Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Lothlorien

Caras Galadhon

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Eandril:
Als Oronêl die Augen wieder aufschlug war der Mond über den Wipfel der Mallornbäume Lóriens aufgegangen, die Sterne funkelten blass hinter seinem Schein, und ganz Caras Galadhon schien ihm unnatürlich still zu sein, nur ein leises Rauschen des Windes in den Blättern war zu hören.

An seiner linken Seite kniete Mithrellas, ihre Hand auf seiner Schulter, was ihn vermutlich geweckt hatte, und blickte ihn besorgt an.
"Was... ist passiert?", brachte er mühsam hervor, da sein Hals schmerzte und die Worte nur widerwillig hervorkamen.
"Nun, ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen, Freund Oronêl.", erwiderte eine tiefe, ihm bekannt vorkommende Stimme, und als Oronêl den Kopf nach rechts drehte erblickte er Radagast, der zu seiner Rechten auf dem weichen Waldboden kniete. Einige Schritte hinter diesem stand Ladion, dem wie den anderen die Sorge ins Gesicht geschrieben stand.

"Bitte... lasst mich zunächst einmal aufstehen." Mühsam rappelte er sich auf, und auch Radagast und Mithrellas erhoben sich von den Knien. Oronêl räusperte sich, um die Enge in seiner Kehle zu vertreiben, und Ladion reichte ihm einen Schlauch Wasser, den er dankbar entgegen nahm. Kaum hatte das kühle Wasser seine Lippen berührt, traf ihn die Erinnerung an das Geschehene wie ein Schlag.

Sein Gesicht musste dies sehr deutlich gezeigt haben, denn Mithrellas trat rasch an ihn heran und legte ihre Hand auf seinen Arm. "Vater? Ist alles in Ordnung?" Doch Oronêl achtete nicht auf sie, sondern schob die Hand in seinen Beutel und tastete dann hektisch seine Kleidung ab. Mithrellas und Radagast tauschten besorgte Blicke. Dann erklärte Oronêl: "Heute Abend hatte ich, wie zumindest du, Radagast, mit Sicherheit weißt, ein Gespräch mit Amrûn...", und er erzählte ihnen alles, was an diesem Abend geschehen war: Amrûns Entscheidung, Pallandos Warnung, bei deren Erwähnung Radagast, wenn überhaupt möglich, noch besorgter aussah, und schließlich sein Gespräch mit Amrothos und seinem Fehler, ihm dem Ring zu zeigen. "..., und da der Rind sich nicht mehr in meinem Beutel befindet, muss Amrothos ihn genommen haben! Wer kann wissen, wo er jetzt ist?", schloss er verzweifelt.

Radagast blickte ihn ernst an und sagte dann: "Pallando verfügt über große Weisheit und Macht, und niemand sollte seine Warnungen so leichtfertig in den Wind schlagen, wie du es heute getan hast."

Oronêl blickte kurz zu Boden und meinte dann: "Du hast Recht, doch nach meiner Begegnung mit Amrûn war ich tief erschüttert und suchte einen Freund und dessen Nähe. Ich wollte heute keine Geheimnisse mehr haben..." "Ich verstehe dich, Vater,", sagte Mithrellas, "doch wir müssen entscheinden, was geschehen soll. Wir können Amrothos, der auch von meinem Blut ist nicht mit dem Ring durch die Wälter Lórinands irren lassen, sodass er womöglich früher oder später in die Hände des Feindes fällt."

Oronêl atmete tief durch und sagte: "Wir müssen nach ihm suchen, doch wer und wieviele können für diese Aufgabe entbehrt werden? Wir wissen, das Saruman einen Angriff auf uns plant, und dass wir kämpfen werden müssen. Was sollen wir tun, Radagast?" Doch es war nicht Radagast, sondern Ladion, der ihm antwortete. "Es wäre eine Ehre für die Erben Lenwes, mit dieser Aufgabe betraut zu werden. Zwar sind wir Krieger, doch ich will nicht leugnen, dass unsere letzte Schlacht für die meisten lange zurückliegt. Daher wären wir möglich bei dieser Aufgabe mehr von Nutzen als im Getümmel der Schlacht."

Oronêl blickte Radagast an, der erfreut aussah und kurz nickte. "Also gut. Auch wenn es mir widerstrebt, meinen eigenen Fehler nicht selbst wiedergutmachen zu können und nach meinem Freund zu suchen, sehe ich ein, dass du Recht hast. Ich schlage vor, dass du mit fünf Kameraden so schnell wie möglich aufbrichst. Der Rest von euch wird uns in der Schlacht gegen Saruman zur Seite stehen." Ladion verneigte sich und eilte davon.

Oronêl wandte sich wieder Radagast zu, der erschöpft aussah. "Diese ganze Kämpfe und Jagden... das ist meine Sache nicht.", sagte dieser. "Das wäre eher etwas für den alten Gandalf gewesen, aber nun, wo wir ihn verloren haben..." Er wirkte nun kurzzeitig nur wie ein gebeugter alter Mann ganz in Brau gekleidet. Doch dann schien er sich unter Oronêls mitleiderfülltem Blick zu straffen, und verkündete: "Aber nun werde ich erst einmal Pallando aufsuchen, und mal schauen, ob ich aus dem Geheimniskrämer noch ein wenig herausbekommen kann... " Und damit war er verschwunden.

Auch Mithrellas verließ Oronêl nun, um Ladion und den Erben Lenwes bei ihren Vorbereitungen zu helfen. So beschloß Oronêl, der nun wieder allein war, nach Celebithiel zu suchen, seiner letzten verbliebenen Gefährtin aus Dol Amroth, die er seit ihrer Ankunft in Caras Galadhon nicht mehr gesehen hatte.

Vexor:
Die Abendröte schien das Haar der zierlichen Elbe zu entflammen, als sie allein in dem Schaukelstuhl kniete. Sie hatte die Beine eng an ihre Brust gezogen und ihr Kinn auf ihren Knien abgelegt.
In ihrer Hand lag Narya schwer, den sie unnachgiebig beobachtete, während der Abend über sie hinweg zog.

Wie es Amrûn und Oronêl wohl geht? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesprochen…, sinnierte Celebithiel und legte den Ring auf den winzigen Glastisch neben ihr. Ihre ozeanblauen Augen fixierten ihn noch einen Moment, ehe sie von etwas anderem abgelenkt wurden. Ein Schatten hatte sich über die Sonne gelegt und angestrengt musste die Elbe aus Imladris die Augen zusammenkneifen, um zu erkennen, was sich dort abspielte.
Hunderte gefiederte Schatten zogen über den goldenen Wald Lothlórien hinweg.
Crebain?, schoss es Celebithiel im ersten Moment durch den Kopf und ihr Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich, als das hämische Gesicht des weißen Zauberers vor ihren Augen auftauchte.
„Keine Sorge mein Kind…das sind nur Spatzen, aus dem südlichen Teil des Waldes. Irgendetwas scheint sie aufgescheucht zu haben“, ertönte da die vertraute Stimme Galadriels hinter ihr.
Das schwache Sonnenlicht zeichnete die müden Gesichtszüge der weißen Herrin erschreckend nach und es versetzte Celebithiel einen Stich, als sie die einst so große Elbe so gebrochen sehen musste.
„Wie lange dauert es?“, rangen die Worte sich einen Weg durch die trockne Kehle der rothaarigen Elbe.
„Dauert was?“, versuchte Galadriel das Thema abzuwenden, aber es brannte Celebithiel auf der Zunge. Zu stark war ihre Furcht und ihre Neugierde, als dass sie die Antwort nicht von den zarten Lippen der Elbe hören wollte.
„Bis Lórien fällt!“
Der Hauch von Verurteilung, der in ihrer Stimme mitschwang, versetzte Celebithiel ein Stich im Herzen, aber es war nichts zu dem Schlag, den er für ihre Ziehgroßmutter gewesen sein musste.
Die Elbe ließ sich gegen das Geländer des Balkons sinken und fasste sich an die Brust. Ihre Augen und ihr Haar hatten jeglichen Glanz verloren und hingen schlaff herunter. Eine bedrückende Stille breitete sich auf, die wie ein Ballon, der in Celebithiels Brust aufgeblasen wurde, ihr die Luft zum Atmen nahm. Als Galadriel antwortete wirkte sie ungewöhnlich kühl und abweisend.
„Ich weiß es nicht, Celebithiel. Im übrigen Oronêl wollte dich sprechen. Er wartet unten auf dich!“

Der Wind frischte auf und zerzauste die roten Haare der Elbe und warf ihr ein paar Strähnen ins Gesicht. Sie wollte sich entschuldigen, fand aber nicht die Worte, sodass sie aufstand und den Raum, sowie Galadriel verließ. Celebithiel ließ sie allein, allein mit den dunklen Gedanken und Bildern, die durch den Kopf der ältesten Elbe Mittelerdes geisterten.

Eandril:
Er erwartete sie am Fuß des großen Mallorns, in dessen Wipfel sich die Gemächer Galadriels befanden, denn man hatte ihm gesagt, dort würde er seine Freundin finden. Doch dort hatte Oronêl zunächst nur Galadriel angetroffen.

Die Herrin des Goldenen Waldes sah erschütternd alt und schwach aus, ganz anders, als Oronêl sie zuletzt im Heer das Letzten Bündnisses gesehen hatte. Dennoch lächelte sie ihm zu und breitete die Arme aus. "Mae Govannen, Oronêl Galion. Es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gegenüber standen, und obwohl es nur eine flüchtige Begegnung war, erinnere ich mich noch gut an euch."

Oronêl verneigte sich und erwiderte: "Auch ich erinnere mich daran. Ihr habt mir und Amdír damals großen Respekt eingeflößt, und tut es noch. Ich freue mich, euch nun hier wiederzusehen." Galadriel neigte leicht den Kopf. "Es tut mir leid um Amdír. Er war ein guter Fürst und einer der Besten unter den Elben. Ich sehe, dass sein Tod euch noch immer berührt, und ich teile euren Schmerz. So viele sind damals gefallen, um Sauron niederzuwerfen, und doch... nun bedroht er uns von neuem, und wir sind schwächer denn je." Für einen Moment sah sie so erschöpft und verzweifelt aus wie Radagast vor ihr, doch wie dieser straffte sie sich und meinte dann: "Aber, Oronêl, ich spüre, dass ihr nicht nur gekommen seit, um mit mir über alte Zeiten zu sprechen. Wen sucht ihr?"

"Ich bin auf der Suche nach meiner Gefährtin, Celebithiel, und man sagte mir, sie sei hier zu finden.", antwortete er.
"Ah, das ist es also.", erwiderte Galadriel. "Wartet einen Augenblick, ich werde sie hinunterschicken." In dem Augenblick, als sie die Stufen nach oben betrat, begannen zunächst einzelne, dann immer mehr kleine Vögel über sie hinweg zu ziehen.

Auch auf Celebithiels Gesicht zeigte sich die Sorge, die er an diesem Abend schon bei so vielen anderen gesehen hatte: Radagast, Mithrellas, Ladion, Galadriel. Doch es schien ihm nicht nur die Sorge um Lóriens Schicksal zu sein, die er in ihren Zügen las, sondern auch die um Amrûn und ihn selbst, und ihm wurde warm ums Herz.

"Oronêl? Was ist geschehen? Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte sie, und nun konnte man die Besorgnis auch in ihrer Stimme hören. Plötzlich traf ihn die Erschöpfung und Trauer über die Geschehnisse des Abends wie ein Schlag, und er sackte mit dem Rücken an den Baum gelehnt zusammen. Celebithiel kniete sich neben ihn und ergriff seine Hand.

"Es ist... einiges geschehen, und wenig gutes ist darunter.", begann er. "Amrûn hat von Galadriel die Nachricht erhalten, das Aratinnuíre Mittelerde verlassen hat, und will nun nach Mithlond aufbrechen. Weder die junge Irwyne noch ich selbst konnten ihn davon abhalten. Um ehrlich zu sein... hat mich seine Entscheidung schwer getroffen." Celebithiel hatte die Augen weit aufgerissen, doch sie sagte nichts und bedeutete ihm, weiter zu sprechen.

"In meinem Schmerz über seinen Fortgang habe ich nach Amrothos gesucht...", und zum zweiten Mal erzählte er von seinem folgenreichen Gespräch mit Amrothos. Als er geendet hatte meinte Celebithiel: "Es tut mir Leid, was geschehen ist, und es schmerzt, das Amrûn einfach fortzugehen scheint, ohne sich zu verabschieden. Ich kann verstehen, dass du daraufhin Amrothos gegenüber so offen warst."
Oronêl drückte in wortloser Dankbarkeit ihre Hand, und so saßen sie noch einige Zeit beieinander.

Eandril:
Nach einiger Zeit begann Oronêl erneut zu sprechen.
"Es ist seltsam, dass wir unsterblich sind, nur um immer wieder zu verlieren, was wir aufgebaut haben, und alle, die uns teuer sind uns nach und nach verlassen. Erst meine Eltern, aus freiem Willen, dann Amdír... Calenwen, meine Geliebte... Amroth... Nimrodel... Mithrellas... Und kaum habe ich Mithrellas, meine Tochter wiedergefunden, da verlässt mich Amrothos, und verrät mich sogar! Für alles was man gewinnt, verliert man wieder etwas, und immer wieder trifft uns das Schicksal, bis wir nicht mehr aufstehen wollen um zu kämpfen. Amrûn hat Recht. Wir sollten fliehen, und versuchen, soviel Zeit mit jenen, die uns teuer sind, verbringen."

Celebithiel blickte ihn erschrocken an, und erwiderte: "Oronêl, wie kannst du so reden? Nicht immer verlieren wir, was wir finden. Nicht immer nimmt uns das Schicksal, was uns teuer ist. Du darfst nicht verzweifeln!"

Plötzlich strömten ihm Tränen über die Wangen: "Ach Celebithiel... ich bin so alt und habe soviel erlebt, dass ich nicht mehr anders kann. Heute hat die Welt für mich ihren letzten Glanz verloren... Amrothos... er war der Sohn für mich, den ich niemals hatte, für eine kurze Zeit, und ein guter Freund. Und auch Amrûn, er war ein guter Freund. Ich habe seit Amdírs Tod niemandem mehr so vertraut wie dir, Amrûn und Amrothos, und nun verlassen sie mich, das Schicksal ruft sie fort und nimmt sie mir. Und bald wird Lórien untergehen, und alles was mir je teuer war, wird nur noch Asche sein. Sag mir, warum ich nicht verzweifeln soll!"

Celebithiel erhob sich, und zog ihn auf die Füße. "Es gibt immer noch vieles in dieser Welt, wofür sich das kämpfen lohnt! Was ist mit Mithrellas? Ladion? Den Elben von Cerin Amroth, die deinetwegen in den Kampf ziehen? Fürst Imrhahil und Dol Amroth? Galadriel? Ihnen allen droht Tod und Verderben, wenn Sauron siegt. Und auch ich bin noch hier, an deiner Seite, und an der Seite Galadriels, Radagasts, und aller Elben Lóriens. Amrûn ist auch mein Freund, und auch ich bin traurig, dass er uns verlässt, aber das ist seine Entscheidung.
Kein Einzelner ist für das Schicksal Mittelerdes verantwortlich, also will ich dich nicht zwingen, zu kämpfen. Doch sieh dich um! Lórien steht noch, und kann vor der Macht Sarumans gerettet werden. Ich kämpfe schon sehr lange in diesem verzweifelten Krieg, und oft war ich kurz davor, aufzugeben, doch ich habe immer weitergekämpft.
Nun ist es an dir, diese Entscheidung zu treffen, an dir allein."
Oronêl blickte ihr ins Gesicht, und sah die Entschlossenheit in ihren Augen. Dann ließ er den Blick über die Lichtung und die Stadt Caras Galadhon schweifen, auf die noch die Sonne ihr Licht warf, obwohl im Westen und Osten dunkle Wolken aufzogen. Dann sagte er: "Du erinnerst mich an meine Tochter. Auch sie hatte diese Entschlossenheit, und auch sie hat sich nicht davor gescheut, mir die Wahrheit zu sagen."
Er sah Celebithiel an, straffte sich, und lächelte dann. Er spürte, wie seine Verzweiflung schwand, und ihn neue Entschlossenheit durchströmte.
"Du hast Recht. Was gewinne ich, wenn ich jetzt davonlaufe? Ich werde hier bleiben, und ich werde an eurer Seite kämpfen. Danke, Celebithiel. Das war bereits das zweite Mal, dass deine Weisheit mir geholfen hat, und ich stehe tief in deiner Schuld. Ich bin froh, dir begegnet zu sein."

In diesem Wald ertönte von der Nordgrenze der Stadt ein langer, klagender Ton, der Ton eines Horns der Sindar, und das Oronêls Lächeln erstarrte und verschwand. "Der Angriff..." flüstertete Celebithiel "es beginnt!"

Und wieder schlägt das Schicksal zu...

Sie blickten sich einen Augenblick an, dann liefen sie los. Und während Oronêl durch Caras Galadhon hetzte, seine Waffen und Ausrüstung holte, schwirrte die ganze Zeit nur ein Gedanke durch seinen Kopf:

Werden wir es schaffen? Werden wir noch rechtzeitig kommen?


Oronêl, Celebithiel und Pallando mit der Elbenstreitmacht zur Nordgrenze Lóriens...

Thorondor the Eagle:
Amrûn aus den Wäldern Lothloriens II

Der verzweifelte Blick des Elben war gegen den westlichen Himmel und die bedrohenden Gipfel des Nebelgebirges gerichtet.
Es fiel ihm selbst nicht gleich auf, erst bei seinen ersten Laufschritten in die Stadt überriss er, dass sein erster Gedanke als er die Hörner hörte nicht Lorien galt, oder Galadriel, oder Oronél, oder Celebithiel, oder gar Aratinnuíre. Er dachte einzig an die kleine Irwyne und ihre letzte Möglichkeit vor der Schlacht zu fliehen.

 „Irwyne! Irwyne!“, brüllte Amrûn und rannte beinahe einen Soldaten in leichter Rüstung nieder „Verzeihung“.
Er erkannte ihren blonden Schopf und fand sie an einen Baum gelehnt, während sie genüsslich ein Stück Brot hinunterschlang.
„Irwyne! Was machst du hier?“, herrschte er sie verwundert an.
„Ich esse“, konterte sie frech „Siehst du das nicht.“
„Aber du musst dringend deine Sachen packen. Du musst gehen“, forderte er sie auf und packte sie an ihrem Oberarm.
„Nein! Lass los“, entgegnete sie stur.
„Weißt du denn nicht, dass Lorien angegriffen wird.“
„Doch, das weiß ich sehrwohl. Doch weiß ich auch, dass dies hier die am bestbeschützten Grenzen Mittelerdes sind.“
„Wer sagt das?“
„Ein Soldat. Er hat eben mit mir gesprochen“, entgegnete sie und biss von dem Laib Brot ab.

Für diese prekäre Situation kam es dem Elben in Caras Galadhon tatsächlich sehr ruhig vor. Wohl wurden die übrigen Soldaten und Herolde in Richtung Grenze entsendet, doch war von den übrigen Bewohnern nicht viel zu sehen. Zu lange hatte sich das Elbenvolk in Sicherheit gewogen, als dass es die Gefahr in vollem Ausmaße begriffen hätte.

„Bitte Irwyne“, sagte Amrûn nun flehend „Vertrau mir. Lothlorien hat nicht mehr die Stärke um sich dem Zorn des weißen Zauberers entgegen zu stellen.“
„Warum schickt dann der Herr seine Krieger an die Front und lässt die Frauen und Kinder hierbleiben?“
„Weil er...“, er verschluckte seine weiteren Worte und drehte sich zur Seite „Weil SIE die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat.“
Ein kurzer Moment des Schweigens kehrte ein.

„Einmal schon, musste ich dich im Stich lassen, meine Kleine. Es bricht mir das Herz, das ich es diesmal schon wieder tun muss. Bitte, folge am südlichen Ufer dem Celebrant bis du den großen Strom erreichst und dann geh nach Süden. In Aldburg wirst du gut aufgehoben sein, vorerst.“
„Vorerst?“, frage sie misstrauisch.
„Warte dort auf mich, ich will dorthin kommen, sobald ich kann.“
„Kannst du nicht gleich mitkommen?“
Er starrte sie an und wollte am liebsten weinen, doch konnte er sich zurückhalten.
„Ich verstehe“, sagte sie „Entgegen meiner Vermutung hast du auch noch nicht die Hoffnung verloren.“
„Nein“, log Amrûn und hoffte, dass sie es nicht bemerkte.


Mit einem kleinen Rucksack am Rücken schloss sich Irwyne einer Gruppe von Menschen an die nach Aldburg zog. Es waren noch Überlebende aus der ersten Schlacht um Lothlorien – aus der siegreichen Schlacht.

„Nein meine kleine Irwyne. Ich bleibe nicht weil ich zuversichtlich auf einen Sieg bin. Ich bleibe um jenen zu helfen, um jene zu trösten, deren Hoffnung zerstört wird“, sagte er zu sich selbst und winkte ihr hinterher.

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