Es fröstelte Jutan. Er hatte einen schönen Traum gehabt. Eine Sängerin war gekommen, und hatte ein Lied längst vergangener Tage gesungen. Irgendwie war ihm die Stimme der Frau merkwürdig bekannt vorgekommen.
Das ist sicher nur pure Einbildung, in einem Traum kommt einem doch alles bekannt vor.
Er wälzte sich herum. Die Borke des Baumes war alt und rissig, und nicht sehr angenehm. Wie hatte er vorhin nur einschlafen können? Einen festen Schlaf hatte Jutan noch nie gehabt. Sein Vater hatte immer gesagt, dies sei gut für einen Krieger, ansonsten könnte man leicht im Schlaf erdrosselt werden. Mit der Erinnerung an seinen Vater fühlte er sich plötzlich furchtbar einsam.
Ich bin doch gar nicht alleine, wenigstens nicht für diese Nacht!
Jutan öffnete langsam die Augen, um sich wirklich dessen sicher zu sein, doch es lag niemand neben ihm! Nîdanadh war fort! Sofort sprang Jutan auf.
Entweder hat ihn etwas aufgeschreckt, oder er hat mich absichtlich alleine gelassen... Hoffentlich stimmt das erstere!
Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, deshalb tastete er sich nur über den Boden.
Habe ich ihn etwa zu viel gefragt? War ich ihm zu aufdringlich? Ich hatte mich so sehr gefreut, heute Nacht nicht alleine zu sein...
Langsam nahm er mehr von seiner Umgebung wahr. Die Umrisse der Bäume um ihn zeichneten sich immer deutlicher ab. Das Licht des Vollmondes spiegelte sich auf dem glatten See, doch auf der anderen Seite – da stand jemand! Schnell sprang Jutan auf und eilte zu der Stelle. Jemand stand an einem Baum und schien zu reden. Womöglich war noch ein zweiter hinter diesem Stamm!
Hoffentlich ist es Nîdanadh oder Gwilwileth!
Schnell war er am anderen Ende des Sees, die Gestalt am Baum schien sich noch immer mit jemandem zu unterhalten. Jutan glaubte, auch jemand zweiten hinter dem Baum erkennen zu können. Zwei Leute... War Gwilwileth mit einem Gefährten aufgebrochen, ihn zu suchen? Als er den beiden Gestalten nahe genug war, merkte er, dass seine Erwartungen übertroffen worden waren.
„Gwilwileth?“, sagte er zu der rothaarigen Elbin hinter dem Baum. Beide blickten nun zu ihm, sie hatten ihn wohl bis jetzt noch nicht bemerkt...