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Autor Thema: Waldrand, nahe Dol Guldur  (Gelesen 17902 mal)

Lord of Mordor

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Waldrand, nahe Dol Guldur
« am: 26. Mär 2008, 22:26 »
Maethors Start:

Maethor ist einige Zeit lang durch den Düsterwald gestreift und hat sich nun entschieden, ein letztes Mal vor der Schlacht die Festung des Feindes aufzusuchen.

Dol Guldur. Einer der drei großen Horte von Saurons Macht auf Erden, und der einzige, den Maethor bis jetzt persönlich besucht hatte. Er hatte die Festung in den vergangenen 2000 Jahren oft aufgesucht und kannte ihre schwarzen Türme, die majestätisch in den von dunklen Wolken verhangenen Himmel aufragten, fast schon auswendig. Er hatte die dunkle Magie dieses Ortes schon oft gespürt... doch nie war sie so mächtig gewesen, wie in diesen Tagen. Kein Sonnenstrahl fiel auf die gerodete Lichtung auf dem Amon Lanc, auf der sich das mächtige metallene Bollwerk erhob. Der unheilvolle Einfluss war seit dem Einzug des Hexenkönigs fast körperlich zu spüren... und er war mit bloßem Auge zu erkennen, wohin man auch sah. Jeglicher Rest von Vegetation war verfault, kleine und größere Spinnen und anderes Getier krabbelte über den Boden. Alles Böse, das den Wald befallen hatte, hatte hier seinen Ursprung und war hier am stärksten.

An den früher halb verfallenen Türmen war das rote Auge Mordors gehisst worden, das alte Gemäuer eilig ausgebessert worden. Ein fahles Morgulleuchten umgab die Trutzburg und der gesamte Ort war voll von Orks.Überall herrschte eilige Betriebsamkeit - das konnte nur bedeuten, das die Streitmacht bald ausrücken würde. Maethor erkannte neben den Orks auch einige wenige Trolle und sogar den einen oder anderen Ostling, allerdings kein Belagerungsgerät. Der Hexenkönig schien zu wissen, dass dies nicht nötig sein würde - Lothlorien war eine Festung der anderen Art.

Ein stummes Lächeln huschte über das Gesicht des Elben, als er den Blick ein weiteres Mal über die dunkle Festung schweifen ließ. Annatar war mit einer Macht gekommen, die diese r Ort seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hatte... Langsam wandte er sich ab und verließ die Lichtung, schritt gemächlich, aber doch zielstrebig den Hügel hinab. Es war Zeit, sich nach Lothlorien zu begeben.

Die Schlacht würde großartig werden.


Maethor nach: Düsterwald, Nebenwege der Hauptstraße
« Letzte Änderung: 16. Feb 2016, 10:14 von Fine »
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Lord of Mordor

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Die Armee Dol Guldurs marschiert
« Antwort #1 am: 18. Mai 2008, 21:40 »
Aus der Sicht des Fürsten der Ringgeister

Donnernder Jubel erfüllte die Lichtung, als der Hexenkönig die Festung verließ. Langsam schritt die schwarze Gestalt die Reihen der Orks entlang. Tausende von ihnen hatten sich vor der Festung versammelt, alle bewaffnet bis an die Zähne und mit Mordlust im Blick. Die Magie dieses Ortes machte sie noch rasender als sonst, und nur die Gegenwart des Hexenkönigs hielt sie davon ab, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen.

Der Oberste der Neun stieg mit präzisen Bewegungen auf sein voll gerüstetes Ross. Das Tier schabte erwartungsvoll die Hufe über den Boden und schnaubte laut - es spürte das bevorstehende Gemetzel.

Dies ist deine letzte Chance...., grollte die Stimme Saurons im Geist des Nazgûl. Bilder von alten Niederlagen in ähnlichen Situationen wie dieser flammten vor ihm auf. Angmar, Minas Tirith...
Unbeeindruckt zog er die Klinge und reckte sie empor. Schatten bündelten sich um sie, schossen in die Luft, breiteten sich aus. Eine dunkle Wolke schob sich langsam auf Lorien zu.
"Dies ist unsere Zeit", zischte der Hexenkönig, und obwohl er leise sprach, war er auf der gesamten Lichtung zu hören. Der Jubel der Orks verstummte sofort.
"Wenn diese Schlacht geschlagen ist, wird das Licht der Valar für immer aus diesen Landen verschwinden. Ein Sieg bei Lorien, und unsere Belohnung wird unermesslich sein!"
Die Orks grölten voller Erwartung und schlugen lautstark ihre Waffen aneinander.

"Vorwärts!", befahl der Hexenkönig, richtete seine Klinge direkt auf Lorien und trat seinem Pferd in die Seite. "Auf zum Untergang des Elbentums in Mittelerde!"
« Letzte Änderung: 16. Feb 2016, 10:14 von Fine »
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Der Saum des Düsterwalds
« Antwort #2 am: 3. Jun 2015, 15:02 »
Galanthir, Angvagor und Finelleth aus den Braunen Landen

Bericht von der Reise von Thranduils Kundschaftern


Rings um die drei Elben herum ragten die finsteren Bäume des Düsterwalds auf. Selbst hier, am Saum des Waldes war es frühmorgens noch so finster, dass sie kaum die Hand vor Augen erkennen konnten. Sie hatten den letzten Abschnitt ihrer Reise in der vergangenen Nacht zurückgelegt, hatten sich außer Sicht gehalten und waren deshalb langsamer als geplant vorangekommen. Fünf Tage waren seit ihrem Aufbruch aus den Braunen Landen vergangen; die Leere der Gebiete südlich des großen Waldes lagen nun endlich hinter ihnen.

Galanthir kletterte auf einen großen Baum, der am Rande eines ausgetretenen Pfades der durch den Wald führte stand. Kurz darauf kam er wieder herunter und brummte missmutig: "Kein Glück. Nichts als dunkle Bäume unter dem Himmel so weit das Auge reicht."
"Ist denn genug Platz für uns?" wollte Finelleth wissen. Sie hatten vor, auf einem der höheren Bäume zu rasten und einen Blick auf die Umgebung zu werfen.
"Ja, es sollte ausreichen," gab Galanthir zurück.

Kurz darauf hatten sie sich auf den breiten Ästen direkt unterhalb der Baumkrone eingerichtet. Die Blätter der untersten Zweige verbargen sie vor unfreundlichen Blicken (so hofften sie), und so verzehrten sie ihr Frühstück in relativer Sicherheit. Angvagor blieb wie gewöhnlich still und in sich zurückgezogen, während Galanthir und Finelleth sich im Flüsterton über vergangene Erlebnisse austauschten.

Als es heller wurde, stiegen sie bis zur Spitze des Baumes hinauf. Nach Norden und Osten hin standen vor ihnen schier endlose Reihen tiefgrüner Bäume. Und in gar nicht so weiter Entfernung erhob sich drohend der kahle Gipfel des Amon Lanc aus dem Wald. Auf seiner Spitze stand die alte Festung des Feindes, Dol Guldur, von der die Schatten des Waldes auszugehen schienen.

Ihre scharfen Ohren fingen ein Geräusch auf, und sie wendeten den Blick nach Westen, in Richtung Anduin und Lothlórien. Schwarze Schwingen rauschten in einiger Entfernung an ihnen vorbei, strebten auf die dunkle Festung zu.
"Der Feind entsendet seine eigenen Kundschafter," stellte Angvagor düster fest.
"Vielleicht gehören sie auch zu Saruman," überlegte Galanthir.
Sie konnten sich nicht sicher sein, waren aber froh, dass sie augenscheinlich nicht entdeckt worden waren.

Finelleth folgte dem Flug der Crebain, bis sie außer Sicht waren. Die Absichten des Zauberers waren für sie unerkennbar. Doch er hatte ihrem König die Rückkehr ins Waldlandreich versprochen, und war es nicht wert, dafür zu kämpfen?
Eine sanfte Berührung von Galanthir an der Schulter riss sie aus den Gedanken. Von unten waren derbe Stimmen zu hören, ohne Zweifel waren es Orks. Sie konnte einige Fackeln durch den dämmerigen Wald blinken sehen; es waren sehr viele.

Vorsichtig spähten die Elben durch das Blätterdach, das sie verbarg. Die Orks kamen zweifellos aus Dol Guldur, und bewegten sich auf das östliche Flussufer des Anduin zu, welches einige Meilen entfernt vom Waldrand lag. Im Südwesten von hier gab es nahe des Zuflusses des Limklar eine untiefe Stelle an der der Fluß überquert werden konnte. Auf der anderen Seite der Furt lag die Ebene von Celebrant. Die Elben blieben regungslos in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden als der Strom von Orks langsam nachzulassen begann.

Auf dem Pfad unter ihnen waren nun deutlichere Stimmen zu vernehmen. Von dem Gerede der Orks untereinander war zuvor nichts zu verstehen gewesen, doch nun stachen zwei Stimmen deutlich hervor, die langsam auf dem Pfad herannahten.
"Die Vorbereitungen laufen gut, hoffe ich?" sagte die erste, eine hart klingende Männerstimme.
"Ja, Gebieter," versicherte die zweite, eine tiefe Orkstimme, die wohl einem Uruk gehören musste.
"Der Nazgûl will, dass das Ostufer gegen die Verräter im Westen gesichert wird, und duldet kein Versagen," drohte der erste.
Der zweite ließ ein knurrendes Geräusch hören. "Es wird kein Versagen geben. Meine Jungs leisten gute Arbeit. Wir haben genug Material, um Palisaden und Befestigungen auf der ganzen Breite des Brennenden Waldes zu errichten."
"Ich glaube nicht, dass der einst goldene Wald brennt. Dieser zweimal verfluchte Verräter bereitet sich ohne Zweifel auf einen Angriff vor. Da wird irgendeine hinterlistige Gemeinheit für uns vorbereitet. Wir müssen schlauer sein als er."

Es entstand eine Pause. Angvagor schob sich langsam auf dem Ast nach vorne, auf dem er hockte, und zog die grüne Kapuze tief ins Gesicht, sodass seine Augen im Schatten lagen. Vorsichtig spähte er nach unten. Auf dem Pfad nahebei standen die Sprecher: Ein großer Uruk mit einer Peitsche in der Linken und einem Schwert in der Rechten; und neben ihm ein in eine schwarze, matt schimmernde Rüstung gekleideter Mensch, der seinen eisernen Helm unter dem Arm trug. An seiner Seite hingen zwei gezackte Klingen, auf seinem Rücken trug er eine große Armbrust.

Der Mensch nahm dem Uruk die Peitsche aus der Hand. "Sieh zu, dass die Befestigungen in südlicher Richtung erweitert werden. Nur für den Fall, dass der Zauberer unsere Verteidung dort umgehen zu versucht."
Der Uruk knurrte zustimmend und wollte sich abwenden, doch der Mensch hielt ihn am Handgelenk fest.
"Saruman ist ein listiger Gegner, der vieles plant und sieht. Er hat die Nebelberge unter seiner Herrschaft vereint und greift nun nach dem Düsterwald. Schon sammeln sich seine Diener im Goldenen Wald und rüsten sich für den Krieg. Seine Armeen sind gut ausgebildet und diszipliniert. Seine Spione wandern ungesehen unter uns..."

Finelleth hielt den Atem an. Waren sie entdeckt worden?
"Der Zauberer lässt seine Hinsterlist für sich arbeiten... Doch ich habe sie durchschaut!"
Von einem Moment auf den anderen schwang der Mensch blitzschnell die Peitsche in Richtung der Bäume. Mit einem lauten Knall fand sie ihr Ziel...
... und ein toter Craban fiel aus dem Baum neben den Elben. Ein weiterer schwang sich eilig in die Luft.
"Ja, flieg zurück zu deinem Meister! Berichte Saruman, dass Varakhôr ihn erwartet! Ich werde seine erbärmlichen Armeen wie Ungeziefer zertreten!" brüllte der schwarze Númenorer dem Vogel hinterher, der in westlicher Richtung verschwand.

Bewegungslos warteten die Elben ab, bis ihre Feinde abgezogen waren, denn Mensch und Uruk folgten nun den Orks zum Flussufer. Ihnen war klar, dass sie soeben einen der Kommandanten der Streitmacht Dol Guldurs beobachtet hatten. Sie wussten nun ebenfalls, dass ein Ringgeist in der alten Festung Befehl führte, und dass Sauron sich hier im Düsterwald bereits auf einen Angriff Sarumans vorbereitete. Nun mussten sie diese Informationen so bald wie möglich übermitteln. Nachdem sie sich sicher fühlten, dass keine Orks mehr in der Nähe waren kletterten sie vom Baum hinab und schlichen sich mit größter Vorsicht in ihre grünen Umhänge gehüllt nach Südwesten durch den Wald.

Als sie die Untiefen erreichten waren sie froh festzustellen, dass dort noch keine Feinde zu sehen waren. Sie hatten bereits an zwei Stellen versucht, den Wald zu verlassen um den Fluss zu überqueren, hatten aber befürchtet von den dort arbeitenden Orks entdeckt zu werden, die Befestigungen am Ostufer errichteten.
Mit größter Eile überquerten sie den Anduin und betraten die Ebene von Celebrant, wo sie auf die Ankunft ihrer Verbündeten warten würden.


Galanthir, Angvagor und Finelleth zur Ebene von Celebrant
« Letzte Änderung: 18. Aug 2015, 16:03 von Fine »
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Der Marsch zum Düsterwald
« Antwort #3 am: 26. Okt 2015, 11:34 »
Glorfindel, Erkenbrand, Elfhelm, Thranduil, Antien, Helluin, Elea, Cyneric, Irwyne, die Elbenkundschafter und Fred mit dem großen Heer von der Ebene von Celebrant


Der Waldrand war nicht mehr weit entfernt, aber an diesem Abend würde das Heer der Rohirrim und Elben nicht mehr weiter ziehen. Glorfindel hatte den Befehl gegeben, ein Nachtlager aufzuschlagen, und überall ringsum wurden nun Zelte aufgebaut, Lagerfeuer entzündet und Wachposten aufgestellt. Einige wenige Reiter zogen in großen Runden um das Lager, um sicherzustellen, dass sich keine Gefahren in der Nähe verbargen. Cyneric stand in der Unterkunft der Heiler, wo die wenigen, die im Gefecht an den Untiefen verwundet worden waren nun behandelt wurden. Geduldig sah er zu, wie Irwyne einem dunkelhaarigen Elben einen tiefen Schnitt am Bein verband. Das Mädchen schien seine Sache gut zu machen, denn als sich einer der erfahrenen Heiler den Verband ansah nickte er zufrieden und Irwyne strahlte.

"Es ist schön, all diesen Leuten helfen zu können," sagte sie.
"Du bist anscheinend ziemlich gut darin geworden, Irwyne," lobte Cyneric.
Bescheiden blickte sie zu Boden. "Ich tu' nur das, was ich kann," antwortete sie.
"Täusche dich nicht. Es mag der Tag kommen, an dem du jemandem nicht mehr helfen kannst," sagte er.
"Ich hoffe wirklich, dass es dazu nicht allzu bald kommt," meinte Irwyne. "Aber du hast Recht. Ich muss auf alles vorbereitet sein."
Sie nahm ein sauberes Tuch von einer der Liegen neben ihr, tauchte es in den Eimer, der neben dem Eingang des Zelts stand, und wusch damit die Wunden eines rohirrischen Kriegers aus, der ein schmerzerfülltes Geräusch von sich gab. Anschließend begann sie, auch ihm einen Verband anzulegen.

"Hast du heute viele Orks getötet, Cyneric?" wollte sie wissen.
"Zwei oder drei. Sie waren nicht allzu zahlreich und haben früh die Flucht ergriffen," antwortete er.
"Die Elben haben sie nicht weit kommen lassen," fügte einer der Verletzten grinsend hinzu.
"Die nächste Schlacht wird nicht so einfach ablaufen," meinte Cyneric. "Dol Guldur ist nahe. Der Feind wird seine Festung zu verteidigen wissen."
"Wir haben doch jetzt die Werkzeuge, um sie zu belagern und die Mauern niederzureißen," wendete der Elb ein, den Irwyne zuerst verbunden hatte. "Ich habe gesehen, was Sarumans Maschinen mit den Palisaden und Wachtürmen der Orks gemacht haben."
"Die waren aus Holz und hastig errichtet. Wir hätten sie wahrscheinlich auch mit bloßen Händen niederreißen können," sagte Cyneric daraufhin.

"Kein Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Männer, was?" meinte ein dunkelhaariger Mann, der soeben hinzugetreten war. Er war einer der Belagerungsmeister, wie Cyneric nun klar wurde. Ein Diener Sarumans, schoss es ihm durch den Kopf.
"Es gibt keine Mauern oder Tore, die unsere Katapulte nicht knacken können. Ihr werdet es sehen, Freunde," sagte der Mann in freundschaftlichem Ton. "Wir werden den Orks innerhalb der Festung einfach so lange Felsen, Bolzen und Steine um die Ohren fliegen lassen, bis ganz Dol Guldur darunter begraben ist."
Einige der Anwesenden lachten. Cyneric blieb wachsam, und der Mann schien seinen Blick zu bemerken. "Immer noch Zweifel, hm? Na kommt, Meister Pferdefreund. Auch Ihr werdet uns noch danken. Wie wäre es, wenn ich Euch meine Mannschaft vorstelle? Vielleicht können sie Euch von unserem Können überzeugen. Sie sitzen gleich dort drüben am Feuer."

Cyneric folgte dem Mann hinüber zu einem nahgelegen Lagerfeuer, um welches drei der Belagerungsexperten saßen. Sie waren allesamt junge Männer, ungefähr im Alter von Cynerics Tochter.
"Grüße. Mein Name ist Cyneric, Cynegars Sohn," stellte er sich höflich vor, als er hinzutrat.
Der Anführer schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Nun denn, Freund Cyneric, das ist die Mannschaft von Katapult Typ II, Dienstnummer 2932. Der da links ist Will, und der Kleine in der Mitte heißt Greg. Sie arbeiten an der Spannungs- und Wurfmechanik. Und der Dritte heißt Fred. Er hilft mir beim Zielen und Ausrichten des Katapults. Und er bedient den Abschusshebel."

Cyneric wunderte sich. Bis auf den Anführer erweckten die Männer alle keinen besonders kriegserfahrenen Eindruck. Für ihn sahen sie mehr nach Bauern oder Laufburschen aus, wie sie es in Rohan vor dem Krieg ebenfalls viele gegeben hatte, bis der Notstand alle zum Kriegsdienst gezwungen hatte. Sie erinnerten ihn äußerlich ein bisschen an Dunländer, auch wenn ihre Kleidung und ihre Aussprache anders waren.

Fred erzählte ihm schließlich, dass sie aus dem Bree-land kamen, einem Gebiet nördlich von Dunland und Enedwaith, wohin sich auch viele Menschen aus Rohan vor dem Krieg geflüchtet hatten. Reicht Sarumans Einfluß also nun schon so weit? Sind womöglich jene, die vor den Schrecken im Osten flohen, in eine ebenso schlimme Situation im Norden geraten? Er konnte es nicht sagen, denn Fred mochte über die Gründe seines Hierseins nicht sprechen.

Einige Zeit lang blieb er noch am Feuer sitzen und unterhielt sich mit der Belagerungsmannschaft, bis er schließlich müde wurde und sich für die Nacht zurückog. Erschöpft durch die Anstrengungen des Tages fiel er schon bald in einen tiefen Schlaf.

Am folgenden Morgen brach das Heer auf Glorfindels Befehl früh auf. Eilig bauten die Elben und Menschen ihr Nachtlager ab und das Heer setzte sich in nordöstlicher Richtung in Bewegung. Heute würden sie den Rest des Weges zum Düsterwald zurücklegen, und in Reichweite Dol Guldurs kommen. Die Festung ragte vor ihnen auf, ein stumme Drohung gegen alle, die durch dieses Gebiet zu reisen wagten. Doch von Feinden sahen sie an diesem Tag nichts. Das Land ringsum schien den Atem anzuhalten, eine von hoher Spannung erfüllte Stille lag in der Luft. Alle spürten es, weshalb wenig gesprochen wurde während sich das Heer auf den Düsterwald zu bewegte.

Schließlich erreichten sie den Saum des Waldes, als die Mittagssonne auf dem höchsten Punkt ihrer Bahn stand. Hier nun begannen sie, ein vergleichbares Lager wie zuvor schon auf der Ebene von Celebrant aufzuschlagen, denn die Heerführer hatten vor, von hier aus ihren Angriff auf die Festung des Feindes vorzubereiten und sich mit den Truppen Sarumans, die den Fluß weiter im Norden überquert hatten, abzusprechen. Noch hatten sie keine Nachricht aus dem Norden erhalten, doch Erkenbrand entsandte einige Reiter am Waldrand entlang, um die Situation zu erkunden. Schon bald nun würden sie bereit sein, den Feind in Dol Guldur anzugreifen.
« Letzte Änderung: 9. Jul 2019, 07:57 von Fine »
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Waldrand, nahe Dol Guldur
« Antwort #4 am: 7. Nov 2015, 23:08 »
Eddy vom Ufer des Anduin

Keine Ruhe, keine Rast. Sie zogen weiter vom Anduin aus ins Landesinnere. In Feindesland, auf trockenen Ebenen und hatten nur ein Ziel: Dol Guldur.
Es war ein sehr warmer Sommernachmittag. Eddy hatte seine Feldflasche längst ausgetrunken und hoffte auf eine Pause, in der er Trinkwasser am mitgeführten Tank auffüllen konnte. Doch immer weiter zogen sie und Ed arbeitete hart. Er zog die Kriegsmaschenerie.

Erst am Abend hielten sie. Eddy schaute auf, etwas, dass er schon lange nicht mehr getan hatte, denn mehr als leere Ebenen hatte es nicht zu sehen gegeben. Erst jetzt sah er einen großen alten Wald vor sich. Erst wollte Eddy sich ihm nähern und unter seinem mächtigen Geäst ein wenig Schatten suchen, als ihm irgendetwas davon abhielt. Der Wald sah kränklich und vergiftet aus. Nicht wenige der alten Bäume wirkten abgestorben und jetzt, wo Eddy ihn genauer betrachtete, wollte er ihn keinesfalls betreten.
Vor dem Saum des Düsterwaldes schlug der große Trupp sein Lager auf. Eddy entspannte sich einen Moment, bis sein Meister Lucianus vor ihn trat. „Noch bei Kräften Breeländer?“, fragte der alte Gelehrte. Eddy schaute sich kurz um und bejahrte vorsichtig mit einem zögerlich, gekonnt gespielten Unterton, der erfragen ließ, was es noch zu tun gab. „Ein Belagerungsmeister soll mit einem Trupp zu einem südlicheren Lager reiten und einige Absprachen treffen. Eigentlich wäre es meine Aufgabe, aber meine Beine sind alt, mein Rücken krumm und ich bin müde“, erklärte Lucianus.
 
Kurz darauf wurde Eddy ein Pferd gegeben. Mit einigen grimmigen Kriegern versammelte er sich am Ausgang des entstehenden Lagers. Einen der Männer kannte Ed. Es war Helluin, der Hauptmann, dem er in Lothlorien begegnet war. Sie begrüßten sich kurz. Zu vielen Worten ließ sich Helluin jedoch nicht hinreißen. „Warten wir noch auf jemanden?“, fragte Eddy vorsichtig. „Ja“, kam die Antwort des Waldläufers, der mit einem Kopfdrehen zum Lagerzentrum deutete, „da kommt Er.“
Ed folgte dem Blick und sah einen Reiter auf einem schwarzen Pferd. Lange dunkle Haare hatte er und einen pechschwarzen Mantel trug dieser. Als der Mann näher kam erkannte Eddy sein altes, faltiges Gesicht und als er sie erreichte, verloren sie keine Zeit und brachen sogleich auf. Sie ritten in einigem Abstand am Saum des Waldes entlang. Zwei der Reiter trugen die Banner der weißen Hand, die Ed schon zur Genüge in den Reihen der Orks gesehen hatte.

„Wer ist der schwarze Mann“, fragte der unwissende Eddy den Dunadan Helluin und dieser antwortete: „Das ist Er, der Zauberer, dein und unser aller Herr und Anführer.“
Sollte man seinen Anführer nicht kennen als Soldat? Überlegte Eddy und stutzte daraufhin. Soldat? Bin ich das jetzt? Ein Krieger unter Tausenden, der diesem alten Mann dort folgt, obwohl dieser Einen noch nicht einmal kennt?
Dann dachte Ed über Helluins Worte nach und erinnerte sich an die Geschichten aus seinem Heimatdort Archet im Breeland. Von einem Zauberer ward dort berichtet worden, jedoch wurde er nie als Schwarz beschrieben. Grau war seine Farbe gewesen, aber sonst passten die Beschreibungen genau. Bis auf den Hut. Er hatte sich einen Zauberer immer mit Hut vorgestellt.

Die Dämmerung brach ein, aber zum Glück mussten sie nicht weit reiten, bis sie im südlichen Lager ankamen. Trotz der Dunkelheit der Nacht erschien Eddy dieses Lager wesentlich freundlicher und heller, als sein eigenes. Kurz überlegte er, woran es lag, bis ihm auffiel, dass es hier keine Orks gab. Menschen begegneten ihm viele und auch einige hochgewachsene Elben. Noch nicht viele des schönen Volkes hatte der Breeländer getroffen und es beruhigte sein Herz, das auch die Elben sich an diesem Kampf beteiligten.

Sie saßen ab und der schwarze Zauberer betrat ein großes Zelt. Eddy wurde von den Waldläufern der Eingang verwehrt. „Helluin“, rief Ed den Dunadan an, „warum sollte ich mitkommen, wenn ich nicht hinein darf?“ Es ärgerte Eddy, denn er war neugierig und hatte gehofft hier mehr über die Pläne der Kriegsführer und den anstehenden Angriff auf die Festung Dol Guldur zu erfahren.
„Du sollst dich mit den hier stationieren Belagerungsmeistern besprechen um den Angriff zu koordinieren“, erklärte Helluin stumpf. Ein alter Mensch aus dem Lande Rohan führte Eddy kurz darauf zu einer kleinen Gruppe Männer, die dicht beisammen um ein kleines Lagerfeuer saßen.
Ed schaute nicht schlecht, als er sie erkannte. Es waren die in südliche Richtung vorgegangen Belagerungsmeister. „Eddy“, rief sein Wegkamerade Fred ihm entgegen, der ihn ebenfalls erkannte. Noch lange erzählten sie davon, wie sie auf den verschiedenen Wegen den Anduin überquert hatten, aber schließlich wandten die Beiden und die anderen Männer sich nur einem Thema zu: Die Belagerung von Dol Guldur im Düsterwald.

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Krieg zieht herauf
« Antwort #5 am: 22. Nov 2015, 17:10 »
Im Lager ging seit kurzem das Gerücht um, dass Saruman aus dem Norden eingetroffen sei. Cyneric war nicht allzu glücklich darüber, er hatte gehofft, dass der Zauberer nach den Vorbereitungen auf der Ebene von Celebrant die Armee Glorfindels ihren eigenen Weg gehen lassen würde. Doch anscheinend wollte Saruman eine engere Zusammenarbeit der beiden Heere, als es den meisten Elben und Menschen lieb war. Er will, dass alles exakt nach seinen Vorstellungen abläuft, dachte Cyneric. Ich hab' kein gutes Gefühl bei der Sache.

Nach dem Ende seiner Wachschicht, die er vor Erkenbrands Zelt verbracht hatte, verbrachte er einige Zeit mit Irwyne, die den Heilern dabei half, Zelte und Unterstände für die Verletzten aufzubauen. Das Mädchen hatte inzwischen ihre frühere Zurückhaltung abgelegt und schien voller Energie für ihre neue Aufgabe zu sein. Cyneric war froh, dass es ihr gut ging. Zumindest für den Moment. Irwynes Fröhlichkeit trug einiges dazu bei, die düstere Stimmung die sich ihm seit der Überquerung des Anduins aufdrängte, in die Schranken zu weisen.

Auf dem Rückweg zu seiner Unterkunft traf er auf Fred, den breeländischen Belagerungsgehilfen, den er vor kurzem kennengelernt hatte. Freundlich begrüßten sie sich und tauschten einige Neuigkeiten aus, bis Fred ihn schließlich einlud, gemeinsam mit seinen Gefährten an ihrem Feuer das Abendessen zu sich zu nehmen, was Cyneric nach kurzem Zögern gerne annahm. Dort angekommen stellte er fest, dass sich die Gruppe um ein weiteres Mitglied vergrößert hatte, denn ein junger Mann mit dunklem Haar und kräftiger Statur war zu ihnen gestoßen seitdem Cyneric die Belagerungsmeister zuletzt gesehen hatte. Fred stellte den Neuankömmling als Eddy aus Archet vor und erklärte, dass er am vorherigen Tag als einer der Begleiter Sarumans eingetroffen war. Dabei sieht er auf den ersten Blick gar nicht aus wie ein treuer Diener der Weißen Hand, überlegte Cyneric. Er erinnert mich mehr an einen der jungen Burschen, die damals dem Ruf des Königs zum Ritt nach Gondor anschlossen.

Er wandte sich Eddy zu, und stellte sich vor. "Mein Name ist Cyneric, Cynegars Sohn. Ich bin ein Gardist der Königin Rohans und in Erkenbrands Diensten hier, des Herrn von Westfold und Isengard."
"Ich bin Ed", antwortete der Mann kurz und völlig überflüssigerweise.
"Haele, Ed," grüßte er in der Sprache der Mark. Einen Moment hielt er inne, dann brachte er zur Sprache, was er gerade dachte: "Verzeiht die Offenheit, doch auf mich wirken Ihr und Eure Gefährten nicht gerade wie... nun, sagen wir, Ihr habt nicht viel mit den Orks Sarumans gemein, oder nicht? Wie kommt es, dass Ihr dem Verr... dem Zauberer dennoch dient?"
"Mit den Orks?", wiederholte der junge Breeländer erschrocken, "nichts habe ich mit denen zu tun. Ich hasse sie." "Und trotzdem folgt ihr Saruman?", fragte Cyneric und schaute den Mann abschätzend an. "Saruman ist der Zauberer? Dann diente ich ihm bislang nicht bewusst. Ich kannte ihn bis vorhin überhaut nicht. Kennt Ihr den Zauberer besser?", antwortete Eddy sichtlich verunsichert.
"Oh, ich kenne ihn nur zu gut, Junge," gab Cyneric resigniert zurück. "Er ist ein Zauberer, das stimmt. Aber keiner von der freundlichen Sorte. Als ich noch jung war, bezeichnete er sich noch als Freund Rohans, doch vor einigen Jahren fing er an, offenen Krieg gegen die Riddermark zu führen," erzählte er Eddy, der ihm aufmerksam zuzuhören schien. "Seine Orks töteten den Sohn des Königs und brannten die Westfold nieder. In der Schlacht um Helms Klamm trugen wir schließlich den Sieg davon, und auch Isengard selbst wurde erstürmt. Doch Saruman der Verräter entkam."

Ohne es recht zu merken wechselte er zur vertraulichen Anrede, während er Eddy weiter berichtete. "Du hast doch bestimmt das Elbenreich Lothlórien gesehen, nicht wahr?" Eddy nickte zustimmend. "Dies ist Sarumans neuste Schandtat. Er vertrieb die Einwohner und machte den Goldenen Wald, Dwimordéne, zu einem Ort des Krieges. Und nun zieht er uns alle in seinen Krieg gegen Dol Guldur hinein."
"Ich kenne mich in deinen Landen des Südens kaum aus. Ich weiß nichts über die Städte und das Volk, aber in Lothlórien war ich tatsächlich", schloss Eddy und Cyneric sah ihm an, dass er über Saruman nachdachte.
Nach einer kurzen Pause fuhr Eddy fort: "Ich bin hier nur so reingestolpert, mir nichts dir nichts."
Cyneric blickte ihn verwundert an. "Heißt das, du bist nicht freiwillig hier?", überlegte er. "Passen würde es zu Saruman, mit List und Täuschung Menschen für seine Zwecke einzusetzen."
Ein Blick in die Gesichter der anderen Männer, die sich nahebei weiterhin über die bevorstehende Belagerung unterhielten zeigte ihm jedoch, dass anscheinend nicht jeder der Menschen unfreiwillig in der Armee des Zauberers diente.

In seinem Kopf verfestigte sich allmählich ein Gedanke und schließlich sagte er mit leiser Stimme zu Eddy: "Bist du auf deinem Weg nach Lothlórien auch durch das Dunland gereist? Stehen die Menschen dort weiterhin in Sarumans Diensten? Du musst wissen, sie sind alte Feinde meines Volkes, und hegen wenig Zuneigung für die Eorlingas."
Der Breeländer überlegte und antwortete schließlich: "Nein, durch Dunland bin ich glaube ich nicht gekommen. Aber ich kenne jemand von dort. Lugaid, ich traf ihn auf meiner Reise hierher. Er war freundlich zu mir und die Menschen aus Dunland sind doch auf unserer Seite und bekämpfen den gemeinsamen Feind. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie sich unserem Bündnis abschwören und euer Land angreifen in diesen schweren Zeiten."
Cyneric schloss für einen Moment die Augen. Er hatte dem Neuen wohl noch so einiges zu erzählen.
« Letzte Änderung: 13. Jan 2016, 16:36 von Fine »
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Waldrand, nahe Dol Guldur
« Antwort #6 am: 22. Nov 2015, 22:23 »
Eddy zitterte obwohl er nahe am Lagerfeuer saß. Es war auch weniger die Kühle der wolkenlosen Nacht, die ihn zusammengekauert dasitzen ließ, sondern vielmehr die Berichte des mysteriösen Rohirrim Cyneric. Ed ließ seinen Kopf in den Nacken fallen und verfolgte mit  seinem Blick den Rauch des Feuers, der dem sternenklaren Himmel in Richtung des düsteren Waldes entgegen zog.

Wenn Ed den Worten Cynerics glauben konnte, dann war vieles, an das er geglaubt hatte und für das er aus seiner Heimat Archet aufgebrochen war eine riesige Lüge und Täuschung.
Noch vor einem Tag war er so voller Tatendrang, so kampfbereit gewesen und wäre an Seite des großen Heeres von Saruman blind in eine Schlacht gerannt, mit dem festen Ziel etwas richtiges und gutes für die Menschheit zu tun.
Jetzt zögerte er. Eddy hatte noch immer nicht alles verstanden, was Cyneric ihm erzählt hatte und er wusste überhaupt nicht mehr, woran er glauben sollte. Er war verloren, Meilen um Meilen fort von seiner Heimat, die er nun am liebsten nie verlassen hätte. Er fühlte sich alleine, alleine im Blick des Feindes in seiner Festung im Düsterwald und eingequetscht zwischen zwei belagernden Kriegsheeren, die einander wesentlich weniger verstanden, als er geglaubt hatte.

"Ich will dich nicht erschrecken," sagte Cyneric plötzlich, und riss Eddy damit aus seinen Gedanken. "Es fühlt sich nur einfach... seltsam an, mit Menschen in den Krieg zu ziehen, von denen man weiß, dass sie mein Volk hassen." Er hielt einen Moment inne, wie um sich zu sammeln, und fuhr dann fort: "Das ist Sarumans Werk. Nun hat er sogar die Elben dazu gebracht, seinen Zwecken zu dienen, obwohl er erst wenige Monate zuvor einen Angriff auf ihre Heimat geführt hat. Ich weiß nicht, ob dies nicht alles Teil einer noch größeren Täuschung ist. Dies sind schwierige Zeiten."
"Schwere Zeiten", stimmte Eddy zu, "ich verstehe die Welt nicht mehr. Saruman scheint so viele Lügen in meiner Heimat verbreitet zu haben, dass ich überhaupt nicht mehr weiß, was noch wahr ist."
Ed dachte an sein kleines, gemütliches Dorf Archet. Seine Bewohner haben einen völlig verdrehten Blick auf die Welt. Die Menschen dort folgen den Schergen Sarumans um die "Verteidiger" ihres Landes zu unterstützen. Sie wissen nicht, wenn sie helfen oder welches Unheil sie verursachen. Sie sind nur froh, dass der Krieg fern ihrer Grenzen ist.

Cyneric blieb einen Moment still. Schließlich sagte er: "Erzähle mir von deiner Heimat, Eddy. Was leben dort für Leute? Stimmt es, dass sich dort auch viele Menschen aus Rohan und Gondor aufhalten, die vor dem Krieg geflüchtet sind?"
"In Archet hat kurz vor meinem Aufbruch eine Flüchtlingsfamilie aus einem Land namens Anórien ein leerstehendes Haus bezogen", erinnerte sich Eddy. "Die meisten Flüchtlinge werden jedoch abgewiesen", erkläre er traurig weiter, "Bree hat seine Grenzen komplett geschlossen und was nicht gut für Bree ist, dass ist auch nicht gut für uns, wurde immer gesagt. Schon möglich, dass auch viele aus Gondor und Rohan kamen, aber wohin sie gingen, nachdem wir sie abgewiesen haben, weiß ich nicht."
Ed hatte nie so recht über die Flüchtlinge nachgedacht; woher sie kamen und welche Qualen sie durchlebten. Jetzt, wo er darüber nachdachte, fragte er sich, ob er nicht hätte helfen können. Die Schergen des Zauberers Saruman hatten den Menschen im Breeland immer wieder erzählt, wie krank die Fremden waren und dass sie nicht hierher gehörten. Wie blind ich gewesen bin!

"Viele sind nach Norden gezogen, damals als die Horden Mordors die Riddermark überrannten," antwortete Cyneric. "Aber die Menschen Rohans haben sich gesammelt, und unsere Anführer haben uns zu neuem Widerstand ermutigt. Das ist der Grund, weshalb Rohan und Isengard nun wieder frei von den Dienern des Schattens sind. Doch nun haben wir dieses... Bündnis mit Saruman." Der Gardist verzog das Gesicht, und Eddy konnte deutlich sehen, wie sehr ihm die Angelegenheit missfiel.
"Warum habt Ihr denn ein Bündnis mit Saruman?", fragte Ed, denn er konnte sich nicht nach Cynerics Berichten vorstellen, warum sie sich mit ihrem damaligen Feind nun verbündet hatten.
"Das ist eine schwierige Frage, Eddy," antwortete sein Gegenüber und seufzte. "Nach dem Fall von Lórien hielten die Anführer der Elben, Menschen und Zwerge Rat in Aldburg, der Hauptstadt der Riddermark. Schließlich kam Saruman dazu, ein ungebetener Gast, dem aber dennoch Gehör geschenkt wurde - trotz all seiner Schandtaten. Im Krieg muss ein Heerführer manchmal Entscheidungen treffen, die nicht leicht sind, und ich schätze, diese ganze Angelegenheit ist eine davon."
"Und wie soll das Ganze weitergehen?", fragte Eddy nach. "Wird dieses Bündnis in Zukunft aufgehoben und sich wieder bekriegt?", fügte er noch fragend hinzu und überlegte zugleich, ob die Welt nicht irgendwann einmal genug vom Krieg haben wird.

Cyneric antwortete nicht sofort, sondern bedachte Eddy mit einem Blick, den der junge Breeländer nicht genau zu deuten wusste. Hab' ich was Falsches gesagt?
Doch da blickte der Gardist zur Seite und sagte leise: "Ich weiß es nicht, Ed. Ich bin nur ein einfacher Mann, der seine Familie vor Jahren schon verloren hat. Und mit ihr verlor ich fast alles, was mich ausmachte. Meine Fröhlichkeit. Meinen Mut. Meinen Charakter." Er machte eine Pause, und schaute Eddy genau in die Augen. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit leuchteten darin auf. "Der Krieg ist alles, was mir geblieben ist," fügte Cyneric leise hinzu.
Eddy wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Zum Glück verabschiedeten sich in diesem Moment viele der Männer zum Schlafengehen von der anderen Seite des Lagerfeuers. Fred und weitere Männer schlossen sich an, bis Eddy und Cyneric alleine waren. Einer der Belagerungsmeister rief ihnen noch zu: "Macht nicht mehr so lange! Vielleicht ziehen wir schon morgen gegen Dol Guldur!" Danach war es totenstill in dunkler Nacht, die nur durch das inzwischen weit herunter gebrannte Feuer erleuchtet wurde.
Eddy überlegte, was er zu diesem Mann sagen könnte. Für ihn war der Krieg etwas komplett Neues, aber für Cyneric schien es etwas allgegenwärtiges zu sein. Etwas, dass ihm eine Aufgabe gab, eine Daseinsberechtigung.
"Cyneric", begann Eddy zögerlich, "kann es nicht sein, dass auch deine Familie, deine Tochter, aus deiner Heimat geflohen ist? Vielleicht hat sie sich nach Norden, vielleicht sogar ins Breeland, durchgeschlagen?"
"Ich fand keine Spur von ihr, als ich aus dem Krieg in Gondor zurückkehrte," erklärte der Gardist. "Ich... ich habe mir nie wirklich gestattet, daran zu glauben, dass sie es vielleicht nach Norden geschafft hat. Aber... also... sollte sie wirklich in Eriador sein, würde sie auffallen. Sie hatte eine... nun, sagen wir einzigartige Persönlichkeit," fügte er mit einem Gesichtsausdruck hinzu, der schon fast einem Schmunzeln nahe kam. "Dir ist nicht zufällig ein recht aufgewecktes blondes Mädchen mit Vorliebe für schlechte Witze begegnet, als du noch in Eriador warst?"
Eddy überlegte kurz und verneinte dann. Es tat ihm zwar leid, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er seine Tochter gesehen haben könnte war ja ohnehin gering.
"Ich hatte es auch nicht erwartet," sagte Cyneric. "Nach all den Jahren..." Er verstummte und richtete seinen Blick zum nahen Waldrand. "Bist du bereit für das, was kommen wird? Bist du bereit für den echten Krieg?"
Ed schluckte. "Wie könnte ich?", antwortete Eddy schließlich. Vielleicht wäre er bereit gewesen, aber jetzt, jetzt wo er all diese schrecklichen Dinge über seinen Anführer den Zauberer gehört hatte, war er keinesfalls bereit. Er wollte nicht in diesen Krieg ziehen, wollte er ohnehin nie. Aber ihm war inzwischen klar, dass er hier nicht mehr so einfach wieder herauskommen würde. "Was erwartet mich in diesem düsterem Wald?", fragte Eddy den Rohirrim.
"Das kann niemand mit Sicherheit sagen," antwortete dieser. "Der Düsterwald ist ein übler Ort, so viel steht fest. Doch einst haben Elben dort gewohnt, und Saruman hat ihrem König versprochen, nach dem Sieg bei Dol Guldur ihnen den Wald zurückzugeben."
Ed gähnte, nicht bewusst, aber auch nicht sonderlich unauffällig. Cyneric schien es sofort aufzufallen, denn der Mann stand auf und streckte sich. "Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, schlafen zu gehen. Morgen wird bestimmt kein einfacher Tag werden..."

Da stoppte Eddy aber in seinen Bewegungen, denn ihm viel auf, dass er gar nicht wusste, wo er schlafen konnte. Die Dúnedain hatte er nicht mehr wiedergesehen und auch sonst kannte er niemanden der ihm helfen könnte. Cyneric war aufmerksam und wusste gut über die Zustände im Lager bescheid. Der Rohirrim führte Ed zu den Zelten der Feldmediziner, wo noch einige Feldbetten frei waren, da es zum Glück derzeit noch nicht viele Verwundete gab.
Ed dankte Cyneric und wünschte ihm eine gute Nacht, danach legte er sich in das Bett. Noch lange lag er mit offenen Augen dar und dachte nach, bis ihn schließlich die Müdigkeit übermannte.

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Verrat!
« Antwort #7 am: 16. Dez 2015, 09:37 »
Auf dem Rückweg von den Zelten der Heiler (und nachdem er nach Irwyne gesehen hatte, die bereits fest schlief) begegneten Cyneric nur noch wenige Menschen und Elben, denn es war spät geworden. Das Lager war gut bewacht, wie er festgestellt hatte. Es war mit aufmerksamen Posten umgeben, die sich aus berittenen Rohirrim die in unregelmäßigen Abständen um die Zelte patroullierten, und scharfsichtigen Düsterwald-Elben zusammensetzten, die auch nachts sehr gut sehen konnten. Cynerics Gedanken waren jedoch bei den Ereignissen des vergangenen Abends. Dieser Eddy scheint eigentlich ein freundlicher junger Mensch zu sein, dachte er. Und dennoch hat es Saruman geschafft, ihn für seine eigenen Zwecke zu benutzen. Wir müssen mehr darüber herausfinden wie er das geschafft hat, wenn wir den Verräter eines Tages aufhalten wollen. Er war sich sicher, dass das Bündnis Sarumans mit den Freien Völkern nicht ewig halten würde, auch wenn der Elbenkönig Thranduil anderer Meinung zu sein schien. Und wenn dieser Tag kommen würde mussten sie bereit sein.
In seinem Zelt angekommen legte er sich hin und fiel er ziemlich schnell in einen tiefen Schlaf.

Im Traum fand er sich in seinem alten Haus im Dorf Hochborn wieder, das von der sinkenden Sonne des frühen Abends in rötliches Licht getaucht wurde. Über dem Hargtal schien eine wachsame Stille zu liegen, was Cyneric ein Gefühl tiefer Ruhe vermittelte. Er hörte seine Frau und seine Tochter im Raum nebenan reden und ging hinüber, um sie in die Arme zu schließen. Eine schiere Ewigkeit verging - oder war es nur eine Minute gewesen? Er konnte es nicht sagen. Schließlich rührte sich seine Tochter - Déorwyn - und sagte: "Es riecht hier irgendwie verbrannt." Cyneric blickte auf und erschrak. Das gesamte Haus stand mit einem Mal in Flammen, die grelles, rotes Flackerlicht über die Wände tanzen ließen. Bevor er reagieren konnte stürzte ein Teil des Daches ein und trennte ihn von seiner Familie, die nun hinter hölzernen Trümmern gefangen waren. Verzweifelt versuchte er, sie zu befreien, doch das Feuer kam immer näher und schloss ihn ein...

Er fuhr hoch und fand einen Teil seines Traumes wahr geworden vor. Flammen leckten über die hintere Seite seines Zeltes und ein fackeltragender Ork machte sich gerade daran, das nächste Zelt in der Reihe neben seinem in Brand zu stecken. Schnell griff sich Cyneric sein Schwert welches neben ihm am Boden lag, um den Feind von hinten zu erstechen, als dieser mit einem Mal stürzte. Aus seinem Kopf ragte ein grün gefiederter Elbenpfeil, von einem der Wachposten abgefeuert. Während Cyneric eilig seine Rüstung und seinen Schild anlegte erklangen mehrere elbische und rohirrische Hörner, die einen feindlichen Überfall meldeten. Er rüttelte seinen Kameraden wach, mit dem er das Zelt teilte und löschte mit einer schweren Decke den kleinen Brand den der Ork gelegt hatte. Ein Blick hinüber zum Waldrand im Norden zeigte ihm, dass dort noch viele weitere Orks unterwegs waren die in Kämpfe mit den Nachtwachen verwickelt waren, und der Lärm wurde immer lauter. Gemeinsam mit einigen weiteren Rohirrim eilte er darauf zu und stürzte sich in die Schlacht.

Ein johlender Ork in dunkler Rüstung sprang ihm entgegen. Cyneric machte einen Schritt zur Seite und stieß seinem Gegner die Klinge in den ungeschützten Hals. Schwarzes Orkblut spritzte aus der Wunde hervor als der Ork fiel. Schnell zog er das Schwert heraus und parierte den Axthieb seines nächsten Feindes. Einer der Reiter fegte den Ork mit seiner Lanze im Vorbeiritt zu Boden und Cyneric musste ihm nur noch den Todesstoß versetzen. Im darauffolgenden Gefecht legte er sich mit drei Gegnern gleichzeitig an und bezahlte seine Kühnheit mit einem tiefen Schnitt am rechten Arm, wodurch er sein Schwert verlor. Schritt um Schritt wurde er zurückgedrängt, die Hiebe der Orks mit seinem Schild abwehrend, bis zwei Feinde durch elbische Bogenschützen getötet wurden. Dem dritten rammte er den Schild ins Gesicht und entriss ihm die rostige Waffe, um sie dem Ork durch den Oberkörper zu stoßen. Mit schwerem Atem blieb er einen Moment stehen.

Weiter vorne kämpfte ein hochelbischer Krieger in silberner Rüstung gegen zwei weitere Orks, die seiner meisterlich geführten Klinge wenig entgegenzusetzen hatten. Als Cyneric den Elben erreicht hatte, schlug dieser gerade seinem letzten Gegner in einer geschwungenen Bewegung den Kopf ab. Der Ork ließ das Banner fallen, doch sein Bezwinger fing es auf und hielt es ins Licht. Einer der Reiter war zu ihnen getreten und trug eine Helligkeit spendende Fackel, die nun das Banner erhellte. Als sie sahen, was auf dessen schwarzen Stoff aufgemalt war, blieben sie alle einen Moment still. "Wir hätten es wissen müssen," sagte der Reiter schließlich. "Seine Worte führten uns erneut in die Irre," fügte der Elbenkrieger hinzu. Cyneric wusste nicht, was er dazu sagen sollte, denn eine Mischung aus Wut und Verzweiflung überkam ihn.
Inmitten des Banners prangte die Weiße Hand von Isengard. Saruman hat uns erneut verraten, dachte er verbittert, als er sich wieder dem Kampf zuwandte...
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Waldrand, nahe Dol Guldur
« Antwort #8 am: 21. Dez 2015, 12:24 »
„Schützt die Verwundeten!“, rief eine panische Stimme, die Eddy aus dem Schlaf riss. Die Plane des Zelteinganges wurde zurückgeworfen und ein leuchtend hellroter Lichtschein fiel in das Zelt.
„Ich bin nicht verletzt“, rief Eddy zur Antwort, der nur aus Platzgründen in den Betten für Verwundete geschlafen hatte, „ ich kann alleine aufstehen. Was ist denn los?“
Eine Antwort erhielt Eddy nicht. Er schwang sich aus dem Bett, zog sich das Nötigste über und verließ mit seinem Schwert die Unterkunft. Lange konnte Ed nicht geschlafen haben. Es war noch immer mitten in der Nacht, doch das Lager wurde hell erleuchtet. Das nahebeistehende Zelt brannte lichterloh und auch in einiger Entfernung sah der Breeländer größere Feuerscheine.
„Helft die Feuer zu löschen“, rief ihm ein Mädchen zu, das nur ein paar Jahre jünger als er sein konnte. Viele der bereits Erwachten hatten schon angefangen mit Wasser aus Eimern das Feuer zu bekämpften oder mit langen Holzbrettern die brennenden Zelte zu Boden zu reißen, damit sich das Feuer nicht weiter ausbreiten konnte.
„Was ist hier überhaupt los?“, fragte Eddy. Eine Antwort erhielt er erst, als er an einer annähernden Wasserstelle einen Eimer befüllte. „Das sind Orks Sarumans! Sie greifen uns an!“, rief ein Rohirrim auf seinem Pferd. Und tatsächlich näherte sich in dieser Sekunde eine ganze Gruppe Orks der Wasserstelle. Nicht wenige der düsteren Geschöpfe trugen Fackeln mit sich, mit denen sie wohl auch die Feuer gelegt hatten.
„Das sind nicht meine Orks“, warnte eine tiefe Stimme. Saruman und einige begleitende Dunedain betraten den Platz und stellten sich schützend vor Eddy und die Männer und Frauen, die noch immer eimerweise Wasser holten. „Lasst euch nicht täuschen von den Verkleidungen der Orks! Sie sind aus Dol Guldur, von Sauron geschickt. Glaubt mir; sie tragen die Banner und Zeichen der Weißen Hand nur um Zwietracht zwischen uns zu treiben.“ Mit diesen Worten trat der dunkle Istar den Orks noch einige Schritte entgegen. Seinen Stab ausrichtend und Worte der Macht murmelnd, wischte Saruman die Weiße Hand auf den Rüstungen der Orks davon und ließ die Banner in Asche zerfallen. Mit einem Schwenk des Stabes wurden die ersten drei Orks von den Beinen gerissen und alle Fackeln gelöscht.
Die Dunedain zögerten nicht lange und erschlugen viele der Orks. Die restlichen zogen sich schnell zurück.
„Verbreitet die Nachricht, dass die Orks nicht von Saruman sondern von Sauron aus Dol Guldur geschickt wurden“, sprach der Zauberer zu dem Reiter aus Rohan, der sogleich davon ritt. Die Dunedain und Saruman nahmen die Verfolgung der Orkgruppe auf.
Ed half weiter bei den Löscharbeiten, während er überlegte was überhaupt passiert war: Nach den Worten Sarumans, denen man wie Cyneric sagte sowieso nicht glauben durfte, hatte Sauron den Orks aus Dol Guldur befohlen einen nächtlichen Ausfall zu starten und im Lager der Menschen und Elben Feuer zu legen. Dadurch, dass die Orks das Zeichen der Weißen Hand trugen, sollten die Menschen und Elben glauben, dass Saruman für den Angriff verantwortlich sei und somit ihr Bündnis verriet.

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Varakhôrs List
« Antwort #9 am: 3. Jan 2016, 01:34 »
Cyneric zog das Schwert aus der Kehle des Orks, mit dem er gerade gekämpft hatte, und sein Gegner brach tot vor ihm zusammen. Noch immer tobte das Gefecht um ihn herum, doch inzwischen begannen die verbliebenen Streitkräfte Dol Guldurs den Rückzug in den Schutz der dunklen Bäume anzutreten, wo ihnen die flinken Reiter Rohans weniger gut folgen konnten.
"Der Angriff ist zurückgeschlagen!" rief der Elbenkrieger, der einige Zeit an seiner Seite gekämpft hatte und reckte siegessicher eine Faust zum Himmel. Rings um sie herum kamen die Kämpfe zum Erliegen und eine letzte Pfeilsalve rauschte ihnen um die Ohren als sie einige der fliehenden Orks fällte. Schließlich erklang ein lauter Hornstoß von der Mitte des Heerlagers her. Erkenbrands Horn, dachte Cyneric und eilte so schnell er konnte darauf zu.

Die Heerführer die aus Aldburg gekommen waren hatten sich an Erkenbrands Zelt eingefunden, doch als Cyneric eintraf schienen sie noch nicht miteinander gesprochen zu haben. Er sah viele betretene Gesichtsausdrücke bei den Männern und Frauen in dr Nähe. "Wie schlimm ist es?" fragte Elfhelm schließlich. "Nicht so schlimm, wie der Feind gehofft hatte, doch schlimmer als wir es uns leisten können," antwortete Glorfindel niedergeschlagen. "Sie haben uns gründlich überrascht und wie Kinder sind wir auf ihre List hereingefallen. Sicherlich steckt der feindliche Heerführer, der Mornadan Varakhôr dahinter."
"Das denke ich ebenfalls," sagte Saruman, der gerade hinzu getreten war. "Sein Plan war gut - denn nur wenig Vertrauen bestand hier im Lager zu dem Bündnis mit meinen Orks. Ich musste selbst eingreifen, um den Schaden in Grenzen zu halten und die Täuschung aufzuheben."

Cyneric hatte auf dem Weg zu Erkenbrands Zelt das Gerede gehört. Die Männer hatten gesehen, wie Saruman den feindlichen Täuschungszauber gebrochen hatte und mit seiner Macht gegen die feindlichen Orks vorgegangen war. Die Stimme des Zaubereres hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
"Wir müssen nun umso vorsichtiger vorgehen, jetzt da wir wissen, wie gefährlich der feindliche Kommandant ist," sagte Erkenbrand. "Die Wachen müssten aufmerksamer sein. Außerdem sollte ihre Zahl verdoppelt werden," schlug Thranduil vor. "Einen weiteren nächtlichen Überfall können wir uns nicht leisten."
"Lasst äußerste Vorsicht walten," fügte Saruman hinzu. "Bewacht das Lager und geht nicht weiter in den Wald hinein. Ich werde einige Vorkehrungen treffen, die unseren Marsch auf die Festung Saurons vereinfachen werden. Wartet auf mein Zeichen zum Aufbruch." Mit diesen Worten drehte sich der Zauberer um und verschwand mitsamt seinen Dúnedain-Begleitern in Richtung Norden.

Die Heerführer beratschlagten sich noch eine Weile über den Zustand des Lagers und die Verwundeteten, die es in dieser Nacht gegeben hatte. Schließlich wurde beschlossen, dass jene, bei deinen keine Hoffnung auf allzu baldige Heilung bestand, mit einer kleinen Gruppe nach Aldburg zurück geschickt werden sollten, da sie nicht alle in Zelten unterbringen konnten. Zu viel Schaden hatten die Fackeln der Orks angerichtet, und Platz wurde knapp im Lager. An einen baldigen Aufbruch des Heeres war vorerst nicht zu denken.

Cyneric blieb wach, denn die Sonne ging bereits auf. Er fand Irwyne bei den Zelten der Heiler, wo sie gemeinsam mit vielen anderen Helfern beim Wiederaufbau eines eingestürzten hölzernen Unterstandes half. Kaum hatte das Mädchen ihn erblickt rannte sie mit einem teils besorgten, teils erleichterten Gesichtsausdruck auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. "Cyneric! Du bist verletzt," sagte sie mit Blick auf den Schnitt an seinem Arm. "Nur ein Kratzer," antwortete er leichthin, ließ jedoch zu, dass sie die Wunde reinigte und verband. "Du solltest mal den anderen sehen. Der hat seinen Kopf verloren!"
Irwyne schien nicht zu Scherzen aufgelegt zu sein. "Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich hörte, dass wir angegriffen werden," erklärte sie. "Hast du gut gekämpft und viele Orks erschlagen?" "Ein paar habe ich erwischt." Irwyne nickte zufrieden. "Je weniger es von ihnen gibt, umso besser."

Sie verbrachten den Vormittag bei den Heilern und halfen, wo sie konnte. Langsam erholte sich das Heerlager vom nächtlichen Überfall, und es kehrte wieder eine Art von Routine ein. Cyneric sah Eddy nicht wieder, doch Irwyne erzählte ihm, dass der junge Breeländer den nächtlichen Angriff unbeschadet überstanden hatte. Das ist gut, dachte er. Er war ein interessanter Gesprächspartner. Auf eine Art freute er sich, sich vielleicht bald wieder mit Eddy zu unterhalten.
 Schließlich kam der Mittag und er machte sich auf den Weg, für sich und Irwyne etwas zu Essen zu suchen.
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Waldrand, nahe Dol Guldur
« Antwort #10 am: 9. Jan 2016, 19:04 »
„Wir werden in Kürze aufbrechen“, informierte der düstere Waldläufer Helluin. Eddy wusste, er würde nicht mehr viel Zeit haben. Er nickte Helluin verstehend zu, packte seinen großen Beutel und verließ den Dunadan um weitere Vorkehrungen zu treffen. Ed würde nicht zurück in das Orklager gehen. Niemals. Wenn der Rohirrim Cyneric recht behielt, dann war Saruman genauso der Feind, wie die Orks in der Festung Dol  Guldur.

Eddy befand sich grade außer Sichtweite der Dunedain, als eine alte Frau mit langem schwarzem Haar auf ihn zu kam. Er konnte es sich eigentlich nicht leisten aufgehalten zu werden, aber die Frau packte seine Hand und sprach ihn an. Sie stellte sich als Elea vor und wollte über Helluin reden. Eddy versuchte auszuweichen: „Ich kenne ihn kaum. Ich kann nicht helfen.“ Aber die Frau wirklich sichtlich verzweifelt und obwohl Ed selbst viele Probleme hatte, konnte er sie nicht einfach stehen lassen.
„Du wirst doch mit ihm ins andere Lager reiten“, sprach Elea, „bitte passe auf Helluin auf. Ich sehe, dass ihr keiner dieser von Saruman verzauberten Krieger seid. Behaltet meinen Sohn im Auge.“
Das ist jetzt wirklich der schlechteste Zeitpunkt überhaupt, ärgerte sich Eddy und ließ dabei unbeabsichtigt seinen Beutel zu Boden fallen. Er öffnete sich und Elea sah eine Vielzahl an Lebensmittelvorräte, die sich Eddy den ganzen Morgen zusammengesammelt hatte. Die Frau blickte Eddy scharf an: „Ihr werdet nicht ins Orklager gehen, nicht wahr? Ihr werdet fliehen!“ Erschreckt packte Eddy den Beutel und wandte sich ab.
Natürlich hatte sie recht. Er wollte fliehen, entkommen aus dieser gespenstigen Region voller Krieg und Verrat, Ork und Zauberern.
„Wartet!“, rief Elea ihm nach, „nehmt mich mit. Hier kann ich nichts mehr für meinen Sohn tun. Ich muss ihn auf anderen Wegen retten. Und sagt mir nicht, ihr wollt euch ganz alleine in eure Heimat zurückschlagen. Wisst ihr überhaupt, in welche Richtung ihr gehen müsst. Habt ihr Erfahrung in der Wildnis? Ihr könntet meine Hilfe durchaus gebrauchen.“ Eddy wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Natürlich war sein Fluchtplan nicht besonders ausgefeilt, schließlich hatte er ihn erst heute Morgen gefasst, nachdem er noch einmal über Sarumans Lügen und den anstehenden Kampf zwischen Fronten, die er nicht verstand, nachgedacht hatte. Eddy war sich unsicher, ob Elea wirklich eine Unterstützung wäre, schließlich war sie alt und wirkte schwach. Schließlich entschloss er es dennoch zu versuchen. Beide sammelten weitere Vorräte und Ausrüstungen zusammen und versuchten dabei den Dunedain und Saruman aus dem Wege zu gehen. Als letztes entführten die Beiden zwei Pferde der Diener Sarumans und verließen das Lager der vereinten Krieger aus Elben und Menschen in südwestlicher Richtung.


Eddy und Elea Richtung Ebene des Celebrant


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Die Nachtwache
« Antwort #11 am: 13. Jan 2016, 09:46 »
Am zweiten Tag nach dem nächtlichen Überfall war das Heer noch immer nicht weitergezogen. Cyneric vermutete, dass bei den Heerführern noch keine Nachrichten von Saruman eingetroffen waren. Vielleicht gibt es im Lager der Weißen Hand irgendwelche Probleme, überlegte er. Er traf am Treffpunkt in der Mitte des Lagers ein, wo Irwyne und ihr elbischer Freund Antien bereits auf ihn warteten. Es gab heißen Eintopf, der erstaunlich gut schmeckte.
"Hast du das gekocht, Antien?" fragte Irwyne mit vollem Mund.
"Ich habe es gewürzt," gab dieser schmunzelnd zurück.
"Ihr versteht offensichtlich etwas davon," lobte Cyneric. In seinem Bauch breitete sich ein warmes, wohliges Gefühl, das ihn die Strapazen des Feldzugs vergessen ließ. Den Soldaten in der Nähe schien es ähnlich zu gehen, stellte er fest als er sich umblickte. Gutes Essen hebt wahrlich die Kampfesmoral, dachte er. Rings um sie herum wurde gescherzt und gelacht und sowohl Rohirrim als auch Elben erholten sich vom Schrecken des Düsterwalds und der vergangenen Gefechte. Die zu schwer Verwundeten waren am Morgen zurück nach Aldburg aufgebrochen und von einem Trupp der schnellsten Reiter begleitet worden, die so bald wie möglich zurückkehren und auf dem Weg die Lage erkunden sollten. "Sonst mag es passieren, dass sich ein Feind in unseren Rücken begibt und uns hinterrücks überfällt," hatte Glorfindel dazu gesagt. Cyneric hatte inzwischen großen Respekt vor dem Elbenherrn, der zeigte dass er ein erfahrener Heerführer war.

Gegen Ende des Mittagsessens brach die Sonne schließlich durch die Wolkendecke und ließ sie spüren, dass es Hochsommer war. Selbst hier, an der Grenze zum Norden Mittelerdes wurde es nun warm. Aufgeheitert durch das gute Essen entstand eine durchweg positive Stimmung im Lager. Wohin er auch blickte konnte Cyneric zufriedene Gesichter erblicken als er Irwyne zurück zu den Heilern begleitete - doch es gab auch einige, deren Stimmung nicht umgeschlagen hatte. Es waren jene, die seit dem Beginn des Feldzugs Freunde und Verwandte im Kampf verloren hatten. Cyneric kannte das Gefühl des Verlusts nur allzu gut. Es lässt einen alles durch einen Schleier der Hoffnungslosigkeit sehen und macht die Welt ein Stück grauer, farbloser, trauriger. Er überließ Irwyne ihren Aufgaben und machte sich auf den Weg zu den provisorischen Ställen, um nach Rynescéad zu sehen.
Der Hengst schnaubte freudig als er Cyneric sah. "Für dich gibt es hier nur wenig zu tun, mein Freund. Komm, lass' mir dir ein wenig Bewegung verschaffen," sagte er. Der Hengst schlug mit dem Schweif und sagte nichts. Kurz darauf ritt Cyneric los.

Er ließ Rynescéad seinen eigenen Weg suchen, der ihn einige Zeit lang nach Süden und schließlich in einem Bogen nach Osten wieder zurück zum Heerlager trug. Das Land zwischen Düsterwald, Anduin und den Braunen Landen war leer und still. Ihm kam es vor als läge eine wachsame Stille darüber. Ich weiß nicht, ob wir Erfolg haben werden, dachte er. All diese mächtigen Helden des Westens haben sich versammelt und der Weiße Zauberer sucht den Schatten mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Und dennoch... Er ordnete seine Gedanken und stellte fest, dass er noch nicht wirklich an einen Sieg in diesem Feldzug glauben konnte. Die Festung Saurons kam ihm zu stark und ihr Feind ihm zu übermächtig vor. Doch gerade Saruman - Saruman, dem nur wenige im Heer der freien Völkern wirklich trauten - war es, der ihn von der Verzweiflung abhielt. Der Weiße Zauberer ist listenreich, hat es immer geheißen. Wer weiß, womit er unsere Feind überraschen wird. Ich hoffe, es wird kein böses Erwachen für uns geben, sollte Dol Guldur in seine Hände fallen.

Er kehrte zum Lager zurück und ließ Rynescéad an den Unterständen der Reittiere zurück. Er war heute zur Nachtwache eingeteilt, doch noch hatte es nicht begonnen zu dämmern. Cyneric vertrieb sich die Zeit bis zum Abendessen damit, seine Waffen instand zu halten. Das Schwert schliff er und den Schild beulte er dort aus, wo eine Ork-Keule einen Abdruck hinterlassen hatte. Später beim Abendessen sah er weder Irwyne noch Eddy. Wahrscheinlich haben sie mit ihren eigenen Aufgaben zu tun, dachte er. Das Brot das ausgeteilt wurde begann bereits so langsam trocken zu werden, den verbesserten Lagerungsmethoden der Elben zum Trotz. Bald würde ihre Wegzehrung weniger abwechslungsreich werden. Und nicht nur deswegen wird die Moral der Krieger wieder sinken, befürchtete er.

Die Nachtwache begann. Er saß an einem der Wachfeuer am Rand des Waldes und leistete zwei Elben und einem Mann aus Rohan Gesellschaft. Ihre Namen waren Calachír aus Imladris, Angvagor aus dem Waldlandreich und Cúthred aus der Westfold. Calachír erkannte er als den Elbenkrieger wieder an dessen Seite er während dem nächtlichen Überfall der Orks einige Zeit lang gekämpft hatte. "Der Zauber Sarumans war gut," sagte dieser gerade, denn sie sprachen über das vergangene Gefecht. "Die Täuschung unserer Feinde wurde augenblicklich aufgehoben und er selbst schleuderte einige der Orks fort. Es ist gut, ihn wieder auf unserer Seite zu haben."
"Saruman kann man nicht trauen," warf Cúthred ein, der einer der wenigen Reiter des Heeres war. Sein Ross stand in der Nähe des Lagerfeuers und blickte ab und zu zu ihnen herüber. "Er hat die Eorlingas schon einmal getäuscht. Wir lassen nicht zu, dass sich das wiederholt! Wir sollten vorsichtig mit ihm und seinen Absichten umgehen. Dieser Angriff auf die feindliche Festung dient nur seinen eigenen Zwecken."
"Ihr liegt falsch, mein Freund," sagte Angvagor ruhig, dessen dunkelgrüne Kapuze einen Schatten über den oberen Teil seines Gesichts warf. "Saruman hilft uns Elben des Waldlandreichs beim Kampf um den Grünwald. Würdet ihr Rohirrim nicht auch jede Gelegenheit ergreifen, die sich bietet, wenn eure Heimat von Feinden besetzt wäre?"
Cyneric errinerte sich. Gerade einmal ein Jahr war es her, dass Rohan vom Schatten Mordors befreit worden war. Er konnte gut verstehen, wie sich die Elben des Waldlandreiches beim Betreten des Düsterwalds gefühlt haben mussten.

Das Gespräch ging noch einige Zeit weiter ohne dass Cyneric sich groß beteiligte. Er hoffte, dass die Nacht schnell und ohne besondere Vorkommnisse vergehen würde.
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Die Finsternis des Düsterwalds
« Antwort #12 am: 13. Jan 2016, 13:29 »
"Cyneric," sagte eine Stimme dicht neben seinem Ohr und er fuhr hoch. Verdammt, schoss es ihm durch den Kopf. Ich muss wohl eingenickt sein. Soviel zu einer aufmerksamen Wachschicht! Es schien kurz vor Sonnenaufgang zu sein.
Eine Hand packte ihn an der Schulter und zog daran. Rasch blickte er sich um. Seine Kameraden, die am Feuer gesessen hatten, waren verschwunden. Er drehte den Kopf und blickte in ein hübsches Gesicht, das von sandblonden Haarsträhnen eingerahmt war. Die Elbin trug eine ähnliche Kapuze wie der Düsterwaldkrieger Anvagor. Und sie schien keine Zeit verschwenden zu wollen.
"Komm mit mir, Cyneric. Mach schnell!" sagte sie und erhob sich aus der Hocke, ihn mit sich ziehend. Sie war überraschend stark. Die Elbin ergriff seinen Arm und bewegte sich auf den nahen Waldrand zu. Seine Müdigkeit abschüttelnd folgte er ihr.

Tausend Fragen stiegen in ihm auf. Wer sie war, was sie von ihm wollte. Woher sie meinen Namen kennt. Er machte den Mund auf, doch die Schwärze der Nacht schien seine Stimme zu verschlucken. Es war sehr finster unter den Bäumen, die einer nach dem anderen an ihnen vorbeizogen. Jetzt versteh' ich, wieso er Düsterwald genannt wird, dachte er. Er konnte kaum die Hand vor Augen erkennen und die Silhouette der Elbin vor ihm begann in der Finsternis zu verblassen. Ich bin zu alt für das hier, seufzte er innerlich und beschleunigte seine Schritte.

Weiter und weiter ging es, ohne dass ein Wort gesprochen wurde. Baumstamm um Baumstamm ließen sie hinter sich, tiefer und tiefer in den Düsterwald hinein. Nur ein einziges Mal hielt die Elbin an um sich hastig umzublicken. "Was ist lo..." setzte er an, doch sie legte ihm flink einen Finger auf den Mund. "Schsch," machte sie und deutete nach vorne. Cyneric kniff die Augen zusammen und blickte in die Richtung, die sie angegeben hatte. Er bildete sich ein, von dort einen leichten Lichtschein durch die Schatten schimmern zu sehen. Die Elbin setzte sich wieder in Bewegung und er folgte ihr. Als sie näher kamen wurde sie langsamer und begann, sich vorsichtiger und vor allem leiser zu bewegen. Cyneric erkannte nun, dass da tatsächlich ein Licht vor ihnen war, das heller wurde je näher sie kamen. Immer mehr konnte er seine Umgebung erkennen und begann, nur an die Stellen zu treten, an die die Elbin vor ihm getreten war. So bewegten sie sich nahezu geräuschlos auf ihr Ziel zu.

Vor ihnen kam eine Lichtung in Sicht. Die Elbin hob eine zur Faust geballte Hand und sie hielten an. Im Schatten der Bäume verborgen blicken sie auf das Licht, das von mehreren Fackeln stammte. Cyneric blinzelte. Nach der langen Zeit der Dunkelheit war selbst dieses geringe Licht schmerzhaft für seine Augen. Wie lange sind wir unterwegs gewesen? Er konnte es nicht sagen.
Endlich konnte er mehr erkennen. In der Mitte der Lichtung knieten mehrere, in schmutzige Lumpen und zerrissene Gewänder gekleidete Menschen. Es waren ungefähr ein Dutzend Männer und Frauen unterschiedlichen Alters. Sein Herz gefror zu Eis als er Irwyne unter ihnen erkannte.
Die Menschen waren von einer großen Horde Orks umgeben, die gut sichtbar das Zeichen Dol Guldurs trugen: Die dunkle Silhouette der Festung vor rotem Himmel, auf schwarzem Grund. Die Orks trugen Fackeln und Waffen aller Art. Peitschen schienen besonders beliebt zu sein, die sie hin und wieder wahllos gegen ihre Gefangenen einsetzten.

Einer trat vor; es musste wohl der Anführer sein. "Eure Flucht endet hier, ihr Maden!" rief er und ließ die Peitsche knallen. "Lasst sie leiden für das, was sie getan haben, Jungs!" fügte er hinzu und die Orks begannen, ihren Opfern Schläge und Schnitte zu versetzen. Alles in Cyneric drängte ihn dazu, aufzuspringen und sich mit gezogener Klinge auf die Orks zu stürzen als er sah, wie Irwyne von einem Fausthieb getroffen zu Boden ging. Er griff an seine Seite - und ins Leere. In der Eile hatte er sein Schwert nicht mitgenommen. Die Elbin hielt ihn wieder fest. "Warte!" zischte sie. Doch er war wild entschlossen, Irwyne zu retten. Er richtete sich hinter dem Baum auf, der ihn verborgen hatte und warf einen letzten Blick zur Mitte. Da sah er, dass die Orks aufgehört hatten, die Gefangenen zu foltern. Eine Stille legte sich über die Lichtung und Cyneric sank zurück in die Schatten des Waldes. Was ist los? Warum halten sie inne?

Seine Fragen wurden beantwortet, als ein Mann in schwarz schimmernder Rüstung und dunklen Umhang gehüllt zu den Orks trat. Cyneric erkannte, dass dies einer ihrer obersten Herren sein musste, denn sie senkten beinahe ehrerbietig die Köpfe und versammelten sich hinter ihrem orkischen Anführer, der auf ein Knie herabgesunken war. "Gebieter," sprach er demütig. "Wir haben Euch hier nicht erwartet."
Der Mensch fixierte ihn einen Moment mit einem scharfen Blick, sah dann zu den Gefangen hinüber und schien die Situation sofort zu erfassen.
"Dies sind die entflohenen Arbeitssklaven?" fragte er mit ruhiger Stimme in der eine Eiseskälte mitschwang.
"Ja, Meister. Wir haben sie hier erwischt, dazu zwei weitere Menschlinge, die im Wald herumstreiften und Grünzeug sammelten." antwortete der Ork.
Der Mann begann, den Orkanführer mit langsamen, bedächtigen Schritten zum umrunden. Der Ork blieb wie erstarrt stehen und blickte stur geradeaus.
"Ihr habt sie eingeholt. Und sie nicht augenblicklich zurück gebracht," stellte sein Meister kühl fest.
"Eine Warnung, Gebieter. Damit sie nicht nochmal auf dumme Gedanken kommen."
"Nein. Nein," kam die scharfe Antwort. "So nicht. So werden sie es nicht lernen. Zuerst muss man sie warnen. Bevor sie sich widersetzen. Tun sie das - dann bestraft man sie. Bestraft man sie zuerst, haben sie nichts mehr zu verlieren. Dann werden sie erst recht aufsässig. Dann wollen sie Rache."
Der Ork nickte. "Ja, Meister. Ihr seid weise, Meister."
"Hat der Rest von euch das verstanden?" wollte der finstere Mann an den Rest der Orks gewandt wissen. Zustimmende Laute und Gesten antworteten ihm.
"Gut. Merkt es euch." sagte der Mensch und kam wieder vor dem Ork-Anführer zum Stehen.
In einer blitzschnellen Bewegung fuhr seine Klinge quer durch den Hals des Anführers und dessen Kopf rollte zu Boden.
"Und vergesst es nicht wieder," fügte er hinzu, so ruhig und gelassen wie zu Beginn. "Das war eure Warnung."
Absolute Stille herrschte. Cyneric konnte die Elbin nicht mehr sehen. Was geschieht jetzt? Ich muss Irwyne befreien!
"Lasst die Gefangenen eine kurze Weile ausruhen bis sie aufbruchbereit sind. Dann schafft sie zurück in die Verliese. Sie werden dank ihrer Verletzungen einige Zeit nicht arbeiten können. Ihr alle werdet euren Teil dafür leisten, diese fehlende Arbeitskraft wieder auszugleichen!" verkündete der Mensch. Er drehte sich um und verschwand auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung im Wald, von wo er gekommen war. Einige der Orks folgten ihm. Der Rest - ungefähr ein Dutzend - blieb unschlüssig in der Nähe der Gefangenen stehen. Leise unterhielten sie sich miteinander in ihrer Sprache.

Mehrere lange Minuten vergingen, in denen Cyneric kaum zu atmen wagte. Mit einem Mal jedoch sah er wie sich die Elbin neben ihm aufrichtete. Drei flinke Handbewegungen machte sie, denen er kaum folgen konnte, und die drei Orks die ihnen am nächsten waren brachten tot zusammen. Aus ihren Leibern ragten gut gezielte Wurfmesser. Die übrigen Orks kamen nicht viel weiter - drei weitere fielen durch die Messerwürfe der Elbin, die nun auf die Lichtung hinaustrat. Eilig folgte Cyneric ihr und sah, wie drei weitere Elben ins Licht kamen. Er erkannte Angvagor und Calachír, die ihre Langschwerter gezogen hatten und die Orks an der Flucht hinderten. Der dritte Elb schoss seinen Bogen in schneller Abfolge ab und nach nur wenigen Momenten lagen alle Orks tot am Boden.

"Cyneric!" rief Irwyne, rannte auf ihn zu und umarmte ihn. Erleichtert stellte er fest, dass sie nur wenig verletzt war. "Wir - wir waren in den frühen Morgenstunden unterwegs um Heilkräuter zu suchen," erklärte Irwyne stockend, der die Tränen nun über das Gesicht strömten. "Du bist jetzt in Sicherheit," versuchte Cyneric das Mädchen zu beruhigen.
Mehrere Minuten standen sie dort im Herzen der Lichtung, während über ihnen das Licht des Morgens langsam heller wurde. Schließlich traten die Elben hinzu. Irwyne löste sich von ihm und blickte ihre Retter dankbar an.
"Finelleth!" sagte sie mit einem freudigen Lächeln, das ihrem tränenbedeckten Gesicht widersprach. Die Elbin - Finelleth - zog ein Tuch hervor und wischte Irwynes Gesicht sanft ab. "Es ist gut, dich wohlbehalten wiederzusehen, Irwyne," antwortete sie.
Sie kennt wirklich viele Elben, dachte Cyneric, der froh war, dass noch einmal alles gut gegangen war. Gemeinsam mit den entflohenen Sklaven Dol Guldurs verließen sie schließlich die Lichtung.

Auf dem Rückweg zum Lager redete Irwyne wild drauflos, wie um sich selbst von den schrecklichen Erlebnissen der Nacht abzulenken. Sie erzählte ihm, dass sie Finelleth bereits in Lothlórien kennengelernt hatte. "Sie kommt aus dem Waldlandreich und ist sehr mutig. Eigentlich heißt sie Faerwen, weißt du? Aber sie macht sich immer so große Sorgen um ihre Frisur, dass ihre Kameraden ihr einen Spitznamen verpasst haben. Fin-elleth, verstehst du?"
"Es bedeutet Haar-Mädchen und es ist ein sehr passender Name," sagte der blonde Bogenschütze mit einem verschmitzten Lächeln. Die Elbin selbst sagte nichts dazu, lächelte aber ebenfalls.
So, als hätten sie nicht gerade mehr als die dreifache Zahl an Orks scheinbar mühelos niedergemacht, dachte Cyneric. Sie müssen zu Thranduils Elitekämpfern gehören.

Am Waldrand angekommen blieben die Elben einen Moment stehen. "Das muss der feindliche Kommandant, Varakhôr der Mornadan gewesen sein," sagte Angvagor. "Es ist bekannt, dass er weniger grausam als sein Vorgänger ist." "Dennoch nicht weniger böse," warf Calachír ein. "Er ist ein Diener des Feindes. Hätten wir ihn erwischen können ohne das Leben der Gefangenen zu riskieren, wäre sein Tod unserem Erfolg in Dol Guldur sehr dienlich gewesen." "Recht hast du, Noldo, antwortete Finelleth, "doch auch so werden wir am Ende siegreich sein und unsere Heimat zurückerobern."
Diese Zuversicht, dachte Cyneric bewundern während der Irwyne gemeinsam mit der Elbin zu ihrem Schlafplatz brachte. Ich hoffe wirklich, dass sie Recht behalten wird.


Cyneric verschlief den folgenden Vormittag. Später erfuhr er, dass in dieser Zeit Boten Sarumans bei den Heerführern gewesen waren und Nachrichten aus dem Lager der Weißen Hand gebracht hatten. Saruman hatte ausrichten lassen, dass Glorfindels Heer nun auf die feindliche Festung vorrücken sollte, denn die Orks der Nordarmee wären jetzt bereit, dasselbe tun. Die Heerführer hatten sogleich begonnen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen und Befehle an ihre Truppenverbände verteilt.

Als Cyneric erwachte war das Lager bereits zum größten Teil in Auflösung begriffen. Eilig packte er seine Sachen zusammen und half beim Abbau des Zeltes, welches anschließend auf einen der Versorgungskarren geladen wurde. Es dauerte noch ungefähr eine Stunde bis das Heer schließlich marschbereit war. Cyneric fand sich bei Erkenbrands Gruppe am vorderen Ende des sich formierenden Heereszuges ein. So würde nun also der letzte Abschnitt des Weges nach Dol Guldur beginnen - und sich dem Feind stellen.

Berittene Kundschafter hatten etwas weiter östlich einen Waldstrich ausgemacht, in dem die Bäume etwas weniger eng nebeneinander standen. Dort angekommen formierte Erkenbrand seine Leute in einen Keil und bildete selbst die Spitze, sodass die Männer dem Rest des Heeres einen Weg durch den Düsterwald bahnten. Die nachrückenden Truppen verbreiterten die entstehende Lücke und traten das Unterholz flach, damit die Wagen besser darüber rollen konnten. Sie kamen trotzdem nur relativ langsam voran. Bald schon begann das von den Bäume ohnehin schon verdunkelte Tageslicht zu schwinden und die Rohirrim und Elben entzündeten ihre Fackeln, um die Finsternis des Düsterwalds fernzuhalten. Schließlich, nach ungefähr drei Stunden des Marschierens, kam das Hornsignal zum Halten und die Kolonne stoppte. Erkenbrands Vorhut blieb ebenfalls stehen und mehrere von Thranduils Waldläufern gingen nun voraus, um den sichersten Weg zur feindlichen Festung auszumachen und auf feindliche Hinterhalte oder Fallen zu überprüfen.

Sie warteten ungefähr eine weitere Stunde während der sich die übrigen Heerführer bei Erkenbrand (und somit in Cynerics Hörreichweite) einfanden. Leise unterhielten sie sich über den bevorstehnden Angriff auf die feindliche Festung und beschlossen, keinen Angriff zu wagen bevor nicht die Verstärkung durch Sarumans Truppen eingetroffen war. Kurz darauf kehrten die Waldläufer zurück und erstatteten einen schnellen Bericht. "Der Weg ist nun frei. Folgt unseren Schritten. Wir führen euch." Und so brachen sie wieder auf.


Glorfindel, Thranduil, Erkenbrand, Elfhelm, Antien, Cyneric, die Elbenkundschafter, Fred und Irwyne mit dem großen Heer zum Amon Lanc
« Letzte Änderung: 29. Aug 2016, 15:47 von Fine »
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Eru

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Der weiße Zauberer
« Antwort #13 am: 18. Jan 2016, 17:08 »
Eddy und Aivari als Gefangene der Dúnedain von der Ebene von Celebrant


Die geschundene, von Striemen aufgeschürfte Haut am Handgelenk bewegte sich langsam, aber rhythmisch am Rücken entlang und sorgte dabei für noch mehr Reibung und Schrammen.
Die Wunden brannten schmerzlich, die Gedanken fanden keinen Halt, schossen von einem zum anderen ohne Ruhe. Was war geschehen? Vor wenigen Stunden die wohlige Wärme des Lagerfeuers, die Hoffnung bald einen weiteren Schritt auf dem Weg zu seinem Ziel hinter sich zu bringen. Wie davon geblasen. In seinem Beutel, der ihm in die Seite drückte, spürte er die leicht gezackte zwergische Insignie, die vor Tagen im Schlamm am Celebrant gefunden wurde. Hatte sein Ehrgefühl nun den endgültigen Schicksalsschlag verschuldet?
Sollte das Verlangen dem verzweifelten Breeländer zu helfen ihnen beiden zu ihrem vorzeitigen Ende verhelfen?

Wenn es so sein sollte, dann war es ihm gleichgültig. Genug Schmerz hatte er in seinen einhundertzweiundzwanzig Lebensjahren in Mittelerde erfahren, um diese Sorglosigkeit wie einen Schild zu tragen. Wieder vereint mit Fjóla, Balvari und all den anderen, die ihn so früh hatten verlassen müssen – das war ein tröstlicher Gedanke... doch nein, da war diese eine Sache, auf die er nicht bis ans Ende aller Tage warten wollte. Für die es sich lohnte immer weiter und weiter zu machen, auch wenn die größte Kraft längst aus den Gliedern gefahren war.

»Haltet dort drüben. Dort drüben! Ruhig, ruhig.«, die Stimme des Menschen, der vor ihm auf dem Pferd saß, riss Aivari abrupt aus seinen Gedanken. Er sprach offenbar zu den anderen Reitern. Wie nach dem Wiederauftauchen nach einem Tauchgang im Rotwasser, baute sich die Realität wieder um den Zwerg auf, Geräusche drangen wieder zu ihm durch, die zuvor nur entferntes, dumpfes Stimmengewirr waren.
Der Blick war noch immer verhüllt durch den Leinensack auf dem Kopf, doch Gerüche und Geräusche erreichten nun seine Sinne. So plötzlich wie ein Schlag in die Magengrube. Nach über einem Jahrhundert in dieser Welt konnte er die Sinneseindrücke, die er nun wieder bewusst wahrnahm, schnell eindeutig zuordnen: Orks. Und nicht zu wenige von ihnen. Das widerliche Lachen, die schleimige Aussprache, die rauen Stimmen, die abstoßende schwarze Sprache. Wut, Verwirrung und Benommenheit wurden in Aivaris Geist zu einer unheilvollen Mischung. Was geht hier vor sich? Wer sind diese verdammten Menschen bloß? Auf was habe ich mich hier eingelassen?
Wild suchten seine Augen unter dem Sack nach irgendeiner Antwort auf diese Fragen.
»Was geht hier vor? Lasst mich herunter. Wo habt ihr uns hingebracht?«
Seine hektische Stimme drang in seine eigenen Ohren, als käme sie aus etlichen Metern Entfernung, wie durch mehrere dünne Wände gesiebt.
Als er die Ausweglosigkeit erkannte und der Mensch, der gerade vor ihm vom Pferd gestiegen war, seine Fragen ignorierte, überkam ihn der Schwindel so sehr, dass er sich nicht mehr aufrecht halten konnte und vom Pferd glitt. Dunkelheit überkam ihn.

Die geschundene von Striemen aufgeschürfte Haut am Handgelenk bewegte sich langsam, aber rhythmisch an einem unbarmherzig harten, unbequemen Holzpfahl entlang, der Hände und Rücken trennte. Die Umgebung war verschwommen, der Kopf wollte nicht stillhalten, sondern drehte und drehte sich, als Aivari sein Bewusstsein wieder erlangte.
Schließlich ließ er den Hinterkopf gegen den Pfahl gleiten und schloss einige weitere Minuten die Augen, ehe er es erneut versuchte. Nun ergaben die Eindrücke seiner Umwelt schon mehr Sinn.
Ein kleines Zelt, vielleicht drei Dutzend Fuß breit, nur von einigen wenigen Fackeln erhellt. Schatten tanzten an der Innenseite der Zeltwände im Rhythmus der flackernden Flammen entlang und deuteten darauf hin, dass außerhalb bereits die Nacht hereingebrochen war.
Leises Stimmengemurmel war zu vernehmen, hier und da ein gequältes Stöhnen, Husten... Weinen.

Ein Blick nach rechts und links zeigte mehrere andere Menschen, die genau wie der Zwerg rücklings an einen Pfahl gefesselt halbsitzend auf dem Boden hockten. Neben sich erkannte er die einzige vertraute Gestalt, den Kopf auf der Brust hängend, die Haare ins Gesicht fallend. Eddy Weingarten – der Mann, der dem Zwerg das hier eingebrockt hatte - nein, Aivari hatte freiwillig gehandelt – fahrlässig... dumm. Es war seine eigene Schuld.

»Eddy...«, brachte Aivari etwas stockend heraus. Seine Stimme fühlte sich strapaziert an, wie aufgerieben, er musste sich mehrmals räuspern, bis er ein ganzes Wort herausbrachte. Das letzte Mal, dass er Wasser getrunken hatte, schien eine halbe Ewigkeit her zu sein.

Der schwarze Schopf des Breeländers fuhr mit einem Mal nach oben und das raue Gesicht des Jungen kam zum Vorschein.
»Es tut mir wirklich leid, Herr Zwerg.«, erwiderte er sofort mit ähnlich angestrengter Stimmlage, als hatte er nur darauf gewartet, dass der Zwerg wieder zu Sinnen komme. »Ich wollte nicht, dass Ihr wegen mir in diese Lage geratet.«
Aivari schaute ihn durch seine müden Augen an und nickte nur.
»Das sagtest du bereits und ich nehme deine Entschuldigung an.«, meinte der Zwerg nur und lehnte seinen Kopf wieder an den Pfahl an. »Es war jedoch meine eigene Entscheidung.«
Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet, was in diesem Fall der zugezogene Eingang des Zeltes war. »Und nenn' mich Aivari, sonst komm' ich mir noch vor wie ein Zwergenfürst. Und ein solcher hätte sich bestimmt nicht in diese Situation gebracht.«
Ein erschöpftes Lächeln konnte er dem Breeländer entlocken.
»Also gut, Aivari.«
»Ich glaube du bist mir die ein oder andere Erklärung schuldig.«, meinte der Zwerg nun und sprach etwas leiser, während er seinen Kopf wieder zum Breeländer neigte. »Was geht hier vor sich? Wer sind diese Menschen und was für ein dunkler Zauber steckt hinter der Zusammenarbeit mit diesem Ork Abschaum? Wo hast du mich hier hereingezogen?«
So gut es der Breeländer eben selber wusste, versuchte er Aivari die Lage zu erklären, was die letzten Monate geschehen war und wie er selbst in diese Misere hineingeraten war. Hin und wieder folgte ein Kommentar von einem der anderen Gefesselten, die ebenso tragische Schicksale erlitten hatten. Die Welt war ein wahrlich finsterer Ort geworden.

Nachdem sie so etwa eine Stunde unwissend und ohne Orientierung im Zelt ausharrten, riss ohne Vorankündigung plötzlich ein Mensch - der ebenso wie alle zuvor, die Aivari gesehen hatte, in einen grauen Mantel gehüllt war - die Plane auf, die über dem Eingang hing, und eine andere Gestalt betrat das Zelt. Alle sechs am Boden gefesselten Anwesenden rückten sich instinktiv auf, egal wie schläfrig sie zuvor gewesen waren, und wurden alleine durch die Präsenz des Eintretenden an die Pfähle hinter ihnen gepresst.
Ein Mann mit grauweißem Bart, langem glattem Haar und einem fürstlichen, glanzvollen weißen Gewand stand vor ihnen.
Die buschigen Augenbrauen und die große Nase schafften es nicht die lichtlosen, dunklen Augen zu verbergen, die aus den Schatten seines Gesichtes lugten und jeden, der ihnen standhalten musste, wie Eisenketten an Ort und Stelle hielten.
Eine unheimliche, aber nicht direkt bösartige Erscheinung. Der lange Bart bebte, als seine Stimme die Luft zu zerreißen drohte. Bis auf die lange nachklingende, tiefe Stimme des alten Mannes war nichts zu hören. Wie ein stürmischer Wind schienen die Worte auf die Umgebung einzupreschen und ließen ihr Echo in den Köpfen widerhallen.

»Lasst uns alleine.« Ebenso rasch wie der Mensch, das Zelt geöffnet hatte, zog er den Eingang wieder zu und verschwand wortlos.
Natürlich wusste Aivari wen er da vor sich hatte. Nie hatte er ihn persönlich getroffen, doch die Legenden hatten genug enthüllt, um ihn unter allen anderen Wesen Mittelerdes eindeutig zu erkennen. Saruman der Weiße, Mächtigster der Zauberer. Und jemand, der es für richtig hielt Orks und anderes Getier zu befehligen.

»Ein jeder der hier Anwesenden hat töricht gehandelt... äußerst töricht.«
Die Stimme mal so schwer wie Eisen und mal so leicht wie ein Blatt im Wind. Jeder eigene Gedanke wurde wie mit einem scharfen Messer in dem Moment durchtrennt, in dem er gedacht wurde und sämtliche Aufmerksamkeit zog sich nur auf die bebenden Worte des Zauberers. Seine Stimme klang als werfe sie ihr Echo in einer der stattlichsten Hallen in den Tiefen Morias. Der Boden schien unter den Tiefen zu zittern, die Höhen trieben durch scheinbar luftleeren Raum. Ein jeder Anwesende starrte die aufrechte Gestalt Sarumans mit Ehrfurcht an.

Aivari erkannte erst jetzt bewusst den langen, weißen Stab, den Saruman in seiner linken Hand hielt. Nicht etwa um sich darauf abzustützen – nein. Der Stab selbst schien ihm zu huldigen. Saruman brauchte keine Stütze – er war die Stütze selbst.
An der Spitze des Stabes thronte eine fürstliche, beinahe mosaikartige Verästelung, von einer Beschaffenheit wie von einer anderen Welt. Wenig dergleichen hatte Aivari je zu Gesicht bekommen. Das Muster erinnerte an die Regentschaftszeichen der alten Geschlechter der Menschen, wirkte zugleich erhaben und prunkvoll. Wie eine Insignie der Macht, Herrschaftssymbol eines wahren Weltenlenkers.

Der Stab war von einem reinen Weiß wie der hellste Stern am Himmel, ein Weiß wie es nur in der Sonne selbst lodern konnte.
Keine Sekunde länger konnte Aivari einen Gedanken an diesen Stab verlieren, denn es geschah nichts sonst, wenn Saruman das Wort ergriff.

»Eure Verbündeten habt ihr betrogen. Verrat an der eigenen Sache begangen. Andere Leben aufs Spiel gesetzt, damit ihr in eurem eigenen Elend weiterleben könnt.«
Jedes Wort bohrte sich in die Schädel der Zuhörer hinein, jedes Wort traf sein Ziel wie ein gut vorbereiteter Messerstich.
Saruman stand dort wie aus Stein gemeißelt, ein Monument der alten Baumeister dieser Welt. Er schaute auf sie herab wie die großen Götter von einst es auf ihre Schöpfung getan haben mussten.
»Und doch wird euch eure Einfältigkeit verziehen. Genauso leichtgläubig wie ihr gehandelt habt, werden wir euch leichtgläubig vergeben.«
Seine Stimme wurde überraschend sanfter, der Sturm war binnen Sekunden zu einer leichten Brise geworden. Die Anwesenden atmeten hörbar auf, Erleichterung war in den Gesichtern zu sehen. Nicht wegen dem was Saruman gerade gesagt hatte, sondern wegen dem wie er es gesagt hatte. Alleine das war Absolution, Begnadigung.
»Doch brennt euch eines in euren Verstand ein.«
Genauso schnell wie der Sturm zur Brise geworden war, schien es wieder so, als zuckten Blitze über den Himmel und bahnten sich ihren Weg zu ihren jämmerlich an Holzpfählen kauernden Opfern.
»Sollte es je wieder jemand wagen sich gegen die Befehle Sarumans des Vielfarbigen zu stellen, dann sei euch bewusst, dass meine Barmherzigkeit hier und heute ihr Ende findet. Und eines wollt ihr nicht heraufbeschwören: Meinen Zorn.«
Das letzte Wort sprach der Zauberer mit einer solchen Macht aus, dass Aivari schauderte. Und auch die anderen fuhren unter dem Beben der Stimme zusammen. Bevor irgendjemand reagieren konnte, schlug Saruman mit seinem Stab auf den harten Boden. Ein dumpfer Knall, just in diesem Moment brachen die Ketten, die sie alle an den Holzpfählen hielten, entzwei und gaben ihre geschundenen Hände und Gelenke frei.
Aivari begutachtete einen Augenblick seine von Striemen und Wunden übersäten Handgelenke und als er wieder aufschaute, war von Saruman nichts mehr zu sehen. Es hätte natürlich ohnehin keinen Widerspruch gegeben. Eine Gruppe Menschen, strömte herein, packte jeden einzelnen von ihnen und trieb sie hinaus ins Lager.
Erst jetzt konnte Aivari das Ausmaß des Lagers erkennen, obwohl sie sich scheinbar gerade einmal in den Randausläufern befanden.
Orks, Uruk-Hai und Aivari glaubte sogar einige Trolle in der Ferne entdecken zu können. Es stank nach totem Fleisch, es wurde gebrüllt und geflucht, doch über allem schien eine gewisse Disziplin zu liegen. So wie Aivari Orks kannte nutzten sie jede Gelegenheit sich gegenseitig aufzuspießen, wenn sie nicht von einem mächtigen Gebieter zusammen gehalten wurden. Saruman schien ganze Arbeit geleistet zu haben.

»Du wirst dich Glorfindels Einheit anschließen, Zwerg. Wir werden dich zu seinem Lager bringen.«
Der Mensch, der Aivari gepackt hatte und ihn vor sich her schob, sprach nicht mit Missgunst, aber auch nicht mit Freundlichkeit. Er sprach wie zu einem zweckmäßigen Verbündeten, mit dem er nach dem Kampf ohnehin kein Wort mehr wechseln musste.
Aivari sagte nichts. Er wagte es nicht. Die Worte Sarumans hallten immer noch nach in seinem Inneren, wie ein sich immer wieder neu aufbauendes Echo, das sich zwischen Tälern und Bergen ausbreitet und scheinbar nie ganz verhallt. Er wusste nicht was mit Eddy und den anderen war und es war ihm im Moment auch gleich, solange er dieses fürchterliche Lager verlassen, und Saruman aus dem Weg gehen konnte. Der Zauberer schien nicht gewusst zu haben, dass Aivari kein Deserteur war, oder – was viel wahrscheinlicher war – es hatte ihn schlichtweg nicht interessiert. Es wäre wohl ohnehin auf das selbe Ergebnis hinausgelaufen. Er hatte nichts mit diesem Krieg am Hut und war auch kein Deserteur und doch war er sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob er sich den Reihen der freien Völker nicht womöglich wieder anschließen würde. Nach dem was Eddy erzählt hatte war die Sache für die sie kämpften eine Gute, wenngleich ihre Mittel zum Zweck Zweifel hervorriefen, wie es auch bei Eddy der Fall gewesen war. Eventuell befanden sich andere Zwerge in Glorfindels Reihen... vielleicht befanden sich sogar die Zwerge nach denen er suchte dort. Immerhin hatte ihre Spur ihn letztlich in diese Richtung geführt. Ein Spross der Hoffnung war in ihm aufgekeimt und doch überkam ihn auch die Befürchtung, dass er sich wieder Tod und Zerstörung hingeben musste, um sein letztes Kapitel abschließen zu können...


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Waldrand, nahe Dol Guldur
« Antwort #14 am: 28. Jan 2016, 18:19 »
Es war kein Vergnügen vor den Zauberer Saruman gezerrt zu werden und sich für seine Flucht verantworten zu müssen. Wenig Trost fand er auch darin, dass er nicht der einzige Fahnenflüchtige war. Offenbar hatten noch weitere in den letzten Tagen versucht nach Westen oder Süden zu entkommen. Gemeinsam saßen die wiedereingefangenen Flüchtlinge in einem Zelt und warteten auf die Entscheidung ihres Herren.
Eddys Aufgabenbereich Baumeister/Belagerungsmeister und seine Dienstnummer 1-7-3 wurden aufgenommen und eine dicke Notiz unter seinen Namen gesetzt. Seine Tagesration wurde für die nächsten Wochen halbiert. Er bekam unbeliebte Aufgaben wie das Ausheben der Latrinen, aber letzten Endes verzieh Saruman dem jungen Breeländer.
„Aber warte noch bevor du gehst“, sprach der Zauberer zu Eddy, „du sollst sehen was passiert, wenn du mir nicht mehr nützlich bist oder mir nicht gehorchst.“ Daraufhin ließ Saruman einen dürren, zitternden Mann aufstehen und nach draußen führen. Eddy musste folgen. Vor dem Zelt wartete ein Ork, der auf einem großem Wolf, einem Warg, saß. Der Breeländer kannte die Geschichten dieser wilden Bestien. Der dürre Mann flehte, viel vor Saruman auf die Knie und schrie furchterregend, als der Warg über ihn herfiel und mit seinen großen Reiszähnen den Mann zerfleischte. Eddy hatte sich abgewandt, schon gleich zu Beginn, denn er wollte es nicht mit ansehen.
„Mache dich nützlich Baumeister, wenn du nicht als Futter enden willst“, befahl Saruman zu Ed, „gehe zu deinem Trupp und helfe die Zelte abzubauen. Wir brechen noch heute auf in den Wald.“ Den letzten Satz sprach Saruman mit einer Vorfreude, die keiner der Umstehenden zu teilen schien. Ein Dunadan gab Ed sein Schwert und seinen Beutel zurück und führte ihn durch das Orklager der Krieger Sarumans, das etwas weiter nördlich als das Lager der Elben und Menschen lag. „Irgendwann enden wir alle als Futter der Orks und Warge“, sprach Ed zu dem bärtigen Waldläufer, der daraufhin nur grimmig guckte. Nach einer Pause des Schweigens antwortete der Dunadan dann doch: „Irgendwann wird unser Volk in die wiedererrichteten Städte unserer Vorfahren zurückkehren und in Frieden leben.“
 
Der freundliche, alte Lucianus, der Anführer der Belagerungsmeister, trat vor Ed und fragte, wie die Gespräche im Lager der Elben und Menschen abgelaufen waren und wie der Schlachtplan aussah. Eddy war sprachlos. Er wusste nicht, was er auf diese Frage antworten sollte. Weis Lucianus denn nichts von meiner Flucht? Eddy überlegte. Im anderen Lager hatte er kaum etwas wegen der Belagerung von Dol Guldur besprochen. Schlagartig erinnerte er sich, dass er nur deshalb ins andere Lager geritten war und man jetzt einen Schlachtplan von ihm erwartete. Im Menschen- und Elbenlager hatte er so vieles erfahren und erlebt, an das er jetzt denken musste. Nicht zuletzt an die Worte des Rohirrim Cyneric über Saruman und seine wahren Machenschaften. Dass sie alle nur Sklaven seines Willens waren, die dachten für eine gerechte Sache zu kämpfen und letztendlich keine Ahnung hatten was wirklich vor sich ging.
„Eddy?“, fragte Lucianus überrascht nach, denn Ed hatte noch immer kein einziges Wort gesagt. „Packt zusammen“, antwortete Eddy langsam, „wir brechen noch heute auf. Den Schlachtplan erkläre ich später.“
Ed konnte nicht glauben, was er grade gesagt hatte. Jetzt ging es wirklich in die Schlacht. In einen Krieg der Giganten. Sauron und Saruman um die Herrschaft in Mittelerde. Eddy wusste nicht, wie er sich die Schlacht vorzustellen hatte. Er hatte noch keine Belagerung erlebt und wollte es auch nie. Ed stellte sich eine dunkle Festung im nahen Düsterwald vor: Auf dem Dammweg vor dem Tor den Sauron kämpfend gegen den angreifenden Saruman, umringt von Orks, Elben, Menschen und einigen Zwergen, die auf den verschiedenen Seiten kämpften. Und nicht zu vergessen, den jungen Breeländer Ed, der planlos ein selbstgebautes Katapult zwischen kämpfenden Orks in die Schlacht schiebt.
Eddy wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er kam sich so erbärmlich klein und fehl am Platz vor und dennoch gab es jetzt Männer, die auf ihn zählten, die dachten er hätte einen Plan zur Belagerung der Festung. Enttäuschen werde ich sie alle, dachte Eddy.
 
Es dauerte noch einige Stunden, aber dann brachen sie tatsächlich in den großen Düsterwald auf, der seinen Namen völlig zu Recht trug, wie Ed schnell erkannte. Zuerst hatte er sich gefragt, wie er mit seinen Katapulten überhaupt durch dieses Gestrüpp hindurchkommen sollte, aber nachdem zwei der riesigen, zotteligen, einem Troll am ehesten nahekommenden Wesen und Heerscharen von Sarumans Orks durch den Wald marschiert waren, fanden Eddy und seine Begleiter eine breite Schneise vor. Eine ganze Zeit lang folgten sie Katapulte schiebend oder ziehend den Spuren des Heeres, bis sie in ein provisorisches Lager der Orks auf einer Lichtung des Düsterwaldes trafen. Es dauerte nicht mehr lange und dann sah Eddy die wahrhaft dunkle und schreckliche Festung des gemeinsamen Feindes auf einem Hügel vor ihnen.
Es schauerte ihm, bei diesem Anblick und dem Gedanken auf das Kommende. 


Saruman, Helluin, Eddy, Aivari und Lucianus mit dem gesamten Heer Sarumans nach Dol Guldur
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« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 12:09 von Fine »