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Autor Thema: Elronds Haus  (Gelesen 51902 mal)

Thorondor the Eagle

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Elronds Haus
« am: 12. Feb 2010, 18:12 »
Elea, Helluin und Arwen aus den Gärten Bruchtals


Der frühe Abend hielt im Tal Einkehr. Die prachtvollen Farben der Siedlung schwanden im zunehmenden, dämmrigen Licht. Elea saß mit Helluin, Arwen und Elrond an einer großen Tafel, sie war reich gedeckt. Es fiel kaum ein Wort während sie den großen Hunger sättigten. Für diesen Tag waren genug Worte gewechselt, so kam es ihr zumindest vor. Helluin hatte anscheinend auch schon ein langes Gespräch mit dem Herrn von Bruchtal geführt, denn immer wieder warfen sie sich wissende Blicke zu.
„Arwen, würdest du Helluin in sein Zimmer geleiten?“ ich möchte ein wenig mit Elea sprechen.
Seine Tochter nickte ihm zu und erhob sich vom Tisch. Aus dem Nebenraum vernahm die Frau nur noch die sich langsam entfernenden Schritte ihres Sohnes.
Elrond erhob sich von seinem Stuhl, er stellte sich neben sie, nahm einen Krug in die Hand und schenkte ihr einen klaren, kräftigen Rotwein in ihr Glas.
„Es tut mir Leid, dass ich vorhin nicht mehr Zeit für dich hatte. Wie geht es dir?“
„Wie soll es mir schon gehen? Ich habe alles verloren, was meinem Leben einen Sinn gab, einfach alles.“
„Ich weiß wovon du sprichst. Auch ich habe Celebrian verloren, wenn auch nicht für immer, liegen doch tausende Kilometer zwischen uns. Ich vermisse sie, mehr als alles andere und jetzt verlier ich auch noch meine beiden Söhne. In sie legte ich meine Hoffnung, auf einen Fortbestand unseres Volkes in Imladris, denn auch ich werde eines Tages nicht mehr hier sein um mein Heim vor dem Untergang zu bewahren. Nun ist die Zukunft von Bruchtal ein dunkler Fleck im Schicksal Mittelerdes. Den Dunedain geht es nicht anders…“
Bei diesen Worten wurde Elea sehr zornig, sie wusste worauf der Elb hinaus wollte. „Jetzt bist auch du schon auf der Seite des Rates, versteht mich denn keiner? Helluins Schicksal steht nicht zur Diskussion, weder für dich noch für den Stammesrat!“ Eiligen Schrittes verließ sie den Speisesaal. Sie begann zu laufen, ohne recht zu wissen wohin. Ein Schritt folgte dem nächsten, aus dem Haus hinaus und in die mondbeschienen Gärten Bruchtals.

Ich weiß, wen ich um Rat fragen kann. Auch sie stand einst vor dieser Entscheidung…
Gilraen, auch du hast einmal vor dieser Entscheidung gestanden und hier in Bruchtal wurde dir dein Wunsch gewährt. Ich  weiß Helluin hier in Sicherheit, wobei ich ihn nur vor seinem eigenen Volk verstecken muss. Ich kann ihn nicht verlieren, ich kann einfach nicht…


„Elea“, kam wieder die vertraute Stimme aus dem Hintergrund „Ich wollte dich nicht vor den Kopf stoßen. Verzeih mir.“
Die Frau bewegte sich kein Stückchen, ihr Blick war auf den verwilderten Grabstein gerichtet: „Ich teile die Meinung mit ihr. Auch ich weiß meinen Sohn hier in Sicherheit. Elrond? Ich will hier bleiben, für immer… mit Helluin.“
„Nichts würde mich im Moment mehr freuen, aber dies ist nicht die Entscheidung…“,
„DIE ENTSCHEIDUNG DES RATES!“, schrie Elea zornig.
„Die Entscheidung, die dein Sohn getroffen hat. Gilraen wusste Aragorn hier in Sicherheit, vor all jenen die ihm schaden wollten, doch letztendlich war er es, der sich gegen das von seiner Mutter aufgetragene Schicksal wehrte. Er ging aus eigenen Stücken von hier fort, genauso wie es meine Söhne getan haben und genauso wird es auch Helluin tun. Verwehr ihm nicht seine Träume und seinen Ruhm.“
„Was nützt ihm dies alles, wenn er Tod ist?“
„Wer sagt dir, dass er sterben wird? Vielleicht ist genau er es, der die Waldläufer wieder ins Licht führt, der Eriadors verborgene Kraft vereint und Mittelerde verteidigt. Manche Entscheidungen kann man aufschieben, aber deswegen sind sie nicht vom Tisch.“
„Aber bei dieser Entscheidung geht es um Leben und Tod.“
„Es gibt nur ein Für und ein Wider und in diesem Falle ist letzteres der größere Part, aber ab und zu liegt es an uns ein Risiko einzugehen. Für alles und jeden den wir lieben“, antwortete der Elb weise.
„Keinen den ich Liebe würde ich in den Krieg schicken.“
„Aber du würdest ihm auch keinen Wunsch verwehren oder?“
„Wie kann er nur solche Wünsche haben, nachdem sein Vater an der Front starb?“, fragte sie sich selbst, dann wandte sie sich zum Elben: „Ihr kennt die ehrlichen Absichten eines Menschen, wenn ihr ihm gegenüber steht. Will er dies wirklich?“
Elrond nickte. Er legte seine Hand auf Eleas Schulter, während sie mit tränennassen Augen auf Boden kniete.

In jener Nacht schlief Elea nicht gut, sie lag eng an ihren Sohn geschmiegt und hielt in fest. Sie hatte Angst, dass er sie verlassen würde.


Elea und Helluin auf die Straßen von Imladris
« Letzte Änderung: 15. Feb 2016, 11:27 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re: Elronds Haus
« Antwort #1 am: 11. Mär 2010, 21:43 »
Elea und Brianna aus den Gärten Bruchtals


Der Abend war herein gebrochen und die wärmende Sonne verschwunden. Zum ersten Mal dieses Jahr spürte Elea die beißende Kälte des Winters auf ihrer Haut. Behutsam nahm sie eine Kerze aus dem Regal und entzündete sie an einer Fackel.
In der großen Halle war es schon sehr dunkel geworden und so musste sich die Frau nahe an die Lichtquelle sitzen. Sie hielt eine Nadel in der Hand die immer wieder im Schein des Feuers aufblitzte.
Mit der linken Hand strich sie über den dunkelgrünen Samt ihres Kleides und versuchte den Ursprung des Risses auszumachen. Ihr Kopf war frei von allen Gedanken die sie plagten und seit langem spürte sie eine innere Zufriedenheit.

„Elea! Du bist noch wach“, überraschte sie die Stimme von Arwen „Kannst du nicht schlafen?“
„Doch schon, aber wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn vor mir. Ich ertrage es nicht mehr und deshalb nähe ich.“
„Darf ich mich zu dir setzten?“
„Natürlich“, antwortete Elea und rückte den Stuhl einladend zu ihr. Arwen ging zu einer Truhe an der Wand und öffnete sie. Sie suchte eine Zeit lang, bis sie etwas gefunden hatte: „Hier, ein Saum für dein Kleid“, sagte sie und streckte ihr ein weißes Band mit grauen, gewundenen Mustern darauf entgegen.
Dankend nahm es Elea entgegen: „Arwen? Glaubst du, es gibt noch Hoffnung für Aragorn?“
„Ja. Ich weiß, dass er noch lebt, ich spüre ihn jede Minute in meinem Herzen. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er lächelt, wie er trauert und wie er liebt.“
„Ich hoffe, dass du ihn bald wieder siehst; dass er bald wieder bei uns ist“, sagte Elea zu ihrer Freundin, vertiefte sich jedoch auf ihre Arbeit.
Beide schwiegen, Arwens Blick war auf die Flamme der Kerze gerichtet. „Arwen? Ich hoffe auch noch.“
Überrascht blickte die Elbe auf die Frau.
„Genau wie du fühle ich, Haldar lebt. Ich sehe ihn in meinen Träumen, ich spüre, wie seine starken Hände die meinen umfassen. Ich, ich,...“, Elea stockte, sie begriff wie dumm sich das anhören musste.
„Oft sagen uns Gefühle mehr als Worte. Ich habe dir die Nachricht über den Tod deines Mannes gebracht, aber selbst ich habe es nur von Botschaftern vernommen.“
„Also ist es nicht dumm von mir noch zu hoffen?“
„Nein! Nein das ist es niemals. Ich bete für ihn, jeden Tag damit du ihn wieder sehen kannst, aber ich befürchte, dass es die Erinnerungen sind die dir diesen Traum offenbaren.“

Elea schaute wieder auf ihr Kleid. Der Riss war mittlerweile schon wieder geschlossen und sie begann den elbischen Saum anzubringen. In ihren Gedanken spielten sich alle möglichen Szenarien über Haldar ab: ein Leben mit ihm, ein Leben ohne ihn, sein Tod, sein Überleben, die Schlacht, aber am meisten quälte sie die Ungewissheit: „Es gibt wohl nur einen Weg um heraus zu finden was geschehen ist.“
„Du willst nach Gondor gehen?“
Zweifelnd blickte sie der Elbe in die Augen, sie zog ihre Brauen nach oben, so dass sich nachdenkliche Falten auf ihrer Stirn bildeten. Doch dann nickte sie zögerlich.
„Aber du weißt was dich dort erwarten wird. Dunedain des Nordens sind in Minas Tirith keine willkommenen Gäste“, sagte Arwen.
„Dann werde ich wohl verdeckt reisen müssen. Ich weiß nur eines und ich sehe es jetzt klarer denn je, ich kann so nicht weiter machen, abschließen kann ich allerdings auch nicht. Ich muss etwas verändern.“
„Ich verliere nur ungern eine solch gute Freundin wie dich und mit dir eine weitere der Dunedain“, flüsterte nun Arwen. In ihren Augen bildeten sich feurig schimmernde Tränen.
„Ach Arwen“, keuchte Erelieva und umarte sie. „Du wusstest von Anfang an warum ich nach Imladris gekommen bin, du hast den Scharfsinn deines Vaters geerbt.“
Nach einigen Minuten lösten sich die beiden von einander: „Das Kleid, es ist fertig.“

„Endlich sehe ich dein inneres Strahlen wieder“ sagte Arwen. Elea lächelte ein wenig auf diese Worte hin: „Es liegt wohl am Nähen, es ist meine Leidenschaft. Viel zu lange habe ich es versäumt ihr nachzugehen.“
„Ja, das vermutlich auch. Geh jetzt schlafen, ich glaube heute wirst du Ruhe finden in deinen Träumen“, schloss Arwen ab und verlies lautlos den Raum.
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 14:48 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re: Elronds Haus
« Antwort #2 am: 19. Mär 2010, 17:53 »
Elea öffnete die Augen. Ihr Kopf lag auf einer unbequemen, harten Platte. Sie musste sich einen Augenblick orientieren, bis sie begriff, dass sie am Tisch gestern Abend eingeschlafen war. Die Kerze war bis auf den Boden niedergebrannt, sie war alleine.
Die Frau warf einen Blick aus dem Fenster und sah, dass die Sonne bereits hoch über den Gipfeln der Berge stand.
In Windeseile wechselte sie das Kleid, es war angenehm wieder den vertrauten Stoff auf ihrer Haut zu spüren.

Auf einer Kommode neben der Tür stand ein Korb voll Brot. Elea nahm ein Stück um den größten Hunger zu stillen. Die Frau öffnete die Türe zum Gang und vernahm gleich die ruhige Stimme Elronds. Er war zu weit weg, als dass sie die Worte verstehen konnte. Neugierig schlich sie den Gang entlang und wartete vor der Bibliothekstür.
Langsam drückte sie die Türe auf und sah Elrond vor sich, wie er Brianna die Bibliothek zeigte.
Ein Knarren durchfuhr die stille Atmosphäre und der Elb wandte sich überrascht um: „Elea! Hat die Mittagssonne dich geweckt?“

Sie lächelte und nickte ihm zu. „Komm zu uns.“
„Die Geschichte, Brianna, unsere Geschichte ist das wertvollste Gut dieser Welt. Aus ihr lernen wir und sie prägt uns. Man misst Menschen an den Taten die sie vollbracht haben, die sie Verändert haben. Hier in diesen Räumen, findet ihr mehr Wissen über Mittelerde, als sonst wo auf unseren Gefilden. Genießt es sie...“

Eleas Gedanken schweiften ab. Mit ihrer Hand glitt sie über die Buchrücken in den Regalen, sie nahm den Geruch des Pergaments in sich auf. Plötzlich stoppte sie auf einem Buch mit Kartenmaterial darin.
Sie zog das in grün gebundene Buch von der Holzstaffel und schlug es auf. Ihre Augen studierten die Karten von Gondor und von Minas Tirith.

„Was siehst du dir da an?“, lies sie die Stimme des Elben aufschrecken. Elea hatte nicht mitbekommen das Elrond seine Rede beendet hatte und Brianna sich den Büchern zuwandte. Die Frau schaute tief in die Augen ihres Gegenübers. Sie verlor sich beinahe in der Unendlichkeit von Elronds Vergangenheit die sich in seinem Blick widerspiegelte: „Du willst uns also schon wieder verlassen?“
„Ich werde Imladris verlassen, ja, aber von Wollen kann ich nicht sprechen.“
„Warum gehst du dann?“
„Weil mein Herz es mir so sagt. Seit ich Haldar nun liebe spüre ich seine Seele neben der meinen. Unentwegt ist er da, auch jetzt noch.“
„Du glaubst also, dass er noch lebt.“
Elea nickte dem Elben zu.
„Wann wirst du denn gehen?“
„Diese Woche will noch aufbrechen nach Minas Tirith.“
„Und begleitet dich jemand?“
„Nein.“
„Soweit ich dich unterstützen kann, werde ich es tun. Ich lasse Proviant einpacken und du bekommst eine Karte. Und... Ich werde sogleich alles vorbereiten.“
„Einfach so? Erhalte ich keine Warnung von euch, keinen Rat der mich davon abbringen soll?“

Elrond legte die Hand auf Eleas Schulter: „Meine liebe Erelieva. Unser Leben ist ein langer, schmaler Pfad, du aber befindest dich auf einer Gabelung. Oft ist es gut, den schwierigeren Weg zu wählen, denn an ihm wird man wachsen. Du wirst stärker und weiser sein, wenn du zu uns zurück kehrst und du wirst endlich soweit sein, die Vergangenheit ruhen zu lassen.“
Mit diesen Worten verließ der Elb den Raum.
Elea klappte das Buch zusammen und stellte es zurück in das Regal.

„Entschuldigt Elea. Ich habe gehört, dass ihr nach Minas Tirith gehen wollt“, fragte Brianna nun.
Überrascht schaute sie auf die zierliche Frau aus dem Osten und nickte dabei.
„Würdet ihr... Würdet ihr mich mitnehmen?“, fragte sie zaghaft.
„Wenn ihr mitkommen wollt, dann gerne. Ich könnte etwas Gesellschaft gebrauchen, aber zuvor muss ich euch warnen. Gondor ist kein Land, das Fremde willkommen heißt, weder Frauen aus dem Norden noch aus dem Osten. Es wird sicherlich nicht sehr einfach werden.“
„Wenn mein Leben einfach verlaufen wäre, dann stünde ich in diesem Moment nicht vor euch.“
„Und warum wollt ihr nach Gondor?“
„Manche meiner Händler kamen von dort und erzählten mir von der weißen Stadt, vom blühenden weißen Baum und vom Klang der Trompeten, die jeden freien Tag durch die Gassen hallten. Ich will die Welt sehen und ich will alte Freunde wieder sehen und vielleicht einen neuen.“
„Also gut. Morgen werden wir losgehen.“
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Thorondor the Eagle

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Re: Elronds Haus
« Antwort #3 am: 20. Mär 2010, 20:35 »
Eifrig stapften die beiden Frauen über den Pfad aus dem Tal heraus. Hinter sich hörte Elea noch das Rauschen der Wasserfälle und den Gesang der Elben. Die Tasche auf ihrem Rücken fühlte sich ungewohnt an, aber sie war federleicht...


Elea stand am Stadttor von Imladris. Gegenüber von ihr befand sich Elrond und Arwen und eine Schar Elben.
„Schweren Herzens nur lass ich zwei so tapfere und schöne Frauen aus Imladris fortgehen, doch ich will euch kein Stein auf eurem Wege sein und so lasse ich euch ziehen“, begann Elrond zu sprechen „Aber gewährt mir wenigstens einen gebührenden Abschied. Brianna, kurze Zeit wart ihr mein Gast aber seid euch im Klaren, dass die Türen meines Hauses für euch offen stehen, zu jeder Zeit. Nehmt diese leichte Lederrüstung und dieses Kurzschwert, ich hoffe, dass ihr es nicht benötigt, aber kein Pfad ist dieser Tage sicher.
Und nun zu dir Elea, liebes Kind. Deine Ankunft hat Imladris wieder etwas fröhlicher gestimmt und so betrübt es uns dich fortgehen zu sehen. Hier ist mein Geschenk an dich, Pfeil und Bogen aus den Waffenkammern Bruchtals. Ich weiß, dass dein Geschick im Fernkampf liegt, dennoch nimm auch diesen Dolch für jene Situationen, die aussichtslos scheinen, aber es niemals sind.“

Die Elben überreichten Elea die Präsente. Elrond machte wieder einen Schritt zurück und deutete Arwen. Sie ging auf die Frau zu und umarmte sie von ganzem Herzen.
„Ich werde dich vermissen“, flüsterte ihr die Elbe in Ohr. „Letzte Nacht erzähltest du mir von einer Passion, die schon lange in dir schlummert und die du viel zu lange vernachlässigt hast. Ich gebe dir weder Waffen noch Rüstung mit auf den Weg, denn das ist nicht nötig um jenen Schmerz zu heilen der in dir brennt. In dieser Tasche sind einige der edelsten Stoffe aus meinen Gemächern. Tue immer das was dein Herz dir sagt und achte nicht länger auf andere. Wenn du zurückkommst, wirst du ein neuer Mensch sein, stark und ungebrochen. Die Blüte der Dunedain.“

„Ich danke euch“, sagte Elea und anschließend auch Brianna.
„Ich schicke euch nun los, so wie ich damals die Gemeinschaft verabschiedet habe. Ich wünsche euch besseres Geschick auf eurer Reise. Geht mit dem Segen der Elben und Menschen des Nordens und kehrt wohlbehalten wieder zurück.“ Die Elben verneigten sich vor den beiden Frauen ehe sie sich umdrehten und durch die Pforte schritten.


„Elea...“, riss Brianna sie aus den Gedanken „habt ihr Angst?“
„Angst? Nein, ich behalte immer das Ziel im Auge, Angst hat keinen Platz in meinem Herzen“, schwindelte sich Elea selbst was vor.“
Schweigend gingen die beiden nebeneinander her, sie würden die nächsten Monate noch genug Zeit haben zu Reden.


Elea und Brianna gen Süden in die Wildnis
« Letzte Änderung: 3. Jan 2018, 13:09 von Fine »
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Pallando und Radagast in Bruchtal
« Antwort #4 am: 24. Jun 2014, 22:14 »
Aus der Sicht Pallandos:

Pallando und Radagast aus Lothlorien

Langsam öffnete er seine Augen und blickte unsicher umher. Noch immer war er müde und erschöpft und spürte die Wunden aus dem Kampf mit Saruman. Nach Kurzem schloss er seine Augen wieder, denn sie schmerzten beim Einfallen des hellen Morgenlichtes durch das offene Fenster.
Pallando lag in einem weichen Federbett von Imladris, im Hause Elronds.
Ein leichter Windstoß zog über Pallandos gezeichnetes Gesicht und die schneeweiße Decke, die seinen Körper ansonsten vollständig verbarg, hinaus in den Gang durch die sich grade öffnende Tür. Mit geschlossenen Augen, augenscheinlich schlafend, lag Pallando da und lauschte einem Gespräch:
„Er hat im Schlaf schon wieder gesprochen“, flüsterte eine weibliche Stimme und eine alte Ruhige antwortete: „Er hat ein großes Kräftemessen hinter sich. Saruman ist stark geworden, seitdem er große Teile seiner Macht bei der Überflutung Isengarts verlor. Was sprach Pallando in der Nacht, Arwen?“ „Es schien mir, als riefe er gegen eine große Macht an. Er sagte Worte, die mein Vater mich nie lehrte. Es wirkte fast so, Radagast, als kämpfe er noch immer gegen seinen Feind an, hier in einer der sichersten Zufluchten Mittelerdes.“
Radagast überlegte kurz: „Nun, ich kann nicht sagen, ob Saruman einen Zauber auf Pallando legte, der ihn bis hierher verfolgt. Wenn es so ist, kann er ihn nur selbst bekämpfen.“
„Ähmmmhem“, Pallando erhob seinen Kopf leicht, „mir geht es gut“, und blickte in die Gesichter von Arwen Undómiel, der Tochter von Elrond, und seinem alten Freund Radagast.
„Es geht euch gut?“, wiederholte Arwen zweifelnd, „Ihr habt fast eine Woche geschlafen und seid nur immer kurz erwacht…“ „…und habe im Schlaf geredet“, beendete Pallando den Satz für Arwen, „ich weiß. Doch kann ich euch versichern, dass Saruman mir keinen Zauber auferlegt hat. Lasst mich noch ein paar Tage ausruhen und dann brechen wir auf, Radagast.“ „Wir brechen auf?“, wiederholte nun Radagast, „sicher, ich werde dir folgen wohin du auch gehst, doch wohin willst du?“ „Zu dem, den es zu befreien gilt“, antwortete Pallando und schloss daraufhin wieder die Augen, „lasst mir noch ein paar Stunden schlafen, dann werde ich aufstehen und frühstücken und später besprechen wir alles.“

Die nächsten Tage schlief Pallando noch immer bis in den Tag hinein, doch immer öfter verließ er sein Zimmer und wanderte durch die Gärten Bruchtals oder gesellte sich zu den wenigen Elben, die Imladris noch immer bewohnten.
Bei einer Zeremonie zu Ehren Elronds trat Radagast vor Pallando und überreichte ihm seinen Stab, den Pallando in Lorien verloren hatte. „Wie“, fragte der blaue Zauberer glücklich, „er wurde doch die Nimrodel herunter gespült?“ Woraufhin Radagast nur antwortete: „Forellen, mein Freund!“

Zwei Tage später wanderte Pallando mit Radagast weit am Bruinen entlang und erzählte von seiner Begegnung mit Saruman. Auf dem Rückweg am rauschenden Gewässer berieten die Beiden was als nächstes zu tun sei und Radagast beschloss Pallando auf seiner Fahrt gen Westen zu begleiten. Zurück in Bruchtal genossen sie ein Abendessen am Feuer und lauschten den Liedern und Geschichten der Elben. Allerdings waren die Klänge und Betonungen anders als früher – trauriger. Und nicht wenige Geschichten waren düster und voller Grauen und nicht weniger Lieder handelten davon Mittelerde nun endlich zu verlassen und nach Valinor zu fahren.

Am nächsten Morgen weckte Pallando, nicht wie die Tage davor das Strahlen der Sonne, sondern die Vögel vor seinem Fenster. Er stieg aus seinem Bett und beschloss, dass es nun Zeit war aufzubrechen. Gemütlich wanderte er durch die Gänge von Elronds Haus und hinaus auf die kleinen Wiesen von Imladris. Auf einer Brücke über einen Zubringer des Bruinen traf er den brauen, in Gedanken versunkenden Zauberer. „Guten Morgen“, rüttelte Pallando Radagast aus seinen Gedanken, „ich möchte aufbrechen, noch heute.“ „Ich weiß. Ich habe grade mit Molli und Klockel gesprochen“, antwortete Radagast, als hätte er ihn schon erwartet. „Mit wem?“, fragte Pallando schmunzelnd nach.
„Ach, eine Stute und ein Hengst. Sie kommen aus Imladris. Ich habe sie vorhin unten am Wasserfall getroffen und sie haben angeboten uns zu begleiten.“
Pallando lachte: „Radagast, deine Tierliebe in Ehren, aber Pferde sprechen nicht.“ „Diese schon“, erwiderte Radagast mit einem strengen Blick, „hast du sie noch nie getroffen oder zu mindestens ein Buch gelesen, wo von ihnen die Rede ist?“ „In welchem Buch sollte davon berichtet werden?“
„Der kleine Hobbit“, rief eine Elbenstimme aus der Entfernung und riss die beiden Istari aus ihrer Unterhaltung, „kommt schnell! Der Hobbit Bilbo…“ Daraufhin läuteten die Turmglocken von Bruchtal und ließen auch die beiden Zauberer hinauf in Elronds Haus eilen.
Sie folgten einer traurigen Melodie, die sie in ein helles Zimmer führte, indem sich schon einige Elben um ein kleines Bett versammelt hatten. Arwen flüsterte traurig zu Pallando und erzählte, dass Bilbo am Morgen nicht erwacht sei und wohl im Laufe der Nacht verstorben sei.
Einige Elben weinten und knieten um Bilbos Bett nieder. Andere traten vor und legten Blumen und Kränze um Bilbo auf das Bett oder dichteten eilig noch einige Worte für den Hobbit. Dann trat Erestor vor und bat um Ruhe.
Als die letzte Harfe ausgeklungen war, begann Erestor sanft mit seiner Rede. Er erzählte von Bilbo, wie er zum ersten Mal auf einem Pony, unter den Lache rufen der Elben, in Begleitung von dreizehn Zwergen nach Bruchtal kam, wie sie ihn alle liebgewonnen hatten, als er sich in Bruchtal niederließ und sie sich an seinen Geschichten und Gedichten erfreuten. Wie sie ihn wertschätzten, den kleinen Hobbit aus dem Auenland, der sie stets bei Laune halten konnte.
Enden tat Erestor auf besondere Weise, die die Anwesenden aufheiterte: „Lasst uns Bilbo Beutlin Glück wünschen, auf seiner weiteren Reise. Denn keinesfalls ist dies sein Ende. Er lässt die körperliche Hülle zurück und verlässt, wie es ihm erlaubt ist, die Weltkreise Ardas. Nicht lange möge er auf der Suche nach seinen Vorfahren durch das Dunkel streifen, sondern schnell Einfall finden, in die entfernte Welt der Sterblichen, die uns verschlossen ist.“

Noch einige Zeit bleiben Pallando und Radagast und lauschten Gedichten von Bildo, die die Elben zum Besten gaben, dann verließen sie das Zimmer und sammelten ihre Ausrüstung zusammen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten sich die Zauberer von Erestor und dankten Arwen für ihre Gastfreundschaft. Mit Molli und Klockel brachen sie nach Westen auf.
„Hah“, lachte Radagast am Ende der Schlucht auf, als sie zurück nach Bruchtal blickten, „Herr Beutlin hat den alten Tuk um ein Jahr übertroffen. Er ist genau ein Jahr älter geworden.“
Dann begann Radagast ein Wanderlied zu siegen, das Bilbo vor vielen Jahren verfasste:

„Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür wo sie begann,
Weit überland, von Ort zu Ort,
Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich raschen Fußes nach,
Bis sie sich groß und breit verflicht
Mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür, wo sie begann,
Weit überland, von Ort zu Ort,
Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich müden Fußes nach
Bis sie sich groß und breit verflicht
Mit Weg und Wagnis tausendfach
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür, wo sie begann,
Zur Ferne hin, zum fremden Ort,
Ihr folge denn, wer wandern kann
Und einem neuen Ziel sich weihn.
Zu guter Letzt auf müdem Schuh
Kehr ich zur hellen Lampe ein
Im warmen Haus zur Abendruh.“

Am folgenden Tag verließen die beiden Zauberer Imladris in Richtung der Menschenstadt Bree.

Pallando und Radagast nach Bree.

« Letzte Änderung: 9. Jan 2019, 15:21 von Fine »

--Cirdan--

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Elronds Haus
« Antwort #5 am: 20. Dez 2015, 16:20 »
Aus der Sicht Pallandos:

Pallando, Elrond, Arwen und einige begleitende Elben von der großen Oststraße.

„Da vorne ist der Eingang zum verborgenen Pfad“, sprach Arwen und Pallando sah in ihrem Gesicht die Freude nach Hause zu kommen. Noch viel erfreuter schien jedoch Elrond zu sein, der Herr des Hauses. Der Halbelb hatte Bruchtal schon eine ganze Weile, aus der Sicht der Menschen, nicht betreten.
Pallando freute sich mit ihnen, schließlich war Bruchtal eines seiner liebsten Herbergen, auch wenn es in den letzten Jahren zunehmend dunkler geworden ist. Aber als „Heimkommen“ würde er es nicht bezeichnen. Der Istar hatte kein zu Hause, oder vielleicht doch, aber dann war ganz Mittelerde sein Heim, das er zu schützen versuchte.
Erestor und die wenigen Bewohner Bruchtals bereiteten sogleich ein Abendmahl vor, als sie erfuhren, dass der Herr von Imladris wiederkehrt. Unverhofft war seine Rückkehr, doch umso nötiger. „Die Schutzzauber Bruchtals, die einst diesen Ort vor fremden Augen schützten und den Feind auf Abstand hielten, sind beinahe erloschen“, erklärte Elrond besorgt, „ob dies nun das Werk von Sauron oder Saruman ist, oder vielleicht das Verlassen so vieler unser Brüder und Schwestern in den letzten Tagen dafür verantwortlich ist, mag ich nicht zu sagen. Erneuern werde ich den Schutz meines Hauses, auch wenn es mir viel Stärke abverlangen wird.“
„Was werdet ihr tun, wenn ihr hier fertig seid?“, fragte Pallando den Halbelben beim Abendessen. „Das vermag ich noch nicht zu sagen“, antwortete Elrond, „wir werden sehen welche Nachrichten demnächst aus Osten oder Westen hier eintreffen, ob der Angriff auf Dol Guldur siegreich ausgeht oder ob die Menschen und Halblinge Eriadors sich Sarumans Einfluss entziehen können. Und auch Rohan und Gondor im Süden behalte ich im Blick, wie auch den Norden.“
Den Norden, dachte Pallando im Wissen auf seine nächste Aufgabe. „Euch bedrückt es weiter nordwärts zu reisen?“, fragte Elrond. „Es ist nur dieses Ungewisse. Ich war noch nie im echten Norden. Schnee und Eis, das ist nicht so meines“, antwortete der blaue Istari.
„Und doch muss es getan werden“, entgegnete der Halbelb, „ich wüsste nicht, wer geeigneter wäre für diese Aufgabe. Wir müssen wissen wer in Angmar umgeht. Ob es nur eine Gruppe herrenloser Orks ist, oder ob Sauron versucht das alte Schreckensreich um Angmar und Gundabad wieder zu neuer Stärke zu errichten.“ Pallando nickte: „Ich werde es ergründen. Ich werde lange Zeit fort bleiben und keine Nachrichten senden können.“

Pallando blieb noch einige Tage im friedlichen Bruchtal, bis er sich schließlich in nördliche Richtung aufmachte.




« Letzte Änderung: 5. Mai 2016, 22:26 von --Cirdan-- »

Melkor.

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Re: Elronds Haus
« Antwort #6 am: 15. Mär 2016, 23:50 »
Ardóneth von Bree


Schon von Weitem hörte er das Plätschern der großen Wasserfälle, den Gesang von Vögel und das Rauschen der Zweige im Winde. Er passierte das Tor Bruchtals und ging die große Treppe zum Hause Elronds hinauf. Er betrat das große Haus und wurde dort von Erestor, Elronds Bibliothekar, begrüßt.  Erestor führte Ardóneth in die große Bibliothek zu Elrond. Dieser saß an einem großen Tisch.
"Ardóneth! Wie ist es dir ergangen?" fragte er überrascht.
"Meister Elrond, könnt Ihr mir etwas über den Sternenbund berichten ?" fragte Ardóneth hastig. Dieser gab ihm Hinweise, das sich Mitglieder des Sternenbundes in Fornost aufhielten. Dankend verließ Ardóneth die großen Hallen.

Doch bevor er wieder Bruchtal verlassen wollte, lief er über eine große Brücke, und folgte einen langen schmalen Pfad. Am Ende dieses Weges war ein großes Grab -jenes in dem seine Frau beerdigt worden war. Ardóneth wurde ganz stumm und eine kleine Träne lief ihm die Wange herunter. Selbst fünf Jahre später war der Kummer über Finriens Tod noch zu groß. Er legte einen, auf den Weg gepflückten Blumenstrauß, auf das Grab drehte sich um und lief zum Westtor.  Er atmete tief ein und verließ die schützenden Mauern Bruchtals.

Zu seiner vollsten Überraschung traf er dort seine alte Gruppe wieder, diese war jedoch auf wenige Waldläufer geschrumpft. Elrádan berichtete, dass einige Waldläufer gefallen und der Rest korrupt wurde - sie waren Saruman gefolgt.  Er zählte aufmerksam die Gruppe durch und stellte fest, dass viele seiner alten Freunde, nicht mehr dabei waren. Elrádan, Galbárd, Fulthíen, Avel, Fórtorg, Hanvár sowie die Geschwister Kilian und Kiárd jedoch blieben ihrem Weg weiterhin treu.
Adróneth erzählte ihnen von seinen Plänen, dem Sternenbund dabei zu helfen die Lakaien des "Scharkers" vernichten und Eriador zu befreien. Elrádan übergab die Führung wieder an Ardóneth und die Waldläufer machten sich gemeinsam auf den Weg nach Fornost.


Ardóneths Gruppe weiter nach Fornost


Verlinkung ergänzt
« Letzte Änderung: 21. Mär 2016, 08:59 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Fine

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  • Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...
Die Heilkünste Elronds
« Antwort #7 am: 19. Sep 2016, 19:11 »
Antien, Finelleth und Irwyne vom Hohen Pass


23. Juli 3022
Aus der Sicht Irwynes

"Du musst stillhalten, sonst tut es mehr weh," sagte Irwyne mit unterdrückter Frustration. Wieso versteht sie nicht, dass die Wunde Zeit braucht, um richtig zu heilen?
Finelleth gab ein schmerzerfülltes Geräusch von sich als Irwyne den blutdurchtränkten Verband abzog. Eine dünne Kruste klebte daran. Schnell legte sie so sanft wie möglich den neuen Verband darum, den sie von Elrond erhalten hatte und der mit einem Sud aus abgekochten Heilkräutern getränkt war.
"Das wird ein bisschen brennen," sagte sie und presste die Binde fester an die Wunde.
Antien, der auf der anderen Seite des Bettes stand, sagte etwas, doch aufgrund Finelleths lautstarkem Schrei konnte Irwyne es nicht verstehen.
"Was hast du gesagt?" fragte sie, während sie der Elbin den Mund zuhielt. Gedämpfte Geräusche drangen zwischen ihren Fingern hervor und Finelleths Hände krallten sich ins Bettlaken.
"Ich sagte: Das ist wohl leicht untertrieben," wiederholte Antien seelenruhig. "Wie du sehen kannst, hatte ich Recht. Ich denke, dies wird helfen."
Damit ließ er sich auf einem Stuhl neben dem Bett nieder und nahm eine kleine Harfe zur Hand. Die Töne, die er damit erzeugte waren nicht sehr laut, ließen aber dennoch alles andere im Raum in den Hintergrund treten.

Der Klang des Flusses spricht zu mir, die Worte hell und klar
Von Wasser, Regen, Licht und Meer, von vielem, was einst war
Vergangenheit und Gegenwart, die Reise endet nicht
Selbst wenn der Strom sein Ziel erreicht, im Meer sich dort verflicht
Kehrt er als Regen doch zurück, getragen von den Wolken
Und nimmt erneut den Lauf der Zeit, dem wird er ewig folgen!

Irwyne war wie verzaubert von der Musik und Antiens Gesang. Sie sah deutliche Bilder vor sich: Wolken, die am Himmel vorbeizogen, ein weites, rauschendes Meer, und strömender Regen über einem grünen Wald. Mit einem mal war es ihr, als stünde sie selbst am Ufer des Flusses aus dem Lied, umgeben vom Tiefgrün unzähliger Weidenbäume. Ein Pfad lief am Fluss entlang und sie folgte ihm, bis zu einem kleinen Haus neben einem Wasserfall. Die Tür öffnete sich, und helles Licht strahlte daraus hervor. Irwyne machte einen Schritt vorwärts, doch in diesem Moment wechselte Antien in die Elbensprache, und das Bild verblasste. Sie war wieder in Bruchtal, in Finelleths Krankenzimmer, wo es nach Kräutern und Tee duftete.

A Elbereth Gilthoniel
o menel palan-diriel
le nallon sí di'nguruthos
A tiro nin, Fanuilos!

So sang Antien an jenem Juliabend, während die Sonne hintern ihm im Westen versank.

Sie hatten Bruchtal drei Tage nach dem Kampf am Hohen Pass erreicht. Irwyne hatte mit Staunen das verborgene Tal betreten und mit Demut und Ehrfurcht war sie vor Meister Elrond getreten.
"Eine ausgezeichnete Heilerin, wie ich sehe," hatte der Herr von Imladris anerkennend gesagt als er erfuhr, wer Finelleths Wunden verbunden hatte. Der Meister selbst hatte sich der Verletzten angenommen, und mit wachsender Sorge hatte er die Nachrichten aus Dol Guldur vernommen. Als er von Glorfindels Entschluss erfuhr, Thranduil nach Norden zu folgen nickte der Herr von Imladris anerkennend.
"Eine mutige Tat war dies," sagte Elrond zu Antien, der von den Ereignissen berichtet hatte. "Er gibt den Kampf gegen das Böse also weiterhin nicht auf. Es ist gut, dass wir jemanden in Sarumans Nähe haben."
Erestor, der oberste Berater Elronds, warf ein: "Dennoch sind dies nicht die einzigen Erkenntnisse. Der Fall Dol Guldurs zeigt, dass Saurons Streitmacht im Norden nicht so stark ist, wie wir annahmen. Und die Entdeckung, die Antien und Finelleth im Gebirge gemacht haben weist darauf hin, dass die Orks der Hithaeglir miteinander im Streit liegen. Es scheint als ob Sauron und Saruman weniger souverän sind als sie vorgeben zu sein."
"Einige Zeit schon vermutete ich, dass die Orks von Gundabad nicht Saruman dienen," sagte Elrond. "Wahrscheinlich sind sie es, die nun in der Abwesenheit von Sarumans Heer am Hohen Pass Wanderern und anderen Orks auflauern."
"So scheint es wohl," bestätigte Erestor.

Bereits am nächsten Tag erlaubte Elrond Finelleth, das Krankenbett zu verlassen. "Deine Wunden verheilen nun, nachdem das Gift, mit dem die Waffen deiner Feinde beschmiert waren, aus deinem Körper geschwunden ist. Irwyne hat gute Erste Hilfe geleistet. Du wirst dich in einigen Tagen erholt haben." Damit verließ der Herr von Imladris den Raum. Die Elbin lächelte Irwyne dankbar zu und stand langsam auf. Gemeinsam traten sie an eines der Geländer des Hauses und genossen den Blick über die Wasserfälle Bruchtals. Es war Nachmittag, und eine kühle Brise strich erfrischend über ihre Gesichter, versprühten Wasserdampf mit sich tragend. So standen sie einen Augenblick dort und genossen die Ruhe, bis sie von mehreren Stimmen unterbrochen wurden. Eine gehörte Elrond, und sie kam näher.
"...ich entsandte ihn gen Norden, vor mehreren Wochen schon."
"Pallando wird seine Gründe gehabt haben," sagte eine neue Stimme, alt und voller Wärme.
"Nun, es ist gut zu wissen, dass der Orden der Istari zum Großteil weiterhin seinem Auftrag folgt," antwortete Elrond. "Saruman hingegen... Ich befürchte, er könnte Glorfindel auf seine Art und Weise benutzen. Direkt kontrollieren kann er ihn vielleicht nicht - doch durch dessen Sorge um Thranduil übt der Zauberer trotzdem Kontrolle auf Glorfindel aus. Die Macht seiner Stimme ist nach wie vor groß."
Irwyne drehte den Kopf in Richtung der Sprechenden. Dort war Elrond, begleitet von einem alten Mann in brauner Kleidung, einen großen Stab in der Rechten. Als der Zauberer - den um nichts anderes konnte es sich handeln - sie sah, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
"Es sind also nicht nur Elben hier," stellte er geradezu fröhlich fest. "Wie lautet dein Name, junge Dame? Ich bin Radagast, und wenn mich nicht alles täuschst, stammst du als dem selben Land wie Gamling, einer meiner Reisegefährten auf dem Weg hierher."
"Ich heiße Irwyne," sagte sie. "Wer ist Gamling?"
"Ein schlechtgelaunter Mann aus Rohan," antwortete Radagast. "Er und der Junge ruhen sich in einem der freien Zimmer in den unteren Stockwerken aus."
Elrond, der vieles sah und noch mehr erahnen konnte, legte die Hände zusammen und sagte: "Du solltest nach ihnen sehen, Irwyne. Ich denke, du wirst eine Überraschung erleben."
Sie bedankte sich ordentlich und eilte die Treppen hinunter, verwundert darüber, was Elronds Worte wohl zu bedeuten hatten. Finelleth war bei Radagast geblieben, und so fragte Irwyne einen der Elben den sie auf dem Weg nach unten traf nach Gamlings Aufenthaltsort. Man schickte sie zu einem der kleineren Zimmer nahe der Halle des Feuers. Gespannt öffnete sie die Tür, spähte hinein - und riss erschrocken die Augen auf, als sie Amrothos dort liegen sah, in einem großen Bett, leichenblass und schlafend. Ein müder alter Krieger lehnte auf einem Stuhl neben dem Bett, die Augen geschlossen. Sie stürzte in den Raum, Tränen in den Augen.

"Amrothos, Amrothos! Was ist nur mit dir geschehen?"
Zuerst kam keine Reaktion, doch dann öffneten sich flatternd die Augenlider des jungen Mannes. Verwirrt versuchte er, Irwyne zu fixieren. Schließlich klärte sich sein Blick, und er setzte sich im Bett auf.
"Irwyne? Die kleine Irwyne aus Rohan? Kann es denn wahr sein?" fragte er mit leiser Stimme.
"Ich bin es, Amrothos," presste Irwyne hervor und umarmte den verdutzten Amrothos. "Hat Oronêl dich gefunden? Wo ist er? Er ist doch nicht etwa..."
"Nein, nein," antwortete Amrothos. "Es geht ihm gut, schätze ich. Er blieb in Dunland, mit Orophin, um auf etwas zu warten. Mehr weiß ich auch nicht. Ich denke er... er hat ihn noch. Er versteckt ihn vor mir, der Dieb!"
Irwyne prallte zurück. Amrothos hatte die Hände zu Fäusten geballt und sein Gesicht war zu einer Maske der Wut verzerrt. Doch der Augenblick verging so schnell wie er gekommen war, und eine Träne stahl sich die Wange des Prinzen hinab. "Irwyne, verzeih! Es ist... es geht mir nicht so gut. Ich muss ruhen, und ich muss vergessen. Oronêl wird es dir erklären, wenn er kommt."
"Wird er kommen?" fragte Irwyne hoffnungsvoll.
"Ich vermute es," sagte Amrothos. "Aber ich weiß nicht wann das sein wird."
"Ich bin froh, dass er dich gefunden hat und dass du jetzt hier bist," meinte Irwyne leise. "Du wirst wieder gesund werden, denn Meister Elrond ist der beste Heiler, den ich kenne. Er weiß bestimmt, was zu tun ist."
Amrothos blickte ihr lange in die Augen, und sie glaubte, einen blassen Schimmer der Hoffnung dort zu erhaschen.
"Vielleicht," sagte er leise. "Vielleicht eines Tages."



Dialog zwischen Elrond, Erestor und Radagast angepasst
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Wiedersehen
« Antwort #8 am: 6. Okt 2016, 23:48 »
Oronêl und Orophin aus Eregion...

Der Abend senkte sich langsam herab, als Oronêl und Orophin das Tal von Imladris erreichten. Wie so viele Jahre zuvor näherten sie sich dem Tal von Süden, und schlugen dann einen Bogen daran entlang nach Nordwesten, bis sie die Brücke über den südlichen Arm der Bruinen erreichten, wo die alte Südstraße mit der Großen Oststraße aus Arnor und der nördlichen Straße vom Hohen Pass zusammentraf.
Nebeneinander schritten sie über die Brücke, und Oronêl sah auf Orophins Gesicht die gleichen Gefühle widergespiegelt, die er bei seinem ersten Besuch hier empfunden hatte: Staunen, und das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein.
Die Luft war erfüllt vom Singen der verschiedensten Vögel, und dem Plätschern unzähliger kleiner Wasserfälle. So durchschritten sie das Tor von Bruchtal, dass unbewacht und offen stand, und folgten der Straße nach oben, in Richtung des Hauses das der Herr von Imladris bewohnte. In vielen Häusern brannte Licht, denn die Sonne stand nun sehr tief, und aus einigen drangen Musik und Gesang an die Ohren der Elben.
Oronêls Befürchtungen, die ihn beim Anblick des offen stehenden Tores überkommen hatten, erwiesen sich so als unbegründet - wie es schien, wurde Imladris noch von anderen Kräften als Toren und Mauern beschützt.

Sie erreichten die Tür von Elronds Haus, müde von der Reise, denn sie hatten in kurzer Zeit eine weite Strecke zurückgelegt. Oronêl hob die Hand um an der reich verzierten, hölzernen Tür zu klopfen, als diese unvermittelt aufschwang und er sich in der festen Umarmung eines ihm gut bekannten blonden Mädchens wiederfand.
"Irwyne!" Trotz seiner Überraschung, das Mädchen aus Rohan hier zu sehen, erwiderte Oronêl die Umarmung, und genoss für einen Moment ihre Nähe - es erinnerte ihn daran, wie er vor langer Zeit Mithrellas in den Armen gehalten hatte, als sie noch ein Kind gewesen war.
"Was tust du hier? Und woher wusstest du, dass ich komme?"
"Amrothos hat es mir gesagt", antwortete sie gedämpft, weil ihr Gesicht im Stoff seiner Kleidung vergraben war. Natürlich, Amrothos. Oronêl schwirrte der Kopf, vor Freude über das Wiedersehen und vor allen Fragen, die es aufwarf.
Er strich dem Mädchen sanft über den blonden Schopf, und löste sich dann sanft aus der Umarmung. "Ich freue mich sehr, dich zu sehen", sagte er, und ein Lächeln breitete sich auf Irwynes Gesicht aus. "Aber was ist mit Cyneric, ist er..." Das Mädchen schüttelte den Kopf, doch ihr Gesicht wurde ernst. "Als ich ihn zuletzt gesehen habe, bei Dol Guldur, ging es ihm gut."
Oronêl atmete erleichtert auf. Auch wenn er Cyneric nicht gut gekannt hatte, hatte er doch erkannt dass der Gardist ein guter Mann war - sonst hätte er ihm Irwyne nicht anvertraut. Und jeder Tod eines guten Mannes war ein kleiner Sieg für den Feind.
"Aber er ist auf einem Auftrag nach Osten aufgebrochen, da konnte er mich nicht mitnehmen und hat mich nach Bruchtal geschickt", fuhr Irwyne fort.
"Allein?", fragte Oronêl ungläubig, und Irwyne schüttelte erneut den Kopf. "Nein, ich hatte zwei Begleiter, Finelleth und..." Sie unterbrach sich, als aus dem Flur Gesang zu hören war, und die Stimme kam Oronêl sehr bekannt vor. Er blickte auf, und sah Antien mit einem breiten Lächeln singend aus einem Nebenzimmer kommen.
"... und Antien", beendete Irwyne ihren Satz, und auch sie lächelte wieder. Offenbar hatten die beiden, die ja bereits von Dunharg nach Lórien gemeinsam gereist waren, sich weiter angefreundet.

"So ist es", sagte Antien nachdem er sein Lied beendet hatte. "Die große Kriegerin Finelleth und ich haben diese ausgezeichnete Heilerin auf unserem Weg beschützt. Es ist gut, euch zu sehen", schloss er an Oronêl und Orophin gewandt.
"Und ebenso gut, dich zu sehen", erwiderte Orophin, der bislang geschwiegen hatte und neigte freundlich den Kopf. Auch er war ja bereits gemeinsam mit Antien gereist.
"Komm", sagte Irwyne, und ergriff Oronêls Hand. "Ich möchte dich Finelleth vorstellen."
Mit einem Lächeln schüttelte er den Kopf. So sehr ihn dieses unverhoffte Wiedersehen auf freute, es gab vieles was ihn beschäftigte und keinen Aufschub duldete. Dass Irwyne Amrothos erwähnt hatte, hatte ihm alles was er beim Anblick Bruchtals für einen Augenblick vergessen hatte, wieder bewusst gemacht.
"Ich muss erst mit Elrond sprechen - und Radagast, wenn er hier ist." Er ließ Irwynes Hand sanft los, und bewunderte wie schnell sie ihre Enttäuschung verbarg und begriff, dass diese Angelegenheit wichtiger war.
"Geht es um Amrothos? Er... er hat dich einen Dieb genannt." Bei diesen Worten spürte Oronêl, wie sich etwas in seiner Brust verkrampfte. Insgeheim hatte er gehofft, dass der Frieden Bruchtals und Elronds Heilkünste dem Prinzen helfen konnten, doch tief im Inneren wusste er, dass es nur einen Weg gab um Amrothos zu helfen. Plötzlich hatte er das Bedürfnis, ins Haus zu treten, die Tür hinter sich zu schließen und die Welt auszusperren. "Ja, es geht um Amrothos", antwortete er. "Und noch um einiges anderes, aber es ist besser wenn du davon nichts weißt."
Er sah die Enttäuschung die sich nun deutlich auf Irwynes Gesicht malte, und kam ihrem Widerspruch zuvor: "Ich vertraue dir, Irwyne. Ebenso sehr wie ich Orophin oder Antien vertraue, aber diese Angelegenheit ist gefährlich für Menschen. Wenn du davon wüsstest, könnte es dir ebenso ergehen wie Amrothos, und... das könnte ich nicht ertragen."
"Aber vielleicht könnte ich helfen!", wandte das Mädchen ein, und Oronêl musste über ihre Sturheit lächeln obwohl der den Kopf schüttelte. "Es tut mir Leid, aber es ist zu gefährlich." Er sah Antien an, der eine Augenbraue hochgezogen hatte, und auf seinen Blick hin die Schultern zuckte.
"Ich bringe die sofort zu Meister Elrond, wenn du möchtest."
« Letzte Änderung: 6. Feb 2021, 17:16 von Fine »

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Eandril

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Re: Elronds Haus
« Antwort #9 am: 7. Okt 2016, 18:48 »
Sie fanden den Herrn von Bruchtal in einem Zimmer, das in einen Balkon über dem größten der Wasserfälle überging. Elrond stand, der Tür den Rücken zugewandt, auf das Geländer gestützt und blickte auf den Wasserfall hinab. Als er Oronêl und Antien in den Raum kommen hörte, wandte er sich um.
"Willkommen in Bruchtal, Oronêl Galion. Ich hörte, dass deine Suche erfolgreich war."
"Das war sie", entgegnete Oronêl, und neigte respektvoll den Kopf. Er wollte den Ring aus der Tasche an seinem Gürtel holen und ihn Elrond zeigen, doch der hob die Hand. "Lass ihn für den Moment verborgen", sagte er. "Dieses Ding sollte nicht ohne einen triftigen Grund hervorgeholt werden." Für einen Augenblick glaubte Oronêl, etwas blaues an Elronds Hand aufblitzen zu sehen. Er nahm die Hand wieder aus der Tasche und ließ den Ring dort wo er war.
"Herr Elrond, auch wenn die Reise lang und anstrengend war, benötige ich deinen Rat."
Elrond sah ihm in die Augen, und Oronêl hatte das Gefühl dass der Halbelb seine tiefsten Gedanken sehen konnte. "Es geht um den jungen Amrothos, nicht wahr?", fragte er.
"Um ihn und um den Ring", antwortete Oronêl, und Elrond seufzte. "Ja, beides ist untrennbar miteinander verbunden. Ich und Radagast haben für den Prinzen getan was wir konnten, doch die Krankheit von der er beherrscht wird, können wir nicht vollends heilen - nur im Zaum halten, solange dieser Ring nicht zerstört wurde."
"Kannst du ihn zerstören?", fragte Oronêl, obwohl er die Antwort bereits kannte. Elrond schüttelte den Kopf und blickte wieder hinaus auf den Wasserfall, über dem bereits die ersten Sterne zu leuchten begannen. "Nein, diese Macht besitzen wir hier in Bruchtal nicht. Es handelt sich nicht um den Einen", bei der Erwähnung des Meisterringes schienen sich die Sterne kurz zu verdunkeln, "aber um ihn vollends zu vernichten, bedarf es des Feuers in dem er geschmiedet wurde."

"Die Schmieden von Eregion", meinte Oronêl, und trat neben Elrond auf den Balkon hinaus. Antien war in der Zwischenzeit irgendwohin verschwunden, aber Oronêl wunderte sich nicht darüber. Der Elb war ein guter Gefährte und Freund, doch diese Dinge interessierten ihn wenig.
"Ja. Doch wie Radagast berichtet hat, halten sich Diener Sarumans in den Ruinen dieses Königreiches auf. Und ihm darf dieser Ring auf keinen Fall in die Hände fallen, also kannst du nicht ohne Gefährten gehen."
"Und alleine werde ich die Schmiede nicht finden", ergänzte Oronêl. "Mathan hat mir eine Karte überlassen, aber ich kann sie nicht lesen."
"Dann führt dein Weg dich nach Fornost. Wenn dein Freund Mathan im Norden ist, dann vermutlich dort. Ich fürchte allerdings, dass die Stadt bald angegriffen werden könnte." Oronêl musste an den Traum denken, denn er in Dunland gehabt hatte, am Tag des Treffens mit Radagast.
"Du kannst also nicht allein gehen, such dir Gefährten unter den hier verbliebenen Elben. Ich sehe es zwar ungern, wenn sie in den Krieg ziehen, doch wer freiwillig geht, dem werde ich die Abreise nicht verwehren."
Der Herr von Bruchtal wandte Oronêl nun wieder direkt zu, und in seinen Augen spiegelten sich die Sterne über ihnen. "Bevor du gehst, musst du wissen dass es eine Möglichkeit gibt, Amrothos bereits zu helfen, bevor der Ring vernichtet wird."

Bei diesen Worten spürte Oronêl sein Herz schneller schlagen. "Wie?"
"Ich muss dich warnen, es könnte gefährlich sein." Erneut schien Elronds Blick Oronêl geradezu zu durchbohren. "Du musst ihm den Ring zurückgeben, und er muss ihn aus freiem Willen aufgeben."
"Ich muss... was tun?", fragte Oronêl ungläubig. "Nachdem er den Ring mit Gewalt genommen hat, wurde er ihm wiederum mit Gewalt abgenommen. Aber wenn du ihm den Ring aus freien Stücken überlässt und er ihn ebenso freiwillig wieder zurückgibt - dann könnte der Fluch unter dem er liegt, gebrochen werden." Als er Oronêls erleichterte Miene sah, fügte Elrond hinzu: "Aber ich warne dich, es ist gefährlich. Isildur hat es nicht geschafft den Meisterring aufzugeben, und auch wenn dieser ungleich mächtiger ist als einer der Neun, war Isildur doch nach Elendil der größte unter den sterblichen Menschen."
"Was rätst du mir?", fragte Oronêl unglücklich. Er war hin und hergerissen zwischen der Gefahr, und der Möglichkeit, Amrothos zu helfen. Immerhin war er dafür verantwortlich, dass der Prinz überhaupt von dem Ring erfahren hatte.
"Ich rate dir nichts", erwiderte Elrond. "Aber sei dir bewusst, dass du deinem Freund entweder hilfst oder ihn vollends zerstören kannst wenn du ihm den Ring erneut mit Gewalt abnehmen musst."
Oronêl erinnerte sich an den wahnsinnigen Blick, den er im Kerker in Amrothos' Augen gesehen hatte, und an den Moment, als er Bóran wie ein Verrückter angesprungen und ihm Kampf um den Ring getötet hatte. Er wollte nicht, dass der Prinz auch nur einen weiteren Augenblick in diesem Zustand blieb, wenn er es irgendwie verhindern konnte.
"Ich werde es tun", sagte er langsam.



Nur wenig später folgte Oronêl Elrond durch die ausgestorbene Halle des Feuers, und schließlich in ein kleines Nebenzimmer. Dort lag Amrothos in einem Bett, schlafend. Er sah noch immer blaß aus, doch deutlich besser als beim letzten Mal dass Oronêl ihn gesehen hatte. Elrond blieb am Fußende des Bettes stehen, während Oronêl sich neben Amrothos kniete und leise seinen Namen sagte.
Der Prinz öffnete langsam seine Augen, und zu Oronêls Erleichterung waren sie klar, ohne eine Spur von Wahnsinn darin. "Oronêl...? Dann habt ihr es also nach Bruchtal geschafft." Er klang erleichtert. "Hast du Irwyne schon gesehen? Sie ist auch hier, weißt du?"
Mit einem Lächeln erwiderte Oronêl: "Ja, sie war die erste die mich hier begrüßt hat."
"Das ist schön", sagte Amrothos ebenso lächelnd. "Es geht mir hier besser als in... Dunland. Ich denke kaum noch an..." Er stockte, unfähig das Wort zu sagen, und Oronêl spürte wie sein Lächeln gefror.
"Er ist hier, nicht wahr?" Mit Entsetzen stellte Oronêl fest, dass in Amrothos Augen ein Funke Wahnsinn aufglomm. Er spürte Elronds Blick hinter sich, und wusste dass sich Amrothos' Schicksal nun entscheiden würde. Entschlossen zog er den Ring aus seinem Beutel und legte ihn in Amrothos Hand, wobei seine eigene bebte.
"Er ist hier, und ich gebe ihn dir." Für einen Augenblick zeigte das Gesicht des Prinzen Überraschung und Schock, die allerdings allmählich von einem gierigen Ausdruck überdeckt wurden. "Und nun bitte ich dich, gib ihn auf."
Oronêl blickte Amrothos fest ihn die Augen, in denen sich der goldene Reif mit dem zersplitterten Juwel, der auf seiner geöffneten Handfläche lag, spiegelte.
"Ich bitte dich als Freund, mit dem du viele Meilen gereist bist."
Amrothos' Blick flackerte, und er versuchte Oronêls Augen auszuweichen.
"Ich bitte dich für die gesamten freien Völker, für Menschen, Elben und Zwerge."
Mit wachsender Verzweiflung stellte Oronêl fest, dass der Ausdruck manischer Gier auf dem Gesicht der Prinzen nicht schwächer wurde, und seine Augen nun fest den Ring fixierten. Langsam begannen sich Amrothos' Finger zu schließen.
"Ich bitte dich als einer, der dich wie einen Sohn liebt." Für einen Moment erstarrten die Finger, Amrothos hob den Kopf und blickte Oronêl direkt in die Augen. Aus seinem Blick sprach Verzweiflung. "Vergib mir. Ich bin zu schwach."

Er wollte gerade die Finger schließen, als von der Tür her ein lautes Klirren ertönte, und Oronêl fuhr herum. In der Tür stand Irwyne, deren Gesicht eine Mischung aus Scham, Überraschung und Entsetzen zeigte, die unter anderen Umständen Grund zum Lachen geboten hätte. Vor ihr lagen die Splitter einer Glaskaraffe, die sie offenbar von dem Schränkchen neben der Tür gestoßen hatte.
Der Moment war vorüber, Amrothos keuchte schmerzerfüllt auf und schloss die Finger vollends um den Ring.
Bevor Oronêl oder Elrond reagieren konnten, machte Irwyne einen großen Schritt über die Überreste der Karaffe hinweg, und kniete plötzlich neben Oronêl an Amrothos' Seite.
"Bitte, Amrothos." Dem Mädchen liefen Tränen über das Gesicht, und sie legte ihre Hand sanft auf seine, die den Ring umschloss. "Du bist doch mein Freund. Lass dich nicht davon zerstören." Für einen Augenblick herrschte eine geradezu ohrenbetäubende Stille in dem kleinen Zimmer, doch dann entspannten sich die Züge des Prinzen, und Oronêl erkannte zum ersten Mal seit langem den Mann darin, den er in Dol Amroth kennengelernt hatte.
"Ihr habt recht", sagte er langsam mit belegter Stimme, und seine Finger öffneten sich langsam wieder. "Ihr habt recht", wiederholte er, und fügte hinzu: "Dieses... Ding will mir gar nicht helfen. Es will mich nur beherrschen."
Jetzt war seine Hand ganz geöffnet, und der Ring leuchtete golden und verlockend.
"Bitte", flüsterte Oronêl. Er wusste nicht was er tun sollte.
"Gib ihn mir", hörte er Irwyne neben sich sagen, und Amrothos Hand zitterte. "Gib ihn mir, wenn du ihn Oronêl nicht geben kannst."
"Also... also gut. Nimm ihn. Ich will ihn nicht mehr." Mit zitternden Fingern ergriff Irwyne den Ring, und für einen winzigen Augenblick wollte Oronêl sie aufhalten. Sie war doch nur ein junges Mädchen, sie hatte keine Ahnung worauf sie sich einließ.
Doch als Irwyne sich ihm zuwandte wusste er, dass sie sich der Gefahr sehr wohl bewusst war - und dass sie sie bewusst einging, um einem Freund zu helfen.
"Hier", sagte sie, und hielt ihm den Ring mit noch immer zitternden Fingern entgegen. Tränenspuren zogen sich über ihr Gesicht, doch sie weinte nicht länger. "Nimm du ihn, Oronêl. Ich will ihn nicht, denn ich bin keine Kriegerin. Ich will nicht herrschen, ich will nur Leuten helfen - sie heilen."
Oronêl streckte die Hand aus, und sie ließ den Ring hineinfallen. Als das Gold seine Handfläche berührte, verspührte er gleichzeitig ein Gefühl der Erleichterung und des Abscheus. Dennoch schloss er seine Hand um das kalte Gold, und steckte den Ring in seinen Beutel zurück. "Ich will ihn auch nicht haben", sagte er. "Aber ich werde ihn nehmen, bis ich ihn vernichten kann."

"Nun, das war spannend", ertönte von der Tür die warme Stimme Radagasts. "Und mit einem besseren Ausgang, als wir erwarten konnten", stimmte Elrond zu. "Den Menschen gelingt es immer wieder, mich zu überraschen."
Weder Oronêl noch Amrothos brachten ein Wort hinaus, und so war es Irwyne die das Schweigen brach, in dem sie, immer noch kniend die Arme um Oronêl schlang und den Kopf an seiner Schulter verbarg. "Es tut mir Leid", schluchzte sie. "Ich wollte nicht lauschen, aber ich habe dich und Meister Elrond im Balkonzimmer gesehen, und musste einfach zuhören."
Oronêl strich ihr sanft über den Rücken. "Ich bin dankbar, dass du es getan hast."
"Und ich ebenfalls", meldete sich nun Amrothos zu Wort. Seine Stimme klang kräftiger und voller als zuvor, und die Farbe schien in sein Gesicht zurückgekehrt zu sein. "Ich glaube nicht, dass ich es ohne dich - ohne euch - geschafft hätte."
Irwyne hob den Kopf von Oronêls Schulter, und blickte den Prinzen an. "Dann habe ich es nicht schlimmer gemacht?"
Oronêl befreite sich sanft aus ihrer Umarmung, stand auf und zog sie ebenfalls auf die Füße. Er schüttelte den Kopf. "Nein, hast du nicht. Du hast es überhaupt erst gut gemacht."
Ein erstes kleines Lächeln zeigte sich auf Irwynes Gesicht, und als er es sah begann Amrothos zu lachen. Es war ein frohes Lachen, voller Erleichterung, und schon bald stimmten alle bis auf Elrond, der sich auf ein Lächeln beschränkte, mit ein.
"Ich denke, heute Nacht können wir alle besser schlafen als seit langem", meinte Radagast fröhlich.
"Und doch liegt noch ein langer Weg vor uns allen, bis die Dunkelheit aus Mittelerde vertrieben wird", sagte Elrond ernst. "Aber für heute schlaft. Schlaft in dem Wissen, der Dunkelheit einen Schlag versetzt zu haben - und einen Freund gerettet zu haben."

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Eandril

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Re: Elronds Haus
« Antwort #10 am: 7. Okt 2016, 23:36 »
Als am nächsten Morgen die Sonne ihre ersten Strahlen über die Berggipfel im Osten warf erwachte Oronêl erfrischt. Er fühlte sich so gut wie lange nicht mehr - die Ruhe und Geborgenheit von Imladris und die Gewissheit, dass es Amrothos wieder gut ging, hatten ihr übriges getan.
Nach einer kurzen Stärkung wanderte er durch das Haus, durchquerte die noch immer ausgestorbenene Halle des Feuers, und kam schließlich über eine gewundene Treppe auf eine kleine Steinterasse, die von Bäumen umgeben war und auf die Häuser von Imladris hinabblickte. Für einen Augenblick verharrte er und ließ seinen Blick über das Tal schweifen, von den dunklen Kiefernwäldern im Norden zu den schroffen Abhängen im Süden.
Während er noch dort stand und den kühlen Wind aus dem Norden genoss, hörte er Schritte die Treppe hinaufkommen, und sah sich kurz darauf Elrond und Radagast, die in ein Gespräch vertieft schienen, gegenüber. Er neigte vor dem Halbelb und dem Zauberer den Kopf und sagte: "Guten Morgen. Ich hoffe, ich habe euch nicht unterbrochen."
"Aber überhaupt nicht!", erwiderte Radagast mit einem warmen Lächeln, und Elrond meinte: "Tatsächlich haben wir gerade über die Geschehnisse des gestrigen Abends gesprochen."
Bei der Erwähnung des letzten Abend lief Oronêl trotz des guten Ausgangs ein Schauer über den Rücken. "Für einen Moment habe ich geglaubt, dass wir es nicht schaffen", sagte er, und Elrond blickte ihn scharf an.
"Hättest du es über dich gebracht, dem Prinzen den Ring gewaltsam abzunehmen? Du hättest ihn vermutlich töten müssen."
"Ich weiß es nicht", gab Oronêl ehrlich zu. "Aber ich bin froh, dass es nicht so weit gekommen ist." "Und das ist das einzig entscheidende", warf Radagast ein. "Was ich hingegen viel interessanter finde, ist die Rolle die die junge Irwyne dabei gespielt hat."
"Ja... Wie es scheint haben die Ringe der Macht auf einfache Personen, die nicht nach Herrschaft oder Macht streben, deutlich weniger Einfluss." Elrond schwieg für einen Moment, und Oronêl war sich sicher dass der Herr von Bruchtal nicht nur auf Irwyne anspielte. Er fragte allerdings nicht weiter nach, denn in Elronds Stimme hatte ein Hauch von Trauer mitgeklungen. Dann kam ihm ein Gedanke, und er fragte: "Herr Elrond, hast du bemerkt dass Irwyne uns belauscht hatte?" Ihm war bereits gestern Abend aufgefallen, dass Elrond bei ihrem Auftauchen deutlich weniger überrascht gewirkt hatte als die anderen Anwesenden, doch erst jetzt, im Licht des Tages, konnte er sich einen Reim darauf machen.
Ein kurzes, kaum merkliches Lächeln huschte über Elronds sonst ernstes Gesicht. "Ja, ich hatte es bemerkt, und ich habe auch bemerkt dass sie uns zu Amrothos' Zimmer gefolgt ist. Ich habe nichts gesagt, weil ich es für richtig hielt dass sie erfuhr was passierte - und irgendein Gefühl hielt mich davon ab, sie fortzuschicken. Ich fühlte, dass es einen Sinn hatte, dass sie dabei war, und dieses Gefühl hat sich als richtig herausgestellt."

Auf der Treppe erklangen erneut Schritte, diesmal schnelle von kleinen Füßen, und schließlich erschien Irwyne am oberen Ende. Sie hatte rote Wangen vom Laufen, und ihre blonden Haare waren zerzaust. "Oronêl! Komm mit, ich möchte..." Sie stutzte, und schien erst jetzt Radagast und Elrond zu bemerken, die neben Oronêl standen und auf deren Gesichtern sich ein Lächeln abzeichnete. Irwyne knickst ein wenig ungeschickt vor dem Herrn von Bruchtal, und sagte: "Oh, verzeiht mir. Ich wollte euch nicht unterbrechen."
Elrond lächelte nur, und Radagast antwortete: "Du hast uns nicht unterbrochen, Kind. Nimm Oronêl nur mit, er hat sich ein wenig Gesellschaft von Freunden verdient."
Als sie ein paar Stufen zurückgelegt hatten, fragte Oronêl: "Was hast du vor, Irwyne?"
"Ich wollte dir Finelleth vorstellen, sie ist unten im Garten. Eigentlich wollte ich das ja gestern Abend schon tun aber..."
"Es war nicht der richtige Zeitpunkt", beendete Oronêl den Satz für sie. Inzwischen hatten sie das untere Ende der Treppe erreicht. "Ja..." Für einen Moment konnte Oronêl ihr ansehen, dass die Erlebnisse des Abends nicht spurlos an dem Mädchen vorübergegangen waren, doch dann lächelte sie und der Eindruck war vorüber. "Aber jetzt geht es Amrothos wieder gut. Also los, komm mit!"

Oronêl und Irwyne in die Gärten Bruchtals...
« Letzte Änderung: 9. Okt 2016, 18:56 von Eandril »

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Die Gefährten
« Antwort #11 am: 8. Okt 2016, 23:49 »
Oronêl aus den Gärten Bruchtals...

Oronêl folgte Erestor in den Hauptsaal des Hauses, wo Elrond und eine Gruppe ihm unbekannter Elben ihn erwarteten.
"Ich habe unter den Bewohnern von Imladris nach solchen gefragt, die mit dir nach Fornost gehen würden", sagte Elrond zur Begrüßung. Oronêl ließ den Blick über die Anwesend gleiten, und stellte fest dass es nicht ausschließlich Elben waren. Einer der Männer trug einen Bart und war in graubraunen Stoff und ein Kettenhemd gekleidet.
"Ich würde mich geehrt fühlen, wenn ihr mich begleiten würdet", meinte Oronêl an die Gruppe gewandt, und vermied mit Absicht das Wort folgen. Er fühlte sich nicht berechtigt, sie anzuführen.
"Gelmir und Faronwe kommen aus Lindon und stehen in Círdans Diensten", stellte Elrond zwei Elben vor, die leicht geschwungene Schwerter nach Art der Noldor trugen. "Wir wollten sowieso bald in unsere Heimat zurückkehren", sagte der hellhaarige der beiden, den Elrond als Gelmir vorgestellt hatte. "Und da Fornost beinahe auf dem Weg liegt, helfen wir gerne dabei es gegen den Schatten zu verteidigen."
"Mein Name ist Glorwen", stellte sich die Elbin die zur rechten Gelmir stand, und einen Bogen über der Schulter trug. "Wir haben uns bereits in Lothlórien gesehen."
Oronêl betrachtete sie genauer, und erinnerte sich. Glorwen hatte beim Fall von Caras Galadhon geholfen, die Wälle zu verteidigen, bis Saruman sie mit seiner List zum Einsturz gebracht hatte. Seitdem hatte er die Elbin nicht mehr gesehen. "Ich bin froh, dass du die Schlacht überlebt hast."
"Ich auch", antwortete Glorwen, und fügte mit grimmiger Miene hinzu: "Und auch wenn wir unsere Heimat nicht retten konnten, so werde ich doch nicht aufhören den Schatten zu bekämpfen, ob Sauron oder Saruman."
"Ich bin Valandur von den Dúnedain", sagte der einzige Mensch unter ihnen mit heiserer Stimme, und Elrond ergänzte: "Valandur hatte sich Sarumans Truppen unter dem jungen Helluin angeschlossen, desertierte aber nachdem er von den Plänen, Lórien anzugreifen, gehört hatte. Dabei wurde er verwundet, und gelangte mit letzter Kraft nach Imladris." "Ich werde alles tun, um das Unrecht dass meine Brüder im Namen der Freiheit begehen, ein wenig zu mildern." Valandur sprach leise aber intensiv, und in seinen Augen leuchtete ein Feuer. "Es tut mir Leid um Lothlórien, und dafür gehört euch mein Schwert, bis das Land der Elben gerächt ist."
Oronêl sagte nichts, sondern neigte nur den Kopf. Er wusste nicht, was er darauf erwiderten sollte, obwohl die Abneigung gegen den Mann, die im ersten Moment in ihm aufgestiegen war, bei seinen letzten Worten dahingeschmolzen war wie Schnee in der Sonne.
"Cúruon ist einer der Wächter von Imladris", sagte Elrond und nickte in die Richtung eines hochgewachsenen Elben der ein mächtiges Zweihandschwert auf den Rücken geschnallt hatte, und dessen rotes Haar Oronêl an Celebithiel erinnerte. "Auch wenn meine Aufgabe eigentlich der Schutz unserer Grenzen ist, wenn Fornost und der Sternenbund fallen, gehört alles Land ringsum bald wieder Saruman. Und das kann ich nicht zulassen", erklärte Cúruon. "Meine Tochter Mírwen wird uns ebenfalls begleiten", fuhr er fort und deutete auf die junge Elbin neben ihm, die sein feuerrotes Haar geerbt hatte und Oronêl zuversichtlich zulächelte. Mírwen trug im Gegensatz zu ihrem Vater im Augenblick keine Waffen, doch in ihrem Blick erkannte Oronêl die Konzentration einer geübten Kämpferin.
"Sieben Gefährten nach Fornost", sagte Elrond, und strich sich über das Kinn.
"Acht!", erklang von der Tür Orophins Stimme, der mit raschen Schritten den Saal durchquerte und sich neben Glorwen stellte. Die Elbin aus Lórien lächelte ihm grüßend zu, offensichtlich kannten sie sich bereits von früher.
"Nein, Neun!" Von der Halle kam Finelleth heran geeilt, bereits vollständig mit einer Axt und einem kurzen Schwert gerüstet. Aus ihren Stiefen und Armschützern ragten die Griffe mehrerer Wurfmesser, und Oronêl begann zu begreifen warum eine ganze Gruppe Orks die Begegnung mit ihr nicht überlebt hatte.
In Elronds Augen flackerte etwas auf, das eine schmerzvolle Erinnerung sein mochte, doch der Eindruck verging so schnell wieder wie er gekommen war. "Also gut, wenn deine Wunden ausreichend verheilt sind..."
"Das sind sie", erwiderte Finelleth nachdrücklich, und der Herr von Bruchtal nickte langsam und nachdenklich.
"Also gut", sagte er schließlich. "Neun Gefährten mögen nach Fornost gehen. Es ist alles, was wir in Imladris noch gegen den kommenden Sturm ausschicken können. Es mag zu wenig sein, und doch... es muss reichen." Er klang, als ob er eher zu sich selbst sprechen würde, als zu den Anwesenden.

"Ich bin geehrt, dass ihr mich begleiten wollt", sagte Oronêl leise, doch alle Blicke richteten sich auf ihn. "Orophin weiß bereits, worum es bei diesem Auftrag geht, doch ihr sollt es ebenfalls erfahren." Er zog den Ring aus seiner Tasche, und hielt ihn hoch, sodass er im Licht der Lampen leuchtete. "Dies ist einer der neun Ringe, den ich in Dol Amroth einem der Nazgûl abgenommen habe." Valandur zog scharf die Luft ein, und auch die meisten der Elben zeigten ihre Überraschung offen.
"Um ihn zu zerstören muss ich die Schmieden von Eregion finden, und dazu brauche ich die Hilfe von Mathan Nénharma, dessen Vater in diesen Schmieden arbeitete, und seinem Sohn eine Karte hinterließ, die nur er lesen kann. Mathan befindet sich vermutlich in Fornost, wo die Gefahr eines Angriffs von Sauron oder Saruman droht. Ich werde Mathan finden, und mit ihm gemeinsam die Schmieden suchen, um diesen Ring zu vernichten. Ich werde niemanden von euch gegen seinen Willen bitten, weiter als bis Fornost mit mir zu gehen, doch wer mir seine Hilfe auf diesem Weg anbietet, den werde ich nicht zurückweisen."
Stille senkte sich über den Raum, bis Gelmir aus Lindon das Wort ergriff. "Gut gesprochen. Ich kann noch nicht sagen, was ich nach Fornost tun werde, doch bis dorthin kannst du dir meiner Hilfe gewiss sein."
Nach und nach stimmten die anderen zu, und als letzter sagte Orophin: "Ich bin mit dir seit Dunharg gereist, durch Feuer, Schlacht und Gefahr, durch Lórien, Rohan und Dunland bis hierher. Und wenn ich kann, werde ich dir auch nach Fornost weiterhin folgen, bis deine Aufgabe erfüllt ist."
Oronêl lächelte seinem Gefährten dankbar zu.

"Dann ist es beschlossen. Vebringt die Nacht noch hier", schloss Elrond die Versammlung. "Ruht euch aus, sammelt eure Kräfte, und brecht bei Sonnenaufgang auf. Ihr werdet eure Kraft brauchen."
Als sie auseinandergingen glaubte Oronêl, aus dem Augenwinkel einen Schatten in einer der Türen verschwinden zu sehen. Doch er hörte nichts und sah auch keine weitere Spuren eines Lauschers, also dachte er bald nicht mehr daran.
« Letzte Änderung: 8. Okt 2016, 23:55 von Eandril »

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Eandril

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Re: Elronds Haus
« Antwort #12 am: 9. Okt 2016, 13:09 »
Der nächste Morgen kam mit Nebel, durch den nur einzelne Sonnenstrahlen drangen und Imladris in ein unwirkliches Licht hüllten. Nacheinander suchte Oronêl alle auf, die ihn nicht nach Fornost begleiten würden.
Amrothos fand er auf dem Söller oberhalb des Hauses, von wo der Prinz gedankenverloren in den Nebel hinausblickten. Oronêl freute sich, ihn auf den Beinen zu sehen. "Es ist, als wäre die ganze Welt verschwunden", meinte Amrothos, als Oronêl sich neben ihm an das Geländer lehnte.
"Ja..." Es hatte Morgende in Lórinand gegeben, an denen der Nebel vom Anduin aufstieg und den ganzen Wald einhüllte. Dann waren er und Calenwen manches Mal in die höchsten Wipfel geklettert, bis sie über den Wolken waren, über sich den blauen Himmel und unter sich die weiße Fläche des Nebels, die hier und dort von einer Baumkrone durchstoßen wurde.
"Aber leider ist die Welt noch immer dort draußen, und auch wenn es so scheint steht die Zeit nicht still."
"Ich weiß", sagte Amrothos bedauernd. "Ich würde dich gerne begleiten, aber... das ist nicht mein Weg. Und ich bin froh wenn ich so viel Abstand zwischen diesem Ring und mir habe, wie es möglich ist."
"Was wirst du tun?", fragte Oronêl nach, und Amrothos erwiderte: "Ich bin mir nicht sicher. Ich werde einige Zeit hierbleiben, mich ausruhen. Und dann vielleicht nach Lindon gehen, wenn die Straße nach Westen sicher ist, und von dort mit einem Schiff nach Dol Amroth fahren."
"Dein Vater macht sich vermutlich Sorgen um dich", stimmte Oronêl zu, auch wenn er traurig war dass sein Freund nach Süden zurückkehren würde, und vermutlich viel Zeit vergehen würde bis sie sich wiedersahen.
"Das tut er." Amrothos blickte noch einmal hinaus in den Nebel, wandte sich dann Oronêl zu und bot ihm die Rechte dar. Oronêl ergriff die angebotene Hand, und Amrothos sagte: "Ich wünsche dir alles Glück der Welt, und mögen die Sterne deinen Weg erleuchten."



Auf dem Weg vor das Haus, wo sich die Gruppe versammeln sollte, traf Oronêl auf Gamling, der in der Haupthalle in der Mitte des langen Tisches neben einem Mädchen mit dunkelbraunen Haaren, das munter auf ihn einredete, saß und frühstückte. Oronêl schätzte das Mädchen etwa so alt ein wie Irwyne - wenn auch anscheinend ein wenig anstrengender, denn Gamling warf ihm einen hilfesuchenden Blick zu.
"Ah, Oronêl", sagte der Alte Rohir, und wischte sich einen Krümel aus dem Bart. "Ich hatte mich schon gefragt, wann du bei mir vorbeischaust."
"Ich war zuerst bei Amrothos", erwiderte Oronêl leise, denn der Abschied machte ihm zu schaffen, und Gamling nickte verständnisvoll. "Verstehe ich. Ich hatte ja die junge Faeriën hier zur Gesellschaft." Er stieß dem Mädchen freundschaftlich in die Seite, das daraufhin von ihrem Teller aufblickte und Oronêl ansah.
"Du gehst nach Fornost, nicht wahr? Mein Bruder Rilmir ist auch dort. Kannst du ihn von mir grüßen, wenn du ihn siehst?"
"Natürlich", antwortete Oronêl. Wenn er noch am Leben ist, fügte er in Gedanken hinzu, denn so viel er über die Dúnedain wusste, war ihr Leben in diesen Tage gefährlich. Andererseits, für wen galt das nicht?
"Nun da wir das geklärt haben wünsche ich dir viel Glück auf dem Weg", sagte Gamling. "Ich würde mich euch ja anschließen, aber ich fürchte ich wäre eher ein Hindernis als eine Hilfe."
"Du hast deinen Teil bereits getan und hast dir ein wenig Ruhe verdient", erwiderte Oronêl, und Gamling lachte. "Wer weiß. Vielleicht werde ich den jungen Amrothos nach Dol Amroth begleiten, und von dort in meine Heimat weiterziehen. Auch wenn sie Saruman nicht länger folgen, vielleicht findet unsere Königin ja eine Verwendung für einen alten Krieger."
Oronêl wollte sie gerade zum gehen wenden, als Gamling ihn zurückhielt. "Eins noch. Wenn du in Fornost oder sonst irgendwo auf den jungen Aldoc stößt, von dem ich dir erzählt habe... dann grüß ihn von mir."



Nur wenig später hatten sich alle Gefährten auf dem kleinen Platz vor Elronds Haus versammelt. Da standen Glorwen und Orophin, beide ihren Bogen über der Schulter, Gelmir und Faronwe, die über ihren silbernen Rüstungen ebenso wie die anderen dunkle Mäntel trugen, der rothaarige Cúruon und seine Tochter Mírwen, die Oronêl zuversichtlich zulächelte und der Mensch Valandur, der wie immer eine grimmige Miene zur Schau trug und das Langschwert, das er an der Seite trug, befingerte.
Während Cúruon und Mírwen in wertvolle Rüstungen nach der Art der Elben von Imladris gerüstet waren, trugen Orophin und Glorwen ebenso wie Oronêl nur leichte Lederkleidung in grün und braun und Valandur trug abgetragene, graubraune Kleidung über seinem Kettenhemd.
Als letzte traf Finelleth ein, ebenso gerüstet wie am Tag zuvor und gefolgt von Antien, Elrond und seiner Tochter Arwen, die Oronêl am Abend zuvor zum ersten Mal gesehen hatte.
"Die Gemeinschaft ist vollständig", sagte Elrond mit ernster Stimme, und Arwen gab jedem von ihnen einen schmalen silbernen Ring, in den ein einzelner Stern eingraviert war.
"Diese Ringe besitzen keine Macht", erklärte sie, als jeder seinen Ring in der Hand hielt. "Sie sind lediglich ein Symbol, das euch als Gefährten kennzeichnen soll und euch auch später für immer aneinander erinnern soll."
Die acht Elben und der Mensch murmelten Dankesworte, doch Oronêl war abgelenkt. Er hielt unauffällig Ausschau nach Irwyne, konnte sie jedoch nirgends entdecken... dabei wusste sie, wann sie aufbrechen wollten. Vielleicht wollte sie nicht, dass er und Finelleth gingen, und wollte sie auf diese Weise bestrafen. So gern er das Mädchen hatte, manchmal war sie ihm ein Rätsel.

Der Moment des Aufbruchs war gekommen, und nacheinander schritten sie durch das Tor von Bruchtal. Der Nebel hatte sich ein wenig gelichtet, und so erhellte die Sonne doch noch ihren Weg.
Valandur und Cúruon gingen vorweg, denn der Waldläufer und der Wächter der Grenzen kannten sich in der Gegend am besten aus, und die anderen folgten ihnen. Ein weiter Weg nach Westen lag vor ihnen, auf dem noch viel passieren konnte bevor sie ihr Ziel erreichten.

Oronêl und Gefährten auf die Große Oststraße...
« Letzte Änderung: 10. Okt 2016, 10:38 von Eandril »

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Eandril

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Der Herr von Bruchtal
« Antwort #13 am: 12. Apr 2017, 18:38 »
Oronêl, Kerry, Mathan, Finelleth und Celebithiel von der Wildnis nahe Imladris

Wie bei Oronêls letztem Besuch in Bruchtal stand das Tor von Imladris auf der anderen Seite der Brücke über den Bruinen offen, doch dieses Mal war es nicht verlassen. Oronêl erkannte die wartende Gestalt sofort, obwohl sie nicht ihre Rüstung sondern normale Kleidung nach der Art von Imladris trug. Doch er kannte nur zwei Elbenfrauen mit derart roten Haaren, und die eine ging hinter ihm neben Finelleth.
"Mírwen", sagte er freudig, und ergriff die rechte Hand der jungen Elbin, an der silbern der Ring Arwens glitzerte. "Wir hatten nicht erwartet, dich hier zu treffen."
"Aber ich hatte gehofft, dich - euch hier wieder zu sehen, deshalb bin ich zurückgekommen."
Finelleth schob Oronêl wenig sanft zur Seite, und schloss ihre junge Gefährtin kurzerhand in die Arme. "Gut, dich zu sehen, Mírwen", sagte sie. "Es sieht aus, als hättest du gewusst, dass wir kommen."
"Wir haben euch auf der anderen Seite der Schlucht stehen sehen", erklärte Mírwen. Sie begrüßte auf Mathan und Kerry freundlich, und schloss dann Celebithiel in die Arme. Er jetzt wurde Oronêl klar, dass die beiden Frauen einander bereits länger kennen mussten, schließlich waren sie beide in Imladris aufgewachsen.
Schließlich führte Mírwen sie durch das Tor die schmale gepflasterte Straße entlang, die zu Elronds Haus hinaufführte. Wie beim letzten Mal sangen in den Bäumen und Büschen die verschiedensten Vögel, obwohl der Sommer vergangen war und der Herbst näher rückte, und die kleinen Wasserfälle des Tals plätscherten sanft und leise vor sich hin.

"Meister Elrond wird sicherlich gerne erfahren, wie eure Reise nach Eregion verlaufen ist", sagte Mírwen, den Blick auf Oronêl gerichtet. "Aber ich kann schon an euren Gesichtern sehen, dass ihr Erfolg hattet und der Ring vernichtet ist."
"Sogar zwei", meinte Celebithiel mit einem Lächeln. "Man könnte sagen, die Reise hat mehr Erfolg gebracht als wir erhoffen konnten." Mírwen zog die schmalen roten Brauen in die Höhe, fragte aber nicht weiter. Sie legten das letzte Stück des Weges schweigend zurück, erleichtert von der Reise für einen Moment an einen sicheren Ort gekommen zu sein, und in Kerrys Fall offensichtlich vollkommen überwältigt von der Schönheit dieses Ortes.
Sie erreichten die verzierte Tür zu Elronds Haus, die nicht verschlossen, sondern nur angelehnt war, und beinahe erwartete Oronêl, dass sie im nächsten Augenblick aufschwingen und Irwyne in der Öffnung auftauchen würde. Doch Irwyne war weit fort, wahrscheinlich bereits in Gondor, und es war Mírwen, die die Tür ganz aufstieß. Sie betraten den erleuchteten Flur, und für einen Augenblick genoss Oronêl die einladende Wärme und das sanfte Licht der elbischen Lampen.
"Ihr solltet zu Elrond gehen und ihm berichten", meinte Mírwen, doch sie sah dabei nur Oronêl an. "Ich... habe noch einiges zu tun, aber du musst mir hinterher auch erzählen, das alles geschehen ist." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, den Oronêl war beinahe einen halben Kopf größer als sie, und küsste ihn plötzlich auf die Wange, bevor sie den Gang entlang verschwand. Oronêl blickte ihr verständnislos nach, doch als er Kerry und Finelleth aus dem Augenwinkel vielsagende Blicke wechseln sah, seufzte er. Das konnte er nun eigentlich wirklich nicht gebrauchen.
"Sie hat Recht, wir sollten Elrond berichten", sagte Mathan, und gab mit keiner Regung zu erkennen, dass er überhaupt etwas seltsames bemerkt hatte, wofür Oronêl ihm dankbar war.
"Ich glaube, dazu werden Kerry und ich nicht gebraucht", meinte Finelleth. "Wir suchen uns lieber ein schönes freies Zimmer im Gästehaus - mit ein paar weichen Betten."
"Das wäre wunderbar", seufzte Kerry. "Ich muss zugeben, allmählich tun mir die Füße vom vielen Laufen weh."
"Ich werde ebenfalls erst später zu Elrond gehen", sagte Celebithiel, und Oronêl nickte verständnisvoll. Immerhin war Elrond ihr Ziehvater, und sie hatte ihn einige Zeit nicht gesehen - oder zumindest eine für die Maßstäbe der Elben kurze Zeit, in der sehr viel geschehen war. "Also dann", meinte eher an Mathan gewandt. "Lass uns gehen."

Sie fanden den Herrn von Bruchtal in der Halle des Feuers, wo er in Gesellschaft seiner Tochter nahe des Feuers saß. Arwen sang mit leiser, aber klarer Stimme ein Lied, dessen Worte Oronêl nicht verstand, und als sie endete blickte sie Oronêl und Mathan direkt entgegen. Oronêl hatte das Gefühl, dass Elronds Tochter direkt durch ihn hindurch auf seine Seele blickte, und er neigte unwillkürlich den Kopf vor ihr.
Im selben Moment blickte Elrond auf, und lächelte. "Nur wenig mehr als zwei Monate ist es her, dass du von Bruchtal aufgebrochen bist, Oronêl. Wie ich hörte, hat deine Gemeinschaft in Fornost großes vollbracht und ihren Zweck erfüllt." Bei diesen Worten wanderte sein Blick zu Mathan. "Und gemeinsam habt ihr mehr vollbracht, als ich für möglich gehalten hätte. Ich habe gespürt, wie der Ring, den du in Dol Amroth errungen hast, in Eregion vernichtet wurde, doch danach gab es eine zweite, noch stärkere Erschütterung. Erzählt mir, was geschehen ist."
Oronêl begann zu erzählen, wie Kerry in Lindon zu dem Ring des Hexenkönigs gekommen war, und Finelleth ihn an sich genommen hatte, als er versucht hatte, Besitz von dem Mädchen zu ergreifen. Mathan berichtete von der Seeschlacht mit Sarumans Schiffen an der Mündung des Gwathló, und sie wechselten sich bei der Erzählung von der Eroberung Tharbads ab. Oronêl sprach über ihre Reise durch Dunland und den Kampf in der Schmiede.
"Jeder von euch hat seinen Teil zur Vernichtung dieses Übels beigetragen", meinte Elrond schließlich. "Und niemand alleine hätte das vollbringen können. Es ist gut, und wird Sauron einen schweren Schlag versetzen. Er ist zwei seiner furchterregendsten Diener für immer beraubt."
Er blickte Oronêl an. "Ich hoffe, Gwilwileths Wunde ist gut verheilt?" Oronêl zögerte einen Augenblick, bevor ihm einfiel, dass Gwilwileth Celebithiels Geburtsname gewesen war. "Ja", bestätigte er. "Die Heiler der Manarîn haben sich gut um sie gekümmert, und sie hat uns hierher begleitet."
Für einen Augenblick leuchteten Elronds Augen auf. "Gut. Das ist gut." Er wandte sich Mathan zu. "Ich habe viele Fragen an dich, Mathan Nénharma. Über das Volk deiner Tochter, und über deinen Vater. Aber das hat bis morgen Zeit, falls du dich vorher ausruhen möchtest."
Mathan schüttelte den Kopf. "Nein... tatsächlich würde ich sehr gerne mit dir über etwas sprechen."
"Dann werde ich in der Zeit sehen, was Finelleth und Kerry treiben...", meinte Oronêl, und wandte sich zum Gehen. "Womöglich stellen sie sonst das ganze Haus auf den Kopf."
Zu seiner Verwunderung verließ Arwen die Halle mit ihm, und auf seinen Blick hin erklärte sie: "Ich habe das Gefühl, dass Mathan lieber alleine mit meinem Vater wäre. Und außerdem würde ich Celebithiel sehr gerne sehen..." Ihr Stimme klang eindeutig sehnsüchtig, und Oronêl verstand sie. Celebithiel und Elrond waren alles, was Arwen von ihrer Familie geblieben waren - die Mutter nach Westen gefahren, die Brüder getötet, und der Mann den sie liebte, gefangen im Schwarzen Turm von Mordor.
"Sie wird sich freuen, dich zu sehen, Herrin", erwiderte Oronêl, und berührte den silbernen Ring, den sie ihm geschenkt hatte. "Wie ich auch."
Arwens Blick fiel auf seine verstümmelte linke Hand, und ihr Gesicht wurde ernst. "Mírwen hat mir davon erzählt. Ist es schlimm?" Oronêl schüttelte den Kopf. Innerlich war er erstaunt, wie jemand, dem beinahe alle Lieben genommen worden waren, noch immer so viel Mitgefühl für das Leid anderer empfinden konnte.
"Nein", antwortete er. "Manchmal ist es merkwürdig, manchmal habe ich das Gefühl, die Finger würden schmerzen - obwohl sie nicht mehr dort sind. Und manchmal will ich mit der linken Hand zugreifen, und bin kurz verwundert, dass sie nicht fehlen." Darüber hatte er noch mit niemandem vorher gesprochen, erkannte er, überrascht, dass er es jetzt tat. "Aber dafür habe ich denjenigen getötet, der seit über tausend Jahren das Ziel verfolgt, mein Leben und das meiner Familie und aller, die ich liebe zu zerstören." Oronêl zuckte mit den Schultern. "Insofern denke ich, ist es ein vorteilhafter Tausch."
Sie erreichten den Eingang des Hauses, wo Erestor sie erwartete. "Celebithiel ist in die Gärten gegangen", sagte er an Arwen gewandt. "Sie sagte, sie wüsste wo du sie findest."
Arwen nickte langsam, und erwiderte: "Das weiß ich." Zu Oronêl sagte Elronds Haushofmeister: "Finelleth und die junge Kerry sind im Nachbarhaus. Sie haben dort Freunde getroffen, wenn ich mich nicht täusche." Oronêl zog eine Augenbraue in die Höhe. Welche Freunde das sein mochten? Er würde es wohl bald erfahren.
« Letzte Änderung: 22. Jan 2020, 16:01 von Fine »

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Fine

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Alte und neue Bekanntschaften
« Antwort #14 am: 13. Apr 2017, 13:07 »
Kerry folgte Finelleth durch die Flure des Hauses Elronds, während die Waldelbin ihr von ihrem vorherigen Besuch in Imladris erzählte. "Dies ist ein Ort des Friedens, und der Heilung," erklärte Finelleth. "Hier wurde meine Verletzung behandelt, die ich während der Überquerung des Hohen Passes erlitt."
"Der Hohe Pass..." wiederholte Kerry nachdenklich. Halarîns Worte kamen ihr in den Sinn: Dort wurden Finelleth und Irwyne von Orks überfallen. "Glaubst du, wir werden diesen Weg nehmen können? Gibt es keinen anderen?"
"Cirith Forn en Andrath, wie der Pass im Sindarin heißt, ist die Fortsetzung der Großen Oststraße," sagte Finelleth und führte Kerry in eine kleinere Halle, die sich auf einen weitläufigen Balkon öffnete und einen spektakulären Ausblick über die Wasserfälle Bruchtals bot. "Und an den Pass schließt die Straße zur Carrock-Furt an, und von dort setzt sich der Weg über die Alte Waldstraße fort - bis ins Waldlandreich, dem Ardheryn Thranduils. Es ist der direkte und kürzeste Weg. Nur drei große Pässe führen über das Nebelgebirge: Der Hohe Pass, der Pass des Caradhras, und der Pass an der Schwertel-Quelle. Doch sowohl Caradhras und Schwertel liegen zu weit südlich und würden einen großen Umweg bedeuten. Außerdem liegen sie beide näher an Moria - dem Hauptsitz Sarumans in diesen Bergen. Der Hohe Pass ist der kürzeste Weg für uns - und wahrscheinlich auch der sicherste. Und sollten wir dort auf Orks stoßen, werden sie dasselbe Schicksal erleiden wie die Gruppe, die sich mir und Antien in den Weg gestellt hat."
"Schön, dass du dich daran erinnerst, meine Liebe," sagte eine melodische Stimme hinter ihnen. Kerry drehte sich überrascht um, und sah einen Elben heran kommen, dessen hellbraunes Haar im angenehmen Kontrast zu seinen dunkelgrünen Gewändern stand. Finelleth begrüßte den Neuankömmling mit einer fröhlichen Umarmung und stellte ihn rasch vor: "Dies ist Antien, von dem ich gerade gesprochen habe. Er war bei der Belagerung Dol Guldurs dabei und hat Irwyne und mich bis nach Imladris begleitet. Antien, dies ist Kerry; Cynerics Tochter."
"Oh, Tatsache," meinte Antien gut gelaunt und deutete eine Verbeugung an. "Ja, das erkennt man deutlich. Da, siehst du es? Der gleiche verwunderte Blick wie bei ihrem Vater. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend!"
Kerrys Augen verengten sich gefährlich. "Er ist also ein Witzbold," stellte sie fest. Finelleth lachte herzlich.
"Nun, vielleicht gibt es doch einige Unterschiede," bemerkte Antien. "Das feurige Temperament muss sie wohl von ihrer Mutter haben."
"Wie ist es dir ergangen, Antien?" fragte Finelleth, darauf bedacht, einen Streit zu vermeiden. "Was hast du getrieben, während Oronêl und ich Eriador gerettet haben?"
"Ich habe drei neue Lieder geschrieben und einen wunderschönen Baum im Hof hinter den Stallungen gepflanzt," sagte Antien stolz. "Außerdem ist es mir gelungen, mein Rezept für Pilzsuppe noch einmal zu verfeinern. Ich muss dringend ins Auenland reisen, um es von wahren Feinschmeckern testen zu lassen. Nach allem, was man hört, ist dort inzwischen wieder Frieden eingekehrt, wofür offenbar der gute alte Gandalf verantwortlich ist. Wenn das der alte Tom hört!"
"Du meinst Tom Bombadil, diesen seltsamen Gesellen der inmitten des Alten Waldes lebt?" fragte Kerry, die sich noch lebhaft an ihr Treffen mit Tom Bombadil erinnerte.
"Eben jenen," bestätigte Antien. "Ich bin, nun, auf eine gewisse Art und Weise, sein Sohn. Du sprichst, als wärst du ihm schon begegnet, habe ich Recht?"
"Ja, ich kenne Tom," antwortete Kerry. "Er hat dabei geholfen, Gandalf aus seinem Schlaf zu holen."
"Ach! Na, das hätte ich mir ja denken können," meinte Antien. "Schön! Ich denke, ich werde ihm bald einen Besuch abstatten. Aber nun zu euren Abenteuern! Finelleth, meine Liebe, was habe ich verpasst? Oder besser gesagt, was ist mir erspart geblieben? Ich habe gehört, in einer Stadt namens Fornost ist es drunter und drüber gegangen, und ihr wart mittendrin!"
"Drunter und drüber, das kann man wohl sagen," sagte Finelleth und stürzte sich in einen detaillierten Bericht über die Reise von Oronêls Gemeinschaft und über die Belagerung von Fornost.

Kerry verzog das Gesicht. Sie wollte nicht an Fornost oder Angmar erinnert werden. Außerdem kam sie sich bei einem Treffen alter Freunde, wie dies eines zu sein schien, etwas fehl am Platz vor. Also verabschiedete sich höflich und begann, ziellos durch die Hallen und Flure des Hauses zu streifen. Immer wieder traf sie dabei auf Elben, die sie entweder nicht beachteten oder ihr einen freundlichen, aber dennoch leicht irritierten Blick schenkten. Kerry musste feststellen, dass Elronds Haus von innen größer war, als es von außen gewirkt hatte. Sie bog um eine Ecke - und stieß mit einer dunkelhaarigen Gestalt zusammen, sodass beide zu Boden fielen.
Hastig rappelte Kerry sich wieder auf. "Tut mir Leid! Tut mir Leid! Ich habe wohl nicht aufgepasst."
"Das kannst du aber laut sagen!" antwortete ihr eine helle, hörbar verärgerte Stimme. Sie gehörte einem dunkelhaarigen Mädchen, das ein tiefblaues Kleid nach Elbenart trug und das die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Sie musste ungefähr fünfzehn Jahre alt sein, schätzte Kerry. Und sie war eindeutig nicht erfreut über das, was geschehen war. "Mach gefälligst deine Augen auf, anstatt hier wie ein kopfloses Huhn durch die Gegend zu rennen! Du hast Glück, dass ich mich bei dem Sturz nicht verletzt habe, sonst..."
"Sonst was?" unterbrach Kerry, die sich ebenfalls zu ärgern begann. Der Ton, den das Mädchen angeschlagen hatte, gefiel ihr überhaupt nicht.
"Sonst rufe ich meinen Bruder, und der wird dir Manieren beibringen!" drohte ihr Gegenüber.
"Dann ruf' ihn doch," gab sich Kerry wenig beeindruck. "Mit dem werde ich schon fertig werden."
"Pah! Du wirst schon sehen, was du davon hast!" giftete das Mädchen und stürmte davon, jedoch nicht, ohne zwei vorbeischlendernde Elben grob aus dem Weg zu schubsen.
Kerry konnte darüber nur den Kopf schütteln. "Sieht ganz so aus als hätten noch nicht alle hier verstanden, dass Bruchtal ein Ort des Friedens ist," murmelte sie.

Sie beschloss, nach Finelleth zu suchen. Falls sich der Bruder des unfreundlichen Mädchens wider Erwartung als Problem herausstellen sollte, wollte Kerry ihm nicht alleine gegenübertreten müssen. Und Finelleth war die beste Kämpferin, die sie kannte. Doch als sie den Balkon erreicht hatte, auf dem sich ihre Freundin mit dem Elben namens Antien unterhalten hatte, musste sie feststellen, dass dort niemand mehr war.
"Mist!" sagte sie leise zu sich selbst. Finelleth und Antien müssen sich wohl ein ruhigeres Plätzchen gesucht haben. Und was jetzt? "Blóden hel!"
Kaum war der rohirrische Fluch im Raum verklungen wurde er schon in derselben Sprache beantwortet: "Na na, eine solche Sprache haben dir aber deine Eltern bestimmt nicht beigebracht, junge Dame." Ein in die Jahre gekommener rohirrischer Krieger betrat den Balkon und musterte Kerry von oben bis unten, ehe er sagte: "Ich hätte nicht gedacht, dass die ersten Worte, die ich in meiner Muttersprache höre, seitdem Irwyne nach Westen aufbrach, ein solch derber Fluch sein würden."
Kerry riss sich zusammen und schluckt die scharfe Erwiderung hinuter, die ihr bereits auf der Zunge gelegen hatte. "Entschuldigt, Meister," sagte sie auf rohirrisch und machte eine höfliche Grußgeste. "Mein Name ist... Déorwyn, Cynerics Tochter, aus Hochborn."
"Gamling, Garalds Sohn, aus der Westfold," stellte sich ihre neue Bekanntschaft vor.
"Ihr kennt Irwyne?" fragte Kerry. "Sie bestieg in Mithlond ein Schiff, das sie nach Dol Amroth bringen wird, falls Ihr Euch fragt, wie es ihr ergangen ist."
"Schön zu hören," sagte Gamling freundlich. "Und was bringt dich nach Bruchtal, Déorwyn von Hochborn?"
Ehe Kerry Zeit hatte, sich zu überlegen, wie sie auf diese Frage antworten sollte, wandte Gamling den Blick zur Tür, von der schnelle Schritte zu hören waren. Er verzog gequält das Gesicht. "Ich weiß, wer da kommt," sagte er und seufzte. "Ich weiß nicht, was ich diesmal falsch gemacht habe, aber wenn Faeriën von Eldalondë einmal in Fahrt ist, täte man gut daran, das Weite zu suchen bis ihr Zorn verraucht ist. Zu dumm, dass wir uns hier in eine Sackgasse manövriert haben."
Faeriën - das Mädchen, das mit Kerry zusammgestoßen war - kam schnellen Schrittes herein und baute sich so bedrohlich es ihr möglich war vor Gamling und Kerry auf. "Ihr könnt jetzt damit aufhören, in eurer seltsamen Geheimsprache zu reden," giftete sie.
"Das ist Rohirrisch," gab Kerry heftig zurück.
"Ist mir egal. Ich habe mir gleich schon gedacht, dass du mit Gamling unter einer Decke stecken musst. Ist das etwa Vergeltung für die Sache mit den Hufeisen, alter Mann?"
"Ich würde nie..." versuchte Gamling sich zu wehren, aber Faeriën schnitt ihm gnadenlos das Wort ab.
"Pech gehabt! Mein Bruder ist auf dem Weg. Jetzt habt ihr nichts mehr zu lachen!"
Eine hochgewachsene Gestalt trat durch die Tür - und Kerry riss vor Staunen die Augen auf.
"So, du bist also diejenige, die meiner kleinen Schwester Ärger gemacht hat," sagte Rilmir und kam heran.
"Hallo, Dúnadan," antwortete Kerry und fiel ihm in die Arme.
"Was soll das?" hörte sie Faeriën verärgert sagen. "Verpass' ihr eine Abreibung! Wirf sie über das Geländer!"
"Genug, Faeriën. Kerry und ich sind alte Freunde. Ich bin mir sicher, sie ist nicht absichtlich mit dir zusammgenstoßen," sagte Rilmir als er sich von Kerry löste.
"Sag mal, bist du etwa nach der Faeriën von Faeriëns Pforte benannt?" fragte Kerry schnell. Sie erinnerte sich an den Überfall des Sternenbundes auf die Feste der Erben Isildurs am Abendrotsee. Damals waren sie über einen verborgenen Eingang ins Innere der Festung geklettert, der denselben Namen wie Rilmirs kleine Schwester getragen hatte.
Faeriën bedachte sie mit einem Blick, in dem sich Misstrauen und Neugierde mischten. "Ja, so ist es. Bist du etwa dort gewesen?"
"Rilmir und ich haben geholfen, den Sitz der Erben Isildurs zu befreien," erklärte Kerry.
"Davon hast du mir noch gar nichts erzählt, gwador," stellte Faeriën fest. "Schon wieder."

Sie schien einen Augenblick nachzudenken und ergriff dann überraschend Kerrys Hand. "Also gut. Du kommst jetzt mit mir und erzählst mir alles über deine Reisen mit meinem Bruder. Weißt du, er hält mich nämlich hier gefangen, in Bruchtal. Ständig redet er davon, dass die Welt da draußen zu gefährlich für mich sei. Was für ein Unsinn! Und dann erzählt er mir nicht einmal, was dort wirklich vor sich geht und was er für Abenteuer erlebt. Aber jetzt habe ich ja dich dazu." Sie zog Kerry mit sich, und Rilmir folgte ihnen, einen eindeutig belustigten Ausdruck im Gesicht. Während sie mehrere große Räume durchquerten ließ Faeriëns Redefluss kaum nach. "In Bruchtal habe ich längst alles gesehen, was es zu sehen gibt, und Neuigkeiten aus der Ferne sind rar. Der alte Gamling hat längst keine Geschichten mehr zu erzählen, und die Elben sind entweder ständig mies gelaunt oder halten sich für die größten Witzbolde, die Mittelerde je gesehen hat. Es ist kaum zu ertragen, das kannst du mir glauben. Und denkst du, man kann sich auf sie verlassen? Ha! Natürlich nicht! Nicht einmal Grüße überbringen können sie. Dieser Oronêl, der sich wohl für etwas Besonderes hält, hat es nicht für nötig gehalten, meinem Bruder meine Grüße zu überbringen, als er nach Fornost gegangen ist."
Endlich hatten Faeriën ihr Ziel ereicht: Eine der kleineren Gastunterkünfte, in der sie offenbar untergebracht war. Sie bot Kerry einen Stuhl an, während sich Rilmir ungefragt auf das kleine Bett legte. Am Fenster des Raumes stand eine weitere bekannte Gestalt: Haleth, die ein ganz ähnliches Kleid wie Faeriën trug und die Haare kunstvoll frisiert trug. Auch sie begrüßte Kerry mit einer herzlichen Umarmung.
"Ich bin froh, dass es dir gut geht," sagte Haleth. "Wie ich sehe, hast du schon Bekanntschaft mit dem Rest der Familie gemacht..."
Kerry nickte und nahm Platz, um sich den Fragen Faeriëns zu stellen. Doch ehe sie beginnen konnten öffnete sich die Tür des Raumes erneut, und Oronêl kam herein.
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Kerrys Blick huschte von Oronêl zu Faeriën, deren Augen sich zu engen Schlitzen verzogen hatten. "Du..." zischte das Mädchen gefährlich.
In was bin ich da bloß reingeraten?
« Letzte Änderung: 20. Apr 2017, 12:29 von Fine »
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