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Selbstgeschriebene Bücher

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Lugdusch aka RDJ:
Von mir aus.
Das Buch heißt "Einer für alle und alle gegen einen".

Prolog:
22. September; Langley, Virginia

Die Pinwand war übersät mit Zeitungsausschnitten und Fotos. Die sonst grellen Halogenleuchten an der Decke des Büros waren mit einem Tuch abgedunkelt. Helles Licht störte ihn beim Denken. Neben der Pinwand hing eine Weltkarte, auf der verschiedene Orte mit bunten Fähnchen markiert waren, wie auf einem Schlachtplan. Es bildeten sich kleine Grüppchen in Europa und Nordamerika, allerdings waren einige auch vereinzelt in Japan und Südamerika positioniert, was bewies, dass das Problem, für das er eine Lösung finden sollte, international war.
    Vor diesem Wandbild stand ein blasser, schmächtiger Mann, dessen Haupthaar sich bereits größtenteils gelichtet hatte. Sein Name war Ryan Brown. Er stand da und schüttelte immer wieder seinen Kopf, in dem ein messerscharfer Verstand vor sich hin ratterte, der bisher aber noch keine befriedigende Idee hervorgebracht hatte. Er grübelte und grübelte, aber ihm fiel absolut nichts ein.
    Er ordnete die Artikel nach einem neuen Muster an und versuchte ein weiteres Mal eine Logik, ein Muster oder überhaupt irgendein noch so unbedeutendes Detail auszumachen, aus dem sich vielleicht der Ansatz zu einer Regelmäßigkeit ergäbe. Ein weiteres Mal mühte er sich vergebens. Er kam einfach nicht hinter die Struktur des Ganzen. Trotzdem konnte er nicht akzeptieren, dass es in diesem Fall keine Verbindung, keinen Zusammenhang zwischen den Fällen gab. Er hatte zu viel Schlechtes über die Menschen erfahren, um an einen Gott zu glauben, wie er in der Bibel steht und nannte deshalb das, woran er glaubte nicht göttliche Vorhersehung, aber er war felsenfest davon überzeugt, dass der Verlauf der Dinge vorbestimmt war. Er glaubte an das, was das gemeine Volk Schicksal nennt. Wenn also, so seine Überzeugung, bereits festgelegt war, was passieren würde, so müsste es logischerweise auch möglich sein, es vorherzusehen und zu berechnen.
    Um diesen Sachverhalt anderen, besonders natürlich Kollegen, denen es teilweise ähnlich ging, zu erklären, nahm er oft eine Metapher zur Hilfe: „Das Leben ist ein Puppentheater.“ Dies war seine Weltanschauung, sein Lebensmotto. Die Menschen tummelten sich auf der Erde, jeder an seinem eigenen Faden. Auf den ersten Blick schien jeder zu tun, was er wollte, doch sah man genauer hin und beobachtete man das Schauspiel eine längere Zeit, so erkannte man eine Regelmäßigkeit. Darin sah er seine Aufgabe, diese Regelmäßigkeiten zu erkennen und mit ihrer Hilfe darauf aufzupassen, dass die Fäden sich nicht verhedderten und abrissen. Es war eine Aufgabe, die einen in gewisser Weise von der Welt abnabelte und in einen Zustand zwischen Sein und Nichtsein versetzte. Man fühlte sich weder völlig den Menschen auf der Erde verbunden, noch wagte man die Anmaßung sich zu der schwarzen Leere zugehörig zu fühlen, die allmächtig über allem schwebte und aus der die Fäden, wie aus dem Nichts hervorkamen. Es war eine Arbeit, die einsam machte, aber es war eine Arbeit, die getan werden musste.
    Blitze zuckten durch die Nacht. Er sah aus dem Fenster auf den Innenhof, wo zwischen mehreren Bäumen ein Weg verlief, an dessen Ende, gerade so zu erkennen, eine Skulptur stand; Kryptos. Von seinem Stammplatz in der Cafeteria, der sich seit seiner Beförderung vor fünf Jahren direkt am Fenster befand, hatte er uneingeschränkte Sicht darauf. Daher wusste er, auch wenn es von seinem Standpunkt aus bei diesem Wetter beim besten Willen nicht zu erkennen war, dass Kryptos aus einer doppelt gewölbten Kupfertafel bestand, die komplett mit Buchstaben übersät war. Allerdings ergaben diese keinen direkten Sinn, sondern führten zu einer verschlüsselten Botschft, die der Bildhauer James Sanborn dort versteckt hatte. Drei von vier Teilen der Nachricht waren bereits entschlüsselt worden und viele Kryptographen, Mathematiker, Informatiker und andere schlaue Leute bissen sich an der Lösung des vierten Teils der Inschrift die Zähne aus. Es war sogar eine eigene Yahoo!-Gruppe mit mittlerweile über tausend Mitgliedern gegründet worden, die sich nur der Lösung dieses Rätsels verschrieben hatte.
    Er murmelte ein Stück des zweiten Teils der Botschaft vor sich hin: „Die Informationen wurden gesammelt und unterirdisch an einen unbekannten Ort übermittelt. Weiß Langley davon? Sie sollten. Es ist irgendwo dort draußen begraben.“
    „Da Langley aber nicht davon weiß, müssen sie es eben finden und wieder ausgraben.“, dachte er. Er schüttelte wieder den Kopf.
    Dann, plötzlich, als hätte einer der Blitze dort draußen ihn erhellt, wusste er, was er tun musste. Im nächsten Moment regte sich sein Gewissen und er wollte seinen Einfall möglichst schnell wieder vergessen. Ihm graute vor sich selbst, so etwas auch nur zu denken. Trotzdem spann er den Gedanken weiter.
    „Darf man das Leben eines einzelnen für das vieler opfern?“, fragte er sich laut.
    Diese höchst gewagte Idee stellte ihn vor einen moralischen Konflikt, über den man nicht einfach hinwegsehen konnte. Er stellte sich diese Frage wieder und wieder, wog die Vor- und Nachteile ab und versuchte Argumente zu finden, um seinen Chef, falls er ihm morgen den Vorschlag unterbreiten würde, von der Richtigkeit des Unternehmens überzeugen zu können. Schließlich fiel ihm eines seiner Lieblingszitate ein: „Was einmal gedacht wurde, kann nicht zurückgenommen werden.“ Er lächelte. Er wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab und er wusste auch, dass ihn die Idee nicht mehr loslassen würde. Es war sehr riskant, aber mit der richtigen Planung und Überwachung könnte es funktionieren.
    „Ich werde ihnen beweisen, dass man mit Menschen sehr wohl wie mit Schachfiguren operieren kann, Kommissar Bärlach.“
    Er mochte die grotesken Geschichten des Schweizer Schriftstellers und brachte zu jedem Zeitpunkt ein mehr oder weniger passendes Zitat zum Vorschein. Seine Idee gefiel ihm immer mehr. Es wäre immerhin ein Anfang. Zwar war solch eine Operation seines Wissens nach noch nie durchgeführt worden, aber irgendwann war immer das erste Mal. Zu oft schon hatten sie abgewartet, jetzt musste etwas getan werden.
    „Darf man das Leben eines einzelnen für das vieler opfern? Wenn es gar keinen anderen Ausweg gibt und es vielen hundert Menschen in den nächsten Jahrzehnten das Leben rettet, bin ich fest davon überzeugt, dass man es zumindest probieren sollte.“ Manchmal musste man eben ein paar Fäden mutwillig durchschneiden, um zu erkennen, wie ein großer Knoten entwirrt werden konnte.
    Er sah auf die Uhr. Zwanzig vor elf. Er seufzte, stand auf und verließ sein Büro in Richtung Cafeteria. Als er diese erreichte, steckte er seine persönliche Chipkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz und tippte eine achtstellige Zahlenkombination in das darüberliegende Tastenfeld. Ein grünes Lämpchen leuchtete auf, die schicke Glastür öffnete sich und gab den Weg ins Paradies der Sandwiches und des Kaffees frei. „Da soll noch einer sagen, Geheimdienstler seien paranoid“, dachte er ironisch und ein Lächeln kräuselte seine Lippen. „Früher musste man sich noch selber Kaffee kochen und konnte nicht per Sprachwahl zwischen zwanzig verschiedenen Sorten wählen. Ja, ja, früher war alles schlecht, dafür hat man den Kaffeeautomat aber auch nicht wie Fort Knox gesichert.“ Immer noch lächelnd bestellte er einen extra starken Latte Macchiato aus einer Arabica-Bohnen-Mischung aus Äthiopien, Puerto Rico und Bolivien mit Bio-Vollmilch und einem Schuss Mandel-Karamaell-Aroma.
    Er kam sich sehr merkwürdig vor, in einer hell erleuchteten, komplett leeren Cafeteria mit einem Kaffeeautomaten zu reden. Wie immer erschrak er, als ihm eine weibliche Computerstimme mit einem „Vielen Dank für Ihre Bestellung“ antwortete. Fasziniert schaute er zu, wie sich das Glas zuerst mit einer tiefschwarzen, dann mit einer schaumigen weißen Substanz füllte. Etwas Kakaopulver obendrauf, fertig. Er nahm den Becher heraus, kostete ein wenig von der heißen Flüssigkeit, spürte wie das Getränk wohltuend seine Kehle hinunterrann und pries die Wunder der Technik. Der Automat war von Studenten des MIT gebaut und programmiert worden und dann der Firma als Leihgabe überlassen worden. Inzwischen hatten mehrere andere Unternehmen Interesse angemeldet.
    Mit der dampfenden Tasse in der Hand kehrte er in sein Büro zurück und machte sich an die Austüftelung seines Plans. Mittlerweile hatte er sich dazu durchgerungen, dem Direktor morgen von seiner Idee zu erzählen. Deshalb sollte er bereits eine grobe Vorstellung vom Ablauf haben und ungefähr den Personal-, Zeit- und Geldaufwand abschätzen können. Er nahm einen Edding zur Hand und fing an, die Voraussetzungen für das Gelingen des Experiments auf einen Flipchart zu notieren. Als dieser schließlich voll, der Kaffee leer und er hundemüde war, packte er zusammen und wandte sich zum Gehen.
    Er war schon mit einem Fuß aus dem Büro draußen, da kehrte er um, stellte seine Aktentasche ab und fuhr sein MacBook Pro noch einmal hoch. Ihm war noch eine Eingebung gekommen. Es würde sich sicher gut machen, wenn er morgen ein Beispiel für ein Testobjekt würde vorweisen können. Außerdem wartete so wie so niemand in seiner Fünfzimmer-Maisonette-Wohnung in Georgetown auf ihn. Er stellte eine Art Anforderungsprofil der Person zusammen und ließ es durch die zentrale Datenbank für jegliche nachrichtendienstlich wichtige Informationen, samt der nationalen Verbrechensdatenbank laufen, die von den mysteriösen Computer-Spezialisten der NSA, manch ein Mitarbeiter der CIA würde sie eher als Computer-Freaks bezeichnen, betreut wurde. Es ergaben sich drei Volltreffer. Er las sich die Namen durch und erstarrte, als er beim letzten angekommen war. Dann brach er in schallendes Gelächter aus: „Steve Smith, einfach Perfekt!“ Diese beiden Worte waren der Funke gewesen, der ihn vollends für seinen Einfall entflammte.
     Damit bekam sein Plan ganz neue Dimensionen. Eigentlich hätte er darauf gefasst sein müssen, es war ja geradezu logisch. Er druckte den Namen quer auf ein komplettes DIN A3-Blatt aus und heftete es über alle anderen Schriftstücke an der Pinwand. Dann speicherte er seine Auflistung scherzeshalber unter „Profil_Versuchskaninchen.doc“, machte Feierabend und verließ die CIA-Zentrale mit einem diabolisch anmutenden Grinsen auf den Lippen vollkommen zufrieden.

Kapitel 1:
20. Dezember; Boston, Massachusetts

Regen. Unzählige dicke Tropfen prasselten aus den tiefschwarzen Wolken auf mich herab. Ich hasste dieses Wetter. Wäre es nur drei Grad kälter gewesen, hätte es vermutlich geschneit. Seit knapp zwei Monaten ging das so und es war nicht davon auszugehen, dass bis zum Heiligen Abend große Änderungen am Wetter bevorstanden. Dreckswetter wie es im Buche steht eben. Ich fluchte, als ich in eine knöchelhohe Pfütze trat und mir eiskaltes Wasser in meine Business-Slipper lief. Im Dämmerlicht dieses ungemütlichen, kalten Dezemberabends überquerte ich die Straße. Bei jedem Schritt machten meine Schuhe ein widerlich quatschendes Geräusch, als ob ich auf einen triefnassen Schwamm getreten wäre. Die ganze Stadt war in Dunst gehüllt. Das Zwielicht tauchte die eintönigen Vorstadthäuser mit ihren kleinen, ordentlichen Vorgärten in die verschiedensten Grautöne, unterbrochen nur vom unnatürlichen Gelborange der Laternen.
    Ich ging weiter die Straße entlang bis zu Nummer 27. Ich freute mich auf meine Mädels, wie ich sie für mich immer nannte. Ich rettete mich unter das schützende gläserne Vordach, kramte meine Schlüssel aus der Hosentasche und schloss auf. Mir schlug die wohlige Wärme des Kamins und der Geruch von Weihnachtstee mit Bratapfel-Zimt-Geschmack entgegen, der in der Familie Smith von Mitte November bis Silvester als Grundnahrungsmittel dient. Die Familie Smith, meine Familie, besteht aus Cathy, meiner Frau, Maria, unserer Tochter und meiner Wenigkeit, Steve Smith.
    Ich hörte Maria in der Küche quengeln, sie wolle noch nicht ins Bett, aber Cathy war wie immer unerbittlich. Ich lächelte und zog meinen nassen Mantel aus, ein Schnäppchen, das ich letztes Jahr unschlagbar günstig beim Winterschlussverkauf erstanden hatte. Maria hörte mich als erste und rannte los mich zu begrüßen.
    Falls ich einen einzigen Moment meines Lebens konservieren und für schlechte Zeiten aufheben könnte, wäre es wahrscheinlich dieser. Wenn ich nach einem harten Arbeitstag nach Hause komme, Maria auf den Arm nehme und Cathy im Türrahmen lehnen sehe, kann ich all den Stress und die Anspannung des Joballtags vor der Tür aussperren.
    Nachdem Maria endlich mit viel Murren, Knurren und Zähneknirschen ins Bett gegangen war, sah Cathy mich seltsam ernst an. Ich merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
    „Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.“, sagte sie.
    „Wieso? Was ist denn los? Kann das nicht bis nach dem Essen warten? Was gibt es überhaupt? Ich hab†˜ Hunger. Und meine Socken sind total nass. Diese verdammte Pfütze. Die werde ich ja wohl wechseln können, oder?“, fragte ich nach.
    „Nein, das kann nicht warten. Setz dich aufs Sofa, es wird länger dauern.“ Ihr Gesichtsausdruck irritierte mich. Ich las aus ihren Zügen etwas wie Mitleid mit mir, Mitleid angesichts meiner Ahnungslosigkeit. Aber da war noch etwas Anderes, etwas dass sie versuchte zu verbergen. Etwas Tiefgründigeres. Ich sah ihr noch einmal genau ins Gesicht und erkannte eine Art Qual. Ja, jetzt war ich mir sicher. Irgendetwas quälte sie.
    Mit meiner sanftesten und einfühlsamsten Stimme fragte ich sie: „Was ist los, Schatz? Was bedrückt dich?“
    „Ich habe heute die Scheidungspapiere eingereicht.“
    Mir fiel die Kinnlade auf den Boden. Mein Herz setzte mehrere Schläge lang aus. Zuerst hielt ich alles für einen schlechten Scherz und dachte ich hätte mich verhört. Doch ich blickte ihr in die Augen und erkannte, dass sie es völlig ernst meinte. Ich stand unter Schock. Dann brachen tausende von quälenden Fragen wie eine gigantische Flutwelle über mir zusammen, von denen eine dringender beantwortet werden wollte als die andere. Sie überschwemmten meinen Kopf, nahmen mir die Sicht, stauten sich und schossen dann, als hätte jemand eine Schleuse geöffnet, eine nach der anderen in rasantem Tempo nach draußen: „Du hast was? Aber warum um alles in der Welt? Hast du einen anderen? Warum hast du nicht schon vorher etwas gesagt? Das war doch ein Scherz? Wie willst du denn ohne mich leben?“ Und so weiter, bis schließlich nur noch ein armseliges „Das kannst du mir doch nicht antun.“ meiner Kehle entrann.
    Cathy lächelte boshaft und verächtlich. Es schien, als kostete sie den Moment voll aus, mich schwer verwundet zu Boden gehen zu sehen. Wie ein Jäger, der sich über seine Beute beugt, um sich zu vergewissern, ob sie noch zuckt fragte sie mich spitz: „Du hast die ganze Zeit über nichts bemerkt, oder?“
    Ich machte den Mund auf um zu verneinen, aber meiner Kehle wollte nicht einmal ein Krächzen entrinnen. Also klappte ich den Mund wieder zu und schüttelte nur den Kopf.
    Es muss wirklich ein sehr seltsames Bild abgegeben haben, wie wir uns da auf der Eckcouch schräg gegenüber saßen, sie entspannt, geradezu befreit zurückgelehnt mit einem breiten, triumphierenden Lächeln und ich in sich zusammengesunken wie ein Häufchen Elend. Ich sah aus dem Fenster in die nasse Dunkelheit hinaus, damit ich Cathy nicht in die Augen blicken musste. Wenn ein Blitz die Nacht erhellte, konnte man die Umrisse des Klettergerüstes erkennen, das Maria zu ihrem achten Geburtstag bekommen hatte. Ich erinnerte mich, dass keine Aufbauanleitung mitgeliefert worden war und wir deshalb ganze drei Tage der kostbaren Ferien verschwendeten bis das Teil nach viel Fluchen und gutem Zureden schließlich stand. Erstaunlicherweise hatte es bisher jedem Schaukeln, Springen und Turnen standgehalten, auch wenn einige Scharniere bereits rosteten und quietschten. Man müsste sie mal wieder ölen und einfetten, dann liefen sie wieder im wahrsten Sinne des Wortes wie geschmiert.
    Ich glitt aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück und stellte fest, dass ich unter Schock stehen musste. Wie sonst wäre es zu erklären, dass ich über den Aufbau und die Instandhaltung eines Klettergerüsts nachdachte, während meine Frau mir plötzlich, und ohne jemals einen Grund angegeben zu haben, mitteilte sie würde sich von mir scheiden lassen.

*******
    Max Young horchte angestrengt, aber das Ehepaar Smith schien keinen Mucks von sich zu geben. Er drehte die Lautstärke voll auf, aber es blieb ruhig. Ohne Vorwarnung schrie Steve aus heiterem Himmel: „Was zur Hölle hab ich dir getan?“ Max dachte ihm platzten die Trommelfelle und trotz der guten Geräuschdämmung seiner Kopfhörer würde man den Schrei wahrscheinlich drei Blocks entfernt noch hören. Unbeeindruckt von dem Schrei, der in Wirklichkeit wahrscheinlich gar nicht so laut gewesen war und dem Schmerz, den ein junger CIA-Agent in einem weißen Mercedes-Lieferwagen voller technischer Gerätschaften an der nächsten Straßenecke in seinen Ohren verspürte, antwortete Cathy spöttisch: „Aufregen und herumschreien war noch nie deine Art, Steve. Das steht dir nicht. Im Übrigen ist es zwecklos, meine Entscheidung steht fest.“ Max drosselte die Lautstärke.
    „Aber warum um alles in der Welt?“ Jacob klang immer verzweifelter. Max kannte zwar nur geringe Teile des Plans, den seine Bosse da ausgeheckt hatten, aber so weit er beurteilen konnte lief bisher alles wie am Schnürchen.
    „Weil ich noch einmal komplett neu anfangen will. Du weißt ja nicht wie es ist, daheim rumzuhocken und sich nur mit Haushalt und Essen kochen zu beschäftigen. Du verbringst den ganzen Tag im Büro und Maria ist in der Schule oder spielt mit Freundinnen. Du weißt nicht wie es ist, wenn deine einzige Verbindung zur Außenwelt deine beste Freundin ist, die dir von irgendwelchen neuen Bars oder Diskos vorschwärmt und du nur sehnsüchtig ihren Geschichten lauschen kannst. Irgendwann nach sieben Jahren Abstinenz aus dem Leben dort draußen hab ich mich dann den Vorstoß in diese andere, wunderbare Welt getraut. Du warst bei einem deiner ewigen Meetings, Geschäftsessen oder was auch immer und Maria übernachtete bei Sara Mitchell. Zu deiner Information, das ist ihre beste Freundin. Ich bin losgezogen durch die Bars und Diskotheken und habe mich so richtig ausgelebt. Es tat so gut wieder unter Menschen zu kommen. Dabei habe ich bemerkt, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe: Ich habe gedacht, ich könnte es schaffen zu einer dieser typischen Spießer-Hausfrauen zu mutieren, aber mir wurde klar, dass dieses Leben nichts für mich ist. Ich will frei sein. Ich habe vor mein Journalistik-Studium wieder aufzunehmen und zu beenden. Ich denke es ist noch nicht zu spät, um den Neubeginn zu wagen. Ich wollte dich niemals heiraten, aber nachdem aus unserer kleinen Affäre Maria entstanden ist, hatte ich ja keine andere Wahl. Ich war nie eine gute Ehefrau und ich war nie eine gute Mutter und wenn ich ehrlich bin, lag das daran, dass ich beides nicht gerne war. Ich habe dich nie wirklich geliebt, Steve.“ Cathy beendete ihre kleine Ansprache mit einem erlösenden Stöhnen, das verriet welcher Druck und welche Anspannung in diesem Moment von ihr abfielen.
    Das hatte gesessen. Max konnte sich genau vorstellen wie Jacob versuchte den Kloß in seinem Hals mit den Ausmaßen eines Pottwals herunterzuschlucken und sich verzweifelt an die Vorstellung klammerte, das alles sei nur ein sehr geschmackloser Scherz oder ein beängstigend authentischer Albtraum.
    Das Klingeln seines Handys holte ihn auf den harten Boden der Wirklichkeit zurück. Er legte die Kopfhörer beiseite und nahm ab:
    „Ja, hier Young?“
    Eine vertraute weibliche Stimme fragte: „Es gibt hier ein Super-Spezial-Angebot. Zwei große Pizza Quattro Stagioni für 11$. Ginge so eine auch, statt der Pizza Hawaii?“
    „Hol was du willst.“
    „Gut, dann bin ich so in 15 Minuten wieder bei dir. Äh, ach ja was willst du zu trinken?“
    „Wie gesagt hol was du willst.“ Antwortete er in einem entnervten Ton.
    „OK. Bis dann.“
    Max wurde noch wütender als er die Kopfhörer wieder aufsetzte und bemerkte, dass die Smiths ihr Gespräch, wenn man es so nennen wollte, nicht während des belanglosen und unnötigen Anrufs seiner etwas ungestümen Kollegin Alice Thompson unterbrochen hatten. Er schnappte gerade noch auf, wie Jacob murmelte er werde einen längeren Spaziergang machen. Max verfluchte Alice, denn wenn er jetzt etwas Wichtiges verpasst hatte, würde Brown ihm den Kopf abreißen. Aber sie hatte es vermutlich nur gut gemeint. Wie immer. Egal. Er nahm das Funkgerät zur Hand und meldete der Zentrale in Langley: „Operation Sleeper-Aktivierung abgeschlossen. Keine unvorhergesehenen Komplikationen. Phase zwei bereit zur Einleitung.“
    Kurz darauf kam Alice mit einer, allein durch ihren Anblick Sehnsüchte weckenden, verheißungsvoll dampfenden Pizza.

*******
    Cathy†™s Herz zersprang fast vor Schmerz, als sie Steve die Tür schließen sah. Sie fiel mit banaler Endgültigkeit ins Schloss und ihr wurde klar, dass sie ihn nie wieder so ansehen würde. Einerseits war sie von sich selbst begeistert, welch geniale schauspielerische Leistung sie gerade vollbracht hatte, sie hatte schließlich nicht um sonst eineinhalb Monate vor dem Badezimmerspiegel geübt. Andererseits waren da auch die Wut auf die Menschen, die sie dazu brachten ihr eigenes Leben zu zerstören und die Trauer darum, dass sie sich von Steve trennen würde, wobei natürlich letztere viel stärker wogen. Sie musste das alles erst einmal verarbeiten. Zuvor musste sie aber noch Schauspielakt Nummer zwei bewältigen. Sie schnappte sich den Telefonhörer und wählte die eingespeicherte Nummer von Sydney Lakefield, jener besten Freundin, die auch bei ihrem kleinen „Gespräch“ eine Rolle gespielt hatte.
    „Hi Syd, ich bin†™s Cathy. Hast du gerade ein Sekündchen Zeit?“
Das war ihr Code dafür, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und man unbedingt mit dem anderen darüber reden musste.
    „Klar. Kein Problem. Was ist los?“ kam prompt die Antwort.
    Normalerweise hätte Sydney, dank ihres täglichen Austauschs von Neuigkeiten, natürlich gewusst worum es ging, aber in letzter Zeit war sie nicht mehr auf dem neuesten Stand, da sie eine Woche bei ihren Eltern in Vermont gewesen war.
    „Ich kann†™s immer noch nicht glauben, aber ich hab†™s tatsächlich getan. Ich bin heute Morgen einfach aufs Gericht und hab die Scheidung eingereicht. Ich meine du weißt ja wieso, das hab†˜ ich dir ja schon erzählt, aber ich hätte nie gedacht, dass ich es tatsächlich machen würde. Aber es war natürlich das einzig Vernünftige. Ich musste es einfach tun, die Alternative wäre zu schrecklich gewesen. Ich konnte nicht länger herumsitzen und mich selbst bemitleiden. Du weißt ja gar nicht, wie erlösend dieses Gefühl ist. Es berauscht mich so richtig, als ob ich auf Speed wäre. Ich könnte Berge, nein ganze Gebirge, versetzen. Ich fühle mich einfach unbesiegbar. Und dann, heute Abend als er nach Hause kam, hab ich die Bombe platzen lassen. Ich hätte nie gedacht, dass man so blöd gucken kann. Er wollt†™s einfach nicht begreifen. Er konnt†™s nicht fassen.“ Trotz aller Übung und schauspielerischer Brillanz, die sie an den Tag legte, klang das Lachen, das sie ausstieß, gekünstelt hoch und unnatürlich schrill und hohl.
    Cathy war schlecht von so viel Lügen. Sie mochte Sydney wirklich, aber sie musste nun einmal tun, was sie tun musste. In Wirklichkeit ging es ihr hundselend. Sie hatte Bauchschmerzen von all den Sorgen, die sie plagten und ihre Stirn sah durch das viele Runzeln um zwanzig Jahre älter aus, als sie mit 31 aussehen sollte. In einem hatte sie Sydney gegenüber jedoch nicht gelogen, alles war besser als die Alternative.
    Sie dachte an Steve. Er musste sich jetzt noch schlimmer fühlen als sie, falls das überhaupt möglich war.
    „Cathy, bist du noch dran?“
    „Ja, Ja. Ich hab nur eine kleine Denkpause eingelegt.“
    „Ach so, ich hab schon gedacht du wärst vor lauter Übermut und Tatendrang aus dem Fenster gesprungen.“, kam der sarkastische Kommentar.
    Cathy war nicht in der Verfassung für eine schlagfertige Antwort. Stattdessen brachte sie nur ein müdes „Ha, Ha.“ heraus. Spätestens jetzt merkte Sydney, dass etwas nicht stimmte.
    „Hey, was ist denn los? Ich hab gedacht alles ist super und toll und so. Wo ist denn deine Erlösung hinverschwunden?“
    „Die war nur grade eingeschlafen und ist jetzt wieder aufgewacht.“, meinte Cathy wenig überzeugend. „Wir können ja morgen weiter reden, aber ich bin wirklich müde. Du kannst ja sicher verstehen, dass dieser Tag mich ziemlich geschafft hat. Ich ruf dich wieder an. Bis morgen.“
    Cathy legte ohne ein weiteres Wort auf. Sie ließ sich seufzend aufs Sofa fallen, kuschelte sich unter eine molligwarme Wolldecke und massierte ihre Schläfen, wie sie es immer tat, wenn sie nach einem stressigen Tag ihre Gedanken ordnen wollte.

*******
    Ich stapfte durch die leeren Straßen. Mittlerweile war ich bis auf die Knochen durchnässt und zitterte am ganzen Körper, aber ich spürte weder die Kälte noch die Feuchtigkeit, die langsam aus meiner Socke und durch den Mantel drang und meine durchweichte Haut wie nach einem zu langen Schwimmbadaufenthalt runzelte, bis sie einem Faltengebirge glich. Alles was ich fühlte war ein tiefer, stechender Schmerz, der mit meinem Blut in jede noch so kleine Zelle meines Körpers transportiert wurde. Meine Gedanken ähnelten einer Weltraumlandschaft nach einem Meteoriteneinschlag. Überall schwebten Brocken des einst geordneten Wissens herum. Es würde längere Zeit dauern, bis sie wieder an Ort und Stelle waren und sich zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügten. Über dieser Szenerie in meinem Kopf schwebten, wie ein dunkles Wolkenmassiv, all die Fragen, auf die ich vermutlich nie eine Antwort bekommen würde. Warum hat sie mir nicht früher etwas gesagt? Was hab ich falsch gemacht? Wie habe ich das bloß verdient?
    Dann fiel mir eine weitere Frage ein, über die wir unbedingt würden sprechen müssen. Was würde aus Maria? Würde sie eine Wochenend-Mum und einen Werktags-Dad bekommen? Mir graute vor der Vorstellung mein geliebtes Kind nicht dann sehen zu dürfen wann ich wollte, sondern wann irgendein Gericht mir dies zugestand. Hoffentlich würden wir uns außergerichtlich und ohne irgendwelche Rechtsverdreher einigen können. Es graute mir davor, wenn ich daran dachte auch nur ein einziges Mal mit dieser Frau an einem Tisch sitzen und sich mit ihr über Dinge wie Sorgerecht oder Unterhaltszahlungen streiten zu müssen. So wie es sich angehört hatte würde sie Maria mir zu schieben, wie einen Schwarzen Peter. Ich würde mich nicht um sie kümmern können und eine Tagesmutter würde ich mir nicht leisten können. Wenn Cathy wirklich wieder studieren wollte, würde ich ihr Unterhalt zahlen müssen. Wir würden das Haus verkaufen müssen. Der buchhalterische Teil meines Kopfes begann schon eine lange Rechnung aufzumachen, an deren Ende einzig und allein ein dickes fettes rotes Minus stehen konnte.

     Was für grausame Gedanken.

    Wenigstens hatte der Himmel den Anstand besessen sich angesichts meiner Wut, meinem Schmerz und meiner schlichten Ratlosigkeit zu verdüstern und den für den Anlass obligatorischen Regen zu schicken. Blauer Himmel und Sonnenschein wären unerträglich gewesen.
    Ich wollte es immer noch nicht begreifen. Es war vorbei. Ohne Bedenken hatte sie nach acht Jahren, für mein Empfinden glücklicher Ehe mein Herz rücksichtslos zerfetzt. Keine Abschiedstränen und Liebesbekundungen. Kein Geigenspiel und keine herzerweichende Dramaturgie. Stattdessen hatte sie mich absichtlich gedemütigt und verletzt, was eigentlich überhaupt nicht ihre Art war. Die Cathy, die ich kannte und liebte war zwar immer etwas spöttisch und auch ein wenig rebellisch gewesen, aber niemals bösartig und gemein. Auch war sie Problemen nicht gern in offener Konfrontation gegenübergetreten oder hatte versucht sie durch einen Streit zu lösen. Wenn ich recht überlegte konnte ich mich seit der Schwangerschaft an gar keinen handfesten Streit mit ihr besinnen und damals konnte man es auf die Hormone schieben. Und jetzt sollte einfach Schluss sein. Ich konnte und wollte es nicht glauben. Trotzdem konnte ich weder abstreiten, dass sie die Scheidung eingereicht hatte, noch dass sie heute Abend all diese Dinge gesagt hatte. Ich hatte mich schlicht und einfach in ihr getäuscht. Ein kleiner Rest des Zweifels blieb, aber für den heutigen Abend überwog der Zorn auf sie und darüber, dass nichts in der Welt je wieder würde gutmachen können, was heute Abend zu Bruch gegangen war. Es würde wahrscheinlich noch lange dauern bis ich wirklich begreifen würde, was das bedeutet: „Es ist vorbei“. Der Gedanke war so lächerlich einfach – und einfach lächerlich. Es kam mir alles so unwirklich vor, wie ich hier durch den Regen trottete und mir über Dinge Gedanken machte, die ich vor eineinhalb Stunden meinem ärgsten Feind nicht gewünscht hätte und von denen ich nie geglaubt hatte, dass sie einmal auch nur im Entferntesten auf mich zutreffen könnten. Ich bemerkte wie meine Augen feucht wurden, wie sie überquollen und alle Gefühle, die sich an diesem Abend angestaut hatten, als Tränen über meine Wangen liefen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und heulte. Irgendwann versiegten die Tränen, aber der Schmerz in meinem Innern schien weiterhin Gefallen daran zu finden mich zu foltern. Wie schön wäre es einfach nichts mehr zu fühlen. Ich war eigentlich eher Antialkoholiker, aber in diesem Moment gelüstete es mich danach mich zu betrinken. Ich wollte einfach nur vergessen, egal wie und mit welchen Mitteln. Ich wollte endlich aufwachen aus diesem Albtraum.

    Dabei hatte dieser gerade erst begonnen.

Kapitel 2:
23. September; Langley, Virginia

Nur fünfeinhalb Stunden nachdem er den großen Kasten aus Stahl, Glas und hellem Stein verlassen hatte, steuerte Ryan Brown seinen schwarzen Mercedes erneut durch das schmiedeeiserne Tor, auf dem das runde Emblem der Central Intelligence Agency abgebildet war. Er stieg aus und ging zu dem vordersten der vielen Glashäuschen, die den weißen Parkplatz säumten, alle kaum größer als eine Telefonzelle. Er nickte dem diensthabenden Wachmann, der sich gerade an einem heißen Becher Kaffee wärmte, freundlich zu und hielt ihm seinen marineblauen Ausweis unter die Nase.
     „Schön†˜ Morgen Mr. Brown“, sagte der Wachmann, „Verdammt kalt heut†™ mit dem ganzen Nebel, was? Da merkt man, dass es Herbst wird.“
     „Morgen Johnny.“, antwortete er nur.
     „Schön†˜ Tag noch, Mr. Brown.“
     Geräuschlos hob sich die Schranke und gab den Weg auf den breiten, gepflasterten Weg zum Hauptportal frei. Er folgte diesem, passierte die doppelte Schiebetür aus Panzerglas und trat in die Eingangshalle. Durch das hohe Kuppeldach schien, aus Richtung der Stadt, die gerade erst aufgegangene Sonne und tauchte das komplett in schwarz und weiß gehaltene Forum in warmes, orangerotes Licht. Brown fühlte sich durch das Kuppeldach, wie jeden Morgen, ein wenig an den Londoner Bahnhof King†™s Kross erinnert. Auf dem Fußboden, wie alles andere auch aus schwarzem und weißem Marmor, prangte das CIA-Logo, mit gut und gerne sechs Meter Durchmesser. Er schritt durch den von Säulen getragenen Eingangsbereich auf die zweite Sicherheitskontrolle zu. Diese sah einer Fahrkartenkontrolle für die U-Bahn nicht unähnlich, nur dass statt Tickets die persönlichen Sicherheitskarten und Identifikationsnummern verlangt wurden.
     Obwohl es auf dem Parkplatz so ausgesehen hatte, als ob er der einzige Mensch wäre, der sich an diesem Morgen im Hauptquartier des Auslandsnachrichtendiens tes der Vereinigten Staaten einfinden würde, staute sich hier eine überraschend große Menschenmenge, die durchgeschleust werden wollte. Der schützende Kokon aus Ruhe, der ihn bisher umgeben hatte, zerplatzte wie eine Seifenblase. Er seufzte und stellte sich in die Schlange. Er murmelte einige „Guten Morgen“ und setzte ein ausdrucksloses Bitte-Nicht-Stören-Lächeln auf. Nachdem er sich fürs Mittagessen mit Nelson Terrell aus der Abteilung für psychologische Forschung verabredet hatte, schaffte er es endlich der entnervenden Prozedur zu entfliehen und über einen Umweg zur Cafeteria durch die vielen weiß gestrichenen Korridore mit blauem Teppichboden zu seinem Büro in der oberen Etage der Abteilung „Internationale Zusammenarbeit der Geheimdienste“ gelangte. Er startete sein MacBook und begann seine Aufzeichnungen von gestern Nacht, beziehungsweise heute früh durchzuarbeiten, um sich auf das für halb elf anberaumte Treffen mit dem Direktor vorzubereiten.

*******
     Der Direktor des mächtigsten Geheimdienstes der Welt war ein gut gebauter, attraktiver Mann Mitte fünfzig mit grau meliertem, aber vollem Haar und einer Vorliebe für khakifarbene Anzüge in Kombination mit ungewöhnlich bunten Krawatten. Als der Vizedirektor sein äußerst geräumiges und komfortabel ausgestattetes Büro betrat, bemerkte er als erstes dessen Kaffee-Fahne und sein übermüdetes Gesicht.
     „Guten Morgen, Mr. Brown.“, begrüßte er ihn reichlich steif. Sobald dieser jedoch die Tür geschlossen hatte, entspannte er sich und meinte: „Du arbeitest viel zu viel, Ryan. Am liebsten würde ich dich gleich wieder nach Hause schicken.“
     „Du weißt ebenso gut wie ich, dass das nicht geht und außerdem haben wir das Thema bereits zur Genüge ausdiskutiert. Also, wie war†˜s in Nordkorea? Sind sie immer noch so stur und schlecht gelaunt?“, antwortete Ryan Brown.
     „Das kannst du laut sagen. Verbockt und provokant noch dazu. Warum können die nicht kapieren, dass der Kalte Krieg vorbei ist und sie mit ihrem Säbelrasseln nichts bewirken. Aber das weißt du ja selber. Also, was gibt†™s Neues an der Basis?“
     „Vorgestern war Treffen dieses „Internationalen Kommitees zur Prävention und Früherkennung von Amokläufen“. Eigentlich ja Sache der Feds aber ich hab trotzdem mal zwei Leute hingeschickt. Es war wie ich gedacht habe, der übliche Bürokraten-Quatsch eben. Die Bevölkerung zweifelt daran, dass die Regierung sie schützen kann. Darum wird dann eine Kommission mit ein paar „Experten“ einberufen. Die schreiben brav ihre Berichte und sacken die Kohle ein. Wenn†™s hochkommt werden noch ein paar Studien in Auftrag gegeben. Man kommt zu einem nichtssagenden Fazit und man kann ohne jede Anstrengung vorweisen, zumindest versucht zu haben das Land sicherer zu machen und alle sind zufrieden.“
     „Das ist nichts Neues. Was hat das mit uns zu tun?“
     „Nein, das ist nichts Neues, aber ich habe mir überlegt, dass wir uns diesmal der Sache erbarmen könnten, um dafür zu sorgen, dass das Ganze nicht nutzlos im Sand verläuft. Ich schlage vor, wir nehmen uns einer dieser Studien an. Kein all zu großer Aufwand, aber wenn es tatsächlich funktioniert wäre es ein großer Schritt. Außerdem könnten nebenbei noch neue geheimdienstliche Mittel zur Beschaffung von Informationen erprobt und vielleicht sogar einige wissenschaftliche Erkenntnisse über die menschliche Psyche gewonnen werden.“
     „Und wo ist der Haken?“
     „Es ist gegen das Gesetz.“
     „Ich habe gefragt wo der Haken ist.“
     „Es ist außerdem moralisch nicht ganz korrekt.“
     „Wie sehr unmoralisch?“
     „Nun ja, wir zerstören das Leben eines Menschen, nehmen ihm alles weg, was ihm teuer ist und töten ihn anschließend. Wichtig ist vor allem, das er völlig unschuldig und ein absoluter Durchschnittstyp ist.“
     „Auswirkungen auf die Umwelt?“
     „Seine Familie wird†™s ziemlich hart treffen, aber sie wird darüber hinwegkommen. Ansonsten eben das Übliche: Freundeskreis und Arbeitsstelle werden zu Tode betrübt sein, aber nach einem halben Jahr ist es so gut wie vergessen. Außerdem wird vermutlich ziemlich starkes mediales Interesse herrschen, aber auch das verebbt spätestens nach ein, zwei Monaten.“
     „Gefahr, dass wir auffliegen?“
     „Gering.“
     „Wie fädeln wir es ein?“
     „Am einfachsten wäre es, jemanden aus unseren Reihen mit einer Legende auszustatten und ihn bei der nächsten Konferenz als Kandidat für eine Studie vorzuschlagen. Möglichkeit zwei wäre, einen echten Professor oder sonst wen zu bestechen oder zu erpressen. Allerdings wäre es mir lieber, die Aktion intern durchzuführen. Als Möglichkeit Nummer drei könnten wir dem Komitee verschweigen, dass wir die Aktion durchführen. Der Nachteil wäre jedoch, dass wir aus eigener Tasche zahlen müssen. Außerdem wäre es hinterher schwieriger die Ergebnisse einzuschleusen ohne Verdacht zu erregen. Ideal wäre ein Professor mit Verbindung zu uns, der sich bereits als vertrauenswürdig erwiesen hat.“
     „Ah, du denkst an diesen Patterson aus der Korolewski-Aktion?“
     „Genau!“
     „Keine blöde Idee. Du hast echt an alles gedacht. Wie man es eben von dir gewohnt ist.“
     „Fang gar nicht erst an mit deinen schleimigen Schmeicheleien. Das ist widerlich. Weiter im Text.“
     „Wie schätzt du die Erfolgsaussichten ein?“
     „Fifty-fifty.“
     „Was ist mit den Kosten und dem Personalaufwand?“
     „Wenn wir es schaffen über die Kommission die Gesellschaft für den Großteil blechen zu lassen, werden die Kosten bei einem jährlichen Etat von 41.000.000.000 Dollar über den unsere Organisation verfügt, kaum zu Buche schlagen. Zeitlich habe ich die Sache mal auf so ungefähr ein dreiviertel bis ganzes Jahr geschätzt. Personell bräuchte ich ca. zehn Personen komplett, das bedeutet, dass sie in dieser Zeit nicht für andere Aufträge zur Verfügung stehen. Davon fünf für den operativen Einsatz und die restlichen für die Planung und Koordination. Zusätzlich bräuchte ich noch gelegentlich ein paar Leute von der Überwachung oder aus der Abteilung Dokumente. Was eben so anfällt.“
     „Da es dein Baby ist, wärst du sicher damit einverstanden die oberste Leitung der Aktion zu übernehmen.“
     Brown grinste: „So in etwa hatte ich mir das vorgestellt, ja.“
     „Gut, dann kommen wir zum wichtigsten Punkt. Wie stellst du dir den Ablauf vor?“
     Brown erklärte und Williams hörte ihm schweigend zu, ohne ihn zu unterbrechen. Dann fragte er stirnrunzelnd: „Der Plan muss natürlich noch auf die Person angepasst werden. Aber meinst du nicht, dass die Maßnahmen zu drastisch sind?“
     „Die Person wird sterben, so oder so. Da kommt es auf ein bisschen mehr oder weniger drastisch auch nicht an. Aber je drastischer wir werden, desto sicherer gelingt die Aktion.“
     „Da hast du natürlich Recht. Am Wichtigsten ist, denke ich, die Auswahl des Testobjekts.“
     „Auch dazu habe ich mich schon etwas kundig gemacht und ein Beispiel gefunden. Dank unserer Datenbank weiß ich, dass ein gewisser in Boston lebender Steve Smith genau die Voraussetzungen erfüllt. Er ist der komplette Durchschnittsbürger. Sogar der Name „Steve Smith“ absoluter Durchschnitt. Aber dazu mehr wenn du dich entschieden hast, ob das Ding läuft oder nicht.“, erzählte Brown.
     „Gut, also die Grundidee sagt mir durchaus zu. Jetzt aber zu anderen Dingen. Ich fürchte wir müssen etwas wegen Nordkorea und den verdammten Iranern tun.“

*******
     Chris Watson war schwul und er war stolz darauf. Er legte großen Wert darauf, dass man auf drei Kilometer Entfernung erkannte, dass er auf Männer stand. Alles an ihm hatte etwas Schwules. Ob sein affektierter Gang mit stark übertriebenem Hüftschwung, sein Kittel in zartem Rosa, seine künstlich schrille, mädchenhafte Stimme oder die Tatsache, dass er mit Lidschatten, falschen Wimpern, Lippenstift und Rouge versuchte seinem kantigen Gesicht weibliche Formen zu entlocken, was ihm jedoch nicht zuletzt dank seiner dunklen Hautfarbe nicht besonders gut gelang; alles an ihm war durch und durch schwul.
     Außerdem war Chris Watson mit Leib und Seele Putzmann. Er wusste nicht, wie er zu dem Job als „Fachkraft für Gebäudereinigung“ gekommen war, aber er passte zu ihm, wie die Faust aufs Auge. Nach seinem mit Ach und Krach bestandenen High School-Abschluss war er irgendwie zu der Putzkolonne gestoßen, die die Hallen und Büros der Central Intelligience Agency säuberte. Seitdem kam kein anderer Job mehr für ihn in Frage. Dabei war es gar nicht so sehr das Putzen an sich, dass ihm so gut gefiel, vielmehr war es das Gefühl, das ihn durchströmte, wenn er unter die Schreibtische von Personen kroch, die darüber entschieden, Attentate zu verüben und terroristische Anschläge zu verhindern. Mit den Jahren wurde er immer tiefer in das Gebäude vorgelassen und als er schließlich nach knapp drei Jahren zum ersten Mal die Chefetage putzen durfte, fühlte er sich regelrecht berauscht von dem Flair das im Herzstück des Komplexes herrschte. Acht Stunden am Tag zog er mit seinem Wägelchen durch das riesige Gebäude und beobachtete, während er jeden Winkel von Schmutz befreite, alles und jeden. So bemerkte er auch an diesem Mittwochmorgen, wie der Vizedirektor und Abteilungsleiter für die Geheimdienstzusammenarbe it das Büro seines einzigen Vorgesetzten verließ, der ihn mit einem „Ich denke darüber nach. Halten Sie mich auf dem Laufenden.“ entließ.
     Die meisten der Angestellten waren der Meinung, die beiden ranghöchsten Mitarbeiter der CIA hätten ein rein geschäftliches Verhältnis, aber Chris Watson wusste es besser. Bei seiner täglichen Arbeit war ihm nicht entgangen, dass sie zwar nach außen hin sehr distanziert miteinander umgingen, sie aber hinter verschlossenen Türen ein sehr inniges Verhalten an den Tag legten.
     „Äh, Sir, entschuldigen sie Sir, könnten sie mir bitte sagen, wie viel Uhr es ist?“, fragte er spontan.
     „Kurz vor zwölf, Zeit für die Mittagspause.“, antwortete Mr. Brown.
     „Gute Idee, Sir. Danke, Sir.“
     Eigentlich war die Frage reichlich sinnlos gewesen, da er dank der Armbanduhr an seinem Handgelenk die Antwort bereits gewusst hatte. Er hatte aber auch nicht herausfinden wollen, wie spät es war, sondern beabsichtigte vielmehr etwas über die Stimmung des Befragten in Erfahrung zu bringen. Solche Spielchen trieb er öfter. Er träumte davon eines Tages auch ein Agent in geheimer Mission zu werden, von dem die nationale Sicherheit abhing. Allerdings besaß er dazu nicht das nötige Maß an Ehrgeiz. Er war schlicht und einfach zu faul. Darum lernte er auch keine Sprachen, die ihm in seinem Traumberuf nützlich sein könnten, sondern übte sich stattdessen in Beobachtung. Er versuchte, immer nach dem Motto „Information ist Macht“, alles über die Hintergründe und zwischenmenschlichen Beziehungen der Leute herauszufinden, deren Büros er tagtäglich schrubbte.
     Bei über 10 000 Menschen, die in der 800 Hektar großen Anlage arbeiteten gab es einiges zu entdecken. Er beobachtete ein paar Affären und so manchen Streit zwischen alten Freunden. Nach seinem nicht übermäßig anstrengenden Arbeitstag verbrachte er oft noch ein zwei Stunden damit, die Ergebnisse seiner Amateur-Observationen feinsäuberlich in guter, alter Geheimdienstmanier in die Aktensammlung seines Computers einzutragen. In gut fünf Jahren hatte er einiges an Informationen zusammengetragen, wobei natürlich der allergrößte Teil schon wieder nicht mehr aktuell war.

*******
     „Glaubst du, dass es möglich ist?“, fragte er schließlich in einem hoffnungsvollen Ton.
     „Theoretisch auf jeden Fall. Praktisch könnte ich es mir theoretisch vorstellen. Mit ein wenig Glück und vor allem einem guten Händchen bei der Auswahl des Testobjekts würde ich sagen, ja, es ist möglich.“, antwortete sein Gegenüber, ein kräftiger Bursche mit ein wenig jungenhaften Zügen, nachdenklich.
     „Das wollte ich hören. Und was hältst du persönlich davon?“
     Nelson Terrell runzelte die Stirn und schnaubte, wobei seine wasserstoffblond gefärbten Ponyfransen in die Luft flatterten: „Du meinst so aus moralischer Sicht? Ich würde sagen, dass wir uns bisher, in der gesamten Geschichte unserer Organisation einen Dreck um Moral und Gesetz geschert haben und es mir als einfachem Sklaven der Obrigkeit nicht zusteht, vorzuschlagen gegen langjährige Traditionen zu verstoßen. Allerdings waren unsere Aktionen bisher immer gegen die Bösewichte und nicht gegen den unbescholtenen Bürger gerichtet. Andererseits hat sich die Form der „Bösewichte“ auch im Lauf der Jahre stark gewandelt. Zuerst waren†˜s die Russen. Als wir uns mit denen wieder vertragen haben sind wir erstmal in eine tiefe Identitätskrise gestürzt, weil wir niemanden mehr hatten, dem wir nachspionieren konnten. Aber zum Glück haben wir Anfang dieses Jahrzehnts die bösen radikal-islamistischen Terroristen gefunden. Also könnte man quasi so argumentieren, dass man durch den, mit dem Wandel der Zeit verbundenen, Wandel des Bösen, auch einen Wandel der Moral und der Bekämpfungsmethoden des Bösen vollziehen muss.“
     „Das war jetzt aber nicht wirklich eine klare Antwort.“, sagte Ryan Brown, während er genussvoll auf einem Stück besonders fettigem Rindfleisch kaute.
     „Es hat schon seine Vorzüge bei der Firma zu arbeiten. Wenn ich daran denke, was meine Cousine mir so von dem Kantinenessen bei Bell South so erzählt. Da sträuben sich einem die Nackenhaare.“, meinte Terrell, der Brown lächelnd zusah und dabei knuspernd ein paar besonders krosse Pommes Frites verspeiste.
     „Du lenkst vom Thema ab, um nicht antworten zu müssen.“, bemerkte Brown nüchtern.
     „Alte Berufskrankheit, aber so leicht kommt man dir nicht davon, was? Na gut, also um ehrlich zu sein, ich hab so meine Bedenken. Ich denke zwar, dass es klappen wird, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Erfolg groß genug sein wird um den Einsatz zu rechtfertigen. Meiner Meinung nach lässt du am besten die Finger davon, denn wenn das rauskommt ist die Hölle los.“
     „Na also, war doch gar nicht so schwer.“

Lugdusch aka RDJ:
Kapitel 3:
30. Oktober; Boston, Massachusetts

„Verdammte Kacke“, hörte sie neben sich eine tiefe Stimme brummen, „Warum müssen wir uns noch zweieinhalb Stunden dieses beschissene Scheißgelaber anhören. Ich könnt†˜ kotzen.“ Leah Mason ging es ähnlich, nur dass sie es nicht mit ganz so vielen Kraftausdrücken unterlegt zum Ausdruck brachte, wie ihr ewig miesgelaunter Kollege Jayden Hayes. Sie sehnte sich an diesem Freitagnachmittag nach ihrer Badewanne, die wunderbar warm daheim auf sie wartete, nach einem Schluck kalten Bier, nach ihrem Kater Sir Jeremy. Sie sehnte sich so ziemlich überall hin, nur nicht dahin, wo sie sich tatsächlich befand. In einem stickigen und engen Raum ohne Fenster wartete sie, gemeinsam mit einem guten Dutzend Kollegen von allen möglichen Zeitungen darauf, dass der Pressesprecher der Zweigstelle des FBI in Massachusetts endlich seinen monotonen Vortrag beendete, in dem er haargenau die einzelnen Tathergänge einer besonders brutalen Mordserie beschrieb, die nicht nur den ganzen Staat, sondern ganz Neu-England in den letzten Monaten in Angst und Schrecken versetzt hatte. Natürlich würde es keine zweieinhalb Stunden dauern, aber Jayden Hayes, ein alter Hase im Geschäft, der seit über 25 Jahren beim Boston Globe beschäftigt war und mit dem sie einen Artikel über die Untaten des Serienmörders verfassen sollte, übertrieb nun einmal gerne. Genauso gerne unterstrich er die Bedeutung jeden Satzes, den er von sich gab, mit einigen Flüchen. Aber davon einmal abgesehen war er ein netter Kerl und ausgezeichneter Journalist.
     „Nun zum Motiv des Täters.“, leierte es von vorne.
     Etwas diskreter als Jayden vorhin, beugte sich Leah zu ihrem Kollegen und Mentor hinüber und flüsterte: „Die Polizei ist doch sonst nicht so mitteilungsfreudig. Da müssen wir ja gar keine Vermutungen mehr anstellen.“
     „Scheiß langweilig, nicht wahr? Wahrscheinlich haben sie Druck von oben bekommen, weil die Sache, freilich mit ordentlicher Unterstützung unsererseits, so viel Aufmerksamkeit vom Volk bekommen hat. Die haben sich wahrscheinlich gedacht, dass sie lieber alles auf einmal verraten, als dass wir es ihnen einzeln aus der Nase ziehen. Scheiß Spielverderber.“, antwortete dieser.
     „Wahrscheinlich.“, murmelte sie nachdenklich.
     „... Darum kann man eine Tat aus persönlichen Gründen ausschließen. Da der Täter, wie offiziell durch ein Gutachten bestätigt, psychologisch krank ist, ist es wahrscheinlicher, dass das Motiv, das eines typischen Serienmörders ist. Alle Opfer passen genau in ein Beuteschema, woraus man schließen kann, dass der Täter nicht willkürlich vorgegangen ist, sondern nur Personen mit bestimmten Voraussetzungen, wie zum Beispiel weiblich, blonde Haare und nicht größer als ein Meter fünfundsechzig, als Opfer in Frage kamen. ...“
     „Auf diese Beschreibung würdest du auch zutreffen. Also an deiner Stelle würde ich hoffen, dass die verdammten Geschworenen nicht zu viel Mitleid haben.“, witzelte Jayden.
     „Ha, ha, ha. Hör lieber zu, damit wir was zu schreiben haben und uns nicht doch alles aus den Fingern saugen müssen. Ich überlege mir in der Zwischenzeit, wie wir an weitere Informationen kommen, schließlich will Matt einen „Hintergrundbericht“ zu dem Fall und dafür dürfte die offizielle polizeiliche Stellungsname, so üppig sie auch ausfällt, wohl kaum ausreichen. Was meinst du, ist es genug das nähere Umfeld sprich Familie, Freunde und Job zu beleuchten, oder nehmen wir beispielsweise noch den Psychologen, der das Gutachten verfasst hat, dazu?“
     „Je mehr, desto besser. Und da, wie du verdammt richtig bemerkt hast, unser wohlgeschätzter Matthew Brighton die komplette Story mit allem drum und dran abdrucken will, brauchen wir uns nicht zu sehr zu beeilen. Drei beschissene Wochen haben wir mindestens, um das komplette Scheißgehirn dieses verdammten Irren auszuloten. Ich wünsche angenehme Unterhaltung.“, meinte Hayes in seiner gewohnten Ausdrucksweise und Lautstärke.
     „Nächste Woche Dienstag kann jeder Leser des „Boston Globe“ sich ausführlich über die Taten von Benjamin B. informieren, komme was da wolle.“, korrigierte sie ihn.
     „Du bist immer so überkorrekt und pingelig. Ständig versuchst du mich zu verbessern.“
     „Reg dich nicht über Sachen auf, die du nicht ändern kannst und hör lieber zu.“

*******
     „Wie spät?“
     „Noch ein dreiviertel Stunden. Wie weit bist du?“
     „Knapp über die Hälfte, schätze ich.“
     Josephine Fryer und Michael Preston saßen sich, beide auf die Computermonitore vor sich starrend und wild auf der Tastatur herumklimpernd, an ihren Schreibtischen gegenüber. Sie befanden sich im Gebäude des Federal Bureau of Investigation von Massachusetts, in einem Großraumbüro in der zweitobersten Etage, und die Berichte, die sie schreiben sollten, wurden einfach nicht länger. Sie hegten ähnliche Gedanken, wie das Grüppchen von Journalisten sieben Etagen unter ihnen, nur dass sie es nicht ganz so offen zugaben. Stattdessen versuchten sie in möglichst kurzer Zeit ihre Vorgehensweise und ihre Ergebnisse im Fall Benjamin Butler zu schildern.
     Michael gähnte: „Oh Mann, ich will nur noch nach Hause. Mit jeder Minute wird meine Lust zu arbeiten kleiner und mein Hunger größer.“
     „Wenn es wenigstens etwas Interessantes und Anspruchsvolles zu tun gäbe.“, stimmte ihm Josephine, genannt Josie, zu.
     „Tja, auch die Arbeit als Agent für das FBI besteht nicht nur aus wilden Verfolgungsjagden und Schießereien. Das müsste dir doch eigentlich gesagt worden sein, bevor du diesen Job angetreten hast.“, meinte Michael in altklugem Ton.
     „Da war ich wohl grade auf dem Klo.“, lachte sie trocken.
     „Ich lese dir mal vor, was wir bisher über das Mordmotiv haben.“
     „Na von mir aus.“
     „Zweitens: Das Motiv. In seinem Geständnis hat der Täter Benjamin B. angegeben, er habe die Tat aus der Neugier heraus begangen, wie es ist einen Menschen zu töten. Der hinzugezogene Psychologe von der University of Massachusetts Jeremy Foster meinte jedoch, in seiner beratenden Funktion als Profiler, dass Benjamin B. die dreizehn Personen umbrachte, weil er durch die Macht, die er bei den Morden verspürte, sexuell erregt wurde. Nach dem ersten Mord, den er zweifelsohne aus Neugier beging, merkte er, dass sich seine Erregung noch vervielfacht, wenn er die Polizei bei der Aufklärung der Morde absichtlich an der Nase herumführt. Er begann Gefallen daran zu finden, weitere Personen zu töten. Dabei legte er, wie schon das erste Mal, wenn auch aus anderen Gründen, einen Brief bei, siehe Indizien, in dem er zugab, die Morde begangen zu haben. Außerdem fing er an zusätzliche Verwirrung zu stiften, in dem er falsche Fährten legte und sich am Ende jeder dieser vermeintlichen Spuren einen Spaß daraus machte, die Polizei mit einem seiner freundlichen Briefe  darauf hinzuweisen, dass sie ihm ein weiteres Mal in die Falle getappt war. Jeder dieser Briefe war mit BB unterzeichnet, jedes Mal mit einer Spezialtinte für Drucker eines ganz bestimmten, seltenen Typs auf das Briefpapier eines anderen Hotels, die sich über die ganze Welt verteilten, geschrieben.“
     Michaels leise, aber eindringliche Stimme hatte einen ruhigen und warmen Klang. Josie lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück, schloss die Augen und dachte zurück an die vergangenen zweieinhalb Monate voller Ärger, Gereiztheit und unterschwelliger Bewunderung für den großen Unbekannten, der sie alle so an der Nase herumgeführt hatte. Zwölf perfekte Morde an zwölf vollkommen unterschiedlichen Frauen, die sich nur durch ihre Haarfarbe und ihre Körpergröße geglichen hatten. Von der Obdachlosen bis zur Adligen waren alle sozialen Schichten vertreten gewesen. Zwölf Briefe voller Spott und Hass, die vielen „Spurenbriefe“, wie man sie intern inzwischen nannte, nicht mit eingerechnet. Zwölf, die Zahl der Vollendung. Hätte es Benjamin Butler bei diesen zwölf Briefen belassen, hätte er sich ins Ausland absetzen können und die Akte des Falls BB wäre ein weiterer Fall für die traurige Kartei der ungelösten Fälle gewesen, die zu allen möglichen Anlässen herausgekramt werden, um die Unfähigkeit des gesamten Polizeiapparats an einem Exempel zu statuieren. Aber nein, es war anders gekommen. BB hatte sich ein weiteres Opfer geholt. Ein weiterer Brief. Ein weiterer Empörungsschrei der Medien und der Bevölkerung. Doch er hatte einen Fehler gemacht. Er hatte es zu weit getrieben. Ein winziger, unscheinbarer, vernichtender Fehler. Dreizehn waren einer zu viel gewesen.
     „Josie?“ Michaels halb belustigtes, halb verärgertes Gesicht holte sie ins Hier und Jetzt zurück.
     „Äh, ja? Ach so, äh, also, äh, ich würd sagen es ist noch zu persönlich, wenn du verstehst was ich meine. Man hört zu viel raus, wie sehr BB uns geärgert hat. Ich glaube nicht, dass Lindsay sehr gerne daran erinnert wird, wie sehr er uns überlegen war. Also ein wenig mehr Sachlichkeit und ein wenig kürzere Sätze, aber ansonsten wunderbar. Oh Kacke, wir haben nur noch ne gute Stunde, wir müssen uns ordentlich ranhalten. Schließlich hab ich Marty versprochen heute pünktlich mit ihm zum Zirkus zu gehen.“
     „Er ist mittlerweile an Enttäuschungen gewohnt.“
     „Das heißt aber nicht, dass er es mir nicht übel nimmt.“
     „Sei bloß froh, dass du nicht mehr verheiratet bist. Ehepartner sind viel nachtragender als Kinder.“
     „Das Resultat dieses Nachtragens war bei mir die Scheidung.“
     „Ja, und bei mir heißt dieses Resultat Marcus Mitchell.“
     „Egal, der Zirkus ruft, ich beeil mich besser, bevor mich, als nächstes Resultat, mein Sohn beim Jugendamt anzeigt.“, lachte sie grimmig.

*******
     „Na endlich.“ Ein Stöhnen ging durch den Raum, als der Pressesprecher seine Litanei beendete und das Rednerpult verließ. „Das wurde aber auch verdammt mal höchste Zeit. Was meinst du, zwei Blocks weiter ist ne kuschelige Bar? Ich hab zwar die eiserne Regel vor sechs Uhr nix Hochprozentiges, aber irgendwo auf der Welt ist es schließlich grad sechs Uhr. Den Spruch hab ich übrigens aus irgendnem verdammten Buch, mir fällt nur grad der beschissene Name nicht mehr ein, aber is nich schlecht, ne.“
     Leah musste unweigerlich grinsen, hier sprach Jayden Hayes wie er leibt und lebt. „Ich denk ein ordentlicher Drink würde mir auch nicht schaden.“, meinte sie. Sie gingen schweigend nebeneinander her, fast wie ein altes Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat, und jeder hing seinen Gedanken nach.
     Als sie schließlich die Bar mit dem extrem originellen Namen „Coconut Bar“ betraten, fiel Leah sofort das fernöstliche Ambiente und die überaus gemütlich aussehenden Lounge-Sessel im hinteren Teil der Bar auf. Sie setzten sich. Jayden begann sofort die Abteilung Spirituosen der Karte zu studieren. Nach einigem Hin und Her entschied er sich für einen 13 Jahre alten französischen Cognac, der laut seiner mit fachkundigem Blick vorgetragenen Beschreibung, die jedem Gourmetführer alle Ehre gemacht hätte, durch seine Lagerung in Portweinfässern angeblich ein besonders intensives Geschmackserlebnis bot. Leah interessierte sich mehr für die zahlreichen Cocktails und entschied sich sogleich für ihren absoluten Favoriten, den klassischen „Swimmingpool“.
     Sie unterhielten sich ausgiebig darüber, welcher Natur die Psychose von Benjamin Butler war. Aus unerfindlichen Gründen rutschten sie ab in das Thema Nordkorea und wandten sich langsam aber sicher dem Nahen Osten zu, als Leah plötzlich einen Schrei ausstieß: „Emma! Hi, was für ne Überraschung. Was machst du denn hier?“
     „Hi Leah! Wie geht†™s dir? Echt tolle Zufälle gibt†™s. Mit wem bist du denn hier?“, antwortete Emma Harrison.
     „Ach ja, äh, Entschuldigung. Darf ich vorstellen, das ist Jayden Hayes ein Kollege und das ist Emma Harrison, meine beste Freundin.“
     Nachdem zur Begrüßung noch einige Küsschen gewechselt und Hände geschüttelt worden waren, setzten sie sich.
     „Also, was führt dich her? Welchem Prominenten bist du diesmal auf der Spur der Peinlichkeiten.“, wiederholte Leah ihre Frage.
     „Ich hab nen ganz heißen Tipp bekommen, dass unser lieber Herr Gouverneur Avery Griffin heute hier dinieren will und mir gedacht, dass ich meinen abendlichen Ausgang mit der Arbeit verbinden könnte, um ganz unauffällig an ein paar Fotos von seiner neuen Angebeteten zu kommen. Schließlich glaube ich nicht, dass er nach der Scheidung wieder ein Junggesellen-Dasein fristen will und heute hier allein erscheint. Und ihr? Ein einfacher Feierabend-Drink oder steckt mehr hinter eurem Besuch der Kokosnuss?“, erklärte Emma.
     „Eindeutig Feierabend-Drink. A propos Drink, hast du dir eigentlich schon deine heißgeliebte „Bloody Mary“ bestellt?“, antwortete Leah.
     „Nein. Stimmt, du hast Recht.“ Sie winkte einen Kellner herbei und gab ihre Bestellung auf. Jayden nutzte die Gelegenheit und bestellte Nachschub, da sein Glas sich bereits fast gänzlich geleert hatte und es den Anschein hatte, als blieben sie noch ein wenig länger.
     „Und ihr, an welcher großen Story seid ihr dran?“
     Zur Abwechslung antwortete Jayden: „Hintergrundbericht über Benjamin B. Wir haben gerade knappe zwei Stunden dem verdammten Pressesprecher des verkackten FBIs dabei zugesehen, wie er seine Komplexe vor einer hungrigen Meute von Journalisten lang und breit darlegte. Total krank der Typ.“
     „Hä, Komplexe. Warum Komplexe?“, fragte Emma, das Gesicht ein einziges großes Fragezeichen.
     „Na Komplexe eben. Weil sich das sonst hochgelobte FBI zweieinhalb Monate lächerlich gemacht hat und es nicht geschafft hat, mit mehreren hundert Special Agents einen einzigen verdammten Irren zu finden, während dieser seelenruhig für ordentlich Nachschub beim Scheiß-Bestatter gesorgt hat.“, antwortete Jayden mit schon leicht geröteter Nase.
     „Aha.“, Emma zog angesichts der Ausdrucksweise von Jayden skeptisch die Augenbrauen hoch, „Und was für ein Hintergrundbericht soll das genau werden?“, fragte Emma diesmal an Leah gewannt.
     „Unser Chefredakteur Matthew Brighton hat gemeint, weil bisher nur in einzelnen kürzeren Artikeln berichtet wurde, sollen wir die ganze Story noch mal übersichtlich zusammenfassen und mit den neuesten Erkenntnissen und ein wenig Hintergrundinfos zu Benny B. zu einem einzigen großen Bericht zusammenfügen, der am Dienstag als Spezial erscheinen soll.“, sagte Leah.
     „Soso. Naja, auf jeden Fall ist bei meiner Tätigkeit eindeutig mehr Action und Fingerspitzengefühl gefragt.“
     „Ach so. Action wenn du einem Kellner das Bein stellst, damit er der alten Dame zwei Tische weiter die extra heiße Tapioka-Suppe auf ihren, noch von ihrer Großmutter stammenden Rock kippt, nur um an ein verwackeltes Foto von Griffins angeblicher neuen Flamme zu kommen, die in Wirklichkeit aber nur seine Cousine ist. Und Fingerspitzengefühl nennst du wahrscheinlich die Entscheidung, ob unser Gouverneur sie im Drogen- oder Rotlichtmilieu aufgesammelt hat.“, spottete Leah.
     „Du brauchst gar nicht so sarkastisch zu werden. Ich bin eine genauso seriöse Journalistin, wie du. Oh, da kommt ja unser Avery und wie vorhergesehen mit weiblicher Begleitung. Wo ist der nächste Kellner?“, sagte Emma, sprang auf und zückte ihren Fotoapparat.

*******
     Nur ein Radio in der benachbarten Küche der Wärter störte die Stille in Benjamin B.†˜s Zelle. Es lief „Eye Of The Tiger“. Seit elf Tagen befand er sich nun in diesem Raum der Untersuchungshaft und seine Verlegung in den Langzeittrakt war eigentlich nur noch Formsache. Kein Anwalt der Welt könnte bei dieser erdrückenden Beweislast mehr als mildernde Umstände herausschlagen. Zwar hielt man ihn für verrückt, aber nicht verrückt genug, als dass Psychatrie statt Knast in Frage kam. Niemand, der psychatrische Betreuung bezog, hätte zwölf Morde so perfekt planen und durchführen können wie er es getan hatte. Der Raum oder besser gesagt die Zelle, in der er sich befand, hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Ein Feldbett mit kratzender Wolldecke, eine nicht gerade einladende Toilette aus Metall und das dazugehörige Waschbecken, ein wahrscheinlich vom Sperrmüll stammender einfacher Holztisch, auf dessen Unterseite ein Herz eingeritzt war, in dem H + L zu lesen war, ein ebenso einfacher, man kann auch sagen schäbiger Holzstuhl.
     BB hatte mittlerweile akzeptiert, dass er verrückt war, oder wenigstens nach außen hin so wirkte. BB sprach beziehungsweise dachte über sich selbst in der dritten Person Singular und nie als Benjamin oder gar Benny, wie ihn seine Mutter immer genannt hatte, sondern immer als BB. Aber das alles zählte nun nicht mehr. Nichts zählte mehr. Nichts außer seinem letzten genialen Coup und der Erlösung, die der Strick bringen würde. Hätte er früher mit dem Gedanken gespielt, Selbstmord zu begehen, hätte er wahrscheinlich Schlaftabletten, Insulin oder allerhöchstens die Knarre seines alten Herrn zum Wegbeamen benutzt. Aber mittlerweile dachte er anders. Die Vorstellung, dass ein müdes, geradezu armseliges Zucken seines Zeigefingers der letzte Akt seines Leben sein sollte, widerte ihn an. Für den klassischen Verzweifelter-Gefangener-Selbstmord kam einzig und allein die Variante des Hängens mit aneinander geknoteten Bettlaken in Frage. Wenn man den Büchern Glauben schenken wollte, hatte es bisher jeder so gemacht, und er hatte nicht vor, mit der letzten Tat seines Lebens gegen die alten Gefängnistraditionen zu verstoßen. Es war ein leichtes gewesen, die bewegliche Überwachungskamera, die alles aufzeichnete, was er auf seinen fünf Quadratmetern tat, während der Live-Übertragung der Baseballspiele um ein paar wenige Grade zu verschieben, so dass er ohne Probleme und in aller Ruhe sein tödliches Seil und seinen letzten Plan knüpfen konnte. Mit einem heroischen Schrei auf den Lippen vom Bett zu springen war eher seine Vorstellung von einem würdigen Abgang.
     Wenn er nicht mit planen oder binden beschäftigt war, legte er sich auf sein hartes Schlafgemach, starrte an die trostlose graue Decke über ihm und ließ seine größten Triumphe Revue passieren. Was hatte er über die ahnungslosen, trotteligen Polizisten gelacht, während er mit seinen falschen Spuren ihre Hoffnung im Ansatz zerstört hatte. Nach eineinhalb Monaten glaubte kein Agent mehr wirklich an seine Entdeckung, wenn er mal wieder eine vermeintlich heiße Spur fand. Das drückte die Moral auf einen Tief- und seine Freude auf einen Höhepunkt. Aus einer flüchtigen, nicht ganz ernst gemeinten Idee war der Albtraum des FBI geworden. Wer hätte das gedacht?
     Trotzdem war das Bild seiner Erinnerung nicht perfekt. Es gab einen Makel, der dringend ausgemerzt werden musste. Aber auch das hatte er schon in die Wege geleitet. Am zweiten Weihnachtsfeiertag würde ihn sein Anwalt zwei Tage vor seinem Prozess besuchen. Sobald er ihm seinen letzten Auftrag erteilt und sich dessen Ausführung vergewissert hatte, würde er den Weg zu seinen Vorfahren antreten. Das Leben hielt keine Überraschungen mehr für ihn bereit. Für BB war es Zeit, neue Wege zu beschreiten.

Wie gesagt, die letzten beiden Kapitel sind nicht so der Bringer.

RDJ

Dwar:
Mach halt einfach hier nein Thread auf, Lugdusch aka RDJ.

Lugdusch aka RDJ:
Wozu? Ich habe ja damit aufgehört und hier nur kurz auf Wunsch einiger gepostet. Da noch einen neuen Thread aufzumachen wäre nicht sinnvoll, oder?

RDJ

Skulldur:
ich schreib hier auch einfach mal rein auch wenn seit 30 Tagen nix geschrieben wurde...
Mein Geschichte geht um Assassinen^^, stolze 113 Seiten :D

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