Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Der Thron von Mittelerde
Arnor
Darkayah:
*Hier werden alle Ereignisse in Arnor be- und geschrieben:*
Wälder von Eregion in der Nähe der Daskina-Rebellensiedlung
Octavia & Kael Sagitta mit Deloth Idris an der Hauptstraße in den Wäldern von Eregion....
Octavia Sagitta war eine von denen, die es noch rechtzeitig schafften aus der zerstörten Stadt zu fliehen. Zusammen mit ihrem Bruder Kael floh sie in den Nordwesten von Mittelerde. In den Wäldern von Arnor bei Eregion trafen sie auf andere Überlebende, die dort eine kleine Siedlung errichteten. Phelan Belatan machte sich zum Anführer der Siedlung. Er und die Anderen schworen sich, sich niemals Kianas Herrschaft zu unterwerfen, denn sie alle hatten jemanden am grausamen Krieg durch Kianas taten verloren. So gründete er mit einigen der Überlebenden Männern eine Miliz, die jegliche Banditen und vor allem die Truppen Kianas aus den Wäldern Eregions fernhielten. Die Daskina-Rebellen.
Es gab auch noch zwei weitere Gruppierungen in Arnor, die gegen Kianas Herrschaft rebellierten: die Utarra-Rebellen im Norden Arnors, an der grenze zu Angmar und die Pascima-Rebellen, im Westen Arnors bei den Ered-Luin, das blaue Gebirge.
Octavia and Kael verloren ihre ganze Familie während der Verwüstung der Hauptstadt. Das war auch mit der Hauptgrund, warum sich Kael rasch der Miliz anschloss. Auch Octavia zögerte nicht lange und wollte dabei sein. Zu Anfangs wurde sie deshalb nur belächelt. Immerhin war sie bei ihrer Ankunft gerade Vierzehn Jahre alt. Und vor allem eine Frau. Und vor allem hübsch. Die führenden Sprecher der Miliz wollten Octavia dies zunächst nicht erlauben, denn Königin Kiana stand für die Aufhebung der Ständegesellschaft, des ganzen alten Systems und somit auch der Aufhebung der Geschlechterrollenvertei lung. Also waren sie aus Prinzip dagegen. Als sie aber erkannten, dass das Mädchen sehr gut mit einem Schwert in der Hand umzugehen wusste, akzeptierten die Männer Octavia als Kämpferin.
Inzwischen war Octavia Sagitta siebzehn Jahre alt. Sie war schlank und nicht besonders groß, auch nicht zu klein. Sie trug langes dunkles Haar und ihre Grünen Augen wirkten geheimnisvoll. Ihr Bruder Kael trug kurzes dunkles Haar und hatte auch Grüne Augen. Er war acht Jahre älter als sie. In der Siedlung der Rebellen lernte Octavia auch Deloth Idris kennen, der ihr viel beibrachte und die junge Frau trainierte. Er war im selben Alter wie Kael. Deloth und Octavia verbrachten viel Zeit miteinander, sodass sie sehr enge Freunde wurden. Auch entwickelte sich daraus eine Liebelei, allerdings banden sich die beiden nie aneinander. Zum leid der jungen Frau versuchten somit ihr Bruder UND ihr Freund sie ständig zu beschützen. Während Kael realistisch dachte und jede Gefahr abwägte, war Octavia oft hitzköpfig und entschied spontan, von ihren Gefühlen geleitet, welchen Schritt sie als nächstes wagte.
Gerade waren sie, mit einer kleinen Gruppe, unterwegs zu der Hauptstraße im Wald. Informationen über einen Konvoi aus Minas-Tirith erreichten die Rebellen. Octavia trottete durch die hohen Gräser und das dichte Gestrüpp des Waldes. Es war noch Sommer, so war alles Grün und hochgewachsen. Die Temperaturen waren ebenfalls noch ziemlich warm. Auf ihrem Rücken trug sie ihr Schwert in einer selbst gebauten Scheide. Auch das Schwert war selbst von den Rebellen gemacht, aus Resten von Metall. Nach die Entwaffnung des Volkes, besaß niemand mehr irgendwelche -von Schmieden angefertigten- Schwerter, nur noch welche die notgedrungen hergestellt wurden. So kam es auch, dass viele der Rüstungen aus vielen einzelnen und alten Rüstungsteilen zusammengenäht wurden. Aber sie besaßen immerhin gute Bögen und Pfeile. So hatte Octavia auch einen Bogen in der Hand und einen Köcher mit einigen Pfeilen um die Hüfte gebunden. Sie trug eine schwarze enge Hosen, damit sie in ihren Bewegungen nicht behindert wurde. Ihr Oberteil war ebenfalls schwarz und lag eng an ihrem Körper. Darüber trug sie eine Art schwarze Jacke aus Leder. Diese hatte sie sich lange selbst genäht. Auch wenn Ihre Kleidung Spuren von Abnutzung hatte, störte sie sich nicht daran. Immerhin hatte sie diese selbst gefertigt und ihnen blieb nicht viel übrig, denn sie konnten nicht von den wachsenden und florierenden Städten profitieren, während die Dörfer und Siedlungen drumherum verschwanden. Zwar gab es im Norden noch einige, die Rohstoffe an die Rebellen übergaben, aber diese waren meist zu wenig und von minderer Qualität.
Octavia wartete mit ihrem Bruder Kael in einem Gebüsch, während sie auf den Konvoi warteten. Die anderen Rebellen gingen ebenfalls in Position. Die junge Frau wartete ungeduldig, denn sie konnte es nicht abwarten weitere Männer des Hauses Vaneryen zu töten. Zu groß war ihre Begierde nach Rache. Es dauerte nicht mehr lange, da hörte man das Stampfen der Hufen der Pferde und den Gleichschritt der Soldaten. Es waren vielleicht fünfzig Mann. Octavia sah nur, wie die anderen Männer auf Anweisung Kaels ihre Bögen spannten. Sie biss sich schon freudig auf die Lippen, weil sie auf den Pfeilhagel wartete. Allerdings passierte nichts. Eher im Gegenteil, denn ihr Bruder gab das Signal die Bögen zu senken. Octavia verstand nicht recht.
"Warum lässt du nicht schießen?", beschwerte sie sich, während sie ihm am Arm zerrte und versuchte dabei leise zu sein. Kael riss sich los und entgegnete: "Ich habe mit viel weniger gerechnet...". Dabei versuchte er seiner Schwester zu signalisieren, dass sie leise sein sollte. "...Wir haben nur fünfzehn Männer mit uns, das wäre ein Himmelfahrtskommando, unsere Männer in den Kampf zu schicken...".
Octavia verdrehte daraufhin nur die Augen. Sie fürchtete die Truppen der Krone nicht. "Du willst sie einfach so hier durch unser Land ziehen lassen?", regte sich Octavia sichtlich aufgebracht auf, "Damit gefährdest du uns alle, Kael!". Sie konnte sich kaum zurückhalten leise zu sein,
"Hast du ihre Rüstungen gesehen?", dabei zeigte er auf die Soldaten, "Das sind nicht mehr die einfachen Truppen, die her geschickt werden...".
Octavia war es egal. Wenn sie die Männer Kianas weiter ziehen ließen, richteten sie womöglich an anderer Stelle Schaden an.
"Ich werde nicht zu sehen, wie wir unseren Feind ungestraft durch Arnor marschieren lassen...", fing sie an, "...Willst du unschuldige auf dem Gewissen haben?".
Daraufhin schüttelte Kael nur verständnislos mit seinem Kopf. Octavia erzürnte die Entscheidung ihres Bruders. Immerhin war es auch seine Familie, die unter den Trümmern und den Flammen starb. Sie wollte nicht glauben, dass ihr Bruder keine Rachegefühle hegte. Sie rutschte auf ihren Knien vorsichtig näher an Kael heran. "Du hast selbst gesagt, dass sie etwas hier im Norden vor haben, ist es da nicht unsere Aufgabe herauszufinden was?", versuchte Octavia ihren Bruder zu überzeugen. Sie bemerkte dass er wohl für einen Moment nachdachte. Feigling, ich werde nicht tatenlos zusehen..., dachte sie sich. Sie blickte zu ihrem Freund Deloth, der aber nicht zu ihr sah. Diesen Moment nutzte die junge Frau und schlich sich näher an das Geschehen heran. Sie hörte nur wie er ihren Namen rief, doch sie wollte den Worten ihres Bruders nicht weiter zuhören. Es war ja sinnlos. Sie zog ihr Schwert und lief geduckt durch das Gestrüpp und das Unterholz. Das dichte Grün bot guten Schutz. "Octavia! Nein! Komm zurück!", hörte sie ihren Bruder erneut rufen, schlich sich aber weiter heran. Diesmal war der Ruf lauter, sodass sich einer der Männer des Konvois irritiert umsah. Die Rebellin wartete einen Augenblick, bis der Mann und der Konvoi nahe genug an den Busch vorbei kam, in welchen sie sich versteckte. Ihr Herz raste. In ihrem Körper breitete sich ein Gefühl von Lust aus. Lust diese Männer zu töten und ihre Rache zu bekommen. Octavia zögerte nicht lange, sprang heraus und tötete die ersten drei Männer, bis ihr Schwert auf die erste feindliche Klinge stieß. Der laute metallene Ton hallte durch den Wald. Mit einem kräftigen Tritt überraschte sie den Mann und tötete auch diesen. Dann traf sie ein harter Faustschlag mitten in das Gesicht und ließ Octavia einige Schritte zurück taumeln. Zwei der Soldaten packten sie sich um sie festzuhalten, doch sie wehrte sich. Einige Pfeile flogen aus dem Wald und ließen die Soldaten der Krone zu Boden gehen. Octavia riss sich los und erschlug die Männer, die versuchten sie festzuhalten. Endlich sah sie auch, wie Kael und seine Männer in das Kampfgeschehen eingriffen.
Die junge Rebellin kämpfte sich weiter durch die Feinde und verfiel in einen Blutrausch. Das warme Blut ihrer Feinde ließ sie nur mehr und mehr in ihren Wahn verfallen. Zwar hörte sie mit einem Ohr, wie Kael immer wieder sagte, sie sollten einen am leben lassen, um diesen wenigstens zu verhören, doch Octavia erschlug auch den letzten mit ihrem Schwert.
Das Gesicht Octavias war voller Blut und sie atmete erschöpft und schnell. Langsam nahm sie die Welt um sich herum wieder normal wahr. Sie spürte nur, wie jemand ihren Arm grob griff. Es war ihr Bruder Kael. "Warum hast du das getan?", beschwerte er sich lauter, "Ich habe gesagt, dass wir warten müssen und weil du meine Befehle missachtest, wurden fünf von uns getötet!".
Octavia antwortet nicht. Warum auch. Sie verstand seine Aufregung noch immer nicht. Sie hockte sich auf den Boden und wusch sich das Blut, mit dem Wasser ihres Wasserbeutels, aus dem Gesicht. Sie war zufrieden, denn sie hatte weitere Anhänger des Hauses Vaneryen beseitigt. Als sie sich erhob wollte sie einfach wortlos die Straße entlang zurück zur Siedlung gehen. Ihr Bruder packte sie daraufhin erneut am Arm und zog sie an sich heran. "Octavia...", sagte er plötzlich ziemlich ruhig, "... Wenn dir was passiert wäre, weil du nicht auf meine Befehle hörst, hätte ich es mir niemals verzeihen können...". Octavia sah nur auf den festen Griff Kaels an ihrem Arm herab und dann in sein besorgtes Gesicht. Sie war es satt, dass sich andere um sie sorgten. Ihre Mutter achtete stets auf sie und gab ihren Bruder die Aufgabe auf sie aufzupassen. Ihre Mimik veränderte sich in eine die Ärger ausdrückte. "Ich war damals in unserem Anwesen fast schon versteckt worden und eingesperrt, durfte nur und sollte dich auf Festivitäten begleiten....", zischte sie, "...Ich bin jetzt frei, ich bin es leid Befehlen zu folgen!".
Daraufhin ließ Kael sie widerwillig los. Auch Deloth war an die beiden herangetreten, sagte aber keinen Ton. Octavia sah ihn auch nicht an, denn ihre Augen blieben voller Hass auf ihren Bruder haften. Die junge Frau wendete sich schließlich ab und ging die Straße im Wald wortlos entlang. Sie spürte die Blicke der anderen noch zehn übrigen Männer, von Deloth und ihren Bruders auf sich ruhen, störte sich allerdings nicht daran. In der Zeit gab Kael den Befehl die Toten zu durchsuchen und benötigte Ausrüstung mitzunehmen. Octavia hasste ihren Bruder natürlich nicht. Eher im Gegenteil. Er war alles was sie noch hatte. Ihre Familie. Sie hatte nur manchmal das Gefühl, er verstand sie nicht. Als stammte er zumindest von einem anderen Vater ab. Diesen Gedanken schlug sie sich aber wieder ganz schnell aus dem Kopf. Es war töricht so etwas zu glauben. Immerhin sahen sie sich in Haar- und Augenfarbe ähnlich, dachten doch in gewisser Weise gleich und ihre Mutter hätte etwas gesagt.
Octavia seufzte laut. Ich hoffe, er wird es noch einsehen..., sagte sie sich selbst. Als sie sich vergewisserte, dass die anderen Männer ihr folgten, lief sie weiter in Richtung der Siedlung der Daskina-Rebellen.
Octavia & Kael Sagitta mit Deloth Idris auf der Hauptstraße in den Wäldern von Eregion in Richtung des Daskina-Rebellenlagers....
Darkayah:
Daskina-Rebellensiedlung- Wald von Eregion (Arnor)
Octavia & Kael Sagitta mit Deloth Idris zurück in der Daskina-Rebellen Siedlung im Eregion Wald
Die Gruppe erreichte die Daskina-Rebellensiedlung während es schon langsam dämmerte. Octavia wollte gerade zu dem Haus, in welchem sie mit ihren Bruder lebte, da hörte sie nur wie Kael ihren Namen rief.
Was ist denn jetzt schon wieder, dachte sie sich genervt. Sie wollte doch nur endlich ihre Ruhe. Die junge Frau verdrehte zunächst ihre Augen, drehte sich dann aber um und warf ihm aber ein unechtes Lächeln zu. "Komm her...", sagte er ruhig, "...Ich muss mit dir reden.". Octavia ging auf ihren Bruder zu, der sie sofort Abseits der Siedlung leitete. An einem Karren blieb er stehen und setzte sich hinauf. Octavia tat es ihm gleich. Sie spürte nur wie er einen Arm um sie legte. Sie sah ihn von der Seite heimlich an. Sie konnte erkennen, dass er scheinbar an etwas dachte und sehr zufrieden wirkte. Erneut erhob Kael seine Stimme und Octavia hörte ihm aufmerksam zu: "Am Anfang dachte ich mir auch nur, wenn wir weg von zu Hause sind, dann sind wir frei und können machen was wir wollen...". Er nahm seinen Arm um die junge Frau weg und sah verträumt in die Ferne, bevor er weiter sprach. ".... Doch es hätte nur mehr Chaos gebracht, schon alleine wenn man daran denkt, wie es während der Flucht aus Minas-Tirith gelaufen ist...".
Octavia hörte ihm weiter gespannt zu. "... Ohne Ordnung haben die Menschen, mit denen wir geflohen sind, nur an sich gedacht, sich beklaut und getötet und ich möchte es mir nicht ausmalen, wie es ohne Regeln weitergelaufen wäre...". Octavia dachte daraufhin an ihre Flucht zurück. Es waren wahrlich keine guten Erinnerungen. Natürlich hatte jeder an sich selbst gedacht. Das hatten die Sagitta-Geschwister in gewisser Weise auch. Auch wenn ihr Bruder stets versucht hat sie davor zu schützen, bekam sie viele der Geschehen mit. "... Du vertraust mir nicht", fing er an, "...Aber wir müssen uns vertrauen, du musst mir vertrauen wenn wir überleben wollen!". Er klang belehrend, gleichzeitig auch besorgt. Octavia schnaubte nur und setzte ein schiefes Lächeln auf. Sie nahm die Hand ihres Bruders und lehnte sich an seine Schulter. Tief im inneren wusste sie, dass er recht hatte. Sie wollte sich nicht vorstellen, wo sie ohne ihren Bruder gelandet wäre und ob sie überhaupt noch lebendig wäre. Sie wollte ihn nicht verärgern. Immerhin war er ihr Bruder. Ihre Famile. Kael seufzte nur daraufhin.
Phelan Belatan, der Anführer der Daskina-Rebellen, kam auf die beiden Sagitta Geschwister zu.
"Kael! Octavia! Ich glaube wir müssen reden...", rief er schon von der Ferne und winkte sie zu sich. Die junge Frau erwiderte nur den Blick ihres Bruders, der die Augenbrauen hoch zog. Die junge Frau ahnte schon, dass es wohl weiteren Ärger gab. Dann folgten sie ihm in das Haupthaus.
Dort angekommen saß sich der Anführer der Rebellen auf einen Stuhl, der an den aufgestellten Tischen stand. Hinter ihm war ein großes Blaues Banner aufgehängt, welches einen Phönix abbildete der aus den Flammen auferstand. Octavia und Kael blieben vor den Tisch stehen. Die junge Frau hielt dabei die Hände hinter ihrem Rücken. Grelles Kerzen- und Fackellicht erhellte den Raum. Der Anführer erhob seine Stimme: "Ich hörte, was an der Hauptstraße passiert ist... Wie könnt ihr dies erklären?".
Kael versuchte eine Ausrede zu finden, doch Octavia riss das Wort an sich: "Ich tat das, was unsere Aufgabe ist: Alle Anhänger des Hauses Vaneryen müssen getötet werden, um die Gerechtigkeit wieder herzustellen!".
"Gerechtigkeit und Rache sind nicht ein und das Selbe, Octavia!", mahnte Phelan. Die junge Frau sah ihn nur ernst an und antwortete kurz: "Für mich sind sie es....".
"Dann bist du nicht besser als Kiana Vaneryen und ihre Schreckensherrschaft...".
Diese Worte ließen Octavia innerlich kochen. Sie überlegte nicht lange und lag sofort los: "Nicht besser als Kiana Vaneryens Schreckensherrschaft, ja?". Ihr Bruder Kael vergrub schon sein Gesicht in seine Hände und rieb sich die Stirn. Er kannte seine Schwester gut genug, um zu wissen, dass sie nun äußerst wütend war. Vor allem nachdem sie einmal tief einatmete um Luft zu holen.
"Was machen wir denn außer hier herumsitzen und warten dass Kiana ganz Mittelerde unterjocht hat?", schrie sie schon fast. Sie schlug ihre Faust auf den Tisch, nahm einen der Becher vom Tisch und warf ihn knapp an Phelan vorbei. Sie spürte nur die Wut, die aus ihr heraus brechen wollte. Die junge Frau ballte die Hände zu Fäusten. Sie beruhigte sich dadurch etwas. Dann stütze Octavia sich auf den Tisch, lehnte sich über diesen zu dem Anführer der Rebellen und sagte leise aber entschlossen: "Wir müssen Handeln, wenn wir etwas erreichen wollen!". Sie sprach jedes der Worte einzeln aus, als würde sie mit jemanden Sprechen der ihre Sprache nicht verstand.
"Hast du über die Konsequenzen nachgedacht, die uns ereilen könnten?", schimpfte Phelan weiter, "Wenn die Königin davon erfährt, schickt sie vielleicht noch ihre ganze Armee hier her, oder noch schlimmer: Drachen!". Obwohl Octavia so voller Wut und Hass war, blieb der Anführer der Daskina-Rebellen dagegen ziemlich ruhig. "Zur Hölle mit ihrem verdammten Drachen...", wollte sie gerade wieder Anfangen, als sie hörte wie Phelan Kiana als Königin betitelte. Dann kam aber auch ihr Freund Deloth Idris in den Raum. Sofort sah die junge Frau zu ihm rüber. Er schien etwas beruhigendes auf sie zu haben, denn ihre Körperhaltung entspannte sich sofort.
Deloth unterbrach den Streit: "Die Männer, die unten im Wald getötet wurden, sollten wohl eine Botschaft in den Norden zum Verwalter von Fornost bringen, zusammen mit Ausrüstung aus der Hauptstadt...", dabei legte er einen Brief auf den Tisch, "...Wie es aussieht haben sie etwas hier im Nordwesten vor... Was, wird aber nicht aus dem Brief ersichtlich...".
Der Anführer der Rebellen nickte ihm dankend zu. Dann wandte er sich wieder an Octavia: "Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden wir gegen Kiana vorgehen, aber jetzt ist es noch zu früh!".
Die junge Frau seufzte. Schließlich gab sie nach. Es brachte ja nichts, denn sie waren niemals der selben Meinung. Sie nickte ihm nur zu. Deloth sagte: "Ach, bevor ich es vergesse: Unsere Späher berichten, dass sich die Utarra- und die Pascima-Rebellen Schlachten liefern... Und die Pascima machen wohl auch jagt auf unsere Leute!". Octavia wurde hellhörig als sie dies hörte. Warum um alles in der Welt sollten sich die Rebellen gegenseitig bekämpfen? Hatten sie nicht alle das selbe Ziel? Sie lauschte dem Gespräch weiter: "Ich habe es fast erwartet... Wir sollten uns bereit halten...", entgegnete Phelan Belatan besorgt. Was anderes hatte Octavia auch nicht erwartet. Immerhin war er sehr defensiv eingestellt. Sie wollte gerade das Haus verlassen, weil sie Phelan nicht weiter zu hören wollte, da hörte sie nur wie der Anführer nochmals nach Octavia rief. Sie drehte sich um und erwiderte spöttisch: "Wie kann ich euch dienen, mein Herr?". Auch ihre tiefe Verbeugung war alles andere als ernst gemeint. Sie konnte schon die bösen Blicke ihres Bruders auf ihrer Haut brennen spüren, störte sich allerdings nicht daran. Immerhin schien Deloth das Lächeln nicht unterdrücken zu können. "Du wirst nicht mit der Angriffstruppe hinaus gehen...", befahl Phelan, "... Vorerst zumindest, denn du musst noch viel Lernen....". Für Octavia war dies wie ein Stich in ihr Herz. Immerhin war die Aufgabe der Angriffstruppe das Ausschalten von Männern der Krone. Etwas sinnvolles in dieser Zeit. Nun konnte sie es nicht mehr. Ihr fehlten die Worte um etwas entgegen zu bringen. Sie fuchtelte stattdessen nur mit den Armen. "....Du bist noch jung und musst einiges lernen, deshalb schicke ich dich mit dem Späher los...", fügte er noch hinzu, "...Er wird dir einiges beibringen!".
Von dem Späher lernen? In der Rebellensiedlung nannte man ihn nur den Späher... Es war dieser gruselige Mann, der stets seine Kapuze über sein Gesicht gezogen hatte und mit fast niemanden Sprach. Fassungslos stampfte sie aus dem Haupthaus. Es hatte ja keinen Sinn mehr mit den anderen zu diskutieren.
Als sie draußen war, verschränkte die junge Frau die Arme hinter den Kopf und atmete mit geschlossenen Augen die klare Luft ein. Sie horchte auf, als das Geräusch von gespaltenen Holz ertönte. Sie sah in die Richtung und erkannte einen Mann, der Holz hackte. Niemand kannte seinen richtigen Namen, es wagte aber auch keiner zu fragen. Wahrscheinlich wollte er nicht erkannt werden. Wer weiß wer er Vorher war. Gerade als der Späher zu Octavia sah, drehte sie sich rasch weg und fühlte sich erwischt. Irgendwie brachte der kurze Blickkontakt ihr Herz zum rasen. Und sie musste sich nun mit ihm herumschlagen, anstatt sinnvolles für die Rebellen zu tun.
Es war inzwischen dunkel. Sie wollte gerade in ihr Haus gehen, da sah sie nur wie auch Deloth und ihr Bruder das Haupthaus verließen und in ihre eigenen Häuser gingen.
Soll ich zu Deloth gehen?, dachte sich die junge Frau, Kael kann mich ja sowieso nicht verstehen....
Octavia ließ sich schließlich von ihren Gefühlen leiten und folgte ihrem Freund heimlich in das Haus. Bevor er die Tür öffnete bemerkte er sie hinter sich. "Octavia?!", fragte er verdutzt. Die junge Frau lächelte ihm freundlich zu. Schnell wurde sie von Deloth in das Haus gezerrt. Sie macht nur mit ihrem Fuß die Tür zu, während sie von ihrem Freund an die Wand gedrückt wurde. Auch wenn es ihr eigentlich schwer fiel, Gefühle zu zu lassen, schaffte es Deloth stets sie zu verführen. Auch wenn sie nur wenig über seine Vergangenheit wusste und er auch nicht viel davon erzählte, fühlte sie sich mit ihm verbunden.
"Du nimmst mich sicher mit, wenn du mit den Anderen wieder auf die Jagt gehst?", fragte sie, während sie Deloth immer wieder küsste. Er ließ plötzlich von ihr ab, als sie die Worte aussprach und setzte nur ein irritiertes Gesicht auf. "Was ist?", wollte Octavia wissen. Der deutlich größere Mann ging einige Schritte zurück und seufzte. "Bist du nur deshalb hier?", wollte er wissen. Octavia konnte die Enttäuschung aus seiner Stimme heraus hören.
"Natürlich nicht, Deloth...", fing sie an, "... Du weißt warum ich hier bin...". Wie konnte er auch nur so etwas glauben. Sie war die letzte, die jemanden Ausnutzen wollte. Sie fühlte sich leicht gekränkt, von dem was er von ihr dachte, denn sie fühlte so viel mehr für ihn.
Du Dummkopf... Wenn du nur wüsstest, sagte sie sich selbst. Sie sah ihn mit großen Augen an, als er nichts sagte und sie ihn nur beobachtete wie er sich auf einen Stuhl setzte. Der Raum war schwach beleuchtet und nur spartanisch eingerichtet. Sie ging einige Schritte auf ihn zu und kniete sich vor ihn. "Hey...", fing sie vorsichtig an, "...Tief in dir drinnen weißt du, dass es nicht nur darum geht...". Deloth antwortete nicht. Octavia stöhnte daraufhin und nahm seine Hände. Sie wollte ihn doch nicht verletzten...
"Deloth, es war doch nicht so gemeint...", wollte sie gerade sagen, da antwortete der Mann: "Es geht nicht darum, Octavia, eher darum, dass du denkst du wüsstest alles besser...".
Beleidigt ließ sie seine Hände los. Was wollte er ihr damit sagen? Wollte er jetzt etwa genau wie Kael und Phelan anfangen und sie belehren? Mit ihr streiten? Davon hatte sie genug. Ihre Miene verfinsterte sich. "...Du denkst, du tust etwas gutes indem du unsere Feinde tötest... Aber sind wir nicht alle Menschen?", sagte Deloth, "Sind wir nicht eigentlich ein Volk? Ist nicht jeder Tod ein Verlust?".
Octavia verstand nicht recht worauf er hinaus wollte. Die Soldaten Kianas brachten immerhin nur Tod und Leid in das Land. Scheinbar bereute auch keiner von ihnen ihre Taten. Zumindest hatte die junge Frau nach all der Zeit den Eindruck gewonnen. Sie hörte aber weiter ihrem Freund zu: "Es fängt ja schon mit den Rebellen an, dass wir uns untereinander bekriegen, aber sollten wir uns nicht stattdessen in solchen finsteren Zeiten helfen?". Im Grunde hatte er recht, aber sie konnte nicht einfach Tatenlos dabei zu sehen. Sie schwieg. "Aber jeder meint es besser zu Wissen...", sagte er weiter, "...Mein Wunsch wäre es, zusammen vereint zu kämpfen, das würde unser Vorhaben voran treiben! Um dann als ein gemeinsames Volk zu stehen!".
Octavia war sprachlos. Sie hatte nie gedacht, dass Deloth so weit dachte und schon bestimmte Vorstellungen hatte. Sie wusste nicht, ob sie denken sollte dass er Naiv war, oder ob sie ihn dafür bewundern sollte. Ihr gefiel seine Ansicht. In gewisser Weise ließ sie der Gedanke am ganzen Körper kribbeln.
"Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dir solche Gedanken machst...", sagte sie leise, "...Du warst bis jetzt immer nur der Krieger in meinen Augen, aber mir gefällt die Vorstellung, auch wenn sie nicht wirklich echt wirkt...So weit weg...".
Sie sah nun wie Deloths dunkle Augen auf ihr ruhten. Er schien über etwas nachzudenken. Octavia legte ihren Kopf etwas schief, weil sie nicht wusste an was genau er gerade dachte.
"Octavia...", sagte er schließlich ganz ruhig und nahm ihr Gesicht in seine großen Hände, "...Siehe das nicht als Strafe, dass du die Angriffsttruppe nicht begleiten kannst... Siehe es als Chance, das gesamte Vorhaben voran zu treiben und um stärker zu werden!".
Die junge Frau blinzelte ihm nur zu und seufzte schließlich. Ihr war klar, dass genau eine solche Aussage von Deloth kam. Immerhin machte er sich ebenfalls Sorgen um sie. Vermutlich hatte er aber recht. Es brachte ja nichts sich vehement dagegen zu wehren. Sie rutschte auf ihren Knien näher zu Deloth und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Die junge Frau spürte nur, wie er sanft durch ihre Haare ihren Kopf streichelte. Sie war sich oft nicht sicher, ob das was die beiden hatten eine kluge Idee war. Die Zeiten waren unsicher und sie konnte ihre Gefühle zu Deloth nicht wirklich einordnen. In solchen Moment war es ihr aber auch egal. Sie konnte nicht anders, als bei ihm zu sein. Auch wenn ihr Bruder sich am nächsten Tag wieder beschwerte, weil sie nicht in ihr Haus zurückkehrte, wollte sie bei ihrem Freund bleiben. Er verstand sie und konnte sie oft genug wieder beruhigen. Octavia wollte über nichts mehr nachdenken an diesem Abend, wenn sie bei ihm war. Nicht über die Rebellen, nicht über die Soldaten der Krone oder ihrem Bruder. Sie wollte nur noch den Moment genießen und ihren Gefühlen freien Lauf gewähren, denn wer wusste schon wie lange sie dies noch konnten...
Darkayah:
Daskina-Rebellensiedlung & Umgebung- Wald von Eregion (Arnor)
Octavia Sagitta in der Daskina-Rebellensiedlung
Octavia wurde von den warmen Sonnenstrahlen geweckt, die ihre Haut im Gesicht erwärmten, als sie noch im Bett lag. Sie rekelte sich und griff neben sich, in der Hoffnung dass Deloth nach da war. Doch die andere Seite neben ihr war leer. Mit ihren Armen stützte sie sich ab, so dass ihr Oberkörper erhöht war und sah sich im Haus um. Das Haus bestand aus zwei Räumen und war spartanisch eingerichtet. Viele Waffen waren an der Wand befestigt. Einige Rüstungsteile lagen auf einem Tisch herum. Es war sonst verlassen. Deloth war scheinbar schon aufgebrochen. Octavia setzte sich ganz auf und streckte sich. Sie stand auf, zog sich an, nahm ihr Schwert, welches neben der Tür gelehnt war und verließ das Haus von Deloth rasch. Außerhalb sah sie sich noch einmal um, ob sie Kael oder ihren Freund irgendwo sah, aber dem war nicht so.
Die junge Frau ging an dem See, der sich außerhalb der Siedlung befand und schwamm eine Runde. Zu dieser Zeit war zum Glück niemand dort. Noch war das kühle Nass abkühlend. Die Temperaturen waren ziemlich warm, doch bald sollte der Sommer vorbei sein.
Als sie wieder aus dem See stieg trocknete sie sich mit einem Tuch ab und schlüpfte schnell wieder in ihre Kleidung. Sie sah auch schon den Späher, der wie immer im und um das Dorf herum schlich. Sie seufzte, als sie daran dachte dass sie lieber mit den anderen unterwegs gewesen wäre. Octavia ging diesmal direkt auf ihn zu, auch wenn sie dabei ein mulmiges Gefühl im Magen hatte. Ganz geheuer war ihr die Sache nicht. Immerhin wusste niemand wer er wirklich war. Sie beobachtete ihn zunächst, als er gerade auf dem Boden hockte und etwas suchte. Die junge Frau sagte aber erst einmal nichts. Er schien gar nicht zu bemerken, dass sie hinter ihm stand, obwohl sie ihn schon länger beobachtete. "Hey...", erhob sie plötzlich ihre Stimme, "...Phelan meinte du brauchst Hilfe...". Natürlich wusste sie, dass sie sich dabei äußerst gelangweilt anhörte, doch was sollte es sie kümmern.
"Richtig wäre wohl, wie ich dir helfen kann!", entgegnete er, als er einige zusammengebundene Pfeile hoch hob. Octavia verstand nicht recht was er meinte. Immerhin wurde sie zu ihm geschickt und nicht umgekehrt.
"Phelan sagte mir..,", fing sie gerade an, da wurde sie von dem Späher unterbrochen: "Schon klar, aber er schickt dich nicht ohne Grund zu mir... Immerhin bist du doch die kleine Sagitta, die sich hier mit ihrer Klappe einen Namen gemacht hat!".
Octavia sah ihn skeptisch an. Sie wusste nicht ob sie die Aussage ernst nehmen sollte, oder ob es schon eher unverschämt war und er sich über sie lustig machte.
Sollte das ein Witz sein?, dachte sie sich während sie die Augen rollte, Fängt schon sehr gut an...
Schließlich erhob sich der Späher und drückte Octavia zwei der Bündel in die Arme und bat sie ihm zu folgen. Dies tat sie widerwillig aber direkt. Sie hoffte so dass die Arbeit schneller vorbei ging, auch wenn sie dabei genervt wirkte.
"Vorbereitung ist der Weg zum Erfolg...", sagte er beim laufen, "...Wenn wir auch nur ansatzweise die unseren beschützen wollen, müssen wir vorausschauend sein. Und das besser als unser Feind!".
Octavia antwortete nicht. Was sollte sie auch dazu sagen. Er erzählte ihr nichts neues. Halte doch einfach deine Klappe..., dachte sie, Ich will doch nur schnell fertig sein. Der Späher versteckte die Bündel mit den Pfeilen in Löcher im Boden, die vorher gegraben wurden. Octavia reichte ihm die zwei Bündel, die sie trug. Während der Späher mit dem verstecken der Pfeile beschäftigt war, sah sie sich im Waldstück um. Es war äußerst still und sie hörte nur das rascheln der Blätter der Pflanzen und Bäume und ab und an das Singen der Vögel. Die junge Frau fragte sich, wo die Anderen gerade waren und ob sie etwas besseres zu tun hatten als Octavia.
Schließlich konnte sie nicht anders und fragte neugierig: "Wo sind denn die anderen?". Der Späher antwortete: "Wenn du deinen Bruder und deinen Freund meinst, sind sie in Richtung Westen unterwegs um die Bewegungen der Pascima-Rebellen auszukundschaften...".
Die junge Frau seufzte enttäuscht. Viel lieber wäre sie jetzt mit ihnen unterwegs und würde ein bisschen mehr vom Land sehen, anstatt immer nur in der Nähe der Siedlung zu bleiben.
"Machst du dir Sorgen um deinen Bruder und deinen Liebhaber?", wollte der Späher wissen und klang dabei ziemlich locker.
"Er ist nicht mein...", verteidigte sich Octavia, zog aber selbst die Aussage zurück, "...Ich wollte lediglich wissen, ob die beiden etwas besseres machen als ich hier...".
Natürlich wollte sie ihn spüren lassen, dass sie auf ihn und die Aufgaben keine Lust hatte. Er schien sich aber daran nicht zu stören. Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe, weil er sich davon nicht abbringen ließ und die Worte ignorierte. Seine aufgesetzte gute Laune machte sie verrückt und brachte brachte sie innerlich zur Weißglut.
Er ging weiter durch den Wald und Octavia trottete ihm hinterher. Sie waren jetzt ziemlich weit weg von der Siedlung. Für sie fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an, die sie schon unterwegs waren. Dann sah sie nur, dass der Mann seine Kapuze zurückzog. Darunter tauchten dunkles, halblanges Haar auf, ein dunkler Bart und dunkle Augen. Sie wunderte sich etwas, weil sie sich ihn immer anders vorgestellt hat. Irgendwie älter. Auch wenn er ihr so fremd war, wirkte er ziemlich vertraut. Schließlich wurde sie von ihrer Neugier ergriffen, wer er wirklich war.
"Da ich ja jetzt mit dir zusammen arbeiten muss, kannst du mir ja verraten wer du wirklich bist!", verlangte Octavia, "Warum bist du geflohen und warum kämpfst du gegen das Haus Vaneryen?".
Der Späher lehnte sich an einen umgestürzten Baum. Er sagte erst nichts, was Octavia nur noch neugieriger und nervöser machte. Schließlich erwiderte er: "Ich kämpfe nicht gegen das Haus Vaneryen, eher gegen die Ungerechtigkeit und Grausamkeit, die die Königin mit ihrer Herrschaft her brachte...".
Die junge Frau verstand nicht recht was er damit meinte. "Also bist du nicht aus Minas-Tirith geflohen und hast deine Familie in den Flammen verloren?", bohrte sie weiter nach, während ihre Stimme leicht brüchig wurde wenn sie über die Ereignisse nachdachte. "Nun ja...", antwortete der Späher rasch, "...Ich habe mein ganzes Leben, meinen Glauben in den Flammen verloren... Ich war vor langer Zeit ein Wächter an der Nordmauer und in Minas-Tirith konnte ich meinen Eid nicht erfüllen, um das Leben der Menschen zu retten, was ja eigentlich meine Aufgabe war...".
Für Octavia sprach der Mann nur in Rätseln. Wenn er keinen persönlichen Groll gegen das Haus Vaneryen verspürte, was machte er dann hier bei den Rebellen? Aber was sollte sie sich weiter darum kümmern. Ob er nun das Haus Vaneryen hasste, weil er seinen Eid nicht erfüllen konnte, oder seine Familie verlor. Wichtig war es nur, dass er ambitioniert war, gegen ihre Soldaten zu kämpfen. Wenn dem denn wirklich so war und er kein Verräter war. Fremden gegenüber war Octavia äußerst misstrauisch und ließ diese das auch spüren. Auch wenn der Späher auf sie in gewisser Weise vertraut wirkte, obwohl sie ihn nicht kennt, blieb sie auf Distanz und behielt ihre Skepsis.
Sie wollte ihn noch weiteres Ausfragen, denn in ihr schwebte noch so viel im Kopf, doch plötzlich erkannte sie nur, wie der Späher seinen Bogen hervor zückte und auf sie richtete.
Was zum..., dachte sie gerade, da flog der Pfeil schon in ihre Richtung, verfehlte sie aber knapp und schlug hinter ihr ein.
Als sie erschrocken in die Richtung sah, in welche er schoss, sah sie nur einen Mann hinter sich, der mit dem Pfeil in der Brust zusammensackte. Erstarrt sah sie dabei zu, bis sie weitere Männer aus dem Wald kommen sah. Diese waren keine Soldaten der Krone. Immerhin trugen sie keine Rüstungen oder Wappen. Es mussten also die Pascima-Rebellen sein, die in der Nähe vermehrt gesichtet wurden. Reflexartig zog sie ihr Schwert. Es dauerte auch nicht lange, da musste sie es einsetzen und kämpfte gegen einen der Männer. Die junge Frau schaffte es irgendwie ihr Schwert durch seinen Körper zu schneiden. Immer mehr tauchten auf und rannten schreiend in ihre Richtung. Während der Späher etwas von der Ferne mit seinem Bogen auf die Feinde schoss, kämpfte sich Octavia durch sie hindurch.
Als sie dann auch endlich den letzten von ihnen tötete, atmete sie tief durch. Nie hatte sie damit gerechnet doch noch gegen jemanden kämpfen zu müssen, solange sie mit dem Späher unterwegs war und ihm helfen musste.
"Du hast gut gekämpft!", stellte er fest und war kaum außer Atem, "Deshalb sagte ich, dass die Vorbereitung am wichtigsten ist!". Die junge Frau rang noch nach Luft und warf ihm einen bösen Blick zu.
"Und findest du es noch immer langweilig hier bei mir?", fragte er schon fast ironisch.
Octavia hatte keinen Kopf für solche Witze. Sie fragte sich nur weiter, warum sich die Rebellen untereinander bekämpften. Lange Zeit waren nur die Soldaten des Hauses Vaneryen ihre Feinde.
"Was machen die hier und warum greifen sie uns an?", wollte sie direkt wissen, "Wir haben doch alle das selbe Ziel, den selben Feind...". Der Späher lachte daraufhin. Octavia fand das nicht lustig. "Die anderen Rebellen, egal ob Utarra oder Pascima, haben nicht so eine gute Lage wie wir, was die Nahrungsversorgung angeht...", sagte er, "...Sie werden um Land kämpfen müssen, besonders wenn Kianas Truppen vermehrt hier her geschickt werden...".
Die junge Frau fühlte sich etwas schuldig. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob sie mit dafür verantwortlich war. War es etwa das was Phelan und Kael meinten? Schickt die Königin durch ihre Taten mehr Truppen in das Land und zwingt die Rebellen untereinander zu kämpfen?
Sie war wie erstarrt als sie darüber nach dachte, sodass sie sogar zusammenzuckte, als der Späher ihren Namen rief und ihr sagte dass sie ihm folgen sollte. Dies tat sie auch, bis sie wieder an der Siedlung ankamen. Mittlerweile war es schon früher Abend und die Sonne ging unter. Es wurde noch fleißig an den Palisadenwällen gearbeitet. Octavia wunderte sich darüber etwas. In der Mitte der Siedlung sah sie ihren Bruder Kael und Phelan mit einem ihr unbekannten Mann stehen. Er trug eine dunkle Rüstung und wirkte nicht wirklich rebellisch. Octavia ging auf die Gruppe zu. Scheinbar sprachen sie über die die Verteidigung der Siedlung und waren am planen. "Was ist hier los?", wollte die junge Frau wissen, "Und wo ist Deloth?".
"Ah Octavia...", erwiderte Kael, "...Wir rüsten uns gegen die Pascima Rebellen!".
Octavia sah den Fremden nur weiter skeptisch und und musterte ihn genau. "Das ist übrigens Barnolf Godon... Er ist der Kommandant der freien Arnorischen Armee!", fügte ihr Bruder noch hinzu.
"Freie Arnorische Armee?", rutschte ihr verdutzt laut heraus. Eigentlich wollte sie die Worte nicht aussprechen.
"Schön dass wir uns auch kennenlernen...", fing der Mann -der Barnolf Godon hieß- an, "...Dein Bruder Kael hat mir auf dem Weg hier her viel von dir erzählt.".
"Ach, hat er das...", dabei klang Octavia äußerst misstrauisch. Sie hatte noch nie etwas über eine Arnorische Freie Armee gehört und hatte nicht die leiseste Ahnung was das sein soll. Der Mann schien zu bemerken, dass Octavia zögerlich und zweifelnd war: "Ich weiß, in solchen Zeiten sollte man vorsichtig sein, aber ich kann dir versichern dass wir hier sind um zu helfen! Die Pascima-Rebellen bedrohen auch unsere Stellungen...".
"Und wo soll das bitte sein?", fauchte Octavia. Kael signalisierte seiner Schwester nur, dass sie sich nicht aufregen musste, doch es brachte nichts. "In allen Städten , in den Dörfern, selbst in den Armeen der Krone, die hier stationiert sind!", behauptete der Mann, "Die meisten Städte unterstehen schon unserem Gesetz, nur Fornost und das korrupte Annuminas nicht.".
Octavia begutachtete den Mann nur von oben bis unten an. Er wirkte weder vertrauenswürdig noch sympathisch. Sie musste dringend mit ihrem Bruder reden: "Kael, können wir kurz sprechen?", fragte sie sofort. Er nickte ihr zu und sie zog ihn etwas abseits der Anderen. Sie versuchte leise zu sein und sich nicht zu sehr aufzuregen: "Bist du völlig übergeschnappt? Was ist wenn das eine Falle ist?".
Kael lächelte ihr nur zu und erwiderte: "Ist es nicht... Wir haben sie gefunden, als sie gerade einen Konvoi aus der Hauptstadt zerschlugen...".
Die junge Frau schüttelte nur mit dem Kopf. Sie verstand nicht, warum ihr Bruder so naiv war. "Ich sagte du musst mir vertrauen und das wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür...", sagte er noch. In ihren Grünen Augen spiegelte sich die Besorgheit, als sie in die ihres Bruders sah.
Von der Ferne erkannte sie nur wie Deloth Idirs die Siedlung betrat. Er wirkte zunächst nicht wirklich zufrieden. Sie musste mit ihm darüber sprechen. "Ich hoffe du weißt was du tust...", wimmelte sie ihren Bruder nur ab. Sie lief einige Schritte auf Deloth zu, der plötzlich anfing zu grinsen, als er sie sah. Die letzten Schritte rannte die junge Frau auf ihn zu und sprang ihm in die Arme. Sie hatte schon schlimmere Befürchtungen, besonders weil sie keine Antwort bekam von den Anderen über seinem Verbleib erhielt.
"Unsere Kundschafter hatten recht, denn jetzt ist hier nicht nur alles voller Soldaten sondern auch noch voller Pascima-Rebellen...", schnaubte der große Mann. Octavia ließ von ihm ab und warf einen feindlichen Blick zu ihrem Bruder, Phelan und Barnolf Godon.
Deloth schien das zu erkennen und sagte: "Wir trafen ihn und seine Männer in der Nähe von Tharbad... Ich bin auch noch nicht ganz überzeugt von ihm, aber er scheint auf unserer Seite zu sein...".
"Ich weiß, ich habe es schon gehört...", entgegnete Octavia zynisch. Ihr war es nicht ganz geheuer. Niemand kannte den Fremden und seine Männer. Vielleicht warteten sie nur auf den richtigen Augenblick, um die Siedlung auszurauben. Sie wusste, dass sie den Mann nicht außer Augen lassen konnte, auch wenn es die nächsten Tage an der Seite des Spähers schwierig war. Sie vertraute aber Deloth. Er passte schon auf und würde handeln, wenn der Fremde etwas im Schilde führte. Wo der der Späher ? Sie bemerkte gar nicht, dass er so plötzlich verschwunden war. Ein tiefes Seufzen drang aus ihrer Brust.
"Lass uns von hier verschwinden, mir gefällt es hier gerade nicht...", schlug Octavia vor. Sie wollte lieber bei ihrem Freund sein, als weiter bei Menschen, die sie nicht verstanden. Ihr Freund fand die Idee scheinbar nicht schlecht und stimmte ihr zu.
Sie folgte dem erschöpften Deloth in das Haus und verließ es bis zum nächsten Tag auch nicht mehr...
Darkayah:
Daskina-Rebellensiedlung - Wald von Eregion (Arnor)
Octavia Sagitta im Haupthaus der Daskina-Rebellensiedlung... (Arnor)
Octavia Sagitta verbrachte einige Tage an der Seite des Spähers und lernte, trotz ihrer anfänglichen Skepsis, viel dazu. Egal ob es im Kampf war, der Bau von Fallen oder auch nur das Jagen. Gleichzeitig ließ sie aber niemals den neuen Fremdling Barnolf Godon aus ihren Augen. Wenn sie mal selbst kein Auge auf ihn und seine Männer haben konnte, bat sie Deloth Idris darum. Die letzten zwei Tage war das aber nicht möglich. Ihr Bruder Kael Sigitta war mit Deloth Idris, der Angriffstruppe der Daskina-Rebellen und Barnolf Godon mit der Freien Anorischen Armee unterwegs um die Bedrohung der Pascima-Rebellen zu beenden. Octavia bekam den Gedanken daran nicht aus dem Kopf. Auch nicht als sie mit dem Späher im Wald unterwegs war. Das Wetter war dunstig. Kein Sonnenstrahl kam durch die dicke Wolkendecke. Inzwischen war es schon kühler geworden und es regnete häufig. Sie stolperte plötzlich über eine Wurzel und stürzte zu Boden.
"Verdammt!", schrie sie auf vor Schmerzen. Der Späher kam sofort zu ihr und half ihr auf. Ihr Fuß schmerzte heftig, sodass sie die Schürfwunden am Körper erst gar nicht bemerkte. Sie setzte sich auf einen Stein in der Nähe und rieb sich den Fuß, in der Hoffnung der Schmerz verschwand dadurch.
"Wo bist du denn heute mit deinen Gedanken?", fragte der Späher etwas besorgt. Die junge Frau schüttelte nur abweisend mit dem Kopf. Was brachte es auch darüber zu sprechen. Der Ärger über sich selbst war sowieso in diesem Moment viel größer. Ihre Gedanken lenkten sie ab und das konnte gefährlich sein. Sie stand auf und lief unter Schmerzen weiter.
"Wir haben es gleich geschafft!", hörte sie den Mann nur sagen, der sich ein Stück vor ihr befand. Tatsächlich war die Siedlung wieder sichtbar. Die Verteidigungsanlagen waren ausgebaut und das Tor wieder repariert. Octavia folgte dem Späher in das Haupthaus. Sie fand es ungewöhnlich, da er sich ja sonst weit entfernt von den anderen aufhielt. In letzter Zeit suchte er aber mehr und mehr den Kontakt zu den Bewohnern. Einige befanden sich tatsächlich auch im Haupthaus. Auch der Anführer Phelan Belatan, der ebenfalls neugierig zu Octavia und ihrem Begleiter sah, saß dort und redete mit einigen. Sie nickte ihm nur grüßend zu. Während der Späher sich an einen der Tische weit abseits der Anderen setzte, machte Octavia es sich auf dem Boden in der Ecke neben dem Tisch gemütlich und streckte ihr Bein aus. Die junge Frau zog ihren Stiefel aus, um sich ihren Fuß mal genauer anzuschauen. Er war Blau angelaufen und geschwollen. Sie legte den Stiefel zur Seite und lehnte sich gegen die Wand. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Späher seinen Mantel abgelegt hat und ihr ein Fläschchen entgegen hielt.
"Was ist das?", wollte sie wissen. Der Späher nahm vorher selbst noch einmal einen Schluck und verzog sein Gesicht. "Das ist etwas, was gegen die Schmerzen helfen wird...", sagte er hustend und hielt ihr das Fläschchen wieder hin, "...Feinster Schnaps aus Angmar!". Dabei hörte er sich äußerst ironisch an und lachte. Octavia nahm das Fläschchen entgegen. Zunächst nahm sie nichtsahnend einen großen Schluck. Die Flüssigkeit brannte stark in ihrem Hals, hinterließ eine feurige Spur in ihrer Kehle und schmeckte einfach nicht. Sie versuchte zwar das Zusammenziehen ihrer Gesichtsmuskeln zu verhindern, doch es war bei einem solchen Geschmack einfach unmöglich.
"Abscheuchlich...", sagte sie, "...Ich liebe es!". Dann nahm sie noch einen kräftigen Schluck. Der Späher lachte nur erneut. Octavia hielt ihm das Fläschchen entgegen, was er auch an sich nahm und trank.
"Als du das erste mal mit mir unterwegs warst, hast du mich über meine Intentionen ausgefragt, warum ich hier bin...", fing der Späher an, "...Aber warum bist du hier und was erhoffst du dir?".
Octavia nahm wieder das Fläschchen entgegen und nahm einen Schluck. Immerhin dachte sie nicht gerne daran. Sie brauchte aber nicht lange überlegen. Es war ja offensichtlich dass sie auf Rache aus war. Sie dachte an die Worte von Deloth. Alle Menschen unter Frieden wieder zu vereinen. Dies war ein viel schönerer Gedanke.
"Deloth erzählte mir von seinem Traum...", antwortete sie schließlich, "...Dass es sein Wunsch wäre, dass der Krieg, all das Leid vorbei wäre und wir alle in Frieden leben...". Dabei sah Octavia zu dem Späher hoch. Sie ging nochmal tief in sich, als sie an die Worte dachte und lächelte vor sich hin. Sie wusste nicht genau, ob es am Alkohol lag oder an der Situation oder weil sie an Deloth dachte. Sie fühlte sich plötzlich so geborgen und zufrieden, wie lange nicht mehr. "Klingt utopisch, ich weiß, aber deshalb liebe ich ihn...", rutschte es ihr heraus. Als die junge Frau selbst bemerkte, was sie da sagte, hielt sie sich mit beiden Händen den Mund zu. Sie sah zu ihm rüber und hoffte dass er es vielleicht überhört hatte, doch sie stellte nur fest das er wohl daraufhin selbst in Gedanken war und vor sich hin lächelte. "Das ist ein schöner Gedanke, den ich auch schon lange mit mir trage...", dabei lehnte er sich an den Tisch. Octavia beobachtete ihn und war froh, dass er nur darauf reagierte. Vielleicht hatte sie ja Glück und er hatte es überhaupt nicht gehört
"Ja, die Liebe...", sagte er dann aber plötzlich. Verdammt, er hat es doch gehört, dachte sie daraufhin. Sie teilte nicht gerne ihre Gefühle mit anderen, besonders nicht mit Fremden. Aber er kam ihr so vertraut vor, weshalb sie in Plauderlaune war.
Es ist bestimmt nur der Angmar-Schnaps , versuchte sie sich einzureden. Ja, daran musste es liegen!
"Sie kann wunderschön sein, aber gleichzeitig auch zerstörerisch...", sprach er weiter, während Octavia hellhörig wurde und gespannt zuhörte, "...Weißt du warum die Männer der Nordwacht damals keine Frauen haben durften?".
Sie dachte dabei eher an unnötige Regeln, die von alten Männern festgelegt wurden. Aber Octavia schüttelte Ahnungslos den Kopf.
"...So werden sie niemals lieben, denn die Liebe ist der Tod der Pflicht...", dabei wirkte er als dachte er an etwas bestimmtes, aber Octavia wusste nicht woran und konnte es auch nicht aus seinem Gesicht lesen, "...Was ist die Ehre im Vergleich zu der Lieber einer Frau, oder eines anderen Menschen...".
Die junge Frau musterte ihn weiter und hörte zu: "Später kommt für jeden der Tag, der nicht einfach ist... Ein Tag an dem man sich entscheiden muss...".
Octavia sah ihn fragend an. Sie hatte das Gefühl, er wollte auf etwas bestimmtes hinaus, aber sie kam nicht drauf.
"...Auch bei mir kam der Tag, an dem ich mich zwischen meiner Pflicht, das Reich zu beschützen und der Liebe entscheiden musste...", hauchte er, "...Und ich habe mich falsch entschieden und habe all das Leid zugelassen...".
Das erste mal bemerkte Octavia so etwas wie Gefühle bei dem Späher. Seine Stimme klang ziemlich brüchig, als lagen die Erinnerung noch schwer auf seinen Schultern. Ihr kam ein Gedanke. Sie hörte vor einiger Zeit von einem Mann aus Angmar, der all das Leid der letzten Jahre verhindern hätte können, es aber nicht tat und floh.
Das kann nicht sein, ,dachte sie entsetzt. Sie konnte die Gedanken allerdings nicht zurückhalten und der Verdacht platzte aus ihr heraus: "D-Du bist doch nicht etwa Thirak Eisen?".
"Hier bin ich un ich habe geholt, dass das es für jemanden im Niemandland besser ist...", antwortete er ruhig mit einem Lächeln. Octavia starrte ihn sprachlos mit offenem Mund an. Der ehemalige König und Fürst von Angmar und Arnor saß direkt vor ihr. Sie hatte so viele Fragen, wusste aber nicht wo sie anfangen sollte.
"D-Du hast mit Kiana Vaneryen Minas-Tirith angegriffen...", stotterte sie empört, "...U-Und W-Warum bist du hier und nicht in Angmar?".
"Hier rechnet niemand mit mir..", sagte er, "...In Angmar hätte man mich sofort gefangen und wahrscheinlich getötet... Dafür habe ich aber noch Kontakte nach Carn-dûm und bald müsste uns eine heimlich aufgestellte Truppe erwarten, die uns helfen wird....".
Sofort, ohne Luft zu holen, fragte Octavia: "Warum sollte dich die Königin töten, wenn du sie geliebt hast und sie dich, wenn du für sie die Stadt vernichtet hast?". Sie fühlte sich plötzlich so aufgebracht und durcheinander.
"Ich fange mal so an: Es war niemals meine Intention die Stadt zu zerstören, ich habe Kiana vertraut, habe an sie und ihre Vorstellung einer besseren barmherzigen Welt geglaubt...", erklärte Thirak, "...Aber nachdem ich eine Bedrohung für sie wurde, hat sie sich verändert...".
Octavia wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Deshalb schwieg sie erstmal.
"Ich hab vermutlich viele Fehler gemacht, ich hätte meiner Schwester niemals von meiner wahren Herkunft erzählen sollen, vielleicht hätte ich Kiana einfach lieben sollen...", versuchte er sich zu entschuldigen, "...Oft genug verfolgen mich Nachts die Erinnerungen... Es war einfach Schrecklich und ich weiß was du und die anderen, die geflohen sind, durchmachen mussten... Weil ich falsch entschieden habe...".
Octavia war innerlich wütend. Sie sah schon auf das Messer, welches auf dem Tisch lag. Vielleicht würde es ihr Befriedigung geben, wenn sie ihm jetzt das Messer in den Hals rammte, doch es war ihr unmöglich. Sie fühlte sich paralysiert. Es lag nicht nur an der Geschichte, sondern auch daran, dass sie anfing ihn zu mögen und ihn und sein Handeln verstand. Auch wenn sie das am liebsten nicht wollte.
"Hattest du denn wirklich eine Wahl, oder hätte sie dann den Norden zu erst vernichtet?", fragte die junge Frau, erwartete aber keine wirkliche Antwort, denn diese war klar. Octavia seufzte. Es waren viele Informationen die auf sie nieder prasselten. Sie lehnte sich zurück. Sie hatte noch so viele Fragen.
Bevor sie aber weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie von einem Mann aus den Gedanken gerissen, der in das Haupthaus gestürmt kam.
"Sie sind wieder zurück!", rief er immer wieder. Sofort zog sich Octavia den Stiefel an und ging stürmte hinaus. Sie wollte ihren Bruder wieder sehen und ihren Freund Deloth. Tatsächlich war Kael der erste, der die Siedlung wieder betrat. Octavia bemerkte, dass er niedergeschlagen wirkte. "Was ist passiert?", fragte sie ihn direkt. Dieser erwiderte nur während er an ihr vorbei ging: "Nichts, es ist alles gut...". Die junge Frau war irritiert. So hatte sie ihren Bruder lange nicht mehr gesehen. Sie versuchte Deloth unter den Menschen zu finden, die zurück kamen, doch sie sah ihn nicht.
"Wo ist Deloth?", fragte sie hektisch in die Menge. Einer der Männer der Rebellen entgegnete: "Er ist mit einigen vor der Schlacht einer anderen Spur gefolgt!". Einer anderen Spur gefolgt? Eine Schlacht? Sie verstand die Welt gerade nicht mehr. Besonders weil sie noch aufgebracht war, was Thirak ihr sagte. Sie sah unter den Zurückgekehrten aber auch nicht diesen Barnolf Godon. Ein ungutes Gefühl verbreitete sich in Octavia. Es musste etwas vorgefallen sein. Ich muss ihn finden , sagte sie sich selbst. Sie suchte schnell ihre Sachen zusammen und lief aus der Siedlung. Sie verschwendete keine Zeit sich umzudrehen, auch nicht als Phelan Belatan nach ihr rief und sie aufzuhalten.
Es war für sie wichtiger Deloth zu finden....
Octavia Sagitta geht in Richtung Norden...
Darkayah:
Nördlich des Waldes von Eregion (Arnor)
Octavia Sagitta nördlich des Waldes von Eregion in Arnor
Octavia stürmte sofort los. Trotz der Rufe und Versuche der Anderen sie aufzuhalten. Den schmerzenden Fuß vergaß sie ebenfalls. Sie musste Deloth finden. Sie hatte kein gutes Gefühl, wenn sie daran dachte wo er war und sein konnte. Auch das peitschen der Äste der Bäume und Büsche in ihr Gesicht war ihr egal. Das einzige was zählte war, dass sie ihn finden musste.
Nach einigen vielen Minuten des Rennens, blieb Octavia nach Luft schnappend stehen. Vor lauter Aufregung bemerkte sie gar nicht, wie weit sie gerannt war. Dabei wusste sie doch nicht einmalig welche Richtung sie genau musste. Das einzige an was sie sich erinnerte war, dass Deloth, Kael und die Anderen in Richtung Norden unterwegs waren. Dorthin war die junge Frau auch unterwegs. Sie lief nicht die Hauptstraße entlang, sondern immer Abseits des Weges. Das war sicherer und sie ging Feinden so aus dem Weg. Gleichzeitig blieb sie trotzdem in der Nähe der Straße, in der Hoffnung Deloth dort zu sehen.
Vorsicht lief sie durch das Gestrüpp bis sie das nördliche Ende des Waldes erreichte. Dort bot sich ihr ein schrecklicher Anblick: Überall lagen hunderte von Leichen herum. Vor kurzem musste sich hier eine Schlacht abgespielt haben. Octavia zog ihr Schwert und ging auf die toten Körper zu. Ihr Herz raste und ihr Atem wurde schwer. Erinnerung an die Schlacht von Minas-Tirith kamen wieder in ihr hoch. Die toten Männer auf dem Feld trugen alle ein Banner, welches einen grauen Wolfskopf abbildete. Sie kannte dieses Wappen. Die Männer die mit Kiana die Stadt plünderten trugen dies. Es war das Zeichen der herrschenden Familie in Angmar.
Sie lief durch das Schlachtfeld und drehte einige der Körper um. Sie alle waren tot. Es gab keinen einzigen Überlebenden. In ihren Kopf erschienen immer wieder die Bilder der tausenden toten von Minas-Tirith. Diese Toten mussten die Verstärkung der Separatisten aus Angmar sein, von denen Thirak gesprochen hatte. Doch von wem wurden sie besiegt und getötet? Wenn eine größere Armee des Hauses Vaneryen hier war, hätte einer der Späher diese sehen müssen. Sie dachte an die Rückkehr ihres Bruders und der Anderen. Sie sahen aus, als kamen sie von einem Kampf. Aber konnte das wirklich sein? Warum sollten sie die Menschen töten, die Hilfe versprachen?
Kael du Dummkopf, was hast du nur getan... , dachte sie sich. Die junge Frau lief weiter, auch wenn es ihr schwer fiel. Am liebsten wäre sie zurück gegangen und ihren Bruder zur Rede gestellt. Aber sie konnte nicht. Sie musste Deloth finden.
Sie lief wieder Abseits des Weges. Es wäre jetzt fatal gewesen, wenn sie jemand bei all en getöteten Soldaten sah. Wieder im Schutz der Bäume und Pflanzen machte Octavia widerwillig eine Pause. Sie musste sich sammeln und nachdenken bevor sie weiter nach ihrem Freund suchte. Sie setzte sich auf einen Stein und durchsuchte die Tasche, die sie bei sich trug. Wenigstens war dort ein Stück trockenes Brot drinnen. Gerade als Octavia noch einen bissen von dem Brot nehmen wollte, spürte sie nur wie etwas kaltes und hartes ihren Hals berührte. Sie war wie erstarrt und wagte nicht, sich auch nur ein Stück zu bewegen. Sie bemerkte nur, wie ihr Schwert aus der Scheide an ihren gezogen wurde.
"So ist es brav Mädchen...", hörte sie hinter sich eine ihr unbekannte männliche Stimme, "...Und jetzt dreh dich ganz langsam um!".
Octavia tat dies auch. Was bliebt ihr auch anderes übrig. Der Mann war groß und kräftig. Er trug keine Rüstung, die ein Wappen abbildete. Octavia konnte nicht widerstehen um ihn zu provozieren. Vielleicht ließ er sie auch so gehen.
"Lauerst du öfter jungen Frauen auf und hältst ihnen ein Schwert an den Hals?", forderte sie ihn heraus während er ihr mit einem Seil die Hände fesselte, "Gib mir mein Schwert zurück und wir sehen wie viel Mumm du wirklich hast!".
Der Mann schien daraufhin nur zu grinsen und erwiderte: "Du hast aber ein ganz schön großes Mundwerk, für jemanden der gerade eine Klinge an den Hals hatte und gefangen wurde!". Dann ging er weiter in Richtung Norden. Octavias gefesselte Hände befanden sich an noch einem Seil, welches der Fremde Mann hinter sich her zog und sie somit zu folgen zwang. Sie spürte wie ihr Fuß wieder schmerzte und ihr das gegen erschwerte. Die einigen Schritte die sie gelaufen waren, ließen sie aber auch erschöpft auf die Knie fallen. Immerhin war sie schon eine ganze Weile unterwegs. Sie hatte bis auf den Angmar-Schnaps mit Thirak nichts getrunken und die paar bissen des trockenen Brotes nichts gegessen. Ihre Sicht war schon hin und wieder verschwommen. Der Mann der sie gefangen nahm schien wohl neben ihr zu knien und sie spürte nur, wie er sie an einen Baum zog, an dem sie sich anlehnen konnte.
Reiß dich zusammen, Octavia! , sagte sie zu sich selbst, als sie spürte wie der Mann an ihrer Kleidung rüttelte. Reflexartig trat sie nach dem Mann, denn sie wusste nicht was er vor hatte. Dann ließ sie es sich einfach über sich ergehen. Sie war zu erschöpft um sich zu wehren und konnte ja sowieso nichts tun.
Langsam klare ihre Sicht wieder auf und sie erkannte was er machte. Er hatte ihr lediglich den Stiefel ausgezogen und schmierte etwas auf ihren Fuß. Dann verband er diesen suchte etwas in seinen Taschen. Octavia betrachtete ihren Fuß. Es wirkte, als hätte es ein Heiler, die in den großen Städten leben, gemacht und nicht ein Wilder aus dem Wald. Der Mann kniete sich neben hier und hielt eine Wasserflasche an ihrem Mund. Octavia drehte den Kopf zu Seite. Sie verstand nicht, warum er es tat. Immerhin nahm er sie gefangen.
"Du bist noch hartnäckiger als der Andere, den wir gefangen haben...", sagte er, "...Trink, wenn du nicht sterben willst...".
Sie überlegte kurz. Wer war der Andere, von dem er sprach? Deloth! , dachte sie sofort. Sie musste so schnell wie möglich zu ihm. Octavia musste mehr herausfinden. "Wer bist du überhaupt?", fragte sie. Der Mann hielt ihr erneut die Flasche hin. Genervt nahm Octavia einige Schlücke. Das kalte Wasser tat ihr in ihrer Kehle gut, denn sie war so ausgetrocknet. Dann antwortete der Mann auch endlich: "Ich bin Bertram und bin Mitglied der Utarra-Rebellen...".
Die junge Frau horchte auf. Er war schonmal nicht bei den gefürchteten Pascima-Rebellen. "Warum tötest du mich nicht?", wollte sie wissen. Dabei versuchte sie ihre Fesseln zu lösen. Der Mann antwortete: "Du bist eine von Daskina... Natürlich seid ihr auch hier nicht gerne gesehen, aber ihr tötet wenigstens nicht wahllos unsere Leute...".
Während der Mann redete, bekam sie endlich ihre Fesseln gelockert. Sie musste nur noch auf den richtigen Moment warten ihn niederzustrecken. Dann drehte sich Bertram kurz um und Octavia sprang auf, nahm einen Stein und schlug diesen auf den Kopf des Mannes. Sofort ging er auf die Knie und hielt sich die Wunde am Kopf. Octavia trat noch einmal gegen seinen Bauch, sodass er ganz zu Boden ging.
"Was ist los?", schrie sie ihn an, "Bist du ein Feigling und traust dich nicht zu kämpfen?". Der Mann rührte sich nicht. Octavia nahm das Seil und fesselte ihn damit. Sie wickelte es um seine Hände und den gesamten Körper. "Na los, steh auf...", sagte sie, während sie versuchte ihn hochzuziehen, was nicht ganz einfach war. Hoffentlich hab ich ihn nicht zu sehr verletzt..., dachte sie, weil sie ihn ja noch brauchte. Und Tot brachte er ihr nichts. Er stöhnte nur irgendwelche Laute vor sich hin. "Steh auf...", schrie sie ihn weiter an, "...Wo ist dein Überlebensinstinkt, oder willst du etwa sterben?".
Dann endlich stand der Mann auf seinen Beinen. Octavia hielt ihm ihr Schwert an den Hals. "Führ mich zu eurem Lager, los!", befahl sie. Bertram tat sofort was sie ihm sagte.
Es dauerte auch nicht lange, da blieb er stehen und deutete ihr an, dass seine Leute in der Nähe waren. Tatsächlich befanden sich einige Meter vor ihnen einige Zelte, die provisorisch aufgestellt wurden. Wieder raste Octavias Herz, denn sie wusste nicht was und wer sie erwartete. Sie drückte ihr Schwert dicht an den Hals des Mannes.
"Mein Name ist Octavia des Daskina Volkes...", rief sie, "...Und ihr habt etwas was ich haben will!". Es dauerte nicht lange und einige Gestalten tauchten aus dem Wald hervor und richteten ihre Bögen auf Octavia. Es waren viele und die junge Frau wusste, dass wenn ihr Plan nicvht aufging, es ihr Tod gewesen war. Ein großer dunkel-blonder Mann mit kurzen Haaren kam aus einem der Zelte hervor.
"Und was ist das, Daskina-Mädchen ?", fragte dieser mit seiner dunklen Stimme. Octavia entgegnete schnell: "Ihr habt einen von uns entführt, gibt mir Deloth zurück!".
Der Mann ging einige Schritte auf Octavia zu. "Du meinst den Ostling? ", rief er, "...Aber nein, werden wir nicht...".
Octavia biss sich auf die Unterlippe und drückte ihr Schwert fester an den Hals ihrer Gesiel. Sie hoffte dadurch, dass sie den Druck erhöhen konnte. Auch wunderte sie sich warum der Mann Deloth einen Ostling nannte. Immerhin war er doch aus dem Süden Gondors. Das sagte er ihr zumindest. Natürlich hatte er dunklere Haut. Sie fasste diese Aussage als Beleidigung auf, da die Elite-Armee von Kiana aus dem Osten kam.
"Pass auf dass du damit niemanden verletzt...", rief der Mann noch leicht spöttisch, "...Er ist unser einziger Heiler und wir brauchen ihn noch!".
Die junge Frau erkannte dass die Utarra-Rebellen wohl in Not waren und sie ein gutes Druckmittel hat. "Er ist kein Ostling und warum sollte ich mich um euch scheren?", entgegnete Octavia gereizt, "Ich kann ihn auch einfach töten und ihr stirbt mit ihm!"
Sie signalisierte dem gefangen Bertram sich hin zu knien, was dieser dann auch tat. Die junge Frau hielt die Klinge ihres Schwertes direkt an die Kehle des Gefangenen.
"Nein!", rief der Sprecher der Utarra-Rebellen, "Es ist in Ordnung, es ist in Ordnung...". Er wies seinen Männern aus, Deloth zu holen. "Ganz ruhig, Daskina - Mädchen...", sagte er und versuchte ihr mit seinen Händen zu zeigen, dass sie sich beruhigen soll. Octavia entgegnete: "Ich will dass du ihn zu mir an die Lichtung dort hinten bringst und nur du alleine... Sobald ich einen von deinen Leuten sehe, stirbt er!".
Mit diesen Worten zerrte Octavia den Gefangenen Bertram mit sich, während sie rückwärts ging, bis sie nach einiger Zeit die Lichtung erreichte. Sie setzte den Mann auf einen Baumstumpf.
Es dauerte auch nicht lange, da kam der Sprecher der Utarra-Rebellen aus den Gestrüpp hervor und hatte Deloth im Schlepptau. Sie erkannte, dass er verletzt war und scheinbar einige Schläge abbekommen hatte. Sie wollte ihn am liebsten schon wieder in die Arme schließen, doch sie musste die Fassung bewahren, nicht dass die Utarra-Rebellen sonst etwas vor hatten. Der Sprecher der Utarra-Rebellen schubste Deloth in ihre Richtung.
"Los lauf!", sprach sie leise zu ihm. Sein angeschwollenes Gesicht zeigte nicht viel Mimik, doch er blieb bei ihr stehen. Sie deutete ihm mit einer Kopfbewegung, dass er nun vorgehen sollte, was er dann auch endlich tat.
"Und jetzt halt dich an die Abmachung, Daskina - Mädchen...", sagte er streng und angespannt, "...Ich möchte dich nicht töten müssen!".
Octavia zögerte einen Moment und vergewisserte sich ob Deloth weit genug weg war. "Es tut mir leid!", flüsterte sie dem gefangenen Bertram zu und schubste ihn in die Arme seines Anführers. Dann rannte die junge Frau ihrem Freund Deloth sie schnell sie konnte hinter her. Als sie ihn erreichte griff sie nur seinen Arm und zog ihn weiter. Sie wollte so schnell wie möglich die Daskina-Rebellensiedlung erreichen, bevor die Männer des Utarra-Volkes ihnen hinter her kamen...
Octavia und Deloth auf dem Weg zurück zur Daskina-Rebellensiedlung...
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