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Autor Thema: Nunta Hollinór / Südliches Eregion  (Gelesen 1591 mal)

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  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Nunta Hollinór / Südliches Eregion
« am: 17. Feb 2017, 21:07 »
Mathan, Oronêl, Kerry, Halarîn, Adrienne, Finelleth, Celebithiel, Forath und Aéd aus Dunland


Nach der Überquerung des Flusses, den Oronêl als Glanduin bezeichnet hatte, reiste die Gruppe noch eine halbe Stunde weiter, bis Mathan, der die Führung übernommen hatte, sie eine Mittagspause einlegen ließ. Sie waren durch weites, zum Großteil baumloses Land gekommen. Die vereinzelten Bäume die sie sahen, waren von kräftigem Wuchs und hatten sehr breite Kronen. "Das sind Hulstbäume," erklärte Halarîn Kerry und Adrienne, die nebeneinander im Gras saßen und die Ruhepause genossen. "Die Menschen nennen dieses Land ihretwegen auch Hulsten."
Kerry nickte, doch ihre Blicke wurden von der einsamen Gestalt Mathans abgelenkt, der etwas abseits der Gruppe auf einem kleinen Felsen stand und nach Westen blickte. Einem Impuls folgend stand Kerry auf und ging langsam zu ihm hinüber. Zwar schien er ihre Anwesenheit erst gar nicht zu bemerken, doch Kerry hatte inzwischen gelernt, dass es dafür nur ein wenig Geduld brauchen würde. Und etwas... Einfühlsamkeit, dachte sie.

Nach mehreren Minuten des Schweigens, die Kerry beinahe wie eine Ewigkeit vorkamen, wandte Mathan schließlich den Blick von dem, was er auch immer dort in der Ferne beobachtet hatte ab und schaute auf Kerry hinab, die sich mit dem Rücken gegen den Felsen gelehnt hatte. Seine Hand hielt das Medaillon umklammert, das er in der Eiswüste gefunden hatte.
"Was gibt es?" fragte er leise.
"Ich habe nachgedacht, seitdem wir aus Tharbad aufgebrochen sind," begann sie langsam und wählte ihre Worte mit Bedacht. Ehe sie einen Satz aussprach, dachte sie kurz darüber nach, was sie eigentlich sagen wollte, ehe sie es aussprach. "Mit der Gruppe durch fremde Länder zur reisen, hat mir eines klar gemacht: Ich bestehe gerne Abenteuer. Das habe ich in den Jahren, bevor wir uns in Fornost trafen, schon gemacht, als ich mit einigen Freunden (darunter Rilmir) durch die Nordlande zog. Damals war ich unbekümmerter als heute," gab sie offen zu. "Ich habe mir weniger Sorgen gemacht. Damals hatte ich keine Familie, mit der ich alles teilen konnte und bei der ich mich sicher fühlen konnte. Ich musste selbst für meine Sicherheit sorgen. Zwar war ich niemals wirklich alleine, und geriet auch nur selten in Kämpfe, aber..."
"Aber du wusstest dich zu wehren," ergänzte Mathan geradezu sanft. "Das habe ich gleich von Anfang an in dir gesehen."
"Ja," bestätigte Kerry leise. "Und irgendwo auf dem Weg von Fornost nach Angmar habe ich dieses Selbstvertrauen verloren, wenn ich ehrlich bin. Es tut mir Leid, dass ich dadurch so viele Schwierigkeiten verursacht habe. Diese ganze Sache mit dem Ring zum Beispiel. Oder die Übungen..." sie brach ab und dachte einen kurzen Augenblick nach. Dann fuhr sie fort: "Ich will mir nicht länger vormachen, dass ich nicht dazu geeignet bin, Abenteuer zu bestehen. Ich weiß jetzt, dass ich es kann. Als du mir zeigen wolltest, wie man sich selbst verteidigt, hatte ich nicht daran geglaubt, dass ich die Anforderungen, die du an mich stelltest, jemals erfüllen könnte."
"Und jetzt?" fragte Mathan nach. "Wie denkst du inzwischen darüber?"
"Ich glaube, mit viel Geduld werde ich lernen, nicht mehr hilflos zu sein, damit ich Abenteuer bestehen kann," sagte Kerry mit wachsender Entschlossenheit. "Ich weiß, dass ich schwierig sein kann, und dass ich vielleicht hin und wieder Streit auslösen kann. Ich habe... meine Ablehnung der Übungen nicht gegen dich gerichtet, auch wenn es vielleicht so ankam. Ich bin doch so dankbar für all das, was Amil und du für mich getan haben. Nein, es ging mir nur darum, dass ich mich nicht für geeignet hielt."
"Das ist die falsche Einstellung dir selbst gegenüber," kommentierte Mathan. "Damit zeigst du, dass du keinen Respekt und keine Achtung vor dir selbst und deinem Körper hast."
Kerry nickte und erinnerte sich an das Jahr in Bree, in dem ihr ständig gesagt worden war, dass sie wertlos und unfähig sei. Sie hatte festgestellt, dass sie den Worten irgendwann Glauben geschenkt hatte. Doch jetzt nicht mehr. "Du hast recht," sagte sie leise. "Ich weiß, dass ich es schaffen kann. Adrienne hat mir klar gemacht, dass ich kein Kind mehr bin. Ich bin eine junge Frau, und will lernen, mich auch so zu verhalten. Sicherlich wird es von jetzt an nicht alles problemlos laufen, aber... ich bin bereit, alles zu lernen, was eine Abenteurerin wissen muss. Denn ich will die Welt sehen, Ontáro. Ich will ferne Länder bereisen und die Wunder sehen, die Mittelerde zu bieten hat. Und am liebsten würde ich das mit Amil und mit dir tun."
"Die Wunder der Welt sehen", wiederholte der Elb mit einem sanften Lächeln, "Ein einfacher, aber zugleich großer Wunsch. Es freut mich, dass du dir darüber klar geworden bist, was du möchtest und mit wem du es willst." Mathan ließ sein Medallion los und strich Kerry sanft über den Kopf.
Für eine Weile blieben sie beide still und Mathan ließ sein Hand auf ihrer Schulter liegen. "Ténawen, vielleicht war es Schicksal, dass wir uns getroffen haben," sagte er schließlich. "Ich zumindest bin davon überzeugt und werde dich mit allen Kräften auf deinem Pfad der Abenteurer unterstützten. Es mag nicht einfach werden, und hin und wieder Probleme geben, doch gemeinsam können wir es schaffen. Als eine Familie. Eines Tages werden wir jeden Winkel Mittelerdes bereist haben, und du wirst eine Abenteurerin sein, voller Wissen und Erfahrungen. Das weiß ich. Du wirst die Welt anders sehen, aber noch immer meine Tochter sein." Als Mathan geendet hatte, nahm er seine Hand von Kerrys Schulter und blickte wieder nach Westen. Die Sehnsucht in seinem Herzen spiegelte sich in deutlich seinen Augen, als er ihr einen Seitenblick zuwarf und wieder still wurde. Er vermisst seine Heimat wirklich, stellte Kerry fest.

"Ich habe dich gestern gesehen," sagte Kerry nach einiger Zeit des Schweigens. "Du hast auf dem Dach des Hauses dort im Dorf der Dunländer gesessen. Und auch vorhin hast du wieder die Einsamkeit gesucht. Ist die Rückkehr in deine alte Heimat der Grund? Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, nach so vielen Jahrhunderten in ein zerstörtes Land zurückzukehren, das man noch in seiner Blüte gesehen hat. Ich bin ein Mensch und werde nicht einmal ansatzweise so lange leben wie du. Aber ich..." sie stockte und blickte Mathan in die Augen, die sie aufmerksam betrachteten. Und fand den Mut, weiterzusprechen. "Ich will für dich da sein, wie du für mich dagewesen bist. Ich weiß, dass ich nicht viel tun kann, aber eines gibt es: ich kann zuhören. Willst du mir erzählen, was dir auf dem Herzen liegt? Ich verspreche, es niemandem weiterzuerzählen. Und wenn du lieber schweigen möchtest, ist das auch in Ordnung. Dann leiste ich dir einfach Gesellschaft, und versuche, Trost zu spenden. Ich glaube... das könnte ich tun. Was sagst du?"
"Jahrtausende...", berichtigte Mathan leise und strich mit einer Hand über den Fels, an dem sie lehnten, "Vor sehr langer Zeit saß ich mit meiner Mutter hier. Genau an diesem Felsen haben wir ein Picknick gemacht." Er verstummte und schien Kerrys Blick zu meiden. "Es ist so unwirklich... das letzte Mal, dass ich hier war, ist so lange her. Trotzdem erscheint es mir wie als wäre es vor ein paar Tagen gewesen." Mathan legte eine Pause ein und warf Kerry einen langen Blick zu, ehe er fortfuhr: "Damals hatte ich schon einige Abenteur bestanden. Doch als der Schatten nähr kam, verlor ich meinen Kampfgeist. Ich habe dutzende Jahre in der Pforte von Rohan gekämpft und viele Freunde sterben sehen. Doch all das war nutzlos.  Die schwarze Flut aus Mordor brandete über Dunland heran und die letzte Schlacht um den Glanduin ging verloren. An dem Punkt wollte ich nicht mehr weitermachen, da ich wusste, was geschehen würde. Also rannte ich davon und verkroch mich. Damit ließ ich meinen Vater im Stich..." Er seufzte tief und verstummte.
Kerry blickte den Elben mitfühlend an und legte ihm vorsichtig die Hand auf den Arm. Mathan schien die Berührung wahrzunehmen und regte sich wieder; griff erneut nach dem Medaillon, den Blick wieder nach Westen gerichtet. "Dort liegt meine Heimat. Dort ließ ich meinen Vater zurück. Sein Name war Amarin. Er war immer für mich da, wenn er auch meist etwas streng war. Nur konnte ich gerade dann nicht bei ihm sein, als er mich am meisten brauchte.", sagte er mit belegter Stimme. Seine freie Hand strich über den Stein, so als ob er dort etwas Wertvolles sehen würde. Schließlich legte er Kerry einen Arm um die Schulter. "Danke", sagte Mathan schlicht und blickte wieder über die Landschaft.

"Hier stand früher ein kleiner Pavillon mit Rosen", sagte Mathan und deutete auf einen kleinen Hügel. Er blickte wieder zu Kerry. "Wir haben beim Überqueren des Flusses meine Vergangenheit betreten; eine lange Reise neigt sich dem Ende entgegen. Danach schaffen wir uns hier unsere Zukunft. An dem Ort, wo für mich alles begann, wird etwas Neues und Schönes für uns seinen Anfang haben." Dabei zog er Kerry an sich, in eine sanfte Umarmung.
"Ich hab' dich lieb, Ontáro," flüsterte Kerry.
Mathan blieb stumm, doch er beugte sich zu ihr herab und küsste sie sachte auf die Wange.


Mathan, Oronêl, Kerry, Halarîn, Adrienne, Finelleth, Celebithiel, Forath und Aéd weiter nach Ost-in-Edhil zur Ringschmiede
« Letzte Änderung: 6. Feb 2021, 17:21 von Fine »
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