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Autor Thema: Gondor  (Gelesen 9145 mal)

Saizo

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Anórien
« Antwort #15 am: 7. Feb 2021, 13:00 »
Anórien (Gondor)



Sanya und Mithrendan aus Minas Tirith auf der Jagd nach Octavia

Sanya ritt nachdenklich entlang der Straße, die von Minas Tirith nach Norden durch das Gebiet namens Anórien führte. Sie näherten sich dadurch ihrer Heimat, Cair Andros, eine Insel im Anduinfluss, auf dem eine große Burg mit umliegender Stadt erbaut war. Seitdem sie der Armee beigetreten war, war Sanya nur ein einziges Mal wieder dort gewesen. Auch in Cair Andros saß nun ein Legat der Königin, sie hatte als Erbin der ehemaligen Herrscher der Insel dort keine offiziellen Einfluss mehr. Dennoch war sie beim Volk recht beliebt und man kannte sie.
Ich frage mich, ob diese Octavia vielleicht mit den Aufständischen in Westgondor unter einer Decke steckt. Ob sie vielleicht sogar im Auftrag des Silbernen Schwans gehandelt hat. Wenn wir sie verhören, werden wir es erfahren. Vielleicht kann sie uns sagen, wo wir diesen Mistkerl finden können.
Zu viele Hoffnungen machte sie sich nicht. Nach allem was man wusste, war die Verräterin, die Sanya nun jagte, aus Arnor gekommen. Dort hatte es eine schon etwas länger etablierte Rebellion gegeben. Die Rebellen sind wirklich dreist gewworden wenn sie es nun wagen, die Königin persönlich anzugreifen. Wer auch immer zugelassen hat, dass man eine bewaffnete Frau ganz alleine mit der Königin lässt, sollte mehr als nur seinen Posten verlieren. Wie konnten die königlichen Wachen so etwas nur zulassen? Das war Versagen auf ganzer Linie... es ist ein Wunder, dass ihre Majestät noch am Leben ist.
Sanya hoffte, so etwas würde nicht wieder vorkommen. Allein dass Octavia so weit gekommen und kurz davor gestanden hatte, Kiana zu ermorden, war schon ein gewaltiger Erfolg für die Rebellen - oder für wen auch immer Octavia in Wahrheit arbeitete. Sanya war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, dieses Mädchen so bald wie möglich in die Finger zu bekommen, um sich wieder auf die Jagd nach dem Silbernen Schwan zu konzentrieren, und der Ungewissheit, die sich in ihr ausbreitete. Hatte die Königin sie nur für diese wichtige Mission ausgewählt, weil sie eine Frau war? Oder war dies vielleicht eine Art Test? Sanya wusste es nicht - sie wusste nur, dass sie sich ein Versagen nicht leisten konnte.
Sie seufzte frustriert und konzentrierte sich wieder auf die Straße, der sie weiter nordwärts folgten.

Gleich im ersten Dorf nördlich von Minas Tirith ließ Sanya die Eskorte ausschwärmen und die Bewohner danach fragen, ob sie die Gesuchte gesehen hatten. Während die Soldaten das Dorf mehr oder weniger auf den Kopf stellten, unterhielten sich Sanya und Mithrendan im gedämpften Ton.
"Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, um mit der Sache umzugehen," sagte der Kundschafter.
"Befehl ist Befehl," erwiderte Sanya. "Wir sollen diese kleine Verräterin schnappen, also schnappen wir sie, verschnüren sie und präsentieren sie der Königin als Geschenk."
"Und was dann?"
"Dann widmen wir uns wieder der Jagd nach dem Silbernen Schwan," sagte Sanya.
"Deinem Tonfall nach würdest du das aber lieber gleich tun, anstatt erst der Königin dieses kleine Geschenk bringen zu müssen." Mithrendan grinste. "Ich seh's dir an der Nase an."
"Bleibt uns etwas anderes übrig?" hielt Sanya dagegen. "Du hast die Königin gehört, sie hat sich klar asugedrückt. Sie will diese Octavia hinter Gittern haben."
"Ich frage mich nur..."
"Fragst du dich etwa wieso?" rief Sanya, die ein wenig die Geduld verlor. "Weil sie versucht hat, die Königin zu ermorden! Sie kann sich glücklich schätzen, dass wir sie lebendig einfangen sollen."
"So meinte ich das nicht," sagte Mithrendan. "Ich dachte nur... vielleicht sollte man erst einmal herausfinden, aus welchem Grund das Mädchen die Königin angegriffen hat? Sie soll noch so jung sein... es wäre schade, wenn sie den Rest ihres Lebens hinter Gittern verbringen müsste."
"So ist das aber nun einmal, wir haben Gesetze und wenn man diese bricht, muss man mit den Konsequenzen leben."
"Ich weiß, nur..."
"Jetzt erzähl mir nicht, du hast dich ebenfalls in sie verguckt, so wie dieser Reichsmarschall." Sanya lachte.
"Wie bitte? Jetzt werd' nicht albern, Kommandantin, ich weiß ja nicht einmal wie diese Octavia aussieht, bis auf die grobe Beschreibung die man uns gegeben hat."
Sanya wollte etwas antworten, doch in dem Moment kamen die Soldaten zurück. Sie hatten jemanden gefunden, der Octavia gesehen hatte, wie sie weiter nach Norden geflohen war. So ließ Sanya die Kompanie zurück auf ihre Pferde steigen und sie preschten los, in die Richtung die ihnen die Dorfbewohner genannt hatten.

Einige Meilen weiter fanden sie inmitten von Wiesen neue Hinweise in Form von plattgetretenem Gras. Mithrendan begann sofort nach Spuren zu suchen. Als erfahrener Fährtenleser dauerte es nicht lange, bis er welche fand.
"Sie hat hier eine Weile gerastet," sagte er. "Vielleicht kommt sie nicht so schnell voran wie sie es sich wünschen würde. Sie... sie muss vom Pferd gestürzt sein, hier drüben... dann hat sie sich noch ein paar Meter geschleppt und ist dann hier liegen geblieben."
"Die Kämpfe in der Arena," mutmaßte Sanya. "Da hat sie sich möglicherweise eine Verletzung eingefangen, die sie jetzt verlangsamt. Wohin ist sie von hier aus gegangen?"
Mithrendan suchte den Boden ab, dann deutete er in Richtung Westen, über die Felder. "Sie ging in diese Richtung, erst vor wenigen Stunden Zeit," sagte er. "Und sie ist nicht mehr allein. Hier sind noch mehr Spuren."
"Folgen wir ihnen. Aber vorsichtig, damit wir sie nicht verlieren," entschied Sanya.

Tief gebückt im Sattel reitend gelang es Mithrendan, die Spuren weiter zu verfolgen. Sie führten in relativ gerader Linie westwärts, weiter nach Anórien hinein. Sie ritten im langsamem Tempo für einige Zeit, bis in der Ferne ein Hügel auftauchte. Eine kleine Ansammlung von Häusern war darauf errichtet worden. Versteckte sich Octavia etwa dort? Die untergehende Sonne ließ die Schatten der Häuser lang werden, als sie auf das Dorf zuritten.
Sanya befahl der Hälfte ihrer Eskorte, das Dörfchen zu umstellen, damit niemand es ungesehen verlassen konnte. Sie selbst ritt mit Mithrendan und dem Rest der Soldaten ins Zentrum. Ein frostiger Empfang wartete auf sie, den Mienen der Bewohner nach zu urteilen. Alle beeilten sich, den Soldaten aus dem Weg zu gehen, und niemand hieß sie willkommen.
Sanya sprang aus dem Sattel. "Wer spricht für dieses Dorf?" verlangte sie von den wenigen Schaulustigen zu wissen, die in der Nähe geblieben waren.
Getuschel erhob sich, bis sich ein bärtiger Mann aus der Gruppe löste. "Ich," sagte er und begegnete Sanyas Blick ernst.
"Ich bin Sanya Terelos, und ich bin im Auftrag der Königin hier," erklärte Sanya und hielt seinem Blick stand.
"Maenas," erwiderte er. "Was will die Königin von unserem kleinen Dorf? Wir haben unsere Steuern bereits gezahlt."
"Wir verfolgen die Spuren einer Verräterin, die versucht hat, unsere Königin zu ermorden. Die Spuren führen in euer Dorf," legte Sanya die Fakten auf den Tisch und wandte sich an die ganze Gruppe. "Wenn ihr dieser Frau helft, macht euch das zu Mitverschwörern und ihr könnt hier und jetzt hingerichtet werden."
Aufgeregtes Gerede antwortete ihr, doch Sanya sprach weiter. "Meine Soldaten werden euer Dorf jetzt durchsuchen. Ihr habt nichts zu befürchten, wenn ihr die Gesuchte nicht versteckt..."
Maenas starrte Sanya feindselig an. Ob er etwas verbarg? Einem Bauchgefühl folgend machte sie einen Schritt auf den Mann zu, die Hand am Schwertgriff...
Da ging die Tür des Hauses hinter Maenas mit einem Knall auf. Ein kleines Mädchen stand darin, eine wütende und zugleich änstliche Miene im Gesicht. "Ihr dürft Octavia nichts tun! Sie ist verletzt und schläft, und außerdem ist sie ein guter Mensch, sie hat nichts falsch gemacht!"
Sanyas Hand schloss sich um den Griff ihrer Klinge. Ihr war klar, dass die Gesuchte sich in dem Haus befand und dass zumindest Maenas und das Mädchen sie hierher gebracht und ihr geholfen hatten. Die Anweisungen der Königin waren eindeutig gewesen, und auch wenn es Sanya widerstrebte, ließen sie ihr keine Wahl...

Mithrendan war es, der die Situation rettete. Während Sanya noch mit sich rang, ging er mit einem mitfühlenden Ausdruck im Gesicht an Maenas vorbei, der wie erstarrt mit trotzigem Gesichtausdruck da stand, und ging vor dem Kind in die Hocke. "Wir haben nicht vor Octavia etwas anzutun, Kleine. Wir sind nur auf der Suche nach ihr, weil sie versucht hat, jemanden zu töten. Das ist falsch, verstehst du das? Einen anderen Menschen zu töten sollte man nur aus Notwehr, niemals mit Absicht. Wie heißt du, Kleine?"
"Eiriên," antwortete das Mädchen etwas ruhiger. "Aber... ihr werdet sie mitnehmen, dabei braucht sie Ruhe, es geht ihr nicht so gut!"
"Die Königin hat befohlen, dass Octavia kein Leid geschehen soll," erklärte Mithrendan sanft. "Wir werden sie schlafen lassen, bis sie von selbst aufwacht, aber danach muss sie mit uns kommen. Verstehst du das? Wenn man etwas Verbotenes tut, muss man manchmal Dinge hinnehmen, die einem nicht gefallen, kleine Eiriên. Das gilt auch für Octavia."
Das Mädchen musterte den Kundschafter noch eine Weile misstrauisch, dann jedoch lief es von der Türe weg und klammerte sich an das Bein von Maenas, der alles schweigend beobachtet hatte. Er legte Eiriên eine schützende Hand auf den Kopf und blickte Sanya feindselig an. "Sieht aus als hättet Ihr Eure Flüchtige gefunden, Lady Terelos," sagte er grimmig. "Was wird also jetzt geschehen?"
"Geht zurück in eure Häuser oder euren Geschäften nach," sagte Sanya etwas steif, als sie sich von der Überraschung erholt hatte. Als sich die Menge zerstreut hatte, fuhr sie leiser an Maenas gewandt fort: "Ich hätte Euch auf der Stelle hinrichten sollen dafür dass Ihr der Verräterin geholfen habt. Euer Tochter zuliebe werde ich in meinem Bericht schreiben, dass Octavia sich gegen Euren Willen Zugang zu dem Haus verschafft hat... aber vergesst nicht wem dieses Land gehört. Ich will nicht hören, dass die Königstruppen gnadenlos seien, verstanden?"
"V...verstanden," murmelte der Mann. "Habt Dank, Herrin."
Sanya seufzte, ließ ihren Schwertgriff los und befahl ihren Soldaten, das Haus scharf zu bewachen und alle Fenster und die Tür genaustens im Auge zu behalten. Dann betrat sie das Gebäude. Ihre hohen Stiefel ließen die hölzernen Dielen etwas knarzen, als sie sich umsah. Ein Bett stand in der Ecke, darin lag eine schlafende Gestalt. Octavia, das musste sie sein. Die Beschreibung passte. Sanya fand, dass sie selbst im Schlaf etwas verbissen wirkte, aber auch verletzlich. Ich frage mich wirklich, wie sie dieses Turnier gewinnen konnte, dachte sie und zog einen der Stühle heran, um sich in ungefähr einem Meter Abstand neben das Bett zu setzen, das Schwert griffbereit am Gürtel. Mithrendan lehnte sich gegen den Türrahmen und blockierte den Fluchtweg. Sanya schlug die Beine übereinander und klatschte einmal in die Hände, um die Schlafende zu wecken.
"Octavia, nehme ich an? Gut geschlafen?" fragte sie ruhig, wenn auch etwas sarkastisch lächelnd. Das

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Anórien (Gondor)
« Antwort #16 am: 7. Feb 2021, 19:54 »
Anórien

Octavia in Gefangenschaft von Sanya...


Octavia drehte sich gerade auf die Seite, als sie von ihrem anstrengenden Traum, durch ein Geräusch das sich wie ein Klatschen anhörte, erwachte. Aber das war sicherlich nur Eiriên. Wieder träumte sie von der dunklen Gestalt, die Deloth in die Dunkelheit zog. Immer wieder holte sie der Traum ein. Wurde sie nun auch verrückt, weil sie das gleiche Blut wie Kiana in sich trug? Den gleichen Vater hatte?  Sie legte sich das Kissen stöhnend zurecht, auf welches ihr Kopf lag und schob ihre Hände unter das Kissen.
Als sie vorsichtig blinzelte, erkannte sie nur eine Gestalt vor dem Bett, sitzend auf einem Stuhl. An der Tür lehnte eine zweite Gestalt.
“Octavia, nehme ich an? Gut geschlafen?”, ertönte die Stimme einer Frau.
“Mhm…”, machte sie nur und erhob dabei ihren Kopf. Sie streckte ihre Arme von ihrem Körper, um den Schlaf aus den Gliedmaßen zu vertreiben. Dabei gähnte sie.
Dann erst erkannte sie die Frau, die am Bett saß. Sie trug eine leichte Rüstung, ein Kettenhemd und darüber einen schwarzen Wappenrock, der den roten dreiköpfigen Drachen auf dem Bereich der Brust abgebildet hatte. Ihr Schwert war deutlich sichtbar. Die Frau mit dem Sandblonden Haar hatte ihre Beine übereinander geschlagen und lächelte Octavia sarkastisch an. Ihre hellen Grauen Augen beobachteten die Rebellin, die sich nichtsahnend die Augen rieb.
Erst jetzt begriff sie, dass sie Soldaten Kianas vor sich hatte. Sie wunderte sich nur, eine Frau in Rüstung vor sich zu haben. Klar wusste sie, dass Frauen unter Kiana gleichberechtigung erfuhren, aber sie hatte in der Armee sonst nur Männer gesehen. Schnell schrak sie auf und setzte sich auf ihre Beine, noch immer im Bett. Sie hatte keine Waffen bei sich und auch im Haus war nichts, was in ihrer greifbaren Nähe war. Ihr Blick wanderte zur Tür, in der Hoffnung einfach schnell an ihr vorbei zu fliehen. Doch dort stand ein großer Mann. Seine dunklen Augen verharrten ebenfalls auf der jungen Rebellin. An ihm vorbei schaffte sie es vermutlich nicht.
Verdammt… Ich hätte schon am Abend abreisen sollen, ärgerte sie sich. 
“Da habt ihr mich nun endlich gefunden… Hat ja doch länger gedauert als ich gedacht habe…”, scherzte Octavia noch, trotz ihrer misslichen Lage, mit kratziger Stimme. Sie bis dabei auf ihre Unterlippe und zog die Augenbrauen ertappt hoch.
“Du hast es den Wachen von Minas-Tirith nicht leicht gemacht, wobei mich sehr interessiert, wie du es hinaus geschafft hast. Sicherlich nicht alleine?”, wollte die Frau wissen.
“Ich war alleine…”, sagte sie kurz. Wenn sie Loki verriet, beendete die Königin sicherlich das Leben des Reichmarschalls. So bestand wenigsten noch die Hoffnung dass die Rebellen vielleicht durch ihn gewarnt werden.
“Was erwartest du denn von jemanden, der das Turnier gewinnt!”, rief der Mann lachend von der Tür. Octavia beobachtete, wie die Frau mit dem Sandblonden Haar ihm daraufhin einen genervten Blick rüber warf.
“Warum hast du versucht die Königin zu töten? Du bist noch so jung...”, fragte die Frau weiter.
“Um die Grausamkeit in diesem Land zu beenden…”, entgegnete Octavia weiterhin kurz. Sie wollte nicht mit ihr reden. Wozu auch? Sie war sowieso zum Tode verurteilt.
“Es ist eher eine Grausamkeit, dass jemand versucht unsere Königin zu töten und den Frieden des Reiches stört…”.
“Ach ja?”, sagte die junge Rebellin, “Kiana hat tausende Menschen auf dem gewissen…”.
“Und trotzdem geht es dem Volk besser, als vorher… Die Fürsten, die das Volk ausgebeutet haben wurden entmachtet und selbst Frauen haben eine Chance sich zu beweisen… Siehe auf mich… Sanya Terelos, eine Frau als Kommandantin der Armee!”.
Die Frau, die Sanya hieß, wirkte sehr stolz, als sie das sagte. Octavia erinnerte sich an die Worte  Kianas, die von ihrer einzigen Kommandantin erzählte und Octavia auch deshalb auf ihre Seite ziehen wollte. 
“Wer hat dir den Auftrag gegeben unsere hohe Königin zu töten?”, löcherte Sanya weiter.
“Niemand. Sie selbst ist dafür verantwortlich. Kiana brachte Tod und Vernichtung nach Minas-Tirith und jetzt nach Arnor…”, antwortete Octavia. Bevor die Kommandantin etwas sagen konnte sprach die Rebellin weiter: “Hast du gesehen wie die Stadt vernichtet wurde? Wie ihr Drache alle die Menschen und Gebäude in Brand gesetzt hat und ihre Soldaten jeden abgeschlachtet haben, der auf den Straßen war? Nein? Ich schon… Mein Bruder floh mit mir nach Arnor, während meine Mutter in den Flammen starb…”.
Ihre Stimme wurde brüchig und ihre Augen feucht, sodass sie glänzten.
“Solange die Königin lebt… sind wir alle in Gefahr und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder durchdreht und weitere Leben vernichtet! Sie ist verrückt!”. Octavia erwartete gar keine Antwort von der Kommandantin. Sie sah nur, wie sie sich erhob und zu dem Mann sprach, der an der Tür lehnte. Er verschwand dann aus dem Haus.
“Also tötet ihr mich jetzt und hier?”, fragte sie zynisch und lächelte der Kommandantin provokant entgegen. Immerhin wollte sie auch keine Schwäche noch Gefühle zeigen.
“Nein, die Königin will dich lebend…”.
Schnell verschwand das Lächeln von ihren Lippen.  Sie fragte sich, warum Kiana sie lebendig wollte. Immerhin versuchte Octavia sie zu ermorden. Das konnte nichts gutes bedeuten.
"Ihr dürft mich nicht zu ihr bringen…", zitterte sie schon panisch.
Es dauerte nicht lange und  Soldaten kamen in das Haus, die Octavia packten und mit einem Seil fesselten. Verzweifelt versuchte sie sich dagegen mit Hand und Fuß zu wehren. Doch vergeblich.

Draußen stiegen die Soldaten der Krone auf ihre Pferde und ritten im Schritttempo los. Octavia saß gefesselt auf ihrem Pferd. Die junge Frau sah noch Maenas und Eiriên. Der bärtige Mann sah den Soldaten feindselig hinterher, während das Mädchen, weinend in seinen Armen lag. Der dunkelhaarige Mann der Sanya nie von der Seite wich, hielt das Seil, mit welchem Octavia gefesselt war, in den Händen. Im Truppenzug befanden sie sich weit vorne, sodass die Rebellin etliche Soldaten hinter sich hatte. Stets versuchte sie die Fesseln zu lösen. Die schienen aber zu stark festgezogen zu sein und schnitten ihr in die Handgelenke.
Die junge Rebellin erkannte die Gegend wieder. Sie ritt vor wenigen Tagen noch selbst dort vorbei.
Nach einiger Zeit machten sie rast und Octavia wurde an einem Baum gebunden. Die Kommandantin saß auf einem Felsen, der aus der Landschaft herausragte. Ein paar der Männer Sanyas standen bei ihr um sie zu bewachen. Einer von ihnen schnitt mit einem Messer Stücke aus einem Apfel den er schmatzend aß. Die junge Frau beobachtete ihn die ganze Zeit.
“Kannst du vielleicht aufhören zu schmatzen?”, fuhr ihn Octavia böse an. Der Mann wandte sich zu ihr und aß einfach genüsslich weiter. Sie verdrehte ihre Augen. Daraufhin hockte er sich direkt vor ihr auf den Boden. Octavia machte das nur wütend.
Sie tritt nach dem Soldaten und traf ihn an der Hand, sodass sein Messer und der Apfel zu Boden fielen
“Bist du dumm?”, machte der Mann sie verärgert an. Er griff nach seinem Messer und hielt es Octavia direkt vor das Gesicht. “Ich kann auch einfach dein hübsches Gesicht zerschneiden! Der Königin stören die Kratzer bestimmt nicht!”.
“Na los, tu dir keinen Zwang an, Schwächling!”, provozierte sie ihn. Der Soldat packte sie am Zopf und zog ihren Kopf dadurch nach hinten. Dabei hielt er sein Messer bedrohlich an ihren Hals.
"Tu es!", sagte sie wieder streitlustig.
“Hey!”, rief jemand von weiter weg. Der Soldat sprang sofort auf und entfernte sich von ihr. Ein weiterer Mann kam auf Octavia zu, der aus Sanyas Richtung kam.
“Es tut mir leid… Einige der Soldaten sind… Miesgrämig…”.
Die junge Rebellin antwortete ihm nicht und sah absichtlich in eine andere Richtung. Er zückte eine Wasserflasche hervor und setzte sie Octavia an die Lippen. “Ich heiße übrigens Mithrendan!”. Sie nahm einige Schlücke und beobachtete ihn dabei. Seine dunklen Augen wirkten freundlich und er trug auch keine Rüstung, wie die übrige Soldaten. Er trug eine Lederrüstung, in der ein blasser Baum eingearbeitet war. Lediglich die schwarze Schärpe zeigte die zugehörigkeit zu der Krone.
“Siehst du es auch so, wie deine Kommandantin und findest es richtig wie die Königin handelt?”, fragte sie ihn direkt. “Durch ihre Herrschaft wird das Volk unterdrückt und viele sterben”.
Dabei sah sie ihn ernst an. Mithrendan befestigte die Trinkflasche wieder an seinen Gürtel. Octavia versuchte weiter irgendwie ihre Fesseln zu lockern.
“Ich denke man muss nicht alles gut finden, was die Königin macht… Aber ich vertraue Sanya!”, sagte er ruhig und sah in die Richtung seiner Kommandantin.
“Was denkst du macht sie mit mir, wenn ihr mich zu ihr gebracht habt? Sie wird mich töten!”, versuchte sie ihm weinerlich klarzumachen. “Wenn es nicht möglich ist mich gehen zu lassen, müsst ihr mich töten… Bitte, ich kann nicht zurück zu ihr gebracht werden…”.
Die Verzweiflung war schon deutlich aus ihrer Stimme herauszuhören. Es wirkte, als hätte der Mann in gewisser Weise Mitleid, doch bevor er etwas sagen konnte, befahl Sanya den Aufbruch. Soldaten entfernten das Seil um den Baum und führten Octavia zu ihrem Pferd. “Bitte! Ich flehe dich an… Ich kann nicht zurück zu ihr!”, rief sie ihm hinterher.
“Komm mit und halt die Klappe!”, sagte einer der Soldaten und wickelte ein Stück Stoff um ihren Mund und knebelte sie damit, während er sie zum Pferd führte.


Zunächst gab sie noch immer unverständliche Laute von sich, als sie wieder auf dem Rücken ihres Reittiers saß, verstummte aber schließlich und ließ die Schultern hängen. Es brachte ja nichts und die Anhänger der Krone hörten nicht aus sie. Sie hatte verloren.
Die Truppe ritt weiter durch Anórien, bis sie schließlich an einer Brücke vorbeikamen. Unter dieser Brücke floss weit tiefer unten ein Fluss hindurch, der bis in den Anduin führte. Seine Strömung war stark und viele Felsen ragten hervor. Der Truppenzug blieb stehen und die Kommandantin schien diesen Übergang zu mustern.
Die junge Rebellin rieb ihre Hände aneinander, in der Hoffnung diese durch das Seil um ihre Handgelenke zu quetschen.
Nacheinander überquerten sie die Brücke. Als Octavia gerade auf der Brücke war, musste sie irgendwie die Chance nutzen, um zu fliehen. Sie konnte nicht zurück nach Minas-Tirith. Der Übergang aus Holz sah nicht unbedingt stabil aus. Eher marode.
Ich muss es versuchen… Und wenn ich dabei sterbe ist es noch immer besser, dachte sie. Sanya und Mithrendan waren schon auf der anderen Seite.
Mit ihren Füßen trieb sie das Pferd an, das dann hochstieg, da es weder vorwärts noch rückwärts konnte. Es bekam panik und stampfte auf der Brücke. Mit einem lauten Knarzen und Knacken brach die hölzerne Brücke tatsächlich in zwei Teile. Octavia stürzte in die tosenden Fluten, samt Soldaten und Pferde, die sich mit ihr auf der Brücke befanden. Das Wasser zog sie immer wieder hinunter und stieß sie gegen einige der Felsen. Es war ungewiss, ob sie überhaupt lebendig aus dem Fluss kam...


Octavia stürzt in die Fluten des Flusses unbekannter verbleib….
« Letzte Änderung: 10. Feb 2021, 15:03 von >Darkness< »
Grüße Darkayah

Of old blood, magic, fire and darkness!
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-Prophecy of Valarya

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Der Thron von Mittelerde

Saizo

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Anórien
« Antwort #17 am: 8. Feb 2021, 16:25 »
Anórien (Gondor)



Sanya und Mithrendan in Anórien

Sanya starrte entsetzt in die tiefe Schlucht hinab. Zunächst hielt sie das alles für einen schrecklichen Unfall, als sie sah, wie vier Reiter, darunter die Gefangene, mitsamt ihren Reittieren in ihren sicheren Tod stürzten. Sie brauchte einen langen Moment, bis sie sich gefangen hatte und ihre Instinkte einsetzten. "Los, los, los!" befahl sie ihren Soldaten. "Wir müssen da runter, und nachsehen, ob irgendjemand überlebt hat!"
Das erwies sich als sehr schwierig. In die Schlucht hinabzuklettern war viel zu gefährlich. Glücklicherweise fiel das Land neben der Straße in Fließrichtung des kleinen FLusses am Grunde der Schlucht steil ab, sodass die senkrechten Wände der Schlucht immer niedriger wurden, je näher der Fluss seiner Einmündung in den großen Anduin kam. Sanya und ihre Eskorte folgten also der Schlucht, bis diese nur noch wenige Meter tief war, und sie gefahrlos hinunterklettern konnten. Dann machten sie sich daran, so gut es ging im Wasser nach Überlebenden zu suchen.

Einen halben Tag brauchten sie, dann gaben sie die Suche auf. Sie hatten die Leichen von drei Pferden und einem der Soldaten gefunden, vom Rest fehlte jede Spur. Die leblosen Körper die sie aus dem Wasser gezogen hatten, waren so zerschlagen und zerbrochen, dass die Soldaten alle den Kopf schüttelten.
"Das kann niemand überlebt haben. Wahrscheinlich sind die anderen nicht einmal mehr in einem Stück."
Mithrendan stand am Flussufer und blickte traurig in Richtung der Brücke, die sich - noch immer zerbrochen - weit über ihnen erhob. "Warum nur hat sie das getan?" murmelte er.
"Was getan?" wollte Sanya wissen.
"Octavia... Sie hat den Einsturz selbst verursacht. Es war kein Unfall."
"Bist du dir da sicher?" hakte Sanya sofort nach.
"Sehr sicher," erwiderte der Kundschafter. "Wieso nur wollte sie lieber sterben als zur Königin gebracht werden? Ich verstehe es einfach nicht."
"Ich auch nicht," sagte Sanya. "Sie kam mir nicht so verzweifelt vor, als ich sie verhört habe." Sie setzte sich auf einen großen Felsen und seufzte. "Was jetzt, Mithrendan?"
"Ich glaube nicht, dass wir hier noch viel ausrichten können."
"Nein, natürlich nicht. Ich meinte, was jetzt aus dem königlichen Auftrag wird," sagte Sanya."
"So wie ich das sehe ist er abgeschlossen," meinte der Kundschafter. "Auf tragische Weise, aber uns trifft dabei keine Schuld."
"Hmm. Ich hoffe nur die Königin wird das ebenfalls so sehen, wenn wir mit leeren Händen zu ihr zurückkehren."
"Die Attentäterin stellt nun keine Gefahr mehr für Kiana Vaneryen mehr dar," sagte Mithrendan sanft und erneut hörte Sanya die Traurigkeit in seiner Stimme. "Sie wird das verstehen."
Sanya blieb noch einen Augenblick sitzen. Sie war nicht zufrieden damit, wie die ganze Angelegenheit gelaufen war. Dabei war ihr doch eigentlich das Glück hold gewesen. Sie hätte Octavia an die Königin übergeben und sich dann wieder der Jagd nach dem Silbernen Schwan widmen können.
Ein tragischer Verlust, dachte sie und versuchte dann, dem Ganzen zumindest etwas Positives abzugewinnen. Immerhin können wir uns jetzt wieder auf die größere Bedrohung konzentrieren..

Es war Nacht geworden und sie hatten erst die Hälfte des Rückwegs bis nach Minas Tirith zurückgelegt. Also befahl Sanya, in einem kleinen Wäldchen einen Steinwurf abseits der Straße ein Nachtlager zu errichten. Sie teilte die Soldaten für die Nachtwache ein und gab auch sich selbst eine Schicht, denn sie wollte mit gutem Beispiel vorangehen. Sie wählte für sich dabei die letzte Schicht, die Stunde vor dem Morgengrauen. Nachdem sie eine Weile nachdenklich am Lagerfeuer gesessen und eine karge Mahlzeit zu sich genommen hatte, legte sie sich in ihrem kleinen Zelt schlafen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis ihr die Augen zufielen.
Später kam es ihr so vor, als hätte sie nur wenige Minuten geschlafen, als sie eine Hand an ihrer Schulter spürte und hochschreckte. Dabei riss sie wie instinktiv den unter ihrem Kissen verborgenen Dolch hervor.
"Sachte, Kommandantin," sagte der Soldat, der sie geweckt hatte. "Ich bin kein Feind."
Sanya starrte ihn schlaftrunken an, dann klärte sich ihre Sicht und sie senkte die Waffe. "Entschuldige," brummte sie, dann warf sie sich ihren Umhang über um die Wachschicht anzutreten - die Rüstung hatte sie selbst im Schlaf nicht abgelegt.

Das kleine Lagerfeuer war zu einem schwach glühenden Haufen Kohlen zusammengeschmolzen, als Sanya ihr Zelt verließ und sich auf einen umgestürzten Baumstamm hockte. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, auch wenn hier und da zwischen den Blättern der Bäume über ihrem Kopf ein fernes, graues Schimmern zu sehen war. Die ersten Vorboten der Morgendämmerung.
"Kommandantin?" fragte der Soldat, der Sanya geweckt hatte.
"Was gibt es?" antwortete sie verwundert, eigentlich hatte sie erwartet, dass der Mann sich nun schlafen legen würde. Doch er blieb neben ihr stehen, und folgte ihrem Blick hinab in die Glut.
"Vermisst Ihr es manchmal?"
"Wovon sprichst du, Soldat?" Sanya wunderte sich immer mehr.
"Den Komfort eines Titels. Die Privilegien des Adels," erklärte der Mann. "Ihr hättet als Lady Terelos von Cair Andros ein angenehmes Leben in großen Ehren führen können."
"Das hätte ich wohl," gab Sanya zu. "Aber ich mache das Beste aus der Situation in der sich das Reich befindet. Der Adelsstand ist abgeschafft worden und ich habe einen neuen Weg gefunden, wie ich mir einen Namen machen kann. Jeder kann das nun tun, egal wo oder unter welchem Titel er geboren wurde. Ist das nicht gerecht?"
"Gerecht? Vielleicht, aus einem gewissen Blickwinkel betrachtet. Aber nicht jeder ist zu Höherem bestimmt. Ein Anführer muss gewisse Tugenden verkörpern: Respekt gegenüber Untergebenen, die Bereitschaft mit gutem Beispiel voranzugehen, und Aufopferungswillen. Ihr besitzt all dies, Kommandantin."
Sanya glaubte so langsam zu ahnen, wohin das Ganze führen sollte. "Für Schwärmereien ist das wirklich nicht der richtige Moment," sagte sie etwas sarkastisch.
"Auch Schwärmerei hat meist einen wahren Kern. Ihr könntet so viel errreichen, wenn Ihr nur..."
"Wenn ich nur... was?"
"Wenn Ihr euch nur nicht von dieser Drachenkönigin blenden ließet," sagte der Soldat. Und noch bevor Sanya die Tragweite seiner Worte richtig klar geworden waren, spürte sie schon den kalten Stahl seines Schwertes an ihrem Hals. Blitzschnell hatte der Mann seine Klinge gezogen und hielt Sanya damit in Schach.
"Rührt Euch besser nicht, Lady Terelos," sagte er freundlich und gab die Rolle als Soldat auf. "Ich würde Euren schönen Hals wirklich ungerne aufschlitzen müssen, und es wäre so... schade um Euer Potenzial."
"Verräter," zischte Sanya.
"Nicht so laut, wenn ich bitten darf," ermahnte er sie so gelassen sie jemand, der eine Situation zu einhundert Prozent unter Kontrolle hat. "Wenn Ihr die anderen aufweckt, sehe ich mich gezwungen, meine Waffe zu benutzen. Und das wollen wir doch nicht, oder?"
"Wer hat dich geschickt? Der Silberne Schwan?"
"Nun, auf gewisse Art und Weise ist das wahr. Ich habe mich selbst geschickt, könnte man sagen."
Sanya starrte ihn an. Bis jetzt hatte sie ihre Soldaten nie so richtig wahrgenommen, da sie nahezu immer ihre Helme trugen. Doch der Mann der sie überrumpelt hatte, hatte seinen Helm abgezogen. Langes, hellbraunes Haar und graue Augen besaß er, sowie ein kantiges Gesicht mit einem Stoppelbart. Sanya spürte, dass sie ihn in ihrem früheren Leben schon einmal gesehen hatte, doch sie kam einfach nicht darauf, wo, und wie sein Namen war. Sie schätzte ihn auf knapp dreißig, also ungefähr im selben Alter wie sie selbst.
"Du bist... der Silberne Schwan?"
"Eine passende Anrede, nicht wahr?" sagte er und lächelte. Seine andauernde Freundlichkeit machte Sanya wütend. "Ich hatte dir ja gesagt, dass ich dich erneut kontaktieren würde," fuhr er fort.
"Und was willst du nun?"
"Eine Antwort von dir, Sanya," sprach er sie auf einmal ganz vertraut mit dem Vornamen an. "Erinnerst du dich an mein Angebot?"
"Ich werde mich einem Hochverräter nicht anschließen!" wehrte sie sich vehement.
"Du redest ständig von Verrat," hielt er dagegen. "Aber ist es Verrat, für das eigene Volk einzutreten? Das Beste für sie zu wollen? Dieses Land heilen zu wollen?"
"Du willst die Adeligen wieder einsetzen, wie soll das dabei helfen, dass es dem Volk besser geht?" Sanya schüttelte den Kopf und rutschte ein Stück zur Seite.
"He, schön brav sitzen bleiben, meine Liebe," drohte er freundlich und sein Schwert ritzte die Haut an Sanyas Hals ein wenig auf; ein einzelner Blutstropfen lief an der Klinge herab. "Gemeinsam könnten wir so viel erreichen. Das Volk leidet unter dem Irrsinn der Drachenkönigin, kannst du es nicht sehen? Arnor befindet sich bereits in offener Rebellion, und ich werde dafür sorgen, dass es in Gondor ebenfalls so weit kommt. Dieses Mädchen, diese octavia, die hat es verstanden!"
"Was bitte soll sie verstanden haben?" Sanya schüttelte den Kopf.
"Dass Kiana Vaneryen eine Tyrannin ist. Dass sie nur Leid und Tod mit sich bringt und dass jemand sie aufhalten muss."
"Sie hat Sklaven befreit und trtitt für Ungerechtigkeit ein," hielt Sanya dagegen.
"Gibt es in Gondor etwa Sklaven? Gondor musste nicht befreit werden. Sie herrscht mit eiserner Faust und alle, die sich gegen sie stellen, erledigen das Schicksal der Bewohner von Minas Tirith... weißt du, wieiviele Unschuldige in der Stadt zu Asche verbrannt sind? Ich war damals dort, Sanya. Die Schreie verfolgen mich noch heute bis in meine Träume. Und all jene Toten treiben mich an, das zu tun, was ich tun muss."
"Und... was musst du tun?" fragte Sanya leise.
"Ich werde Gondor retten," erklärte er grimmig, die Freundlichkeit war von ihm abgefallen wie ein Mantel. "Egal ob mit deiner Hilfe oder ohne. Ich hoffe, du verstehst mich jetzt etwas besser Sanya."
Sie biss die Zähne zusammen und antwortete nicht. Stattdessen starrte sie in die Glut und versuchte, das Chaos in ihrem Kopf, das seine Worte auslösten, mit Gewalt zu unterdrücken. Als sie frustriert die angestaute Luft entweichen ließ, stellte sie fest, dass die Schwertklinge an ihrem Hals nicht mehr dort war. Sanya sprach auf und sah sich hastig um. Der Silberne Schwan war spurlos verschwunden.

Bis auf Mithrendan erzählte Sanya niemandem von ihrer nächtlichen Begegnung, und sie war noch unentschlossen, ob sie der Königin überhaupt davon berichten sollte. Am folgenden Morgen erreichten sie Minas Tirith, und Sanya begab sich mit Mithrendan zum Palast, um ihrer Herrscherin von der Jagd nach Octavia zu berichten.

Sanya und Mithrendan zurück nach Minas Tirith
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Darkayah

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #18 am: 8. Feb 2021, 18:10 »
Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)

Kiana im Palast von Minas-Tirith…


Kiana kam gerade aus ihren Gemächern. Loki und ihre zehn Wachen warteten schon vor der Tür auf ihre Königin.
Sie hatte die Nacht wunderbar geschlafen. Seitdem sie wusste, dass ihre Kommandantin nach der Verräterin suchte ging ihr es ihr viel besser. Ihre Ängste verschwanden nach und nach. Sie fühlte sich wieder in Minas-Tirith sicher.
"Siehst du Loki? Sie ist eine Frau, die sofort umsetzt! Sie geht mit Verstand an die Sache und zögert nicht!", sagte Kiana während sie mit Loki durch den Palast ging. "Das ist was mir gefällt… Leider haben nur wenige diese Kompetenz dazu…".
Hinter und vor ihnen liefen stets fünf Ostlingsoldaten, die ihre Königin bewachten. "Ja, sie scheint zielstrebig zu sein…", entgegnete Loki. Wirklich begeistert schien er darüber nicht zu sein.
"Warum konnte Kommandantin Sanya nicht meine Schwester sein?", träumte die Königin, "Stattdessen teile ich mein Blut mit einer Mörderin… Einer Verräterin… Eine, die dem Blute der Maiar nicht gerecht ist!".
"Man kann sich nicht aussuchen wer zur Familie gehört…".
"Nein, leider…", sagte Kiana.
"Vielleicht solltest du nicht so hart mit ihr ins Gericht gehen… Sie ist noch jung, hat ihre Mutter durch den Angriff auf die Stadt verloren…", fing Loki an.

Kiana schnaubte und blieb stehen. Sie lächelte ihren Reichsmarschall sarkastisch an und wandte sich ihm zu.
"Sie hat bereits ihren Weg gewählt… Ich habe ihr die Möglichkeit gegeben an meine Seite zu kommen…", sagte Kiana. Loki seufzte nur unzufrieden. "Wenn du weißt dass sie deine Schwester ist, dein Fleisch und Blut… Kannst du ihr und ihren liebsten nicht ein Stück im Norden überlassen? Du hättest nichts dabei verloren, eher gewonnen in dem die Rebellen aufhören zu rebellieren…".
"Hast du nun vollständig deinen Verstand verloren?", lachte die Königin, während sie weiterging. "Wenn ich nachgebe, werden die anderen Aufständischen nur stärker auf ihre ungerechtfertigten Forderungen beharren… Nein… Sie muss meine Herrschaft akzeptieren!".
"Kiana, damit könntest du das Sterben von weiteren Menschen verhindern und deine Schwester beschützen!".
"Ich kann es nicht zulassen, wenn in einem Teil des Reiches eine Ungerechtigkeit herrscht… Und das wird sie, wenn ich nicht darüber wache!", behauptete Kiana selbstsicher.
"Was wirst du mit ihr machen, wenn die Kommandantin sie her gebracht hat?".
"Ich weiß es noch nicht… Aber sie muss bestraft werden…", sagte die Königin nachdenklich. "Immerhin hat sie ein Verbrechen gegen die Krone begangen…".
"Meinst du nicht, dass du darüber hinwegsehen solltest? Vielleicht würde Hausarrest ausreichen?", fragte Loki und klang dabei besorgt. Kiana beäugte ihn misstrauisch. "Wenn ich sie nicht bestrafen, dann mache ich das gleiche, was all die Tyrannen vor mir getan haben… Ich werde keine Vetternwirtschaft betreiben!", entgegnete sie bestimmt. Ihr war klar, dass Loki alles versuchte, um seine kleine Geliebte zu retten. Allerdings warf es ihr nur mehr die Frage auf, ob er nicht doch etwas mit ihrer Flucht zu tun hatte. Aber was spielte es nun für eine Rolle? Kommandantin Sanya würde Octavia schon wieder zu Kiana bringen. Somit war die Flucht sinnlos.
“Deine kleine Prinzessin muss ja sowieso auch erst einmal hierher gebracht werden… Ich hoffe Lady Terelos kommt schnell zurück… Du solltest auch nicht vergessen, dass sie hier mehr in Sicherheit ist, als bei den Wilden im Norden!”, sagte Kiana. Sie vernahm Lokis irritierten Blick, störte sich aber nicht daran.
“Wir sollten uns erst einmal wichtigeren Dingen widmen… Zum Beispiel, wie wir Kommandantin Sanya belohnen könnten…”, überlegte die Königin.
“Du weiß doch nicht einmal ob sie erfolgreich ist…”.
“SIe hat trotzdem schon viel für das Reich getan… Sollte Grund genug sein!”, entgegnete sie. “Sie entscheidet sich wenigstens nicht gegen ihre Königin!”. Damit spielte sie wieder auf die Liebelei Lokis im Norden an und das Entkommen Octavias. Loki sagte nichts dazu, was ihr ein siegesgefühl gab.

Sie erreichten schließlich den Ratssaal des Palastes. Das Sonnenlicht erhellte die Mitte des Raumes. Trotzdem hingen Kronleuchter von der Decke, die den Raum zusätzlich ausleuchteten. In diesem Saal standen schon Grauer Staub und andere Kommandanten der Armee an einem großen Runden Tisch, auf dem eine Karte ausgebreitet war, die das ganze Reich abbildete.  Verschiedene Fähnchen, die in den Farben Rot und Blau waren, standen auf Orten. Die Roten auf Stellen, die in der Hand der Krone waren, die Blauen dort, wo Rebellen vermutet wurden. Viele Blaue waren in Belfalast, wo Kiana hinsah. Die anderen Männer salutierten vor ihrer Königin.
“Ich werde Sanya Terelos zur Oberkommandantin ernennen, sie hat viel für das Reich geleistet und Verschwörungen in Gondor aufgedeckt…”, fing Kiana an.
“Aber Eure Hoheit, Lady Terelos hat noch nichts erreicht… Nur einige von ihnen gefangengenommen… Und außerdem…”, sagte einer der Hauptmänner. Er trug die typische vanerische Rüstung und eine Rote Schärpe.
“Und außerdem was?”, entgegnete Kiana, “Ist sie eine Frau? Wolltet ihr das sagen?”.  Die Königin zog ihre Augenbrauen hoch und sah den Mann abwertend an, während sie auf eine Antwort wartete. Der Hauptmann senkte seinen Kopf und antwortete nicht, was sie erahnen ließ dass sie richtig lag. Ein anderer General sagte: ”Wir wissen noch nicht einmal wem ihre Loyalität gilt…”.
“Natürlich der Krone… Sonst würde sie ihre Aufträge nicht gewissenhaft ausführen…”., sagte die Königin zuversichtlich.
“Tut sie das?”.
Kiana beäugte ihn erbost.  Dass der General es schon alleine wagte, Kianas Ansichten in Frage zu stellen, empfand sie mehr als unverschämt.
“Sie ist eine ehemalige Adelige aus Cair-Andros… Ihre eigene Macht wieder zu erlangen wird wahrscheinlich oberste priorität haben… Wir sollten also aufpassen, dass sie die Rebellen Gondor unterstützt!”, behauptete der General überzeugt. 
“Ich verstehe nicht… Sie hat so viel für das Reich getan und ihr bezichtigt sie dem Verrat?”, dabei klang die Königin leicht erzürnt. “Habt ihr Beweise dafür?”.
“Noch nicht…”, sagte der General, “Aber ich kann die Rote Schärpe nicht mit Würde tragen, mit dem Gewissen dass eine Frau und Verräterin  diese als Oberkommandantin ebenfalls tragen wird …”.
Kiana schnaubte und lief um den Runden Tisch in der Mitte. Mit einem Finger schubste sie die Blauen Fähnchen um und lief weiter herum. Dann stand sie vor dem deutlich größeren General, der behauptete Sanya war eine Gefahr für das Reich. Er wirkte nervös und Kiana sah ihn direkt in die Augen.  Er selbst sah seiner Königin in ihre, wich ihrem Blick aber so gut es ging aus. Er stand stramm und Kiana trat ganz nah an ihn heran.
“Na, wenn das so ist… Gibt Eure Schärpe wieder und tritt zurück! Wollt ihr etwa das damit sagen?”, fragte Kiana ihn provokant, dennoch war sie äußerst ruhig. Der General antwortete nicht. Er war eher wie erstarrt.
“Die Königin hat Euch etwas gefragt!”, rief Grauer Staub plötzlich mit seinem Akzent aus dem Osten, sodass der General zusammen zuckte.
Daraufhin schüttelte er rasch seinen Kopf. “Nein, meine Königin… Verzeiht mir…”.
“Gut…”, sagte Kiana und ging zum Tisch um sich darüber zu beugen. Die Königin sah nochmal auf die Karte, während sie sich auf den Tisch aus Marmor stützte. Für sie waren es zu viele Blaue Fähnchen, auch wenn diese meist verstreut über die Karte waren.
“Grauer Staub, sorgt dafür dass unsere neue Oberkommandantin mit mehr Männern und Mitteln für ihre Mission versorgt wird… Ich möchte Gondor befreit von allen Aufständischen haben!”.
Er verbeugte sich tief vor ihr und machte sich auf den Weg. Ihr Blick streifte Loki, der nur ruhig auf dem Boden sah. Die Königin erklärte das Ende der Besprechung. Die Würdensträger der Armee salutierten erneut, während sie aus dem Ratssaal ging. Loki folgte ihr.

Im Thronsaal angekommen, wollte sie gerade die Stufen zu ihrem Thron hinaufgehen, da kam ein Soldat in den Saal gestürmt. Er erklärte, dass Sanya und ihre Männer zurück in Minas-Tirith waren.
Sie ist schneller als ich erwartet habe! Dachte sie sich und sah triumphierend zu Loki, der sie nur von der Seite anblickte. Er schien mit der Nachricht ganz und gar nicht zufrieden. Kiana freute sich innerlich, dass die junge Frau die sie ermorden wollte… Ihre eigene Schwester… Nun einer gerechten Strafe unterzogen werden konnte. Gleichzeitig konnte sie sich natürlich auch an Loki rächen, der Octavia seiner Königin vorzog.
“Reichsmarschall, bitte veranlasst alles nötige, um Lady Terelos’ Beförderung zu honorieren! Ich möchte das die gesamte Armee, alle Würdenträger und Kommandanten anwesend sind! Das Volk soll sehen, dass eine Frau einen hohen Posten hat. Sie soll die neue Ordnung neben ihrer Königin symbolisieren!”, befahl Kiana stolz. Sie war zuversichtlich, dass Sanya erfolgt gehabt hatte. Sonst konnte sie niemals schon so früh zurück sein…


Kiana Vaneryen im Thronsaal von Minas-Tirith

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Saizo

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Minas Tirith
« Antwort #19 am: 9. Feb 2021, 14:15 »
Minas Tirith (Gondor)



Sanya und Mithrendan aus Anórien

Am Palast empfing Sanya ein Spalier aus Ehrenwachen, was sie sogleich in Alarmbereitschaft versetzte. Noch mehr verunsicherte es sie, als die Ostlinge vor dem Eingang der großen königlichen Halle sie baten, allein einzutreten. Mithrendan grinste. "Tja, sieht ganz so aus als müsstest du da ohne mich durch, San-"
Sie brachte ihn mit einem tödlichen Blick zum Schweigen und er ging lächelnd seiner Wege. Sanya vermutete, dass sie ihren alten Freund später in irgend einer Taverne finden würde, bei bester Laune und Gesundheit. So war er nun einmal, er ließ sich selten lange von Rückschlägen die Laune verderben.
Sanya amtete tief durch. Also gut, dachte sie. Bringen wir es hinter uns. Sie stieß die großen Torflügel mit etwas Mühe an und sie schwangen nach innen hin auf. Sanya kam allerdings nicht weit, denn ihr Weg wurde von ihrem obersten Vorgesetzten, dem Reichsmarschall Loki blockiert. Sanya blieb stehen und ihr wurde innerlich gleichzeitig warm und kalt, als sie seine misstrauische Miene sah.
"Wo ist das Mädchen?" verlangte Loki unfreundlich zu wissen.
"Sie ist tot," stellte Sanya im leisen Ton klar. "Es war ein Unfall."
"Eure Befehle waren eindeutig, Sanya," sagte der Reichsmarschall und sie konnte die unterdrückte Wut in seinem Gesicht sehen. Ob an den Gerüchten etwas dran war, dass Loki und Octavia ein Paar gewesen sein sollten? "Ihr hattet die klare Anweisung, Octavia lebendig zurückzubringen!"
Genau so eine Rüge hatte Sanya bereits erwartet, allerdings nicht von Loki, sondern von der Königin. "Es ließ sich nicht verhindern, Reichsmarschall," sagte sie beherrscht, auch wenn ihr das nicht leicht fiel. "Sie hat eine Brücke zum Einsturz gebracht und ist in die Tiefen gestürzt, nachdem wir sie gefangen genommen hatten."
Lokis Augen verengten sich und er starrte Sanya eine volle Minute lang an, ohne etwas zu sagen. Dann knurrte er leise: "Du hättest besser erst gar nicht nach ihr suchen sollen. Deinetwegen ist Octavia nun tot..."
Sanya glaubte schon, er würde sie schlagen, doch Loki ließ nur frustriert seinen Atem entweichen, dann gab er den Weg frei und deutete zum Thron, auf dem die Königin bereits wartend zu ihnen hinüber blickte. "Geh mir aus den Augen..." raunte Loki ihr noch zu, dann verschwand er aus dem Saal.

Mit einem unguten Gefühl im Bauch marschierte Sanya den zentralen Gang des Thronsaals entlang. Am anderen Ende erwartete sie nicht nur Königin Kiana, sondern auch einige andere ranghohe Mitglieder der Armee, unter ihnen auch ein Mann im Rang eines Generals. Als Sanya zu ihnen trat, machten die Würdenträger ihr Platz, damit sie vor dem Thron auf die Knie gehen konnte. Sie ließ sich wie es Sitte war auf das linke Knie nieder und senkte das Haupt.
"Du bist zurück, meine treue Lady Terelos!" hörte sie Kianas Stimme. Die Königin klang geradezu fröhlich. "Erhebe dich!"
Als Sanya aufstand, sah sie, dass Kiana sie warm anlächelte. Es schien, als wäre ihre Laune das genaue Gegenteil zu Lokis Stimmung. "Euer Gnaden, ich-" setzte Sanya an, doch die Königin brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen und nickte dann dem General zu. Dieser trat neben Sanya, in den Händen hielt er eine schmale, rote Schärpe - das Rangabzeichen eines Oberkommandanten. Ein Amt, das direkt über Sanyas derzeitigem Rang stand.
"Für Eure Treue und Euer Pflichtbewusstsein werdet Ihr, Lady Sanya Terelos, hiermit in den Rang einer Oberkommandantin befördert," sagte der General etwas unwillig.
"So ist es!" bestätigte die Königin gut gelaunt. "Denn auf dich kann ich mich verlassen, meine Liebe! Sag mir, wo hast du Octavia hinbringen lassen? Wartet sie vor dem Thronsaal?"
"Herrin, es... kam zu Komplikationen," sagte Sanya niedergeschlagen, während der General ihr auf umständliche Art und Weise die Schärpe umhängte. Sie kam sich vollkommen fehl am Platz vor, durfte es sich aber natürlich nicht anmerken lassen.
Das Lächeln der Königin geriet ein wenig ins Wackeln. "Erkläre mir, wie du das meinst," sagte sie etwas ruhiger.
"Den Kundschaftern ist es gelungen, die Spur der Verräterin bis nach Anórien hinein zu verfolgen, und wir konnten sie lebendig gefangen nehmen. Wir hatten schon die Hälfte des Rückwegs hinter uns gebracht, da geschah etwas unvorhergesehenes..."
"Sie ist dir aber doch nicht etwa entkommen?" Die Stimme der Königin klang nicht anklagend oder drohend, aber ein Teil der Fröhlichkeit war daraus verschwunden, wie Sanya besorgt bemerkte.
"Das nicht, nein. Sie ist tot, Euer Gnaden."
"Tot..." wiederholte Kiana und blickte Sanya mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck an. "Sie war meine Halbschwester und nun ist sie tot? Wie kam es dazu?"
"Sie brachte eine etwas marode Brücke zum Einsturz," erklärte Sanya und beschrieb die Umstände so genau sie konnte. "Diesen Sturz kann niemand überlebt haben. Es tut mir Leid, Euer Gnaden. Eure Halbschwester... ist tot. Ich habe versagt."
"Versagt? Aber nicht doch, meine Liebe. Du magst so gesehen zwar Octavia auf dem Gewissen haben, aber ich bin dir dafür dankbar! Sie wird nie wieder eine Bedrohung für mich sein, und ich wollte sie sowieso nicht als Verwandte haben, da wärst du mir lieber, Sanya!"
Die Königin stand auf und kam die Stufen des Thrones herunter. "Komm, wir stellen dich der Armee vor. Sie sollen von deinem Erfolg erfahren!"

Sanya war zu verdutzt, um zu widersprechen, und gewzungenermaßen folgte sie Kiana nach draußen auf den großen Vorhof des Thronsales, wo sich eine große Menge von Soldaten versammelt hatte, sowohl Krieger Gondors als auch die treuen Ostlinge der Königin. Ein Stück neben dem Eingang zur großen Halle, aus der sie gerade gekommen waren, stand ein steinernes Podest, von wo aus Kiana sich nun an die Menge wandte und mit lauter Stimme zu ihnen sprach:
"Mein Volk, meine tapferen Soldaten, ihr seid hier, um Lady Sanya Terelos zu ehren und Gerechtigkeit einzufordern! Wie ihr alle wisst, hat es einen Angriff auf das Herz unseres Reiches gegeben. Doch es war kein Feind von außen, der versucht hat, eure  Königin zu ermorden, sondern eine Verräterin aus unserer Mitte! Aus unserem Volk! Die Gier nach Macht trieb sie an, als sie mich zu töten versuchte. Und sie ist nicht alleine! Auch versucht der feige Anführer der Rebellen aus Gondor, der Silberne Schwan wie er sich selbst nennt, euch alle zu täuschen! Doch wir gehen stärker aus diesen Krisen hervor als wir es zuvor waren, denn der Verrat wurde durch eine meiner getreuesten Anhängerinnen aufgedeckt: Oberkommandantin Sanya Terelos! Die Krone dankt Euch, das Reich salutiert Euch!"
Die Königin machte Sanya platz, damit sie an ihrer Stelle an das Podest treten konnte und die Menge sie gut sehen konnte. Sanya fiel nichts Besseres ein, als dabei zu salutieren, und alle anwesenden Soldaten taten es ihr gleich. Die Ostlinge rammten ihre Speere mehrmals in den Boden, was ein rythmisches Stampfen erzeugte, es war ihre Art der Ehrerbietung.
Als sich der Lärm wieder beruhigt hatte, kehrte die Königin zurück an das Podest, und Sanya trat beiseite.
"Diese Verräterin, die versucht hat euch eurer Königin zu berauben, wurde zur Strecke gebracht! Und so soll der Tod der Verräterin eine Warnung sein... Eine Warnung für alle, die sich uns entgegenstellen! Egal ob von außen oder innen! Denn dieses Reich haben wir alle gemeinsam erkämpft, und die Krone kann nicht getäuscht werden und das Reich niemals zerstört werden!".
Daraufhin folgte Jubel der Soldaten sowie erneutes Stampfen der Speere der Ostlinge, dann führte Kiana Sanya fort von dem großen Platz, in einen kleinen Garten im Schatten der großen Palastanlage. Dort nahm die Königin auf einem bequemen Stuhl Platz und musterte Sanya einen langen Augenblick lächelnd.
"Wie fühlst du dich jetzt, als frisch gebackene Oberkommandantin?"
Die vertrauliche Anrede verwirrte Sanya, denn sie wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Immerhin war dies erst das dritte Mal, dass sie mit Kiana Vaneryen sprach, und die Königin behandelte sie beinahe als wären sie langjährige Freundinnen. "Ich... weiß nicht, ob ich diese Ehre verdient habe, Euer Gnaden," gab sie vorsichtig zu.
"Natürlich hast du das. Stellst du etwa meine Entscheidung in Frage?" Kiana klang anfangs streng, doch dann gab sie ein kleines Kichern von sich und Sanya erkannte, dass sie Königin sich einen Scherz erlaubt hatte. "Ich bin mir absolut sicher, dass du die Aufgaben gut meistern wirst, die dir gestellt werden."
"Ich denke, es wäre das Beste, wenn ich mich nun wieder der Jagd nach dem Silbernen Schwan widme, Euer Gnaden," schlug Sanya vor. Noch hatte sie niemandem von ihrer Begegnung mit dem Verräter in Anórien erzählt.
"Du willst schon wieder fort? Aber ich hätte dich gerne noch ein Weilchen an meiner Seite!" sagte die Königin und klang dabei etwas enttäuscht.
Sanya versuchte, so diplomatisch zu sein wie sie konnte. "Je länger ich zögere, desto kalter wird die Spur werden, die der Silberne Schwan hinterlassen hat."
"Nun gut, du bist weiter pflichtbewusst, wie ich dich kennengelernt habe," sagte Kiana milde lächelnd. "Dann geh, tu was du tun musst und enttäusche deine Königin nicht, was ich aber bezweifle dass du das tun wirst." Dabei ergriff die Herrscherin Sanyas Hände Sanyas und hielt sie sanft fest, während sie sich von ihr verabschiedete.
Mit mehr Fragen als Antworten im Kopf verließ Sanya anschließend den Garten und machte sich auf die Suche nach Mithrendan.
« Letzte Änderung: 13. Feb 2021, 00:26 von >Darkness< »

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #20 am: 9. Feb 2021, 18:48 »
Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)

Kiana im Palast der Weißen Festung



Kiana sah ihrer neuen Oberkommandantin eine Zeit lang noch nachdenklich und verträumt hinterher. Nachdem Sanya die Gärten verließ und sich von der obersten Ebene der weißen Festung entfernte, ging sie zurück in den Thronsaal. Sie hoffte irgendwo ihren Reichsmarschall zu finden, doch er war nicht dort. Grauer Staub stand, wie so oft, an ihrem Thron. Auch genügend Ostlingsoldaten wachten jeweils an den Seiten des Ganges zum Thron. Das Gefühl von Glück breitete sich in ihr aus. Sie fühlte sich ihrer Macht so sicher, wie lange Zeit nicht mehr. Sie schien auch  niemanden zu  geben, der ihre Macht und sie selbst brechen konnte. Die kurzen Ängste waren nur einen Moment, doch nieder konnte sie niemand machen. Auch Octavia nicht.
Armes kleines Ding… Verschwendetes Blut… Ich hätte großes aus ihr machen können... seufzte die Königin enttäuscht, behielt aber ihr Lächeln auf den Lippen.
Sie goss sich etwas Wein ein und nippte zufrieden an ihrem Kelch. Ihre Gedanken kreisten um Sanya, wie sie vor ihr kniete und in den Gärten saß. Fröhlich ging sie mit langsamen Schritten auf Grauer Staub zu.
“Sie ist hübsch nicht wahr?”, fragte sie ihn, der sie nur irritiert ansah. “Lady Terelos ist hübsch!”.
“Ich kann dazu nichts sagen, ich bin ein Krieger… Ich achte nicht auf die Schönheit von anderen…Und kenne mich damit nicht aus...”, dabei sprach er in seinem Akzent aus dem Osten. “Hauptsache, sie ist meiner Königin nützlich!”.
“Willst du etwas damit sagen, dass deine Königin nicht hübsch ist?”, scherzte sie.
“Ihr seid Wunderschön, meine Königin… Niemand wird hübscher sein als ihr es seid!”.
“Und was ist mit Mina? Fandest du sie nicht schön?Hast du sie nicht geliebt?”, dabei beobachtete sie sein Gesicht. Der sonst so ernste Ausdruck verformte sich in Trauer. Dann verwandelte sich seine Miene in Zorn. “Mina… War meine Schwäche…”, presste er nur heraus.
“Ich verstehe schon…”, sagte sie nachdenklich. “Mir schmerzt ihr Ableben auch noch sehr… Aber Imrahil hat seine gerechte Strafe dafür bekommen!”.
Grauer Staub verbeugte sich vor ihr. “Dank euch, meine Königin!”.
Zufrieden nippte sie weiter an ihrem Kelch. Sie wandte sich von ihrem Reichsgeneral ab und sah stolz zum Thron hoch. Es war ein langer und schwieriger Weg, bis sie endlich auf diesem Thron sitzen konnte und die Krone tragen konnte, die ihr rechtmäßig zustand. Lange konnte sie darüber allerdings nicht nachdenken. Immer wieder vertrieb Sanya die anderen Gedanken aus ihrem Kopf. Sie sah sie vor sich stehen. Mit ihrem Sandblonden Haar und ihren Grauen Augen. Sie fühlte noch die Hände der Frau, die sich unglaublich zart anfühlten, obwohl sie oft in lederne Handschuhe gepackt waren und den Griff eines Schwertes umschlossen.
Die junge Maia richtete ihr silbernes langes Haar auf ihre linke Seite.
Das kann nicht sein..., dachte sie sich noch. Hatte sie sich etwa in ihre Oberkommandantin vernarrt? Die Gedanken an Sanya ließen in ihr eine starke wärme aufsteigen, sodass sie das Gefühl hatte, alleine durch die Gedanken eine Gesichtsrötung zu bekommen. Wie gerne hätte sie die sandblonde Frau noch eine Weile an ihrer Seite gehabt, sie weiter kennengelernt… Ihre Geschichte erfahren. Sie noch einmal berühren… Aber doch! Sie fühlte sich ihr zugetan...
Das muss an diesem Wein aus Dorwinion liegen!, redete sie sich kopfschüttelnd ein. Ich werde noch vollkommen verrückt!.
Sie stellte den Kelch wieder weg und machte sich auf dem Weg durch den Palast. Sie wollte Loki finden, der plötzlich spurlos verschwunden war.

Durch die langen steinernen Gänge des Palastes ging die Königin zu dem Gemach Lokis. Dabei wichen ihr noch immer die Wachen nicht von der Seite. Vorsichtig öffnete sie die dunkle Tür aus Holz. Dort saß Loki auch schon. Er saß am Fenster und blickte nach draußen. Als er seine Königin sah, wischte er sich über die Augen, vermutlich seine Tränen und wandte sich ihr stramm zu. Dabei lag er ein Stück Papier und eine Feder auf den Tisch neben sich.
“Euer... Gnaden…”, sagte er trotzdem höflich, während er er seine Nase schnaubte. Kiana störte sich nicht daran. Sollte er doch um die tote Verräterin trauern. Sie war nun aus dem Weg geräumt... Dank ihrer fähigen Oberkommandantin. Mit einer Geste zeigte sie ihren Wachen, dass es in Ordnung war, wenn sie den Raum verließen und die beiden alleine ließen.
“Ich habe dich bei Ernennung von Lady Terelos vermisst…”, sagte sie streng. “Als Reichsmarschall war es deine Pflicht, an meiner Seite zu stehen!”.
“Ich..Ich…”, stotterte er hervor. “Ich konnte… Ich brauchte einen Moment für mich alleine…”.
Kiana blieb es nicht unbemerkt, dass er bedrückt war und gleichzeitig erzürnt. Sie ging langsam einige Schritte auf ihn zu. Er hatte seine Arme auf dem Rücken verschränkt.
“Ich hoffe du hast das richtige getan…”, sagte er getroffen.
“Sie wollte mich ermorden… Sie wollte deine Königin, die Frau die du liebst, ermorden…”, sagte sie und griff die Hände des deutlich größeren Mannes.
“Ich meine diese Lady Terelos… Immerhin hat sie noch immer deine Halbschwester auf dem Gewissen… Mich würde es stutzig machen…”.
“Nein, das würde sie nicht… Ich spüre diese Verbindung, die ich zu Sanya habe! Und wenn Octavia selbst diesen Weg gewählt hat, ist es ihre eigene Schuld…”, entgegnete Kiana.
Sie ließ von Loki ab und setzte sich auf sein Bett. Aufgeregt rieb sie sich ihre Beine. Sie fühlte sich für einen kurzen Moment wieder wie ein kleines Mädchen das für einen Jungen schwärmte. Ein Mädchen, wie sie damals eines in Mistrand der Hauptstadt Rhûns war. Noch so jung, ohne Titel, ihre Drachen und Armeen.
“Ich kann nicht aufhören an sie zu denken…”, fing Kiana wieder verträumt an.
“Ich verstehe nicht?”, entgegnete Loki trocken.
“Ihr Sandblondes Haar, ihre hellen Grauen Augen, die mich beobachten… Ihr Stupsnäschen…”, lachte sie Liebevoll und ließ ihren Oberkörper rückwärts auf das Bett fallen. Die Krone aus dem schwarzen Metall rutsche ihr von ihrem Kopf.
“Sie ist so stark und ihrer Königin treu…”, schwärmte sie weiter.
“Geht es dir gut?”, vergewisserte sich Loki, der Kiana mehr als skeptisch betrachtete, während sie sich fast schon in seinem Bett wälzte.
“Hattest du etwa zu viel Wein?”.
Die Königin stützte sich auf ihre Armen ab, um ihren Oberkörper hochzuhalten. Dabei warf sie ihm einen erbosten Blick herüber. Sie verstand nicht, was er hatte. War er etwa nicht froh, dass seine Königin glücklich war? Natürlich war ihr bewusst, dass Octavia verstorben war. Seine kleine Geliebte.
“Was ist? Darf ich nicht glücklich sein?”, fuhr sie ihren Reichsmarschall an.
“Natürlich darfst du das… Mich wundert es nur, weil du vor wenigen Tagen noch genau das Gegenteil gefühlt hast…Du warst gebrochen… Hattest Angst um dein Leben...”.
Die junge Maia warf ihren Kopf nach hinten und lachte auf. Dann schnappte sie sich die Krone, die sie schnell wieder auf ihren Kopf setzte und erhob sich. Wieder ging sie auf Loki zu, dessen Blick sich nicht veränderte. Er wirkte schon eher entsetzt. Fast ängstlich.
“Vielleicht solltest du mir erst einmal verraten, was du eben auf dem Brief geschrieben hast…”, stachelte Kiana plötzlich.
“N-nichts…”, stotterte Loki hervor.
“Dann kannst du mir den Brief ja zeigen!”, forderte sie. Loki seufzte und nahm den Brief vom Tisch. Er drückte ihn Kiana in die Hände. Darauf war nichts deutliches geschrieben. Immer wieder waren Worte deutlich durchgestrichen und die Tinte war verlaufen, da sie feucht geworden sein musste. Kiana vermutete, dass seine Tränen dafür verantwortlich waren. Zögerlich übergab sie das Papier wieder ihren Reichsmarschall und erwartete noch eine Erklärung, was sie mit ihrem Gesichtsausdruck zeigte.
“Ich wollte nur die Entschädigungen und das Beileid für die hinterbliebenen Familien der verstorbenen Soldaten aufsetzen…”, behauptete er.
“Ach...so…”, antwortete sie und zog das Wort dabei künstlich in die Länge. “Du bist ja doch noch ein fähiger Reichsmarschall!”.
“Warum machst du das?”.
“Mach ich was?”, fragte Kiana unschuldig.
“Warum machst du dich über mich lustig? Ich kann nunmal nichts dafür, dass das im Norden passiert ist… Mit Octavia…”.
“Ich mache mich doch nicht lustig über dich…”, dabei hatte sie einen deutlichen Unterton in ihrer Stimme. Sie wusste, dass sie sehr provokant damit war, was  und wie sie es sagte. “Und... Octavia… Ist für mich vergessen… Keine Sorge!”
Loki wandte sich von ihr ab und sah aus dem Fenster. Kiana wollte aber seine Aufmerksamkeit haben. Immerhin war sie die Königin. Sie machte noch einen Schritt nach vorne, sodass sie ganz dicht an Loki stand.
“Du nimmst mich doch auch nicht ernst, wenn ich dir erzähle, dass ich Sanya zugetan bin…”, sagte die junge Königin. “Du willst mir sogar verbieten, dass ich glücklich bin… Obwohl ich deine Königin bin...”.
“Ich denke nicht, dass du dir etwas verbieten lassen würdest… Das hast du noch nie… Und es ist auch nicht meine Absicht...”, entgegnete Loki, “...Aber Sanya… Mach dich nicht selbst lächerlich…”.
“Bist du etwa eifersüchtig, Reichsmarschall?”, wollte sie wissen und spielte an seiner Kleidung herum.
“Auf Lady Terelos? Ich bitte dich…”, schnaubte er hervor.
“Das Volk liebt seine Königin… Die Armee liebt die Königin… Nur du nicht…”, behauptete sie mit einer Enttäuschung in ihrer Stimme.
“Du weißt, dass das nicht stimmt…”.
“Dann beweis es deiner Königin!”.
Kiana versuchte die Lippen des größeren Mannes mit ihren zu erreichen. Zunächst hielt er sich zurück, doch dann erwiderte er ihre Geste um sie zu küssen. Kiana hatte noch immer ihre Oberkommandantin im Kopf auch wenn ihr nicht ganz klar war, was dies bedeutete. Ihre Krone rutschte ihr dabei wieder von ihren silbernen Haaren herunter auf den Boden. Doch die junge Maia kümmerte sich nicht darum...

Später war Kiana wieder im Thronsaal angekommen. Grauer Staub kam aus dem Ratssaal gelaufen um sofort bei seiner Königin zu sein. Die junge Maia stieg die Stufen hoch und nahm wieder platz auf ihren Thron.

 

Kiana Vaneryen verbleibt im Thronsaal von Minas-Tirith
« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:31 von >Darkness< »
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Minas Tirith
« Antwort #21 am: 11. Feb 2021, 11:54 »
Minas Tirith (Gondor)



Sanya und Mithrendan in einer Taverne in Minas Tirith

Wie erwartet hatte Sanya Mithrendan in einer der Tavernen im untersten Stadtring aufgestöbert. Anstatt jedoch, wie es für sie üblich war, früh ins Bett zu gehen, blieb sie noch eine ganze Weile bei ihrem alten Freund an dem kleinen Tisch in der Ecke des "Rostigen Nagels" sitzen und wunderte sich gemeinsam mit ihm über viele Dinge, nicht zuletzt den ungewöhnlichen Namen der Schänke in der sie saßen.
"Wieso benennt man sein Etablissement nach einem rostigen Nagel?" fragte sich Sanya und zupfte nachdenklich eine widerspenstige Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Sie trank normalerweise nicht, aber Mithrendan hatte sie überredet, ihre Beförderung zumindest mit einem Krug Met zu würdigen. Besagter Krug war mittlerweile zu zwei Dritteln leer, nachdem eine aufmerksame Bedienung ihn bereits einmal ungefragt wieder aufgefüllt hatte, ehe Sanya widersprechen konnte.
"Da muss eine ziemlich komische Geschichte dahinterstecken," sagte Mithrendan amüsiert. Er hatte die Füße auf den Tisch hochgelegt und die Arme entspannt hinter dem Kopf verschränkt. Sowohl er als auch Sanya trugen hier unten nicht ihre Rüstungen, denn sie wollten nicht auffallen. Stattdessen waren sie in Kleidung gehüllt, die sie wie normale Bürger der Stadt wirken ließ.
Sanya stütze die Ellbogen auf dem Tisch ab und legte ihre Hände unter ihr Kinn. "Vielleicht fand der Wirt einen rostigen Nagel, und..." Sie winkte ab. "Nein... ach, ich weiß auch nicht."
"Du wirkst so durcheinander," sagte Mithrendan. "Was ist denn los mit dir?"
Anstelle einer Antwort nahm Sanya einen großen Schluck aus ihrem Krug. Sie spürte, wie ihr innerlich warm wurde. Normalerweise nahm sie gar keinen Alkohol zu sich, selbst die beim Adel so beliebten Weine waren nicht wirklich ihr Fall. "Weiß' nicht," gab sie etwas undeutlich zurück nachdem sie ihr Getränk abgesetzt hatte. "Ich komm' mir... komisch vor."
"Mehr als sonst?" neckte Mithrendan sie.
"Idiot," schoss Sanya zurück. Sie war nicht in Stimmung für Scherze, stattdessen fühlte sie sich als könnte sie losheulen. "Wieso hat sie das getan?"
"Wer hat was getan?" fragte Mithrendan nach. Er hatte verwundert die Brauen zusammengezogen und setzte sich nun aufrechter hin. "Erzähl's mir."
"Kiana! Ich... ich meine, die Königin," korrigierte sich Sanya hastig und senkte ihre Stimme. "Wieso hat sie mich befördern lassen?"
"Na, weil du sehr gut in dem bist, was du tust, Sanya."
"Aber... ich hab' versagt."
"Du meinst, weil Octavia tot ist? Und wie genau soll das deine Schuld gewesen sein?"
"Sie war in meiner Obhut als sie starb," sagte Sanya niedergeschlagen. "Der Reichsmarschall hat sich da ganz klar ausgedrückt, von ihm habe ich so ziemlich das zu hören bekommen, was ich von der Königin erwartet hatte. Aber..."
"Aber...?" hakte Mithrendan nach.
Sanya leerte ihren Krug und wischte sich den Mund ab. Kaum hatte sie das Gefäß abgestellt, kam eine der Bedienungen vorbei und füllte es ungefragt. Sanya hob noch einen Finger, um Widerspruch einzulegen, doch sie war viel zu langsam. Verdutzt ließ sie die Hand wieder sinken. "Ist... ist das normal hier?" fragte sie leise.
"Wenn du nicht möchtest, dass sie dir automatisch nachschenken, darfst du deinen Krug nicht leer auf den Tisch stellen," erklärte Mithrendan grinsend. "Sondern ihn kopfüber drehen, sobald er leer ist."
Wie automatisch griff Sanya nach ihrem Becher und wollte ihn schon umdrehen, als ihr klar wurde, dass er ja noch voll war. Kopfschüttelnd starrte sie auf ihre Hände. Hatte sie das Denken verlernt?
"Also, was ist jetzt mit meiner Frage?" wollte ihr alter Freund wissen. "Was war denn so seltsam an dem, was die Königin gesagt hat?"
"Sie war... naja, sie hat mich so sehr gelobt und dann befördert, als hätte ich... keine Ahnung, ihr das Leben gerettet oder so," meinte Sanya. "Dabei hat sie Octavia doch lebendig haben wollen, oder?"
"Ja, so lautete der Befehl," bestätigte Mithrendan.
"Aber stattdessen hat sie sich bei mir bedankt und gesagt, es wäre ihr lieber wenn ich ihre Schwester wäre und nicht diese Verräterin."
Mithrendan kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Hmm... nun, es geht das Gerücht um, dass die Königin nicht viele... Freunde hat, dort oben im Palast?"
"Wie meinst du das?" Sanya nahm einen kleinen Schluck und beobachtete Mithrendan abwartend.
"Sie hat natürlich ihre treuen Ostlinge und andere Untergebene, sowie den Reichsmarschall als engen Vertrauten, aber... hast du sie schon einmal mit einer Freundin sprechen sehen?"
"Ich habe sie selbst erst drei- oder viermal gesehen."
"Stimmt auch wieder. Aber der Punkt ist, dass man sagt, dass Kiana Vaneryen keine gute Freundin hat, um es mal so direkt zu sagen." Er schaute Sanya bedeutungsvoll an.
"Du meinst... sie hat mich befördert, weil sie sich mit mir anfreunden will?" murmelte Sanya etwas undeutlich.
"Vielleicht. Es ist nur so eine Ahnung," sagte Mithrendan. "Wer weiß?"
"Dann hab' ich diese blöde Schärpe nicht verdient," ärgerte Sanya sich. "Ich habe noch kaum etwas erreicht... der Silberne Schwan läuft weiter frei herum und im Norden ist eine echte bewaffnete Rebellion im Gange."
"Die Rebellen sind aber nicht deine Aufgabe, sondern die Aufständischen hier in Gondor," erinnerte Mithrendan sie sanft.
"Und Kiana?" Sanya vergaß, die Königin bei ihrem Titel anzusprechen. "Sie ... sie ist so anders als ich erwartet habe. Freundlich... irgendwie zutraulich? Ganz anders als die Aufständischen sie immer darstellen."
Mithrendan lachte. "Du solltest dich mal hören, Sanya. Da spricht die Königin einmal mit dir und schon bist du vollkommen durcheinander?"
"Das ist dieses Gesöff, das ist schuld," knurrte Sanya und leerte ihren Krug, dann knallte sie ihn verkehrt herum auf den Tisch.
"Oho!" amüsierte sich Mithrendan. "So eine heftige Reaktion, spricht da nur der Alkohol aus dir, oder steckt da mehr dahinter?"
Sanya blickte ihn böse an. "Wenn du weißt was gut für dich ist, hältst du jetzt besser den Mund," warnte sie ihn. Innerlich verstand sie sich selbst nicht, wieso wurde sie so gereizt wenn es um Kiana ging? Und wieso waren ihre Wangen so warm? Sie schob es auf den Alkohol, den sie nicht gewohnt war. Aber ein Teil von ihr ahnte, dass das nicht ganz stimmen konnte.
"Schon gut, schon gut," sagte Mithrendan und hob abwehrend die Hände, doch sein Grinsen verschwand nicht. "Was ist nach deiner Beförderung noch passiert?"
"Wir... wir waren in diesem kleinen Garten, Kiana und ich," sagte Sanya undeutlich.
Mithrendan hob die linke Augenbraue. "Und...?"
"Wie, und? Sie wollte mich überreden, noch ein Weilchen in Minas Tirith zu bleiben. Aber das geht nicht, wir müssen doch unsere Pflicht erfüllen und den Silb-"
Ihr alter Freund hob einen Finger und brachte Sanya zum Schweigen. Sie starrte ihn irritiert an, doch er schien angestrengt auf etwas zu lauschen, das Sanya nicht hören konnte. Sie ließ die Schultern sinken und schloss für einen Moment die Augen.
Was mache ich hier eigentlich? fragte sie sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Sie sah Kiana vor sich, mit ihrem hellblonden Haar, das immer in sehr komplex wirkenden Frisuren getragen hatte. Erschrocken bemerkte Sanya, wie sie ihre Herrscherin nun auch in Gedanken schon mit ihrem Namen ansprach, und nicht länger als "Euer Gnaden".

"...Lieferung nach Lossarnach soll morgen eintreffen..."
"...sicher, dass dir niemand gefolgt ist? Wenn die königlichen..."
"...gegen Mitternacht hinter dem großen Wachturm außerhalb der Stadt..."
"...ihr endlich etwas Feuer unterm Hintern machen, damit..."
Fetzen eines Gepräches drangen an Sanyas Ohr, und mit einem Mal war ihre Trunkenheit wie weggeblasen. Sie öffnete vorsichtig die Augen und stellte fest, dass Mithrendan anscheinend derselben Unterhaltung zuhörte. Er nickte Sanya kaum merklich zu. Mit Mühe gelang es ihr, den Hintergrundlärm der Taverne besser auszublnden und sich zu konzentrieren.
"Und du bist dir sicher, dass die Aktion funktionieren wird? Immerhin würde das alles mitten in der Hauptstadt passieren."
"Ja, so ist es beabsichtigt. Das wird für großen Aufruhr sorgen und allen zeigen, dass die Drachenschlange machtlos ist."
"Nun gut... und du bist dir sicher, dass das so funktionieren wird? Sind die Wachen am Tor geschmiert worden?"
"Natürlich. Der Schwan ist da nicht knausrig mit seinem Geld... jetzt sei nicht so besorgt und trink noch einen mit mir, ja? Vier Tage noch... dann wird es uns besser gehen. Viel besser."
"Vier Tage, ja... und dann rollen hoffentlich ein paar Köpfe."
"Wirst es sehen, wirst es sehen!"
Sanya stand auf und gab dabei vor, mehr zu schwanken als sie es sonst getan hätte. Dabei warf sie so unauffällig es ging einen Blick in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Zwei Männer saßen dort, einer trug die Rüstung eines Stadtwächters, der andere sah wie ein einfacher Reisender in einem braunen Mantel aus. Schnell löste Sanya ihren Zopf, um sich nicht zu verraten, und stolperte zur Bar hinüber. Der Wirt, der gerade einige Krüge abspülte, musterte sie gelassen, ohne etwas zu sagen. Sanya war dem Gespräch dadurch näher gekommen und legte den Kopf auf den Tresen ab, ihre Arme als Kissen verwendend, und lauschte weiter.
"Wo habt ihr eigentlich so viel von diesem Zeug herbekommen? Wie nennt man es doch gleich? Isen....feuer?"
"Leise, leise!" zischte der Andere und senkte seine Stimme. "Mach dir deswegen keine Gedanken, selbst ich weiß nicht wo es herkommt. Der Schwan hat es beschaffen lassen."
"Und es ist sicher, ja?"
"Wenn man sich nicht wie ein Idiot anstellt, schon. Steh nicht daneben wenn es hochgeht!"
"Hab' ich nicht vor... ich kenne die Geschichten die man sich darüber erzählt."
"Bald werden es die Menschen von Minas Tirith noch besser kennen als es ihnen lieb ist! Ich kann's kaum erwarten."
"Wenn der Thronsaal nur noch eine rauchende Ruine ist, werden wir uns alle besser fühlen, das versprech' ich dir. Viel besser."
Sanya hörte, wie die Männer aufstanden und die Taverne verließen. Sie blieb noch ein Weilchen in ihrer Position, bis Mithrendan zu ihr kam und ihren Arm über seine Schulter legte. "Ich glaub', das Mädel hier hatte genug für heute," raunte er dem Wirt verschwörerisch zu, dann half er Sanya dabei, vom Tresen wegzugehen. Sie spürte ihr Herz klopfen, als ihr die ganze Wahrheit langsam klar wurde. Zwar trübte der Alkohol noch immer ein wenig ihre Gedanken, doch dennoch war ihr unmissverständlich klar, was die Aufständischen planten: In vier Tagen wollten sie mit dem Isenfeuer den Thronsaal Kianas zum Einsturz bringen!
« Letzte Änderung: 15. Feb 2021, 14:33 von Saizo »

Darkayah

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #22 am: 11. Feb 2021, 21:30 »
Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)

Kiana Vaneryen im Palast von Minas-Tirith



Kiana verstand noch immer die mysteriösen Gedanken über Sanya nicht. Egal was sie machte, musste sie an die Frau mit dem Sandblonden Haar denken. War sie nun wirklich Verrückt geworden? Sie fragte sich auch andauernd, wo ihre Oberkommandantin jetzt war und was sie machte. Kiana hoffte, sich wenigstens durch ein Fest ablenken zu können, an dem alle Würdenträger des Reiches eingeladen werden sollten. Natürlich betraf auch Sanya diese Einladung. Die junge Maia hätte Sanya ganz sicher nicht außen vor gelassen. Gleichzeitig bot das Fest eine Möglichkeit, mehr über sie zu erfahren.
Die Königin saß am runden Tisch des Ratssaals, zusammen mit Grauer Staub, Loki und weiteren Personen ,die an der Planung beteiligt waren. Etliche Dinge wurden schon vorbereitet. Kisten mit Essen und Dekorationen in den Palast gebracht.
“Ich möchte alles in Rot und Schwarz haben… Alles andere gefällt mir sowieso nicht…”, sagte die Königin in die Runde.
“Euer Gnaden, es ist sind die Farben eures Hauses… Ich kann es verstehen, aber meint Ihr nicht, dass etwas anderes besser wäre? Zum Beispiel ein strahlendes Blau würde sicher…”, wollte einer der Organisatoren sagen.
“Nein! Ich möchte Rot und Schwarz… Nichts weiter…”, unterbrach sie den Mann direkt.
“Wie Ihr wünscht, meine Königin…”.
“Wie gedenkst du mit der Sicherheit während des Festes umzugehen, Grauer Staub?”, erkundigte sie sich bei ihrem Anführer der Ostlinge.
“Es werden nur die eingeladenen Gäste durchgelassen… Unbefugte werden abgewiesen… Keine Waffen außer die der Ostlinge sind erlaubt... Einige Ostlinge werden an Eurer Seite bleiben!”, antwortete er wie immer streng mit einem Ostron Akzent.
Kiana war zufrieden. Zweifel hatte sie natürlich nie daran, keine Vernünftigen Wachen zu haben. Doch nach dem Vorfall nach dem Turnier, konnte sie nie sicher genug sein.
“Welche Speisen habt ihr auf der Liste?”, fragte sie einen weiteren Mann neugierig.
“Die leckersten Speisen aus dem Osten… Die farbigsten Früchte, die es wert sind Euch vorgelegt zu werden… Natürlich alles vorgekostet, Euer Gnaden!”.
"Wen willst du denn Einladen?", wollte Loki direkt wissen.
"Lady Terelos… die Generäle und Kommandanten der Armee… Den Neu-Adel…", zählte sie gerade auf, da fing Loki an zu lachen.
"Findest du unsere Würdenträger etwa zum Lachen?", fuhr sie ihren Reichsmarschall an.
"Nein, natürlich nicht… Nur dass du Lady Terelos absichtlich einzeln aufzählst…".
"Sie ist bisher die einzige Frau in der Armee… Ich finde sie hat die Erwähnung mehr als verdient, findest du nicht?", dabei hatte sie einen giftigen Unterton in ihrer Stimme. Sie hatte es satt, dass sich Loki dauernd über Sanya lustig machte. Kannte er sie überhaupt? Er war sicherlich nur gekränkt weil seine kleine Geliebte Rebellin aus dem Norden tot war.
Dabei müsste er froh sein, dass seine Königin nun endlich sicher war und niemand sie mehr töten wollte.
"Wo ist sie eigentlich hingegangen, nachdem sie hier war?", fragte Kiana neugierig. "Hat sie jemand gesehen?".
"Die Wachen Berichten, dass sie in Richtung Stadt gegangen ist, nachdem sie die weiße Festung verloren hatte… Wohl in irgendeine Taverne…", erzählte Loki genervt.
Warum geht sie in eine Taverne, wenn ich ihr doch angeboten habe hier zu bleiben, fragte sich die Königin.  Vielleicht wollte sie auch nur ihren Truppen nahe sein, damit sie die Anerkennung dieser bekamen. Das musste es sein!
"...Mit irgendeinen Mann…", fügte der Reichmarschall der Königin noch hinzu.
Die Worte waren wir ein Stich in das Herz der jungen Maia. Mit einem Mann?, dachte sie sich.
Um sich nicht anmerken zu lassen räusperte sie sich kurz. "Und wer ist dieser Mann?".
Loki zuckte ahnungslos mit den Schultern. Sie verdrehte nur ihre Augen. Hatte er sonst von irgendetwas eine Ahnung? Im Moment schien er total seine Aufgaben als Reichsmarschall, als Vertreter der Königin, aus dem Sinn verloren zu haben.
"Aber zu wissen wo sie ist, erscheint dir wichtig?", fragte sie sarkastisch nach und dabei zog sie ungläubig ihre Augenbrauen hoch. Loki antwortete nicht sondern grinste nur vor sich hin. Kiana wusste also, dass es ihm nur um sich selbst und Octavia ging. Er nahm es Sanya übel, dass sie ihren Auftrag erledigt hatte. Was hätte er nur gemacht wenn Kiana sie so oder so zum Tode verurteilt hätte? Würde er sich sich den Verrätern anschließen und gemeinsame Sache mit ihnen machen?
"Meine Königin…", erhob Grauer Staub plötzlich seine Stimme und Kiana sah sofort zu ihm hinüber.
"...Dieser Mann ist ein Kundschafter unserer Armee…".
"Ach ein einfacher Kundschafter…", lächelte Kiana auf einmal vor sich hin."Ich möchte mehr über ihn erfahren… Vielleicht hat er auch was mit dem Komplott des Schwans zu tun… Nicht das Sanya… Lady Terelos etwas passiert…".
Sie wusste nicht, warum ihr plötzlich immer ihr normaler Name einfiel, anstatt ihr Titel und der Name des Hauses.
"Was sollte es uns kümmern? Du hast genug andere Fähige Kommandanten…", sagte Loki weiterhin genervt und abwertend. Die junge Königin beobachtete ihn. Er sah auf die Schriftstücke vor sich und spielte mit einem Band in seiner Hand herum. Kiana fand die Einwände Lokis unverschämt. Er hatte Glück, dass er sie so lange kannte und sie ihn eigentlich schätzte.
"Zumindest welche, die mich nicht enttäuschen und nicht mit einer Verräterin das Bett teilen!", fauchte sie ihn an und klang trotzdem dabei sehr arrogant.
"Pff…", machte er nur. "Das sagst du…".
Sie warf ihm einen erbosten Blick zu, den er auch sofort bemerkte und daran festmachen konnte, dass er zu weit gegangen war. Er lehnte sich zurück und hob die Arme entschuldigend. Kiana schüttelte nur verständnislos den Kopf. Niemand der Anwesenden traute sich noch irgendetwas zu sagen. Es war auch nicht mehr zu übersehen, dass die Königin verärgert war und jeder kannte ihr Temperament.
"Dann stehen die Pläne? Ich möchte in vier Tagen das Fest abhalten… Reichsmarschall, sorgt du doch dafür dass die Einladungen ankommen!", sagte sie. Damit drückte sie ihm eine undankbare Aufgabe auf. Sie sah es als eine Art Strafe für ihn. Er verdrehte nur die Augen.
"Wie du meinst, meine Königin…", dabei machte er eine sehr tiefe Verbeugung, um seine Unterwerfung zu demonstrieren und machte sich auf dem Weg in seine Gemächer.
Kiana sah ihm noch eine Zeit lang hinterher. Dann erhob sie an sich von ihrem Platz. Sofort sprangen die anderen auf und verneigen sich vor ihr.
Kiana machte  sich dann selbst auf dem Weg in ihr Gemach um etwas Ruhe zu haben….


Kiana im Palast von Minas-Tirith…

« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:32 von >Darkness< »
Grüße Darkayah

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Minas Tirith
« Antwort #23 am: 15. Feb 2021, 16:06 »
Minas Tirith (Gondor)



Sanya und Mithrendan in Minas Tirith

Als sie auf die belebten Straßen der untersten Ebene von Minas Tirith kamen, stellten Sanya und Mithrendan fest, dass sie zu langsam gewesen waren. Die beiden Männer waren bereits in der Menge untergetaucht. Stattdessen kam ihnen eine Streife von acht Ostlingssoldaten entgegen, deren Anführer ihnen einen wissenden Blick zuwarf, ehe er vorbeimarschierte.
Haben die uns etwa beobachtet? dachte Sanya und schüttelte dann den Kopf. Trotz ihrer unerwarteten Beförderung gab es keinen Grund, auf einmal paranoid zu werden. Wahrscheinlich hatte der Ostling-Hauptmann sie einfach nur als Mitglied der königlichen Armee wiedererkannt, obwohl sie ihre Rüstung nicht trug. Vielleicht war er bei der Kundgebung der Königin oben in der Zitadelle dabei gewesen und hatte sich Sanyas Gesicht gemerkt. Sie verwarf den Gedanken und wandte sich an ihren alten Freund.
"Also, fassen wir mal die Fakten zusammen. Wir wissen, dass die Aufständischen das Isenfeuer benutzen wollen, um einen Teil oder gar die gesamte weiße Festung hochgehen zu lassen. In vier Tagen soll der Anschlag stattfinden. Aber warum gerade in vier Tagen? Ich wüsste nicht, dass in vier Tagen irgendetwas Besonderes geschehen sollte."
"Was hast du nun vor?" fragte Mithrendan. "Willst du die Königin sofort warnen?"
Sanya dachte nach. Sie band sich ihr Haar zu dem charakteristischen Pferdeschwanz, den sie beinahe immer trug, und sagte: "Ich frage mich, ob die Aufständischen nicht einen Informanten im inneren Kreis der Königin haben. Vielleicht sollten wir die Gefahr erst einmal für uns behalten, damit wir ihnen eine Falle stellen können."
"Aber damit riskierst du die Sicherheit der Königin," warf Mithrendan bedacht ein.
"Ich werde es ihr natürlich im Vertrauen erzählen, aber nur unter vier Augen," erklärte Sanya. "Kiana selbst wird garantiert nicht mit den Aufständischen oder dem Silbernen Schwan unter einer Decke stecken, so viel ist klar. Also ist das Geheimnis bei ihr sicher. Und dann... werden wir weitersehen."
Sanya streckte sich und gähnte herzhaft. Es war spät geworden, und der Alkohol machte ihr zu schaffen. Normalerweise trank sie nur Wasser oder Milch, wenn sie es einrichten konnte. "Wir machen Schluss für heute," beschloss sie. "Und bleiben vorerst in Minas Tirith, zumindest noch vier Tage lang... der Schwan scheint seine Aufmerksamkeit ja ohnehin auf die Weiße Stadt gerichtet zu haben."

Am folgenden Morgen fand Sanya heraus, welches Ziel die Attentäter hatten. Sie war wie immer früh auf den Beinen, nachdem sie im ihr zugewiesenen Offiziersquartier der königlichen Kasernen geschlafen hatte. Kaum hatte sie ihre Rüstung angelegt und sich im Innenhof des großen Gebäudekomplexes auf die Suche nach Mithrendan gemacht, stand auf einmal ein Bote vor ihr, der von einem griesgrämig dreinblickenden Reichsmarschall Loki begleitet wurde.
"Oberkommandantin Terelos," sprach der Bote gleich los, ehe Sanya etwas sagen konnte. "Hiermit ergeht an Euch die offizielle Einladung zu den Feierlichkeiten Ihrer Gnaden der Königin, Kiana von Haus Vaneryen, zu erscheinen." Er drückte der verdutzten Sanya ein eingerolltes Pergament in die Hand, das das königiche Siegel trug: ein roter Drache auf schwarzem Felde. Sie brach es und überflog die Zeilen rasch:

Lady Sanya von Haus Terelos, Oberkommandantin der königlichen Armee,
Ihrer Gnaden gefiel es, ein Fest zu geben, zur Feier des Ruhmes ihres Reiches und dem Wohl, das das Volk unter ihrer gerechten Herrschaft genießt. Ihr werdet bei Sonnenuntergang in der Weißen Festung erwartet, in drei Tagen, ohne Begleitung und ohne Waffen oder Rüstung. Es sind nur geladene Gäste zulässig und es wird eine angemessene Kleiderwahl angeordnet; bei den Farben ist ausschließlich Rot und Schwarz zu verwenden. Zulässig sind Roben, Wämser oder Tuniken für die Herren sowie Ball- oder Festkleid für die Damen. Nichteinhaltung der Kleiderordnung wird bestraft. Für Verpflegung ist reichlich gesorgt, die Königin bittet allerdings um unterhaltsame Beiträge ihrer Gäste.
Diese Einladung ist zur Feierlichkeit mitzubringen, ohne sie ist kein Einlass möglich!

Sanya ließ die Einladung sinken und sah sich dem mürrischen Gesichtsausdruck Lokis gegenüber. "Komm besser nicht zu spät," blaffte er sie an, dann marschierte er davon.
"Jetzt verstehe ich, worauf es die Aufständischen abgesehen haben," murmelte Sanya. "Aber woher... wussten sie, dass die Königin in vier, nein, mittlerweile drei Tagen ein Fest geben würde?" Ihr Verdacht, dass der Silberne Schwan einen Informanten im Königspalast hatte, erhärtete sich. Das war jedoch nicht das einzige Problem, das Sanya mit der Einladung Kianas hatte. Neben der drohenden Gefahr durch den Isenfeuer-Anschlag war da noch die Kleiderordnung... Sanya seufzte. Sie trug ihre Rüstung am liebsten überall, denn sie war stolz auf ihren Rang und das Eisen gab ihr eine gewisse Sicherheit. Zu den Festlichkeiten würde sie allerdings ein Kleid tragen müssen... was ihre Beweglichkeit schmerzlich einschränkte. Sanya hatte natürlich schon oft edle Kleider und Röcke getragen, doch darin kam sie sich immer etwas verletzlich vor, und darüber hinaus schätzte sie die Blicke und die Aufmerksamkeit nicht, die solche Kleidungsstücke verursachten. Sie hoffte, dass ihr Rang sie vor allzu aufdringlichen Männern ein Weilchen schützen würde und verstaute die Einladung in ihrer Tasche. Ich hoffe, ich habe überhaupt etwas in Schwarz und Rot, dachte sie noch, ehe sie sich auf den Weg zum Palast machte.

Zu Sanyas Ärger traf sie vor den Gemächern der Königin erneut auf Loki. Sie hatte gehofft, unter vier Augen mit Kiana sprechen zu können, doch anscheinend war Loki ihr seit dem Morgen nicht mehr von der Seite gewichen. Er trieb sich auf dem Gang außerhalb des königlichen Gemaches herum und musterte Sanya bösartig.
"Was willst du denn schon wieder?" knurrte er feindselig.
Sanya war klar, dass sie so nicht weitermachen konnte, also begab sie sich auf Konfrontationskurs. "Sagt, Reichsmarschall, was habe ich Euch getan, dass Ihr mich wie einen Feind behandelt? Ist es wegen Octavias unglücklichem Tod? Ihr wisst, dass ich sie ebenfalls liebend gerne lebendig hierher gebracht hätte, aber das Mädchen hat die Dinge selbst in die Hand genommen."
"Du hast sie erst soweit getrieben!" brauste Loki auf und Sanya wurde klar, dass ihre Vermutung richtig gewesen war: Loki gab ihr die Schuld am Tod Octavias, und die Gerüchte über seine Beziehung zu der Rebellin aus dem Norden waren wahr. "Warum konntest du sie nicht einfach gehen lassen? Sie wollte zurück in den Norden, um dort in Frieden leben zu können!"
"Befehl ist Befehl," hielt Sanya dagegen und verschränkte die Hände vor der Brust. "Die Königin wollte sie lebendig haben, und Ihr wisst ganz genau, dass niemand ungestraft davonkommen kann, der versucht hat, unserer Herrscherin zu ermorden!"
"Aber sie hat es nicht geschafft! Und bestimmt hat sie ihren Fehler eingesehen gehabt!" Loki brüllte nun beinahe. "Deinetwegen ist Octavia tot, und als nächstes willst du wohl Kiana in den Wahnsinn treiben!"
"Wie bitte?" Sanya verstand nicht, was Loki damit sagen wollte.
Doch Loki winkte nur wütend ab. "Es macht keinen Unterschied... Octavia ist fort, und daran bist allein du Schuld, du elendes Weib..." Er näherte sich ihr und baute sich bedrohlich vor ihr auf. "Ich werde dich beobachten, bei allem was du tust. Machst du nur einen einzigen Fehler, werde ich da sein und dich zur Strecke bringen, ein kleiner Ausrutscher reicht mir schon, und dann sind dein Rang und Titel dahin. Und wenn du erst in dem Verlies verrottest in das du gehörst, wirst du dir noch wünschen, du hättest Octavia am Leben gelassen!"
Sanya starrte den Reichsmarschall an. Sie hatte nicht erwartet, dass die Lage derart ernst war. Ihre Gedanken rasten und ein Teil von ihr wünschte sich weit fort von Minas Tirith.
"Da bleibt dir die Spucke weg, was?" höhte Loki. "Wirst ja noch sehen wie lange Kiana Gefallen an dir findet! Bald wird sie dich wegwerfen wie ein Spielzeug, das langweilig und alt geworden ist."
"Ich denke, da irrst du dich, mein lieber Loki," sagte die Stimme der Königin hinter ihm. Loki fuhr herum wie vom Blitz getroffen. Als er einen unbewussten Schritt zur Seite machte, wurde die Königin sichtbar, die hinter ihnen im Gang stand, von drei Ostlingssoldaten flankiert. "Hat er dir Ärger gemacht?" fragte Kiana, und blickte Sanya an.
"Ich denke... der Reichsmarschall ist nur ein wenig... überarbeitet," sagte Sanya und blickte Loki an, dabei war ihre Miene wieder vollkommen ruhig. "Er braucht wohl einfach etwas Ruhe, nach den Ereignissen der letzten Tage."
"Dann sollst du sie bekommen," sagte die Königin zu Loki. "Bis zur Feier wirst du deine Pflichten an deinen Stellvertreter übergeben und dich etwas beruhigen, verstanden?"
Loki warf Sanya einen feindseligen Blick zu, dann nickte er zu Kianas Aussage. Ehe noch jemand etwas dazu sagen konnte, ging er davon.
"Schön, dich zu sehen," sagte Kiana lächelnd, als wäre nichts geschehen, und kam etwas näher. "Was bringt dich denn zu meinen Gemächern?"
"Nun, es... gibt da zwei Dinge, über die ich mit Euch sprechen muss, Euer Gnaden," sagte Sanya. "Beide wären mir lieber, wenn wir sie unter vier Augen besprechen könnten..."
Kiana wandte sich sofort an ihre Wachen. "Ihr wartet draußen. Sanya, gib ihnen dein Schwert, damit sie sich keine Sorgen machen. Du bekommst es später natürlich wieder." Damit maschierte Kiana in ihre Gemächer und winkte Sanya mit sich. Sanya löste ihr Schwert vom Gürtel und gab es den Ostlingen, dann folgte sie Kiana nach drinnen und zog die Türe fest zu.
"Also, was gibt es?" wollte die Königin wissen, nachdem sie sich auf eine gepolsterte Bank am Fenster gesetzt hatte. "Und, bitte, setz dich doch. Hier am Fenster haben wir beide Platz."
Sanya neigte das Haupt vor ihr, dann setzte sie sich. "Also, wegen Eurem Fest..."
Kianas Augen leuchteten auf. "Hast du dich schon entschieden, was du anziehen möchtest?"
"Das, nun, wäre meine zweite Frage gewesen, denn ich habe kein passendes Kleid in den gewünschten Farben und hatte gehofft, Ihr könntet mir da behilfich sein... aber eigentlich wollte ich Euch warnen..." Sanya fasste für Kiana im Flüsterton die Informationen zusammen und sagte am Ende: "Ich würde diesen Attentätern gerne eine Falle stellen, weiß aber nicht, wem ich vertrauen kann... was befehlt Ihr, Euer Gnaden?"

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #24 am: 15. Feb 2021, 22:50 »
Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)

Kiana Vaneryen mit Sanya Terelos in ihrem Gemach…


Während Sanya sprach, beobachtete Kiana sie ganz genau. Ihr fielen besonders ihre strahlenden Grauen Augen auf, die im Licht der Sonne nur noch mehr funkelten. Auch wenn die Augenpartie der Oberkommandantin besorgt drein sahen, fand Kiana sie wunderschön. Fast schon überhörte die Königin die Worte, als Sanya von einem Attentat sprach.
“Ein Mord Versuch? Auf mich?”, stieß sie nur heraus und sah sie dabei irritiert an. “Ich verstehe nicht… Wie ? Wann? Woher weißt du davon?”.
Nervös griff sie in das Kissen der gepolsterten Bank am Fenster. Erst vor kurzem versuchte ihre eigene Halbschwester sie zu töten und jetzt versuchte es direkt wieder jemand? 
Das muss andere wohl inspiriert haben... dachte sich die junge Maia und seufzte.
“Ich habe es in einer Taverne unten in der Stadt mit angehört…”, antwortete Sanya. “...Sie sprachen davon Isenfeuer zu verwenden…”.
“Isenfeuer?”, wiederholte die Königin das Wort ungläubig. Sie hörte schon einige Male davon. Sie wusste dass vieles auch unter Minas-Tirith gelagert war, weil ihr Vater die Stadt in die Luft sprengen wollte, nachdem Imrahil vor den Toren stand. Doch das war lange her und sie ging davon aus, dass die meisten Kisten durch ihren Angriff mit Ancalagon zerberstet worden waren. Kiana wollte noch etwas sagen, doch ihr blieb die Stimme weg. Sie drückte nur ein Luftgeräusch nach außen.
Wann?”, fragte die junge Königin Erneut.
“In drei Tagen. Dann wenn das Fest stattfindet!”.
“Ich muss alles im Palast druchsuchen lassen… Wenn die Verräter schon in Minas-Tirith sind…”, sagte Kiana fast schon panisch.
“Ich weiß wie die Männer aussehen und ich werde sie an diesem Abend aufhalten! Lass mich sie heimlich aufdecken!”, beschwor Sanya. Kiana seufzte.
“Hoffentlich ist das nur keine Ausrede, um am Fest teilzunehmen…”, scherzte sie kurz mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. “...Wenn du sie heimlich erwischen willst, kann ich dich trotzdem nicht in voller Rüstung und vor allem nicht bewaffnet hier her lassen… Das würde zu viel Aufmerksamkeit auf dich lenken… Mir missfällt es aber, dass du das machen willst… Ich kann es nicht riskieren, dass ich dich verliere!”.
Kiana überschlug ihre Beine und positionierte sich auf der Sitzfläche erneut. Sie strich sich einige Haarsträhnen ihres langen silbernen Haares, welches sie offen trug, zur Seite. Besorgt musterte sie ihre Oberkommandantin, die voller Tatendrang zu sein schien. Tief in ihrem innern war es ihr überhaupt nicht recht, dass sich Sanya darum kümmern wollte. Wenn ihr was dabei zustieß, könnte sie es sich niemals verzeihen. Gleichzeitig wusste sie, dass sie die Verräter gesehen hatte und gut in dem war, was sie tat. Immerhin war sie die Friedenshüterin von Gondor und hat selbst das Problem mit Octavia aus der Welt geschafft. Erneut drückte sie einen tiefen Seufzer hervor.
“Gut, ich werde Grauer Staub darüber informieren. Er soll sich mit seinen Männer bereithalten, sobald du etwas verdächtiges bemerkst. Davor soll er, so unentdeckt es geht, die Kisten die hierher kommen untersuchen… Du solltest vorher dringend mit ihm sprechen…”, sagte sie schließlich in einem bestimmenden Tonfall, damit man ihre Angst nicht heraushören konnte. Kiana hoffte, dass Sanya in ihr Gemach kam, um etwas anderes zu besprechen, als über die leidigen Verräter. Doch Sanya war eifrig, was der Königin gleichzeitig auch gefiel.
“Dann sollten wir jetzt über die Kleidung sprechen, die du tragen wirst… Gar nichts in Rot und Schwarz da, hm?”, sagte Kiana schließlich. Sie nahm die Hände Sanyas in ihre. Beim aufstehen ließ sie diese langsam los, auch wenn sie es am liebsten gar nicht machen wollte. Die junge Maia sah in einer Art Kommode, die auf der anderen Seite stand und kramte verschiedenste Stoffe hervor, die sie unzufrieden auf das Bett warf. Es waren  Kleider, Röcke, ihre engen und dünnen Hosen, die sie manchmal unter ihren Röcken trug, Umhänge, Tücher und andere Accessoires. Das meiste davon war Schwarz, Rot oder Schwarz und Rot. Sie nahm die Stoffe und hängte diese Sanya um, die etwas unkomfortabel dreinsah.
Kiana, die das bemerkte lachte nur auf und sagte: “Komm schon, wer bekommt schon die Kleider von der Königin! Und eigentlich stammt ihr doch von einer Adelsfamilie, also müsste das euch nicht allzu fremd sein!”.
“Euer Gnaden, ich mache mir nur Sorgen…”, wollte Sanya gerade entgegnen, da hielt Kiana ihren Zeigefinger auf die Lipper der Frau. “Tscht…”, machte sie nur.
Mit diesem Finger strich sie vorsichtig über die weichen Lippen von Sanya und biss sich dabei auf ihre eigene Unterlippe. Ihr Herz raste und sie hatte das Gefühl, eine innere Wärme würde in ihr aufsteigen. Wie gerne würde sie die ihrigen auf ihre eigenen spüren. Nur für einen kurzen Moment.
Reiss dich zusammen Kiana, sagte sie sich selbst und ließ von ihrer Oberkommandantin ab.
"Na los, zieh dir das hier ein. Es wird dir wahrscheinlich zu klein sein, aber ich werde es dir anpassen lassen!", sagte sie. Während Sanya zögerlich ihre Alltagsbekleidung entfernte, beäugte Kiana sie eine Weile. Der schlanke, doch recht athletische Körper gefiel ihr und ließ die Königin leicht erröten.
Sie wandte sich wieder ab und ging wieder zu der Kommode. Dabei rieb sich ihre Schläfen. Sie durfte als Königin nicht an so etwas denken. Ihr Kopf musste frei sein, wenn sie das Reich führen wollte. Auf der anderen Seite war sie doch die Königin. Niemand konnte ihr vorschreiben was sie tun sollte und mit wem.
Die junge Maia nahm ein Blutrotes Tuch heraus und ging mit langsamen Schritten auf Sanya zu. Ihr Herz pochte und schlug mit jedem Schritt stärker.
"Das Kleid passt zu dir, das macht euch noch hübscher!", sagte Kiana. Sie hing das Rote Tuch um den Hals der Frau und zog sie zu sich um sie zu küssen. Auch wenn sie nicht genau wusste , warum sie das tat. In diesem Augenblick war es der jungen Königin auch egal. Sie nahm Sanyas Gesicht in ihre Hände, die schon eher regungslos dort stand und wollte schon gar nicht mehr aufhören.
Sie fühlte sich befreit und sprudelte vor Gefühlen über, wie zuletzt bei Thirak vor vielen Jahren.
Sie sah Sanya innig und verträumt in die Augen, während sie dabei schwer atmete. Dabei hielt sie noch immer ihr Gesicht in ihren Händen.
Erst dann begriff sie, was sie da eigentlich tat. Schnell ließ sie schockiert wieder von der Frau ab.
"Äh… Grauer Staub wird dir mit dem Kleid helfen und redet mit dem Schneider wegen des Attentats…", sagte sie und schüttelte den Kopf, weil sie ihren Fehler schnell selber bemerkte."Ich rede mit dem Schneider und lasse dir das geeignete Kleid zukommen… Und rede bitte mit Grauer Staub wegen des Festes…".
Mit diesen Worten eilte sie aus ihrem Gemach.
Was tust du da Kiana, dachte sie sich und lief in Richtung Thronsaal.

Im Thronsaal angekommen traf sie auf Grauer Staub, der mit den anderen Ostlingwachen beredet, wie und wo sie sich positionieren sollten. Sie rief ihn auf Ostron, der sofort zu ihr kam.

Sie atmete tief durch, denn sie war mehr als verwirrt. Tausend Gedanken gingen durch ihren Kopf. Warum hat sie das getan? War das richtig sie zu küssen? Was dachte Sanya nun von der Königin?
"Geht es dir gut, meine Königin?", fragte Grauer Staub, der scheinbar Kianas Erregung vernahm.
"Ja, es ist alles gut… Bitte sprich mit Sanya… Äh… Lady Teleros…", sagte Kiana erschöpft, "...Sie ist in meinen Gemächern… Du kannst ihr auch anbieten hier bei mir zu bleiben...".
Die Königin kniff die Augen zusammen, da ihr erneut so etwas herausrutschte. Ihr Anführer der Ostlinge machte sich sofort auf dem Weg und ließ sich nichts anmerken. "Und klopf vorher an!", rief Kiana ihm noch hinterher.
Sie musste das Geschehene erst einmal verarbeiten. So gerne wäre sie bei Sanya geblieben, doch sie wusste ja nicht was diese dachte. Doch es gab nun wichtigeres: Das Fest war nur noch ein paar Tage entfernt. Dann konnte sie nochmal mit Sanya sprechen. Kiana musste sich klar werden, was das alles bedeutete...


Kiana im Thronsaal von Minas-Tirith…

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Minas Tirith
« Antwort #25 am: 16. Feb 2021, 14:52 »
Minas Tirith (Gondor)



Sanya in der weißen Festung

Sanya hatte sich nicht gerührt, auch nachdem eine ganze Weile vergangen war seit die Königin das Gemach verlassen hatte. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Langsam blickte sie an sich hinab. Das Kleid, das Kiana ihr gegeben hatte, war nicht nur zu kurz - es ging ihr nur bis zur Hälfte der Unterschenkel - sondern auch an den Armen, der Schulter und dem Oberkörper etwas zu eng. Dennoch fand Sanya, dass die Königin es gut ausgewählt hatte, und unter anderen Umständen hätte sie sich sehr darüber gefreut - immerhin hatte sie Kiana ja selbst um Hilfe in Sachen Kleiderordnung gebeten.
Aber ihre Gedanken kreisten um etwas anderes. Sanya kam sich halb so alt vor wie sie wirklich war, als wäre sie ein halbwüchsiges Mädchen dem gerade ein schöner Fremder ein Kompliment gemacht hat und es dann stehen gelassen hat. Sanya war mit der Situation ziemlich überfordert, und die Planung der Falle, die sie für die Attentäter hatte legen wollen, war erst einmal vergessen. Sie fragte sich wieder und wieder, was Kiana wirklich von ihr hielt. Ob der Kuss eine tiefere Bedeutung hatte, oder nur eine Spielerei einer verwöhnten Monarchin war, nichts weiter als eine spontane Geste der Wertschätzung. Die Königin war nach dem Kuss beinahe sofort aus dem Gemach verschwunden, als wolle sie Sanya damit testen. Will sie, dass ich ihr folge? Was erwartet sie nun von mir? Was hat das alles nur zu bedeuten?
Sanya rieb sich die Schläfen und zwang sich, sich zu konzentrieren. Viel wichtiger als das, was Kiana womöglich oder auch nicht über sie dachte, war die Sicherheit des Palastes. Die Königin hatte davon gesprochen, den Anführer der Ostlingsgarde zu informieren, also musste das bedeuten, dass Kiana ihn für absolut vertrauenswürdig hielt. Nach allem was Sanya über die Ostlinge wusste, galt dasselbe vermutlich auch für den Rest der Söldnertruppe. Also würde es sich anbieten, die Falle gemeinsam mit den Ostlingen zu stellen...

Ein energisches Klopfen an der Tür riss Sanya aus ihren Gedanken und sie fuhr herum. Gerade eben hatte sie noch über ihn nachgedacht, schon tauchte der Anführer der Ostlinge vor ihr auf.
"Oberkommandantin," grüßte er emotionslos.
Sanya kam sich in ihrem schlecht sitzenden Kleid sehr fehl am Platze vor und hoffte, der Ostling würde es nicht bemerken. Immerhin behandelte er sie nicht anders als zuvor, obwohl sie weder Rüstung noch Rangabzeichen trug.
"Ich grüße Euch," sagte Sanya etwas steif. "Ich nehme an, die Königin hat Euch bereits informiert über die Bedrohung?"
Die dunklen Augen, die sie wachsam musterten, schienen für einen Moment aufzuglühen. "Nein. Sie schickte mich nur her, den Grund kenne ich noch nicht. Von welcher Bedrohung sprecht Ihr?"
"Gebt mir einen Augenblick, um mich umzuziehen..." bat Sanya und spürte, wie sich ihre Wangen erwärmten, so unangenehm war es ihr. "Danach werden wir uns eingehend unterhalten."
"Natürlich. Ich warte vor der Tür." Mit diesen ruhigen Worten ging er hinaus.
Sanya atmete einmal tief durch. Sie war froh, dass Kiana einen der Ostlinge geschickt hatte, und nicht ein Mitglied der regulären Armee. Das geringe Bisschen, das Sanya sich an Respekt bisher erarbeitet hätte, wäre bei dem Anblick, den sie momentan bot, vermutlich sofort dahin gewesen. Sie streifte das Kleid mit etwas Mühe ab und betrachtete es für einen kurzen Augenblick. Es war wirklich schön, wie sie fand. Und Kianas Lippen waren sehr weich gewesen.
Närrin, schimpfte sie sich selbst, als ihr klar wurde, dass sie beinahe die Konzentration verloren hätte. Sie schnappte sich ihre normale Kleidung und zog sich hastig an, dann trat sie auf den Gang hinaus.

Beide waren sich einig, dass ein vertrauliches Gespräch sich am besten auf einem Spaziergang bewerkstelligen ließe. So folgte Sanya dem Anführer der Ostlinge durch die Gänge und Treppenhäuser des Palastes, und schließlich hinaus auf die oberste Ebene der Zitadelle von Minas Tirith. Sanya liebte den Ausblick, den man von dort oben hatte, dennoch blieben die beiden nicht stehen. Hier draußen würde ihnen niemand unbemerkt folgen können.
Die Details, die Sanya bisher über den drohenden Angriff kannte, waren schnell erzählt. Und ihre Sorge, dass es einen Informanten im Palast geben könnte, wurde von ihrem Gesprächspartner sogar noch bestärkt.
"Anders können sie so früh nicht davon erfahren haben," sagte er und rieb sich nachdenklich das Kinn. "Ihre Majestät hat den Entschluss zu dem Fest erst gestern im Verlauf des Tages gefasst, in meiner Anwesenheit."
"Wer war in diesem Moment noch bei ihr?" wollte Sanya wissen.
"Einige Bedienstete und Pagen," antwortete er. "Aber es hätte auch jemand das Gespräch belauscht haben können. Leider grenzt es den Kreis der Verdächtigen nicht wirklich ein."
"Nun, jedenfalls wissen wir, was sie vorhaben. Und wir wissen, dass wir nicht zulassen dürfen, dass das Isenfeuer entzündet wird."
"Es gibt eigentlich nur zwei Orte, an denen sie es platzieren können, um die erforderliche Sprengwirkung hervorzurufen, damit der Palast einstürzt," fuhr der Ostling fort. "Entweder direkt in den Kellerräumen unter dem Thronsaal, oder in der Küche - die ist nahe der zentralen Säule gelegen, die den Turm stützt. Wenn der Turm fällt, wird er den Rest der Festung mit sich reißen."
"Sollten wir an beiden Orten Wachen aufstellen?" schlug Sanya vor.
"Ich denke, den Keller können wir abriegeln - dann wissen wir, dass sie ihre Bemühungen auf die Küche konzentrieren werden. Dort wird während dem Fest natürlich sehr viel los sein, ein paar zusätzliche Wachen, als Bedienste verkleidet, werden den Attentätern hoffentlich erst dann auffallen, wenn es zu spät sein wird..."
Sanya nickte. "Das könnte funktionieren. Dann schlagen wir zu, wenn sie das Isenfeuer platzieren wollen."
"Wir dürfen nur nicht zu voreilig sein," erinnerte er sie. "Wenn wir es zu offensichtlich machen, dass wir über den Angriff im Bilde sind, werden sie ihre Pläne vermutlich ändern."
"Aber wenn wir die Küche in den Tagen bis zum Fest unbewacht lassen..." überlegte Sanya.
"...laufen wir Gefahr, dass sie die Sprengsätze bereits vorzeitig legen, zum Beispiel heute oder morgen," beendete er den Satz für sie und nickte. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Küchen in den Tagen vor dem Fest dauerhaft im vollen Betrieb arbeiten. Dann bleibt ihnen nur noch die Wahl, es während der Feier zu versuchen, wenn sie die Aufmerksamkeit auf den großen Saal richtet."
"Und dann werden wir schon auf sie warten," schloss Sanya zufrieden. "Sehr gut."
Der Anführer der Ostlinge nickte ihr zu, wohl drückte er damit ebenfalls seine Zufriedenheit aus. "Oberkommandantin, die Königin möchte, dass Ihr heute bei ihr bleibt," sagte er knapp zum Abschied, dann ging er.

Was soll das denn nun heißen? dachte Sanya verwirrt und fragte sich, ob Kiana nicht irgend ein Spielchen mit ihr spielte, dessen Regeln sie niemandem verriet. Sie möchte, dass ich heute bei ihr bleibe? Sanya bleib an Ort und Stelle stehen und schaute nachdenklich auf die Stadt hinab, die sich unter ihr ausbreitete. Zwar hatte sie ohnehin nicht vorgehabt, Minas Tirith in den Tagen vor dem Fest zu verlassen, und nach dem Gespräch mit dem Ostling wollte sie sich eigentlich erst einmal sowohl den Keller als auch die Küchen in Ruhe ansehen, um sich ein Bild der Lage zu machen, aber dennoch war sie verwirrt. Sie verstand nicht, was Kiana von ihr erwartete. Wäre sie jemand anderes gewesen, hätte Sanya sich wahrscheinlich nicht so leicht durcheinander bringen lassen. Die Avancen von Höflingen und anderen Würdenträgern kannte sie bereits zu Genüge und wusste, dass sie allesam Ablenkungen waren, die sich eine Frau in Sanyas Position nicht leisten konnte. Aber Kiana war ihre Herrscherin, die Königin eines großen und mächtigen Reiches, und Sanya verdankte ihr eben jene Position, die ihr so wichtig war. Dass Kiana auf eine gewisse Art und Weise ziemlich niedlich sein konnte, war etwas, das Sanya in Gedanken hinzufügte, und sich damit selbst überraschte.
Konzentrier dich auf das Wesentliche, sagte sie sich wieder und wieder. Du hast einen Auftrag zu erledigen. Aber so ganz wollten ihr die großen, violetten Augen der Königin nicht aus dem Sinn gehen, selbst nachdem sie sowohl die Küchen als auch den Keller aufs Gründlichste inspiziert und mit einer ganzen Reihe weiterer Ostlinge gesprochen hatte, die alle bereits von ihrem Anführer in den Plan eingeweiht worden waren. So verging der Tag langsam, bis Sanya am Nachmittag von einem Pagen beinahe über den Haufen gerannt wurde. Er hatte ein in dunklen Stoff gewickeltes Paket bei sich, das er Sanya entgegenhielt. "Der königliche Schneider ist soeben damit fertig geworden. Ihre Majestät wünscht, dass Ihr dies auf dem Fest tragt, Lady Terelos."
Es war das Kleid, das Sanya zuvor anprobiert hatte. Entweder war es für sie angepasst worden, oder es handelte sich um ein ganz neues Exemplar, das konnte Sanya mit ihrem ungeschulten Blick nicht sagen. Jedenfalls erinnerte es sie daran, dass sie noch einen weiteren Auftrag erhalten hatte. Die Königin möchte, dass Ihr heute bei ihr bleibt, hörte sie die Stimme des Ostlings in ihrem Gedanken. Erschrocken stellte sie fest, dass sie Kiana nun seit ihrer Begegnung in den Gemächern der Königin nicht gesehen hatte. Galt so etwas schon als Befehlsverweigerung? Sanya klemmte sich das Kleid unter den Arm und hastete los. Sicherlich würde die Königin im Thronsaal zu finden sein....
« Letzte Änderung: 16. Feb 2021, 15:08 von Saizo »

Darkayah

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« Antwort #26 am: 16. Feb 2021, 22:24 »
Minas-Tirith, Palast (Gondor)

Kiana Vaneryen im Thronsaal von Minas-Tirith…


Es war inzwischen Nachmittag, die Sonne stand tief und war schon kurz vor dem verschwinden. Kiana verstand noch immer nicht, was in ihr vor sich ging. Sie fing plötzlich an jemanden zu küssen, den sie noch gar nicht kannte. Dazu war dieser jemand noch eine Frau, die in ihrer Armee diente. Aber sie konnte dieser Frau überhaupt nicht widerstehen, wenn sie sich nur in ihrer Nähe war. Dem einzigen, bei den sie so fühlte war Thirak. Wobei sie den Eindruck hatte, dass es selbst bei ihm nicht so stark war. Nicht wie bei Sanya. Diese Frau ließ ihre ganze Gefühlswelt durcheinander werden.
Was ist, wenn das wieder so ist wie bei Thirak fragte sich die junge Frau. Eine große Angst breitete sich in ihr aus. Thirak nutzte sie auch nur aus, um ihre Hilfe im Kampf gegen Melkor zu bekommen. Sie vertraute ihm. Verlor ihre anderen beiden Drachen, büßte einen Großteil ihrer Armee ein und zwei ihrer geliebten Menschen starben: Faramir und Mina. Nachdem sie so viel geopfert hatte, schmiedete Thirak einen Komplott mit seiner Schwester und Kianas ehemaligen Berater Galador und Saruman. Sie war fest davon überzeugt, dass er nur selbst die Krone für sich wollte.
Auch bei Sanya konnte es sein, dass sie sich vielleicht einen besseren Status erhoffte. Vielleicht hatte Loki recht und Kiana sollte ihr nicht vertrauen. Immerhin hatte sie ihre Schwester auf dem gewissen und wer weiß wozu sie noch fähig war. Gleichzeitig fand sie diesen Gedanken einfach viel zu absurd, als dass da etwas wahres dran war. Sie hatte längst genug Möglichkeiten gehabt, die Königin zu ermorden. Erst vor kurzem noch.
Er ist nur eifersüchtig sagte sich die junge Maia. Sie ließ einen tiefen Seufzer heraus. Wie sollte sie bloß ihrer Oberkommandantin wieder in ihre hübschen Grauen Augen sehen. Vielleicht waren auch alle diese Gedanken unnötig, da sie überhaupt kein Interesse an Kiana hatte. Sanya sagte ja selbst nichts mehr als Kiana das Gemach verließ.
Sie ging an den Tisch, auf dem der Krug mit dem Wein stand und groß sich einen Schluck ein, den sie auch sofort in einem Zug herunter schluckte.
Die Königin verzog ihr Gesicht. Widerliches Zeug!, dachte sie sich nur über den Wein, der ihr sonst immer gut mundete. Aber wenn sie an die Lippen Sanyas dachte, schmeckte ihr gar nichts mehr. In diesem Augenblick wollte sie alles dafür geben, diese noch einmal berühren zu dürfen.
Sie vernahm die Türen, die laut geöffnet worden sind. Ihre Aufmerksamkeit galt der Person die hereinkam.

Es war ausgerechnet Sanya, die den Thronsaal betrat. Auch wenn Kiana ein verstohlenes Lächeln in ihrem Gesicht behielt, rutschte ihr Herz in ihre Stiefel. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie Steine im Bauch. Es lag nicht daran, dass sie sie nicht sehen wollte.  Eher daran, dass sie sich in gewisser Weise für ihr ungehaltenes Verhalten schämte.
Ich bin die Königin… Was sollte mir also unangenehm sein sprach sich die Königin Mut zu.
"Du bist zurückgekommen! Das freut mich sehr!", erhob Kiana ihre Stimme und versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen.
"Ihr wünscht dass ich wieder bei euch  bin, euer Gnaden?", sagte sie, als wollte sie sich noch einmal vergewissern.
"Leute die ich schätze habe ich immer gerne um mich herum!", entgegnete die Königin. Sie vergaß schon fast, dass sie Grauer Staub noch den Befehl gab, Sanya zu fragen ob sie bei ihr bleiben wollte. Nervös schluckte sie, mit dem Gefühl einen Kloß im Hals stecken zu haben.
"Und ich bitte dich, verzichte auf die Höflichkeitsformen…", sagte Kiana freundlich. Reflexartig wollte sie schon nach Sanyas Händen greifen, zog die Bewegung aber wieder schnell zurück. Sie vergaß nicht, wo die Berührungen hingeführt hatten. Die junge Maia stand ihrer Oberkommandantin wieder direkt gegenüber, versuchte aber den Abstand zu wahren.
"Hast du mit Grauer Staub gesprochen? Konntest du alles mit ihm Planen?", wollte sie wissen, obwohl das ganz sicher zu diesem Zeitpunkt nicht ihre Priorität war. Doch sich etwas anmerken lassen wollte sie auch nicht.
"Wir haben einen Plan ausgemacht. Dann habe ich die Küche und den Keller durchgesehen…", entgegnete Sanya verhalten.
Kiana nickte ihr lächelnd zur Bestätigung zu. Auch wenn sie froh war, dass Sanya wieder über ihren Auftrag sprach und so das Geschehene in den Hintergrund rückte, nervte es sie doch gleichzeitig, weil sie lieber über andere Sachen mit ihr sprechen wollte. Sie wollte lieber viel mehr über Sanya erfahren. Aber es war immerhin besser, als gleich wieder über sie herzufallen.
Der jungen Maia fiel wieder das Gespräch mit Loki und Grauer Staub über Sanyas Kundschafter ein, der sie immer und überall begleitete.
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du immer einen Mann an deiner Seite hast… Was ist das denn zwischen euch beiden?", fragte Kiana direkt.
"Ach, das ist ein Kundschafter in der Armee. Ich bin schon lange mit ihm befreundet.", antwortete Sanya. Kiana hatte den Eindruck ihre Oberkommandantin war leicht verwundert über die Frage und auch darüber woher sie das wusste.
"Befreundet, hm?", sagte Kiana und zog dabei ihre Augenbrauen hoch.
Was sagst du da ärgerte sich Kiana über sich selbst. "Verzeih mir… Meine Wachen sind nur sehr vorsichtig…", scherzte sie und setzte ihre Bemerkung damit herab.
"Ihr… Du… Du bist die Königin, da müssen die Wachen ja vorsichtig sein… Man sieht es ja am Attentatspläne für das Fest bedenkt…", entgegnete Sanya gefasst.
"Sicher…", sagte Kiana trocken und starrte dabei auf die Lippen ihrer Oberkommandantin. Sie nahm das Bündel war, welches sie unter den Armen hielt. Es musste das Kleid sein. Dann wandte sich ab. Sie sah zu diesem Tisch, der an den Treppen zum Thron stand. Wieder kam dieses verlangen in ihr hoch. Die junge Maia seufzte.
Sie drehte sich wieder um. "Wie ich sehe, hast du das Kleid endlich erhalten…Hast du es schon anprobiert?", vergewisserte sich die Königin.
"Nein, ich habe es gerade erst erhalten und dann bin ich sofort zu… dir geeilt!".
Kiana blieb das Funkeln in ihren Grauen Augen nicht aus. Ihr Herz schlug wieder schneller und der Atem wurde schwer. Bei jedem Wort das Sanya sagte, beobachtete sie die weichen Lippen der Frau, die sie so gerne wieder spüren wollte.
"Das macht nichts, ich helfe dir gerne wieder!", schlug Kiana vor und erwischte sich selbst, wie sie wieder die Hände Sanyas in die ihren hielt.

Der Abstand war auch völlig verschwunden, sodass beide Frauen dicht voreinander standen.
Kianas Hand strich Sanyas Unterarm entlang, die die Frau  nach unten hängen ließ. Schließlich erreichte Kiana die schlanken Hüften ihrer Kommandantin. Auch wenn ihr Körper von Kleidung, Kettenhemd und Wappenrock umhüllt war, der nicht unbedingt durch das dicke Material direkt fühlbar war, spürte sie doch die Umrisse der Formen von Sanya.
"Weißt du, das erste mal als ich auf Ancalagon fliegen konnte, fühlte ich mich so frei wie noch nie in meinem Leben… Ich konnte nicht bestimmend wohin er flog, was wohl auch der Situation geschuldet war…", hauchte Kiana und blickte Sanya verträumt in ihre Grauen Augen. "Frei von jeglichen Vorurteilen… Frei von Verpflichtungen… Nur leider steht es mir als Königin nicht zu… Ich habe Verantwortung gegenüber so vielen Leben…".
Auch wenn sie auf Zehenspitzen stehen musste, um an Sanyas Mund zu gelangen, war sie mit ihren Lippen ganz nah an den von ihr.
"...Dabei muss ich mir von niemanden etwas sagen lassen… Weder von Loki… Noch von irgendwelchen Würdenträgern… Noch von irgendeinem Feind", nach jedem Satz den sie sagte, konnte sie nicht widerstehen und küsste Sanya immer wieder.
Kiana du darfst nicht!, sagte sie sich selbst, um ihren Gelüsten irgendwie Einhalt zu gebieten. Doch es brachte nichts. Ihre Gefühle waren zu stark und zu diesem Zeitpunkt, mit jedem weiteren Kuss, war es ihr egal, was ihr Verstand ihr sagte.
Die Tatsache, dass sich ihre Kommandantin nicht dagegen wehrte, sondern es scheinbar eher erwiderte, bestätigte sie nur weiter darin. Die Hand der Königin rutschte unter den Wappenrock von Sanya, sodass sie noch das Kettenhemd am Rücken spürte und nervös daran herum zupfte. Viel lieber wollte sie die Haut der Frau spüren, als dieses kalte Metall. Kiana selbst trug nur , wie so oft, ein Figurbetonendes schwarzes Kleid, welches ihr bis zu den Knien reichte. Am Saum waren goldene Worte in Form von Runen auf Ostron geschrieben. Darunter trug sie eine schwarze dünne eng anliegende Stoffhose. Über ihre Schulter hatte sie eine Art Umhang in Blutrot.
Kiana ärgerte sich, dass ihr gegenüber nicht auch Kleidung aus leichten Stoffen trug, wie sie selbst immer tat. Wie gerne wollte sie die Haut Sanyas spüren, doch ihre Rüstung versperrte den Weg.
Die junge Maia vergaß, dass ihre Ostlingwachen noch im Thronsaal waren, weshalb sie anfing ihre Kommandantin innig zu küssen und dabei den Tisch hinter sich abräumte. Mit einer Hand stützte sie sich auf das Möbelstück, während  sie fast schon von Sanya in diese Richtung gedrückt wurde. Sie vernahm die Berührung der Kommandantin, die sie am Oberschenkel anfasste. Dabei fielen Krug und Kelche  klirrend zu Boden.
Sanya wollte wohl gerade dann doch von der Königin ablassen, um die Sachen aufzugeben, doch Kiana ließ nicht von ihr ab und zog sie an ihren Hüften wieder zu sich, denn aufhören wollte sie ganz und gar nicht.
Sie krallte sich in das Kettenhemd, das mit jeder Berührung durch die Bewegung der Kettenglieder Klimperte. Kiana spürte eine angenehme Wärme in sich. Eine Wärme, die sie sonst nur beim einsetzen ihrer Kräfte verspürte. Kiana wollte nicht mehr warten. Sie wartete auf so vieles. So viele Jahre musste sie verzichten Vor allem darauf selbst geliebt zu werden.
Noch im Thronsaal zog sie eilig ihre eng anliegenden Hosen unter ihrem Kleid herunter, während sie versuchte ihre Stiefel loszuwerden. Gleichzeitig ließ sie aber auch nicht von Sanya ab. Ihre Krone rutschte ihr von ihrem Haupt, die sie aber noch mit beiden Armen auffing. Dann erst trat sie einen Schritt zurück und kicherte mit der Hand vor dem Mund.
Ihr Wangen waren mehr als gerötet, als sie die Wachen im Saal bemerkte. Sie schnappte sich ihre Hosen und nahm Sanya an die Hand.
"Na, los… Komm mit!", sagte sie aißer Atem und führte sie in ihr Gemach.

Im langen Korridor huschte sie an vielen Menschen vorbei, wobei die meisten Ostlingwachen waren.
"Kiana! Was machst du da!", hörte sie nur die Stimme Lokis hinter sich. Reagieren wollte sie nicht darauf. Dafür hatte sie keine Zeit und keine Geduld. Sie zog Sanya in ihre Gemächer und schlug die Tür zu. Wieder lachte sie glücklich auf, vor allem da sie sich mehr als erwischt von den anderen Würdenträgern wie Loki, fühlte.
Hektisch löste sie die Gürtel und Gurte von Sanyas Rüstung und half der Frau aus dieser heraus.
Als die Kommandantin Splitterfasernackt vor ihr stand, musterte Kiana sie genau. Mit einem Finger strich sie den Konturen und Formen entlang. Die Haut war unglaublich Zart, dafür dass sie in der Armee diente. Sie küsste vom Hals weiter Abwärts, bis sie vor ihr kniete und an den Schenkeln angekommen war.
Als Kiana sich erhob, blickte sie die ganze Zeit in die Augen Sanyas und küsste sie noch einmal. Sie band sich ihre langen silbernen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann ging sie schließlich auf ihr Bett zu und ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Die junge Maia blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu Sanya, die zunächst wie erstarrt an der selben Stelle stand.
"Mach schon... du willst doch nicht dass die Kleider deiner Königin hinüber gehen, oder sie warten lassen!", sagte Kiana äußerst provokant …


Kiana mit Sanya in ihrem Gemach…

« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:34 von >Darkness< »
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Minas Tirith
« Antwort #27 am: 18. Feb 2021, 17:28 »
Minas Tirith (Gondor)



Sanya in Kianas Gemächern

Sanya kam sich vor wie in einem ziemlich unwirklichen Traum, denn der Teil ihres Verstandes, der sie normalerweise beherrschte, der Teil der von Vernunft und Disziplin geprägt war, sagte ihr ganz klar, dass so etwas nicht wahr sein konnte. Dort saß die Drachenkönigin, in einer verführerischen Pose auf ihren Bett, ihr Kleid schon halb die Schultern herab gerutscht, und forderte Sanya auf, ihr dabei zu helfen, sich ihrer Kleider vollständig zu entledigen. Es war keine Bitte, aber auch kein Befehl, vielmehr war es eine Einladung. Eine Einladung, die Sanya besser nicht ablehnen würde, wenn sie wüsste was gut für sie war. Aber ihr Verstand sträubte sich dagegen. Noch hielt sie inne und tat so, als stünde sie nicht vollkommen nackt in dem gemütlichen Gemach ihrer Herrscherin.
Aber Sanyas Vernunft war nicht die einzige Stimme in ihrem Kopf. Da war noch etwas anderes, ein Appell zum unbedingten Gehorsam, geboren aus dem Wunsch, sich Kiana als loyal zu beweisen und ihre hochrangige Position nicht zu riskieren. Sie ist die Königin, das hat sie gesagt. Und eine Königin bekommt immer, was sie sich wünscht. Und sie will dich. Also was erlaubst du dir, zu zögern? Der Appell wurde lauter, und unterstützt wurde er von etwas, das Sanya beinahe vergessen hatte in den vergangenen Jahren. Etwas, das die zarte Berührung von Kianas Lippen tief in ihr geweckt hatte. Eine Sehnsucht, geliebt zu werden. Ein Verlangen, begehrt zu werden. Es war etwas, das wahrscheinlich nahezu jede Frau in sich trug, auch wenn Sanya derlei Impulse oft unterdrückt hatte. Diese Stimme sagte: Sieh doch nur wie sie dich ansieht. Wie sie besorgt um dich ist und wie sie sich freut, dass du bei ihr bist. Willst du nicht zu ihr gehen und ihr geben, was sie sich wünscht?
Sanya hielt noch einen Augenblick inne. Zwei Stimmen sprachen gegen die eine an, die Sanyas Verstand lange dominiert hatte. Doch gegen zwei Gegner kam die Vernunft nicht länger an und die Disziplin beugte sich der Sehnsucht. Sanya sprach kein Wort, dazu war sie nicht imstande. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie in einer solchen Lage sagen sollte. Sie schloss für einen Moment die Augen, dann ging sie auf weichen Sohlen zu Kianas Bett hinüber und half ihr aus dem samtweichen, schwarzen Kleid. Sanya nahm sich eine volle Minute Zeit, den Körper ihrer Herrin zu betrachten und spürte, wie ihre Wangen sich aufwärmten. Dann beugte sie sich zu Kiana hinab und küsste sie innig, um dabei die Augen zu schließen und sich der wohligen Umarmung der Königin ganz hinzugeben.

Einige Zeit später stand Sanya am Fenster von Kianas Gemach und blickte gedankenverloren hinaus. Sie kam sich seltsam gelassen vor. Normalerweise war es eine ständige, innere Unruhe, die sie antrieb. Doch die vergangenen Stunden, die sie hier im Raum verbracht hatte, hatten dafür gesorgt, dass es Sanya gelungen war, ihre Gedanken nicht länger kreisen zu lassen. Sie betrachtete die Wolken, die am Nachmittagshimmel nördlich der weißen Stadt vorbeizuogen und dachte an gar nichts.
Zwei warme Hände legten sich um ihre Hüften und sie spürte, wie sich ein weiches Gesicht an ihren Rücken schmiegte. Sanya genoss die Berührung und die Wärme, denn sie trug nur ein dünnes Kleid aus weißem Stoff, dass Kiana ihr geliehen hatte und ihr nur bis knapp oberhalb der Knie ging. Ihre Rüstung würde sie noch früh genug wieder anlegen, aber zum ersten Mal seit vielen Monaten war Sanya nicht danach. Sie wollte gar nicht mehr fort aus diesem Raum und aus der Umarmung. Vorsichtig drehte sie sich zu Kiana um, ohne dass diese sie losließ.
"Ich hoffe, es... hat dir gefallen," sagte Sanya leise.
Kiana kicherte. "Oh ja. Hat es."
Sanya musste verlegen lächeln und kam sich albern dabei vor. "Da bin ich froh," sagte sie etwas steif.
"Bin ich auch," sagte die Königin und löste sich von ihr, um sich ihr Haar zu ordnen. Sie trug bereits wieder ihr schwarzes Kleid und setzte sich ihre Krone auf. "Ich möchte, dass du mit mir zu Abend isst und bis morgen früh hier bleibst - die Planung kann bestimmt noch bis morgen warten?"
"Nun.. ich denke schon," sagte Sanya. "Ich habe mit deinem obersten Ostling eigentlich schon das Wichtigste besprochen und er wird alles in die Wege leiten."
"Sehr gut!" rief Kiana. "Bis es Abend ist, bleibt noch etwas Zeit, und ich würde gerne den Mann kennenlernen, über den wir vorhin gesprochen haben, den Kundschafter."
"Mithrendan? Wieso das?"
"Weil er dein Freund ist, und er mich interessiert," erklärte Kiana schlicht. "Weißt du wo er sich aufhält?"
"Um diese Zeit... vermutlich auf dem Schießstand, hier in der Zitadelle," sagte Sanya.
"Ausgezeichnet! Dann werde ich ihn in den kleinen Empfangssaal rufen lassen. Oder..." sie warf einen Blick auf Sanyas Bekleidung und grinste. "Nun, vielleicht eher doch hierher?"
Sanya wurde ziemlich rot als sie an sich herabbblickte, eine sehr untypische Reaktion für sie. Wenn Mithrendan sie so sehen würde, würde er darüber noch bis an ihr Lebensende lachen. "N-nein, ich... ich ziehe mich um, und wir treffen uns im kleinen Saal..."
Kiana lachte und stand auf. "Dann mach' das, aber lass mich nicht zu lange warten! Deine Königin befiehlt es!" fügte sie mit einem Zwinkern hinzu.

Nachdem sie sich umgezogen hatte, stapfte Sanya in ihrer Rüstung in Richtung des kleinen Saals. Dort tagte ihres Wissens nach hin und wieder der Rat der wichtigsten Amtsträger des Reiches, doch um dieses Tageszeit war der Raum leer - bis auf die Königin, die sich, flankiert von zwei gerüsteten Ostlingen, an das Kopfende des Tisches gesetzt hatte. Sie winkte Sanya zu sich und bot ihr den Stuhl zu ihrer Linken an.
"Da bist du ja! Dein Kundschafterfreund müsste ebenfalls gleich hier sein."
Ein beherztes Klopfen an der schweren, eisenbeschlagenen Türe bestätigte Kianas Vermutung, und Mithrendan kam herein. Er hielt seinen Bogen noch in der Hand, als wäre er direkt vom Schießtstand hergeholt worden.
"Ihr wünscht mich zu sprechen, Euer Gnaden?" fragte er und ging auf die Knie.
"Erhebe dich! Ich möchte erfahren, was für ein Mann mit meiner lieben Sanya so gut befreundet ist," erklärte die Königin gut gelaunt.
Sanya warf Mithrendan einen warnenden Blick zu, doch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Nun, ich bin ein einfacher Mensch, der nur versucht, seinen Weg in dieser guten Welt zu gehen," sagte er ruhig. "Ich kenne Sanya schon lange, wir haben schon als Kinder gemeinsam gespielt, obwohl sie vom Hochadel abstammt und meine Eltern Bauern waren. Aber das hat uns nicht interessiert. Wir waren von Anfang an gute Freunde, und daran hat sich auch in all den Jahren nichts geändert."
"Nur Freunde?" hakte Kiana mit recht offensichtlichen Absichten nach.
"Ja," warf Sanya hastig ein. "Er ist wie ein Bruder für mich."
"So ist es, Euer Gnaden," bestätigte Mithrendan. "Es gab nie den... sprichwörtlichen Funken zwischen uns, wofür wir wahrscheinlich beide recht dankbar sind. Und außerdem..." Er ließ den Satz verklingen und und grinste, dann räusperte er sich bedeutungsvoll.
"Er kann manchmal ein ziemlicher Schwerennöter sein," wisperte Sanya der Königin zu. "Wir haben einmal eine Reise entlang der gondorischen Küste nach Westen gemacht, und in jedem Dorf und jedem Hafen gab es irgend ein Mädchen, dem er den Kopf verdreht hat..."
Kianas Augenbrauen hoben sich und Sanya wusste nicht, ob sie gleich explodieren oder darüber lachen wurde. Stattdessen legte die Königin jedoch nur den Kopf um eine Spur schief und nickte. "Ich verstehe... nun, solange da nicht mehr als eine geschwisterliche Beziehung zwischen euch ist, ist es wohl für euch beide gut so."
"In der Tat. Sanya wäre ohnehin nichts für mich, sie ist mir zu anstrengend und zu..."
"Vorsichtig," sagte Sanya leise und gefährlich. "Sag jetzt lieber nichts Falsches."
"...ehrenwert," beendete Mithrendan den Satz und lächelte unschuldig.

Sie sprachen noch eine ganze Weile, während Kiana Mithrendan über seine Vergangenheit ausfragte. Vor allem schien sie an Geschichten aus der Jugend und Kindheit von Sanya und ihm interessiert zu sein. Als draußen die Sonne unterging, nickte die Königin zufrieden und sagte: "Für den treuen Dienst, Eurer Königin ihre vielen Fragen beantwortet zu haben, sollt Ihr belohnt werden, Kundschafter Mithrendan. Ich lasse Euren Sold verdoppeln."
Damit war Mithrendan entlassen und ging, hochzufrieden drein blickend. Sanya blieb an Kianas Seite, denn die Königin befahl den Bediensteten nun, das Essen aufzutischen. Sanya fragte sich, ob sie nur zu zweit essen würden, oder ob noch weitere Personen am Abendessen teilnehmen würden...

Darkayah

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Minas-Tirith, Weiße Festung (Gondor)
« Antwort #28 am: 18. Feb 2021, 20:24 »
Minas-Tirith, Palast (Gondor)

Kiana mit Sanya im kleinen Ratssaal…


Die Königin war noch immer amüsiert, etwas über den vermeintlichen Kindheitsfreund Sanyas erfahren zu haben. Auch wenn sie ihn etwas seltsam fand, war er doch ganz nett. Außerdem erübrigten sich so ihre Gedanken, dass zwischen Sanya und Mithrendan etwas war. Scheinbar verband die beiden die jahrelange Freundschaft und mehr nicht. Das stimmte sie äußerst zufrieden. Sie beobachtete ihre Oberkommandantin von der Seite, während sie an das Geschehene von vorher dachte. Sanya wirkte in ihrer Rüstung wieder Pflichtbewusst und streng. Viel Lieber hätte sie die Frau weiter in leichter Kleidung gesehen. Aber am Tag des Fests würde sie wieder in einem Kleid gehüllt sein, was Kiana wenigstens etwas glücklich stimmte.
Schon so lange fühlte sie sich nicht mehr so geliebt und geborgen. Für einen kurzen Moment dachte sie völlig frei zu sein. Wenn es nach Kiana ginge, hätten sie weitere Stunden in ihrem Gemach verbringen können. Neben Sanya im Bett. Ihre Haut spüren, ihre Berührungen. Jede einzelne Berührung Sanyas war Balsam für ihr so zerbrochenes Herz. Für diese Zeit vergaß sie all diejenigen, die versuchten Kina zu brechen.
Wie hat sie das nur gemacht?, fragte sie sich selbst. Ihre ständige innere Traurigkeit, ihr Hass auf die Menschen, die sie nicht akzeptierten und die beständige Leere war weg. Die junge Maia fühlte sich besänftigt und befriedet. Sie konnte sich allerdings nicht erklären woran das lag.
Die Königin rutschte mit ihrem Stuhl näher an Sanya heran und legte ihre Hand auf das Bein von ihrer Oberkommandantin. Wie gerne wollte Kiana ihre Gedanken mit ihr teilen, doch sie brachte kein Wort über die Lippen. Das erste mal in ihrem Leben fühlte sie sich sprach- und machtlos. Im positiven Sinne. Im Hintergrund  füllten die Pagen den Tisch mit Speisen und getränken. Kiana schenkte diesen aber eher wenig beachtung. Sanya schien beeindruckt zu sein von dem was aufgetischt wurde.
Kiana musste lächeln. Sie griff nach der Hand ihrer Kommandantin. Sie fasste sich ans Herz und wollte irgendwie versuchen ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
“Sanya, ich wollte dir nur sagen dass ich…”, schaffte sie gerade zu sagen, da stürmte Loki, gefolgt von Soldaten und einem Boten im Schlepptau, in den Raum.

Sofort zog Kiana ihre Hand wieder zurück und lehnte sich in ihrem Stuhl nach hinten. Neugierig sah sie zu den Angetroffenen. Besonders zu Loki, der leicht überfordert wirkte. Dabei hatte sie ihm doch Ruhe angeordnet.
“Loki, was ist los? Warum werde ich jetzt ausgerechnet gestört?”, fragte sie leicht entsetzt und verärgert.
“Es ist wichtig und kann nicht warten…”, entgegnete er schnaufend. “Du warst ja sonst den ganzen Tag nicht greifbar!”.
Hörte sie da etwa eine Beschwerde heraus? Sie zog eine Augenbraue hoch.
"Ich war beschäftigt… Mit… wichtigeren Dingen…”, antwortete sie gereizt.
“Man konnte es nicht überhören…”.
Die Königin schüttelte nur den Kopf. In gewisser Weise spürte sie auch eine wärme in ihren Gesicht. Sanya schien ebenfalls gerötet und senkte den Kopf, als wäre es ihr unangenehm. Bevor Kiana aber etwas sagen konnte packte Loki den Boten und schob ihn nach vorne.
"Los spricht!", drängte Kina schließlich. "Warum stört ihr eure Königin?".
"Die Rebellen… Arnor…", stammelte er nur ängstlich heraus. Mit den Worten alleine konnte sie allerdings nichts anfangen. Sie setzte ein fragenden Gesicht auf. "Was ist damit? Sprecht klar!".
"Sie...Sie haben Fornost erobert…", versuchte der Bote ruhig zu sagen, was ihm aber kaum gelingte.
Kiana sah ungläubig drein. Ein paar Aufständische sollten es geschafft haben Fornost zu erobern, dazu noch die Armee besiegt und den Legaten getötet haben?
Das kann nicht sein, dachte sie sich. Es musste ein Irrtum vorliegen.
"Ihr müsst euch täuschen…", entgegnete sie nur kopfschüttelnd.
"N-nein… Sie nahmen mich gefangen und… Ich sollte das hier ausliefern..", dabei kramte er in seiner Tasche. Er holte ein Stück Papier und ein rotes Tuch hervor, was er beides der Königin überreichte.
Auf dem Zettel sah sie nur eine Zeichnung gekritzelt. Sie kannte das Symbol. Doch woher? Es zeigte zwei Flügel eines Dämonen und zwei Äxte in der Mitte, die voneinander abgewandt waren.
Irgendwo habe ich das gesehen… Aber wo...
Sie erschrak fast, als ihr die Erinnerung wieder in den Sinn kam. Octavia, die Frau die sie töten wollte, hatte sich diese Zeichen auf das Gesicht gemalt, als sie am Turnier teilnahm.
"Octavia… Meine Schwester…", flüsterte Kiana leise vor sich hin. All die schlechten Gefühle stiegen in ihr wieder hoch und erfüllten ihren Körper, wenn sie daran dachte. Entsetzt sah sie zu Sanya, die nichtsahnend ihren Blick erwiderte. Das sorgte eher dafür, dass die Gefühle abgestumpft waren und sie so etwas wie Mitleid für Octavia empfand, die vermeintlich tot war. Keinen Hass.
Sie wandte sich wieder an Loki und dem Boten.
"Was wollen sie damit sagen? Wollen die mir etwa drohen?", ärgerte sich die Königin. "Von wem habt ihr das?".
"Ich weiß es nicht…".
"Ihr müsst doch wissen, wer euch das gegeben hat!", schimpfte sie sichtlich erbost.
"Es waren viele Rebellen dort… Ich hatte Angst um mein Leben…".
Kiana seufzte. Egal was gut lief in ihrem Leben. Da musste mindestens dann ein anderer Bereich Probleme machen.
"Dann bereite einen Gegenangriff vor… Die Stadt muss wieder unter meiner Herrschaft sein!", befahl sie sofort und wandte sich zu Loki.
"Ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist…", entgegnete Loki rasch.
Irgendwie ahnte sie schon, dass Loki wieder gegen sie sprach. Er wollte bestimmt nur seine neuen Rebellenfreunde beschützen.
"Und warum nicht?", fuhr sie ihn genervt an.
"Wie ich durch Späher erfahren habe, ist eine Armee aus Exilanten von Arnor und Angmar dort eingetroffen… Unter der Führung eines jungen Fürsten… Robben Rogwyne?".
Kiana konnte sich ihren Lacher nicht zurückhalten. Es war aber eher aus Verzweiflung und um den Fürsten verspotten. Sie kannte ihn. Zumindest von Hörensagen. Er wurde minderjährig zum Fürsten ernannt, weil seine Eltern unverhofft verstarben.
"Weißt du was das bedeutet? Wenn Arnor in der Hand der Rebellen bleibt, ist Angmar in Gefahr… Und wenn wir erst den gesamten Norden verlieren, wird der Sturm nicht aufzuhalten sein…", sagte Kiana besorgt. "Also was sollen wir tun?".
Loki hob abwehrend seine Hände. Kiana stöhnte laut und ließ sich auf einen Stuhl fallen.  "Die Rebellen sind wohl uneins, ob sie Fürst Rogwyne folgen sollen oder nicht…", fügte Loki hinzu.

Kiana wusste nicht weiter. Sie stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab und starrte in die Leere. Eine Zeitlang schwieg die junge Maia. Auch keiner der anderen rührte sich ein Stück. Langsam drehte sie ihren Kopf zu Sanya, die überwiegend schwieg.
Ob sie eine Idee hat?.
"Sanya!", rief Kiana plötzlich, sodass die Oberkommandantin fast aufschrak und kerzengerade auf ihrem Stuhl saß.
"Was schlägst du vor? Was soll ich tun?", fragte Kiana sie direkt.
"Ich kann eine solche Entscheidung nicht treffen… Ich bin nur eine Kommandantin der Armee..", antwortete sie überrascht.
"Und genau deshalb will ich deine Meinung! Du siehst es aus der Sicht der Armee…", behauptete sie.
"Nun ja…", fing Sanya zögerlich an, "...Wenn das stimmt was der Reichsmarschall sagt und die Rebellen nicht mit Fürst Rogwyne einverstanden sind, dann sollten wir sie sich gegenseitig bekämpfen lassen, um Ressourcen und Soldaten zu schonen!".
Kiana sah zu ihr auf. So schlecht fand sie den Vorschlag gar nicht. Auch wenn sie nicht warten wollte, um den verlorenen Teil wieder unter ihrer Herrschaft zu haben, machte es Sinn
"Ihr habt sie gehört…", sagte die Königin, "...Wir lassen die Rebellen das Problem selbst beseitigen…. Sollen sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen...".
Loki verneigte sich vor ihr und schnappte sich, warum auch immer, das Stück Papier und das rote Tuch, was der Bote bei sich hatte. Sie beäugte ihn misstrauisch, bis er den kleinen Saal verließ.
"Nicht schlecht, Lady Terelos!", sagte Kiana mit einem Augenzwinkern. Sie packte sich etwas von dem Essen auf ihren silbernen Teller und aß etwas.
"Aus dir kann großes werden!", sprach sie, während sie in gerade etwas abbiss. Eigentlich aß sie nicht mit den Fingern, da sie eine gehobene Schule genoss. In der Anwesenheit von Sanya vergaß sie aber jegliche Höflichkeiten. In ihrer Nähe spielte ihr Verstand verrückt. "Na los, iss!", verlangte die junge Maia. "Ich kann das wohl kaum alleine essen!". Dabei kicherte sie.

Eine ganze Weile saßen sie noch dort, redeten, aßen und tranken.
Als die Nacht hereingebrochen war,  forderte Kiana Sanya auf sie in die Bäder zu begleiten. Danach nahm sie ihre Oberkommandantin wieder mit in ihre Gemächer. Den nächsten Tag wollte sie erst gar nicht gestört werden und in Ruhe mit Sanya verbringen. Denn das Fest folgte schon und da gab es genug Aufregung, besonders mit dem Attentatsversuch, der zu verhindern galt...


Kiana mit Sanya in ihre Gemächer…

« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 21:35 von >Darkness< »
Grüße Darkayah

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Saizo

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Minas Tirith
« Antwort #29 am: 22. Feb 2021, 18:32 »
Minas Tirith (Gondor)



Sanya in der weißen Festung...

Obwohl sie den Abend und den gesamten darauf folgenden Tag mit der Königin verbrachte, so wie Kiana es sich gewünscht hatte, ging Sanya die Tatsache nicht aus dem Kopf, dass Arnor sich erfolgreich gegen das Königreich erhoben und rebelliert hatte, und Fornost eingenommen hatte. Es machte ihr große Sorgen, dass so etwas auch in Gondor passieren könnte, und sie war den ganzen Tag über unruhig. Zwar tat Kiana allerlei schöne Dinge mit ihr, aber Sanya kam sich so vor, als würde sie hier tatenlos herumsitzen, während die Aufständischen in ihrer Abwesenheit immer stärker wurden.
Kiana fiel Sanyas Abgelenktheit relativ schnell auf. Am Nachmittag des Tages vor dem Fest saßen sie beieinander in einem warmen, großen Badebecken, und Kiana hatte den Kopf auf Sanyas Schulter gelegt.
"Woran denkst du, Sanya?" wollte die Königin wissen.
Sanya zögerte einen Augenblick, ehe sie antwortete. "Ich... mache mir nur Sorgen, wegen der Lage in Arnor..."
"Das brauchst du nicht. Du hast doch selbst gesagt, dass die Rebellen uneins sind und sich gegenseitig vernichten werden," sagte Kiana beruhigend.
"Das ist nur eine Vermutung," gab Sanya zu. "Immerhin haben sie sich zusammengerauft um Fornost zu erobern... was wenn es diesem Fürst Rogwyne gelingt, sie endgültig hinter sich zu vereinen? Ob nun mit Überzeugungskunst oder mit Gewalt... was wenn er sie zu einer geeinten Armee schmiedet, und wir bald mit einer richtigen Invasion rechnen müssen?"
Kiana legte ihr einen Finger auf die Wange und strich sanft darüber. "Um den jungen Fürsten musst du dir keine Sorgen machen... ich kenne ihn und er ist ein schwacher Herrscher. Es wird ihm bestimmt nicht gelingen, die Rebellen zu vereinen."
"Aber was, wenn dieser Erfolg der Aufständischen im Norden sich herumspricht?" sagte Sanya. "Wird das nicht neue Rebellionen inspirieren, hier in Gondor oder gar in Rohan, Rhûn oder Umbar?"
"Den Aufstand in Gondor wirst du ganz sicher bald im Griff haben, meine treue Sanya," sagte die Königin lächelnd. "Auf dich kann ich mich verlassen. Und sobald Gondor sicher ist, werden wir gemeinsam auch Arnor wieder Frieden bringen."
"Aber-"
"Kein Aber mehr. Nicht heute, nicht hier. Lass mich dir helfen, all diese Sorgen zu vergessen..." wisperte Kiana in Sanyas Ohr. Dann küsste sie sie und legte die Arme um sie.

Am folgenden Abend wollte die Königin einer Ratsitzung beiwohnen und nahm Sanya als ihre Eskorte mit, obwohl sie natürlich auch wie immer ihre Ostlinge um sich hatte. Auch im Rat war das wichtigste Gesprächsthema die Lage in Arnor. Loki, der Reichsmarschall, hatte weitere Berichte aus dem Norden erhalten und beschrieb, wie die Rebellengruppe unter Fürst Rogwyne nach Fornost nun auch die Stadt Annúminas erobert hatte, die von einer verfeindeten Rebellegruppe gehalten worden war.
"Also kämpfen sie tatsächlich gegeneinander, genau wie Sanya es vorhergesagt hatte!" triumphierte die Königin auf.
Loki verdrehte sichtlich die Augen, dann sagte er: "So scheint es derzeit jedenfalls. Ich erwarte, dass Rogwynes Armee als nächstes nach Norden ziehen wird, zur Grenze von Angmar..."
"Das soll er ruhig versuchen. Lady Lynn wird sie zurückwerfen," sagte Kiana gelassen.
Gemurmel der übrigen Ratsmitglieder antwortete ihr. Als die Königin sich fragend und streng in der Runde umblickte, sagte der Schatzmeister: "Euer Gnaden, einige sind... sich nicht sicher, wie loyal Lady Stark der Krone noch ist."
"Wir haben sie unter ständiger Beobachtung, sie würde es nicht wagen etwas gegen mich zu unternehmen!" war sich Kiana sicher.
"Ich kann dafür sorgen, dass die Bewachung verstärkt wird," sagte der Kommandant der Ostlinge ruhig.
"Wir werden sehen ob das notwendig sein wird," antwortete die Königin. "Warum seid ihr alle so durcheinander, nur weil ein kleiner Teil des Reiches glaubt, sie wären ohne meine Führung besser dran?"
"Womöglich wird es nicht bei einem kleinen Teil bleiben, Euer Hoheit," wagte der Flottenmeister einzuwerfen. "
"Unsinn! Diese winzigen Aufstände hier in Gondor wird meine Sanya bald unter Kontrolle haben!" sagte Kiana mit fester Stimme.
Sanya wurden bei diesen Worten einige zweifelnde Blicke zugeworfen. Ihr fiel auf, dass sie neben Kiana die einzige Frau im Raum war. Alle Mitglieder des Rates saßen am Tisch, an dessen Kopfende Kianas Stuhl etwas erhöht stand. Sanya hatte sich zur Linken davon positioniert und hoffte insgeheim, gar nicht bemerkt zu werden, doch daran war nun nicht mehr zu denken.
"Nun, wir... vertrauen natürlich darauf, dass... Lady Terelos gute Arbeit machen wird," sagte der Kommandant der Stadtwache von Minas Tirith, ein dicklicher Mann mit ungesunder, rötlicher Gesichtsfarbe. "Aber was kann eine einzelne Soldatin gegen die wachsenden Unruhen hier in Gondor tun, noch dazu eine Frau?"
"Ich versichere Euch, Lord Faros, dass ich eine Frau bin hat damit nichts zu tun," konnte Sanya sich nicht verkneifen zu sagen.
"Nein... natürlich nicht," beeilte der Lord sogleich zu sagen, aber Sanya sah ihm an, dass er log.
"Genug davon!" befahl Kiana. "Ich dulde keine unbegründete Kritik oder Vorurteile in meinem Rat! Der Silberne Schwan und seine Gefolgsleute werden bald sicher im Verlies ihre gerechte Strafe verbüßen, da bin ich mir ganz sicher."
"Wir hören, dass es auch in Mordor Kämpfe gegeben hat, Euer Gnaden," sagte der Herr der Spione. "Der dortige Legat ist von Minas Ithil ausgezogen."
"Und war er siegreich?" hakte Kiana nach.
"Das wissen wir noch nicht, aber..."
Kiana ließ den Spion nicht ausreden. "Meine Legaten sind absolut loyal, sie werden entweder Erfolg haben oder bis zum Tode kämpfen." Sie machte eine Pause, ehe sie sagte: "Mordor ist in guten Händen. Schatzmeister, ich hoffe, Ihr habt genügend Mittel für die morgige Feier bereitgestellt?"
"Ja, Euer Gnaden. An Gold mangelt es uns nicht..."
"Ausgezeichnet. Und wie steht es um den Ausbau der Flotte, Großadmiral?"
"Er geht voran, Euer Gnaden. In Pelargir geht die Arbeit gut vonstatten, aber in letzter Zeit gab es durch Überfälle der Aufständischen hin und wieder Verzögerungen bei den Holzlieferungen aus den Wäldern Lebennins."
"Auch diese Überfälle werden bald aufhören," sagte Kiana. "Wenn wir erst eine schlagfertige Flotte haben, werden die Reisen zwischen Gondor und Arnor schneller und sicherer werden... und spätestens dann wird es auch niemand dort im Norden mehr wagen, sich gegen mich zu stellen!"
"Hoffen wir dass es so kommt," sagte Loki.
Sanya musterte den Reichsmarschall nachdenklich. Er wirkte seit dem Tag an dem er von Octavias Tod erfahren hatte vollkommen verändert. Wo er früher ein spitzbübischer, ständig schmunzelnder Aufschneider gewesen war, war er nun ernst und grimmig, und die Blicke, die er Sanya zuwarf, hätten tödlich sein können. Er wirkte, als wäre er ein ganz anderer Mensch. Hat er sie wirklich so sehr geliebt? fragte Sanya sich nicht zum ersten Mal.
Die Ratssitzung fand schließlich ihr Ende, als es Nacht geworden war, und Kiana nahm Sanya wieder mit sich in ihre Gemächer.

Dort angekommen nahmen die beiden Frauen ein ruhiges Abendessen zu zweit ein, während dem sie sich miteinander austauschten.
"Freust du dich genauso sehr auf morgen wie ich, Sanya?" wollte Kiana wissen.
"Nun, ich..."
"Du kannst es mir sagen..."
"Also, hauptsächlich mache ich mir Sorgen um deine Sicherheit, Kiana," gestand Sanya.
Kiana verzog ein wenig beleidigt das Gesicht. "Ich sollte dir befehlen, dir nicht immer so viele Sorgen zu machen..." schmollte sie. "Du sollst das morgen genießen! Mal aus dieser Rüstung herauskommen und dich wie eine Frau fühlen, in einem hübschen Kleid! Du wirst sehen, das wird dir gut tun! Du hast doch schon so viel vorbereitet für morgen, Grauer Staub und die anderen Ostlinge haben es unter Kontrolle. Dieses Isenfeuer wird nicht explodieren, darauf kannst du dich verlassen!"
Sanya seufzte und musste etwas zaghaft lächeln. "Ich wünschte, ich hätte deine Gewissheit, Kiana," sagte sie.
Kiana beendete ihre Mahlzeit und stand auf. "Du wirst es schon noch lernen, das weiß ich," sagte sie. "Ich weiß einfach, dass du das Problem in den Griff bekommen wirst... das spüre ich!"
Sanya wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Also stand sie ebenfalls auf und verneigte sich. "Ich danke dir für dein Vertrauen, und für die Zeit die ich mit dir verbringen durfte."
"Das klingt ja, als würdest du dich verabschieden," sagte Kiana. "Aber du hast noch nicht die Erlaubnis zu gehen!" sagte sie gespielt streng, dann lachte sie. "Du wirst die Nacht hier verbringen, verstanden?"
"Verstanden," stimmte Sanya zu. Mehr Zeit mit Kiana zu verbringen kam ihr nun sogar sehr angenehm vor...