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Autor Thema: Ringsherum um Dol Guldur  (Gelesen 16749 mal)

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Nach der Schlacht
« Antwort #15 am: 8. Sep 2016, 08:41 »
Glorfindel, Erkenbrand, Thranduil, Bard und Cyneric aus der Festung von Dol Guldur


Es begann bereits zu dämmern als sie das Heerlager erreichten, müde und zerschlagen von den Anstrengungen der Schlacht. Die Heerführer blickten trotz des Sieges nicht zufrieden drein, zogen sich jedoch alle recht schnell in ihre Zelte zurück. Sie alle suchten nun die Erholung durch Schlaf, doch war es allen klar, dass noch einige Punkte offen geblieben waren und heftige Diskussionen bevorstanden.
Cyneric war froh, dass das Heerlager der Freien Völker von den Kampfhandlungen unberührt geblieben war. Die Kämpfe mit den Ostlingen hatten sich nahe der Belagerungsmaschinen am Waldrand auf der östlichen Seite Dol Guldurs abgespielt. Er fragte sich, wo Eddy wohl stationiert gewesen war.
Ich hoffe, der Junge hat die Kämpfe wohlbehalten überstanden, dachte er.

Bei den Zelten der Heiler fand er Irwyne, die alle Hände voll zu tun hatte. Die Belagerung hatte viele Krieger verletzt, doch offenbar gab es ausreichend Heiler, um sich um alle zu kümmern.
"Ich habe so viel lernen können," erzählte Irwyne mit eigenartig guter Laune. "Leuten helfen zu können ist einfach wunderbar!"
"Schön dass es dir gefällt," sagte Cyneric. "Ich bin froh, dass dir nichts zugestoßen ist."
"Du musst dir keine Sorgen machen," antwortete das Mädchen. "Ich war hier die ganze Zeit über in Sicherheit. Aber wie ist es dir ergangen? Warst du mittendrin im Gefecht?"
"Ich bin tatsächlich mitten hinein geraten," erklärte er und zeigte zur Turmspitze, die sich vor dem aufgehenden Mond in den Himmel erhob. "Bis dort hinauf führte mich der Weg der Schlacht."
"Dahin, wo der fliegende Schatten gelandet ist?"
"Jetzt fliegt er nicht mehr."
"Oh, gut." sagte Irwyne erleichtert. "Die Geräusche, die dieses Biest gemacht hat waren wirklich unerträglich."
"Sei froh, dass du den Kampf nicht mitansehen musstest. Ich werde wohl noch einige üble Träume davon haben."
Irwyne legte ihm mitfühlend eine Hand auf den Arm. "Jetzt ist es überstanden. Die Schlacht ist gewonnen."
Cyneric seufzte müde. "Du hast Recht. Der Morgen mag neue Bedrohungen bringen, doch für heute haben sich all die Anstrengungen bezahlt gemacht."
Zwei Männer trugen Bard in das Zelt in dem Irwyne beschäftigt war. Der Mann war inzwischen erneut ohnmächtig geworden.
"Neue Arbeit für mich," kommentierte sie. "Bis morgen, Cyneric."
Er überließ Irwyne ihrer Arbeit und machte sich auf den Weg zu seinem eigenen Zelt.

Die Erschöpfung half Cyneric, einen schnellen Schlaf zu finden. Doch die Erlebnisse der Schlacht waren nicht so leicht abzuschütteln. Die Schrecken, die er an der Turmspitze miterlebt hatte, verfolgten ihn bis in seine Träume. Erneut sah er Elfhelm durch den Armbrustbolzen fallen, sah die Reißzähne der geflügelten Bestie nach Bard schnappen. Erneut sah er, wie der grausame Schatten mit Glorfindel die Klingen kreuzte. Und zuletzt sah er Saruman, der seine Hand in Richtung der Festung ausstreckte, als würde er von dem umliegenden Land Besitz ergreifen.
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Ringsherum um Dol Guldur
« Antwort #16 am: 8. Sep 2016, 08:42 »
Die Dämmerung hatte eingesetzt, als Eddy endlich aus seinem Dienst für diesen Tag entlassen wurde. Noch lange nach der Schlacht hatte er die Belagerungsmaschinen den Hügel hinauf in den Innenhof Dol Guldurs ziehen müssen. Erschöpft und völlig geschockt der Schreckensbilder, die er den Tag auf dem Schlachtfeld gesehen hatte, machte sich Eddy auf den Weg zu seinem Schlafplatz. Stundenlang lag Eddy wach unter freiem Himmel, beobachtete die Sterne und drehte sich von einer Seite auf die Andere. Immer wieder sah er vor seinem inneren Auge seinen Kameraden in seinen Armen sterben oder spürte erneut wie er sein Schwert in den Rücken des Ostlings stach. Nie wieder würden sie erwachen. Kurz vor Mitternacht erst fielen seine Augen endlich zu, doch nur kurz darauf wurde Ed wieder wachgerüttelt. 

Fred, der die letzten Tage in einer anderen Katapultstellung stationiert gewesen war, kniete neben ihm. Das Bein des ehemaligen Kellners eines inzwischen geschlossenen Gasthauses in Bree blutete stark. Eddy war sofort wieder hellwach und kam seinem Freund zur Hilfe. Ed stützte ihn beim Auftreten, wobei er versuchte Freds seit Tharbad verletzte Schulter nicht zu berühren.
Sarumans Orks lachten, als Eddy und Fred im Lager ankamen und nach einem heilkundigen Dúnadan des Nordens fragten. „Es ist keiner da. Sie entzünden ein Feuer des Sieges in der Festung“, grölten die Orks gut gelaunt ihres Sieges in Dol Guldur wegen, „aber nehmt dies und trinkt es aus, dann wird es euch besser gehen.“
„Trink das nicht Fred“, schlug Eddy das Angebot aus, „das ist schwarze Medizin.“

Verzweifelt, wohin Eddy mit seinem verletzten Kameraden gehen sollte, wendeten sich die beiden Breeländer wieder ab und mühten sich im Licht des Mondes in Richtung des Heerlagers der Freien Völker. Auf halben Weg erschreckten sie beide plötzlich. Es knallte mehrfach am Himmel über Dol Guldur. Rot und in anderen Farben entbrannte der Himmel über der Festung unter ohrenbetäubenden Lärm. „Die Rache Mordors“, stotterte Fred und wollte sich zu Boden werfen. Eddy hielt ihn davon ab. „Bleibe stehen und sieh es dir an“, riet er, „es ist ein Feuerwerk und ich glaube nicht von Sauron, sondern von Saruman. Siehe da!.“ Ed zeigte über die Turmspitze Dol Guldurs, wo jetzt mehrere weiße Raketen aufstiegen und eine große weiße Hand am Himmel formten. Weitere Feuerwerkskörper wurden abgeschossen und bestrahlten die ganze Lichtung um die Festung. Im Hintergrund konnte Ed die Orks und Uruks johlen hören. Sie feierten ihren Sieg.

Die Elben und Menschen hatten ein großes Krankenlager, das in der Nacht von einigen elbischen Laternen beleuchtet wurde. Viele Verletzte lagen hier unter freiem Himmel oder den großen Zelten. Viele schliefen, einige keuchten allerdings auch oder husteten dauerhaft, aufgeweckt durch das Feuerwerk. Langsam gingen sie durch die Reihen der Verwundeten. Eddy sah im leichten Schein so manche üble Kopfverletzung oder offene Wunde an allen möglichen Körperstellen. Kurz hatte er seinen Blick auf einen Krieger Rohans fallen lassen, der seinen Arm verloren hatte. Schnell schaute Ed wieder weg. Er konnte sich diesen Mann nicht ansehen. Sein eigener Arm füllte sich mit einmal komisch taub an und seine Finger nahmen keine Berührung mehr wahr. Was würde ich tun, hätte ich im Kampf einen Arm oder nur eine Hand verloren?, überlegte Ed, vorausgesetzt ich würde überleben. Nie wieder kann dieser Rohirrim ein normales Leben führen. Zu viel geopfert hatte er für diesen Krieg Sarumans gegen Sauron.

Eddy fiel ein junges Mädchen auf, das im Lager nach irgendwas zu suchen schien. Ein paar Jahre jünger als Ed musste sie sein, aber dennoch wirkte sie nicht fehl an diesem Platz der Heilkundigen. Ed und Fred humpelten zu ihr und baten um Hilfe. Das Mädchen schickte sie in ein Zelt und kam kurz danach mit neuem Verbandszeug wieder. „Ich bin Irwyne und das ist König Bard II. von Thal“, flüsterte sie schnell und zeigte dabei erst auf sich und danach auf einen kränklichen Mann im Bett, „ich verbinde noch schnell seine Wunde neu, dann komme ich zu euch.“

Ed ließ Fred auf einem Stuhl nieder und betrachtete das verletzte Bein seines Kameraden.
Eine tiefe Wunde hatten Freds Feinde hinterlassen. „Du kannst einiges einstecken“, versuchte Eddy erfolglos seinen Freund aufzumuntern. „Flüstert bitte“, ermahnte das junge Mädchen sofort und erstaunte Eddy dadurch abermals mit ihrem erwachsenen Auftreten.
Sie reinigte Freds Wunde und legte auch ihm einen Verband an. „Ihr könnt die Nacht hierbleiben“, bot Irwyne ihnen an, „aber habt bitte ein Auge auf Bard. Ich bin so müde, ich gehe jetzt schlafen.“ Damit verabschiedete sie sich und ließ die beiden Breeländer mit dem König aus dem fernen Norden alleine.

Nur kurz darauf vernahmen sie Worte von Bard, die er im Schlaf vor sich her murmelte: „Du bist Saruman. Ich schulde dir mein Leben. Aus der Gefangenschaft Mordors hast du mich befreit und ich werde mich vollständig erholen.“
„Bard von Thal“, sagte Eddy gedankenversunken, „ich habe schon einmal von Feuerwerkskrachern aus Thal gehört, die im Breeland hoch gehandelt wurden. Ob das Feuerwerk mit Thal und ihrem König zu tun hatte?“
In einer Ecke des Zeltes nahmen die beiden Breeländer mit einmal eine Bewegung war. Ein Elb mit braunen Haaren saß dort im Schatten auf dem Boden, die Beine vor seinem Körper gekreuzt. Er blickte sie nicht an, sondern schaute verträumt auf eine weiße Schwanenfeder, die er langsam in der Hand drehte. Dennoch hatte er sich bewusst bewegt um die Aufmerksamkeit zu erlangen und sprach nun verträumte Worte:
„Raketen sah man hell verglühn
In tausend Sternen blau und grün
Und gingen unter Donnerschlägen
Hernieder wie ein Blumenregen.“
Der Elb machte eine Pause und erklärte daraufhin: „Mit Thal und ihrem König hatte das Feuerwerk nichts zu tun. Es kam komplett von Saruman, der wieder einmal zeigte, dass er Mithrandir sichtlich versucht nachzueifern.“
Ed und Fred verstanden wenig und wussten nicht, was sie von dem geheimnisvollen Elben halten sollten. Sie gingen nicht weiter darauf ein und suchten sich im Zelt ein Platz zum Schlafen. „Gute Nacht“, wünschte Fred und Eddy antwortete: „Schlafe schön Fred und auch Ihr, Herr Elb.“ „Ich schlafe nicht, ich ruhe nur“, erklärte er Elb und die Breeländer sahen sich verunsichert an.

„Ich bin so froh, dass ich dich vorhin gefunden habe“, flüsterte Fred als sie nebeneinander lagen, „ich hatte nach der Schlacht die Orientierung verloren und wusste überhaupt nicht mehr wohin ich gehen sollte. Dann traf ich auf eine Horde Orks, die mich für einen Späher der Feinde hielten und ich musste fliehen. Die halbe Nacht bin ich umhergeirrt, bis ich unser Lager wieder fand.“ Ob Fred noch weiter erzählte, konnte Eddy nicht sagen, denn ihn überkam rasch die Müdigkeit und er schlief ein.


« Letzte Änderung: 8. Sep 2016, 09:01 von --Cirdan-- »

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Eskalation
« Antwort #17 am: 8. Sep 2016, 08:42 »
Trotz der Geschehnisse am Vortag wachte Cyneric am nächsten Morgen frisch und erholt auf. Die Erinnerung an die Träume der Nacht verblassten bereits. Auch Irwyne war bereits wach und bei der Arbeit, weshalb er ihr nur kurz einen guten Morgen wünschte und sie dann in Ruhe weitermachen liess.
Sie blüht wirklich dabei auf, dachte er. Es ist gut, dass sie eine so passende Aufgabe gefunden hat.
Der Wachdienst rief Cyneric schon bald zu Erkenbrands Zelt, wo sich die Heerführer am späten Vormittag versammelten. Cyneric war gespannt, welche Entscheidungen nun getroffen würden und spitzte von seinem Posten am Eingang des Zelts die Ohren als die Besprechung begann.

Die Anführer trafen einer nach dem Anderen ein. Saruman und Thranduil erschienen zuletzt. Auch die Zwerge und Waldmenschen waren durch Glóin und Widurik vertreten. Bard hatte man eine Liege zur Verfügung gestellt. Der See-Mensch war wach und es schien ihm schon etwas besser zu gehen.
"Wie ich bereits gestern betont habe müssen wir nun nordwärts ziehen", eröffnete Thranduil die Diskussion. Der Waldlandkönig pochte erneut auf die Rückeroberung seines Reiches.
"Ich habe meine Diener bereits darauf eingewiesen“, sagte Saruman. Und wirklich, es kam Cyneric so vor als hätte der Zauberer nichts als gute Absichten. Die Wiederherstellung eines elbischen Reiches war ein deutlicher Beweis dafür.
"Nun gut“, sagte Erkenbrand.
Auch die Waldmenschen schienen diesem Plan zuzustimmen, denn Widurik zeigte ein leichtes Nicken, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Mordors Heere halten die Gebiete nördlich und östlich des Düsterwaldes, und wir wissen nicht, wie stark ihre Präsenz im Nordteil des Waldes ist“, warf Glorfindel ein. "Nach dem, was bekannt ist, herrscht der Ringgeist Khamûl über Thal und den Erebor. Sicherlich hat er starke Streitkräfte dort positioniert um die eroberten Gebiete zu besetzen."
"Die Menschen Thals sehnen sich nach Freiheit", sprach Bard zum ersten Mal. "Mit Sarumans Hilfe könnten sie befreit werden."
Der Zauberer nickte. "Wenn sie erfahren dass ihr König am Leben ist werden sie sich uns anschließen und für ihre Befreiung kämpfen."
"Hat Thal nicht schon genug Krieg gesehen?" widersprach Glorfindel. "Ich denke nicht, dass die verbliebenen Bewohner zu einem Aufstand gegen ihre Unterdrücker bereit sind."
"Mein Volk ist stark“, gab Bard zurück. "Sie werden nicht aufgeben. Und vielleicht gibt es auch noch kampfbereite Zwerge, die ebenfalls nach einer Rückkehr in die Heimat streben."
Glóins Miene blieb jedoch ausdruckslos. "Mein König weilt in Rohan. Der Erebor wird warten müssen."
"Ich werde mein Reich nicht erneut den Schatten überlassen wenn es zurückgefordert wurde“, stellte Thranduil klar. "Die Grenzen werde ich zu sichern wissen sobald die Diener Mordors erst vertrieben worden sind. Meine Kundschafter haben nichts von zusätzlichen Feindbewegungen nördlich des Waldes berichtet, und ich vertraue ihren Beobachtungen. Wenn das Waldlandreich befreit wurde wird die Bedrohung nur noch aus dem Osten kommen."
"Also geht der Feldzug weiter nach Norden?" wollte Erkenbrand wissen. "Ist dies unsere Entscheidung?"

Er wurde von Rufen und Tumult von draußen unterbrochen. Ein ferner Hornstoß erklang. Verwundert eilten die Heerführer aus dem Zelt, gefolgt von ihren Wachen. Entsetzt mussten sie feststellen, dass östlich des Heerlagers, wo noch immer einige Belagerungsmaschinen standen und nach und nach abgebaut wurden, ein Gefecht zwischen einigen Rohirrim und Uruks der Weißen Hand entbrannt war. Es war sogar bereits zu Toten auf beiden Seiten gekommen, und immer mehr Kämpfer eilten hinzu, die Waffen griffbereit. Pfeile schwirrten umher, Vewirrung und Durcheinander breiteten sich aus.
"Aufhören!", rief Thranduil, und auch Glorfindel rief entsprechende Befehle. Doch der Kampf kam erst zum Stillstand, als Saruman zwischen die Streiter trat und seinen Stab erhob.
"Was ist geschehen?", wollte Erkenbrand von den Rohirrim wissen.
"Wir gingen los, um unsere Gefallenen vom Schlachtfeld zu holen“, erzählte einer der Reiter mit wütendem Tonfall. "Als wir sie fanden war dieser Abschaum bereits dabei, sich über sie herzumachen! Sie schändeten die siegreichen Toten!"
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Ringsherum um Dol Guldur
« Antwort #18 am: 8. Sep 2016, 08:43 »
Rufe wurden laut, Hörner erschallten in Eddys Ohren aus einiger Entfernung. Er musste eine Ewigkeit geschlafen haben und Fred genauso. Beide wachten am Mittag wegen der aufgeregten Rufe auf. Bard und der geheimnisvolle Elb waren verschwunden. Eilig verließen die Beiden das Zelt und folgten einer Gruppe wütender Rohirrim um das Lager. Schon bald kamen sie zu einer ehemaligen Katapultstellung. Die Stimmung war erhitzt. Hier standen die Rohirrim, Elben und Zwerge einem Heer der Orks Sarumans gegenüber und der Zauberer Saruman ließ immer mehr bewaffnete Orks und Uruks aufmarschieren.

„Ihr habt tapfer gekämpft. Jeder einzelne von euch!“, rief Saruman und blickte dabei in die zornigen Gesichter der Elben, Menschen und Zwerge, „gemeinsam haben wir die Festung des Feindes erobert und Mordors Horden zurückgeschlagen. Doch auch einige mutige Männer eurer wurden geschlagen, fanden den Heldentod auf dem Schlachtfeld und dienten treu ihrem Land und Herren. Bewahrt ihr Andenken in Ehren. Ihre Seelen sind nun an einem besseren Ort. Vergesst ihre vom Krieg zermahlenen Körper. Diese können nur noch dienen auf eine Weise.“ Kurz unterbrach sich Saruman, fuhr jedoch geschwind fort bevor jemand anderes das Wort ergreifen konnte: „Ihr alle wart dankbar, als ich meinen Kriegern befahl euch zur Hilfe zu eilen beim Ausfall Dol Guldurs auf eure Stellung. Wir alle sind dankbar für die Bereitschaft der Orks unsere Kriege gegen Sauron zu führen. Doch essen müssen unsere Krieger genau wie wir und Essen ist an Tagen wie diesen rar. Ist das Opfer, das längst im Kampf Gefallene aufbringen müssen wirklich so groß? Selbst im Tod können sie noch hilfreich sein und den Krieg gegen Sauron unterstützen.“

Eddy merkte, wie sich viele der Umstehenden umsahen. Unsicher wie sie darauf reagieren sollten, denn Sarumans Worte ergaben durchaus Sinn. Niemand schien dem Zauberer widersprechen zu wollen, was ein stillschweigendes Zustimmen bedeuten würde.
Zu Eddys Erleichterung trat der Elbenfürst Glorfindel hervor und forderte, diesen Wahnsinn zu beenden: „Um Tote wollen wir nicht streiten, Saruman. Du nimmst die deinen, wir die unseren. Es ist Teil unserer Tradition die Toten in Würde zu verabschieden. Ich erwarte nicht, dass du, der du jede Tradition mit Füßen getreten hast, dies verstehst. Sollen sich deine Orks an den gefallenen Orks sattessen bis sie fett werden wie einst der Großork in der Orkstadt.“
Die Orks der weißen Hand schlugen die Waffen aneinander und stampften mit den Füßen auf nach dieser Beleidigung.

„Endlich stehen wir auf der richtigen Seite“, flüsterte Eddy in den Reihen der Elben, Menschen und Zwerge zu Fred.“ „Auf der richtigen Seite sicherlich, aber nicht auf der Gewinnerseite im Falle eines Kampfes. Wir haben noch nicht einmal Waffen dabei.“, antwortete Fred und blickte auf die Horden an Orks, die vor den freien Völkern Aufstellung genommen hatten. Zahlenmäßig waren sie drei oder viermal überlegen.
„Es wird zu keiner Schlacht kommen!“, rief Erkenbrand, „Sauron würde sich nur prächtig amüsieren. Saruman, ich fordere euch auf, eure Krieger abzuziehen und auch wir werden uns zurückziehen. Sollst du die Festung Dol Guldur haben und sie lange verteidigen mögen. Rohan wird seine Toten aufsammeln, die Verwundeten transportbereit machen und dann aufbrechen zurück in unsere Heimat. Das Bündnis, wie es unserem Land aufgezwungen wurde, ist in Kürze beendet.“




« Letzte Änderung: 13. Sep 2016, 16:26 von --Cirdan-- »

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Eine Allianz zerbricht
« Antwort #19 am: 8. Sep 2016, 08:43 »
Saruman blickte Erkenbrand streng an. "Dieses Bündnis sollte nicht leichtfertig abgetan werden. Rohan ist verwundbar. Es wäre ein Leichtes für mich, die Dunländer erneut gegen euch aufzubringen. Wie viele Männer halten noch die Furten des Isen und die Klamm besetzt? Wie viele Familien würden erneut ihre Heimat verlieren?"
"Deine Drohungen sind bedeutungslos, Saruman. Führe du weiter deinen Krieg wenn du denkst, stark genug dafür zu sein. Die Eorlingas kehren nun heim." Damit wandte sich der Marschall der Mark ab und ging davon.
"Du hast dein wahres Gesicht gezeigt, Saruman“, stellte Glorfindel fest. "Was haben wir nun von diesem Sieg? Dol Guldur ist weiterhin in der Hand des Bösen. Auch die Elben werden dieses Bündnis nicht länger dulden."
"Nicht alle Elben sind dieser Meinung", warf Thranduil ein. "Ich lasse nicht zu, dass Streitigkeiten wie diese die Rückeroberung des Waldlandreiches verhindern. Mein Volk wird weiter mit Saruman ziehen."
"Und auch ich bleibe an der Seite des Zauberers“, meinte Bard. "Er ist die einzige Hoffnung für ein freies Thal, die verblieben ist."
"Eure Treue werde ich zu belohnen wissen“, sagte Saruman zu den beiden. "Wir brauchen diese ängstlichen Anführer und ihr Gefolge nicht."
"Dann kannst du gewiss auch auf meine Leute verzichten“, sagte Glóin. "Wir machen bei diesem Unsinn ebenfalls nicht mit. Mein König weilt in Rohan, und dorthin werde ich gehen, mit allen Zwergen die noch hier sind."
Auch die Waldmenschen Widuriks nahmen nun Abstand. Man konnte sehen, dass sie das wenige Vertrauen, dass sie für Saruman gehegt hatten, längst verloren hatten.
"Thranduil, lass dich von den Lügen Sarumans nicht täuschen“, redete Glorfindel auf den Waldlandkönig ein. "Kannst du nicht erkennen dass er dich nur für seine eigenen Zwecke benutzt? Nichts von seinen Versprechungen wird er halten!"
"Er gibt mir die Chance, den Grünwald zu befreien. Diese Gelegenheit werde ich nicht ungenutzt verstreichen lassen," widersprach Thranduil mit ernster Miene. "Frage dich selbst: Läge Imladris in Trümmern und man gäbe dir die Chance, es erneut zu errichten, stärker und prächtiger als zuvor, würdest du sie nicht nutzen? Würdest du nicht alles für dein Volk und dein Reich tun?"
"Nicht um den Preis, die Pläne eines machthungrigen Zauberers zu unterstützen!" rief Glorfindel.
Sarumans Zorn war nun deutlich spürbar und die Orks lechzten nach Blut. "So belohnt ihr mir also die Milde, die ich nach dem Fall Lothlóriens zeigte. So viel hätten wir gemeinsam noch erreichen können! Ich bin schwer enttäuscht."
Mit einem Schwenk seines Stabes ließ er die Reihen seiner Uruks vorwärts marschieren, vorwärts auf die Reihen der freien Völker zu. Die Heerführer wichen vorsichtig und langsam in Richtung ihres Lagers zurück, während sie Befehle an ihre Soldaten riefen.
Doch bevor der Angriff erfolgte und die Reihen aufeinander trafen hob Saruman die Hand und die Orks stoppten ihren Vormarsch. Die alte, kalte Stimme des Zauberers fing an zu lachen. Alles schwieg. Die ganze Lichtung hörte den spontanen Ausfall des Zauberers, bis sich dieser endlich wieder beruhigte.
Im ernsten Tonfall rief er: „Habt ihr Angst? Zum Fürchten ist es und keinesfalls lustig, denn geschwächt sind wir nun und entzweit durch eure Torheit. Aber so ist es ja immer. Die Schwachen bleiben zurück, die Starken ziehen weiter. Doch merkt euch dies: Saruman vergisst nicht. Euren Verrat werdet ihr noch bereuen!“
« Letzte Änderung: 22. Okt 2019, 15:30 von Fine »
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Ringsherum um Dol Guldur
« Antwort #20 am: 8. Sep 2016, 08:44 »
Eddy atmete auf. Nach Sarumans wutentbrannten Reden zogen sich die Orks nach und nach zurück und auch die freien Völker wendeten sich wieder zu ihren Lagern. Ed und Fred gingen mit ihnen und bedankten sich bei Irwyne für ihre Hilfe in der Nacht. Beim Verlassen der Heilstätte kam einer der Dúnedain des Norders zu ihnen. Er führte sie zurück in Sarumans Lager, wo sie zu einem Treffen mit Lucianus, dem Anführer der Belagerungsmeister, gerufen wurden. Alle für die Belagerungsmaschinen eingeteilten Menschen waren bereits anwesend. Sie saßen in einem großen Kreis und der alte Lucianus stand in der Mitte mit einer langen Schriftrolle.

„Da wir nun vollzählig sind, kann ich endlich anfangen“, erklärte Lucianus und blickte beim Weitersprechen immer wieder auf seine Schriftrolle, „unser aller Herrscher Saruman entsendet seine Grüße und dankt jeden für seinen Einsatz in der Schlacht um Dol Guldur. Jeder erhält gleich einen kleinen Beutel Silbermünzen.“ Einige klatschten verhalten. Ein Mann stampfte wie wild vor Freunde mit den Füßen auf den Boden. Ed war das Silber egal. Er würde alle Reichtümer der Welt hergeben um wieder nach Hause zu kommen.
„Viele fragen sich sicherlich, wie es jetzt für sie weitergeht“, fuhr der Alte fort, „jeder einzelne bekommt eine neue Aufgabe entsprechend seiner Qualifikationen, Herkunft und Gesundheit. Ich werde jeden mit seiner Dienstnummer aufrufen. Ihr tretet vor, ich lese die Aufgabe vor und überreiche euch den Auftrag und euer Silber.“
Lucianus kramte ein wenig umher, während Eddys Aufregung auf ein Maximum anstieg. Seinen Nachbarn ging es nicht anders, wie er schnell bemerkte.
„1-7-9“, rief  Lucianus in die Menge. Ein Mann mit einem Verband um den Kopf, den Ed wenig kannte, erhob sich, „Lothlórien, - Bau von Werkstätten.“ Eddy konnte die Mine des Mannes nicht erkennen. Lórien ist besser als dieser Ort, überlegte Ed.
„1-7-14“, und auch hier erhob sich ein Mann mit leichten Verletzungen an Armen und Beinen, „über Lothlórien, Khazad-Dûm nach Tharbad – Befestigung der Stadt.“
Als nächstes wurde die 1-7-11 aufgerufen. Der Mann musste in Dol Guldur bleiben.

„1-7-6“, sprach Lucianus und stockte bevor er leise das Wort auf dem Papier vorlas, „Tod“. Verunsichert sahen sich die Anwesenden um. „1-7-6, bist du anwesend?“ Der Mann, der sich vorhin so ausfallend über das Silber gefreut hat, stand auf. „Tod, wegen Verrat am Feind“, erklärte der Alte und einer der immer noch umstehenden Dúnedain trat mit schussbereitem Bogen in der Hand vor. Der Verräter wollte fliehen, wurde allerdings von einem Pfeil im Rücken getroffen und stürzte tot zu Boden.
„1-7-8“, fuhr Lucianus unbeirrt fort, „über Lothlórien, Khazad-Dûm, Tharbad nach Bree – Befestigung der Stadt.“ Eddy blickte auf und sah einen seiner blonden Kameraden aufstehen. Nach Bree, dachte Ed, bitte so schickt auch mich nach Bree. Sehnsüchtige Blicke tauschte er mit Fred.

„1-7-0“, sprach Lucianus und stockte daraufhin wieder weil es seine eigene Dienstnummer war. „Wohin geht ihr?“, fragte ein Mann lauthals. „Nirgendwo hin. Ich bleibe hier in Dol Guldur“, erklärte Lucianus traurig und fuhr mit der nächsten Nummer fort, „1-7-5“.
Eddy stand zitternd auf. Dies war seine Nummer. „über Lothlórien, Khazad-Dûm, Tharbad, Bree nach Fornost – Befestigung der Stadt.“ Eddy schlug die Arme über den Kopf zusammen. Über das Ziel hinausgeschossen, dachte er sich, aber nicht das schrecklichste Übel. Ed nahm seinen Auftrag und das Silber an sich und verfolgte im Anschluss die weiteren Aufrufe.
Fred wurde nach Tharbad geschickt. Viele weitere Personen blieben in Dol Guldur. Einige wenigen wurden noch nach Bree oder Fornost geschickt.

Zum Abschluss erklärte Lucianus noch, dass alle die über Lothlórien abreisten sich in morgen gegen Mittag an diesem Ort einfinden sollten.
Eddy wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Es ging immerhin in Richtung Heimat.

Eddy nach Lothlorien


« Letzte Änderung: 23. Sep 2016, 15:34 von --Cirdan-- »

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Der Schatten im Osten
« Antwort #21 am: 8. Sep 2016, 08:46 »
Eine deutliche Trennung bemerkte Cyneric zwischen den beiden Lagern der einst verbündeten Armeen. Während sich beide Heere langsam zum Aufbruch bereit machten hielten sie jeweils ein wachsames Auge aufeinander. Dol Guldur wurde von einer starken Orktruppe besetzt und Sarumans Baumeister begannen bereits mit der Reparatur der Mauern. Die Elben Thranduils sammelten sich am Nordrand der Lichtung, nahe Sarumans Lager, während die Elben aus Imladris, Rohirrim und Zwerge ihren Rückweg in die Riddermark vorbereiteten. Glorfindel selbst versuchte weiter, Thranduil dazu zu bringen, ebenfalls das Bündnis mit Saruman zu brechen, hatte jedoch keinen Erfolg. Schließlich entschied er sich, dem Waldlandkönig nach Norden zu folgen um ihn im Auge zu behalten. "Ich befürchte, er steht nun ganz in Sarumans Bann," erklärte Glorfindel Erkenbrand gegenüber. "Ich muss einen Weg finden, diese Verbindung zu trennen. Führe du das Heer zurück nach Aldburg. Ich werde mein Glück im Norden versuchen."
Man konnte sehen, dass diese Entscheidung beiden nicht zusagte, jedoch wurden keine weiteren Worte darüber gesprochen. Sie wünschten einander viel Glück und verabschiedeten sich.

Cyneric wurde gegen Mittag zu Erkenbrand gerufen.
"Ich habe eine Aufgabe für euch," sagte der Marschall. Außer Cyneric waren drei weitere erfahrene Reiter anwesend. "Der Angriff der Ostlinge war hauptsächlich gegen Saruman gerichtet, doch ich bin mir sicher es hätte uns genauso treffen können. Wir müssen wissen, wie stark die Schlagkraft Rhûns ist. Mit etwas Glück sind die meisten Truppen noch bei Khamûl am Erebor. Sollen sie dort ruhig gegen die Weiße Hand kämpfen! Doch für den Fall, dass sie eine Bedrohung für Rohan darstellen müssen wir vorbereitet sein. Wir haben einige Gefangene gemacht - Ostlinge, die sich uns ergeben haben. Von ihnen haben wir erfahren, dass es in der Hauptstadt ihres Königreiches Widerstandskämpfer gibt, die sich gegen die Herrschaft Khâmuls auflehnen. Von diesen Leuten könnten wir wichtige Informationen erhalten. Reitet nach Osten und findet heraus, wie die Lage in Rhûn ist! Haltet euch im Verborgenen und kehrt sobald ihr könnt nach Aldburg zurück! Ich werde dort auf euch warten."

Als er kurz darauf Irwyne von seinem Auftrag erzählte war Cyneric verwundert, dass sie ihn nicht anflehte, sie mitzunehmen.
"Also haben wir bald beide jeder unser eigenes Abenteuer," sagte das Mädchen.
"Wie meinst du das?" wollte Cyneric wissen.
"Antien und Finelleth haben eine wichtige Botschaft zu überbringen, und ich werde sie begleiten," sagte Irwyne. In diesem Moment traten die beiden angesprochenen Elben hinzu.
"Glorfindel schickt uns zu Elrond um zu berichten, was hier geschehen ist," erklärte Antien.
"In Bruchtal wird Irwyne in Sicherheit sein," fügte Finelleth hinzu. "Und vielleicht kann sie dort ihre Heilkünste noch weiter steigern. Du musst wissen, Irwyne, Meister Elrond ist einer der fähigsten Heiler in ganz Mittelerde."
"Oh! Und ich darf ihn wirklich treffen?" fragte Irwyne entzückt.
"Wenn er Zeit findet," beschwichtigte Finelleth. "Das werden wir sehen, wenn wir dort sind. Denn ich kann nicht länger hier bleiben. Ich sehe nun, dass Saruman den Geist meines Königs vergiftet hat. Ich fürchte, das wird sein Untergang sein, und das möchte ich nicht mit ansehen."
"Du wirst also nicht ins Waldlandreich zurückkehren?" frage Cyneric.
"Nicht, solange es unter Sarumans Herrschaft steht," stellte die Elbin klar.

"Wann brecht ihr auf?" wollte Cyneric nach einigen Momenten des Schweigens wissen.
"Heute Abend, schätze ich," sagte Antien. "Meiner Karte zufolge sollte der Weg über den Hohen Pass am besten geeignet sein."
Cyneric nickte. Er war froh, dass Irwyne in Sicherheit gebracht werden würde und sie ihn nicht auf die gefährliche Reise in den Osten begleiten würde. Denn er wusste nicht, was ihn dort erwarten würde...
« Letzte Änderung: 22. Okt 2019, 16:03 von Fine »
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Abschied von Dol Guldur
« Antwort #22 am: 14. Sep 2016, 10:14 »
Am frühen Abend fand sich Cyneric vor Irwynes Zelt zu einem letzten gemeinsamen Abendessen ein, bevor sich ihre Wege für einige Zeit trennen würden. Er selbst würde im Schutze der Dunkelheit losreiten, in aller Heimlichkeit. Zwar spürte er hier und dort in seinem Körper noch die Nachwirkungen der Schlacht, doch mit jeder Stunde die verging verblassten diese mehr und mehr.
Auch Antien, Finelleth und Irwyne planten, noch an diesem Abend aufzubrechen. Ihre Habseligkeiten standen griffbereit neben der Kochstelle, an der Antien ein Abschiedsmahl zubereitet hatte. Viel nahmen sie nicht mit, auch wenn der Weg nach Bruchtal beschwerlich werden würde. Doch in den Landen östlich des Nebelgebirges waren die Diener Sarumans unterwegs, und es würde sich bezahlt machen, dank dem leichten Gepäck eine schnellere Reisegeschwindigkeit zu erreichen.

"Es schmeckt wunderbar," sagte Irwyne mit vollem Mund.
Antien schenkte ihr ein Schmunzeln. "Hast du etwas anderes erwartet?"
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
"Ein gut gefüllter Magen befeuert Körper und Verstand," meinte Finelleth. Die Elbin lehnte an einem breiten Pfahl, der Teil eines hölzernen Wachturms war, und ließ eines ihrer Wurfmesser in den Fingern kreisen. "Beides werden wir brauchen wenn wir Cirith Forn en Andrath erreichen. Wir wissen nicht, ob der Pass noch frei von Feinden ist, nun da die Orks der Hithaeglir wieder unsere Feinde sind."
"Orks waren stets die Feinde der Freien Völker," warf Cyneric ein. "Dieses Bündnis mit Saruman war von Anfang an nichts als ein Trugbild, eine List des Zauberers, der unsere Krieger für seine Zwecke einsetzte."
Irwyne nickte zustimmend. Cyneric wusste, dass ihr Dorf einst von Orks überfallen worden war. Sie verstand ganz genau, welche Gefahr diese Kreaturen darstellten.
Sie weiß, was es bedeutet, wenn man seine Heimat und Familie verliert, dachte er.
"Und was wirst du tun, wenn du nach Rhûn reitest?" unterbrach Finelleth seine Gedanken. "Hast du schon einen Plan gemacht?"
"Wir reiten mit wenig Last, und schnell, immer im Schutze der Dunkelheit, um ungesehen so weit wie möglich nach Osten zu gelangen," erklärte Cyneric. "Je näher wir dem Reich der Ostlinge kommen, desto vorsichtiger müssen wir werden. Die Pferde Rohans sind ausdauernd und in der Not zu langen Sprints in der Lage, daher bin ich zuversichtlich dass wir alle Verfolger hinter uns lassen könnten falls wir entdeckt werden. Doch je mehr wir für Marschall Erkenbrand herausfinden können, desto besser. Vielleicht können wir sogar Kontakt zu den Widerstandskämpfern aufnehmen, von denen die Ostlinge berichteten, die sich Erkenbrand ergeben haben."
"Es ist gut, vorsichtig und besonnen zu sein," befand Finelleth. "Die Ebenen Rhovanions werden euch zum Vorteil gereichen, denn dort können Reiter hohe Geschwindigkeiten erreichen. Soweit ich weiß sind diese Lande offen und weit, ohne Hindernisse."
"Das ist gut," antwortete Cyneric. "Es bedeutete jedoch auch, dass wir tagsüber schon von Weitem zu sehen sein werden."
"Vor allem von oben," warf Irwyne ein. "Vielleicht gibt es noch mehr von diesen geflügelten Ungeheuern."
"Lass' uns nicht von ihnen sprechen," sagte Finelleth sanft. "Heute Abend wollen wir froh sein, dass wir alle die Schlacht überstanden haben und die verbliebene gemeinsame Zeit genießen."
Und genau das taten sie dann auch. Geschichten wurden erzählt und Lieder wurden gesungen. Für wenige Stunden vertrieben sie die Sorgen über die Zukunft mit Fröhlichkeit und Gemeinschaft. Doch viel zu schnell verstrich die Zeit und der Abschied rückte näher.

Außerhalb des Heerlagers, das sich bereits im Abbau befand, trafen sie ein letztes Mal zusammen: Antien, Finelleth und Irwyne reisefertig mit Rucksäcken und Bündeln, Cyneric mit seinem Ross Rynescead, der geduldig neben ihm stand. Die übrigen vier Reiter hielten sich im Hintergrund zum Aufbruch bereit, auf dem Rücken ihrer Pferde wachsam nach Osten blickend.
Irwyne umarmte Cyneric lange und innig. "Pass auf dich auf, hörst du?" verlangte sie. "Wenn du deine Aufgabe im Osten erledigt hast, musst du mich in Imladris besuchen kommen. Versprichst du es mir, Cyneric?" Ihre Stimme hatte einen traurigen Klang angenommen, doch auch Zuneigung und Entschlossenheit konnte er darin erkennen.
"Ich verspreche es," antwortete er leise. "Ich verspreche es dir."
Irwyne vergrub ihr Gesicht in seinen Armen. Einen Moment blieben sie still stehen, den Schmerz der Trennung teilend. Dann löste sie sich von ihm, ein kleines Lächeln im Gesicht, begleitet von einigen wenigen Tränen die sich ihre Wange hinunter stahlen.
"Wir sehen uns wieder," versicherte Cyneric dem Mädchen.
"Ich weiß," brachte sie hervor. "Ich werde in Gedanken bei dir sein."
Cyneric zog das Stück Stoff hervor, auf dem der Abdruck der Hand seiner Tochter zu sehen war und drückte es Irwyne in die Hand. Sie schloss die Finger darum und nickte. Sie wusste, worum es sich dabei handelte.
"Möge es dir Trost spenden wenn du dich einsam fühlst," sagte er sanft.
"Einsam? Wo denkst du hin, mein Freund?" warf Antien gut gelaunt ein. "Ich und die große böse Kriegerin hier werden schon dafür sorgen, dass es dazu nicht kommt, nicht wahr?"
Finelleth schoss einen tödlichen Blick zu Antien hinüber, grinste dann jedoch Irwyne an. "Langweilig wird es auf unserem Abenteuer gewiss nicht werden, nicht mit mir und diesem vorwitzigen Sänger als Begleitung."
"Du wirst meine Lieder noch zu schätzen wissen," wehrte sich Antien.
"Und du wirst noch froh darüber sein, dass wenigstens einer von uns mit Waffen umgehen kann wenn wir erst in Schwierigkeiten geraten," gab die Elbin zurück.
"'Wenn'? Du meinst hoffentlich 'Falls', meine Liebe," korrigierte Antien, was Finelleth erst mit einem Seufzen, dann mit herzlichem Gelächter kommentierte. Alle stimmten sie mit ein.

Und dann war er da, der Augenblick des Abschiedes. Irwyne winkte, als sich Cyneric auf Rynesceads Rücken schwang. Ein letztes Mal blickte er zurück auf die vom Feuerschein der von Finelleth getragenen Fackel erhellten Gesichter und hob ebenfalls die Hand.
"Gute Reise!" rief Irwyne.
"Sichere Wege," antwortete Cyneric. Dann wandte er sich ab.
Rynescead setzte sich in Bewegung, einen flotten Trab anschlagend. Die vier anderen Reiter schlossen zu ihm auf und gemeinsam suchten sie sich ihren Weg zum Waldrand südöstlich Dol Guldurs. Die Reise nach Osten hatte begonnen.


Cyneric nach Süd-Rhovanion
Antien, Finelleth und Irwyne zum Hohen Pass
« Letzte Änderung: 19. Sep 2016, 10:52 von Fine »
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Eru

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Abschied ohne Worte
« Antwort #23 am: 18. Sep 2016, 12:26 »
Der Zwerg schüttelte den Kopf als er einen Moment über das nachgedacht hatte, was das Mädchen gerade gesagt hatte. Sie stammte aus Rhûn, das hatte er inzwischen verstanden, aber wollte sie etwa dorthin zurück? Er deutete auf die Fesselabdrücke an ihren Handgelenken und sagte „Nein.“
Sogleich legte Inari die verschränkten Hände auf ihren Brustkorb auf und deutete eine Umarmung an. Aivari durchschaute die Geste nicht sofort, doch nachdem sie einige weitere Bewegungen mit den Armen durchführte und eine Art Kreis darstellte, schloss Aivari, dass sie von Familie oder Freunden sprach. Menschen, denen sie etwas bedeutete und die ihr offensichtlich auch etwas bedeuteten.
Offenbar plante sie also zurückzukehren in dieses Land, das Aivari völlig fremd war, obwohl er lange Jahre nur wenige Wegstunden entfernt gelebt hatte.

Ihr würde eine beschwerliche Reise bevorstehen, sie würde unzählige Meilen Feindesland durchqueren und viele Wegstunden über offenes, trostloses Gelände ziehen müssen. Doch sie hatten beide ihre gegenseitige Schuldigkeit getan und Aivari hatte nicht das Verlangen sie  in den Osten zu begleiten. Zumal er das Mädchen nur äußerst dürftig kannte. Er hatte eigene Pläne und die beinhalteten keinerlei Teilhabe mehr an den belanglosen Wirren dieser Welt. Er würde sein Ende weit im Westen finden, unweit seiner ursprünglichen Heimat in den Blauen Bergen. Die unerbittlichen Wogen Belegaers würden seinen Körper aufnehmen und Aule würde über all das richten können, was ihm in Mittelerde widerfahren war und eine gerechte Strafe würde ihm zuteil. Unter sein Volk jedoch konnte er sich nie wieder trauen, nicht einmal weil er deren Vergeltung fürchtete, sondern weil er es selbst nicht ertragen würde.

»Dann trennen sich unsere Wege.«, sagte Aivari entschlossen und versuchte dabei mit seiner Körpersprache zu untermalen, dass er sie nicht begleiten würde. Sie schien zu verstehen, zumindest deutete ihr enttäuschter Ausdruck darauf hin.
Einen Augenblick trat unangenehme Stille ein, sodass Aivari entschied ein wenig von der Situation abzulenken.
Also nahm er das Leinentuch, das ihm der Rohir am Zelt gegeben hatte, um sicherzustellen, dass es sich um sein Schwert handelte. Er öffnete die sorgsam gefalteten Schichten mit aller Behutsamkeit. Wie erwartet lag darin nur die schwarze Klinge des verfluchten Azanul. Aivari wich entsetzt zurück, als er die dunklen Verfärbungen durch das getrocknete Blut daran sah und ihn fürchterliche Erinnerungen überkamen. So schlimm traf es ihn in diesem Moment wieder, dass ihm das Atmen schwer fiel und er zusammensackte.
Er wandte den Blick ab, hörte jedoch wie Inari mit dem Leinentuch vorsichtig die Klinge säuberte. Als ein Moment vergangen war, schaute er das Mädchen an. Sie hielt das Schwert eng bei sich und sah den Zwerg fragend mit leicht zur Seite gelegtem Kopf an. Aivari vermutete, dass sie ihm anbieten wollte, das Schwert zu behalten, das ihm solches Leid bereitete.
»Nein.«, sagte er sogleich aus seinem Schock erwacht, nahm das Schwert rasch aus ihrer Hand und wickelte es schnell wieder in das Tuch ein. »Ich fürchte es ist verflucht. Ich will nicht, dass es Euer Leben ebenso in Dunkelheit hüllt, wie das meinige.«
Obwohl sie ihn nicht vollends verstand, war sie klug genug zu ahnen, was seine Beweggründe waren ihr das Schwert vorzuenthalten.

»Wir sollten uns nun etwas Ruhe gönnen. Wir haben heute beide vieles durchleben müssen und etwas Schlaf und Erholung wird uns jetzt gut tun.«
Der Zwerg hatte beschlossen sich nun schlicht seiner Sprache zu bedienen, auch wenn er jede Aussage mit Gesten zu verdeutlichen versuchte. Das Mädchen schien einige Worte des Westron zu kennen oder einigermaßen richtig zu deuten, jedenfalls schien sie zu verstehen.
Im Halbdunkel und in ihrer Rohirrimkluft konnte sie ganz in der Nähe von Aivaris Zelt nächtigen ohne groß aufzufallen. Obwohl Aivari dem Mädchen am nächsten Morgen trotz ihrer kurzen Bekanntschaft noch in aller Breite Lebewohl sagen wollte, stellte er jedoch fest, dass sie nirgends mehr zu finden war und zu Aivaris Bedauern und Enttäuschung hatte sie ebenfalls seinen Ratschlag missachtet sich von Azanul fernzuhalten, denn auch von seinem Schwert fehlte jede Spur. Ob als letzte freundschaftliche Geste, um ihn von der offensichtlichen Last zu befreien, die ihm diese Waffe aufgebürdet hatte oder schlichtweg um sich nicht unbewaffnet auf den gefährlichen Weg zu machen, wusste Aivari nicht, doch für ihn war es nicht mehr von Bedeutung. Wenn sie es so wollte, dann sollte sie mit dieser Waffe nun neue Geschichten schreiben, die hoffentlich von mehr Glorie und Hoffnung zeugten und die für die Trägerin weniger verhängnisvoll waren, als es für Aivari der Fall gewesen war.

Vom Aufruhr im Lager und einer Konfrontation mit Sarumans Armee am Rande Dol Guldurs hatte Aivari nichts mitbekommen. Erst am nächsten Morgen erfuhr Aivari von einigen Eorlingas von den Vorfällen. Obwohl ihn die Pläne des Zauberers beunruhigten und er sich an ihre Konfrontation nur unter Schaudern erinnern mochte, und obwohl er das Vorgehen der Diener Sarumans als genauso abstoßend und schändlich empfand, wie der Rest, erschien es ihm inzwischen vollkommen unbedeutend aus welchen Gründen diese Bündnisse zerbrachen oder neu geschmiedet wurden. Für ihn galt nun nur noch diesen bitteren letzten Teil seiner Geschichte im Westen hinter sich zu bringen, wo alles angefangen hatte. So packte er das wenige, das er besaß, zusammen und brach in der allgemeinen Aufbruchsstimmung an diesem Morgen ohne großen Abschied im Alleingang auf, zusätzlich nur noch Wegzehrung und Wasser mitnehmend. Gen Südwesten wollte er zunächst aus dem Düsterwald hinaus bis an den Fuß der Nebelberge ziehen und dann südlich durch Rohan weiterreisen, um die von Saruman besetzte Zwergenbinge zu umgehen. Noch immer schmerzte ihn der tiefe Fall seines Volkes in diesem Jahrhundert. Von drei Königreichen waren nur noch zwei übrig, eines ganz im Osten und eines im Westen und auch mit ihnen meinte es das Schicksal nicht besonders wohlwollend. Zumal nur das Königreich in den Eisenbergen über nennenswerte Kampfeskraft verfügte. Im Westen lebten schließlich nur noch die wenigen Völker, die von den Zwergen Beleriands abstammten. Ein Zeitalter der Dunkelheit schien näher zu rücken und Aivari hoffte die Menschen würden es aufzuhalten wissen, während Elben und Zwerge Mittelerde mehr und mehr hinter sich ließen. Für Aivari war ein Leben zurückgezogen in die Berge dieser Welt jedoch keine Möglichkeit. Dafür war in seinem Wesen die Liebe zur Natur und der Gedanke an das freie Himmelszelt über dem Kopf viel zu tief verankert. Belegaer würde ihm unter freiem Himmel ein schnelles Ende bereiten, das ihm weniger Angst einflößte als der Gedanke an ein langes und langsames Ableben in der Dunkelheit der Berge.

Während er der aufgehenden Sonne den Rücken kehrte und seinen Marsch durch den kurzen Abschnitt des Düsterwaldes westlich von Dol Guldur begann, schweiften seine Gedanken wieder zu Inari und ließen ihm schnell keine Ruhe mehr. So sehr er sich wünschte, sie sofort wieder vergessen zu können, war ihr merkwürdiger Eintritt in sein Leben doch zu nachhaltig, um es als bloßes Zwinkern des Schicksals abzutun. Ohne sie wäre er einem schmachvollen Freitod durch das verfluchte Azanul bereits erlegen gewesen. Sie schien ihm jetzt, da sie getrennte Wege gingen, mehr und mehr wie eine Botin Aules, der sein Wirken in Mittelerde nicht auf diese Weise hatte enden sehen wollen. Und jetzt ließ Aivari diese Botin möglicherweise einfach ziehen und ging wieder seines eigenen Weges, der ihn auf solch traurige Pfade geführt hatte. Sollte dies sein Dank sein für diesen Fingerzeig des Schicksals?
Jeder Vogel der am Himmel an ihm vorbei in den Osten Richtung Sonnenaufgang zog, ließ ihn kurz stocken, doch mehrmals trieb er sich weiter dazu an den immer klarer werdenden orangerot aufleuchtenden Bergen am Horizont den Vorzug zu geben. Erst als ihn sein Verstand begann mit Überlegungen zu quälen, wie Inari in Feindeshand geraten sein konnte und nun unter Folter ihrem eigenen Tod entgegensah, konnte er seiner Sturheit nicht länger nachgeben und rang mit sich umzudrehen.
Da er den Düsterwald just verlassen hatte, beschloss er kurzerhand gen Süden am Waldrand entlang zu gehen und die baumlosen Braunen Lande zu durchqueren...

Aivari in die Braunen Lande...
« Letzte Änderung: 1. Okt 2016, 22:51 von Eru »