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Autor Thema: Edhellond und Umgebung  (Gelesen 14402 mal)

PumaYIY

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Edhellond und Umgebung
« am: 10. Sep 2010, 19:06 »
Karthull kommend von: Anfalas


Vor Karthull tat sich nun eine schöne Landschaft auf, mit ein paar Feldern und einem Flusslauf, an dem ein paar Häuser gelegen waren.
"Wenn mich nicht alles täuscht muss das der Ringlofluss sein", dachte Karthull laut.
"In der Tat! Du scheinst nicht von hier zu kommen, aber bewaffnet bist du auch nicht.", sagte plötzlich jemand hinter ihm.
Karthull drehte sich hastig um und sah einen Bauern mit Mistgabel, der einen kleinen Karren mit Heu hinter sich herzog, ihn jedoch abgestellt hatte und nun vor ihm stand.
"Ähm ja ich komme weiter aus dem Westen. Also ich hab an der Mündung vom Fluss Lefnui gelebt."
"Das ist aber wahrlich eine ganz schöne Strecke! Und was tust du hier?" Der Bauer hielt seine Mistgabel immernoch fest in der Hand.
"Nunja mein Vater... ich will Verwandte an der Küste Belfalas aufsuchen, es sind die einzigen, die ich noch habe."
"Belfalas? Ein gefährliches Gebiet wie man sagt. Seit die Dörfer nicht mehr durch Truppen aus Minas Tirith vor den großen Armeen der Korsaren geschützt werden können kommen und gehen die wie sie wollen."
"Das wusste ich nicht. Wieso kommt denn keine Hilfe aus Minas Tirith?"
"Meine Güte die Sprichwörter über die Hinterwäldichkeit von den westlichen Provinzen scheinen also doch zuzutreffen. Der König ist ja in Gefangenschaft..."
"Na das wußte ich natürlich... das wir geschlagen wurden ist mir bekannt nur warum tolerieren die neuen Herren von Minas Tirith die Angriffe auf die Provinzen?" ,unterbrach Karthull den Bauer.
"Die Provinzen wurden als Plünderungsgebiet für die Korsaren als Lohn feigegeben. Man sagt Sauron selbst hätte den Herren von Minas Tirith verboten in die Kämpfe einzuschreiten. Nur noch aus Dol Amroth reiten oft Ritter zu den nahen Dörfer, doch zu denen trauen die Korsaren sich sowieso nicht so oft, seit sie in einer Schlacht ganz schön aufgerieben wurden. Die Dörfer an der östlichen Küste Belfalas sind den Angriffen aber schutzlos ausgeliefert..." , erzähte der Bauer, der nun schon seine Mistgabel auf sein Karren gelegt hatte.
"So ein Mist jetzt fängt es schon wieder an zu regnen." ,bemerkte Karthull.
"Komm pack mit an und komm zu meinem Hof, ich bin sicher meine Frau hat genug für einen Mann mehr gekocht, du kannst auch bei uns übernachten wenn du magst."
Die Vorstellung von warmem Essen ließ Karthull das Wasser im Mund zusammenlaufen und eifrig eilte er zum Karren und rief: "Ja das klingt super, sie werden nicht glauben wie lang ich nicht mehr unter einem Dach geschlafen habe!"
So schafften sie es noch vor Einbruch eines heftigeren Regens in eine geräumige Scheune die zur Hälfte mit Stroh gefüllt war und gingen gemeinsam ins Haus des Bauers.
« Letzte Änderung: 17. Aug 2016, 08:27 von Fine »

PumaYIY

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Nette Leute
« Antwort #1 am: 11. Sep 2010, 15:45 »
Die Familie Lûdhra
Karthull wurde nun von dem Bauern in die Stube geführt, dort saßen schon zum Abendessen versammelt, die Frau des Bauern, zwei jugendliche Töchter und zwei Söhne die Karthull auf zehn und zwölf schätzte. "Vater!", riefen die zwei Söhne freudig, als der Bauern in die Stube hineinging. "Seht mal wen ich euch mitgebracht habe.", kündigte der Vater Karthull an, der verlegen dreinblickte.
"Hallo" , brachte Karthull hervor.
"Das ist: ... Na hey wie heißt du eigentlich?" , auch Karthull fiel erst jetzt auf, dass er dem Bauern seinen Namen noch nicht verraten hatte.
"Ähm... mein Name ist Karthull ich komme vom Lefnui und bin auf dem Weg zu Verwandten an der Küste Belfalas.", stellte Karthull sich kurz vor.
"Wir sind die Familie, Lûdhra und heißen dich herzlich bei uns Willkommen" , begrüßte ihn Frau Lôdrha und machte eine Bewegung, dass er sich an den Tisch setzten solle.
"Es freut mich sehr", sagte Karthull und nahm an der Holzbank neben den beiden Jungen Platz, die ihn seit er reingekommen war anstarrten.
Während dem Essen erzählte Karthull ihnen warum er aufgebrochen war, dass sein Vater umgekommen war und er nun Verwandte suchte, die er nie zuvor gesehen hatte. Er verschwieg jedoch, wie sein Vater zu Tode kam. Er wollte das den kleinen Jungen nicht zumuten und er hatte Angst das liebreizende Familienklima zu zerstören. Ja, er fühlte sich seit er die Stube betreten hatte wirklich wohl. Er stellte sich vor wie schön es war Teil in einer funktionierenden Familien zu sein. Auf keinen Fall wollte er jemandem aus der Familie von seinem insgeheimen Rachewunsch erzählen, soetwas passte nicht an diesen Ort.
Als er seine Geschichte erzählte hörten alle ganz gespannt zu und sie bedauerten ihn zutiefst, dass seine Mutter so früh und dann auch noch sein Vater gestorben sei. Er berichtete auch von den beiden Überfällen und versicherte der Familie dannach aber, dass es ihm gut ging und er sich auch sicher davon erholt hatte. Sie luden ihn ein zu bleiben oder auch zu ihnen zu kommen wann immer er wollte, vorrausgesetzt er wäre auch bereit mitanzupacken, bei dem was so anstand. Karthull freute sich und versicherte ihnen sie mal zu besuchen, bestand aber darauf am nächsten Morgen abzureisen.

In der Nacht schlief er herrlich und lang und als er am nächsten Morgen erwacht war, war Herr Lûdhra schon wieder bei den Feldern und arbeitete. Als er seine Kleidung suchte, die er zum Schlafen ausgezogen und stattdessen, nur das Hemd und die Unterhose, die ihm Frau Lûdhra zurechtgelegt hatte angezogen hatte, blieb er unfündig. Also ging er aus der Knechtskammer des Hofs in der er übernachtet hatte und fragte die Jungen, die gerade aus der Scheune kamen, wo denn seine Kleider seien. Sie zeigten auf eine Wäscheleine die zwischen dem Haus und der Scheune gespannt war.
"Das wäre doch nicht nötig gewesen", dachte Karthull laut. Und wieder hörte er eine Stimme hinter sich, diesmal die der braunhaarigen Tochter der Lôdrha´s. "Oh doch", sagte sie und begann zu kichern. "Trotzdem danke", antwortete Karthull und lachte auch. "Sind die Sachen denn schon trocken?" , fragte er dann. "Komm mit dann können wir schauen", sagte die Bauerstochter, nahm Karthull an der Hand und führte ihn zu der Wäscheleine. "Hmm, also ich denke trocken genug um sie wieder anzuziehen sind sie alle Male", meinte Karthull als er seine sauber gewaschene Lederjacke anfühlte.
"Schade das du schon weiter willst", sagte die junge Frau und schaute ihn vielversprechend an: "Vater hat etwas Proviant für dich zurechtgelegt und ein paar andere Kleinigkeiten. Sie sind in der Stube auf dem Tisch."
"Danke", sagte Karthull und wieder faszinierte ihn die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Familie Lûdhra. Er nahm seine Sachen, zog sich in seinem Zimmer um und ging dann in die Stube, in der Frau Lûdhra schon auf ihn wartete. "Wie ich sehe hast du deine Sachen gefunden, Elly war so nett und hat sie für dich gewaschen. Hier ist noch ein wenig Proviant und eine bequeme Tasche." Wenig konnte man den Proviant nicht gerade bezeichnen, den Frau Lûdhra in die Tasche packte, Karthull verstand immernoch nicht warum die Familie so gastfreundlich zu ihm war.
Ein wenig später versammelte sich die Familie nochmal im Hof um Karthull zu verabschieden und ihm alle Gute zu wünschen, ausgenommen natürlich der Vater der auf dem Feld arbeitete. "Ich muss mich wirklich für alles Bedanken", sagte Karthull bevor er dann losging. Er drehte sich noch einige Male um und winkte der Familie noch zu solang er sie sah. Dann ging er weiter Richtung Süden zum Dorf Edhellond wie Frau Lûdhra ihm geraten hatte. Geld für eine Herberge hatte er versucht nicht anzunehmen, aber es erschien ihm nach einigem Überreden durch Frau Lûdhra wirklich sinnvoll nicht mit leeren Taschen in einen fremden Ort zu kommen. So ging er nun an einem Weg entlang und schon bald sollten die Häuser am Straßenrand mehr werden und er kam ins Zentrum von Edhellond.
« Letzte Änderung: 17. Aug 2016, 08:27 von Fine »

PumaYIY

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Das Dorf Edhellond und eine seltsame Begegnung
« Antwort #2 am: 13. Sep 2010, 18:44 »
Karthull sah vor sich den Marktplatz von Edhellond, die Straße auf der er gelaufen war verlief  parallel zum Fluß und kam von Norden. Wenn er geradeausschaute sah er das noble Rathaus hinter dem der Hafenteil begann, rechts also im Westen gab es auch einige große Häuser, doch die meisten anderen Häuser waren eher schmale Höfe. Karthull lief mitten über den Marktplatz auf dem viel los war, denn es war Fischmarkt, zum Hafengebiet und er lief nur einige Meter da wurde er von den Verkäuferinnen auch schon lauthals angehalten etwas zu kaufen. "Frischer Fisch!" , "Leckere Lachse!" , "Saftige Sardinen" , es gab eine Menge an Angeboten. Karthull aber hatte keinen Appetit auf Fisch und "Passabele Preisen" waren das doch eher nicht. Er hatte ja einige Erfahrung, was Fisch anging, denn sein Vater selbst war einige Zeit Fischer gewesen, doch frisch waren die Waren seinem Geruchsinn nach zu urteilen nicht alle.
Als er sich zur anderen Seite des Marktes durchgekämpft hatte konnte er das Rathaus nun aus der Nähe betrachten: "Wo haben die nur das Geld her für so schöne Häuser?" , wieder dachte Karthull laut. "Naja du musst verstehen" , begann ein älterer Mann neben ihm zu erzählen: " die Elben segeln von hier in den Westen und für ihre letzten Tage hier wollen sie natürlich möglichst komfortabel wohnen. Und sie bezahlen gut, denn sie haben viele Dinge die sie im Westen nicht mehr brauchen und hier einfach zurücklassen können. So ist schon mancher Mann zu Reichtum gekommen in Edhellond."
"Interessant, und wie oft kommen hier denn Elben vorbei? Ich habe noch nie welche gesehen." , dankte Karthull dem alten Mann.
"Nun ja, je schlimmer die Tage in Mittelerde, desto mehr Elben reisen fort und sie kommen nie wieder. Aber wenn du mich fragst sind das alles nur hochnäßige Spießer."
"Wieso denn das?", fragte Karthull schockiert.
"Naja wie sie sich benehmen, ich habe schon so viele von ihnen in meinem Leben gesehen und sie lachen nie, feiern nie, sie scheinen keinen Spaß zu kennen und sie sind so eigenartig. Ihnen scheint wirklich alles egal zu sein." , berichtete der Mann von seinen Erfahrungen mit Elben. "Auf Wiedersehen" , sagte er noch und war schon in der Menge verschwunden. Ein Gefühl des Frusts ließ sich in Karthull Brust nieder.
Ein wenig schüchtern fragte er sich um nach einem Platz zum übernachten und er erfuhr von den luxeriösen Unterkünften der Elben, den großen Häusern am Rand des Marktes. Aber auch ein paar Tavernen mit erschwinglichen Preisen waren da.
"Zum Hässlichen Entlein", der Name klang schon nicht sehr vielversprechend, aber es war sicher besser als unter dem freien Himmel zu schlafen, also betrat Karthull den Gastraum der Unterkunft.
« Letzte Änderung: 14. Sep 2010, 20:41 von PumaYIY »

PumaYIY

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Bettnachbarn
« Antwort #3 am: 14. Sep 2010, 20:40 »
Karhull hatte keinen Schimmer weshalb die Herberge "Zum Hässlichen Entlein hieß: "Besonders schmutzig scheint es hier nicht zu sein." , dachte er. Er ging zur Theke und fragte nach einem Bett. Es waren nur noch in Gemeinschaftszimmern Betten frei, Karthull bekam ein Bett in "Zimmer 4 - Elbensegen". Die Zimmer hatten alle Namen, die etwas mit der Entwicklung des Hafendorfs zu tun hatten und an den Wänden der gemütlich engen Gänge waren kunstreiche Bilder aufgehängt. Auf ein paar sah Karthull stürmische Fluten und heroische Krieger, doch eins fiel ihm ins Auge, es sah aus wie eine Festung am Meer und war gleichzeitig ein Schwan. Der Körper des Schwans war ein Fels auf dem die Festung stand, die Flügel glichen Mauern mit Zinnen und schließlich der Hals des Schwans sah aus wie ein Turm der weit über die Meere blickte.
Karthull ging in sein Zimmer, drinnen war niemanden. Das Bett nahe der Tür suchte er sich aus und packte nun seine Tasche aus. Karthull hatte noch nichts von dem Proviant der Lûdrhas gegessen, geschweigedenn den Rucksack geöffnet. Er kramte zuerst den Proviant heraus und legte ihn auf sein Bett, darunter lag noch etwas mehr Geld und ein Brief auf dessen versiegelter Außenseite stand "Largund Orop - Dol Amroth". Jetzt kam ihm eine Ahnung: " Ach ja ich soll den Botenjungen spielen. Das hätten sie mir doch einfach sagen können.", er verstand warum die Lôdrhas so großzügig gewesen waren. "Ich sollte mir einige Dinge mal durch den Kopf gehen lassen.", überlegte Karthull. Er räumte die Sachen zurück in die Tasche, legte sie unter sein Bett und sich darauf. "Was ist mir in letzter Zeit passiert?
Ich bin aufgebrochen und bestimmt mehr als 300 Meilen gelaufen, bis ich bei der Familie Lûdrha angekommen bin. Die waren so nett und haben mir sogar Geld gegeben und ich habe jetzt diesen Brief. Hmm"
Das Bett war bequem und Karthull dachte gerne nach wenn es gemütlich war: "Dann ist da noch Elly Lôdrha, hmm... die versteh ich nicht. Sie hat mich so angeguckt und... naja egal. Ich sollte irgendwann mal wieder zu ihnen. Dannach war ich auf dem Weg nach Edhellond. Bahh, dieser Fisch. Hmm dann waren da noch diese schönen Häuser die für die Elben waren, und dieser komische alte Mann. Wie hatte er die Elben nochmal genannt <hochnäßige Spießer>. Und er hatte behauptet die würden nie feiern und Spaß haben...  Karthull hörte den alten Mann reden: " ...wenn du mich fragst sind das alles nur hochnäßige Spießer" , Karthull versuchte zu antworten, doch er konnte nicht reden. "Ich habe schon so viele von ihnen in meinem Leben gesehen und sie lachen nie, feiern nie, sie scheinen keinen Spaß zu kennen und sie sind so eigenartig.", hörte er den Mann wieder sagen. "Nein! Wieso sollen sie auch Spaß haben, wenn sie diese Welt für immer verlassen!", rief ihm Karthull nun entgegen. "Was! Du redest wirres Zeug! Sie sind böse und hassen alles!", schrie ihn der alte Mann nun an. Karthull war wütend und wollte etwas sagen, doch da zog der Mann schon ein Beil aus seinem Umhang und Karthull erkannt als die Kapuze des Mannes von dessen Gesicht rutschte den Mann der seinen Vater getötet hatte. Von Angst verzerrt schrie Karthull, aber er konnte sich nicht bewegen, der Mann holte aus und schwang sein Beil auf Karthull zu.
Schweißnass erwachte Karthull, er muss eingeschlafen sein. Vor ihm standen zwei Männer die ihn besorgt anguckten, sie hatten die Kleidung von Seefahrer an. Der eine sagte: "Hallo?! Du redest wirres Zeug!" "Whaa ... Oh. Entschuldigung" , antwortete Karthull immernoch zitternd und durch die Wortwahl des Fremden erschreckt. Die beiden schienen etwas amüsiert über seine Panikattacken zu sein, denn sie hatten ein freundliches Schmunzeln aufgesetzt, das ihn ein wenig beruhigte. "Haben wir dich nicht schonmal getroffen?" , fragte der andere, er hatte eine freundliche Stimme. Tatsächlich meinte Karthull die Stimmen irgendwoher zu kennen, doch da es ihm nicht einfallen wollte antwortete er: "Nicht das ich mich erinnern könnte." , "Ach lass ihn." , sagte der andere und plötzlich durchzuckte es Karthull. "Kann es sein ... ?!", dachte er. "Entschuldigt mich bitte, ich muss mal an die frische Luft", sagte er dann und stand auf. "Ja das wird dir sicher gut tun."
Karthull nahm seine Tasche und ging raus. Unten sagte er dem Mann an der Theke er würde noch etwas rumlaufen wollen und fragte ob er auf die Tasche aufpassen könne. Der Mann bejahte, Karthull gab ihm die Tasche und ging zur Tür hinaus. "Wie klein kann die Welt sein? Können das wirklich die Leute sein die mich überfallen haben?!" , dachte Karthull. "Und was für eine Chance hatte bestanden, dass ich sie erkenne bevor sie mich erkennen konnten?" , die Fragen häuften sich mal wieder. Karthull beschloss an den Hafen zu gehen um die Sonne im Küstewasser untergehen sehen zu können und in Ruhe seine nächsten Schritte zu planen.

PumaYIY

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Der Hafen
« Antwort #4 am: 15. Sep 2010, 20:22 »
Die Herberge lag nordwestlich vom Markt und so lief Karthull, als er Richtung Süden, am Rand des Marktes entlang ging auch an den großen Elbenherbergen vorrüber. Er war schon auch ein wenig neugierig, ob Elben wirklich diese langen Ohren hatten oder wie sie sich von den Menschen unterschieden und er hatte tatsächlich Glück, denn als er an fünf der Häuser vorbeigelaufen war öffnete sich eine Tür neben ihm. Abprupt blieb er stehen und beobachtete die Gesellschaft, die aus dem Haus schritt. Es waren nur hellhäutige, anmutig laufende Gestalten, die Kleidung trugen, die weicher aussah als Katzenfell. Prächtige Farben und aufwändige Stickereien waren darin verarbeitet worden, doch alle machten traurige Gesichter, soweit Karthull überhaupt ein Gefühl erkennen konnte.
Er besann sich jedoch, nach einiger Zeit des Gaffens, wieder auf das Problem mit seinen Zimmergenossen. Er lief weiter Richtung Hafen und überlegte: "Ein anderes Zimmer zu nehmen wäre vermutlich zu auffällig, und wenn ich in eine andere Herberge gehen, bekomme ich mein Geld bestimmt nicht wieder..."
Als Karthull am Hafen angekommen war bot sich ihm ein schöner Anblick: Schiffe, Fischstände direkt am Boot, vermoderte alte Taublöcke, die schier wahrlos aus dem Wasser ragten, breite Stege und der atemberaubende Sonnenuntergang. Es schien als sei der Hafen zweigeteilt, ein paar der Schiffe sahen sensationell aus und Karthull hatte schon einige gute Schiffe gesehen. Diese Schiffe waren meist auch an den besten Stegen vertaut und andererseits gab es schäbige Fischerboote, die teilweise scheinbar schon Jahre an der selben Stelle vor sich hin schwammen.
Auf einmal wurde Karthull auf einen Ansturm von Leuten ein paar Stege weiter aufmerksam. Es waren viele junge Männer und ein paar ältere dort: "Was ist denn da los, ich hoffe mal keine Schlägerei", dachte sich Karthull und lief zu der Menschenmenge.
"Ok wir haben noch vier Plätze für erfahrene Matrosen!", rief ein älterer Mann: "Wir werden morgen gegen mittag in den Westen mit dem Ziel <Lond Daer> aufbrechen."
"Ah, hier kann man also anheuern." , verstand Karthull. Als die Menge das Ziel des Schiffes gehört hatte verzogen sich die meisten und nur noch ein paar, vermutlich von der Angst vor Saurons Einfluss getrieben gingen zu dem Tisch den Karthull nun sah. Der ältere Mann hatte darauf gestanden, als er geredet hatte, jetzt saß er dahinter mit einem anderen und befragte die übrig gebliebenen Matrosen, die anheuern wollten.
"Hier kann ich bestimmt bei einem Schiff nach Dol Amroth anheuern." , dachte Karthull sich und die Aussicht bald schon von den Leuten aus seinem Zimmer fort zu kommen, schien ihm gut. Er fragte einen Mann, der schon einige Zeit an einer Hauswand saß: " Ähm..."
"Ja was ist?"
"Weißt du zufällig, ob hier in nächster Zeit ein Schiff nach Dol Amroth ausläuft?"
"Naja das weiß keiner so genau, aber ich habe gehört ein Elbenschiff, das von einer Werft in Eriador, ich glaube den grauen Anfurten oder so gekommen ist, hat einen alten Segelkahn überholt, der Vorräte nach Dol Amroth bringen soll. Es kann natürlich sein, dass die noch mehr Bestatzung für den gefährlichen letzten Teil brauchen."
"Was ist denn am letzten Teil so gefährlich?"
"Junge du kommst nicht von hier oder? Nun ja einmal sind da die Felsen die nur von ortskundigen Seefahrern genau gekannt werden, manche ragen noch nicht mal aus dem Wasser und sind doch so spitz, dass sie ganze Schiffe zum kentern gebracht haben. Dann gibts da außerdem die Korsaren, die vor allem bei den Schiffen zuschlagen, die nicht so nah am Land segeln."
"Ich verstehe. Glaubst du die könnten jemanden wie mich gebrauchen?"
"Da hab ich keine Ahnung... du musst aber vor allem die Kapitäne überzeugen können. So und jetzt zisch ab, ich habe keine Lust mehr auf deine vielen Fragen!" , eingeschüchtert von dem rauhen Ton des Matrosen ging Karthull raschen Schritts weiter. Er blieb noch etwas am Hafen und schaute sich die Schiffe an. Vor dem prächtigsten blieb er stehen, die Balken waren aus Holz, das er nicht zu benennen wusste, es war so weiß und strahlte Kraft und Standhaftigkeit aus. Er fragte sich wem es gehören könnte und ob, dass eventuell das Elbenschiff aus den grauen Anfurten sei. Die Sonne war jetzt schon einige Zeit untergegangen, also beeilte sich Karthull, zurückzukommen bevor es so dunkel war, dass er seine Herberge vielleicht nicht wiederfinden könnte.
« Letzte Änderung: 26. Aug 2011, 21:16 von PumaYIY »

PumaYIY

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Hafenalltag
« Antwort #5 am: 17. Sep 2010, 18:23 »
Als Karhtull die Herberge "Zum Hässlichen Entlein" betrat waren die meisten Leute schon aus dem Aufenthaltsraum, vermutlich schlafen, gegangen und er musste dreimal auf die Klingel an der Theke drücken, bis der verschlafene Zimmervermieter angeschlurft kam. Der Mann gab Karthull die Tasche und begleitete ihn zum Zimmer. Karthull stahl sich leise in der Dunkelheit in sein Bett und schlief rasch ein.
Mit dem Kopf zur Wand wachte Karthull am späten morgen auf, er schaute sich um, doch von seinen Bettnachbarn war keine Spur mehr zu sehen. Die Decke zurückwerfend stand er auf und kontrollierte die Vollständigkeit seiner Sachen. "Gut es ist noch alles da." , stellte er fest. In einem kleinen Zimmer auf der anderen Gangseite gab es einen Eimer mit Wasser, dort ging Karthull hin und wusch sich ein wenig. Nachdem er fertig war gab er dem Thekenmann wieder seine Sachen und ging zum Hafen. Er wartete bis zur Mittagszeit auf mögliche ankommende Schiffe und holte sich dann etwas Proviant aus der Tasche in der Herberge. Als er fertig gegessen hatte schaute er sich in den engen Gassen um, um sich leichter zurecht zufinden, doch gegen vier Uhr begab er sich wieder zum Hafen. Als er einige Zeit an der Mauer gelehnt herum gesessen hatte kam ein Fischer, der jemanden suchte, der für ein wenig Kleingeld nur für heute mit rausfahren wollte. Karthull bot sich an und da niemand sonst wollte nahm der Fischer ihn als Tagelöhner und die beiden fuhren aus dem Hafen in eine kleine Bucht in der Nähe, wo der Fischer seine Netze am Tag zuvor ausgeworfen haben musste. Gemeinsam zogen sie reichlich viele Fische aus dem Wasser. Dementsprechend fiel auch der Lohn für Karthull für einen Tagelöhner erstaunlich gut aus. Abends fiel Karthull dann aber ziemlich erschöpft ins Bett, von seinen gestrigen Bettnachbarn hatte er immernoch nichts gesehen.
Den folgenden Morgen erwachte Karthull schon bei den ersten Sonnenstrahlen. Da lagen die beiden anderen nun in ihren Betten und Karthull hatte etwas Zeit sie in Ruhe zu betrachten: Der eine hatte dunkelblonde kieferlange Haare, einen recht kräftigen Oberkörper mit muskolösen Armen, der andere war etwas schmaler und hatte gepflegte schwarze Haare, die ihm bis zur Schulter fielen. Beide hatten recht gute Kleidung, sie mussten bei den alt-gondorischen Seefahrern gewesen sein, denn es war ein Wappen und ein Zeichen für den Dienstgrad darauf, was Karthull jedoch nicht deuten konnte. Karthull kam nun der Gedanke, dass diese Leute wohlmöglich wirklich gedacht haben könnten, dass Karthull ein Kosar ist als sie ihn niederschlugen, falls sie es denn gewesen sein sollten, doch er wollte sich hüten sie darauf anzusprechen.
An diesem Tag hatte Karthull Glück, am Hafen lief gegen der Mittagsstunde ein Schiff ein, doch es sah so aus als wollten sie niemanden mehr haben. Ab vier Uhr war Karthull wieder am Hafen, nachdem er zum Essen in die Herberge gegangen war. Da standen nun schon wieder Leute um einen Tisch gedrängt. "Hey du, weißt du wo die hinwollen?", fragte Karthull jemanden am Rande des Geschehens. "Die wollen eine ganze Besatzung für ein zweites Schiff und dann nach Dol Amroth." , kam die Antwort. "Danke."
"Nach Dol Amroth, Volltrefer!" , dachte sich Karthull. Es dauerte eine Zeit bis Karthull an der Reihe war, bzw. bis alle außer ihm schon dran waren, da er sich nicht traute wie die anderen Seefahrer mit rauen Sitten zu drängeln. "Der Nächste!" , rief einer der zwei hinter dem Tisch. "Hallo.", sagte Karthull und trat vor. "Na was haben wir denn da für einen... Ahoi." , sagte der links sitzende Mann. "Du bist sicher das du anheuern willst?" , fragte der rechts. Etwas empört über die Vorurteile, weil Karthull nicht der muskulöseste war, antwortete er nun gezwungen selbstsicher: "Mein Vater hat mich als Matrose großgezogen, deshalb denke ich ihr könnte jemanden wie mich bei dem gefährlichen letzten Teil der Strecke gut gebrauchen." "Da kennt sich also einer aus in den Gewässern hier... Na gut wir teilen dich in unserem Zweitschiff als Deckmatrose ein, aber für so einen jungen wie dich bezahlen wir nicht das volle Gehalt."
"Na, aber hören sie mal?!" , das war nun zuviel der Abstufung für Karthull.
"Hey, mit dem teilen wir uns ein Zimmer!" , rief plötzlich der Schwarzhaarige aus der Herberge, vom Boot aus, als er Karthull sah. "Dem könnt ihr ruhig volles Gehalt zahlen, der ist tüchtig und hat sogar im Schlaf von einem Boot nach Dol Amroth geredet." , lachte er. Der Mann links drehte sich um und rief: " Du Depp machst unser Geschäft kaputt! Nicht mal die Matrosen lässt du uns abzocken, aber du bist der Boss."
"Du musst deinen Namen dann noch hier eintragen, wenn du das nicht kannst haben wir auch einfach ein Stempelkissen für deine Hand." Karthull schrieb seinen Namen schwungvoll auf das Papier und richtete sich nun an seinen Bettnachbarn, der nun vom Schiff herabgekommen war: "Danke."
"Keine Ursache, wir brauchen jetzt jeden Mann, am besten mit allen Kräften. Denn der letzte Weg nach Dol Amroth ist wirklich gefährlich."  "Das freut mich."
Karthull war nun also angeheuert für ein Schiff nach Dol Amroth und seine Bettnachbarn schienen erstmal doch recht nett zu sein, obwohl Karthull immernoch den Verdacht hegte, dass sie ihn am Strand niedergeschlagen und bedroht hatten.

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Abfahrt
« Antwort #6 am: 20. Sep 2010, 19:46 »
Folgende Nacht schliefen die beiden andern nicht bei ihm im Zimmer. Als Karthull am nächsten morgen früh erwachte, war er schon ganz aufgeregt: "Heute werde ich nach Dol Amroth segeln!" , war sein erster Gedanke. Er beeilte sich mit dem Waschen, nahm alle seine Sachen mit und gab dem Mann an der Theke bescheid, dass er vermutlich an diesem Tag abreisen würde.
Karthull ging nocheinmal durch die Gassen zum Hafen, er konnte schon sagen, dass es ihm hier gefiel: Die Nähe zum Meer, die gemütlichen Häuser mit den engen Gassen und seine Herberge "Zum Hässlichen Entlein". Es war wohl der Ort mit den meisten Menschen auch mit den meisten Fremden, den Karthull bisher gesehen hatte. Doch der Abschied fiel ihm auch nicht sonderlich schwer, denn es war einige Zeit her seit er das letzte Mal auf einem Boot gewesen war und es reizte ihn wieder zur See zu gehen.
"Ah der Hafen, dahinten steht das Schiff noch, gut." , ein wenig hatte Karthull sich geängstigt, er könne die Abfahrt des Schiffs verpassen. "Da bist du ja." , begrüßte ihn der schwarzharige Bettnachbar. "Wir wollen gegen Mittag los."
"Gut ich kanns kaum erwarten.", antwortete Karthull.
"Also du bist auf dem Schiff dort drüben", er zeigte auf ein mittelgroßes Schiff mit etwas moderiger Verkleidung: "Du kannst bald schon anfangen die Vorräte daraufzuladen, die mussten wir in der kurzen Zeit aus der Gegend zusammentreiben."
" Wer befiehlt euch das, wenn ihr die Sachen zusammentreiben musstet?" , fragte Karthull neugierig.
"Das weißt du nicht? ... In Ordnung: Wir, das sind der große Mann auch bei uns aus dem Zimmer, die beiden Leute gestern an den Tischen, die die anderen Matrosen angeheuert haben und ich, haben im Auftrag des Fürsten Imrahil von Dol Amroth Korn und anderen Proviant von der gesamten Küste von Anfalas geholt. Er hat uns zwei Schiffe, die Mannschaft und einen Haufen Geld zur Verfügen gestellt, doch zu unserem Elend haben uns die Korsaren vor ein paar Tagen an der Küste überfallen. Von dem einen Schiff haben nur mein kräftiger Freund und ich überlebt, das andere hat es noch in einen Hafen geschafft und sich dort mit den Dorfbewohnern verschanzen können."
"Ich kam auch erst neulich aus der Gegend nach Edhellond." , bemerkte Karthull und er war überzeugt, dass nun der richtige Zeitpunkt war um nach dem Überfall auf ihn zu fragen. "Ich hab von einem Hügel aus am Abend vor ... lass mich kurz überlegen...  Neun! Vor neun Tagen hab ich so ein Leuchten im Meer gesehen und bin da hin gelaufen."
"Lass mich mal nachzählen..." , der Seefahrer über legte kurz, dann sagte er: "Ja das war dann vermutlich unser zweites Schiff und die Hälfte vom Proviant."
"Ähm..." , jetzt wollte Karthull endlich fragen.
"Ist nochwas?" , fragte der Mann.
"Wie soll ich sagen, ich bin dannach an den Strand gelaufen um zu gucken was da los ist..."
"Und weiter? Spucks aus!" , der Gegenüber war nun eine Mischung aus ungeduldig und neugierig, bis es ihn durchzuckte.
"Nein... dann warst du der Kerl am Strand?!"
"Ich vermute: Ja!" , antwortete Karthull und schaute den Mann nun sichtlich vorwurfsvoll an: "Ihr habt mich wie aus dem nichts bewusstlos geschlagen!"
"Oh... das tut mir Leid aber du musst unsere Lage verstehen, wir wurden erst den Abend zuvor von Korsaren überfallen!"
"Die haben mich dannach auch noch gejagt." , Karthull war etwas mürrisch, doch eigentlich verstand er ihre Situation. Das Gespräch ging noch etwas weiter und Karthull erfuhr, dass das andere Schiff im Hafen an der Küste verteidigt worden war und die beiden Leute sich bis nach Edhellond durchgeschlagen hatten, wo sie auf das verbliebene Schiff warteten. Nach einiger Zeit gesellte sich der kräftigere Mann dazu und als er erfuhr, dass er Karthull niedergeschlagen hatte entschuldigte er sich auch überschwänglich. Die beiden versprachen ihm ihn in Dol Amroth mit einem Abendessen zu entschädigen. Doch allzu viel Zeit zum Reden blieb nicht, da musste Karthull schon zum andern Schiff, um beim Aufladen zu helfen.
Am Frühen Nachmittag ging es dann los und die beiden Schiffe setzen die Segel, für Karthull hieß es nun: "Auf Wiedersehen, Edhellond."


Karthull weiter zur Bucht von Belfalas
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 08:14 von Fine »

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Heimkehr
« Antwort #7 am: 20. Okt 2010, 01:37 »
Karthull kommend von der Bucht von Belfalas


Das Schiff schien elend langsam in den Hafen einzulaufen, denn als Karthull seine Sachen beisammen hatte und auf Deck stand dauerte es ihm viel zu lange, bis er auf den Steg springen konnte. Er verabschiedete sich von den Seemännern die wie es schien noch einige Zeit in Edhellond bleiben wollten und begab sich am Rathaus vorbei auf den Markt. Der Markt war leerer als bei seinem ersten Aufenthalt, die Preise waren gestiegen. "Warum ist das hier auf einmal so teuer?" , fragte Karthull eine Frau an einem Marktstand.
"Teuer, teuer?! Wer redet hier von teuer das sind angemessene Preise, außerdem ist die Qualität die beste."
"Die sie hier finden können." , fiel ihr ein anderer Händler ins Wort. "Bei mir ist der Fisch zwar nicht ganz so frisch, aber in den Zeiten wo eh die Hälfte der Waren nach Dol Amroth geht verkauft sich eben die Masse. Na los probieren sie mal! Das Kosten kostet für sie nur die Hälfte!"
Schnell ging Karthull weiter, er hatte genug Vorräte und wollte nicht zusätzlich zu seinem Besuch Zeit vergeuden. Er ging weiter und weiter, herunter vom Markt in nördliche Richtung.
Es sind nicht mehr so viele Menschen auf den Straßen wie damals oder täusche ich mich und bin nun nur mehr Leute durch den Alltag in Dol Amroth gewohnt?
Einige Häuser am Straßenrand standen leer und verwahrlosten. Dann sah Karthull plötzlich einen hölzernen Wall, der ihm jedoch recht sonderbar erschien. Er war geradeso mannshoch und die Stämme die die Palisade bildeten waren erst frisch geschlagen. Ein Tor führte die Straße aus Edhellond heraus.
"Seit wann gibt es denn hier einen Wall?" , fragte Karthull bestürtzt den Torwächter.
"Seit wir die Notwendigkeit sehen uns im Kriegsfall verteidigen zu können junger Mann. Leute wie dich könnten wir gut gebrauchen!" , antwortete dieser nicht ganz ohne stolz, was Karthull noch mehr beunruhigte. Er der die großen schützenden Mauern Dol Amroth kannte wusste was der Wächter meinte, doch es war offensichtlich, dass so ein kleiner Wall den Heerscharen Mordors nicht gewachsen sein würde.
"Aber das ist doch kein Wall. Wie wollt ihr euch in diesem Ort gegen die Soldaten Saurons wehren."
"Werden sie nicht so verächtlich! Ich habe ihnen zwar gersagt sie mögen sich vielleicht für dieses Land einsetzten, aber nachdem ich Zeuge werden durfte, dass sie so ein Unruhestifter sind bin ich sicher unsere starken Burschen brauchen jemanden wie sie nicht!" , der Wächter war geradezu erbost von Karthulls schnell gesagten Worten und er sah sich persönlich angegriffen, da Karthull die Sinnhaftigkeit seiner Sache infrage stellte.
"Ich war in Dol Amroth und habe mit eigenen Augen gesehen, wie die Korsaren die Steinmauern erklommen und Teile der Stadtwachen überwältigt haben. So eine Palisade provoziert sie höchstens!" , entschlossen passierte Karthull das Tor und ließ das Dorf und den wütenden Torwächter hinter sich.
Die Leute haben ja keine Ahnung wie die Korsaren drauf sind! Der Wall bringt ihnen garnichts, verdammt. Über den kann man ja an jeder Stelle einfach drüber springen.
Karthull packte das heftige Verlangen die Familie Lûdhra zum Fliehen aus diesem Gebiet zu überreden, er hatte Angst hier könne einfach alles zerstört werden. Der Ort war ihm ans Herz gewachsen, hier hatte er das erste mal gesehen wie sich Zusammenleben mit mehr Menschen als nur den zehn Familien aus dem Dorf abspielt.
Er ging weiter, schaute auf das Meer in der Ferne und die Felder am Wegrand. Hier sind so viele Leute, als müssten sie nochmal alles aus den Feldern herausholen, bevor der harte Winter kommt. Alles wirkt heute so zerbrechlich. Hinter dem Busch könnten schon die ersten Korsaren auf eine Gelegenheit für eine Hinterhalt lauern. Dann wäre alles worauf ich hingearbeitet habe dahin. Es würde nur noch mich und die Rache geben. Mit düsteren Gedanken erreichte er den Hof der Familie der von im Sonnenuntergang rotgolden glänzenden Kornfeldern umschlossen war und an dem der plätschernde Fluss so fröhlich vorbeizog. Er kam wieder zu den netten Menschen die ihm geholfen hatten zu finden was er gesucht hatte, einen Weg seinem Leben mehr Tiefe zu verleihen.
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PumaYIY

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« Antwort #8 am: 20. Okt 2010, 22:34 »
Karthull jetzt auf dem Hof der Lûdhras

Langsam näherte er sich dem Hof, er wunderte sich ein wenig warum er die beiden Söhne nicht schon von weitem spielen hören konnte, da packte ihn seine Angst noch mehr: Was wenn die Korsaren schon hier gewesen sind? Ich muss mich beeilen! Er rannte nun mehr auf den Hof und riss das Tor der Scheune auf, die war noch etwas voller als bei seinem ersten Besuch es würde nur noch ein wenig mehr Heu brauchen bis sie ganz vollgefüllt war. Hier ist niemand! Weiter! Die Tür zur Werkstatt stand offen er eilte hinein und fand auch niemanden. Was ist hier los?! Karthulls Gedankengänge wurden immer panischer. Dann bleibt nur noch die Wohnstube! Sein Herz raste mit einer bösen Ahnung sprang er hinaus und ging nun etwas bedächtiger auf das Wohnhaus des Hofs zu. Drinnen flakerte etwas. Dann rannte er los, riß die Tür auf und keuchend stand er im Eingang der Stube. Frau Lûdhra war gerade dabei die Kerze zum Abendessen anzuzünden, als sie Karthull da stehen sah. Erst erschrack sie, als Karthull bemerkte, dass er vielleicht etwas überreagiert hatte schaute er beschämt nach unten, verkniff sich sein Grinsen jedoch nicht. Herr Lûdhra musste laut losprusten: "Da hast du aber ein herzliches Hallo hingelegt."
Auch der Rest der Familie begann zu lachen. Karthull´s Gesichtsausdruck muss wohl so komisch gewesen sein, dass sie ihn innerhalb kurzer Zeit erkannt haben mussten, wie er sich nun fühlte, auch seine weit aufgerissenen Augen hatten ihren Teil zu seiner Erscheinung beigetragen. "Ich dachte... Ich dachte..." , stotterte Karthull ein wenig verdutzt und verlegen.
"Setz dich doch erstmal, mein Lieber." , begrüßte ihn die Mutter der Familie.
"Puh, da bin ich wohl etwas durchgedreht." , sagte Karthull darauf mit einem leichten Lächeln und setzte sich an den Tisch.
"Warum hast du dir deine Haare schneiden lassen" , fuhr ihn Elisabeth die braunhaarige Tochter gespielt entsetzt an. "Warst du etwa kriminell und wurdest öffentlich geschoren?"
"Nein, nein sogar im Gegenteil: Ich bin im geheimen Auftrag des Fürsten unterwegs." Damit begann Karthull, so als wäre gerade nichts gewesen von seinen Erlebnissen in der Zeit von dem Weg nach Dol Amroth, bis zu seiner Rückreise und der Ankunft zu berichten. Hierbei übertrieb er an der ein oder anderen Stelle wo Korsaren Dol Amroth belagert hatten, um der Familie die Dringlichkeit seines Anliegens später näher bringen zu können.
Als er zum Ende kam, draußen war es auch schon Dunkel geworden, berichtete er noch von dem Wall, der in Edhellond den Korsaren trotzen sollte.
"Ja der gute Wall." , sagte Herr Lûdhra. "Sie haben viele Freiwillige von weit her eingeladen, ich selbst habe auch mitgeholfen und jetzt sieht man ja: Edhellond hat eine Stadtmauer!"
"Aber die Mauer" er betonte das Wort extra " ist doch höchstens mannshoch." , bemängelte Karthull.
"Besser als nichts ist sie immerhin schonmal." , rechtfertigte der etwas verwunderte Familienvater: "Ich hätte eher vermutet, dass du dich freust zu sehen das auch wir hier in den vorderen Provinzen der Gefahr ins Auge blicken."
"Ich befürchte nur, dass ihr die Gefahr noch nicht in vollem Maße erkannt habt." , Karthull schaute in Herr Lûdhra´s unergründliches Gesicht. Dieser fing plötzlich wieder an zu lachen und entgegnete: "Dir haben sie in Dol Amroth ordentlich das Schwarzmalen gelehrt, junger Mann. Wir sind friedlich hier und solange Dol Amroth als Turtzburg steht haben wir nichts zu befürchten."
Damit war die Sache für die Familie vom Tisch und Karthull erhielt keine Chance das Thema nochmal anzuschneiden, da er immer mit liebevollen Fragen überwältigt wurde, bis sie aufstanden und jeder in die seinen Schlafgemächer verschwand. Auch Karthull ging wieder in das Zimmer welches für einen Hofknecht gedacht war, den die Familie bisher immer noch nicht hatte finden können.
Als er die Tür öffnete stand plötzlich Elisabeth vor ihm. Verwundert starrte er sie an, sein Kopf spielte verrückt. Was sie ist in meinem Zimmer und hat auf mich gewartet? Elisabeth stand mit dem Rücken zu ihm über das Bett gebeugt, die Haare fielen ihr spielerisch auf die blasse Haut, als sie sich zu ihm umdrehte und ihm tief in die Augen blickte. Karthulls Herz schien für einen Augenblick auszusetzten er musterte sie und nahm ihre geballte Schönheit in diesem einen Moment war. Ihre gepflegten braunen Locken, ihre verführerischen Rundungen und schließlich ihr atemberaubendes Gesicht. Sie kam langsam auf ihn zu und begann zu sprechen: "Ich habe dich irgendwie vermisst, es ist schön dich mal wieder zu sehen."
"Ja." , war die einzige Antwort, die Karthull auszusprechen im Stande war. Er war überwältigt von ihrer Wirkung auf ihn. Kurz dachte Karthull er müsse auf sie zugehen und sie umarmen, doch sie ging an ihm vorbei öffnete die Tür hinter Karthull und sagte im Vorbeigehen: "Ich hab dir dein Bett gemacht, dann schlaf dich mal schön aus." Sie war verschwunden und ließ den etwas verstörten Karthull zurück. Muss ich denn heute alles falsch verstehen! , der Gedanke verfolgte ihn noch die kurze Zeit bis er sich ins Bett gelegt hatte und eingeschlafen war.
« Letzte Änderung: 26. Aug 2011, 21:17 von PumaYIY »

PumaYIY

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"Bleibst du?"
« Antwort #9 am: 21. Okt 2010, 19:52 »
Als Karthull am nächsten Morgen erwachte fühlte er sich nicht nur wie ein heroischer Halbstarker, er war auch so ausgeschlafen wie nie zuvor. Er fühlte etwas weiches an seinem Bein heraufkriechen. Ist das möglich? Aber so flauschig weich konnte doch kein Mensch sein, also vertrieb er die Katze, die sich in der kalten Nacht an ihn gekuschelt hatte aus seinem Bett. "Husch! Verschwinde du kleines Monster." , rief Karthull ihr zum Abschied hinterher. Er zog sich an und öffnete die Tür zum Hof. Guten Morgen Welt! Die herbstliche Sonne schien es an diesem Tag gut mit ihm zu meinen, er fühlte sich wie in einem wunderbaren Strahlenkäfig aus glitzernden Sonnenstrahlen gefangen und schwebte in Gedanken durch die weiten Lüfte in den blauen Himmel.
"Hei du Träumer komm mal wieder runter." Auf geheiß fiel Karthull aus allen Wolken. Herr Lûdhra winkte ihn zu sich her: "Ich verstehe die Dringlichkeit deines Auftrags sehr wohl, trotzdem möchte ich dich bitten mir an diesem vermutlich letzten sonnigen Herbsttag bei der Ernte zu helfen. Ich habe extra mit den Feldern um mein Haus bis ganz zum Schluss gewartet, weil sich die am einfachsten abmähen lassen und ich mir nicht die weitesten Strecken bis in den Winter zumuten wollte."
"Willst du mich so früh am Morgen mit noch mehr Worten aufhalten oder sollen wir anfangen zu arbeiten?" , antwortete Karthull frech, nahm die eine Seite des Karrens in dem eine Sense und anderem Feldwerkzeug in die Hand und begann den Karren mit Herr Lûdhra zu ziehen.
Die Arbeit fiel Karthull nicht gerade leicht, doch er wollte bei dem Herrn Lûdhra ein gutes Bild abgeben und so schuftete er sich den ganzen Tag den Buckel krum. Eine allzu große Hilfe war er nicht, dafür lernte er selbst für einen Tag recht viel über die Feldarbeit. Nachmittags banden sie dann das Heu zusammen, um es zum trocknen stehen zu lassen und in einigen Tagen in die Scheune verfrachten zu können. Die geernteten Körner lagerte Herr Lûdhra in der Werkstatt. Weil es nichts mehr zu tun gab und den Kindern langweilig gewesen war überredeten sie ihren Vater und die Mutter im Fluss baden zu gehen, Karthull wurde wie selbstverständlich mitgenommen.
Spätestens Morgen sollte ich dann aber wirklich gehen. Das hatte sich Karthull fest vorgenommen, doch als sie fast an der Stelle vom Fluss waren, an der dieser nicht zu tief sein sollte wurde er von Elisabeth gefragt: " Du willst doch aber nicht etwa schon wieder am Morgen weiterziehen oder?" Ob er das wirklich wollte wusste Karthull in diesem Moment nicht, doch was er vorhatte war für mehr als nur für ihn wichtig. Herr Lûdhra antwortete für ihn: " Mein Kind, du weißt doch, dass er nach Minas Tirith muss. Das ist eine gute Woche zu Fuß, da kann er nicht einfach die Hälfte der Zeit abseits seines Weges verweilen."
"Na wenn du das auch so siehst bist du selbst schuld." , sagte Elisabeth und beobachtete Karthull unsicher wie er reagieren würde.
"Da wären wir." , lenkte Frau Lûdhra vom Thema ab. Sie waren an einer kleinen Schlaufe des Flusses angekommen. Karthull war wie auf einer winzigen Halbinsel, denn die Schlaufe drehte den Fluss, sodass er einige Meter weiter genau in die entgegengesetzte Richtung floss. Sie waren auf einem mittelhohen Felsen, an dessen Fuß sich Sand abgelagert hatte, von dem aus es in das immer tiefer werdende Wasser ging.
Als erster sprang einer der Söhne hinab, dem Beispiel folgten dann die anderen. Der nasse und weiche Sand federte den geringen Fall zusätzlich ab. Karthull war es gewohnt immer in all seinen Kleidern baden zu gehen, die er so am Körper trug. Dementsprechend war er ein wenig irritiert, als er sah, dass sich die gesamte Familie komplett auszog und langsam in das kalte Gewässer watete. Irrititation war nicht das einziges Gefühl, das er wachsen spürte. Wie gebannt starrte er auf die üppigen Körperkonstruktionen die sich ihm offenbarten. Doch etwas anderes noch persöhnlicheres sollte Karthull klar werden: Wenn sie sich ausziehen... erwarten sie das von mir auch?!
"Na was ist?! Hat es dir die Sprache verschlagen? Komm zieh dich aus und spring rein!" , rief ihm Elisabeth zu. Nur noch von Scham bedeckt rannte er so schnell es ging ins Wasser um seine Hüfte unter der Oberfläche verbergen zu können.
Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass es nach einiger Strecke so tief hinab gehen würde und so geschah es, dass er auf einmal ins Leere trat und somit für die sehr erschreckten Familienmitglieder im Fluss verschwand. Die Rufe "Vorsicht das wird ganz schön tief!" und "Lass dir doch Zeit und geh langsam rein." hatte Karthull überhört und es war sein Glück, dass er im Gegensatz zur Familie Lûdhra das Schwimmen gelernt hatte. So überraschte er, sie indem er mit ein paar gezielten Armbewegungen auf der anderen Seite des Flusses wieder auftauchte. "Meine Güte habe ich mich gefürchtet!" , rief der Vater und befahl seinen Kindern nicht weiter hinauszugehen als er selbst, denn die Strömung war schon recht stark. "Da hab ich ja wohl nochmal Glück gehabt." , rief Karthull zurück und schwamm recht zügig auf die andere Seite zurück. Das anfangs Peinliche hatte sich schnell gelegt, auch durch das kalte Wasser und er hatte viel Spaß am Baden. Dann ging es jedoch zurück, sie aßen und erschöpft vom Tag fiel schnell in einen traumreichen Schlaf.


Karthull weiter nach Lamedon
« Letzte Änderung: 16. Aug 2016, 15:32 von Fine »

Vexor

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Re:Edhellond und Umgebung
« Antwort #10 am: 13. Dez 2010, 21:02 »
….Celebithiel, Amrûn und Aphadon von den Grauen Anfurten über den Seeweg


Der salzige Meeresduft durchströmte Celebithiels Körper, als sie an der Reling des kleinen Elbenschiffes stand und über die endlos erscheinenden Wellen hinwegblickte. Hinweg in ferne Länder, Gärten die sie nicht kannte, Quellen deren reines Wasser sie noch nicht gekostet hatte.
Sie stützte sich auf ihre Hand und in ihren ozeanblauen Augen schienen sich die Gefilde Valinors zu spiegeln, obwohl es nebelig war und man kaum zehn Meter weit blicken konnte.

Celebithiel atmete aus und beobachtete die winzige, durchsichtige Gestalt, die sich aus ihrem Atem bildete und sich sofort im schweren Nebel wieder verflüchtigte.
Ein frischer Wind wehte auf und das silberne Segel spannte auf einmal auf, während das schlanke Schiff federleicht durch die ruhige See glitt.
Celebithiel seufzte. Sie war ganz allein auf dem kleinen Deck und knöpfte ihren scharlachroten Mantel noch weiter zu, denn es wurde zunehmend kälter und gestern als sie klare Sicht hatten, konnte Celebithiel sogar die weißen Gipfel des weißen Gebirges sehen, die sie erst einmal durchquert hatte.

Immer wieder wiederholte sie das Schauspiel mit den gläsernen Geschöpfen, die ihr Atem hervorbrachte. Der Nebel fing an sich zu lichten und erst jetzt realisierte wie nah am Ufer sie entlang gesegelt waren, denn die Küste schien zum greifen nah. Dennoch lag auch hier am Boden keine einzige der weißen Schneeflocken, denn sie waren zu weit südlich für Schnee.

Celebithiel fasste sich an die Lippen und ein Schmerz durchfuhr ihren Körper. Ihre sonst so vollen und roten Lippen waren spröde und wund. Sie biss sich auf die Lippen, um sie zu befeuchten nur brannte es umso mehr, als die salzige Meerluft sich über sie legte.

Sie beugte sich über die Reling, um weiter nach vorne blicken zu können, als plötzlich das silberne Medaillon aus ihren Mantel Kragen rutschte. Fast wäre es in die tiefen Abgründe des Meeres gefallen, hätte Celebithiel es nicht noch zu fassen bekommen.
Erleichtert atmete sie durch und ging ein paar Schritte zurück und betrachtete es genauer. Es zeigte einen Smaragd, der mysteriös silbern leuchtete, und der von einer filigranen Darstellung des Baumes Laurelin gekrönt war.
Das Geschenk Galadriels an mich und Amrûn. Die ewige Inkarnation des Lichts der zwei Bäume Valinors. So viele Geschichten ranken sich um diese Bäume und ihre Blüten des Lichts. Zugern hätte ich sie in meinem Leben gesehen.

„ Frau Celebithiel“, die Stimme des jugendlichen Elben riss sie aus ihren Gedanken.
Er hatte Haut wie Seide und seine Augen funkelten in einem gräulichen Ton.
„ Ja Luenor?“, erwiderte sie freundlich.
„ Wir werden bald in die Nähe des Elbenhafen Edhellond geraten. Sie und Herr Amrûn müssen sich entscheiden, wo wir von Bord gehen sollen. Die Gefilde hier sind schon lange unter der Hand Mordors, ein grausames Schicksal hat unsere Brüder in Edhellond ereilt. Es gibt eine kleine Bucht hier in der Nähe, in der wir problemlos anlegen können und ihr von Bord gehen könnt.“ Er machte eine kleine Pause, bevor er hinzufügte, „ Obwohl mir eure Anwesendheit sehr fehlen wird, Herrin“.
Luenor errötete und nahm fast dieselbe Farbe, wie Celebithiels Mantel an.
Die Elbenmaid lächelte und gab dem Jüngling einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich unters Deck aufmachte, um Amrûn und Aphadon zu wecken, denn sie würden nun das Elbenschiff verlassen.


« Letzte Änderung: 11. Feb 2016, 10:54 von Fine »


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Thorondor the Eagle

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Re:Edhellond und Umgebung
« Antwort #11 am: 13. Dez 2010, 22:41 »
Wie ein dumpfes Klopfen auf dem Holz hörte es sich an, als Amrûn den Steg entlang ging, der zu einer kleinen Fischerhütte südwestlich von Edhellond führte. Hier hatte das Elbenschiff problemlos anlegen können. Scheinbar kannten die Seefahrer Mithlonds diesen Anlegeplatz bereits von früheren Fahrten.
Der Elb ging mit Galdor voraus. Beide trugen Sie die goldene Rüstung der Soldaten Lindons und die blauen Unterkleider. Hinter ihnen kam gleich Aphadon, der ein wenig angespannt fest den Griff seines Säbels umklammerte. Celebithiel ging etwas abseits. Verzweifelt versuchte sie die Umgebung zu untersuchen, doch der Nebel gab kaum etwas preis.

„Hier ist der Küstenpfad von dem uns der Kapitän berichtet hat. Eine Meile müssen wir dem brandenden Meer folgen und wir erreichen die Siedlung unserer Verwandten“, sagte Galdor.
Amrûn nickte: „Wir müssen vorsichtig sein. Bei dem Nebel könnte hinter jedem Baum ein Hinterhalt auf uns warten. Aphadon“, zischte der Elb und hatte den Ostling dabei ertappt, wie er durch die halb geöffnete Tür des Fischerhauses schaute „Bleib dicht bei uns. Diese Gefilde sind übersät mit Feinden und keiner von uns kennt sie gut genug.“

Langsam aber sicher kamen sie den Weg entlang und erreichten nach einer halben Stunde die ersten Häuser Edhellonds. Der Nebel hatte sich noch verdichtet und legte einen eisig kalten Mantel über die Stadt, der sich in jede kleine Ritze zwischen dem Gewand hindurch schlängelte.
„Hier ist es ja kälter als in der Eisbucht von Forochel im Winter. Welch übler Zauber liegt über dem Land?“, stellte Aphadon fest.
„Kein Zauber. Zumindest keiner den Sauron herauf beschworen hat“, flüsterte Amrûn „Nein dies ist der Zauber des Winters über einem Land aus dem alles Gute vertrieben wurde.“
„Und was machen wir hier?“, fragte der Mensch.
„Jenen Verwandten helfen, die unserer Hilfe bedürfen. Immer wieder werden Überlebende und Flüchtlinge von der Küste in die Schwanenstadt gebracht. Viele suchen hier Zuflucht, denn einst war dies hier ein wohl behüteter Ort. Der Kapitän ist sicher, dass noch mehr hier sind“, erwiderte nun Galdor „Ah, seht nur, der Nebel… er lichtet sich ein wenig.“
„Dieses Land ist nicht verloren. Mut und Wärme kehrt zurück, mit uns und unseren guten Absichten“, sagte Amrûn und sah dabei zu Celebithiel. Ein Hauch von einem Grinsen huschte über sein Gesicht. Verlegen drehte sie sich weg. Der Ostling wurde aufmerkssam uns musterte die Elbe in ihrem roten Mantel.

„Hört ihr das?“, flüsterte Celebithiel aufgeregt.
Und tatsächlich hörten die Elben in der Ferne undeutliche Laute. Zunächst undeutlich und wie ein lautes bellen. Es war ihnen nicht klar wer und wie viele dort sprachen, doch vernahmen sie klar und deutlich Worte der schwarzen Sprache Mordors.
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Thorondor the Eagle

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Re:Edhellond und Umgebung
« Antwort #12 am: 2. Jan 2011, 22:15 »
Angespannt lauschten die Elben den fernen Lauten, als sie langsam die Häuserfronten entlang schlichen. Sie bildeten eine lange Kette um ja nicht aufzufallen.

„Jetzt könnte der Nebel ruhig bleiben“, motze Aphadon leise.
Amrûn nickte ihm zu, sprach gleichzeitig aber mit Galdor: „Was meinst du, wie weit sind sie weg?“
„Sie müssen in der Nähe des Brunnens sein. Er liegt etwa eine halbe Meile östlich von uns. Es können nicht sehr viele sein, lasst uns näher hingehen.“

Schritt für Schritt tasteten sie sich die Straße entlang. Die Schwerter hatten Sie bereits gezogen; die Klinge zeigte jedoch zum Boden. Die weißen Wände hoben sich kaum von der Farbe des Nebels ab. Amrûn kam es beinahe wie in einem Traum vor. Er konzentrierte sich nur auf die Stimmen in der Ferne und die Straße vor seinen Füßen, plötzlich vernahm er ein leises Klirren. Aufmerksam blickte er nach rechts und kniff seine Augen zusammen um so vielleicht mehr auf der anderen Straßenseite zu erkennen.
„Hast du das auch gehört?“, fragte Celebithiel etwas ängstlich und packte dabei Amrûns Oberarm.
„Zsssst“, zischte der Elb zu Galdor und deutete ihm mit dem Finger zur Eingangstür des gegenüberliegenden Hauses. Lautlos querte er die Straße. Mit der Klinge des Schwertes drückte er gegen die angelehnte Tür. Er spürte, dass jemand in dem Raum war, doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen. Einer der hinteren Elben öffnete vorsichtig einen der Fensterläden und lies das graue Licht herein.
Es war niemand zusehen, doch da, ein Stück Kleidung lugte unter dem Bett hervor. Es umhüllte einen Ellenbogen.
Behutsam näherte sich Amrûn dem verräterischen Stück. Außer Reichweite des Armes blieb er stehen, beugte sich weit nach vorne und zog mit einem kräftigen Ruck an dem Gelenk.
Ein greller Schrei entfuhr dem Opfer und erst jetzt bemerkte Amrûn, dass er das Knie eines jungen Buben in der Hand hielt. Dieser war momentan starr vor Angst und blickte ungläubig in die Augen des Elben.

„Bitte tut ihm nichts“, flehte eine weibliche Stimme und gemeinsam beobachteten die Elben, wie ein Mann und eine Frau, ängstlich an der Hand haltend, aus ihrem Versteck unter dem Bett krochen. Ihr Blick war genauso starr wie der ihres Sohnes, als sie die Spitzohren vor sich sahen.
„Wer seid ihr? Und was macht ihr hier in diesem Haus?“, forderte sie nun Galdor auf zu sprechen.
Verwirrt sahen sie in die Gesichter der Eindringlinge, dann begann der Mann zu sprechen.
„Wir sind Bauern… hi..hier aus der Umgebung. Einige Meilen westlich ste… st… stand unser Hof. Sechs Tage ist es her, dass uns ein Pack dunkelhäutiger Korsaren überfallen hat. Ich floh, mit meiner Frau und meinen vier Kindern in Richtung Dol Amroth. Es heißt, dort ist man noch sicher vor den Händen des Dunklen Herrn. Doch war es noch nicht schlimm genug, dass wir unser Hab und Gut verloren haben, nein… Eine halbe Meile vor Edhellond fand uns ein Trupp voll Orks. Wir liefen, so schnell wir nur konnten; in der Hoffnung ein Versteck zu finden, dass uns vor dem Feind verbirgt. Unsre Tochter aber stolperte und sie schrie… Sie schrie so unfassbar laut… Ich lief zurück und meine ältesten Kinder hinter mir her“, er seufzte während die Frau in Tränen ausbrach „Sie erwischten uns vier… Die Orks schlugen auf mich ein, immer und immer wieder und ich hörte die klagenden Schreie meiner Kinder. Peitschenhiebe, Schnitte, Schläge… Gott weiß was für Qualen sie erlitten haben und noch erleiden werden. Sie ließen mich liegen, verletzt, und sie verschwanden mit unseren Kindern in dem Wissen, dass es mich härter trifft als der Tod selbst. Ich erinnere mich noch an die Schreie in der Ferne ‚Hilfeee, Papaaaa‘.“

Bei den Worten biss der Mann seine Zähne fest zusammen. Er war wütend und traurig, doch keine Träne kullerte über seine vernarbten und blutunterlaufenen Wangen. Amrûn löste den festen Griff um das Knie des Jungen. Ihm fehlten die Worte, als er die Frau und den Burschen weinend vor sich sah. Seine Probleme schienen ihm bedeutungslos im Vergleich zu den Ihren und er vergaß alles was er die letzten Wochen durchgemacht hatte: „Wir können euch nach Dol Amroth bringen.“
Der Man verneinte mit dem Kopf: „Vor zwei Tage trafen wir durch Zufall andere Flüchtlinge. Sie waren auf der Suche nach Proviant für ihre Reise nach Andrast. Am Kap wollen sie versuchen über das Gebirge zu kommen, denn der Ring um die Schwanenstadt ist geschlossen. Keiner kann die Stadt betreten und ein Angriff ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.“
„Die Hafenanlagen sind noch offen. Stark mögen Saurons Truppen an Land sein, doch mit der Seestreitmacht der Elben und Menschen von Dol Amroth kann er sich nicht messen“, antwortete ihm Galdor.
„Wollt ihr mit uns kommen?“, wiederholte sich Amrûn.
„Auch wenn ein Angriff droht, sind wir beim Fürsten wohl am sichersten aufgehoben“, sagte der Bauer.
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Thorondor the Eagle

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Re:Edhellond und Umgebung
« Antwort #13 am: 9. Jan 2011, 00:07 »
„Dann lasst uns gehen. Ein Bild von der Stadt haben wir uns gemacht und gesehen, dass der Feind längst in diese einst heilige Stätte eingedrungen ist. Edhellond ist nicht mehr sicher und es bietet auch keine Sicherheit mehr“, sagte Galdor „Lasst uns so schnell wie möglich zurück zum Schiff gehen und hoffen, dass wir dem Feind nicht über den Weg laufen.“
Celebithiel raffte sich auf und ging zu dem kleinen Jungen. Sie streckte ihm die Hand hin um ihm aufzuhelfen. „Wie ist dein Name junger Mann?“, fragte sie gutmütig.
Immer noch standen ihm die Tränen in den Augen und kullerten vereinzelt die Wangen hinunter. Er reichte ihr die rechte Hand und zog sich hoch: „Mein Name ist Boreas.“
„Es ist mir eine Ehre“, sagte die Elbe lächelnd „Ich bin Celebithiel und dieser etwas schroffe Elb ist Amrûn.“ Sie deutete dabei Augenzwinkernd auf ihn.
Gemeinsam gingen sie zur Türe um den Soldaten zu folgen, die sich genauso langsam und schleichend wieder aus dem Haus entfernten, wie sie gekommen waren.
Amrûn bildete den Abschluss gleich hinter dem Ehepaar, dass sie gerade gefunden hatten.
„Ihr müsst jetzt ganz leise sein. Unterdrückt eure Tränen bis wir die Stadt verlassen haben“, bat der Elb die beiden.

Der Nebel auf den Straßen hatte sich nur leicht gelüftet und so konnten sie etwas weiter sehen als zuvor. Die meisten Türen und Fenster waren zertrümmert, vielleicht von Tritten oder gar Rammen. Hie und da ragte sogar eine schwarze Häuserfront auf, umhüllt von Ruß und Asche. Die Stimmen in der Ferne wurde immer leiser, sie hatten die Elben zum Glück nicht bemerkt.
Leise wimmerte die Frau vor sich hin. Einige Male versuchte sie aus ihren Lippen etwas heraus zu pressen, doch Amrûn wies sie gleich mit einem zischenden „Schhhhht“ in die Schranken. Endlich, nach einer halben Stunde flotten Marsches erreichten sie wieder jenen Holzsteg an dem sie an Land gingen. Ein zarter gelb Ton erfüllte nun den umhüllenden Nebel, den ihm die Wintersonne verlieh.
„Falastor!“, begann nun die Frau zwischen ihren Schluchzern zu stottern „Sollen wir wirklich gehen? Wir müssen unsere Töchter suchen und unseren Sohn. Sie leben bestimmt noch.“ Sie schluchzte nochmals laut auf und Tränen rannen über ihr ganzes Gesicht. „Sie leben bestimmt noch“, hauchte sie zum Schluss immer leiser werdend.
„Welchen Grund hätten sie denn unsere Kinder am Leben zu lassen?“, fragte er mit zitternder Stimme „Wir müssen unsere restliche Familie in Sicherheit bringen. Wir haben keine Wahl, zu zweit können wir nichts ausrichten.“
„Ich kann die drei nicht einfach aufgeben. Ich will nicht…“
„Ich doch auch nicht Latanya. Vielleicht sehen wir sie bald wieder, aber jetzt im Augenblick müssen wir für Boreas da sein. Wir sind am Leben und er braucht uns genauso dringend.“

Sein Kinn zitterte als er seine Frau in den Arm nahm. Amrûn wollte ihnen helfen, aber er konnte nicht. Er wusste nicht wie er ihr Leid stillen könnte.
Er löste die Taue des Schiffes und sah zu wie der Holzsteg langsam im dichten Nebel verschwand.


Aphadon, Amrûn, Celebithiel, Galdor und Familie Lûdhra nach Dol Amroth
« Letzte Änderung: 11. Feb 2016, 10:55 von Fine »
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Eandril

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Elbenaugen
« Antwort #14 am: 7. Jan 2012, 18:53 »
...Oronêl, Celebithiel, Amrûn, Faendir, Antien und Amrothos kommen aus Dol Amroth und befinden sich etwa 50 Meilen nördlich von Edhellond

Zwei Tage war es her, dass die fünf Elben und Amrothos Dol Amroth in Richtung Norden verlassen hatten. Am Morgen dieses Tages hatten sie bei Edhellond den Ringló überquert und befanden sich nun auf einer mit hohem Gras bestandenen Ebene, die von kleineren Waldgürteln und Gehölzen durchbrochen wurde, und auf der Oronêl sich ungewohnt schutzlos fühlte. Obgleich dieses Land noch frei von den Schergen Mordors war, lag eine ängstliche Stille über der Ebenen, denn nur wenige Meilen östlich, am anderen Ufer des Morthond begann das von Menschen und Orks umlämpfte Land.

Oronêl und Amrothos ritten nebeneinander beinahe an der Spitze ihrer kleinen Schar, und betrachteten stumm die Gegend. Hinter ihnen waren Celebithiel und Antien, die leise miteinander sprachen, und vor ihnen ritten zwei Soldaten und ihr Anführer, stumm wie die meisten anderen auch. Schließlich brach Oronêl das Schweigen und fragte Amrothos: "Wie heißt diese Gegend? Erzähl mir etwas über sie."
"Wir befinden uns nun im östlichen Teil des Land Anfalas, dem Langstrand. Dieses Gebiet gehört noch zum Fürstentum Dol Amroth, ist aber schon seit langem nur noch dünn besiedelt, und in ein paar Meilen müssten wir den Fluss Calenhir überqueren, der von den Pinnath Gelin zum Morthond hinab fließt. Aber ich wundere mich über deine Frage, denn du musst doch auf deiner Reise von den Pinnath Gelin durch diese Gegend gekommen sein."
Oronêl lächelte, obwohl der Gedanke an Dol Amroth ihn schmerzte. "Nein, da ich mich in diesem Land wenig auskenne, bin ich von den Bergen geradewegs nach Süden zum Meer und dann an der Küste entlang nach Westen gewandert. Ich habe also überhaupt keine Ahnung, wo wir uns befinden."

Ich wünschte, ich hätte Dol Amroth nicht verlassen müssen, sie werden dort jeden Mann brauchen. Aber ich muss den Ring zerstören, sonst bin ich selbst eine Gefahr für die Stadt. Und auch Lórinand braucht meine Hilfe... Es ist ein böses Schicksal, alle Länder Mittelerdes sind in Gefahr, und ich muss mich entscheiden, welchem ich zur Hilfe eile. Ich muss mich entscheiden, welches Land mir am meisten am Herzen liegt...

Während Oronêl in Gedanken versunken war, war die hatte sich die Sonne im Westen allmählich dem Horizont genähert, und die Reiter warfen lange dunkle Schatten über das Gras. Faendir war zum Hauptmann der Reiter nach vorne geritten und sprach mit ihm. Dann sagte er laut, so dass alle ihn hörten: "Wir werden für heute Nacht unser Lager am Rand des Wäldchens dort im Westen aufschlagen.", und deutete in Richtung Sonnenuntergang.
"Welches Wäldchen meint er?", flüsterte Amrothos Oronêl zu, "Ich kann keines sehen." Oronêl musste lachen und auch Antien hinter ihnen schien seine Frage gehört zu haben, denn er antwortete: "Du hast eben keine Elbenaugen, mein junger Freund. Das Wäldchen liegt zwar nur etwas mehr als eine Meile entfernt, doch wahrscheinlich blendet dich die Sonne." "So wird es sein.", meinte Oronêl, "Obwohl ich nun wirklich nicht verstehe, wie man das übersehen kann."

Etwa zwanzig Minuten später hatten sie das Wäldchen erreicht, und während die anderen ihre Schlafplätze bereiten, entfachte Amrûn ein Feuer, dessen warmer Schein bald die Baumstämme beleuchtete, als die Sonne endgültig versunken war. Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten, übernahmen Faendir und zwei Soldaten die erste Wache. Da die Elben schärfere Augen als die Menschen hatten, hatten sie beschlossen, dass immer einer von ihnen mit zweien der Soldaten wachen sollte. Die anderen legten sich schlafen, doch Oronêl, der seit der Abreise aus Dol Amroth rastlos war, ging ein Stück in das Wäldchen hinein. Er lehnte sich an einen Baumstamm, schloss die Augen, und stellte sich vor, er sei immer noch in Lórinand, gemeinsam mit Amdír, Amroth, Mithrellas, Calenwen, und allen, die er über die langen Jahre seines Lebens verloren hatte.

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Nächtlicher Überfall
« Antwort #15 am: 7. Jan 2012, 20:27 »
Plötzlich hatte Oronêl das Gefühl, das er beobachtet wurde. Er riss sich von seinen Erinnerungen los und sah blickte sich verstohlen um.
Nichts zu sehen...
Dann knackte ein Zweig, Oronêl fuhr herum, und vor ihm stand Antien, der kurz zurückwich und dann meinte: "Du bist aber schreckhaft, mein Freund. Ich wunderte mich nur wo du steckst, denn keiner hat dich fortgehen sehen." Er sah ihn neugierig an. "Was hast du hier eigentlich gemacht?"
Oronêl seufzte und ließ sich zurück an den Baumstamm sinken. "Ach, ich habe mich nur erinnert... an glücklichere Zeiten." Antien nickte und sagte: "Ja, Erinnerungen können die Seele und das Herz wärmen. Aber pass auf, dass du dich nicht in ihnen verlierst, denn dann lebst du nicht mehr in dieser Welt. Und eben..."
Weiter kam er nicht, denn ein Schrei gellte durch die Nacht und brach dann abrupt ab. Oronêl und Antien wechselten nur einen kurzen Blick und liefen sofort los. Noch im Laufen tastete Oronêl nach Hatholdôr, doch seine Finger griffen ins Leere.
Verdammt, ich habe sie an meinem Sattel hängen lassen...
Dann musste er sich eben mit seinem Dolch behelfen. Schon hatten sie das Gebüsch erreicht, hinter dem sich das Lager, aus dem er jetzt Kampfgeräusche hörte, und er zog seinen Dolch. Gerade als er ins freie springen wollte, packte Antien ihn an der Schulter und hielt ihn zurück. "Halt, Oronêl. Ich bin zwar im Kampf nicht zu viel nütze, aber ich weiß, dass es Wahnsinn ist, nur mit einem Dolch bewaffnet da mitzumischen. Wo hast du deine Axt?" "Sie hängt an meinem Sattel, zusammen mit meinem Bogen, aber da komme ich jetzt nicht hin, also wieso..."
Antien unterbrach ihn. "Warte hier!", sagte er, und verschwand zwischen den Bäumen, doch bevor Oronêl richtig begriffen hatte, was Antien vorhatte, war er schon wieder da und hielt ihm seine Waffen hin. "Aber wie...", setzte Oronêl an, doch Antien unterbrach ihn abermals: "Ich habe dir deine Waffen besorgt, nun sie, was du damit anfangen kannst!" Oronêl warf ihm noch einen kurzen Blick zu, dann packte er Hatholdôr und sprang ins Freie.

Das Lager war im Chaos versunken. Das Feuer war nahezu erloschen, und der letzte ersterbende Schein zeigte schattenhafte Gestalten, die miteinander rangen oder mit Schwertern kämpften. Direkt vor Oronêls Augen rang einer der Angreifer einen ihrer Soldaten nieder und wollte ihm mit seinem Dolch die Kehle durch schneiden, als Oronêls Axt auf seinen Nacken niederfuhr. Der Angreifer sackte zusammen und der Dolch fiel ihm aus der erschlaffte Hand. Oronêl sprang über seinen Körper hinweg und versuchte seine Freunde auszumachen.
Plötzlich stand eine weitere Gestalt vor ihm, die ihm entfernt bekannt vorkam, und hob das Schwert zu Angriff. Er konnte grade noch rechtzeitig die Axt hochreißen, um dem mörderischen Hieb zu begegnen, doch er war mit einer solchen Wucht geführt, dass die Schwertklinge tief in den hölzernen Axtstiel drang. Die Gestalt lachte heiser auf und mit einem Ruck seines Schwertes riss sein Feind Oronêl die Axt aus der Hand. Sein Gegner hob das Schwert, vermutlich um ihm den Kopf zu spalten, doch bevor es dazu kam, ließ Oronêl sich nach unten und vorne fallen, umfasste die Füße seines Gegner und brachte ihn zu Fall.
Na bitte, ich bin nicht so leicht zu töten, wie du vielleicht dachtest.
Er kam schneller als sein Feind, der durch den plötzlichen Sturz noch benommen war, wieder auf die Beine, ergriff dabei seine Axt und setzt seinem Gegner die Klinge an die Kehle. "Wer bist du?" fragte er. Als die Gestalt nicht antwortete, verstärkte er den Druck seiner Axt und sagte: "Antworte, oder du bist tot!" Doch die Gestalt rührte sich immer noch nicht. Vorsichtig fasste Oronêl an den Hals des Mannes, um den Puls zu fühlen, mit dem Ergebnis, das er keinen Puls fand. Sein Feind war offenbar so unglücklich gestürzt, dass er gestorben war.
Tja, nicht zu ändern...
Oronêl erhob sich und sah sich um. Offenbar hatten seine Freunde gut gekämpft, denn kein lebender Feind war mehr zu sehen. Amrûn schürte erneut das Feuer, sodass die wieder vom Feuerschein erhellt wurde. Im Feuerschein lagen zwölf in braun und schwarz gekleidete Leichen mit verhüllten Gesichtern, und auch zwei in der Uniform Dol Amroths.
Oronêl blickte fragend zu Celebithiel, die mit dem Schwert in der Hand neben Faendir stand, und sie beantwortete seine Frage: "Niemand hat sie kommen oder hören sehen, sie waren einfach plötzlich da. Zum Glück waren wir schnell genug wach, um uns zu verteidigen." "Wer sind diese Kerle?", fragte der Hauptmann ihrer Eskorte.

"Ich weiß es nicht", sagte Oronêl, "Aber wir können ja mal nachschauen." Er ging neben dem von ihm getöteten Angreifer auf die Knie und zog ihm die Binde vom Gesicht. Hinter sich hörte er Amrothos, der ihm über die Schulter gesehen hatte überrascht nach Luft schnappen, als sie in das regungslose Gesicht Hauptmann Mithéldirs blickten. "Verdammt, ich hatte gefürchtet, dass er irgendwie in der Sache mit den Anschlägen drinsteckt.", meinte Oronêl.
"Die anderen sind alles Haradrim.", sagte Amrûn, der offensichtlich die anderen Gefallenen untersucht hatte. "Vielleicht hat er einen Brief oder ähnliches bei sich, was den Grund für diesen Angriff zeigen könnte.", wandte Celebithiel ein. Nach kurzer Suche fand Oronêl tatsächlich ein mehrfach gefaltetes Pergament in einem Beutel in Mithéldirs. "Und? Was steht darin?", fragte Amrothos aufgeregt.
Als Antwort hielt Oronêl ihm nur stumm das Pergament hin, auf dem nur sinnlose Buchstabenreihen standen, und am unteren Rand mehrere ihnen allen unbekannte Wörter. Amrothos betrachtete die Wörter genauer und meinte dann: "Ich glaube, diese Wörter entstammen der Sprache der Haradrim, die ich leider nicht spreche. Aber einer der Berater meines Vaters spricht sie, und könnte vielleicht diesen Brief entschlüsseln."
Er wandte sich zum Hauptmann der Reiter und sagte: "Hauptmann, nehmt diesen Brief und reitet sofort mit euren Männer zurück nach Dol Amroth. Bringt ihn zu meinem Vater und berichtet ihm, was hier geschehen ist." Der Hauptmann verneigte sich, zögerte dann aber und sagte: "Aber Fürst Amrothos, euer Vater hat uns befohlen, euch zu beschützen. Wir können euch nicht einfach verlassen!"
"Bin ich denn allein? Eure Kampfkünste in Ehren, aber schaut euch einmal meine Begleiter an. Glaubt mir, bei ihnen bin ich so gut geschützt, wie es nur möglich ist in diesen Landen." Als der Hauptmann immer noch zögerte, sagte er mit strenger Stimme: "Hauptmann, ich befehle es euch als Prinz von Dol Amroth: Geht und berichtet meinem Vater!" Da endlich nahm der Hauptmann den Brief, steckte ihn ein und rief seine Männer zusammen. Amrothos und die Elben sahen ihnen nach, bis ihre Hufschläge in der Nacht verhallten.
Dann meinte Faendir: "Wir sollte ebenfalls aufbrechen. Es sind einige der Haradrim entkommen, und wir sollte besser verschwunden sein, wenn sie mit Verstärkung zurück kommen." Die anderen waren derselben Meinung, also brachen sie so schnell wie möglich auf.

...Oronêl, Celebithiel, Amrûn, Faendir, Antien und Amrothos zu den Pfaden der Toten
« Letzte Änderung: 15. Jan 2012, 16:59 von Eandril »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

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Auf der Suche nach einem neuen Ziel
« Antwort #16 am: 12. Mär 2020, 13:18 »
Aragorn, Gandalf, Amrothos, Irwyne, Narissa und Aerien von den Pfaden der Toten


Nachdem sie alle wieder aufgesessen waren, hatte Gandalf ein hartes Tempo vorgegeben und sie waren im Galopp durch das Tal geritten, das Amrothos später als Schwarzgrundtal bezeichnete. Dabei waren sie schon nach kurzer Zeit auf eine Straße gestoßen, die quer zu ihrer Reiserichtung nach Osten führte, doch nach einer kurzen Beratung hatten sich Aragorn und Gandalf für einen südlicheren Weg entschieden, entlang des Flusses Morthond, der aus dem Tal heraus dem Meer entgegen strömte. Dieser Weg würde sie vorbei an den besiedelteren Gebiete in Lamedon und Belfalas bringen und stattdessen durch recht dünn bewohntes Land an der Grenze zu Anfalas führen, bis sie das Lehen von Edhellond und damit das Meeresufer erreichen würden.

Aerien erinnerte sich später nur noch wenig an die beiden Tage, in denen sie dem Morthondfluss folgten. Es wurde nur wenig gesprochen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Amrothos und Irwyne blieben viel unter sich, während Aerien und Narissa es ihnen gleich taten. Aragorn trug wieder seine Kapuze. So gelangten sie schließlich am dritten Tag seit ihrem Aufbruch von Edoras in die weite Umgebung der Hafenstadt Edhellond. Aragorn und Gandalf planten, den Rest des Weges nach Dol Amroth per Schiff zu reisen, um so etwas Zeit zu sparen. Die Stadt selbst würden sie allerdings erst am folgenden Tag betreten, denn als sie ihr Lager für die Nacht aufschlugen, war die Sonne bereits seit mehreren Stunden untergegangen.
Nachdenklich saß Aerien auf einem flachen Stein und fasste sich wie automatisch an die Stelle, an der früher ihr Schwert auf ihrem Rücken gehangen hatte. Normalerweise hätte sie die Klinge jetzt gereinigt und geschliffen, wie sie es schon an vielen Abenden getan hatte, um ihre Gedanken ein wenig zur Ruhe zu bringen. Doch ihre Hand griff ins Leere. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken als sie sich daran erinnerte, weshalb sie das Schwert im Dunklen Turm zurückgelassen hatte.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Narissa, die gerade mit einem Arm voll Feuerholz aus einem kleinen Wäldchen ganz in der Nähe zurückgekehrt war und sich nun daran machte, ein Lagerfeuer in Gang zu bringen.
Aerien blickte sich um. Aragorn und Gandalf waren ein Stück voraus geritten, um den Weg in Richtung der Hafenstadt auszukundschaften, wie sie gesagt hatten, doch Aerien vermutete, dass sie den Ritt hauptsächlich dafür nutzen würden, Dinge zu besprechen, die nicht für den Rest der Gruppe bestimmt waren. Amrothos und Irwyne hingegen kümmerten sich um die Pferde, die sie im ein gutes Stück entfernten Morthondfluss tränkten.
"Ich weiß nicht, 'Rissa," sagte Aerien, die sich zumindest für ein paar Minuten unbeobachtet und allein mit Narissa fühlte. "Ich habe das Gefühl, meine Erinnerungslücken werden schlimmer... weißt du noch, was heute morgen passiert ist? Ich weiß nur noch, dass ich aufgewacht bin, und wir losgeritten sind, an diesem... verlassen Gehöft vorbei, und... dann waren wir plötzlich schon hier."
"Du machst dir zuviele Gedanken," meinte Narissa schnell und brachte ein Lächeln zustande. Sie legte das Holz sorgfältig auf das noch kleine, aber schon lautstark knisternde Feuer und kam zu Aerien hinüber, um ihr eine enge Umarmung zu geben. "Es gab nun einmal nicht viel zu sehen auf dem Ritt hierher, bis auf leere Landstriche und die Berge ringsherum."
"Aber dies ist Gondor," wiederholte Aerien leise. "Ich wollte dieses Land schon so lange sehen. Und nun bin ich mitten in seinem Herzen und fühle... nichts."
Narissa legte ihr beide Hände auf die Schultern und sah Aerien direkt in die Augen. "Ich glaube, ich weiß, weshalb dir das alles so vorkommt," meinte sie dann. "Mir geht es nämlich ganz ähnlich. Wir haben unser Ziel erreicht und Aragorn aus der Gefangenschaft befreit, aber... was tun wir jetzt?"
"Wir unterstützen König Elessar," sagte Aerien sofort.
"Das ist mir zu schwammig, und dir auch - und das weißt du genau," erwiderte Narissa. "Weißt du, auf unserem ganzen Weg bisher hatten wir immer ein Ziel vor Augen. Wir kamen beide damals nach Ain Séfra, um Qúsay zu beurteilen. Dann rannte ich weg und... du machtest es zu deiner Aufgabe, mich zu retten. Danach kam die Sache mit... Qafsah." Sie schluckte und fuhr erst einen Augenblick später wieder fort. "Hinterher gingen wir zur Insel und halfen beim Wiederaufbau, bis... ich an der Reihe war, dich zu retten. Und selbst damals war schon klar, dass wir den Weg, den Arandir gefunden hat, beschreiten würden. Es ... wartete auf uns, selbst während unserer Irrfahrten durch Kerma und den Süden Harads. Eine Aufgabe, die nur wir beide erfüllen konnten. Und jetzt, da dieses Ziel erreicht ist... müssen wir uns erst wieder an das Leben ohne eine klare Aufgabe erinnern."
Aerien nickte langsam. Narissa hatte Recht, zumindest teilweise. Der Weg nach Mordor hatte ihr die ganze Zeit über während ihrer Tage in Harad bevorgestanden wie eine Prüfung, der sie sich nicht entziehen konnte, so sehr sie es sich auch wünschte. Und nun, da sich ihre kühnsten Hoffnungen erfüllt hatten und Aragorn tatsächlich frei war, wusste Aerien nicht, was ihr neues Ziel im Leben war. Sie hatte immer davon geträumt, gemeinsam mit Narissa durch die Welt zu ziehen und ein sorgenfreies Abenteuerleben zu führen, aber... so leicht war es nicht. Sauron war nicht besiegt worden, sondern würde nun sogar noch zu einer größeren Gefahr für die Welt der Menschen werden. Womöglich würden die nächsten Wochen oder Monate die letzten sein, in denen es noch freie Reiche gab, die sich Mordor widersetzten. Dennoch gab es da etwas, irgendwo in Aeriens Hinterkopf, das noch über das Fehlen einer neuen Aufgabe hinaus ging. Etwas, woran sie sich erinnern sollte... es aber nicht konnte.
"Wahrscheinlich... hast du Recht," sagte Aerien daher und warf einen nachdenklichen Blick an Narissa vorbei auf das kleine Feuer. "Ich... hatte irgendwie immer gedacht, dass sich nach dem Abschluss der Aufgabe... alles irgendwie von selbst regeln würde."
"Und das wird es bestimmt auch," antwortete Narissa zuversichtlich, ehe ein Schatten über ihr Gesicht huschte. "Da ist... noch immer mein Vater. Sûladan. Ich..."
Sie brach ab. Aerien musste in diesem Augenblick daran denken, was Narissa einst während des Majles zu Qúsay gesagt hatte. Dass sie verlangt hatte, diejenige zu sein, die Sûladan tötete. "Das bedeutet... du willst zurück nach Harad?"
"Harad ist meine Heimat," meinte Narissa und nahm die Hände von Aeriens Schultern. "Die Insel, meine ich. Aber die liegt nun einmal in Harad... und nicht in Gondor. Ich dachte, wir kehren zusammen dorthin wieder zurück, wenn..."
"Wenn?" wiederholte Aerien zaghaft.
"Ich... weiß auch nicht," sagte Narissa unsicher. "Ich weiß, dass du ganz versessen darauf bist, Gondor und vor allem Dol Amroth zu sehen. Aber... ich habe gerade ein Gefühl, dass... wir nicht ewig Zeit haben." Sie wog nachdenklich den Kopf hin und her und das weiße Haar flackerte dabei rot im Schein der Flammen auf, ehe sie die Augen kurz schloss und dann Aeriens Hände nahm. "Ach, vergiss es einfach. Jetzt reiten wir erst einmal nach Dol Amroth, und dann... sehen wir weiter, ja?" Ein schiefes Grinsen stahl sich auf Narissas Lippen.
"Also gut," sagte Aerien verwirrt, beschloss aber, erst einmal nicht nachzuhaken. Sie hoffte, dass Narissa sich es anders überlegen würden, wenn sie erst einmal in Dol Amroth angekommen waren. "Ich... bin mir sicher, es wird dir dort gut gefallen."
"Du weißt doch, ich mache mir nicht so viel aus großen Städten," sagte Narissa, ehe sie sich wieder dem Feuer zuwandte. Etwas nachdenklich machte sich Aerien daran, ihrer Freundin beim Zubereiten des Abendessens zu helfen.

Als Irwyne und Amrothos zu ihnen zurückkehrten, löste sich die angespannte Stimmung. Irgendetwas musste unten am Fluss zwischen den beiden geschehen sein, das sowohl Amrothos und Irwyne in erstaunlich gute Laune versetzte, und es gelang den beiden, mit dieser guten Laune auch Aerien und Narissa anzustecken. Schon bald scherzten und lachten sie miteinander, als würden sie sich alle schon jahrelang kennen, und Amrothos musste versprechen, ihnen in Dol Amroth eine persönliche Führung durch die Residenz der Schwanenfürsten zu geben, nachdem er eine Wette gegen Narissa verloren hatte, bei der es darum ging, wer länger die Luft anhalten konnte. Bei all dem Spaß und Unsinn wäre ihnen beinahe die Brühe übergekocht, die in einem einfachen Eisentop über dem Feuer vor sich hin gezogen hatte. Nur dank Irwynes beherztem Eingreifen konnte das Abendessen gerettet werden, wofür ihr alle Beteiligten sehr dankbar waren.
Erst eine Stunde später kamen Aragorn und Gandalf zu ihnen zurück. Anhand der Blicke, die die beiden einander zuwarfen, erkannte Aerien, dass sie noch immer geteilter Meinung über jene Dinge waren, die sie nur im Verborgenen besprachen. Aerien wünschte sich, sie hätte den Mut, dieses Thema offen anzusprechen. Doch Gandalf war ihr noch immer nicht geheuer, und vor Aragorn hatte sie viel zu großen Respekt, um ihn nach etwas zu fragen, was womöglich zu einer Kritik an seinen Methoden und Vorhaben führen könnte.
In der folgenden Nacht wachte Aerien einmal auf, weil ein wirrer Traum sie geweckt hatte. Erinnern konnte sie sich nur noch daran, dass sie eine bleiche Hand gesehen hatte, die ein Messer gehalten hatte. Sie setzte sich vorsichtig auf und sah dabei den Zauberer Gandalf, der gerade Wache hielt, und sie schweigend aus einiger Entfernung betrachtete.
Mit einem mulmigen Bauchgefühl legte Aerien sich wieder hin. Gnädigerweise ließ der Schlaf nicht lange auf sich warten.

Am Tag darauf ritten sie nach Edhellond, um ein Schiff nach Dol Amroth zu nehmen.
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Eandril

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Re: Edhellond und Umgebung
« Antwort #17 am: 12. Mai 2020, 01:56 »
Im Kern der Sache unterschied Edhellond sich nicht großartig von den Häfen, die Narissa in ihrem Leben bereits gesehen hatte. Ein wenig kleiner als Umbar, um einiges größer als der kleine Hafen von Tol Thelyn, erfüllt von den Rufen von Seeleuten und Händlern und dem Schreien der Möwen.
Narissa ließ die Beine von dem Stapel Kisten, auf den sie sich gesetzt hatte, um auf Gandalf zu warten, baumeln, und blickte zwischen den Masten der Schiffe hindurch auf das graue Meer. Nachdem sie gegen Mittag Edhellond erreicht hatten, hatten sie zunächst ihre Pferde bei einem Bekannten Gandalfs abgegeben, der sie zurück nach Rohan bringen lassen würde. Daraufhin hatten sich Gandalf und Aragorn auf die Suche nach einem Schiff gemacht, das sie über die Bucht hinweg nach Dol Amroth bringen würde. Amrothos und Irwyne hatten sie begleitet, um im Notfall Amrothos' Rang als Prinz von Dol Amroth nutzen zu können, während Aerien alleine losgezogen war, um die kleine Stadt, die sich dem Hafen anschloss, zu erkunden. Nach außen hin hatte sie begeistert gewirkt, endlich eine gondorische Stadt zu besuchen, doch Narissa war das Gefühl nicht losgeworden, dass Aerien eigentlich nur eine Weile allein sein wollte, denn ihre gute Laune vom Vorabend schien über Nacht verschwunden zu sein.
Sie hatte ihre Freundin diese Zeit alleine nur zu gern gegönnt, denn nach einem weiteren Gespräch über Aeriens Erinnerungslücken sehnte Narissa sich wirklich nicht. Eigentlich hatte sie gehofft, dass die Zeit diese Wunde heilen würde und auch sie selbst vergessen könnte, was in Durthang geschehen war.
Sie bemerkte einen jungen Mann in abgerissener Kleidung, der sich auffällig unauffällig in der Nähe der Beutel mit Proviant und Ausrüstung, die die anderen hier zurückgelassen hatten, herumdrückte. Narissa beobachtete aus dem Augenwinkel, wie er langsam näher kam, sich aufmerksam umsehend, und sich schließlich nach einem der Beute bückte. Sofort sprang sie auf, wobei der Kistenstapel gefährlich ins Wanken geriet, und packte den auf frischer Tat Ertappten mit festem Griff am Handgelenk.
"Ich würde das an deiner Stelle lieber liegen lassen."
Der Mann - eher noch ein Junge, Narissa schätzte ihn auf höchstens sechzehn Jahre - blickte sie hinter schmutzigen Haarsträhnen hervor an, eine Hand hinter dem Rücken, und erwiderte leise: "Du hast nichts gesehen, wenn dir deine Haut lieb ist."
Narissa seufzte. "Wem hast du das Messer gestohlen, dass du hinter deinem Rücken hast? Deiner Mutter?" Mit einer plötzlichen Bewegung zog sie ihn näher an sich heran, zog ihm mit dem linken Fuß die Beine weg und trat ihm, als er zu Boden ging, mit dem rechten das rostige Messer aus der Hand. Rasch bückte sie sich, sammelte das Messer vom Boden auf und warf es dann in einem eleganten Bogen direkt ins Hafenbecken.
Der jugendliche Dieb rappelte sich mit rotem Gesicht wieder auf, und Narissa legte warnend eine Hand auf ihren eigenen Dolchgriff. "Überleg es dir gut", warnte sie. Einen Augenblick lang wirkte ihr Gegenüber, als wollte er es tatsächlich drauf ankommen lassen, doch dann wandte er sich abrupt um und ging so schnell, wie es möglich war ohne zu rennen, davon.
"Kann man dich keinen Augenblick alleine lassen?" Aerien kam zwischen den Kisten, auf denen Narissa bis eben gesessen hatte, und einem Stapel Taue hindurch. Offenbar hatte sich ihre Laune wieder gebessert, denn sie lächelte, und ihr Tonfall war scherzhaft.
Narissa verschränkte die Arme vor der Brust. "Um gerecht zu bleiben, er hätte beinahe uns bestohlen. Nicht andersherum. Dieses Mal bin ich unschuldig - ausnahmsweise." Sie wurde wieder ernst. "Eigentlich hatte ich gedacht, es wäre hier anders. Immerhin..."
"... sind wir in Gondor, dem letzten Königreich der Númenorer", vollendete Aerien ihren Satz und seufzte. "Ach 'Rissa. Irgendwie ist hier nichts so wie es sein sollte. Es sollte... ich weiß auch nicht. Es sollte vollkommen sein, aber das ist es nicht. Eigentlich ist es gar nicht so viel anders als in Ain Salah zum Beispiel."
In diesem Augenblick rissen die tief über dem Wasser hängenden, grauen Wolken auf. Das Wasser der Bucht verwandelte sich, glitzernd in der Sonne, in ein tiefes Blau, und jenseits der Bucht waren steile Klippen aus hellem Stein zu sehen. Auf den Klippen waren weiße Mauern zu erahnen, und am höchsten Punkt ein Turm, dessen Dach in der Sonne aufblitzte. Im nächsten Moment schlossen sich die Wolken wieder, und die Welt schien wieder grau und farblos.
"Dol Amroth", stellte Narissa leise fest. "Vielleicht bekommst du doch noch dein Traum-Gondor zu sehen, Sternchen."
Aerien wandte ihr nur stumm den Blick zu, nahm dann ihr Gesicht in die Hände und küsste sie lange. Als sie sich schließlich lösten, sagte Narissa: "Mhm. Womit habe ich das verdient, hm?"
Aerien zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Vielleicht wollte ich klarstellen, dass sich nichts ändert, egal was passiert."
"Damit könnte ich leben", erwiderte Narissa, ohne den Blick von Aeriens Gesicht abzuwenden. Dann küsste sie Aerien.
"He", unterbrach sie eine weibliche Stimme. Woher auch immer war plötzlich Irwyne aufgetaucht, Hände in die Hüften gestemmt. Ihre Augen funkelte schalkhaft. "So ist das also."
"Ja, so ist das", gab Aerien, die ein wenig errötet war, zurück. "Genau, so ist das", ergänzte Narissa überflüssigerweise. "Und?"
"Nichts und. Es ist nur..." Irwyne konnte das Lachen nicht zurückhalten. "Ihr müsstet euch sehen können", fügte sie grinsend hinzu.
Narissa hob eine Augenbraue. "Ich wünsche dir, dass eines Tages jemand dich und Amrothos in dieser Situation erwischt."
Zu ihrer Überraschung errötete Irwyne selber ein wenig, und räusperte sich verlegen. "Da kommst du zu spät, aber... das ist jetzt nicht wichtig. Wir haben ein Schiff gefunden, einen Händler, der ohnehin über die Bucht nach Dol Amroth fährt."
Narissa klopfte Aerien auf die Schulter. "Dann also auf nach Dol Amroth."

Aragorn, Gandalf, Amrothos, Irwyne, Narissa und Aerien zur Bucht von Belfalas
« Letzte Änderung: 8. Jun 2020, 13:09 von Fine »

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