Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Rohan
Aldburg - In der Stadt
Sturmkronne:
„Und unsere Familien, unserer Frauen, unsere Kinder? Hast du, werter Gisbart schon einmal an die gedacht? Ehre und Moral sind mir persönlich weniger Wert als das nackte Überleben meiner Frau und meiner Kinder. Ich habe in den Jahren nach der Smaugs Angriff gelernt was es bedeutet, wahrhaft heimatlos zu sein. Wir können unsere Familien nicht hier lassen, da sie völlig schutzlos sind, und wir können sie nicht mitnehmen wenn wir den Elbenwald, warum auch immer, stürmen sollten. Du bist jung, mutig und stark, doch du denkst nicht weit genug. Das Überleben von Durins Volk muss an vorderster Stelle stehen, deswegen kann ich einem solchen Angriff niemals zustimmen!“ Borin sah den Sprecher bewundernd an, es war der alte Zwerg, den Thorin als Tempi vorgestellt hatte. Er hatte gemeinsam mit Balendin die Expedition in Durins Hallen geleitet und wirkte durch seinen weißen Bart äußerst weise. Einauge sah Tempi wütend an, was Borin nicht entging.
Gisbart lächelte nur, er hatte anscheinend durchaus mit einem solchen Einwand gerechnet. Er wollte gerade etwas sagen, da sagte der König: „Nun Tempi, du sprichst wie immer weise. Doch was schlägst du stattdessen vor? Uns Zwergen fehlen die Alternativen, unsere alten Festungen sind alle besetzt und die Feinde zu stark. Wir müssen uns mit den freien Völkern verbünden und können nur hoffen, dass wir eines Tages unsere Städte zurückbekommen. Bis dahin müssen wir kämpfen.“ Gisbart lächelte und man merkte, dass er hoffte den König auf seiner Seite zu haben. Borin wurde bei diesem lächeln ganz und gar unwohl, und er musste unwillkürlich an den Gardisten denken, der ihm in Lorien entkommen war. Er wusste, dass es selbst bei den edlen Zwergen Verräter gab, und wer sagte, dass nicht Gisbart einer von ihnen war? Doch Borin schob den Gedanken beiseite und trank lieber einen Schluck aus seinem Humpen, um die Sorgen runterzuschlucken.
Tempi in dessen schien für seinen Mut in eine schwierige Lage geraten zu sein, da er nun von allen Seiten angegriffen wurde, ihm Feigheit und zu hohes Alter vorgeworfen wurde und er mal lieber ruhig seien sollte. Borin in dessen dachte fieberhaft nach, wie er diesem Mann, der ja ganz offensichtlich einer der wenigen Männer mit Verstand hier war helfen konnte. Er sah sich um, und sein Blick viel auf einen Baum, der gerade sich draußen im Wind bewegte. Lächelnd dachte Borin an seine Begegnung mit dem Ent in Isengart, und da kam ihm eindlich die Erleuchtung, die Erleuchtung die vielleicht sein ganzes Volk retten konnte. Während Gisbart gerade etwas über die Macht von Sauron erzählte, die er teils mit Dol Guldur verlieren würde, erhob sich Borin und sah noch einmal in all die Gesichter. Ängstliche, wütende, lächelnde Gesichter, und schließlich Gortans berechnender Blick.
„Mit dir werde ich auch noch reden, mein Freund. Du bist vielleicht der interessanteste Zwerg hier. Aber später, jetzt muss ich Überzeugungsarbeit leisten!“
Borin holte tief Luft und sah Gisbart in die Augen. Dann hob er seine Stimme über das Gemurmel: „Meine Verehrten Zwergenfreunde, wir stehen hier und streiten, darüber, ob wir in einen sinnlosen Krieg ziehen, oder nicht. Dass dieser Krieg sinnlos ist und uns direkt gar nichts bringt, da wird mir wohl jeder mit Verstand beipflichten!“ Er sah kurz Verunsicherung in Gisbarts Augen, doch Balendin war es der sprach: „Und du, mein weiser Freund, hast du eine Alternative zu diesem deiner Meinung nach sinnlosen Krieg?“
Borin nickte und sprach mit lauter und etwas zitternder Stimme: „Zwerge, manche von euch kennen vielleicht meinen Vater, den Verräter Andrin, der einen anderen Zwerg ermordet hat und dann in Sarumans Dienste geflohen ist. Ich schäme mich zwar für meinen Vater, doch noch mehr schäme ich mich dafür, mitgekommen zu sein. Ich war damals zwar jung, doch nicht zu jung um nicht vielleicht abzulehnen. Ich habe Saruman lange gedient, und deswegen weiß ich, dass man ihm niemals trauen darf! Worauf ich jedoch hinaus will ist die Tatsache, dass Saruman meinen Vater und mich einmal nach Helms Klamm geschickt hat um sich die Festung anzusehen“. Er ging zu Thorins Kartentisch und zog eine Karte von Rohan hervor.
„Wie ihr sehen könnt lieg Helms Klamm in einem Tal, das nur von Norden angegriffen werden kann. Die Festung war immer ein Rückzugsort für Rohans Volk, doch ist sie in einem schrecklichen Zustand, und sie wurde auch erst vor drei Jahren bei Sarumans Angriff stark beschädigt. Sie ist nicht mehr aufgebaut worden, und Rohan fehlt deswegen ein wichtiges Bollwerk. Noch viel wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass unter Helms Klamm ein wunderschönes Höhlensystem ist, dass mit nichts was ich in den Blauen Bergen gesehen habe mithalten kann. Ihr müsstet euch diese Höhlen selbst anschauen um einen Eindruck zu erhalten, sind sie doch von so unglaublicher Schönheit.“
Er wollte lediglich ein wenig Luft holen um weiter zu sprechen, da warf Gisbart ein: „Und weiter? Warum erzählst du uns von einer Festung Rohans, die im Besitz der freien Völker ist“, doch diesmal bekam Gisbart einen Rüffel von Dori, der meinte dass er noch nie einen so unhöflichen und ungeduldigen Zwerg gesehen hatte. Alle mussten lachen, wobei der alte Tempi am lautesten lachte.
Borin schmunzelte ebenfalls und sprach weiter: „Nun, warum ich von diesen Höhlen erzähle? Weil ich hiermit vorschlagen möchte, dass wir unser gesamtes kampfunfähiges Volk nach Helms Klamm verlegen und die Festung wieder aufbauen. Und zwar auf Zwergenart!“
Auf diese Äußerung erfolgte ein Tumult, der bezeichnender für die Verzweiflung und Uneinigkeit der Zwerge nicht sein konnte.
sarumanderweisse:
Mitten in diesem aufgeregten Gemurmel saß Gortan. Während er über das soeben Gehörte nachdachte, sah er sich im Raum um und betrachtete die anderen Zwerge, unter denen leise, aber dennoch heftige Dispute ausgebrochen waren. Ihren Gesichtsausdrücken nach waren kaum zwei Sitznachbarn einer Meinung. Sowohl für als auch gegen Helms Klamm schwirrten immer wieder Argumente durch den Raum, doch keiner der Zwerge erhob sich. Einen tiefen Zug von seinem Bier nehmend begann Gortan, die vielen Stimmen in den Hintergrund zu rücken und zu überlegen. Er selbst kannte Helms Klamm nur aus den Beschreibungen Anderer, und doch schien ihm der Vorschlag des Zwerges, den er zu Beginn des Rates noch herablassend angesehen hatte, der sinnvollste der bisher Genannten zu sein. Dass Borins Plan keinen Kampf beinhaltete, spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Gortan war sich jedoch alles andere als sicher, dass dieser Vorschlag angenommen würde. Viele der Krieger, allen voran Gisbart, schienen auf dem Angriff auf Dol Guldur zu beharren, und auch der einäugige Zwerg, der dem König Durins Axt überreicht hatte, wollte von Helms Klamm offensichtlich nichts hören. Von Balendin ließ Gortan seinen Blick auf Thorin wandern, der nachdenklich und in Gedanken versunken auf seinem Stuhl saß, während Einauge auf ihn einredete. Gortan versuchte, sich zu konzentrieren und schnappte einige Fetzen des Gespräches auf. „...können uns nicht einfach verstecken und zusehen, wie alle Anderen um uns herum in den Krieg ziehen. Außerdem wissen wir nicht einmal, ob die Rohirrim uns die Festung überlassen.“, murmelte Balendin. Den König schien dieser Einwand verärgert zu haben, denn er sagte schroff: „Wie du weißt, habe auch ich eine Familie, Einauge, und ich werde nicht zulassen, dass...“.
Gortan hatte genug gehört. Seine Befürchtungen beiseite schiebend, stand er auf und sagte mit lauter Stimme: „Borin und Tempi haben Recht. Was nützt uns ein Krieg, was nützt uns selbst ein Sieg, wenn wir danach heimkehren, nur um unsere Familien tot oder versklavt aufzufinden. Alle Siege in dieser Welt wären nicht den Untergang von Durins Volk wert. Ihr hier mögt mich für einen ehrlosen Feigling halten, aber ich sage euch: die wahrhaft Ehrlosen sind die unter uns, die ohne zu zögern unsere Familien schutzlos, jeder Gefahr ausgeliefert zurücklassen würden, nur um Schlachten zu schlagen. Ich sage, wir müssen nach Helms Klamm ziehen, die Festung wieder aufbauen und von dort aus das Überleben der Zwerge zu sichern!“ Nachdem Gortan geendet hatte, herrschte Stille unter den Versammelten. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er glaubte schon, zu weit gegangen zu sein, als sich Thorin erhob. Der König blickte in die Runde, dann zu Gortan, und schließlich auf die Axt, die noch immer vor ihm auf dem Tisch lag. Dann sprach er: „Gortan, Sohn von Gurtin, als du das erste Mal in diesem Rat sprachst dachte ich, dir läge an niemandem etwas als an dir selbst. Doch ich habe mich selten so getäuscht. Ich sehe nun, dass du von Anfang an nur das Wohl unseres Volkes im Sinn hattest. Deine Worte haben mich davor überzeugt, dass der einzig richtige Ort für uns Zwerge in dieser Situation Helms Klamm ist. Doch auch ihr“, sagte er, an die Krieger, die wieder zu murren begonnen hatten gewandt, „sollt bekommen, was ihr verlangt. Ich werde der Herrin vor Rohan verkünden, dass wir uns ihnen anschließen und im Austausch für Helms Klamm als Zuflucht für unser Volk am Sturm auf Dol Guldur teilnehmen und von Helms Klamm aus die Grenzen Rohans verteidigen werden.“
Nun brach unter allen Zwergen ein zustimmendes und erleichtertes Johlen aus, in das selbst Gortan einfiel. In diese gelöste Stimmung rief Thorin: „Da alle anwesenden Zwerge mit diesem Vorschlag einverstanden zu sein scheinen, erkläre ich den Rat hiermit für beendet. Wirt!“, rief er dem Menschen zu, der sich, als die Zwerge zu johlen begonnen hatten, hinter dem Tresen versteckt hatte, „Bring das beste Bier her, was du hast. Diese Zwerge hier haben es verdient!“ Während die Zwerge begannen, ausgelassen zu feiern, rief Thorin Gortan und einige andere Zwerge zu sich in ein Hinterzimmer des Gasthauses. Als sich die Tür schloss, sah Gortan sich im Raum um. Außer ihm und dem König waren nur die beiden alten Dori und Tempi sowie Borin anwesend. Thorin sagte: „Ihr kommt mit mir zu Eowyn.“ Innerlich jubelte Gortan. Er hatte nicht nur bekommen, was er wollte, er hatte noch viel mehr: Nun hatte er das Vertrauen des Königs.
--Cirdan--:
Aus der Sicht des Halblings
Einige Tage vergingen in Aldburg. Tage in denen Pippin mit Merry zusammen hoffte bald ins Auenland aufbrechen zu können. Nach einem Gespräch mit Meister Elrond hatten die beiden jedoch beschlossen ihre Reise um ein paar Tage zu verschieben. Elrond bot an, sie zusammen mit Galadriel, Celeborn, Celebithiel und den Flüchtlingen aus Lothlórien zu begleiten. Zu mindestens bis an die Grenzen des Auenlandes. Mit Freuden nahmen sie das Angebot an, auch wenn es ihre Reise verzögerte, doch sie wussten wie gefährlich die Nordsüdstraße und der Grünweg waren und dankten für den Schutz, den die Elben ihnen bieten würden. Dass Elrond auch mit nach Westen zog, verwunderte Pippin zwar, aber der Halbling frage den Halbelben nicht nach seinen Plänen. „Mische dich nicht in die Angelegenheiten der Großen und Weisen“, erinnerte sich Pippin dabei an die Worte des grauen Zauberers. Einen Rat, den Pippin die letzten Jahre außer Acht gelassen hatte, da er sich jetzt aber wieder seiner Heimat zuwandte, schien es ihm wichtig daran festzuhalten und sich durch nichts ablenken zu lassen.
In den Straßen von Aldburg gab es die Tage viel zu sehen und zu hören. Die ganze Stadt schien in erneuter Aufruhe, nachdem der Kriegsrat seine Entscheidung kundgegeben hatte. Sehr freute es Pippin als er erfuhr, dass Saruman Aldburg bereits verlassen hatte. Kurz kam dem Hobbit der Gedanke, ob er den Zauberer auf seiner langen Reise zurück nach Khazad-dûm oder Lothlorien nicht unbeabsichtigt getötet hätte, denn der kalte Entzug des Pfeifenkrautes konnte einem ganz schön umhauen, wie er und Merry am eigenen Leib festgestellt hatten.
Vieles wurde in den Tagen nach der Ratsversammlung geplant und vorbereitet für den Abmarsch des vereinten Heeres der Elben und Menschen nach Norden, doch nur von wenigem bekamen Pippin und Merry etwas mit. Immer wieder hörten sie davon, dass man sich Sorgen machte wegen der Nachschublieferungen an Lebensmitteln für die Zeit in der das Heer Dol Guldur belagern würde. Verzweifelt wurde in Aldburg nach Heilern und Köchen gesucht die das Heer begleiten wollten, und auch nach Kriegern wurde verlangt. Öfters trafen kleinere Trupps in Aldburg ein, aber ein Éohere wie es die einstige Zeit gekannt hatte war es keinesfalls. Zudem musste auch an Rohans Verteidigung gedacht werden, wodurch ein Teil der kriegsgewandten Rohirrim ohnehin zurückbleiben mussten.
Pippin und Merry verfolgten das gesamte Treiben in gespannter Erwartung und bemerkten verstärkt, wie sich die Elben Lothlóriens bereit machten gen Westen nach Lindon zu ziehen. Bald würde es also ihre Reise starten, noch bevor das Heer Richtung Dol Guldur zieht.
Einige Tage später verabschieden Pippin und Merry Oronêl und seine Begleiter am Westtor.
Adamin:
"Kommen zwei Hobbits in die Schänke. Sagt der eine: >Zwei Halbe.< Daraufhin der Wirt: >Ja, das sehe ich und was wollt ihr trinken?<"
Der Krämer hob den Blick von seinen Waren, öffnete seinen Mund, schloss ihn wieder, runzelte die Stirn, und schien einen Moment lang über etwas weit entferntes nachzudenken. Antien breitete die Arme aus und lächelte breit, so wie es ihm der Stallbursche vorgemacht hat. "Es ist ein Scherz. Der Hobbit hat bereits bestellt, aber der Wirt dachte er beschreibt sich und seinen Begleiter. Ein lustiges Missverständnis." So hatte der Stallbursche es ihm erklärt.
Der Krämer beäugte Antien einen Moment. Sein Blick flackerte kurz zu seinen Ohren, dann sagte er vorsichtig "Ein feiner Spaß mein Herr. So etwas habe ich lange nicht mehr gehört. Wie kann ich euch weiterhelfen?"
"Ich möchte dir helfen." Antien ließ seine Arme wieder sinken. "Du sahst betrübt aus." Trübsinn schien auf der ganzen Stadt zu lasten. "An meinen Scherzen muss ich wohl noch üben. Lass mich dir stattdessen mit deinen Waren helfen." Er trat näher und strich vorsichtig über einen alten bemalten Tonbecher in der Auslage des kleinen Ladens. Die ausgeblichene Farbe schimmerte dort, wo Antien die Staubschicht entfernt hatte. Wieder runzelte der Krämer die Stirn, begann jedoch allmählich zu lächeln. "Wie könnte ich so ein Angebot ablehnen? Es gibt einige Körbe mit Waren die geordnet werden müssen. Jede Hilfe ist mir willkommen."
Antien verbrachte einige Stunden im Laden des Krämers, sauberte und ordnete seine Waren, und beobachtete ihn in seinem Geschäft. Seile, Tongeschirr, Ledertaschen, alte Umhänge, Schnitzarbeiten: Alle möglichen Gegenstände fand er in unterschiedlichen Kisten und Regalen. Der Krämer war anfangs noch zurückhaltend, doch allmählich verließ ihn sein Schwermut und in ruhigen Momenten unterhielt er sich vergnügt mit Antien. Sie erzählten sich viel voneinander. Als Antien ihm jedoch von seiner Reise erzählte, wurde das Gesicht des Krämers wieder hart und düster.
"Für eine Reise durch Mittelerde hast du dir keine günstige Zeit ausgesucht. Man hört nur noch schlechte Nachrichten aus dem Osten. Hoffnungslosigkeit treibt die Menschen umher. Die hohen Herren in ihren hohen Hallen planen allerlei Schlachten und ihre Soldaten folgen ihnen nach, doch das einfache Volk will nichts anderes als diese schwere Zeit überstehen. Aber ich denke du weißt das schon. Du bist schließlich auch nicht aus Zufall nach Aldburg gekommen oder?"
"Nein." Trauer, ein schweres Gefühl. Abschied von Freunden. Verlorene Hoffnung. Verlorenes Selbst. Dahintreiben. "Ich habe eine Gruppe Flüchtlinge hierherbegleitet." Mit einem Stück Stoff polierte Antien ein kleines Kochmesser. Das vorher matte Metall schimmerte wie neu und reflektierte das trübe Sonnenlicht wie an einem warmen Sommertag. "Ich habe viel Neues gesehen, Dinge die ich nicht kannte. Aber ich habe auch gesehen, dass viele Dinge die für mich selbstverständlich sind von anderen vergessen wurden. Ich möchte noch weiterreisen, mehr lernen und mehr geben." Er faltete das Stoffstück zusammen und legte es zurück in eine Kiste. "Ich habe gehört dass Herr Glorfindel von Bruchtal nach Dol Guldur ziehen will." Auf seiner Karte war der Ort als Amon Lanc eingezeichnet und als Elbensiedlung beschrieben. "Ich denke ich werde mich seinem Gefolge anschließen."
Der Krämer der gerade nach einem Krug greifen wollte stolperte plötzlich. Der angestoßene Krug fiel auf eine Holzkiste herunter und zerbrach. Im Flug versuchte der Krämer den Krug noch aufzufangen, griff jedoch nur in eine Scherbe und schnitt sich tief in die Hand. Blut tropfte auf den festgetreten Boden. Antien eilte herbei und wickelte ein Leinenstreifen um die Hand des Krämers.
"Das kann nicht dein Ernst sein! Du kannst nicht mit dem Heer ziehen. Es wird eine Schlacht geben. Wer weiß ob überhaupt ein Einziger von ihnen zurückkehrt! Bitte geh nicht! Ich fürchte du wirst auf diesem Weg nur Verzweiflung und Leid finden." Antien summte sacht eine vertraute Melodie und drückte die Hand des Krämers. "Dann muss ich diesen Weg um so mehr gehen wenn ich dann den Verzweifelten Trost spenden und die Schmerzen der Leidenden lindern kann." Er lächelte.
Der Krämer zog seine Hand zurück und wollte etwas erwidern, verharrte jedoch einen Moment. Der Schnitt in seiner Hand schmerzte nicht mehr. Die Wunde war noch zu sehen, aber das Blut war gestoppt und hat eine dicke schützende Schicht auf der Haut gebildet. Bewundernd blickte er zu Antien auf. "Wenn das wirklich ist was du möchtest... Solltest du bald aufbrechen und dich dem Gefolge anschließen. Nimm jedoch diesen einen Rat von mir an: Bleibe bei den Unterstützern des Heeres, den Heilern und Köchen und Schmieden. Dort wirst du mehr lernen und vielleicht helfen können." Er verschwand kurz im Nebenzimmer und kam mit einem kleinen Bündel zurück. "Für deine Hilfe hier. Mein Laden war lange nicht mehr so ordentlich und hell. Als Dank gebe ich dir zwei Dinge auf deinen Weg." Er gab Antien eine kleine Umhängetasche aus festem dunkelbraunem Stoff. "Meine Reisemedizin. Einige Kräutersalben und Leinenstreifen. Du wirst Verwendung für sie finden." Als nächstes gab er ihm einen Hut aus dickem grauen Filz mit einer breiten Krempe. "Du kannst nicht völlig schutzlos nach Dol Guldur gehen. Ich habe diesen Hut vor einiger Zeit auf meinem Weg durch Rohan gefunden und er hat mir seitdem Glück gebracht. Hoffentlich wird er auch dich beschützen."
Antien nahm beides dankend entgegen, verabschiedete sich vom Krämer und verließ den Laden. Der Hut füllte ihn mit einem Gefühl des Vertrauens, als könne er durch die ganze Welt ziehen und doch immer am rechten Ort ankommen. Der warme Filz fühlte sich weich und doch widerstandsfähig an. Ein warmer Windhauch regte eine Erinnerung in ihm. Er griff in seinen Reisebeutel und holte die weiße Feder die Tom ihm gegeben hatte hervor. Geschickt steckte er die Feder an den grauen Hut, setzte ihn auf und begab sich auf den Weg in sein nächstes Abenteuer.
Fine:
Cyneric aus dem Lager der Elben
Gedankenverloren ging Cyneric durch die vom Dämmerlicht nur noch wenig beleuchteten Straßen Aldburgs. Die Stadt erschien ihm ebenso geschäftig wie am Nachmittag, denn nun wurden allerorts Vorbereitungen getroffen. Viele würden nun die Stadt in unterschiedliche Richtungen verlassen, wie er hier und da aus dem Gerede der Leute heraushörte. Meister Elrond, der schon beinahe ein Jahr in Aldburg war würde nach Westen in die Elbenlande reisen, und viele hohe Persönlichkeiten würden mit ihm gehen, sagten die Menschen. Einige sagten, die Elben würden sie im Stich lassen. Andere waren froh dass die Stadt nun leerer werden würde.
In der Unterkunft der königlichen Garde angekommen setzte er sich noch eine Weile zu seinen Kameraden, deren Schicht ebenfalls vorbei war. Neues erfuhr er von ihnen nicht; und nach einiger Zeit wünschte er ihnen eine gute Nacht. Der Schlafsaal der Gardisten war nie voll besetzt, da jederzeit mindestens vier Gardisten vor Éowyns Tür postiert waren. Er legte sich hin und versuchte zu schlafen. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen. Er war gegen Orks ausgeritten und die Ratsversammlung war zu Ende gegangen. Doch seine Gedanken kreisten immer wieder um die Begegnungen mit Oronêl, Mithrellas und besonders Irwyne.
Schon bald tauchten vor seinem inneren Auge Bilder aus vergangenen Tagen auf; Bilder aus glücklicheren Tagen.
Seine Tochter, gerade einmal fünf Jahre alt, wie sie auf der Wiese vor ihrem Haus in Hochborn fröhlich umherrannte...
Der Abdruck ihrer kleinen Hand auf seinem Schild...
Das Leuchten in den Augen seiner Frau nach Déorwyns Geburt...
Seine Tochter mit vierzehn Jahren, wie sie ihn mit Blumen im Haar in Meduseld besucht hatte...
Wie sie ihm beide zum Abschied gewunken hatten als er mit Théoden nach Gondor aufbrach....
Und leise verklang beim letzten Bild der Aufruf zum Kampf, den man damals in Rohan gehört hatte:
Reiter von Rohan, rüstet zum Kampfe!
Untaten droh'n, Dunkel im Osten.
Hengst sei gesattelt, Horn erschalle!
Auf, Eorlingas!
Der folgende Tag war Cynerics freier Tag. Er verbrachte den Vormittag mit der Pflege seiner Rüstung und seiner Waffen, und verbrachte einige Zeit bei Rynescéad in den Ställen. Während er den Hengst striegelte fiel ihm etwas ein. "Wie würde es dir gefallen, eine neue Bekanntschaft zu machen, mein Freund?"
Rynescead schlug mit dem Schweif und antwortete nichts.
"Oh, ihr werdet euch bestimmt sehr gut verstehen," sagte Cyneric.
Kurz darauf ritt er zum östlichen Tor hinaus in Richtung des Elbenlagers.
Cyneric hinaus auf die Felder und Wiesen nahe Aldburgs
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