Celebithiel erreicht Bruchtal, nachdem sie in Isengart aufgebrochen ist„Ruhig!“.
Celebithiel streichelte durch die blonde Mähne ihrer Stute. Es roch immer noch nach den Gräsern in Lórien und unbewusst blickte sie gen Osten, durch die hohen Spitzen der Nebelberge hindurch. Ihre Augen folgten dem klaren und reinigenden Wasser Nimrodels, bevor es in den rauschenden Celebrant überging. Ihre Füße berührten das sanfte Gras, welches mit den Farben des Herbsts geschmückt war, und ihre Nase roch wieder den Duft Glorfindels, der sich in ihr so fest eingeprägt hatte, dass sie kaum noch Angst hatte ihn zu verlieren. Sie musste nur die Augen schließen und schon sah sie ihn vor sich. Sein markantes Kinn. Seine weißgoldenen Haare und seine weiche Haut. Celebithiel berührte ihre Lippen, als würde sie noch einmal die seinigen auf ihren spüren.
Das Rauschen der Bruinen riss sie aus ihren Gedanken und so blickte sie auf das Tal herab, indem Bruchtal lag.
Es hat sich kaum etwas verändert seitdem ich es vor etlichen Monaten verließ. Noch immer ist es mein Hort des Friedens, meine Ruhestätte, mein Refugium. Sie stieg von der Stute ab und führte sie neben sich an den Zügeln und folgte mit andächtigem Schritt dem kleinen Weg, der zum letzten gastlichen Haus Mittelerdes führte.
Die Sonne senkte sich bereits über die westlichen Hügel und tauchte die schneebedeckten Zinnen des Nebelgebirges in ein feuriges Rot, als würde Mithrandir dort oben erneut gegen den Balrog von Morgoth kämpfen. Der Weg, obwohl sie ihn unzählige Male in ihren Leben gegangen war, bereitete ihr Schwierigkeiten, vor allem die Stute nebenbei zu führen erwies sich als gefährlich, da sie Angst vor den schmalen Passen hatte, die sich um die steilen Gebirgshänge wandte, wie eine Schlange um ihre Beute.
Die Vögel zwitscherten, wie verrückt als sie auf den geraden Pfad, der zu der Brücke führte, die die einzige Möglichkeit darstellte die Bruinen an dieser Stelle zu überwinden und nach Bruchtal zu gelangen. Celebithiel machte eine kleine Pause, um ihrer Staute eine Verschnaufpause zu gönnen, denn ihr Herzschlag raste beinahe. Sie setzte sich auf einen kleinen Stein und nahm einen Schluck aus ihrer Trinkflasche. Das klare Wasser, das noch aus den Quellen Nimrodels stammte, rann ihre Kehle hinunter und sorgte für ein angenehmes Gefühl in ihren Magen. Celebithiel fühlte sich wie neugeboren und ihre ozeanblauen Augen wanderten sehnsuchtsvoll zu den Dächern Imladris‘, die nur einen Wimpernschlag entfernt waren. Sie hatte Angst über diese Brücke zu gehen. Angst vor der Begegnung mit Arwen. Angst vor den Blicken Amrûns. Angst davor das Grab ihres Vaters zu Besuchen.
Und trotz ihrer Angst ging sie über die Brücke und trotz ihrer Angst passierte sie das edle Tor der Stadt und ging ohne Umschweife auf das Haus Elronds zu, wo sie bereits auf einen der Balkone Arwen erblickte, so wie es ihre Art war. Bevor sie die Tür erreicht hatte stürmte ihr die schönste Elbe Mittelerdes entgegen und fiel ihr um den Hals.
„ Gwilwileth, du bist hier“, schluchzte sie.
„ Elrond ist fort! Er folgt dem tragischen Schicksal seiner Söhne.“
Celebithiel stutzte bei
Gwiliwleth erwiderte, aber die herzliche Umarmung ihrer Halbschwester.
„ Ich weiß meine Liebe, ich weiß.“
Celebithiel hatte sich gewaschen und die Haare zu einem Zopf geflochten, den sich um die Schulter gelegt hatte. Sie träufelte ein wenig das Rosenwasser über ihre Handgelenkte und betupfte ihren Hals damit, bevor sie die smaragdgrüne Haarspange nahm, die einen Schmetterling formte, und sie sich ins Haar steckte.
Sie trug ein Limettenfarbenes Kleid, welches ihr Arwen geliehen hatte. Einen Moment zögerte Celebithiel, ob sie Narya aufsetzten sollte, doch Galadriel hatte ihr gesagt den Ring so wenig wie möglich offen zu tragen. Deswegen steckte sie ihn nur wieder in den seidenen Beutel, den sie an ihren silbernen Gürtel hing.
Es klopfte und Celebithiel schreckte zusammen. Es war Arwen, die sie zu Amrûn und Aphadon begleiten wollte. Celebithiel schlug das Herz plötzlich bis in die Kehle und sie zitterte leicht, als sie die Tür hinter sich schloss.
Sie betraten den westlichen Balkon und die Sonne hatte sich nun hinter den Bergen zur Ruhe gelegt. Ein paar Fackeln erhellten den Balkon und im flackerenden Licht konnte sie Amrûns Hinterkopf ausmachen, der neben einer Elbe saß und am Geländer des Balkons erhaschte sie einen Blick auf Aphadon, der gedankenverloren in die Ferne blickte.
„ Entschuldigt Amrûn, aber hier ist jemand, der zu euch möchte“, räusperte sich Arwen, bevor sie mit der anderen Elbe ein wenig zur Seite ging.
Celebithiels Herzschlag setzte aus und sie sah Amrûn nun direkt in die Augen.