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Autor Thema: Eleas Haus im vierten Ring  (Gelesen 25529 mal)

Thorondor the Eagle

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Eleas Haus im vierten Ring
« am: 15. Aug 2010, 12:36 »
Elea aus den Verliesen


„Elea!“ hallte eine behutsame Stimme durch den Raum. Sie spürte eine warme Hand über ihr Haar, ihr rechtes Ohr und ihre Wange streichen. Sie öffnete ihre Augen.
„Wo sind wir?“ fragte sie leicht verängstigt ihren Mann.
„Im goldenen Käfig“, antwortete er.
„Und können wir hinaus? Können wir fliehen?“
„Ich weiß nicht, können wir?“, fragte er retour.
„Haldar? Bist du…“, stotterte die Frau „Bist du hier bei mir?“
Er schaute sei liebevoll an und zog dabei seine Augenbrauen mitleidserregend nach oben: „Ich bin nur hier, weil du willst das ich hier bin.“
„Ja! Und hier sind wir sicher?“
„Dem was uns bevorsteht, davor gibt es keine Sicherheit.“
„Dann lass uns hier weggehen.“
„Das liegt an dir mein Schatz“, sagte er und stellte sie vor ein Rätsel.
„Tatsächlich, ich verstehe nicht was du meinst.“
„Der Käfig gibt dir das Gefühl nicht hinaus zu können, aber niemand kann zu dir herein. Hier fühlst du dich sicher, jetzt wo ich bei dir bin.“
„Dann bist du also gestorben?“, fragte sei angsterfüllt.
Haldar nickte andächtig: „Du hast den Beweis gerade gesehen.“
„Und so verlässt du mich ein weiteres Mal?“ fragte Elea und griff dabei mit ihren kalten Fingern auf die seinen. Der flehende Blick fiel in die Tiefen seiner Augen.
„Wenn du es nicht willst, bleibe ich.“
„Nein, bleib bei mir.“ Sie umarmte ihren Mann fest, während der goldene Käfig um sie verschwand.

Elea erwachte in einem Bett. Ihr war nicht mehr kalt, aber unbehaglich. Erst jetzt realisierte sie ihren Traum und begann lauthals zu schluchzen. Hunderte Tränen kullerten ihr Gesicht hinunter und wurden vom Polster aufgesogen. Niemals in ihrem Leben hatte sie mehr geweint. Ein junges Mädchen kam herein, sie trug einen Krug voll Wasser und einen Laib Brot. „Hier, esst“, sagte sie zu Elea und verschwand sogleich wieder.
Es dauerte Tage, bis sie sich wieder halbwegs gefangen hatte. Ihre Gefühle pendelten sich wieder ein. Nach und nach quälte sie die Frage, wer ihr diesen Luxus zur Verfügung stellte, etwa Herumor? Hatte dieser kaltblütige Verräter Mitgefühl mit ihr?

„Kommt mit mir, lasst uns ein wenig in die Stadt gehen. Ablenkung tut euch sicherlich gut“, sagte das Mädchen zu ihr, das scheinbar eine Kammerzofe oder dergleichen war. Ohne Widerworte lies sich Elea beim umziehen helfen. Ihre Gedanken waren unbedeutend und leer. Etwas neugierig ging sie entlang der Straße im vorletzten der Ringe. Sie beobachtete die Marktstände, die Menschen und ihre verängstigten Gesichter. Kein Lächeln war zu sehen. Und da, mitten unter all den Einwohnern von Minas Tirith stand Haldar. Er rührte sich nicht, sein Blick war nur auf Elea gerichtet. Sein Mund schwieg. Schnell sah sie weg.
„Endlich, da seid ihr ja“, hörte die Frau die Stimme Herumors. Sie sah ihn mit Verachtung an.
„Elea, es tut mir Leid“, sagte er und hielt ihr ein strahlend weißes Schneeglöckchen vor die Nase „Unser Anfang war grauenvoll. Ich hoffe ihr entschuldigt meine Brutalität irgendwann. Starrsinn ist keine Tugend müsst ihr wissen. Hättet ihr mir verraten, was ich jetzt weiß, wäre es nie soweit gekommen!“ Elea war verwirrt: meinte er dies tatsächlich ernst? Irritiert wich sie ihm aus und ignorierte die Blume. Eiligen Schrittes ging sie zurück in das Haus aus dem sie gekommen war und versperrte die Tür. Es klopfte, doch Elea öffnete nicht.

Zur Mittagzeit registrierte sie erneut jemanden vor dem Zimmer: „Elea! Ich bins, Brianna“.
Interessiert schaute sie zur Klinke und nachdem sie kurz überlegte, schloss sie die Tür auf. Brianna empfing Elea mit einer kräftigen Umarmung. „Wie geht es dir?“, fragte ihre Freundin.
Elea nickte: „Und dir?“
„Mittlerweile ausgezeichnet. Ich komme gerade von den Heilhäusern und es ist fabelhalft. Niemals zuvor sah ich solch große Schränke voller Medizin und Kräuter. So vielen gilt es zu helfen und noch einiges zu lernen. Im Kerker noch dachte ich, sie würden mich töten, doch ich erzählte ihnen von Thal, meinem Hof und meinem Handwerk. Dies ebnete mir den Weg in die Freiheit. So wie dir, ist das nicht toll?“
Erneut nickte Elea. „Geht es dir auch wirklich gut?“
Für ein paar Augenblicke widerstand sie den Blicken Briannas, doch dann begann sie zu sprechen: „Ich weiß nicht genau. Glaubst du der Körper weiß, wenn einem der Geist einen Streich spielt?“ Brianna dachte kurz nach: „Ich habe von Haldar gehört. Es tut mir so Leid. Du warst so fest davon überzeugt deinen Mann in Aldburg gesehen zu haben. Sogar ich habe dir geglaubt.“ Brianna legte die Hand auf Eleas Schulter: „Eine Seele kann man nicht heilen, das kannst nur du alleine.“
„Und wie soll ich das machen?“, fragte Elea den Tränen nahe.
„Akzeptanz! Lass Haldar los, schließe dieses Buch und gib dem nächsten die Chance geöffnet zu werden.“
„Ich will ihn nicht verlieren!“ Jetzt begann sie zu weinen.
„Ja, ich weiß. Das wollte doch niemand, aber es ist längst geschehen.“
Gemeinsam legten sich die beiden ins Bett und schliefen ein. Elea wollte unter keinen Umständen diese Nacht alleine sein.
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #1 am: 15. Aug 2010, 22:01 »
Mitten in der Nacht erwachte Elea aus dem Schlaf. Das fahle Mondlicht schien durch die kleinen Fenster und warf den Raum in ein kaltes, silbernes Licht. Sie sah die Umrisse zweier Füße an der Wand stehen. Sie erschrak nicht, denn sie wusste wer es war.
Langsam erhob sie sich und setzte sich aufs Bett.
„Hallo mein Liebling“, sagte die Frau und ging auf leisen Sohlen zu ihm. Haldars Augen glänzten ein wenig im schwachen Licht. Die Frau erkannte die zerzausten Haare und die weichen Lippen.
„Sprichst du heute nichts mit mir?“, fragte Elea.
„Doch, ich muss nur noch die richtigen Worte finden.“
„Was willst du mir denn sagen?“
„Ich denke das weißt du schon, Elea.“
Sie antwortete durch ein Nicken.
„Aber warum hast du dann noch solche Angst davor?“
„Weil du immer der Starke von uns warst. Ohne dich waren ich und dein Sohn niemand.“
„So darfst du nicht denken Elea. Wahre Stärke offenbart sich dir, wenn du deine Ängste überwindest. Und das hast du, indem du deine Heimat verlassen hast, Helluin in die Obhut der Dunedain gegeben hast, indem du hierher gekommen bist. Und nun bist du dabei deine wohl größte Angst für immer hinter dir zu lassen. Du bist die stärkste Frau, die ich jemals gekannt habe“, sagte ihr Mann.
Sie begann lauthals zu weinen und umarmte Haldar fest. Sie küsste ihn auf die Wange, auf die Stirn und ein letztes Mal auf die Lippen.
Ihre Blicke trafen sich und mit schwacher Stimme sagte sie: „Ich liebe dich. Leb wohl.“

Elea lies sich auf das Bett fallen. Brianna die neben ihr wach lag und alles mit angehört hatte, legte ihre Hand über ihre Taille und strich mit der anderen über ihr Haar. Haldar war für immer fort aus ihrem Gedächtnis, aber nicht aus ihrem Herzen.
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #2 am: 22. Aug 2010, 11:20 »
Sonnenstrahlen fielen auf Eleas Gesicht als sie erwachte. Sie trockneten die übrigen Tränen auf ihren Wangen. Sie starrte an die Wand und dachte nach, über all die Geschehnisse der letzten Monate. Es beschäftigte sie, warum sie nach Minas Tirith gekommen war, warum sie dachte Haldar würde noch am Leben sein obwohl ihr sogar die Träume sein Schicksal verraten haben. Im innersten hatte sie wohl nie die Hoffnung ihn wieder zu sehen.

Die Frau stand auf. Für einen Moment blieb sie auf der Bettkante sitzen um ihre Kräfte zu sammeln, dann erhob sie sich. Sie ging zu dem Spiegel der an de r Wand lehnte und sah ihre roten Augen, ihre heruntergezogenen Mundwinkel und ihre schlaffen Lider.
Als erster fasste sie mit ihren Händen in den Wasserkrug und wusch mit dem kühlen, erfrischenden Wasser ihr Gesicht. Sie fühlte sich gleich viel wohler.

Im Spiegel sah sie auch Brianna, wie sie noch zufrieden und erschöpft auf dem Bett schlief. „Ich danke dir“, flüsterte Elea leise und ging zur Tür hinaus und noch ehe sie sich versah stand sie auf den Straßen der weißen Stadt. Sie waren in das morgendliche Licht der Frühlingssonne getaucht. Schritt vor Schritt setzte die Frau ohne ein Ziel vor den Augen zu haben. Niemals zuvor war sie hier gewesen, in der Stadt der Könige und sie war wahrlich beeindruckt. In keiner ihrer Vorstellungen hatte sie sich die Feste so imposant vorgestellt.
Vor sich sah sie einen in die Felswand gehauenen Brunnen. Das Wasser sprudelte aus dem Maul eines versteinerten Löwenkopfes in das davorliegende Becken. Sie trank einen Schluck und setzte sich daneben.
„Guten morgen!“, kam ihr die freundliche Stimme einer Frau entgegen, die mit einem leeren Krug kam um ihn zu füllen. Ihr Haar war silberfarben und ihre Haut faltig. Sie ging etwas gebückt. Elea nickte ihr zu und rang sich dabei ein zaghaftes Lächeln ab.
„Ein schöner Morgen. Der Frühling kommt endlich wieder und mit ihm hoffentlich wieder das Licht“, fuhr sie fort „Wer seid ihr? Ich habe euch hier noch nie gesehen? Ich bin Ioreth aus den Heilhäusern.“
„Elea. Ich bin erst seit kurzem in der Stadt.“
„Ihr tragt da ein schönes Schmuckstück. Einzigartig und atemberaubend; wohl ein Erbstück, dieser Stern aus dem Norden nicht wahr?“, nahm Ioreth an. Skeptisch musterte sie den Stern der Dunedain, den Elea nun offen am Hals trug. Erelieva nickte bestätigend.
„Seit kurzem… seit kurzem“, jammerte die Alte ein wenig „ein Jahr fast kam niemand in bzw. hinaus aus der Stadt und jetzt gleich zwei neue Gesichter in nur wenigen Tagen. Ihr seid wohl auch so ein Günstling Herumors. Dieser…“, abrupt schwieg sie.
Ein kalter Schauder lief Elea den Rücken hinab als sie den Namen hörte.
„Günstling?“, spottete sie und warf ihr kohlrabenschwarzes Haar zur Seite, der vernarbte Schnitt am Hals kam zum Vorschein „Nennt ihr das eine Geste der Gastfreundschaft?“
Ioreth ging mit ihrem Gesicht ganz nahe an ihre Kehle „Diese Narbe wird euch bleiben. Es ist zu spät um sie zu behandeln. Es tut mir Leid. Ihr müsst wissen es ist gefährlich wem man sich hier anvertraut. An allen Ecken und in den kleinesten Gassen trifft man auf Spione, Verräter und gleiches Gesindel. Sie verabscheuen den König, ja sie hassen ihn und würden ihn nie auf dem Thron akzeptieren.“
„Und ihr tut das nicht?“, frage Elea.
„Ich bin eine Heilerin und somit auf den König angewiesen, denn nur die Hände des wahren Königs sind die Hände eines Heilers. Ich habe den König kennen gelernt, vor vielen Tagen und nichts würde ich mir sehnlicher wünschen als ihm als Herrscher über Gondor zu huldigen.“
Aufmerksam lauschte Elea den Worten.
Ioreth schüttelte den Kopf: „Aber ich bin alt und die Hälfte was ich sage meine ich nicht so. Ich rede einfach viel zu viel, wenn der Tag lang ist. Auf Wiedersehen, Elea.“
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #3 am: 26. Aug 2010, 21:39 »
Ioreth will Aragorn auf dem Throne sehen. Gibt es mehr von diesen Menschen, wo sind sie warum fordern sie nicht ein wofür sie stehen? Haben sie Angst um das Leben ihres wahren Herrschers? Tausend Jahre gedieh die Stadt im Glanze ihrer Könige und nun wird sie von Dunkelheit beherrscht. Ist Aragorn ihr Hoffnungsschimmer am schwarzen Nachthimmel?

Schweigend saß Elea da und dachte über all dies nach was sie von der fremden, alten Frau erfahren hatte. Es waren Einzelheiten aus einer großen Geschichte. Sie stand auf und ging durch die schwachen, aber Kraft gewinnenden Sonnenstrahlen. Der Weg führte sie auf einen der unteren Ringe, wo der Markt in vollem Gange war. Um Elea herrschte ein ruheloser Trubel an Frauen und Männern. Junge Mägde trugen frische Früchte aus dem Süden in Körben umher und stritten sich um die wenigen Exemplare.
Elea rätselte ob all jene auch darauf warteten, dass Aragorn zurückkehrt. Aber sie erkannte es nicht.

„Hallo Elea“, fuhr ihr die Stimme Herumors in den Rücken und blieb wie kaltes Eis auf ihrem Nacken hängen. Sie drehte sich um und sah wie er aus einem Trupp Soldaten heraustrat: „Wie ich sehe geht es euch schon besser.“
Die Frau nickte im zustimmend zu.
„Wollt ihr welche von diesen herrlichen Früchten? Sie kommen direkt von den Häfen in Pelargir und den dort ankernden Schiffen aus dem Süden.
„Ja, gerne“, antwortete sie und fixierte die saftigen roten Äpfel neben ihr und griff nach einem.
Die Markthändlerin beobachtete sie dabei.
„Ich bezahle das“, sagte Herumor bestimmt und griff nach einem kleinen Säckchen an seinem Gürtel.
Erschrocken sah die Verkäuferin auf den Mann. Sie wirkte eingeschüchtert von seinem abgestumpften Blick. „Ihr müsst nicht bezahlen“, stotterte sie in leisem Ton.
„Seid nicht töricht. Nehmt das Geld“, erwiderte er befehlend und überreichte ihr ein paar Silbermünzen.
„Danke!“, presste Elea über ihre Lippen und biss genüsslich in den Apfel.
„Es war mir eine Ehre“, sagte er so freundlich er nur konnte.
„Ich kann euch nicht vergeben, Herumor. Wenn ich euch sehe, sehe ich einen herzlosen Menschen und das habt ihr mir mehr als deutlich gezeigt“, sagte ihm Elea.
„Dann lasst mich das Gegenteil beweisen. In der mir auferlegten Aufgabe muss ich ein harter Mann sein, doch hier bin ich nur ich“, er sah ihr zunächst in die Augen und dann in den leeren Himmel „Ich werde diesen Weg beschreiten und ist er noch so steinig!“

„Aaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhh“, hallte ein schriller Schrei einer Frau durch die Stadt „Es brennt.“
Elea und Herumor schreckten auf. „Ich muss weg“, sagte er hastig und ging in eiligem Schritt in die untere Stadt davon. Elea suchte sich eine freie Stelle am Geländer und blickte nach unten. Dicke Rauchschwaden hingen an den Steinwänden der weißen Stadt. Soldaten tummelten sich um das in Flammen stehende Haus. Sie taten nichts. Eine Menschenkette aus Bauern und Händlern reichte einen Kübel nach dem andern zum nächsten und versuchten des Feuers Herr zu werden.
Fasziniert und erschrocken beobachtete die Frau das Spektakel.


Elea auf die Straßen von Minas Tirith
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #4 am: 28. Aug 2010, 21:12 »
Elea und Herumor von den Straßen Minas Tiriths


Oben angekommen führte er Elea wieder zu ihrer Unterkunft zurück. Sie standen vor der Eingangstüre um sich zu verabschieden. Die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden und die spätwinterliche Kälte biss sich durch ihre Kleider.
„Elea, es tut mir Leid unter welchen Umständen wir uns heute gesehen haben“, sagte Herumor.
„Die Umstände sind unwesentlich und nicht beeinflussbar“, antwortete sie.
„Ich weiß, ihr habt noch immer kein Vertrauen zu mir, aber dennoch richte ich eine Bitte an euch: Begleitet mich morgen Abend zu einem Fest. Die Ratsherren und viele hoch angesehene Herrschaften der Stadt sind zum Mahl bei mir geladen“, fragte er und blickte dabei bittend in ihre Augen.
„Ihr habt Recht… Ich habe euch nicht verziehen“, wies sie ihn ab.
„Nur so kann ich euch zeigen, dass ich in privater Gesellschaft ein anderer Mann bin. Gebt mir diese eine Chance.“
„In Ordnung, diese eine Gelegenheit habt ihr“, stimmte Elea zu. Sie war sogar etwas neugierig auf die hohe Gesellschaft der Adligen von Minas Tirith.
„Danke! Ihr werdet es nicht bereuen, das verspreche ich.“
„Gute Nacht“, verabschiedete sie sich.
„Gute Nacht“, erwiderte er „Und Elea… Tragt morgen euer schönes Schmuckstück, damit die anderen Gäste sehen, dass ihr ihnen weit überlegen seid.“
Sie nickte ihm zu. Herumor wandte sich ab, ein schmales Lächeln war auf seine Lippen gezaubert.

Für heute hatte Elea genug erlebt. Sie wusch sich den Staub und Ruß aus den Haaren und aus dem Gesicht. Dann legte sie sich schlafen.

Am Morgen klopfte es an der Tür. Die Dienerin kam wieder herein und brachte ihr ein stattliches Frühstück. „Guten morgen“, sagte sie. Ein weiteres Mal ging sie aus der Tür und brachte Eleas Rucksack und einen kleinen Strauß voller weißer Schneerosenblüten: „Dies schickt euch Herr Herumor.“
Neugierig schaute Elea in ihr Gepäckstück. Sie ertastete die feinen Stoffe von Frau Arwen darin und sie roch genüsslich an den weißen Blüten, die ihr einen ersten Eindruck vom Frühling überbrachten.

Sie nahm die Stoffe heraus und breitete sie über ihr Bett und die Möbel aus. Unaufgefordert begann sie ein Kleid zu schneidern. Mit Nadel und Faden bearbeitete sie den weißen Stoff und formte daraus eine eindrucksvolle Tunika mit schmalen Schulterträgern und einem gerafften, bodenlangen Kleid. Der Ausschnitt war gerade so tief, dass ihre Kette voll zur Geltung kam und der Rücken war bis unter die Schulterblätter frei. Darunter warf sich der Stoff in Querfalten.
Sie benötigte den ganzen Tag um ihre Kleidung fertigzustellen, für die elbischen Ornamente die sie vorgesehen hatte blieb leider keine Zeit.
Sie formte ihre Haare zu einem festen Haarknoten und fixierte darin ein paar der weißen Schneerosen. Mit einem Kohlestift zog sie einen feinen, schwarzen Strich um ihre Augen und auf ihre Wangen träufelte sie ein wenig von der karminroten Farbe. Zuletzt legte sie sich den Stern der Dunedain um den Hals. Sie erkannte sich kaum wieder im Spiegel, doch ihr gefiel was sie sah. Noch bevor die Sonne hinter dem Horizont versank klopfte ein Soldat an ihrer Türe um sie abzuholen.


Elea zum Haus des Truchsessen
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 11:25 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #5 am: 14. Sep 2010, 21:45 »
Elea vom Haus des Truchsessen


Elea sah Helluin vor sich. Er hatte ein selbst gemachtes Holzschwert in der Hand und hob es drohend in die Luft. Haldar stand ihm gegenüber mit einer ähnlichen Waffe. Was zunächst wie ein Kampf aussah war nur Tollerei. Sachte und doch gezielt kreuzten sie ihre Schwerter. Bis ihr Sohn vollkommen außer Atem war. Er ließ sich auf den Boden fallen um zu verschnaufen.
„Ha, mein Sohn. Ergibst du dich freiwillig“, brüllte Haldar lachend drehte sich dabei um und ging zu seiner Frau.
Auf einmal, mit einem Satz sprang Helluin um seinen Hals und warf ihn zu Boden. „Mit dem hast du nicht gerechnet, Papa“, strahlte der kleine Junge über das ganze Gesicht, während er seinen Vater auf den Boden drückte. Elea lachte. Der Himmel wurde dunkler über ihnen, bis es fast Nacht war.
„Na, dein Sohn hat es dir heute ganz schön gezeigt, Haldar“, sagte sie am Tisch.
„Ja. Er ist hinterlistig; Eine gute Eigenschaft, nur mit dem Schwert muss er noch lernen umzugehen.“, antwortete ihr Gatte.
„Ach lass ihn. Er ist doch noch ein Kind.“
„In unseren Augen schon, doch in den Augen unseres Feindes nicht. Er muss sich auch zu verteidigen wissen.“
Ein Schatten überkam Elea. Sie hatte das Bild von Helluins letztem Gefecht vor Augen.

Die Frau schrak auf und lag verschwitzt im Bett. Sie nahm eine Kerze und entzündete sie in der Glut des Kamins. Sie warf sich einen Mantel über die dünne Nachkleidung und setzte sich an den Tisch.

Hallo mein Liebling,
Lange ist es her seit wir uns in Imladris trennten, doch immer zu denke ich an dich; wenn ich in den Nachhimmel schaue, sehe ich deine azurblauen Augen, wenn ich schlafe schleichen sich Träume von dir in meine Gedanken, wenn immer Schwerter aufblitzen, sehe ich dich…
Ich male mir ständig aus was für ein Mann aus dir geworden ist, wie sich die Waldläufer um dich kümmern. Was der Stammesrat aus dir geformt hat. Ich hoffe dir geht es gut.

Mein langer Weg hat mich nach Minas Tirith geführt. Eine Stadt die dir sicherlich gefallen würde, aber von der ich dir abrate sie in diesen Zeiten zu besuchen. Ich werde nicht lange hier bleiben, ich sehne mich nach dem Abendrotsee, nach deinem liebevollen Gesicht, nach unserer Heimat und unserem Haus. Bald schon werde ich zu dir zurück kehren und dann werde ich endlich wieder die Mutter sein die du brauchst.
Ich habe all meinen alten Groll überwunden und neue Stärke erlangt, für uns beide. Ich stand am Grab deines Vaters, der einzige Ort an dem ich mit meiner Vergangenheit abschließen konnte. Es fiel mir ein Stein vom Herzen, als ich diese Ungewissheit abschütteln konnte. Und natürlich bin ich traurig, doch jetzt hat dein Vater auf ewig einen Platz in meinem Herzen. Er war die Liebe meines Lebens, genau wie du es bist und wie du es immer sein wirst. Egal ob du der Oberste der Dunedain bist oder nicht; ein Krieger oder ein Ehrloser – du bist mein Kind.

Auf ein baldiges Wiedersehen,
in Liebe, deine Mutter.

Sie setzte die Feder vom Papier ab und steckte sie zurück in ihr Tintenfass. Sie faltete den Brief zusammen und gab ihn in ein Kuvert. Mit einem Wachssigel verschlossen legte sie ihn vor sich ab. Elea pustete die Kerze aus und legte sich wieder zu Bett.


Elea auf die Straßen Minas Tiriths
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #6 am: 14. Okt 2010, 22:16 »
Elea vom Versteck der getreuen des Königs


Hunderte Tränen entsprangen ihren Augen, als sie alleine im Schatten der Bücherregale saß. Der Mondschein leuchtete durch die großen Fenster der südlichen Hausfront herein. Elea konnte keine klaren Gedanken fassen, sie versuchte all dies zu verarbeiten. Die Geschehnisse hatten sie heute auf eine Prüfung gestellt, mit der sie nicht fertig wurde.
Knapp eine Stunde verging, ehe es leise an der Tür klopfte. Zunächst wollte sie nicht öffnen, ihre Beine waren schlaff und ihre Augen rot unterlaufen, doch es hörte nicht auf und plötzlich sah sie den schwarzen Schopf Araloths am Fenster und seine Hand, die sich gegen das Glas drückte um das Innere zu erkennen.
Sachte hob er grüßend die Hand als er ihre Silhouette erkannte. „Was ist denn passiert?“, fragte er die Frau in der offenen Haustür.
„Ich will jetzt alleine sein, Araloth.“
„Hast du etwa geweint?“
„Ja, aber bitte, lass mich jetzt.“
„Was ist denn passiert, warum bist du so schnell weg gegangen?“
„Ich kann nicht mehr mit dir auf die Treffen gehen.“
„Was? Wie kommt es den dazu?“, fragte er aufgeregt.
„Ich habe etwas Furchtbares getan.“
„Hast du es denn aus den richtigen Gründen getan?“
„Aus Gründen, die dort wohl niemand versteht“, antwortete Elea.
„Was hast du getan, Elea?“
„Ich habe mich mit dem Feind verbündet, so scheint es.“

Erstaunt blickte er auf die Frau gegenüber. Vieles hatte er wohl erwartet, doch nicht diese Überraschung: „Warum hast du das getan?“
Elea atmete tief ein und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Mit zittriger Stimme sagte sie: „Das versteht ihr nicht. Aber das habe ich auch nicht erwartet. Von keinem von Euch! Geh jetzt Araloth.“
„Erklär es, bevor du voreilige Schlüsse ziehst.“
Elea schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe dich beobachtet. Du bis keiner von denen die es verstehen. Du siehst die Frauen an und siehst nichts weiter als Vergnügung und Abwechslung, von Familie hast du keine Ahnung.“
„Aber…“, warf er noch ein, ehe Elea die Türe zuknallte. Die Tränen überkamen sie wieder. Eilig huschte sie die Treppe in den ersten Stock und verbarg sich im Schatten ihres halbüberdachten Balkones. Sie sank zusammen und landete auf einem hölzernen Sessel. Stunden verharrte sie dort und blickte in die weit entfernten Sterne.

Wie soll ich es Ioreth bloß sagen, auch sie wird es nicht verstehen. Hier geht es um ein Königreich, um ein Volk um das Leben aller und um Aragorn. Wie kann ich meinen Willen nur bevorzugen. Kann man ein Leben opfern um vielleicht viele zu retten? Ich kann es nicht. Nicht dieses Leben, nicht noch mehr Leid. Herumor, was hast du mir nur angetan…

Die Tränen waren noch nicht versiegt, als Elea die Müdigkeit packte und in den Schlaf riss.
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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #7 am: 16. Okt 2010, 22:19 »
Die Sonne blendete Elea ins Gesicht und weckte sie sanft aus dem Schlaf. Es war ein herrlicher Herbstmorgen, denn wenige wärmende Strahlen durchstießen die dichte, graue Wolkendecke. Elea stand gemütlich auf und ging in ihr Schlafzimmer. Im Spiegel sah sie ihr ausgelaugtes Gesicht. Ihre Augen waren rot unterlaufen und ihre Wimpern klebten zusammen. Mit beiden Händen griff sie in die Waschschale vor sich und wusch sich ordentlich das Gesicht. Sie Band ihren Zopf neu zusammen und zog ein blaues ihrer zahlreichen Kleider an.
„Guten Morgen!“ begrüßte sie ihr netter Nachbar, als sie aus dem Hause ging. Elea nickte ihm nur zu. Zielstrebig ging sie zu den Heilhäusern, denn sie hatte beschlossen, Ioreth Bescheid zu geben über ihre Situation.
Die weiße Fassade glänzte im Sonnenlicht die Fenster wirkten wie schwarze Augen. Plötzlich stoppte sie. Ihre Hand war kurz davor die Klinke zu drücken, als sie eine unergründliche Angst überkam. Sie wurde Nervös und zitterte.

Die Hände des wahren Königs, sind die Hände eines Heilers… Ioreth wird es nicht verstehen.

Augenblicklich wandte sie sich ab und lief davon. Schritt für Schritt ging es die Ringe der Stadt hinab. Bis sie vor einer vertrauteren Türe stand. Vorsichtig öffnete sie die verglaste Tür und hörte die liebliche Klingel, die ihr Kommen ankündigte.
„Guten Tag“, begrüßte Sie Brianna, die gerade in das Einsortieren ihrer Kräuter vertieft war „Hallo Elea.“
„Guten Morgen“, antwortete Elea und schloss sie in die Arme „Wie geht es dir?“
„Es geht. Ich bin etwas müde, nach der turbulenten Nacht.“
„Wieso denn das?“
„Vor meiner Haustür wurde ein junges Mädchen angegriffen und verletzt. Ich hab ihr geholfen, beinahe wäre sie verblutet.“
„Was?“, sagte Elea entsetzt „Von den Soldaten?“
„Nein, viel schlimmer. Zwei Orks waren in der Stadt, hässliche Fratzen hatten sie und schreckliche Worte wechselten sie.“
„Aber…“, Elea fehlten die Worte „So weit ist es schon gekommen?“
„Anscheinend.“
„Ich muss Herumor informieren, dass darf er nicht zulassen. Dies ist die Stadt der Menschen und nicht der Orks“, verlautbarte die Dunedain.
„Herumor… Herumor! Pass auf was du ihm anvertraust. Ich denke, er spielt ein falsches Spiel mit dir.“
„Keine Sorge. Ich kenne ihn mittlerweile sehr gut und das Orks in der Stadt umherstreifen, geht im auch gegen den Strich. Aber lass uns nicht über ihn sprechen. Wie geht es dir mit Araloth?“
„Ich weiß nicht. Ich habe ihn seit meiner Rückkehr nicht mehr gesehen, er ist nach Dol Amroth geritten um wichtiges zu erledigen.“
„So, so. Ja, seine Aufgabe ist jetzt wichtiger denn je.“
„Ich muss bald los, Elea. Kommst du mich einmal besuchen in meiner Wohnung?“
„Natürlich. So bald ich kann. Und wenn es zu gefährlich wird bei dir… meine Tür steht immer für dich offen und einen freien Platz zum Schlafen hab ich auch.“
„Danke“, schloss sie ab und Elea verlies das Geschäft wieder.

Orks… Orks in Minas Tirith. Das ist ja furchtbar. Schlimme Zeiten stehen uns bevor. Ich muss meine Freunde warnen, ich muss Ioreth warnen, aber sie wird nicht mit mir reden. Nicht nach dem gestrigem Arbeiten. Was soll ich nur machen? Araloth. Ich muss Araloth finden, auf ihn werden sie hören… Aber wo finde ich ihn, wenn nicht mal Brianna weiß wo er ist. Vielleicht in den Gemächern für Diplomaten und Gäste des Königs. Ich muss schnell hinauf zum Brunnenhof…


Elea nach "Der Brunnenhof und die Zitadelle"
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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #8 am: 17. Okt 2010, 21:31 »
Elea vom Brunnenhof und der Zitadelle


Elea betrat den Flur ihres Hauses und machte sich sogleich in die Küche auf um etwas Holz in den Ofen zu legen. Einen Topf füllte sie halb mit Wasser und schaute halb versteckt um die Ecke. Die Haustür hatte sie weit offen stehen lassen.
Sie erkannte eine Silhouette im Türrahmen. „So einfach schleichst du dich in ein Haus einer fremden Frau? Das du dich nicht schämst!“, sagte sie und der Mann zuckte erschrocken zusammen.
„Du bist doch keine Fremde für mich. Aber wie sonst sollte ich mit dir reden, gestern noch hast du mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.“
„Komm herein, Araloth. Ich mache dir Tee.“
„Danke“, antwortete er und legte seinen triefnassen Mantel über die Garderobe.
„Wie kommt es, dass du heute so nett bist zu mir?“
„Ich war gestern aufgebracht. Ioreth hat mich aus dem Kreise verbannt.“
„Ist es so schlimm?“, fragte Araloth.
„In ihren Augen schon“, antwortete sie.
„Und in den deinen?“
„Ich denke, meine Entscheidung war die richtige. Aber lass uns nicht darüber sprechen. Wichtigeres gibt es zu besprechen. Du musst die Getreuen darüber informieren.“
„Was denn?“
„Gestern Abend wurde vor dem Haus Briannas eine junge Frau angegriffen. Zwei Orks gingen mit Messern auf sie los und verletzten sie schwer.“
„Was? Zwei Orks, in Minas Tirith?“
„Ja und ich fürchte, dies ist nur der Anfang. Immer mehr werden kommen und die Stadt überschwemmen. Folter wird alltäglich und öffentlich sein, die Kinder werden nicht auf den Straßen spielen können und die Stadt langsam verstummen. Wir müssen etwas tun, das können wir nicht zulassen.“
„Ich denke, dies solltest du ihnen sagen.“
„Sie haben mich verbannt. Ich kann nicht mehr teilnehmen.“
„So zeigst du ihnen wenigstens deinen guten Willen“, versuchte er zu überzeugen „Es wurde eine Sondersitzung einberufen, heute Abend. Über dem Stadttor wurde heute zum ersten Mal die Flaggen Saurons gehisst. In großer Sorge sind die getreuen des Königs. Immer häufiger machen sich die Zeichen der dunklen Herrschaft in der weißen Stadt bemerkbar. Komm mit in die Heilhäuser.“
„Ich kann nicht, Araloth.“
„Ich verstehe es, wenn du es aus deiner eigenen Überzeugung nicht kannst. Aber ist es so, oder kannst du nicht weil sie es dir verboten hat? Ioreth bestimmt nicht über deinen Willen und Glauben, du glaubst an die Rückkehr Aragorns, dann kämpfe auch dafür.“
Sie grübelte einen Moment. Eilig schob sie den Topf von der glühenden Platte: „Du hast Recht. Lass uns gehen, ich muss mit ihnen sprechen.“

In Windeseile hatten sie wieder ihre Mäntel übergeworfen. Der Mond hatte die Wolkendecke noch nicht überschritten, die Nacht war dunkel und kalt.


Elea und Araloth zum Häusern der Heilung
« Letzte Änderung: 21. Feb 2016, 22:53 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #9 am: 4. Nov 2010, 22:42 »
Elea vom Haus des Truchsessen


Den kommenden Tag verbrachte Elea ganz alleine in ihrem Haus. Sie wollte keinen sehen, schon gar nicht Herumor. Zudem saß eine Wache auf dem Flur und beobachtete stumm die Haustüre.

Was soll ich nur tun? Ich muss zu Araloth und zu Ioreth… Ich muss ihnen erklären, dass ich unschuldig bin und ich muss ihnen sagen, warum ich bei Herumor bleibe. Warum ich keine andere Möglichkeit habe…

Mittags klopfte es laut an der Türe. Eleas Herz pochte vor Nervosität, denn sie dachte ihr Verlobter kommt herein. Die Wache öffnete die Eingangstüre: „Na endlich!“, ertönte die dumpfe Stimme „Hier ist es ja kaum auszuhalten, so ruhig und langweilig. Viel Spaß den nächsten halben Tag, wir sehen uns morgen…“. Die Türe fiel in das Schloss. Beruhigt von den Worten fixierte sie von ihrem Stuhl in der Bibliothek die Türe. Da kam Beregond herein: „Guten Tag, Herrin“, begrüßte er sie.
„Beregond! Endlich jemand, der mir netter gesinnt ist“, entgegnete Elea „Leg deinen Mantel ab und deinen Helm. Hier im Haus passiert uns so und so nichts. Möchtest du Tee?“
Er nickte nur zustimmend, als er die Fibel seines Umhanges öffnete. Augenblicklich stand Elea auf um etwas Wasser auf den Ofen zu stellen und Holz nachzulegen.
„Wie geht es euch, nach allem was passiert ist?“, fragte Beregond.
„Was soll ich nur sagen; den Umständen entsprechend. Schuldgefühle plagen mich, wobei ich keine Schuld trage und Angst habe ich, obwohl ich keine haben müsste, nachdem was Herumor mir versprochen hat.“
„Also hier, in euren vier Wänden müsst ihr keine Angst haben, nicht solange ich bei euch bin.“
Elea lächelte: „Und, wie geht es deiner Familie…“

Das Gespräch zog sich den ganzen Nachmittag hindurch, wie zwei alte Freunde, die sich schon Jahre nicht mehr gesehen haben. Bis schließlich der Abend und die Nacht wieder hereinbrach.

„Beregond, es ist gut, dass du hier bist. Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten. Ich möchte ein letztes Mal zu meinen Freunden in die Verliese. Ich muss nochmal mit ihnen sprechen und ihnen erklären, was geschah.“
„Das halte ich für keine gute Idee. Es ist gefährlich für euch und auch für mich. Was glaubt ihr was Herumor mit uns anstellt, wenn er davon erfährt.“
„Ich weiß, das erlöst mich aber nicht von meiner Schuld“, antwortete Elea „Ich muss mit ihnen sprechen und ich hoffe, dass du Verständnis zeigst. Sagt einfach, ich wäre euch davon gelaufen und es wird euch nicht zum Verhängnis.“
„Keine Schuld, aber eine Strafe… Einen Sturm kann ich nicht aufhalten und ein solcher seid ihr Herrin. Ich komme mit, denn ich habe versprochen euch zu beschützen, somit halte ich wenigstens einen von meinen Aufträgen.“

Die Straßen waren wie leergefegt seit dem Ereignis in den Heilhäusern. Nur vereinzelte Patrouillen querten die Straße, doch vor ihnen wussten sich die beiden zu verbergen. „Warum bewacht denn niemand das Verlies?“, fragte Beregond erstaunt.
„Dies ist wirklich eigenartig, aber umso besser für uns, denn ich habe mir schon Sorgen gemacht, wie wir unbemerkt hinein kommen. Los…“, befahl Elea und schlich sich laufend über die schwach beleuchtete Straße.
Zwischen den Fackeln am Korridor breitete sich undurchdringliche Dunkelheit aus. Plötzlich hörten sie leise, eilige Schritte. Beregond packte Elea an der Schulter und zog sie hinter die Eingangstür. Beide hielten den Atem an. Lautlos schloss jemand die Türe von außen. Der Schock legte sich nur langsam in ihnen, doch sie hatten kaum Zeit um sich zu erholen. Zielstrebig fixierten sie die Zellen im hintersten Trakt des Gebäudes.
„Araloth?“, rief sie in die Finsternis.
„Bria…“, er stockte abrupt „Elea? Was machst du hier?“
„Araloth. Es tut mir so Leid, so furchtbar Leid. Ich wollte nicht, dass das passiert.“
Er schlängelte seine Hand zwischen den Stäben heraus und streichelte sanft ihr Haar: „Aber daran trägst du doch keine Schuld.“
„Aber ich schulde euch eine Erklärung…“, sie stoppte kurz und Araloth lauschte aufmerksam „Ich hatte solche Angst, dass ihr mich nicht versteht; dass ihr meine Entscheidung nicht unterstützt. Herumor erpresst mich. Ich war töricht, nein sogar dumm. Vor einigen Monaten schrieb ich einen Brief an meinen Sohn. Er lebt bei den Ruinen von Annuminas und ich gab den Brief an einen Händler, im Stillschweigen selbstverständlich, aber Herumor wusste davon. Er wusste es und fing ihn ab.“ Aufgeregt keuchte Elea: „Er sagte, dass er mich Liebe und dass er mich heiraten wolle, doch ich wollte nicht. Er zeigte mir den Brief und sagte, wenn ich mich nicht beuge, dann wird er einen Trupp seiner besten Männer losschicken um den Brief meinem Kind zu bringen und dann würden sie Helluin gefangen nehmen und sogar umbringen, sollte er ihnen nicht folgen. Die Dunedain würden die Soldaten zu ihm durchlassen, wenn sie eine Nachricht seiner Mutter bringen… Ich konnte nicht anders, er ist alles was mir noch geblieben ist…“ All die Worte platzten gerade zu aus der Frau heraus. Sie war froh sich endlich alles von der Seele zu sprechen. Einige Minuten vergingen und die Dunkelheit schien dicker zu werden und den Raum zu ersticken.
„Wieso dachtest du wir könnten das nicht verstehen? Natürlich verstehe ich dich, vielmehr als du vielleicht denkst. Ich habe meine kleine Tochter nach Tolfalas geschickt, dort ist sie sicher und geborgen in der Hand ihrer Großmutter. Alles würde ich tun um ihr Leben zu schützen, selbst wenn es den Verrat meines Volkes fordert.“
Elea sah Araloth in einem ganz anderen Licht. Niemals hätte sie gedacht, dass er ein Familienvater sein kann. Dass seine größte Liebe sein eigenes Kind ist, sie hatte ihn wahrhaft unterschätzt.
„Dann schmerzt es mich umso mehr, dass du hinter Gittern sitzt und ich frei bin“, sagte Elea betrübt.
„Das muss es nicht. Dieses Schicksal habe ich selbst gewählt und Elea; es ist nur ein momentaner Zustand, ich blicke voll Zuversicht auf eine bessere Zukunft.“
„Ich auch“, antwortete sie „Wenn du die Möglichkeit hast, sprich auch mit Ioreth. Ich hoffe sie zeigt gleiches Verständnis.“
Er nickte ihr zu: „Geh jetzt, ehe sie dich entdecken.“


Elea öffnete die Türe zu ihrem Haus. Plötzlich sah sie einen hellen Fleck am Boden. Sie griff danach und hob ein Kuvert auf.

Liebe Elea,
eine gute Freundin ist dabei zu verzweifeln. Ich denke sie braucht mehr denn je jemanden, mit dem sie sprechen kann.

Sofort dachte sie dabei an Brianna, obwohl der Brief nicht unterzeichnet war. Stattdessen waren dort die klaren Konturen eines Dolches, dessen Klinge von einer Rose umrankt wurde. Elea wusste was sie am nächsten Tag zu tun hatte, doch vorerst ging sie schlafen.


Elea zu Briannas Wohnung in der Spielmanngasse
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 12:04 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re: Eleas Haus im vierten Ring
« Antwort #10 am: 28. Nov 2010, 21:50 »
Elea von den Straßen von Minas Tirith


Ich und stark? Ich und stark? Jeden anderen Menschen würde ich als stark bezeichnen, nur nicht mich. Schwach war ich, als ich Helluin alleine ließ und hier her flüchtete. Vor mir vor meinen Gefühlen und von ihm. Und jetzt ist er in genauso großer Gefahr wie ich… Aber… woher wusste Paola davon. Keinem habe ich davon erzählt außer Araloth… Sie wusste sehr vieles über mich. Paola kennt die Geschichte aus den Heilhäusern… Nein, unmöglich…


Bis eben hatte Elea ruhig in ihrer Bibliothek gesessen und in der Stille nachgedacht, doch plötzlich wurde sie nervös. Sie rieb sich aufgeregt ihre Hände, hielt sie vor Schreck vor ihren Mund. „Unmöglich…“, murmelte die Frau und spann ihre schlimmsten Befürchtungen weiter. Es war totenstill in dem Raum. Vor der Türe hörte sie ihre Wachen reden. Elea hatte sie nicht herein gelassen, denn sie waren nicht sehr höflich. Die vorhergehenden hatten ihr wenigstens die Türe aufgehalten und wagten kaum zurück zu sprechen.
Sorgenüberhäuft ging sie die Treppe hinauf. Sie wollte sich schon ins Bett legen, denn der Tag war sehr anstrengend und Elea konnte in der Dunkelheit besser ihre Gedanken sortieren. Ein kühler Wind wehte bei der leicht geöffneten Tür zum Balkon herein. Die Frau wollte sie schließen, erhaschte jedoch durch den Spalt die Silhouette einer Frau auf der Terrasse.

Paola hatte Elea noch nicht bemerkt, also schlich die Dunedain zurück zu ihrer Kommode und holte einen kurzen Dolch heraus. Sie ließ ihn in ihre Tasche gleiten und ging zielbewusst auf die Türe zu.
„Erwartest du schon eine Antwort?“, fragte sie etwas forsch.
„Hallo Elea. Die Zeit in der Not ist stets knapp bemessen. Langwierige Entscheidungen haben hier keinen Platz.“
„Was nützt es, mich so zu drängen. Übereilte Entscheidungen sind oft falsch getroffen. Sag mir nochmal, warum hast du mich ausgewählt.“
„Das weißt du doch. Willst du noch mehr Lobeshymnen über dich hören oder vertraust du meiner Einschätzung?“, fragte Paola.
„Nenne mir einen Grund warum ich dir vertrauen sollte? Ich kenne dich kaum, du könntest leicht eine Halunkin auf Seiten des dunklen Herrschers sein und mich vor eine Probe stellen. Was soll ich dir antworten damit du deinen Auftrag korrekt ausführst?“

Paola ging einen riesen Schritt auf Elea zu. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber. Kaum eine Faust hätte zwischen ihre Nasenspitzen gepasst. Die Dunedain umklammerte mit festem Griff den Dolch in der Hand, sie zitterte ein wenig.
„So also denkst du über mich?“, zischte die Kurtisane mit drohendem Unterton „Ich setzte mein Leben aufs Spiel um dich zu finden und mit dir zu sprechen und SO DENKST DU ÜBER MICH?“
Der warme Hauch Paolas streifte ihre Lippen: „Hältst du andere für so einfältig. Glaubst du ich hätte auch nur irgendeines deiner Geheimnisse preis gegeben, wenn ich dein Vertrauen gewinnen wollte… nein. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit lauten meine Devisen, ich bin nicht diejenige die dir das Messer in den Rücken rammt und ich hoffe das hast du auch nicht mit deinem vor, das du so sorgsam umklammerst!“

Sie nahm wieder ein klein wenig Abstand: „Elea! Wäre ich auf Herumors Seite hätte ich mich langsam an dich herangeschlichen. Ich wäre zu deiner besten Freundin geworden, damit der Verrat so richtig schmerzt. Ich prüfe nicht deine Loyalität gegenüber Herumor.“
„Woher weißt du dann von all dem? Niemandem hab ich davon erzählt, außer Araloth.“

Paola schluckte. Die Antwort schien in ihrem Hals zu stecken, doch der standhafte Blick Eleas lies sie erweichen: „Auch wenn du es keinem erzählt hast, derjenige der die Pläne schmiedete weiß auch darüber Bescheid. Ich bin… Ich bin Kurtisane.“
„Soll das heißen, Herumor…“ stotterte Elea.
„… ist nicht so treu wie er es behauptet. Es tut mir Leid.“

In Elea kochte die Wut. Vieles hatte sie sich gefallen lassen von ihrem Verlobten und dieser schwor wenigstens Treue. Wenn auch nur ein kleiner Trost für seine Gräueltaten, doch nicht mal dieses Versprechen hat er gehalten. Sie presste ihre Zähne fest zusammen und sie verspürte nur den Drang sich zu rächen: „Ich werde diesen Bastard vernichten.“

„Er hat es nicht anders verdient. Wir werden dir helfen, aus deiner Zwickmühle herauszukommen. Und dann vernichten wir ihn gemeinsam!“, antwortete Paola und verschwand im schwarzen Schatten des Hauses. Elea stand noch lange auf der Terrasse und stellte sich jegliche Art vor, wie Herumor sterben würde. Sie hasste ihn auch vor dem heutigen Abend, doch nun konnte sie sich das endlich auch eingestehen.


Elea zum Haus des Truchsessen
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 12:51 von Fine »
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