Minas-Alagos auf Tolfalas (Gondor)
Octavia und Kiana in Minas-Alagos…
Als Octavia am nächsten Tag aufwachte, stellte sie fest, dass Kiana schon lange gegangen sein musste. Der erste Blick ging sofort zu ihrer Tasche, in der sich die schwarze Krone befand. Zu ihrem Glück war diese aber noch samt Inhalt an ihrem Platz. Auch an den folgenden Tage ließ sich Octavia überhaupt nichts von ihrem Traum anmerken. Für sie war es schon schlimm genug, dass Kiana davon Wind bekam und sie weinen sah. Glücklicherweise beruhigte sich ihr Schlaf nach diesem Alptraum allmählich, sodass sie an den anderen Tagen deutlich besser schlief und die Laune der jungen Maia nach langer Zeit wieder gut war. Dennoch ging Octavia ihrer Halbschwester die meiste Zeit aus dem Weg. Umgekehrt schien Kiana ebenfalls das gleiche zu tun. Warum auch immer. Vielleicht war es ihr selbst unangenehm oder die Situation überforderte sie. Nur selten begegneten sich die beiden Frauen, was für Octavia mehr als erleichternd war.
Gerade ging Octavia in der großen Festung spazieren. Die junge Frau befand sich draußen auf der breit gebauten Mauer und genoss den atemberaubenden Anblick auf die ganze Insel, samt dem Meer drumherum. Dabei saugte sie die warmen Sonnenstrahlen auf, die ihre Haut erreichten. Trotz des Windes, der ihr braunes langes Haar immer wieder aufwirbelte, war die Temperatur sehr angenehm.
Die junge Frau dachte an das Buch, das ihr Thurion Vater geschrieben hatte. Tatsächlich sprach er in den vorher fehlenden Seiten davon, dass das schmerzvollste was ihm passierte, der Tod seines erstgeborene Sohnes Aranion war. Danach schrieb er nur noch von Rache und Vergeltung für den Tod seiner Frau Anarya Vaneryen und seinem Sohn. Scheinbar quälte ihm der Gedanke, dass er auf einem Feldzug war, während seine Familie starb. Wenn sie die Worte Thurions richtig deutete, wurde dadurch selbst der mächtige und ach so schreckliche Thurion gebrochen, sodass er viele Gräueltaten verübte. An einer Stelle erwähnt er eine Frau. Eine Elbin. Was es mit ihr auf sich hatte wurde aus den Schriftstücken nicht ersichtlich.
Der für Octavia aber wichtigere Part war das Ende des Buches. Ihr Vater erwähnte die Begegnung mit ihrer Mutter Yávien. Besonders aber die Stelle, an der Thurion später von seiner Tochter erfährt. Sie erinnerte sich an die Worte:
...Davos Schneewert versuchte mich schon eine ganze Weile von diesem Krieg abzubringen. Ebenso wie Thir Stark, der mir ewige Treue versprach, aber nun zögerte mich mit seinen Männern aus Angmar zu unterstützen. Beide sind gute Männer. Sie begleiteten mich schon über sehr viele Jahre. Womöglich kann man es ihnen nicht verübeln. Es wirkt alles aussichtslos und beide wollten einen Krieg verhindern.
Ich kann mich aber nicht geschlagen geben. Nicht nachdem Imrahil meinen Sohn ermorden ließ und Anarya kurz darauf verstarb. Er nahm mir meine Familie und meine Krone!
Ich zog mit den verbliebenen Königstreuen in den Norden, um die Armeen des Schwans zu besiegen, die Thir Stark unter Druck setzen wollen. Hier im Lager erreichte mich Davos, der noch einmal versuchte an einem Frieden zu appellieren. Er übergab mir ein Schriftstück. Es war von Yávien selbst und Thir Stark unterzeichnet. Ich kenne ihre Schrift. Sehr viel Zeit ist vergangen, seit ich etwas von ihr hörte oder sie sah. Yávien brachte wieder Licht in mein dunkles vergiftete Herz. Vorher gelang es nur Anarya mich aus den Fängen der Dunkelheit zu befreien. Doch die Bindung zu Yávien war größer.
In diesem Brief sprach sie von der Geburt ihrer Tochter. Octavia. Meine Tochter.
Ich sollte wohl das Lager aufbrechen um den Krieg zu beenden und sofort zu Yávien reisen. Aber nein! Ich kann das nicht. Ich weiß wer ich bin. Ich weiß was ich getan habe. Wenn ich die Krone nicht zurückhole, wird meine Tochter auf ewig gebrandmarkt sein. Sie wird die Tochter von Thurion des Schrecklichen bleiben, der Maia, der der Dunkelheit verfiel und Leid in Die Welt brachte. Niemand würde das gute sehen, was ich getan habe, als Anarya zu mir nach Angmar kam, als ich meine Krone niederlegte, und was ich an ihrer Seite getan habe.
Nein! Ich muss diesen Krieg für meine Tochter gewinnen. Sonst ist sie auf ewig verdammt…Weiter wurde das Buch nicht geschrieben. Octavia vermutete, dass er danach in die Schlacht zog und daraufhin fiel. Somit war sein Vorhaben gescheitert ein besseres Leben für seine Tochter aufzubauen. Immerhin musste sie sich vierzehn Jahre lang verstecken, bis Kiana Minas-Tirith vollständig zerstörte. Nach der Offenbarung, dass ihr Vater Thurion war, wurde sie dann von vielen gemieden und verachtet. Immer wieder durfte sie sich Kommentare darüber gefallen lassen, die Tochter Thurions zu sein. Auch als sie inzwischen achtzehneinhalb Jahre alt war. Sie war also verdammt. Sogar in diesem Sinne, dass sie diese Maiakräfte besaß und das Gefühl hatte, selbst verrückt zu sein, sodass sie anderen -und auch sich selber- Leid zu fügte. Selbst Melkor, der dunkle Vala in Person, schien in ihrem Kopf zu spucken. Und sonst schien sie ja nicht viel besser als ihr Vater zu sein. Das sagten ihr alle anderen immer wieder und das Geschehene in der Mine bewies es.
Aber hier auf Tolfalas war sie weit weg von all den anderen. Von ihrem Bruder Kael, Thirak, Indro und Phelan. Sie war weit weg von all dem Leid das sie verursachte und den Menschen, die sie sowieso nur wieder verletzen würde. Auf der einen Seite war sie sehr erleichtert darüber und im Endeffekt wollten die anderen doch, dass Octavia möglichst entfernt von Menschen bleibt. So konnte sie nicht wieder irgendwelche Probleme verursachen. Thirak sagte vor ihrem Aufbruch in den Süden noch, dass es manchmal die bessere Entscheidung war, am anderen Ende der Welt zu leben, so wie er es lange tat. Wenn sie länger darüber nachdachte wünschte sie sich schon etwas, dass Kael auf die Insel kam und all die Dinge die er sagte zurücknahm. Dass er sie einfach umarmte und sagte, dass sie seine Schwester war. Dass er sie liebte. Wahrscheinlich war das aber nur ein Wunschdenken. Sie hatten im Norden genug zu tun und keine Zeit in den Süden zu reisen. Und so wie sie ihren Bruder kannte, war er wie immer sehr pflichtbewusst und blieb an Thiraks Seite. Sie fragte sich nur, was passierte, wenn sie mit Kiana auf Kael und Thirak traf, wenn es darum ging wer Mittelerde am Ende beherrschen sollte. Es war dringend etwas, worüber sie mit ihrer Halbschwester Kiana sprechen musste. Sie drückte einen lauten Seufzer tief aus ihrer Brust heraus. Es war schwer über all die Dinge nachzudenken.
Octavia wurde melancholisch. Die junge Frau stützte sich auf ihren Armen ab, lehnte sich über die Mauer und blickte in die Ferne. Auf dem Meer entdeckte sie etwas, was langsam größer wurde. Es waren Schiffe. Fünf in der Zahl. Als sie nah genug waren, versuchte Octavia ein Wappen oder etwas ähnliches zu erkennen, doch sie fand keins. Die Schiffe segelten auch nicht zufällig an der Insel vorbei, sondern steuerten direkt darauf zu. Die junge Maia hatte zwar nicht viel Ahnung von der Schifffahrt, doch selbst sie erkannte dass es sich um Kriegsschiffe handelte.
Wer ist das und was wollen die hier?, fragte sich Octavia. Es konnte auf jeden Fall nichts gutes bedeuten. Waren sie etwa schon aufgeflogen und die neuen Herren von Gondor suchten nach ihnen?
Sie musste so schnell es ging Kiana findet und ihr von ihrer Entdeckung erzählen, noch bevor die Fremden die Insel erreichen konnten. Doch wo sollte sie nur nach ihrer Halbschwester suchen. Die Festung war groß und sie hatte Kiana an diesem Tag noch zu keinem Zeitpunkt angetroffen.
Verzweifelt suchte Octavia nach Kiana, doch sie fand ihre Halbschwester nicht. Wo war sie nur?
Als sie beschloss im Thronsaal nach ihr zu sehen, bemerkte sie, dass die Schiffe angelegt hatten und tatsächlich bewaffnete Personen die Insel betraten. Noch immer konnte sie kein Banner erkennen. Auch nicht, als die Soldaten sich auf dem Weg zur Festung machten. Das einzige was sie erkannte war, dass sie dunklen Rüstungen trugen.
Kiana wo bist du nur… fragte sie sich selbst verzweifelt. Wenn sie tatsächlich schon so schnell aufgefallen waren, konnten sie nicht hier bleiben. Auch nicht, wenn sie die Soldaten besiegen sollten. Es war zu gefährlich und die Herren von Gondor würden das ganz sicher nicht einfach so hinnehmen.
So schnell sie konnte huschte sie in die Burg zurück, um den Thronsaal zu erreichen.
Leider musste Octavia feststellen, dass der Thronsaal leer war. Auch hier war Kiana nicht. Auch nicht im alten Planungsraum, in dem ein großer Tisch stand, der die Form der Karte von Mittelerde hatte. Als sich schließlich die großen dunklen Türen des Saals öffneten, betrat einzelner Mann den Raum. Das Quietschen der Türen ließ sie fast schon zusammenzucken.
Die gesamte Kleidung des Mannes war schwarz, genauso wie der lederne Brustpanzer. Sein Helm, der auch aus dunklem Stahl gefertigt war, bedeckte sein ganzes Gesicht und besaß nur Öffnungen für die Augen. Eine schmale Öffnung verlief vertikal an der Nasenregion hinunter. Das einzige was farblich war, war ein Halstuch in Blutrot, welches er um seinen Hals gebunden hatte. Es war von Runen verziert, die der junge Maia nichts sagten.
Den Helm hatte sie schon mehrere male gesehen. In Minas-Tirith bei den Ostlingwachen von Kiana. Doch diese spezielle Rüstung des Mannes sagte ihr nichts.
Octavia war wie versteinert, als der Mann dort stehen blieb und sie musterte. Das schwere Atmen des Mannes war laut zu hören. Er nahm schließlich seinen Helm ab und sah weiter argwöhnisch zu Octavia. Sie fühlte sich mit der Situation weniger komfortabel. Ihre rechte Hand wanderte zu dem Griff ihres Schwertes und war bereit es notfalls einzusetzen.
"Auch wenn du jetzt verändert aussiehst, erkenne ich dein Gesicht…", erhob er plötzlich seine Stimme. Er sprach zwar Westron, doch man konnte deutlich heraushören, dass das nicht seine Muttersprache war. "...Du warst bei dem Turnier dabei und hast versucht die Königin zu töten… Und nun bist du wieder hier…".
Octavia spürte förmlich die Wut, die der Mann ausstrahlte. Sein Schnauben nach zu urteilen ging sie davon aus, dass er nicht lange auf eine Antwort wartete um sie anzugreifen.
"Wo ist Kiana Vaneryen?", fragte er schon deutlich lauter.
"Ich… Ich…", stotterte Octavia nur überfordert heraus.
"Antworte!", schrie er. "Was hast du mit ihr gemacht?!".
"Hey, beruhige dich erstmal…", entgegnete die junge Frau, während sie gestikulierend versuchte zu zeigen, dass von ihr keine Gefahr ausging. "...Kiana ist hier irgendwo in der Festung… Ich habe ganz sicher nichts mit ihr gemacht, auch wenn ich es wollte…".
Sie merkte selbst ziemlich schnell, dass das wohl nicht die beste Wortwahl war. Ihr Gegenüber schäumte schon vor Wut.
"Ostlinge! Hier her!", rief er sehr laut in einem befehlenden Ton. Octavia hatte Glück dass sie Ostron sprach, was ihr Deloth damals beibrachte. So konnte sie ihn verstehen.
Sofort stürmten weitere bewaffnete Männer hinein. Diese Rüstungen erkannte Octavia sofort. Es waren die typischen schwarz-goldenen Rüstungen der Ostlinge. Genau wie Deloth immer erzählt hatte. Auch ein weiter Mann kam herein. Er war schlank und hatte halblanges dunkles Haar. Seine Kleidung war ebenfalls schwarz, aber seine goldenen Rüstungsteile unterscheiden sich deutlich von denen der Ostlinge.
"Was ist denn los, Staub?", sagte er nur ruhig und wirkte dabei etwas arrogant. "Es gibt doch keinen Grund hier herumzuschreien…Oh...".
Octavia erkannte diese Stimme. Dieser von sich eingenommene Tonfall und diese Überheblichkeit ä, gepaart mit Leichtsinn. Diese Stimme konnte nur einem Mann gehören: Loki!
"Wen haben wir denn da?", sprach er Octavia direkt an. "Eine hübsche junge Frau einsam in der Festung Minas-Alagos auf Tolfalas… Nicht das was wir erwartet hatten, aber trotzdem ein sehr angenehmes Treffen… Mit einem sehr schönen Anblick!".
Die junge Maia verdrehte nur ihre Augen. Wenn sie etwas nicht vermisste, waren es die überheblichen schleimigen Sprüche von Loki, der sie scheinbar noch nicht einmal erkannte.
"Entschuldigt meinen Freund hier…", sagte er, während er sich an den Ostlinghauptmann vorbei drückte und direkt auf die junge Frau zu ging. "...Ich bin Loki von Umbar! Und ihr seid?".
Dabei machte eine Verbeugung und wollte Octavias Hand nehmn, um diese aus Höflichkeit zu küssen. Sie selbst zog nur ihre Hand weg.
"Du weißt wer ich bin...", entgegnete sie schnell und genervt. "...Lassen wir die Spielchen Loki, in Ordnung?".
Durch seine weit aufgerissenen Augen wurde ihr klar, dass er sie erst jetzt erkannte. Sein Gesicht drückte eine Art von Überraschung und zugleich Freude aus. Scheinbar konnte er sich nur nicht ganz dazu entscheiden, was er zuerst zeigen wollte.
"Nun ja… Das freut mich sehr dich endlich wieder zu sehen, auch wenn es nicht das war was wir erwartet haben… Du siehst so verändert aus, Octavia!", entgegnete er lachend und kratzte sich dabei unsicher am Hinterkopf. Sie wusste natürlich dass er auf ihre Kleidung und die Schminke anspielte. Dass Loki das sofort auffiel war ihr fast schon klar. So wie sie ihn kennenlernte, war er ein oberflächlicher Mann, der sich gerne in den Mittelpunkt rückte. Besonders dann, wenn andere Menschen drumherum waren. "...Aber was machst du hier und wo sind die anderen?".
"Nun..", fing sie an und räusperte sich, damit ihre Stimme nicht versagte. "...Ich habe Dinge getan, die man nicht zurücknehmen kann… Lass uns nicht darüber sprechen…".
"Wie du wünschst…", erwiderte er fast schon unterwürfig argwöhnisch. Octavia bemerkte den Blick des Mitleids den er ihr zuwarf. Allerdings reagierte sie nicht darauf. "Es war übrigens eine kluge Idee von dir im Namen von Kiana einen Brief zu schreiben!".
"Der Brief kam nicht von ihr…", ertönte die Stimme Kianas durch den Saal. "Er kam von mir!".
Sofort gingen der Ostlinghauptmann und auch die anderen Ostlinge auf die Knie. Als hätte sich nie etwas verändert. Octavia seufzte und war sehr erleichtert, dass ihre Halbschwester nun endlich auftauchte. Sie versteckte sich ja schon genug. Octavia warf Kiana nur einen vorwurfsvollen Blick zu, die aber nur ein Lächeln entgegnete.
"Es freut mich dich wiederzusehen, Grauer Staub…", sagte sie lächelnd. "...Es freut mich euch alle endlich wiederzusehen!".
"Kiana…", erwiderte Loki nur freudig gekünstelt. Octavia fiel sofort auf, dass er immer wieder zu ihr und Kiana abwechselnd hin und her sah. Vermutlich wollte er es einfach nicht wahrhaben.
"Aber was macht sie hier?!", fragte der Mann, der scheinbar nur Grauer Staub hieß, und zeigte dabei auf Octavia.
"Das wollte ich auch gerade fragen…", sagte Loki. "...Ich meine ihr wolltet euch noch vor nicht allzu langer Zeit umbringen und jetzt steht ihr hier zusammen vor mir… Was hab ich verpasst?".
"Wir sind Schwestern! Sollte das nicht Grund genug sein, dass wir uns nicht töten wollen, sondern uns lieben und beschützen?", entgegnete Kiana und wimmelte ihn damit ab. "Wir beide haben eine schwere Bürde zu tragen, also arbeiten wir zusammen!".
Loki gab nur ein Geräusch von sich. Wahrscheinlich war er eher wenig zufrieden mit dieser Aussage und wollte mehr hören.
"Dennoch hattet ihr euch zuvor dazu entschieden euch töten zu wollen!", entgegnete er kurz darauf und versuchte eine Erklärung zu erhalten. "Versteht mich nicht falsch! Ich begrüße es sehr, euch Seite an Seite zu sehen. Es ist nur sehr… Befremdlich… Vermutlich einfach ungewohnt…".
"Ich sehe es etwas anders!", erhob Grauer Staub plötzlich im gebrochenen Westron seine Stimme, bevor jemand anders etwas dazu sagen konnte. "...Diese Frau hat versucht euch umzubringen, meine Königin. Ich kann es nicht zulassen dass sie so nah an eurer Seite ist!".
Octavia spürte worauf es hinaus lief. Der Hauptmann der Ostlinge war sicher davon überzeugt, dass sie Kiana noch töten wollte. Vielleicht war das auch tief in ihrem Innern auch noch so. Sie konnte nicht vergessen was Kiana getan hatte. Dennoch war es jetzt anders. Octavia fühlte mit Kiana. Entwickelte in gewisser Weise Gefühle für Kiana. Liebe. Auch wenn sie sich dagegen wehrte. Gleichzeitig war Kiana die einzige die Octavia verstehen konnte. Sie hatte das gleiche Blut in sich und trug die gleiche Bürde.
"Was meinst du warum Kiana noch lebendig ist?", spuckte Kiana flapsig heraus. "Wenn ich sie töten wollte, hätte ich das ganz sicher schon getan…".
"Seht ihr… Wir können ihr nicht vertrauen… Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie es wiede versucht!", wandte sich Grauer Staub an seine Herrin.
"Staub…", entgegnete Loki lachend, der dann einen ernsten Blick des Hauptmannes zugeworfen bekam.
"Wenn sie mich umbringen wollte, hätte sie dazu genug Möglichkeiten gehabt!", antwortete Kiana. "Wir waren so oft alleine, haben sogar nebeneinander geschlafen…".
"Aber meine Königin…", wollte er gerade sagen, da wurde er direkt von Kiana unterbrochen.
"Du vertraust deiner Königin noch, richtig", sagte sie und sprach dabei nun auf Ostron. Octavia sprach die Sprache zum Glück ebenfalls, sodass sie jedes Wort verstehen konnte.
"Das tue ich von ganzem Herzen!", erwiderte er nur, während er seine Hand auf seine Brust legte und sich etwas verneigte.
"Dann musst du mir in dieser Hinsicht auch vertrauen… Und… Ihr!", sagte Kiana. Octavia erkannte dass der Ostling Namens Grauer Staub alles andere als begeistert war, stimmte seiner Herrin aber mit einem Kopfnicken zu.
"Bringt die restlichen Dinge von den Schiffen!", befahl Kiana direkt. "Später möchte ich euch ALLE im Ratssaal sprechen!".
Dabei war deutlich zu hören, dass sie das Wort
alle stark betonte. Das bedeutete wohl auch, dass Octavia dabei sein sollte. Als sie zu Kiana sah, warf diese ihr nur ein liebevolles Lächeln zu und verschwand aus dem Thronsaal. Die Ostlingwachen und Grauer Staub folgten ihr sofort. Octavia sah ihr noch eine Zeit lang nach, bis sie Loki bemerkte, der inzwischen bei ihr stand.
"Schön dich wiederzusehen!", sagte er nur ruhig und wirkte dabei etwas verlegen. "Ich hatte schon Sorge dir sei etwas zugestoßen…".
"Schien dir ja äußerst wichtig zu sein, wenn du nie nach mir gesucht hast …", entgegnete Octavia nur zynisch und verließ ebenfalls den Raum. Sie hatte ganz sicher keine Lust mit ihm zu sprechen. Zumindest noch nicht.
Später am Tag fand sie sich in dem Raum ein, den Kiana den Ratssaal nannte. Wie ein Saal sah er nicht für Octavia aus. Immerhin war er klein und befand sich neben den Thronsaal. Es war der Raum, in dem der Tisch, der die Form von Mittelerde besaß, stand. Drum herum standen auch schon drei -so wie Octavia vermutete- Anführer der Schwarzen Ostlinge, ein ihr unbekannter Mann, Grauer Staub, Loki und Kiana selbst. Somit war Octavia die letzte die dazustieß, so wie es doch so oft war. Die Blicke die sie erntete -besonders von Kiana- ließ sie fast schon schmunzeln, denn die junge Maia dachte sofort an die frühere Zeit mit Kael und Phelan zurück.
"Gut, dann können wir ja anfangen!", erhob Kiana schließlich ihre Stimme. Octavia ging währenddessen auf die Seite von Kiana und lehnte sich etwas hinter ihr an die Wand. Die junge Frau wollte vielmehr zuhören, als selbst am Gespräch teilnehmen.
"Mordor steht natürlich noch voll und ganz hinter der Königin!", fing Grauer Staub an. "Die meisten Ostlinge aus der Armee und aus Minas-Tirith waren dorthin gezogen und haben nicht aufgehört euren Willen zu vollziehen! Die Verräter aus Gondor wagten bis jetzt keinen Angriff!".
"Wie viele Männer haben wir noch zur Verfügung?", wollte Kiana wissen.
"Genug um Minas-Tirith in einem Hinterhalt zu stürmen, meine Königin!", schoss es sofort aus Grauer Staub heraus.
"Wie viele?", fragte sie noch einmal etwas energischer nach. Bevor Grauer Staub allerdings etwas sagen konnte, ergriff Loki das Wort: "Genau genommen etwas mehr als fünftausend, wenn man die zweihundert abzieht, die hierher gekommen sind…".
"Fünftausend?!", dabei hörte Octavia deutlich das Entsetzen aus ihrer Halbschwester Kiana heraus. Für sie selbst war eine Zahl von fünftausend viel. Immerhin mehr, als sie jemals angeführt hatte. Aber sie hörte weiter zu und sagte nichts.
"Das sind ja noch nicht einmal genug um ganz Mordor abzusichern…", fügte Kiana noch hinzu und rieb sich verzweifelt die Schläfen.
"Viele starben schon bei den Aufständen, als es bekannt war, dass du abgestürzt bist… Weitere verloren ihr Leben irgendwie das Reich zusammenzuhalten oder bei der Flucht nach Mordor!", erklärte Loki ruhig. "Von den Männern ist es auch in etwa ausgeglichen: Von den fünftausend sind die eine Hälfte Schwarze Ostlinge und die andere aus den Garnisonen von Mordor!".
Octavia beobachtete, wie Kiana scheinbar keine Luft bekam und sich mit ihren Armen abstützte, um so über den Tisch zu lehnen. Sie selbst seufzte nur, wenn sie über alle die schon gefallen waren, während des Krieges den Kiana führte.
"Ich kam mit zwanzigtausend von Umbar nach Gondor… Ich habe es geschafft, dass die Menschen der befreiten Städte in Harad und Umbar die gleiche Ausbildung machen könnten, um für die Befreiung der Welt zu kämpfen…", sagte Kiana mehr als getroffen. "...Und nun sind noch etwa zweitausendfünfhundert übrig?".
"Ja.. ", antwortete Loki nur kurz und andächtig.
"Das ist eine totale Katastrophe!", rief Kiana etwas lauter und fuchtelte mit den Armen herum. Die Stimme war leicht brüchig und ihre Augen glasig. So hatte Octavia Kiana bis jetzt noch gar nicht erlebt.
"Aber wir sind entschlossen für euch zu sterben, wenn es sein muss, meine Königin!", warf Grauer Staub wieder hinein.
"Grauer Staub, das macht doch überhaupt keinen Sinn…", entgegnete Loki. "...Es sind schon genug gestorben und sich dann zu opfern hilft uns hier nicht weiter, um das Reich wieder zu vereinen und Kiana auf den Thron zurück zu setzen!".
Da war wohl Octavia Stichwort. Das wollte sie ja schon eine Zeitlang von ihrer Halbschwester wissen: Wer sollte herrschen und wie?
Da sie nun an diesem Punkt angekommen waren, trat Octavia von der Wand weg und ging mit vorsichtigen Schritten auf den Tisch zu, sodass natürlich alle Blicke auf sie ruhen blieben.
"Es tut mir leid wenn ich euch alle unterbrechen muss…", fing sie etwas holprig an. "...Grauer… Staub… Hat in gewisser Hinsicht recht: Mit Entschlossenheit kann man ganz sicher Kriege gewinnen. Ich spreche da aus Erfahrung. In Arnor hatte es ganz gut geklappt…".
Eigentlich hasste sie es, beim sprechen die volle Aufmerksamkeit auf sich gerichtet zu haben. Besonders bei fremden Menschen, die sie überhaupt noch gar nicht einschätzen konnte. Klar war sie stets vorlaut, aber ihr war bewusst, dass alle Anwesenden wohl Kiana auf den Thron haben wollten. Sie machte eine kurze Sprechpause, während die anderen gespannt in ihre Richtung sahen.
"...Allerdings hat es mich am Ende auch meine Stellung gekostet und viele Menschenleben, die ich lieber lebendig gesehen hätte…", sagte sie dann weiter.
"Auf was willst du hinaus?", fragte Loki interessiert und vorsichtig.
"Für mich klingt es eher so, als sollten wir das ganze Vorhaben sein lassen…", warf Kiana verärgert dazwischen.
Octavia verdrehte nur ihre Augen. Sie hatte die arrogante Art ihrer Halbschwester schon fast verdrängt, da sie so liebevoll die letzte Zeit zu ihr war.
"Das habe ich nicht gesagt. Nur dass es ja wohl einen Grund hat, warum es alles so gekommen ist wie es war…", versuchte sie zu erklären. "...Niemand will unterdrückt werden und unter ständiger Beobachtung leben!".
"Die Menschen wollten es nicht anders. Einige haben sich von Tag eins aufgelehnt, nachdem die Hauptstadt des Reiches in Schutt und Asche lag!", erwiderte Kiana Kiana direkt.
"Da war doch schon das Problem!", entgegnete Octavia lauter. "Du hast all die Menschen getötet und du hast ihre Heimat zerstört… Was erwartest du da? Dass sie dich für ihre Sünden um Vergebung bitten?".
"Es…war… nötig!", erwiderte Kiana nur und es wirkte, als riss sie sich zusammen, um nicht wütend zu werden.
Octavia schlug dagegen die Hände schon wütend auf den Tisch.
"Es war alles andere als nötig!", schrie sie durch den Raum. "Ich bin mir sicher, dass es mit dir als Königin wieder genau das gleiche ist!". Ihr viel es noch immer schwer darüber zu sprechen und sie hatte das Gefühl der ganze Hass kam wieder in ihr hoch. Gleichzeitig spürte sie die Tränen, die sich in ihren Augen bildeten.
"Ach und du hast viel besser gehandelt als Sernereth, die Blutkönigin, die ihr eigenes Volk in den Tod getrieben hat, um ihre eigene Macht zu behalten und Kämpfe in einer Arena austragen ließ um die Menschen dann zu essen?", fauchte Kiana plötzlich äußerst provokant zurück. Sie konnte nun wohl ihre eigene Fassung kaum wahren.
Octavia reichte es. Sie hatte das alles getan, damit die anderen überleben konnten. Die junge Maia sprang schon fast Kiana entgegen und es ging alles sehr schnell: Sie wurde von Kianas Kräften zurück geschleudert, konnte sich aber noch auf den Beinen halten. Octavia nutzte selbst ihre innere Macht und schleuderte Kiana eine Art rote Kugel aus Blitzen entgegen, die sie aber irgendwie abwehren konnte. Es war ein kurzer Austausch aus roten und violetten Blitzen die aus beiden Richtungen umher flogen. Dann sprang Octavia wieder mit ausgestreckter Hand auf Kiana zu, drückte ihr eine Druckwelle entgegen und brachte sie damit etwas zum taumeln, sodass Octavia den Hals ihrer Halbschwester packen konnte. Kiana setzte allerdings ihre Kräfte ein, um Octavia etwas auf Abstand zu halten und schaffte es sogar sie rücklings gegen den Tisch herunter zu drücken.
Octavia spürte die Hände von Kiana um ihrem Hals und irgendwie wurde sie von der kleineren Frau auf den Tisch gedrückt. Ihre Kräfte schienen etwas stärker zu sein, oder sie wusste einfach wie sie sie gezielt einsetzen konnte. Ohne Wut.
"Und was soll das Werden", sagte Kiana etwas außer Puste. "Wir machen wieder genau da weiter, wo wir vorher aufgehört haben und töten uns gegenseitig?".
"Das wäre eine Möglichkeit!", entgegnete Octavia nur wütend mit hochgezogenen Augenbrauen und einem gezwungenen Lächeln. Sie wollte sich keinesfalls anmerken lassen, dass sie sich von Kiana überwältigt fühlte und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien. Die junge Frau bemerkte, dass ihre Lippe aufgeplatzt war und blutete.
Die anderen Anwesenden waren schon in Deckung gegangen, außer Loki der leicht geduckt versuchte Worte zu finden.
"Vielleicht sollten wir uns alle erst einmal beruhigen…", rief er aufgeregt. "...Sicher kann man über die Herrschaft Mittelerdes noch einmal später sprechen!".
Octavia versuchte irgendwie ihren Hals aus Kianas Händen zu befreien , doch es funktionierte nicht. Genauso wenig wollte sie diesen von Kiana loslassen.
"Später ist es vielleicht zu spät…", ächzte sie hervor. Dann spürte sie, wie der Griff von Kiana lockerer wurde und sie von ihr abließ. Auch Octavia entfernte daraufhin ihre Hände von ihrer Halbschwester und rieb sich ihren eigenen Hals.
"Ach darum geht es dir…", fing Kiana plötzlich wieder ganz ruhig und gefasst an. "Du hast Angst, dass es zum Krieg mit Angmar kommt und all deine Lieben sterben, nicht wahr?".
"Ich möchte einen Krieg verhindern…", entgegnete die junge Maia noch immer am Hals reibend. "...Und wenn du es anders machst als zuvor… Wenn WIR es anders machen… Dann haben wir wirklich eine Chance eine bessere Welt zu erschaffen!"
"Du klingst schon fast wie ich… Ich denke du liegst richtig...", merkte Kiana an. Obwohl Octavia gerne widersprochen hätte wie Kiana zu klingen, blieb ihr da nichts anderes übrig als zuzustimmen. Sie hatte ja recht, wenn sie auch nach einer besseren Welt strebte.
"Ich kann dir das gleiche Angebot wie bei unserem ersten Aufeinandertreffen machen: Ich werde die Königin sein, aber werde niemals Kinder bekommen können, also kannst du meine Erbin sein!", schlug Kiana vor. "Zusätzlich wirst du als Prinzessin des Reiches auch meine rechte Hand sein und die gleichen Befugnisse wie ich haben. Das Mitspracherecht wird dadurch gesichert, dass wir sowieso einen königlichen Rat Gründen! Abgesehen davon, werde ich dich adoptieren und legitimieren, sodass du zum Hause Vaneryen gehörst, was du durch unseren gemeinsamen Vater Thurion und dem Blute in gewisser Weise auch tust. Auch wenn es eher der Name meiner Mutter ist, müssen wir zeigen, dass wir eine Familie sind!".
Octavia war über das verbesserte Angebot von Kiana erstaunt und überrascht. Es klang ja fast zu perfekt um wahr zu sein. Auf den Königstitel konnte sie ohnehin verzichten, solange sie mitbestimmen konnte, was im Reich passieren sollte. Wahrscheinlich war doch die Familientradition wichtig und Kiana sah sich als ältere Schwester im recht. Gleichzeitig wunderte sie sich darüber, dass Kiana nach ihren kurzen Kampf dennoch dazu bereit war.
"Wer soll diese königlichen Rat beiwohnen?", erwiderte Octavia zögerlich.
"Hm", machte Kiana. "Grauer Staub und Loki… Und…".
"Und mein Bruder Kael, Phelan Belatan und Thirak!", beendete Octavia den Satz ihrer Halbschwester schnell. Sie schien davon eher nicht begeistert zu sein und tat sich sichtlich schwer da zuzustimmen.
"Ja, natürlich... Thirak…", entgegnete Kiana gezwungen mit einem unechten Lachen. "...Solange sie das Knie beugen!'
Octavia hielt eine Zeitlang inne. Nie in ihrem Leben hatte sie damit gerechnet wirklich ein Angebot von Kiana Vaneryen anzunehmen. Gut, sie hatte auch nie damit gerechnet, mit ihr gemeinsame Sache zu machen und unter einem Dach zu leben. Sie schloss die Augen und atmete tief ein, um einen Seufzer tief aus ihrer Brust heraus zu drücken. Dann sah sie zu Loki, der sie nur mit einem schiefen, aber sanften, Lächeln musterte.
Ich muss echt verrückt geworden sein, dachte sie sich noch.
"Gut, ich werde deinen Vorschlag annehmen…", sagte sie etwas zögernd. "...Nur mit dem Namen… Ich weiß nicht recht…".
"Das hat keine Eile!", sagte Kiana, die doch wieder sehr sanft und fürsorglich klang. Octavia bemerkte die Hand, die ihre Halbschwester ihr versöhnlich entgegen hielt. Die junge Maia nahm die Hand an und erwiderte das Nicken Kianas.
"Meine Königin, wir haben doch gerade gesehen, dass man ihr nicht trauen kann… Sie ist eine ständige Bedrohung!", hetzte Grauer Staub weiter.
"Grauer Staub… Wie ich gerade gesagt habe, ist sie genauso befugt wie ich. Also ist sie auch deine Befehlshaberin!!", entgegnete Kiana. "Es erfüllt mich mit Stolz, dass du nach allem noch immer zu mir hältst, aber Octavia ist meine Schwester… Mein Fleisch und Blut, also solltest du sie auch so respektieren!".
Octavia sah nur, dass es ihm alles andere als gefiel. Doch er schien voreret zu gehorchen, nickte ihr zu und senkte danach den Kopf. Sie konnte sich aber denken, dass er sie ganz sicher unter Beobachtung hielt und nur auf einen Fehler wartete. Die junge Frau musterte ihn eine Weile und dachte dabei an den verstorbenen Deloth, der ja ebenfalls mal ein Schwarzer Ostling war.
"Grauer Staub… Was ist das übrigens für ein schrecklicher Name?", merkte Octavia nebenbei an und wandte sich dabei direkt an Grauer Staub.
"Die früheren Meister aus Ammu-Khand haben uns diese Namen gegeben, damit jeder weiß, dass wir nichts anders als Sklaven sind. Wir haben diese Namen behalten, damit wir die Befreiung durch Kiana Vaneryen ehren! Denn jeder weiß, dass wir zwar Sklaven waren, aber von der Königin befreit wurden!", antwortete Grauer Staub zunächst argwöhnisch, dann stolz.
"Der Mann, den ich über alles liebte, war auch ein Schwarzer Ostling. Er wusste nicht genau wo er herkam, da er ziemlich früh von seiner Mutter weggenommen wurde und ein Soldatensklave. Genau wie du in Ammu-Khand…", erzählte die junge Frau. "...Er behielt seinen Namen wohl auch eine Zeitlang, bis er merkte, dass ihm die ehemaligen Sklaventreiber sinnbildlich überall hin folgten und man sich immer an das alte erinnert… Als er einer der sehr wenigen war, die desertierten, nahm er seinen alten Namen wieder an. Deloth war sein Name. Er wollte etwas Neues schaffen… Etwas besseres… Wie ist dein wahrer Name?".
"Mein… Name…", sagte Grauer Staub und Octavia hatte den Eindruck, dass er etwas betroffen wirkte und die dunkelsten Ecken in seinem Gedächtnis absuchte. "Mein Name war ... Mhargóz!".
"Dann werde ich dich ab sofort so nennen!", antwortete sie direkt.
"Nein, wir haben die beleidigenden Namen behalten um…", wollte er gerade wiederholen, da wurde er von Kiana unterbrochen: "Ich finde Octavia hat recht! Wir wollen etwas Neues schaffen und nicht an alten Dingen festhalten. Ihr solltet alle eure Geburtsnamen annehmen, denn ihr seid Menschen und keine Monster!".
Er nickte wieder. Octavia spürte, dass ihm die Geschichte von ihr bewegte. Vielleicht hatte er auch schon einmal eine Geliebte. Wer wusste es schon. Er würde es ihr ganz sicher nicht erzählen. Dennoch war sie etwas zufrieden und setzte sich auf den Tisch. So konnte sie direkt etwas durchsetzen.
"Dann ist nur die Frage wie wir das anstellen sollen…", sagte Loki.
"Erst einmal brauchen wir mehr Soldaten…", erwiderte Kiana.
"Meine Herrin, ich werde unverzüglich einen Boten nach Mordor entsenden. Ubd ebenfalls nach Umbar! Vielleicht haben wir Glück und die Stadt ist noch in eurer Hand!", sagte der Mann, der keine Rüstung der Ostlinge trug. Er hatte langes dunkles Haar und einen großen Bart. Genau wie Kiana, sah auch Octavia ihn fragend an.
"Mit Verlaub, ich bin Gimilzăr und ich war ein Kommandant der dunklen Garde…" stellte er sich mit seiner kräftigen Stimme vor. "...Loki nahm mich vor einiger Zeit auf, als meine Männer in einem Hinterhalt gerieten und ich als einziger überlebte…".
Octavia fragte sich was das alles zu bedeuten hatte. Die dunkle Garde? Wer oder was war das?
"Die dunkle Garde?", wiederholte Kiana. "Anhänger Melkors, richtig?".
"Aye, so ist es!", antwortete der Mann Namens Gimilzăr. "Noch sind wir als Söldner aktiv!".
Octavia horchte sofort auf, als sie den Namen Melkor hörte. Direkt kam ihr der Traum in den Sinn.
"Gut, mir gefällt eurer Ehrgeiz! Aber euch muss bewusst sein, dass ICH Melkor bereits besiegt habe!”, sagte Kiana, während sie ihr silbernes Haar richtete.
"Oh ja, nach dieser Vorstellungen gerade eben... Dieser Macht... Kann ich mir das denken!", drückte er etwas seltsam aus. Als hätte er etwas erregendes gesehen. Octavia sah ihn nur von der Seite an.
“Entsendet die Boten und dann ruht euch aus! Ihr habt eine lange Reise hinter euch!", sagte Kiana noch. Dann ging sie recht zügig aus dem Planungsraum hinaus. Octavia sah ihr eine kurze Weile nach, bevor Kiana aus ihrem SIchtfeld verschwand. Schließlich entschied sie sich auch woanders hinzugehen. Sie musste sich einfach sammeln und das gerade Geschehene verarbeiten..
Octavia und Kiana verbleiben in Minas-Alagos....