Aerien, Narissa, Helluin, Gandalf, Aragorn, Gimli, Amrothos und Irwyne von Aldburg - in der StadtNun war es doch eine größere Reisegruppe mit der Helluin aufgebrochen war und jeden von ihnen hatte er in den letzten Tagen auf gewissen Art und Weise zu schätzen gelernt. Aragorn hielt – wie er schon immer war – an seinem Vorhaben fest, Gandalf stand ihm mit seinem Scharfsinn und seiner Weisheit zur Seite, Gimli war sicherlich ein hervorragender Kämpfer, wenn auch ein bisschen abgemagert, und mit seiner Art brachte er selbst in die düstersten Momente Frohsinn. Amrothos und Irwyne hatte er eben erst kennen gelernt. Es war ein eigenartiges Paar, ein Prinz aus hohem Hause und ein Bauernmädchen aus Rohan – Helluin konnte nicht einmal einen Grund erahnen warum sie gemeinsam auf Reisen sind. Er hatte aber aufgegeben es zu hinterfragen. Und zuletzt waren da noch Aerien und Narissa, ein ebenso ungewöhnliches Paar. Dem Dúnadan war nicht entgangen wie fürsorglich sie miteinander umgingen und wie liebevoll sie sich kümmerten. Vielleicht war es wie in einer der Geschichten die ihm einst seine Mutter erzählt hatte, vielleicht waren sie gemeinsam ein Ganzes, als wären sie ein Geist der in zwei Körper wohnte.
Von ihrer Art her waren sie geheimnisvoll, aber aufrichtig. Vielleicht ist das der Grund, warum man sie gleich ins Herz schloss. Helluin hatte es jedenfalls getan, immerhin hatten sie vieles gemeinsam. Auch seine Heimat und sein Volk wurden vergessen, ein Elternteil war gefallen, der andere weit entfernt, sie haben nichts weiter im Leben als diesen Krieg.
Wie bedauernswert Vor ihnen erstreckte sich das weite und leicht hügelige Land der Ostfold, das sie auf dem Rücken ihrer Pferde durchquerten.
„Und Junge, weißt du schon wo du nach dem Mädchen suchen sollst?“, fragte ihn Gimli der hinter Gandalf auf Schattenfell saß.
„Nein, die Königin gab mir den Hinweis, dass Kerry mit dem Wolfskönig von Dunland die Stadt verlassen hat, also werde ich wohl dort nach ihr suchen.“ Helluin war sehr skeptisch gegenüber den Dunländern, allen voran natürlich ihrem König. Er hatte kein gutes Gefühl bei dem Gedanken daran.
„Oh, dann solltest du aufpassen, dass dich dieser Wolf nicht in Fetzen reißt“, scherzte der Zwerg.
„Ich habe so und so noch nie von einem König der Dunländer gehört.“
„Nun das liegt daran, dass es seit vielen Jahren keinen mehr gab“, warf nun Gandalf ein „Die Dunländer sind ein streitsüchtiges Volk, sie gönnen nicht mal ihren eigenen Verwandten einen Triumph. Was glaubst du wie schwer es ein König unter ihnen hat?“
„Dann muss er wohl ein furchterregender Hüne sein“, vermutete Gimli.
Gandalf musste grinsen: „Kräftiger Hüne… wohl eher ein Junge. Aber lass dich nie vom Äußeren täuschen, es ist nicht der tosende Sturm der Stein zu Sand und Staub zerfallen lässt, sondern die sanften, unschuldigen Wogen des Meeres.“
„Zwischen Orks und Ungetier habe ich gelebt und das schwarze Land durchquert und jetzt da ich wieder hier bin muss ich sagen: Du hast dich kein bisschen verändert“, entgegnete der Zwerg lachend und ein wenig zynisch.
„Das kann ich getrost zurückgeben“, konterte der Zauberer „Aber vieles hat sich auf verändert, manches zum schlechteren und manches zum Besseren. Für die junge Kerry auf jedenfall zum Besseren. Du solltest vielleicht wissen, dass die verwaist geglaubte Kerry von einem überaus liebevollen Elbenpaar adoptiert wurde. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihr Weg von Dunland nach Eregion führt, wo ihre Adoptiveltern auf die Niederkunft ihres Kindes warten.“
„Was?“, fragte Helluin erstaunt „Habe ich eben richtig gehört?“
„Ganz recht.“
Eine Tochter der Rohirrim adoptiert von Elben? Wie um Himmels Willen ist es dazu gekommen? Hatten sie so großes Mitleid mit ihr? Aber nicht einmal aus Mitleid würden Elben das tun oder? Immerhin werden sie alle Kerry überleben. „Es war sicher gut für sie“, brachte sich nun Irwyne in das Gespräch ein „Als Waise fühlt man sich oft alleine, die Gewissheit zu haben, dass es jemanden gibt der für dich da ist und auf dich wartet nimmt einem dieses Gefühl.“ Das Lächeln entging Helluin nicht, als die Rohirrim nach vorne zu Amrothos schaute.
„Eltern sind nicht immer nett mit ihren Kindern“, warf nun Narissa ein, die sich an die Hüfte von Irwyne krallte „Es gibt auch jene die ihre Kinder hassen, schlagen und ihnen den Tod wünschen.“ Verbitterung war in ihrem Tonfall zu hören.
„War dies bei dir so?“, fragte Irwyne zaghaft aber neugierig nach.
„Ich wusste lange nicht wer mein Vater ist und als wir beide, er und ich, es herausfanden, wollte er mich töten. Aber ich habe nichts verloren, denn ich kannte diesen Mann nicht. Ich kannte meine Familie, jene die mich großzog und sie war immer für mich da.“
„Kommt jetzt“, rief plötzlich Aragorn von vorne. Wir wollten heute noch den halben Weg zum Schneeborn zurücklegen. Wenn ihr weiter so viel redet, werden wir dies wohl nicht mehr schaffen.“
„Er hat recht, halt dich fest Gimli“, bestätigte Gandalf „Schattenfell, zeig ihnen was Eile ist“ befahl er dem Pferd und dieses galoppierte augenblicklich los.
Die anderen taten es ihnen gleich und so beschleunigten sie ihr Tempo. Erst nachdem die Dämmerung bereits hereingebrochen suchten sie Schutz in einem Kessel zwischen zwei sanften Hügeln, umgeben von hüfthohem Gestrüpp. Sie machten ein kleines Feuer um sich daran zu wärmen, versuchten aber nicht allzu viel Aufsehen zu erregen. Nachdem sie die Mahlzeit zu sich genommen hatten, wurde noch die Nachtwache eingeteilt. Helluin war der letzte für die frühen Morgenstunden. Aus diesem Grund wollte er schnellstmöglich zu Bett gehen. Er legte sich etwas abseits auf die Pferdedecke und schloss seine Augen. Er hörte die leisen Stimmen seiner Mitreisenden und dabei schlief er langsam ein.
Irgendetwas unangenehmes drückte Helluin in den Rücken, ein Stein oder Ast oder ähnliches. Er robbte schlaftunken ein bisschen links und rechts.
Wann beginnt meine Nachtwache? Kann ich noch ein bisschen schlafen? Er öffnete seine Augen nur einen Spalt breit. Das Feuer glomm vor sich hin, keiner saß daneben. In der Ferne erahnte er eine schwarze Silhouette.
Ist das Amrothos? Seine Wache ist wohl noch nicht vorbei. Der junge Dúnadan schloss wieder die Augen. Rings um war nichts zu hören, doch da plötzlich ein Knacken. Er wurde unsicher und öffnete seine Augen, sah aber noch leicht verschwommen. Nichts war zu sehen, plötzlich war wieder ein brechender Ast zu hören, Helluin drehte sich rasch um, aber auch da war nichts zu sehen. Sein Herz klopfte vor Aufregung. Er versuchte im Gebüsch etwas auszumachen, aber er konnte nichts erkennen.
„Du bist schon wach?“, erschrak ihn plötzlich die flüsternde Stimme von Amrothos.
Helluin atmete schneller als gewöhnlich.
„Was ist los?“
Nach einem letzten prüfenden Blick antwortete er: „Nichts, ich dachte nur ich habe etwas gehört. Aber es ist nichts.“
„Zweieinhalb Stunden schlage ich nun schon tot und ich habe absolut nichts bemerkt. Hier ist wirklich nichts und niemand.“
„Ich bin zu aufgeregt und kann jetzt sicher nicht mehr schlafen. Du kannst dich gerne noch ein wenig hinlegen“, bot Helluin an und sein gegenüber nahm dankend an.
In den nächsten zwei Stunden tat sich absolut gar nichts, außer dass sich das Firmament langsam in ein helleres Grau kleidete. Er warf einen Blick zu seinen Gefährten: Aragorn lag neben dem Feuer, in diesem matten Licht wirkte er ganz und gar nicht wie ein ruhmreicher König. Gandalf hatte sich neben Schattenfell gesetzt und war in einer sehr ungemütlich aussehenden Position im Sitzen eingeschlafen, Gimli lag nur ein kleines Stück daneben. Er schnarchte leise aber deutlich. Amrothos hatte sich hinter Irwyne gelegt und seinen Arm um ihre Taille gelegt. Aerien und Narissa lagen seitwärts, aber zueinander gedreht. Ihre Hände berührten sich. Aerien zuckte mit ihren Augenbrauen und Mundwinkel, manchmal bewegten sich ihre Lippen ganz wenig und sie presste die Lider zusammen.
Sie hat einen Albtraum… als wäre es am Tag nicht schon grausam und trostlos genug So leise er konnte schlich er sich an das Mädchen heran. Er wollte sie mit sanftem Streicheln beruhigen. Als er beinahe bei ihr war wanderte die Hand von Narissa im Schlaf instinktiv auf den unteren Bauch von Aerien und wie durch ein Wunder beruhigte sie sich. Helluin beneidete sie auf positive Art um diese Nähe und Vertrautheit.
Er wollte wieder zu seinem Posten zurückgehen, als sein Blick plötzlich auf etwas schwarzem heften blieb, das er zunächst nur im Augenwinkel ausmachte: eine Krähe. Sie saß auf der Decke auf der er geschlafen hatte. Neugierig sprang sie darauf herum, dann fixierte ihr Blick den Dúnadan. Für einen Moment verharrte sie. Der junge Mann ging einen Schritt auf sie zu, sie blieb sitzen. Ein weiterer Schritt, aber sie ließ sich nicht provozieren. Dann auf einmal breitete sie ihre Flügel aus und startete mit einem Krächzen los, sie flog ganz knapp an Helluins Kopf vorbei, sodass er sich intuitiv zur Seite drehte. Er schaute dem frechen Vogel hinterher, aber in den verschiedenen Grautönen des Horizonts verlor er sie bald aus den Augen.
Von den hastigen Bewegungen wurde nun Aragorn und Gandalf wach. Als ihr Verstand einwandfrei und klar war, beschlossen sie das Nachtlager abzubrechen und weiter zu reiten. Immerhin wollten sie heute noch die Ausläufer des Gebirges erreichen hinter denen sich Edoras befand.
Helluin, Narissa, Aerien, Aragorn, Gandalf, Gimli, Amrothos und Irwyne nach Edoras