Carn-dûm (Angmar)
Octavia von den Bergen der Ered-Luin + Umgebung nach Carn-dûm...
Octavia dachte den ganzen Flug auf den Rücken von dem schwarzen Drachen Ancalagon an nichts. Wäre sie in einem normalen Zustand, hätte sie wahrscheinlich große Aufregung verspürt. Dor junge Frau fühlte sich aber mehr als leer. Sie fühlte sich fehl am Platz zu den geretteten zu gehören. Warum hatte Thirak sie überhaupt gerettet? Immerhin wollte sie ihn noch vor nicht allzu langer Zeit den Titel absprechen und sogar tot sehen. Er hatte jeden Grund dazu sie in der Bucht sterben zu lassen. Doch er tat es nicht. War es deshalb, warum alle ihn als König wollen? Weil er trotz allem Gütig war? Sie verstand die ganze Welt einfach nicht mehr.
Octavia saß den ganzen Flug über hinter Thirak und klammerte sich an ihn fest. Hinter ihr befand sich Gwyneth, die von Indro notgedrungen festgehalten wurde der Hinter ihr saß. Er war der einzige, der zwischendurch etwas zu der verletzten Frau sagte und ihr Mut machte. Hinter Indro saß Kael.
Octavia war heilfroh, als endlich die große Festung von Carn-dûm in Sichtweite war. Sie war mehr als erschöpft und musste sich ausruhen.
Schon einmal besuchte sie im Auftrag von Indro den Ort. Gute Erinnerungen verband sie damit nicht unbedingt, da sie dort auch die Identität über ihren Vater Thurion erfuhr.
Der Drache landete sanft außerhalb der äußersten Mauern, sodass alle absteigen konnten. Thirak schickte den Drachen mit einem Klaps wieder in die Freiheit, sodass er weit in Richtung Süden flog.
Auch während sie in die Festungsstadt hineingingen und schließlich in der Burg waren, redeten alle kein Wort miteinander.
Octavia wurde von einer Wache ein relativ geräumiges Zimmer zur Verfügung gestellt. Nachdem sie sich gewaschen hatte zögerte sie auch nicht lange um sich auf das Bett fallen zu lassen und endlich zu schlafen. Das war das was sie brauchte. Über den Rest machte sie sich am morgigen Tag Gedanken.
Octavia wurde nach einigen Tagen zu Thirak gebracht. Tardon führte sie zum Thronsaal von Carn-dûm. Dort in der großen Halle stand ein langer Tisch. Thirak saß dort mittig. Zu seiner rechten saßen ihr Bruder Kael, Lynn Stark und Eldarion. Octavia kannte sie bereits schon. An seiner linken Seite saßen verschiedene Würdenträger aus Angmar und Arnor. Octavia konnte sich schon denken, worauf das hinaus lief.
"Octavia Sagitta, Tochter des Thurion und Herrin über die Gonodwaith…", erhob Thirak seine raue Stimme. "...Wir haben uns alle hier darüber beraten, wie es mit jedem einzelnen weitergehen soll… Es gibt sicher welche, für die die einzige gerechte Strafe der Tod ist, für alle die Gonodwaith fanatischen unterstützen… Aber was bringt uns die Gerechtigkeit, wenn uns die Barmherzigkeit fehlt… Lange genug beherrschte Tod und Leid das ganze Reich… Und angesichts der Bedrohung durch die Orks, die auf uns alle zukommen wird, ist jeder Tote ein unnötiger Verlust… Sogar wir nicht einmal wissen, woher diese Bedrohung kommt und was sie auslöst…".
Octavia schwieg zunächst nur. Sie konnte aber die Bedrückung selbst aus Thiraks stimme heraushören. Sie fragte sich warum er so traurig wirkte, sagte es aber nicht zu fragen.
"Als König des Nordens obliegt das Wohl des Volkes von Angmar und Arnor in meinem Händen, deshalb biete ich jedem an hier im Norden bleiben zu dürfen, solange er sich der neuen Ordnung fügt. Auf eine Person trifft dies leider nicht zu. Glaub mir Octavia, ich habe versucht für dich zu sprechen, aber ich wurde von den anderen überstimmt und aufgrund der vorherigen Lage ist es auch nicht ganz verwerflich…", sagte Thirak weiter.
Octavia konnte sich denken, dass sie ganz sicher damit gemeint war. Doch was war die Strafe? Sollte sie nun hingerichtet werden ? Das war womöglich das einfachere Übel. Die ganze Ablehnung die sie in Carn-dûm erlebte, egal ob von Kael oder sonst wen, war sowieso nicht auszuhalten. Da wollte sie lieber sterben. Dann hatte sie das schreckliche Leben hinter sich.
"Deshalb verbannen ich, Thirak Eisen -geborener Anaryon Vaneryen, rechtmäßiger Erbe des Thrones von Mittelerde, König des Nordens und Beschützer von Eriador-, dich, Octavia Sagitta, aus Angmar und Arnor bis das Reich von Mittelerde wieder vereint ist!".
"W-was?!", platzte es ihr heraus. Mit einer solchen Entscheidung hatte sie nie im Leben gerechnet. All die Würdenträger Arnors und Angmars sahen strafenden auf sie. Selbst Lynn. Einzig und alleine Kael senkte seinen Blick und sah nur auf den Tisch. Thirak hatte nur seinem traurigen Ausdruck im Gesicht.
"Das könnt ihr nicht machen… W-wo soll ich denn hin?", entgegnete sie nur verzweifelt.
"Kianas Herrschaft ist zu Ende… Es ist für dich nicht mehr gefährlich in Mittelerde. Im Süden und Osten kennt dich keiner…", erwiderte Thirak ruhig.
"Kael, du kannst das doch nicht wollen?",, sprach sie ihren Bruder direkt an. Er schüttelte nur den Kopf.
"Ach komm… Du willst mich irgendwo dort draußen zurücklassen?", hakte sie weiter nach.
"Ja… Es ist zu deinem und unserem besten…", sagte er dann. "Wir haben jetzt die Möglichkeit eine zweite Chance zu bekommen und etwas größeres aufzubauen… Die machst du nicht kaputt...".
"Wir sind doch jetzt alle hier und niemand lehnt sich gegen irgendjemanden auf… Und was ist mit meinen inneren Kräften? Ihr braucht meine Stärke dich, wenn ihr bestehen wollt! Wie kann das etwas schlechtes sein?", beharrte sie weiter auf ihren Verbleib.
"Du hast nichts aus den vergangenen Dingen gelernt… und genau deshalb musst du gehen…", sagte Kael nur.
Sie nickte ihm nur trotzig zu. Gleichzeitig füllten sich ihre Augen mit Tränen.
"Na schön…", sagte sie nur, während sie sich umdrehte und gehen wollte. "Ich hätte ohnehin einfach vor Minhiriath sterben sollen…".
"Octavia!", rief Kael, sodass sie stehen blieb. Sie seufzte und hoffte darauf, dass ihr Bruder sich doch noch unentschied.
"Meine Schwester starb schon vor einer langen Zeit… Du bist nicht mehr meine Verantwortung!", sagte er.
Das waren nicht die Worte die sie hören wollte. Dann verließ sie den Thronsaal und versuchte die Ttänrn zu unterdrücken.
Niedergeschlagen ging Octavia den langen Korridor der Burg entlang, um zurück zu ihrem Zimmer zu gelangen. Dabei traf sie auf Tardon, der sie ansprach, was sie aber kaum mitbekam. Die Stimme in ihrem Kopf war zu laut. Immer wieder sagte diese dunkle Stimme, dass Octavia nichts Wert war und nicht gewollt war. Dass der einzige Ausweg der Tod und die Dunkelheit war.
Dann sah sie zu Tardon, der sie besorgt und ängstlich ansah. “Los, schlag mich!”, forderte sie ihn auf. Der junge Mann sah sie irritiert an. “Was?”.
Vielleicht hatte sie so die Hoffnung, dass die Stimme aus ihrem Kopf für den Moment verschwand.
“Kämpfe gegen mich!”, sagte Octavia fiebrig. Tardon rührte sich aber nicht, sondern blickte irritiert drein. Daraufhin schlug Octavia ihn mitten auf die Nase. “Komm schon, sei kein Feigling!”, forderte sie ihn wieder auf. Es dauerte nicht lange und sie kämpften eine Weile gegeneinander, wobei Tardon eher nur ihre Schläge abwehrte. Als Er in einem Moment auswich, schlug sie voll gegen die Wand. Ihre ganze Hand schmerzte, gab ihr aber gleichzeitig das Gefühl doch noch etwas zu spüren. Mehrere Male schlug sie weiter gegen die Wand, bis ihre Hand blutete. Alles um sie herum verstummte und verschwand in gewisser Weise.
“Octavia, ist alles in Ordnung?”, fragte Tardon besorgt nach. Octavia antwortete nicht. Tardon wickelte ihre Hand dennoch in einem Stofftuch ein, um die Blutung zu stoppen. Dann ging sie einfach ohne etwas zu sagen weiter.
Sie blieb vor einem Raum stehen, in dem sie Phelan, Galador und Valarya sah, die sich miteinander unterhielten. Von ihnen bemerkte es niemand, dass sie dort stand. Vorsichtig betrat sie den großen Raum und hörte ihnen zu.
Phelan lehnte sich erschöpft stöhnend aus einem großen Fenster: "Endlich ist der ganze Spuk vorbei… Zum Glück dürfen wir alle hier bleiben… Von hier aus können wir ein neues Leben beginnen”, sagte er erleichtert. “Und wenn Thirak erst einmal auf den Thron von Mittelerde sitzt, wird es eine bessere Welt werden!".
Valarya stellte sich neben ihn und lehnte sich an den Mann an. Galador stand nachdenklich hinter Phelan, blickte auch hinaus und hatte einen Becher Wein in der Hand.
"Die letzte Zeit war schlimm genug, da ist träumen wohl erlaubt ...", sagte er nachdenklich.
"Ich bin davon überzeugt, dass es von nun an besser wird!", bestärkte sie ihren geliebten Phelan.
Octavia hatte das Gefühl, sie musste sich übergeben. Solch eine schnulzige Einstellung sorgte dafür dass ihr schlecht wurde. Wie konnten sie nur so naiv sein und denken dass nun alles besser war, nachdem sich Octavia für sie alle aufopferte, damit sie in den Minen leben konnten.
"Dann bist du noch Dümmer als er!", rief sie lauter, während sie weiter in das Zimmer stampfte. Das alles stimmte sie wütend. Alle drei drehten sich erschrocken zu Octavia. Sie fühlten sich wohl erwischt und sahen nicht begeistert drein.
"Tardon lässt wohl Leute hier herumlaufen, die es nicht dürften… Obwohl er beauftragt wurde auf Gonodwaith aufzupassem...", sagte Valarya entsetzt.
"Ich wurde zu Thirak gebracht, da er mit mir sprechen wollte… Aber schön dass ihr alle als Verräter hier bleiben dürft und ich gehen muss!", entgegnete Octavia zornig.
Phelan humpelte verletzt einige Schritte auf sie zu. Dann lehnte er sich an einem der Tische in diesem Raum.
"Er hat das nicht alleine entschieden… Es ist für uns alle besser… Und ich denke gehen zu müssen ist noch die mildere Strafe…", sagte Phelan.
"Strafe…”, wiederholte sie das Wort in einem arroganten Ton. Dann wurde sie duetlich lauter: “Denkst du ernsthaft du bist besser als ich, Phelan? Wir haben vierhunderdreiundzwanzig Leute vor Minhiriath verloren… Der erste der Gefallen war, war Aurelius… Bekam einen Bolzen direkt in den Schädel… Was wohl unser Freund Davos dazu sagen würde, wenn er noch leben würde…".
Phelan wurde sauer. Gleichzeitig traurig. Er versprach auch Davos damals auf den Jungen aufzupassen, da seine Eltern nicht mit in die Mine durften. Octavia erkannte das.
"Phelan du solltest dich hinlegen…", sagte Valarya und wollte damit die Situation beenden.
"Octavia, es reicht…", mahnte Galador nur um Valarya zu unterstützen. Octavia schnaubte nur trotzig.
"Ich habe deine Mutter geliebt Octavia… Ich habe dich und deinen Bruder geliebt, als wärt ihr meine eigenen Kinder gewesen! Ich habe gehofft, dass ich dir den richtigen Weg zeigen kann, als Tochter eines dunklen Maia…”, presste Phelan mit aller Kraft hervor. “Aber du hast dich für seinen Weg entschieden… Du hast dich entschieden genauso zu werden wie er… Genau wie Kiana… Ein Monster… Nichts unterscheidet euch noch!".
"Ach, und dann glaubst du Thirak wird nicht so? Er hat das gleiche Blut!", verteidigte Octavia sich nur.
"Thirak ist anders… Er hat Werte… Er hat die Krone abgelegt um sein Volk zu beschützen, um gegen Melkor zu kämpfen… Er hat auf seine rechtmäßigen Ansprüche verzichtet, um ein weiteres Massaker zu verhindern, als er wusste dass Kiana jeden töten würde der sich ihr in den Weg stellt… Aber du…", Phelan hörte sich mehr als wütend dabei an. "Du hast darauf bestanden die Anführerin zu sein… Hast dir selbst die Krone aufgesetzt, die dir in keinster Weise zusteht… Du hättest alle die getötet, die dich lieben… Du hast all die Menschen in das Gemetzel geführt!".
"Es war nur ein Gemetzel weil du uns verraten hast!", verteidigte sie weiter ihre Taten. Dabei klang sie äußerst giftig. Für die war es fast amüsant, wie Phelan ihr die Schuld zu schob.
"Mir wurde versprochen dass ihr euch ergeben dürft… Ich hatte ausgehandelt dass wir uns Arnor teilen! Kael kann das bezeugen… Er kam noch zu uns nach Minhiriath, als du vergiftet warst...", verteidigte sich Phelan nun.
"Das wurde dir versprochen?! Von wem wurde das versprochen ?! Von welchem Irren bitte?!", keifte sie ihn an. Sie konnte echt nicht glauben, dass er so naiv war Luthia zu glauben.
"Alles was ich in dieser schlimmen Zeit getan habe, habe ich für mein Volk getan!", sagte Octavia weiter.
Phelan hustete nur, während Valarya und Galador schwiegen.
"Bin ich ein Monster? Ja und ob ich eins bin… Genau wie ihr beide welche seid!", dabei deutete die junge Maia auf Galador und Phelan.
"Der Mann der Kiana geiletet hatte und mir dann später vorgeschlagen hatte Menschen zu essen und sein Verbündeter, der das zu verantworten hat, dass tausende von Menschen in den Trümmern von Minas-Tirith gestorben sind, weil er zu egoistisch war die Nachricht über meine Geburt an meinem Vater zu schicken und damit vierzehn Jahre später alle verdammt hat!".
"Octavia es reicht jetzt…", mahnte Valarya wieder.
"Denkst du wirklich du wärst besser als ich Phelan? Glaubst du, du hast aus deinen Fehlern gelernt?", keifte Octavia total aufgebracht. Sie war nun so wütend, dass sie sich zusammenreißen musste, ihm nicht an die Gurgel zu springen. "Wenn es nach dir gegangen wäre, wäre Gonodwaith in diesen Minen verhungert! Du warst zu schwach, um das zu tun was getan werden musste… Dann bist du weggelaufen… Wurdest zum Verräter und hast dich mit einem Abkommen unserer Feinde eingelassen, von dem du wusstest, dass er ihn nicht einhalten würde und schiebst es dann mir in die Schuhe!".
"Du hättest nicht Krieg führen müssen… du hättest die Farm nicht abbrennen müssen…" entgegnete Phelsn nun selbst wütend. "Das hast du alles aus Machtgier gemacht… Aus Eitelkeit… Du warst verloren… Genauso wie du es jetzt noch bist! Die Dunkelheit hat dein armes kleines Herz schon zu stark verführt...".
Dann hustete Phelan und spuckte Blut. Sogar auf Octavia, die daraufhin auch verstummte. Valarya und Galador halfen ihm irgendwie.
"Hol Hilfe…Los!", forderte Valarya sie auf. Doch Octavia blieb regungslos stehen sah nur dabei zu. Valarya rieg selbst nach hilfe, während Galador ihn abstürzte Tardon kam anschließend an und sah die blutverschmierte Octavia entsetzt an. Sie hatte das Gefühl, als dachte er, sie hätte etwas getan. Doch das hatte sie nicht. Sie hatte ihn nur mit der Wahrheit konfrontiert.
"Sein Kampf ist vorbei..", sagte Octavia nur kalt und verließ den Raum wieder. Sie wollte es nicht mit ansehen und das Blut des Verräters wieder von ihrem Gesicht waschen.
Octavia war mit anderen Gonodwaith Mitgliedern in einem großen Saal festgesetzt, um weitere Eskalationen zu vermeiden und in Ruhe die anderen Mitglieder von Gonodwaith und Luthias Anhängerschaft zu verurteilen. Octavia war es bewusst, dass allen anderen ja keine wirkliche Strafe erwartete. So wurde es ihr ja schon gesagt. Unter den Anwesenden waren unter anderem Tardon, Galador und Valarya. Phelan lag im Krankenflügel der Burg.
Octavia lag auf einem der Tusche, während sie hoffte dass die Zeit schneller verging. Obwohl Valarya wahrscheinlich Grund genug hatte Octavia zu hassen, ließ sie sich von Tardon überzeugen, ihr etwas zu Essen zu reichen. Octavia lehnte aber dankend ab.
Sie trat mehrere male gegen das Tor in der Hoffnung dass es aufging.
Tardon machte sich mittlerweile große Sorgen um sie, weil Octavia oft einfach abwesend wirkte oder absichtlich gegen Wände schlug.
"Hey, ist alles in Ordnung?, fragte er nach.
"Was denkst du denn?!", fauchte sie ihn an.
"Das ist zwecklos… Mein Vater hat mir mal erzählt wie diese Türen…", wollte gerade einer sagen, der der Sohn einer derer war, die die unterirdischen Felder gepflegt hatten. Doch Octavia unterbrach ihn einzig und allein um zu provozieren: " Dein Vater war auch ein Feigling!".
Der junge Mann erhob sich. "Mein Vater… Hat uns alle gerettet, als er versucht hatte die Farmen am laufen zu erhalten…", sagte er nur getroffen.
"Nein, das habe ICH getan…", sagte Octavia verärgert und lief auf die Gruppe der Anwesenden zu. "...Seht euch doch an...Ich habe euch allen zu Krieger von Gonodwaith gemacht… Zu Kämpfern… Ich habe euch allen etwas gegeben, an was ihr glauben könnt. Und was seid ihr jetzt? Feiglinge, die auf ein Urteil warten!".
Es dauerte nicht lange und Octavia war umzingelt von den zehn Anwesenden. Der erste Schlag ging schon direkt in ihr Gesicht, sodass ihre Lippe aufplatzte. Auch wenn es schmerzte, gefiel ihr es. Es gab ihr wieder das Gefühl etwas zu fühlen. Nicht mehr nur diese unendliche leere in ihrem Herzrn. Sie schlug den Mann zurück, wurde dann von dem nächsten festgehalten, gegen den sie sich schnell wehrte. Den nächsten gab sie einen tritt in die Magengrube und warf ihn gegen die Tischkante.
Tardon rief immer wieder im Hintergrund, dass sie aufhören sollten, als eine regelrechte Schlägerei zwischen Octavia und den anderen ausbrach. Doch niemand hörte auf ihn. Galador und Valarya blieben sitzen und sahen sich das Schauspiel kopfschüttelnd an.
Dann bekam Octavia einen Tritt in den Rücken, sodass sie auf die Knie ging und wurde gegen die Wand geschleudert, wo sie auch direkt mit dem Kopf aufschlug. Das Blut triefte schon aus ihrem Mund heraus.
"Galador, mach dass es aufhört!", rief Tardon nur, der versuchte die anderen aufzuhalten. Dann wurde Octavia zu Boden geworfen und bekam mehrere Tritte ab. Trotz der Schmerzen musste Octavia fast schon lachen. Sie bekam es doch wieder hin, dass aus den Gonodwaith Mitgliedern Kämpfer wurden, so wie sie es ihnen beigebracht hatte.
"Ihr gibt ihr was sie will, seht ihr das denn nicht!", rief Tardon nur verzweifelt.
Octavia bekam immer weiter Tritte ab, bis einer von ihnen Octavia an den Haaren hoch zog und ein Messer, welches er an ihren Hals hielt.
"Die Königin ist tot!", sagte der Mann nur außer Atem.
Octavia kam das alles gelegen. Leben? Wozu? Sie hatte doch sowieso alles und jeden verloren den sie liebte. Alle hassten sie jetzt. Deshalb streckte sie den Hals sogar noch nach oben, um diesen frei zu legen als sie die Klinge an ihrem Hals spürte.
"Warte!", rief Galador. "Lass sie mit dem Leben was sie geworden ist… Das wird schon genug Strafe sein…".
Der Mann zögerte sie loszulassen, schubste sie aber dann nach vorne.
"Feigling…", presste Octavia nur heraus. Sie lief in die Mitte von allen. "I-ihr wollt Absolution? Dann nehmt sie euch! Nehmt sie euch!".
Mit ausgestreckten Armen lief sie in der Runde. Alle sahen sie nur verwirrt und fast schon angeekelt an, bis sie sich von ihr einfach abwandten und sich wieder auf ihre Plätze setzten.
"Bitte!", rief Octavia zunächst, ließ sich auf ihre Knie fallen und flehte dann weiter, "Bitte.. Bitte… Macht es…".
Sie war mittlerweile auf allen vierten und schlug einmal auf den Boden, als sie feststellen musste, dass sie niemand mehr beachtete. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, als sie bemerkte dass es alles nichts brachte und sie damit leben musste was sie nun war und was passierte.
Niemand liebt dich hier… Niemand will dich hier…, sagte die dunkle Stimme in ihrem Kopf. Das machte es nicht besser. Hatten alle recht und sie war einfach verrückt geworden? Sie wollte einfach nur sterben, sodass das alles aufhörte.
Als sie am nächsten Tag ihre Sachen zusammen packte, war sie noch von Blutergüssen übersät. Tatsächlich nahm sie noch kurz vorher die schwarze Krone von Mittelerde mit sich. Einmal zur Absicherung auf jeden Fall zurückkehren zu können und weil die dunkle Stimme in ihren Kopf ihr dazu riet.
Tardon begleitete sie noch zu dem Tor der der Festungsstadt von Carn-dûm.
"Ich wünschte du könntest bleiben… Oder ich könnte mit dir...", sagte er nur liebevoll. Octavia lächelte ihm nur zu.
"Du bist hier viel besser aufgehoben…", entgegnete sie nur. Er war der einzige, der ihr nichts übel nahm.
"Octavia!", hörte sie die Stimme von Thirak plötzlich.
"Gut...Dann werde ich mich mal wieder an die Arbeit machen…", sagte Tardon schweren Herzens und umarmte die junge Maia noch einmal. "Ich denke wir sehen uns nicht wieder?".
"Wenn ich mich nicht wieder Hals über Kopf in die nächsten Probleme reite, dann schon… Du musst mir versprechen dass wir uns wiedersehen!", erwiderte sie traurig. Er nickte ihr zu und ging wieder in die Festungsstadt hinein.
"Du sollst wissen, dass ich weiß, wie schwierig das alles ist und wie hart es für dich sein muss...", fing Thirak ruhig an, der inzwischen bei ihr stand.
"Ach...Ich fühle nichts…", sprach sie sich selbst ihre Gefühle ab und wollte dabei möglichst hart und gleichgültig wirken.
"Auch wenn du nach außen so wirken willst, glaube ich dir nicht ganz…", entgegnete er nur. Bevor Octavia etwas sagen konnte, holte er etwas aus seiner Tasche hervor. Es war das schwarze Buch von Thurion, welches sie in den Minen bei sich hatte.
"Das hattest du vergessen mitzunehmen! Ich habe es noch in deinem Gemach gefunden...", dabei überreichte er ihr das Buch.
"Sollte ich das mitnehmen?", fragte sie ungläubig, als sie es entgegennahm. Scheinbar waren alle Worte darin verdammt dazu, die Welt in Chaos zu stürzen.
"Ich kann mir vorstellen, dass dir die Worte geholfen haben, alle von Gonodwaith zu vereinen und zu retten…", sagte er. "...Wenn du zu viel Gnade zeigst, fürchten dich die Menschen nicht… Und wenn sie dich nicht fürchten, folgen sie dir nicht…".
Octavia sah erstaunt zu ihm auf. Es war ein Zitat aus dem Buch von Thurion. Es waren die Worte ihres Vaters.
"Das war das was du gelesen hattest… Doch du hast die letzten Seiten nicht gelesen, weil sie gefehlt haben… Davos nahm sie heraus, um sie mir zu zeigen, als er überzeugt davon war, dass Thurion den Krieg für Kiana beenden wollte…", sagte Thirak ruhig und deutete auf die losen Seiten die aus dem Buch herausragten. Als Octavia das Buch öffnete und die erste Seite überflog, sah sie direkt Worte die über die Rückkehr zur Familie handelten und darum die Familie zu beschützen.
Die junge Frau packte das Buch dann in ihre Tasche. Sie hatte die ganze Zeit Tränen in den Augen. Thirak war noch so gütig zu ihr, obwohl er es nicht musste. Sie hat ihn noch vor kurzem als Feind betitelt, wollte ihn am liebsten tot sehen.
"Du solltest eigentlich bei deiner Familie sein… Bei Kael, Phelan, Indro und... Mir… Ich sollte bei dir sein… Ich weiß nicht, was ich noch für dich tun kann… Oder noch etwas habe, um es dir geben zu können…", sagte er nur traurig.
"Gib mir eine andere Lösung…", entgegnete sie nur, während ihr wieder die Tränen über die Wangen liefen.
"Du weißt, dass ich das nicht kann…", antwortete er nur. "...Ich hatte dich darum gebeten Frieden zu schließen, damit du dein Volk retten kannst… Und indem du gehst, kannst du die übrigen retten… Andere haben härtere Strafen gefordert.".
Octavia seufzte nur, wobei das eher ein Schluchzen war. Es brachte nichts. Bevor sie auf ihr Pferd stieg, kam Thirak noch einmal auf sie zu und nahm ihre Hände in die Seine, was die junge Frau nur sentimentaler als ohnehin schon werden ließ.
"Ich liebe dich... glaub mir… Und dein Bruder liebt dich auch… Wir werden uns wiedersehen!", sagte er nur. Daraufhin umarmte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie wünschte sich ihr Bruder wäre auch noch da und würde sie wenigstens verabschieden. Octavia wollte Thirak am liebsten überhaupt nicht mehr loslassen und krallte sich förmlich an ihm. Gleichzeitig bekam sie dadurch nur mehr ein schlechtes gewissen, nachdem sie Thirak selbst in Carn-dûm noch vor Phelan schlecht redete. Das führte nur dazu, dass mehr Tränen flossen, auch während sie auf ihr Pferd stieg.
Thirak berührte sie noch einmal am Bein und streichelte es. Er lächelte Octavia sanft entgegen. Trotz seines freundlichen Ausdruckes, behielt er auf etwas Trauriges. Seine Augen waren ebenfalls feucht, von Tränen getränkt.
"Manchmal ist das Ende der Welt besser als alles andere…", hauchte er noch hervor. "...Ich weiß das selbst am besten…".
Die junge Frau warf ihm nur einen betrübten Blick zu und wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Ihr war bewusst, dass er seine Flucht nach Arnor meinte, nachdem Kiana Minas-Tirith zerstört hatte. Sie kam sich so oder so erbärmlich genug vor, dass sie die ganze Zeit weinte.
Die junge Maia wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht um die Tränen zu entfernen.
"Willst du nicht dein Schwert wieder haben?", fragte sie ihn mit gebrochener Stimme. Er schüttelte daraufhin nur den Kopf.
"Es soll dir auf deinem Weg dienen, wenn du es gebrauchen solltest und musst…", antwortete er. Gleichzeitig erinnerte sie sich daran, dass sie ja selbst die schwarze Krone stahl, um ihre Rückkehr abzusichern was das Angebot das Schwert zurückzugeben Paradox wirken ließ. Octavia bekam ein schlechtes Gewissen. Sie spielte kurz mit dem Gedanken die Krone ihm wieder zu überreichen, doch irgendetwas in ihr weigerte sich, sodass sie sie doch mit sich nahm.
Dann griff sie die Zügel fest in ihre Hände und ritt los in Richtung Süden. Wohin wusste sie nicht genau. Dabei drehte sie sich ein paar mal um und sah Thirak da stehen, der mit jeder Meile kleiner und kleiner wurde…
Octavia auf dem Weg in Richtung Süden (Gondor)…