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Autor Thema: Elronds Haus  (Gelesen 69825 mal)

Eandril

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Re: Elronds Haus
« Antwort #30 am: 26. Mär 2020, 11:13 »
Oronêl und Kerry aus der Wildnis rings um Bruchtal

"... dies ist der Stein, den Kerry gefunden hat", schloss Oronêl seinen Bericht, und zog das genannte Objekt hervor. Schwarz und schwer lag die glatte runde Kugel in seiner Hand, und zog die Blicke aller Anwesenden auf sich.
"Ein Palantír?", brach Erestor das Schweigen, und schüttelte im selben Atemzug den Kopf. "Aber das ist nicht möglich."
"Nein", erwiderte Elrond, der in einem Sessel mit hoher Lehne, den Rücken dem großen Kamin an der Seitenwand der Halle des Feuers zugewandt, saß. "Nein, es ist nicht möglich und nein, dies ist keiner der Palantíri. Die Palantíri stammen aus dem Westen, und sie sind ohne Fehl, mit einer Handwerkskunst gefertigt, die hier in Mittelerde nicht erreicht werden kann." Er nahm den Stein von Oronêl entgegen, betrachtete ihn aufmerksam und fuhr mit dem Finger langsam darüber.
"Dieser Stein ist wie ein blasser Abklatsch der sieben Steine. Mächtig auf seine eigene Art, und dennoch anders."
"Also hat Saruman ihn gemacht?", platzte Kerry heraus, und Elrond nickte.
"Das ist anzunehmen."
"Aber... kann er dann nicht hindurchsehen? Uns... ausspionieren?"
"Ich denke nicht, dass er das kann. Als du, junge Kerry, ihn von seinem Platz genommen hast, hat er seine Macht verloren - zumindest vorläufig. Ich werde ihn aufbewahren und untersuchen. Vielleicht kann uns dieses Wissen zum Vorteil gereichen."
"Was werdet ihr nun tun?", ergriff Erestor das Wort, an Oronêl und Kerry gewandt. "Falls ihr vorhabt, eine Weile hierzubleiben, werde ich euch Zimmer herrichten lassen."
Oronêl wechselte einen Blick mit Kerry. Er konnte ihre Gedanken beinahe hören: Sie wollte so schnell es ging nach Eregion zurückkehren, und möglichst keine Zeit verlieren. Doch sie schwieg, und überließ so Oronêl die Antwort.
"Wir werden bleiben, zumindest für die Nacht." Obwohl es bereits dunkel gewesen war, als sie in Imladris eingetroffen waren, war es noch immer recht früh am Abend.
Erestor nickte, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. "Nun gut. Ich werde die Räume, die ihr bei eurem letzten Besuch bewohnt habt, für euch vorbereiten lassen. In der Zwischenzeit..."
"Werde ich den Gärten einen Besuch abstatten", beendete Oronêl den Satz für ihn. Er wusste nicht genau, was es war, doch etwas zog ihn zu den Gärten hin. Elrond lächelte, als hätte er genau das erwartet.
"Gut. Und Kerry... es gibt jemanden, den du treffen solltest. Komm mit mir."

Oronêl in die Gärten
« Letzte Änderung: 25. Apr 2020, 02:09 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Thorondor the Eagle

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Die gute, alte Zeit und eine Überraschung
« Antwort #31 am: 4. Apr 2020, 22:20 »
Als Elea aufwachte, war es draußen bereits hell und ein paar fahle Sonnenstrahlen fanden den Weg durch das Fenster auf ihren Körper. Sie war alleine im Bett. Als sie einen Fuß unter der Decke hervorschob, bemerkte sie wie kühl es in dem Zimmer war. Sie musste sich überwinden das warme Bett zu verlassen.
Die Dúnadan spritzte sich ein paar Tropfen des kalten Wassers auf ihr Gesicht, dann bürstete sie ihr Haar. Im Schrank fand sie ein Samtkleid in einem dunklen Türkiston die Ränder waren mit zarten, goldenen Verzierungen abgenäht. Vermutlich hat Arwen es für sie bringen lassen. Sie zog es an, darüber legte sie sich einen blassblauen, fast weißen Umhang, den man locker um den Hals warf. Für ihre Pläne schien es ihr nicht passend zu sein, doch hier war es ihr möglich nach all der Zeit wieder ein Gefühl zu bekommen, wie es früher war. Auch wenn dies nur Augenblicke waren.

Sie ging die Treppe hinunter, dort nahm sie sich einen der Äpfel die auf der großen Tafel aufgelegt waren. Als sie sich umdrehte stand plötzlich Finjas hinter ihr. Er starrte sie wortlos an.
„Guten Morgen“, drückte er leise hervor.
„Guten Morgen“, entgegnete sie ihm, als wäre ein ganz gewöhnlicher Tag. Er kam auf sie zu.
„Glorfindel und einige Späher sind heute in den frühen Morgenstunden ausgeritten. Sie werden bald wieder hier ankommen und dann können wir mit Ihnen gen Süden reiten.“
Elea nickte ihm danken zu, danach packte er sie behutsam an den Oberarmen. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, strich mit seinen Händen ihre Arme entlang nach unten. Dann wandte er den Blick ab und verschwand. Die Dúnadan freute sich über dieses verborgene Kompliment. Sie hatte aufgehört sich darüber zu wundern, dass ein Mann wie Finjas sich so schwer tat diese Dinge auszusprechen.
Ohne Umschweife wusste Elea, wo sie als nächstes hingehen würde. Ihr Weg führte sie aus dem Haupthaus hinaus über eine schmale Brücke in ein turmähnliches Gebäude. Sie folgte der schmalen Treppe hinauf in einen der oberen Räume. Als sie die Tür öffnete, kam ihr bereits der wohlbekannte Duft der Vergangenheit entgegen. Sie war in der Bibliothek Elrond’s. Wie gerne ich früher doch gelesen habe und in den Geschichten verschwunden bin. Und wie gerne ich Helluin vorgelesen habe. Das war eine wunderbare Zeit. Sie nahm sich eines der Bücher heraus und öffnete es. Es war in zarten Elbelettern beschrieben, was ihr keine weiten Schwierigkeiten bereitete. Immer wieder blickte Elea aus dem Fenster, hinter dem sich der Weg zeigte, der in das verborgene Tal führte.

Nach einigen Stunden sah sie plötzlich in der ferne zwei Gestalten näherkommen. Das sind sie! Glorfindel und einer seiner Späher. Ob wir heute noch aufbrechen? Vermutlich nicht… Sie beruhigte sich gleich wieder und beschloss dieses Kapitel fertigzulesen, endete dann aber erst nach dem übernächsten. Anschließend steckte sie das Buch in seine Lücke zurück und ging hastig den Weg zurück. Bevor sie das Haupthaus betrat, bemerkte sie eine Gestalt im Vorhof der Feste. Sie ging zum Geländer der Terrasse und blickte hinunter zu der Elbe. Zu Elea’s Bedauern war es nur Celebithiel, die ebenfalls auf Glorfindel wartete. Er ist also noch nicht wieder da.
Eine Zeit lang beobachtete sie die rothaarige Elbe dabei, wie sie zunächst liebevoll über die Rinde eines Baumes streichelte und dabei ihre Augen schloss. Sie erinnerte sich wohl an einen bestimmten Moment der dort stattfand. Elea glaubte ein Lächeln auf ihren Lippen zu erkennen. Dann öffnete die Elbe ihre Augen und fixierte damit ihre Nasenspitze. Es sah lustig aus. Ob wohl eine Schneeflocke darauf gelandet war? Sie hatte etwas sehr leidgeplagtes an sich und doch bewahrte sie die Unbekümmertheit in ihrem Herzen. Es war bewundernswert.

Hinter ihrem Rücken hörte Elea plötzlich ein Knarren und als sie sich umdrehte stand Elrond mit einem Mädchen oder eher einer jungen Frau in der Tür. Er schien ihr irgendetwas zu sagen, ehe beide zu ihr herüberschauten. Die Dúnadan war etwas irritiert, drehte sich dann aber wieder um und schaute hinab zu Celebithiel.
„Hallo“, hörte sie eine feine Stimme die der jungen blonden Frau gehören musste.
„Guten Abend“, antwortete Elea.
„Was macht ihr denn hier?“ sie stellte sich neben die Dúnadan und folgte ihrem Blick „Celebithiel?“
„Ja, ich bewundere die Sorglosigkeit von Celebithiel. Sie hat eine beschwerliche Reise hinter sich und ihr Geliebter ist eben wieder im Nebelgebirge unterwegs und trotzdem, sie steht dort unten und lächelt.“
„Hmmm“, das Mädchen grübelte kurz und antwortete dann „Das liegt wohl an Bruchtal.“
Elea musste schmunzeln, als sie feststellte, dass auch sie heute einen unbeschwerten Tag hinter sich hatte: „Das ist sehr scharfsinnig von dir.“
„Nein, nicht scharfsinnig. Ich war bloß schon öfter hier“, brüstete sie sich und lächelte dabei herzlich.
„So? Dabei habe ich dich hier noch nie gesehen“, antwortete Elea „Kommst du auf deinen Reisen öfter hierher?“
„Reisen? Wieso reisen? Woher weißt du das?“, fragte es misstrauisch.
„Deine Kleidung.“
Sie sah an sich hinunter: „Achso. Ja, genau. Auf meinen Reisen in den letzten Jahren bin ich öfter bei Herrn Elrond zu Gast gewesen. Und immer kam mir die Welt hier weniger düster vor, als anderswo.“
„Wie wahr“, bestätigte Elea kurz.
„Herr Elrond sagte mir, dass ihr auch nach Eregion gehen wollt“, fragte das Mädchen nun neugierig.
„Ja, Finjas, mein Begleiter, und ich wollen Richtung Süden. Eregion und dann wohl weiter.“
„Nach Rohan? Wieso denn nach Rohan?“, fragte es weiter.
Die Dúnadan wurde leicht skeptisch: „Ja, nach Rohan. Ich bin auf der Suche nach jemandem und ich glaube, dass ich ihn dort finde.“
„Wirklich?“, die junge Frau wirkte sehr aufgeregt „In Rohan? Wie kommt ihr denn darauf?“
„Glorfindel berichtete mir, dass Helluin dorthin aufbrach“, antwortete Elea automatisch. Wieso erzählte ich das alles so im Detail und um Himmelswillen, warum ist sie so neugierig und aufgeregt?
„Wisst ihr um seinen Aufenthaltsort?“, fragte sie aufdringlich.
„Nein, nein“, entgegnete sie abgeschreckt „Aber wieso willst du denn das alles wissen?“
Sie kennt Helluin schoss es Elea plötzlich durch den Kopf.
„Du kennst meinen Sohn?“, fragte sie, dabei stieg ihr Puls rapide an.
Ertappt blickte das blonde Mädchen plötzlich zu Boden: „Ja, ich kenne ihn. Ich bin Kerry.“
Die Dúnadan erstarrte.
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Fine

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Gemeinsame Pläne
« Antwort #32 am: 6. Apr 2020, 22:32 »
Kerry war so aufgeregt, dass sie die dunkelhaarige Frau kaum ansehen konnte. Sie weiß, wo Helluin ist! Sie will ihn suchen gehen! Beinahe hätte sie die Ältere am Arm gepackt, als ihr mit einem Mal die ganze Bedeutung der Worte ihres letzten Satzes klar zu werden schien. Weit riss sie die Augen auf. "Ihr seid... Helluins Mutter?" entfuhr es ihr lautstark und sie begann, sich die Dunkelhaarige genauer anzusehen. Da waren Gesichtszüge, die ihr vertraut vorkamen, und sie kam sich dumm vor, dass es ihr nicht sofort aufgefallen war. Die Nase, die Wangen, das abgerundete Kinn... Kein Zweifel. Nur die Augen, Mundpartie und die Stirn sahen anders als bei Helluin aus.
"Und du bist das Mädchen aus Rohan, von dem mir Glorfindel erzählt hat," antwortete Helluins Mutter, die so aussah, als wäre sie ebenso geschockt wie Kerry. "Die, die geholfen hat... Sarumans Zauber zu brechen."
"Ich... weiß auch nicht, wie das genau passiert ist," sagte Kerry, die auf einmal das starke Bedürfnis hatte, die fremde Frau zu umarmen. "Aber... wenn Helluin in Rohan ist, dann... dann würde das ja bedeuten, dass er aus dem selbstgewählten Exil zurückgekehrt ist, dass er... oh, bestimmt sucht er nach Euch!"
Zu ihrer Überraschung lächelte Helluins Mutter sanft. "Du kannst... Elea zu mir sagen, Kerry. Erelieva, Lote in Dúnedain, haben sie mich früher genannt. Und... nein, Helluin sucht nicht nach mir." Etwas Traurigkeit mischte sich in ihre Stimme, was Kerry nur zu gut verstehen konnte. Immerhin musste sich das für Elea so anfühlen, als wolle ihr Sohn im Augenblick nichts mit ihr zu tun haben. Als Elea allerdings weitersprach, erstarrte Kerry.
"Er sucht nach dir."
Röte schoss Kerry in die Wangen, ehe sie es verhindern konnte, während Elea mit etwas leiserer Stimme sagte: "Er will sich bei dir dafür bedanken, dass du ihn von Sarumans Bann befreit hast. Aber..." Der Tonfall veränderte sich ein klein wenig, als wäre Elea gerade etwas aufgefallen. "Ich vermute beinahe... dass da noch mehr dahinter steckt."
Natürlich ahnt sie etwas, immerhin ist sie Helluins Mutter! dachte Kerry hektisch. Was soll ich ihr sagen? Weiß ich denn überhaupt schon, wie ich zu Helluin stehe? Will ich ihn wiedersehen? Ein klares "Ja" aus ihrem Herzen beantwortete ihr zumindest diese eine Frage, und sie nickte sich selbst zu, was Elea mit einer verwunderten Miene kommentierte. "Was stimmt nicht?" fragte Helluins Mutter sanft.
"A-alles ist in Ordnung, Elea," stotterte Kerry und beschloss, sich einen Ruck zu geben, und reinen Tisch zu machen. "Ich... würde Helluin sehr gerne wiedersehen und... ich glaube, dass er... ähnlich denkt. Dass er sich nicht nur bedanken will, sondern... mich wohl auch noch besser kennen lernen will. Zeit mit mir verbringen will."
Eleas Blick nahm einen wissenden Ausdruck an. "So ist das also," kommentierte sie mit einem zarten Lächeln. "Ah... eigentlich bin ich ganz froh darum. Er hätte sich ja in irgend ein dahergelaufenes Mädel vergucken können. Da freut es mich doch, dass er... es bei einer so anständigen jungen Dame wie dir getan hat." Sie strich auf einmal mit der Hand über Kerrys Kopf und verwuschelte ihr das Haar. "Ich bin wirklich froh. Denn das bedeutet, dass er noch immer der Junge mit dem großen Herzen ist, der er früher war. Mein kleiner Helluin..."

Helles Gelächter unterbrach die Unterhaltung. Beide Frauen fuhren herum und fanden Celebithiel dort stehend vor, die sie angrinste. "Ihr seid beide wirklich niedlich," sagte die Elbin amüsiert. "Weißt du, Elea, eigentlich musst du gar nicht mehr nach Helluin suchen. Bleib' einfach in Kerrys Nähe, und er wird von ganz alleine zu dir kommen!"
Kerry warf Elea einen Blick zu. Sie konnte sich Schlimmeres vorstellen, als mehr Zeit mit Helluins Mutter zu verbringen, und sie über Helluins Kindheit zu löchern. Das wird ganz wundervoll werden, dachte sie.
Elea hingegen zog überrascht die Brauen hoch, als würde sie die Möglichkeit erst jetzt in Betracht ziehen. "Bei Kerry bleiben? Nun... was sind denn dein Reisepläne?" fragte sie Kerry rasch. "Bleibst du ein paar Tage hier in Bruchtal?"
"Oronêl und ich müssen bald wieder zurück nach Eregion," erklärte Kerry. "Die Elben, die sich dort angesiedelt haben, liegen uns am Herzen, und wir fürchten, dass sie in Gefahr sind."
"Elben, die wieder in Eregion siedeln," sagte sich Elea, und nickte bekräftigend. "Das ist etwas, was wohl niemand in diesem Zeitalter erwartet hätte."
"Ja - das Land war jahrtausendelang brach gelegen, doch nun füllen sie es wieder mit Leben. So wie es sein sollte," sagte die Rothaarige. "Ich denke, es wäre kein Fehler, wenn ihr euch zusammenschließt, du und Elea," sagte sie dann zu Kerry. "Wenn Helluin gerade in Rohan ist, dann wird er schon bald erfahren, dass Kerry hier im Norden ist. Immerhin ist er einer der Dúnedain. Und dann wird er den direkten Weg nach Imladris nehmen. Wir könnten ihm quasi ein Stückchen entgegen gehen, wenn wir nach Eregion kommen. Solltet ihr euch dann am Ende doch verpassen, wird ihm hier in Bruchtal sicherlich jemand ausrichten, wo ihr beiden hingegangen seid."
"Das... wäre vielleicht gar nicht dumm," meinte Elea nachdenklich und schaute Kerry dann genau in die Augen. "Wir wollten ja ohnehin mit dir und Glorfindel nach Eregion gehen, um nach den Elben zu sehen. Aber... ich sollte auch Finjas nach seiner Meinung fragen."
"Wer ist er?" fragte Kerry aus einer Ahnung heraus. "Ist er... Helluins Vater?"
Elea wurde blass und brauchte einen sehr langen Moment, ehe sie überhaupt antwortete. Kerry riss erschrocken die Augen auf. Ganz eindeutig hatte sie etwas Falsches gesagt.
"He...Helluins Vater... Haldar... er fiel, als er.. Aragorn folgte.." kam die Antwort zögerlich. "Und Finjas... ist ein Weggefährte... ein Unterstützer... ein teurer Freund für mich," fügte Elea dann schon wieder etwas kräftiger hinzu.
"E-er darf selbstverständlich mitkommen!" rief Kerry hastig, bemüht, ihren Fehler wiedergutzumachen. "Wir gehen alle zusammen nach Eregion, helfen dort den Elben und warten auf Helluin. Klingt das gut?"
Celebithiel hob eine Hand. "Nicht so schnell, Kerry. Wir können nicht sofort gehen. Wir müssen erst auf Glorfindels Rückkehr warten, und dann jene zusammenrufen, die uns begleiten: Jene, die sich hier in Elronds Gefolge noch finden, die in den Kampf ziehen wollen, um den Elben Eregions beizustehen, sollte es dazu kommen."
"Na gut," meinte Kerry. "Dann gehen wir eben alle zusammen... aber dann gehen wir auch wirklich los, sobald alles bereit ist, ja? Was sagst du, Elea?"
"Ich... muss darüber nachdenken," antwortete Helluins Mutter, die etwas zurückhaltender wirkte. "Und mit Finjas reden."
"Und ich muss Oronêl fragen," sagte Kerry rasch. "Aber so wie ich ihn kenne, wird er sicherlich nichts dagegen haben."
"Falls doch, werde ich ihn mir mal vorknöpfen," warf Celebithiel scherzend ein.
Kerry kicherte. "Das würde ich nur zu gerne sehen..."
Celebithiel schlug die Hände gegeneinander. "So! Da ihr beiden euch jetzt kennt, denke ich, sollten wir die Gelegenheit nutzen. Wir sammeln Oronêl auf - wo auch immer er sich wiedermal herumtreibt - und suchen uns etwas zu essen. Und erzählen einander von unseren Abenteuern. Wie wäre das?"
Elea blieb etwas zurückhaltend, und schien gerade etwas sagen zu wollen, als auf einmal lautstark der Magen von Helluins Mutter zu knurren begann. Das führte zu allseitigem Gelächter.
"Ich schätze, das beantwortet meine Frage," sagte Celebithiel und ergriff Eleas Hand. "Komm, Kerry, ehe die gute Frau noch vor Hunger umkippt, sollten wir sie in die Halle des Feuers bringen. Nicht trödeln!"
Etwas überrumpelt eilte Kerry den beiden hinterher.

In der Halle des Feuers angekommen fanden sie bereits einen gedeckten, sehr langen Tisch vor. Hier und da saßen vereinzelte Elben, in Grüppchen oder alleine, doch genau in der Mitte saß eine Frau mit rabenschwarzem Haar, die Kerry erst auf den zweiten Blick wiedererkannte. Seit ihrem Ausflug in den Alten Wald, vor beinahe schon einem ganzen Jahr, hatte sie Elronds Tochter nur einmal ganz kurz wiedergesehen, als sie sich damals in Elronds privates Zimmer verirrt hatte. Zu ihrem Glück steuerte Celebithiel genau auf Arwen zu.
"Na sieh mal einer an," sagte Arwen, als die Gruppe näher kam. "Euch drei hätte ich nicht als Gruppe erwartet, aber da ihr schon mal hier seid, setzt euch doch. Noch sind die Speisen warm, die Kost gehaltvoll."
So nahm Celebithiel neben Arwen Platz, während Kerry und Elea nebeneinander auf der anderen Seite des Tisches saßen. Es gab, wie man es in Bruchtal gewohnt war, eine große Auswahl an Essen, hauptsächlich jedoch Gaben der Natur wie Früchte, Gemüse und Fleisch. Als Arwen erfuhr, was Elea und Kerry zusammgeführt hatte, lächelte sie zufrieden. "Welch seltsame Streiche einem das Leben doch spielt," merkte sie leise an. "So werden nun Mutter und Sohn beide das finden, was sie suchen... einander, und... am Ende vielleicht sogar ein neues Familienmitglied?"
Elea und Kerry tauschten einen teils unbehaglichen, teils verlegenen Blick aus. Zum Glück war Celebithiel die Erste, die antwortete. "Nicht so voreilig, liebe Schwester. Helluin hat da immer noch ein entscheidendes Wörtchen mitzureden."
"Oh, nun... verzeiht mir. Vielleicht habe ich euren Blicken zuviel Bedeutung zugemessen," meinte Arwen entschuldigend.
"Es ist ja nicht so, dass ich Elea nicht mögen würde," platzte Kerry heraus.
"Hmm," machte die Angesprochene und nahm zaghaft einen tiefen Schluck aus dem Becher vor ihr, der mit klarem Wasser gefüllt war. "Du scheinst mir ein anständiges Mädchen zu sein, liebe Kerry," sagte sie dann.
"Oh ja, das bin ich," bestätigte Kerry mit einem Grinsen. "Da kannst du jeden fragen. Also, Elea, sag doch mal... wie war Helluin denn so als Kind?"
« Letzte Änderung: 6. Apr 2020, 23:13 von Fine »
RPG:

Thorondor the Eagle

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Vergangenheit und Zukunft
« Antwort #33 am: 13. Jun 2020, 23:34 »
Diese Frage zu Beantworten fiel Elea sehr schwer. Sie kannte ihren Sohn in- und auswendig, zumindest so wie er früher war. Aber dies zu beschreiben war nicht einfach.
„Nun wo soll ich denn nur beginnen?“, sagte sie und sah in die erwartungsvollen Augen von Kerry. Sie verrieten einem Blinden, dass jede Geschichte egal wie unwichtig sie auch sein würde, das Mädchen erfüllen würde.
„Schon als Helluin auf die Welt kam war er ein aufgeweckter Säugling. Kaum hatte er seine strahlend blauen Augen geöffnet, wollte er sie auch gar nicht mehr schließen. Es war sehr schwer ihn überhaupt zum schlafen zu bringen und wenn es einmal soweit war, dauerte es keine halbe Stunde bis er wieder putz munter war. Haldar und ich verzweifelten nach nicht einmal einem Monat. Aber und dies muss man schon sage, meistens war der Kleine quietsch vergnügt, solange man ihn herumgetragen hat“, Elea lächelte als sie sich das süße Lachen eines Kleinkindes vorstellte.
„Helluin konnte es kaum erwarten zu laufen, das krabbeln hat er gleich übersprungen und so mussten wir dann ständig hinter ihm her sein. Zum Glück war sein Vater oft zuhause und als er dann älter wurde und man schon halbwegs vernünftig mit dem Kleinen reden konnte, nahm er ihn auch oft mit. Haldar vergötterte seinen Sohn und umgekehrt war es auch so.
Als Helluin schließlich sechs Jahre alt wurde, schloss sich Haldar einer Gruppe von Dunedain an die nach Imladris gingen. Die Angriffe aus dem Norden wurden zahlreicher und die Elben erbaten unsere Unterstützung. Beinahe ein Jahr blieb Helluin’s Vater weg und jeden einzelnen Tag hielt er nach ihm Ausschau und...“, sie unterbrach und die Freude verschwand vom Gesicht der Erzählerin. Die Blicke ihrer Gegenüber, sowohl der der Elben als auch Kerrys, wurden ernst.
„Am Tag konnte er es gut überspielen, denn durch seine blühende Fantasie und seine Freunde hatte er kaum Zeit an seinen Vater zu denken. Sie stürmten durch die Wälder, schwammen im See, jagten den Trollen aus ihrer Fantasiewelt nach und vieles mehr. Aber dann jeden Abend als ich an seinem Bett saß und ihm vorlas oder ihm etwas vorsang, fragte er mich, wann denn sein Papa wiederkommen würde. Ich konnte ihm keine Antwort geben, bis zu dem Tag als Haldar wieder auf der Türschwelle stand. Übersäht mit Kratzern und kleinen Narben, aber keinen ernsthaften Verletzungen. Wir beide, Helluin und ich, waren überglücklich. Endlich würde es wieder so sein wie früher, aber Haldar hatte sich verändert. Irgendetwas geschah in Imladris oder er hat etwas erfahren, dass ihn sehr bedrückte. Er begann damals tatsächlich seinem kleinen Sohn das Kämpfen beizubringen. Zuerst verpackte er es in eine harmlose Jagd, aber später erwischte ich sie immer öfter beim Schwertkampftraining. Zornig und voller Wut habe ich es immer unterbrochen. Wie konnte er meinem kleinen Helluin in so jungen Jahren bereits kämpfen beibringen. Wir haben uns oft darüber gestritten, aber sie übten heimlich weiter. Helluin war zwiegespalten, er musste der mutige Krieger für seinen Vater sein und das liebliche, verspielte Kind für mich. Vielleicht war das der Anfang von allem Unheil… vielleicht hat er da gelernt es allen recht machen zu wollen oder gar zu müssen.“

Bei diesen Worten nahm nun die Melancholie überhand und drückte die Stimmung.
„Obwohl wir beide nur das beste wollten, waren wir wohl keine guten Eltern. Kein Wunder, dass er nichts mehr von mir wissen will.“
„Sag das doch nicht Elea“, widersprach ihr augenblicklich Arwen „Ich habe dich als Mutter erlebt und du hast es hervorragend gemacht. Selten habe ich einen solch liebevollen Umgang mit dem eigenen Kind gesehen.“
Die Dúnadan schätzte dieses Kompliment, sie musste aber gewaltsam die Mundwinkel nach oben ziehen.

Die kleine Kerry, die zunächst förmlich an Eleas Lippen klebte, schaute nun auch betroffen auf ihren Teller.
Zaghaft begann sie zu sprechen: „Ich finde Arwen hat recht. Ich meine… ich habe dich nie als Mutter von Helluin erlebt aber“ ihre Stimme wurde nun kräftiger „Mein Papa hat uns auch verlassen um in den Krieg zu ziehen und er kam nicht zurück. Wir dachten er wäre gefallen und meine Mutter als auch ich waren todtraurig. Es war furchtbar, dass er für immer weg war und es war genauso furchtbar jeden Tag in das verheulte Gesicht meiner Mama zu schauen. Aber nie, in keinem einzigen Moment habe ich meinen Eltern nicht geliebt. Ich glaube gar nicht daran, dass das geht.“
Und bei diesen Worten wurde der Dúnadan leichter.
„Wirklich!“, bestätigte Kerry nochmals. Und die anderen amüsierten sich darüber.

„Seid ihr mir böse, wenn ich mich ein wenig zurückziehe? Ich wäre gerne ein bisschen alleine“, sagte Elea nun abrupt. Die Elbinnen schüttelten verständnisvoll den Kopf. Kerry, die neben ihr saß schaute sie etwas empört an, sagte dann aber fröhlich: „Aber nur wenn du jetzt nicht stundenlang über deine Geschichte nachgrübelst!“
„Einverstanden“, antwortete Elea in leichtem Befehlston und stand auf. Bei der Tür angekommen warf sie einen Blick zurück und sah wie sich Kerry mit Celebithiel unterhielt. Sie war sehr froh auf die kleine Rohirrim getroffen zu sein. Im Sturm hatte sie ihr Herz erobert. Dann ging Elea auf ihr Zimmer und legte sich auf das Bett. Finjas war nicht da.
Entgegen ihrer Zusage dachte sie noch länger an Helluin und den ständigen Streit zwischen Haldar und ihr. Als sie nicht müde wurde beschloss sie nochmals in die Bibliothek zu gehen um ein wenig zu lesen und ihre Gedanken zu zerstreuen. Sie hinterließ Finjas eine kleine Notiz über ihren Aufenthaltsort.

Die Tage wurden erst in gemächlichem Tempo wieder heller und so war draußen bereits der Abend hereingebrochen, obwohl es noch nicht so spät war. In der Bibliothek in dem Turmzimmer leuchtete das orangefarbene Licht einiger Kerzen. Dies war ungewöhnlich, da die meisten Zimmer mit dem weißen Licht der Elbenlampen erhellt wurden.
Elea streifte mit ihrem Finger wie gewohnt über die Rücken der Bücher und überflog die Titel. Diese Angewohnheit gab ihr ein sehr beruhigendes Gefühl. Sie stoppte auf einem grünen Umschlag mit goldenen Lettern: „Bëors Volk“. Sie nahm es an sich. Leise schlich sie zum Fenster und sah hinaus zu den schwarzen Silhouetten der umliegenden Berge. Außer einigen Elben am Fuße des Turmes war nichts zu sehen. Sie setzte sich auf den Fenstersims und schlug das Buch auf. Hastig überblätterte sie die ersten Kapitel und stoppte bei Andreth, der weisen Frau und Vorfahrin von Finjas.

Neugierig las sie über die weise Frau aus dem Stammbaum von Finjas nach. Sie konnte den Schmerz förmlich spüren, als sie über die unglückliche Liebe zwischen ihr und Aegnor dem Elbenfürsten, las. Es gab eine Legende die besagte, dass ihm ihr Spiegelbild während der Schlacht im See erschien und sich daraufhin seine Liebe offenbarte. Die Regeln der Elben missbilligten aber eine Verbindung zwischen den Eldar und Edain. Für einen Fürsten galten diese vermutlich noch strenger. Am Ende stand, dass Andreth und Aegnor kinderlos starben.
Die Dúnadan suchte in den folgenden Kapiteln noch weitere Hinweise nach ihren Nachfahren, aber fand nichts. Plötzlich tauchte Finjas in der Tür auf.

„Was machst du hier?“, fragte er in den abgedunkelten Raum. Er kam auf sie zu.
Sie zeigte ihm den Buchrücken und wartete seine Reaktion ab.
„Liest du es meinetwegen?“, fragte er weiter.
„Ja“, antwortete sie „Ich wollte mehr über deine Vorfahren wissen. Elrond hat es angesprochen.“
„Darüber wirst du aber nichts finden“, antwortet er.
„Hier steht, dass Andreth kinderlos starb.“
„Das stimmt. Andreth war aber ein fürsorglicher und liebevoller Mensch. Du bist ein bisschen wie sie, denn auch sie nahm einst verwaiste Kinder auf und war ihnen eine Mutter. Und in ihren Kindern lebt ihr Geist und ihre Weisheit weiter. Du siehst also, mein Blut ist nicht von hoher Abstammung. Meine Vorfahren haben unserem Namen Ehre und Lob verschafft.“
Elea dachte nach und sagte dann: „Es gibt Geschichten, da ist der Sohn des glorreichen Königs ein Feigling und der Bauernknabe ein mutiger Held. Wenn die Weisheit von Andreth in dir fortlebt, dann bist du meiner Meinung nach ihr Nachkomme.“
Dankend zog er die Mundwinkel nach oben.

„Die Männer haben mir bereits erzählt, dass eine gewisse Kerry hier in Bruchtal ist.“
„Ja, ich habe sie bereits kennen gelernt. Sie ist sehr liebenswürdig und von kindlicher Natur. Sie wollen in Kürze nach Eregion aufbrechen. Lass uns mit ihnen gehen, Helluin wird sie früher oder später aufsuchen.“
„Wie versprochen, helfe ich dir ihn zu finden“, antwortete er.
„Es könnte aber gefährlich werden in Eregion. Bruchtal soll ihnen zu Hilfe eilen, für den Fall das Orks aus dem Nebelgebirge angreifen.“
Finjas murrte daraufhin.
„Du musst nicht mitkommen“, entgegnete die Dúnadan unverzüglich und legte ihre Hand auf seine verschränkten Unterarme.
„Ich komme mit“, antwortete er kurz und knackig. Dann trat er einen Schritt zurück und machte sich zum gehen bereit: „Wenn es zum Kampf kommt, können sie einen mutigen Bauernknaben vielleicht gut gebrauchen.“
Elea musste grinsen und plötzlich aus heiterem Himmel spürte sie seine Lippen auf den ihren. Überrascht riss sie die Augen auf, zuckte aber nicht zurück. Etwas unbeholfen streichelte seine Hand über ihre Wange.

Dann drehte er sich um und verließ das Zimmer.
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Oronêls zweite Gemeinschaft
« Antwort #34 am: 26. Jun 2020, 12:03 »
Oronêl und Glorfindel aus den Gärten


Wenige Minuten nachdem Elea gegangen war, kam Oronêl in die Halle des Feuers. Bei ihm war ein Elb, den Kerry erst auf den zweiten Blick als Glorfindel erkannte. Sein Gesichtsaudruck, der oft sorglos und sogar amüsiert gewirkt hatte, selbst während des Krieges im Düsterwald und am Erebor, war nachdenklich, was auf Oronêl ebenso zutraf. Als der Waldelb jedoch Kerry und die anderen entdeckte, schienen sich seine Gesichtszüge ein wenig zu entspannen.
"Hier drüben!" rief Celebithiel den beiden zu und winkte sie zu ihnen an den Tisch. Inzwischen waren nicht mehr viele Elben in der Halle; bereits vor Eleas Rückzug waren schon einige gegangen nachdem sie ihr Mal beendet hatten. Hier und da saßen noch vereinzelte Gäste alleine oder zu zweit entlang der riesigen Tafel, und vor dem großen Kamin hatte sich ein kleines Grüppchen versammelt. Leiser Gesang und das Spiel einer Harfe drangen von dort an Kerrys Ohr.
Oronêl und Glorfindel kamen an den Tisch und nahmen Platz. Oronêl setzte sich auf den Platz, auf dem zuvor Elea gesessen hatte, während Glorfindel rechts neben Celebithiel Platz nahm.
"Wo hast du dich herumgetrieben?" fragte Kerry halb scherzend
"Oho," ließ sich Glorfindel vernehmen.
"Wie eine strenge Ehefrau, die ihren nichtsnutzigen Mann verhört," sagte Celebithiel.
Kerry verschluckte sich und wurde rot. "So ein Unsinn! So war es nicht gemeint. Ich frage mich doch nur, wohin er so plötzlich verschwunden ist!"
Zu ihrem Glück lächelte Oronêl und seufzte leise. "Deine Sorge ehrt mich, Kerry. Aber sie war unbegründet. Ich habe nur einen Spaziergang in den Gärten gemacht."
Bei diesen Worten hob Arwen den Blick und schaute Oronêl mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck an, ohne jedoch etwas zu sagen. Kerry fragte sich, was wohl dahinter stecken mochte, traute sich aber nicht zu fragen. Verlegen legte sie die Hände im Schoß zu sammen. "Ich habe jemanden kennengelernt," gestand sie, um das Thema zu wechseln.
"Kennengelernt?" wiederholte Oronêl und hob die Brauen.
"Eine ganz wundervolle Frau. Sie heißt Elea, und sie ... würde gerne mit uns nach Eregion gehen."
Oronêl schien einen Augenblick darüber nachzudenken, sah dann Glorfindel an. Der hingegen nickte und sagte: "Es bietet sich ohnehin an, dass ihr mit jenen geht, die zum Schutze Eregions entsandt werden sollen. Die Aufgabe, alle Kampfeswilligen zu sammeln, hat Meister Elrond mir anvertraut."
"Und auch mir," warf Celebithiel ein. "Kerry, du solltest wichtige Details Oronêl gegenüber nicht unerwähnt lassen," fügte sie mit einem kleinen Schmunzeln hinzu.
"Ah... natürlich, du hast Recht..." entgegnete Kerry noch verlegener. "Elea ist... Helluins Mutter."
"So. Daher weht also der Wind," meinte Oronêl und wirkte, als wäre ihm recht unwohl dabei. "Dann nehme ich an, sie ist auf der Suche nach ihrem Sohn?"
"Das ist sie, aber nicht erst seit gestern," erklärte Arwen. "Schon seit seinem Aufstieg zum Stammesführer der Dúnedain des Nordens versuchte Elea, Helluin zur Umkehr zu bewegen. Doch in den Wirren des Krieges ist es ihr bislang nicht gelungen, mehr als einmal mit ihm zu sprechen."
"Ich dachte, Helluin sei in den Osten ins Exil gegangen," meinte Oronêl nachdenklich.
"Er kehrte zurück, noch ehe Celebithiel und ich das Waldlandreich in Richtung Imladris verließen. Er hat sich nach Rohan aufgemacht... " sagte Glorfindel.
Oronêl schaute sie alle einen nach dem anderen an und machte ein verwundertes Gesicht. "Warum habe ich das Gefühl, hier als Einziger nicht im Bilde zu sein?"
Kerry wollte etwas sagen, aber sie bekam vor Verlegenheit keinen Ton heraus. An ihrer Stelle antwortete Arwen. "Helluin sucht nach deiner kleinen blonden Freundin dort. Er ist der Meinung, dass sie es war, die Sarumans Zauber brach, der auf ihm lag. Er möchte sich bei ihr bedanken."
"Rohan könnte sich als nicht sonderlich gastfreundlich für ihn erweisen," meinte Oronêl und schaute dann Kerry in die Augen. Sie sah, wie die linke Augenbraue des Waldelben ein Stückchen höher kletterte und konnte seine Gedanken schier hören. Sie war froh, dass er es nicht laut aussprach.
"Das wird sich zeigen," sagte Celebithiel. "Jedenfalls stimme ich Glorfindel zu, ich habe Kerry auch schon dasselbe gesagt. Wir werden gemeinsam zurück nach Eregion gehen, wenn du nichts dagegen hast, Oronêl."
Das schien Oronêl zu verwundern. "Wieso sollte ich etwas dagegen haben? Ich habe es im Gegensatz zu Kerry nicht ganz so eilig, nach Eregion zurückzukehren." Er nahm einen Schluck von dem klaren Wasser, das er sich mittlerweile aus einer der Karaffen auf dem Tisch eingeschenkt hatte. "Ich heiße euch alle gerne in der Reisegemeinschaft willkommen, auch diese Elea, meinetwegen."
"Das wäre schon die zweite Gemeinschaft des Oronêl," merkte Arwen an. "Wenn dem so ist... dann werde ich ebenfalls mitkommen." Sie lächelte, als sie sah, wie ausgesprochen gut ihr die Überraschung gelungen war. Selbst Glorfindels Miene zeugte davon, dass nicht einmal er das hatte kommen sehen.
"Aber Schwester!" protestierte Celebithiel prompt. "Eregion wird bedroht, und du bist nicht... ich meine, du bist keine...
"Keine Kämpferin?" fragte Arwen und in ihren Augen funkelte es. "Das mag sein. Aber sieh dir Kerry an. Sie geht mit euch, weil ihr ihre Freunde wichtig sind, und weil sie helfen möchte. Ich finde das inspirierend. Ich mag vielleicht keine Klinge wie meine Geschwister zu führen... aber ich werde Eregions Verteidigung unterstützen, so gut ich kann."
Glorfindel nicke sachte. Celebithiel hingegen sprach noch eine ganze Weile gegen Arwens Entscheidung, bis es Kerry schließlich zuviel wurde und sie die Halle des Feuers in einem unbemerkten Augenblick verließ.

Sie kam nicht weit. Als sie auf einen Balkon hinaustrat, der ihr einen guten Ausblick über die Wasserfälle von Bruchtal bot, hörte sie bereits Schritte hinter sich. Es war Oronêl, der ihr gefolgt war.
"Ich, ich wollte doch keinen Streit auslösen," beteuerte Kerry sofort.
"Sehe ich so aus als wäre ich gekommen, um mit dir zu schimpfen, Kerry?" fragte Oronêl ruhig.
"Ähm... ich weiß nicht. Wenn du so fragst, dann... wohl nicht?"
Oronêl lehnte sich gegen das Geländer und schaute auf das rauschende Wasser hinaus. "Ich denke nicht, dass wir Frau Arwen ihren Wunsch abschlagen sollten. Aber ich ahne, dass sie nicht nur aus dem Grund, den Elben Eregions zu helfen, Bruchtal verlassen möchte."
"Wie meinst du das?" fragte Kerry verwundert.
"Hm... hat Elea dir erzählt, weshalb man Helluin damals zum Stammseführer der Waldläufer des Nordens ernannt hat?" fragte Oronel zurück.
"Nein," musste Kerry gestehen. "Ich weiß nur, dass der vorherige Anführer im Krieg gefangen genommen wurde. Von ... Mordor."
"Leise!" zischte Oronêl. "Beschwöre es nicht herauf."
Kerry riss erschrocken die Augen auf und schlug sich beide Hände vor den Mund.
"Ist schon gut. Jedenfalls war jener Stammesführer, der Helluin vorausgegangen war... Arwens Verlobter, Aragorn."
"Aragorn..." wiederholte Kerry den Namen. Gehört hatte sie ihn schon einmal... ob es in Fornost gewesen war? Oder in Rohan? Oder gar von Helluin selbst? Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Vielleicht war es sogar Elea gewesen, die diesen Namen erwähnt hatte.
"Verstehst du jetzt?" fragte Oronêl.
Doch Kerry blieb nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln. "Nein, ich verstehe es nicht," gab sie niedergeschlagen zu.
"Arwens Herz gehört jenem, der in die Schatten ging. Und nun hat ihr Herz seinen Ruf vernommen," sagte eine neue Stimme und erschreckte Kerry beinahe zu Tode, als sie herumfuhr. Am Eingang des Balkons stand niemand anderes als Meister Elrond persönlich.
Oronêl senkte das Haupt knapp, als Elrond weitersprach. "Seltsame Zeichen haben wir in den vergangenen Tagen verspürt. Etwas regt sich im Süden. Dinge geraten ins Rollen, die nicht aufzuhalten sind. Meine Tochter hat Hoffnung geschöpft auf, aber ich bleibe vorsichtig." Er blickte an seiner Hand herab und wirkte einen Augenblick nachdenklich. Als Kerry jedoch hinsah, konnte sie dort nichts entdecken, die Finger des Elbenfürsten waren leer. "Sauron ist es gelungen, genügend Kraft zu sammeln, um wieder eine körperliche Gestalt anzunehmen," murmelte Elrond. "Sein Reich hat er entblößt um ein Heer anzuführen... doch wir wissen nicht, wohin es zieht. Saruman mag bald in arge Bedrängnis geraten, wenn er das Ziel des Dunklen Herrschers ist. Ich befürchte auch erneute Angriffe gegen Gondor und Rohan. Doch Arwen... spürte noch etwas anderes. Ein Licht aus den Schatten, nannte sie es. Ich weiß nicht, ob die Last der Jahre meine Weitsicht getrübt hat, aber... ich habe nichts dergleichen gespürt. Ebensowenig habe ich von Pallando vernommen, der in den Osten zurückkehrte um Nachforschungen zu betreiben. Mehr und mehr scheint sich das Schicksal zuzuspitzen... das Schicksal von ganz Mittelerde."
Kerry wagte kaum zu atmen. Meister Elronds Blick war auf einen Punkt oberhalb ihres Kopfes gerichtet, als würde er mit jemandem sprechen, der sich in weiter Ferne befand. Oronêl schien ebenso verwundert zu sein, ließ sich aber bis auf eine einzelne Falte auf der Stirn nichts anmerken. Erst als Elrond nicht weitersprach, nahm der Waldelb das Wort. "Ihr werdet Arwen also gestatten, mit uns nach Eregion zu gehen?"
"Es ist ihre eigene Wahl," entgegnete Elrond etwas langsam. "Aber dich, Oronêl, mache ich für ihren Schutz verantwortlich, sollte sie sich deiner Gemeinschaft anschließen."
"Meine Gemeinschaft?" wiederholte Oronêl zweifelnd.
"Nennt man sie nicht bereits in der Halle des Feuer so?" sagte Elrond und ein kleines Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel. "Dein Ruf eilt dir voraus, Sohn des Ardir."
"Ich will diese Bürde nicht," erwiderte Oronêl. "Ich habe versagt als Anführer der Gemeinschaft, die gen Fornost zog."
"Sag das nicht, Oronêl," mischte Kerry sich ein. "Siehst du denn nicht, wie sehr dich alle schätzen und bewundern? Du bist der richtige Anführer für unsere Gruppe. Wir vertrauen, weil wir wissen, dass du das Herz am richtigen Fleck hast."
"Aber warum nicht Glorfindel?" fragte Oronêl in Elronds Richtung.
"Glorfindel mag Heere in die Schlacht führen und im Kampfe große Macht aufbieten. Aber unterschätze niemals sein Urteil, Oronêl. Wenn er sich dir anschließt, dann aus gutem Grunde," antwortete Elrond. "Du hast eine Wahl getroffen, dort auf den Kaien der Schwanenstadt. Du hast dich entschieden, für Mittelerde zu kämpfen. Und hier ist eine Gemeinschaft, die deiner bedarf. Wie wirst du antworten, Oronêl Galion?"
« Letzte Änderung: 26. Jun 2020, 13:44 von Fine »
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Eandril

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Re: Elronds Haus
« Antwort #35 am: 17. Jul 2020, 10:48 »
Oronêl stützte die Hände auf das Balkongeländer, und blickte hinaus über das dunkle Tal. Er ließ sich Zeit mit der Antwort auf Elronds Frage, auch wenn er neben sich Kerrys Ungeduld spürte. Schließlich wandte er sich wieder Elrond, dessen Gesicht nichts verriet, zu.
"Welche Wahl habe ich nun schon noch?", fragte er. "Denn ihr habt recht, ich habe sie bereits getroffen - zwei Mal, um genau zu sein, und am gleichen Ort." Er legte eine Hand auf Kerrys Schulter, ein wenig Halt suchend. "Ich habe mich in Dol Amroth dazu entschieden, wieder in den Kampf gegen den Schatten einzutreten, und mein selbstgewähltes Exil zu verlassen. Und ich habe mich dort dazu entschieden, diesem Kampf nicht erneut den Rücken zu kehren, sondern ihn bis zum Ende zu führen. Wenn nun also all diese Leute meine Führung suchen, so närrisch das auch sein mag... wie könnte ich mich weigern?"
"Das eine schließt das andere nicht aus", begann Elrond, und im gleichen Augenblick sagte Kerry, ein wenig empört: "Ich glaube nicht, dass es närrisch ist, dir als Anführer zu folgen." Sie warf Elrond einen etwas unsicheren Blick zu, doch dieser lächelte leicht und bedeutete ihr mit einer Geste, fortzufahren. "Ihr seid damals nach Fornost aufgebrochen, um Mathan zu finden, nicht wahr? Das habt ihr getan, und nebenbei habt ihr geholfen die Stadt zu verteidigen und auch noch mir das Leben gerettet."
"Nicht ohne dafür einen hohen Preis zu zahlen", erwiderte Oronêl leise.
Elrond blickte ihm direkt ins Gesicht, und sagte: "Nichts in dieser Welt wird gewonnen, ohne einen Preis dafür zu zahlen. Manchmal erscheint der Preis hoch, zu hoch vielleicht. Und doch... vielleicht wäre Mathan auf den Mauern von Fornost gefallen, wenn ihr nicht in den Kampf eingegriffen hättet. Dann wäre es beinahe unmöglich gewesen, die Schmieden Eregions zu finden, und den Ring, den du einem der Neun abgenommen hast, zu vernichten, und er hätte früher oder später den Weg zurück zu seinem Meister gefunden."
Für einen Augenblick wirkte Elrond sehr nachdenklich, wie in Erinnerungen versunken. "Zweifel schützen uns davor, uns Hals über Kopf ins mögliche Verderben zu stürzen. Doch Zweifel können uns auch lähmen."
Bevor Oronêl antworten konnte, trat eine hochgewachsene Gestalt in dunklem Mantel und Kapuze auf den Balkon, und warf die Kapuze ab. Darunter kamen helles Haar und ein Gesicht, dass Oronêl sofort erkannte, zum Vorschein.
"Gelmir?", fragte er verwundert, und der Elb aus Lindon lächelte. Er verneigte sich leicht vor Elrond und sagte dann: "Ich bringe Botschaft aus Lindon, von Frau Galadriel."
"Dann sei erneut willkommen in Bruchtal, Gelmir von Lindon", erwiderte Elrond. "Welche Nachricht bringst du?"
Gelmir zog ein Bündel versiegelter Schriftrollen aus seinem Mantel hervor. Drei davon reichte er an Elrond weiter, mit den Worten: "Für euch, Frau Arwen, und Celebithiel. Und eine für dich, Oronêl." Oronêl nahm die letzte Rolle ein wenig zögerlich entgegen, brach das Siegel und begann zu lesen.

Oronêl Galion,
der Schatten erhebt sich ein letztes Mal im Osten. Lange haben die Völker Mittelerdes alleine gekämpft, doch jetzt wird Mordor triumphieren, wenn wir nicht gemeinsam stehen.
Dies ist deine Aufgabe. Du hast Freunde in ganz Mittelerde. Führe sie zusammen. Vereinige sie. Denn sonst wird Mittelerde und ganz Arda unter den Schatten fallen.


Oronêls Herz sank, als er diese Worte las, doch der Brief war noch nicht zu Ende.

Es betrübt mich, diese Aufgabe anderen aufzubürden, doch wisse dies. Aus Dunkelheit und Schatten kann Licht hervorgehen, selbst jenes, das lange verloren war. Niemand trägt das Schicksal Mittelerdes alleine auf seinen Schultern, und Hoffnung gibt es immer.
Möge das Licht der Sterne deinen Pfad bescheinen.


Oronêl blickte auf. Elrond und Gelmir waren ein Stück zurück ins Haus gegangen und sprachen leise miteinander, doch Kerry stand noch immer neben ihm auf dem Balkon. Sie sagte nichts, doch ihre Neugierde war geradezu spürbar.
Oronêl lehnte sich neben ihr auf das Geländer, und gemeinsam blickten sie in die Dunkelheit hinaus. Schließlich fragte er: "Meintest du, was du gesagt hast? Dass du es nicht für närrisch hältst, mir zu folgen?" Nach einem Augenblick fügte er hinzu: "Würdest du mir folgen, Kerry?"
"Manchmal... bist du sehr schwer von Begriff", erwiderte sie, und verdrehte ein wenig theatralisch die Augen. "Was habe ich den Großteil der letzten paar Monate gemacht, hm?"
Oronêl atmete tief durch, bevor er nickte und sich zu Elrond und Gelmir umwandte, die ihr Gespräch sofort unterbrachen.
"Wir werden Proviant und Ausrüstung brauchen." Er blickte kurz an sich hinunter. "Nach Eregion zu gehen heißt in den Krieg zu ziehen. Ein wenig mehr Schutz wäre also von Vorteil."
Er blickte Elrond, der kaum merkbar lächelte, direkt ins Gesicht, und fuhr fort: "Außerdem können wir auf dieser Reise jedes Schwert brauchen. Nur Glorfindel, Celebithiel und ich allein..." "Und ich", fügte Kerry leise hinzu. "... werden kaum genug sein, um den Manarîn zur Hilfe zu kommen."
"Viel von der Kraft Bruchtals ist bereits im Süden versammelt", erwiderte Elrond. "Doch es gibt noch einige, die mit dir ziehen können."
"Ich werde auch mitkommen", sagte Gelmir mit einem Lächeln, die Hand auf den Schwertgriff gelegt, und schüttelte das blonde Haar aus dem Gesicht. "Ich bin dir einmal direkt in die Schlacht von Fornost gefolgt, was ist da ein zweites Mal?"
Oronêl setzte einen Fuß nach vorne, blieb aber doch stehen und sagte nur: "Ich... danke, Gelmir."
Gelmirs Bereitschaft, ihm nach Eregion zu folgen, hatte für einen Augenblick seine Zweifel weggespült. Für einen Augenblick hatte Oronêl das Gefühl, der Aufgabe wirklich gewachsen zu sein, und dass ihre Reise nach Eregion tatsächlich ein gutes Ende nehmen könnte.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Thorondor the Eagle

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Glück und Skepsis
« Antwort #36 am: 17. Jul 2020, 22:31 »
Irritiert blieb Elea auf dem Fenstersims sitzen. Ihre Lippen hatten noch die Form eines Kussmundes, ihre Gedanken spielten verrückt. Sie fühlte sich in ihre Jugendjahre zurückversetzt, als einem das Herz noch bis zum Hals schlug und dass nur wegen eines einzigen Kusses.
Mit einem Satz sprang sie hoch und ließ dabei das Buch achtlos zu Boden fallen. Sie lief zur Tür hinaus und die Treppe hinab. Im Freien angelangt holte sie Finjas ein. Sie huschte an ihm vorbei und stellte sich ihm dann in den Weg.
„Kannst du mir“, begann sie, unterbrach aber „Was?“, sie stotterte erneut dahin „Wie soll ich das?“.
Ohne einen ganzen Satz herauszubringen, schaute sie in seine eingeschüchterten Augen, seine Wangen waren errötet. Sie erkannte wie peinlich ihm diese Situation war und ihr wurde klar, dass sie jetzt wohl kein einziges Wort aus ihm herausbringen würde.
Mit einem Winken ihrer rechten Hand tat sie ein weiteres Gespräch ab: „Ist nicht wichtig.“
Sie war gerade dabei sich zurück in die Bibliothek zu machen, als sie seine Hand auf ihrer Hüfte spürte, wie sie sie sanft aber bestimmt zu ihm führte. Finjas schloss Elea in seine Arme und hielt sie einfach fest.
Die Dunadan spürte ihr Herz heftig gegen die Brust schlagen, so wie sie es schon seit langer Zeit nicht mehr fühlte. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Körper breit, aber sie fühlte sich so geborgen, dass es ihr keine Angst machte. Sein Bart streifte über ihre Schläfe, er kratze ein wenig. So verweilten sie für einen langen Moment, bis sie sich wieder lösten. Elea grinste ihn mit leichter Benommenheit an.

Sie gingen gemeinsam den Weg zurück zum Haupthaus mit der Halle des Feuers. Mittlerweile war die frühe Nacht hereingebrochen und die Sterne leuchteten am Firmament. In der Ferne erblickten sie einige Elben unmittelbar neben dem Eingangstor. Kerry war auch unter ihnen, sie stand etwas abseits neben dem Balkongeländer. Finjas und Elea beobachteten sie eine Weile. Der sorgenvolle Blick Elronds verriet der Dunadan, dass sie über ernste Angelegenheiten sprachen, so wie sie es in den letzten Jahren immer taten.
Als Kerry die beiden in der Dunkelheit erspähte, dauerte es keine Sekunde bis sie heftig mit der Hand deutete zu ihnen zu kommen. Sie kamen dem unverzüglich nach.

„Elea, du kommst genau im richtigen Moment“, sagte sie leise um Rücksicht auf die großen Elben zu nehmen.
„Elea?“, fragte ein dunkelhaariger Elb und drehte sich dabei zu ihnen um.
„Oronêl wurde gerade zu unserem Anführer erklärt“, sagte das Mädchen stolz.
„Erklärt?“ er schaute erstaunt zu Kerry und hob dabei eine Augenbraue.
„Er hat sich dazu entschlossen diese Aufgabe zu übernehmen“, verbesserte sie sich und sagte etwas leise hinterher, dass wie „hat sich überreden lassen“ geklungen hatte. Danach verhielt sie sich sehr zurückhaltend.

„Elea, Finjas“, ergriff nun Elrond das Wort „dies ist Oronêl Galion aus dem Hause Lenwes. Wie Kerry bereits richtig erwähnt hat, wird er die Gemeinschaft anführen die nach Eregion gehen wird. Oronêl dies sind Erelieva und Finjas von den Dúnedain.“
„Die Mutter von Helluin“, fügte Oronêl hinzu. Elea glaubt einen Anflug von Abneigung in seinem Tonfall wahrzunehmen.
„Es wäre uns ein großes Anliegen euch als Teil eurer Gemeinschaft zu begleiten“, begrüßte ihn Finjas.
„Wie ich höre, ist der Zweck eurer Reise die Suche nach Helluin.“
„Er weiß es von mir“, warf Kerry schuldbewusst dazwischen.
„Das ist richtig“, antwortete Elea leicht verunsichert.
„Ihr wisst, dass wir auf dem Weg nach Eregion sind und die Schergen Morias vielleicht dort schon auf uns warten oder uns bereits am Weg dorthin angreifen werden?“
Beide nickten.
„Dann hoffe ich, dass ihr mit Schwert und Bogen umgehen könnt.“
Finjas nickte voll Selbstvertrauen, Elea zögerlich.
„Es wird weder meine noch die Aufgabe der anderen sein euch auf dieser Reise zu beschützen“, legte er nochmal nach und schaute dabei gezielt auf Elea.
„Ich kann mich verteidigen“, entgegnete die Dúnadan.
„Oronêl?“, begann nun Kerry dazwischen zu sprechen „Warum bist du denn so forsch zu den beiden?“
„Es ist wichtig, dass sie wissen worauf sie sich einlassen und dass in einer Gemeinschaft auch Disziplin herrscht.“
„Aber man ist auch für einander da“, entgegnete die junge Rohirrim.
„Elea und Finjas werden eine Bereicherung für eure Gemeinschaft sein und auch in Eregion, dessen bin ich mir sicher“, mischte sich schließlich Elrond ein um die Situation zu entschärfen „dringlicher zu klären ist nun, wann eure Reise denn losgehen soll.“
Kerry stellte sich nun neben die Dúnadan und zupfte an ihrem Ärmel. Elea konzentrierte sich auf die Kleine und hörte ihrem Flüstern zu: „Ich glaube das kam alles zu schnell und überraschend für ihn. So kenne ich Oronêl gar nicht.“
„Dass ich Helluin’s Mutter bin und wir auf der Suche nach ihm sind, macht es sicher nicht einfacher“, flüsterte die Frau zurück: „Aber du hast Recht, man ist gemeinsam füreinander da.“

Elea hatte ein ungutes Gefühl nach diesem ersten Zusammentreffen, tief waren offensichtlich die Wunden die ihr Sohn zugefügt hatte. Allerdings gab ihr etwas Hoffnung, auch bei Finjas hatte sie am Anfang ein Unbehagen und nun hat sich alles zum Guten gewendet. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte sie sich glücklich. Vielleicht lag es auch ein wenig an Bruchtal, wo die Sorgen der Welt immer ein Stück weiter wegrückten.

Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder zu den Elben und Finjas.
„…sodass wir übermorgen die letzten Vorbereitungen abschließen und tags darauf aufbrechen können“, sagte Oronêl.
„Je früher umso besser“, sagte Elrond zustimmend „In den Rüstkammern findet ihr ausreichend Ausrüstung, sollte jemandem etwas fehlen.“
„Gleich morgen früh, werde ich allen Bescheid geben“, antwortete der Anführer „Und gegen Mittag werden wir uns bezüglich der Reiseroute beraten. Celebithiel und Glorfindel sollten auch kommen.“
„Ich würde mich ebenfalls gerne anschließen“, bat Finjas und Elrond nickte ihm zu.
Elea suchte einen passenden Moment um das Gespräch zu unterbrechen. Zögerlich begann sie „Herr Elrond?“
Finjas und der andere Elb wichen ein Stück zur Seite, sodass Elrond sie sah.
„Habt ihr für mich auch eine Rüstung und ein Schwert?“
Überrascht sahen sie die Dúnadan an.
„Natürlich“, antwortete er „Komm morgen in die Rüstkammer, dann wird dich Oronêl mit dem notwendigsten ausstatten.“
Ob es Verwunderung im Gesicht des Elben war, konnte Elea nicht sagen, aber er war jedenfalls überrascht. Nach Beendigung des Gespräches beschlossen sie zu Bett zu gehen. Nach den letzten Ereignissen war Elea endlich müde geworden und fand einen guten Schlaf in den Armen von Finjas.
1. Char Elea ist in Bree  -  2. Char Caelîf ist in Palisor

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Arwens Traum
« Antwort #37 am: 10. Aug 2020, 15:28 »
Kerry, die in einem Einzelzimmer übernachtet hatte, wachte mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Es war ungewohnt für sie, nach so langer Zeit in der sie sich ständig das Nachtlager mit zumindest Oronêl geteilt hatte, aufzuwachen und niemanden um sich herum zu haben. Das Zimmer besaß nur ein kleines Fenster, durch das lautes Vogelgezwitscher zu hören war. Rasch zog sie sich an - man hatte ihr frische Kleidung ausgelegt, ein kurzärmliges dunkelrotes Kleid nach Elbenart - und machte sich auf den Weg, um nach ihren Gefährten zu suchen.
Auf einer der Brücken, die die unzähligen kleinen Bäche nahe der Gärten Bruchtals überquerten, stieß Kerry überrascht auf Arwen, die offenbar gerade einen Morgenspaziergang machte.
"Du siehst aus, als hättest du recht gut geschlafen, Kerevalline," begrüßte die Tochter Elronds sie mit einem Lächeln.
"Ach... wie man's nimmt," meinte Kerry etwas verlegen und stellte sich neben Arwen an das verzierte Geländer der Brücke. "Es hat schon seine Vorteile, in einem richtigen Bett zu schlafen. Zuletzt habe ich diesen Luxus... in Rohan genießen können."
"Rohan," wiederholte Arwen nachdenklich. "So viele unserer Krieger weilen an den Grenzen jenes Landes."
Als Arwen das sagte, hatte Kerry das starke Gefühl, dass die Hochelbin eigentlich an etwas anderes dachte, ohne es jedoch auszusprechen. Es war nur ein Verdacht, aber ehe Kerry es sich versehen hatte, hatte sie ihre Gedanken schon laut ausgesprochen.
"Du hoffst, in Rohan ...Aragorn zu treffen, nicht wahr?"
Erschrocken schlug sich Kerry beide Hände auf den Mund. Sie wurde bleich, dann rot, und starrte Arwen schuldbewusst an
Auch Arwen blickte zunächst etwas erschrocken drein, wenn auch im geringeren Maße als Kerry. Dann legte sich wieder ein trauriges Lächeln auf ihr Gesicht, und sie sagte beruhigend: "Es ist gut, meine Liebe. Mache dir nicht den Vorwurf der Unhöflichkeit. Du musst wohl gehört haben, wie mein Vater davon sprach."
"Ähm... j-ja, er sagte zu Oronêl, dass... du deswegen mitkommen willst. Weil du..."
"Ich hatte einen Traum, Kerevalline." Arwen drehte sich zu ihr und ließ das Geländer der Brücke los. "Die Eldar schlafen nicht, wenn sie es nicht wünschen. Des Nachts spaziere ich gerne durch diese Gärten, so wie auch heute. Dabei öffne ich meinen Verstand und lasse Gedanken und Erlebnissen freien Raum, um sich zu entfalten. Und vor... einigen Tagen, kurz bevor Glorfindels Rückkehr nach Imladris, da war es mir, als vernähme ich einen Ruf von ferne. Eine Stimme, nach der ich mich schon lange sehne. Ich richtete meine Aufmerksamkeit darauf und versuchte, mehr wahrzunehmen. Mein Vater beherrscht diese Kunst der Weitsicht wie kein Anderer, aber auch ich vermag es, in die Ferne zu blicken - wenngleich im viel geringeren Maße als er."
"Was... was hast du gesehen?" fragte Kerry wie gebannt und schaute zu Arwen hoch, die sie um einen Kopf überragte.
"Ich sah das Land der Schatten," antwortete Arwen leise. "Und ich sah, wie sich dunkle Wolken darüber auftürmten, wie eine gewaltige drohende Präsenz. Wie mein Vater zuvor nahm ich wahr, dass der Dunkle Herrscher mittlerweile genügend Kraft gesammelt hat, um eine körperliche Gestalt anzunehmen."
"Wie schrecklich," flüsterte Kerry.
"Doch noch etwas Anderes konnte ich sehen," fuhr Arwen fort. "Das Schattengebirge, das unter den dunklen Wolken lag, schien sich zu teilen, einem Pass gleich. Den Pfad entlang, den ich wie aus großer Höhe sehen konnte, floh ein goldenes Licht gen Westen. Ich spürte eine vertraute Gegenwart, als ich dieses Licht näher betrachtete - seine Gegenwart."
Kerry staunte. Sie hatte einiges gesehen auf ihren Reisen, und hatte mehrere Zauberer in Aktion beobachtet. Doch dies kam ihr wie komplexe Elbenmagie vor, die sich ihrem Verständnis sogar noch mehr entzog als das sichtbare Wirken der Zauberer. "Und du glaubst, dass... dieses Licht bedeutet, dass..."
"Mein Vater hält es für Wunschdenken," meinte Arwen. "Und ich selbst bin mir nicht sicher, aber ich kann nicht länger hier im verborgenen Tal sitzen und darauf warten, dass die Wogen des Krieges es umschließen. Ich werde mir gestatten, zu hoffen, wie ich es seit Jahren nicht gewagt habe."
Kerry kam einen winzigen Schritt näher, sodass sie fast direkt vor Arwen stand. "Wie fühlt ...es sich an, so... jemanden so sehr zu lieben?" flüsterte sie ehrfürchtig.
Arwen betrachtete sie mit einem Blick der zur Hälfte aus Verwunderung und zur Hälfte aus schwermütigem Schmunzeln zu bestehen schien. "Ein schwächeres Herz wäre vermutlich zerbrochen. Ich kann dir nicht beschreiben, wie es sich anfühlt, du musst es selbst erfahren. Und ich weiß, dass diese Hoffnung, die mir der Traum gab, durchaus trügerisch sein kann."
"Wieso?" wollte Kerry leise wissen.
"Aragorn ist ein Gefangener des Dunklen Herrschers. Welchen Sinn ergäbe es für Sauron, ihn gehen zu lassen?"
"Ähm... na ja, vielleicht... braucht er ihn nicht mehr, wenn er doch, wie du sagst... körperliche Gestalt annehmen kann?" mutmaßte Kerry, die sich gar nicht vorstellen wollte, wie besagte körperliche Gestalt wohl aussehen mochte.
"Selbst wenn dem so wäre, würde unser Feind jemanden wie den obersten Heerführer der Freien Völker niemals gehen lassen. Also bleibt nur eine Möglichkeit übrig: jemand ist es gelungen, meinen Geliebten zu befreien."
Selbst Kerry hatte genügend Geschichten über Mordor gehört um zu verstehen, wie unwahrscheinlich eine Befreiung eines so wichtigen Charakters sein musste. Und dennoch verstand sie mittlerweile, oder hatte das Gefühl zu verstehen, weshalb Arwen nach Rohan gehen wollte. Also nickte sie langsam. "Ich... hoffe, du hast Recht. Ich wünsche es dir, von ganzem Herzen."
Arwen musterte Kerry einen langen Augenblick. Dann nickte sie sachte und sagte leise: "Ich danke dir, Kerevalline... ich kann sehen, dass du es ernst meinst. Du hast ein mitfühlendes Herz... bewahre dir diese Eigenschaft, lass' nicht zu, dass die Bitterkeit dieser Welt sie dir wegnimmt."
"Werde ich nicht, ich versprech's dir!" beteuerte Kerry und nickte bekräftigend.
"Du solltest gehen," sagte Arwen dann. "Sonst verpasst du noch das Frühstück." Die Hochelbin lächelte, doch Kerry hörte einen gewissen belegten Ton aus Arwens Stimme heraus. Sie beschloss, dass sie sich jetzt genug in Belange eingemischt hatte, die sie eigentlich nichts angingen, und trat den Rückzug an.

Ehe sie den großen Speisesaal in Elronds Haus erreichte, kam Kerry an den Stallungen nahe des Haupteingangs des großen Gebäudekomplexes im Herzen von Bruchtal vorbei. Dabei wäre sie beinahe mit einem Pony zusammengestoßen, das in den kleinen Innenhof getrabt kam.
"Verzeihung!" rief der Reiter, der darauf saß. "Ich hab' Euch gar nicht gesehen, und..." Seine Stimme brach ab, als er zu Kerry hinab schaute. "Moment mal. Dich kenn' ich doch. Kerry? Bist du das?"
Kerry brauchte einen langen Moment, in dem sie den Sprecher einfach nur anstarrte. Es war ein Hobbit in einem langen schwarzen Reisemantel. Darunter trug er ein schwarzsilbernes Wams mit Kettenhemd, auf dem der weiße Baum Gondors prangte. Die Haare waren unordentlich wie von einem langen Ritt, doch auf dem Gesicht lag ein schiefes Lächeln. "P...Pippin?" entfuhr es Kerry endlich.
"Bist du jetzt unter die Elben gegangen?" wollte Pippin - denn er war es wirklich - mit einem amüsierten Blick auf Kerrys Kleid wissen. "Hat es dir in Bruchtal so gut gefallen, dass du Herrn Elrond um Aufnahme in sein Gefolge gebeten hast?"
"Was? Nein, Unsinn," sagte Kerry mit gerunzelter Stirn. "Wirklich, Pippin, wo denkst du hin? Aber... wir haben uns ja seit beinahe einem Jahr nicht gesehen! Wie steht es um das Auenland?"
Der Hobbit kletterte aus dem Sattel. "Ach, recht gut. Merry ist dort geblieben, er ordnet das Durcheinander dort mit der Hilfe des Thains und ein paar Waldläufern."
"Und was machst du nun hier?"
"Dasselbe könnte ich dich fragen. Wie wäre es, wenn wir beim zweiten Frühstück darüber reden?" schlug Pippin vor und bot Kerry überraschend galant den Arm an.
"Für mich ist es das erste Frühstück," sagte Kerry kopfschüttelnd, doch dann musste sie lachen. Sie musste sich etwas verbiegen, um sich bei Pippin unterzuhaken, doch der Hobbit kannte eine Abkürzung zur Speisehalle, was Kerry nicht sonderlich überraschte.
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Re: Elronds Haus
« Antwort #38 am: 13. Aug 2020, 00:07 »
Der erste blasse Schimmer der Sonne ließ sich gerade erst über den östlichen Bergen erahnen, als Oronêl die Rüstkammer von Imladris betrat. Er hatte in der Nacht kaum Schlaf oder auch nur Ruhe gefunden, denn die bevorstehende Reise beschäftigte seine Gedanken, auch jetzt noch.
Die Rüstkammer war ein langgestreckter Raum mit schmalen, nach Osten herausgehenden Fenstern etwas über Kopfhöhe. Die hohe Decke wurde von schlanken Säulen getragen, deren Holz mit allerlei kunstvollen Schnitzereien verziert war. Jemand musste bereits vor Oronêl hier gewesen sein, denn die an den Säulen befestigten Lampen glühten in weißem Licht.
Oronêl ignorierte die schweren Rüstungen und großen Waffen wie Lanzen und Streitäxte, die an den vorderen Wänden aufgereiht waren. Nichts davon war für ihn oder irgendjemanden aus ihrer Gemeinschaft geeignet, dies war Ausrüstung für schwer gerüstete Krieger, die in die Schlacht zogen. Im Augenblick war ohnehin nicht mehr allzu viel davon vorhanden, denn die meisten Krieger hatten Imladris bereits verlassen.
Ungefähr in der Mitte des Raumes fand Oronêl schließlich eine Rüstung, die genau seinen Geschmack traf. Sie bestand aus einem federleichten Kettenhemd, dessen feine Maschen hervorragend gearbeitet waren, einem ledernen Brustpanzer mit Schulterschutz sowie ebenfalls ledernen Unterarm- und Beinschienen, in die zu Oronêls Überraschung jeweils eine sehr schmale Metallscheibe eingearbeitet war. Sie würde nicht allzu viel abhalten, verlieh den Schienen jedoch ein wenig zusätzliche Festigkeit. Zu dem Kettenhemd gehörten auch ein dunkelgrüner Waffenrock aus feinem Stoff, der unter dem ledernen Brustpanzer getragen wurde.
Oronêl legte seine alte Kleidung bis auf die Unterkleidung ab, und zog sich zunächst das Kettenhemd über den Kopf. Es trug sich so leicht wie er gehofft hatte, wenn auch nicht so leicht wie das sagenumwobene Mithril, und machte erfreulich wenig Lärm wenn er sich bewegte. Rasch legte er auch den Waffenrock und den ledernen Brustpanzer an. Er zog gerade die Riemen der Armschienen fest, als er hörte, wie sich die Tür der Rüstkammer leise öffnete, und sich leise Schritte näherten. Ohne aufzusehen und ohne Hast legte Oronêl noch die Beinschienen an und zog die Riemen fest, als Eleas Stimme zögerlich fragte: "Oronêl?"
Er beachtete sie nicht, während er als letztes seinen Mantel aus Lothlórien anlegte, und ihn vor der Brust verschloss. Gedankenverloren strich seine Hand über den vertrauten Stoff, bevor er sich zu Elea umwandte.
"Nun?" Die kaum verhüllte Feindseligkeit konnte nicht einmal einem Menschen entgehen, und Elea wich offenbar unwillkürlich einen Schritt zurück. Sie senkte ihren Blick jedoch nicht, und antwortete: "Ich bin gekommen, wie Herr Elrond mich angewiesen hat, um mich für die Reise auszurüsten."
Oronêl betrachtete sie schweigend. Sie sah nicht unbedingt wie eine Kriegerin aus, doch sie hielt sich gerade, und ihre blau-grauen Augen wichen Oronêls Blick nicht aus. Er spürte, dass sie die gleiche Kraft in sich trug, die alle Dúnedain, denen er begegnet war, auszeichnete und von anderen Menschen abhob.
"Ihr habt keine Kampferfahrung", stellte Oronêl fest. Elea nickte. "Nicht besonders viel. Aber ich kann gut mit dem Bogen umgehen, und mich verbergen, wenn ich nicht gesehen werden will."
"Eure beste Chance, diese Torheit zu überleben, besteht also darin, euch gar nicht erst in den Kampf einzumischen." Weiter kam Oronêl nicht.
"Was meint ihr mit Torheit?", fragte Elea. Sie strich sich mit einer abwesenden Geste eine schwarze Locke zur Seite.
Oronêl griff mit einer heftigen Bewegung nach seinem Waffengurt, den er über einen leeren Rüstungsständer gehängt hatte, und schlang ihn sich um die Hüfte. "Euer Sohn mag sich von Sarumans Bann - wenn es denn einer war - befreit haben, doch zuvor hat er Taten begangen, die... die... unverzeihlich sind", schloss er so leise, dass es beinahe ein Flüstern war.
Erst jetzt wandte Elea den Blick ab. "Ich verstehe", erwiderte sie ebenso leise. Als sie Oronêl erneut anblickte, glänzten ihre Augen ein wenig. "Aber er ist mein Sohn. Egal was geschehen ist. Egal, was er getan haben mag."
Jetzt wich Oronêl ihrem Blick aus, als er mit einem Ruck seinen Gürtel fest zog.
"Was hast du vor, Oronêl?", fragte Elea weiter, wobei Oronêl kaum auffiel, dass sie zur vertraulicheren Anrede und gleichzeitig von der gemeinsamen Sprache ins Sindarin gewechselt war. "Wenn Helluin tatsächlich unseren Weg kreuzt, muss ich mitansehen, wie du meinen Sohn tötest? Alles, was wir von seinem Vater geblieben ist? Und Kerry... du kannst nicht blind dafür sein, wie das Mädchen fühlt, wenn selbst ich es sehen kann."
Oronêl biss die Zähne zusammen. "Ich werde Helluin nicht töten. Ich kann nicht, denn... am Rande des Waldlandreichs hat er mir das Leben gerettet. Aber sag mir, Elea, wie kann ich ihm verzeihen? Selbst wenn er unter Sarumans Zauber stand... er und jene die ihm gefolgt sind hatten großen Anteil daran den Ort zu vernichten, der für Jahrtausende meine Heimat gewesen ist. Den... den einzigen Ort, an dem ich mit meiner Frau und meiner Tochter glücklich gewesen bin. Den einzigen Ort in Mittelerde, an dem ich sorglos gewesen bin, und frei von Trauer. Wie, Elea?"
Elea schwieg lange. "Ich weiß es nicht, Oronêl", erwiderte sie schließlich. "Es tut mir leid um Lothlórien. Was Saruman getan hat, war furchtbar, doch es war Saruman." Sie atmete tief durch. "Niemand, der Saruman gefolgt ist, ist frei von Schuld. Auch nicht Helluin. Ich kann nicht anders, als ihm zu verzeihen, doch du... ich kann dich nur bitten, es zu versuchen. Ihn Buße tun zu lassen. Und welche besser Buße gäbe es, als für jene zu kämpfen, denen er zuvor solchen Schaden zugefügt hat."
Oronêl strich mit der Linken sanft über den Griff von Amrûns Schwert, bevor er antwortete: "Deine Worte sind... weiser, als ich es von einem Menschen erwartet hätte. Obwohl ich es inzwischen eigentlich erwarten müsste." Wider Erwarten spürte er sich lächeln. "Ich werde deine Worte nicht vergessen. Und ich begreife auch, dass eine Mutter nicht verantwortlich für die Taten ihres Sohnes ist."
Kurzentschlossen löste er die Schwertscheide von seinem Gürtel, und betrachtete sie einen Augenblick lang. Ein Teil von ihm fürchtete, das Geschenk, dass das Schwert gewesen war, zu missachten, doch es fühlte sich richtig an.
"Dieses Schwert gehörte meinem Freund Amrûn", erklärte er. "Er... fiel in der Schlacht von Lórien, und es wurde mir gegeben, als Andenken und als Erinnerung daran, was wichtig ist. Doch auf dieser Reise solltest du es führen. Es wird dich beschützen, wenn es nötig ist." Elea öffnete den Mund um zu widersprechen, doch Oronêl schüttelte sanft den Kopf. "Nimm es, als Zeichen des Friedens und als Erinnerung daran, was an jenem Tag verloren ging."
Elea nahm das Schwert entgegen, offensichtlich ein wenig überrascht, dass es leichter war als erwartet, und strich mit zwei Fingern über die Scheide. "Ich werde es dir zurückgeben, sobald ich kann. Mit dem Bogen bin ich ohnehin besser."
Eine Ahnung sagte Oronêl, dass das Schicksal des Schwertes ein anderes sein würde, doch er behielt diesen Gedanken für sich. Stattdessen sagte er: "Nun, dann wollen wir versuchen, dir eine passende Ausrüstung herauszusuchen."
Ohne größere Schwierigkeiten gelang es ihm, eine leichte Rüstung ausfindig zu machen, die Elea gut passte, sowie einen gut gefertigen Bogen nach Art der Elben aus Lindon. Als sie die Rüstkammer verließen, wirkte Elea ein wenig erleichtert und angespannt zugleich, ein Widerspruch an Gefühlen, den Oronêl nur zu gut nachempfinden konnte.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Sarumans Stein
« Antwort #39 am: 27. Aug 2020, 13:52 »
Es stellte sich heraus, dass Kerry Pippin deutlich mehr zu erzählen hatte, als der Hobbit ihr im Gegenzug von sich berichten konnte. Im Auenland war eine Art vorsichtiger Frieden angebrochen - die Schergen Sarumans waren zwar vertrieben worden, doch östlich des von Hobbits bewohnten Gebietes herrschte noch immer die Weiße Hand, zumindest dem Namen nach. Merry war vom Thain zum Anführer der Grenzer ernannt worden (dem Oberehrwürdigsten Grenzer, wie laut Pippin der amtliche Titel lautete) und sorgte dafür, dass die Zugänge ins Auenland hinein scharf bewacht waren, während Pippins Vater, der Thain, gemeinsam mit einigen anderen wichtigen Familienoberhäuptern dafür sorgte, dass sich nach und nach wieder Normalität im Alltag der Hobbits einstellte. Auf Merrys Rat hin war eine Korrespondenz mit den Elben der Anfurten westlich des Auenlandes in die Wege geleitet worden, und man hatte den Handel wieder aufgenommen, zumindest in westlicher Richtung entlang der Straßen gen Lindon und Ered Luin. Dennoch blieben die Hobbits - vorsichtig geworden durch die Unterdrückung durch Sarumans Leute - skeptisch und wollten dem Frieden noch nicht recht trauen.
"Wir werden sehen wie es weitergeht," sagte Pippin, der alles in allem relativ zufrieden (vor allem mit sich selbst) zu sein schien.
"Mich würde immer noch interessieren, was dich nach Bruchtal führt," hakte Kerry nach, als Pippin geendet hatte.
"Das ist ganz einfach," erwiderte der Hobbit. "Ich bin auf dem Weg nach Rohan. Die Königin hatte Merry und mich damals, ehe wir dich getroffen haben, ausgesandt, um im Auenland nach dem Rechten zu sehen. Ich bin ein offizieller Botschafter unseres Volkes und überbringe den Anführern in Aldburg die Nachricht von der Befreiung des Auenlandes, und außerdem soll ich die Hobbits dort im Rat vertreten. Schließlich braucht man bei all den wichtigen Besprechungen auch jemanden, der eine gute Portion gesunden Hobbitverstand mitbringt."
Kerry musterte Pippin zweifelnd. Sie war sich nicht ganz sicher, ob er ein Paradebespiel für gesunden Hobbitverstand darstellte, aber sie stellte die Entscheidung der Hobbits nicht in Frage.
"Ach, nun schau nicht so kleingläubig, Kerry," sagte Pippin und lächelte, als er ihren Blick bemerkt hatte. "Selbst Meister Elrond hat mich schon unterschätzt. Du wirst sehen, bald bin ich ein unverzichtliches Mitglied im Kriegsrat der Freien Völker."
"Oh, ist das so," machte Kerry wenig überzeugt, doch dann musste sie leise lachen.

Als er die Geschichte von Kerrys Abenteuern seit ihrem Aufbruch aus dem Auenland - die sie für Pippin so gut es ging zusammengefasst hatte - gehört hatte, nickte Pippin anerkennend. "Sieh mal einer an. Du bist ganz schön 'rumgekommen, Kerry! Und wie es mir scheint, hast du dich wirklich gemacht, so als Abenteurerin. Alle Achtung!"
"Wirklich?" wollte Kerry, erstaunt über das Lob, wissen.
"Du bist dreien der fünf Zauberer über den Weg gelaufen, hast mit mindestens drei Königinnen gesprochen und zwei große Schlachten überlebt. Es fehlt eigentlich nur noch, dass du einen Schatz findest, und dann die Welt rettest..."
Kerry musste erneut grinsen. "Nun, ich ... habe tatsächlich etwas gefunden. Herr Elrond hat es in seine Verwahrung genommen."
Pippin schaute von seinem Teller auf, den er gerade zum dritten Mal gefüllt hatte. "Wirklich? Den Teil hast du aber in deiner Geschichte ausgelassen."
"Ich erzählte dir doch vorhin von Gwyra, und der Geisterküste... Von dort brachten wir einen... Stein mit. Saruman hatte ihn, und er half ihm dabei, Dinge zu beeinflussen, die in weiter Ferne liegen-"
Pippin hatte seine Gabel fallen gelassen und das Klirren schnitt Kerry das Wort ab. Der Hobbit sprang auf. "Du hast eines von diesen Unheilsdingern? Kerry, sag mir, hast du hineingesehen? Hast du Ihn gesehen?" Pippin war bleich geworden, sein Gesicht glich beinahe einer Maske des Schreckens.
"N-nein, nicht, nicht direkt," stammelte Kerry erschrocken. "Ich sagte doch... Meister Elrond hat ihn an sich genommen."
Das schien Pippin einigermaßen zu beruhigen. "Gut," sagte er und sank zurück in seinen Stuhl.
"Was hast du denn auf einmal?" wollte Kerry besorgt wissen. "Kennst du das Ding etwa?"
"Ich... habe einen der Steine einst berührt, und hineingesehen," antwortete Pippin leise. Seine Stimme hatte all die gewohnte Unbeschwertheit verloren. "Der... Dunkle Herrscher erschien mir und sprach direkt zu mir, von der Zerstörung der freien Welt. Es... es tat weh. Ich wünschte, ich hätte dieses Ding niemals berührt. Es sollte nicht hier sein... Ich fürchte, es könnte unfreundliche Augen auf Bruchtal lenken."
Kerry gab ein erschrockenes Geräusch von sich. Hatte sie etwa in falscher Sorglosigkeit gelebt? Hätte sie Bruchtal längst wieder verlassen sollen? Mit einem Mal kam es ihr so vor, als hätte sie die Tage, die sie im Komfort unter den Elben verbracht hatte, vergeudet, und hätte längst wieder auf dem Weg nach Eregion sein müssen.

"Das Auge unseres Feindes ist bereits auf Imladris gerichtet, Meister Peregrin," erklang Elronds Stimme aus einiger Entfernung. Der Herr von Imladris hatte den Speisesaal betreten und kam in Begleitung seines Beraters Erestor heran. "Willkommen an meiner Tafel," sagte Elrond, als er näher gekommen war. "Deine Ankunft ist bereits erwartet worden."
"Meister Elrond! Ihr dürft dieses Ding hier nicht aufbewahren, Ihr solltet es zerstören!" sagte Pippin und stand auf.
"Ich glaube, deine junge Freundin hat es versäumt, dir klar zu machen, dass es sich bei dem Stein, den sie in Enedwaith fand, nicht um einen der Sieben Palantíri Féanors handelt," erwiderte Elrond und blieb am Ende der Tafel stehen. "Ich habe das Fundstück einige Zeit studiert und bin mir mittlerweile sicher, dass es sich um eine von Saruman angefertigte Nachahmung des Orthanc-Steines handelt, welche jedoch nicht dasselbe Potenzial wie das Original besitzt. Darüber hinaus ist es frei vom Einfluss des Dunklen Herrschers, welcher den Ithil-Stein besitzt. Sarumans Kreation scheint nur in eine Richtung zu funktionieren; dieser Stein stellt eine Art... Empfänger dar. Man kann mit ihm nicht in die Ferne sehen, sondern nur einen Eindruck, oder eine Vision aus der Ferne erhalten, die von Saruman selbst ausgeht - ich vermute, er macht sich dafür den Stab, den er Gandalf gestohlen hat, zunutze."
"A-also kann Saruman uns hier in Bruchtal nachspionieren?" wollte Kerry erschrocken wissen.
"Nun, das könnte er," meinte Elrond mit einem kleinen Lächeln. "Doch in diesem Tal gibt es noch immer gewisse Kräfte, die einem solchen Eindringen... Widerstand leisten würden. Sei' unbesorgt. Du bist hier unter den Meinen in Sicherheit."
"Da bin ich froh," sagte Kerry und atmete sichtlich aus. "Es wäre nicht gut, wenn Saruman von unserem Plan, ihm in Eregion einen Strich durch die Rechnung zu machen, wüsste!"
"Ihr wollt nach Eregion gehen?" hakte Pippin neugierig nach.
Kerry hatte bei dieser Frage einen Einfall. "Ja, wie wäre es, wenn du mit uns gehst? Eregion liegt auf dem Weg nach Rohan... und alleine zu reisen ist in diesen Tagen sowieso nicht zu empfehlen. Also, was sagst du?"
Pippin grinste. "Ich habe eigentlich schon seitdem wir uns im Hof begegnet sind, nur darauf gewartet, dich dasselbe fragen zu können."
"Noch ein Mitglied für die Gemeinschaft des Oronêl," meinte Erestor, ehe er seinem Meister folgte, welcher sich mit einem Schmunzeln von der Tafel entfernt hatte.
"Oronêl? Etwa der, der andauernd in deiner Geschichte aufgetaucht ist, seit der Schlacht von Fornost?" wollte Pippin wissen.
"Genau der," erwiderte Kerry und konnte nicht verhindern, dass sich ein liebevolles Lächeln auf ihr Gesicht legte. "Ich weiß nicht wieso, aber... irgendwie scheint uns das Schicksal immer wieder zusammenzuführen, Oronêl und mich. Ich werde mit ihm nach Eregion gehen, und... was danach geschieht, weiß ich noch nicht."
"Ich bin wirklich gespannt darauf, ihn kennenzulernen. Er scheint ja ein ziemlich anständiger und gar heldenhafter Elbenherr zu sein," sagte Pippin.
Kerry sah sich prüfend um, doch von Oronêl war in der Speisehalle keine Spur zu entdecken. "Ich bin mir sicher, er ist irgendwo in den Gärten. Wir könnten ihn suchen gehen, und..."
"Langsam, Kerry, langsam - oder, wie ein Freund stets zu sagen pflegte: Nicht so hastig. Buarum." Pippin machte ein seltsames Geräusch, dann musste er grinsen. "Mein Teller ist noch nicht leer."
« Letzte Änderung: 24. Sep 2020, 07:39 von Fine »
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Die Gemeinschaft zieht südwärts
« Antwort #40 am: 28. Okt 2020, 17:33 »
Es verging noch ein Tag, den die Gemeinschaft mit den letzten Vorbereitungen verbrachte. Am folgenden Morgen trafen sie sich alle in der Eingangshalle von Elronds Haus, wo der Hausherr persönlich sie verabschiedete.
"Es ist gut, dass die Älteren Kinder Erus sich entschlossen haben, Eregion wieder zu besiedeln," sagte Elrond bedeutungsschwer. Von draußen fiel ein trübes Licht herein, denn es war ein besonders kühler Wintermorgen und die Sonne war hinter dichten Wolken verhangen. Kerry spürte, wie die Kälte bereits zwischen ihre Zehen kroch und sie spielte mit dem Gedanken, die Elben von Imladris um gefütterte Stiefel zu bitten.
"Die Bedrohung durch die Orks des Gebirges sollte nicht unterschätzt werden," fuhr der Herr von Imladris fort. "Dennoch bitte ich euch alle, vorsichtig auf eurer Reise zu sein, auch wenn euch die Sorge um eure Freunde in Eregion drängen mag." Er blickte in die Runde; Oronêl und Arwen erwiderten seinen Blick abwartend, während Elea zu Kerry hinübersah und der schweigsame Finjas, gehüllt in einen breiten Pelzmantel, regungslos dastand. Selbst Pippin, der neben Kerry stand, schwieg, anstatt einen von seinen üblichen Sprüchen zum Besten zu geben. Es betrübte Kerry, den lebhaften Hobbit so ernst dreinblicken zu sehen.
"Doch ihr sollt wissen, dass ihr auf eurem Weg nicht alleine sein werdet. Glorfindel und Celebithiel werden euch nach Süden folgen, sobald sie all jene zusammengerufen haben, die sich der Verteidigung Eregions anschließen wollen. Und darüber hinaus mag es sein, dass ihr erneut auf Angehörige von Erelievas Volk trefft, die in den Landen südlich und westlich von Imladris wieder häufiger gesehen wurden. Sarumans Streitmacht mag im Verborgenen lauern, doch wenn es stimmt, dass die Menschen von Dunland den Elben Eregions weiterhin wohlgesonnen sind, werden die Verteidiger von Hulsten nicht ohne Verbündete sein. Lasst sämtliche Vorsicht walten! Eilt euch, aber werdet in der Hast nicht nachlässig darin, eure Umgebung im Auge zu behalten!"
Kerry kam es vor, als hielte ihnen Elrond diesen Vortrag hauptsächlich deswegen, weil seine Tochter sich ihrer Reisegruppe angeschlossen hatte und er um ihre Sicherheit fürchtete. Ein rascher Blick zu Arwen hinüber schien diese Vermutung zu bestätigen, denn die dunkelhaarige Elbin wirkte ungewöhnlich verlegen, sofern Kerry ihre sonst so beherrschte Miene richtig einschätzte.
"Ihr zieht aus um Eregions Siedlern beizustehen, aber einige von euch zieht es weiter nach Süden," sagte Elrond und blickte Elea, Finjas und Arwen an. "Ich kann euch als Vater nur bitten, meine Tochter nicht alleine ziehen zu lassen, wenn sie gen Rohan weiterreist. Es wäre mein Wunsch, dass die Gemeinschaft zusammenbleibt, selbst nachdem euer Anliegen in Eregion vollbracht wurde. Sprecht darüber, während ihr euch auf den Weg nach Eregion macht," schlug er dann vor, und erntete ein Nicken von den meisten der Anwesenden.
Kerry dachte nach. Sie hatte sich noch keinerlei Gedanken darüber gemacht, was sie tun würde, sobald Eregion gerettet wäre. Einerseits hatte sie darauf gehofft, etwas Zeit in Frieden mit ihrer Familie zu verbringen, aber je länger sie darüber sinnierte, desto mehr verspürte sie in ihrem Innersten ein Gefühl, das sie später als den "Ruf des Abenteuers" bezeichnen sollte. Und dann war da noch Elea - sie würde nach Helluin suchen, ebenfalls in Rohan... Kerry nahm einen tiefen Luftzug, was ihr einen fragenden Blick von Pippin einbrachte, und traf eine Entscheidung. Sie würde versuchen, mit Elea und Arwen weiterzuziehen. Ich hoffe, die Gemeinschaft bleibt zusammen... Oronêl wird es ebenfalls nach Süden zu ziehen, immerhin sind Mithrellas und Irwyne dort... dachte sie.
Oronêl trat vor. "Nicht ohne Vorbehalte habe ich die Führung dieser... Gemeinschaft angenommen. Und noch immer bin ich mir nicht vollständig sicher zu verstehen, weshalb ihr alle ausgerechnet mir folgen wollt." Er bedachte Kerry mit einem vielsagenden Blick, ehe er fortfuhr. "Doch es wurde eine Entscheidung getroffen, und ich stehe dazu. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, das Gepäck ist verteilt und wir können aufbrechen. Lasst uns zu den Stallungen gehen."

Doch so weit mussten sie gar nicht laufen. Sie hatten kaum das große Eingangsportal von Elronds Haus passiert, da sahen sie, dass im kleinen Hofe bereits Reittiere auf sie warteten. Arwen war die Einzige, die nicht überrascht wirkte. Es stellte sich heraus, dass der Herr von Imladris die Pferde bereits herbringen hatte lassen, ehe er sich mit der Gemeinschaft in der Eingangshalle getroffen hatte. Es waren fünf kräftige Elbenpferde, wie sie von den berittenen Kundschaftern des verborgenen Tals verwendet wurden.
Pippin zupfte an Kerrys Umhang. "Ein Pony haben sie wohl nicht auftreiben können," merkte er an.
"Ein Pony könnte mit den Rössern der roqueni wohl kaum mithalten," erwiderte Elrond schmunzelnd. "Ich bin mir sicher, die junge Kerevalline hat nichts dagegen, ihren Sattel mit dir zu teilen, Meister Peregrin."
"Oh," machte Kerry und schüttelte dann schnell den Kopf, sodass ihre beiden blonden Zöpfe nur so durch die Luft sausten. "Natürlich hab' ich nichts dagegen. Aber du sitzt vor mir," forderte sie dann.
"Na, wenn du meinst," sagte Pippin und folgte Kerry zu einem der Pferde. Es war ein Schimmel, das das Mädchen und den Hobbit aus klugen, geduldigen Augen anblickte.
"Ihr Name ist Ringilóte," sagte der Elb, der das Tier herbeigeführt hatte. Lächelnd sah er Kerry an. "Ich sehe, dass du vertraut mit Pferden bist, Rohíril. Ihr werdet euch sicherlich gut verstehen."
"Natürlich," erwiderte Kerry und legte der Stute eine Hand an die Flanke, und strich sachte darüber. "Und wir werden sie auch nicht sehr belasten - wir sind zwar zu zweit, aber keiner von uns beiden ist sonderlich schwer."
Pippin lachte. Kerry hingegen schwang sich geschickt in den Sattel, dann streckte sie den Arm zu dem Hobbit herunter und half ihm beim Aufsitzen. "Kann es losgehen?" fragte sie und spürte, wie die Reiselust sie überkam.
"Oh, na klar," erwiderte Pippin gut gelaunt. "Es ist ein Weilchen her, dass ich auf einem Pferd geritten bin, aber ich bin mir sicher, dass ich bei dir in guten Händen bin."
"In den besten," behauptete Kerry grinsend.
Auch die übrigen Mitglieder der Gemeinschaft saßen auf ihren Reittieren auf. Elea lenkte ihr Pferd - eine dunkelgraue Stute - neben das von Kerry und Pippin. Sie trug eine feste Lederrüstung, die Oronêl für sie ausgesucht hatte. Am Gürtel hing ein langes Schwert. Finjas, der auf einem großen Fuchshengst ritt, setzte seine Kapuze auf, während Elea sagte: "Es ist eine Weile her, dass ich zuletzt geritten bin. Aber ich bin froh um diese Tiere, so werden wir schneller vorankommen als gedacht."
"Die Wildnis südlich von Bruchtal ist unwegsam," warf Oronêl ein, der ein geschecktes Pferd gewählt hatte. "Aber ich bin mir sicher, dass diese Pferde gut mit der Gegend vertraut sind."
"Das sind sie," sagte Arwen. Sie ritt auf einem nachtschwarzen Pferd, das einen hellen Fleck zwischen den Augen besaß, der beinahe wie ein Stern aussah. "Sie werden uns schnell und sicher nach Eregion tragen."
Elrond trat an das Pferd seiner Tochter heran und sie beugte sich zu ihm herab, um leise Abschiedsworte in ihrer Muttersprache auszutauschen. Pippin, der vor Kerry im Sattel saß, und ebenfalls ein kurzes Schwert am Gürtel trug, regte sich und fragte: "Was sind das für Elben, die sich im verlassenen Hulsten ansiedeln? Als ich zuletzt dort war, kam es mir sehr trostlos und verlassen vor."
"Sie sind ein bisschen... ungewöhnlich, zumindest wenn man hauptsächlich die Elben von Imladris gewohnt ist," sagte Kerry, die wohlig lächelte als sie an all ihre lieben Familienmitglieder und Freunde unter den Manarîn denken musste. "Sie haben viel durchgemacht, nachdem sie ihre Heimat verloren haben. Jetzt bauen sie sich eine neue auf."
"Das verstehe ich," sagte Pippin und nickte. "Ich bin mir sicher, ich kann den einen oder anderen Tag erübrigen, um diesen Elben unter die Arme zu greifen, ehe ich nach Rohan weiterziehe."
Auch wenn er es anscheinend ernst meinte, musste Kerry lachen. "Oh, wie großzügig! Sicherlich werden sie sehr froh sein, die unschätzbare Hilfe eines Hobbits in Anspruch nehmen zu dürfen."
Pippin versetzte ihr einen freundschaftlichen Schubser mit dem Rücken. "Du würdest dich wundern, was ein einzelner Hobbit so alles erreichen kann, liebe Kerry."
Daraufhin wurde Kerry nachdenklich und schwieg, bis Oronêl schließlich das Zeichen zum Aufbruch gab. Unter den Augen der Mitglieder des Hauses von Elrond und deren Herrn setzte sich Oronêls Gemeinschaft in Bewegung und verließ Bruchtal, auf dem Weg in das vom Krieg mehr und mehr bedrohte Eregion...


Oronêl, Elea, Kerry, Finjas, Arwen und Pippin zur Wildnis rings um Bruchtal
« Letzte Änderung: 30. Nov 2020, 18:12 von Thorondor the Eagle »
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