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Autor Thema: Aldburg - In der Stadt  (Gelesen 64366 mal)

Thorondor the Eagle

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Aldburg - In der Stadt
« am: 18. Apr 2010, 21:17 »
Brianna und Elea von den Ruinen von Edoras


Die Unsicherheit quälte Elea auf dem endlosen Weg durch die Mark. Immer wieder dachte sie an jene „Begegnung“ zurück, die ihr in Edoras widerfuhr.

Spielt mir mein Verstand einen Streich? Ich sah nur verschwommen, aber trotzdem wusste ich vor wem ich stand. Diese braune Woge an gewelltem Haar hätte ich unter tausenden erkannt. Es war Haldar, es war mein Mann. Ist dies nun das Zeichen, dass ich ihn nie mehr sehen werde, dass er fort ist? War dies der Abschied den ich mir im Traum nicht vorstellen mochte?

„Seht“, holte sie Brianna auf den Boden der Tatsachen zurück und Elea folgte ihrem Fingerzeig. Weit in der Ferne, im Glanze des goldenen Sonnenscheins und bedeckt vom Weiß des Schnees erhob sich Aldburg. Die braunen Holzbauten wirkten wie ein gerodeter Wald gehüllt in die bittere Kälte des Winters. Trauer hing über der Stadt, aber auch Mut und Geborgenheit.

„Endlich sind wir da“, erwiderte Elea ruhig, obwohl der Schrei ihrer inneren Stimme alles übertönten wollte.
„Machen wir Halt oder marschieren wir sogleich weiter und ruhen uns dort aus?“
Elea antwortete nicht, sie ging einfach weiter. Brianna bemerkte schon seit Tagen, dass etwas an ihr nagte. Vielleicht die Frage, ob die Entscheidung richtig war hierher zu kommen. Doch dem war nicht so.

Bevor die Stadtmauer noch in greifbare Nähe rückte, wurden sie von einer Schar berittener Späher aufgegriffen: „Ihr beide! Halt!“ befahl ihr Anführer. Abrupt stoppten sie, so als ob sie vor Angst erstarrten.
„Zwei Frauen alleine unterwegs. Was macht ihr hier in der Ostfold?“
„Wir sind auf der Reise“, antwortete Elea barsch.
„Und wohin soll diese gehen?“, bohrte er erzürnt nach.
„Das Ziel unserer Reise ist nicht von Belangen für euch und eure Männer. Wir erbitten nur Einlass in die Stadt. Wir wollen uns ausruhen.“
„Achja, warum sollten wir euch hinein lassen. Vor keinem Mittel schreckt unser Feind zurück, selbst zwei solch harmlose Frauen wie ihr könntet für ihn spionieren.“
„Dann seid ihr aber töricht... wenn ihr uns für harmlos haltet“, rief Brianna hervor und legte die Hand auf den Griff ihres Schwertes.
„Shhht“, wies sie Elea in die Schranken und wandte sich zu den Reitern „Ich bin eine der Dúnedain und dies ist Brianna aus Thal. Aus dem Norden kommen wir, von Bruchtal genauer gesagt und ich bitte euch uns für ein-zwei Tage Schutz zu bieten. Danach werden wir unsere Reise fortsetzten. Wie zwei Mäuse werden wir sein, still und leise und ohne das ihr es bemerkt sind wir wieder weg.“
„Wie ist euer Name?“
Misstrauisch schaute sie zum Marschall: „Elea nennt man mich.“
„Dúnedain“, überlegte er und betrachtete sie dabei genau, „Dann seid ihr aus dem Gefolge Aragorns?“
Die Frau zuckte zusammen, als sie den Namen hörte: „Ja, ich kannte ihn. Er war ein guter Freund.“
„Für ein paar Tage könnt ihr bleiben, Betten und Mahlzeiten können wir euch bieten. Aragorns Freunde sind auch die unsrigen. Sitzt auf, wir reiten euch in die Stadt.
Sie taten wie ihnen gesagt. Es tat gut einmal von einem Tier getragen zu werden und nicht selbst laufen zu müssen.
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Thorondor the Eagle

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Aldburg - In der Stadt
« Antwort #1 am: 30. Apr 2010, 23:11 »
Aldburg war einst eine schöne Stadt gewesen. Das alte, dunkle Holz war mit goldenen Linien unterlegt, das Stroh auf den Dächern gelb wie die Sonne, doch in jener Zeit war es ein Flüchtlingslager. An den Straßenrändern waren Tücher gepannt, unter deren Schutz Menschen schliefen. Überall brannten kleine Feuer um sich der klirrenden Kälte zu entziehen. Der Anblick war unschön, aber es war die Realität.
„Aldburg ist die letzte Zufluchtstätte die uns geblieben ist. Die anderen Dörfer sind den Orks zum Opfer gefallen und nur noch spärlich bewohnt und aus Helms Klamm... nunja, Späher sind bis heute noch keine zurück gekehrt. Jeder Rohirrim der noch Kraft genug hat um zu laufen, kommt hierher, jeder“, erklärte ihr der Mann im Sattel. Er stoppte das langsam trabende Pferd vor einem kleinen, unscheinbaren Gasthof. Er stieg ab und verschwand in der Tür. Elea musterte das Schild über der Straße. „Gasthof zur alten Straße“. Es wippte sachte im beißenden Wind.
„Ihr könnt hier bleiben, für ein zwei Nächte. Meine Frau gibt euch zu essen und ein kleines Bett.“
„Habt dank dafür“, antwortete die Frau nur und verschwand von der Straße. „Guten Tag!“, wurden die beiden Reisenden von einer freundlichen Stimme begrüßt. Die Taverne war voll von Menschen, sie lagen teilweise auf den Bänken, manche aßen einen Eintopf und manche saßen einfach nur da. Eleas Blick schweifte nur flüchtig über die Menschenmenge, ehe sie sich mit Brianna zur Theke stellte. Trübsal und Trauer hing in der Luft und kein Funken von Besserung war in Sicht.
Die Wirtin fasste zwei große Bierkrüge und gab sie den Frauen. Angeekelt über das scheußliche Getränk warfen sie einen Blick zurück: „Keine Angst, es ist nur Wasser. Etwas anderes habe ich nicht mehr und es hilft auch gegen den Durst.“
„Danke“, sagten die beiden, während sie skeptisch die Krüge musterten. Elea nahm einen großen Schluck und beobachtete die Wirtin wie sie sich gestresst und doch elegant durch die engen Reihen zwischen den Tischen hindurchschlängelte.

„Und fühlt ihr euch nun sicherer?“, fragte Brianna.
„Ja. Obwohl hier nur Fremde sitzen, weiß ich, dass sie uns nichts anhaben wollen. Sie wollen nur ihre Ruhe, genau wie wir.“
„Und wie lange werden wir hier bleiben?“
„Ein, zwei Tage sagte der Reiter, länger werden sie uns nicht verköstigen können. Ich will auch nur eine ruhige Nacht verbringen, ohne die ständige Angst entdeckt zu werden. Der Weg nach Minas Tirith ist...“
Als Elea mit Brianna sprach, erblickte sie in ihrem Augenwinkel etwas, dass ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Mann von großer Statur und mit braunem, wuschligem Haar. Er trug einen Lederwamst... einen den Elea ganz genau kannte.
„Haldar“ schrie ihr Innerstes doch über ihre Lippen kam nur ein leises Flüstern. Sie sprang von ihrem Stuhl und zwängte sich durch die Menge. Der Mann ging durch die Hintertür, ohne Elea auch nur einen Blick zu zuwerfen, denn sie hatte ja nicht auf sich aufmerksam gemacht.
Ihr Herz raste gerade zu, als ihre flache Hand gegen das raue, kratzige Holz der Tür presste. Die Sonne blendete sie im ersten Moment, doch dann erkannte sie die Gasse. Menschen tummelten sich in ihr. Sie belagerten die freien Stellen des Weges.
Eleas Blick zuckte von einem Gesicht zum nächsten, doch er war nicht da.
„Elea?!“, hörte sie eine Stimme aus dem Hintergrund. „Was macht ihr denn? Ihr habt mich erschreckt“, brüllte Brianna durch das Gequengel der Rohirrim.
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Thorondor the Eagle

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Re: Aldburg
« Antwort #2 am: 1. Mai 2010, 18:02 »
„Ich dachte... Ich dachte, ich hätte...“, Elea konnte nichts sagen. In ihrem Kopf spielten sich duzende Szenarien gleichzeitig ab, sie war verwirrt. Hatte ihr Verstand ihr wieder einen Streich gespielt? War sie nicht Herrin über ihre eigenen Gedanken? „Lass uns rein gehen“, rutschten ihr die enttäuschenden Worte aus dem Mund.
„Was war los?“, fragte Brianna nochmals. Elea winkte mit ihrer Hand ab und ging zurück auf ihren Platz an der Theke.
Ihre Gefühle überschlugen sich förmlich, die Hochs und die Tiefs, alle zur selben Zeit. „Er ist einer unserer Späher“, hörte sie die raue Stimme der Wirtin und lies sie sogleich aufmerksam werden „Beim Namen kenne ich in nicht und er ist auch keiner der Rohirrim. Ich weiß nur, dass er alle paar Wochen hier auftaucht, seinen Teller leer isst und dann wieder verschwindet.“
„Und wie lange dauert es bis er wieder kommt?“
„Das kann ich euch nicht sagen. Manchmal ein Monat, manchmal nicht einmal einen Tag. Er ist ein schleichender grauer Schatten.“

Ich bin also nicht verrückt. Ich hab ihn gesehen, es konnte nur Haldar sein, die Haare, seine Kleidung. Ich rieche seinen Duft, der wie ein federleichtes Band in der Zugluft weht... Aber warum hat er sich nie gemeldet, wenn er die ganze Zeit am Leben war? Eine Botschaft, ein Brief... irgendetwas?

„Meine Damen!“, ertönte eine kräftige Stimme von der Türe „Jemand wünscht euch zu sehen, im Ratshaus.“
Erstaunt sahen sie den Späher, der sie in die Stadt gebracht hatte, an. Mit einer Hand hielt er die Türe weit geöffnet und lies so das kräftige Sonnenlicht in die dunkle Stube. Sie folgen ihm ohne seine Anweisung auch nur zu hinterfragen.

„Seid gegrüßt“, empfing sie ein die Herrin der Halle. Ihr Haar war silbrigblond und ihr Teint so weißt wie das Licht der Sterne. So schön sie auch war, die Wunden der Vergangenheit hatten an ihr gezehrt und ihren Abdruck hinterlassen. Elea erkannte die Schlachten, die sie hinter sich gelassen hatte, in denen sie den Sieg davontrug, merklich für einen sehr hohen Preis. Die beiden Reisenden verneigten sich vor ihr: „Ich bin Eowyn, Eomunds Tochter. Ich habe gehört, ihr seid Freunde von Aragorn dem Dunedain.“
„Ja, ich bin Elea und dies ist Brianna. Sie kannte ihn nicht, aber ich bürge mit meinem Wort für ihr gutes Herz.“
„Daran habe ich nicht gezweifelt“, antwortete Eowyn, mit einem sanften Ton in der Stimme.“
„Woher kanntet ihr ihn?“
„Ich hatte die Ehre in zwei großen Schlachten mit ihm zu kämpfen. Er gab meinem Volk stets den Mut und die Hoffnung weiter zu kämpfen. Ihm haben wir zu verdanken, dass es Rohan noch gibt. Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet.“
„Großmütig war sein Herz stets. Trotz seiner Abstammung war er immer bereit jenen zu helfen, die Hilfe benötigten und waren sie noch so unbedeutend. Aragorn ist mein Vetter.“

Eowyn erhob sich von ihrem Stuhl und ging zu Elea: „Es tut mir Leid was passiert ist. Dass er...“
„in Gefangenschaft geriet?“ vollendete sie den Satz „Ich denke ihr tragt keine Schuld daran. Jener der dafür verantwortlich ist sitzt eingepfercht hinter seinen Schwarzen Mauern und versteckt sich vor seiner wohlverdienten Strafe.“
Beide schwiegen für ein paar Minuten, doch dann schoss Elea wieder die Begegnung durch den Kopf: „Kanntet ihr all jene, die mit Aragorn nach Dunharg kamen? Sie waren bekannt unter dem Namen †šgraue Schar†™?“
Eowyn überlegte: „Ja, ich habe sie gesehen kurz bevor wir in die Schlacht ritten. Zwei Elben waren unter ihnen und einige Waldläufer.“
„Ja! Ja!“, jubelte Elea beinahe „Sind welche zurückgekehrt? Befinden sich manche von ihnen in Aldburg oder waren sie in Edoras?“
„Ihr stellt mir Fragen, auf die ich euch keine Antwort geben kann. Wenige sind aus Gondor zurückgekommen, doch kann ich euch nicht sagen, wer sich hier in Aldburg befindet und wer nicht. Es sind zu viele Menschen um sie alle im Überblick zu behalten.“

Erelievas Hoffnung war wieder getrübt, aber nach wie vor nicht verloren. Die letzten Ereignisse haben ihr so viel Mut verliehen, so viel Kraft um weiter zu suchen.

„Habt ihr eine Unterkunft?“, fragte Eowyn.
„Danke, euer Freund hier hat uns schon gut versorgt“, sagte nun Brianna, da Elea mit ihren Gedanken abgeschweift war.
„Ich bitte euch mir heute am Abend vom Norden zu berichten, bei einem Mahl“, forderte sie die Herrin auf.
Elea und Brianna verneigten sich abschließend von ihr.
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Thorondor the Eagle

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Re: Aldburg
« Antwort #3 am: 8. Mai 2010, 12:11 »
Lange schon bekamen die beiden Frauen nichts Anständiges zu essen. Sie verzehrten die guten Speisen an der Tafel Eowyns. Es war ein herrlicher Abend mit der Herrin Rohans und ihren Gefährten, obwohl die Themen am Tisch mehr als besorgniserregend waren. Sie sprachen lange über Minas Tirith, einen Schatten der über die Stadt wachte und mit eiserner Faust unterdrückte. Ewoyn erzählte von den mutigen Spähern, die Tag für Tag ihr Leben riskierten um mehr über den Feind zu erfahren und je mehr Botschaften nach Aldburg gelangen umso geringer war die Chance einen Sieg davon zu tragen, aber man merkte den Rohirrim an, das dies egal war. Es gab nicht mehr viel wofür es sich zu kämpfen lohnte, aber um zu leben war Grund genug.

„Ich hoffe unsere Freunde aus dem Norden werden uns zur Seite stehen, wenn die Zeit kommt“, sagte Eowyn.
„Das werden sie. Die Elben sind weise und erfahren, sie werden wissen, was zu tun ist in den Stunden eurer größten Not und mein Volk wird sich ihnen anschließen. Darauf müssen wir vertrauen.“
„Ich hoffe ihr behaltet Recht, Elea!“ schloss Eowyn ab „Ich danke euch für euer kommen, es war ein herausragender Abend in diesen dunklen Tagen. Es war mir eine Ehre mit einer der Dunedain an einem Tisch zu sitzen und auch mit euch Brianna aus Thal.“
„Wir haben zu danken, für diese guten Speisen und für euer großmütiges Herz“, antwortete Erelieva und die beiden verneigten sich vor der zukünftigen Königin Rohans.

Sie verließen die große Halle von Aldburg und machten sich auf den Weg zur Schenke in der sie übernachten wollten.
Plötzlich blieb Elea stehen. Sie war erstarrt und ihr Blick verharrte auf einer Mauerkante. Im dunkel der Nacht erblickte sie einen Menschen. Er saß am Boden und lehnte an der Hauskante. Sein Kopf war zwischen die Knie geklemmt und er schaute auf den Boden.
„Was ist denn los?“, fragte Brianna und folgte den Blicken Eleas.
„Ich habe noch etwas zu erledigen Brianna. Geht bitte.“
Im Schatten der lodernden Fackeln verschwand die Frau aus Thal in Richtung Gasthaus.

Elea näherte sich dem Mann. Ihre Hände zitterten und ihr Herz schlug so stark, dass sie es noch in ihren Zehenspitzen pulsieren fühlte. Je näher sie ihrem Ziel kam umso heftiger waren ihre Gefühlsausbrüche. Einzelne Tränen ergossen sich über ihr kühles Gesicht, ein zartes Rot lag auf ihren Wangen und die Angst vor einer neuerlichen Enttäuschung trieben ihr kleine, glänzende Schweißperlen auf die Stirn. Sie beugte sich über den Kopf des Mannes und näherte sich mit der Hand dem dichten, braunen Haar. Einen Moment zögerte sie, doch dann strich sie durch und fühlte die hundert feinen Härchen zwischen den Fingern.
Erschrocken blickte der Mann auf und sah in die gütigen grau schimmernden Augen. Die Überraschung war ihm wie mit einem Stempel auf das Gesicht gedrückt. Er brachte kein einziges Wort heraus.
„Haldar! Haldar, endlich... endlich habe ich dich wieder“, stotterte die Frau.
Wortlos stand der Mann auf und schloss sie fest in ihre Arme: „Oh, meine geliebte Elea.“
Die Tränen sprudelten aus Eleas Augen - Tränen des Glücks. Sie schmiegte sich an den starken, wärmenden Körper ihres Mannes und wollte ihn gar nicht mehr los lassen, schluchzend sagte sie: „Ich hab dich so vermisst.“ Der Augenblick schien ewig zu währen, wie der Sonnenuntergang an den Ufern des Abendrotsees.
« Letzte Änderung: 23. Okt 2010, 18:40 von Thorondor the Eagle »
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Thorondor the Eagle

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Re: Aldburg
« Antwort #4 am: 9. Mai 2010, 15:28 »
Schleichend durch die Stadt fanden sich die beiden in einer Scheune wieder. Der herbe Geruch von frischem Heu lag in der Luft.
Gut ein Duzend Heimatloser teilte sich den Raum mit ihnen, doch Elea war dies egal. Für diesen Augenblick, den sie sich so lange ersehnt hatte, waren sie alleine. Haldar setzte sich in einen Haufen getrocknetem Gras und deutete ihr es gleich zu tun.
„Wo warst du nur so lange Haldar?“, fragte die Frau.
Der Mann sah sie an. Mit der rechten strich er ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht und fühlte mit seinen Fingern ihre weiche Haut. „Ich...“ setzte er einen Satz an „ich wollte auf schnellstem Wege zu euch zurück, glaube mir. Nach meiner Zeit in den Heilhäusern von Minas Tirith brach ich auf und zog wieder in den Norden, doch eine Schuld lastete auf mir, ein Drang den ich nicht ignorieren konnte. Aragorn ist mein ältester Freund, seit wir Kinder waren ließen wir uns nie im Stich. Und nun, in einer solchen Situation sollte ich?“

Die Frage schwirrte in dem luftleeren Raum zwischen den beiden Liebenden. Er wollte keine Antwort darauf sondern nur Bestätigung, die er aber nicht erhielt.
„Tag für Tag ritt ich an die Grenzen Mordors immer auf der Suche nach einem Anhaltpunkt seines Aufenthaltes, einem Zeichen seines Überlebens. Ich weiß, dass er noch dort ist hinter den schwarzen Toren Mordors. Ich weiß, dass ich ihn nicht aufgeben werde, nein ich will ihn retten. Etwas anderes hat unser König nicht verdient!“
„Oh Haldar!“, die Tränen befeuchteten wieder ihre Augenwinkel „Du bist ein Held, das warst du schon immer. Für unser Volk, für unsere Verbündete, für unsere Freunde aber vor allem für mich. Du warst für mich gestorben, ich habe Tage durchlebt, die dunkler waren als die Gedanken von Sauron selbst, ich habe Tränen vergossen, Nacht für Nacht alleine in unserem Bett... Keine Nachricht ist gekommen, kein Zeichen von Leben.“
„Wir sind hier im Krieg Elea. Nachrichten konnte ich keine versenden, bis vor wenigen Wochen war diese Stadt eine Feste des Feindes. Ich habe an dich gedacht, jede Minute meines Seins; in dem Augenblick als ich verwundet am Schlachtfeld lag, unbeweglich und von Schmerz erfüllt... An sternenklaren Nächten blickte ich in den Himmel und sah Helluin mit dir an seiner Seite und selbst wenn die Sterne verhüllt waren, meine Gedanken waren stets bei euch.“
„Das reichte aber nicht, nicht im Geringsten“, sie drehte den Rücken zu ihrem Mann und starrte gebannt auf das goldgelbe Stroh. Sie spürte den kalten Luftzug zwischen ihren Körpern und rollte sich zusammen. Die warme Hand von Haldar berührte sie sanft an der Schulter, strich langsam über ihren Arm und hielt in ihrer Hüfte. Sie spürte, wie sich sein Körper an den ihren schmiegte: „Jetzt bin ich ja da, ich bin am Leben und bei dir. Was passiert ist, tut mir Leid. Elea, ich bin froh, dass du hier bist und... ich liebe dich.“
Sie spürte den warmen Hauch seines Atems im Nacken. Seine Hand drückte ihren Körper leicht gegen den seinen. Elea war stur, doch in ihrem Innersten hatte sie ihm schon verziehen. Neben ihrem Mann fiel sie in einen tiefen Schlaf.
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Thorondor the Eagle

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Re: Aldburg
« Antwort #5 am: 14. Mai 2010, 20:30 »
Lange schon sehnte sich Elea nach einem so ruhigen, kurierenden Schlaf, doch tiefe Gewässer bergen grausame Ungeheuer und in jener Nacht suchte auch sie eines auf, ein Albtraum:

Die Frau erwachte auf einem harten Boden. Er funkelte in den schönsten Goldtönen. Um sie war es dunkel. Sie fühlte das kalte Edelmetall unter ihren Füßen und blickte auf ihr Spiegelbild. Auch wenn ihr an Reichtum nichts lag, so barg dieses etwas geheimnisvoll Anziehendes. Auf allen vieren kroch sie über den glatten Boden. Ein leises Pfeifen war zu hören, wohl der Wind in der Ferne.
Handbreite für Handbreitete arbeitete sie sich über den Boden, bis ihr Kopf auf etwas Hartes traf. „AU“, entfuhr ihr ein Schmerzensschrei. Sie fühlte die Stelle des Aufpralles; es war kein Kratzer zu spüren, nur der Schmerz durchzog ihren Schädel. Ihr Blick richtete sich auf das Hindernis.
Ein Stab gehüllt in dieselbe schöne Farbe wie der Boden, doch es war nicht nur einer. Duzende reihten sich an ihn... Elea saß in einem Käfig.
„Wo bin ich denn hier?“, fragte sie sich selbst. Sie versuchte sich daran zu erinnern wie sie hierher gekommen war... Gold, gold... Goldenes Stroh... „HALDAR?“ schrie sie ganz laut in die alles verschlingende Dunkelheit.
Es kam keine Antwort. Sie stellte sich auf und tastete sich von einem Gitterstab zum nächsten, doch es war kein Ausgang zu finden: „HALDAR“, schrie sie nochmals, Wut und Verzweiflung quälten sie dabei. „Wo bin ich? Haldar, wo bist du?“, schluchzte sie während sie sich auf die Knie gleiten lies.
„Ich bin doch hier meine Liebste“, antwortete nun eine Männerstimme flüsternd.
Erschrocken schaute die Frau in die Augen ihres Gemahls.
„Da bist du ja endlich. Hilf mir hier raus...“ schluchzte sie „hilf mir hier raus.“
Er lief zu ihr und tröstete sie mit einem zärtlichen Streicheln über die Wange, danach lief auch er um den Käfig: „Hier ist kein Ausgang Elea, wie bist du hinein gekommen?“
„Ich weiß es nicht. Gerade bin ich hier aufgewacht. HOL MICH RAUS“, schrie sie bettelnd.
„Wenn ich nur wüsste wie.“
Ein hölzernes Läuten war in der Ferne zu vernehmen, zunächst ganz schwach, doch dann wurde es immer stärker.
„Hörst du das, Haldar?“, frage Elea.
Ihr Mann lauschte aufmerksam: „Das ist ein Alarmsignal. Ich muss gehen Elea, sonst entdecken sie mich.“
„Wer sind sie? Haldar, bleib stehen, lass mich hier nicht alleine. Haldar...“
Der Mann verschwand in der nichtssagenden Dunkelheit des Raumes, die Frau saß wieder weinend an die Gitterstäbe gelehnt. Vor ihren Knien bildete sich eine kleine Lacke aus Tränen.

Elea wachte auf. Sie sammelte ihre Gedanken und versuchte ihre Erinnerung an den Traum zurück zu erlangen. Vieles war verschwommen, aber ihr Herz hämmerte aufgeregt gegen ihre Brust. Erst jetzt bemerkte sie den kalten Luftzug der langsam über ihre Schultern kroch.
Sie drehte sich um und stellte beängstig fest, dass ihr Mann verschwunden war. In der Stadt hämmerte ein Rohirrim gegen die Holzglocke um den Soldaten den Marschbefehl zu erteilen.

Die Frau rannte aus der Scheune, die grellen Sonnenstrahlen blendeten ihre noch schläfrigen Augen. „Haldar“, schrie sie beinahe Blind in die Menge. Es kam keine Antwort. Sie taumelte die Straße entlang und hielt Ausschau, zahlreiche Männer saßen auf ihren Pferden, bewaffnet und kampfbereit, aber keiner hatte Grund zur Eile.
„Elea!“ schrie eine Stimme aus der Ferne.
„Brianna, was ist los, was ist passiert?“, fragte sie verwirrt.
„Ein Orktrupp kam zu Nahe an die Stadt. Es waren vermutlich nur Späher oder Fußsoldaten, aber sie gingen in Richtung Mordor. Vor einer Stunde war der erste Alarm, dies ist vermutlich wieder die Entwarnung.
„Wieviele sind geritten?“
„Alle die da waren. Rohirrim, Kinder, Greise, Flüchtlinge... jeder der bereit war zu kämpfen. Sie werden bald zurückkommen. Eowyn und Faramir waren auch bei ihnen.“

„Und Haldar?“
Überrascht von jenem Namen sah Brianna die Frau an: „Hast du ihn gesehen, Elea?“
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Re: Aldburg
« Antwort #6 am: 27. Mai 2010, 19:22 »
Wut überkam Elea und die an ihr nagende Angst trieb sie fast in den Wahnsinn. Aber auch Sorge bereitete ihr diese Nachricht und sie schämte sich dafür, dass sie wütend auf Haldar war. „Wie konnte er nur so überstürzt wieder los reiten. Wir haben uns erst wieder getroffen und schon ist er fort?“, fragte sie mehr sich selbst als Brianna.
„Er wird bald wieder zurück sein, dann kann ich ihn auch mal kennen lernen.“
Eleas Blick wanderte auf den Boden. Sie war niedergeschlagen. Wortlos gingen die beiden Frauen die Straße entlang. Bis auch die letzten der Reiter die Stadt wieder erreichten. Mit ihnen kam Eowyn ihre Herrin in Begleitung von Faramir.
„Eowyn!“, schrie Elea ihr hoffnungsvoll hinter her und lief zu ihr „Eowyn, was ist geschehen?“

Ihr Gegenüber nahm den gold-schimmernden Helm vom Kopf und begann über die Geschehnisse zu sprechen: „Ein Spähtrupp von Orks kam aus Gondor. Es waren Hunderte, wahrscheinlich waren sie auf dem Weg nach Helms Klamm um ihre letzte noch starke Bastion in Rohan zu verteidigen. Ich lies alle Pferde satteln und ritt los. Wir versuchten sie einzukreisen und viele von ihnen starben durch unsere Klingen, doch einige von ihnen konnten fliehen, wieder dahin zurück wo sie herkamen. Wir waren in der Überzahl unsere Verluste sind weit geringer als die ihren. Das wird diesen dreckigen Orks und ihrem dunklen Herren eine Lehre sein.“
„Sind alle zurück gekehrt?“, fragte Elea.
„Nur wenige unsere Männer haben wir verloren und einige Pferde. Sie werden vor den Toren der Stadt aufgebart. Und einige wohl Wahnsinnige sind den Flüchtlingen hinter her geritten. Ich konnte ihnen nicht folgen, hinter der Grenze ist es zu gefährlich. Dort lauern nicht nur Orks, auch Menschen denen man nicht vertrauen kann. Menschen die sich bei Sauron einen Namen machen möchten.“
Elea ahnte schreckliches: „Habt ihr sie gekannt?“
Besorgt sah Eowyn nun in Eleas Augen, sie ahnte was sie vermutete: „Ich kenne sie nicht beim Namen, aber sie reiten seit längerer Zeit an unserer Seite“, sie setzte kurz ab und holte tief Luft „Es waren keine Rohirrim.“

Die Wut begann wieder in der Frau zu kochen. Ihr Gesicht nahm eine rote Farbe an, ihre Hände aber waren kühl und zittrig. „Warum tut er mir das an, warum kann er nicht einmal bei mir bleiben?“
Brianna legte den Arm um Eleas Rücken und strich ihr mehrmals darüber. „Lass uns rein gehen“, sagte sie und gemeinsam gingen sie zum Gasthof zurück.
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Re: Aldburg
« Antwort #7 am: 28. Mai 2010, 18:32 »
„Brianna! Ich glaube es ist nun Zeit aufzubrechen.“
Schweigend saß die Frau aus Thal neben ihr. Sie wollte nicht widersprechen, denn Eleas Entschluss stand fest, egal ob sie mitkam oder nicht. Brianna nickte ihr zustimmend zu.
„Packen wir unsere Sachen. Je eher wir losgehen, umso geringer der Vorsprung den er hat.“

Sie gingen die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Die Sonne stieß ihre hellen Strahlen durch die schmalen Fensterschlitze. Der Staub rieselte wie feiner Schnee durch die Luft. Sie zog sich das Kleid über den Kopf und begann damit sich die Lederrüstung anzuziehen. Das Kurzschwert und den Bogen band sie mit einer Schnur um ihre Brust und fixierte Sie am Rücken. Brianna tat es ihr gleich.
„Ich hoffe die werden wir nicht brauchen“, warf Brianna die Worte auf die Schwerter, die sie in der Hand hielt. Sie hallten durch den Raum und verstummten, ohne eine Antwort zu erhalten.

In der Gaststube nahm sie kaum einer wahr. Bewaffnete Frauen waren in Rohan kein seltener Anblick.
„Hey, ihr zwei“, schrie die Wirtin von der Schank herüber, „hier habt ihr etwas Proviant für die Reise. Machts gut.“ Sie legte einen großen Laib Brot auf den Tresen.
„Wir danken euch. Könnt ihr uns die noch anfüllen?“, fragte Elea höflich und hielt ihr die beiden Wasserschläuche hin.

Elea öffnete die Tür und ein Stoß frischer Luft drängte in den Raum. Licht durchflutete den Eingangsbereich. Ein letztes Mal nickte sie der Gastgeberin dankend zu und verschwand hinter der Tür.
„Halt!“, ertönte ein Befehl von draußen „Ihr wollt gehen? Wohin?“
„Ich muß Herrin von Rohan.“
„Ihr wollt diesem Wahnsinnigen hinterher eilen, richtig?“, fragte Eowyn.
„Ja. Einer von ihnen war mein Mann.“
„Ihr stürzt euch in den sicheren Tot Elea. Bleibt hier oder geht zurück in den Norden.“
„In meiner Heimat ist kein Leben. Nicht ohne ihn.“
„Dann kann ich euch wohl nicht weiter helfen.“
„Das habe ich nie von euch verlangt Eowyn. Ich bin euch dankbar für eure Gastfreundschaft. Ihr habt weit mehr getan als nötig war.“

Eowyn legte die Hand auf Erelieva’s Oberarm: „Lebt wohl, Elea von den Dunedain.“
„Auf Wiedersehen“, schloß Elea und wandte sich ab.

„Elfhelm!“, klang die Stimme Eowyns aus dem Hintergrund. Sie deutete einem ihrer Männer.
Er ritt auf die beiden Reisenden zu: „Ein Geschenk unserer Herrin“, sagte er und übergab ihnen zwei Pferde.
„Eilt wie der Wind und noch schneller, damit ihr ihn bald eingeholt habt“, sagte Eowyn laut und winkte zum Abschied.

Es war bereits früher Nachmittag als Brianna und Elea sich auf den Weg nach Gondor machten, auf den Fährten von Haldar.

Elea in die Verliese von Minas Tirith

Brianna auf die Straßen Minas Tiriths
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 14:56 von Fine »
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The Chaosnight

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Re:Aldburg
« Antwort #8 am: 16. Okt 2010, 15:54 »
Aiwyn, Jutan und Mároneth von: Ebenen vor Fangorn


Sie erreichten Aldburg gegen Ende des vierten Tages seit Anbruch aus dem Fangornwald. Lediglich die Fackeln an der Stadtmauer erhellten die pechschwarze Nacht etwas, jedoch kaum merklich - lediglich die steilen Mauern und die Unterkunft des Torwächters stachen aus dem Dunkel hervor, sodass die Stadt schon beinahe unwirklich und gespenstisch wirkte. Langsam schaute Aiwyn aus der Ferne auf sie und dachte nach, würde sie hier irgendetwas neues erfahren können oder würde sie auch hier nur wieder enttäuscht und verletzt werden? Sie kamen dem Tor er Stadt immer näher und Aiwyn fürchtete sich schon jetzt vor dem Empfang vor ihr, seit sie aus dem Osten fortziehen musste wurde sie an jedem einzelnen Dorf feindlich begrüßt und ihr fiel kein einziger Grund ein warum dies hier anders sein sollte. Doch es gab keinen anderen Weg den Aiwyn einschlagen könnte, in Aldburg ruhte die einzige Hoffnung genug über Rohan zu erfahren um die Suche fotzufahren. eine Suche, der Aiwyn alles untergeordnet hatte und wegen welcher sie jedes einzelne Kapitel ihrer Geschichte seit Seestadt drei Fremden anvertraut hatte und weswegen sie seitdem mit dem seltsamen Gefühl umherläuft nicht mehr alleine Herrin ihrer Geschichte zu sein und keinen eigenen Raum für sich zu haben, der ganz alleine ihr gehört.

Als sie in Sichtweite des Tormannes kamen näherte sich dieser sofort mit zwei schwer gepanzerten Soldaten hinter sich und rief der Gruppe entgegen: "Wer seid ihr? Was wollt ihr?"  Jutan war der erste, der antwortete: "Ich bin Jutan aus Helms Klamm, Faendir riet uns Erkenbrand aufzusuchen." der Tormann ließ nur ein grunzendes Lahen von sich, welchem die Soldaten miteinstimmten: "Was soll denn ein Faendir sein? Verschwindet ihr Betrüger!" Dieser Satz genügte Aiwyn, langsam trat sie weiter nach vorne bis sie nur noch kurz vor dem Mann stand, welcher nun etwas verunsichert rief: "Verschwindet...ich bin bewaffnet!"
"Dies sehe ich", murmelte Aiwyn, während sie die verschwommenen Augen des Mann scharf anvisierte. Auch wenn sie direkt vor ihm stand konnte sie sein Gesicht nur verwischt wahrnehmen, doch dies genügte ihr um ihn genug zu verunsichern: "Doch wenn ihr es noch einmal wagt meine Ehre in Frage zu stellen nützen euch weder dies noch eure zwei Kameraden." Sie machte eine kurze Pause und ergänzte giftig: "Solltet ihr Faendir nicht kennen scheint es mit eurem Menschenkenntnissen nicht sonderlich weit zu sein, Erkenbrand wäre darüber bestimmt nicht erfreut." Aiwyn machte eine etwas längere Pause, sie hatte schon lange nicht mehr versucht nur übers Reden ein bestimmtes Ziel zu erreichen und es lief gerade schon beinahe zu gut; sie bemerkte wie sie dazu überging den Bogen zu überspannen und das Ziel aus den Augen zu verlieren. Sie musste dringend zu einem Abschluss kommen, bevor sie den Mann dazu bringen könnte sie alle umzubringen. "Wir sind Überlebende von der Schlacht um Lorien, die hier in Rohan die letzten Reste ihrer Heimat befreien wollen oder ihre Angehörigen suchen, Erkenbrand ist der einzige Rohirrim der uns weiterhelfen kann. Helft uns und ihr helft Rohan,  genug von diesen Bestien ziehen noch auf den Straßen umher, da werdet ihr jedes Schwert brauchen, welches ihr finden könnt" Sie setzte gerade an um fortzufahren, stoppte jedoch abrupt, sie hatte gesagt was gesagt werden musste, jedes weitere Wort würde nur alles ruinieren. Was folgte war Stille, unangenehme Stille, die ihr alle Nerven abverlangte, sie wusste nicht was in diesem Mann vorging, war ihre Einschäzung ihm gegenüber falsch? Hatte sie was falsches gesagt? Sekunden der Ungewissheit strömten ins Land bis sie ein erleichterndes "Geht rein!" vernahm und zusammen mit Jutan und Maroneth die Stadt betrat. Kaum waren sie hinter der Stadtmauer bemerkte Aiwyn wie sehr sie schwitzte, diese kleine Auseinandersetzung hatte ihr alles abverlangt und hätte auch schnell schiefgehen können - sie war vollkommen aus der Übung und stützte sich primär auf Erinnerungen an Tormänner des Ostens, doch irgendwie war ihr das Glück heute wohlgesonnen und leitete ihren Weg in die Stadt - einen Faktor auf den Aiwyn nicht ständig vertrauen sollte, sie hatte schon genug erlebt um zu wissen, dass alles was misslingen kann igendwann misslingen wird. Trotz des Erfolges ärgerte sie sich schon fast über ihre eigene Torheit alles auf eine Karte zu setzen, war jedoch so von Erleichterung geprägt, dass dieser Ärger nicht ausbrechen konnte.
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Re:Aldburg
« Antwort #9 am: 16. Okt 2010, 16:01 »
Außerhalb der Stadtmauern war kaum etwas in der Stadt zu erkennen, lediglich an einzelnen Häusern hing mal eine Fackel oder Laterne, doch größtenteils wirkte die Stadt wie ausgestorben. Wie auch vor der Stadt war wieder nur ein einzelnes Gebäude erkennbar: Eine riesige Halle im Zentrum der Stadt, deren Eingänge schwer beschützt wirkten. Erneut traten die drei vor und erzählten von Faendir und dem ersuchten Treffen mit Erkenbrand und erfreulicherweise ließ diese Torwache die drei Reisenden ohne weitere Nachfragen passieren. Die Halle war innen nur spärlich ausgestattet, ein paar alte Statuen, ein alter noch halb verstaubter Wandteppich und die verblassten Überreste prunkvoller Deckenkunst waren alles Sichtbare. Steinernde Pfähle durchdrungen die Innenfäche soweit, dass die wahre Größe der Halle nur zur Seite hin sichtbar wurde, der Weg in die Länge war höchstens erahnbar.

"Wartet hier", sprach die Torwache, "Ich werde Herrn Erkenbrand von eurer Ankunft unterrichten." Nach kurzer Zeit kam der Mann Rohans zurück und sagte nur in einem merkwürdig matten Ton "Folgt mir!"
Er führte sie hinter die Wände aus Pfeilern und geleitete sie zu dem abgerundeten Endstück der Halle, dessen ganze Struktur sich auf eine riesige Bank von massiven thronähnlichen Stühlen zentrierte, die allesamt verwittert und vergessen aussahen, als ob sie seit Jahrhunderten nicht benutzt worden seien. Ehrfürchtig blickte das Trio auf die Konstruktion bis sie eine dumpfe Stimme hinter dem Thron vernahmen: "Schön, nicht wahr? Die alten Könige Rohan saßen hier und kamen in Krisenzeiten mit den Marschällen und anderen Würdenträgern zusammen und beratschlagten das weitere Vorgehen...lang ist es her und doch dient diese Halle nun erneut zum Planen und Regieren." Eine Person betrat den Raum, die dem ganzen Auftreten nach nur Erkenbrand darstellen konnte: Sie war groß und kräftig und erinnerte dem Auftreten nach schon beinahe einem König, an ihrem Gürtel hing ein riesiges schwarzes Horn uns die Torwächter verneigten sich ehrfürchtig vor ihm.

Er fuhr fort: "Ihr erwähntet ein Treffen mit Faendir, hatte er etwas neues zu berichten?" Maroneth ergriff als erster das Wort: "Nein, wir trafen ihn am Fangornwald als wir gerade nach Rohan wollten und er sagte uns, dass Edoras gefallen sei und er nicht wüsste wie es im Rest des Landes aussieht und wir uns dafür an euch wenden sollten."
Erkenbrands Gesicht sah kurz enttäuscht und traurig aus, nach einer kurzen Pause sagte er: "Faendir hatte Recht, Edoras fiel im Kampf gegen die Orks und viele weiteren Städte und Dörfer teilen sein Schicksal. Die Überreste unseren Landes konnten zwar Isengard erstürmen, doch liegt das Land noch immer in Trümmern - die Haupstadt wurde vernichtet, viele Landstriche sind verwüstet, unsere Armeen sind versprengt und führerlos und unsere große Feste liegt noch immer in den Händen des Feindes, kampfbereit und voll bemannt. Sollten die Besatzer ausschwärmen würden sie alles umliegende überrennen! Ich habe Späher ausgesandt um die Lage besser zu erkunden und die besten Spione des Landes versucht einzuschleusen und keiner von denen kehrte je zurück. Wir haben im Moment keine Armee um dieser Gefahr Herr zu werden, das gesamte Umland der Klamm ist im Moment absolutes Sperrgebiet für unser Volk. Im Moment können wir nur unsere verbliebenden Hochburgen aufbauen und für unsere Landbevölkerung hoffen.
Mehr kann ich Euch auch nicht sagen, außer dass einzelne Orkgruppen noch immer durch das Land streifen und auf Plünderung aus sind, sowie dass viele Dunländer irgendwie versuchen entweder aus dem Land zu fliehen oder in der Klamm Zuflucht zu erreichen." Seine Stimme wurde bedrohlicher und nahm schon beinahe aggressive Züge an: "Traut keinem von denen, wenn sie sich unterlegen fühlen versuchen sie schnell zu handeln, kaum sind sie jedoch in der Überzahl oder einer steht alleine da hat er eine Klinge im Nacken!"

Aiwyn brauchte derweil gar nicht lang über das gesagte nachzudenken, sie hatte noch immer Jutans Aussage im Hinterkopf, dass die Klamm eine der größten Reichsstädte war und dort bestimmt viele Flüchtlinge hinliefen als sie noch stand und sie war Jutan noch immer das Versprechen schuldig ihn dorthin zu begleiten egal was es kosten möge. Mitten in eine weitere Auskunft Erkenbrands über die Anzahl der Verluste sprach sie hinein: "Ich werde nach Helms Klamm ziehen und seine Befehlshaber zerschmettern!" Die drei guckten sie schockiert an, Jutan fragte entgeistert: "Bist du wahnsinnig geworden?", Maroneth schien diesen Schritt nicht zu verstehen und Erkenbrand erwiderte nur: "Die besten Späher Rohans sind an dieser Aufgabe gescheitert, wie wollt ihr es dann schaffen?" Aiwyn musste kurz auflachen, jahrelang war sie trotz bestem Bemühen immer für einen Anhänger Saurons gehalten worden und nun wo sie es darauf anlegte glaubte ihr keiner. Sie trat zwei Schritte nach vorne um in dem Lichtkegel der Fackeln zu stehen und sagte zu Erkenbrand: "Seht mich an, ich lebe nun seit Jahren im Westen Mittelerdes und obwohl ich es nie drauf anlegte war ich immer bestenfalls als Spionin verschrien, diese primitiven Orks werden wohl kaum die ersten sein, die auf den ersten Blick mein wahres Ich erkennen werden, außer wenn die Nordmenschen generell vertrottelt sein sollten. Alles was ich brauche ist passendere Kleidung, Elbenkleider dürften selbst dem dümmsten Höhlentroll auffallen. Hier kommt Ihr ins Spiel:  Zeigt mir die Waffenkammer und gebt mir was ich brauche und die Klamm ist in einer Woche zurückeroberbar!" Maroneth und Erkenbrand starrten sie noch immer fassungslos an, letzterer erwiderte jedoch etwas verwirrt: "Vielleicht habt Ihr recht, vielleicht sind unsere Späher nur gescheitert weil sie eben unsere waren, eure Chancen sind dort bei weitem besser. Ich werde euch eine Wache mitgeben, mit der ihr euch in der Waffenkammer umsehen könnt."
Jutan dagegen war anscheinend noch immer nicht sonderlich überzeugt. "Das ist wahnsinnig, die werden dich zerfleischen!", war das einzige was er hervorbrachte. Aiwyn atmete einmal tief aus und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Wir kennen uns noch nicht sonderlich lange, Jutan, doch ich weiß genau warum ich dir versprochen habe mit dir nach Helms Klamm zu gehen. Du bist einer der wenigen Menschen die ich nicht als rachsüchtige instinktgetriebene Bestien kennenlernen durfte und du hast mir den Weg gewiesen um möglichst schnell hierher zu kommen. Ohne dich hätte ich keine Hoffnung mehr haben können und nun liegt es an mir meinen Teil unserer Vereinbarung einzuhalten. Wenn ich dich nicht zur Klamm begleiten kann werde ich dir zumindest den Weg dafür ebnen, das ist das mindeste was ich tun kann."
Er nickte stumm und Aiwyn wandte sich erneut an Erkenbrand: "Dann bringt mich zu eurer Wache!"
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Re:Aldburg
« Antwort #10 am: 16. Okt 2010, 16:03 »
Mit lauter Stimme rief Erkenbrand die Torwache, die sie zu ihm geführt hatte und sagte:  "Führe sie zur Waffenkammer und gib ihr jede Ausrüstung die sie will!" Die Torwache verneigte sich, drehte sich schwungvoll um und sagte: "Folgt mir!"
Er führte sie einmal um die halbe Halle herum zu einer kleinen, vergleichsweise neuen Baracke, öffnete die Tür und ließ sie herein. Erstaunt sah Aiwyn sich um: Jede Mengen Waffen und Rüstungen hingen an der Wand, waren an menschenähnlichen Statuen befestigt oder lagen auf verschiedensten Tischen verteilt, egal wohin man sah erkannte man die Ausmaße der menschlichen Kriegskunst dargestellt in Kriegsgeräten aus scheinbar dutzenden Generationen und Gebieten. Auf dem ersten Tisch sah Aiwyn eine rostige Heugabel, deren Griff notdürftig über stählernde Ersatzstücke zusammengehalten wurde, direkt daneben lag eine monströse silberne Keule die einem Troll würdig wäre und wiederum daneben lag ein Stapel grober Kettenhemden. Sie ließ ihren Blick weiter schweifen, fand jedoch nichts was sie als brauchbar ansah: Speere, Bauernwaffen wie Sensen, Heugabeln und Piken und Holzfälleräxte prägten das allgemeine Bild der Waffenkammer, als Rüstungen fielen größtenteils grobe Kettenhemden auf. Sie dagegen brauchte keine grobschlächtigen Waffen oder Rüstungen, sie suchte nach etwas einfacherem, leichterem. Doch anscheinend wurde hier nur das gelagert, was die Gefallenen zurückließen oder Flüchtlinge mit sich brachten, außer wenigen Prunkstücken wie der Keule oder einigen Panzern war nichts auch nur halbwegs brauchbar und alles war komplett unglaubwürdig für einen Diener Saurons. Am Ende des Gebäudes fand sie jedoch was sie suchte: Ein alter, vergilbter Mantel, der ursprünglich mal einen grünlichen Farbstrich gehabt haben könnte, nun jedoch höchstens als Grau durchgehen könnte, durch Dreck oder Flicken jedoch größtenteils Schwarz oder Braun war. Zielstrebig ging sie auf ihn zu und zog ihn sich über. "Ich nehme diesen Mantel hier", rief sie zu der Wache, die nur kurz nickte. Aiwyn hatte genau das gefunden, was sie wollte und bewegte sich geradewegs auf die Tür der Kammer zu.
"Das war es dann soweit", sagte sie im Vorbeigehen zum Wachmann, der kurz der darauf noch die Frage stellte wohin sie denn wolle, nach ihrer ehrlichen Antwort jedoch mit offenem Mund an der Tür stehen blieb und erst nachdem sie die Stadt schon wieder verlassen hatte ein leises "Dann lebt wohl" hervorbrachte und erst mehrere Minuten später kopfschüttelnd zu sich sagen konnte "So eine Person habe ich noch nie gesehen..."


Aiwyn, nach: Helms Klamm
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Re:Aldburg
« Antwort #11 am: 17. Okt 2010, 19:02 »
Aiwyn, von: Dorf beim Schneeborn


Kaum hatte sie Aldburg erreicht begegnete sie wieder dem misstrauischen Torwächter, der sie diesmal jedoch schnell reinließ, nachdem sie einen Auftrag Erkenbrands erwähnte. "Er erwartet Euch bereits" war das  einzige was er sagte, bevor er das Tor für sie öffnen ließ.
Vor Erkenbrands Halle traf sie den zweiten Torwächter, den, der sie zu den Waffenkammern geführt hatte.
"Willkommen zurück", murmelte der Tormann und ließ sie herein. Kaum hatte sie die Halle betreten, stand Erkenbrand, der mit einigen anderen Männern auf einer Bank vor der Thronkonstruktion saß, auf und ging hastig auf sie zu. "Habt Ihr etwas herausfinden können? Wie steht es um die Klamm?", fragte er direkt, was Aiwyn sofort beantwortete: "Der Feind ist nun führerlos, Rohirrim unter Gamling und Dunländer unter ihrem alten Herrscher kämpfen gemeinsam gegen die Besatzer, sie bitten Euch um Unterstützung um die Gefechte zum Wohl der Zivilbevölkerung möglichst schnell zu beenden." Erkenbrand stand mit offenem Mund vor ihr, "Was ist passiert? Kommt mit zu den wenigen hier verbliebenden Marschällen und erzählt uns alles, sollte die Klamm befreibar sein werden wir alles in unserer Kraft stehende tun!"

Sie setzten sich auf die Bank und Erkenbrand begann von Aiwyns Mission zu erzählen und von seinem Wissensstand. Kaum hatte er beendet übergab er das Wort an Aiwyn, die sogleich begann: Sie erzählte alles mögliche über ihre Mission, oft unterbrochen von Nachfragen der anwesenden Marschälle, lediglich über ihre Beziehung zu dem Herrscher der Klamm schwieg sie. "Warum habt Ihr dem Dunländer vertraut?", war die letzte Frage, die ihr gestellt wurde, die Aiwyn direkt beantwortete: "Er war lange Zeit ein Mächtiger seines Volkes, Nachfahre von dem Herrscher, der Frieden mit Rohan schloss und nun ein niederer Diener der Orkmacht, der alles verloren hatte. Er hat keine Verhandlungsbasis um uns zu betrügen, er strebt nur danach seine Macht wieder zu erlangen und die Verantwortlichen für seinen Sturz - Saurons Armeen - aus dem Land zu vertreiben. Dutzende Dunländer in der Klamm und wahrscheinlich auch anderswo haben keine Verbindung mehr zu ihrem Herrscher, sie unterstehen direkt Saurons Heerführern und Beauftragten. Kaum ein Dunländer würde sich so extrem einer fremden Macht unterstellen und seine eigene Identität aufgeben, wahrscheinlich sitzt der Feind noch im Dunland selbst. Sobald dies auffliegt oder zumindest offengelegt wird, dass Sauron sie direkt an sich angliedert, werden sie mit aller Kraft gegen ihn kämpfen! Auch darf ich Euch daran erinnern, dass selbst Gamling diesem Plan zustimmte, der die Dunländer besser als jeder hier im Raum zu kennen scheint!"
"Ich danke Euch für Euren Einsatz um die Klamm, auch wenn ich wünschte, dass die Konflikte nicht in solchem Kräfteverhältnis begonnen hätten...Ich werde mit den hier anwesenden Marschällen entscheiden wie viele Reiter und Fußsoldaten wir in dieser Festung entbehren können, leider gibt es noch immer viele Plünderer in dieser Umgebung und nach Herrn Eomers Schicksal muss man hier besonders vorsichtig sein", sagte Erkenbrand am Ende ihrer Ausführung düster und mit Trauer in der Stimme.

Aiwyn erinnerte sich an diesen Namen, in Lorien hatte sie ihn zwei mal gehört: Zuerst vom gondorianischen Herrführer Faramir und dann kurz vor ihrem Aufbruch von Jutan. Soweit sie verstanden hatte schien er ein großer in Rohan zu sein, ein hoher Heerführer, ein Herrschender und ein Weiser. Alle sprachen immer in höchster Anerkennung von ihm, was auch immer mit ihm geschehen war, schien Erkenbrand und die Marschälle ziemlich mitzunehmen. "Was ist mit Herrn Eomer?", fragte sie vorsichtig, doch Erkenbrand zischte nur wütend als Antwort und erwiderte dann traurig: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt darüber zu reden, merkt Euch nur, dass Rohan nun schwere Zeiten bevorstehen, die einzige Erbin wird nach Gondor weiterziehen und kämpfen, fällt sie, fällt Rohan. Wir können seine Stellungen halten und kurzfristig sichern, doch ohne König können wir keinen Krieg führen oder das Land als ganzes auf Dauer schützen.", schon beinahe flüsternd ergänzte er: "Unsere Ressourcen sind beschränkt, viele Soldaten sind gefallen und das Volk wird bald einen König verlangen, der die Schäden reparieren wird. Gerade die Bauern sind kriegsmüde und doch sind sie diejenigen, auf denen die Last der weiteren Verteidigung ruhen wird. Ein Gegenschlag muss sorgsam geplant sein. Ich verspreche Euch alles zu tun möglichst schnell aufbrechen zu können, doch liegt dies nicht allein an mir."
Aiwyn neigte ihren Kopf, "Ich danke Euch, doch muss ich gleichzeitig um erneuten Zugang zur Waffenkammer bitten, sowie die sofortige Erlaubnis zum Aufbruch bitten, viele Besatzer der Klamm dürften im Rückblick meine Tarnung durchschaut haben und es wäre eine Gefährdung für jeden Soldaten eine solche Zielscheibe mitzunehmen."
Erkenbrand seufzte: "Ihr habt großes für Rohan getan und wir würden gerne Eure Waffen im Gefecht an unserer Seite wissen, doch Ihr habt schon genug für uns getan, sodass wir unmöglich darauf bestehen können. Möget Ihr Euer Glück finden!"

Aiwyn erhob sich und verließ die Halle und ging erneut zu der Torwache, die sie zu der Waffenkammer führte. Kaum hatte Aiwyn sie betreten sagte die Wache leicht lächelnd: "Wollt Ihr heute wieder Haushaltsware oder darf es heute etwas mehr sein?"
-"Nein, heute habe ich wirklich größeren Bedarf, vor allem im Bereich des Bogenzubehörs.", antwortete sie ebenso lächelnd.
"Sehr gut, ganz hinten rechts ist unsere beste Ware"
Aiwyn bedankte sich und ging in die Ecke, wo Ihr sofort eine Wand aus Köchern auffiel und weitere brauchbare Hilfsmittel. Nach einem kurzem Blick legte sie sich einen grünlichen Köcher mit silberner Öffnung um, sowie nach kurzem weiteren Blicken dazu passende, feine, grüne Handschuhe mit silbrigem Ende und einen schwarzen Gürtel in Blattform, an dem sie ihre Waffen und die Handschuhe befestigte. Ihr Blick folgte den Waffen weiter. Zuerst wechselte sie die Pfeile im Köcher aus, anstelle der rotbefiederten Pfeile mit breiter Spitze traf sie eine Auswahl an silbrigglänzend befiederten Pfeilen mit dünner Spitze und silbrigbläulicher Befiederung mit etwas dickerer Spitze. Nach etwas längerer Überlegung ergänzte sie dieses Sortiment mit einem Bündel alter und einfache Pfeile ohne nennenswerte Eigenschaften. Dann nahm sie sich drei kleine schwarze Gürteltaschen, die sie sogleich an selbigen befestigte und griff zuletzt zu einem silbernen Stirnreif, der eng verschlungen aus feinsten Mustern bestand und Aiwyn aus unerklärlichen Gründen faszinierte. Sie ging noch einmal sicher, dass die neue Ausstattung fest genug am Körper saß und verließ die Kammer erneut. Sie verabschiedete sich von der Torwache und verließ die Stadt, fest entschlossen am Schneeborn ihre Suche fortzusetzen und wenn es noch so lange dauern sollte - immerhin wusste sie nun auf dem Weg zu sein!


Aiwyn, nach: Die Flüsse Rohans und der Rauros
« Letzte Änderung: 19. Aug 2016, 13:57 von Fine »
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Re:Aldburg
« Antwort #12 am: 5. Mai 2013, 23:32 »
Farillions Start:

Farillion näherte sich Aldburg von Osten. Er konnte es nur Glück nennen, was ihn schließlich hierher geführt hatte. Soweit er wusste gab es in Imladris keine Karte (zu der er Zugang hatte) die neu genug war um Aldburg zu zeigen. Vor einiger Zeit war er alleine von Imladris aus aufgebrochen und hatte sich auf den Weg nach Süden gemacht. Die meisten kampffähigen Elben waren bereits ausgerückt und die wenigen die blieben, dienten der Verteidigung. Dass er nicht direkt mitgekommen war, lag nur daran, dass er sich auf einer längeren Mission befunden hatte und so vom Auszug nichts mitbekommen hatte.
Da Farillion weder ein Pferd besaß, noch dass er reiten konnte, war er zu Fuß losgegangen. Nach etwa einem Monat hatte er die Porte von Rohan passiert und danach hatten die Probleme begonnen. Rohan hatte schwere Zeiten durchlitten, sodass es weitestgehend unbewohnt und entvölkert war. Viele Menschen waren in die Städte geflohen und hatten ihre Höfe im Stich gelassen. Die Westfold war immer noch vom Krieg gegen Isengart gezeichnet. Was an Gehöften einst gewesen war, war nun niedergebrannt mitsamt den Feldern und die Ernten waren geplündert worden. Die Tiere, die nicht mitgenommen werden können, waren geklaut oder getötet worden. Farillion hatte gehofft jemanden zu finden, den er fragen konnte, doch lange Zeit war dies von wenig Erfolg gekrönt. Er hatte noch eine grobe Karte Rohans im Kopf gehabt und war so in Richtung Folde aufgebrochen, von wo er wusste, dass Aldburg liegen sollte. Dieser Landstrich war weitestgehend zwar vom Krieg verschont gewesen, doch auch hier waren die Menschen entflohen. Als er schließlich doch einen Mann auf einem Feld getroffen hatte, war dieser entsetzt vor ihm weggerannt und hatte in einem unverständlichen Dialekt wüste Beschimpfungen geflucht. Farillion vermutete, dass dies der Dialekt der Rohirrim wäre und dass der Mann noch nie einen Elben gesehen hatte. Er konnte das gut nachvollziehen, der Mensch hatte ihm zuerst auch etwas Angst eingejagt. Als er ein paar Tage später auf ein bewohntes Gehöft stieß war es nicht viel besser. Auch diese Menschen sprachen nur die Sprache von Rohan, einen starken Dialekt des Westron, welcher für Farillion nicht verständlich war, da er an den nordischen Dialekt der Dunedain gewöhnt war. Allerdings kam Farillion weiter, in dem er nur "Aldburg?" fragte. Die Menschen konnten ihm so immerhin die Richtung zeigen, in die sich Farillion wenden musste. Er lief also in die angegebene Richtung weiter und durch reines Glück gelangte er zwei Tage später auf einen Hügel, von dem er eine große Stadt sehen konnte, die sich scheinbar riesig vor ihm erstreckte. Der Anblick hatte definitiv etwas Erstaunliches an sich, da Farillion noch nie eine Stadt gesehen hatte, die größer als Bree war und so blieb Farillion erstmal gebannt stehen. Diese Stadt musste Aldburg sein, da war Farillion sich sicher, und so hatte er sein Ziel schließlich doch noch erreicht.

Nachdem er den Hügel hinabgestiegen war, stand Farillion nun vor dem östlichen Tor nach Aldburg. Von weitem hatte es durch den Gesamteindruck der Stadt einen furchteinflößenden Eindruck hinterlassen, doch von nahem erschien es ihm auch nicht größer als das nach Imladris, vielleicht sogar etwas kleiner. Das Tor war aus einfachem Holz gefertigt und sah schon etwas älter aus. Da es mitten am Tage war, stand das Tor speerangelweit auf. Vor dem Tor standen zwei Männer, beide mit einem Speer bewaffnet, die das Tor bewachten. Sie trugen hohe Helme, unter denen ihre blonden Haare herausragten. Ihr Wappenrock war in einem dunklen Rotton mit grünen Elementen gehalten und sie sahen Farillion kritisch an. Farillion machte sich gefasst von diesen fremdländischen Kriegern aufgehalten zu werden, doch diese ließen ihn einfach passieren. Farillion schloss daraus, dass diese den Anblick von Elben schon gewöhnt waren, weshalb es sich zweifelsfrei um Aldburg handeln musste. Farillion schritt durch das Tor und betrat die Straße, die geradewegs vom Tor wegführte. Sie war eng, die Häuser waren klein und es wimmelte von Flüchtlingen. In allen angrenzenden Höfen waren kleine Zelte oder Unterschläge errichtet worden um die Vertriebenen, die aus allen Teilen Rohans heranströmten aufzunehmen. Auch die Straße war überfüllt, Menschen eilten umher, Kinder spielten im Dreck, Pferde wurden durch die Gassen geführt und auch Schweine und anderes Getier waren auszumachen. Allgemein hatte Aldburg hier große Ähnlichkeiten mit Bree, von den Geräuschen, den Gerüchen und dem emsigen Treiben. Und trotzdem war es ganz anders. Die Menschen waren überwiegend blond und auch ihre Gesichtszüge waren anders. Genauso die Häuser. Diese waren Strohgedeckt, hatten breite verzierte Holzgiebel und Holz war allgemein ein viel verwendeter Baustoff. Farillion bahnte sich einen Weg durch die Menschenmasse immer weiter in das Zentrum von Aldburg vor. Und mit seinem Weg veränderte sich auch die Stadt. Die Straße wurde breiter, die Häuser höher und die leicht dreckigen Häuser am Tor wichen, großen stark verzierten Hallen und Gebäuden. Die Dachgiebel waren nun wahre Meisterwerke. Sie nahmen die unterschiedlichsten Formen ein. Es gab Drachenköpfe, Pferdeköpfe, Äxte, Blumen und reine Muster. Bei einigen Gebäuden waren diese sogar golden. Auch die Türen und das restliche Holz wurden immer verzierter. Muster schlängelten sich um die Gebäude herum, goldene Linien waren zu sehen und Farillion sah, dass diese Stadt, die für Menschen schon alt sein musste einmal sehr schön gewesen war. Die Straße mündete in einen großen Platz, der der Markplatz sein musste und hier traf Farillion endlich auf andere Elben. Raschen Fußes ging er zu einem hin, den er gut vom Sehen kannte. „Hwandil, seid gegrüßt. Ich bin eben erst aus Imladris angekommen um mich euch anzuschließen.“ „Farillion, willkommen in Aldburg. Wenn du die anderen suchst, unser Lager befindet sich außerhalb des östlichen Tores. Doch wäre es vermutlich besser, wenn ihr euch erst bei Herrn Elrond anmeldet. Seht ihr diese Halle dort hinten? Die ganz große. Dort solltet ihr Herrn Elrond finden können.“
Farillion ging in die beschriebene Richtung und betrat das gezeigte Gebäude. Soweit Farillion das einschätzen konnte, war es das größte Gebäude in Aldburg. Es bestand aus mehreren Stockwerken, war reich verziert und den Eingang bildeten zwei riesige Torflügel, die so groß waren, dass man auch auf einem Pferd durchreiten konnte. An der Tür standen zwei Wächter, denen Farillion kurz sein Begehren schilderte, sodass sie ihn hineinließen. Da sie ihn und er sie einwandfrei verstehen konnten, nahm Farillion an, dass in großen Städten Rohans hauptsächlich Westron gesprochen wurde.  Drinnen fragte er einen der Menschen, den er sah, ob dieser ihm den Weg weisen könnte und tatsächlich konnte der Mann ihn zu Herrn Elrond führen. Farillion klopfte sachte gegen die Tür, an der er nun stand und von drinnen erklang die unverkennbare Stimme von Elrond: „Herein“
Farillion betrat das Zimmer, es war nicht groß, doch Elrond schien es als sein Arbeitszimmer zu gebrauchen, denn es stand ein großer Schreibtisch an einer Wand, der von dutzenden von Blättern und Karten bedeckt war. An der anderen Seite stand ein großes Regal voller Bücher. Diese Bücher schienen allerdings keineswegs elbischen Ursprungs zu sein, sondern Werke der Menschen. Farillion grüßte Elrond und erzählte, dass er gekommen war um sich den Truppen Imladris anzuschließen und ihnen zu dienen so gut es ging. „Das erfreut mich das zu hören.“, antwortete Elrond ihm, „Ich weiß natürlich, dass ihr kein Kämpfer seid, aber ich kenne genauso gut eure Stärken und bin mir sicher, dass ihr uns nützlich sein könnt.“ Farillion erfuhr noch einige Informationen über Aldburg und Rohan allgemein und dann machte er sich auf, in das Lager der Elben zu gehen und dort nach einem Zelt zu suchen, in dem er schlafen könnte.
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Die Reiter aus dem Wold
« Antwort #13 am: 15. Jun 2013, 18:28 »
Farillion war schon seit einigen Wochen in Aldburg. Er hatte sich den anderen Elben angeschlossen und einiges vom Krieg aufgeschnappt. Im Lager herrschte allgemein gute Stimmung. Der Krieg in Rohan ruhte schon seit einer ganzen Weile, so dass die Elben nichts zu tun hatten und sich die Zeit vertrieben. Sie feierten die bisherigen Schlachten, die zwar wenige aber trotzdem siegreich waren und aus Imladris waren nicht nur Krieger ausgerückt. Auch verschiedene andere Elben waren aus den unterschiedlichsten Gründen mitgekommen. So gab es natürlich diejenigen, die sich um die Verpflegung kümmerten. Trotz der fremdländischen Gegebenheiten schafften die Köche aus Imladris es trotzdem noch etwas auf zum Essen zu zaubern, was der Qualität von Imladris entsprach. Viele waren es nicht und so bekamen sie Unterstützung von Menschen aus Rohan, über die sich die Köche bei jeder Gelegenheit beschwerten, genauso wie über die Zutaten, die sie in Rohan bekamen. Auch Schmiede, Pfeilmacher und andere Handwerker waren mit ausgezogen und versorgten nun die Elben in der Fremde. Im Moment gab es wenig zu tun für sie, sodass sie den Größtteil ihrer Zeit damit verbrachten sich mit den ansässigen Handwerkern auszutauschen und deren Produkte anzuschauen. Die elbischen Arbeiten waren denen der Rohirrim zwar in den meisten Teilen deutlich überlegen, doch die fremdländischen Erzeugnisse riefen nichts desto trotz Interesse bei den Elben hervor. Im Gegenzug zeigten die Elben sich auch bereit Wissen weiterzugeben und einige Knaben aus Rohan schauten ihnen fleißig zu und wurden von den Elben unterrichtet, so gut es eben ging, da fast alle Elben kein Westron sprachen und auch die Rohirrim kein Elbisch. Viele Knaben aus Rohan machten sich auch als Stallburschen verdient. Insgesamt kümmerten sich die Einheimischen fast ausschließlich um die Pferde der Elben.

Auch Farillion hatte bisher noch nichts unternommen. Den größten Teil der Zeit war er dabei gewesen alte Bekanntschaften zu erneuern, oder durch diese fremde südländische Stadt zu schlendern. Vieles war hier anders. Die Straßen wirkten enger und bedrückender auf ihn, kleine Häuser drängten sich dicht aneinander und auch die Menschen schienen wenig Zeit zu haben. Über all war es geschäftig, hektisch und laut. Farillion vermisste die Ruhe, welche in Imladris überall zu spüren war, das Gefühl, der Beständigkeit und Ausgeglichenheit. Doch dies fehlte in den Straßen von Aldburg komplett.

Dies ist eine Stadt von Menschen für Menschen. Nichts davon ist vergleichbar mit Imladris. Die Menschen hier spüren den Wandel, die kurze Zeit, die sie nur auf der Welt verbringen und dass selbst diese Zeit nicht sicher ist. Hier sind Menschen aus ganz Rohan, geflohen vorm Krieg, manche haben alles verloren, einschließlich ihrer Hoffnung. Sie leben nur noch von einem Tag in den nächsten, versuchen zu überleben.

„Farillion!“, durch diesen Ausruf aus der Menge wurde Farillion jäh aus seinen Gedanken gerissen. Farillion blickte sich um, doch er konnte kein vertrautes Gesicht erkennen. „Farillion“, hörte er noch mal den Ausruf, diesmal deutlich näher und lauter. Als der Ruf das dritte mal ertönte, konnte er dann den Rufer bestimmen. Es war ein Rohirrim, für Farillion sah er auf den ersten Blick aus wie jeder andere, da es ihm immer noch Schwierigkeiten machte, die Menschen Rohans zu unterscheiden,  der jetzt fast neben ihm stand. Von nahem erkannte Farillion jetzt auch, dass es sich um einen Soldaten handelte. Er hatte einen Waffenrock an und in seinem Gürtel steckte ein Schwert, auf dem seine Hand lag. „Farillion, ich soll nach euch schicken, ihr werdet in der Ratshalle erwartet.

Der Soldat hatte keine weiteren Informationen, und so begab sich Farillion zur Ratshalle. Neben dem Eingang standen zwei Wachen, die die großen Türflügel offen hielten und Farillion trat ein. Der Raum war gefüllt mit einer Schar von Menschen und Elben, die herumstanden und sich über scheinbare Neuigkeiten zu unterhalten schienen. Von den Elben kannte Farillion fast alle vom sehen und die ihn erkannten, nickten ihm freundlich zu. Farillion gesellte sich zu einer Gruppe mit Elben, welche er gut kannte. Einer von ihnen war gerade dabei, anderen, die die Sprache der Menschen nicht verstanden zu übersetzten, was passiert sei:

„...  geflohen. Sie kamen anscheinend aus Lothlorien und haben mitgenommen, was sie tragen konnten. Die Reiter meinten, sie wären nicht verletzt gewesen, also sind sie wohl vor der Schlacht geflohen. Genaueres wissen wir aber nicht, da keiner der Elben mit den Rohirrim kommunizieren konnte. Die Reiter haben ihnen deshalb ein paar Sachen gegeben und die Hälfte der Reiter ist da geblieben, während der Rest auf direktem Weg nach Aldburg zurückgeritten ist.“

Damit endete der Elb und Farillion ließ sich anschließend den Anfang noch einmal erzählen, den er verpasst hatte. Ein Eored war bei einem Ritt durch den Wold auf eine Gruppe von mehreren 100 Elben gestoßen, die aus dem Norden gekommen waren, beladen mit dem, was sie tragen konnten. Farillion begriff, dass diese Neuigkeit der Grund war, warum alle hier versammelt waren. Unterdessen wurde das Thema in der Halle heiß diskutiert. Viele der Elben gaben ihre Meinung preis und auch die versammelten Rohirrim unterhielten sich lautstark, bis Elrond das Wort Ergriff und die Stimme hob.

 „Elben und Menschen“, begann er auf elbisch in die Menge zu rufen und alle Blicke wendeten sich ihm zu. „Wie ihr bereits gehört habt, wurde an der Nordgrenze Rohans eine Gruppe Elben erblickt, die aus Lothlorien gekommen sind. Wie auch einige Wissen, befindet sich der goldene Wald in der drohenden Gefahr eines Angriffs von Saruman, dem Abtrünnigen. Diese  Gefahr schien aber keinem der Weisen bedeutend genug um die Aufmerksamkeit auf ihn zu richten. Saruman ist gefallen und vertrieben worden. Er ist geflohen, mit nichts außer den engsten seiner Diener. Es erscheint unmöglich, dass er wieder zu Macht gekommen ist. Dies ist die Meinung, zu der wir gekommen sind, und die wir immer noch vertreten. Aus diesem Grund stehen wir jetzt nicht an der Seite unserer Brüder, viel zu unbedeutend ist dieser Angriff und viel zu gefährlich wäre es jetzt das Land der Menschen zu verlassen und zu entblößen.
Doch die neusten Ereignisse mahnen zur Vorsicht, Elben die in dieser Anzahl ihr Reich verlassen, können keinen Grund dafür haben als eine Gefahr, die größer ist als auch die weisesten geahnt haben. Und trotzdem kam keine Kunde aus dem Wald, weder Gute noch Schlechte. Kein Wort oder Bote erreichte uns. Und auch ich kann Loriens Schicksal nicht sehen.
Und nun stehen wir vor einer Entscheidung, wir können weder diese Stellung hier verlassen und das Schicksal der Menschen sich selber überlassen, noch können wir unsere Brüder und Schwestern ihrem vermeintlichen Schicksal überlassen. Und eine Entscheidung muss getroffen werden, doch mit Bedacht und Weisheit. Denn die einzigen, die von den Umständen mehr wissen, sind jene, die aus dem goldenen Wald nach Süden gegangen sind. Wir werden unsere Blicke nach Norden richten und Späher losschicken. Nachrichten über die Geschehnisse ist das, was wir brauchen, denn solange können wir nichts unternehmen. Doch jeder hier muss bereit sein, aufzubrechen und loszuziehen, wenn wir die Neuigkeiten bekommen, nach denen wir streben und die wir befürchten. Jederzeit kann dies passieren also haltet euch bereit Elben!“

Farillion hörte der Rede Elronds gebannt zu und musste unwillkürlich an Naerduriel denken. Was wenn ihr was passiert wäre. Er hatte sie seitdem nie wieder gesehen, wurde ihm klar. Plötzlich wurde er von Elrond aus seinen Gedanken gerissen, als dieser seinen Namen rief. Sein Name war nicht der einzige auch einige andere Elben wurden gerufen, die nach vorne kommen sollten, während der Rest gehen konnte, da die Versammlung zu Ende sei. Farillion bahnte sich also seinen Weg durch die Menge, bis er schließlich bei Elrond ankam. Insgesamt handelte es sich um eine kleine Gruppe, die noch da war und nun um Elrond versammelt stand. „Wie schon gesagt, werden wir Kundschafter aussenden“, brach Glorfindel, der zur Rechten von Elrond stand, das Schweigen. „Wir müssen herausfinden, was in Lothlorien passiert und warum die Elben ihre Heimat verlassen. Ihr, seit diejenigen, die für diese Aufgabe ausgesucht worden sind.“, sagte er und ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen. Auch Farillion schaute sich um. Die anderen Elben waren allesamt solche, mit denen er schon zusammengearbeitet hatte. Ein Großteil waren Waldläufer und Kundschafter, aber auch Krieger befanden sich unter ihnen. „Ich werde euch anführen“, fuhr Glorfindel fort, „morgen früh reiten wir los. Ich zähle darauf, dass jeder abmarschbereit ist. Jeder der kein Pferd hat, findet sich  bei den Stallungen wieder.“ Sie würden reiten, wurde Farillion klar. Er hatte noch nie auf einem Pferd gesessen und ihm wurde leicht schaurig zu Mute.

Lostir

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Féren, die Rote
« Antwort #14 am: 3. Jul 2013, 18:58 »
Früh am nächsten Morgen stand Farillion vor den Stallungen von Aldburg. Die Sonne ging gerade erst am Horizont auf und tauchte die Stadt in ein goldenes Licht.  Die Stallungen von Aldburg waren eines der ältesten Gebäude in der Stadt und stammten noch aus der Zeit von Eorl dem Jungen. Lediglich ein paar Anbauten waren mit der Zeit hinzugekommen und so waren die Stallungen immer größer geworden.  Insgesamt erstreckten sie sich über mehre größere und kleinere Höfe und unzählige Gebäude. Aber durch das große Tor, welches den Eingang bildete, und durch welches Farillion jetzt trat, waren einst Eorl und Felaróf hindurch geritten. Farillion lief gemächlich über den ersten Hof und schaute sich nach bekannten Gesichtern um. Die Pferde in den angrenzenden Gebäuden schienen alles Schlachtpferde zu sein. Ein handvoll Stallburschen bemühte sich gerade ein paar Pferde fertig zum Aufbruch zu machen, also ging Farillion zu ihnen und erkundigte sich. Der junge Mann der ihm antwortete zeigte mit der Hand in Richtung eines anderen Hofes und erklärte, dass er dort suchen sollte. Daraufhin begab Farillion sich in die gezeigte Richtung und begab sich zu dem Durchgang. Der Hof in den er nun kam, war von regen Arbeiten bestimmt. Hier waren keine Pferde untergebracht, sondern die Werkstädten. Es gab Sattler, Hufschmiede und allerhand andere Arten von Handwerkern. Dies war augenscheinlich nicht der Platz, den er suchte. Am Ende des Hofes gab es einen weiteren Durchgang und so ging Farillion durch diesen durch.

Der Hof, in den er sich nun begeben hatte, war deutlich kleiner, doch es schien der richtige zu sein. In der Mitte stand eine kleine Statue von einem Reiter, der ein Standarte hoch über dem Kopf schwenkte. Zu Füßen dieser Statue stand ein Reiter mit goldenen langen Haaren, ganz in eine glänzende Rüstung gekleidet und neben ihn ein großes weißes Pferd. Farillion ging zielstrebig auf Glorfindel zu und begrüßte ihn. Bisher schienen die beiden die einzigen zu sein, aber es würden auch nicht viele kommen. Die meisten der Weggefährten hatten ein eigenes Reittier und die Pferde der Elben waren, soweit dies Farillion wusste außerhalb von Aldburg, in der Nähe des Elbenlagers quartiert. Auch Glorfindel hatte sein Pferd, Asfaloth, von den Wiesen gerade erst hierher gebracht, damit er nicht noch einmal zurückkehren musste. Die Reiter würden sich dann auf dem Hügel nördlich von Aldburg versammeln und gemeinsam aufbrechen.

Während Farillion bei Glorfindel stand und mit diesem redete, kamen aus einem der Ställe ein Elb und ein Rohirrim heraus, welche ein Pferd führten. Farillion kannte den Elben vom Sehen, es war der Stallmeister aus Imladris, der anscheinend mitgekommen war. Das Pferd, welches vollständig gesattelt war, schien noch recht jung zu sein und das komplette Fell war von einer roten Farbe. „Dies ist Féren, was in unserer Sprache soviel bedeutet wie brennendes Feuer. Sie ist noch ein sehr junges wildes Pferd, aber ihr werdet schon mit ihr zurecht kommen“

Na toll, nicht nur, dass ich nicht reiten kann, ich bekomme auch noch ein junges wildes Pferd. Da kann ich mich ja gleich in den Dreck werfen.

Bei den Missionen in der Wildnis Eriadors waren Pferde eher hinderlich als nützlich gewesen. Meistens ging es durch dichte Wälder über unebenes Terrain oder durch anderes unwegsames Gelände. Einmal war Farillion von einem stolzen jungen Elben begleitet worden, der darauf bestanden hatte, sein Pferd mitzubringen. Am dritten Tag in der Wildnis, war es  gestürzt und hatte sich den Knöchel verstaucht, worauf es am nächsten Tag Pferdebraten gab. Aus diesem Grund hatte Farillion nie gelernt zu reiten und auf einem Pferd gesessen hatte er nur einmal als ganz junger Elb, als seine Eltern ihn auf ein Pferd gesetzt hatten und ihn an der Leine geführt hatten.

Farillon versuchte also auf das Pferd zu steigen, so schwer konnte dies schließlich nicht sein. Mit etwas Hilfe eines Stallburschens der plötzlich aufgetaucht war, gelang ihm das auch. Oben auf dem Pferd fühlte er sich aber auch nicht wohler. Farillion hatte kein Problem damit, auf Bäume oder Felsen in halsbrecherischer Art zu steigen, aber auf einem Pferd fühlte er sich alles andere als sicher. Der Elb erklärte gerade, wie man dem Pferd befehligte anzuhalten und wie man befehligte sich in Bewegung zu setzten. Auf ein Zeichen von ihm gelang dies Farillion sogar, sehr zu seinem überraschen. Das Pferd  trabte langsam los, nur als Farillion nach ein paar Metern das Pferd wieder anhalten wollte, passierte gar nichts. Farillion wurde zunehmend nervöser und versuchte deshalb das Pferd mit aller Kraft zum Stehen zu bringen, mit dem Erfolg, dass das Pferd nur noch schneller und wilder wurde. Farillion verlor daraufhin vollständig die nerven und kauerte sich solange an den Rücken des Pferdes, bis ein Pferdeknecht dem Pferd in den Weg trat und dieses zum stehen brachte, allerdings nicht ohne sich vorher aufzubäumen und Farillion abzuwerfen.
Am Boden liegend blickte Farillion sich um. Er war weich gefallen, da der ganze Hof mit Stroh bedeckt war, dass seinen Fall abfing. Im Hof hatten sich eine größere Menge Leute versammelt, die grinsend zu ihm herüber schauten, doch sobald sie seinen Blick spürten sich schnell wegdrehten. Glorfindel war mittlerweile mit einem anderem Elben beschäftigt, den er gerade begrüßte, doch er nickte Farillion kurz aufmunternd zu und Farillion beschloss so schnell nicht aufzugeben. Mit etwas Hilfe stieg er wieder auf das Pferd und versuchte es noch einmal. Wieder schaffte er es, das Pferd in Bewegung zu setzten. Bevor wieder alles so schiefgehen sollte, versuchte er diesmal vorher noch etwas auf dem Pferd sitzen zu bleiben. Das Pferd trabte also gemütlich über den Platz und als das Pferd am Ende des Hofes vor der Wand eines Gebäudes ankam, wechselte es die Richtung und bog nach links ab. Farillion beschloss darauf, dem Pferd seine Richtung vorzugeben und lenkte das Pferd nochmal nach links, damit sie wieder auf die Mitte des Hofes kommen sollten. Das Pferd bog auch leicht nach links ab, doch kurz danach ging es wieder in seine alte Richtung über. Farillion versuchte noch einmal, diesmal kräftiger zu lenken, doch das gefiel dem Pferd gar nicht. Es schwenkte kurz nach links, bäumte sich auf, sodass Farillion sich nur mit Mühe und Not überhaupt noch im Sattel halten konnte, und rannte dann los, geradewegs auf den Durchgang zu und von dort in den nächsten Hof, in dem er schon vorher gewesen war.

Die Situation war alles andere als glücklich für Farillion. Er saß auf einem jungen wildem Pferd, über dass er augenscheinlich keinerlei Gewalt hatte und dass mit einem, für ihn enorm scheinenden, Tempo durch die Stallungen von Aldburg ritt. Farillion hing dicht gebeugt am Hals des Tieres und bekam nur halb mit, was um ihn herum passierte. Sie waren im Hof mit den Handwerkern angekommen und diejenigen, die sich in der Mitte des Hofes befanden, rannten eilig zur Seite. Plötzlich erschien neben Farillion ein anderer Reiter, der in vollem Galopp die Zügel von Farillions Pferd in die Hand nahm und dieses dazu brachte, erst langsamer zu werden und dann ganz anzuhalten. Noch zitternd blickte Farillion prüfend zu Boden und als er dort Stroh entdecken konnte, ließ er sich erleichtert vom Pferd fallen. Es war vielleicht ein schmerzhafter Weg, aber er wollte so schnell wie möglich von dem Pferd herunter. Der andere Elb stieg auch von seinem Pferd ab und half Farillion vom Aufstehen, während er sich erkundigte, ob alles in Ordnung sei. Farillion tat nach dem zweiten Mal Fallen der Rechte Arm etwas weh, doch sonst schien alles in Ordnung zu sein.
Jetzt erst kam Farillion dazu sich den anderen Elben, genauer anzusehen. Er hatte ihn in Imladris schon ein oder zweimal gesehen, doch er konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern. „Danke für die Hilfe, doch leider ist mir dein Name entfallen.“ „Lagond“, half ihm schmunzelnd der andere Elb nach. „Und du bist, soweit ich mich erinnere Lostir?“ „Das stimmt, aber genannt werde ich eigentlich immer Farillion oder auch Farillion der Grüne, wegen meiner Vorliebe für die Kleidung der Waldläufer.“ „Das sehe ich. Und auf die Frage zu antworten, die ich deinen Augen ablese, ich bin nicht zum ersten Mal geritten. Ich bin zu Pferde nach Rohan gekommen, doch ist es bei einer der Schlachten leider gefallen. Und da wir nicht genügend Pferde haben, bin ich jetzt auch hier um eines der Menschen zu bekommen. Doch Kopf hoch, diese Pferde sind mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser. Sie sind eine wilde und schnelle Art und wirklich gut zu reiten, kann ich dir sagen. Auch wenn sie nicht ganz so diszipliniert sind, wie die unseren.“, endete Lagond zwinkernd. „Wie heißt denn dein Pferd?“ „Féren und es ist glaube ich eine Sie“, antwortete Farillion. „Du scheinst dich ja nicht sonderlich mit Pferden auszukennen, wenn du das nur glaubst.“ Farillion blickte ihn verzweifelt an, „Das war das erste Mal, dass ich auf einem Pferd geritten bin, wenn man das so nennen kann und ich habe keinerlei Hoffnung, dass das noch besser wird.“ „Wenn es wirklich nicht klappt, dann werde ich neben dir herreiten und dein Pferd führen“, bot Lagond an, was Farillion dankend annahm.

Inzwischen waren noch weitere fünf Elben und Glorfindel zu ihnen gestoßen, da offenbar alle die noch ein Pferd brauchten eines bekommen hatten. Glorfindel gab den Befehl zum Aufbruch und alle stiegen auf ihre Pferde. Lagond platzierte sein Pferd neben Farillions und ergriff dessen Zügel und als sie losritten, führte er Farillions Pferd, so dass es mit der Gruppe mitlief.

Sie ritten aus den Stallungen heraus und die engen Gassen entlang, bis sie zu dem Tor kamen, durch das Farillion erstmals die Stadt betreten hatten. Als sie durch das Tor geritten waren und auf der freien Ebenen vor den Toren Aldburgs standen, konnten Farillion weit in Gegend blicken. Im Norden und Osten befanden sich die weiten Ebenen Rohans und Farillion glaubte in der Entfernung einen Fluss sehen zu können, der von Nordwesten nach Osten floss. Im Westen waren die Ausläufer der Ered Nimrais gut zu sehen und dahinter das Gebirge selber. Farillion richtete seinen Blick leicht nach Nordwesten. Auf einem kleinerem Hügel, der ein Stück entfernt von der Stadt stand, hatte sich eine größere Anzahl Personen versammelt und genau dorthin ritten sie nun. Als sie auf dem Berg angekommen waren, konnte Farillion die Anzahl genauer erkennen. Etwas weniger als fünf Dutzend Reiter der Rohirrim konnte Farillion erkennen, welches die Reste des Eoreds sein mussten, welcher aus dem Wold kam. Diese hatten soweit Farillion sich erinnerte den Größtteil im Norden gelassen. Weiterhin konnte Farillion um die hundert berittene Elben erkennen. Hinzukamen mehrere Packpferde mit Versorgungsgütern, sowohl für die Reiter als auch für Flüchtlinge. Obwohl in Aldburg selber Not herrschte hatte Herr Elrond anscheinend trotzdem dafür gesorgt, dass die Flüchtlinge Lothloriens versorgt worden wären. Farillions kleine Gruppe schloss sich der großen Gruppe an und sie nahmen im Heer der Elben ihren Platz ein, wobei Lagond die ganze Zeit neben ihm herritt und auf Féren aufpasste.
Als auch die letzten Nachzügler eingetroffen waren, ritt das Heer los, nach Norden, Richtung Wold.

Farillion, nach: Ost-Emnet
« Letzte Änderung: 28. Jul 2013, 12:57 von Lostir »