Fornost (Arnor)
Octavia in Fornost, während der Kampfvorbereitungen...
Octavia blieb nicht viel Zeit, um sich wirklich auf den bevorstehenden Kampf gegen die anderen Auserwählten der Rebellen Gruppierungen vorzubereiten. Phelan informierte Bereg noch direkt, nachdem der Entschluss fest stand. Somit wurde ausgemacht, dass in zwei Tagen der Kampf ausgetragen werden würde. Allen war bewusst, dass es viel Zeit war, die dabei verloren ging und Kiana Vaneryen mit ihrer Armee und ihrem Drachen immer näher kam. So gut es ging trainierte sie mit Kael oder Indro bis zu letzten Erschöpfung. Auch wenn diese davon nicht viel hielten und Octavia lieber zu einer Pause rieten, ließ sie sich davon nicht abbringen.
Die Sonne stand mittig, als der Tag hereinbrach, an dem der Kampf stattfinden sollte. Die Stadt Fornost wurde zu einer Arena umfunktioniert. Die Bewohner blieben in ihren Häusern. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis der Kampf um das Überleben der Menschen von Arnor los ging. Bevor die junge Frau sich aber zum Palast der Stadt begeben konnte, wurde sie auf Tumulte aufmerksam. Scheinbar war die Stimmung auch unter den Rebellen Gruppierungen aufgeheizt. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen untereinander.
Octavia drängte sich durch die versammelten Menschenmassen und zu sehen was dort vor sich ging. Daskina und Pascima-Rebellen lieferten sich Wortgefechte und beleidigten sich heftig.
“Hey!”, rief die junge Rebellin, “Reißt euch zusammen!”.
“Achja? Wie sollen wir denn?”, entgegnete einer der Pascima-Rebellen. “Du hast leicht Reden, wenn du für Daskina kämpfst… Warum kommt Kiana ausgerechnet jetzt? Ihr habt euch doch mit ihr verschworen, um uns zu verdrängen!”.
Octavia sah ihn irritiert an. Hatten sie etwa vergessen, dass sie alle gemeinsam in der gleichen Misere steckten? Die Rebellen hatten doch beschlossen gemeinsam zu kämpfen, doch nun kamen die Pascima-Rebellen wieder mit den alten leidigen Hassparolen.
“Wir sind hier, weil wir alle den gleichen Feind haben…”, wollte sie gerade sagen. Die Pascima-Rebellen ließen ihr aber keine Möglichkeit sich rechtfertigen zu können.
“Ihr aus dem Süden habt uns doch erst das Problem Kiana hier her geschafft! Ihr hättet damals schon die Herrschaft durch die Drachen-Königin verweigern können…”, unterbrach der Mann sie nur streitlustig. Seine Worte fanden bei Pascima wie auch Utarra zustimmung. Bevor sie allerdings etwas antworten konnte, kam Thirak dazu und erhob seine Stimme laut, sodass sie fast erschrak. “Und ihr seid mir in den Krieg für Kiana gefolgt!”, rief er.
Octavia konnte die verdutzten Gesichter der Menschen um sie herum gut erkennen. Scheinbar wusste niemand, wer Thirak wirklich war.
“Und wer bist du jetzt?”, schallte es nur aus den Reihen der Rebellen. “Du weißt doch gar nichts…”.
“Ich bin Thirak Eisen, ich war der König der Nordallianz zwischen Angmar und Arnor. Ihr habt mich zu euren König gewählt genauso wie die Fürsten aus Angmar. Ich habe meine Krone abgelegt, damit wir in Frieden leben können, weil ich an Kiana Vaneryen glaubte… Wir alle sind Königin Kiana in den Krieg gefolgt… Ob nun aus Gehorsam, Rache oder Ruhm und Ehre…”, sagte er bestimmend. Plötzlich waren alle still. Octavia war fasziniert. Auch wenn sie nicht wusste warum, konnte sie sich ihn doch in seiner alten Königsrolle sehen. Vorher konnte sie es sich kaum vorstellen. Scheinbar wussten viele, dass Thirak nunmal recht hatte.
“Ihr seid doch daran Schuld…”.
“Wir alle tragen unsere Schuld an der Situation, wie sie gerade nun mal ist!”, entgegnete er rasch. “Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als das beste daraus zu machen… Ruht euch lieber aus…”.
Die Versammelten gingen daraufhin in alle Richtungen der Stadt und langsam löste sich die Menschentraube auf. Octavia atmete erleichtert auf und sah zu Thirak.
“Danke…”, sagte sie nur kurz. Er lächelte ihr liebevoll zu.
“Komm, ich begleite dich in den Palast… Phelan und Kael warten schon ungeduldig…”, sagte er und legte seinen Arm um ihre Schultern. Sanft ließ sie sich von ihm führen, bis sie den palast erreichten.
Im Palast von Fornost waren die Krieger der Rebellengruppen schon versammelten und suchten sich die passende Ausrüstung aus. Octavia seufzte noch einmal und ging in den Nebenraum, in dem ihr Bruder und Phelan warteten. Sie spürte die bösen Blicke der anderen Krieger im Raum auf sich ruhen. Auch wenn sie nervös war, ließ sie sich zunächst nichts anmerken. Schnell kam auch schon ein Mann auf sie zu, der ihr verdeutlichte, dass sie nicht mit ihrem Schwert kämpfen durfte. Mit einem starren Blick löste sie den Gürtel und übergab es Thirak.
Sie setzte sich auf eine Bank und versuchte sich irgendwie innerlich zu beruhigen. Sie wusste, dass das Schwert mit ihren Kräften zu tun hatte, diese zumindest erweckt hatte. Es war ihre letzte Hoffnung leicht gegen die anderen zu gewinnen. Sie malte wieder die Bemalung auf ihr Gesicht, welches sie auch im Turnier in Minas-Tirith trug: Zwei Äxte und zwei Balrogflügel.
“Octavia, du musst das nicht tun… Wir können jemanden anders finden, der für uns kämpft…”, sagte Kael besorgt und setzte sich neben seiner Schwester.
“Wenn ich sterbe dann sterbe ich… Wenigstens kämpfend…”, entgegnete sie mit leicht zittriger Stimme und spielte auf das Feuer des Drachen an.
“Octavia…”.
“Nein… Das ist meine Entscheidung, Kael…”, sagte sie nur. “Ich weiß wie meine Chancen stehen… Ich brauche dich nicht, damit du mich noch darauf hinweist wie schlecht sie sind…”.
Sie erhob sich doch wieder und lief im Raum auf und ab. Die Ansprache der Sprecherin im Hintergrund und das Jubeln der Menschen von Fornost machte sie nur weiter nervös. Phelan kam auf sie zu und nahm ihre Hände. “Hör zu… Pascima hat für jede einzelne Gruppe einen Krieger… Auch Bereg kämpft… Er ist zwar ein großer Krieger, aber sperrig wie ein Kotz… Utarra hat zwei Krieger gestellt… Einer von ihnen ist Linkshänder… Vielleicht kannst du das für dich nutzen…”, versuchte Phelan sie vorzubereiten.
“Ich werde es versuchen.”, entgegnete sie. Octavia entgingen aber nicht die Blicke von Kael, der immer wieder verzweifelt in alle Richtungen sah.
“Wenn du was zu sagen hast, dann sprich!”, mahnte sie ihn.
“Du brauchst nichts davon nutzen… Stell dich einfach an die Seite und lass die anderen den Kampf austragen…”, sagte er schließlich.
“Du willst dass ich mich verstecke?”, fragte sie lachend nach. Kael verdrehte daraufhin nur die Augen. Octavia verstand nicht was er wollte.
“Du brauchst nicht gegen jeden der stärksten Krieger der teilnimmt kämpfen…”.
Die junge Frau schnaubte. “Ich bin hergekommen um zu kämpfen, Kael…”, stellte sie nochmals klar.
“Du warst das Mädchen, dass immer in unserem Anwesen versteckt wurde… Nutze das was unsere Mutter uns beigebracht hat!”, flüsterte Kael fast. Octavia war skeptisch. Wieder verstecken, so wie ihr ganzen Leben schon? Es stand eigentlich außer Frage für sie.
“Kael hat recht…”, mischte sich Phelan wieder ein. “Du musst nicht alle sieben Krieger töten!”.
“Also muss ich nur den letzten töten?”, hakte sie nach. Phelan und auch Kael nickten ihr überzeugt zu. Wieder seufzte sie tief und umarmte Phelan. Lamby, einer der Anführer der Pascima-Gruppierungen betrat den Saal. “Krieger, begebt euch auf eure Positionen… Der Kampf startet gleich!”.
Octavia sah zu Kael, der noch immer besorgt drein sah. Ihr Herz raste nun und die Furcht breitete sich in ihren ganzen Körper aus. “Mögen wir uns wiedersehen…”, sagte sie leise und hatte dabei das Gefühl, dass ihr ganzer Leib zitterte. Kael lächelte ihr plötzlich nur zu und erwiderte: “Ich bin mir sicher, dass wir das werden!”.
Nach diesen Worten wandte sie sich von ihm ab. Sie musste sich noch schnell ein neues Schwert besorgen, bevor sie sich bereit machen konnte.
Sie lief fast gegen Indro, der plötzlich auftauchte. Er legte einen Finger unter ihrem Kinn und betrachtete ihr Gesicht.
“Deloths Brandzeichen!”, stellte er fest. Octavia wandte sich ab. Der Name verursachte ihr nur wieder inneren Schmerz.
“Kämpfe nicht unüberlegt… Überdenke jeden einzelnen Schritt, bevor du zuschlägst…”, sagte er ruhig.
“Und bleibe niemals ungeschützt…”, beendete sie den Satz ihres ehemaligen Mentors, der sie daraufhin zufrieden ansah. Er zog sein Schwert und hielt es ihr hin. Octavia verstand erst nicht was er von ihr wollte. “Meine zwei Kinder starben lange bevor sie mein Schwert in den Händen halten konnten… Also hoffe ich, dass du es annehmen wirst!”, sagte er stolz und hielt es ihr entgegen. Die junge Rebellin war sprachlos. Warum gab er ihr das ausgerechnet.
“Warum hilfst du mir”, fragte sie verunsichert. Immerhin kämpften zwei Krieger der Utarra-Rebellen auf seiner Seite und trotzdem half Indro ihr. “Wenn ich gewinne… Bedeutet dass das Ende deiner Leute…”.
“Du gehörst zu meinen Leuten!”, entgegnete er nur stolz. Octavia war verwundert und sprachlos zugleich. Sie wusste gar nicht was sie daraufhin sagen sollte. Bevor sie auch antworten konnte, ertönte ein lautes Horn. Die junge Frau wusste was dies bedeutete: Der Kampf begann in wenigen Minuten.
Indro umarmte sie noch vorher. “Ich habe dich gelehrt, wie man richtig kämpft… Doch für wen du kämpfst, liegt bei dir!”.
Octavia kämpfte mit den Tränen. Niemals im Leben rechnete sie mit diesen Worten. Nicht von ihm. Der Anführer der Utarra-Rebellen schritt zur Seite, sodass sie dem bevorstehenden Kampf beiwohnen konnte…
Octavia war mit den anderen Kriegern auf dem Hauptplatz von Fornost versammelt. Alle bekamen Erkennungsmarken umgehängt, die der Gewinner am Ende alle bei sich tragen sollte. Auf den Dächern und den Fensterbänken saßen viele Menschen, die sich den kampf ansahen. Wieder hallte ein lautes Horn durch die Straßen der Stadt. Octavia wusste was dies bedeutete. Während die ersten Krieger miteinander kämpften, rannte die junge Frau so schnell sie konnte die Straße entlang, um sich ein geeignetes Versteck zu suchen. Hinter einigen Kisten und zwischen Säcken voller Kartoffeln versteckte sie sich schließlich und verharrte dort einige Zeit. Es dauerte auch nicht lange, da wurde der erste Tod eines Kämpfers der Utarra-Rebellen angekündigt. Octavias Herz raste und sie hoffte so lange es möglich war unentdeckt zu bleiben. Besonders als sie nicht weit von ihrer Position Schritte hörte, blieb sie wie angewurzelt stehen und hielt sogar ihren Atem an, damit niemand sie bemerkte. Sie versuchte zwischen den hölzernen Kisten zu erkennen, ob die Person aus ihrer Reichweite war. Vorsichtig lehnte sie sich gegen die aufgestapelten Gegenstände. Der Mann, der einer der Krieger von Pascima war, schien sie nicht zu bemerken und war dabei hinter einer Hauswand zu verschwinden. Erleichtert atmete sie durch. Als sich die junge Rebellin erheben wollte, rutschte sie auf einen der Säcke aus, sodass sie gegen die Kisten prallte. Wieder auf dem Boden sitzend rieb sie sich ihren schmerzenden Arm.
Verdammt, dachte sie nur. Sie hörte nur, wie der Pascima-Krieger wieder zurück geeilt kam und sich noch einmal erneut dort umsah. Octavia biss sich auf die Unterlippe und versuchte still zu bleiben. Der Mann schien aber alles Gründlich abzusuchen und war Gegenstände herum. "Ich weiß dass du hier bist! Komm raus aus deinem Versteck!", rief er nur mit kräftiger Stimme.
Was soll ich nur machen?, dachte sie wieder,
Soll ich es einfach riskieren und ihn bekämpfen? Aber ich weiß nicht wo die anderen sind.
Schnell dachte sie aber wieder an die Worte ihres Bruders, der ihr riet versteckt zu bleiben. Viel Zeit zum überlegen blieb ihr nicht, denn der Mann kam immer weiter in ihre Richtung. Ihr Atmen wurde schneller und sie hatte das Gefühl, dass jeder in der Stadt ihn hören konnte. Sie hielt sich selbst nur noch den Mund zu und hoffte dass der Mann nichts davon hörte.
"Ich weiß dass du irgendwo hier bist! Bist wohl ein Feigling!", rief er erneut.
Octavia drückte sich nur weiter in ihr Versteck. Dabei bemerkte sie nicht, dass sie mit ihrem Ellenbogen an ein Gefäß stieß, das klirrend auf den Boden zu Bruch ging.
Daraufhin war sie wie erstarrt. Der Krieger von Pascima ebenfalls und starrte in ihre Richtung. Noch bevor er handeln konnte, sprang Octavia auf und rannte so schnell sie konnte in die andere Richtung. Sie vernahm nur das Rufen und seine lauten Schritte hinter sich.
In der Hoffnung den Mann endlich abgehängt zu haben, erreichte sie eine breite Straße in der Stadt. Allerdings lief sie drei weiteren Kämpfenden entgegen, die sie aber noch nicht bemerkten. Sie bremste ihr Tempo ab.
Irgendwo muss es doch eine weitere Versteckmöglichkeit geben, dachte sie sich und sah sich hektisch um. Die Straße führte nur an den drei Männern vorbei oder zurück zu ihrem Verfolger. An den Seiten befanden sich jeweils Stände des Marktes. Gut zum verstecken waren diese allerdings nicht. Noch bevor sie sich entscheiden konnte, zuckte sie zusammen, als sie das laute Rufen des Pascima-Kriegers vernahm. "DASKINA MÄDCHEN! DA BIST DU JA!".
Sie hatte das Gefühl, dass ihr ganzes Blut in den Adern gefrierte. Die drei anderen Kämpfenden stoppten ihre Kampfhandlung und sahen zu ihr hinüber. Zittern stellte sie ihre Beine weit auseinander und hielt ihr Schwert nach vorne, um einen halbwegs festen Stand zu haben. Die junge Frau sah zu dem großen Pascima-Krieger der auf sie zukam und dann zu den drei anderen.
Kurzentschlossen entschied sie sich dazu, einfach an ihnen vorbei zu huschen. Sie wusste dass sie gegen ihren Verfolger nicht die geringste Chance hatte.
Es kam zu einem kurzen Gerangel und Schwerter klirrten aufeinander. Ein Streitkolben zog haarscharf an ihren Kopf vorbei, sodass sie den Windzug in ihrem Nacken spürte. Der Kolben stecke in einen Gestell fest und sein Träger versuchte ihn zu lösen. Schreiend nutzte Octavia die Gelegenheit und schlug ihm den Arm mit ihrem Schwert ab. Dann setzte sie nach und stach dem Mann in den Hals, der gurgelnd zu Boden ging.
Während die anderen weiter kämpften, wartete sie nicht lange und rannte die Straße weiter. Die junge Frau wagte es erst gar nicht nach hinten zu sehen.
Hinter einigen Hölzern machte sie eine eine Pause um und verschnaufte eine Weile.
Verdammt… Ich habe die Marke liegen lassen, ärgerte sie sich und ballte ihre rechte Faust. Schnell atmend sah sie in den Himmel, der sich langsam verdunkelte. Große Gewitterwolken zogen herauf und brachten einen Windzug mit sich. Octavia kontrollierte noch einmal die Feste ihres Zopfes, als die ersten Regentropfen auf sie rieselten.
Erst erhellte ein Blitz die ganze Stadt, dann folgte lautes Donnergrollen, welches die Stadt erzittern ließ.
Die junge Rebellin kniff dabei die Augen zu. Der Regenfall wurde stärker und die Tropfen größer. Sie flüchtete sich in eine große Lagerhalle in der sie einige Zeit verharrte. Wenigstens nur bis das Unwetter vorüber gezogen war.
Ein Mann kam herein gestürmt und Octavia sprang sofort mit gezogenem Schwert auf. Zuerst dachte sie dass der Mann wieder der große Pascima-Krieger war. Es war aber Bereg, der Anführer der Pascima-Rebellen.
"Ah, du lebst noch!", stellte er außer Atem und fest. Octavia sah ihn ernst an und antwortete nicht m. Sie wartete nur auf einen Angriff seinerseits.
"Es sind nur noch drei übrig…", sagte er plötzlich. Die junge Frau wurde aufmerksam. Nur noch drei waren lebendig?
"Du, ich und… Utred…".
Octavia musste lächeln. Immerhin war sie ihrem Ziel verdächtig nahe. Auch wenn es ihr unvorstellbar vorkam. Gleichzeitig fragte sie sich wer Utred war.
"Und wer ist Utred?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie musste ja ihren zukünftigen Gegner kennen.
"Er ist ein blutrünstiger Pascima Krieger… Wir beide werden wohl Probleme bekommen, ihn zu töten…", erwiderte er. Octavia ahnte schon wen er damit meinte. Gegen ihn alleine hatte sie wahrscheinlich wahrlich kaum eine Chance. Aber sie war noch nicht alleine.
"Hey… Warum verbünden wir uns nicht gegen ihn?", fing sie an. "Wir töten ihn gemeinsam und danach liefern wir uns einen gerechten und fairen Kampf… Ohne Tricks!".
"Du meinst also wir sollen uns miteinander verbünden, um so den Kampf für einen von uns zu entscheiden?".
"Es wird nicht von deinem Interesse sein, wenn Utred nur seine Leute rettet und die restlichen Pascima-Rebellen außen vor lässt…", versuchte sie ihn weiter zu überzeugen.
"Du hast recht… Der Plan gefällt mir, dann lass uns…". Bevor Bereg aussprechen könnte, platzte der große und muskulöse Utred in das Lagerhaus hinein.
"HIER VERSTECKEN SICH ALSO DIE KLEINEN SCHWEINCHEN!", rief er lachend.
Octavia sah zu Bereg und beide nickten sich gegenseitig zu. Die Bereg setzte sofort zu einem Angriff an. Die junge Rebellen folgte ihm und versuchte ihren Gegner mit ihrem Schwert zu erwischen. Allerdings erwies dies sich nicht als ganz so einfach. Immer wieder bekam sie einen Schlag von ihm ab, oder wurde auf den Boden geschleudert. Sie hatte nur Glück, dass Bereg da war, damit Utred sie nicht töten konnte.
"Ich habe genug von dir!", tief Utred, als er sich Bereg packte und ihn tötete. Octavia war zunächst wie erstarrt, flüchtete dann aber eine Etage höher, um sich zu verstecken. In dem Anbau sah sich sich hektisch um. Sie sah einen Schrank, wollte sich gerade in ihm verstecken, da hörte sie nur die Stimme des Pascima Kriegers: "Daskina-Mädchen… Komm her zu mir… Ich tue dir doch nichts!". Dabei hatte er einen Unterton in der Stimme der die junge Rebellin erschaudern ließ.
Wahrscheinlich zu einfach, dachte sie sich und schloss die Türen des Schrankes wieder. Ganz simpel versteckte sie sich unter einem Bett und schob eine Kiste vor sich, in der Hoffnung, Utred fiel dies nicht auf.
Als er herein kam, sah sie nur die Füße des Mannes , der sich stöhnen im Zimmer umsah. "Wo bist du nur, kleine ängstliche Maus, mh?".
Octavia war einfach wie versteinert und sagte sich immer wieder in ihren Gedanken den gleichen Satz auf: "Bitte komm nicht hierher…".
Sie sah nur wie er plötzlich still stehen blieb. Ihr Herz pochte bis zu ihrem Hals und sie dachte das Pochen war hörbar. Zusätzlich hielt sie noch ihren Atem an. Kalte Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
Utreds Füße dreht sich in ihre Richtung und kamen näher. Octavia presste ihre Hand auf ihren Mund und kniff die Augen so fest sie konnte zu. Plötzlich fiel etwas um, sodass sich der große Mann abwandte.
"Komm raus aus deinem Versteck…", dabei zog er die Worte unnötig in die Länge und klang dabei so, als wüsste er wo sie war. Allerdings war er von ihr abgewandt und sah in die Richtung des Schrankes. "...Warum willst du die Menschen überhaupt retten? Sie sind es doch sowieso nicht wert!".
Octavia Begriff was dies bedeutete. Es war ihre Gelegenheit Utred zu töten und den Kampf für sich zu gewonnen.
Na los, du schaffst das!, redete sie sich selbst Mut zu. Im selben Moment, als der Pascima Krieger mit seinem Schwert mehrere male in den Schrank stoch, kroch sie unter dem Bett hervor.
So fest sie konnte stach sie ihr Schwert in seinen Rücke , sodass es aus seinem Bauch ragte. "Du liegst falsch… Es gibt Menschen, die lohnenswert sind gerettet zu werden!", sagte sie ernst. Dann drehte sie ihr Schwert und der Mann ging stöhnend vor Schmerzen zu Boden und starb elendig.
Octavia zitterte noch am ganzen Körper. Er war tot. Der letzte Krieger war tot. Sie hatte gewonnen!
Erschöpft setzte sie sich für einen Moment auf das Bett. Sie konnte es noch nicht wirklich fassen.
Schnell nahm sie die Erkennungsmarken, die Utred bei sich trug und machte sich auf dem Weg zurück in den Thronsaal.
Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Wahrscheinlich flüchteten sich viele der Schaulustigen während des Unwetters in die Häuser.
Octavia drückte die Türen des Thronsaals auf und betrat den großen Saal mit erhobenen Hauptes und setzte entschlossen einen Schritt vor den anderen. Ein großes Raunen drang durch die Halle und alle Blicke waren auf sie gerichtet.
Die junge Frau warf alle Erkennungsmarken vor die Füße des Sprechers. "Octavia von den Daskina-Rebellen ist… Siegreich…", sagte er nur verdutzt und schien selbst ungläubig zu sein. War ihm wohl nicht zu verübeln, da er selbst ein Mitglied der West-Rebellen war. "...Die Minen von Ered-Luin gehört ihr und ihren Leuten…". Im Saal herrschte plötzlich eine unheimliche Stille.
"Nein…", sagte sie leise aber deutlich. Octavia stellte sich zu dem Sprecher, der auf den Stufen die zum ehemaligen Thron führten.
"Ich habe heute nicht für Daskina gekämpft…", sagte sie mit brüchiger Stimme. Ihre Augen wurden glasig und sie versuchte all den Schmerz zu unterdrücken. "...Zuerst dachte ich, dass ich für mich selbst gekämpft habe, aber… Ich weiß dass auch das nicht wahr ist...ich habe für uns alle gekämpft…".
Die junge Rebellin atmete tief durch.
"Daskina wird die Minen nicht alleine übernehmen… Wir werden sie teilen!", fügte sie hinzu. Großes Geflüster brach aus.
"Wir sind alle gleichwertig… Wir sind ein Volk… Wofür haben wir sonst gekämpft…", sagte sie weiter. Es fiel ihr schwer, denn die Erschöpfung ergriff sie allmählich.
"Wir werden alle das Feuer des Drachen überleben… Zusammen, als Gonodwaith!",
Die Menschen im Saal wiederholten alle das Wort "Gonodwaith", was so viel wie
ein zusammengehöriges Volk bedeutete. Octavia wollte die Stufen hinabsteigen, da machten ihre Beine nicht mehr mit und brachten sie fast zu Fall. Indro der in ihrer Nähe stand fing sie auf. Als sie hoch in sein Gesicht sah, wurde sie von zwei stolzen Augen angesehen.
"Deloth wäre Stolz auf dich gewesen, glaube mir!".
Octavia lächelte ihn an. Sie wusste nicht recht ob sie glücklich sein, oder weinen sollte. Immerhin konnte Deloth all das nicht mehr miterleben.
Phelan trat zu ihnen und sah die junge Frau ernst an. "Es gibt nicht genug Verpflegung für alle…".
Sie hatte nur wieder einen ihrer Vorlauten Sprüche auf der Zunge liegen.
Heute ist erst einmal der Tag der Vereinigung, dachte sie. Allerdings sagte sie nichts und sah sich um. Unter all den Menschen konnte sie weder ihren Bruder noch Thirak erblicken.
"Wo ist mein Bruder?", fragte sie plötzlich sehr ernst und hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
Octavia wollte sich schon selbst auf die Suche machen, doch Indro überredete sie sich aus zu ruhen und er versprach nach Kael zu sehen.
Octavia in Fornost… Danach zu den Ered-Luin