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Autor Thema: Kammer des Kartenzeichners  (Gelesen 5627 mal)

Tom Bombadil

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Kammer des Kartenzeichners
« am: 29. Sep 2009, 21:59 »
Nerblog aus dem Unteren Lagerraum


Nerblog hatte es sich in einem ehemaligen Nebenschacht gemütlich gemacht. Die kleine Höhle war fast rund und hatte einen Durchmesser von etwa sieben Schritt. In der Mitte stand eine großen, staubige Truhe, die der Ostling als Schreibtisch nutzte, und dahinter ein kleiner vierfüßiger Hocker. Er hatte sich beim Zeugwart nicht nur das Equipment zum Schreiben, sondern auch drei Kerzen und eine neue Hängematte besorgt, die er am Rande des Raumes an den Halterungen der längst abmontierten Fackeln befestigt hatte. Nun hatte er endlich seine Ruhe von den stinkenden, lauten Dunländern in den großen Sammelschlafräumen.
Vielleicht war das nicht ganz gerecht gewesen, aber das war Nerblog relativ egal. Er leistete wichtigere Arbeit als die Dunländer! Er war der einzige neben Arafaron, der mit einer Feder umgehen konnte! Außerdem brauchte er für seine Arbeit Ruhe.
Vorsichtig tunkte er seine Feder, ein billiges Exemplar aus dem Gefieder einer Taube, in die kleine Schale mit der Tinte, suchte sich auf der ersten Karte, die er abschreiben wollte, einen Mittelpunkt und setzte die Feder auf dem vergilbten Pergament auf. Die Spitze ließ ein unangenehmes Kratzen vernehmen, doch sie brach nicht. Nerblog regulierte den Winkel, in dem er die Feder hielt, und zeichnete einen langen, geschwungenen Strich über die gesamte breite des Pergaments: der Hauptschacht.
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 11:06 von Fine »
manana

Tom Bombadil

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Re: Kammer des Kartenzeichners
« Antwort #1 am: 20. Okt 2009, 10:41 »
"Psssssssssst! Hey, du!", wisperte die Stimme erneut. Nerblog sah nur verschwommene Bilder der Fackelhalterungen an den Wänden seiner Kammer und zog sich seine dünne, fusselige Decke über den Kopf. Er war vollkommen übernächtigt; hatte viel zu lang an den Karten gearbeitet. Ständig sprachen irgendwelche flüsternden Kerle zu ihm und versuchten, ihn aus seinem Dämmerzustand zu holen.
Doch der Ostling war viel zu benebelt, um sie auch nur mehr als zwei oder drei Gedanken zu würdigen. Vielleicht blockte aber auch ein Teil seines Unterbewusstseins instinktiv die Vorstellung ab, dass jemand -oder etwas- sich bei ihm hier im Zimmer oder gar in seiner Hängematte befand.
Womöglich war es aber auch der Grund, warum Nerblog partut nicht einschlafen konnte. Er rieb sich kurz die Augen, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können und richtete sich auf.
Es war sehr finster um ihn herum; er hatte alle Kerzen gelöscht, nachdem er die Arbeit spät in der Nacht abgebrochen hatte, nur ein schmaler Schimmer flackernden Lichtes fiel durch den rundlichen Höhleneingang herein und gab den Blick auf den Rand seines Schreibtisches, einer Truhe, frei. Gähnend schlug Nerblog die Beine aus seinem provisorischen Bett und setzte seine nackten Füße, auf den kalten, staubigen Boden unter ihm.
Schläfrig tappte er zum Einflussbereich des Lichtschimmer hinüber und folgte ihm dann gemächlich in Richtung der Truhe. Er musste Licht machen. Unbeholfen tastete er auf der Suche nach iner Kerze über den Tisch, bis ihn urplötzlich ein schreckliche Erkenntnis aus all seinen Träumen riss. Mit einem Mal war er vollkommen wach.
Jede der eingerollten Pergamentrollen auf der glatten Oberfläche der Truhe war verschwunden!
Nerblog stieß ein entsetztes Keuchen aus; endlich erwischte seine linke Hand das Wachs. Nun blieb lediglich die Frage, wie er sie anzünden sollte... Der Ostling stöhnte gequält, warf die Kerze beiseite und drehte sich einmal schnell um die eigene Achse. Vielleicht war der Dieb noch in der Nähe.
Seine Höhle war zumindest bis auf ihn leer, hoffte er zumindest. Er benötigte dringend eine Waffe. Eilig schlüpfte er in seine abgewetzten Lederlatschen und lief hinaus auf den Gang, der sich an dieser Stelle in zwei Richtungen erstreckte: nach links hinab zu den größeren Minenschächten und zum Unteren Lagerraum, nach rechts zum Hauptschacht und den Quartieren. Nerblog entschloss sich für den rechten Weg und setzte sich in Bewegung. die Gänge waren zumeist hell erleuchtet, eine Maßnahme, die die "Bosse" der neuen Minenkolonie gleich am ersten Tag ergriffen hatten und Nerblog war ihnen sehr dankbar dafür.
Als er da also den schmalen Gang entlanghastete, stellte er sich das erste Mal die Frage, wer die Pläne hätte stehlen können. Ein Ork? Ein aufmüpfiger Dunländer? All das ergab keinerlei Sinn. Sollte er vielleicht zunächst diesen Arafaron aufsuchen? Um diese Zeit schlief er sich in seiner Koje in den Baracken.
Der Ostling wusste es nicht. Das würde er wohl spontan entscheiden, doch zunächst konnte er nur darauf hoffen, auf dem Gang Hinweise aus den Dieb zu finden- und er wurde nicht enttäuscht...


Nerblog zum oberen Tunnelsystem
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 11:07 von Fine »
manana

MCM aka k10071995

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Re: Kammer des Kartenzeichners
« Antwort #2 am: 20. Okt 2009, 15:02 »
Arafaron saß gerade in einer kleinen Nische, einem angefangenen Tunnel, als plötzlich ein etwas den Haupttunnel entlangrannte. Mit einem Seufzen richtete er sich auf und trat auf den Gang hinaus.
"Dillak, Mordok. Weckt die Wachen. Macht euch kampfbereit. Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird, aber sicher ist sicher."
Die laut, aber nicht schreiend ausgesprochenen Worte verhallten im Tunnel. Während er zügig den Gang entlangschritt, tauchte links von ihm eine Gestalt auf.
"Wo ist Mordok?"
"Ich bin Mordok."
"Verdammt. Dann eben Dillak."
"Keine Ahnung."
"Weck die Wachen und sucht ihn dann. Wenn ihr ihn findet, bringt ihn zum unteren Lagerraum."
Mordok versschwand stumm in einem Seitentunnel. Nach einigen weiteren Schritten hörte Arafaron ihn entfernt rufen.
Mit schnellen Schritten lief der Waldläufer weiter.

Es kommt immer darauf an, etwas zu tun, was der Gegner nicht erwartet.