Minas-Tirith, weiße Festung (Gondor)
Kiana im Palast der weißen Festung…
Die warmen Sonnenstrahlen kitzelte Kianas Nase und ließ sie so von ihrem langen erholsamen Schlaf erwachen. Sie hatte tief und fest geschlafen. Ihre Träume waren ruhig. Gähnend streckte sie sich in ihrem Bett aus. Der Königin ging es an diesem Tag besonders gut. Gerade wollte sie seitlich greifen und Sanya davon erzählen, ihr sagen wie froh sie war die Frau an ihrer Seite zu haben, da stellte sie fest, dass Sanya gar nicht mehr neben ihr lag. Sie erhob ihren Oberkörper und sah sich in ihrem Gemach um, aber die Oberkommandantin war nirgends zu sehen. Enttäuscht verschränkte sie ihre Arme und lehnte sich an das Kopfende des Bettes. Die junge Maia seufzte. Wahrscheinlich war sie nur früh auf den Beinen und wollte sich vergewissern, dass auch keine Bedrohung mehr in der Nähe gewesen war.
Es klopfte an der Tür und riss Kiana kurzzeitig aus ihren Gedanken.
Das muss Sanya sein!, machte sie sich selbst Hoffnungen. "Ja, tritt ein!". Dabei setzte sie sich auf.
Als die Tür sich öffnete, betrat nicht Sanya den Raum, sondern Loki mit gesenktem Kopf, der einige Briefe in seinen Händen hielt. Wieder enttäuscht ließ sie sich auf ihr Bett fallen.
"Du siehst nicht zufrieden aus, Kiana.", fing er besorgt an. "Hast du etwa jemanden anders erwartet?".
"Ja!", entgegnete sie energisch und kurz. Natürlich wollte sie, dass Sanya zurück in ihr Gemach kam.
"Auf wen wartest du denn dann?".
Zunächst zögerte sie. Kiana wusste genau, dass Loki es sich denken konnte.
"Wo ist Sanya?", fragte sie diesmal direkt.
"Ach Sanya… Sie ist schon in der Nacht abgereist, wie ich von den Wachen hörte…".
"Was du alles weißt…", erwiderte sie genervt und zog eine Augenbraue hoch.
"Ich muss ja bestens informiert sein, um dich zu beschützen!", sagte er grinsend. Sie beobachtete nur, wie sich Loki über ihren Schminktisch beugte. Neugierig versuchte sie zu sehen was er dort machte. Unter ihm lag nur ein Stück Papier.
"Vielleicht steht es ja hier…", sagte er plötzlich. Sofort sprang Kiana auf und eilte zu Loki. So schnell sie konnte schnappte sie sich das Schriftstück und las es sich durch. Es war wirklich ein Brief Sanyas. Sie sprach davon, dass sie Die Zeit mit der Königin sehr genossen hatte und den silbernen Schwan ein für alle mal erwischen wollte, damit Kiana endlich sicher war. Sie seufzte und ließ sich wieder auf das Bett sacken.
"Was ist?", fragte Loki. "Stimmt etwas nicht?".
Kiana schüttelte nur den Kopf. Eigentlich hoffte sie darauf, dass Sanya sie in den Norden begleitete. Sie wollte ihre Oberkommandantin in ihrer Nähe wissen. Doch nun war sie einfach verschwunden. Genau wie Thirak damals bei. Wieder presste sie einen deutlichen Seufzet hervor, denn sie war mehr als beunruhigt und unzufrieden. Vor allem ,aber, wusste sie nicht wie sie mit derartigen Gefühlen umgehen sollte.
Rede dir nichts ein,dachte sie sich.
Sie sagt doch dass sie weg ist um den silbernen Schwan zu fangen! Also brauche ich mir keine Sorgen machen!Sie sah zu Loki auf, der sie die ganze Zeit mit seinen Augen fixierte.
"Außerdem ist Legat Fenrist aus Mordor hier…", fing Loki an zu erzählen, "...Es gibt wohl beunruhigende Nachrichten aus Mordor…".
Noch mehr schlechte Neuigkeiten? Waren die Rebellen im Norden und die Aufstände in Gondor nicht genug? Sie war all den Ärger Leid. Vor Zorn ballte sie ihre Faust und erhob sich. Die Königin zog ihr Nachthemd aus um schnell in ihr schwarzes Kleid zu hüpfen. Ihr war es klar, dass Loki sie dabei ganz genau beäugte.
"Sag dem Legaten…", sagte sie stöhnend, während sie ihre Kleidung anzog, "...Dass ich ihn gleich im Thronsaal erwarten werde…".
Als sie endlich ihr Kleid an hatte, bemerkte sie, dass Loki noch immer dort an der Tür stand und starrte.
"Was ist? Wird es bald?", befahl sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Nachdem sie diese Worte sagte, dauerte es nicht lange und Loki verschwand.
Kopfschüttelnd und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nahm sie noch einmal den Brief Sanyas in ihre Hände. Sorgfältig las sie ihn nochmal durch. Ihr fiel vor allem eine Zeile auf.
Wenn wir einander wiedersehen, sollten wir uns in Ruhe darüber austauschen, wie wir zueinander stehen, las sie die Stelle in ihrem Kopf mehrere male durch. Was meinte sie damit? Wollte sie klar stellen, dass sie für Kiana nicht das gleiche fühlte? Oder wollte sie ihr doch auch ihre Liebe gestehen?
Beide Gedanken verursachten ihr Bauchschmerzen. Sie entschied sich aber in den Thronsaal zu gehen und endlich den Legaten von Mordor zu treffen. Ablenkung würde ihr sicher gut tun. Außerdem musste sie sich um die Belange ihres Volkes kümmern. Sie war immerhin die Königin.
Schnell lief sie in den Thronsaal. Dort warteten auch schon Legat Fenrist zusammen mit Loki. Der Theonsaal befand sich noch weiter in Reperatur, die streng von Soldaten bewacht wurde. Fenrist war anders als die übrigen Ostlinge der Armee. Er trug sein Haar nicht ganz kurz. Auch hatte er im Gegensatz zu den übrigen Ostlingen keine braunen sondern blaue Augen. Kiana stand vor dem deutlich größeren Mann und begrüßte ihn sanft auf Ostron, der die Begrüßung mit einer Verbeugung erwiderte.
"Ich hoffe ihr hattet eine angenehme Reise und einen ehrbaren Empfang, Legat Fenrist…", fing Kiana an. "...Ihr seid sicher nicht umsonst persönlich nach Minas-Tirith gekommen um mit mir zu sprechen…".
"Danke, meine Königin, alles verlief nach meiner besten Zufriedenheit! Auch stellt es mich zufrieden, euch wohlauf zu sehen, nachdem ich von der Barbarei hörte, die hier passierten… Wäre ich hier gewesen, hätte ich es verhindert! Umso mehr schäme ich mich, dass es meinen Brüdern nicht gelungen ist…", entgegnete Fenrist und senkte dabei sein Haupt.
"Da bin ich mir sicher!", sagte Kiana, "Aber meine liebste…Ähm…". Die Königin räusperte sich bevor sie fortfuhr. "...Eine meiner treuesten Kommandantinnen ist den Attentätern auf der Spur…".
"Nicht einer der Ostlinge?".
"Nein…", zog Kiana das Wort in Länge.
"Es sollte einer meiner Brüder sein… Am besten ich selbst…", sagte er sofort.
"Ich weiß euren Ehrgeiz zu schätzen, Fenrist! Ihr gehört zu meinen fähigsten Kämpfern… Habt Grauer Staub in der Schlacht von Carn-dûm gerettet, habt euch in der Schlacht von Minas-Tirith bewiesen!", erwiderte Kiana und schnappte sich seine Hände. "Ihr müsst für mich in Mordor sein, da ihr derjenige seid, der dafür gemacht ist es zu verwalten!".
"Was Mordor angeht…", schnaubte der deutlich größere Krieger, "...Die alten Meister aus Harad haben unsere Karawanen angegriffen…".
Kiana zuckte fast zusammen, als sie die Worte hörte. Lange hatte sie nichts mehr von den Meistern gehört, seit sie aus Umbar abgereist war.
"Die Meister aus Harad? Seid ihr euch da sicher?", bohrte sie nach. Der Legat nickte ihr zu. "Das kann nicht sein…", sagte sie leise vor sich hin.
Das muss daran liegen, dass Loki aus Umbar gegangen und einen Großteil der Armee hierher verschifft hat…, dachte sich die junge Maia verärgert. So gerne wollte sie ihm schimpfende Worte an den Kopf werfen. Doch sie versuchte ruhig zu bleiben. Sie wandte sich mit einem Lächeln an Fenrist.
"Seht ihr… Genau deshalb braucht Mordor euch! Ich werde dafür sorgen, dass ein Teil der Armee zur Unterstützung mit euch reisen wird… Außerdem werde ich dafür sorgen, dass ihr genug Mittel zu Bekämpfung der Aufständischen aus Harad habt!", sagte sie sofort. "Ich möchte dass ihr euch sofort darum kümmert… Die Meister müssen vernichtet werden…".
"Aber… Ich habe versagt…", wollte er gerade sagen, doch Kiana unterbrach an. "Tscht!", machte sie nur und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. "Die Meister aus Harad sind unser Feind! Sie haben dich und deine Brüder versklavt und das einzige was zählt ist, dass sie bekämpft werden!", sagte sie energisch. "Du solltest dich am besten sofort auf dem Weg machen!".
Der Mann verneigte sich vor ihr und stampfte hinaus. Kiana sah ihm noch eine Weile hinterher, bis sie bemerkte, dass Loki von einem Boten einen Brief in die Hände gedrückt bekam. Skeptisch sah die Königin zu ihm rüber, denn Loki sah nicht besonders begeistert davon aus, was in diesem Brief stand. Rasch lief sie zu ihm.
"Was ist?", sagte sie äußerst grob.
"Ich weiß nicht ob du jetzt…", sagte Loki gerade, da versuchte Kiana ihm den Brief aus den Händen zu reißen, aber der Reichsmarschall wollte nicht locker lassen.
"Gibst du mir jetzt den Brief?", fauchte sie ihn an. "DAS IST EIN BEFEHL!".
Dabei wurde sie lauter, sodass ihre Stimme im ganzen Saal hallte. Seufzend überließ er ihr endlich das Schriftstück und hielt seine seine Hand vor dem Gesicht. Kiana beäugte ihn noch kopfschüttelnd. Als sie sich dem Brief zuwandte, konnte sie ihren Augen nicht trauen. Er trug das Siegel des Hauses Stark. Jene Familie, die damals vor der Herrschaft Kianas, Angmar beherrschten. Unterzeichnet war we von Lynn Stark. Schnell und aufgeregt las sie sich die Worte durch, die von einer Bedrohung für Angmar und demi gesamten Norden sprach. Es ging um ein Mädchen, die außergewöhnliche Kräfte besaß und damit ganze Armeen vernichtete. Sie sollte darauf aus sein zuerst die Krone Arnors, Angmars und dann des gesamten Reiches von Mittelerde zu bekommen. Kiana blieb die Spucke im Hals stecken.
Octavia Sagitta, die Tochter Thurions versucht Schrecken im Norden zu verbreiten, hieß es an einer Stelle. Octavia ? Am leben? Doch wie kann das sein? Hatte sie den Sturz doch überlebt?
In Kianas Kopf waren so viele Fragen. Sie bekam ein drückende Gefühl in sich drinnen. Nicht nur weil es eine neue Gefahr für sie selbst war, sondern auch weil sie an ihre frühen Jahre denken musste. Die Jahre an denen ihre Kräfte zum Vorschein kamen und andere sie für ein Monster hielten ließ. In gewisser Weise bekam sie etwas Mitleid. Doch für sie stand das Reich im Vordergrund. Aber auch ohne eigene Macht, die dadurch gefährdet war.
Niemand außer ich darf solche Kräfte besitzen! Alle anderen würden sie nur für sich selbst missbrauchen!, dachte sie sich und schlug den Brief Loki vor die Brust, der schnaufend zusammen zuckte.
"Da hat deine kleine Freundin wohl doch überlebt…", sagte sie und klang dabei streitlustig. Deshalb antwortete Loki vermutlich nicht.
"Du hast wohl gelesen, was mit ihren Kräften ist… Ich hatte von Anfang an recht… Sie wird behaupten Anspruch auf den Thron zu haben und mich verdrängen wollen…".
"Kiana, das stimmt doch nicht… Sie ist nun mal deine Schwester…", entgegnete Loki besorgt.
"Es spielt keine Rolle, welche Kräfte sie besitzt, oder wer sie ist… Arnor soll in Flammen aufgehen…", machte sie erbost deutlich. "Sorg dafür, dass die Armee heute noch abmarschbereit ist…".
"Aber Kiana…".
Mit ihrem Blick verdeutlichte sie die Ernsthaftigkeit ihrer Entscheidung. Loki senkte nur den Kopf.
"Gut, ich werde mich dann auch…".
"Nein, du wirst hier bleiben!", befahl sie direkt. "Du bist der Reichsmarschall und musst mich vertreten… Auch wenn es mir fast widerstrebt…".
"Kiana du weißt, dass ich dich nicht enttäuschen würde…".
Die Königin zog ihre rechte Augenbraue hoch und sah ihn misstrauisch an. Eigentlich war sie sich sicher, dass sie Loki vertrauen konnte. Doch wenn es um Octavia ging, war sie sich skeptisch.
Erbost lief Kiana aus dem Thronsaal hinaus und hörte dabei die letzten Worte Lokis nicht mehr wirklich, der ihr noch hinterher rief, Sanya über den neuen Vorfall durch einen Boten zu informieren. Kiana war nur noch froh, wenn der Alptraum endlich ein Ende Hatte und das Reich im Frieden unter Kiana bestehen konnte.
Kiana im Palast von Minas-Tirith…