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Autor Thema: Arnor  (Gelesen 7344 mal)

Darkayah

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Fornost (Arnor)
« Antwort #30 am: 11. Feb 2021, 21:31 »
Fornost (Arnor)

Octavia auf dem Weg nach Fornost…


Die nächsten Tage blieb Octavia meist an der Seite von Kael, bis es ihm besser ging. Zu ihrem Glück erholte er sich schnell, sodass sie sich um ihn  keine weiteren großen Sorgen machen musste. Auch war sie auch froh, dass niemand etwas zu ihrem Geheimnis sagte, welches Loki preisgegeben hatte.
Selbst die Leute, die Octavia bezichtigten, mit Kiana zusammen zu arbeiten, weil sie ihre Halbschwester war, sagten nichts mehr zu ihr. Sie hoffte, dass die Süd-Rebellen vielleicht  einfach die Worte von Loki vergessen hatten.
Aber wahrscheinlich lag es aber auch nur daran, dass der Angriff auf Fornost bevorstand und so keiner Zeit und Kopf dazu hatte die junge Rebellin zu verurteilen.
Der Angriff sollte diskret verlaufen. Fornost war von zwei Mauern umgeben: Die äußere Mauer, wo sich die alten Wohnviertel der Stadt befanden. Diese waren aber überwiegend leer und nur noch von wenigen Menschen bewohnt. Nur einzelne Truppen der Krone lagerten dort um Eindringlinge rauszuhalten, die in die Stadt kamen und dort  nichts zu suchen hatten. Nur die Bewohner der Stadt selbst lebten dort. Der Teil der Stadt war auch größtenteils verkommen. Die innere Mauer umgab den Palast und das alte Regierungsviertel von Arnor. Dort befanden sich der Legat und seine Soldaten. Aber auch die einige Bewohner der Stadt. Generell hatte Fornost keine große Bevölkerung mehr. Es war Platz für viele vorhanden, doch die meisten wanderten nach Angmar oder den Süden ab.
Einige Rebellen schlichen sich in die Hauptstadt Arnors um die Tore zu öffnen, sobald die übrigen vor Fornost bereit waren. Pascima, Dascina und Utarra warteten gemeinsam unter Führung der Freien Arnorischen Armee auf die Möglichkeit endlich Arnor aus den Klauen der Drachenkönigin zu befreien.
Phelan  wollte zunächst nicht, dass Octavia am Angriff teilnahm. Für ihn war es keine gute Idee sie bewaffnet zusammen mit Barnolf Gondon in eine Schlacht zu schicken.  Zum einen da er der jungen Frau das nicht zumuten wollte und zum anderen fürchtete er sich davor, dass sie etwas dummes tat. Allerdings beharrte sie dermaßen darauf, ihren Bruder nicht wieder im Stich lassen zu wollen, sodass Phelan schließlich nachgab und sie gewähren ließ.

Draußen vor den Mauern, im Wald vor Fornost versteckt, traf sie auch auf Indro, der die Utarra-Rebellen anführte. Er selbst schien erst nicht begeistert gewesen zu sein sie zu sehen. Natürlich wusste er von ihrer Reise nach Minas-Tirith und war enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen hat, anstatt so zu Handeln, wie er es ihr beibrachte. Ein Krieger konnte nur abwägen was richtig und was falsch war, wenn ihm bewusst war, was er machte. Er sagte immer, dass dies unter dem Einfluss der Gefühle unmöglich war. Auch wenn er wütend auf sie war, konnte er sie nicht ganz verstoßen. Zu stark war die Bindung der beiden inzwischen. Octavia war aber klar, dass sie nicht mehr seine Blutkriegerin sein konnte. Mehr als akzeptieren konnte sie es nicht.
Die Tore öffneten sich und immer wieder betraten Grüppchen der Rebellen die Hauptstadt Arnors. Schließlich war Octavias Gruppe mit Phelan, Thirak, Indro und Kael dran.

Schnell und leise passierten sie die Tore und  liefen durch die verlassenen Straßen. Die junge Frau war leicht irritiert von den vielen leerstehenden und zerfallenen Häusern. Der Anblick war ein ganz anderer, als er sich in Minas-Tirith präsentierte.
Überall lagen leblose Körper der bereits getöteten Soldaten der Krone herum. An den Toren der zweiten Mauer kam es zu kämpfen zwischen Rebellen und den Truppen der Krone. Octavia kämpfte sich mit den anderen durch ihre Feinde um weiter vorzudringen. Überrumpelt, wie die Soldaten von Fornost scheinbar von diesem Angriff waren, konnten sie kaum Gegenwehr leisten. Auch viele Bewohner der Stadt rannten panisch durch das Geschehen. Ihnen tat allerdings niemand etwas.
Die junge Rebellin duckte sich, als eine Salve von Pfeilen aus den Fenstern des Palastes von Fornost verschossen wurden. Im Gedränge hörte sie nur, wie Thirak den Rebellen befahl, sich auf der Mauer durchzukämpfen und ebenfalls Schützen dort zu positionieren. Sie selbst entschied sich dafür, weiter vorzudringen, um in den Palast zu gelangen. Indro und Kael. blieben stets an ihrer Seite.
Einige der Rebellen brachen mit einem Baumstamm die Flügeltüren auf, sodass sie hinein konnten. Octavia folgte ihnen in den Palast. Erst dort befanden sich die meisten Soldaten Kianas. Schnell versuchte sie sich durch die langen Korridore des steinernen Gebäudes durchzukämpfen. Immer wieder versuchten die Verteidiger Barrikaden aufzubauen, um die Rebellen so hinzuhalten. Doch die ersten Barrikaden wurden meist einfach überrannt.
Octavia lief vorne mit dabei, als sie von einer Schaar Armbrustschützen überrascht wurde. Sie sprintete wieder in einen anderen Gang, als die Bolzen in ihre Richtung schossen. Schnell atmend ließ sie sich an der Wand zu Boden rutschen. Barnolf Godon kam den Gang mit seinen Männern entlang. Mit erhobenen Schilden stellten sie sich den Armbrustschützen und streckten sie nieder. Die junge Rebellin sah um die Ecke, um zu sehen, ob die Luft rein war. Ihr war es recht, wenn Barnolf in dieser Schlacht sterben sollte. Dann gab es ein Problem weniger, um das sie sich kümmern musste. Wenn nicht, wollte sie dafür sorgen, dass er ein Schwert in seinem Rücken hatte. In diesem Gedränge fiel es wohl kaum auf.  Sie sah dem Mann noch erzürnt hinterher, der sich mit seinen Truppen durch kämpfte.
Im Selben Moment kamen Indro und Kael wieder an ihrer Seite. Indro beobachtete Octavia die ganze Zeit besorgt, was ihr schließlich auch auffiel.
“Warum guckst du mich die ganze Zeit so an?”, keifte sie ihn an. “Und warum seid ihr beide die ganze Zeit bei mir?”.
“Ich wache darüber, dass du nichts dummes tust, Octavia!”, entgegnete Indro scharf. Die junge Frau verdrehte die Augen. “Was soll ich schon tun?”.
“Wenn du Barnolf tötest, könnte es die ganze Arbeit zunichte und all die Tode sinnlos machen!”.
“Warum sollte ich das machen?”, fragte sie leicht entsetzt, aber eher weil sie sich ertappt fühlte.
“Du hattest deine Gefühle auch nicht im Griff… Bist lieber der Rache gefolgt und nach Minas-Tirith gegangen…”.
Octavia antwortete nicht. Ihr war es klar, dass Indro darüber verärgert war. Doch ändern konnte sie es nicht. Wäre sie erfolgreich gewesen und die Königin tot, hätte niemand ihren Weg hinterfragt. Alle hätten davon profitiert. Sie entschied sich dazu, einfach weiterzugehen. Gespräche gewannen nicht den Krieg, sondern taten.
Wieder kämpfte sie sich durch ihre Feinde, die nur noch vereinzelt in den Gängen des Palastes irrten. Die Taktik der vereinten Rebellen ,die Versorgung von Fornost nach und nach abzuschneiden, zeigte wohl Wirkung. Vor allem mangelte es dem Legaten von Fornost an neuen Soldaten. Somit war es klar, dass nur noch wenige übrig waren.
Sie war in ein Duell mit zwei Männern verwickelt. Irgendwie gelang es ihr, den ersten zu entwaffnen und ihn einen Tritt zu geben, sodass er nach hinten fiel. Die Schwerthiebe des anderen parierte sie und stach schließlich ihre Klinge in seinen Bauch.
“Wie es aussieht hast du nichts verlernt!”, stellte Indro außer Atem fest. Octavia grinste ihm zufrieden entgegen, doch bevor sie etwas sagen konnte, stürmte eine Gruppe von Feinden in den Gang.
“Schnell, zieht euch zu den anderen zurück!”, befahl der Anführer der Utarra-Rebellen. Seine Krieger und Kael rannten in die entgegengesetzte Richtung. Octavia versuchte auch so schnell sie konnte zu rennen, doch auch die Verteidiger zogen das Tempo an. Die junge Rebellin musste aufpassen, nicht über die vielen Körper und Gegenstände zu stolpern, die auf dem Boden verteilt lagen. Sie lief in verschiedene Richtungen, um ihre Feinde abzuschütteln. Indro und die anderen hatte sie schon lange verloren. Mitten im Sprint wurde sie plötzlich gepackt und  in eine Türe hineingezogen.

Es war Barnolf mit seinen Leuten. Auch er schien außer Atem zu sein und nickte ihr zu. Sie schwieg. Bei ihm bedanken wollte sie sich auch nicht wirklich. Wofür auch? Seine Leute verschlossen die Türen und stellten verschiedenste Möbelstücke davor, um sie zu verbarrikadieren.
Der Raum in dem sie waren, wirkte wie die alten Gemächer des ehemaligen Fürsten von Arnor. Zwei weitere Türen waren in diesem Raum. Eine führte zu einem Balkon, die andere vermutlich zu einem anderen Gang des palastes. Auch stand ein großes Bett in der Mitte.
Sie beobachtete Barnolf Godon, wie er auf den Balkon ging und hinaus sah. Überall hörte man Kampfgeschrei und Metall, dass aufeinander prallte.
Octavia setzte sich zunächst auf eine Kiste, die sich in diesem Raum befand. So konnte sie sich wenigstens ein wenig ausruhen. Gleichzeitig musste sie aber auch die Gedanken unterdrücken, Barnolf nicht auf der Stelle töten zu wollen. Für sie war es schon schlimm genug, mit ihm in einen Raum gesperrt zu sein. Es war nur ein Schritt um ihn endlich zu töten. Ein Hieb mit dem Schwert und es war vorbei. Es gab niemanden der sie daran hindern konnte. Lediglich drei Männer von der Freien Arnorischen Armee, die sich mit ihnen im Raum befanden. Davon war einer schwer verwundet.
Sie nahm sich einen kleinen Schleifstein aus der Tasche und wetzte ihre Klinge, um sie zu schärfen. Dabei entging ihr das Gespräch der Männer nicht.
“Barnolf… Ihm geht es zusehends schlechter...”, sagte einer. Barnolf ging auf den Mann, der auf das große Bett  im Raum lag, zu und sah sich seine Wunden an.
“Seine Stirn ist ganz heiß…”, stellte Barnolf fest, der den kopf des Verwundeten berührte.
“Es tut mir leid… Ich konnte der Sache Arnor nicht dienen…”, brachte der verwundete Mann ätchzend hervor.
“Keine Sorge, es wird weitere Kämpfe geben, für die du dich einsetzten kannst!”, entgegnete Barnolf. “Bringt ihn besser hier raus… Sonst überlebt er es nicht...!”.
Octavia wurde hellhörig, als er seinen anderen beiden Männer befahl den Verwundeten hinaus zu schaffen.
Wärst du doch mal so fürsorglich gewesen, als du Deloths Kehle durchtrennt und mich verbannt hast…, dachte sie sich nur. Innerlich kochte sie schon wieder und die Erinnerungen an Deloths Tod drangen in ihren Kopf.
“Ich werde euch nicht alleine lassen, Herr…”, sagte einer der Beiden.
Octavia musste innerlich lachen. Sie wusste nur nicht recht, ob über die väterliche Art von Barnolf für seine Soldaten, oder dass sie ihn mehr als heuchlerisch fand. Sie fragte sich, ob seine Männer auch das wahre Gesicht kannten.
“Ich bin auch noch hier… Er ist nicht alleine…”, sagte Octavia leicht nachdenklich, während sie noch ihr Schwert schliff. Die Männer sahen sie fast schon wie vom Blitz getroffen an. Sie könnte schwören, selbst in Barnolfs Augen ein fünkchen Angst erkannt zu habe. Er seufzte nur.
“Er kann nicht alleine gehen… Ihr müsst ihm zu zweit helfen… Los!”.
Dann halfen sie den Verwundeten und brachten ihn durch die andere Türe nach draußen. Lautes Schlagen gegen die verbarrikadierteb Türen war zu hören. Die Möbelstücke wackelten. Sie bemerkte aus dem Augenwinkel, dass er sich vor ihr stellte.
“Wenn wir das überleben wollen, müssen wir zusammenstehen…”, versuchte er ihr klarzumachen.
Octavia sah ihn nicht an.  “Jetzt sagst du das so....”, entgegnete sie ruhig, aber sarkastisch. Sie spielte damit auf seine früheren Worte an, als er einfach Deloth verdächtige und tötete, anstatt zusammenzustehen. Währenddessen wurde weiter heftig gegen die Türen geschlagen, um diese irgendwie zu öffnen. Die ersten Möbelstücke fielen zu Boden, sodass die Türen einen Spalt geöffnet wurden.
“Sie sind schnell…”, stellte Barnolf fest. “Hier kommen sie…”.
Er zog sein Schwert und begab sich in Position. Octavia erhob sich leicht widerwillig und stellte sich neben ihn, aber etwas nach hinten versetzt. Durch weitere Schläge waren die Soldaten durch einen Spalt zu  sehen.
“Zunächst werden nur wenige hereinstürmen... Wir machen es wie dein Bruder es machen würde…”, sagte er nervös, “...Wir lassen sie rein, fällen die ersten und nehmen uns aber Zeit für den Kampf, sodass die anderen weiter vordringen können! Alles klar?”.
Die junge Rebellin nickte ihm nur zu. Sie war selbst aufgeregt und ihr Herz raste. Gleichzeitig hatte sie diese Versuchung ihn endlich zu töten, versuchte aber zu widerstehen. Es war die Möglichkeit ihn ein für allemal loszuwerden. Niemand war dort. Niemand konnte es sehen und sie konnte es beruhigt auf die Feinde schieben.
Die Türflügel brachen auf und knallten lautstark gegen die Wände. Die ersten Männer der Krone kamen herein, allerdings mit langsamen Schritten. Bevor sie eingriff, sah sie immer wieder zu Barnolf. Du machst es hier nicht mehr lebendig raus!, dachte sie sich und aus einer Kurzschlussreaktion heraus, schnitt sie mit ihrem Schwert in seine Kniekehle, sodass er zu Boden ging. Sofort stürmten die Soldaten auf ihn zu. Octavia ging nur einige Schritte zurück, etwas schockiert von sich selbst, und sah dabei zu, wie er sich verzweifelt versuchte zu wehren.
Dann kam Kael aus der Richtung, in der die Männer Barnolfs verschwunden waren, gestürmt. “Octavia, was machst du da zur Hölle!”, rief er und schoss mit einer Armbrust auf die Feinde.
“Kael, nein!”, rief sie nur verzweifelt, als ihr Bruder dem Mann half, der ihr Leben zerstörte. Beide Männer kämpften gegen ihre Feinde. Octavia sah dabei zu und hoffte inständig darauf, dass der Anführer der Freien Arnorischen Armee von einer Klinge getroffen wurde. Schnell half Kael Barnolf auf die Beine, als keine Feinde mehr in diesem Raum waren. Weitere schwere Schritte waren zu hören, die in ihrer Richtung kamen.
“Bist du in Ordnung?”.
“Sie hat mir ins’ Bein geschnitten!”, rief er voller Schmerzen. Octavia wusste, dass es ihrem Bruder sicher nicht gefiel. Deshalb bemerkte sie auch schnell seinen erbosten und vorwurfsvollen Blick.
“Schnell kommt!”, hastete Kael, während er Barnolf abstützte und aus der anderen Tür floh. Octavia folgte ihnen. Schnell schlossen sie die Tür und stellten auch dort Möbelstücke, die auf den Gängen standen, davor.
“Ich hab dir gesagt, du sollst deine Gefühle im Griff haben, wenn wir überleben wollen!”, beschwerte sich Barnolf.
Sei einfach still dachte sich die junge Frau. Sie wollte von ihm nichts hören. Vor allem weil sie schon die ganze Zeit mit sich und ihren Gefühlen haderte.
Alle drei lehnten sich gegen die Türe um sie verschlossen zu halten. Octavia schlug ihren Hinterkopf mehrere Male gegen die hölzernen Gegenstände, um ihren Hass zu unterdrücken. Es fühlte sich für sie an, als wollte ihre innere Leere und Traurigkeit sie von innen zerfressen.
“Octavia...Hey, Octavia! Hör mir zu!”, versuchte Kael sie zu beruhigen. Mit Tränen in den Augen sah sie zu ihm auf.
“Ich weiß wie du dich fühlst… Ich habe mehrmals meine Gelüste nach Rache vor allem gestellt… Als ich die Armee aus Angmar vernichtet hatte und sinnlos die gegenoffensive aus Fornost angegriffen habe… Es hat mich auf die Falsche Seite gebracht!”.
Die Erinnerungen an die Vergangenen Ereignisse machten es nicht leichter für sie, weshalb sie ihren Bruder nur schweigend, aber traurig, ansah
“Die haben schön im ganzen Palast auf uns gewartet! Und ich dachte wir überraschen sie mit unserem Angriff!”, warf Barnolf dazwischen.
“Ich will nicht, dass das Gleiche mit dir passiert!”, sagte Kael weiter zu Octavia und ignorierte zunächst den Anführer der Freien Arnorischen Armee. Es wirkte fast, als wollte er nochmal um Verzeihung bitten, für das was er tat.
Sie seufzte. “Haltet die Tür verschlossen...Ich werde nach Indro und den anderen suchen…”, schlug sie nur vor. Kael nickte ihr zu.
“Es war die falsche Seite?”, hörte sie nur Barnolf sagen, während sie sich geduckt vergewisserte, ob die Luft auf den Gängen vor ihr rein war. “Wäre die Armee aus Angmar da geblieben, hätte Pascima angegriffen… Du weißt es!”.
“Ich wollte die Dinge wie du sehen, dass alle anderen die Bösen sind und wir… du mit der Freien Arnorischen Armee…. die Guten… ich weiß nicht was ich jetzt glauben soll, aber ich weiß, dass ich das getan habe, was ich tat…”.
Scheinbar meine ihr Bruder es ernst, als er sagte, er bereute das was er getan hat. Das waren die letzten Worte, die Octavia mitbekam. Mehr wollte sie sich auch nicht mit anhören. Weiter in der Nähe Barnolfs zu sein und die Erunnerungen an Deloth lösten in ihr Beklemmung aus. Ein Gefühl von Ersticken.

Octavia rannte weiter durch die Gänge. Endlich fand sie die anderen Rebellen, die sich mühsam durch die Reihen der Feinde kämpften und vor dem Thronsaal standen. “Indro! Thirak!”, rief die junge Rebellin.
“Octavia!”, rief Thirak lautstark zurück. “Wo ist Kael?”.
“Eine größere Truppe ist hinter ihnen… Die Türe… Sie bricht gleich…”, erklärte sie außer Puste. Sofort befahl Indro einigen seiner Utarra-Rebellen ihm zu folgen und machte sich auf dem Weg in die Richtung, aus der Octavia kam.
Die Rebellen um Thirak versuchten währenddessen den Thronsaal mit dem selbstgebauten Rammbock zu öffnen. Octavia reihte sich bei ihnen ein. Zurück zu Barnolf wollte sie ganz sicher nicht. Als endlich die großen Türen aufgeschlagen wurden, schoss eine Salve Pfeile und Bolzen in ihre Richtung. Viele der Rebellen, darunter auch Octavia und Thirak, duckten sich, um den Geschossen auszuweichen.
Die junge Rebellin schnappte sich ein zweites Schwert, welches auf dem Boden lag und stürmte hinter ihren Verbündeten in den Thronsaal. Es befanden sich nicht mehr viele Feinde im großen Saal. Nur der Legat und fünfzig seiner Männer. Octavia machte sich sofort auf dem Weg, den Anführer aus Fornost zu bekämpfen,  der Schwert und Schild bei sich trug.  Immer wieder versuchte sie ihn irgendwo am Körper zu treffen, doch jeden ihrer Schläge wehrte er mit seinem Schild ab. Sie musste schon eher aufpassen, nicht selbst von ihm getroffen zu werden. Der Legat drang sie mit seinem Schild nach hinten, sodass die junge Frau einige Schritte zurück taumelte. Er setzte mit einem starken Tritt nach, sodass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Einige Zeit blieb sie liegen. Der Mann des Hauses Vaneryen war ihr viel zu überlegen, als dass sie ihn bekämpfen konnte. Sie sah sich nach einer Alternative um, während der Legat weitere Rebellen zu Fall brachte, die in angriffen. Octavia nahm einen Speer und warf ihn mit voller Wucht in Richtung des Legaten, der im selben Moment seinen Männer noch einmal den letzten Befehl zum Angriff gab. Er wurde vom Speer erwischt, verstummte und fiel zu Boden.
Die junge Frau kämpfte noch gegen einige der Soldaten, die aber schon ihre Waffen niederlegten.
“Wir geben auf! Bitte!”, rief einer von ihnen.
“Los verschont sie, aber nimmt sie gefangen!”, befahl Thirak Eisen und hoffte, dass die Rebellen auf iin hörten. Grob wurden die Gefangenen zu Boden gedrückt und gefesselt.

Octavia atmete durch, denn der mühsame Kampf war endlich vorüber. Fornost gehörte den Rebellen. Die Hauptstadt Arnors war in ihren Händen. Sie sah sich im Thronsaal um. Viele Kerzen erhellten den Raum und ein großes schwarzes Banner, das den roten dreiköpfigen Drachen zeigte, hing dort, wo der Thron Arnors mal gestanden haben musste. Davor war ein Stuhl mit einem Tisch aufgestellt, an dem der Legat gesessen hatte.  Octavia musste lächeln, als das Banner von einigen Kriegern gelöst worden war und laut rawchelnd herunterfiel. Viele Kämpfer der Rebellen füllten den Saal.
Es gab ihr wenigstens ein kleines Gefühl der Befriedigung, endlich etwas im Norden erreicht zu haben. Inzwischen war auch Phelan angekommen und sah sich erstaunt um. Auch Indro, Kael und Barnolf betraten den großen Raum.
“Wir haben gesiegt!”, rief einer der Anführer der Pascima-Rebellen und großes Jubeln brach aus. Octavia jubelte nicht mit. Ihr war nicht danach. Vor allem, weil sie wieder die Gedanken an Deloth im Kopf hatte. Sie wusste, wie sehr er daran Teil gehabt haben wollte, würde er noch leben. Sie hockte sich zu dem toten Legaten und nahm seinen Helm ab. Auch er war, wie Deloth aus dem Osten und hatte einen dunkleren Hautton. Die junge Frau seufzte. Sie untersuchte den Körper in der Hoffnung etwas wichtiges zu finden. Doch bis auf seine Rüstung und Waffen hatte er nichts bei sich.
Sie erhob sich und erschrak fast, weil Barnolf dicht hinter ihr stand. Er schien ebenfalls zu seufzen und es wirkte, als wollte er ihr etwas sagen. Octavia aber, wollte nicht mit ihm reden. Wozu auch? Er war ein Mörder. Barnolf ließ sie nur innerlich brodeln und traurig werden.
Warum hat ausgerechnet er überlebt?, ärgerte sie sich.
“Hör zu… Ich weiß wir verstehen uns nicht wirklich, aber ich wollte nur…”, brachte er hervor, verstummte zügig. Denn Octavia rammte ihm kurzentschlossen ihr Schwert in den Bauch. Sie wollte seine Worte nicht mehr hören. Sie wollte nur noch dass er stirbt… Sie wollte nur noch ihre Rache für das was er Deloth antat.
Die Gespräche um sie herum verhallten plötzlich. Alle Blicke waren auf Octavia gerichtet, als der Anführer der Freien Arnorischen Armee stöhnend zu Boden stürzte. Sie sah ihm noch zu, wie er seine letzten Atemzüge machte und an seinem eigenen Blut erstickte. Endlich war er tot. Es gab ihr eine Befriedigung. Ihr war es in diesem Moment egal, was das bedeutete, dass sie ihn umgebracht hatte.
Ohne sich auch nur einmal umzusehen, verließ sie einfach den Saal nach draußen. Bevor sie den Palast aber endgültig verlassen konnte, wurde sie von Phelan Belatan und einigen Daskina-Rebellen aufgehalten. Phelan befahl ihnen sie in eines der leeren Zimmer des Regierungsgebäudes zu bringen, um sie dort vorerst gefangen zu halten…


Octavia in einem Zimmer in Fornost….

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Fornost, Palast (Arnor)
« Antwort #31 am: 12. Feb 2021, 23:30 »
Fornost, Palast (Arnor)
Octavia in Fornost…


Octavia verbrachte zwei, vielleicht drei, Tage in einem Zimmer des Palastes von Fornost. Wachen vor dem Raum ließen sie nicht hinaus, da sie als Gefangene galt. Am Anfang störte sie sich nicht daran, denn sie hatte das bekommen, was sie all die Zeit  begehrte: Ihre Rache für den Tod des Mannes, den sie über alles liebte.
In gewisser Weise konnte sie Phelan verstehen sie dafür bestrafen zu wollen, dass sie Barnolf getötet hat, da die Sache der Rebellen dadurch gefährdet wurde. Dennoch dachte sie wenigstens, dass er sie verstehen konnte. Sie hoffte es zumindest. Aber scheinbar war dem nicht so. Wirklich wie in gefangenschaft fühlte sie sich nicht, viel eher als bekäme sie Hausarrest.
Kael und Phelan kamen sie immerhin zwischendurch besuchen, auch wenn die ausgetauschten  Worte eher sporadisch waren und nicht über den Vorfall gesprochen wurde. Kael versorgte sie immer mit Essen. Thirak und Indro sah sie zu dieser Zeit nicht.
Am Mittag öffneten sich die Türen des Raumes. Eine Frau und ein Mann, die zu den Daskina-Rebellen gehörten, forderten Octavia auf mit ihnen zu kommen. Die junge Frau zögerte nicht lange und folgte ihnen direkt hinaus aus dem Zimmer. Hauptsache endlich nach draußen. Sie wurde durch die langen Korridore des Palastes geführt, bis zum Thronsaal. Davor standen drei der Anführer der Freien Arnorischen Armee, die Octavia erboste Blicke zu warfen. Sie sah erst gar nicht zu ihnen rüber und ignorierte diese lieber. Dann betrat sie den großen Saal. Viele Tische und Sitzbänke waren dort inzwischen aufgestellt worden. Dort saßen einige Menschen der verschiedenen Rebellengruppen. Meist aber der Zugehörigkeit sortiert. Manche  aßen kleine Speisen, während andere miteinander sprachen. Auch Phelan war da, der an einem Schreibtisch saß, der etwas abseits an der Seite stand und sah Schriftstücke durch.
Als Octavia mit Phelan Blickkontakt hielt, winkte er sie sofort zu sich an den Tisch. Zögerlich machte sie sich auf dem Weg. Sie spürte die Augen der anderen Rebellen auf sich ruhen, die sie anstarrten. Sie lehnte sich über den Tisch und sah unschuldig zu Phelan, ohne die anderen nur zu beachten.
“Los, setz dich…”, fing er zunächst ruhig an und kratzte sich am Bart. Octavia ahnte schon anhand seiner Stimmlage, dass dies sicher kein normales Gespräch werden sollte. Wahrscheinlich wollte er sie wieder abmahnen. Also ließ sie sich erst einmal auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen.
“Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?”, fragte sie genervt.
“Gerüchte über dein Blut verbreiten sich... In den Straßen sprechen die anderen Rebellengruppen offen darüber und verlangen Rache… Manche wollen uns Daskina gar nicht mehr mit eingeplant haben... Deine Entscheidungen haben Konsequenzen…”, erklärte er leise, damit die anderen nichts hörten.
“Wäre es dir lieber gewesen ich wäre nicht zurück gekommen, oder sogar lieber gestorben?”, dabei klang sie sehr sarkastisch.
“Ich hätte es bevorzugt, wenn niemand von unseren Leuten von jemandem von uns getötet worden wäre…”.
“Du weiß ganz genau, dass die anderen Rebellen uns so oder so nicht akzeptiert hätten.. Unser einziges Ziel war von Anfang an endlich Akzeptanz hier zu finden… Das waren immer deine Worte..”, entgegnete sie gereizt.
“Aber wir können jetzt nich wie wild unschuldige Leute hinrichten, bis das Ziel durchgesetzt wurde und davon ausgehen dass wir jetzt akzeptiert werden…”.
“Niemand ist vollkommen unschuldig…”, sagte sie überzeugt.
“In dir ist eine Dunkelheit, Octavia… Du musst aufpassen, besonders mit diesem Blut... Ich weiß dass du noch immer trauerst… Aber…”, sagte er noch leise. Die junge Rebellin wollte sich die Worte aber nicht weiter anhören. Sie wollte auch nicht wieder über ihre Gefühle nachdenken, geschweige denn sprechen, um dann wieder diese entsetzliche Leere zu spüren. Eigentlich war sie eher froh, im Arrest erst gar nicht an die Traurigkeit denken zu müssen. Und was meinte er mit der Dunkelheit in ihr? Wollte er ihr nun auch vorwerfen, dass das Gleiche Blut wie Kianas in ihren Adern floss? Ihr reichte es. Sie sprang auf und wollte gerade gehen.
“Setz dich wieder hin!”, befahl Phelan deutlich bestimmend. Die Gespräche der anderen Rebellen verhallten daraufhin und wandten sich ihnen zu. Widerwillig setzte sie sich dann doch wieder auf den Stuhl.
“Du hättest Loki nicht von deinem Geheimnis erzählen müssen… Du hättest nicht nach Minas-Tirith gehen müssen um Kiana zu töten und die Aufmerksamkeit auf dich lenken… Vor allem hättest du nicht Barnolf töten müssen!”, machte er ihr klar und versuchte wieder ruhiger zu bleiben.
“Pff…”, machte die junge Frau nur abwertend. Ihr war klar, dass sie das noch einmal vorgeworfen bekam. “Barnolf hat das bekommen was er verdient…”.
“Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass Gerechtigkeit und Rache nicht die selben Dinge sind!”.
“Für mich sind sie es…”, entgegnete sie rasch. Sie war sich in ihrer Sache sicher. Barnolf war ein Mörder. Ein Mann, der nur auf seine Vorurteile hörte. Giftig sah sie in Phelans Augen, der sie beunruhigt musterte. Dann ließ er sich zurück in seinen Stuhl fallen und seufzte.
“Deine Entscheidungen werden zunehmend fragwürdig… Ich kann es nicht gebrauchen, wenn meine Leute zu Schurken werden…”, sagte er.
“Schurken?”, wiederholte sie das Wort, da sie dachte sie hörte nicht richtig. “Ich bin eine Kriegerin und kein…”.
“Nein… Ein Krieger weiß, wann er töten soll und wann nicht… Indro und Deloth haben das dir beigebracht… Scheinbar hast du das vergessen...”.
Entsetzt sah sie zu ihm. “Du hast es nun damit komplizierter gemacht hier für uns Frieden zu haben und nicht als Verräter gelten     ...”, fügte er noch hinzu. Octavia starrte ihn weiter sprachlos an.
“Ich denke, wenn wir zu einem guten Ergebnis kommen, solltest du zurück nach Eregion...nnah Hause gehen… Ich dachte, du solltest als meine Wache hier unter den Rebellengruppen sein, falls wir doch noch einen Platz im Rat bekommen sollten… Doch das ist jetzt hinfällig…”, sprach der Anführer der Daskina-Rebellen weiter. “Kael und Thirak sollen dich zurück bringen…”.

Octavia verdrehte ihre Augen. Sie wusste nicht ob sie sich mehr über Phelan, als doch über sich selbst aufregen sollte. Vor allem hatte sie den Anführer der Daskina-Rebellen noch nie so verärgert erlebt.
“Ich gehe nicht, solange ich noch nicht mit Indro gesprochen habe!”, pochte sie.
“Ich denke er wird auch bald schon hier sein..”.
Bevor sie aber auch nur noch etwas sagen konnte, wurden sie von einem der Anführer der Freien Arnorischen Armee unterbrochen. Hinter ihm standen noch weitere Männer der Gruppierung.
“Süd-Rebellen-Anführer Belatan, wir wollen eine Entscheidung… Jetzt!”, sagte der Mann der Arnorischen Armee. Phelan erhob sich und ging einige Schritte auf ihn zu und redete mit ihm. Octavia erhob sich auch wieder von ihrem Platz. Mit beiden Fäusten schlug sie aus Wut auf den Tisch, sodass alle im Thronsaal zu ihr sahen. Sie wollte nicht wieder zurück in die Rebellensiedlung im Wald von Eregion. Was sollte sie da auch? Von dort aus konnte sie wenig für die Rebellen tun.
Die Unterhaltung zwischen Phelan und dem Sprecher der Arnorischen Armee wurde lauter. Mit einem hörte lauschte sie dem Gespräch.
“Sie hat unseren Anführer getötet! Barnolf hat euch zugesichert, dass ihr Südländer eine Platz hier bekommt… Und was macht dieses Mädchen… diese falsche Schlange… Sie stach  ihn mit ihrem Schwert ab, wie ein Schwein!”.
Ich kann dir auch meine Klinge in den bauch rammen, dachte sich die junge Frau verärgert.
“...Hört zu… Ich habe mit ihr gesprochen und ich werde sie zurück nach Hause nach Eregion schicken, damit sie keine Dummheiten mehr anstellen kann…”, versuchte Phelan ihn zu beruhigen.
“Das reicht nicht! Sie muss bestraft werden!”.
Mittlerweile waren auch Indro, Thirak und Davos eingetroffen und beobachteten das Schauspiel. Octavia wollte das Problem auf ihrer Art lösen, doch sie wusste, dass das nur weitere Probleme mit sich führen würde. Thirak stellte sich neben Phelan und versuchte die Männer der Freien Arnorischen Armee ebenfalls zu beruhigen. Doch es brachte nichts. Der Sprecher der Arnorischen Armee zog einen Dolch und wollte auf Octavia zu gehen. Allerdings blockierten ihm beide Männer der Daskina-Rebellen den Weg.
“Los, tritt beiseite! Ich hole mir selbst, was uns zusteht!”, rief er nur unter Bestätigung seiner Leute.
Komm doch her, du Idiot, dachte sie sich und machte sich schon innerlich auf einen Kampf bereit. Dann erblickte sie Kael, der zu ihr kam und beruhigend seine Hand auf ihr Schulter lag. Als der Mann der Arnorischen Armee sich von Phelan und Thirak los riss, stürmte er auf Octavia zu, sodass sie schützend ihr Schwert zog.
“Genug!”, ertönte eine recht junge männliche Stimme, gefolgt von vielen Schritten schwerer Stiefel. Alle wandten sich dieser Stimme zu. Octavia erkannte nur einen jungen Mann, der vielleicht etwas älter als sie selbst war. Er trug über seiner Kleidung ein Kettenhemd. Darüber eine lederne Brigantine, die das Symbol eines Zepters, dessen Kopf von einem Ring umgeben und über dem eine Krone war. Acht sterne umkreisten das weiße Zeichen auf schwarzem Grund. Er selbst war durchschnittlich groß und besaß eine schlanke Statur, wirkte aber dennoch athletisch. Seine blonden Haare waren an den Seiten sehr kurz geschnitten, oben waren sie lang und zu einem kleinen Zopf nach hinten gebunden. Seine Augen waren strahlend blau, die einen ernsten Ausdruck zeigte. Hinter ihm stand eine ganze Meute an Männern, deren Rüstungen ähnlich die des Anführers waren. Viele von ihnen trugen Banner bei sich, die das gleiche Wappen zeigten, wie die Kleidung.
"Niemand wird ihr etwas tun… Wir brauchen sie noch!".
"Und wer seid Ihr, dass ihr mich aufhalten wollt?", beschwerte sich der Sprecher der Freien Arnorischen Armee.
Der junge Mann ging einige Schritte auf ihn zu. "Ich bin Fürst Robben Rogwyne und bin endlich zurückgekehrt!".
Octavia beobachtete nur, wie die Männer der Freien Arnorischen Armee scheinbar wussten, wen sie vor sich hatten und sogar salutierten. Die junge Rebellin verstand in keinster Weise, was plötzlich vor sich ging. Irritiert beäugte sie ihren Bruder Kael, der besorgt drein blickte. Octavias Augen kreuzten dann den Weg von Phelans, die auch nur Ahnungslosigkeit ausstrahlten. Sie wusste zwar nicht wer der Neuankömmling und seine Truppe waren, doch sie spürte, dass dies nichts gutes bedeutete und alles noch komplizierter machte, als es ohnehin schon war…


Octavia in Fornost…
« Letzte Änderung: 15. Feb 2021, 11:59 von >Darkness< »
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Fornost, Palast (Arnor)
« Antwort #32 am: 15. Feb 2021, 12:05 »
Fornost, Palast (Arnor)

Octavia im Palast von Fornost…


Octavia war noch immer skeptisch was den jungen Mann anging, der eingetroffen war. Er stellte sich als Fürst Robben Rogwyne vor. Sie wusste aber trotzdem nicht wer er war und hatte keine Vorstellung davon was er wollte. Phelan und Kael schienen ebenso ratlos zu sein. Bei den anderen spürte sie eine gewisse Anspannung. Besonders Indro sah recht finster drein. Inzwischen befanden sie sich in einem anderen Raum des Palastes. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem eine große Karte ausgebreitet war. An der Seite von Fürst Robben stand ein Mann, der schon deutlich älter war.
“Ich bin stolz darauf, dass mein Volk dafür kämpft frei zu sein!”, fing Fürst Robben an. “Doch nun sind die Zeiten des Leids vorbei!”.
Octavia schwieg zunächst weiter, denn sie war sich unsicher. Auf der einen Seite wirkte er sehr arrogant, auf der anderen Seite hatte er damit recht. Die Rebellen hatten den Anfang gemacht um Arnor zu befreien, um Kianas Einfluss im Norden zu schwächen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die restlichen Städte in Arnor ebenfalls frei waren. Der jungen Rebellin blieb es nicht unbemerkt, dass der junge Fürst ihr immer wieder heimliche Blicke zu warf.  Sie versuchte nicht zu ihm zu sehen, oder zumindest unbemerkt, doch es blieb nicht aus, dass sich ihre Blicke kreuzten. Jedesmal hatte er dann ein breites Grinsen im Gesicht, was sie nur weiter verunsicherte.
“Ich bin endlich hier um euch alle in die bevorstehenden Schlachten zu führen!”, sagte er weiter.
“Ihr wart nicht da, als Melkor Carn-dûm angegriffen hat… Ihr habt euch lieber in Fornost versteckt und abgewartet, bis die Schlacht vorbei war… Dann habt Ihr Eure Armeen in den Süden geschickt um an Kianas Seite zu kämpfen, während Ihr weiter hier geblieben seid...”, entgegnete Indro erzürnt. Octavia wunderte sich etwas, denn sie hatte ihn noch nie so erlebt. “...Als die Königin auch den Norden in ihrer Hand hatte, die Rebellen in Arnor starben und irgendwie versuchten zu bestehen, habt Ihr Euch in Carn-dûm versteckt… Also was wollt Ihr hier?”.
“Ich war jung, was hätte ich denn schon ausrichten können? Meine Männer sind mit unserem Verbündeten in den Krieg gezogen… Doch jetzt bin ich hier um über mein Volk zu herrschen!”, entgegnete er locker.
“Wir haben den Eid eingehalten, den wir Kiana für ihre Hilfe gegen Melkor geschworen haben…”, warf Thirak ein. Octavia wurde hellhörig, denn schon einmal hörte sie Indro, Thirak und selbst Eldarion über diesen Melkor reden. Anfangen konnte sie allerdings damit nichts. Sie wusste nicht wer oder was er war, auch wenn alle vom dunklen Feind der Welt sprachen. Für sie war der Feind der Welt einzig und allein Kiana Vaneryen.
“Selbst als Verbündete, muss man den anderen nicht blind folgen…”, beschwerte sich Indro weiter. “Ich bin deinem Aufruf auch nicht mehr gefolgt und bin mit denen geflohen, die treu zu Angmar und der Menschheit waren… Die wussten, dass der Angriff Melkors bedeutender war, als deiner hübschen Königin auf dem Thron zu verhelfen… Der Thron von Mittelerde dürfte für uns keine Rolle spielen…”.
DIe junge Rebellin beobachtete das Geschehen weiter. Besonders als Indro einige Schritte auf Thirak zuging und ihm erbost diese Vorwürfe machte. Allerdings hatte sie weiterhin keine Ahnung wovon sie sprachen. Thirak schien sich auch nicht verteidigen zu wollen. Lediglich mit den Worten: ”Indro, sie ist nicht mehr meine Königin…”.
Auf Indros Schultern lastete wohl noch immer die Vergangenheit. Octavia konnte die Anspannung schon förmlich spüren, die in diesem Raum herrschte.
“Ach, so ist das… Da sehe ich den Mann der unsere beiden Völker vereint hat mit eigenen Augen… Ihr seid…”.
Der junge Fürst wirkte, als suchte er in seinen Erinnerung nach dem Namen Thiraks. Er schnippte mit den Fingern. Octavia sah ihn weiter an.
“Thirak Eisen, mein Herr…”, half der ältere Mann neben ihm ihn auf die Sprünge.
“Thirak Eisen… ich hörte in Angmar viel über euch… Viele Exilanten Arnors und Angmars unterstützen mich, einschließlich eurer Schwester Lynn! Und wer seid Ihr?”, dabei wandte der junge Mann sich an Indro. “Zu welchem  Fürstenhaus gehört ihr?”.
“Was spielt das für eine Rolle? Selbst wenn ich aus einer Bauernfamilie stamme, hindert es mich nicht daran, für die Rebellen des Nordens zu kämpfen!”.
Robben Rogwyne wandte sich dann wieder von Indro ab. Octavia dachte über die Worte Indros nach. Nie verlor er wirklich ein Wort über sein früheres Leben , außer dass er aus Angmar kam und in der Armee gedient hatte. Ihr war es aber auch egal. Denn er folgte Kiana nicht in den Krieg. Wieder kreuzten sich die Blicke von ihr und des jungen Fürsten.
“Mein Lord,  diese Frau hat unseren Anführer getötet! Sie ist eine verräterin!”, verlangte wieder einer der Sprecher der Freien Arnorischen Armee.
“Nein, wir brauchen sie noch…", entgegnete Robben nachdenklich. Octavia horchte auf. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, warum er sie brauchen sollte.
"Sie wird keinem mehr Schwierigkeiten machen… Sie wird nach Eregion in unser Lager zurückkehren!", sagte Phelan Belatan, der irgendwie versuchte die Situation zu beruhigen.
"Nein wird sie nicht… Es wird einen Krieg geben…", sagte er, während er auf die Karte sah. "Ein Krieg, der mich zum König von Arnor machen wird!".
Ein Krieg? Ein König? Octavia erinnerte sich an ganz andere Worte unter den Rebellen, die alles andere als einen neuen König wollten.
"Barnolf versprach uns dass wir ohne jegliche Probleme hier leben können… Auch wir Süd-Rebellen…", versuchte Phelan zu erklären.
"Wenn ihr Verräter es noch verdient habt!", rief der Sprecher der Freien Arnorischen Armee.
"Barnolf scheint euch den Kopf gewaschen zu haben… Menschen aus Gondor sind doch im weitesten Sinne unsere  Brüder und Schwestern… Natürlich seid ihr hier willkommen, solange ihr euren Herren akzeptiert!", behauptete Robben Rogwyne.
"Er sprach nie von einem Herrscher oder gar König, sondern viel mehr davon, dass wir das weitere Schicksal gemeinsam bestimmen…", erklärte Phelan weiter.
"Ha!", lachte der junge Fürst auf. "Dann einen Grund mehr, dass er sterben musste… Er sollte von Anfang an die Pläne der Fürsten von Arnor durchführen… Scheinbar wollte er sich selbständig machen…".
Octavia vernahm sein Lächeln in ihre Richtung und sein damit verbundenes Kopfnicken. Für die junge Rebellin war dies aber nicht so einfach. Jeder einzelne der Rebellen hat für die Freiheit gekämpft und nun kam jemand, der das Land für sich beanspruchte, nur weil er früher der Fürst war?
"Ich kenne… Euch… nicht…", fing Octavia an, "...Aber jeder von uns hat sein Blut gelassen, Verluste erlitten… Deshalb sollte es UNSER Land sein und wir sollten selbst entscheiden, was mit uns passiert!".
Sie wusste nicht, ob es vielleicht eine schlechte Idee war, sich in diesem Streit einzumischen. Allerdings schien niemand etwas dagegen zu sagen. Der junge Fürst lachte nur auf.
"Habt ihr gehört was sie gesagt hat? Wie naiv... Sie klingt schon so wie ihre Schwester!".
Auch die anderen Männer von Robben lachten laut. Octavia fand das alles ganz und gar nicht lustig.
"Seht ihr? Warum will sie selbst darüber entscheiden? Sie kam vor der Schlacht von Fornost aus Minas-Tirith! Die Königin hat sie geschickt, damit sie das Land für sie leitet!", rief der Mann der Freien Arnorischen Armee wieder. Wie gerne würde Octavia ihm einfach die Kehle dafür aufschneiden, dass er sie ständig verdächtigte mit Kiana gemeinsame Sache zu machen. Scheinbar war ihre Verwandtschaft zu der Königin doch nicht in Vergessenheit geraten.
"Dafür brennt das Mädchen viel zu sehr für diese Vorstellungen… Ich sehe es in ihren grünen Augen!", sagte Robben. "Deshalb biete ich dir an: Sein Blut ist mächtig...Kämpfe an meiner Seite und hilf mir König von Arnor zu werden, oder ich werde dich ganz einfach töten!".
Die junge Rebellin war über das was er sagte entsetzt. Seine Worte erinnerten sie an die von Kiana. Nur dass er auf der anderen Seite stand. Ehe sie etwas sagen konnte stampfte Davos einige Schritte auf den jungen Fürsten zu.
"Zeigt ein wenig Respekt! Ihr sprecht mit der Tochter eines Königs!", schimpfte er und dabei klang er mehr als zornig, wobei sie auch eine gewisse Traurigkeit vernahm. Sie wusste nur nicht was er damit sagen wollte. Zumindest war sie keine Prinzessin oder sonst trug sie keinen adeligen Titel. Wahrscheinlich spielte er auf ihren Vater Thurion an. Sie wollte aber nicht mit der gleichen Familie Kianas in Verbindung gebracht werden. Die junge Frau wollte etwas sagen, doch Robben war schneller.
"Ah, Herr Davos Schneewert, richtig? An eurer Stelle wäre ich vorsichtig… Oder wem gilt eure Loyal? Den Rebellen? Doch noch dem irren König Thurion und damit seiner Tochter Kiana?".
Octavia sah zu Davos, der sich wohl ertappt fühlte und seinen Kopf senkte.
"Ich verlange nicht dass ihr euch sofort entscheidest… Nur wenn ihr die Stadt ohne ein Wort verlässt, nehme ich an ihr lehnt das Angebot ab…", sagte er noch. Dann verließen er und seine Männer den Raum.

Octavia blickte mehr als irritiert in die Runde. Die anderen schienen ebenfalls überfordert zu sein. Niemand sagte etwas.
"Ich kann das nicht zulassen…", erhob Kael schließlich seine Stimme.
"Aber was ist wenn es die einzige Chance ist hier leben zu können?", antwortete Octavia.
"Und du denkst irgendjemand von den Rebellen wird sich ihm unterwerfen? Meinen Kriegern wird es ganz sicher nicht gefallen … Was meinst du was Pascima machen wird? Er hat nicht ohne Grund von Krieg gesprochen…", sagte Indro noch immer wütend. Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
"Komm Davos… Wir sollten zurück…", sagte Indro und wollte den Raum ebenfalls verlassen.
“Indro, was hast du vor?”, rief ihm Octavia hinterher.
“Ich werde meine Leute warnen und bereithalten…”.
Davos zögerte für einen kurzen Moment und sah zu Octavia. Für sie sah es so aus, als wollte er noch irgendetwas sagen, doch dann folgte er seinem Anführer. Die junge Frau drückte einen tiefen seufzer hervor. Sie wusste, dass es noch weitere Probleme gab, als dass sich die Rebellen am SIeg erfreuen konnten. Aber warum der junge Fürst davon ausging, dass sie eine Bereicherung war konnte sie sich nicht erklären.
"Ich versuche die anderen Rebellenanführer zusammenzutrommeln… Ich denke wir müssen einiges bereden…", sagte Phelan besorgt. "Wir sollten uns überlegen, wie wir weiter vorgehen sollen…".
"Meine Schwester wird auf jeden Fall nicht für diesen Jungen kämpfen!", beschwor Kael recht bestimmend.
"Wir werden sehen… Wenn das Leben von uns allen davon abhängt…", entgegnete Phelan. Dann machten sich beide auf dem Weg. Kael legte noch seine Schulter auf die von Octavia und lächelte ihr zu. Sie entdeckte Thirak, der noch mit ihr in diesem Raum stand. Er starrte sie die ganze Zeit an.
"Was ist?", maulte sie ihn schon an. Er redete schon seit ihrer Rückkehr kaum mit ihr und sie wusste nicht wieso.
Thirak schüttelte nur den Kopf. Daraufhin ging Octavia ebenfalls. Ihr war klar, dass sie erstmal abwarten sollte, was jetzt noch passiert und was die anderen Rebellen sagen. Doch im Endeffekt kannte sie eine eigene Antwort schon: Wenn sie ihre liebsten damit retten konnte, indem sie sich Robben Rogwyne anschloss, so würde sie das tun. Noch mehr Krieg war fatal für die Rebellen. Es war schon schlimm genug gegen die Truppen der Krone zu kämpfen. Doch wenn ein Krieg unter den Rebellen ausbrach, waren alle Fortschritte wieder gefährdet. Octavia seufzte. Die junge Frau konnte nur noch hoffen, dass Phelan mit den anderen Rebellen sprechen konnte.


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Fornost, Palast (Arnor)
« Antwort #33 am: 16. Feb 2021, 19:13 »
Fornost, Palast (Arnor)

Octavia im Palast von Fornost…


Nach und nach fielen auch die anderen Städte Arnors in die Hände der Rebellen. Niemand von den übrigen Soldaten wollte für eine Sinnlose Sache sterben und einen Legaten gab es in Arnor auch nicht mehr. Der junge Fürst namens Robben Rogwyne hatte schon Fornost in Beschlag genommen und die Armee, die ihn begleitete breitete sich in der Stadt aus. Sie bestand aus vielen Exilanten Arnors und teilweise Angmars. Auch ein großer Teil der Freien Arnorischen Armee befand sich unter den Soldaten, die vorher nirgends erkennbar waren.
Viele der Rebellen wollten aber nicht einfach hinnehmen, dass Robben Rogwyne einfach in ihr Land kam und ein Anspruch auf die Herrschaft des Landes stellte. Immerhin hatten diese andere Vorstellungen wie es weitergehen sollte.
Phelan rief die Anführer der Pascima, die West-Rebellen, zusammen, um einen größeren Krieg zu verhindern. Es war schon schlimm genug, dass Indro seine Utarra-Rebellen bereit hielt, da er sich dem ehemaligen Fürsten Arnors nicht unterwerfen wollte. Octavia konnte das in gewisser Weise nachvollziehen. Allerdings verstand sie nicht , dass er direkt mit Krieg drohte.
Die junge Frau war dabei, als Phelan Belatan zusammen mit Thirak versuchte die Pascima Anführer zu überzeugen , keine Kampfhandlungen anzufangen. Es stellte sich als schwieriger heraus, als anfangs angenommen. Denn die West-Rebellen war die radikalste Gruppe aller anderen Rebellen im Norden.
Eine große Diskussion brach aus, auch wenn Phelan verzweifelt versuchte sie zu beruhigen. Sagen lassen von einem Mann aus Gondor wollten sie sich aber nicht lassen.
“Wollt ihr etwa alles wieder hin schmeißen, wofür wir jetzt gekämpft haben? Wofür unsere Freunde gestorben sind?”, fing Octavia an. Die Anführer der West-Rebellen lachten auf.
“Sagte das Daskina-Mädchen, dass ganz nebenbei auch das Drachenblut in sich trägt! Woher taucht dieser junge Fürst plötzlich auf?”, beschwerte sich einer von ihnen.
“Ich habe nur den gleichen Vater wie Kiana… Das schließt den Drachen für mich aus!”, fauchte Octavia ihn an.
“Hmpf… Dann hast du noch das Wolfsblut in dir, genau wie Thurion der Schreckliche! Er brachte so viel Leid über Arnor und am Ende über ganz Mittelerde… Es ist ganz gleich wie du es nennst… Du hast dieses Maiablut in dir... Warum also sollen wir dir vertrauen?”.
“Weil wir alle gemeinsam für dasselbe kämpfen, egal wer von uns!”, versuchte die junge Frau ihm klar zu machen. Für sie war es schon schlimm genug, dass sich scheinbar ihr Geheimnis in jeden Winkel des Nordens herum gesprochen hatte.
“Pff…”, machte er nur. “Wir wollen nicht unter irgendwelchen Fürsten leben… Keiner von uns… Dann hätten wir auch einfach Kianas Herrschaft akzeptieren können!”.
Octavia gestikulierte mit ihren Händen, um ihnen zu signalisieren, dass er ruhig bleiben sollte. Sie konnte die Aufregung ja auch verstehen. Ihr gefiel es genauso wenig wie allen anderen. Doch einen weiteren Krieg konnten sie nicht gebrauchen.
“Ich weiß das... “, sagte sie, “...Ihr sollt nur jetzt noch nichts unternehmen… Ihr müsst mir Zeit geben, damit ich mich um das Problem kümmern kann!”.
Dabei wusste sie selbst noch nicht einmal wie sie das genau anstellen sollte. Sie stand selbst in der Zwickmühle, denn Robben Rogwyne drohte ihr an sie zu töten, wenn sie ihm nicht half das Land zu beherrschen. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie ihm überhaupt hilfreich sein sollte.
“Wir nehmen uns das, was uns zusteht… Gefällt es dem kleinen Fürsten nicht, ziehen wir in den Krieg… Wir Pascima… Selbst Utarra zieht in den Krieg!”, rief der Mann und die anderen Anwesenden West-Rebellenführer stimmten ihm lautstark zu.
“Bitte Durnjolf, gib Octavia etwas Zeit… Sie… Wir werden uns darum kümmern… Fürst Robben hat eine Armee hier hergebracht… Wir können keine Verluste dulden.. Wir alle nicht… Danach sehen wir weiter…”, flehte Phelan Belatan fast schon.
De Mann namens Durnjolf sah zu den anderen Anführern der Gruppen der Pacima-Rebellen. Dann knurrte er und nickte ihm schließlich zu. “Gut, ich gebe euch nicht mehr als eine Woche… Ist das Problem nicht verschwunden, kümmern wir uns selbst darum!”.

Mit diesen Worten verließen er und die anderen Führer von Pascima den Raum, in welchem sie sich versammelt hatten. Octavia seufzte tief und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der sich hinter ihr befand. Auch Phelan seufzte. Sie sah nur wie Thirak sich nachdenklich über einen Tisch lehnte. Für sie sah er deutlich unzufrieden aus.
“Wie kann deine Schwester Lynn das zulassen? Sie weiß doch dass wir hier sind…”, beschwerte sich Phelan bei ihm.
“Ich weiß es nicht…”, entgegnete Thirak kratzig. “Sie ist eine schlaue Frau… Sie wird ihren eigenen Nutzen für Angmar daraus ziehen wollen… Wenn Arnor befreit ist, wird es ein leichtes sein Angmar auch zu befreien…”.
"Und was sollen wir jetzt machen ? Ich kann zu Robben spazieren und ihn ganz einfach töten…", schlug Octavia locker vor.
"Nein. Du hast schon genug angerichtet…", stieß Phelan hervor. War er wirklich noch erzürnt wegen Barnolfs tot? Wäre er noch am leben hätte es wohl kaum etwas an der Situation geändert.
"Ach, ist es jetzt wieder meine Schuld, dass dieser Junge hier her kommt und jeden droht?", meckerte sie ihn an, sodass ihre Stimme versagte. "Ich kann mich auch einfach von ihm töten lassen, dann kann ich gar nichts mehr machen!".
Die junge Rebellin fühlte sich angegriffen und gekränkt. Natürlich hatte sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen und Barnolf getötet. Aber was erwartete er nun von ihr?
"Octavia bitte… Bleib einmal ruhig…",sagte Phelan, der sich erschöpft die Schläfen rieb.
“Ich soll ruhig bleiben?”, brauste Octavia auf. “Ich bin ruhig!”.
“Octavia! Tu einmal was man dir sagt!”, beklagte sich Phelan weiter.
Die junge Frau presste einen Luftstoß hervor. Sie hatte das Gefühl vor Wut über zu sprudeln. “Ich habe das getan was man mir gesagt hat… Habe einmal nicht auf meine Gefühle gehört… Was hat es gebracht?”, brüllte Octavia beinahe schon. Sie spürte nur, wie die Erinnerungen an Deloth wieder in ihr hochkamen. Wie Barnolf ihm die Kehle aufschnitt… Eine entsetzliche Traurigkeit stieg in ihr auf. Auch wenn sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die ihre Augen langsam füllte, konnte sie diese nicht mehr zurückhalten. Mehrere Male wischte sie sich mit ihrem Ärmel über die Augen und Wangen. “Es hat Deloth unter die Erde gebracht! Sonst nichts!”.
Schniefend wandte sie sich von beiden Männern ab. Sie wollte nicht, dass man ihre Tränen sehen konnte, auch wenn es offensichtlich war, dass sie weinte. Sie drehte sich ihnen wieder zu.
“Du willst eine Lösung? Gut ich gebe dir eine!”, keifte sie Phelan an. “Ich werde Robbens angebot annehmen, um euch alle zu schützen…”.
“Beruhigt euch, Beide!”, unterbrach Thirak das Streitgespräch. “Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt deshalb streiten… Wir sollten lieber eine vernünftige Lösung finden.”.
“Du weiß ganz genau, dass dein Bruder das nicht zulässt…”, antwortete Phelan. “Ich halte davon genauso wenig…”.
Octavia verdrehte die Augen. Sie fragte sich, was er erwartete. Immerhin wollte er die genauso wie die anderen einen möglichst friedlichen Weg, um alle zu schützen. Wobei sie sich bei Indro und den Anführern der West-Rebellen gar nicht mehr so sicher war.
Wenn ich bei Robben bin, kann ich ihn wenigstens kontrollieren… dachte sich die junge Rebellin. Im Prinzip stand für sie ihre Entscheidung schon fest. Es war die einzige Möglichkeit, unnötige Tode im Norden zu verhindern. Sie versuchte sich noch einmal zu beruhigen und atmete tief ein, um die Luft aus ihren zusammengepressten Lippen herauszudrücken.
“Lass mich Robbens angebot annehmen…”, schlug sie vor.
Phelan und Thirak sahen sie irritiert an. Das lag wohl unter anderem daran, dass sie plötzlich so gefasst wirkte.
“Auf keinen Fall…”, wollte Phelan gerade sagen, der sich auf einem Stuhl fallen ließ. Doch sofort unterbrach die junge Frau ihn. “Doch… Wenn ich in seiner Nähe bin, kann ich vielleicht schlimmeres verhindern…”, sagte sie überzeugt und kniete sich vor Phelan auf den Boden. “...Ich kann jeden seiner Schritte mit euch teilen, jeden seiner Pläne… Wenn er mir einmal vertraut, wird er schon aufhören dummheiten anzustellen!”.
“Das geht nicht…”, sagte Phelan kopfschüttelnd.
“Lass es mich versuchen… Was haben wir zu verlieren?”, drängte Octavia weiter.
“Vermutlich hat sie recht... “, unterstütze Thirak den Plan. “Zumindest könnten wir unsere Leute schützen und schlimmeres verhindern…”.
Octavia war leicht verwundert, dass Thirak ihr zustimmte. Sie wechselten kaum große Worte miteinander. Zumindest in der letzten Zeit. Selbst zu Barnolfs Tod sagte er nicht viel.
“Dein Bruder wird durchdrehen…”, seufzte Phelan und rieb sich die Stirn. “Aber gut… Wenn es ein Weg ist… Wir müssen alles mögliche tun, um das Leid zu beenden!”.
Octavia fiel ihm um den Hals. “Danke!”.
“Du solltest jemanden suchen, sobald du kannst…”, fing Thirak an. “Jemand der uns helfen wird…”.
Die junge Rebellin, aber auch Phelan, sah zu Thirak. “Ich würde es selbst machen, aber wenn man mich mit diesem Mann sieht, wird man uns sofort erkennen…”, sagte er nur mit hochgezogenen Schultern.
“Nach wem soll ich suchen?”, sagte sie rasch.
“Ich hörte, er hält sich in Annuminas auf… Pascima hat sie besetzt, aber du wirst ihn dort finden, wo es Alkohol gibt…”, entgegnete Thirak. “Du wirst ihn erkennen!”.
Toll, dachte sie sich sarkastisch. Nicht nur dass sie Alkohol in der Regel verabscheute, dann musste sie offensichtlich noch jemanden finden, der scheinbar viel davon trank. Wie ein Alkoholiker helfen sollte, war ihr noch nicht ganz klar. Aber was blieb ihr anderes übrig.
“Ich werde nach ihm suchen!”, sagte Octavia schließlich.
“Können wir uns noch unterhalten?”, fragte Thirak vorsichtig. Octavias Magen zog sich zusammen. Sie hoffte stets, diesen Worten von ihm aus dem Weg gehen zu können.
“Äh… Ja...Natürlich…”, entgegnete sie und versuchte weiter gefasst zu wirken.
Phelan bemerkte dass er wohl mit ihr alleine reden wollte und erhob sich. “Ich...gehe dann mal…”, sagte er. “Ich werde deinem Bruder davon erzählen und hoffe ich kann ihn beruhigen…”.
Sie beobachtete Phelan noch, der schnell den Raum verließ. Thirak ging dann auf die junge Frau zu, die es nicht wagte, ihm in die Augen zu sehen. Sie wollte es irgendwie einfach nicht. Es war ihr fast schon unangenehm.
“Ich weiß, wir haben nicht viel gesprochen… Nur nachdem du zurückgekehrt warst und während Besprechungen mit den anderen,... Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas zwischen uns  steht…”, fing er schließlich an.
Octavia biss sich auf die Unterlippe. “Was soll sein?”, presste sie hervor.
“Du wirkst abwesend, als würdest du mir aus dem Weg gehen…”.
“Es war alles in letzter Zeit einfach viel…”, würgte sie ihn ab.
“Liegt es daran, dass ich dir sagte, ich liebe dich?”.
Die junge Rebellin erstarrte bei den Worten. War sie wieder so durchschaubar, dass er wusste was sie dachte? Sie schluckte schwer, denn sie wusste nicht was sie ihm antworten sollte. Sie sagte nichts.
“Ich weiß, du verstehst es falsch… Ich kann verstehen, dass es sich im ersten Moment für dich verstörend anhören muss… Du hast den Mann verloren den du über alles liebst… Ein ehrenwerter Mann…”, fing Thirk an. “Aber glaube mir, ich will seinen Platz nicht streitig machen… Du bist eine kleine Schwester für mich… Meine Familie… Genau wie Kael! Und deshalb liebe ich euch… Liebe ich dich…”.
Octavia atmete auf. Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass Thirak seine Gefühle offenbarte. Sie fühlte sich auch mehr als verbunden mit ihm, aber für sie war er auch eher wie ein Familienmitglied. Schnell fiel sie ihm in die Arme. Auch wenn sie sich dämlich dabei vorkam, wollte sie ihn gar nicht mehr loslassen. Sie spürte nur, wie er ihr einen Kuss auf dem Kopf gab.

Schnell wurden beide aber unterbrochen, als ihr Bruder Kael, gefolgt von Phelan, hinein gestürmt kam. Hinter sich zog er einen Mann, der ziemlich Bäuerlich aussah. Er schubste den Mann nach vorne.
“Los, gib es ihr!”, drängte er. Der ängstliche Mann drückte Octavia einen Brief in die Hand, den sie skeptisch betrachtete. Er trug das gebrochene Wappen von Königin Kiana. Schnell überflog sie den Text.

Es tut mir leid.... Ich konnte sie nicht beschützen. Hätte ich es tun können, hätte ich alles getan was in meiner Macht stand. Ich bin an die Seite der Königin zurückgekehrt, damit ich Octavia aufhalten und zu euch zurückschicken könnte. Ich war zu spät.
Ich habe ihr eine Fluchtmöglichkeit gegeben, um wieder zu euch nach Arnor zu fliehen.
Die Jäger der Königin konnten sie allerdings gefangen nehmen und dabei kam sie um. Ihr sollt wissen ,dass ich Octavia vom ganzen Herzen geliebt habe und sie noch immer liebe…
Mir fehlen die richtigen Worte, um euch das begreifbar zu machen.
Es tut mir leid…
Gezeichnet
Loki.

Auch wenn Octavia etwas überrascht über die Worte Lokis war, zauberte es ihr ein leichtes Lächeln in ihr Gesicht. Vielleicht war er doch nicht ganz so falsch, wie sie angenommen hatte.
Dummkopf…, dachte sie sich.
“Sie denken ich bin Tot?”, fragte sie irritiert.
“Ja, es ist die beste Nachricht seit langem!”, rief Kael und schloss seine Schwester in die Arme. Ihr blieb für einen kurzen Moment die Luft weg. “Phelan hat mir von deiner Idee erzählt… Du weißt, dass ich wenig begeistert darüber bin!”.
“Aber wenn es die einzige Chance für uns ist zu überleben?”, sagte sie ruhig. Er seufzte. “Gut… Aber bitte sei vorsichtig… Es reicht, dass die königin denkt du wärst tot… Ich möchte es nicht denken… Nicht schon wieder!”.
Octavia umarmte ihren Bruder erneut und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie wandte sich an den Boten, der zitternd zwischen den Anwesenden stand.
“Bitte… Ich bin nur ein Bote… Ich habe mit alldem nichts zu tun!”, beschwor er. Sie löste ein Tuch, welches sie um ihr Handgelenk gewickelt trug. Dieses Tuch gab ihr Loki, als er bei den Rebellen lebte. Sie riss sich ein Stück des Briefes ab und fertigte eine kleine Zeichnung an. Diese zeigte die Bemalung, die sie am Tag des Turniers trug: Die Flügel eines Balrogs, die von zwei Äxten getrennt warten.
“Bring das deinem Auftraggeber!”, sagte sie rasch. Er nahm beides entgegen und machte sich sofort auf dem Weg. Dann machte sie sich auf dem Weg zu Robben Rogwyne. Sie musste schnell sein, wenn sie auch noch den Mann finden wollte, von dem Thirak sprach… Sie hoffte nur, Robben ließ sie außerhalb der Stadt…


Octavia im Palast von Fornost

« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 22:20 von >Darkness< »
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« Antwort #34 am: 17. Feb 2021, 19:22 »
Fornost (Arnor)

Octavia im Palast von Fornost…


Octavia dachte an die Worte von Thirak, der von einem Mann sprach, der ihnen weiterhelfen konnte. Allerdings musste sie Robben Rohwyne erst einmal davon überzeugen, sie aus der Stadt gehen zu lassen. Beim letzten mal war er ja nicht davon überzeugt sie überhaupt raus zu lassen. Ihr blieb also nichts andere übrig, als sich ihm anzuschließen und sein Angebot anzunehmen, wenn sie wollte, dass ihre Liebsten überleben.
Die Türen des Thronsaals des Palastes von Fornost standen weit offen. Grelles Fackellicht erhellte den großen Raum. Octavia blieb für einen kurzen Moment stehen und seufzte. Sie hoffte die richtigen Worte zu finden, um Robben überzeugen zu können.
Der junge Fürst saß auf einem Stuhl, der mit Fellen gepolstert war und dort stand, wo der alte Thron gestanden haben musste. Vorsichtig näherte sie sich Robben, der sich sofort von seinem Platz erhob, als er die junge Rebellin erblickte. Auch seine wichtigsten Hauptleute kamen sofort dazu. Wahrscheinlich fürchteten sie, dass Octavia ihren Fürsten ermorden könnte, wenn sie das wollte. Ihr Mordversuch an der Königin sprach sich ja mittlerweile im ganzen Norden herum.
“Du hast dich also entschieden… Oder muss ich dich jetzt und hier töten?”, sagte er, während er dabei zufrieden die Luft herauspresste. Octavia musterte ihn nur. Er schien sein breites Grinsen gar nicht aus seinem Gesicht zu bekommen.
“Du bist hergekommen um mein Angebot anzunehmen, huh?”, wollte Robben wissen nachdem sie schwieg.
“Glaub aber nicht, dass ich das gutheiße, was du hier tust!”, entgegnete die junge Rebellin ohne jegliche Höflichkeitsformen zu benutzen. Er wollte dass sie für ihn kämpfte? Dann musste er es akzeptieren.
“Ich denke, etwas anderes habe ich auch nicht von dir erwartet…”, sagte er ziemlich ruhig. “Habt ihr gehört Männer? Das Monster kämpft auf unserer Seite!”.
Octavia blieb diese Bemerkung nicht unbemerkt. Monster, wiederholte sie das Wort zu sich selbst und schüttelte dabei den Kopf. Ihr war klar, dass das eine Anspielung auf ihr Blut war.
“Du solltest lieber aufpassen… Junge…”, fauchte sie ihn an. “Nicht dass dieses Monster dich noch in deinen Alpträumen einholt!”.
Sie wusste natürlich, dass sie sich nicht in der besten Position befand, um feindselige Sprüche gegenüber Robben zu äußern. Doch sie konnte nicht anders. Der junge Fürst stellte sich genau vor ihr. Sein Grinsen war zwischenzeitlich verschwunden. Octavia blickte ihm währenddessen die ganze Zeit in seine Blauen Augen. Sie waren ungewöhnlich hell, so wie sie solche noch nie gesehen hatte. Ein leichter Bart wuchs in seinem Gesicht. Überwiegend um seine Lippen und  Kiefer, so wie es bei vielen Männern in seinem Alter üblich war. Obwohl sie ältere und größere Männer bevorzugt, gefiel ihr der junge Fürst in gewisser Weise. Auch wenn sie sich gleichzeitig vor ihm fürchtete. Denn sie wusste nicht, was er für Pläne hatte, noch was nun passierte.
“Ich denke das wirst du… Ich denke du wirst meine Träume begleiten…”, antwortete er fast schon flüsternd. Hörte sie da etwa eine Andeutung heraus? Seine Augen, die sie von oben bis unten beäugten, bestätigten ihre Annahme. Sie verdrehte nur ihre Augen. Das war das letzte was sie gebrauchen konnte. Vor allem weil sie selbst nicht ganz abgeneigt war. Sie wusste nur nicht warum. Immerhin bedrohte er sie und die anderen Rebellen, beanspruchte einfach das eroberte Land.
“Ihr meint wirklich wir können ihr vertrauen?”, sagte der ältere Mann an seiner Seite. “Wir dürfen nicht vergessen: Sie trägt das gleiche Blut wie Kiana in sich… Und einer Vaneryen kann man nicht vertrauen!”.
Sofort warf Octavia ihm einen verhassten Blick rüber. Sie war keine Vaneryen und konnte auch nie eine sein. Abgesehen davon, dass sie das auch nie sein wollte, war es unmöglich, da sie nicht die gleiche Mutter wie Kiana hatte. lediglich den gleichen Vater teilten sie. Und dieser war kein Vaneryen. Dabei stellte sie sich insgeheim die Frage, ob das nun wirklich besser war. Sie wich mit ihren Augen seinem Blick aus, der auf ihr ruhen blieb.
“Ich vertraue ihr ja... “, sagte er überraschenderweise. Die Worte sorgten dafür, dass Octavia doch wieder zu ihm sah. “Sie ist keine Vaneryen…”.
Wieder war die junge Rebellin überrascht. Scheinbar hatte er sich das gemerkt, was sie bei ihrem ersten Treffen gesagt hatte und worauf sie beharrte. Sie vernahm sein schiefes Lächeln, das er ihr schenkte. Irgendetwas ließ sie innerlich erwärmen, sodass ihre Wangen rot wurden. Bitte nicht… dachte sie sich nur verzweifelt.
Die junge Frau musste sich irgendwie ablenken. Sie dachte wieder an den Auftrag von Thirak, nach Annuminas aufzubrechen.
“Dann sollten wir uns daran machen, die Übrige Rückgewinnung des Reiches in die Wege zu leiten…”, sagte er gerade, da grätschte Octavia sofort dazwischen: “Ich kann dir noch nicht helfen!”.
Fragende Blicke blieben auf ihr ruhen. Als wollten die anderen Hauptmänner ihr schon direkt den Verrat unterstellen und warteten nur auf einen Fehler ihrerseits. “Dann los sprich!”.
“Ich muss etwas in Annuminas erledigen… Es ist wichtig für mich…”, versuchte sie zu erklären in der Hoffnung, dass sie keine weiteren Details bekanntgeben musste. Nervös biss sie sich wieder auf die Unterlippe. Sie sah nur wie er den Kopf senkte und ihr mit einer Handbewegung andeutete, dass sie gehen durfte. Erleichtert atmete die junge Rebellin durch und wollte sich gleich auf dem Weg machen, wurde aber doch noch einmal von Robben aufgehalten: “Ich erwarte, dass du danach schnellstmöglich zu mir zurückkehrst...!”.
Sie nickte ihm zu. “...Stell keine Dummheiten an… Dein Bruder ist noch immer hier Fornost!”. Sie verstand seine Drohung. Aus ihrer Sicht war sie zwar unnötig, da sie sowieso zu ihm zurückkehren musste, um ihren eigenen Plan aufgehen zu lassen, doch davon konnte er nichts wissen.
“Wie du wünschst…”, presste Octavia hervor und machte eine tiefe Verbeugung. Eher um Robben Rogwyne ins Lächerliche zu ziehen ,als es wirklich ernst zu meinen. Die kritischen Blicke der anderen Hauptmänner blieben nicht aus. Robben lachte dagegen laut auf. Er schien das mit Humor zu sehen. Auch wenn sie es nicht wollte, verwandelten sich ihre Lippen ebenfalls in ein Lächeln. Was machst du da nur fragte sie sich selbst.
“Ich hörte, Annuminas ist in den Händen der West-Rebellen… Wenn du schon da bist, kannst du mich anschließend über die Lage der Stadt aufklären!”, befahl er noch locker, wobei es eher ein hinterherrufen war, da Octavia auf dem Weg war den Thronsaal zu verlassen.

Schnell eilte sie aus dem Palast. Draußen arbeiteten viele Menschen an den provisorischen Reparaturen der Stadt. Oft wurden die Löcher in den Gemäuern einfach mit Holzplatten geflickt und über Dächer Planen gespannt. Teilweise wurden dafür die mit Farbe durchgestrichenen Banner des Hauses Vaneryen verwendet.
Octavia hatte mit Thirak und den anderen ausgemacht, sich in den Ställen zu treffen, sobald ihr Plan aufging. Zum Glück befanden sich die Stallungen direkt außerhalb des Palastes.
“Und hat er es geschluckt?”, fragte Thirak direkt und versuchte dabei leise zu sein, damit niemand das Gespräch hören konnte. Octavia nickte ihm nur zu, während sie ihr Pferd sattelte und zur Abreise bereit machte.
“Der Mann den du suchst heißt Galador… Durchsuche jede Schänke die du finden kannst… Er wird dort irgendwo sein… Wir treffen uns dann im Wald vor Fornost, wenn du ihn hast!”, erklärte Thirak. Sie bestätigte seine Worte wieder nur mit einem Nicken.
“Was ist, wenn er nicht mitkommen will?”, fragte sie schließlich.
“Er wird mitkommen… Wenn nicht, wird er so viel Alkohol getrunken haben, dass du ihn einfach mit dir führen kannst…”.
Octavia seufzte. Einen betrunkenen Mann, den sie nicht einmal kannte, fast schon zu entführen war nicht unbedingt der Wunschauftrag, den sie gerne ausführte. Gerade zog sie die Gurte des Sattels fest, da bekam sie etwas von Thirak hingehalten. Es war sein Schwert.. Sie verstand nicht warum er es ihr gab. Sie zog es ein Stück aus der schwarzen Scheide. Es hatte nicht die Form eines üblichen Schwertes der Menschen von Mittelerde. Die Klinge war zur Spitze hin leicht gebogen und war an der runden Seite gezackt. Es war aus dunklem Material geschmiedet und mit Runen verziert, welche im Tageslicht Blau leuchteten. Zumindest kam es ihr so vor. Diese Runen konnte sie allerdings nicht lesen und wusste nicht was diese bedeuteten.
“Ich kann das nicht annehmen…”, sagte sie sofort, als sie das Schwert zurück in die Scheide steckte und Thirak entgegenhielt. Es war sein Schwert. Mit diesem Schwert hatte er vieles erlebt. Viele Schlachten geschlagen.
“Es gehörte Thurion…”, hauchte Thirak leicht verträumt. “Also soll es deins sein… Mir brachte es kein Glück… Möge es dir Glück bringen!”.
Das Schwert von Thurion… Dem irren König… Ihrem Vater… Sie wollte es erst gar nicht haben. Doch Thirak bestand darauf. Seufzend befestigte sie das Schwert am Sattel ihres Pferdes. Ganz begeistert war sie davon nicht. Aber ihr eigenes war ja noch vor Minas-Tirith vergraben. Sie umarmte Thirak noch einmal und wandte sich Phelan und ihrem Bruder zu.
 “Pass auf dich auf, Octavia!”, sagte Kael und umarmte seine Schwester feste.
“Ich werde nicht lange weg sein…”, entgegnete sie leicht genervt von seiner Fürsorge. Auch Phelan umarmte sie danach. “Ich danke dir, Octavia! Es ist sehr erwachsen und vorbildlich von dir, was du für uns alle auf dich nimmst!”.
Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. War das etwa eine kleine und heimliche Entschuldigung für all die Vorwürfe in letzter Zeit? Mit ihrem Linken Fuß stieg sie in den Bügel des Sattels und schwingte sich ganz auf den Rücken des Pferdes. Kael öffnete die Tür des Stallen, sodass Octavia samt Pferd direkt hinausreiten konnte.

Die junge Rebellin ließ das Pferd aus dem Stall hinaus traben, führte es auf der großen Hauptstraße durch die Stadt und schließlich außerhalb der zweiten Mauer, sodass sie draußen war. Sie hatte Glück, dass ihr Weg nicht allzu weit war. Annuminas lag etwas weiter westlich von Fornost.  Sie ritt direkt an der Mauer westwärts, um den unnötigen längeren Weg auf der Straße zu vermeiden.
Ein Mann, verhüllt in mantel und Kapuze, stand auf seinem Pferd plötzlich vor ihr. Nicht noch mehr Ärger!, dachte sie sich schon, als der Reiter auf sie zu kam.
“Ich dachte, du könntest etwas Gesellschaft gebrauchen!”, ertönte sein Stimme. Als er seine Kapuze zurückzog, erkannte sie Davos. Die junge Frau fragte sich, was der alte Mann wollte. Immerhin wusste er doch gar nicht, was sie vor hatte. Außerdem erledigte sie Aufträge lieber alleine. Aber ihn jetzt wieder zurückschicken konnte sie ja auch nicht. Vielleicht konnte sie so etwas über Indros Absichten erfahren. Sie seufzte.
“Gut… Ich reite nach Annuminas und muss jemanden finden…”, erzählte sie ihm schließlich. “Wenn du mir dabei nicht in die Quere kommst, kannst du mich gerne begleiten…”.
Sie versuchte so glaubwürdig wie möglich zu wirken, auch wenn ihr klar war, dass dies eher nicht gelingte.
“Keine Sorge!”, sagte er und zog an den Zügeln, damit das Pferd  in der gleichen Richtung stand, wie das von Octavia. Zusammen ritten sie in Richtung Westen. Sie hoffte nur, diesen Mann namens Galador zu finden. Weder sein Aussehen, noch seine Stimme waren ihr bekannt. Wie sollte sie ihn also unter all den Menschen in der Stadt finden?


Octavia zusammen mit Davos in Richtung Annuminas…

« Letzte Änderung: 17. Feb 2021, 19:26 von >Darkness< »
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Annúminas (Arnor)
« Antwort #35 am: 18. Feb 2021, 19:37 »
Annúminas (Arnor)

Octavia mit Davos auf dem Weg nach Annuminas…


Sie waren nicht lange unterwegs und die Mauern der Stadt waren schon sichtbar. Annúminas befand sich an einen großen See, der genau wie die Hügellandschaft dahinter, Evendim hieß. Also der Evendim-See. Dafür, dass sie in ihrem Leben nicht viel herum kam und nicht hinaus durfte, erblickte sie nun viele Städte und Orte von Mittelerde.
Sie interessierte sich allerdings noch dafür, wie Davos sie gefunden hatte. Ganz zufällig kam er ja wohl nicht nach Fornost und wartete auf sie.
“Woher wusstest du, dass ich aufbreche?”, fragte sie direkt. Davos antwortete zunächst nicht, sondern räusperte sich nur. “Also?”.
“Nun ja…”, fing er an und die junge Frau ahnte an seinem Zögern schon, wer dafür verantwortlich war. Bevor er weiter sprechen konnte sagte sie aufgebracht: “Sag bloß mein Bruder steckt dahinter?”.
Kael konnte es auch nicht einfach sein lassen, sich Sorgen um seine Schwester zu machen. Bis jetzt ist ihr ja noch nichts passiert und selbst aus Minas-Tirith entkam sie. Wenn auch nur knapp. Sie konnte es nicht nachvollziehen, dass er so besorgt war.
“Gut, Kael hat nach mir schicken lassen…”, gab er schließlich zu. “...Aber ich bin auch hier, um mit dir Zeit zu verbringen!”.
Mit ihr Zeit verbringen? Was meinte er damit? Seine Altersklasse kam ganz sicher nicht mehr in Frage. Sie warf ihm einen skeptischen Blick rüber.
“Nun… Du kennst Thurion nur von alten Erzählungen, die überwiegend schlecht sind…”, fing er an. Octavia verstand nicht recht, worauf er hinaus wollte. Was sollte sie sich auch darum kümmern, dass die Geschichten über den irren König, ihrem  Vater, wahr waren.
“Er hat viel Leid verursacht… In Arnor, in Angmar und in Gondor… Doch er hat immer gerecht und ehrenhaft gehandelt! Egal aus welchem Stand die Person war oder wie nah sie ihm stand… Auch ich habe für vergangene Dinge meine Strafe erhalten, obwohl wir befreundet waren...”.
Octavia sah zu ihm und ihr blieb nicht aus, dass ihm die Worte zu setzten. Sie war etwas verdutzt. Wie sollte ein Mann wie Thurion gerecht und ehrenvoll sein?
“... Er vereinte das zerstrittene Angmar, gab es dem herrschendem Haus zurück, die ihm aber zum König von Angmar krönten… Niemandem in Angmar ging es schlecht unter ihm… Ich war ein Räuber und er machte mich zu seiner rechten Hand… Nachdem er den Krieg gegen Gondor verlor und dadurch Angmar, tat er alles um das Land zurückzubekommen und von einem Tyrannen zu befreien… Anstatt selbst wieder die Krone zu nehmen, legte er sie vor Königin Anarya Vaneryen von Gondor nieder, um sein Volk vor weiteren Kriegen und der kommenden Dunkelheit zu schützen…”, erzählte er weiter. "...Was ich dir damit sagen will ist, dass egal wer dich dafür verurteilt, dass er dein Vater ist… Er hatte er auch gute Seiten… Er wollte vor seinem Tod sogar den Krieg beenden und seinen Thronanspruch auf Mittelerde niederlegen, als er von seiner Tochter Kiana erfuhr…".
Octavia versank in Gedanken. Sie wusste dass das nicht stimmte. Denn Eldarion zeigte ihr, dass Thurion von ihr erfuhr und nicht von Kiana.
"Erinnerst du dich an unsere Reise nach Carn-dûm?", sagte sie schließlich verträumt. "Eldarion erzählte mir, dass Thurion wegen mir den Krieg beenden wollte… Er hat es mir gezeigt… Von Kiana wusste er nichts…".
Sie spürte seinen Blick förmlich auf ihr ruhen. Was wohl daran lag, dass er entsetzt war, dass sie schon länger davon wusste und auch dass er die ganze Zeit falsch lag.
"Na siehst du… Dann gibt es keinen Grund sich schlecht zu fühlen!", sagte er noch als sie das Tor erreichten, welches offen stand.
Ohne Probleme konnten sie passieren. Es stand zwar eine provisorische Wache der West-Rebellen dort, diese ließ sie aber durch. Annúminas wirkte ähnlich wie Fornost. Die Stadt war zwar kleiner, aber mindestens genauso heruntergekommen. Zeit für weitere Gespräche gab es nicht mehr, denn sie musste den Mann finden, der dort zu finden sein wollte, wo es Alkohol gab.

Ziemlich in der Nähe des Eingangs fand sie auch schon die erste Schänke. Der Name auf dem Schild war nur noch kaum lesbar. Schnell stieg sie von ihrem Pferd ab und befestigte es an einem Holzbalken.
“Ich gehe erst alleine rein…”, sagte Octavia und betrat das Gebäude. Immerhin wollte sie ihren Auftrag lieber alleine und in Ruhe ausführen. Dann konnte sie sicher sein, dass dieser gewissenhaft ausgeführt wurde.
Die Schänke war gut besucht und an jedem Tisch saßen die Menschen in Grüppchen zusammen. Irgendwie versuchte sie in diesem Gewusel jemanden zu finden, der die gesuchte Person sein konnte. Ihr blieben die diversen Pfiffe und Sprüche der Männer, die dort saßen, nicht aus. Während sie sich durch die Menschen drückte, wehrte sie auch die Berührungen der volltrunkenen Männer ab, deren Hände sie an den Armen, Beinen oder am Gesäß anfassten.
An der Theke fiel ihr ein recht großer aber dünner Mann auf. Er hatte Braun-Graues Haar, einen Vollbart in der selben Färbung und war der einzige der dort alleine saß. So unauffällig wie es ging, setzte sie sich auf einem Hocker neben ihm, der aber weiterhin nur in seinen Becher starrte. Sie beobachtete den Mann von der Seite, der aber gar nicht reagierte.
“Bist du Galador? Ich suche suche nach ihm…”, sagte sie schließlich auf Ostron, während sie sich zu ihm drehte. Sie wusste nicht genau warum sie das tat, aber ihr fiel nichts besseres ein. Immerhin schien sie nun die Aufmerksamkeit des Mannes zu haben.
“Du solltest aufpassen, wo du die Sprache sprichst, Mädchen… Besonders nach den Ereignissen in letzter Zeit...”, entgegnete er lustlos. “...Hier hast du mich gefunden… Bist du eine Mörderin und wurdest von Königin Kiana geschickt? Wenn ja, bist du aber wenigstens ziemlich hübsch… Dann sehe ich vor meinem Tod noch eine wunderschöne Frau!”.
Der Mann lallte stark, sodass Octavia genau hinhören musste, was er von sich gab. "Nein, ich bin hier, weil wir deine Hilfe brauchen!", sagte sie.
"Hilfe? Von mir?", entgegnete er ungläubig. Die junge Frau beobachtete nur, wie er einen weiteren Becher Wein bestellte. Sie verdrehte nur die Augen. Für sie war es nicht nachvollziehbar, wie man sich nur so volllaufen lassen konnte.
"Ich meine es ernst wir brauchen deine Hilfe!", drängte sie weiter.
"Ich dachte schon einmal, ich könnte dem Reich helfen… Stattdessen habe ich es in den Abgrund gebracht…", seufzte er und nahm einen großen Schluck.
"Bitte… Du musst mit mir kommen… Thirak schickt mich!", versuchte sie ihn zu überzeugen. Er setzte zum nächsten Schluck an und schlug den Becher heftig auf die hölzerne Platte. "Noch einen!", rief er schon fast. Der Wirt zögerte nicht lange und goss ihm Wein nach. Octavia war sich nicht sicher, ob sie eher angewidert von diesem Mann sein sollte, oder ob sie Mitleid fühlen sollte. Eins war ihr klar: So brachte es nichts.
"Thirak…", sagte er schließlich und das so laut, dass sich die junge Frau umsah, ob jemand den Namen gehört hatte. "...Ich dachte er wäre tot! Der Idiot, der alle retten hätte können… Stattdessen rettete er mich…". Er wollte wieder einen Schluck aus seinem Becher, doch Octavia konnte das nicht weiter mit ansehen. Sie verdrehte die Augen, riss ihm den Becher aus der Hand und stellte ihn wieder auf den Tresen. "Hey… Was soll denn das!", stammelte er lallend heraus.
Octavia riss der Geduldsfaden. Sie wollte nur noch raus und Galador nach Fornost bringen. Kurzentschlossen packte sie ihn an der Kleidung und wollte ihn aus der Taverne ziehen. "Nicht so stürmig! Wir sollten uns doch erst einmal richtig kennen lernen!".

Außerhalb der Taverne atmete sie entnervt durch. Für sie war es eine reine Tortur, dort in der Schänke zu sein. Die junge Rebellin hielt den betrunkenen Mann weiter fest, der schon weg taumeln wollte. Davos kam ihr sofort zu Hilfe und nahm ihr Galador ab.
"Ich kenne euch! Seid ihr nicht Davos… Davos Schneewert?".
Während Davos irgendwie versuchte dem Betrunkenen auf sein Pferd zu helfen, machte Octavia ihres von dem hölzernen Balken los, an dem es gebunden war. Im  gleichen Moment tauchte eine Gruppe von bewaffneter Männer auf, die den Kriegern der West-Rebellen zuzuordnen waren.
“Was macht ihr da?”, rief einer von ihnen mehr als unfreundlich.
“Das geht dich gar nichts an…”, entgegnete Octavia nur kurz.
“Und wie sehr es mich etwas angeht… Bist du nicht dieses Mädchen?”, sagte er abwertend, “Die mit dem selben Blut wie Kiana… Die für diesen Jüngling kämpft und uns alle verraten hat?”.
Octavia versuchte ihm nicht zuzuhören, sondern kümmerte sich lieber um ihr Pferd, welches sie abreisebereit machen wollte. Die Worte machten sie innerlich nur wieder wütend. Der Mann der Pascima-Rebellen packte sie am Arm und schubste sie dabei leicht nach hinten. “Ich spreche mit dir, Daskina-Mädchen!”.
“Ich höre es…”, entgegnete sie giftig.
“Wir sollten dich sofort hier und jetzt töten! Du Abschaum…”.
Daraufhin sah Octavia ihn erbost an und versuchte sich von seinem Griff zu lösen. “Lass mich los!”, bat sie ihn noch recht ruhig. Doch der Mann hatte nicht die Absicht, sie überhaupt gehen zu lassen. Er packte sie fester am Arm, sodass es schmerzte. Der Mann und die anderen die ihn begleiteten zogen ihre Waffen. “Ich bin an der Seite von Fürst Robben, damit ich uns alle vor größerem Unheil ersparen kann… Ich bin auf eurer Seite… Glaubt mir!”, erklärte sie und zeigte mit ihren Händen, dass sie sich beruhigen sollten.
Octavia versuchte sich weiter von ihm loszureißen und zog letztendlich schützend auch ihr Schwert, welches am Pferd befestigt war. Die Runen leuchteten Blau und schimmerten in ihr Gesicht.
“Vielleicht sollten wir uns alle beruhigen... ”, sagte Davos, der irgendwie Galador in seinen Armen hielt, damit dieser nicht weglief. In gewisser Weise, schienen die Männer  von dem Schwert eingeschüchtert zu sein. Der Sprecher von ihnen spuckte Octavia nur vor die Füße und ging. Sie seufzte. Sie war doch auf der Seite der Rebellen und für ihr Blut konnte sie nichts… Es brachte nichts darüber nachzudenken. Sie mussten Galador zurückbringen und wenn die Rebellen sahen, dass sie ihnen half, werden sie alles anders sehen. Das hoffte sie zumindest...
Die junge Rebellin setzte sich rasch auf. Sie fragte sich nur, wie der Mann überhaupt hilfreich sein sollte. Wirklich kompetent in irgendetwas wirkte er nicht auf sie. Aber Thirak musste wissen, wen er für vertrauenswürdig und hilfreich hielt.

Sie war wenigstens froh, dass Davos den Mann auf sein Pferd nahm. Noch länger wollte sie ihn nicht bei sich haben. Als er mit Galador auf seinem Reittier war, zögerten sie nicht lange und machten sich auf dem Weg zurück nach Fornost. Dort wartete Thirak schon, um Galador im Empfang zu nehmen und ihn zur Daskina-Rebellensiedlung zu bringen.


Octavia auf dem Weg zurück nach Fornost…

« Letzte Änderung: 18. Feb 2021, 20:14 von >Darkness< »
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Fornost (Arnor)
« Antwort #36 am: 19. Feb 2021, 22:12 »
Fornost (Arnor)

Octavia zurück in Fornost…


Vor der Stadt Fornost wartete schon Thirak, der sofort Galador in Empfang nahm und sich auf dem Weg in den Wald von Eregion machte. Auch Kael begleitete ihn, auf Wunsch von Phelan. Natürlich wollte er seine Schwester nicht alleine in Fornost zurücklassen und wehrte sich dagegen. Schließlich gab er aber mach und ging mit Thirak und Galador, nachdem Phelan ihm versprach auf seine Schwester aufzupassen.
Octavia verbrachte die nächsten Tage an der Seite von Robben Rogwyne.  Er plante gemeinsam mit seinen Hauptmännern die Eroberung der übrigen Städte, die die Rebellen besetzt hatten. Für die junge Rebellin waren die Tage mehr langweilig. Sie konnte nicht kämpfen, hörte lediglich der Planung zu und war den feindseligen Blicken und Bemerkung der a deren ausgeliefert. Heimlich leitete sie allerdings alle Informationen, die sie aus den Gesprächen vernahm, an Phelan weiter, der diese dann den anderen Rebellen mitteilte. Es war also ein verzwicktes Unterfangen. Doch was anderes blieb ihnen nicht übrig.

An einem Tag standen die Hauptmänner und Robben um einen  Tisch, um den ersten Angriff auf Annúminas zu besprechen. Octavia war mehr als beunruhigt, als sie von den Plänen erfuhr, die schon bald umgesetzt werden sollten. Nie im Leben rechnete sie damit, dass Robben die Städte der Rebellen so früh angreifen wollte. 
"Wir müssen uns auch um die Versorgung kümmern…", fing der ältere Hauptmann an, "...Wir brauchen Bauern die das Land mit Nahrung versorgen müssen… Vielleicht sollten wir ein paar Männer der Armee vorübergehend abbestellen.. ".
"Hildamar, wer will schon jetzt ein Bauer sein? Wir haben eine große Armee die mir lieber für Ruhm, Ehre und für ein Königreich in die Schlacht folgt!", entgegnete Robben ziemlich überzeugend, sodass sein Hauptmann keine Widerworte gab. "Wir brauchen eine große Armee, wenn wir den Krieg schnell gewinnen wollen… Mit Bauern gelingt uns das nicht!". Als er das sagte, sah Octavia zu ihm auf. Sie fand seine Worte ziemlich inspirierend, da sie selbst nichts davon hielt nur herum zu sitzen und abzuwarten.  Ging es damals nach Phelan, wäre noch immer nichts passiert und die Rebellen hätten nichts erreicht. Auf der anderen Seite wusste sie, dass es den Tod vieler Rebellen bedeutete, wenn Robben mit seiner Armee los zog. Sie musste ihn davon abbringen, ehe es zu spät war.
"Muss es Krieg sein?", sagte sie, "Warum gibst du ihnen nicht die Möglichkeit über ihr Schicksal selbst zu bestimmen? Lass sie einen Rat Gründen und gemeinsam könnt ihr über das weitere Vorgehen entscheiden!".
Zuerst lachte der junge Fürst auf und auch schon bald folgte das Gelächter seiner Hauptmänner. Octavia fand es alles andere als lustig. Es standen viele Leben auf dem Spiel.
“Habt ihr sie gehört?”, sagte Robben. Er ging einige Schritte auf die junge Rebellin zu und streichelte ihre Wange. Zuerst zog sie ihren Kopf wen, weil sie nicht wusste was er von ihr wollte oder was er vor hatte. “Du sprichst schon selbst wie eine Königin… Man merkt sehr wohl wer dein Vater ist!”.
“Ich bin keine…”, wollte sie gerade sagen, brach den Satz aber selbst ab. Sie dachte an die Worte von Davos, der ihr erklärte, dass daran nichts verwerflich war, Thurion als Vater zu haben. Also schloss sie ihre Augen und seufzte um sich zu beruhigen. Sie sah dann Robben tief in seine leuchtenden Blauen Augen, der sie zufrieden beäugte.
“Deine Rebellen Freunde antworten auch nicht auf mein Angebot, sich dem König von Arnor beugen… Also gehe ich davon aus, dass sie kein Interesse daran haben und Krieg wollen…”, sagte er, während er sich von ihr abwandte und wieder zum Tisch auf die Karte schaute.
“Was bleibt ihnen denn für eine Wahl, wenn sie selbst bestimmen wollen…”, entgegnete Octavia nur gereizt.
“Wenn sie nicht für mich sind, sind sie gegen mich… Sie sind selbst ein Teil von Arnor oder aber ein Feind von Arnor! Auch sie müssen sich der Ordnung fügen!”, sagte er.
“Welche Ordnung?”, hinterfragte die junge Rebellin abwertend seine Aussage.
“Es ist langsam an der Zeit,  aufzuhören Rebellin zu spielen, meinst du nicht?”.
“Ich spiele überhaupt nichts….”, erwiderte  sie scharf. “Das ist was ich bin!”.
“Du gehörst zu der gleichen Gesellschaft wie ich und alle anderen Fürsten hier… Nicht zu diesen Barbaren!”.
Octavia sah ihn verwirrt an. Sie wusste, dass Robben Rohwyne auf ihr Blut und den Status ihres Vaters anspielte. Doch was tat dies zur Sache, wenn all das vergangene Dinge sind und alle sich gemeinsam ein neues Leben in Arnor aufbauen wollten. Für die junge Frau selbst, gehörte sie zu den Rebellen, denn  auch sie war ein Opfer von Kianas Willkürlichkeit. “Du hast ja keine Ahnung…”, sagte sie nur sehr genervt.
“Wie sollen wir darauf vertrauen, dass sie uns nicht verrät?”, rief der ältere Mann der Hildamar hieß. “Wenn sie schon jetzt davon ausgeht, dass sie noch eine Rebellin ist…”.
Nervös biss sie sich auf der Unterlippe herum. War ihre Deckung nun aufgefallen? Gleichzeitig war sie verunsichert. Egal ob es nun die Rebellen oder Männer von Robben waren. Beide Seiten bezichtigten Octavia des Verrates. Sollte es noch bis zu ihrem Lebensende weitergehen, wenn sie jemals eins hatte? Musste sie sich die nächsten Jahre anhören, dass sie ein Monster war, nur weil sie sich ihren Vater nicht aussuchen konnte? Sie hatte das Gefühl nicht atmen zu können, weshalb sie sich über den Tisch, mit beiden Armen stützend, lehnte. Sie wollte nicht mit Kiana verglichen werden oder mit ihr in einen Topf gesteckt werden. Dieser Gedanke war die Hölle für sie.
“Nein… Sie ist auf unserer Seite… Sie ist sich dem vielleicht nur noch nicht ganz so bewusst…”, hörte sie die Stimme des jungen Fürsten. “...Aber tief in ihrem inneren,  weiß sie, dass es besser ist an meiner Seite zu sein.. Und jetzt schluss mit diesen Worten! Ich will nach Annúminas aufbrechen! Noch heute!”.
Vorsichtig blickte sie zu ihm auf. Von allen die sie kannte, erwartete sie diese Worte nicht von ihm. Sie bemerkte den Blick, den er ihr für einen kurzen Moment schenkte und verließ mit seinen Hauptmännern den Saal. “Kommst du?”.
“Ich werde am Tor zu dir stoßen…”, rief sie nur außer Atem. Octavia musste dringend vorher mit Phelan sprechen. Vielleicht hatte er eine Idee, was sie machen sollte.

Im Palast von Fornost suchte sie Phelan Belatan in jedem Raum. Nirgends war der Anführer der Daskina-Rebellen auffindbar. Nein… Ich muss ihn finden.., dachte sie verzweifelt. Sie konnte allerdings auch nicht Robben Rogwyne und seine Kommandanten warten lassen. Das machte sie nur noch verdächtiger. Gerade als sie die Suche aufgeben wollte, bog sie in einen anderen Gang ab und stieß dabei mit jemanden zusammen.
“Kannst du nicht aufpassen!”, rief sie verärgert. Sie rieb sich die Stirn, die dabei gegen etwas hartes stieß und schmerzte. Also sie die Person ansah, bemerkte sie, dass es Phelan war. “Ach du bist es…”.
“Was hast du es denn so eilig?”, wollte er wissen und bot ihr seine Hilfe zum aufstehen an. Sie nahm seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen.
“Robben... Er wir heute noch nach Annúminas aufbrechen und die Stadt angreifen… Ich weiß nicht wie ich ihn aufhalten soll…”, erklärte sie ihm verzweifelt.
“Du kannst es nicht aufhalten… Ich habe mit den Anführern von Pascima gesprochen.. Sie wollen keinen Frieden… Und was Indro angeht… Er scheint es nicht anders zu sehen…”, sagte er bedrückt. “Wir sollten jetzt auf unsere Leute achten und die unseren wenigstens retten…”.
Ein starker Seufzer drang tief aus ihrer Brust hervor. Ihr gefiel es gar nicht, dass unter den Rebellen wieder Krieg ausbrach. Das Ziel war so zum greifen nahe. Das Ziel gemeinsam friedlich im Norden zu leben. Doch sie wusste auch, dass Phelan recht hatte. Vermutlich konnten sie nicht alle retten. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.
“Du hast recht…”, stimmte sie Phelan zu. “Robbens Armee ist zu groß und wir sollten die retten, die wir retten können!”.
Der Gedanke stimmte sie aber nicht glücklich. Eher im Gegenteil. Sie war enttäuscht. Phelan schien das zu bemerken und packte sie an den Schultern.
“Thirak, Kael und ich werden eine Lösung finden... Mach dir keinen Kopf… Du musst Fürst Rohwyne einfach nur so lange hinhalten…”.
Sie stieß einen Schwall Luft heraus. “Was ist wenn er mir nicht vertraut?”, fragte sie besorgt.
“Dann musst du dafür sorgen, dass er es tut!”.
“Ich werde nicht einmal nützlich im Kampf sein, so wie er es sich vorstellt…”, beklagte sie weiter. Sie hatte nunmal keine Kräfte wie Kiana oder Thurion.
“Dafür bist du eine gute Kriegerin!”.
Wieder seufzte die junge Rebellin. Ihr blieb ja auch nichts anderes übrig, als Robben Rogwyne hinzuhalten. Was solls’...
“Ich muss jetzt los… Die anderen sind schon mehr als vorsichtig…”, stöhnte sie. Phelan nickte ihr zu. “Pass auf dich auf, Octavia!”.
Mit langsamen Schritten ging sie den langen Korridor weiter entlang, bis sie den Palast verließ.

Von dort aus machte sie sich auf dem Weg zu den Toren der Stadt, wo auch schon Robben wartete. Seine Armee stand bereit in Formation. Neben ihm selbst stand ein Pferd ohne Reiter. Unter dem Sattel lag eine schwarze Decke, die ebenfalls das Wappen von Arnor trug. Robben zeigte ihr mit einer Handbewegung, dass sie aufsitzen sollte. Zögerlich stieg sie schließlich auf das Pferd. Ihr blieb es nicht unbemerkt, dass sein Blick die ganze Zeit während des Aufsteigens auf ihr haften blieb.
“Wir haben schon auf dich gewartet!”, behauptete er mit einem seltsamen Unterton in seiner Stimme, den Octavia nicht ganz zuordnen konnte. Vielleicht wollte sie das auch nicht, nachdem sie sein breites Grinsen vernahm. Sie verdrehte nur die Augen und positionierte sich auf dem Sattel.
“Können wir?”, sagte sie stöhnen mit den Zügeln in der Hand.
“Aber sicher!”, entgegnete der junge Fürst noch immer lächelnd. Dann gab er den Befehl zum Aufbruch. Octavia ritt an seiner Seite, relativ weit vorne im Zug und war aufgeregt, was nun passierte...


Octavia und Robben Rogwyne auf dem Weg nach Annúminas…

 
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Annúminas (Arnor)
« Antwort #37 am: 20. Feb 2021, 23:06 »
Annúminas (Arnor)

Octavia in Annúminas…



Viele Tage waren nicht vergangen, als Octavia Galador zusammen mit Davos in Annúminas aufgegabelt hatte und ihn zu Thirak brachte. Nun war sie schon wieder dort. Diesmal nur mit Robben Rogwyne und seiner Armee. Noch immer fühlte sie sich mit dem Gedanken nicht wohl, die Männer und Frauen zu töten, mit denen sie vorher noch kämpfte um Arnor aus den Händen von Kiana Vaneryen zu befreien. Aber sie behielt stets die Worte von Phelan im Kopf: Die anderen Rebellen waren stur, also musste sie dafür sorgen, dass wenigstens ihre eigenen Leute überlebten. Auch wenn ihr nicht klar war wer dazu gehörte.
Kael, Thirak, Phelan, Davos, Indro…, zählte sie im Kopf auf. Mehr waren es nicht, die sie liebte und die auch sie akzeptierten. Egal welches Blut in ihren Adern floss.
Doch ihr blieb das große Ziel und auch Deloths Wunsch nicht aus den Gedanken. Er wollte alle untereinander vereinen ohne Krieg, ohne Leid. Ein Volk sein. Das war auch ein Traum, den Octavia hegte. Scheinbar war diese Vorstellung aber unerreichbar.
Die Armee von Robben stand in ihrer Formation und war bereit für den ersten Angriff. Diverses Kriegsgerät wurde herangeschafft. Egal ob Leitern oder ein Rammbock. Octavia saß noch immer auf dem Pferd mit der Decke des Wappens von Arnor neben dem jungen Fürsten. Auf den Mauern der Stadt erkannte sie reges Treiben. Die junge Frau war leicht mit der ganzen Situation überfordert. Noch nie nahm sie an einen Angriff einer geordneten Streitmacht teil. Sie kämpfte mit den Rebellen eher im Wald, zwischen Schlamm und Gestrüpp.
Robben befahl die Erstürmung der Stadt, sodass die ersten Soldaten unter Beschuss mit den Leitern auf die Mauern rannten. Octavia hoffte innerlich, dass die Rebellen irgendwie durchhalten konnten, doch sie war nicht zuversichtlich. Dafür waren sie zu wenige und in ganz Arnor verteilt, um es mit einer geordneten großen Armee aufzunehmen.
Besorgt sah sie zu Robben, der das Schauspiel genüsslich beobachtete. Es dauerte nicht lange und er befahl den nächsten Truppen mit dem Rammbock an das Tor nach zu rücken. Anstatt aber auf seinem Pferd weiter zuzusehen, stieg er hinab und zog seinen Helm an. Octavia wunderte sich, was er vor hatte. Wollte er wirklich mit ihnen zum Angriff voranschreiten? Sie konnte es sich allerdings kaum vorstellen. Selbst die Hauptmänner und Kommandanten Kianas hielten sich stets zurück.
Doch dann rannte er mit seinen Männern zum Tor. Octavia staunte nicht schlecht. Gleichzeitig überlegte sie was sie machen sollte. Wenn ihm etwas zu stieß, war ihr ganzen Vorhaben umsonst. Die Gefolgsleute des jungen Fürsten würden wohl kaum auf einen Vergeltungsschlag verzichten. Besonders weil es die alten Fürsten waren und der nächste nachrückte. Keine der Seiten würden nachgeben und auf die Forderungen verzichten. Weder die Rebellen, noch die alten Fürsten.
Kurzentschlossen stieg Octavia auch von ihrem Pferd, zog ihr Schwert und folgte Robben an das Tor. Die Runen leuchteten wieder Blau. Immer wenn sie es in der Hand hielt, behielt sie das Gefühl, dass ihr ganzer Arm kribbelte und eine Wärme durch ihren Körper floss. Erklären konnte sie es sich nicht.

Am Tor schlug der Rammbock mehrere male gegen das Holz, sodass es schon splitterte. Die junge Frau duckte sich ein paar mal um den Pfeilen und Bolzen auszuweichen, die auf sie niederregneten. Immer wieder gingen die Träger zu Boden, doch andere griffen sich den Rammbock , um weiter das Tor zu zerstören. Schließlich nahm auch Robben das Kriegsgerät in seinen Händen und half seinen Soldaten.
"Los, vorwärts!", rief er ziemlich laut. Seine Männer schienen durch seine Worte erst recht angespornt und schlugen den Rammbock weiter gegen die hölzernen Tore. Octavia griff sich einen Schild eines toten Soldaten und fing so viele Geschosse ab, wie sie konnte. Auch die, die auf Robben Rogwyne geschossen wurden.
Ist er verrückt?, fragte sie sich entsetzt, als er nur laut lachte, obwohl sie unter Beschuss waren. Dann endlich war das Tor aufgebrochen und die Soldaten Robbens stürmten in die Stadt. Auch der junge Fürst selbst war vorne mit dabei. Octavia hatte Mühe, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Sie eilte ihm so schnell sie konnte hinterher. Gleichzeitig wollte sie ihr Schwert nicht verwenden, um die West-Rebellen zu töten, die die Stadt in ihren Händen hielten. Es kam ihr so vor, als müsste sie ihre eigenen Leute ermorden. Die junge Frau wich den dutzenden Hieben aus und versuchte ständig Kämpfen aus dem Weg zu gehen oder parierte diese.
Erst als ihr keine andere Möglichkeit mehr übrig blieb, setzte sie ihr Schwert ein, um die Pascimas-Rebellen zu töten. Leicht fiel ihr das allerdings nicht. Aber sie musste alles daran setzen, Robben zu verteidigen, der sich wie wild durch seine Feinde kämpfte und das vorne mit dabei. Ein großer Mann versuchte auf Octavia einzuschlagen. Ihr gelang es aber immer wieder auszuweichen, bis sie einen Tritt abbekam und zu Boden fiel. Der Mann wollte sich die junge Frau packen, doch dann schrie er auf, als ein Dolch in seine Schulter geworfen wurde. Sie nutzte die Chance, sprang auf die Beide und stach ihm ihr Schwert in den Bauch.
Als sie sich schnaufend umdrehte, sah sie nur Robben, der ihr zu nickte. Das ließ sie wissen, dass er es war, der den Dolf warf und ihr half.
Sie liefen durch die Stadt zum Hauptgebäude in der Zitadelle. Immer wieder wurden sie in Kämpfe verwickelt. Schnell wurde Octavia klar, dass die Schlacht schon gewonnen war, obwohl noch einige der Rebellen versuchten die Stadt zu verteidigen. Es waren einfach zu wenige und die Truppen des jungen Fürsten stürmten die Stadt weiter.
Gerade als sie dachte, dass Robben doch noch zu Fall gebracht werden konnte, griff er sich ein zweites Schwert und besiegte seine Gegner leichtfertig. Begleitet wurden seine Taten stets von Schreien von ihm. In gewisser Weise zeigte dies Wirkung, da seine Feinde sich vor ihm fürchteten.
Er ist eindeutig verrückt!, dachte sie sich erneut, während sie ihm hinterher eilte. Gleichzeitig war sie mehr als fasziniert. Denn er kämpfte selbst, konnte dies auch noch gut und versteckte sich nicht.

Im Hauptgebäude angekommen, standen dort in einem großen Raum einige der Rebellen. Vielleicht zwanzig, soweit Octavia schnell erkennen konnte. Der Anführer der Stadt stand mit seinen Männern hinter einem Tisch. Sie sahen alle finster drein, während Robben ein breites Grinsen im Gesicht hatte und seine Augen blutrünstig funkelten. Die junge Frau empfand ein kleines bisschen Furcht, als sie ihn beobachtete. Nicht unbedingt vor dem jungen Fürsten. Sie wusste aber, dass sie, wenn sie ihrem Blutrausch verfiel, mindestens genauso war.
"Kämpfe alleine gegen mich Junge!", rief der Anführer der Rebellen aus Annúminas. "Ohne deine Armee bist du gar nichts!".
Zunächst senkte Robben Rogwyne sein Schwert, doch dann sprang er auf den Tisch, um dann den Anführer zu überwältigen und stach mehrere male auf ihn ein. Octavia, aber auch die Soldaten Robbens und selbst die Rebellen, blieben wie erstarrt stehen und beobachteten das Schauspiel. Die junge Frau war angespannt, denn noch immer befanden sich Rebellen in diesem Raum. Sie behielt ihre Kampfhaltung, um möglichen Angriffen entgegenwirken zu können.  Sie sah, wie Robben sich erhob, seine Arme ausbreitete und in sich hinein lachte, während sein Gesicht Blutverschmiert war. Er schien wahrlich ein Krieger zu sein, der vor nichts zurückschreckte.
Es dauerte auch nicht mehr lange, da ließen die restlichen Rebellen ihre Waffen fallen und zeigten ihre Aufgabe. Octavia war mehr als erleichtert, nicht weitere von ihnen töten zu müssen.

Am frühen Abend lief die junge Frau durch die Zitadelle der Stadt. Viel mehr vergewisserte sie sich, dass auch wirklich alle Rebellen, die in der Stadt überlebten, nur gefangen genommen wurden und nicht doch hingerichtet. Nachdem, wie sie Robben während der Schlacht erlebte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er wirklich Gnade walten ließ.
Ihrer Bedenken zum trotz, schien sich der junge Fürst daran zu halten und bot jedem, der sich ihm unterwarf, die Verschonung des Lebens an.
Octavia blieb an einem Fenster stehen, welches auf der Nord-Östlichen Seite gelegen war und sah in die Ferne. Die letzten Strahlen der Sonne verschwanden am Horizont und färbten den Himmel Blutrot. Sie musste an Indro denken, der irgendwo dort mit den Utarra-Rebellen war. Sie hoffte inständig, dass auch er sich mit Phelan und den anderen absprach, um sich an den Plan zu halten. Doch von ihm hörte mal nichts und niemand sprach mehr mit ihm. Er hatte sich wohl entschieden, wie er in diesem Krieg vorgehen wollte. Sie seufzte Laut und lief den Gang weiter.
In ihren Gedanken sah sie wieder das Gesicht von Robben Rogwyne vor sich. Wie er dort, blutverschmiert, saß und ein breites Lächeln auf den Lippen hatte. Sie wusste nicht recht, ob sie sich vor ihm fürchten sollte. Er schien sich von nichts zurückhalten zu lassen und ihm war jedes Mittel recht um seine Ziele durchzusetzen. Er schien nicht lange drumherum zu reden, sondern war ein Mann der Taten. Und doch hielt er sich auch an die Versprechen, jeden zu verschonen, der aufgab.
Ist er wirklich dann eine so schlechte Wahl, als Herrscher von Arnor? fragte sie sich für einen kurzen Moment. Sie wusste aber, dass es falsch war so zu denken. Wäre er ein geeigneter König gewesen, würde er die Forderungen der Rebellen akzeptieren, um weiteres Leid zu verhindern.
Weiter darüber nachdenken konnte sie allerdings nicht. Denn im großen Saal saß Robben Rogwyne auf einem Stuhl, der auf einem Podest stand und so eine Stufe erhöht war. Er war alleine. Es wäre ein leichtes gewesen, Robben zu töten und einfach zurückzulassen. Großes Chaos unter seinen eigenen Leuten, aber auch in ganz Arnor, würde ausbrechen. Die junge Frau konnte so allerdings nicht weiter denken. Irgendetwas hatte er an sich. Etwas was sie innerlich aufwühlte, aber auch ein inneres Verlangen weckte. Der Saal wurde von vielen Kerzen ausgeleuchtet. Mit vorsichtigen Schritten näherte Octavia sich ihm, der sie dabei mit seinen Blauen Augen beobachtete. Sie fühlte sich verunsichert, ob sie überhaupt überhaupt etwas und was sie sagen sollte.
“Du wirkst nicht so, als hättest du angst vor mir…”, erhob er plötzlich seine Stimme. Octavia schluckte. Natürlich fürchtete sich etwas vor ihm, nachdem was sie in der Schlacht gesehen hatte. Aber auch vor ihren inneren Gefühlen, die sie mehr als verunsicherten und die sie nicht zuordnen konnte. Sie versuchte ruhig zu bleiben. Mit etwas Abstand zu ihm blieb sie stehen.
“Nein, bin ich nicht…”, antwortete sie nur kurz. Ihre brüchige Stimme war kaum zu überhören. “...Du hast mir nur nicht erzählst, dass du selbst ein Krieger bist…”.
Robben erhob sich von seinem Stuhl und näherte sich ihr.
“Was bringen mir sonst ein Schwert und eine Rüstung?”, entgegnete er selbstverständlich. “Die meisten Fürsten, egal ob die alten von Früher, oder die meinen noch in dieser Position zu stehen, schauen sich eine Schlacht von der Ferne an, um sich dann selbst für den Sieg feiern zu lassen… Doch das will ich nicht!”.
Er stand nun direkt vor ihr, wenn auch noch erhöht. “So grausam dein Vater auch war, bewundere ich ihn für eine Sache: Er selbst wollte niemals eine Seite in einem Geschichtsbuch eines anderen werden… Er wollte, dass man sich an ihn erinnert! Auch ich will, dass man sich an mich erinnert, Geschichten über mich erzählt und Lieder über meine Siege singt!”.
Octavia schwieg vorerst. Für sie war es nicht wichtig, dass man sich an sie erinnerte. Die Hauptsache war, dass das was sie tat auch für die nachfolgenden Generationen gut war. Sie senkte leicht den Kopf, da sie angst hatte dass Robben in ihren Augen etwas sah, was sie nicht kontrollieren konnte. Trotzdem blickte sie noch immer mit ihren Grünen Augen in seine Blauen. Der junge Fürst nahm ihr Gesicht in seine Hände und richtete ihren Kopf wieder weiter nach oben.
“Ich musste in meinen frühen Jahren viel ertragen… Schon immer galt ich als Krank, da meine Knochen schnell brachen, als ich ein Kind war... Als mein Vater im Krieg gegen deinen Vater starb, war ich der junge Fürst, dessen Zukunft hoffnungslos war… Meine Mutter heiratete einen Mann, der nur den Status als mein Vormund ausnutzte… Noch vor der Schlacht in Carn-dûm gegen die Horden der Dunkelheit, ermordete ich ihn… Ich lernte meinen Hass in das Kämpfen zu lenken!”, erzählte er und sah Octavia weiter tief in ihre Grünen Augen. Sie selbst blickte ihn noch immer verunsichert an. Obwohl es eher unbeabsichtigt war, waren ihre Lippen leicht geöffnet und ihr Atem schwer.
“Auch in deinen Augen, sehe ich dieses Gewitter… Du musst es auch nicht leicht gehabt haben, die Bürde deines Vaters auf den Schultern zu tragen, dieses mächtige Blut, das in deinen Adern fließt… Dann noch all das Leid, das  du durchmachen musstest…”., sagte er weiter und ging mit seinem Daumen ihre Unterlippe entlang. Am liebsten wollte sie einfach nur flüchten, doch sie konnte nicht. Ihr ganzer Körper war erstarrt.
“...Wir beide können gemeinsam noch so viel erreichen…”.
Ihre beide Lippen kamen sich näher und näher. Unkontrolliert strecke sie ihm ihren Kopf entgegen. Was tu ich hier?!, dachte sie sich. Ihr Herz raste und sie hatte das Gefühl, ihr ganzer Körper bebte. Bevor sie sich jedoch berührten, wurden die Türen des großen Saals aufgeschlagen und der Mann der Hildamar hieß, kam herein. Sofort sprang Octavia einen Schritt zurück und richtete sich ihre Haarsträhnen, die ihr in das Gesicht rutschten. Es war wohl besser so zu tun, als war nichts passiert.
Warum mache ich das, ärgerte sie sich über sich selbst. Ich darf den Plan nicht aus dem Sinn verlieren!. Die junge Frau kniff sie selbst in den Unterarm, um an etwas anderes zu denken. Sie spürte es, dass ihre Wangen erröteten, das es nicht angenehmer machte. Als sie zu Robben sah, machte er ein entnervtes Gesicht.
“Hildamar, was gibt es?”, fragte er. Octavia räusperte sich nur unschuldig.
“Mein Herr, unsere Späher berichten, dass sich Utarra unter Indro mit einer Gruppe von Kriegern in Bewegung gesetzt hat…”, erklärte er schnaufend.
Octavia sah zu Robben, der sich abwandte. Er nahm etwas in die Hand und schien es fest zu drücken. So fest, dass das Blut aus seiner Faust tropfte. Die junge Frau war verwundert, warum er das tat. Sie kannte es selber von sich, wenn der innere Schmerz so groß war dass sie einen äußerlichen zum ausgleichen suchte. Doch sie konnte sich nicht erklären, warum Robben das machen sollte.
“Gleich Morgen früh werden wir aufbrechen… Wir werden dieses kleine Problem aus der Welt schaffen…”, knurrte er. “...Danach marschieren wir weiter weiter nach Hügelstadt…”.
“Jawohl, mein Herr!”, erwiderte Hildamar und verließ den Raum wieder.
Es war das, wovor Octavia die ganze Zeit angst hatte: Indro, der nicht mit sich reden ließ und nun in den Kampf zog. Sie musste es verhindern. Doch wie? Sie konnte nicht einmal Phelan um Rat fragen. Er war zu weit weg. Ihre Gefühle, die mehr als durcheinander geraten waren, blockierten ihren Kopf. Sie musste bis zum nächsten Tag eine Lösung finden. Vielleicht fiel es ihr leichter wenn sie geschlafen hatte.
“Ich… Ich werde mich etwas ausruhen..”, sagte sie nur und verließ so schnell sie konnte den Raum. Sie musste wieder zu sich kommen. Einen klaren Verstand...


Octavia in Annúminas…
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Hügel von Evendim (Nördliches Arnor)
« Antwort #38 am: 24. Feb 2021, 21:33 »
Hügel von Evendim (Arnor)

Octavia in der Nähe der Evendim Hügel…


Octavia bekam die ganze Nacht kaum ein Auge zu. Sie war noch immer ganz durcheinander, was ihre inneren Gefühle anging. Sie war sich nicht einmal im klaren, was diese bedeutete. Waren es wirklich Gefühle, die sie für Robben Rogwyne hegte? Sehnte sie sich einfach nur mach jemandem, der sie so akzeptierte wie und was sie war?
Aber wenn es wirklich so war, konnte sie sich doch nicht einfach in ihren Feind verlieben und noch auf ihn einlassen. Die junge Frau hatte so viele Fragen und Gedanken dazu im Kopf. Auch fühlte sie sich schlecht, wenn sie an Deloth dachte. Er war zwar tot, doch sie fühlte sich ihm gegenüber noch verpflichtet. Natürlich ließ sie sich auch auf Loki ein. Das war aber eine andere Situation. Mit Loki war es eher eine Spielerei, um ihre Bedürfnisse zu stillen. Dazu kam noch, dass der junge Fürst von Arnor alle Rebellen bedrohte und das ganze Vorhaben zunichte machte. Dennoch fühlte es sich bei Robben anders an. Wirklich mit jemanden darüber sprechen konnte sie nicht. Was würden Phelan, Kael aber auch Thirak über sie denken, wenn sie ihnen sagte, dass sie etwas für Robben fühlte.
Vielleicht bilde ich mir das nur ein, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Eigentlich wollte sie ihr Zimmer, welches spartanisch eingerichtet war, gar nicht mehr verlassen. Aber sie musste ja wieder an Robbens Seite sein, denn er wollte am Morgen wieder aufbrechen. Ihr war es nur ein Rätsel wie sie ihm begegnen sollte, nachdem sie sich am Vortag fast näher gekommen waren. Für sie war es mehr als peinlich und sie fürchtete sich, dass er in ihren Augen etwas bemerkte, was ihr selbst noch verborgen blieb.
Sie packte ihre wenigen Sachen zusammen und sah das Schwert neugierig an. Sie fragte sich, warum es so leuchtete und warum es eine Wärme in ihr verbreitete. Thirak verlor darüber kein einziges Wort, als er es ihr gab. Die junge Frau befestigte ihr Schwert in der Scheide wieder auf ihren Rücken. Ein lauter Seufzer drang aus ihr heraus. 
Ihr fielen wieder die Worte von diesem Hildamar ein. Er behauptete, dass Utarra mit Indro angreifen wollte. Eine Idee wie sie es verhindern könnte, hatte sie allerdings noch immer nicht. Sie konnte ja nicht einfach abhauen und zu Indro reiten. Robben wollte sie an seiner Seite haben. Somit war das fast unmöglich. Außer es bot sich eine Gelegenheit.
Octavia lief die steinigen Korridore entlang und eilte in den Vorhof der Zitadelle. Sie hatte schon Befürchtungen, wieder die letzte zu sein die ankam. Doch draußen bemerkte sie, dass Robben auch noch nicht da war, die Truppen aber Abreisebereit.
Dann endlich kam er aus einem anderen Bereich der Zitadelle und zog seine Handschuhe fest. Einige der Hauptleute der Armee folgten ihm. Robben hatte wie immer seinen zufriedenen Gesichtsausdruck und als er zu Octavia sah, nickte er nur kurz ihr zu. Sie selbst wandte sich nur ertappt ab und sie spürte die Wärme die in ihre Wangen stieg. Schnell stieg sie auf ihr Pferd und wartete auf die Abreise. Diesmal schien der junge Fürst sie dabei nicht zu beachten und würdigte sie keines Blickes. Octavia war etwas verwundert. Sonst hätte sie immer seine vollste Aufmerksamkeit. Obwohl die junge Frau noch nicht einmal wusste, warum es sie überhaupt störte. Deshalb war sie froh, dass die Truppen aus der Stadt marschierten. Zunächst versuchte sie sich an Robben zu orientieren und bei ihm zu bleiben, doch sie gab es schnell auf, weil sie keine Beachtung bekam und er reitend mit seinen Hauptleuten Sprach und scherzte. Also blieb sie getroffen ziemlich weit hinten im Zug.

Außerhalb der Stadt, hinter den Evendim Hügeln, befand sich Octavia weiterhin relativ weit hinten. Sie blieb auf Abstand zu der Armee und versuchte noch nach einer Möglichkeit zu überlegen, Indro zu retten. Gleichzeitig verließ aber nicht der Gedanke ihren Kopf, dass Robben Rogwyne sie nicht mehr beachtete oder zumindest weniger. Die Sonne ging langsam unter und hing tief am Himmel. Die Strahlen ließen die ganze Landschaft golden-orange leuchten. Die Armee machte hinter den Evendim-Hügeln eine Rast. Bald erreichten sie die Grenze Arnors zu Angmar, wo auch das Utarra-Rebellenlager war. 
Viele Zelte standen geordnet aufgebaut um das von Robben. Er selbst blieb mit seinen Hauptmännern in seinem Zelt, sodass Octavia ihn die ganze Zeit nicht sag. Es war vielleicht die  Möglichkeit einfach zu Indro abzuhauen und ihn zu warnen.  Aber die Gefahr war zu hoch, dass sie von irgendjemanden gesehen werden würde. Sie konnte das nicht riskieren. Immerhin hing das Leben vieler Menschen von ihren Entscheidungen ab. 
Die junge Frau saß die ganze Zeit an einer Feuerstelle und schnitzte mit einem Messer die Stöckchen, die um sie herum lagen. Es diente eher dazu sich abzulenken, als Zeitvertreib, als dass sie etwas Vernünftiges herstellen wollte. Immer wieder versuchte sie eine passende Lösung zu finden. Doch ihre Gedanken schweiften jedes mal zu Robben und die Situation am Vorabend.
Endlich verließen die Hauptmänner das Zelt des jungen Fürsten. Octavia zögerte noch einen Moment und stach ihren Dolch mehrere male in die Erde. Vielleicht weil sie etwas wütend war. Vielleicht auch nur, weil sie nachdenklich war. Schließlich beschloss sie in das Zelt Robbens zu gehen. 

Sie stampfte wütend hinein und blieb starr Fäuste ballend am Eingang stehen. So viele Worte schwirrten in ihrem Kopf, aber keines davon brachte sie über ihre Lippen, als sie den jungen Fürsten dort an einem Tisch sitzend sah. Er sah sich diverse Schriftstücke an. Octavia kam sich mehr als albern vor, denn sie wusste nicht einmal, was sie so verärgerte und warum sie so reagierte. Noch nie zuvor verspürte sie ein solches Gefühl. 
Noch immer stand sie dort schweigend, wie angewurzelt und angespannt.
"Bleib nicht da stehen. Komm herein und setz dich…", bat er ruhig, als er sie endlich bemerkte. 
Ihre innerliche Starre löste sich und mit vorsichtigen Schritten lief sie auf Robben, um sich auf einen Hocker zu setzen, der neben ihr stand.
"Was gibt es, Octavia?", fragte er freundlich.
Auch wenn die jungen Frau lieber wissen wollte, warum er sie am Mittag so behandelte, schob sie den Gedanken hinten an. Denn es war wichtiger die Utarra-Rebellen zu retten.
"Du kannst nicht gegen Indro kämpfen… Lass mich mit ihm reden! Er wird dich nicht bekämpfen, bitte!", fing sie verzweifelt an. Sie nahm seine Hände und rutschte etwas zu ihm rüber, um ihm näher zu sein.
"Du weißt dass das nicht stimmt… Indro wird kämpfen… Koste es was es wolle…", entgegnete er leicht besorgt.
"Du musst es mich versuchen lassen… Bitte… Du wolltest, dass ich dir in diesem Krieg nützlich bin!", flehte sie schon fast.
"Wenn meine Armee vor seinen Türen steht, hat er die Möglichkeit die Waffen niederzulegen! So viel kann ich dir entgegenkommen…".
"Du weißt, dass er das eher als Provokation sieht… Ich muss alleine mit ihm sprechen!", bestand Octavia weiter darauf. Sie musste ihn irgendwie überzeugen. Aber wie?
"Ich kann es nicht riskieren, dass er dich dort behält…", sagte Robben Rogwyne und brachte seinen Kopf in einer leichten Schieflage. 
Sie kannte Indro. Gefangen nehmen würde er sie nicht. Immerhin hatte sie nichts verbrochen. Sie kniete inzwischen vor ihm auf dem Boden und legte ihren Kopf auf ihre Hände, die in seinem Schoß lagen. Sie seufzte leicht. 
Ihr kam eine Idee, wie sie ihn zumindest für eine Zeit aus dem Weg schaffen konnte und sie vielleicht vollstes Vertrauen erlangte. Sie war eine Frau. Robben schien, zumindest noch vor Tagen, ihr nicht abgeneigt gewesen zu sein. Und hässlich war er keinesfalls. Somit lohnte es sich wenigstens. Damit konnte sie gleichzeitig ihre eigenen Bedürfnisse und Verlangen befriedigen. Dann konnte sie auch direkt herausfinden, was ihre Gefühle bedeuteten. Ein gewissen Kribbeln breitete sich in ihr aus, wenn sie daran dachte. Endlich wollte sie ihn berühren, auch wenn es falsch war. Vielleicht auch genau deswegen. 
Ich sollte so etwas nicht denken…
Doch gerade als sie den Gedanken ausgedacht hatte, setzte sie sich auf seinen Schoß. Sie war zu ihm gedreht und legte ihre Arme um den jungen Fürsten. 
Was mach ich da… Ich sollte das nicht tun!, sagte sie zu sich selbst. Wie aus Geisterhand küsste sie Robben immer und immer wieder. Er wehrte sich auch keineswegs dagegen, eher im Gegenteil.
Octavia schlüpfte aus ihrem Oberteil, welches Robben ihr rasch auszog. Die junge Frau öffnete eilig seinen Gürtel und küsste ihn weiter. Sie befreite sich aus ihrer Hose und setzte sich auf den kleinen Tisch. Dabei  schmiss sie die Dinge die darauf standen zu Boden. Robben erhob sich ebenfalls und stand vor ihr am Tisch, während Octavia ihm half aus seiner Kleidung zu kommen.
Als er sie umarmte und ihren Nacken küsste, spürte sie nur, wie er sie hochhob. Sie umschlang ihn mit Armen und Beinen, als er sie zu dem Feldbett des Zeltes trug. Innerlich versuchte sie sich dagegen zu wehren, doch sie konnte nicht. Zu sehr wollte sie es selbst. Selbst ihr Gewissen, dass das nicht der richtige Weg war, schaltete sich ab. Die junge Rebellin konnte es nicht mehr leugnen, dass sie es selbst so sehr begehrte. Ihr war es in diesem Moment egal… An nichts mehr wollte sie sonst denken… Alle Sorgen für diesen einen Moment vergessen…

Octavia lag noch eine Zeitlang wach neben Robben. Er umarmte sie von hinten. Er war schon eingeschlafen. Das entnahm sie seinem langsamen Atm. Im Hinterkopf hatte sie noch stets die Gefahr, die den Utarra-Rebellen und Indro drohte. Als Robben Rogwyne sich im Schlaf von ihr abwandte, nutzte sie die Chance um sich vorsichtig aus dem Bett zu erheben. So leise es ging, zog sie ihre schwarze Kleidung wieder an. Sie sah mit einem schiefen Lächeln zu Robben. Hatte sie sich etwa ernsthaft in ihn verliebt? Oder war es nur so wie bei Loki? Ihn fand sie auch attraktiv und begehrenswert. Das war es aber auch schon. Sie war sich nicht sicher. Bei Robben hatte sie ein schlechtes Gewissen, einfach so zu gehen, ohne nur etwas zu sagen und zu Indro zu gehen.
Octavia schnappte sie sich ihr Schwert und verließ das Zelt kopfschüttelnd.
Die meisten Soldaten im Lager haben sich, zu ihrem Glück, auch schon schlafen gelegt. Lediglich einige wenige Wachen patrouillierten.
Die junge Frau schlich sich duckend zwischen den Zelten durch. Sie löste am Rand des Lager sein Pferd von dem Pflock und führte es einige Schritte mit sich. Erst als sie ein ordentliches Stückchen entfernt war, stieg sie in den Sattel und ritt los in Richtung Norden. Sie wollte vor Sonnenaufgang zurück sein, sodass Robben am besten überhaupt nichts von ihrer Abwesenheit erfuhr. Das war das letzte was sie gebrauchen konnte.

Nicht weit entfernt vom Lager traf sie tatsächlich auf eine Gruppe. Sofort ritt sie auf diese zu. Die Krieger Indros mussten die junge Frau zu ihm bringen, bevor es zu spät war.
“Hey!”, rief sie. Die Männer gingen sofort in Angriffsstellung. Sie zogen ihre Schwerter und richteten ihre Bögen auf Octavia.
“Ich bin kein Feind! Ich bin hier um mit Indro zu sprechen!”, sagte sie außer Atem.
“Und wer sagt uns, dass du nicht hier bist, um uns auszuspionieren?”, fragte einer der Männer äußerst misstrauisch.
“Ich bin Octavia… Ich war Indros Blutkriegerin!”, antwortete sie.
“Ah, du bist dieses Mädchen… Die für den Jüngling kämpft… Also bist du unser Feind!”.
Noch bevor Octavia etwas erwidern konnte, ertönte eine weitere männliche Stimme von etwas entfernter: “Es ist in Ordnung, Gunnar… Lass sie sprechen!”.
Als Octavia blinzelnd in die Richtung sah, um zu erkennen, von wem die Stimme aus der Dunkelheit war, erkannte sie schließlich Indro. Ihr Herz ging auf, als sie ihn endlich sah.
“Indro ich bin so froh dich zu sehen…”, wollte sie gerade sagen.
“Sprich, Mädchen… Was willst du hier?”, fragte Indro verbittert.
“Robben Rogwyne steht mit seiner Armee nicht weit von hier… Wenn ihr angreift, ist das euer Untergang!”.
Indro schnaubte nur. “Wenn das so ist, soll es so sein..”.
Octavia verstand nicht. Wo war nur der Lehrmeister hin, den sie so bewunderte. Der, der sie zu seiner Blutkriegerin machen wollte. Der ihr so viel beibrachte.
“Indro bitte… Es darf nicht wieder wie damals in Minas-Tirith passieren… Du setzt deine Leute einer Bedrohung aus…”, flehte sie fast.
“Und was sollte es dich kümmern?”.
“Ich bin nur auf Robben Seite, damit ich euch alle beschützen kann! Um was anderes geht es mir dabei nicht… Phelan und ich haben einen Plan… Dafür brauchen wir aber Zeit!”, behauptete die junge Frau und stieg von ihrem Pferd. Sie ging einige Schritte auf Indro zu und packte ihm am Arm. “Bitte Indro… Ich schaffe es sonst ohne dich nicht!”.
Gut… “, seufzte er schließlich. “Ich werde meine Männer zurückrufen...Pascima lauert hier herum und wir können eine Pause gebrauchen...”.
Auch Octavia seufzte erleichtert. Sie hatte schon die Befürchtung, er wollte sich nicht darauf einlassen.
“Du solltest, sobald es dir möglich ist, in den Eregionwald zur Daskina Siedlung reiten… Thirak und auch Kael warten dort… Sie entwickeln einen Plan, der Robbens Armee in Schach halten kann und den Zusammenhalt der Rebellengruppierungen zurückholt!”, sagte sie, als sie wieder zu ihrem Pferd ging und auf dessen Rücken stieg.
“Ich muss wieder los, bevor Robben verdacht schöpft…”, sagte die junge Frau. “...Die Armee wird morgen Mittag hier eintreffen…”.
Mit diesen Worten ritt sie so schnell sie konnte zurück zum Lager. Sie musste schnell sein. Wenn jemand Verdacht schöpfte, war der ganze Plan hinfällig. Robben würde dadurch sicher nicht mehr die Rebellen verschonen wollen.
Gerade ritt ihr Pferd um eine Kurve, da spürte sie nur einen dumpfen Schlag gegen ihren Brustkorb, sodass sie zu Boden fiel und das Bewusstsein verlor...


Octavia nördlich der Hügel von Evendim...
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Nord-östlich der Evendim Hügel(Arnor)
« Antwort #39 am: 28. Feb 2021, 10:52 »
Nord-östlich der Evendim Hügel(Arnor)

Octavia irgendwo im Norden Arnors…


Langsam kam die junge Frau wieder zu sich. Sie erinnerte sich nur noch daran, dass sie zu Indro eilte, um ihn und die Nord-Rebellen vor größerem Unheil zu bewahren. Dann ritt sie zurück zum Lager der Streitmacht von Robben Rogwyne. Sie erinnerte sich an den Schlag, der sie am Brustkorb traf. Noch immer schmerzte die Stelle. Octavia wollte ihre Brusz berühren um sich selbst abzutasten. Vermutlich stieß sie gegen einen Ast, der zu weit an den Weg wuchs. Doch sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Durch das Gefühl, welches sie durch ihre Hände hatte, musste sie auf dem Boden sitzen, der leicht feucht war. Sie vernahm leise Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte. War sie wirklich noch alleine? Waren Indro und die Utarra-Rebellen dort und haben sie gefunden?
Vorsichtig blinzelte sie, damit sie etwas erkennen konnte. Die junge Frau erkannte drei Männer um eine Feuerstelle sitzen. Es mussten Utarra-Rebellen sein. Langsam wollte sie sich erheben, stellte aber schnell fest, dass sie gefesselt war.
Was zur Hölle soll das, dachte sie sich verwundert. Der Morgen war inzwischen  angebrochen. Sie wollte schon lange zurück bei Robben sein, damit dieser kein Verdacht schöpfte. Nun war es vermutlich zu spät. Vielleicht aber, schaffte sie es noch rechtzeitig um sich zu erklären.
"Hey ihr…", rief die junge Frau. "...Bindet mich gefälligst los… Indro wird es sicher nicht gefallen!".
Es herrschte großes Schweigen, als die Männer sich zu ihr wandten. Dann lachten alle drei lautstark. Octavia verstand nicht wieso. Sie fand daran überhaupt nichts witzig. Das Leben vieler Nord-Rebellen hing davon ab, ob sie zu Robben zurückkehrte, oder nicht.
"Hey! Schwachköpfe! Hört ihr nicht richtig?", schimpfte sie vorlaut. Nachdem sie das sagte, stand einer der Männer auf und kam mit einem Messer auf Octavia zu. Er beugte sich zu ihr und hielt das Stück Metall in ihr Gesicht. Er strich damir breit grinsend ihre Konturen entlang.
"Der Schwachkopf kann auch einfach dein hübsches Gesicht zerschneiden!", drohte er. Die junge Frau verzog nur ihr Gesicht. Sie verstand nicht, was die Männer damit bezwecken wollten.
"Ich bin auf eurer Seite… Schickt nach Indro… Er wird es euch erklären… Das Schicksal von euch Nord-Rebellen hängt davon ab, dass ich zurück zum Lager der Armee des Fürsten gelange!", erklärte sie verzweifelt. Der Mann erhob sich nur lachend und rief: "Dann haben wir ein Problem weniger!".
Erst jetzt wurde Octavia bewusst, dass es keine Utarra-Rebellen waren. Es mussten also Männer von Pascima sein. Was sollte sie nun nur machen? Sie hatte versagt…
"Warum sagst du so etwas? Wir haben vereint gegen Kiana gekämpft…", sagte Octavia getroffen. "...Alleine können wir als Rebellen nicht viel erreichen…".
"Du warst doch die erste, die sich diesem jungen Fürsten angeschlossen  und uns alle verraten hat…", entgegnete der West-Rebell verärgert.
"Mir blieb keine andere Wahl… Robben hätte meinen Bruder getötet… So bleibt mir wenigstens die Möglichkeit Informationen zu bekommen, sodass wir einen Plan entwickeln können, um ihn zu besiegen…", versuchte sie deutlich zu machen und wurde dabei lauter.
"Und wir tun alles was in unserer Macht steht, um unsere Leute zu beschützen… Da hast du wohl den kürzeren gezogen… Fürst Rogwyne wird sicher daran interessiert sein, dich wiederzubekommen… Du bist doch die, mit diesem Blut der Maiar…".
"Pff…", machte die junge Frau nur. "Robben wird es egal sein…".
Der Mann beugte sie wieder zu ihr herunter und hielten einen Finger unter ihren Kinn. "Dann wirst du sterben!".
"Dann töte mich jetzt… Ich habe sowieso nichts zu verlieren…", sagte sie streitlustig. Sie wusste, dass Robben sicher schon mit seiner Armee zu den Utarra-Rebellen gezogen war. Diese konnten wohl kaum den Angriff standhalten. Besonders nachdem Octavia ihnen noch sagte, dass sie sich zurückziehen sollten.
"Genug!", rief einer der anderen Männer. "Wir sollten zu den anderen aufbrechen, bevor… Urgh …", ehe er aussprechen konnte, schrie er auf und fiel mit einem Speer in seinen Bauch um. Die anderen beiden Männer griffen so schnell sie konnten nach ihren Waffen und sahen sich verängstigt um. Im ersten Moment hoffte Octavia auf Indro und seine Männer, die noch irgendwo in der Nähe sein konnten. Spätestens als sie die Hufen von Pferden hörte, wusste sie dass es nicht die Nord-Rebellen waren.
Eine ganze Reiterschar preschte heran und tötete die Pascima Rebellen. Einer der Reiter, der einen weißen Umhang trug, stieg von seinem Ross herunter und kam auf Octavia zu. Irgendwie versuchte sie sich aus den Seilen zu befreien, als er sein Schwert zog, doch es war vergebens. Die junge Frau kniff ihre Augen zu, als der Mann seine Hand mit der Waffe erhob und wartete nur auf den Schmerz, der ihr Leben ein Ende setzte. Doch sie spürte nur wie die Fesseln sich lösten und die Seile zu Boden fielen.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, erkannte sie den älteren Mann Namens Hildamar, der gerade seinen Helm abnahm, der sonst immer an Robbens Seite war. Zwei Soldaten halfen ihr auf die Beine. Octavia sah sich irritiert um. Es waren tatsächlich Männer Robbens, die alle das Wappen Arnors trugen. Sie versuchte unter den Reitern den jungen Fürsten zu erblicken, doch er schien nicht unter ihnen zu sein.
"Wo ist Robben?", fragte Octavia aufgebracht.
"Lord Rogwyne ist mit der Armee weiter marschiert, um die Nord-Rebellen zu besiegen… Und nach eurem Verschwinden war es sein höchstes Anliegen, euch aus den Griffen der Verräter des Landes zu befreien!", entgegnete Hildamar.
"Es war ein Irrtum… Das waren Männer von Pascima nicht Utarra… Wir müssen schnell zu Robben… Indro wollte sich ergeben… Bitte.. ", versuchte Octavia zu erklären und drängte den Mann zum Aufbruch. Er blieb aber nur wie angewurzelt stehen. "Worauf wartest du?", drängte die junge Frau weiter.
"Selbst wenn es so ist wie ihr sagt, was ich mir bei weitem nicht vorstellen kann, ist es jetzt zu spät… Der Angriff ist schon voll im Gange und mein Auftrag ist es euch in unser nächstes Lager zu bringen…", erwiderte der Mann trocken.
Das kann nicht sein… Indro…, dachte sie sich voller Entsetzen. Sie wollte sich ein Pferd schnappen, um zum Utarra-Rebellenlager zu reiten und schlimmeres verhindern. Doch auf Befehl Hildamars ließen die Soldaten das Pferd nicht los.
"Ich muss so schnell es geht dorthin…", hastete sie.
"Mein Befehl ist klar: Ich soll euch zu unserem Lager bringen… Entweder ihr kommt freiwillig mit oder ich muss euch fesseln  anlegen lassen!", sagte der Mann ziemlich bestimmend.
Octavia starrte ihn sprachlos an. Anstatt er ihr die Möglichkeit gab, weitere Sinnlose Tode zu verhindern, beharrte er auf seinen Auftrag. So gerne hätte sie einfach ihr Schwert gezogen und ihn getötet. Sie wusste aber, dass es das gesamte Vorhaben gefährdete. Ein lauter Seufzer stand tief aus ihrem Brustkorb heraus.
Ihr blieb erst einmal nichts anderes übrig, als Hildamar zu folgen und zu hoffen, dass Indro nichts weiter zustieß. Also nickte sie ihm zu.
"Gut…", sagte er dann und gab den Befehl zum Aufbruch. "...Auch wenn es mir ein Rätsel ist, was Lord Rogwyne mit euch will… Ihr seid auch nur ein Abkömmling Thurions… Der Lord sieht in euch eine Nützlichkeit… Ich nicht!".
Octavia sah ihn schief an. Im Endeffekt war es ihr egal was Robben an ihr sah. Hauptsache der Plan ging auf. Natürlich hatte sie gewisse Gefühle für ihn, aber sie sah wieder die Pläne der Rebellen im Vordergrund. Sie sagte allerdings nichts und folgte ihm einfach, wenn auch mit gesenktem Kopf. Der Gedanke an das Schicksal von Indro und den Utarra-Rebellen ging ihr nicht aus dem Kopf...


Octavia auf dem Weg in den Nord-Osten Arnors…
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Nord-östlich der Evendim Hügel(Arnor)
« Antwort #40 am: 2. Mär 2021, 15:03 »
Nord-östlich der Evendim Hügel (Arnor)

Octavia im Lager der Armee von Arnor…


Octavia hoffte noch weiter beständig darauf, dass Indro überlebt hatte. Wenn die Pascima-Rebellen nicht da gewesen wären, hätte sie es rechtzeitig geschafft. Stattdessen wurde sie gefangen genommen. Sie musste dringend mit Robben sprechen. Sie musste wissen was während der Schlacht passiert war.
Als sie das Lager mit Hildamar und seinen Männern erreichte, machte sie sich sofort auf den Weg, um Robbens Zelt aufzusuchen.
Mit schnellen Schritten stürmte sie hinein, hatte schon etliche Vorwürfe auf der Zunge liegen. Doch sie musste feststellen, dass der junge Fürst gar nicht in seinem Zelt war. Sie seufzte. Wie sollte sie ihn unter all den Männern im Zeltlager finden? Octavia sah sich etwas um. Auf einem Tisch lagen viele Schriftstücke. Viele von ihnen trugen das Wappen der Familie Stark von Angmar und die Unterschrift von Lady Lynn. In den meisten tauschten sie sich scheinbar über die Lage des gesamten Nordens aus, über Gold und Soldaten. Alles für Octavia eher uninteressant. Ein Brief erregte allerdings doch ihre vollste Aufmerksamkeit und ließ sogar ihr Herz für einen kurzen Moment stocken. Lady Lynn sprach in diesem Schriftstück über die Befreiung des gesamten Nordens und von einer Hochzeit, die Angmar und Arnor gegen Kiana Vaneryen und auf alle Zeit vereinen sollte. Und wortwörtlich sprach sie über die Hochzeit von Robben Rogwyne und Lynn Stark, die er sogar schon zugestimmt haben musste. Auch schien Robben vorher etwas von einer Waffe gesprochen zu haben, da Lady Stark darauf antwortete und erfreut war endlich, dass sie etwas hatten, was gegen die Krone und Kiana half.
Octavia war mehr als getroffen, als sie die Worte las. Noch am Vorabend hatte sie für einen kurzen Moment gedacht, dass Robben doch wirklich etwas für sie empfand. Wahrscheinlich irrte sie sich wie so oft nur wieder und er sah sie, wie all die anderen, nur als Mittel zum Zweck, bei der Robben nicht abgeneigt war, sie zwischendurch in sein Bett einzuladen.
Dieser Mistkerl.., ärgerte sie sich innerlich. Auch wenn sie nicht ganz wusste warum. Immerhin hatte er ihr nichts versprochen und nicht gesagt, dass er sie liebte und alleinstehend war. Doch sie hatte wieder all seine Berührungen, seinen Geruch und seine Blicke im Sinn. Wie konnte ich mir auch nur etwas darauf einbilden… Ich bin eine Kriegerin… Für mich ist so etwas sowieso falsch und macht mich nur schwach…, spielte sie es nur enttäuscht herunter.
"Du bist eine Frau, der man nicht vertrauen kann…", hörte sie plötzlich die Stimme Robbens hinter sich, die sie erstarren ließ. Octavia hoffte, dass der junge Fürst nicht sah, dass sie in seinen Briefen stöberte. Doch wahrscheinlich war es naiv zu glauben, er hatte erst vor kurzem den Raum betreten.
Verdammt! Sie fühlte sich mehr als ertappt und biss sich nervös auf der Unterlippe herum. Was sollte sie auch dazu sagen.
"...Du bist eine Frau, die Männer verrückt werden lässt…", sagte er weiter, während er näher auf Octavia Schritt, die ihn noch weiter erschrocken anstarrte. Sie  fragte sich was er damit meinte und schwieg zunächst.
"War es von Anfang an nur dein Plan, mich gefügig machen, damit du abhauen konntest?", hakte er mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
"N-nein!", entgegnete sie sofort. "Ich wollte die Schlacht abwenden… Indro wollte sich ergeben…".
"Und dann lässt er dich entführen? Das hat ja scheinbar einwandfrei funktioniert!", stellte Robben mit einem Lächeln fest.
"Es war nicht Indro! Es waren Pascima Rebellen!", verteidigte sie ihren ehemaligen Mentor.
"Das ist bedauerlich…".
"Ja, er und die Utarra-Rebellen sind jetzt umsonst gestorben, obwohl er sich dir unterwerfen wollte!", fauchte Octavia.
"Indro ist nicht tot… Ich wusste doch, wie sehr du an ihm hängst… Er und viele seiner Leute haben schnell kapituliert…", erwiderte Robben ruhig.
Indro nicht tot ? Diese Nachricht freute sie natürlich. "Wo ist er?", wollte sie direkt wissen.
"Er wurde mit einigen anderen nach Fornost gebracht…".
Octavia seufzte erleichtert. Sie wunderte sich nur über seine Aussage. Warum sollte er sich darum kümmern wer ihr wichtig war? Nachdem sie die Briefe las und so wie er herüber kam, war er ja sonst eher egoistisch eingestellt.
"Aber warum hast du überhaupt angegriffen, anstatt auf mich zu warten?", fragte sie verdutzt.
 "Weil ich dachte dir sei etwas zugestoßen…".
"Ja und was interessiert es dich wenn ich sterbe? Ist das nicht das was du eigentlich willst?", hakte sie weiter. Der junge Mann lächelte sie daraufhin an und lehnte sich an den Tisch. "Ich kann dich jetzt nicht sterben lassen…".
"Ach stimmt… Ich bin nur ein Mittel zum Zweck…", keifte sie. Robbens Blick wurde ernst und er verschränkte seine Arme.
"Ich kümmere mich um deine lieben… Mache mir Sorgen um dich… Und trotzdem hasst du mich, entstellst mein Bild und kritisierst mich…", beschwerte er sich und sah getroffen drein.
"Du hast doch keine Ahnung…", entgegnete Octavia betrübt. Sie spürte wie ihre Augen glasig wurden, versuchte es allerdings zu unterdrücken. Vor dem jungen Fürsten zu weinen war das letzte was sie wollte.
"Was ist wenn das alles vorbei ist oder ich dir nicht hilfreich bin? Dann ist es dir egal wenn ich sterbe ?", fragte sie mit brüchiger Stimme. "Du heiratest Lady Lynn… Und was ist dann? Was ist mit den übrigen Rebellen und… mit mir?".
Der junge Fürst ging einige Schritte auf sie zu und hielt mit seiner linken Hand ihre Hüfte und seine rechten legte er an  ihr Gesicht.
"Du bist das wunderschönste, was mir jemals passiert ist!", hauchte er sie an, während seine rechte Hand an ihren Hinterkopf wanderte. Octavia sah zu ihm auf.  Die junge Frau wunderte sich über die Worte. Wollte er sie nur wieder um den Finger wickeln?
"Ich bin dazu geneigt, das Versprechen mit Lady Stark zu brechen, weil du so wundervoll bist...".
Octavia spürte, wie die linke Hand Robbens an ihr Gesäß wanderte.
"...Und dazu trägst du das Blut eines Miars  in dir… Wir sollten heiraten und zusammen die Welt verändern!".
Octavia war eigentlich keine Frau, die sich an einen Mann binden wollte. Aus welchen Gründen auch immer, war sie in diesem Moment davon nicht abgeneigt.
"Ich liebe dich…",  rutschte es ihr heraus, "...Und ich weiß dass du mich liebst…".
Die beiden küssten sich und landeten schließlich auf dem Boden, sodass Octavia auf ihn war. Sie wusste, dass es für den ganzen Plan eine schlechte Sache war, ich ausgerechnet in ihn zu verlieben. Aber sie konnte nicht anders, egal wie sehr sie sich innerlich dagegen wehrte.

Am Abend saß Octavia mit Robben und seinen Hauptmännern an aufgestellten Tisch und aßen gemeinsam. Octavia saß direkt bei Robben. Die Hauptmänner aus Arnor und Angmar sprachen und scherzten über die Schlachten. Die junge Frau schwieg die meiste Zeit.
"Wenn ihr König von Arnor seid, mein Lord, dann wird das Land wieder aufblühen so wie damals in den alten Zeiten!", rief einer der Hauptmänner mit hochgehaltenen Becher. Die anderen jubelten ihm zu.
"Das einzige was mich verärgert ist, warum dieses Mädchen an unserem Tisch sitzt…".
Octavia hörte schon gar nicht mehr hin. Sie kannte die üblichen Anfeindungen der Menschen im Norden aufgrund ihres Vaters schon.
"Nun…", fing Robben an, "...Bald schon werdet ihr sie als eure Königin  von Arnor kennen… Meine Frau!".
Octavia verschluckte sich fast, als sie gerade einen Schluck trank und er seine Absichten preisgab. Der jungen Frau blieb nicht aus, mit welcher Überzeugung er dies sagte und mit einer zufriedenen Tonlage. Allerdings fragte sie sich nur, ob er einfach nur befriedigt des Beischlafs wegen war, oder ob er es wirklich ernst meinte. Sie selbst hatte das schon fast vergessen. Immerhin wusste sie, dass es sicher keine gute Idee war, wenn sie noch mit den anderen Rebellen Pläne schmiedete. Auch wenn sie deshalb inzwischen gegenüber Robben ein schlechtes Gewissen bekam.  Unter den Anwesenden brach großes getuschelt aus. Octavia selbst war das etwas unangenehm.
"Mein Lord, ihr habt Lady Lynn schon ein Versprechen gemacht… Wo wäre unsere Ehre, wenn wir nicht uns nicht daran hielten!", warf Hildamar ein.
"Ich kann euch verstehen, Lord Rogwyne. Sie ist äußerst hübsch und ich wäre nicht abgeneigt das Bett mit ihr zu teilen…", sagte ein weiterer Hauptmann und lachte dabei, "...Aber ihr dürft nicht vergessen wer sie ist: Die Tochter eines Maia und Halbschwester von Königin Kiana!".
Octavia ahnte schon, dass es wieder Konflikte verursachte. Als sie zu Robben sah, bemerkte sie seinen finsteren Blick.
"Ich kann das so nicht hinnehmen! Deshalb werde ich mit meinen Männern nach Angmar zurückkehren! Ich bin dem Hause Stark treu und kann es nicht dulden, wenn ihr euch mit einem Monster vermählt…", sagte ein weiter der Hauptmänner. Er erhob sich und und verließ den Tisch. Weitere standen auf und folgten ihm. Octavia vermutete, dass es wohl die anderen Anführer aus Angmar waren. Plötzlich herrschte eine unglaubliche Stille.
"Mein Fürst, ihr könnt es nicht ernst meinen… Sie ist ein Monster… Ist kein Mensch…", fing Hildamar an.
"Lady Lynn ist im Vergleich zu mir eine alte Frau und... Hinterfragt ihr etwa meine Entscheidungen, Lord Rohstt?", entgegnete Robben genervt.
"Mein Herr… Ihr könnt euch nicht euren Gelüsten hingeben… Ihr seid kein Junge mehr! Ihr habt Verantwortung!", schrie Hildamar Rohstt schon fast.
Octavia beobachtete Robben weiter. Er sah wütend aus und spielte mit einem Messer in in seiner Hand herum, indem er es imme wieder in den Tisch drückte.
"Ich bin euch dankbar, dass ihr meiner Familie immer treu wart und mir so vieles beibrachtet, Hildamar…  Ich denke ich habt aber langsam ausgedient…", schimpfte der junge Fürst.
"Habt ihr den Verstand verloren? Dieses Mädchen hat euren Kopf total verdreht… Ihr seid verrückt...Ihr solltet vielleicht in euer Bett gehen…".
Im selben Moment sah Octavia nur, wie ein Messer an ihr vorbei flog und in Hildamars Brust landete. Erschrocken sprang sie auf und starrte auf das Geschehen. Der alte Mann hielt sich seine Wunde und sackte zu Boden.
"Wie mir scheint gilt die Treue von einigen nicht mir, sondern vielmehr Lady Lynn! Wir wollen Arnor wieder auferstehen lassen und dabei können wir niemanden gebrauchen, der uns daran hindern will!", rief er laut. "Wer braucht schon die alten Fürsten, egal ob von Angmar oder Arnor… Wir werden gemeinsam Arnor erstarken lassen! Versteckt ihr euch auch hinter der alten Ehre und riskiert den Verlust des Ziels, oder steht ihr hinter eurem König und kämpft für mich, koste es was es wolle?".
Die Hauptmänner erhoben sich, zogen ihre Schwerter und riefen immer wieder den Namen Robbens.
Auch wenn Octavia noch schockiert war, faszinierte sie der junge Fürst. Einmal weil er scheinbar hinter ihr stand -damit war er ja fast der einzige- und zum anderen, dass er seine Männer trotz allem auf seine Seite ziehen konnte.
Für sie selbst war es gleichzeitig gut, da sie das Vertrauen Robbens genoß und sich seine Armee gleichzeitig  scheinbar verkleinert hatte. Sie musste dringend mit Phelan Belatan sprechen, sobald sich die Möglichkeit ergab…


Octavia im Lager der Armee von Arnor…

« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 22:21 von >Darkness< »
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Nord-östlich der Hügel von Evendim (Arnor)
« Antwort #41 am: 4. Mär 2021, 19:06 »
Nord-östlich der Evendim Hügel (Arnor)

Octavia mit Robben und seiner Truppe an der Grenze Arnors zu Angmar…


Octavia war noch immer verwundert, dass Robben zu ihr hielt und dadurch den Verlust von Verbündeten riskierte. Er tötete sogar dafür seinen Lehrmeister und Mentor. Sie war sich nur nicht sicher, ob er es tat, weil er sie wirklich liebte, oder weil er alles daran setzte, sie als Waffe einsetzen zu können. Wie auch immer das funktionieren sollte. Sie hatte ja keine Kräfte, so wie sie Kiana Vaneryen nachgesagt worden waren.
Was passierte nur, wenn er es bemerkte und schließlich einsah, dass Octavia in diesem Fall nutzlos und nur eine gute Kriegerin war? Liebte er sie dann plötzlich doch nicht mehr? Oder schlimmer: Tötete er sie dann auch?
Ihr gingen so viele Fragen und Gedanken durch den Kopf. Obwohl sie inzwischen ihre Gefühle akzeptierte, dass sie Robben liebte, fürchtete sie sich vor ihm. Immerhin zögerte er nicht seine eigenen Leute zu töten. Auch wenn es für die Sache der Rebellen gut war, wenn der junge Fürst einen Teil seiner Armee verlor, machte sie sich sorgen. Natürlich wollte sie ihre Liebsten schützen und war der Meinung alle Rebellen sollten gleichermaßen an der Bestimmung von Arnor teilhaben. Aber dadurch, dass sich die Fürsten Angmars zurück zogen, war Robben angreifbar. Auch weil die Fürsten aus Angmar einen direkten Angriff auf die Armee von Arnor planten. Octavia wollte sowohl ihren Bruder Kael, Thirak, Indro, Davos und Phelan retten als auch Robben, der dazu auch noch selbst an den Schlachten beteiligt war und sich nicht versteckte.

So kam es auch, dass die Fürsten aus Angmar sich mit den Pascima-Rebellen, die im Norden Arnors wanderten, zusammen taten um einen Angriff auf die übrige Armee Robben Rogwynes starteten. Die Truppen Arnors standen geordnet in Reih und Glied einer Streitmacht der Soldaten aus Angmar und Kriegern der Pascima-Rebellen entgegen. Die junge Frau stand bei Robben ganz vorne. Ihr blieb nicht aus, dass die Soldaten nervös waren. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass die Reihen deutlich gelichtet waren.
Octavia beobachtete, wie Robben sein Schwert zog und es hoch in die Luft hielt.
"Heute kämpfen wir für unser Land! Für das bestehen von Arnor! Die Verräter wollen einen Norden unter der Herrschaft eines Fürsten aus Angmar… Aber ich sage euch: Nur Arnorer werden über Arnorer herrschen!", schrie der junge Fürst. Seine Männer jubelten ihm zu.
"Haben wir Angst vor dem Tod? Nein! Jeder der stirbt, hat sein Leben für das Erbe der Númenorer gegeben und wird mit den Ahnen herab auf das aufstrebende Arnor sehen!", dabei lief er durch die Reihen und schlug den Soldaten gegen die Schilde, der die so weiter motivierte, als sie ihm zu jubelten. Octavia war mehr als beeindruckt. Vor allem auch, weil sie von Seiner Energie und seinen Worten angesteckt wurde. Genau wie seine Männer, die danach alles andere als Ängstlich wirkten. Sie waren bereit. Bereit für ihren König und Arnor zu sterben.
Als Octavia in den klaren Himmel blickte, erkannte sie schnell eine Salve von Pfeilen, die auf sie zu flogen. Robben schien das auch zu sehen und breitete seine Arme aus und presste einen Schrei in die Richtung heraus.
Octavias Herz raste, denn die Pfeile kamen immer näher und der junge Fürst hatte scheinbar keine Angst von einem getroffen zu werden. "Robben!", rief sie nur ängstlich, um ihn auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Doch er hörte nicht. Immer wieder sah sie zu ihm und in den Himmel. Sie duckt sich und kniff aus Angst die Augen zu. Doch kurz bevor die Pfeile auf sie niederregneten, sprangen die Soldaten mit ihren Schilden davor.
Robben Rogwyne gab seinen Bogenschützen den Befehl das Feuer zu erwidern, die auch sofort ihre Pfeile anlegten und verschossen.
Kurz danach rief er zum Angriff und die ersten Soldaten stürmten auf ihre Feinde zu. Octavia blieb mit Robben zunächst dort stehen. Sie war mehr als nervös. Ihre Position war leicht erhöht, sodass sie einen guten Ausblick auf das Schlachtfeld hatten.

Dann befahl der junge Fürst den nächsten Angriff, bei dem er selbst vorne mit stürmte. Octavia zögerte zunächst. Sie haderte mit sich selbst, ob sie ihm in den Kampf folgen sollte oder nicht. Die Schlacht war nicht eindeutig. Einen Sieger gab es eine Zeit lang nicht. Aber nur dabei zu sehen konnte sie auch nicht. Die Nachhut blieb regungslos stehen und sah sich das geschehen an.
"Was ist los? Worauf wartet ihr?", fragte sie energisch einen der Hauptmänner, der aber nicht reagierte.
Verdammt!, regte sie sich innerlich auf.
Die junge Frau zog ihr Schwert, welches wieder blau -fast schon Lila- leuchtete und  beschloss einzugreifen. So schnell sie konnte rannte sie in das Kampfgeschehen. Es dauerte nicht lange und sie musste gegen die ersten Feinde kämpfen. Im Kampfgetümmel erblickte sie Robben, der sich blutüberströmt durch seine Gegner kämpfte. Octavia versuchte so gut sie konnte zu ihm zu gelangen, was nicht ganz so einfach war. "Kämpft für mich und euer Land!", versuchte Robben seine Männer zu motivieren. Gerade als er die Worte rief, sah Octavia, dass er einer der Soldaten Angmars, der hinter Robben auftauchte, ihn mit seinem Schwert in den Oberschenkel schnitt. Obwohl der junge Mann zu Boden ging, tötete er den Angreifer.  Octavias Herz blieb stehen. Sie hatte die Befürchtung, er würde nun getötet werden.
"Ich bin Robben Rogwyne!", rief er trotzdem laut, fast schon verrückt. "Niemand kann mich töten! Ich kann niemals sterben!!".
Die junge Frau war verwundert. Besonders weil er die Worte rief, obwohl er umzingelt von Feinden war.
“Wir sind nicht hier, um als alte Männer in den Betten sterben! Unsere Ahnen sollen Stolz auf uns sein!”
Sie musste etwas tun. Sie musste ihm zur Hilfe eilen. Wenn er starb, geriet alles außer Kontrolle. Octavia sprintete zu Robben, doch es schien zu spät gewesen zu sein. Denn die Soldaten schlugen und traten ihn. Trotzdem hielt er nicht inne und rief immer wieder die gleichen Worte.
Sie kämpfte sich durch die umgebenden Feinde, bis sie von einem gepackt wurde und mit einem Schlag auf den Hinterkopf auf die Knie gezwungen wurde. Irgendwie versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen, doch die Männer hielten sie a  Boden. Ihr gingen all die Gedanken durch den Kopf: Der Plan der Daskina-Rebellen, ihre Liebsten, das Chaos das Ausbrechen würde und Robben. Auch aber wieder Deloth, da sie das Gefühl hatte sie hintergangen ihn und die dunkle Gestalt, die sie immer wieder in den Träumen heimsuchte. Die Gedanken an Kiana und all die Tausenden Menschen die in den Flammen den Tod fanden.
Sie spürte nur, wie die unendliche Traurigkeit, die Leere und all das Leid in ihr hochkam. Sie fast schon auffraßen. So viel Verantwortung lastete auf ihren Schultern und auch so viel Hass.
Eine anfangs angenehme Wärme durchströmte ihren Körper. Ein Kribbeln durchdrang alle ihre Gliedmaßen. Eine Kraft, die um jeden Preis aus ihr heraus wollte und ihr das Gefühl gab, ihr Brustkorb zerberstete.
Sie streckte ihre Hand zu ihren Angreifern aus, die wie aus Geisterhand einige Schritte leicht nach hinten gedrückt worden waren. Die Männer schienen selbst davon verwundert und eingeschüchtert gewesen zu sein, weshalb sie sich vorsichtig von Octavia entfernten. Sie selbst bekam davon eher wenig mit. Das Gefühl wieder in ihren Blutrausch zu verfallen übermannte ihren ganzen Körper. Schnell griff sie sich ihr Schwert, das inzwischen  dunkel-Lila leuchtete und tötete die Soldaten Angmars und die Krieger der Pascima-Rebellen.
Auch wenn sie selbst nicht wusste, was genau sie da tat, streckte sie ihre Hand zu ihnen aus, sodass sie durch die Luft geschleudert wurden. In ihrer Wut fühlte es sich für sie an , als hielt sie ihre Hand in Feuer. Wieder streckte sie die Hand nach vorne aus und ein Feuerball schoss hervor, der die weiteren Feinde in Flammen aufgehen ließ. Im nächsten Moment schoss sie einen Violetten Strahl aus ihrer Hand, der die Männer aus allen Gesichtsöffnungen bluten ließ, sodass diese schreiend und tot zu Boden stürzten. Viele von ihnen flüchteten bereits, doch Octavia wurde von ihren Gefühlen und Kräften kontrolliert, hatte keine Macht mehr über ihren eigenen Körper. Die nächsten Männer brachte sie wieder mit einer Druckwelle aus ihren Händen zu fall. Die Druckwelle war wie eine unsichtbare Klinge, die den Soldaten zusetzte.
Erst als die Erschöpfung sie ergriff, wurde ihr klar was sie dort getan hatte. Die junge Frau zitterte am ganzen Leib und war wie erstarrt. Im Hintergrund lachte Robben siegessicher, während die Pascima-Rebellen und Männer Angmars flüchteten. Einige von ihnen warfen ihre Waffen weg und gingen auf ihre Knie. Selbst die Soldaten Arnors sahen alle ängstlich drein und waren sich nicht sicher, ob sie sich hinter ihren Schilden verstecken oder selbst flüchten sollten. Es herrschte sonst eine unheimliche Stille. Lediglich Robbens verrücktes Lachen war zu hören.
Ihr blutüberströmtes Gesicht verfärbte sich in eine fiebrige Röte und auf  ihrer Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen, sodass es sich für sie wie eine Fieberkrankheit anfühlte. Sie fiel voller Entkräftung auf ihre Knie und atmete schwer. All ihre Gedanken waren verschwunden und dennoch fühlte sie sich mehr als unwohl, wegen dem was sie anrichtete. Mit langsamen und schleppenden Schritten ging sie zurück auf die Erhöhung, um zu ihrem Pferd zu gelangen.  Sie wollte nur noch das Blut ihrer Feind abwaschen….


Octavia auf dem Schlachtfeld an der Grenze Arnors zu Angmar…

« Letzte Änderung: 4. Mär 2021, 19:10 von >Darkness< »
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Umgebung um Hügelstadt, östlich der Wetterberge (Arnor)
« Antwort #42 am: 7. Mär 2021, 19:31 »
Umgebung um Hügelstadt, östlich der Wetterberge (Arnor)

Octavia mit Robben und seiner Armee in Richtung Hügelstadt…


Noch immer saß die Erschütterung in Octavia tief. Niemals in ihrem Leben hatte sie daran gedacht, dass sie zu so etwas fähig war. Auch  hatte die Erschöpfung ihren gesamten Körper fest im Griff. Dennoch verspürte sie die Anspannung der Soldaten Arnors. Niemand von ihnen sagte ein Wort. Es herrschte regelrechtes Schweigen den ganzen Weg über. Für Octavia war es fast schon unangenehm, da sie wusste, dass sie dafür verantwortlich war. Jetzt teilte sie nicht nur das Blut mit Kiana. Nun hatte sie auch noch eine innere Macht in sich ruhen, die sie nicht kontrollieren konnte. Das musste das sein, wovon alle sprachen. Wovor sich alle fürchteten. Selbst Robben, der die ganze Schlacht über aus seinen Kampfgebrüll nicht mehr hinaus kam, war die ganze Zeit über Stumm. Allerdings wirkte er sehr zufrieden. Immerhin bekam er das, was er so lange begehrte: Einen Vorteil durch Octavia. Ihr selbst machte es Angst.
Die junge Frau ritt weit nach vorne, schon aus dem Sichtfeld der Truppe. Sie wollte all das Blut der Männer, die in der Schlacht durch ihre Kraft getötet worden waren, abwaschen. Sie brauchte auch nicht lange und fand eine kleine Quelle, in der ein Wasserfall von einer Felswand hinein prasselte. Rasch zog sie ihre Kleidung aus, behielt allerdings ihre Unterwäsche an. Vorsichtig fühlte sie mit ihren Zehen vor, wie kalt das Wasser war. Zu ihrem Glück war es recht angenehm.
Nachdem sie ihren Zopf löste, hüpfte sie zügig in die Quelle und tauchte mit ihrem ganzen Körper unter Wasser. Sie wusch sich den Dreck und das Blut aus den Haaren. Endlich hatte sie einen Moment für sich alleine. Einen Moment der Entspannung. Als die junge Frau wieder auftauchte, ging sie mit ihren Händen durch ihre Haare und kämmte diese mit den Fingern nach hinten. Sie schöpfte Wasser in ihr Gesicht und rieb auch dort den Schmutz ab.  SIe atmete einmal tief durch  und schwamm ein bisschen in der Quelle herum.
Als sie sich plötzlich umdrehte, erschrak sie fast, als sie Robben auf einem Halm kauend dort auf einem Felsen sitzen sah. Er schien sie schon eine Weile zu beobachten. Am Wasser herum standen einige wenige Wachen. Octavia war bis zum Kinn im Wasser.  Robben sah verträumt in ihre Richtung.
“Es ist sehr angenehm… Willst du nicht auch rein kommen?”, fragte sie ihn zufrieden.
“Nein, ich beobachte dich lieber!”, antwortete er kopfschüttelnd. Dabei deutete er auf sein Bein, das verbunden war. Octavia erinnerte sich an den Schnitt, den ein Krieger der West-Rebellen ihm zugefügt hatte.
“Es sagt mir nur nicht zu, gar nichts von dir zu sehen…”, sagte Robben mit einem enttäuschten Unterton in seiner Stimme.  Octavia grinste ihm zu. Sie war froh, dass er sich wenigstens nicht vor ihr fürchtete. “...Abgesehen davon, sind wir ja sowieso nicht alleine…”.
Die junge Frau sah daraufhin zu den Wachen und biss sich auf der Unterlippe. Sie wusste ja, dass sie noch ihre Unterwäsche an hatte. Wahrscheinlich konnte Robben das nicht sehen. Mit einem Satz erhob sie sich im Wasser, sodass sich ihr Oberkörper außerhalb befand. Sie grinste dem jungen Fürsten zu und zauberte ihm so ein ein Lächeln in das Gesicht. Bei den Wachen um ihn herum machte sie fast eine Enttäuschung in ihren Blicken fest, dass sie nicht vollständig entblößt war.  Die junge Frau kam aus der Quelle hinaus und wrung ihre Haare aus. Danach trocknete sie sich mit einem Tuch ab, was eher ein Mantel war.
Beim anziehen ihrer Kleidung wandte sie sich an Robben, der sie weiterhin verträumt beobachtete. “Hast du keine Angst vor mir?”, wollte sie wissen. Der provokante Klang in ihrer Stimme war deutlich hörbar.
“Nein, ich bin eher fasziniert… Noch nie habe ich so etwas gesehen…”, entgegnete er, “...Zusammen können wir so viel erreichen… Zuerst hier in Arnor… Dann im gesamten Norden… Wir könnten über ganz Mittelerde herrschen, wenn wir es wollten…”.
Octavia verzog genervt ihr Gesicht. Das waren nicht unbedingt die Worte die sie hören wollte, aber immerhin verabscheute er sie nicht. Als Robben sich erhob, sah sie, dass er eine Art Krücke bei sich trug, um sein verletztes Bein zu entlasten. Allerdings sagte sie nichts dazu. Warum auch? Er zog sich seine Verletzung im Kampf zu. Das sprach wohl für ihn, da er sich nicht aus Angst versteckte, so wie all die anderen Fürsten von Mittelerde. Selbst Kiana schien ja nicht mehr selbst in die Schlacht zu ziehen, sondern befahl ihren Soldaten nur die Angriffe und schickte sie in den sicheren Tod.
Octavia seufzte schwer, wenn sie an Kiana dachte. Nun verband die beiden nicht nur das Blut. Nein. Auch noch die innere Macht der Maiar stellte eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden dar.
“Wie ich hörte haben sich die Anführer der Truppe aus Angmar nach Hügelstadt zurückgezogen. Dorthin wo auch Lady Lynn sein müsste… Ich bin neugierig, ob sie von unserem Vorhaben schon weiß…”, sagte er lachend und zwinkerte Octavia zu. Die junge Frau war sich nicht sicher, ob sie das auch lustig finden sollte. Immerhin waren ihre Kräfte gefährlich und wahrlich nicht zum scherzen. “...Wir werden dorthin marschieren… Hügelstadt ist ja auch eine Stadt Arnors und sollte in unserer Hand liegen!”.
Rasch befahl er seinen Hauptmännern den Aufbruch der Armee. Mit langsamen Schritten folgte sie dem jungen Fürsten, der leicht humpelnd vor ihr lief. Seine Wachen schienen ihm nicht mehr von der Seite zu weichen. Gleichzeitig spürte sie fast die Angst der Männer.
Hoffentlich sehen sie mich nicht jetzt erst recht als Monster, machte sie sich innerlich Sorgen. Ihr war es schon genüge, dass sie stigmatisiert wurde, nur weil sie die Tochter Thurions und Halbschwester Kianas war. Laufend rieb sich die junge Maia ihren Nacken, der sich mehr als verspannt anfühlte, bis sie bei den Truppen waren. DIe Soldaten, die dort wieder in ihren Formationen standen, wirkten noch immer angespannt und ängstlich. Viele von ihnen hielten weiten Abstand, traten sofort beiseite, wenn Octavia durch die Reihen wollte um zu ihrem Pferd zu gelangen. Auch wenn es ihr in gewisser Weise leid tat, da sie nicht wollte, dass sich vermeintliche Verbündete vor ihr fürchteten. Sie stieg auf ihr Pferd und sah seufzend mit hochgezogenen Augenbrauen  zu Robben rüber, der ihren Blick nur mit einem Lächeln erwiderte. Dann ritten sie los um nach Hügelstadt zu gelangen, was nicht mehr weit weg war.

Endlich erreichten sie Hügelstadt. Es war keine Stadt, wie Annúminas oder Fornost, die an der alten Númenorischen Architektur angelehnt war. Sie wirkte gegen die beiden großen Städte recht einfach. Eine Mauer umgab die Gebäude und eine kleine Burg bildete eine Zitadelle in der Stadt.
Die Tore waren natürlich verschlossen und die Wachen wollten Robben und seine Armee nicht hinein lassen. Warum auch, wenn die geflohenen Truppen aus Angmar die Stadt besetzten und Robben quasi den Krieg erklärt hatten. Eine Belagerung konnte sich der junge Fürst Arnors nicht erlauben. Sie hatten kein schweres Kriegsgerät bei sich und die Männer Armee hatte in den letzten Tagen viele Schlachten geschlagen und waren Müde. Besonders nach der fast Niederlage, die Octavia dank ihrer Kräfte abwenden konnte. Abgesehen davon, dauerte eine Belagerung zu lange. Also ritt Robben mit seinen Bannermännern zum Tor. Octavia betrachtete das Schauspiel von der Ferne, auch wenn ihr nicht wohl dabei war. Es genügte ein gezielter Pfeil, der ihn zu Fall bringen konnte. Aber wozu machte sie sich darüber Gedanken? Auch in den Schlachten war er stets vorne dabei.
Was auch immer er am Tor sagte, sorgte dafür, dass sich die Torflügel öffneten. Die junge Frau staunte nicht schlecht. Einer der Bannermänner ritt zurück in ihre Richtung und wandte sich direkt mit gesenktem Kopf an Octavia. “D-der Fürst wünscht, dass ihr i-ihn be-begleitet…”, stammelte er hinaus. Sie ging erst gar nicht auf ihn ein und trieb ihr Pferd schnell an, um zu Robben zu gelangen.
“Wir haben eine persönliche Audienz bei Lady Lynn!”, sagte er breit grinsend. OCtavia war sich nicht ganz sicher, ob das alles eine gute Idee war. Vielleicht liefen sie in eine Falle. “Du meinst wirklich, das ist eine gute Idee?”, fragte sie direkt und zog ihre rechte Augenbraue misstrauisch hoch.
“Ich denke schon.”.
“Du denkst?”, wiederholte sie sie das Wort entsetzt und drückte dabei einen Schwall Luft heraus. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Fassungslosigkeit machte sich in ihr breit. Robben zuckte nur mit den Schultern und führte sein Pferd durch die Tore. Kopfschüttelnd sah sie ihm noch eine Zeitlang hinterher. Seine Hauptmänner schienen auch erst zu zögern. Erst als Octavia sich schließlich dazu entschloss Robben zu folgen, folgten sie ihr.
Die Gruppe wurde durch die Hauptstraße der Stadt direkt zu der kleinen Burg geführt. Zwischenzeitlich hatte Octavia Zeit, sich wenigstens von ihrem Pferd aus umzusehen. Viele Schaulustige versammelten sich an der Straße und sahen flüsternd zu Octavia. Sie konnte sich schon denken, dass sich das Ereignis inzwischen herumgesprochen hatte. Geheimnisse blieben im Norden wohl nicht lange geheim. Von innen sah die Stadt genauso heruntergekommen aus, wie Annúminas und Fornost. Die Banner, die die Krieger von Angmar trugen und das Wappen auf ihren alten Rüstungen erinnerte sie an das gleiche, welches Thirak auf seiner Rüstung hatte. Ein grauer Wolf auf weißem Grund. Das musste das Wappen der Familie Stark sein, die das vorherrschende Adelsgeschlecht von Angmar waren. Warum auch immer musste sie dadurch an das Wappen Thurions denken. Er selbst hatte einen Wolf als Wappentier. Allerdings nur einen Wolfskopf, in Rot auf schwarzem Grund. Sie besaß eines. Jenes, welches Eldarion ihr damals in Angmar in die Hände drückte.

Schließlich erreichten sie die Burg. Dort stiegen sie von ihren Pferden ab und wurden hinein in einen großen Saal geführt. Etliche Männer saßen dort versammelt, vermutlich die Fürsten und Anführer. Am anderen Ende des Saals saß eine Frau, die edle Stoffe und Felle trug. Octavia hatte sie schon einmal gesehen. Es war Lynn Stark, die Halbschwester Thiraks.
Die junge Maia war angespannt, so viele bewaffnete Menschen in einem Raum zu sehen, während Robben und sie deutlich in der Unterzahl waren. Alle schwiegen, bis die Frau Angmars íhre Strenge Stimme erhob.
“Wie ich hörte, habt ihre die Dinge, die wir uns versprochen haben gebrochen, Lord Rogwyne… Wie gedenkt ihr euch zu erklären?”.
Octavia sah zu Robben, der nach Worten suchte und lachend schnaubte. Sie empfand die Situation alles andere als zum Lachen.
“Was soll ich sagen? Die Liebe hat mich ergriffen…”, antwortete er schließlich verzögert.
“Mir scheint, als sei euch der Ernst der Lage nicht bewusst, Lord Rogwyne… Es geht hier um die Befreiung des Nordens… Den Kampf gegen die Tyrannei Kianas… Und ihr setzt deshalb alles was wir erreichen wollen auf’s Spiel? Wegen der Liebe?”, entgegnete Lady Lynn erbost. “Mein… Bruder… hatte einst deshalb Kiana nicht töten können… Weshalb sie noch immer auf dem Thron sitzt…”.
Sofort wurde Octavia hellhörig. Sie hörte diese Geschichte bereits von Thirak. Er erzählte ihr, dass er die Möglichkeit hatte, die Königin einfach zu töten, als sie die Stadt zerstört hatte. Doch er konnte es nicht. Scheinbar war Lynn davon alles andere als begeistert.
“Wenn ihr gesehen hätten, wozu sie fähig ist, könntet ihr mich verstehen, Lady Stark…”, behauptete er auf Octavia zeigend und klang dabei plötzlich mehr als ernst. Als sie alle Augen, auch die von Lady Lynn, auf sie richteten, war ihr nicht ganz wohl.
“Ich denke ich möchte nichts über eure… Gründe für… Den Beischlaf eurer Geliebten wissen, aber…”.
“Nein! Das ist es nicht! Eure Männer haben sicher schon von der letzten Schlacht erzählt! Sie ist eine Waffe, die wir gegen Kiana einsetzen können! Sie hat mindestens die gleiche Macht wie die elende Königin!”, sagte er ziemlich laut und überzeugt, während er sich über die Lippen leckte.
Die junge Maia fühlte sich mehr als beobachtet, als Lynn sie von oben bis unten musterte. “Ihr da! Tretet vor!”, befahl sie.
Octavia zögerte nicht lange und trat einige Schritte vorwärts und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken. Dabei nahm sie eine gerade Haltung ein.
“Ich kenne euch… Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?”, wollte Lynn wissen.
“Das sind wir… Das ist schon eine Weile her… Es war in Carn-dûm… Octavia!”, antwortete Octavia rasch und kopfnickend.
“Wusstet ihr schon damals von euren Kräften?”.
Die junge Maia dachte an ihre erste Begegnung. Erst kurz vorher, sagte und zeigte Eldarion ihr die Wahrheit über ihren Vater. Sie musste zu diesem Zeitpunkt ja erst einmal selbst damit klar kommen.
“Nun ja… Ich habe kurz vorher durch Eldarion von meinen wahren Vater erfahren...Thruion…”, antwortete Octavia.
Ein lautes Getuschel und Geflüster brach im ganzen Saal aus. Hätte sie lieber den Namen vermeiden sollen? Sie hatte schon damals von Davos zu hören bekommen, dass der Name Thurion kein hohes Ansehen mehr in Arnor genoss.
“Ich hoffe ihr wisst, dass Thurion den Menschen von Angmar großes Leid zugefügt hatte… Auch ist er der Vater Kianas…”, fing Lynn an und wandte sich dabei an Robben. “...Ihr habt Angmar damit zweimal betrogen… Ihr habt das Verlöbnis, dass unsere beiden Völker vereinen sollte gebrochen, und euch für die Tochter des verrückten Königs entschieden…”.
Die Gedanken an Davos Worten kamen der jungen Frau wieder in den Sinn. Er behauptete stets ein Freund Thurions gewesen zu sein und dass der irre König nicht immer schlecht war. Sie wusste nicht warum genau, aber die Worte glitten ihr fast unkontrolliert aus dem Mund: “Verzeiht mir... Lady... Stark… Ich habe nicht viel Ahnung von diesen Dingen… Ich bin nur ein einfaches Mädchen… Aber hatte Thurion nicht alles daran gesetzt, um Angmar zu beschützen? Ich meine, er hat Angmar wieder groß werden lassen, hat seine Krone niedergelegt und wollte sogar den Krieg beenden und seinen Anspruch auf das Reich von Mittelerde niederlegen, nachdem er von mir... ”.
Mittendrin stoppte sie den Satz. Ach egal… Ist ja nicht so wichtig, dachte sie sich. Weiter brach großes Geflüster aus und die Männer im Raum sahen auf Octavia. Sie wusste auch nicht genau warum sie das überhaupt sagte. Es war sicher nicht Zielführend. Ein Mann, der schon viele Lebensjahre hinter sich gebracht haben musste, erhob sich von seinem Platz.
"Ich hörte viele Geschichten über den verrückten König… Mein Vater erzählte mir immer, dass unser Haus das geworden ist, was es heute ist, weil Thurion die Streitereien im gespaltenen Angmar beendem konnte… Wer würde nicht alles in Bewegung setzen, wenn seine eigene Familie getötet wird…", sagte der Mann stolz, "...Wir haben eure Familie gerächt Lady Stark… Wir haben unsere in der Schlacht von Minas-Tirith gerächt, auch wenn es nicht absehbar war, wie Königin Kiana handeln würde… Thurion wollte die seinen retten.. Seine Töchter, nachdem sein Sohn von Imrahil hingerichtet wurde!".
"Denkt an Kiana, Fürst Lareon! Sie ist genauso verrückt geworden wie ihr Vater!", rief ein weiterer Mann.
"Ihr habt recht…", sagte er und zog sein Schwert. Octavia griff nach ihrem und hielt es fest, falls sie es ziehen musste. "...Kiana hat ihren Weg gewählt… Den Weg der Dunkelheit… Doch dieses Mädchen hat sich dafür entschieden für uns alle im Norden zu kämpfen! Ganz gleich ob Kiana ihre Schwester ist oder nicht! Für sie möchte ich kämpfen!".
Nachdem er diese Worte sprach kniete er sich auf den Boden und stützte sein Schwert auf den Boden. Octavia war mehr als verdutzt. Sie spürte es, dass viele in diesem Saal es ebenfalls waren. Zumindest deutete sie es aus deren Blicken. Ein weiterer Mann zog sein Schwert. “Wir haben gesehen, wozu Thurion und Kiana fähig waren… Wir haben die Kräfte seiner zweiten Tochter auf dem Schlachtfeld gesehen… Doch trotzdem ist sie hier. Nicht um uns zu töten, nein… Sie kämpft für uns alle und gibt uns die Möglichkeit zu leben und den Norden endlich zu befreien! Vor ihr möchte ich Knien!”.
Nachdem sich dieser Fürst auf sein Schwert kniend stützte, taten es ihm viele anderen Anführer und deren Gefolgsleute gleich und zogen ihre Schwerter, um sie vor Octavia niederzulegen. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Genau das war es, was sie nicht erreichen wollte. Es war schon schlimm genug für sie in Verbindung mit ihrem Vater und Kiana gebracht zu werden. Doch dass sich andere Menschen ihr unterwarfen war niemals ihre Intention oder ihr verlangen gewesen. Sie sah sich selbst nur als Kriegerin, die Freiheit für sich und die anderen Menschen forderte.
Unsicher sah sie zu Robben, der offensichtlich mehr als erstaunt war und mit offenem Mund in die Runde sah. Auch Lady Lynn wirkte ziemlich mehr als verwundert und entsetzt, dass ihre eigentlichen Untertanen sich einer Tochter Thurions unterwarfen und anschlossen.
“WIr wollen dem Mädchen folgen… Doch was ist mit dem Jüngling?”, fragte einer der Fürsten Angmars. “...Ihm will ich nicht in den Krieg folgen!”.
“Dann habe ich ja nochmal Glück gehabt, dass sie meine zukünftige Frau sein wird…”, entgegnete Robben nur. Auch wenn er ein breites Grinsen auf den Lippen trug, blieb es Octavia nicht aus, dass er verunsichert war. Er reagierte sonst anders.  Die junge Maia wusste nicht recht, ob sie das besorgniserregend oder gut finden sollte. Sie selbst fand sich in dieser Situation mehr als unwohl. Gleichzeitig fühlte sie sich selbst stark. Vielleicht war dies die Möglichkeit die anderen Rebellen zu retten und ein gemeinsames Arnor aufzubauen. Deshalb beobachtete sie Robben mit einem strengen und siegessicheren Blick. Auch wenn er es nicht bemerkte.
“Moment… Ihr wollt doch nicht dem Hause Stark von Carn-dûm die Lehenstreue verweigern?”, fragte Lynn verdutzt in die Runde. Sie selbst scharte nur noch einen kleinen Teil der Anführer um sich. Der Mann, der wohl Fürst Lareon hieß, erhob sich. “Wir sind euch in den Krieg gefolgt, haben unsere Familien in vielen Kriegen für euch verloren… Doch auch euer Haus ist Thurion gefolgt und hat sich ihm unterworfen, da es die alte Stärke durch ihm wiedererlangte… Es ist auch für euch an der Zeit, dass ihr ihm, wenigstens seiner Tochter, etwas zurück gibt!".
Er wies seinen Männern an ihm zu folgen und verließ den Raum.
"Geht zurück nach Hause, Lady Stark!", sagte ein weiterer.
Viele folgten ihm. Octavia sah unschuldig zu Lynn, denn das war nicht was sie wollte. Dann tabste sie Robben hinterher.

Als sie draußen war, wurde ihr erst bewusst, wie viele Krieger aus Angmar ihr folgten. Wenn die Rebellen vereint kämpften, konnten sie so Robben die Stirn bieten und ihn zwingen, auch an der Gestaltung Arnors beteiligt zu sein. Wenn er sich nicht darauf einließ, war sie nicht mehr auf ihn angewiesen.  Sie liebte ihn zwar. Aber es war ihr wichtiger für das Wohl der Rebellen zu sorgen. Sobald sie zurück in Fornost waren, musste sie mit Phelan sprechen.
"Ich hab es dir gesagt…", fing Robben plötzlich an, als Octavia gerade auf ihr Pferd stieg, "...Zusammen werden wir viel erreichen!".
Die junge Frau lächelte ihm nur verhalten zu, denn sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie wollte nur noch so schnell wie möglich nach Arnor.


Octavia auf dem Weg nach Fornost...
« Letzte Änderung: 5. Aug 2021, 22:22 von >Darkness< »
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Fornost (Arnor)
« Antwort #43 am: 13. Mär 2021, 16:45 »
Fornost (Arnor)

Octavia in Fornost…


Octavia dachte noch lange über die Worte der Fürsten aus Angmar nach. Einige von ihnen schienen in Thurion nicht einen verrückten oder Feind zu sehen. Sie sehnten sich wohl eher nach einen starken Anführer und sahen diesen in Octavia. Das war genau das was sie nicht wollte. Die junge Frau sah sich selbst nicht als Anführerin. Ihr lag das führen nicht und wollte keine schwierigen Entscheidungen treffen müssen, um am Ende falsch gehandelt zu haben. Sie konnte gut kämpfen, das war es dann aber auch. Doch erst einmal war sie froh, dass sie so einen Krieg zwischen Angmar und Arnor verhindern konnte. Gleichzeitig verschaffte sie sich einen großen Vorteil für die Rebellen, denn im Zweifel war das Kräfteverhältnis somit ausgeglichen. Die junge Maia spürte aber auch die Furcht Robbens, der wohl bemerkte wie mächtig Octavia war. Er kam ihr die ganzen Tage des Rückweges Handzahm vor, als wollte er es sich mit der jungen Frau nicht verscherzen. Octavia sah darin die Möglichkeit, etwas für die Rebellen herauszuholen.  Sie musste dringend mit Phelan Belatan und den anderen Sprechen. Robben wollte ihr wohl kaum im Weg stehen. Sie dachte auch wieder an Indro, der nach Fornost gebracht worden war. Sie wusste nur nicht wo sie ihn finden sollte. Keiner in der Armee konnte ihr sagen, wohin genau er gebracht wurde.
Ich sollte vielleicht erst einmal ankommen, dachte sie sich seufzend, als die Stadtmauern von Fornost schon sichtbar waren. Sie war froh, dass sie endlich wieder zurück war. Das ständige Reisen und kämpfen zerrte an ihren Kräften. Dazu kam noch ihre innere Macht, von derer Ausbruch sie sich noch nicht vollständig erholt hatte. Sie brauchte ein anständiges Bett und zu essen. Dadurch dass die Armee wieder so groß war, waren sie einige Tage unterwegs.

Endlich in der Stadt angekommen, folgte sie sofort Robben und den anderen Hauptmännern in den Palast. Zwei Männer schienen schon auf sie gewartet zu haben. Der eine war ein Soldat Arnors, während der andere einen schwarzen Wappenrock über sein Kettenhemd trug, welcher den roten Drachen auf der Brust trug. Octavia wusste, dass dies nichts gutes bedeuten konnte. Warum sonst sollte Kiana einen Soldaten nach Arnor entsenden.
"Mein Herr…", sprach der Soldat Robbens, "...Er traf hier ein und behauptete eine wichtige Nachricht zu haben…".
"Und was ist diese Nachricht?", fragte Robben mehr als genervt. Der Soldat zuckte nur ahnungslos mit den Schulter, sodass sich Octavia Robben anschloss und den Mann der Krone fragend ansah. Er überreichte Robben einen Brief, der das Siegel Kianas trug. Octavia wurde neugierig, doch Robben las ihn erst einmal alleine. Er verdrehte nur die Augen und übergab ihr das Schriftstück, das sie sofort an sich riss. Der Brief war unterzeichnet von Loki. Dort erzählte er von einen geplanten Angriff Kianas, die selbst mit ihrer ganzen Armee und ihren Drachen nach Arnor reiste. Die schnülzigen Anmerkungen Lokis überlas sie nur.
Kiana wollte samt Drachen in den Norden? Die junge Frau wusste ganz genau was dies bedeutete. Arnor wird dasselbe Schicksal ereilen, welches auch Minas-Tirith ergriffen hat.
Entsetzt sah sie zu Robben, der nachdenklich die Lippen spitzte und auf den Boden starrte. Dann blickte sie den Mann an, der die Nachricht gebracht hatte.
"Weißt du was das bedeutet?", fragte ihn Octavia.
"Natürlich weiß ich das… Es bedeutet, dass wir viel zu langsam sind, Arnor unter meiner Herrschaft zu bringen… Wir müssen es noch schaffen, bevor Kiana hier ankommt…", erwiderte er kalt.
"Was redest du da?", entgegnete sie kopfschüttelnd. Sie war mehr als entsetzt, als Robben dies sagte. "Ich war dabei, als Minas-Tirith den Erdboden gleichgemacht wurde… Du musst Frieden mit den Rebellen machen, wenn wir nur eine Chance haben wollen!".
"Frieden ist nur ein dreckiges Recht… Siehe was uns der Frieden gebracht hat: Die Herrschaft unter Kiana!".
“Was hast du davon, wenn du über Arnor herrschst, es aber überhaupt nicht halten kannst?”, fauchte sie ihn an. “Viele Menschen werden sterben… Wir auch, sobald Kiana hier ist!”.
“Dann sterbe ich als jemand, der versucht hat Arnor zu befreien und zu einen…”.
“Damit spaltest du das Land doch nur weiter…”, entgegnete sie verzweifelt. “Ich muss dringend zu meinem Bruder…”.
Dabei bemerkte sie gar nicht, dass Robben sie anstarrte. Die junge Frau sah musterte argwöhnisch den Mann, der aus Minas-Tirith kam und den Brief brachte. Er wirkte leicht angespannt. “Weißt du von dem, was in den Brief steht?”, fragte sie ihn direkt und hatte ihre Augenbrauen dabei hochgezogen.
“Natürlich nicht… Der Brief trägt das königliche Siegel und ich habe ihn direkt vom Reichsmarschall persönlich erhalten… Ihn zu lesen würde Verrat gleichen…”, antwortete er schnell. Octavia seufzte. Auf der einen Seite war sie natürlich froh, dass Loki als heimlicher Informant unentdeckt blieb, auf der anderen Seite ärgerte sie sich darüber, dass sie keine weiteren Informationen über die Armee und den Angriff an sich entlocken konnte. Für sie stand fest, dass sie darüber mit Kael und Thirak sprechen musste. Dafür musste sie vorher nur Phelan in Fornost  finden… und… Indro. Es gab noch so vieles, was sie mit ihr bereden wollte. Er war vermutlich der einzige, der sie für die Nutzung ihrer Kräfte nicht verurteilte.
“Was sollen wir mit ihm machen?”, fragte einer der Soldaten. Robben winkte nur ab. “Tötet ihn… Wir brauchen ihn ja nicht…”.
“Moment… Ich bin ein Kommandant der Königin und in friedlicher Absicht hier… I-ich wusste nicht wohin ich geschickt werde…”, versuchte sich der Mann der Krone herauszureden.
“Deine Stellung interessiert hier niemanden mehr…”.
“Nein!”, wandte Octavia sofort ein. “Ich werde in das Daskina-Lager reisen, um mit meinem Bruder und Thirak zu sprechen… Er kommt mit mir...”.
“Wir brauchen dich hier… “, sagte Robben sofort.
“Ich werde mit niemanden, besonders nicht mit einer Rebellin, irgendwo hingehen… Ich reise zurück nach Minas-Tirith!”, sagte der Soldat Kianas entschlossen.
Octavia ging mit langsamen Schritten auf den Mann zu und fixierte seine Augen. Er sah ernst und erbost drein. “Weißt du wen du vor dir hast?”, sagte sie, während sie einen Schritt vor dem anderen setzte. Der Mann schüttelte nur den Kopf. “Ich bin Octavia, Tochter des  Thurion… Du weißt was das bedeutet?”.
Sie blieb dicht vor ihm stehen, mit breiter Brust und geradem Rücken. Sie wirkte selbstbewusst, obwohl sie kleiner als der Mann war. “Das bedeutet, dass ich die Schwester der Königin bin! In diesem Brief fragt sie mich, wann ich sie mal wieder besuchen komme… Und du beleidigst mich auf diese Weise?”.
Natürlich war ihr klar, dass das nur erlogen war. Aber er hatte den Brief ja nicht gelesen und wusste somit nicht, was der Inhalt war. So konnte sie wenigstens einen weiteren unnötigen Tod verhindern. Der junge Kommandant senkte seinen Kopf. “Das war mir nicht klar… Verzeiht mir Lady Octavia… Natürlich begleite ich euch!”.
Die junge Maia musste innerlich lachen. Sie wollte nie als Edeldame angesprochen werden, oder gar als eine gesehen werden. Doch es war ein Mittel zum Zweck und ihr machte es doch in gewisser Weise Spaß, sich einen Scherz zu erlauben. Ihre Lippen zeigten ein leichtes aber zufriedenes Lächeln. Gerade wollte sie den Saal verlassen, da hörte sie nur  ein lautes “Stop!”.
Sie wandte sich um. Die Worte kamen von Robben, der mehr als verdutzt aussah.
“Wir müssen reden… Alleine!”, sagte er. Daraufhin gingen die Hauptmänner und Soldaten aus dem Saal. Octavia blieb stehen und wartete. Der junge Fürst lehnte sich an den Tisch und rieb sich seine Stirn. Auf sie wirkte es, als fiele es im schwer die Worte hervor zu bringen.
“Ich will nicht dass du gehst…”, brachte er schließlich hervor.
“Dann gib mir eine andere Möglichkeit…”, entgegnete sie und spiele damit auf ihren Vorschlag an, Frieden mit den Rebellen zu schließen. Robben seufzte und verdrehte die Augen.
“Bitte…”, sagte er nur schwerfällig.
“Was willst du, das ich mache?”, erwiderte die junge Frau. “...Ich kann nicht zusehen, wie den anderen etwas passiert…”.
Sie wartete auf eine Antwort, doch Robben brachte kein Wort über seine Lippen. Er sah nur enttäuscht drein und das nicht einmal in ihre Richtung. Sie schüttelte nur den Kopf und verließ ebenfalls den Saal. Eine gewisse Erleichterung machte sich in ihr Breit, da Robben nicht weiter versuchte sie aufzuhalten. So konnte sie in Ruhe nach Phelan suchen. Auch wurde ihr mehr und mehr klar, dass er ohne sie nicht viel machen konnte, obwohl der Gedanke an ihrer Abreise in ihrem Herzen einen leichten Schmerz verursachte.
Sie musste zum Glück nicht lange suchen und fand ihn in seinem Zimmer, an seinem Schreibtisch sitzend. Schnell klärte sie ihn über den Angriff von Kiana auf. Er zögerte  nicht lange und packte seine wichtigsten Dinge ein.
"Am Tor wird ein Kommandant von Kiana auf mich warten..  Bitte gehe auch dahin…", erklärte sie rasch und war schon wieder auf dem spring. Als sie nur Phelans irritierten Blick bemerkte, wimmelte sie ihn nur ab: "Frag einfach nicht… Ich muss schnell nach Indro suchen…".

So schnell sie konnte lief sie aus dem Palast von Fornost heraus in die Stadt. Die junge Maia wusste gar nicht wo sie anfangen sollte. Er konnte überall sein. Doch ihn dort zurücklassen wollte sie nicht. Auch musste sie sich selbst noch davon überzeugen, dass er wirklich lebendig war.
Sie fragte sich durch die Menschen, die sich auf den Straßen tummelten. Dadurch, dass sie geflüchtete Utarra-Rebellen fand, fand sie heraus, wo er sich befand.  Vorsichtig ging sie in das Haus hinein. Dort lag Indro, von ihr abgewandt und scheinbar verletzt. Das verriet zumindest der Verband um seinen Körper.
"Ich bin hier, um dich zu ehren!"
"Hier gibt es keine Ehre…", sagte Indro direkt und hörte sich dabei erschöpft und traurig an.
"Ich bin hier, um euren Rat zu erbitten, Meister!", entgegnete sie ruhig. Sofort wandte sich daraufhin der Anführer der Utarra-Rebellen zu ihr.
"Geh weg...", forderte er nur, während er eine  Schluck aus seiner Flasche nahm.
"Ich brauche den Mann, den ich als Blutkriegerin gedient habe… Den, der mir beigebracht hat, wer ich bin…", entgegnete sie.
"Ich habe gesagt, dass du von hier verschwunden sollst!", dabei wurde Indro deutlich lauter. "Daskina Mädchen…".
"Indro bitte…", flehte Octavia fast, "...Du weißt dass ich alles daran gesetzt habe, es zu verhindern… Dass ich selbst meine eigenen Leute bekämpfen würde, die das die angetan haben… Selbst meinen eigenen Bruder, wenn ich müsste!".
Indro sagte nichts sondern war von ihr abgewandt.
"Indro… Angmar ist auf unserer Seite… Ein Wort von dir und Utarra wird…", erzählte sie gerade. Doch bevor sie weitersprechen konnte, spürte sie nur den Schlag der Flachen Hand Indros auf ihrer Wange. Die junge Maia war entsetzt. Aus der Wut heraus packte sie den verletzten Mann am Arm und drückte ihn zu Boden. Sie saß halb auf ihn und hielt ihre Faust zum nächsten Schlag bereit. Auch wenn sie ihm eigentlich nicht weh tun wollte.  Die junge Rebellin fragte sich nur, warum er sie schlug und vor allem warum er sich so hängen ließ
"Siehst du… Selbst jemand, der so schwach und langsam wie du ist, bekommt mich zu Boden… Ich hätte bei dem Angriff sterben sollen…", sagte er nur schnell atmend.
"Wir alle werden sterben, wenn Kiana mit ihrer Armee hier eintrifft…", entgegnete sie, als sich sich von ihm erhob. "Ich habe es niemals für möglich gehalten, aber ich konnte -nicht dass ich das jemals wollte- das erste mal diese… meine… Maia-Kraft benutzen… Also sind wir mit Angmar zusammen stark genug… Also du kannst  hier an diesem beschissenen Ort sterben und dich bemitleiden, oder komm mit mir und bekomme deine Rache!".
Nach diesen Worten erhob sie sich und wollte gerade gehen. "Die Wahl liegt bei dir…".

Voller Zorn lief sie in Richtung Tor. Wenn Indro sie begleiten wollte, wusste er ja wie er zu der Daskina-Rebellensiedlung kam. Sie war schwer enttäuscht. Sie hatte den Mann eins bewundert. Es schien, als konnte ihn nichts unterkriegen, doch sie hatte sich getäuscht.
Am Tor sah sie schon Phelan Belatan und den Kommandanten von Kiana warten. Sie wollte gerade dorthin eilen, da hörte sie hinter sich einen Ruf: "Octavia der Daskina!".
Als sie sich verwundert umdrehte, sah sie Indro, der humpelnd auf sie zu kam. Sie rechnete schon mit weiteren Vorwürfen Beleidigungen seinerseits. Er hielt ihr seine Hand hin und sie wusste was das bedeutete. Sie schlug in die seine ein und lächelte ihm zufrieden zu.
Gemeinsam gingen sie zu den anderen. Phelan und Indro begrüßten sich ebenfalls. Dann sah der Anführer der Utarra-Rebellen misstrauisch dem jungen Kommandanten in die Augen und dann wieder zu Octavia."Wie ist dein Name?", wollte die Rebellin wissen.
"Mein Name ist Kommandant Tardon! Stets zu Diensten!", salutierte er vor der jungen Frau. Sie spürte die irritierten Blicke der anderen Männer auf sich ruhen.
 "Was?! Fragt am besten nicht…", sagte sie genauso, wie zu Phelan vorher.
"Wir müssen uns beeilen, da uns wahrscheinlich nicht viel Zeit bleibt… Kommt…".
Schnell stiegen sie auf ihre Pferde, die Tardon und Phelan schon vorher besorgt hatten und ritten los…


Octavia auf dem Weg zum Wald von Eregion…
« Letzte Änderung: 9. Aug 2021, 23:18 von >Darkness< »
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Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)
« Antwort #44 am: 18. Mär 2021, 19:04 »
Daskina-Rebellensiedlung im Wald von Eregion (Arnor)

Octavia in Daskina-Rebellensiedlung…


Der Weg in den Wald von Eregion war von Fonrost mit so einer kleinen Gruppe zum Glück schnell zu erreichen. So waren Octavia und ihre Begleiter nicht lange unterwegs. Schnell passierten sie die Tore der Rebellensiedlung, die sich seit ihrer letzten Abreise kaum verändert hatte. Jedes mal, wenn sie die Siedlung von Daskina erreichte, bekam sie ein ungutes Gefühl im Bauch. Zu sehr verband sie schlechte Dinge mit diesem Ort. Dazu gehörte auch der Tod ihres Geliebten Deleoth. Die Blicke die sie erntete, nachdem enthüllt war, dass sie Thurions Tochter und somit Kianas Halbschwester war, machten es nicht besser. Eher im Gegenteil. Für sie fühlte es sich an, als war sie unerwünscht. Selbst eine Feindin. Die junge Rebellin schenkte ihnen aber wenig Aufmerksamkeit, denn sie musste mit den anderen sprechen. Das war viel wichtiger, als all die Empfindungen die sie hatte.
Die Sonne schien am bewölkten Himmel und blendete Octavia immer mal wieder, die gefolgt von Phelan, Indro und Tardon in das Haupthaus der Siedlung lief. Im großen hölzernen Gebäude standen Davos und Thirak zusammen. Selbst Galador befand sich bei ihnen und schien nicht mehr betrunken zu sein, was sie sehr erleichterte. Der Mann war einfach eine Qual, als sie ihn -sozusagen- entführte. Ihren Bruder Kael sah sie nirgends, was sie leicht wunderte. Allerdings machte sie sich darum keine ernsteren Gedanken.
Genau wie die anderen Daskina-Rebellen beäugen sie den jungen Kommandanten des Hauses Vaneryen, der das Wappen offensichtlich auf seinem Wappenrock trug.
"Er ist in Ordnung!", stellte Octavia sofort klar. "Er hat… mir… die Einladung meiner… Schwester gebracht…".
Sie versuchte ihnen mit den Augen zu signalisieren, dass sie in einer Misere war.
"Ah! Prinzessin!", fing Davos plötzlich an und verneigte sich halb vor ihr. Sie war froh, dass er dabei mitspielte, auch wenn es mehr als schlecht gespielt war.
"Wo ist Kael? Wo ist mein Bruder?", wollte Octavia sofort wissen. Thirak sah wieder zu Tardon und dann zu der jungen Frau. Er wirkte zögerlich. "Wir sollten alleine sprechen, Octavia…", presste er schließlich heraus.
"Wartet hier!", befahl sie Tardon und folgte den anderen in einen Nebenraum.

In diesem Raum stand ein großer Tisch in der Mitte auf dem eine Karte Mittelerdes ausgebreitet war. Einige Stellen waren markiert, was Octavia allerdings nichts sagte.
"Bist du denn von allen Sinnen, einen Soldaten Kianas hierher zu holen?", mahnte Thirak sofort.
"Was hätte ich denn tun sollen? Er hätte doch keine Chance gehabt lebendig aus Arnor zu entkommen… Robben wollte ihn schon töten…", verteidigte sie ihre Tat. "...Sind denn nicht schon genug gestorben?".
Thirak legte den Kopf schief und sah sie entschuldigend an. Bevor er aber etwas sagen konnte, ergriff Phelan das Wort: "Wir haben weitaus größere Probleme… Königin Kiana marschiert mit ihrer Armee hierhin… Zusammen mit ihren Drachen!".
Die Blicke der anderen verrieten der jungen Frau schon, dass niemand davon beeindruckt war. Ihnen stand eher Entsetzen in den Gesichtern geschrieben.
"Wir haben gesehen, was sie aus Minas-Tirith gemacht hat… Es war eine Schande… Und in Arnor haben wir nicht einmal eine Stadt oder Festung, die ansatzweise die gleiche Größe und Verteidigungsmöglichkeit en hat…", stellte Galador klar. Octavia war überrascht, wie deutlich er doch sprechen konnte.
"Das ist eine Katastrophe!", warf Thirak ein.
"Eine unerwartete Wendung…", sagte Davos. Während Indro nur sein Kinn festhielt und seufzte. "Ein Ende für jedwede Hoffnung…".
"Vielleicht nicht!", entgegnete Galador ziemlich laut, sodass selbst Octavia innerlich zusammenzuckte, weil sie nach der recht depressiven Stimmung nicht mit der Betonung der Worte durch Galador rechnete. "Vielleicht gibt es noch Hoffnung! Denn wir könnten das tun was wir alle schon die letzten Jahre gemacht haben: Die Zeit absitzen!", sagte er weiter und fing dabei an, im Raum auf und ab zu laufen.
"Das ist in diesem Fall sehr schlecht… Wo sollen wir denn diesmal hin?", widersprach Thirak sofort. Octavia wusste auch nicht recht was er meinte. Sie waren schon einmal geflohen.
"Wir können hier bleiben… Im Norden! Vor vielen Jahren lebte auch hier das kleine Volk, die große Schächte und Minensysteme angelegt hatten… Die Zwerge der Ered-Luin…", erzählte er, "...Die Zwergenvölker sind verschwunden… Ihre Bauwerke nicht! Also warum sollten nicht wir sie benutzen?".
Die junge Maia schüttelte nur den Kopf. Schon wieder verstecken? Das machte sie schon ihr ganzes Leben. "Auf keinen Fall!", sagte sie sofort. "Ich kann endlich meine Kräfte benutzen! Ich kann Kiana bekämpfen!".
Ihr blieben die Blicke der anderen nicht aus. Galador sah nachdenklich drein. Thirak wirkte verwundert, während Davos ein breites Lächeln im Gesicht hatte. Er war wohl der einzige, den diese Nachricht erfreute.
"Also ist das wahr? Du bist die zweitgeborene von Thurion?", hakte Galador nach. Sofort nickte ihm Octavia zu. "Nur dass ich eine andere Mutter habe, als Kiana!".
"Auf keinen Fall wirst du kämpfen, Octavia!", warf sich Phelan dazwischen. "Kiana hat einen Drachen bei sich und eine große Armee… Du kannst dich wohl kaum allen stellen… Deinem Bruder würde das auch nicht gefallen…".
"Das war auch  nicht meine Absicht… Aber es könnte hilfreich sein, Robben und die Verstärkung aus Angmar in Schach zu halten…", sagte Galador.
"Die Anführer der Separatisten aus Angmar folgen uns bereits!", erwiderte Octavia sofort und war dabei leicht stolz.
"Das ist unglaublich!", hörte sie Davos sagen.
"Selbst wenn wir in die Minen von Ered-Luin gehen, dürfen wir nicht vergessen, dass das der Westen Arnors ist: Also das Gebiet von Pascima… Und die werden ganz sicher die Minen nicht teilen wollen wenn sie davon erfahren…", wandte Phelan ein.
"Und genau dabei kommt erneut Octavia ins Spiel… Sie ist unser... Druckmittel um Einlass zu bekommen!", sagte Galador.
"Mir gefällt die ganze Sache nicht…", unterbrach Thirak die ganzen Überlegungen und sprach damit aus, was die junge Rebellin selbst dachte. Sie wollte kein Mittel zum Zweck sein, auch wenn es nötig war. Aber sie wollte nicht so genannt werden.
"Wenn wir den Angriff überleben wollen, sollten wir die Minen für uns bekommen und dafür ist es von Vorteil Octavia mit ihren Kräften an unserer Seite zu wissen", versucht Galador weiter zu erklären.
"Für uns?", schnitt sie ihm das Wort ab.
"Ja. Für die Daskina-Rebellen… Wofür planen wir das sonst alles?", antwortete Galador irritiert.
"Daskina hat mich fallen gelassen, als sich die erst beste Möglichkeit dazu ergab…", sagte Octavia getroffen. "...Und wer wären wir, wenn wir entscheiden wer leben darf und wer nicht? Dann würden wir uns kaum von Kiana unterscheiden…".
"An was denkst du.", wollte Galador wissen.
"Wir sollten allen die Möglichkeit geben zu überleben… Wir alle haben gemeinsam gekämpft… Und wir werden es wieder schaffen!", entgegnete sie zuversichtlich. "Als ein Volk: Gonodwaith!".
"Ein sehr schöner Wunsch…", sagte Galador gerade noch leise, da wurden sie unterbrochen, da Kael in den Raum stürmte. Die staunend offenen Münder der anderen schlossen sich daraufhin schnell. Octavia fiel ihm sofort in die Arme und ließ sich fest, aber liebevoll, von ihm drücken. So lange hatte sie ihren Bruder schon nicht mehr gesehen. Es war eine Wohltat für ihr Herz, seine brüderliche Liebe zu ihr zu spüren. Als sie von ihrem Bruder abließ, richtete sich ihre durcheinander geratenen Haare und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht.
“Die einzelnen Gruppen der Pascima-Rebellen haben einen gemeinsamen Anführer gewählt… Mit denen, denen ich sprechen konnte, sagten mir, dass der neue Anführer mit niemanden kooperieren will, nachdem die West-Rebellen vom Angriff der Truppen von Kiana erfuhren!”, sagte Kael schnell atmend.
“Was denken die anderen?”, hakte Indro nach.
“Drei haben für Letan gestimmt… Die anderen zwei sind dagegen …”.
“Also gibt es noch Hoffnung, Pascima auf unsere Seite zu ziehen!”, sagte Phelan.
“Dann müssen wir nur die ausschalten die dagegen sind…”, stellte Galador fest.
“Und wie sollen wir das anstellen?”, fragte Phelan irritiert.
Auch Octavia wusste nicht recht, wie sie das anstellen sollten. Einen Krieg mit Pascima anfangen, während Robben noch seine Truppen in Fornost hat und Kiana mit ihrer Armee in den Norden marschiert, war wahrlich keine gute Idee.
“Gibt es denn eine Möglichkeit alle Anführer der Rebellen des Westens anzutreffen?”, fragte Galador nach und wandte sich dabei an Kael.
“Sie haben eine Sitzung einberufen, um über einen Angriff auf Fornost zu reden…”.
“Welch freudige Nachricht! Dann haben wir eine Möglichkeit alle auf einmal auszuschalten”, entgegnete Galador freudig.
“Aber wie gedenkst du das anzustellen?”, wollte Thirak wissen. Auch Octavia war neugierig auf seinen weiteren Plan. Sie musste aber feststellen, dass Galador seinen Blick auf sie richtete. Auch die anderen folgten mit ihren Augen seiner Blickrichtung und blieben auf die junge Frau haften. Sie verstand, was er damit sagen wollte. Sie sollte in den Westen reisen.
“Auf keinen Fall!”, riefen Thirak und Kael gleichzeitig.
“Ich werde es tun…”, stimmte Octavia schließlich zu. “...Wir haben sonst keine andere Möglichkeit, in Minen zu bekommen…”.
Ihr Bruder seufzte nur und Thirak verzog sein Gesicht. Der jungen Maia entging Indros kritischer Blick nicht. Galador ging einige Schritte auf sie zu.
“Gut, ich weiß dass du das schaffen wirst!”, sagte er relativ leise. “Hier auf den Straßen und unter den Rebellen nennt man dich Gurth-en-Dúath: Der Tod aus dem Schatten!".
"Du bist damit gemeint?", fragte Kael entsetzt. Octavia wusste selbst nicht wovon er sprach. Aber sie war ja auch überwiegend mit der Armee Robbens unterwegs und hatte somit keine Ahnung, worüber die anderen Menschen im Norden sprachen. Vielleicht erklärte dies aber die Entscheidung der Anführer Angmars.
"Ihr habt eine Meuchelmörderin aus ihr gemacht!", sagte Galador trotzdem lächelnd.
"Das war dann wohl eher Indros Werk…", erwiderte Phelan mit einem schiefen Lächeln.
"Ich bin ja so stolz…", sagte Indro nur, ohne eine Miene zu verziehen. Aber sie kannte jetzt ihren Auftrag. Sie musste in den Westen zu diesem Treffen der Pascima Rebellen und den liberalen Anführern zur Übernahme der Kontrolle verhelfen. Sie atmete tief durch.
"Ich mache mich dann besser direkt auf dem Weg…", sagte sie stöhnend. "Passt mir ja auf Tardon auf!".
"Besser ist's!", antwortete Galador schnell. Octavia nahm sich wieder ihr Schwert, umarmte ihren Bruder Kael,  dann Thirak gefolgt von Phelan und Indro nacheinander. Dann verließ sie rasch das Haupthaus der Rebellensiedlung, stieg auf ihr Pferd und ritt sie schnell sie konnte in den Westen. Die junge Rebellin wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb und sie sich beeilen musste. Das einzige was ihr nicht gefiel, dass sie nur als Waffe gesehen wurde. Natürlich war ihr klar, dass sie gut in dem war was sie tat. Im Grunde war es ihr auch lieber alleine arbeiten zu können. So wusste sie, dass es ihr auch gelingte.


Octavia in Richtung West-Arnor…[/i!]
« Letzte Änderung: 9. Aug 2021, 23:24 von >Darkness< »
Grüße Darkayah

Of old blood, magic, fire and darkness!
The old blood will unite them all, but causes the  world to be destroyed!
-Prophecy of Valarya

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Der Thron von Mittelerde