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Autor Thema: Caras Galadhon  (Gelesen 49566 mal)

Thorondor the Eagle

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #15 am: 28. Feb 2010, 20:37 »
„Ja, sogar in diesen alten Bäumen steckt noch Kraft. Eine Kraft die bereit ist für das Gute zu kämpfen“, er schwieg für einen kurzen Moment und beobachtete das gold-schimmernde Blatt „Der Tag an dem sich Sauron für seine Taten verantworten muss wird kommen und wir werden ihm keine Gnade zu Teil kommen lassen.“
„Glaubt ihr, dass wir den Sieg erringen können?“, fragte Aphadon und schaute dem Elben dabei in die Augen.
„Ich habe schon brenzligere Situation gesehen aus denen wir uns Seite an Seite wieder befreit haben. Sauron zwingt alle seine Feinde dazu sich zu verbünden. Seine Chancen sind genauso groß wie die unseren, es reicht schon das Gewicht einer Feder um die Wage umzukippen.“

„Weise sprichst du schon, Amrûn“, hörten beide eine Frauenstimme von der Seite. „Bald werde auch ich dir nichts mehr beibringen können“, sagte Galadriel und hatte dabei ein schmales Lächeln auf den Lippen. Der Elb verbeugte sich vor ihr, ihm schmeichelte das Kompliment sehr.
„Sag mir, wer ist dein junger Freund?“
„Dies ist Aphadon. Wir befreiten ihn aus den Kerkern von Isengart wo er zahllose Monate verbrachte, alleine und abgeschottet von der Welt.“
„Es freut mich, euch kennen zu lernen“, sagte die Elbe zu ihm und der Ostling verneigte sich.
„Amrûn“, setzte sie nun etwas besorgt an „ich habe Botschaft aus deiner Heimat erhalten. Ich muss mit dir sprechen und mit Celebithiel. Celeborn erwartet uns in den Gemächern. Würdest du sie bitte holen?“

Ohne zu antworten, machte sich der Elb auf den Weg. Er sah Celebithiel auf der Wiese sitzend. Sie war noch immer in ein Gespräch mit Antien vertieft und sie lachte aus ganzem Herzen. Nur ungern störte er diese Situation, denn so selten hatte er sie in den letzten Wochen fröhlich gesehen: „Celebithiel, wir müssen nach oben. Galadriel und Celeborn wollen mit uns sprechen!“

Ihre Miene wurde deutlich ernster als sie die Worte vernahm, aber ohne zu zögern, stand sie auf und ging den Weg voraus. Amrûn folgte ihr.
Aphadon, etwas verwirrt, stand am Treppenabsatz und beobachtete das Geschehen. „Wir sehen uns später“, warf ihm der Elb nur entgegen und schon eilten sie die Treppe hinauf.
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Thorondor the Eagle

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #16 am: 2. Mär 2010, 17:48 »
Amrûn und Celebithiel erreichten einen verhältnismäßig großen Saal im Palast. Celeborn saß in einem bequemen Sessel, seine Hände lagen auf den Armlehnen. Galadriel stand anmutig neben ihm. Schon seit der Elb sie kannte, war die Herrin des Waldes seine Stütze gewesen.
„Herzlich Willkommen in meinen Hallen!“ begrüßte sie der Silberne.
Amrûn verneigte sich vor ihm, während Celebithiel zu ihm hinlief und ihm einen sanften Kuss auf die Wange drückte. Celeborn strich über die Schulter seiner Enkelin und deutete ihr ein Stück zurück zu treten: „Es war mir ein Wunsch unsere Pläne zuerst mit euch zu besprechen, denn seit langem nun reitet ihr mit Gandalf dem Weißen und wenn jemand seine Absichten deuten kann, dann seid ihr beide esl.“
Amrûn war etwas verwirrt, denn Mithrandir hatte ihnen niemals etwas über seine Pläne erzählt, geschweige denn über ihr nächstes Ziel: „Herr Celeborn, ihr müsst euch irren. Zu keiner Zeit teilte Mithrandir seine Absichten mit uns...“
„Niemals sprach Olorin über seine Gedanken und Ziele, denn er war weise und klug. Wir alle glauben sie nicht zu kennen, doch wir sind ein Teil davon und nur unsere Gedanken verhüllen unseren klaren Blick. Sie verbergen, wie ein dichter Nebel den Weg der vor unseren Füßen liegt und den wir nur Schritt für Schritt erkunden können.“, unterbrach ihn spontan Galadriel.

Celeborn strich über die Hand seiner Gemahlin und warf ihr einen vertrauten Blick zu, dann wandte er sich wieder zu den beiden: „Lange haben sich die Elben verborgen gehalten, doch nun ist es an der Zeit für Mittelerde zu kämpfen. Die Erstgeborenen stellen sich ihrem größten Feind entgegen und bieten ihm die Stirn. Glorfindel wird nach dem Winter den hohen Pass überqueren und nach Imladris ziehen um dort ein Heer zu sammeln. Sie werden nach Gondor gehen um mit den Menschen Rohans Seite an Seite zu kämpfen. Euch jedoch bitte wir einen anderen Weg einzuschlagen, einen weitaus wichtigeren. Dol Amroth die Stadt unserer Verwandten ist die letzte Bastion die den langen Fingern Saurons entgangen ist, sie versuchen noch durch Diplomatie eine Einigung zu finden, aber ich fürchte eine solche kann es nicht geben zwischen dem Guten und dem Bösen. Amrûn, begleite Celebithiel nach Mithlond, von dort werden wir euch entsenden in die fernen, dunklen Gewässer des Südens; in die Schwanenstadt.“
„Werden wir alleine gehen?“, fragte Celebithiel.
Galadriel sah auf ihre Enkelin: „In Edhellond lebten einst unsere Freunde, doch nun wurde der Hafen eingenommen und alle Überlebenden flohen. Dol Amroth ist unsere letzte Hoffnung in der geschlossenen Front Saurons. Die Menschen dort werden viel Mut brauchen und viel Hoffnung, die du ihnen schenken kannst. Ich werde Cirdan bitten dich zu begleiten, mit einer Flotte größer und mächtiger als alle anderen in den letzten Jahrhunderten. Es ist an der Zeit, dass sich die Elben ihrer letzten Schlacht gegen Sauron entgegenstellen. Er soll sehen, dass der Mut der Eldar noch nicht erloschen ist und dass keine Hoffnung für uns verloren scheint.“
Amrûn musterte Celebithiel. Sie stand etwas wackelig auf den Beinen und ihre Haut wurde noch blasser als sonst, er bemerkte die Überforderung, die diese Aufgabe mit sich brachte und er sah Narya an ihrem Finger. Leblos hing die Hand Richtung Boden und zerrte an ihr.

Ob Celebithiel diese Bürde erträgt? Galadriel erhob sie zu der lodernden Flamme in einem Raum, der von der Dunkelheit verzehrt wurde. Ein solch schweres Schicksal muss sie tragen, ohne Hilfe; ohne Freunde? Cirdan wird ihr sicherlich beistehen, aber er kennt sie nicht, nicht so wie ich...


„Herrin! Bevor ihr die Taube nach Mithlond losschickt, möchte ich gerne einen Brief mitschicken“, sagte Amrûn.
Galadriel nickte ihm zu und wandte sich zu Celeborn.
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Thorondor the Eagle

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #17 am: 14. Mär 2010, 13:27 »
Amrûn saß in einem kleinen Raum des Palastes. Vor ihm lag ein leeres Blatt Pergament. Er musterte es lange, bewunderte die eingeprägten Lorienblätter die durch ein blasses Grün hinterlegt waren.
Lange grübelte er in seinen Gedanken, bis er schließlich nach der Feder griff, die neben seiner Hand lag:

Meine geliebte Aratinnuíre,

Lange Zeit bin ich schon von dir getrennt und groß ist meine Sehnsucht dich zu sehen. Wenn ich nur daran denke dich schon bald wieder in meinen Armen zu halten, dein Haar auf meinen Wangen zu spüren, möchte ich sofort bei dir sein. Der Schnee aber verwehrt mir den Weg einzuschlagen.
Im Frühjahr, sobald der hohe Pass wieder offen ist, überquere ich die Nebelberge und komme zu dir. Dann endlich bin ich bereit, meine Vergangenheit ruhen zu lassen, um für immer bei dir zu sein; an deiner Seite in Valinor.

Der Abschied wird mir so schwer fallen wie dir, aber ich blicke einer Zukunft entgegen, die weit aus schöner sein wird als alles bisher erlebte.

In Liebe,
dein Amrûn


Der Elb setzte die Feder ab und betrachtete nochmals sein Werk. Immer wieder las er es durch und blieb bei den Worten „an deiner Seite in Valinor“ hängen.

Valinor, endlich nach Valinor... weit ab von Krieg und Dunkelheit, geborgen unter den schützenden Händen Manwes und unter den Sternen Vardas. Nach zahllosen Jahren hier in Mittelerde, habe ich endlich abgeschlossen und bin bereit einen neuen Weg zu gehen. Aratinnuíre...

In Gedanken versunken, rollte Amrûn das Pergament zusammen und verschnürte es behutsam. Er ließ den Brief, wie mit Galadriel abgemacht, einfach liegen und verlies den Palast.
Celebithiel war verschwunden, sie hatte sich wohl ein ruhiges Plätzchen zum ausruhen gesucht. Der Elb ging langsam die Treppen zum Waldboden hinab, wo er auf Aphadon traf. Seine Augen waren geschlossen, doch er schien nicht zu schlafen. Beinahe lautlos setzte sich Amrûn neben ihn.
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Thorondor the Eagle

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #18 am: 15. Mai 2010, 23:19 »
Die Zeit zog über das Land hinweg, ohne dass es die Elben und Menschen Lothloriens bemerkten. Der Februar neigte sich den letzten Tagen zu und er war erstaunlich mild dieses Jahr.
Amrûns Drang endlich wieder nachhause zu kommen und es brodelte in ihm das Verlangen seine Geliebte Elbe wieder zu sehen. Doch mit jedem Tag an dem es wärmer wurde, rückte auch der Abschied näher. Amrûn liebte Lothlorien, hier lag alle Macht der Elben hier lebte die wunderschöne Galadriel unter den prachtvollen Blättern der Mallornbäume. Was ihm aber noch größere Sorgen machte, war die Tatsache, dass Celebithiel wieder gehen musste und ihr fiel es noch tausend Mal schwerer. Seit jenem Kampf im Orthanc mit dem Mund Saurons verging ihre Lebendigkeit und Heiterkeit. Der Elb erwischte sie oft dabei, wie sie ziellos in die Ferne schaute, wie sie den Tränen nahe alleine in stillen Räumen herum lungerte. Etwas beschäftigte sie und machte jeden Anflug von Glück zunichte.

Mit den wärmer werdenden Tagen, beschloss er langsam Abschied zu nehmen. Von Menschen die er kennen gelernt hatte, von Elben die er schon ewig kannte und von Freunden, die, wenn sie auch nicht antworten konnten, noch immer hier waren; er nahm Abschied von Gandalf.

Mit dem Ziel in den Augen schritt er eine Treppe hinunter. Sie führte über eine mächtige Wurzel hinweg in einen kleinen abgelegenen Garten. Hier lag der weiße Zauberer. Sein Körper war nach wie vor auf die zierlichen Blüten der goldenen Elanor und der silbernen Niphredil gebettet. Seine Haut war so blass wie sein Gewand und seine Augen fest geschlossen.

„Guten Tag, alter Freund!“, begrüßte er ihn „immer noch liegst du hier, versunken im tiefen Schlaf und lässt dir kein Zeichen von Leben abringen. Wie sehr fehlst du uns und unserer Gemeinschaft: Antien; Du wirst bemerkt haben, dass er jeden Tag zu dir kommt. Er wäscht dir dein Gesicht mit dem Tuch und er erzählt dir Geschichten. Ich liebe seine Erzählungen aus dem alten Wald. Wer hätte gedacht, dass Tom ein so leichtlebiges, humorerfülltes Leben führt... Nunja, nicht mal er konnte dir bisher ein Schmunzeln von deinen Lippen stehlen.“
Amrun legte seine Hand auf die Brust des Zauberers: „Und jetzt steh ich hier bei dir und rede, obwohl ich nicht mal weiß ob du zuhörst. Gandalf; du hast mich verunsichert. Das du all den Bürden nachgegeben hast, hat alle deine Mitstreiter verunsichert. Können wir ohne deine Unterstützung dennoch siegen? Du warst die Spitze des Pfeils, der sich in den Feind gebohrt hat und ihn langsam getötet hat. Du allein warst es, aber...“ Die Worte die folgten waren schwer für Amrûn auszusprechen: „Es ist für mich nicht mehr von belangen. Meine Zeit hier ist nun vorüber. Ich weiß nicht ob dein Fall das Fass zum überlaufen gebracht hat oder ob der Grund viel tiefer in mir schlummert; Ich werde fortgehen, für immer. Aratinnuire und ich wollen nun endlich, nach so langer Zeit in Valinor glücklich werden. Mein Kampfgeist ist erloschen, ich habe nichts mehr wofür es sich hier zu kämpfen lohnt, nicht mal dich.“

Der starke Elb war nun auch schon den Tränen nahe. Er mochte keine Abschiede weder von Gandalf, noch von Lorien, noch von Mittelerde selbst.

„Aber weißt du wer dich am meisten von uns allen vermisst? Ja, Celebitiel genau. Für sie warst du der Fels in der dunklen Brandung. Ein Lichtblick am Ende einer langen, dunklen Zeit. Du bist gegangen, ihr Herz ist zerbrochen und du versuchst es noch zu heilen, indem du ihr Narya gibst. Ein mächtiges Geschenk, für eine mächtige Kriegerin. Ich hoffe es hilft ihr, denn in ihrem Herzen bildete sich eine große Schlucht in deren Tiefe sie nun gefangen ist. Wird sie diese Verantwortung übernehmen? Ich hoffe es, denn ich kann ihr nicht helfen.“

Amrûn strich ihm noch einmal über seine kalten Hände. Die Falten darauf waren zäh und versteift. Er nahm eine silberne Blüte und drehte sich um. Galadriel stand auf der Treppe, ihr Gesicht verschwand im Schatten der Kapuze. Sie sagte kein Wort während Amrûn neben ihr die Stufen hinauf stieg. Bevor er verschwand drehte er sich um und sprach zu ihrem Rücken: „Ich zweifle nicht an seiner Entscheidung, niemals würde ich dies tun. Aber...“, er setzte kurz ab und wartete eine Reaktion ab. Die Elbe stand bewegungslos da. „Aber ich sehe wie Celebithiel zerbricht.“
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Tom Bombadil

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #19 am: 16. Mai 2010, 11:02 »
Stirnrunzelnd beobachtete Aphadon, wie Amrûn entrückt mit dem leblosen Alten auf dem Boden sprach. Der junge Mann lehnte sich nachdenklich gegen einen dünnen, doch nichtsdestotrotz kräftigen Baumstamm und beobachtete den Elb bei seinem Gespräch. Er trug nun ein sauberes, weißes Wams und eine bequeme, weite Leinenhose, die man ihm mit den besten Wünschen übergeben hatte, hatte sich die Haare waschen und schneiden lassen und sah alles in allem gepflegter aus, als jemals zuvor.
"...du versuchst es noch zu heilen, indem du ihr Narya gibst. Ein mächtiges Geschenk, für eine mächtige Kriegerin. Ich hoffe es hilft ihr, denn in ihrem Herzen bildete sich eine große Schlucht in deren Tiefe sie nun gefangen ist. Wird sie diese Verantwortung übernehmen?"
Beim Tonfall des Elben streubten sich Aphadon die Nackenhaare, nicht aus Furcht, sondern aus einer seltsamen distanzierten Verwunderung heraus, die in oft ergriff, wenn er anderen Personen bei einer besonderen Tätigkeit zusah.
Amrûns Tonfall war sehr weich, als ob er nicht wünschte, den blassen Greis mit seinen Worten zu verletzen, aber dennoch lag in ihnen eine Bestimmtheit, die Aphadon beeindruckte- aber auch verwirrte. In den letzten Tagen, die Aphadon äußerst vergnüglich mit einigen Wanderern aus dem Norden und verschiedenen Elben verbracht hatte, war ihm die immer ernstere Haltung Amrûns aufgefallen. Stocksteif wanderte er auf den verschlungenen Pfaden durch den Goldenen Wald, allein. Von seiner früheren Begleiterin, die Aphadon im Feldlager bei Isengart kennengelernt hatte, hatte er schon länger nichts mehr zu Gesicht bekommen.
Amrûn erhob sich aus seiner gebeugten Lage und eilte nach einem letzten,, traurigen Blick auf den alten Kerl unter ihm, den schmalen Weg entlang. Aphadon riss sich aus seinen Überlegungen, sprang auf und rannte dem Elben hinterher. Er hatte Mühe, Amrûn einzuholen, doch als er dies geschafft hatte, legte er dem Elben, der etwa einen Kopf größer war als der Mensch, eine Hand auf die Schulter und sagte: "Wo dachtest du, komst du ohne mich hin?"
manana

Thorondor the Eagle

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #20 am: 18. Mai 2010, 21:29 »
Amrûn erschrak als ihn die unbekannte Hand von hinten fasste. Mit einem Satz drehte er sich um und blickte in die Augen Aphadons, seine Frage drängte sich gerade zu auf.

Einen Moment lang gab der Elb keine Antwort. Er wollte, Amrûn wollte ihm alles sagen über seine Reise nach Imladris, Mithlond und seine endgültige Reise nach Valinor, in ein Land in das ihm kein Mensch folgen könnte. Aber er schwieg. Der Augenblick war noch nicht gekommen.

„Vorerst werde ich Celebithiel suchen. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Kommst du mit?“
Der Mensch nickte ihm zu. Nebeneinander gingen sie zwischen den pompösen Stämmen der Mallornbäume entlang. Sie folgten einem schmalen Pfad zu einer Lichtung. Kein Mensch war zu sehen.
„Aphadon, etwas habe ich mit dir noch gar nicht besprochen“, setzte der Elb an „Hier in Lothlorien ist es zwar schön, doch ewig werden wir nicht bleiben. Nein ganz im Gegenteil sogar, die Abreise rückt schon in greifbare Nähe, die Pässe des Nebelgebirges werden bald frei von tosenden Schneestürmen sein. Wie sieht euer weiterer Plan aus? Ihr seid ein Mann des Ostens, geht ihr zurück in eure Heimat, oder werdet ihr hier bleiben? Wollt ihr euch uns weiterhin anschließen und uns in unbekannte Gefilde folgen?“
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Tom Bombadil

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #21 am: 19. Mai 2010, 16:37 »
Bei den Worten des Elben kniff Aphadon die Augen zusammen, als wäre er zuvor über heiße Kohlen gelaufen. "Ich habe meine Vergangenheit hinter mir gelassen. Sie ist für mich nicht mehr greifbar, sie bremst mich nur noch, und nachdem ich mich seit langer Zeit immer mehr von ihr distanziert habe, habe ich mich von ihr getrennt. Nerblog... er existiert nicht mehr."
Aphadon legte eine kurze Pause ein und warf einen raschen Blick in die Tiefen des Waldes jenseits des schmalen Pfades. In diesem Teil Lothloriens wuchsen zwischen den Bäumen kaum Sträucher; der Boden war fast ausschließlich mit kniehohem Gras bedeckt, was eine für einen Wald unglaubliche Weitsicht unter den Baumkronen erlaubte. Aphadon blieb kurz stehen und betrachtete fasziniert den Wald. Amrûn wartete geduldig.
Schließlich drehte Aphadon sich langsam herum und sah in die tiefblauen Augen des Elben.
"Celebithiel half mir dabei. Ich werde sie mit euch suchen gehen. Ich möchte mich bei ihr bedanken."
manana

Thorondor the Eagle

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #22 am: 27. Mai 2010, 20:28 »
Amrûn schmunzelte während die beiden die Pfade entlang gingen. "Wenn ich eines gelernt habe in der langen Zeit in der ich nun schon lebe, dann dass es viel zu wenig gibt, was man tatsächlich hinter sich lässt und viel zu viel, dass dich wieder einholt. Elrond sagte einst zu mir, dass man Menschen an ihrer Geschichte misst, an ihren Taten, an ihrer Familie. Sie verrät uns, wie sich Personen verhalten werden und wie sie sich entwickeln. Aber mache dir darüber keine Gedanken. Hier bist du Aphadon, ein Mann des Ostens. Was in ferner Zukunft passiert ist jetzt nicht von belangen.“
„Hast du nichts in deinem Leben was du bereust, was du verdrängt hast?“, fragte der Mensch.
„Wer hat dies nicht? Aber ich mußte damit leben, ich habe mich den Geistern meiner Vergangenheit gestellt und ihnen die Stirn geboten. Zumindest habe ich es früher gemacht, aber schließlich haben sie mich doch überrannt“, in Amrûns Stimme versteckte sich schwerer Kummer.
„Du sprichst doch nicht etwa hiervon oder?“, sagte Aphadon und zeigte mit seiner Hand auf das Heft des Schwertes und zog es behutsam aus der Scheide, so daß die elbischen Runen sichtbar wurden.
Der Elb musterte es gründlich: „Ja, das Schwert. Ein Relikt meiner Vergangenheit. Weißt du Aphadon, einst bekam ich es vom letzten Hochkönig der Noldor. Es war ein Geschenk für eine siegreiche Schlacht, lange bevor du geboren wurdest. Gil-Galad hat mir das Leben gerettet.“ Amrûn strahlte bei dem Gedanken an die altvordere Zeit in Mithlond.
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Re: Caras Galadhon
« Antwort #23 am: 19. Jun 2010, 21:15 »
"Gil-Galad", wiederholte Aphadon. Der Tonfall, indem Amrûn den Namen ausgesprochen hatte, machte dem Menschen klar, dass es sich dabei um eine bedeutende Persönlichkeit in der Geschichte der Elben und Mittelerdes handeln musste. So bedeutend, dass Aphadon sich schämte, nichts über ihn zu wissen. Bei einer Kindheit, in der die einzigen Informationen über die Elben und ihre Vergangenheit verworrene Hassreden übellauniger Prediger am Galgenplatz Gortharias gewesen waren, kein Wunder. Dennoch war es Aphadon unangenehm.
Die Noldor, Hochkönige, Gil-Galad...
Nichts davon sagte ihm etwas... nur vom Wort "Noldor" meinte er schon etwas gehört zu haben. Eine uralte Art der Elben, Licht- oder Hochelben genannt. Woher er das gehört hatte, wusste er nicht.
Um einem beschämendem Gespräch auszuweichen, sah Aphadon Amrûn in die Augen und sagte: "Sag, Amrûn, wie alt seid ihr eigentlich?"
« Letzte Änderung: 19. Jun 2010, 22:00 von Tom Bombadil »
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Re: Caras Galadhon
« Antwort #24 am: 19. Jun 2010, 21:43 »
„Ja, das ist eine gute Frage mein lieber Freund. Lange schon habe ich aufgehört zu zählen. Denn was spielen Jahre für eine Rolle? Sie zeigen dir nur wie lange wir nun schon alleine sind, wie lange wir von unserer Heimat getrennt sind, oder wie viel Zeit schon ungenützt verstrichen ist. An jenem Tag als die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel streichelten, schenkte auch meine Mutter mir das Leben und seit dem bin ich hier. Gezeichnet von Kriegen, Verlust und Schwäche.“

Einen Moment lang hielt er inne. Der Elb vergrub sich in seinen Gedanken und lies nichts an sich heran. Sorgenfalten breiteten sich auf seiner Stirn aus, aber dann folgte ein Lächeln – zaghaft und doch unerschütterlich. „Aber viel zu oft vergessen wir die guten Seiten des Lebens: die Liebe, die Freundschaft unsere Heimat. All das was uns wirklich ausmacht. Ich freue mich schon auf die grauen Anfurten, da ist meine wohlgeborgene Heimat. Warst du schonmal so weit im Westen?“
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Re: Caras Galadhon
« Antwort #25 am: 19. Jun 2010, 22:08 »
"Wo denkt ihr hin? Der westlichste Punkt, an dem ich je gewesen bin, sind wohl die Minen Isengarts... Aber ich hoffe, das wird sich bald ändern." Aphadon lächelte zuversichtlich und hob den Kopf. Einige Sonnenstrahlen lugten durch das glitzernde Blätterdach und kitzelten seine Nase. Er verkniff sich ein Niesen und fuhr fort.
"Für euch Elben mag die Zahl eurer verstrichenen Lebensjahre keine Bedeutung haben, doch für uns Menschen hat sie das sehr wohl- unsere Zeit auf Erden ist begrenzt, und das Alter ist ein wichtiges Maß, um sein Gegenüber einschätzen zu können. Ich bezweifle, dass das Alter für euresgleichen eine so entscheidende Rolle spielt."
Aphadon seufzte kurz.
"Und darum beneide ich euch."
manana

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #26 am: 20. Jun 2010, 00:06 »
"Beneiden...", fragte der Elb unglaubwürdig "Beneiden!"
Über ihnen glitten die Wolken hinfort während die immer stärker werdene Sonne ihre Lichtstrahlen durch die noch dicht belaubten Kronen der Mallorn warf. Baum für Baum liesen sie hinter sich auf der schier endlosen Suche nach ihrer Weggefährtin.
"Ihr wisst nicht wie es ist so viele Jahre zu überdauern. Während unsere glanzvolle Jugend noch Heil scheint, beginnt die Zeit bereits Spuren zu hinterlassen. Wir entdecken alle Facetten des Lebens. Und während wir jung bleiben, altern unsere Freunde und scheiden dahin. Und deren hochgeachtete Nachfahren aus Stolz und Neid zum Feinde geworden, werden von den tosenden Wogen des Meeres verschlungen. Die Zeit vergeht, Kriege kommen und gehen und während wir unser Leben fristen, nagt der Kummer am uns. Bis zu dem Zeitpunkt an dem wir den Wundern Mittelerdes überdrüssig geworden sind. Der Weg führt uns zwar weiter, doch mit dem Wissen auch dort eines Tages der Welt müde zu werden und zu verenden. Es mag reizvoll klingen unsterblich zu sein, doch dies täuscht. Ihr Menschen werdet nicht vor diese Entscheidung gestellt, sie wurde euch einfach auferlegt."

Amrûns Hände wurden zittrig bei den negativen Gedanken die ihn übermannten. Er beschwor eine Zukunft die ihn eines Tages erwarten würde, egal ob er wollte oder nicht. Aratinnuíre war seine einzige Rettung.
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Re: Caras Galadhon
« Antwort #27 am: 20. Jun 2010, 11:53 »
Aphadon sah kurz zu Boden, um nachzudenken. Er glaubte, zu verstehen, wovon Amrûn sprach, doch vollends nachvollziehen konnte er dies nicht. Sicher musste es schwer sein, zu sehen, wie langjährige Freunde im ewigen Kampf gegen das Böse dahingerafft werden oder, im Falle eines Menschen, einfach entschliefen; und all dies wissend, ewig mit dem Schmerz dieses Verlustes leben zu müssen.
Sahen die Elben den Tod also als eine Art Erlösung? Unwahrscheinlich, dachte Aphadon. Aber das hing von der Vorstellung der Elben ab, was nach dem Tod käme. Doch der Mensch bezweifelte, dass er das begreifen könnte.
Viel mehr interessierte ihn Amrûns Vergangenheit. Aphadon wollte jedoch vermeiden, den Elben erneut melancholisch zu stimmen, und fragte nach jenem Teil seiner Vergangenheit, das ihn scheinbar als einziges zu erheitern vermochte.
"Erzählt mir von diesen Grauen Anfurten!"
manana

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Re: Caras Galadhon
« Antwort #28 am: 20. Jun 2010, 13:33 »
„Die grauen Anfurten. Mithlond in unserer Sprache ist meine Heimat. Einst gründete sie Cirdan der Schiffbauer. Er ist wohl älter als alle anderen Elben Mittelerdes und weise. Aber stets war er an die Meere gebunden genau wie ich. Der Ort wird dir gefallen Aphadon. Tagtäglich fallen die wärmenden Sonnenstrahlen über die östlichen Hügel und werfen die Stadt an den Ufern des Meeres in tausende verschiedene Farben. Man schmeckt die salzige Luft und erfreut sich an dem im Wind spielenden Haar. Im Frühjahr blühen die alten Kirschbäume die zahlreich an den Hängen der abfallenden Küste seit Jahrhunderten wachsen. Wie feiner Schnee bedecken die Blütenblätter die Straßen und Häuser bis in die frühen Sommertage. Und Abend für Abend genießen wir bei schönen Festen und Traditionen die unter dem Horizont verschwindende Sonne. Ein Ort, so zauberhafter wie Lothlorien selbst, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Du wirst sehen wie es dort ist. Am Westende von Mittelerde hat Sauron noch keine Macht, dort ist die Welt noch in Ordnung. Ich hoffe du wirst dich von dort wieder fortreißen können“, sagte Amrûn lächelnd. Er mochte es über seine Heimat zu reden. Es gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit und viele alte Erinnerungen wurden bei den Gedanken entfacht.

„Früher war dies nicht so. zweimal schon standen Eriador und vor allem Lindon an den Fronten. In der ersten Schlacht zog ich mir meine wohl schwerste Verletzung zu. Mein Arm, gespalten vom Speer eines Trolles, und seit dem unbrauchbar.“

Vorsichtig hob der Elb den rechten Ärmel seines Hemdes und offenbarte seine Narbe. Sie war niemals schön verheilt, aber wenigstens konnte er sie unter seinem Gewand verstecken.
„Dank diesem überragendem Sieg und der Vertreibung von Sauron aus dem Westen, überreichte mir mein König dieses Schwert. Die Runen darauf erzählen heute noch diese Geschichte.“

Mit dieser Geschichte verflogen die schrecklichen Gedanken an die Zukunft des Elben. Gloreich waren die Tage seiner Vergangenheit.
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Re: Caras Galadhon
« Antwort #29 am: 27. Jul 2010, 21:37 »
Für einen Moment dachte Amrûn daran, das Schwert mit nach Valinor zu nehmen. Als Erinnerung und als Erbstück. Es war einzigartig in seinem Charakter. Andererseits, verband er damit auch unangenehme Gefühle, kaum zu ertragen in einer perfekten Welt. Er schüttelte den Kopf um den Gedanken wieder zu verwerfen. Zu lange schon grübelte er in der Vergangenheit, aber es war nun viel wichtiger an die Zukunft zu denken.

Ein leichter Frühlingsregen war nun eingetreten und befeuchtete die Haut der beiden. Ihre Schritte wurden schneller und sie suchten Schutz unter einer der gold-braunen Kronen. Sie verfolgten das Schauspiel der Natur, wie der Regen stärker wurde und die Wiese vor ihnen leicht überflutete, wie der Dunst über den Boden kroch und langsam die oberen Luftschichten erklomm. „Früh kommt heuer die Wärme zurück. Die ersten Frühlingsschauer ziehen über das Land und es ist erst Ende Februar. Es ist ein eigenartiges Jahr, ein grauenvolles aber prägende…“, Amrûns Stimme stockte. Vor sich glaubte er etwas zu sehen; tatsächlich, die verschwommenen Umrisse einer Person. Zuerst unscharf, doch dann immer klarer werdend. Eine Elbin, deren Gesicht ihm vertrauter war als vieles andere was er die letzten Monate wahrgenommen hatte, es war niemand anderer als Celebithiel.

Einsam stand sie im Zentrum der Lichtung. Ihre Haare waren nass und ihre Kleider klebten an der weichen Haut. Ihr Blick war leer.
Ohne jegliches zögern und ohne an den Sturm zu denken rannte er zu ihr. „Amrûn!“, schrie Aphadon noch überrascht, doch der Elb lies es hinter sich. Nicht einmal einen halben Meter vor ihr, hielt er an und sah auf ihr durchnässtes Haar.

Aber ich sehe wie Celebithiel zerbricht – erinnerte sich Amrûn an die Worte die er zu Galadriel sagte.
„Du bist ganz nass“, begann er mit ihr zu sprechen.
Ihr Blick fokusierte sich und versteifte sich nun ganz auf den Elben. In ihren Augen sah er nun die gleiche Trauer und den gleichen Schmerz den er auch schon bei Galadriel wahrgenommen hatte.
„Du bist ganz durchnässt“, wiederholte er verzweifelt.
„Ich weiß“, antwortete sie „Du auch!“ Ein gezwungenes Lächeln huschte über ihre Lippen.
„Ich weiß es. Was machst du hier ganz alleine?“
„Ich warte“
„Und worauf?“
„Dass endlich etwas geschieht; dass sich die Wellen meiner Entscheidungen ausbreiten.“
„Wovon sprichst du, Celebithiel?“, frage er. Er konnte nicht eindeutig ausmachen, ob sein Gegenüber weinte. Die Regentropfen die ihre Wange hinunter kullerten ließen es ihn nicht erkennen „Was hast du getan?“. Mit beiden Händen packte er sie an den Schultern.
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