Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Gondor (West)

Anfalas

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Der Rest des Abends verlief ähnlich unangenehm für Valion. Toradan besaß die anstrengende Angewohnheit, unermüdlich von sich und seinen Taten zu erzählen, wobei Valion sich fragte, wieviele der Geschichten, die Golasgils Sohn von sich gab, wirklich wahr waren. Toradan war in Valions Alter, hatte aber nicht wie sein Vater in den Schlachten des Ringkriegs gekämpft, sondern das Lehen von Anfalas beaufsichtigt. Immer wieder betonte ihr Gastgeber, wie großzügig er und seine Leute doch waren, indem sie den Flüchtlingen aus den eroberten Gebieten Gondors Schutz und Zuflucht boten. Außerdem schien er sich der Wichtigkeit, die die Nahrungslieferungen aus Anfalas und den Pinnath Gelin nach Dol Amroth und an die Front besaßen, nur allzu bewusst zu sein, und wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass er einen ebenso großen Teil zur Verteidigung des Reiches von Gondor beitrage, wie jene, die es mit Schwert und Schild schützten. Valion konnte darüber nur still den Kopf schütteln. Golasgils Sohn mochte sich in eine prunkvolle Rüstung hüllen, doch er war kein Kämpfer. Er verwendete stolze und ausschweifende Worte, doch es steckten keine echten tapferen Taten dahinter. Valion war froh, als das Abendessen endlich für beendet erklärt wurde und man den Gästen ihre Unterkünfte zeigte.

Valion legte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf das große Bett, das inmitten des Zimmers stand, das man Lóminîth und ihm zur Verfügung gestellt hatte. Durch das offen stehende Fenster drangen kühle Luft und einige wenige Mondstrahlen herein. Der Mond selbst war nicht mehr als eine hauchdünne Sichel, die sich knapp über den fernen Hügeln der Pinnath Gelin erhob.
Lóminîth, die in dem kleinen Raum auf- und abgegangen war und dabei eine nachdenkliche Miene gemacht hatte, blieb schließlich stehen und brach das Schweigen. “Ich denke, er stellt keine Bedrohung dar.”
“Wer?” fragte Valion, auch wenn er sich die Antwort denken konnte.
“Der Herr dieser Burg. Toradan. Ich habe sorgfältig über sein Auftreten und seine Worte nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir von ihm keinen Verrat befürchten müssen.”
“Und wie begründest du diese Aussage?”
“Ich kenne Männer wie ihn. Auch in Umbar gab es sie zuhauf. Du musst wissen; es gab zwei Wege, sich die Gunst des herrschenden Fürsten von Umbar zu sichern. Man konnte ein erfolgreicher Korsar sein, und die Küsten Gondors und anderer Reiche überfallen. Die Beute und die Sklaven, die man davon zurückbrachte, führten zu Ruhm und Wohlstand. Und beides wiederum führt zu Einfluss. Dies ist der Weg, den du wählen würdest, Valion. Du würdest dein Schwert sprechen lassen.”
“Ich würde die Küsten Gondors sicherlich nicht überfallen,” warf Valion ein, doch seine Verlobte brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen, ehe sie fortfuhr.
“Es gab jedoch auch jene, die sich eher auf ihren Namen und ihren Reichtum verließen, um an Einfluss zu gelangen. Söhne uralter Adelshäuser oder neureiche Kaufleute und Händler. Auch sie gelangten immer wieder in den inneren Kreis der Berater des Fürsten und stiegen in wichtige Positionen innerhalb der Gesellschaft Umbars auf. Ohne dass sie jemals auch nur einen Fuß auf eines der Schiffe der Schwarzen Flotte gesetzt hätten.”
“Hinterhältige Bastarde.”
“Einige von ihnen, ja. Aber nicht alle. Toradan ist der einzige Sohn Golasgils, es gibt also niemanden, der ihm sein Erbe streitig machen kann. Er ist kein Krieger, aber ein guter Verwalter - zumindest in den Augen seines Hofstaates. Das einfache Volk mag das wohl anders sehen. In Umbar war das ähnlich, wie du selbst mitbekommen hast. Jedenfalls denke ich, dass unser freundlicher Gastgeber selbstgefällig ist, aber nicht gefährlich.”
“Noch kann er sich das erlauben, doch was denkst du, wird er tun, wenn der Krieg eines Tages an seine Haustür klopft? Es muss in seinem besten Interesse liegen, Dol Amroth und die Front im Osten zu unterstützen, damit der Frieden, der hier im tiefen Westen Gondors herrscht, ihm weiterhin erhalten bleibt,” überlegte Valion.
“Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das vollständig bewusst ist,” meinte Lóminîth und setzte sich auf die Kante des Bettes. “Nun, vielleicht ist es auch nicht wichtig. Morgen werden wir diese Burg hinter uns lassen, und unseren Gastgeber ebenfalls.”

Ein Geräusch am Fenster ließ sie aufschrecken, doch es war nur Valirë, die wie selbstverständlich hineingeklettert kam, obwohl das Zimmer Lóminîths und Valions in den oberen Ebenen des Bergfriedes von Maerost gelegen war. Das Ende eines starken Seils war durchs Fenster zu sehen. Offensichtlich war Valions Zwillingsschwester daran hinabgeklettert.
“Ich sag’ euch, hier ist eindeutig etwas faul,” sagte sie. “Ist euch aufgefallen, dass eine ganz bedrückte Stimmung unter den Dienern hier in der Burg geherrscht hat? Als gäbe es da etwas, das Toradan uns verheimlicht. Er will uns vorgaukeln, dass in Anfalas alles in Ordnung ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass da mehr dahintersteckt.”
“Welches Gefühl?” fragte Valion. “Wie kannst du dir sicher sein, dass Toradan etwas verbirgt?”
“Ich weiß es einfach,” antwortete Valirë und blinzelte. “Die Lage hier fühlt sich nicht richtig an. Denkt ihr, wir sollten noch ein paar Tage länger in Maerost bleiben, und der Sache auf den Grund gehen?”
Valion und Lóminîth schüttelten beide gleichzeitig den Kopf, und Lóminîth sagte: “Nein, Valirë. Deine Mutter erwartet uns in Nan Faerrim. Bis dorthin ist es ein Ritt von drei Tagen nicht wahr? Ich sage, wir sollten keine Zeit verlieren.”
“Drei Tage, richtig,” bestätigte Valion. “Wir verschwinden morgen früh von hier, Schwester. Ein Abend mit Toradan und seinem Gefolge reicht mir für die nächsten Jahre vollends aus.”
Valirë blieb einen Augenblick unschlüssig neben dem Bett stehen, ehe sie schließlich nickte. “Also gut. Aber wenn sich mein Gefühl trotzdem als wahr erweist, habe ich bei euch beiden etwas gut.”
Ehe Valion protestieren konnte, riss seine Zwillingsschwester die Türe des kleinen Raumes auf und stürmte hinaus.
“Es geht selten gut aus, wenn Valirë etwas bei dir gut hat,” erklärte Valion seiner Verlobten mit einem schwachen Lächeln.

Am Tag darauf verließen sie Maerost durch das West-Tor der Stadt. Toradan hatte sie erneut mit Pferden ausgestattet und ihnen eine fünf Mann starke Eskorte mitgegeben, die unter dem Banner Haus Faerhírs von Anfalas ritten. Die gut ausgebaute Straße, die einige Meilen im Landesinnern relativ parallel zur Küste verlief, sorgte dafür, dass sie rasch voran kamen. Die Landschaft, durch die sie kamen, veränderte sich nur wenig. Zur Linken lag der schier endlose, goldgelbe Strand, der dem Land seinen Namen gegeben hatte, gesäumt von den hellblauen Wassern der Bucht von Belfalas. Zur Rechten ragten die fernen Pinnath Gelin grün schimmernd auf. Und vor ihnen tauchte nach einiger Zeit der südwestliche Abschnitt des Weißen Gebirges auf, das hier einen langen Arm in Richtung der Landzunge von Andrast ausstreckte, die den südwestlichsten Punkt von Gondor und Anfalas markierte. Das Tal von Nan Faerrim, das am Fuße dieses Gebirgszugs lag, war nun nicht mehr weit.


Valion, Valirë, Lóminîth und Erchirion nach Nan Faerrim

Fine:
Valion, Valirë, Erchirion und Lóminîth von den Pinnath Gelin


Der gut ausgebaute Straße von Arandol in Richtung Westen war die Reisegruppe einige Zeit entlang des Südrandes des Weißen Gebirges gefolgt, bis sie nach einer Tagesreise an eine Wegkreuzung gekommen waren, an der eine aus Süden kommende Straße nach Anfalas endete. Diesem Weg folgend hatten sie das Hügelland der Pinnath Gelin am Tag darauf hinter sich gelassen und waren in südwestlicher Richtung entlang der Straße gereist, noch immer in Begleitung der Soldaten, die ihnen Herrin Nengwen mitgegeben hatte.

Während die nur von vereinzelten Bäumen bewachsene grüne Landschaft des nördlichen Teils von Anfalas langsam an Valion vorbeizog, dachte er darüber nach, wie seine Reise in den Westen Gondors verlaufen war. Er stand nun nur wenige Tage vor der erneuten Rückkehr nach Dol Amroth und erneut hatte er einen Auftrag des Fürsten der Schwanenstadt abgeschlossen. Doch im Gegensatz zu seiner heldenhaften Rückkehr aus Umbar konnte er diesmal keine vergleichbaren Ergebnisse vorweise. Ja, der Anführer der Separatisten war tot, doch war Maegond lange genug an der Macht gewesen, um die Stimmung in West-Gondor nachhaltig zu beeinflussen. Viele hatten seinen Worten Glauben geschenkt und hielten die Prinzen von Dol Amroth für torhaft und arrogant. Die Probleme, mit denen Herrin Nengwen sich nun in ihrem Amt als Herrscherin der Pinnath Gelin befassten musste, hatten gerade erst begonnen. Darüber hinaus musste sich Valion bei seiner Rückkehr in Dol Amroth mit den Umständen von Maegonds Tod befassen und hatte dafür zu sorgen, dass man seine Verlobte nicht hinrichtete und sie ihre Stellung am Hofe behalten konnte.
Lóminîth, die neben ihm ritt, wirkte ebenfalls nachdenklich. Sie hatte seit dem Aufbruch von Arandol kaum ein Wort gesprochen und hatte abends darauf bestanden, ein Zelt für sich allein zu bekommen. Valion, der kein Problem damit hatte, draußen zu schlafen, hatte ihr diesen Wunsch gewährt, sich jedoch gewundert. Dieses Verhalten sah Lóminîth nicht ähnlich. Normalerweise suchte sie abends, in einer privaten Umgebung eher körperliche Nähe als Abstand.
Die Straße vor ihnen überquerte einen sanften Hügel, und als sie dessen Spitze erreicht hatten, kam am dahinter liegenden Horizont das ferne blaue Band des Meeres in Sicht. Sie hatten sich dazu entschieden, in einem kleineren Hafen etwas weiter östlich von Revaillond, dem Haupthafen von Anfalas, an Bord eines der Schiffe zu gehen, die dort vor Anker lagen. Keiner von ihnen hatte große Lust darauf, sich noch einmal mit Golasgils Sohn Toradan zu befassen, auch wenn sie sich inzwischen sicher waren, dass der großspurige Jüngling wohl kaum etwas mit den Separatisten zu tun haben könnte.
„Alles in Ordnung?“ fragte Valion seine Verlobte, die ihn mit einem schwer zu deutenden Blick bedachte.
„Ich bin mir nicht sicher, wie der Fürst von Dol Amroth auf all dies reagieren wird,“ antwortete Lóminîth nach einer längeren Pause. „Ich dachte, ich hätte mittlerweile verstanden, wie die Herrschaftsstrukturen in Gondor funktionieren. Aber diese unbedingte Festhalten an Regeln und Gesetzen, bis hin zur Lächerlichkeit, überrascht mich nun doch.“
„Ich dachte einst auch, dass Regeln nur dazu da sind, damit man sie bricht,“ erwiderte Valion. „Doch inzwischen glaube ich, dass die meisten Gesetze dieses Landes nur zu unserem Besten sind. Ich habe gesehen, wie es im Umbar zugeht. Dort würde ein Mord an einer hochgestellten Persönlichkeit vermutlich keine so großen Wellen schlagen wie hier.“
„Das kommt ganz auf die Umstände an,“ sagte Lóminîth.
„Und von welchen Umständen reden wir hier?“ Valion sah ihr direkt in die Augen als er fortfuhr: „Hast du Maegond vorsätzlich erstochen? Oder war es wirklich Notwehr?“
Lóminîth hielt seinem Blick stand. Sie verzog keine Miene als sie antwortete: „Die Antwort darauf kennst du ganz genau. Ich habe eine Möglichkeit gesehen und sie genutzt, und die Bedrohung für Gondor mit einem Schlag beseitigt.“
Valion nickte, auch wenn ihm dabei das Herz ein wenig schwerer wurde. Diese Antwort hatte er erwartet, und doch gleichzeitig auch gefürchtet. „Ich verstehe,“ sagte er leise. „Du hast getan, was getan werden musste, schätze ich.“
„Ganz genau. Wieso fällt es euch Gondorern nur so schwer, das einzusehen?“
Weil wir keine Diener des Schwarzen Landes sind, wollte Valion schon antworten, doch er beherrschte sich und sagte stattdessen nichts.
„Ich hoffe, die Wogen in Dol Amroth bald glätten zu können. Ich habe mir bereits einen Plan für meine Rückkehr an den Hofe des Fürsten gemacht. Ich werde einige Gefallen einfordern müssen, wobei mir meine Mädchen sehr von Nutzen sein werden,“ fuhr Lóminîth fort. „Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich werde zurechtkommen... so wie ich immer zurechtgekommen bin.“
„Ich schätze, das wirst du,“ antwortete Valion.

Nur wenigen Minuten nach diesem Gespräch geschah etwas, das die Monotonie der Reise durch das friedliche Anfalas jäh durchbrach. Valirë war die Erste, die es bemerkte, und rasch alarmierte sie den Rest der Reisegruppe.
„Seht doch, dort im Osten steigt Rauch auf!“
Alle blickten sie in die gezeigte Richtung, linker Hand zu ihrer Reiserichtung entlang der Straße durch Anfalas. Tatsächlich hing dort eine dichte Rauchwolke über dem Flachland, deren Ursprung weniger als eine Meile entfernt zu liegen schien.
„Es kommt von einem kleinen Dorf, wenn mich meine Augen nicht täuschen,“ sagte Erchirion. „Reiten wir hinüber und sehen es uns an.“
Der Kommandant der Soldaten aus Arandol schien nicht besonders glücklich darüber zu sein, dass sie den geplanten Weg verließen, denn technisch gesehen waren Valion und Lóminîth seine „Gefangenen“. Doch er widersetzte sich nicht, denn das Wort des Prinzen von Dol Amroth wog schwer genug, um seine Einwände zu überstimmen. Und so lenkten sie alle ihre Pferde von der Straße ab und preschten rasch über die flache Ebene auf das Dorf zu.
Die Brände, die dort gelegt worden waren, waren bereits am Ersterben, als Valion die vordersten Häuser erreichte. Der Rauch hatte nachgelassen und das Ausmaß der Verwüstung war sichtbar geworden. Mehrere erschlagene Gondorer lagen zwischen den Ruinen des Dorfes verstreut, doch es gab auch einige Überlebende, die nun zwischen den schwer beschädigten Häusern hervorkamen, als sie die Soldaten sahen.
„Was ist hier geschehen? Wer hat dies angerichtet?“ wollte Erchirion von ihnen wissen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ihnen jemand diese Fragen beantworten konnte, denn viele der Überlebenden standen noch unter Schock. Es war schließlich eine ältere Frau, die Erchirion erzählte, was geschehen war.
„Es waren Männer, die weder Banner noch Insignien mit sich führten,“ sagte sie. „Sie kamen vor weniger als zwei Stunden in unser Dorf und griffen ohne Vorwarnung an. Dabei riefen sie immer wieder, dass uns die Prinzen von Dol Amroth nicht retten könnten und dass Gondor dem Widerstand gegen Mordor aufgeben müsse. Ich verstehe einfach nicht, wieso sie das getan haben.“
Valion trat hinzu. „Wer war ihr Anführer? Könnt Ihr ihn beschreiben?“
Die Frau dachte einen Moment nach, ehe sie antwortete. „Er war jung, hatte dunkles Haar und führte einen großen Bogen mit sich.“
Das bestätigte Valions Verdacht. „Das muss Gilvorn sein. Dieser Verräter ist ganz in der Nähe, weit kann er noch nicht gekommen sein.“
„Sie ritten nach Nordosten davon, nur wenige Minuten vor Eurer Ankunft.“
„Wir können sie noch einholen! Lasst uns rasch die Pferde satteln, und...“
„Warte, Valion. Diese Menschen brauchen unsere Hilfe,“ antwortete Erchirion. „Außerdem stehst du unter Arrest, bis die Angelegenheit mit deiner Verlobten geklärt ist. Ich verstehe, dass du Rache willst, aber...“
„Erchirion, das ist doch Wahnsinn. Wir haben die einmalige Gelegenheit, den Bastard der meinen Großvater ermordet hat und beinahe einen Aufstand gegen Dol Amroth ausgelöst hat, zu stoppen, und du willst mir sagen, dass ich abwarten und nichts tun soll?“
„Du kannst nicht einfach davonreiten als würden die Gesetze Gondors für dich nicht gelten. Wir werden Gilvorn aufhalten, aber nicht hier und heute. Bis mein Vater sich nicht mit der Angelegenheit befasst hat, sind uns die Hände gebunden, so Leid es mir tut.“
Valion konnte es nicht fassen. Er ließ Erchirion stehen und kehrte zu seinem Pferd zurück, das nur wenige Meter entfernt stand. Valirë und Lóminîth, die alles mitangehört hatten, blickten ihn erwartungsvoll an.
„Du weißt, was du zu tun hast, kleiner Bruder,“ sagte Valirë. „Geh und schnapp dir den Bastard. Ich will seinen Kopf.“
„Wir halten dir in Dol Amroth den Rücken frei,“ fügte Lóminîth hinzu. Es kam nur selten vor, dass Valions Verlobte einer Meinung mit seiner Zwillingsschwester war, doch in diesem Augenblick hatten sie beide dieselbe entschlossene Miene im Gesicht. „Einige Gesetze müssen gebrochen werden, für das Wohl des Volkes. Gib auf dich acht, und bleib nicht zu lange fort! Ich werde deine Rückkehr in der Schwanenstadt erwarten.“
Sie gab ihm einen raschen Kuss. Und da hatte er seine Entscheidungen getroffen.

Valion schwang sich in den Sattel, ehe die Soldaten ihn aufhalten konnten, denn die meisten von ihnen waren damit beschäftigt, den Verletzten unter den Überlebenden zu helfen. Er ritt an den Nordrand des Dorfes.
„Wenn du jetzt gehst, bist du ein gejagter Mann,“ erklang Erchirions Stimme hinter ihm. Valion blickte über die Schulter zurück und sah den Prinzen, der in einiger Entfernung dort stand und ihn streng musterte.
„Ich habe es schon immer nicht so genau mit den Spielregeln genommen,“ gab Valion zurück und schenkte Erchirion ein schiefes Lächeln. „Richte deinem Vater meine besten Grüße aus. Ich werde meinen Auftrag zu Ende bringen, und Gondor retten.“
„Wir werden sehen, wie du bei deiner Rückkehr empfangen wirst, doch ich fürchte, es wird als gesuchter Verbrecher in Ketten sein,“ antwortete Erchirion.
„Du sagst es, alter Freund. Wir werden es sehen.“
Damit richtete Valion sich im Sattel auf und sein Pferd preschte vorwärts, in einen Galopp verfallend. Die Spur war frisch und im flachen Gras der Ebene kaum zu übersehen. Sie führte in einer geraden Linie nach Nordosten, in Richtung der an Anfalas angrenzenden Lehen im zentralen Teil Gondors.


Valion ins Schwarzgrundtal

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