauchte am hinteren Ende des Dorfes ein Reiter auf, der in einen dunklen Mantel gehüllt war. Sein Gesicht war unter einem Helm verborgen, der mit zwei schwarzen Federn verziert war. Gemächlich ließ der Reiter sein Pferd bis kurz vor dem Zentralplatz trotten, dann blieb er stehen. Edrazôr, der anfangs vor sich hin gewimmert und später einfach nur noch stumm ins Leere gestarrt hatte, blickte auf. Alles Blut wich aus seinem Gesicht.
"N-nein, bitte, bitte nicht, es war nicht meine Schuld!" bettelte er. "Vergebt mir! Ich war machtlos, sie..."
Der Reiter nahm eine große Armbrust hervor, die an seinem Sattel befestigt war. Sanya sprang auf als sie das sah. "Verdammt! Er will-"
Weiter kam sie nicht. Ein breiter Bolzen bohrte sich in Edrazôrs Herz. Tot kippte er nach vorne, als die ersten Soldaten aus der Taverne gestürmt kamen. Der Reiter drehte sich um und preschte davon.
"Zu den Pferden!" rief Sanya und eilte los, die Straße zur anderen Seite des Dorfes entlang. Doch dort fand sie die beiden Wächter erschlagen vor. Die Pferde waren fort. Einer der toten Soldaten hielt ein Stück Pergament in der Hand, das wirkte, als sei es erst nach seinem Tod dort platziert worden. Sanya befreite es aus den kalten Fingern des Toten und überflog die Zeilen hastig.

An die ehrenwerte Lady Sanya Terelos
Du kannst nicht aufhalten, was ich in Gang gesetzt habe. Ich werde dieses Land heilen und sein Volk vom Joch des roten Drachen befreien. Dein Kampf ist zwecklos. Ich habe mehr Anhänger als du gefangennehmen kannst und mehr Waffen als du beschlagnahmen kannst. Es wäre weise, wenn du dich mir anschließt. Ich werde dich erneut kontaktieren.
Der Silberne Schwan

"Verdammt!" Sanya knüllte das Pergament zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Was jetzt?, dachte sie sich.

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Minas-Tirith, Stadt (Gondor)
« Antwort #7 am: 3. Feb 2021, 14:04 »
Minas-Tirith, Stadt (Gondor)

Octavia in Minas-Tirith…


Octavia ritt noch ein Stück weiter bis sie die mächtige Hauptstadt des Reiches erblickte. Im Schutz der Dämmerung schlief sie noch etwas damit sie vor Erschöpfung nicht umfiel.
Als die Sonne mittig am Himmel stand, brach sie auf, um die Hauptstadt von Mittelerde zu erreichen. Vorher vergrub sie an einem Baum ihre Waffen. Sie wusste, dass sie in der Stadt nicht so viel Glück wie bei den Soldaten im Lager hatte.
Beim passieren der Tore wurde sie von niemanden aufgehalten. Sie hatte gefälschte Identitätspapiere von einem Mitglied der Freien Arnorischen Armee erhalten, falls sie beim beobachten der Positionen der Truppen in Fornost, die Stadt passieren musste. Somit gab es an den Toren keine Probleme.
Schon an den Stadtmauern dachte Octavia, dass sie die Stadt nicht mehr wiedererkannte. Doch auch innerhalb der Mauern sah es nicht besser aus: Viele Häuser befanden sich dort, wirkten viel größer als früher. Die meisten von ihnen sahen gleich aus und waren aus dem gleichen Dunkelgrauen Gestein. Rotbraune Ziegel bedeckten die Dächer. Die Straßen waren breiter gebaut und an vielen Stellen wurden Brunnen und Gärten errichten, an denen sich die Bevölkerung erfreuen konnten.
Auch wenn es sich für Octavia anfühlte, als war sie in einer fremden Stadt, in der sie noch nie in ihrem Leben gewesen war, bekam sie innerlich Beklemmungen. Denn in ihrem Kopf sah sie die Bilder der zerstörten Stadt, die in Flammen stand und all die Menschen die kreischend um ihr Leben rannten.
Reiß dich zusammen, Octavia!, sprach sie sich immer wieder zu, um ihre Ängste zu überwinden.
Auf den Straßen tummelten sich viele Menschen herum. Die meisten von ihnen wirkten glücklich und zufrieden. Kinder spielten miteinander und hatten kleine Fähnchen, die das Wappen des Hauses Vaneryen abbildeten, in den Händen. Scheinbar konnte und wollte sich hier niemand mehr an das Geschehen vor einigen Jahren nicht erinnern. Denn dafür war die Stimmung in der Stadt zu gut und sie war gerade mal durch die Tore der Hauptstadt geschritten. Aber selbst, als sie weiter in die Stadt lief, um den Ort zu finden, an dem das Turnier stattfinden sollte, änderte sich der Gesamteindruck nicht. Eher im Gegenteil. Viele Menschen auf den Straßen strömten in eine Richtung, trugen Schwarz-Rote Banner bei sich, scherzten und lachten auf dem Weg. Es gab Kinder, die sogar an den Straßenrändern die Schlacht um Minas-Tirith nach spielten und die Eroberer als Helden sahen.
Mit einem kurzen Seufzer versuchte sie sich zu beruhigen. Es brachte nichts sich aufzuregen und unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
"Wo soll denn das Turnier stattfinden?", fragte Octavia schließlich eine Frau, die in die Gleiche Richtung ging.
"Im Ost-Viertel in der Arena!", entgegnete sie erfreut, "Folge einfach den Menschen hier!".
Octavia versuchte sich durch die Masse an Menschen zu drängeln, um die Arena noch rechtzeitig zu erreichen. Doch bei der Anzahl an Personen war dies gar nicht einfach. Während sie den anderen weiter folgte, kam sie an weiteren Parkanlagen, künstlich angelegten Bächen und wohlriechenden Speisemanufakturen vorbei. Selbst einige Badehäuser befanden sich auf dem Weg.
Endlich ein richtiges Bad nehmen!, dachte sie sich noch, wenn sie daran dachte, dass sie -seitdem sie im Norden war- nur noch in kalte Seen springen konnte, um sich zu waschen. Erneut drang ein leichter Seufzer aus ihr heraus. Natürlich vermisste sie den Komfort ihres alten Lebens. Zumindest in gewisser Weise. Aber deshalb eine Tyrannin wie Kiana als Königin zu akzeptieren stand für sie außer Frage. Sie fokussierte sich aber wieder auf ihr Vorhaben: Kiana zu töten!
Das war was sie tun wollte... Nur deshalb kam sie nach Minas-Tirith!

Endlich war die Arena in Sicht. Die junge Frau musste nur endlich dorthin gelangen. Sie drängelte sich weiter durch die Menschen, bis sie die Tore des imposanten Gebäudes erreichte. Wieder zurück in ihrer alten Heimat zu sein, löste in ihr eine große Anspannung aus. Wenn jemand sie auch nur aus Versehen berührte, zuckte sie zusammen. Octavia wollte endlich die Straßen hinter sich lassen. Immer wieder riefen ihr einige zu, sie sollte sich gefälligst hinten anstellen, während sie sich panisch an ihnen vorbei schob. Doch was sollte es sie kümmern.
Nun war die Frage, an wen sie sich wenden musste, um teilnehmen zu können. Sie sah eine Wache und lief auf diese zu.
"Ich möchte am Turnier teilnehmen!", sagte sie entschlossen.
"Tja… Das ist schön für dich, Mädchen…", erwiderte er, "...Du musst dich an Gerlong dort drüben wenden!". Dabei zeigte er mit seinem Finger auf einen etwas dickeren Mann, der mit Soldaten Kianas sprach, die Rüstungen trugen, die sie in Arnor noch nie gesehen hatte.
"Ich möchte am Turnier teilnehmen!", sagte sie wieder, als sie zu ihm ging.
Daraufhin musterte der Mann sie von oben bis unten und schmunzelte leicht. "Du bist ein wenig spät! Das Turnier beginnt gleich und die Teilnehmer stehen schon fest!".
"Bitte, es ist wichtig für mich!", flehte sie schon fast und faltete dabei ihre Hände. Der Mann seufzte leicht genervt. Er schüttelte seinen Kopf und blieb zunächst bei seiner Meinung.
"Bitte!", bettelte Octavia weiter und sah ihn treuherzig an.
"Was willst du denn da? Die Teilnehmer sind gute und erfahrene Kämpfer… Willst du dir das wirklich antun und… All die Schmerzen einstecken müssen?", dabei klang der Mann plötzlich äußerst besorgt, sogar schon väterlich.
"Ich bin eine gute Kämpferin!", entgegnete die junge Rebellin selbstsicher und stellte sich stramm vor Gerlong. "Ihr wollt ein großes Schauspiel für das Volk und für die Königin? Ich liefere es euch!".
Der dicke Mann lächelte sie daraufhin an. "Gut. Du scheinst überzeugt und nicht mehr umzustimmen zu sein. Wahrscheinlich kommt es der Königin gelegen, wenn auch eine Frau an dem Turnier teilnimmt!".
Octavia war erleichtert die Worte des ;annes zu hören. Die ganzen Mühen hatten sich gelohnt, um nach Minas-Tirith zu gelangen. Sie war ihrem Schritt näher und musste nur noch das Turnier gewinnen.
"Los, bringt sie zu den anderen!", befahl der Mann den Soldaten um sich herum. Einer der Soldaten sagte ihr, mit seiner gebrochenen Sprache, dass sie mit ihnen gehen sollte, was sie auch sofort tat. Allerdings wunderte sich die junge Frau etwas über den Akzent des Soldaten. Er schien nicht aus Mittelerde zu kommen, aber sie konnte auch nicht ausmachen, woher er sonst stammte. Der Soldat führte sie etwas hinter die Arena durch eine Hintertür. Von dort aus ging es über eine Treppe tiefer hinunter, bis sie an einem Verlies-Ähnlichen Ort waren. In gewisser Weise war ihr schon mulmig dabei, da sie nicht wusste was genau passierte oder wo der Soldat sie hinführte.

Schließlich erreichten sie eine großen Raum. Dort standen bereits fünfzehn andere Männer, die sich mit diversen Geräten für den Kampf einstimmten. Der Geruch von frischem Schweiß und muffigen feuchten Gemäuer drang in ihre Nase, weshalb sie diese erst einmal rümpfte. Vorsichtig beobachtete Octavia die Männer. Es waren überwiegend muskulöse große Männer, die kampferprobt wirkten. Zumindest entnahm sie das den vielen Narben und von der Art wie sie mit ihren Waffen übten.
"Na, wen haben wir denn da!", rief ein Mann mit Glatze, der mit ausgestreckten Armen auf sie zu kam. "Du denkst du kannst es mit einem von uns aufnehmen, Mädchen? Ha! Ich lache mich gleich schlapp!".
Octavia wollte erst gar nicht auf den Mann eingehen und verdrehte nur ihre Augen. Sie lief an eine Bank, zog ihre Jacke und ihren Umhang aus. Beide Kleidungsstücke legte sie auf diese Bank. Aus ihrer Tasche holte sie etwas Farbe hervor, die sie für ihre Kriegsbemalung im Gesicht verwendete. Die junge Rebellin griff sich dann eines der Schwerter und nutzte die Spiegelung der Klinge, um ihr Gesicht zu bemalen. Um ihre Augen malte sie jeweils die Umrisse eines Flügel eines Balrogs, ein Dämon aus der Unterwelt. Von der Nase ausgehend, bis hin zu ihrer Stirn, den umriss zweier Äxte. Das war das Symbol, welches Deloth auf der Brust eingebrannt bekommen hatte und immer als Zeichen seiner Freiheit ansah. Er erzählte ihr stets, dass er niemals den Süd-Rebellen hätte helfen können, wenn er nicht ein ausgebildeter Krieger war. Auch wenn dies bedeutete dass er früher ein Sklave war. Inzwischen wusste sie von seiner wahren Herkunft -er erzählte es ihr vor seiner Hinrichtung- und konnte das Symbol besser deuten. Es war eines der vielen Sklavenhalter aus dem Osten. Jene, die gegen Kiana kämpften. Jene, die Ostlinge wie Deloth zu furchterregenden Kriegern ausbildeten. Sie wählte bewusst diese Zeichen, denn sie wollte die Todbringerin der Königin sein!
"Denkst du etwa, das macht mir Angst?", rief der aggressive Mann plötzlich. Sie ignorierte ihn allerdings weiter, stellte ihr Bein auf die Bank aus Holz und zog ihre Stiefel fester. Der Mann stieß ihr Bein von dem Möbelstück aus Holz. "Hey! Ich rede mit dir!", schrie er sie dann an.
"Hast du nichts besseres zu tun?", fragte sie ihn noch ruhig und eindeutig entnervt.
"Oh… Die feine Dame möchte nicht belästigt werden!". Daraufhin lachten die anderen Männer im Raum.
Schwachköpfe!, dachte sie nur. Bevor sie auch den anderen Stiefel fester ziehen konnte, stand der Mann dicht an der jungen Frau. Sein widerwärtiger Geruch und sein warmer Atem ließ sie schon fast erschaudern, während er mit einer Hand an der Wand hinter ihren Kopf lehnte.
"Dich nehme ich mir als letzte vor! Dann habe ich noch meinen Spaß, bevor ich das Turnier gewinne!", sagte er ihr leise.
"Hört auf Lofar! Spart euch eure Kräfte für den Kampf!", unterbrach Gerlong den Glatzkopf. Brummend entfernte er sich endlich von ihr, sodass sie erst einmal durchatmen konnte. Gerlong erklärte die Regeln des Turniers und alle hörten aufmerksam zu.
"Keine Toten! Das war eine klare Anweisung der Königin! Blut ist erwünscht… Wer bewusstlos wird ist somit raus!".
Eine gewisse Enttäuschung war bei den Kämpfern bemerkbar. Zumindest konnte man das aus dem stöhnen entnehmen. Auch Octavia hätte die Männer lieber getötet. Besonders den glatzköpfigen. Auch war das viel einfacher, ihnen eine Klinge durch das Herz zu stoßen, als sie bewusstlos zu schlagen.
"Beeindruckt die Königin und enttäuscht sie nicht!", sagte Gerlong. Er wies die Teilnehmer an, ihm zu folgen, was auch sofort alle taten. Er führte sie durch einen Gang, der direkt zu einem verschlossenen Tor führte. Dort hinter hörte man schon die tausenden Menschen, die auf ein solches Spektakel warteten und jubelten.
Octavias Herz raste und sie versuchte irgendwie ihre Atmung ruhig zu bekommen. Dann öffnete sich endlich das große Tor und das Tageslicht blendete ihre Augen, sodass sie sich den Arm abschirmend vor das Gesicht hielt….


Octavia in der Arena von Minas-Tirith
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Dol Amroth
« Antwort #8 am: 4. Feb 2021, 11:06 »
Dol Amroth (Gondor)

Sanya und Mithrendan in Dol Amroth



"Komm schon, Sanya, Kopf hoch," versuchte Mithrendan sie aufzuheitern. "Es war doch kein vollständiger Fehlschlag. Wir haben ein weiteres großes Waffenlager ausgeräumt und wir wissen jetzt, dass die Gerüchte um die Aufständischen in Westgondor einen wahren Kern haben. Und wir wissen sogar, dass es einen einflussreichen Anführer gibt, der im Verborgenen seine Pläne schmiedet."
"Denkst du, die Königin wird das gerne hören?" hielt Sanya dagegen. "Du weißt doch, dass sie keine Geduld für Versagen aufbringt... wir werden einen Namen brauchen, bevor wir sie informieren."
"Und wer könnte sich hinter dem Titel des Silbernen Schwanes verbergen?"
"Wenn ich das wüsste, dann säßen wir jetzt nicht in dieser Zwickmühle und müssten nicht ohne Spuren im Nebel stochern," sagte Sanya seufzend.

Sie waren nach Dol Amroth zurückgekehrt, einige Stunden nach Sonnenuntergang. Während die Soldaten der Friedenshüter in ihre Unterkünfte geschickt wurden, standen Sanya und Mithrendan noch eine Weile etwas unschlüssig am Stadttor herum. Obwohl sie furchtbar müde von den Strapazen des Tages war, konnte Sanya einfach nicht aufhören, über das Geschehene nachzugrübeln. Ob dieser Rückschlag sie wohl ihr hart erkämpftes Amt kosten würde?
"Ich denke, du solltest mit dem Legaten darüber sprechen," sagte Mithrendan sachte.
Sanya starrte ihn an. "Ist das dein Ernst? Ich soll ihm bei meiner ersten Begegnung mit ihm also gleich erzählen, dass ich versagt habe?"
"Sanya, worüber bist du so besorgt? Er wird dich schon nicht des Amtes entheben, du leistest gute Arbeit - und in der Lage, in die wir heute geraten sind, hätte niemand etwas dagegen tun können, dass der geheimnisvolle Reiter uns entwischt. Dieser Legat ist von der Königin selbst auf seinen Posten berufen worden und er ist unser Verbündeter. Also sollten wir uns auch von ihm helfen lassen, meinst du nicht?"
Sanya schnaubte unwillig. "Aber mein Ostron ist furchtbar," brummte sie verdrossen, ein schwacher letzter Widerstand gegen die Überzeugung ihres besten Freundes.
"Du schaffst das schon," sagte er und klopfte ihr aufmunternd auf den Rücken. "Also, ab mit dir, ehe es Mitternacht geworden ist."

Missmutig stapfte Sanya die steilen Treppenstufen zum ehemaligen Palast der Fürsten von Dol Amroth hinauf, der sich auf dem höchsten Punkt der Stadt befand. Hier hatte die Militärverwaltung unter der Leitung des vanerischen Legaten ihren Sitz genommen. Obwohl es bereits spät war, standen noch immer eine ganze Menge Soldaten in voller Rüstung Wache. Sanya musste ihr Siegel präsentieren, um hinein gelassen zu werden. Eines Tages wird man mir mit dem Respekt begegnen, der mir gebührt, schwor sie sich, als sie sich auf den Weg zum Solar des Legaten machte.
"Kommandantin," begrüßte der Legat sie, als sie den Raum betrat zu dem eine der Wachen sie geführt hatte. Er blickte von seinem Schreibtisch auf, der voller Pergamente, Landkarten und Stapeln von Münzen war. Die Miene des Ostlings zeigte kaum Regungen oder Emotionen.
Sanya räusperte sich und sagte etwas unbeholfen: "Guten Abend, Legat. Ich bringe den Bericht über die aktuellen Nachforschungen der Friedenshüter."
"Sehr gut," erwiderte der Legat, nickte, und blickte Sanya erwartungsvoll an. "Und?"
"Wir haben drei verborgene Lager voller Waffen und Vorräte gefunden, zwei hier in der Stadt und eines in einem der Dörfer im Umland," begann Sanya. Sie stolperte zwar hier und da über ein Wort, doch alles in allem schien ihr Ostron ganz passabel zu sein. "Fünf ehemalige Adelige konnten wir direkt damit in Verbindung bringen und einsperren. Sie alle scheinen einen gemeinsamen Anführer zu haben, der sich der Silberne Schwan nennt."
Der Legat nickte erneut und sah Sanya auffordernd an. "Und weiter, Kommandantin?"
"Wir hatten einen weiteren Gefangenen, und ich denke, dass er uns eine Menge hätte verraten können, aber... durch einen Fehler meinerseits gelang es dem Feind, den Gefangenen zu töten und zu entkommen," gestand sie.
"Enttäuschend," sagte der Legat ruhig. "Aber Ihr habt Anhaltspunkte, das ist mehr als ich in all der Zeit die ich nun hier bin herausgefunden habe. Findet diesen Silbernen Schwan, Kommandantin. Die Königin verlangt es."
"Ich habe verstanden, Legat," bestätigte sie und wollte schon gehen, doch da erhob sich der Ostling und drückte ihr einen Brief in die Hand.
"Hier. Ein Bericht aus dem Gebiet namens Lossarnach, östlich von hier. Dort sind ähnliche Gerüchte aufgetaucht, erst vor Kurzem. Vielleicht findet Ihr dort neue Spuren, Kommandantin."
Sanya überflog die Zeilen rasch. Auch in Lossarnach waren versteckte Waffenlager gefunden worden, sowie Banner auf denen ein silberner Schwan zu sehen war. Sie dachte angestrengt nach. In der Nachricht, die ihr Feind an sie verfasst hatte, stand, dass er sie kontaktieren würde...
"Ich werde vor Sonnenaufgang nach Osten aufbrechen, wenn Ihr gestattet." Sanya salutierte.
"Findet diesen Rädelsführer, Kommandantin. Der Frieden in Gondor hängt davon ab."

Am folgenden Morgen übergab Sanya das Kommando über den Großteil der Friedenshüter an Rugnor, ihren Stellvertreter, und schärfte ihm ein, weiter in der Stadt und den umliegenden Dörfer nach Waffenlagern zu suchen. Sie selbst nahm zehn ihrer besten Männer mit und schiffte sich gemeinsam mit Mithrendan nach Pelargir ein, denn der Seeweg war trotz des Umwegs um das Kap von Belfalas schneller als ein Eilritt auf der Straße Richtung Minas Tirith.
"Solltet ihr auch nur die kleinsten Spur des Silbernen Schwans finden, benachrichtigt ihr mich persönlich," verlangte Sanya von ihren Unteroffizieren.
"Verstanden, Kommandantin," antwortete Rugnor.
"Es geht dabei auch um unseren Ruf als Friedenshüter," fuhr sie fort, kurz bevor sie an Bord des schnellen Kriegsschiffes ging, das sie nach Pelargir bringen sollte. "Wenn wir versagen, wird man die Truppe nur belächeln. Sobald ich weiß, was in Lossarnach vor sich geht, kehre ich wieder zu euch zurück. Dieser Silberne Schwan wird sich noch wünschen, er hätte sich nicht mit uns angelegt."
"Vergiss nicht, was er in seiner Nachricht geschrieben hat," sagte Mithrendan, nachdem sie an Bord gegangen waren.
"Oh, ich zähle darauf, dass er mich erneut kontaktieren wird. Diesmal werde ich vorbereitet sein. Je näher wir an Minas Tirith herankommen, desto mehr Soldaten stehen uns zur Verfügung. Und so wird das Netz immer enger, durch das dieser Mistskerl schlüpfen muss, um zu mir zu gelangen. Irgendwann wird er sich darin verfangen... und dann haben wir ihn."
"Gewieft," sagte Mithrendan lobend. "Das muss ich dir lassen."
Sanya gestattete sich ein kleines Lächeln. "Viel bleibt mir ja nicht übrig als meinen Auftrag so gut ich kann zu erledigen."
Mithrendan nickte. In diesem Augenblick legte das Schiff vom Hafen ab und schlug einen südöstlichen Kurs ein. "Aber... was kommt danach?"
"Danach?" fragte sie und der Seewind verwirbelte Sanyas sandblondes Haar, denn sie hatte ihren Pferdeschwanz ausnahmsweise gelöst. "Der nächste Auftrag, schätze ich."
"So meinte ich das nicht. Denkst du nicht, es wird eines Tages eine Zeit geben, wo unsere Arbeit unnötig sein wird?"
"Ich verstehe nicht ganz, was du mir sagen willst," wunderte sich Sanya.
"Sieh dich doch um," sagte Mithrendan. "Es sind die Soldaten der Königin, die die Ordnung bewahren. Gegen Aufständische vorgehen und dafür sorgen, dass die königlichen Gesetze eingehalten werden. Aber was wäre, wenn das alles eines Tages nicht mehr notwendig wäre? Es schmerzt mich zu sehen, wie die Menschen dafür unterdrückt werden, dass sie nicht von einer ihnen fremden Herrscherin aus der Ferne regiert werden wollen."
"Still!" zischte Sanya. "Wenn jemand hört, dass du so sprichst..."
"Du weißt, dass ich immer auf deiner Seite stehen werden, Sanya..."
Sie atmete tief durch und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling. "Du hattest ja noch nie ein Problem damit, das zu sagen was du gerade denkst... egal wie gefährlich das auch sein mag."
"Ich bin eben ehrlich," sagte der Kundschafter grinsend.
"Ehrlich... und ein Idiot," gab Sanya zurück, dann umarmte sie ihn.

Der Wind war ihnen gewogen und das Schiff machte gute Fahrt. Der Himmel war verhangen und grau, und so verbrachten sie den Tag an Bord des Kriegsschiffes unter Deck, bis es am folgenden Abend den Hafen von Pelargir errreichte. Von hier aus würden Sanya und ihre Leute nach Norden reiten, in das angrenzende Lossarnach.

Sanya und Mithrendan reiten nordwärts von Pelargir aus

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Minas-Tirith, Stadt (Gondor)
« Antwort #9 am: 4. Feb 2021, 11:27 »
Arena in der Stadt von Minas-Tiritt (Gondor)

Octavia in der Arena von Minas-Tirith…


Der Anblick der sich der jungen Frau bot war atemberaubend. Tausende von Menschen jubelten den Kämpfern zu. Gesänge und Rufe wurden von den Rängen angestimmt. Auch überall in der Arena hingen und wehten Schwarz-Rote Banner.
Obwohl Octavia aufgeregt war und ihr Herz bis zur ihrem Hals pochte, breitete sich in ihr eine gewisse Faszination aus. Noch nie zuvor hatte sie so etwas gesehen und erlebt. So viele Menschen die sich am Schauspiel erfreuten. Unter den vielen Schaulustigen versuchte sie die Königin zu erblicken, doch der Platz an dem sie sitzen sollte war noch leer. Ein kurzer Trompenschall ertönte und die ganze Arena war daraufhin unheimlich still. Lediglich das ein oder andere Husten und Räuspern hallte durch das Runde Gebäude.
Dann sah Octavia auch schon wie die Wachen der Königin an den vorgesehenen Platz traten. Hinter ihnen erblickte sie die Frau, die sie von ganzem Herzen zu töten verlangte. Ihr langes silbernes Haar, welches sie offen trug, leuchtete und wehte im leichten Wind. Auf ihrem Kopf erkannte sie eine schwarze Krone, doch für Einzelheiten war die Königin zu weit von ihr weg.
Zu ihrer Linken befand sich ein Mann in schwarzer, aber leichter Rüstung. Er hatte einen rasierten Kopf und wie Octavia erkennen konnte, war er aus dem Osten wie Deloth. Zumindest machte sie das an seiner dunkleren Haut aus. An der rechten Seite sah sie einen Mann mit schwarzem, halblangem Haar, welches er sich zurückgekämmt hatte. Octavia kannte sein Gesicht. Es war Loki, der nun wieder an der Seite der Königin stand.
Also doch!, dachte sie sich enttäuscht. Du hast mich von Anfang an belogen!.
Sie wartete nur auf den Augenblick, dass die Wachen Eingriffen und die junge Rebellin verhafteten, doch dem war nicht so. Vielleicht verriet Loki wenigstens nicht wer sie war

Schließlich trat Gerlong an die Tribüne der Königin und erhob seine Stimme. Er begrüßte sie und das ganze Volk. Er sprach immer wieder von großartigen Taten der Königin und schleimte was das zeug hielt. Er betitelte sie als Befreierin der Menschheit und Schrecken der Tyrannen.
Die einzige Tyrannin ist sie selbst!, dachte sie. Octavia musste sich zurückhalten nicht die Worte auszusprechen, die ihr im Kopf hervor schwebten. Das Volk in Minas-Tirith schien ja das gleiche wie Gerlong von der Königin zu halten, denn nicht ein Ton kam von den Tribünen. Wahrscheinlich hatten sie aber auch Angst etwas gegen sie zu sagen oder wollten das ganze Geschehen vergessen.
Schnell wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Gerlong das Wort an die Teilnehmer des Turniers gab. Jeder von ihnen stellte sich vor. Sie behaupteten für die Ehre und die Königin zu kämpfen. Wie sie es den Sprüchen entnehmen konnte, handelte es sich wohl bei den meisten Teilnehmer um Soldaten und Hauptmänner der Armee. Octavia musste sich etwas einfallen lassen. Zum Glück war sie die letzte in der Reihe. Nichts sagen wäre vielleicht zu auffällig und die Königin vor allen Zuschauern zu beleidigen wäre wohl auch keine gute Idee gewesen.
Als sie dran war schwieg sie erst. Sie hatte das Gefühl, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Ihre Kehle fühlte sich plötzlich staubtrocken an und sie brachte kein Wort hervor. Sie senkte nur den Kopf und sah auf den sandigen Boden.
"Ich kämpfe für die Freiheit und Gerechtigkeit!", presste sie schließlich auf Ostron hervor und blickte dabei zu der Königin. Sie wusste nicht einmal selbst, ob das bewusst oder unbewusst war, die Sprache des Ostens zu verwenden. Vor allem  wurde sie durch die anhaltende Stille verunsichert. Hatte sie sich damit verraten?
Die junge Frau sah zu Kiana, die ihre Hände hob und in diese einmal klatschte. Durch das Klatschen halten sich die Rufe der Schaulustigen wieder durch die ganze Arena.
"Los, kämpft!", rief Gerlong, der Arenameister daraufhin und trat an den Rand des Sandplatzes.

Octavia entfernte sich erst einmal von der Mitte des Platzes. Sie wusste genau, dass sie von der Kraft her nicht mit den Männern mithalten konnte. Vor allem konnte sie nicht gegen alle gleichzeitig kämpfen. Sie versuchte den Überblick über die Situation zu behalten, so wie es Indro ihr immer beibrachte. Doch lange nachdenken konnte sie nicht, denn einer kam sofort schreiend auf die Rebellin zugestürmt. Sie wich jedem seiner Versuche aus, sie mit der Lanze zu treffen, die er in den Händen hielt. Sie selbst hatte nur ein stumpfes Schwert in der Hand, mit dem sie ihn nicht erreichen konnte.
Sie nutzte die Gelegenheit nach seinem nächsten Schlag weiter zu rennen. Dabei erkannte sie, dass schon unter lautem Raunen und Jubel die ersten fünf Teilnehmer am Boden lagen und aus der Arena geschliffen wurden. Den Mann, der hinter ihr her war, konnte sie allerdings nicht abschütteln. Sie Griff sich eine Lanze der schon bereits ausgeschiedenen Teilnehmer und hielt ihren Verfolger so auf Abstand. Immer wieder setzte sie zum Schlag an. Jeder von ihnen traf das Ziel tatsächlich auch. Sie wusste nicht ob der Mann einfach zu dumm zum ausweichen und parieren war, oder ob er sich so über die junge Frau lustig machte. Er lachte noch laut auf, verstummte aber, als Octavia ihn einen kräftigen Schlag auf die Schläfe gab. Der Mann taumelte noch einige Schritte rückwärts und die Rebellin schubste ihn mit dem stumpfen Ende der Lanze zu Boden, wo er dann auch bewusstlos liegen blieb.

Gerade atmete sie durch, da spürte sie nur einen Schmerz am Kopf, weil jemand kräftig an ihrem Zopf zog. Sie versuchte sich vergeblich von dem Griff zu lösen, was aber nicht einfach war. Sie wurde von hinten auf die Knie gedrückt und der Kämpfer der hinter ihr stand, schlug ihr zwei mal mit der Faust in ihr Gesicht. Dann wurde die junge Frau von dem deutlich größeren Mann gepackt und geworfen. Sie landete auf ihren Bauch und stöhnte vor Schmerz. Sie richtete sich langsam wieder auf und verspottete den Angreifer nur: "Was ist? Mehr hast du nicht drauf?".
Daraufhin stürmte er wie ein wildgewordenes Wildschwein auf sie zu. Irgendwie gelang es ihr seine Beine weg zu schlagen und er fiel zu Boden. Eine große Staubwolke flog über den Platz. Octavia lief schnell auf ihn zu bevor er aufstehen konnte, doch er rührte sich nicht mehr. Scheinbar war der Mann schon so schnell besiegt.
Als sie sich umsah, sah sie nur den glatzköpfigen Mann Namens Lofar, der sie im Verlies belästigte, gegen einen anderen kämpfen. Alle anderen waren besiegt. Mit lauten Geschrei und unter Zurufen der Zuschauer erschlug er seinen Gegner und ließ sich seinen Sieg von der Menge zelebrieren.
Dann wandte er sich Octavia zu und lief mit langsamen Schritten in ihre Richtung.
"Nur noch du und ich... Was habe ich dir gesagt… ", rief er, "...Dich nehme ich mir als letzte vor und werde meinen Spaß mit dir haben!".
Die junge Frau ging erst gar nicht auf seine Provokation ein und machte sich für den Kampf bereit.

Mit seiner Keule versuchte der große Glatzkopf immer wieder sie zu treffen. Zunächst gelang es ihr jedem seiner Hiebe auszuweichen. Parieren brachte dabei eher weniger etwas. Er würde ihr nur ihr Schwert aus der Hand schlagen und das durfte nicht passieren. Von der Kraft war er ihr maßlos überlegen, weshalb sie nur versuchen konnte ihn Müde zu machen. Anfangs ging ihr Plan auch auf und Lofar schien außer Atem. Laute Buhrufe ertönten von den Tribünen.
"Hörst du, sie sind unzufrieden weil du nur am Weglaufen bist, wie eine kleine Maus!", schnaubte Lofar erschöpft. Octavia war es egal was die Zuschauer dachten. Sie wollte ihnen gar kein Schauspiel liefern. Sie wollte nur heil das Turnier gewinnen. 
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit reichte aus, sodass der glatzköpfige Mann sie mit seiner Keule streifte und sie zu Boden stolperte.
Sie versuchte wieder auf die Beine zu kommen, doch Lofar trat immer wieder in ihre Bauchhöhle. Octavia krümmte sich vor Schmerz und wälzte sich auf dem sandigen Boden. Sie konnte nur sehen, wie der Mann seine Waffe weg warf, seine Arme ausbreitete und sich bejubeln ließ. Sie versuchte irgendwie auf die Beine zu kommen. Doch immer wenn sie es versuchte, setzte Lofar zu einem neuen Tritt oder Schlag an. Verzweiflung machte sich in ihr breit, als sie feststellen musste, dass sie machtlos war. Ihr Gesicht war mittlerweile von Blut, Schweiß und Staub bedeckt. Langsam und zitternd kroch sie von der Stelle, in der Hoffnung etwas weiter Weg zu kommen. Der Mann ließ das aber nicht zu und drückte ihren Kopf mit seinem Fuß in den Sandplatz. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wenn sie den Kampf nicht verlieren wollte oder gar von ihm umgebracht werden wollte.
Sie machte sich lang und griff nach ihrem Schwert. Mit aller Kraft drehte sie sich um und Schlug mit der Waffe in seine Richtung. Lofar schrie auf und trat einige Schritte zurück. Warmes Blut tropfte auf ihr herunter, was bedeuten musste, dass sie ihn getroffen haben musste. Ein lautes Raunen hallte durch die Arena und stoppte das Jubeln. Unter Schmerzen stand sie auf ihre Knie, während sie sich auf dem Schwert stützte. Endlich konnte sie durchatmen. Sich etwas erholen. Sie spuckte das Blut aus und wischte sich den Mund mit ihrem Arm ab. Dabei beobachtete sie den Glatzkopf, der sich sein linkes Ohr hielt. Scheinbar musste sie ihn dort getroffen haben. Ein Blick neben ihr zeigte, dass sie es sogar abgeschnitten hatte. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren mit Sand und Staub bedeckten Lippen. Sie erhob sich ganz und lief humpelnd auf den Mann zu.
"Na, wer ist jetzt die kleine Maus?!", rief sie spöttisch zu ihm. "Fängst wohl bei einem kleinen Kratzer an zu weinen!".
"Du Verrückte!", schrie er, "Du hast mir mein Ohr abgeschnitten! Willst du mich umbringen?".
"Der Arenaleiter hat gesagt… Blut ist erwünscht!", sagte sie schnaufend. Es war ihre Möglichkeit einen Vorteil zu erhaschen. Der Mann war zu diesem Zeitpunkt unbewaffnet und sie hielt ihr Schwert in der Hand. Bevor sie aber einen Angriff ausführen konnte, stürmte der Mann voller Wut auf sie zu. Sie wurde von ihm gepackt und er schlug seinen Kopf mit voller Kraft auf ihren. Mit der Faust, die ebenfalls ihr Gesicht traf, ging sie dann erneut zu Boden. Sie lag rücklings auf dem Boden und hatte alle Gliedmaßen von sich gestreckt. Wieder erhob sie sich mühsam. Langsam verspürte sie ihre schwindenden Kräfte. Lange würde sie nicht mehr durchhalten.
Erneut spuckte sie das Blut aus ihrem Mund. "Komm schon, war das alles?!".
Lofar rannte schreiend auf sie zu und diesmal gelang es ihr, zur Seite zu Springen und mit der Klinge ihres Schwertes seine Kniekehle zu schneiden. Kreischend rutschte der kräftige Mann auf seine Knie den Platz entlang. Mit raschen Schritten lief sie zu ihm und trat gegen seinen Oberkörper. Ohne dass sie es wollte, spürte sie nur die Wut die in ihr aufstieg. Eine Wut auf die Königin, auf Barnolf im Norden, auf Loki und auf die ganzen Schmerzen die sie verspürte. Immer wieder setzte sie, wenn auch etwas unbeholfen, zum nächsten Schlag und Tritt an.
Außer Atem ließ sie von ihm ab und hielt ihr Schwert an seiner Kehle. Wie gerne hätte sie ihm einfach getötet. Just in diesem Moment waren die Zuschauer mucksmäuschenstill. Jedes Auge in der Arena war auf das Geschehen gerichtet und jeder wartete vermutlich auf die Reaktion der jungen Rebellin. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Irgendwie musste sie ihre Rachegelüste aufhalten. Der Mann der zu ihr hoch sah, war blutverschmiert und noch immer bei  Bewusstsein. Sie entfernte sich einige Schritte von ihm, setzte dann zum Sprung an und schlug ihm den Knauf ihres Schwertes an den Kopf. Gefolgt wurde der Sprung von lauten Rufen aus der Tribüne. Dann endlich ging er zu Boden. Es war still. Nur die Banner, die im Wind flatterten, waren zu hören. Sie vernahm ein klatschen. Es kam tatsächlich von der Königin. Die anderen Zuschauer taten es ihrer Herrin gleich und applaudierten ebenfalls, gefolgt von jubeln.

Erschöpft fiel Octavia auf die Knie und ließ das Schwert fallen. Schnell halfen ihr einige Arenahelfer auf und brachten sie vor die Tribüne, auf der Kiana Vaneryen saß. Sie hatte es geschafft. Sie hatte das Turnier irgendwie überlebt und gewonnen. Über den Sieg freuen konnte sich Octavia nicht. Ihr war eher schlecht und hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Mit viel Mühe schluckte sie den Klumpen in ihrer Kehle wieder herunter.
"Wir haben eine Siegerin!", rief Gerlong, der zu ihr gelaufen kam und hielt ihren Arm in die Luft. "Du siehst übel aus, Mädchen! Nutze die Audienz bei der Königin sinnvoll, damit es das Wert war!".
Trotz der Schmerzen konnte sich die junge Frau das Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte nämlich sehr wohl vor die Audienz sinnvoll zu nutzen. Sie musste nur noch dorthin gelangen…

Octavia wird in den Palast der der Weißen Festung gebracht…
« Letzte Änderung: 5. Feb 2021, 10:36 von >Darkness< »
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Lebennin
« Antwort #10 am: 5. Feb 2021, 09:59 »
Lebennin (Gondor)

Sanya und Mithrendan auf der Straße von Pelargir nach Norden



Am Morgen nach ihrer Ankunft in Pelargir ritt die kleine Gruppe um Sanya los, nachdem sie die Nacht in einer ungemütlichen Kaserne nahe des Hafens verbracht hatten. Das Wetter war besser als am Vortag und bescherte ihnen gute Sicht bei klarem Sonnenschein. Das Land, das sie durchquerten, Lebennin, war größtenteils flach und nur hier und dort von kleinen Baumgruppen bewachsen. Zu ihrer Rechten fiel es sehr sanft zum Ufer des großen Anduinflusses ab, während sich in der Ferne zur Linken das Weiße Gebirge auftürmte. Sie kamen auf der neu ausgebauten Straße gut voran, auch wenn ihnen hin und wieder andere Reiter oder Wagen begegneten. Der vorderste Reiter in Sanyas Gruppe führte ihr Banner mit sich, rot auf schwarzem Grund wie es sich für königliche Soldaten gehörte, und sie als Mitglieder der Armee auswies. So hielt sie auch niemand an oder stellte in Frage, wohin sie ritten.

Am späten Vormittag rasteten sie in einem kleinen Dorf etwas abseits der Straße. Mensch und Tier stillten ihren Durst an Brunnen und Tränke, während Sanya und Mithrendan im Schatten eines der Häuser auf einer Bank saßen und etwas Proviant verzehrten. Es dauerte gar nicht lange, da hatten sie eine kleine Gruppe Kinder angelockt, die sich um die beiden versammelten und sie bestaunten. Wahrscheinlich kam es selten vor, dass Reiter durch dieses Dorf kamen, was sie natürlich zu einer gewissen Attraktion machte.
Mithrendan lächelte und wandte sich an eines der Kinder, ein ungefähr sechsjähriges Mädchen, das so etwas wie die Anführerin der Gruppe zu sein schien. "Wie ist dein Name, Kleine?"
"Fána," sagte das Mädchen stolz. "Seid ihr echte Soldaten der Königin Kiana?"
"Sind wir," bestätigte Mithrendan schmunzelnd, dann beugte er sich verschwörerisch vor. "Und wir sind in streng geheimer Mission unterwegs!"
Die Kinder tuschelten, dann schauten sie den Kundschafter gebannt an, ehe sie ihn mit allerlei Fragen bestürmten. Sanya hörte nur mit einem halben Ohr zu, denn sie war in Gedanken bereits bei der Planung der kommenden Tage. Sie würden Lossarnach noch am selben Abend erreichen und sich dort gründlich umhören, die größeren Ansiedlungen durchkämmen, um...
Sanya schreckte hoch. Etwas hatte sie gegen das Knie gestupst. Sie fand die kleine Fána vor sich stehend vor, die sich aus der Kindergruppe rings um Mithrendan gelöst hatte. Sanya sah, wie das Kind sie prüfend anstarrte.
"Was ist?" wollte sie etwas unwirsch wissen.
"Du bist bei der Armee," sagte Fána und ihre Miene wechselte zu Bewunderung. "Obwohl du ein Mädchen bist."
Sanya wollte sie schon korrigieren, dass sie etwas zu alt sei um noch als Mädchen bezeichnet zu werden, doch dann wurde ihr klar, worauf das Kind hinauswollte. Die allermeisten Soldaten waren Männer - erst seit der Umstrukturierung des Heeres durch die Königin war es Frauen gestattet, in den Rängen aufzusteigen. "Ja... das bin ich," antwortete sie daher, sanfter als zuvor.
"Wenn ich groß bin, möchte ich auch Soldatin werden," sagte Fána. "So wie du. Und für die Königin kämpfen!"
"Für Frieden und Ordnung," fügte Sanya rasch hinzu. "Das ist es, was wir hier tun. Wir hindern böse Menschen daran, den Frieden zu stören."
Fána nickte zufrieden, dann ließ sie Sanyas Knie los und gesellte sich wieder zu den anderen Kindern. Sanya blieb nachdenklich sitzen. Sie wusste nicht recht, was sie denken sollte. Dass ein Kind sie so aus ihren Gedanken hätte reißen können, hatte sie nicht erwartet. In ihrem Inneren hatte es schon lange keinen Platz mehr für Staunen gegeben, da war nur der ständige Druck, sich zu beweisen und ihren Auftrag zu erfüllen. Sie hatte sich dahingeschleppt, innerlich die Zähne zusammengebissen, in der Hoffnung eines Tages so viel erreicht zu haben, dass ihr niemand mehr ihren Rang und Status würde wegnehmen können. Doch dieser kleine Austausch mit Fána hatte die wachsende Wand der Depression durchbrochen, einfach so. Sanya hinterfragte zum ersten Mal, wozu sie sich eigentlich so sehr verkrampfte. Und, ohne dass sie es verhindern konnte, tauchte da auf einmal ein ganz neuer Wunsch tief in ihr auf, den sie in ihrem Leben noch nie verspürt hatte:
Eines Tages... möchte ich ein Kind bekommen.
Sie wurde rot, als ihr die Tragweite dieses Wunsches klar wurde. Zwar war sie keine Jungfrau mehr, aber es gab niemandem, mit dem sie sich die Gründung einer Familie hätte vorstellen können, und Zeit hatte sie dafür schon gar nicht. Sie rieb sich die Schläfen, schlug einmal die Fäuste gegeneinander und stand dann mit einem Ruck auf.
"Wir reiten weiter," beschloss sie und rief ihre Soldaten zu sich.

Als es Nachmittag geworden war, kamen sie an einen der vielen Flussübergänge in Lebennin. Eine steinerne Brücke führte über den kleinen Fluss hinweg, der die Straße kreuzte. Ringsum, zu beiden Flussufern, standen Bäume, denn die Brücke lag inmitten eines Wäldchens. Zu ihrer Überraschung fanden Sanya und Mithrendan die Brücke versperrt vor, denn auf der gegenüberliegenden Seite hatte sich eine große Gruppe Menschen versammelt, Bauern und einfache Leute nach ihrem Aussehen.
"Was hat das zu bedeuten?" verlangte Sanya zu wissen und ritt vor, auf die Brücke hinaus. "Gebt den Weg frei, wir sind im dringenden Auftrag der Königin unterwegs!"
"Im Auftrag der Königin?" wiederholte einer der Bauern und schaute Sanya grimmig an. "Dann wird Ihre Majestät aber enttäuscht sein, wenn sie hört, dass ihre hübsche Botin in eine Falle gelaufen ist!"
Die vermeintlichen Bauern warfen ihre schmutzigen Umhänge zurück und darunter kamen Waffen und einfache Rüstungen zum Vorschein. Sanya riss ihr Schwert aus der Scheide. Offene Rebellion, so nahe an der Hauptstadt? dachte sie sich noch, ehe sich die ersten Angreifer auf sie stürzten. Glücklicherweise gelang es ihr, ihr Pferd unter Kontrolle zu halten und damit etwas Distanz zwischen sich und die heranstürmenden Aufständischen zu bringen und zu ihrer Eskorte aufzuschließen. In diesem Moment ertönte jedoch Gebrüll von hinter ihr, und sie sah, wie aus dem Wald südlich der Brücke noch weitere Angreifer stürmten.
"Eine Falle! Sie müssen gewusst haben, dass wir kommen!" rief Mithrendan, der aus dem Sattel gesprungen war und mit seinem Speer mehrere Aufständige davon abhielt, die Brücke weiter zu überqueren. Auch die übrigen königlichen Soldaten saßen nun rasch ab und formierten sich diszipliniert. Dennoch waren sie zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Sanya riss ihren Schild von der Satteltasche und reihte sich neben ihren Kameraden ein, kurz bevor der Ansturm gegen den hastig errichteten Schildwall begann. Die Feinde besaßen Wut und waren dank ihrer Überzahl motiviert, aber sie besaßen weder die Kampferfahrung der Friedenshüter noch waren ihre Waffen von brauchbarer Qualität. So gelang es den Soldaten, den Schildwall aufrecht zu erhalten, zumindest für einige lange Minuten voller heftiger Kämpfe. Die ersten vermeintlichen Bauern fielen, niedergestreckt von gezielten Angriffen Sanyas und ihrer Verbündeten. Doch dann begannen zu allem Überfluss Pfeile auf die kleine Verteidigungslinie herabzuregnen. Hier und da fanden sie ihr Ziel, und drei Soldaten gingen zu Boden, was große Lücken in den Schildwall riss.
Sanya packte ihr Schwert so fest, dass die Knöchel ihrer Schwerthand weiß hervortraten. Das war's also, dachte sie sich und machte sich auf das Ende gefasst. Sie schwor sich, so viele dieser Mistkerle wie möglich noch mitzunehmen...

Ein mächtiges Brüllen zerriss den Lärm des Kampfes und ließ sie alle für einen kurzen Augenblick erstarren. Dann rauschte ein gewaltiger Schatten hoch über den Baumkronen über sie hinweg, und als Sanya einen Blick nach oben riskierte, sah sie eine schwarze, geflügelte Gestalt, die ein erneutes Brüllen ausstieß und nach Süden hin über den Flussübergang flog. Es war erst das zweite Mal, dass Sanya den Drachen der Königin mit eigenen Augen sah, und dieses Mal war er ihr viel näher gekommen als beim ersten Mal, als sie die Kreatur nur von großer Ferne über Minas Tirith hatte kreisen sehen.
Die Aufständischen brachen in heillose Panik aus, ließen ihre Waffen fallen und flohen in alle Richtungen, jedoch hauptsächlich nach Norden. Keiner von Sanyas Leuten war unverletzt geblieben, sie selbst hatte einen langen Schnitt am Hals erhalten, als die rostige Klinge eines Rebellen sie beinahe enthauptet hatte. So war niemand in der Lage, die Angreifer zu verfolgen, denn die Pferde waren im Chaos der Schlacht vor Angst durchgegangen oder von den Fliehenden gestohlen worden. Sanya ließ die Verwundeten notdürftig verbinden und ordnete eine zweistündige Rast an, danach plante sie, sich mit den Überlebenden ins nächste Dorf zu schleppen und dort Meldung zu machen.

Zu ihrem Glück traf ungefähr eine Stunde später eine Kompanie berittener Kundschafter ein, die von Minas Tirith ausgesandt worden waren, um dem Flug des Drachen so gut es ging zu folgen, allerdings war dieser so schnell geflogen dass sie ihn schon frühzeitig aus den Augen verloren hatten. Sanya ließ für Mithrendan und sich jeweils ein Pferd bereitstellen und befahl den Kundschaftern, die Suche nach dem Drachen vorerst abzubrechen und stattdessen die verwundeten Friedenshüter in Sicherheit zu eskortieren. Sie selbst biss trotz ihrer Verletzung die Zähne zusammen und ritt so rasch sie konnte nach Norden. Sie musste Lossarnach noch an diesem Tag erreichen, da war sie sich sicher, selbst wenn sie nun nur noch Mithrendan - der nahezu unverletzt geblieben war - an ihrer Seite hatte. Sie hatte die Befürchtung, dass der Angriff auf offener Straße nur der Anfang gewesen war, und sie war sich sicher, dass der geheimnisvolle Silberne Schwan dahinter steckte. Von Lossarnach war es nur noch ein Katzensprung bis nach Minas Tirith, und dort angekommen würde Sanya Verstärkung anfordern - genügend Soldaten, um ganz Gondor auf den Kopf zu stellen. Sie schwor sich, dass sie den Silbernen Schwan finden und den Aufstand aufhalten würde, koste es was es wolle, doch dafür brauchte sie mehr Männer - Männer, die sie in der Hauptstadt finden würde.

Sanya und Mithrendan weiter nach Norden entlang der Straße nach Minas Tirith

Darkayah

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #11 am: 5. Feb 2021, 10:36 »
Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)

Octavia im Palast der Weißen Festung…


Während sie in den großen Thronsaal gebracht wurde und auf den Thron mit langsamen Schritten zu ging, fühlte sie nur eine unfassbare Leere. Dann wurde ihr bewusst, dass sie endlich dort stand, wo sie lange hin wollte. Sie stand vor der Königin, die sie ermorden wollte. Sie war wirklich äußerst hübsch und ihre Violetten Augen fixierten die Siegerin des Turniers neugierig. Es musste sich nur die richtige Gelegenheit ergeben um sie zu töten und all der Schrecken war vorbei. Zum Glück bemerkte keiner, dass sie sich die Spitze einer abgebrochenen Lanze aus der Arena in ihren Stiefel geschoben hatte.
"Ihr befindet euch in Anwesenheit von Kiana Vaneryen, erste ihres Namens, Hohe Königin von Mittelerde, Beschützerin des Reiches, und Befreierin der Menschheit...", sagte Loki, der sich auch im Saal befand, trocken.
Noch immer verspürte sie die Erschöpfung und die Schmerzen des Kampfes. Ihre Bemalung im Gesicht war verwischt und noch kaum erkennbar.
"Ihr habt tapfer gekämpft…", erhob die Königin ihre Stimme, "...Und da Ihr eine Frau seid, macht es mich umso glücklicher!".
Octavia schwieg zunächst. Was sollte sie auch dazu sagen. Gut fühlte sie sich nicht dadurch, dass die Königin angeblich stolz auf sie war.
"Ich könnte mehr schlagkräftige Frauen gebrauchen… Bis jetzt habe ich nur eine Kommandantin, die für Frieden und Ruhe hier in Gondor sorgt!", fuhr Kiana nachdenklich fort. "Ich persönlich spreche das allgemeine Ostron, Ihr aber, scheint einen Dialekt zu sprechen… Wo habt Ihr ihn erlernt?".
Die junge Rebellin hatte kein interesse daran, mit der Frau zu sprechen ,die sie über alles auf der Welt verabscheute. Aber sie musste warten. Sie konnte ja nicht vor allen Wachen und vor allem vor Loki an ihren Hals springen und sie töten.
"Ein Mann den ich über alles liebte brachte es mir bei..", erwiderte sie mit kratziger Stimme.
"Den Ihr über alles liebtet?", bohrte die Königin nach und betonte die das letzte Wort. "Männer können grausam sein, wenn es um die Liebe geht… Ich verstehe das!".
Octavia atmete tief ein. "Er wurde ermordet…".
"Das tut mir leid…", entgegnete Kiana nur. "Wollt ihr deshalb Gerechtigkeit? Gerechtigkeit für den Tod eures Liebhabers?".
Die Rebellin sah zu Loki. Als ihre Blicke sich kurz kreuzten, senkte Loki wieder seinen Kopf zum Boden. Dann schaute sie zu Kiana. "Verzeiht mir… Eure Hoheit…", presste sie quälend hervor, "...Vielleicht versteht Ihr, dass ich nicht… Vor gewissen Personen darüber sprechen möchte!". Es fiel ihr nicht leicht, die höfliche Sprechform beizubehalten.
Sie hoffte, dass Kiana Vaneryen die Ausrede schluckte und sich darauf einließ. Sie nickte daraufhin Loki zu, der noch zum Sprechen ansetzte, dann aber stoppte. Dann befahl sie auf Ostron ihren Wachen den Saal zu verlassen, was diese auch sofort taten. Die Türen fielen in das schwere Schloss und das war das Zeichen, dass sie sich nun nur noch zu zweit im Saal befanden.

"Hat ein Mann aus meiner Armee etwas damit zu tun?", fragte Kiana direkt mit einem Unterton, als würde sie auf etwas anspielen wollen.
Octavia kam den Stufen, die sich unterhalb des Thrones befanden, näher und leckte sich über die trockenen Lippen. "Ich will gerechtigkeit für all die Menschen, die während der Eroberung von Minas-Tirith ermordet worden sind, Gerechtigkeit für alle, die unter Eurer Herrschaft leiden müssen… Ich will Freiheit!".
Die Rebellin konnte das unerwartete Schlucken der Königin fast schon hören. Wahrscheinlich rechnete sie nicht mit dieser Antwort.
"Das ist auch was ich will…", erwiderte sie vorsichtig und leicht zittriger Stimme.
"Warum entsendest… du] … dann noch immer Soldaten in den Norden und sitzt auf dem Thron?", fauchte Octavia und vergaß dabei jegliche Höflichkeitsformen.
"Die Rebellen töten die Soldaten… Das sind alles Männer die selbst Familien haben… Männer die das Reich und auch Euch beschützen!", redete sich die Königin heraus.
"Ich bin auch eine der Rebellen!", sagte Octavia, "Und deine Soldaten beschützen keinen von uns… Eher im Gegenteil!".
"Es muss einen Grund haben warum Ihr als Rebellin hier seid. Sonst wärt Ihr niemals von so weit hergekommen, außer um absurde Forderungen zu stellen…", dabei wirkte die Königin äußerst überzeugt. "Ich nehme an, Ihr seid hier um das Knie vor der rechtmäßigen Königin zu beugen?".
Sie muss ja sehr von sich überzeugt sein, dachte Octavia, als sie die Worte hörte. Sie machte der Königin schwere Vorwürfe und Kiana hatte nichts besseres zu tun als zu glauben, sie würde sich trotzdem Kiana unterwerfen.
"Nein...", hauchte Octavia kopfschüttelnd. "Das macht keinen Sinn…".
"Ihr seid noch jung, Ihr versteht noch nicht viel von den Dingen in der Welt… Im Krieg müssen Menschen sterben und die in Minas-Tirith wählten ihr Schicksal selbst! Sie haben freiwillig einen Tyrannen gedient!", entgegnete Kiana und spielte das Geschehene damit herab. Die junge Rebellin sah all die Bilder wieder vor sich. Die brennenden Straßen und schreienden Menschen, die durch die Stadt um ihr Leben rannten. "Ihr seid eine gute Kämpferin und deshalb frage ich Euch noch einmal: Beugt das Knie vor mir und schließt Euch der wahren Königin an. Jeder Rebell, der seinen Fehler eingesteht, garantiere ich eine Begnadigung. Lehnt ab und… Stirbt!".
Octavia dachte sie hört nicht richtig, weshalb sie den kurzen Lacher nicht unterdrücken konnte. War die Königin wirklich so überheblich und sich keiner Schuld bewusst? Sie konnte kaum glauben, dass jemand eine solche verzerrte Wahrnehmung haben konnte.Und diese Frau regierte das ganze Reich!
"Mit jemanden der Eure Fähigkeiten besitzt können wir für Frieden im ganzen Reich sorgen! Zusammen können wir dieses Reich von denen Befreien, die es zerstören wollen!", sagte die Königin weiter.
"Wir waren vorher hier, vor dir... Schon bevor du Königin wurdest..", entgegnete Octavia ruhig, dennoch entschlossen. "Es gibt keine andere Wahl für uns!".
"Aber das ändert doch nichts daran, dass ich die rechtmäßige Königin bin und dass ich diese Welt zu einem besseren Ort mache! Ihr Armes Ding seht das nur noch nicht!", sagte Kiana Vaneryen mit einem mütterlichen Unterton. Dabei stand sie von ihrem Thron auf und stieg die Stufen hinunter zu Octavia.
"Du hast all diese Menschen in Minas-Tirith sterben lassen, riskierst es, dass weitere sterben!", schimpfte Octavia.
"Es war notwendig… Anders hätten sie es nicht bemerkt, von Tyrannen kontrolliert zu werden!", erklärte und verteidigte Kiana weiter ihre Taten.
"Da liegst du falsch!", sagte sie, "Thirak hatte recht... Du bist verrückt!".
Octavia bemerkte, dass diese Worte Kiana gekränkt haben mussten. Sie zog ihr Gesicht zusammen, als würde sie einen Schmerz verspüren. Ihre sonst so kühlen Violetten Augen wirkten auf einmal glasig und verletzbar.
"Ach, er lebt noch? Ich dachte er sei inzwischen tot?", entgegnete die Königin herablassend. "Was auch immer er gesagt haben mag… Es ist unbedeutend… Er ist nur ein Schwindler und ein Verräter…".
"Für mich bist du die größte Schwindlerin und Verräterin des Reiches!", fauchte Octavia, "Du heuchelst allen eine bessere Welt vor… Eine Welt die du bestimmst und niemand anders! Alle anderen sind zum Tode verurteilt!".
"Weil ich weiß was richtig für alle ist… Oh, mein armes verwirrtes Mädchen…Was haben die Wilden im Norden nur mit dir gemacht...", sagte die Königin fast schon besorgt. Sie stand direkt vor Octavia, und nahm plötzlich das Gesicht der Rebellin in ihre Hände. "Ich bin die rechtmäßige und einzige Königin von Mittelerde, ich muss wissen, was gut für mein Volk ist. Dafür wurde ich geboren!".
"Es muss einfach unmöglich sein, das Gleiche Blut mit dir zu teilen…", rutschte es Octavia plötzlich abwertend heraus. Sie wollte nicht mit jemandem Verrücktes Verwandt sein. Kiana ließ daraufhin ihre Gesicht los und sah sie erschrocken an."Was meint Ihr damit?".
Erst seufzte sie im Ärger über sich selbst. Ansprechen wollte sie das nicht, mit Kiana verwandt zu sein. Egal...Ich töte sie ja sowieso…, dachte sie sich.
"Wir beide teilen das selbe Blut… Wir haben den gleichen Vater! Und legitimiert das mich jetzt für alle Menschen zu bestimmen? Was richtig und falsch ist?", wollte Octavia wissen, hoffte dass sie lieber auf ihre Frage einging, obwohl sie keine vernünftige erwartete.
Kiana ging zwei Schritte rückwärts und sah sie misstrauisch an. "Das kann nicht sein…", flüsterte sie und musterte Octavia vom Kopf bis zu den Füßen.
"Ich hoffte auch ,dass das nicht wahr ist… Mit der Frau das gleiche Blut zu teilen, die ich mir jeden Tag tot wünsche, war nicht mein größter Traum!", scherzte die junge Rebellin sarkastisch. "Als Thurion...Dein Vater… Unser Vater… Von meiner Geburt erfuhr, wollte er den Krieg beenden…".
"Das kann nicht sein!", wiederholte Kiana sofort und sicher, "Er tat es weil er von mir erfuhr und liebte nie wieder eine Frau nach meiner Mutter Anarya!".
"Es war ein irrtum… Von dir wusste er noch nicht einmal… Er und meine Mutter liebten sich…", erzählte Octavia weiter. Kiana sah sie nur ungläubig an und schüttelte den Kopf. "Das kann nicht sein…", entgegnete sie zum dritten mal, diesmal langsam.
"Eldarion erzählte es mir und meine Mutter starb für dieses Geheimnis in den Flammen deines Ungeheuers… Und wenn du ehrlich bist spürst du es doch selbst dass es stimmt… Ich tue es auch. Leider...", entgegnete Octavia niedergeschlagen. Als sie die Königin beobachtete, schien sie genauso zu fühlen. Zumindest wirkte es so. Plötzlich hatte sie ein sanftes und breites Lächeln auf den Lippen. "Wenn das so ist, haben wir doch keinen Grund uns zu hassen! Dann sollten wir zusammen bleiben, gemeinsam die Welt zu einem besseren Ort machen, mit mir als Königin und du als meine Nachfolgerin, falls mir etwas zustoßen sollte!".
Octavia schüttelte den Kopf. war Kiana Vaneryen wirklich so naiv? Langsam empfand sie das nur noch als lächerlich.
"Ich kann verstehen, dass du verwirrt bist, mein armes kleines Mädchen… Meine Schwester! Auch ich fühlte mich einsam und irrte alleine durch die Welt! Das mächtige Blut, welches wir in unseren Adern tragen, ist eine schwere Bürde!", versuchte Kiana sie weiter zu überzeugen. "Alleine wird es in dir nur die Gier nach Blut antreiben und deine Seele Stück für Stück zerstören!".
Die junge Rebellin verstand nicht worauf sie hinaus wollte. Die einzige, die eine zerstörte Seele besaß und sich von der Gier zerfressen lassen hatte war Kiana selbst! Sie war diejenige, die besessen von ihrem Anspruch und ihrer Macht war.
"Wir sollten als Familie zusammenhalten und nur du kannst die fehlgeleiteten Seelen im Norden zu ihrer Erleuchtung führen, indem sie sich unserem Blut unterwerfen! Das Blut ihres Schicksals liegt in deinen Händen!", redete Kiana weiter auf sie ein. "Reich mir deine Hand, gemeinsam wird diese Welt in Flammen aufgehen und alle Zweifel, jede Angst wird in den Flammen untergehen!". Dabei hielt sie Octavia an den Armen fest und schüttelte sie, als wollte sie, dass die Rebellin endlich aus ihrem Schlaf erwachte.
Hat sie nun vollständig den Verstand verloren? Was um alles in der Welt redet sie da?, fragte sie sich entsetzt. Octavia zog nur ihre augenbrauen absprechend hoch. Niemals wollte sie mit der Königin gemeinsame Sache machen. Auch nicht, wenn sie ihre Halbschwester war. In gewisser Weise machte ihr die plötzliche manische Art der Königin Angst.
Inzwischen streichelte Kiana Octavias Wange liebevoll entlang und sah sie fürsorglich an an. Für einen kurzen Moment glaubte sie, in den Violetten Augen der Königin ein Fünkchen Liebe zu finden.
Allerdings ließ sie sich weder von den Versuchen der jungen Königin sie zu überzeugen, noch von der Tatsache, dass sie Halbschwestern waren, davon abhalten ihren eigentlichen Plan umzusetzen: Kiana Vaneryen musste sterben!
Tief aus dem Bauch heraus seufzend nahm sie die Hände Kianas in ihre und nickte ihr mit einem schiefen Mund zu. Die Miene der Königin blieb sanft und sie schien schon siegessicher zu sein.
"Du hast mich gefragt, warum ich den weiten Weg hierher gemacht habe…", fing Octavia an, "Meine wahre Familie ist im Norden… Mein Bruder Kael, Phelan, Indro und sogar Thirak… Ich will sie beschützen und du bist die größte Bedrohung für sie alle!".
Mit den Worten wurde ihr Griff um die Handfesseln Kianas fester. "Du musst sterben, damit die Tyrannei aufhört!".
Sie drückte die etwas kleinere Frau hinunter auf die Stufen und versuchte mit der anderen Hand das Stück der Lanze aus ihrem Stiefel zu bekommen. Dies erwies sich als schwieriger als gedacht, da die junge Königin sich vehement gegen den Angriff wehrte. Kiana Vaneryen rief nach ihren Wachen und die Rebellin wurde hastig und versuchte den Mund ihrer Halbschwester zu zu halten. Sie konnte ihre improvisierte Waffe einfach nicht erreichen.
Verdammt!, ärgerte sie sich. Plötzlich spürte sie nur eine Druckwelle, die sie ein Stück nach hinten, weg von der Königin, schob. Sie konnte sich nicht erklären, was das war. Die silberhaarige Frau hielt ihre Hände in Octavias richtung, was sie vermuten ließ, dass sie etwas damit zu tun hatte. Schnell nahm sie die Spitze  der Lanze aus ihrem Stiefel. Noch einmal setzte sie zum Angriff an und sprang auf Kiana zu, die rückwärts zu Boden über die Stufen stürzte. Dabei fiel die schwarze Krone der Königin herunter und setzte auf jede Stufe lautstark auf.
Octavias Herz schlug schnell. Sie wusste, dass sie die Kiana nicht mehr töten konnte. Allmählich breitete sich doch die Angst in ihr aus, ihr Leben zu verlieren und die anderen nie wieder zu sehen.
"Das nächste mal wenn ich dich sehe, töte ich dich!", beschwor Octavia mit Tränen in den Augen, bevor sie flüchtete. Im gleichen Moment öffneten sich die Türen zum Saal und etliche Wachen stürmten den großen Raum.

Octavia rannte so schnell sie konnte durch den Palast und hoffte auf keine Wachen zu treffen. Eine Zeitlang hatte sie das Gefühl im Kreis zu laufen, bis sie aber ein Fenster erblickte. Als sie hindurch sah, bemerkte sie, dass der Boden nicht weit weg war. Rasch sprang sie herunter und befand sich auf der obersten Ebene der weißen Festung.
"Komm schnell, hier entlang!", hörte sie eine männliche Stimme hinter sich. Es war Loki, der sie zu sich winkte. Eigentlich wollte sie ihm nicht vertrauen, doch was blieb ihr anderes übrig. Sie folgte ihm zu einer Seitentreppe, die von der obersten Ebene hinunter führte. Er zog ihr seinen Mantel über und hielt die Kapuze über ihren Kopf. Sie merkte nur, dass er sie fest an sich drückte und mit schnellen Schritten lief. Wenn es ihr möglich war einen Blick zu erhaschen, sah sie, dass er sie weit am Rand der Festung führte. Viele Glocken schlugen alarm und sie hörte viele Schritte und viel geklimper der Rüstungen der Soldaten, an denen sie vorbeikamen.

Endlich unten angekommen, huschten sie durch das Tor der Weißen Festung bis zu der äußerste östlichen Mauer der Stadt. Dort warf er ein Seil über die Mauer. "Los, schnell klettere hinunter! Unten wartet ein Pferd auf dich, rasch!".
Obwohl sie ihn noch verabschieden wollte, kletterte sie ohne Worte das Seil hinunter. Das erste mal seit langem hatte sie wieder Angst um ihr eigenes Leben und hoffte nur zu entkommen...


Octavia flieht aus Minas-Tirith in unbekannte Richtung...
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Darkayah

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #12 am: 6. Feb 2021, 10:40 »
Minas-Tirith, weiße Festung (Gondor)

Kiana Vaneryen im Thronsaal von Minas-Tirith…


Die junge Königin ließ ihre schwarzen Ostlinge und deren Anführer Grauer Staub die ganze Festung und die gesamte Stadt durchsuchen, um die Flüchtige noch zu schnappen und gefangen zu nehmen. Jede Ecke und jeder Winkel wurden auf den Kopf gestellt um sie zu finden. Doch erfolglos.

Mittlerweile kehrte wieder Ruhe in Minas-Tirith ein. Die Alarm schlagenden Glocken waren verstummt und nur noch einzelne Soldatengrüppchen suchten nach Verdächtigen Personen, oder befragten mögliche Zeugen der Flucht. Kiana war noch immer über den Vorfall schockiert. Nicht nur, dass jemand sie ermorden wollte, nein… Es war ihre eigene Halbschwester… Ihr eigenes Fleisch und Blut!
"Soll ich ausreiten und mich auf dem Weg nach Arnor machen? Vielleicht finde ich auf sie dem Weg, weil sie dorthin flieht?", fragte Loki ganz ruhig. "Sie kann noch nicht weit sein!".
Kiana verschloss entnervt ihre Augen. "Damit du wieder über sie herfällst, wie du das in Arnor gemacht hast?", fauchte Kiana ihn erbost an. "Du kanntest sie… Ich habe eure Blicke gesehen! Du hättest sie erkennen müssen! Du hättest deine Königin beschützen müssen! Du bist der Reichsmarschall!".
Ihre Stimme hallte durch den ganze Thronsaal. Innerlich kochte sie vor Wut. Sie hatte das Gefühl zu platzen.
"Dann lass es mich wieder gut machen!", sagte er noch immer ruhig, "Ich bringe sie zu dir…".
"Du wirst gar nichts machen...", zischte sie. "...Du bist unfähig... Seitdem du aus Umbar weg bist, bist du nutzlos! Ich werde Grauer Staub mit der Suche beauftragen…".
Dabei sah sie ihn abwertend von der Seite an. In gewisser Weise war sie von ihm angeekelt. Durch ihm gelang es fast einer Aufständigen die wahre Königin töten. Auch vertraute sie ihm nicht mehr wirklich. Sie wusste ja nicht, ob er der Verräterin zur Flucht verhalf, wenn er schon eine Liebelei mit ihr in Arnor anfing, obwohl beide Feinde waren. Wer weiß, vielleicht brachte er sie erst nach Minas-Tirith und sogar auf die Idee.
Sie goss sich etwas Wein in einen Kelch ein und nahm einige große Schlücke. Dann atmete sie tief durch, um sich zu beruhigen und  sah zu Loki, der sie schon besorgt anstarrte.
"Grauer Staub wird hier benötigt… Wenn du der Meinung bist, dass ich dich nicht beschützen kann, soll er es tun! Ich will nicht dass dir etwas zustößt, Kiana!", versuchte er ihr klarzumachen. "Für mich war es heute auch mehr als beängstigend!".
"Pf...", machte Kiana nur. Sie war sich sicher, dass er flunkerte.
Er ging auf sie zu und wollte sie in die Arme nehmen, doch Kiana wollte nicht angefasst werden. Besonders nicht von ihm. Sie zog ihre Arme weg und entfernte sich von dem Mann. Sie seufzte und erwiderte: "Gut... Lass nach der Kommandantin der Friedenshüter schicken… Sie soll nach der Verräterin suchen! Sie soll vom Legaten aus Dol-Amroth nach Lossarnach entsandt worden sein…".
Sie goss sich erneut einen Schluck in ihren Becher, den die junge Maia auch sofort austrank.
"Und du… Du wirst die Stadt die nächsten Tage nicht mehr verlassen und an meiner Seite bleiben!".
Loki verbeugte sich -wenn auch leicht erzwungen- vor ihr und wollte sich auf dem Weg machen, um den Auftrag auszuführen. Kiana brachte ihn zum stoppen: "Sie erinnert mich an mich, als ich in ihrem Alter war… Noch so naiv und Willensstark!".
"Du bist auch stark, Kiana, sonst könntest du wohl kaum als gute Königin über das Reich herrschen!", erwiderte er schmeichelnd, aber mit einen bedrückten Unterton in seiner Stimme.
"Ich kann verstehen, dass du dich auf sie eingelassen hast…", sagte Kiana selbstsicher und ließ sich ihre Eifersucht nicht anmerken, "...Sie ist sehr hübsch, teilt das gleiche Blut wie ich… Sie wirkt ungezähmt….".
Loki wollte gerade etwas sagen und sich verteidigen, doch Kiana winkte ab und befahl weiter in einer arroganten Tonlage: "Nein, nein, nein... Sag nichts… Führe einfach den Auftrag aus!".
Kiana setzte sich erschöpft auf ihren Thron und lehnte sich zurück, während sie Loki mit ihren Violetten Augen verfolgte, der den Saal verließ. Der letzte Mordversuch war schon Jahre her und wurde von Imrahil in Auftrag gegeben.
Sie dachte wieder an die Grünen Augen Octavias, die sie voller leere und hass anblickten. Fast gelang es der Verräterin die einzig wahre und rechtmäßige Königin zu ermorden. Kiana fragte sich, was sie damit bezwecken wollte. Sie selbst war die Heilsbringerin dieser Welt. Wenn Kiana starb, verfiel das Reich wieder in Chaos und die Tyrannei der alten Ordnung würde wieder in das Land ziehen. Und dazu war sie ihre Halbschwester… Daran musste es liegen. Sie wollte bestimmt die Krone für sich. Genau wie der Verräter Thirak! Das muss der Grund dafür sein!, redete sie sich immer wieder ein.
Nicht nur, dass die junge Frau Kianas Liebhaber stahl, sie versuchte ihr scheinbar auch noch die Krone streitig zu machen. Ihr Kopf brummte, weshalb sie sich die Stirn rieb. Sie sah ihre Halbschwester noch immer vor sich stehen. So hübsch wie sie war. Es war eher ein Alptraum zu wissen, dass nun noch jemand mit ihrem Blut im Land war. Noch eine mit dem Blut eines Maiar. Zuerst war es Thirak. Nun Octavia. Und beide sind Verräter. Sie musste gefunden werden…
Kiana kamen die Worte des von Ancalagon verbrannten Istari Saruman in dem Sinn, der sie auch nur verraten wollte, nachdem Galador, ihr ehemaliger Berater, ihm von Thiraks wahrer Geschichte erzählte. Saruman erklärte ihr, dass sie wahrscheinlich niemals Kinder bekommen konnte, weil sie eine Maia war. Anfangs kränkte sie der Gedanke. Nun dachte sie anders.
Ist besser so, ich kann nicht mehr von meinem Blut gebrauchen die kurz oder lang meine Krone begehren!, spann sie herum.

Am Abend trat Grauer Staub in den Thronsaal. Er wirkte wütend und bedrückt.
"Meine Königin, wir haben jeden Winkel der Stadt durchsucht, sind in jedes Haus gegangen… Ich habe versagt..", sagte er bestürzt.
Kiana seufzte tief und lächelte ihn sanft an. "Es ist nicht deine Schuld... Keiner konnte Ahnen, dass sich eine Mörderin im Turnier untermischt… Sie nutzte die Freuden des Volkes aus, um die Königin zu töten…", sprach sie auf Ostron. Zu Loki, der inzwischen wieder an ihrer Seite war und auf die Befehle seiner Königin hörte, warf sie einen vorwurfsvollen Blick.
"Ich werde dafür sorgen, dass jeden Tag und jede Nacht Wachen bei euch sind und euch niemals verlassen!", schwor Grauer Staub.
Dankend nickte sie ihm zu. Er war der einzige, auf den sie sich immer verlassen konnte. Er und die schwarzen Ostlinge waren die einzigen, die dankbar für die Freiheit, die die Königin ihnen gab, waren. Sonst konnte sie auf niemanden zählen. Ihre scheinbare Familie nicht. Auf die Menschen aus Mittelerde nicht und am wenigsten auf Loki.
Immer und immer wieder sah sie die Ereignisse vor sich und hörte die Worte Octavias, die sie als Mörderin betitelte.
Wie kann sie es wagen…
Dabei war Kiana es, die für Frieden und das Wohlergehen der Bevölkerung sorgte. Ohne sie als Königin, würden noch immer Fürsten die Armen ausbeuten und dadurch noch Reicher werden und die Armen verhungern. Sie war es, die Stabilität und Ordnung in das Land brachte. Nach all den Jahren der Tyrannei. Sie hatte das Gefühl, jemand schnürte ihr die Kehle ab. Seit dem Vorfall hatte sie das Gefühl keine Luft zu bekommen.
Das einzige was ihr übrig blieb war, darauf zu hoffen, dass die Nachricht schnell an die Friedenshüter überreicht wurde und diese bald eintrafen. Die Kommandantin war eine Frau und würde sich wohl kaum auf die Flüchtige einlassen. Zumindest war dies ein Vorteil Frauen in der Armee zu haben.
Sie nahm die Krone von ihrem Kopf und musterte das Stück Metall. Obwohl die Krone die Stufen des Thrones hinunter fiel, hatte sie keinen Kratzer, keinen Makel. Kiana legte die Krone auf ihren Schoß um ihren Kopf etwas zu entlasten. Er dröhnte nur vor Schmerz und ließ sie erschöpft stöhnen.
Ich sollte mich ausruhen, sagte sie sich selbst. Ich muss ausgeruht sein, wenn ich das Land beschützen will!. Die junge Maia erhob sich und stieg die Stufen, die vom Thron aus herab führten, hinunter. Langsam machte sie sich auf den Weg in ihre Gemächer, ohne sich auch  nur an ihren Reichsmarschall zu wenden, der sonst die Nacht bei ihr verbrachte. Diesmal konnte sie darauf getrost verzichten.
Sofort standen ihr schwarze Ostlinge an der Seite, zehn Mann an der Zahl, die sie begleiteten.
Während sie zu den Gemächern eskortiert wurde, dachte sie über ihre Kräfte nach. Denn sie konnte sie inzwischen einigermaßen beherrschen, doch als sie Octavia von sich stoßen wollte, versagte die Kraft in ihr. Erklären konnte sie es sich nicht. Sie beäugte argwöhnisch ihre Handflächen.
Wahrscheinlich war ich einfach überrumpelt….

An ihrem Gemach angekommen, betraten die Wachen zuerst den Raum und durchsuchten ihn. Danach traten sie an die Seite, damit die Königin eintreten konnte. Schnell verschloss sie auch die Tür hinter sich, warf ihre krone auf das Bett und ließ sich ebenfalls auf dieses fallen.
Sie wollte den Tag nur noch vergessen. Aber das war unmöglich. Der Schlaf würde wenigstens helfen, alles zu erleichtern. Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis die junge Königin schließlich einschlief...


Kiana im Palast der weißen Festung…

« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:29 von >Darkness< »
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Saizo

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Minas Tirith
« Antwort #13 am: 6. Feb 2021, 10:53 »
Minas Tirith, Weiße Festung

Sanya und Mithrendan von Süden aus Lebennin ans Tor von Minas Tirith



Die Mauern der königlichen Hauptstadt erhoben sich vor ihnen und Sanya und Mithrendan zügelten ihre Pferde. Sie waren ohne Rast geritten, seitdem der Bote der Königin sie erreicht und ihnen den Befehl des königlichen Reichmarschalls überbracht hatte, so schnell wie möglich in der Weißen Festung zu erscheinen. Es war nur eine Nacht seit dem Hinterhalt an der Brücke vergangen. Eine Königin ließ man nicht warten, und eine so mächtige wie diese schon gar nicht.
Die Stadt war nach dem versuchten Anschlag auf die Königin abgeriegelt worden. Überall waren schwer gerüstete Soldaten unterwegs und hatten Straßensperren errichtet. Alle Tore wurden besonders scharf bewacht, und hätte Sanya nicht ihre Insignien bei sich gehabt, hätte man sie wahrscheinlich gar nicht erst nach Minas Tirith hineingelassen. Dass ein Attentäter seinen Weg bis in den Thronsaal gefunden hatte, kam Sanya ungeheuerlich vor. Es stimmte zwar, dass es viele Menschen gab, die mit der Herrschaft Kianas unzufrieden waren, und die Rebellen in Arnor sowie der Aufstand des Silbernen Schwans bewiesen, dass einige sogar zu den Waffen greifen würden, aber dass es jemand geschafft hatte, die Königin beinahe zu ermorden verlieh der Krise eine ganz neue Dimension, wie Sanya fand.

Unterwegs zum königlichen Palast ließen Sanya und Mithrendan sich über die Details der Geschehnisse während des Turniers von einigen Soldaten, die sie nach oben eskortieren in Kenntnis setzen.
"Eine Frau hat das Kampfturnier gewonnen?" sagte Mithrendan und staunte nicht schlecht. "Das hätte ich zu gerne gesehen. Muss einigen Leuten ziemlich ihre Wetten versaut haben."
Sanya verdrehte die Augen. Wie konnte er in einer solchen Situation noch Witze darüber machen? "Ist das etwa Bewunderung die ich da für die Frau höre, die beinahe unsere Königin getötet hätte?"
Mithrendan hob abwehrend die Hände* "Aber, aber! Du verletzt mich, Sanya. Ich würde niemals..."
"Kommandantin," erinnerte sie ihn. "Wir sind hier nicht unter uns..."
Ihr bester Freund schüttelte amüsiert den Kopf. "Du bist immer so strikt."
"Das muss ich sein, weil du viel zu unbekümmert bist! Du weißt genau, wie wichtig dieses Amt für mich ist, und-"
Jemand räusperte sich und die beiden fuhren herum. Es war der Anführer ihrer Eskorte. "Wir sind da," sagte er und deutete auf das große Tor, vor dem sie stehen geblieben waren.
Vor lauter Gezanke hatten Sanya und Mithrendan gar nicht gemerkt, dass sie den Vorhof des Königsssaals bereits erreicht hatte. Sanya blickte etwas betreten drein, während Mithrendan leise lachte. Eines Tages wird er Vernunft annehmen, dachte sie sich kopfschüttelnd, dann stieß Sanya die schweren Torflügel auf und betrat den Thronsaal.

Drinnen war es dunkler als Sanya erwartet hatte. Als sie zuletzt hier gewesen war, war sie noch ein Mädchen von zehn Jahren gewesen, und der Thron hatte einem anderen Herrscher gehört. Von der Decke hingen große Kronleuchter herab, die ein Licht von trübem, orangenen Feuer spendeten. Der Thron selbst war in helleres, gelberes Licht getaucht. Schwarzrote Banner hingen von der Rückseite des Saals beinahe bis zum Boden herab. Zu beiden Seiten des zentralen Ganges, zwischen den Säulen, reiten sich die verschiedensten Würdenträger auf, spaliert von einer schwer gerüsteten Reihe von Ostlingssoldaten, die selbst hier im innersten Zentrum der Macht mit Speer und Schild bewaffnet waren.
Sanya war etwas unwohl zumute, doch sie wusste, dass sie jetzt nicht die geringste Schwäche zeigen durfte. Sie war die Kommandantin der Friedenshüter und man durfte ihre Unsicherheit auf keinen Fall anmerken. Sie verbannte jegliche Zweifel an den dunkelsten Winkel ihres Herzens und marschierte mit festen Schritten los, bis sie nur noch zehn Meter von der untersten der Stufen entfernt war, die zum königlichen Thron hinauf führten. Auf dem Weg dorthin hatte sie einen Blick auf ihre Herrscherin werfen können, die von ihren engsten Berater flankiert wurde: Dem Reichsmarschall und dem Lordkommandanten der Ostlingkrieger. Das silbrig schimmernde Haar stand im Kontrast zu dem schwarzen Kleid, das Königin Kiana trug, und Sanya war zum wiederholten Mal erstaunt, wie jung ihre Herrin war. Kein Zeichen des Alters war auf ihrem makellosen Gesicht zu sehen und die violetten Augen schimmerten geheimnisvoll. Doch die Miene bestand aus einer nur gerade so verhüllten Maske der Wut.
Sanya blieb stehen und ließ sich auf ihr linkes Knie nieder, das Haupt gebeugt. Sie trug ihre Paraderüstung; eine Spezialanfertigung für ihren schlanken Körperbau. Umhang und Wappenrock waren weiß, im Gegensatz zu dem üblichen Schwarz der Drachenkönigin, doch der rote Drache auf ihrer Brust ließ keinen Zweifel daran, wem Sanya diente. Neben ihr tat es Mithrendan ihr gleich, auch er zeigte der Königin den Respekt, den sie verdiente.
Der Reichsmarschall, ein windig aussehender Kerl mit langem schwarzen Haar verkündete die Titel seiner Königin, so wie es Sitte war. Dann nahm die Herrscherin selbst das Wort.
"Erhebt Euch, Lady Terelos." Ihre Stimme war ruhig, gar freundlich. Sie passte überhaupt nicht zu der nur schwer beherrschten Miene, die Sanya zuvor bei ihr gesehen hatte. Als sie aufstand, sah sie, dass Königin Kiana nun gelassener drein blickte. Ob das etwas mit mir zu tun hat? fragte sie sich.
"Wie ich höre seid Ihr im Westen einer wichtigen Spur auf den Fersen," begann die Königin. "Und ich danke Euch für Eure treuen Dienste. Aber ich habe Euch rufen lassen, weil ich jemanden brauche, auf den ich mich absolut verlassen kann. Sicherlich wisst Ihr, was hier geschehen ist?"
"Ja, Euer Gnaden," sagte Sanya und begegnete dem Blick der Königin. "Eure Feinde haben versucht, Euch zu ermorden und sind gescheitert."
"Es war eine dreiste Verräterin," korrigierte Kiana sie. "Ein Mädchen namens Octavia. Die Siegerin meines Turniers war es, die die Audienz mit mir nutzte, um einen hinterlistigen Anschlag auszuführen. Ich will, dass Ihr sie findet und zu mir bringt - am besten unversehrt."
"Natürlich, Euer Gnaden," antwortete Sanya; etwas anderes blieb ihr kaum übrig. Einen direkten Befehl ihrer Herrin infrage zu stellen war ein Fehler, den sie nicht begehen würde. "Wie sieht das Mädchen denn aus?"
"Etwas mager, aber kräftig genug um ein Schwert zu schwingen," beschrieb Kiana die Gesuchte. "Ein hübsches Gesicht mit grünen Augen und dunklem Haar. Aber wenn Ihr eine genauere Beschreibung wünscht, solltet Ihr vielleicht den Reichsmarschall fragen... er hat diese Verräterin eine ganze Weile aus nächster Nähe erlebt."
"Wie darf ich das verstehen, Euer Gnaden?" fragte Sanya verwundert. Deutete Kiana damit etwa an, dass der Reichsmarschall - Loki war sein Name, soweit Sanya wusste - ebenfalls ein Verräter war? Aber weshalb war er dann hier und nicht eingekerkert worden?
"Kümmert Euch nicht weiter darum. Jede Sekunde die wir hier miteinander sprechen vergrößert den Vorsprung der Verräterin. Ich will, dass sie gefunden wird!" Die unterdrückte Wut der Königin rückte mit diesen Worten weiter in den Vordergrund. "Jeder, der ihr hilft, ist ein Hochverräter, und hiermit erteile ich Euch als Kommandantin der Friedenshüter die Vollmacht, jegliche Komplizen dieser Verräterin auf der Stelle zu exekutieren!"
Sanya konnte nicht verhindern, dass ich ihre Augen etwas weiteten, als sie das hörte. Rasch verbarg sie ihre Überraschung. Mithrendan, der bislang geschwiegen hatte, ergriff das Wort. "Eine Frage, wenn Ihr gestattet, Euer Hoheit."
"Sprich schnell, Kundschafter."
"Wie Ihr wisst jagen San... jagen die Kommandantin und ich einen gefährlichen Aufwiegler, der sich selbst der "Silberne Schwan" nennt. Wenn Ihr uns von der Jagd abzieht, dann..."
"Diese Verräterin ist wichtiger!" schnitt ihm Kiana das Wort ab. "Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann, der mit Verstand an die Sache geht und der nicht so primitiv denkt und sich sofort in dieses Mädchen verliebt! Da wäre die einzige Frau von Rang und Namen im Heer wohl die passendste Wahl, nicht wahr?" Sie warf einen strafenden Blick auf ihren Reichsmarschall, der angestrengt zu Boden starrte.
Das also ist der Grund warum sie mich ausgewählt hat, dachte Sanya. Dieses Mädchen, diese Octavia muss ja außergewöhnliche Verführungskünste aufweisen. Aber da ist sie bei mir an der falschen Adresse. "Euer Gnaden, wir machen uns sofort auf den Weg."
"Seht ihr? Sie stellt keine Fragen, sie packt die Sache an!" lobte Kiana und blickte in die Runde ihrer Berater. "Geht, Lady Terelos. Die Verräterin ist aus dem Palast verschwunden, aber wir haben mittlerweile herausgefunden, dass sie mit einem Seil die Stadtmauer herab geklettert ist. Ihre Spur führt nach Norden. Der Stallmeister soll euch seine schnellsten Pferde zur Verfügung stellen, damit ihr sie einholen könnt. Und vergesst nicht, ich will diese Verräterin lebend!"

Sie verließen den Palast in aller Eile. Die Königin gab Sanya eine frische Eskorte von ausdauernden Reiter mit und an den königlichen Stallungen ließen sie sich frische Pferde geben. Sanya hoffte, diese Jagd so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, denn ihr war klar, dass in der Zwischenzeit die Spur des Silbernen Schwans erkalten würde. Dennoch war sie auch dankbar für diesen Spezialauftrag ihrer Königin. Ein wenig fühlte sie sich noch immer geschmeichelt, dass Kiana gerade sie ausgewählt hatte, auch wenn sie den wahren Grund dafür ja mittlerweile kannte.
"Also gut," sagte Sanya und stieg in den Sattel. "Finden wir diese Octavia!"

Sanya und Mithrendan mit Eskorte nach Anórien

Darkayah

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Anorien (Gondor)
« Antwort #14 am: 6. Feb 2021, 18:58 »
Anorien (Gondor)


Octavia aus Minas-Tirith in den Westen Gondors…


Octavia ritt so schnell sie nur konnte von Minas-Tirith in Richtung Arnor. Sie war mehr als froh, dass Loki ihr doch half, obwohl er wieder an der Seite der Königin war. Vielleicht war er dann nicht ganz so unehrlich zu ihr gewesen. Immerhin sagte er Kiana auch nichts von ihrer wahren Herkunft oder verriet sie, während sie vor der Königin stand. Sie dachte an die anderen Rebellen, die ihn ohne Octavia wahrscheinlich getötet hätten.
Der Ärger über sich selbst war groß, denn ihr gelang es nicht die Frau zu töten, die so viele andere Leben auf dem Gewissen hatte. Vor allem hätte sie ihr niemals die Wahrheit über ihre Verbindung verraten. Es war klar, dass das Wissen darüber noch große Konsequenzen mit sich zog. Besonders bei einer Verrückten wie Kiana.
Octavia musste wieder an die Worte der Königin denken, die mit jedem Mittel versuchte sie auf ihre Seite zu ziehen.
Sie muss sehr verzweifelt sein, dachte sich die junge Rebellin.
Natürlich hatte Octavia nicht die besten Menschenkenntnisse, doch sie wusste, dass jemand wie Kiana eine gefährliche Person war. Vor allem wenn sie auf dem Thron saß und die Verantwortung über so viele Leben hatte. So labil wie sie ihr vorkam, konnte die Stimmung Kianas jederzeit Kippen und erneut unschuldige Menschenleben gefährden.
Sie konnte und wollte aber nicht weiter darüber nachdenken. Der Frust über ihr versagen war schon so groß genug. Die Schmerzen ihres Körpers und die Erschöpfung hatten ihren Leib inzwischen fest im Griff.
Octavia wusste nicht wie lange sie schon auf dem Rücken des Pferdes war oder wo sie sich befand. Generell bekam sie von ihrem Fluchtweg eher wenig mit. Sie hatte die letzten Tage kaum geschlafen. Dann noch das Turnier und ihre Flucht. Allmählich waren ihre Kräfte aufgebraucht. Mit allen Mitteln versuchte sie sich noch auf ihrem Pferd zu halten, doch es war vergeblich. Die Müdigkeit übermannte sie, sodass sie sogar vom Rücken des Reittiers fiel.
Sie landete auf ihrer Flanke und im Gras. Verzweifelt versuchte sie sich aufzurichten, doch ihr Körper weigerte sich. Die junge Frau wusste genau, dass Kiana nach ihr suchen ließ und es so nur eine Frage der Zeit war, bis man sie fand. Aber sie konnte nicht mehr.
Nur einen kurzen Moment ausruhen… Danach geht es weiter, sagte sie sich selbst. Es war nicht die gemütlichste Stelle auf der sie lag. Doch es war gut genug um wenigstens kurz die Augen zu verschließen. Sie schob ihre Arme unter dem Kopf und lag sich in die richtige Position. Es dauerte auch nicht lange, da schlief sie ein und landete im Land der Träume.

Stöhnend wachte Octavia auf, als sie etwas feuchtes an ihrer rechten Wange verspürte. Es war das Pferd, das ihr nicht von der Seite wich. Mehrmals schlug sie mit der einen Hand danach um es zu vertreiben, denn aufstehen wollte sie noch immer nicht. Dann hörte sie Schritte im Gras und dazu noch Stimmen. Waren es etwa die Soldaten Kianas, die sie nun gefunden hatten? Sie schrak auf und sprang auf ihre Beine. Aus dem Reflex heraus griff sie nach ihrem Schwert, welches sie aber nicht fand.
Verdammt… Es ist noch vor Minas-Tirith vergraben… , dachte sie sich. Was sollte sie nun machen? Sich einfach ergeben und von der Königin töten lassen? Sie hielt ihren Arm schützend vor ihre Augen, um trotz der Sonneneinstrahlung erkennen zu können, wer auf sie zu kam.
Es war ein bärtiger, nicht unbedingt kräftiger,  Mann und ein kleines Mädchen, welches er an seiner Hand hielt. Bedrohlich wirkten beide zum Glück nicht, denn er trug einfache Kleidung und keine Waffen bei sich.
"Ist bei Euch alles in Ordnung? Ich hab ein gesatteltes Pferd ohne Reiter und Euch im Gras liegen sehen!", fing er an.
"Ja, es ist alles gut…", entgegnete Octavia mit kratziger Stimme. Ihre Kehle war ausgetrocknet und sie hatte nichts dabei, womit sie sie befeuchten konnte.
"Ihr seht müde aus… Habt wohl eine lange Reise hinter euch…", stellte der Mann fest. Er entfernte den Stöpfel seiner Trinkflasche und reichte sie Octavia. Zögernd nahm sie diese schließlich an. Zunächst nahm sie einen kleinen Schluck, der wohltuend für ihren Hals war. Dann nahm sie noch einen und noch einen, bis sie die Trinkflasche auf einmal austrank. Das Wasser lief ihr schon am gesamten Mund runter.
"Du hast aber durst!", sagte das Mädchen. "Ja…",entgegnete Octavia nur kurz und atmete dabei schnell. Sie gab die Flasche dem Mann zurück und bedankte sich bei ihm.
"Wenn ihr wollt bringe ich Euch in unser Dorf… Dort haben wir mehr Wasser und etwas zu Essen können wir sicher auch entbehren!", schlug er ihr vor.
Die junge Rebellin sah zu ihrem Pferd. Sie hatte kein Essen an den Satteltaschen, kein Wasser, nichts. Gut, Loki musste sich wahrscheinlich auch beeilen das Pferd bereit zu machen, aber wenigstens eine Kleinigkeit hätte er ihr doch auf dem Weg geben können. Sehr gerne wollte sie der Einladung des Mannes folgen, aber es war noch immer gefährlich und sie hatte die Grenze zu Arnor noch nicht überquert.
"Ich muss echt weiter…", entgegnete sie frustriert und ablehnend. Sie wusste ja auch nicht, in welche Gefahr sie andere brachte, wenn Kianas Truppen von der Hilfe erfuhren.
"Ach kommt schon, Ihr seid bestimmt nicht auf der Flucht!", scherzte er, "Meine Tochter freut sich über jeden Besuch, der in unserem Dorf eintrifft!".
Octavia seufzte und ihr Magen knurrte. Sie musste etwas zwischen die Zähne bekommen. Ansonsten würde sie wieder nicht weit kommen. Auch wenn es ihr nicht leicht fiel, stimmte sie dem Mann zu.
"Das freut mich!", entgegnete dieser daraufhin, "Wartet, ich nehme Euer Pferd".
Octavia folgte dann dem Mann, der die Zügel des Pferdes nahm und voran ging. Das kleine Mädchen reihte sich neben Octavia ein und hielt mit ihr Schritt. "Ich bin Eiriên und wie heißt du?".
"Ich bin Octavia…", antwortete sie der kleinen freundlich.

Während dem ganzen Weg blieb das kleine Mädchen bei Octavia und nahm ihre Hand. Sie wirkte auf die Rebellin so unbeschwert. Sie kannte das echte Leben ja noch nicht und war viel zu jung. Wie gerne hätte sie auch lieber so ein Leben gehabt. Ohne Geheimnisse über ihren Vater, ohne ein Leben in ständiger Unsicherheit und Angst.
Schließlich erreichten sie ein kleines Dorf. Es bestand nur aus wenigen kleinen Häusern aus Holz und Strohgedeckten Dächern, die sich auf einen Hügel ansiedelten. Überwiegend Menschen in bäuerlicher Kleidung tummelten sich in diesem Dorf. Einige von ihnen arbeiteten Zäunen, während andere das Vieh versorgten. Octavia sah sich genau um, als sie durch die Dorfmitte  ging, um Soldaten der Krone zu entdecken. Aber scheinbar waren nicht einmal Wachen an diesem Ort.
Der Mann führte Octavia zu einem Haus, das sich mittig befand. Er bot ihr an, sich auf einem der Stühle zu setzen, die auf der Veranda des Hauses aufgestellt wurden.
"Ich denke bei diesem wunderschönen Wetter bietet es sich an draußen zu bleiben!", sagte der Mann während er noch Hinter sein Haus gehen wollte, "Ich bringe Euer Pferd noch auf die Weide! Eiriên, sei doch so nett und bringe unserem Gast etwas zu Essen".
Das kleine Mädchen stürmte in das Haus. Octavia blickte sich erneut um. Das Wetter war wahrlich mild und keine einzige Wolke bedeckte den Himmel. Vorsichtig setzte sie sich auf einen der Stühle. Ob sie auch jemals so ein ruhiges Leben haben würde? Fragte sie sich. In Arnor war sie noch weit davon entfernt. Das Land war noch immer in der Hand Kianas und selbst wenn die Rebellen Erfolgt hätten, wusste sie nicht, wie es danach weiterging. Es war ja nicht so, dass sich alle Rebellen ausgezeichnet untereinander verstanden. Eher im Gegenteil. Auch war die Bedrohung nicht aus der Welt geschafft. Kiana lebte, leider, noch immer und konnte ihr Unwesen treiben. Vielleicht war es auch einfach ihr Schicksal, niemals zur Ruhe zu kommen und auf ewig kämpfen zu müssen. Auf Dauer hielt sie es ja sowieso nicht aus, an einem Ort zu ruhen und nicht mehr kämpfen zu können. Ohne ein Schwert in der Hand.
Eiriên kam wieder aus dem Haus und übergab ihr eine Schale und Brot. In der Schale lag viel Gemüse. Dann verschwand das Mädchen wieder in dem Haus. Octavia biss die ersten Stücke von dem Brot zaghaft ab und schlang den Rest gierig herunter. Durch das mangelnde Kauen spürte sie, wie das Brot ihren Hals nur langsam herunter rutschte.
Der Mann, der sie einlud, kam hinter dem Haus hervor und ließ sich seufzend auf den anderen Stuhl fallen.
"Ich bin übrigens Maenas…".
"Octavia!", erwiderte die junge Rebellin mit vollem Mund."Eiriên, setz doch bitte den Eintopf auf und bring uns etwas zu trinken!", rief der Mann namens Maenas.
Noch mehr Essen? Octavia hatte nicht eine so große Gastfreundschaft erwartet. Noch immer fragte sie sich wo sie war. Geritten war sie gefühlt eine Ewigkeit. Das einzige was sie erkannte war das weiße Gebirge.
"Was ist das hier für ein Ort?", fragte Octavia zurückhaltend.
"Das ist Anorien.. Aber unser Dorf befindet sich an der Grenze zu Rohan…", sagte der Mann, "...Gleich dort drüben im Westen ist die Ostfold!".
Octavia war leicht sprachlos. Sehr weit war sie also doch nicht gekommen. Dann hatte sie Glück gehabt, dass Maenas und seine Tochter sie gefunden hatten. Es hätte auch ganz anders ausgehen können und Soldaten der Krone ganz dicht an ihr dran können. Es war ja nur noch eine Frage der Zeit, bis die Nachricht das ganze Reich erreichte.
Eiriên kam heraus und gab Octavia eine weitere Schale, in der sich der warme gut riechende Eintopf befand. Schnell löffelte sie die Schale aus Holz leer unter beobachtung Maenas, der sie erstaunt anstarrte.
"Ihr scheint hungrig zu sein…", stellte der Mann lächelnd fest. "Wohin führt denn Euer Weg?". Octavia wusste nicht ob sie ihm antworten sollte. Sie kannte ihn nicht und vielleicht war er der Königin treuer, als sie annahm.
"Nach Arnor…", antwortete sie nur knapp.
"Was wollt Ihr denn dort? Die Rebellen sind gefährlich und man hört Gerüchte, dass es nicht mehr lange dauert bis sie den Legaten stürzen…".
"Ich komme von dort…", antwortete sie nur.
"Herrje..", machte er nur. "Wenn ihr schon aus der Hauptstadt kommt, warum bleibt ihr nicht dort?".
"Meine Familie ist im Norden… Und die Hauptstadt gefällt mir nicht…", behauptete die junge Frau.
Maenas lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rückte sich zurecht. "Ich kann das verstehen… Direkt unter den Augen der Königin zu sein würde mir auch nicht gefallen..".
Octavia horchte auf, nachdem er das sagte. Was meinte er damit? Sie legte ihren Kopf schief und sah ihn fragend von der Seite an. Er sah in die Dorfmitte, mit verschränkten Armen hinter seinem Kopf. Scheinbar bemerkte er ihren fragenden Blick.
"Die Königin hat  für die Bevölkerung viel getan, keine Frage… Aber das meiste Gold geht in die Armee.. Und die Armee ist widerwärtig… Die Hauptmänner und Kommandanten denken sie haben mehr Rechte als alle anderen…", sagte er. Octavia verstand noch immer nicht auf was er anspielen wollte. Wollte e sie nur aus der Reserve locken, damit sie sprach?
"Nicht nur bei Euch in Arnor gibt es widerstand… Auch hier in Gondor… Und ich bin froh, dass diese Menschen, uns vor der Willkür der Königin beschützen…", erzählte er weiter.
"Warum sagt ihr sowas?", wollte Octavia wissen. Maenas nahm einen großen Schluck aus seinem Becher. "Ich weiß, dass ihr nicht einfach auf der Durchreise seid… Niemand würde sonst Erschöpft im Gras liegen und sich ängstlich nach Wachen im Dorf umsehen, wenn er nicht Dreck am stecken hätte!".
Octavia fühlte sich erwischt. Hatte sie sich etwa so leicht verraten? Sie sagte nichts.
"Keine Sorge, Ihr seid hier sicher… Ihr werdet hier kaum einen Bewohner finden, der die Königin unterstützt… Lediglich unsere Steuern, die wir ihr pflichtig sind, zahlen wir…".
Die junge Frau war sprachlos. Sie dachte, die einzigen die sich gegen die Herrschaft Kianas wehrte, waren die Nordmänner. Von denen, die so nah an der Hauptstadt war, erwartete sie schon fast, dass sie der Krone folgten.
"Ich war in der Hauptstadt, um am Turnier teilzunehmen…", fing sie schließlich an zu erzählen. Wirkte dabei aber nachdenklich. Immerhin dachte sie wieder an die Ereignisse.
"Ich hörte von diesem Turnier… Und das war ein Verbrechen?"; fragte der Mann ungläubig.
"Nunja, ich hab es gewonnen und versucht die Königin zu töten!", entgegnete Kiana trocken.
Der Mann warf seinen Kopf in den Nacken und fing an zu lachen. Er warf die Schalen und Becher um, die zwischen ihnen auf einen kleinen Tisch standen.
Octavia war überhaupt nicht zum Lachen zu mute und wusste nicht was daran überhaupt lustig sein sollte. Sie beäugte den Mann nur irritiert und wartete, bis er sich wieder beruhigte.
Maenas hörte auf zu lachen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Octavias Miene blieb ernst.
"Ach, das war kein Scherz?", stellte er schließlich fest und setzte ein ernstes Gesicht auf. Octavia nickte ihm zu.
"Wie hast du es überhaupt lebendig aus der Stadt geschafft?".
Die junge Frau zog ihre Schultern hoch. Natürlich wollte sie nichts von Loki, der ihr half, erzählen. "Du bist echt verrückt!", sagte der Mann, "Ich glaube das wagt sich sonst keiner… Umso trauriger ist es, dass es scheinbar noch lebtt…".
Octavia biss sich auf die Unterlippe herum und zog ihre Augenbrauen hoch, während sie nickte.  Maenas erhob sich und streckte seine Arme aus um die alten Glieder zu entspannen.
"Keine Sorge… Du bist hier sicher… Wenn du willst kannst du hier auch gerne Rast machen und schlafen bevor du aufbrichst…", bot er an.
Obwohl sie eigentlich nicht wollte und so schnell wie möglich aufbrechen wollte, entschied sie sich dort zu bleiben. Die Sonne ging ohnehin schon unter. Auch war es wahrscheinlich sicherer in diesem unauffälligen Dorf zu bleiben nicht bei Nacht zu reiten. Hier vermuteten die Truppen Kianas sie wahrscheinlich am wenigsten.

Als sie im Haus von Maenas und Eiriên war, bekam sie von dem Mädchen eine Decke. Der Mann bot ihr an in dem Bett zu schlafen, was sie dankend annahm. Er schlief währenddessen auf dem Boden. Sie nahm sich vor direkt in der Morgenröte aufzubrechen. Dann konnte sie den Meisten Soldaten aus dem Weg gehen und schnell in Arnor sein.
Bevor sie einschlief, spürte sie nur, wie jemand unter ihre Decke krabbelte. Es war Eiriên.
"Ich hab Angst… Darf ich hier bei dir bleiben?", flüsterte das kleine Mädchen.
Octavia lächelte sie an und erwiderte: "Natürlich darfst du das.". Dabei legte sie ihren Arm schützend um das Mädchen, welches ihr das Gefühl von einem zu Hause gab. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Denn sie erinnerte sich an die Zeiten mit Kael zurück, der sie auch immer in der Nacht beschützte, als sie noch Kinder waren.
Schließlich schlief sie tief und fest ein…


Octavia in einem Dorf in Anorien...
Grüße Darkayah

Of old blood, magic, fire and darkness!
The old blood will unite them all, but causes the  world to be destroyed!
-Prophecy of Valarya

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