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Autor Thema: Caras Galadhon  (Gelesen 49565 mal)

Thorondor the Eagle

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Re:Caras Galadhon
« Antwort #45 am: 29. Mär 2012, 20:48 »
Etwas in Amrûn begann zu arbeiten. Er spürte, wie ihm im Magen mulmig wurde und sich sein Hals zuschnürte. Er spürte, dass er hier nicht länger sitzten konnte und nichts zu tun hatte. Ein Gefühl trieb ihn an.

„Nein… nein. Ich habe keine Zeit um jetzt Geschichten zu erzählen. Die Zeit drängt… die Sehnsucht drängt mich. Mein Instinkt sagt mir, dass ich Lorien verlassen und so schnell wie möglich nach Mithlond reiten muss.“
„Aber.. aber… Amrûn“, stotterte Oronêl und hielt ihn am Arm fest, als der andere Elb aufstehen wollte „Woher kommt der Sinneswandel?“
Ein beruhigtes Lächeln legte sich auf die Lippen des Elben: „Jemand erwartet mich.“

Oronêl war verwirrt und glaubte nur annähernd zu verstehen worauf er hinaus wollte. Amrûn befreite sich aus dem Griff seines Freundes und sah ihn erwartungsvoll an.

„Amûn, da ist niemand. Keiner der auf dich wartet“, entgegnete ihm der Elb, hielt kurz dem Blick stand, schaute dann aber mitleidig auf den Boden.
Entäuscht von den hoffnungslosen Worten Oronêls stürmte er auf die Treppe zu um nach unten zu laufen.
„Amrûn…“, rief er ihm hinterher und dieser erstarrte auf der ersten Stufe nach unten.
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Eandril

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Re:Caras Galadhon
« Antwort #46 am: 29. Mär 2012, 21:24 »
"Ich glaube, der Grund für deinen Schmerz liegt in Mithlond, nicht unbedingt die Lösung."
Amrûn, der auf der obersten Treppenstufe stehengeblieben war, drehte sich langsam um, doch in seinem Gesicht zeigte sich keine Regung.
"Du hast jemanden verloren.", fuhr Oronêl fort. "Ich weiß es, denn ich sehe mich in dir. Nachdem ich im Krieg des Letzten Bundes Amdír, meinen König und... einen der besten Freunde, die ich jemals hatte verloren hatte, kam es bei meiner Rückkehr zu einem Streit... mit Calenwen, meiner geliebten Frau. Ich... Ich floh in die Wälder Lóriens... allein mit meinem Schmerz... floh vor meiner Verantwortung." Er spürte, wie sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste und seine linke Wange hinab rann. "Als ich zurückkehrte, war sie fort... nach Westen gefahren, meinetwegen... Ich dachte, es würde mich umbringen."
Er machte einen Schritt auf Amrûn zu und packte den immer noch regungslosen Elben an der Schulter. "Ich denke, ich kann ermessen, was du fühlst... und dich verstehen.Aber du hast nur zwei Möglichkeiten: Wegzugehen, wie ich es getan habe, oder hier zu bleiben. Doch wenn du später zurückkehrst, könnte es schon zu spät für Lórien sein, darum rate ich dir... nein, ich bitte dich darum, mein Freund, bleib hier. Dein Schmerz wird nicht verschwinden, aber möglicherweise... vielleicht hilft dir der Krieg, ihn für den Moment zu vergessen. Bleib hier, und wenn du möchtest werde ich dich später nach Mithlond begleiten. Doch wenn du nun gehst, musst du es allein tun, denn meine Pflicht ist hier."

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Thorondor the Eagle

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Re:Caras Galadhon
« Antwort #47 am: 31. Mär 2012, 11:43 »
Krieg, Neid, Tod… all dies hatte Aratinnuíre verabscheut bzw. nicht verstanden.
Amrûn wollte nicht mehr. Er wollte nur bei ihr sein und das konnte er nicht. „Sag so etwas nicht. Du gibst mir nur noch einen Grund mehr zu gehen.“
„Jeder Mann ist hier von nöten, ansonsten wird Lorien fallen und somit unsere Heimat zerstört.“
„Ich liebe Lothlorien, aber noch mehr liebe ich die Momente mit Aratinnuíre.“
„Aber sie ist weg, versteh das doch!“ redete Oronêl auf ihn ein.
„In meinem Leben habe ich gelernt, dass vieles nicht so ist wie es scheint. Vielleich that sich Galadriel geirrt. Selbst die Weisesten wissen und erkennen nicht alles.“
„Du… du bist schon so lange auf dieser welt, so weise. Warum fängst du jetzt damit an wegzulaufen?“
„Niemals hatte ich ein klarerers Ziel vor Augen. Ich werde heimkehren!“, bestimmte Amrûn und ging die Stufen hinab.
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Eandril

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Ein Ring der Menschen
« Antwort #48 am: 10. Apr 2012, 18:45 »

Amrûns Entscheidung machte ihm mehr zu schaffen, als er geglaubt hätte. Wieder einmal verließ ihn ein Freund, und es war mehr als nur unwahrscheinlich, dass er ihn jemals wiedersehen würde.

Langsam schritt er eine der vielen gewundenen Treppen von Caras Galadhon hinunter, unsicher, wohin er ging und was er tun wollte. Er kam an eine Plattform, an der sich mehrere Treppen, die zu anderen Bäumen führten, kreuzten, und sah sich plötzlich einer ganz in Blau gekleideten Gestalt mit einem langen Bart gegenüber. Sein erster Gedanke galt Radagast, dem braunen Zauberer, doch dieser Mann war in Blau und nicht in Braun gekleidet, und obwohl ihm die großväterliche Aura, die Radagast ausstrahlte, fehlte, schien er diesem auf eine seltsame Weise ähnlich zu sein.
"Mein Name ist Pallando, und um eure unausgesprochene Frage zu beantworten: Ich gehöre ebenso wie Aiwendil, den ihr unter dem Namen Radagast kennt, dem Orden der Istari an."
"Was wünscht ihr von mir?", fragte Oronêl zwischen Überraschung und Ehrfurcht vor dem Zauberer schwankend.

"Ich will gar nichts von euch, Oronêl Galion, ich überbringe euch eine Warnung. Ich spüre etwas an euch, etwas Dunkles und Gefährliches, das viele zu besitzen begehren. Und ich warne euch, dass am heutigen Abend außer Verlust auch Verrat in der Luft des Goldenen Waldes liegt. Seid auf der Hut!"
Und damit war der Pallando so schnell wieder verschwunden wie er gekommen war, beinahe, als hätte er sich aufgelöst, und ließ Oronêl noch verwirrter und besorgter als zuvor zurück.



Oronêl und Amrothos gingen nebeneinander unter den Bäumen von Caras Galadhon, während am Himmel ein Stern nach dem anderen aufleuchtete. Oronêl sah nach oben und sagte: "Es ist merkwürdig. Es passiert so viel Schlimmes, und immer wieder wird das Leben eines einzelnen erschüttert, sodass er denkt, die Welt müsse sich irgendwie verändert haben... Aber die Sterne bleiben immer gleich. Unberührt von unseren kleinen Leben. Und dennoch... vielleicht spenden sie uns Trost, denn sie kann der Schatten niemals erreichen."

Amrothos nickte abwesend und meinte dann: "Ich habe deine Tochter kennen gelernt... Der braune Zauberer hat uns einander vorgestellt."
Oronêl lächelte. "Und? Was denkst du von ihr?"
"Ich... Ich weiß es noch nicht genau. Sie erschien mir stark und unbeugsam, aber dennoch auch weich und sanft. Aber es fällt mir schwer, sie als meine Ahnherrin zu betrachten, denn es liegt zu viel Zeit zwischen uns. Ebenso..." Er stockte.
"... ebenso wie bei mir.", beendete Oronêl den angefangenen Satz ruhig.
Amrothos blieb stehen. "Nun... ja.", erwiderte er, und schien sich dabei nicht wohl zu fühlen.

"Gut.", meinte Oronêl. "Das will ich auch nicht. Ich will nicht, dass du zu mir aufblickst, wie zu einem ehrwürdigen Vater, sondern mich als einen Freund ansiehst. Denn Freundschaft... Freundschaft ist für mich das Wichtigste. Ich habe so viele Freunde über die Jahre und... auch jetzt... verloren. Und deshalb möchte ich dich als Freund, nicht als Sohn an meiner Seite haben."
Amrothos schien erleichtert zu sein.

Sie gingen noch eine Weile weiter, und setzten sich dann an den Rand der Stadt, mit dem Rücken zu Wall, und betrachteten die Lichter in den Bäumen. Schließlich sagte Oronêl: "Ich werde dir nun etwas erzählen, was eigentlich geheim bleiben sollte, doch ich finde, Freunde sollten so wenig Geheimnisse voreinander haben wie möglich. Ich werde dir erzählen, wie es mir gelungen ist, den Nazgûl in Dol Amroth zu besiegen."
Amrothos wandte ihm das Gesicht zu, und in seinen Augen spiegelte sich Neugier. Kurz überlief Oronêl ein Schauer, und sein Nacken kribbelte, doch er wusste nicht, warum.

"Der Ringgeist war zu stark für mich. Er war dabei mich zu überwältigen und wollte mich mit seinem Schwert erschlagen, obschon Celebithiel ihn bereits vorher schwer verwundet hatte. Ich wage nicht daran zu denken, wie der Kampf ausgegangen wäre, wäre das nicht der Fall gewesen. Doch bevor er mich töten konnte, ergriff ich seinen Ring und zog ihn von seinem Finger... oder eher von seinem Kettenhandschuh. Da verließ sein Geist seine Gestalt, soweit man es Gestalt nennen kann, und er war besiegt. Ich denke, dies ist der einzige Weg einen Nazgûl zu vernichten: Man muss ihm seinen Ring abnehmen, und diesen vernichten."

Er nahm den Ring aus einem Beutel, der an seinem Gürtel hing. "Hier, das ist er. Wenn ich die Schlacht gegen Saruman überlebe, werde ich nach einer Möglichkeit suchen, ihn zu vernichten." Er sah Amrothos in die Augen, die merkwürdig glitzerten und den Ring fixierten, doch fiel ihm dies nicht weiter auf.
"Ich möchte dich bitten, mir dabei zu helfen. Ich hätte dich gerne als Freund und Gefährten an meiner Seite, doch wenn du nach Dol Amroth zu deinem Vater und deinem Volk zurück kehren möchtest, würde ich dich verstehen. Was sagst du?"
Amrothos antwortete nicht und zeigte auf sonst keine Regung. Seine Augen fixierten den Ring, der noch immer in Oronêls Hand lag.
"Amrothos?" fragte Oronêl unsicher. Ihn beschlich ein Gefühl des Unbehagens, und plötzlich entsann er sich der Worte Pallandos.

Ich habe viel zu viel geredet!

Plötzlich traf ihn Amrothos Faust mit brutaler Gewalt an der Schläfe. Er wurde herum gerissen und sein Blickfeld trübte sich. Er sah Amrothos über ihm knien, und Hände schlossen sich um seinen Hals, doch er konnte sich in seiner Benommenheit nicht wehren. Er kämpfte um Atem, doch der Druck auf seinen Hals ließ nicht nach. Langsam schwanden ihm die Sinne und er glitt in die Dunkelheit...

Ich warne euch, dass am heutigen Abend außer Verlust auch Verrat in der Luft des Goldenen Waldes liegt. Seid auf der Hut!

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Thorondor the Eagle

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Re:Caras Galadhon
« Antwort #49 am: 11. Sep 2012, 21:25 »
Behutsam stellte Amrûn seine nackten Füße auf den Waldboden. Das kühle Moos bettete sie weich und es kitzelte ihn ein wenig zwischen den Zehen. Der vertraute Duft feuchter Wälder umschmeichelte seine Nase.

Ist es furchtbar, wenn ich das Feld so kurz vor der Schlacht verlasse? Was tue ich ihnen nur an? Nein! Nein, es bekümmert mich nicht… es darf mich einfach nicht bekümmern. Ein Leben lang sorge ich mich um andere, werde ihren Wünschen gerecht, beteilige mich an ihren Schlachten… Doch nun? Muss man nicht einmal an sich selbst denken? Nach so vielen tausend Jahren?

Seine Gedanken drehten sich im Kreis, manchmal verspürte er Mut um den Schritt zu wagen und das zu tun was er für sich selbst tun müsste und dann übermannte ihn wieder das Pflichtbewusstsein um das zu tun was richtig war.

Er sah seine Stiefel vor sich stehen und beschloss sie anzuziehen: „Vielleicht bringt ihr mich auf den richtigen Weg“, sagte er ein wenig scherzhaft zu sich selbst.

„Was für ein simpler Plan“, ertönte eine helle und doch maskuline Stimme.
Amrûn zuckte zusammen und riss den Kopf zur Seite: „Ihr habt mich erschreckt! Ihr seid Thranduil, nicht wahr?“
Der König des Düsterwaldes nickte ihm zu: „Ist es nicht reichlich unfair euren Schuhen eine Entscheidung zu überlassen, die ihr selbst nicht treffen könnt?“
Der Elb musste grinsen: „Die wenigsten Entscheidungen sind tatsächlich schwerwiegend, nur wir selbst machen sie zu mehr als sie sind.“
„Da sprecht ihr ein wahres Wort. Hätten wir auch nur soviel Klugheit wie ein Hund, würden wir unser Leben weit einfacher bestreiten. Geschweige denn wie Stiefel – unser Leben wäre vollkommen sorglos“, antwortete der König.

„Was führt euch denn zu mir?“, fragte Amrûn ein wenig genervt von der schmähhaften Belehrung.
„Ich wurde beauftragt zu euch zu kommen, um euch zu bitten noch nicht zu gehen.“
„Nun, da trefft ihr mich genau im richtigen Moment an. Ich bin gerade dabei mir die Stiefel zu binden“, konterte Amrûn nun „Aber sagt, wer ist der mächtige Mann, der es vermag einem König Befehle zu erteilen?“
Ein scharfer Blick traf den sitzenden Elben: „Kein Mann, sondern eine sehr alte Freundin, der ich nur all zu gerne einen Gefallen tue.“

Amrûn überlegte einen Augenblick. Sein erster Gedanke galt Galadriel, doch er wusste, dass das Verhältnis zwischen ihr und dem Sindarkönig nicht immer rosig war. Wer war die Freundin von der er sprach?

„Nun, ich bemerke, dass ich eure Neugier geweckt habe und nein, ich spreche nicht von Galadriel, deren Tapferkeit und Ehrwürdigkeit ich längst nicht mehr in den Zweifel ziehe.“
Amrûn war überrascht über diese Antwort: „Wisst ihr, ihr erinnert mich auch sehr an einen guten Freund.“
„Ihm würde ich nie das Wasser reichen können. Aber bitte Amrûn, bleibt noch ein wenig, ich möchte euch etwas zeigen.“

Ein wenig überrumpelt aber auch überwältigt von dem Scharfsinn des Königs willigte er ein: „In Ordnung“, sagte er und schnürte den zweiten Stiefel zu.

Amrûn und Thranduil in die Wälder Lothloriens II...
« Letzte Änderung: 16. Okt 2013, 11:55 von Eandril »
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Eandril

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Böses Erwachen
« Antwort #50 am: 21. Sep 2012, 00:04 »
Als Oronêl die Augen wieder aufschlug war der Mond über den Wipfel der Mallornbäume Lóriens aufgegangen, die Sterne funkelten blass hinter seinem Schein, und ganz Caras Galadhon schien ihm unnatürlich still zu sein, nur ein leises Rauschen des Windes in den Blättern war zu hören.

An seiner linken Seite kniete Mithrellas, ihre Hand auf seiner Schulter, was ihn vermutlich geweckt hatte, und blickte ihn besorgt an.
"Was... ist passiert?", brachte er mühsam hervor, da sein Hals schmerzte und die Worte nur widerwillig hervorkamen.
"Nun, ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen, Freund Oronêl.", erwiderte eine tiefe, ihm bekannt vorkommende Stimme, und als Oronêl den Kopf nach rechts drehte erblickte er Radagast, der zu seiner Rechten auf dem weichen Waldboden kniete. Einige Schritte hinter diesem stand Ladion, dem wie den anderen die Sorge ins Gesicht geschrieben stand.

"Bitte... lasst mich zunächst einmal aufstehen." Mühsam rappelte er sich auf, und auch Radagast und Mithrellas erhoben sich von den Knien. Oronêl räusperte sich, um die Enge in seiner Kehle zu vertreiben, und Ladion reichte ihm einen Schlauch Wasser, den er dankbar entgegen nahm. Kaum hatte das kühle Wasser seine Lippen berührt, traf ihn die Erinnerung an das Geschehene wie ein Schlag.

Sein Gesicht musste dies sehr deutlich gezeigt haben, denn Mithrellas trat rasch an ihn heran und legte ihre Hand auf seinen Arm. "Vater? Ist alles in Ordnung?" Doch Oronêl achtete nicht auf sie, sondern schob die Hand in seinen Beutel und tastete dann hektisch seine Kleidung ab. Mithrellas und Radagast tauschten besorgte Blicke. Dann erklärte Oronêl: "Heute Abend hatte ich, wie zumindest du, Radagast, mit Sicherheit weißt, ein Gespräch mit Amrûn...", und er erzählte ihnen alles, was an diesem Abend geschehen war: Amrûns Entscheidung, Pallandos Warnung, bei deren Erwähnung Radagast, wenn überhaupt möglich, noch besorgter aussah, und schließlich sein Gespräch mit Amrothos und seinem Fehler, ihm dem Ring zu zeigen. "..., und da der Rind sich nicht mehr in meinem Beutel befindet, muss Amrothos ihn genommen haben! Wer kann wissen, wo er jetzt ist?", schloss er verzweifelt.

Radagast blickte ihn ernst an und sagte dann: "Pallando verfügt über große Weisheit und Macht, und niemand sollte seine Warnungen so leichtfertig in den Wind schlagen, wie du es heute getan hast."

Oronêl blickte kurz zu Boden und meinte dann: "Du hast Recht, doch nach meiner Begegnung mit Amrûn war ich tief erschüttert und suchte einen Freund und dessen Nähe. Ich wollte heute keine Geheimnisse mehr haben..." "Ich verstehe dich, Vater,", sagte Mithrellas, "doch wir müssen entscheinden, was geschehen soll. Wir können Amrothos, der auch von meinem Blut ist nicht mit dem Ring durch die Wälter Lórinands irren lassen, sodass er womöglich früher oder später in die Hände des Feindes fällt."

Oronêl atmete tief durch und sagte: "Wir müssen nach ihm suchen, doch wer und wieviele können für diese Aufgabe entbehrt werden? Wir wissen, das Saruman einen Angriff auf uns plant, und dass wir kämpfen werden müssen. Was sollen wir tun, Radagast?" Doch es war nicht Radagast, sondern Ladion, der ihm antwortete. "Es wäre eine Ehre für die Erben Lenwes, mit dieser Aufgabe betraut zu werden. Zwar sind wir Krieger, doch ich will nicht leugnen, dass unsere letzte Schlacht für die meisten lange zurückliegt. Daher wären wir möglich bei dieser Aufgabe mehr von Nutzen als im Getümmel der Schlacht."

Oronêl blickte Radagast an, der erfreut aussah und kurz nickte. "Also gut. Auch wenn es mir widerstrebt, meinen eigenen Fehler nicht selbst wiedergutmachen zu können und nach meinem Freund zu suchen, sehe ich ein, dass du Recht hast. Ich schlage vor, dass du mit fünf Kameraden so schnell wie möglich aufbrichst. Der Rest von euch wird uns in der Schlacht gegen Saruman zur Seite stehen." Ladion verneigte sich und eilte davon.

Oronêl wandte sich wieder Radagast zu, der erschöpft aussah. "Diese ganze Kämpfe und Jagden... das ist meine Sache nicht.", sagte dieser. "Das wäre eher etwas für den alten Gandalf gewesen, aber nun, wo wir ihn verloren haben..." Er wirkte nun kurzzeitig nur wie ein gebeugter alter Mann ganz in Brau gekleidet. Doch dann schien er sich unter Oronêls mitleiderfülltem Blick zu straffen, und verkündete: "Aber nun werde ich erst einmal Pallando aufsuchen, und mal schauen, ob ich aus dem Geheimniskrämer noch ein wenig herausbekommen kann... " Und damit war er verschwunden.

Auch Mithrellas verließ Oronêl nun, um Ladion und den Erben Lenwes bei ihren Vorbereitungen zu helfen. So beschloß Oronêl, der nun wieder allein war, nach Celebithiel zu suchen, seiner letzten verbliebenen Gefährtin aus Dol Amroth, die er seit ihrer Ankunft in Caras Galadhon nicht mehr gesehen hatte.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Re:Caras Galadhon
« Antwort #51 am: 21. Sep 2012, 16:27 »
Die Abendröte schien das Haar der zierlichen Elbe zu entflammen, als sie allein in dem Schaukelstuhl kniete. Sie hatte die Beine eng an ihre Brust gezogen und ihr Kinn auf ihren Knien abgelegt.
In ihrer Hand lag Narya schwer, den sie unnachgiebig beobachtete, während der Abend über sie hinweg zog.

Wie es Amrûn und Oronêl wohl geht? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesprochen…, sinnierte Celebithiel und legte den Ring auf den winzigen Glastisch neben ihr. Ihre ozeanblauen Augen fixierten ihn noch einen Moment, ehe sie von etwas anderem abgelenkt wurden. Ein Schatten hatte sich über die Sonne gelegt und angestrengt musste die Elbe aus Imladris die Augen zusammenkneifen, um zu erkennen, was sich dort abspielte.
Hunderte gefiederte Schatten zogen über den goldenen Wald Lothlórien hinweg.
Crebain?, schoss es Celebithiel im ersten Moment durch den Kopf und ihr Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich, als das hämische Gesicht des weißen Zauberers vor ihren Augen auftauchte.
„Keine Sorge mein Kind…das sind nur Spatzen, aus dem südlichen Teil des Waldes. Irgendetwas scheint sie aufgescheucht zu haben“, ertönte da die vertraute Stimme Galadriels hinter ihr.
Das schwache Sonnenlicht zeichnete die müden Gesichtszüge der weißen Herrin erschreckend nach und es versetzte Celebithiel einen Stich, als sie die einst so große Elbe so gebrochen sehen musste.
„Wie lange dauert es?“, rangen die Worte sich einen Weg durch die trockne Kehle der rothaarigen Elbe.
„Dauert was?“, versuchte Galadriel das Thema abzuwenden, aber es brannte Celebithiel auf der Zunge. Zu stark war ihre Furcht und ihre Neugierde, als dass sie die Antwort nicht von den zarten Lippen der Elbe hören wollte.
„Bis Lórien fällt!“
Der Hauch von Verurteilung, der in ihrer Stimme mitschwang, versetzte Celebithiel ein Stich im Herzen, aber es war nichts zu dem Schlag, den er für ihre Ziehgroßmutter gewesen sein musste.
Die Elbe ließ sich gegen das Geländer des Balkons sinken und fasste sich an die Brust. Ihre Augen und ihr Haar hatten jeglichen Glanz verloren und hingen schlaff herunter. Eine bedrückende Stille breitete sich auf, die wie ein Ballon, der in Celebithiels Brust aufgeblasen wurde, ihr die Luft zum Atmen nahm. Als Galadriel antwortete wirkte sie ungewöhnlich kühl und abweisend.
„Ich weiß es nicht, Celebithiel. Im übrigen Oronêl wollte dich sprechen. Er wartet unten auf dich!“

Der Wind frischte auf und zerzauste die roten Haare der Elbe und warf ihr ein paar Strähnen ins Gesicht. Sie wollte sich entschuldigen, fand aber nicht die Worte, sodass sie aufstand und den Raum, sowie Galadriel verließ. Celebithiel ließ sie allein, allein mit den dunklen Gedanken und Bildern, die durch den Kopf der ältesten Elbe Mittelerdes geisterten.


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Vor der Schlacht
« Antwort #52 am: 21. Sep 2012, 20:10 »
Er erwartete sie am Fuß des großen Mallorns, in dessen Wipfel sich die Gemächer Galadriels befanden, denn man hatte ihm gesagt, dort würde er seine Freundin finden. Doch dort hatte Oronêl zunächst nur Galadriel angetroffen.


Die Herrin des Goldenen Waldes sah erschütternd alt und schwach aus, ganz anders, als Oronêl sie zuletzt im Heer das Letzten Bündnisses gesehen hatte. Dennoch lächelte sie ihm zu und breitete die Arme aus. "Mae Govannen, Oronêl Galion. Es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gegenüber standen, und obwohl es nur eine flüchtige Begegnung war, erinnere ich mich noch gut an euch."

Oronêl verneigte sich und erwiderte: "Auch ich erinnere mich daran. Ihr habt mir und Amdír damals großen Respekt eingeflößt, und tut es noch. Ich freue mich, euch nun hier wiederzusehen." Galadriel neigte leicht den Kopf. "Es tut mir leid um Amdír. Er war ein guter Fürst und einer der Besten unter den Elben. Ich sehe, dass sein Tod euch noch immer berührt, und ich teile euren Schmerz. So viele sind damals gefallen, um Sauron niederzuwerfen, und doch... nun bedroht er uns von neuem, und wir sind schwächer denn je." Für einen Moment sah sie so erschöpft und verzweifelt aus wie Radagast vor ihr, doch wie dieser straffte sie sich und meinte dann: "Aber, Oronêl, ich spüre, dass ihr nicht nur gekommen seit, um mit mir über alte Zeiten zu sprechen. Wen sucht ihr?"

"Ich bin auf der Suche nach meiner Gefährtin, Celebithiel, und man sagte mir, sie sei hier zu finden.", antwortete er.
"Ah, das ist es also.", erwiderte Galadriel. "Wartet einen Augenblick, ich werde sie hinunterschicken." In dem Augenblick, als sie die Stufen nach oben betrat, begannen zunächst einzelne, dann immer mehr kleine Vögel über sie hinweg zu ziehen.


Auch auf Celebithiels Gesicht zeigte sich die Sorge, die er an diesem Abend schon bei so vielen anderen gesehen hatte: Radagast, Mithrellas, Ladion, Galadriel. Doch es schien ihm nicht nur die Sorge um Lóriens Schicksal zu sein, die er in ihren Zügen las, sondern auch die um Amrûn und ihn selbst, und ihm wurde warm ums Herz.

"Oronêl? Was ist geschehen? Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte sie, und nun konnte man die Besorgnis auch in ihrer Stimme hören. Plötzlich traf ihn die Erschöpfung und Trauer über die Geschehnisse des Abends wie ein Schlag, und er sackte mit dem Rücken an den Baum gelehnt zusammen. Celebithiel kniete sich neben ihn und ergriff seine Hand.

"Es ist... einiges geschehen, und wenig gutes ist darunter.", begann er. "Amrûn hat von Galadriel die Nachricht erhalten, das Aratinnuíre Mittelerde verlassen hat, und will nun nach Mithlond aufbrechen. Weder die junge Irwyne noch ich selbst konnten ihn davon abhalten. Um ehrlich zu sein... hat mich seine Entscheidung schwer getroffen." Celebithiel hatte die Augen weit aufgerissen, doch sie sagte nichts und bedeutete ihm, weiter zu sprechen.

"In meinem Schmerz über seinen Fortgang habe ich nach Amrothos gesucht...", und zum zweiten Mal erzählte er von seinem folgenreichen Gespräch mit Amrothos. Als er geendet hatte meinte Celebithiel: "Es tut mir Leid, was geschehen ist, und es schmerzt, das Amrûn einfach fortzugehen scheint, ohne sich zu verabschieden. Ich kann verstehen, dass du daraufhin Amrothos gegenüber so offen warst."
Oronêl drückte in wortloser Dankbarkeit ihre Hand, und so saßen sie noch einige Zeit beieinander.
« Letzte Änderung: 22. Sep 2012, 17:37 von Eandril »

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Schicksalsschläge
« Antwort #53 am: 27. Nov 2012, 17:42 »
Nach einiger Zeit begann Oronêl erneut zu sprechen.
"Es ist seltsam, dass wir unsterblich sind, nur um immer wieder zu verlieren, was wir aufgebaut haben, und alle, die uns teuer sind uns nach und nach verlassen. Erst meine Eltern, aus freiem Willen, dann Amdír... Calenwen, meine Geliebte... Amroth... Nimrodel... Mithrellas... Und kaum habe ich Mithrellas, meine Tochter wiedergefunden, da verlässt mich Amrothos, und verrät mich sogar! Für alles was man gewinnt, verliert man wieder etwas, und immer wieder trifft uns das Schicksal, bis wir nicht mehr aufstehen wollen um zu kämpfen. Amrûn hat Recht. Wir sollten fliehen, und versuchen, soviel Zeit mit jenen, die uns teuer sind, verbringen."

Celebithiel blickte ihn erschrocken an, und erwiderte: "Oronêl, wie kannst du so reden? Nicht immer verlieren wir, was wir finden. Nicht immer nimmt uns das Schicksal, was uns teuer ist. Du darfst nicht verzweifeln!"

Plötzlich strömten ihm Tränen über die Wangen: "Ach Celebithiel... ich bin so alt und habe soviel erlebt, dass ich nicht mehr anders kann. Heute hat die Welt für mich ihren letzten Glanz verloren... Amrothos... er war der Sohn für mich, den ich niemals hatte, für eine kurze Zeit, und ein guter Freund. Und auch Amrûn, er war ein guter Freund. Ich habe seit Amdírs Tod niemandem mehr so vertraut wie dir, Amrûn und Amrothos, und nun verlassen sie mich, das Schicksal ruft sie fort und nimmt sie mir. Und bald wird Lórien untergehen, und alles was mir je teuer war, wird nur noch Asche sein. Sag mir, warum ich nicht verzweifeln soll!"

Celebithiel erhob sich, und zog ihn auf die Füße. "Es gibt immer noch vieles in dieser Welt, wofür sich das kämpfen lohnt! Was ist mit Mithrellas? Ladion? Den Elben von Cerin Amroth, die deinetwegen in den Kampf ziehen? Fürst Imrhahil und Dol Amroth? Galadriel? Ihnen allen droht Tod und Verderben, wenn Sauron siegt. Und auch ich bin noch hier, an deiner Seite, und an der Seite Galadriels, Radagasts, und aller Elben Lóriens. Amrûn ist auch mein Freund, und auch ich bin traurig, dass er uns verlässt, aber das ist seine Entscheidung.
Kein Einzelner ist für das Schicksal Mittelerdes verantwortlich, also will ich dich nicht zwingen, zu kämpfen. Doch sieh dich um! Lórien steht noch, und kann vor der Macht Sarumans gerettet werden. Ich kämpfe schon sehr lange in diesem verzweifelten Krieg, und oft war ich kurz davor, aufzugeben, doch ich habe immer weitergekämpft.
Nun ist es an dir, diese Entscheidung zu treffen, an dir allein."
Oronêl blickte ihr ins Gesicht, und sah die Entschlossenheit in ihren Augen. Dann ließ er den Blick über die Lichtung und die Stadt Caras Galadhon schweifen, auf die noch die Sonne ihr Licht warf, obwohl im Westen und Osten dunkle Wolken aufzogen. Dann sagte er: "Du erinnerst mich an meine Tochter. Auch sie hatte diese Entschlossenheit, und auch sie hat sich nicht davor gescheut, mir die Wahrheit zu sagen."
Er sah Celebithiel an, straffte sich, und lächelte dann. Er spürte, wie seine Verzweiflung schwand, und ihn neue Entschlossenheit durchströmte.
"Du hast Recht. Was gewinne ich, wenn ich jetzt davonlaufe? Ich werde hier bleiben, und ich werde an eurer Seite kämpfen. Danke, Celebithiel. Das war bereits das zweite Mal, dass deine Weisheit mir geholfen hat, und ich stehe tief in deiner Schuld. Ich bin froh, dir begegnet zu sein."

In diesem Wald ertönte von der Nordgrenze der Stadt ein langer, klagender Ton, der Ton eines Horns der Sindar, und das Oronêls Lächeln erstarrte und verschwand. "Der Angriff..." flüstertete Celebithiel "es beginnt!"

Und wieder schlägt das Schicksal zu...

Sie blickten sich einen Augenblick an, dann liefen sie los. Und während Oronêl durch Caras Galadhon hetzte, seine Waffen und Ausrüstung holte, schwirrte die ganze Zeit nur ein Gedanke durch seinen Kopf:

Werden wir es schaffen? Werden wir noch rechtzeitig kommen?


Oronêl, Celebithiel und Pallando mit der Elbenstreitmacht zur Nordgrenze Lóriens...
« Letzte Änderung: 9. Jan 2019, 14:33 von Fine »

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Ein weiterer Abschied
« Antwort #54 am: 4. Feb 2013, 22:08 »
Amrûn aus den Wäldern Lothloriens II

Der verzweifelte Blick des Elben war gegen den westlichen Himmel und die bedrohenden Gipfel des Nebelgebirges gerichtet.
Es fiel ihm selbst nicht gleich auf, erst bei seinen ersten Laufschritten in die Stadt überriss er, dass sein erster Gedanke als er die Hörner hörte nicht Lorien galt, oder Galadriel, oder Oronél, oder Celebithiel, oder gar Aratinnuíre. Er dachte einzig an die kleine Irwyne und ihre letzte Möglichkeit vor der Schlacht zu fliehen.

 „Irwyne! Irwyne!“, brüllte Amrûn und rannte beinahe einen Soldaten in leichter Rüstung nieder „Verzeihung“.
Er erkannte ihren blonden Schopf und fand sie an einen Baum gelehnt, während sie genüsslich ein Stück Brot hinunterschlang.
„Irwyne! Was machst du hier?“, herrschte er sie verwundert an.
„Ich esse“, konterte sie frech „Siehst du das nicht.“
„Aber du musst dringend deine Sachen packen. Du musst gehen“, forderte er sie auf und packte sie an ihrem Oberarm.
„Nein! Lass los“, entgegnete sie stur.
„Weißt du denn nicht, dass Lorien angegriffen wird.“
„Doch, das weiß ich sehrwohl. Doch weiß ich auch, dass dies hier die am bestbeschützten Grenzen Mittelerdes sind.“
„Wer sagt das?“
„Ein Soldat. Er hat eben mit mir gesprochen“, entgegnete sie und biss von dem Laib Brot ab.

Für diese prekäre Situation kam es dem Elben in Caras Galadhon tatsächlich sehr ruhig vor. Wohl wurden die übrigen Soldaten und Herolde in Richtung Grenze entsendet, doch war von den übrigen Bewohnern nicht viel zu sehen. Zu lange hatte sich das Elbenvolk in Sicherheit gewogen, als dass es die Gefahr in vollem Ausmaße begriffen hätte.

„Bitte Irwyne“, sagte Amrûn nun flehend „Vertrau mir. Lothlorien hat nicht mehr die Stärke um sich dem Zorn des weißen Zauberers entgegen zu stellen.“
„Warum schickt dann der Herr seine Krieger an die Front und lässt die Frauen und Kinder hierbleiben?“
„Weil er...“, er verschluckte seine weiteren Worte und drehte sich zur Seite „Weil SIE die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat.“
Ein kurzer Moment des Schweigens kehrte ein.

„Einmal schon, musste ich dich im Stich lassen, meine Kleine. Es bricht mir das Herz, das ich es diesmal schon wieder tun muss. Bitte, folge am südlichen Ufer dem Celebrant bis du den großen Strom erreichst und dann geh nach Süden. In Aldburg wirst du gut aufgehoben sein, vorerst.“
„Vorerst?“, frage sie misstrauisch.
„Warte dort auf mich, ich will dorthin kommen, sobald ich kann.“
„Kannst du nicht gleich mitkommen?“
Er starrte sie an und wollte am liebsten weinen, doch konnte er sich zurückhalten.
„Ich verstehe“, sagte sie „Entgegen meiner Vermutung hast du auch noch nicht die Hoffnung verloren.“
„Nein“, log Amrûn und hoffte, dass sie es nicht bemerkte.



Mit einem kleinen Rucksack am Rücken schloss sich Irwyne einer Gruppe von Menschen an die nach Aldburg zog. Es waren noch Überlebende aus der ersten Schlacht um Lothlorien – aus der siegreichen Schlacht.

„Nein meine kleine Irwyne. Ich bleibe nicht weil ich zuversichtlich auf einen Sieg bin. Ich bleibe um jenen zu helfen, um jene zu trösten, deren Hoffnung zerstört wird“, sagte er zu sich selbst und winkte ihr hinterher.
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Re:Caras Galadhon
« Antwort #55 am: 2. Mär 2013, 22:48 »
Amrûn sah auf Caras Galadhon …Lórinand so hat dich schon lange keiner mehr genannt – außer Oronêl. Niemals warst du meine Heimat aber immer eine wohlgesonnene Raststätte, ein Rückzugsort, ein heilendes Haus...

Angewidert von dem Gedanken in die Schlacht um Lothlorien zu ziehen, kehrte er der sich entfernenden Irwyne den Rücken zu und ging zurück in die Stadt. Das Getümmel war noch weniger geworden als zuvor, denn alle verfügbaren Soldaten waren an die westliche Grenze gezogen.

Der Elb hatte es bereits erahnt, dass ihn Galadriel noch aufsuchen würde und so wie sie es beinahe immer Tat, stand sie - wissend über sein Kommen - am Treppenansatz knapp über den Wurzeln des zentralen Mallornbaumes. Ihre Schönheit hatte nichts von ihrem Glanze verloren, nur ihre unnahbare Aura war leicht verblasst.

„Herrin!“, sprach er sie an „Ich wollte gerade zu euch.“
„Natürlich“, entgegnete sie „Den Rat den du mir geben möchtest - ich schätze ihn, weil ich weiß, dass er aus dem Innersten deines Herzens kommt“ sie seufzte „ich kann ihm nicht folgen.“
„Ich weiß“, antwortete er und hielt dabei den Augenkontakt.
Ein schwaches Grinsen zeichnete sich auf ihren Lippen ab: „Weise sprichst du – denn an Weisheit hast du viel gewonnen in den vergangenen Jahren.“
„Nicht an Weisheit, sondern an der Fähigkeit andere zu verstehen und anderen zu helfen.“
„Eine viel wichtigere Eigenschaft. Deshalb… und nur deshalb Amrûn geh deines Weges. Kehre zurück nach Lindon in deine Heimat und wage es den nächsten Schritt zu tun. Folge deinem Herzen, folge ihr.“
„Meinem Herzen?! Den Rat den ihr mir gebt, ich kann ihm nicht Folge leisten. Auch wenn ich es verachte in eine Schlacht zu ziehen, so gibt es die, die es wert ist geschlagen zu werden… für Lorien.“
„Ich erkenne den Heerführer Gil-Galads in dir. Stets hatte er gute und treue Männer an seiner Seite.“
„Um eines allerdings muss ich euch bitten. Wenn das Elbenhorn dreimal erschallt; zögert nicht. Verlasst Caras Galadhon und geht nach Aldburg. Elrond und seine Armee ist bestimmt schon auf dem Weg, er ist über den Angriff informiert.“
Unverfroren wechselte Galadriel das Thema: „Ich denke mein lieber Freund, es ist an der Zeit dir eine Rüstung zu geben die diesen Wäldern gerecht wird. Kommt!“

Wie aus dem Nichts tauchten hinter Amrûn zwei Elbinnen auf und legten ihm eine Rüstung bereit: einen dunkelbraunen Lederwams mit Handschuhen, Untergewand, einen geflochtenen Gürtel mit viel zu langen Scheide, ein grünbrauner Mantel, hohe Stiefel und einen Helm.

„Und hier, ein alter Bekannter würde ich meinen“, sagte sie und hielt mit ihren zarten Händen das Schwert entgegen, dass einst König Gil-Galad ihm zum Dank überreichte. Die Runen waren unverändert schön, die Schneide noch immer scharf.

„Es kam gemeinsam mit Gandalf nach Lothlorien, wo ich es an mich nahm und verwahrte.“
Amrûn bedankte sich. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinab, als er das Heft ergriff. Er starrte auf die glänzende Klinge und spürte wie der Blick seiner Herrin auf ihm verharrte: „Versprecht es mir!“, sagte er nochmals und erinnerte sie an das vorangegangene Gespräch.

Beide schwiegen.
„Ich verspreche es… schweren Herzens.“

Der Elb wandte sich ab, suchte sich einen ruhigen Platz und legte die Waldelbenrüstung an. Sie fühlte sich wunderbar leicht an.


Amrûn an die Grenze Lóriens/Furt des Nimrodel
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Beratung mit der Weißen Herrin
« Antwort #56 am: 8. Apr 2013, 22:59 »
Borin von Wälder Loriens II

Borin ritt mit größter Eile durch den Wald. Er wollt bloß so schnell wie möglich nach Caras Galdhon. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, die wunderbaren Wälder zu betrachten. Er ritt einfach nur und achtete nur auf den Weg und die Kriegshörner. Er brauchte nur wenige Stunden, bis er schließlich im Zentrum Loriens ankam. Er sah einen blonden Elben, den er als Rumil erkannte, und fragte ihn wo Frau Galadriel sei. Er antwortete mit seinem betrübten Tonfall: „Sie ist im Thronsaal, aber in schlechter Stimmung.“ Borin dankte ihm und ritt durch die Stadt bis zum Herrschersitz Galadriels und Celeborns. Er saß ab und rannte dann so schnell er konnte die gewundene Treppe hinauf. Immer noch achtete er kaum auf seine Umgebung, und als er schließlich oben ankam, sah er sie im Gespräch mit einem braun gekleideten Mann. Dieser nickte ihr nur zu, und ging dann mit trauriger Miene durch einen anderen Ausgang aus der Halle.
Borin, der Galadriel wie immer ehrfürchtig betrachtete, war völlig überrascht, als er sie, die stärkste Elbin, weinend auf ihrem Thron sah. Er schritt auf ihren Thron zu, verneigte sich, und wurde sich schließlich schmerzlich bewusst, dass der Thron neben Galadriel leer war. Celeborn weilte also immer noch in Aldburg. Galadriel sah ihn an. Sie hatte sich wieder gefangen und sah in nun mit ruhigem Blick an. Dann schließlich sprach sie mit klarer Stimme: „Was wollt ihr, Borin, Zwerg Loriens.“ Borin verneigte sich erneut, und er sprach mit fester Stimme: „Herrin, ich kam um den Goldenen Wald zu verteidigen. Dass und nichts anderes ist mein Ziel. Also sagt mir nun, wo der Wald angegriffen wird, und was ich tun soll.“ Galadriel betrachtete ihn traurig  und sprach dann mit müder Stimme: „Es ist ein Feind gegen den ich mit all meiner Macht nichts machen kann. Jedenfalls nicht, solange Gandalf nicht hier ist.“ Borin durchlief ein Zittern. Bilder schossen durch seinen Kopf. Er sah seinen Vater vor sich liegen, regelrecht gebraten von der Hitze der Blitze. Er sah das riesige Heer, welches sich ihm an den Furten des Isens entgegengestellt hatte. Und tief in seinem Kopf hörte er eine Stimme, nein, er hörte DIE Stimme, die einen Stimme die er mehr als alles andere auf der Welt zu hassen gelernt hatte. Galadriel deutete seine Blicke richtig und sagte: „Ja, die Orks tragen das Zeichen der Weißen Hand, und er hat das komplette Nebelgebirge übernommen. Tief in den Minen von Moria hat er seinen Racheplan geschmiedet, seinen Racheplan an der ganzen Welt. Deswegen löscht er nun alle Feinde aus, die mächtig genug sind ihm zu trotzen. Erst Gandalf, nun mich. Und ich weiß nicht, ob Lorien der geballten Macht des Nebelgebirges widerstehen kann.“ Nach dieser Rede schwieg sie. Borin sah sie an, und in seinem Blick saß der Wahnsinn. Dieser Mann hatte schon zweimal sein Leben zerstört. Ein drittes Mal sollte dies nicht geschehen. Borin blickte zu der Herrin auf, und sprach dann mit einer Stimme, mit der er versuchen wollte ihr Hoffnung zu geben: „Herrin, dieser Mann wird den Wald nicht zerstören, so wahr Borin, Andrins Sohn, ihn verteidigt.  So spreche ich. Die Herrin nickte und sagte dann  mit festerer Stimme: „Danke dass du versuchst mir Mut zu machen. Nun gut. Der Feind greift die Nordgrenze an. Ich bitte dich zur Furt der Nimrodel zu gehen und sie zu verteidigen. Tue alles was du kannst, aber komm lebend zurück.“
 Borin nickte und rannte die Treppen wieder runter, sattelte Grauer Stern und ritt in Richtung Norden. Er wollte so schnell wie möglich da sein, und als er sich umsah, die Schönheit und Natürlichkeit der Bäume sah, da dankte er im Geiste jenem Ent, welcher ihm geraten hatte, in diesen Wald zu gehen.

Borin zu den Wäldern Loriens II.
« Letzte Änderung: 27. Okt 2013, 14:43 von Sturmkronne »
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Rückkehr
« Antwort #57 am: 28. Mai 2013, 23:56 »
Oronêl und Celebithiel von der Furt des Nimrodel


Dunkelheit lag über dem grünen Dach von Caras Galadhon, und der Mond schien nicht in dieser Nacht.
Die Finsternis Sarumans legt sich über Lórinand... meine Heimat.

Gefolgt von Ladion und einigen weiteren der Erben Lenwes - nicht mehr als drei Dutzend, denn mehr wagte er nicht aus der Schlacht abzuziehen - erreichte Oronêl die Stadt. Das Tor war offen und unbewacht, und Caras Galadhon lag still und friedlich da. Nur wenige Lampen leuchtet entlang der Wege und in den Bäumen, doch aus Richtung von Galadriels Garten kam ein silberner Schein.

"Ladion, übernimm du das Kommando", sagte Oronêl. "Schließt das Tor und stellt Posten auf den Wällen auf. Und sucht nach weiteren Verteidigern. Sie können nicht alle fortsein! Ich werde Galadriel suchen und sie warnen."
Ladion nickte zustimmend, fragte aber dennoch: "Und was ist, wenn niemand mehr hier ist?" "Dann bemannt zumindest den nördlichen Wall und das Tor dort so gut es geht. Diese Stadt ist das Herz des Landes, und wir werden sie nicht kampflos an Saruman fallen lassen. Außerdem wird Rúmil bald mit den nördlichen Grenzwachen hier sein und uns verstärken."
Er verbarg seine Befürchtung, dass die Grenzwächter mit hoher Wahrscheinlichkeit zu großen Teilen bereits von Sarumans Orks getötet worden waren, oder Caras Galadhon zu spät erreichen würden, denn er wollte seinen Leuten nicht die letzte Hoffnung, oder zumindest die Illusion einer Hoffnung nehmen.

Oronêl wandte sich ab und ging in Richtung des Gartens davon, froh sein Gesicht vor den Blicken der anderen verbergen zu können. Laedors plötzliches Auftauchen und seine eigenen Niederlage hatten ihn mehr erschüttert, als er zunächst geglaubt hatte. Doch was konnten sie einem Feind entgegensetzen, in dessen Reihen sogar jene kämpften, die eigentlich Verbündete sein sollten.

Die Hoffnung für Lórinand ist verloren... doch ich werde weiterkämpfen. Für Celebithiel und Amrûn, Mithrellas und Ladion, Radagast, Amrothos, Imrahil, Faendir, Antien... sogar die kleine Irwyne.

Bei dem Gedanken an das junge Rohirrim-Mädchen und seine seltsame Freundschaft zu Amrûn musste er lächeln. Es überraschte ihn beinahe, dass er es noch konnte.
Er erreichte Galadriels Garten, und sah die Quelle des silbernen Lichts:
Die Herrin des Waldes stand, mit dem Rücken zu ihm, über eine mit Wasser gefüllte Schale gebeugt. Um sie herum hatten sich viele andere versammelt. Oronêl erkannte Thranduil, den König des gefallenen Reiches im Norden Düsterwalds, und der in eine kostbare, wenn auch abgenutzt wirkende Rüstung gekleidete Zwerg musste der König des Erebor, der ebenfalls gefallen war, sein.
Auch Radagast war dort und viele andere Elben, unter ihnen auch Antien.

Als Oronêl den Garten betrat, wandte Galadriel sich zu ihm um.
 "Willkommen zurück, Oronêl Galion. Ich habe dich erwartet. Ich weiß um die Gefahr, die uns droht, und ich weiß, was du tust um ihr entgegenzutreten. Ich kann dir nicht sagen, ob du Erfolg haben oder scheitern wirst, aber vielleicht kann ich dir deine Sorgen ein wenig erleichtern: Rúmil ist es gelungen die meisten der Wachen im Norden zu sammeln, und er wird rechtzeitig hier eintreffen."
Oronêl verneigte sich, und erwiderte: "Ich danke euch... Herrin. Könntet... könntet ihr mir verraten, wie es an der Furt steht? Sind meine Freunde noch am Leben?"
Galadriel antwortete, und Traurigkeit und tiefe Sorge schienen aus ihren Augen: "Der Blick auf die Furt ist mir versperrt. Der Spiegel zeigt viele Dinge, doch weder, was in diesem Augenblick an der Furt geschieht, noch was dort geschehen wird. Aber ich fühle, dass die Schlacht dort noch nicht zu Ende ist."
Oronêl versuchte zu antworten, doch er fand keine Worte.
Galadriel fuhr fort: "Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, Oronêl, aber ich muss dir eine schreckliche Bürde auferlegen, und die Sorgen, die auf deinem Haupt lasten, noch vervielfachen." Sie hob die Stimme.

"In diesem Augenblick verzichte ich, Galadriel, Finarfins Tochter aus dem Hause Finwes, auf die Herrschaft über das Land Lothlórien und alle seine Bewohner. Ich übertrage dieses Amt für die Dauer dieses Kampfes dem Elben Oronêl Galion, Sohn des Ardir aus dem Hause Lenwe, denn ich habe versagt. Wenn dieser Kampf vorbei ist, mögen die Elben Lóriens sich einen anderen Herrscher wählen, oder weiterhin Oronêl folgen, wie es ihnen am Besten erscheint."

Oronêl fehlten erneut die Worte. Er hatte alles erwartet: Befehle, Verärgerung oder Enttäuschung über seinen Rückzug aus der Schlacht... aber nicht das.
"Herrin, ich... ich glaube ich bin nicht bereit dafür."

Galadriel machte einen Schritt auf ihn zu und erwiderte, so leise, das kein anderer es hören konnte: "Niemand ist jemals bereit für so eine Bürde. Doch die Elben Lóriens brauchen einen Anführer in dieser Schlacht. Ich bin müde, Oronêl, und ich kann diesen Kampf jetzt nicht führen. Du bist nach Thranduil der älteste Abkömmling Lenwes, und auch er will Lórien in dieser Schlacht nicht führen... somit bleibst nur du. Es tut mir leid."
Oronêl sah ihr in die Augen, und erkannte, dass sie die Wahrheit sagte.

Amdír, steh mir bei...

"Also gut. Ich nehme diese Ehre - und Bürde - an. Ich werde euch in dieser Schlacht führen, so gut ich es vermag, und danach..." Er zögerte, und ein großgewachsener Mensch, unterbrach ihn: "Was danach kommt, ist jetzt nicht wichtig. Lasst uns zunächst diese Schlacht überleben, dann können wir weitersehen."
"Gut gesprochen, ..." Wieder brach Oronêl ab, als ihm bewusst wurde, dass er den Sprecher nicht kannte. Der Mann verneigte sich knapp in seine Richtung und stellte sich vor: "Grimbeorn, Sohn des Beorn, Herr der Carrock. Ich werde in diesem Kampf an der Seite Lóriens stehen, denn Saruman bedroht den ganzen Norden und ist somit auch mein Feind."
"Und meiner ebenfalls.", meinte der Zwergenkönig. "Ich, König Thorin Steinhelm vom Erebor, Sohn des Dáin, und die wenigen meiner Krieger, die hier sind, werden uns euren Kämpfern auf den Wällen Caras Galadhons anschließen."
Schließlich ergriff Thranduil das Wort: "Meine Krieger kämpfen bereits größtenteils an der Furt des Nimrodel, doch auch ich und meine Leibwächter werden die Wälle der Stadt verteidigen."
"Ich danke euch, euch allen.", erwiderte Oronêl, und verneigte sich zum Zeichen der Dankbarkeit. Er wandte sich ein weiteres Mal an Galadriel, die alles ohne Regung beobachtet hatte. "Was werdet ihr tun?" "Jeder, der nicht hierbleiben und kämpfen will, mag mich nach Süden begleiten. Ich werde nach Aldburg gehen, wo mein Gemahl Celeborn und unser Verwandter Elrond mit einem Elbenheer weilen, und sie um Hilfe für Lórien bitten."

Oronêl erkannte, was in ihren Worten mitschwang: Sie würde nicht nach Lórien zurückkehren, es sei denn Saruman wäre besiegt und das Land sicher, denn sie schämte sich dafür, es in dieser Stunde zu verlassen, obwohl, oder gerade weil, sie es aus freien Stücken tat.

In diesem Moment ertönte von den nördlichen Wällen ein Hornsignal, eines, dass Oronêl aus der Zeit Amdírs erkannte: Es kündigte die Ankunft von Verbündeten an. Rúmil und seine Grenzwächter waren angekommen.
« Letzte Änderung: 15. Feb 2016, 10:38 von Fine »

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« Antwort #58 am: 25. Jun 2013, 18:29 »
Als Oronêl die Tore erreichte, hatten Rúmil und seine Grenzwächter die Stadt bereits betreten. Verwundert sah er in den Reihen der Elben einen Zwerg auf einem grauen Pony sitzen. Rúmil, der seinen Blick bemerkt hatte, erklärte ihm: "Dies ist Borin, Sohn des Andrin. Er ist ein Freund Lóriens, und wir haben ihn in den Wäldern gefunden, als er allein gegen eine Gruppe Orks kämpfte. Wir haben die Orks vertrieben und viele von ihnen getötet, doch ich fürchte, dass sie wiederkommen werden, mit vielen weiteren ihrer Art."

Zerstreut nickte Oronêl Borin zu, in seinen Gedanken jedoch ganz mit der kommenden Schlacht - und der Schlacht im Norden - beschäftigt.
An Rúmil gewandt meinte er: "Wir können ihn hier am Tor gut gebrauchen. Es werden noch einige seiner Verwandten, darunter ihr König Thorin kommen, denen kann er sich anschließen. Postiere deine Grenzwächter möglichst auf den Fletts nahe des Walles, denn ihre Bögen werden uns von größerem Nutzen sein als ihre Klingen." Rúmil nickte, und gab seinen Leuten entsprechende Anweisungen.

Ganz unbemerkt von sich selbst war Oronêl wieder in seine Rolle als engster Vertrauter des Herrn von Lórien zurückgefallen. Er gab Befehle und plante Schlachten, als hätte er nie etwas anderes getan, doch tief in seinem Inneren fühlte er sich wie ein Betrüger. Das hier war nicht er, nicht mehr. Der Oronêl von früher war tot, gestorben in den Pinnath Gelin nach Amroths Tod und Nimrodels Verschwinden.
Gerade als Rúmil sich ihm erneut zuwandte, erklang das Hornsignal erneut, und beide eilten die Stufen des Tores hinauf auf den Wall.

Zwischen den Bäumen näherte sich eine Schar Menschen, großgewachsen und in graue und braune Gewänder gekleidet, mit Bögen über der Schulter und Schwertern an der Seite.
"Wer seid ihr, dass ihr zu dieser Zeit nach Caras Galadhon kommt?", rief Oronêl ihnen entgegen.
"Wir sind Dúnedain des Nordens. Wir kommen, um euch gegen Saruman zu helfen, der uns unsere Heimat geraubt hat!", antwortete der Mann an der Spitze.

Hoffnung durchflutete Oronêl. Mit diesen Männern an ihrer Seite, konnten sie tatsächlich hoffen, den Angriff auf die Stadt abzuschlagen, und dann mit allen Kräften nach Norden zu eilen. Vielleicht musste Lórien doch nicht fallen...

"Öffnet das Tor!", befahl er.
"Aber Oronêl, glaubst du, wir können ihnen trauen? Sie kommen zu einem auffällig günstigen Zeitpunkt...", meinte Rúmil leise, doch das Feuer der Hoffnung verbrannte jeden Zweifel in Oronêls Gedanken zu Asche. Er eilte die Stufen hinunter, um die unerwarteten Verbündeten zu begrüßen, und Rúmil folgte ihm, die Hand am Schwert.

Unten wartete er, bis sich alle Dúnedain hinter dem Tor versammelt hatte, und dieses geschlossen war. Dann trat er auf den Anführer zu, und ergriff dessen Hand. "Ihr seid wahrlich willkommen. Wir hatten die Hoffnung, Saruman zu widerstehen, schon fast aufgegeben, doch nun können wir erneut hoffen."
Der Mann antwortete, und Oronêl war überrascht, wie müde und hoffnungslos seine Stimme klang: "Dessen bin ich gewiss." Oronêl sah ihm kurz in die Augen, und erschauderte bei dem, was er darin erkannte: Hoffnungslosigkeit und Qual, und Ekel vor sich selbst.
Er ließ die Hand des Menschen los und wandte sich wieder dem Wall zu. Gerade wollte er die Treppe hinauf steigen, als er ein metallisches Geräusch, einen dumpfen Schlag und einen erstickten Ruf hinter sich hörte. Er fuhr wider herum, und musste mit ansehen, wie einer der Menschen Rúmil das Schwert tief in die Brust stieß.

Verrat! Und du Narr hast sie hereingelassen...

Rúmil hatte Recht gehabt, und wegen seines blinden Vertrauens musste er nun sterben.

Seine Hand flog zur Axt, doch bevor irgendjemand etwas tun konnte, hielten die Menschen ihre Bögen in den Händen, gespannt und schussbereit.

Oronêl musste an den Ausdruck in den Augen des Anführers denken: Ekel vor sich selbst.

Dann flogen die ersten Pfeile, und die Hölle brach los.

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Schlacht am Tor
« Antwort #59 am: 29. Jun 2013, 19:57 »
Borin von den Wäldern Loriens II

Borin sah den arroganten Elben. Er war genau von der Sorte Elben, die er nur schwer ertragen konnte. Nicht einmal vorgestellt hatte er sich. Aber das war erst einmal egal, denn er hatte besseres zu tun als sich über arrogante Elben oder Elben allgemein zu ärgern. Deswegen ging er zu einem Grenzwächter und fragte ihn nach der Lage. Dieser konnte ihm jedoch nicht viel sagen, da die Lage an der Furt unklar war. Auch wusste er nicht, wie viele Feinde die Stadt angreifen würden.

Na toll, ein unwissender Elb. Wie mein Vater immer sagte, man kann eine Schlacht nur dann gewinnen, wenn man weiß wer der Feind ist. Aber egal, vielleicht sind Zwergische Sprichwörter nicht immer richtig.

Dennoch blieb ein Gefühl von Unruhe bei ihm, welches auch nicht abklang, als die freudige Nachricht eintraf, dass Verbündete Waldläufer vor dem Tor standen. Borin, dem das Misstrauen in die Wiege gelegt worden war, tauschte mit Rumil einen düsteren Blick, der sofort zu dem arroganten Elben ging, der hier offenbar der Anführer war. Nach einem kurzen Moment der Überlegung wollte er auch mit dem Elb sprechen, als er eine vertraute Gestalt bemerkte. Es war ein Zwerg. Überrascht wollte Borin ihn ansprechen, als er einen Schrei hörte. Er fuhr herum und sah Rumil, der von einem Waldläufer niedergestreckt wurde.

Sofort zog er seine Axt und rannte auf einen Waldläufer zu. Dieser hatte gerade seinen Bogen gespannt und richtete ihn mit einem Ausdruck des Selbsthasses auf Borin. Aus dem Augenwinkel sah er den arroganten Elben, der überraschender Weise ebenfalls eine Axt trug gegen eine ganze Ansammlung von Waldläufern kämpfen. Dann ließ er sich zu Boden fallen und wich dem Abgeschossenen Pfeil knapp aus. Daraufhin holte er mit seiner Axt aus und schlug dem Menschen mit der stumpfen Seite ins Gesicht. Dieser fiel sofort zu Boden, während Borin einem Schwerthieb auswich und dem Angreifer fast die Brust aufschlitzte. Doch da er nicht mit schwachen, dummen Orks, sondern mit Menschen des Westens kämpfte, stellte sich der Kampf diesmal als nicht leicht heraus. Der Mensch, der ihn voller Trauer ansah, rannte auf ihn zu und schlug gegen Borins Körpermitte. Borin wollte wie so oft den Schlag mit der Armschiene abwehren, doch der Schlag durchdrang sie und schnitt ihm in den Arm. Borin hatte jedoch mir der anderen Hand einen Hieb ausgeführt und schnitt dem Waldläufer tief in die Brust. Dieser stürzte zu Boden.

Verdammt, natürlich haben die besser geschmiedete Waffen als Orks. Gut, dass die Wunde nicht tief ist, ansonsten hätte ich bald einen Arm weniger.

Borin sah sich um, und entdeckte unweit von ihm einen Zwerg in edeler Rüstung gegen einen Menschen kämpfen. Als der Zwerg, der nicht wendig genug war um gegen den Menschen zu kämpfen, stürzte gerade zu Boden.

Nicht auch noch einen aus meinem Volk.

dachte Borin voller Wut und warf seine Axt, welche den Menschen mit der Schneide in den Rücken traf. der Zwerg sah sich verdutzt um, sah Borin nickte ihm dankbar zu und rief auf Zwergisch nach Kriegern. Borin holte seine Axt und sah sich um. Die Menschen hatten übereilt zugeschlagen. Kaum Grenzwächter waren gefallen, da in einiger Entfernung Bogenschützen standen, und eine Salve nach der anderen Abfeuerten. Lediglich der Überraschungseffekt hatte Opfer gefordert. Borin sah der Schlacht unschlüssig zu, entschied sich dann nicht mehr einzugreifen, da die Grenzwächter in Überzahl waren, und es unehrenhaft wäre, Menschen so hinterhältig zu töten. Stattdessen ging er zu dem Menschen, den er Anfang kampfunfähig gemacht hatte. Er brachte ihn zu einem Grenzwächter, der ihm versprach, ihn in ein Gefängnis zu bringen. Als er wieder zur Schlacht sah, fiel ihm auf, dass er den Befehlshaber der Elben nicht mehr sah. Er sah sich um, und fand ihn nahe am Tor gegen drei Menschen auf einmal kämpfen. Ein Mensch wollte ihn von hinten angreifen, und da niemand anderes die bemerkte, rannte Borin los schlug dem Menschen von hinten die Axt in den Rücken.

Verfluchter Waldläufer. Wenn jemand einen Befehlshaber meucheln will, dann breche ich meinen Ehrenkodex gerne.

Danach schloss sah er zu dem Elben, der zwei seiner Gegner besiegt hatte, jedoch vom dritten eine Klinge an die Kehle gehalten bekam. Borin rannte erneut los, während er sich fragte, warum Elben nicht auf sich selbst aufpassen konnten. Er trat dem Menschen in die Seite worauf er umfiel und hielt ihm die Axt an die Kehle. Dieser ließ seine Waffe fallen und ergab sich. Daraufhin drehte sich Borin zu dem Elben um, sah im in die Augen und sagte ihm:

„Mein Name ist Borin, Andrins Sohn und bei uns Zwergen ist es Sitte, dass man sich bei seinem ersten Treffen vorstellt“
« Letzte Änderung: 27. Okt 2013, 14:46 von Sturmkronne »
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