Als Karthull am nächsten Morgen erwachte fühlte er sich nicht nur wie ein heroischer Halbstarker, er war auch so ausgeschlafen wie nie zuvor. Er fühlte etwas weiches an seinem Bein heraufkriechen.
Ist das möglich? Aber so flauschig weich konnte doch kein Mensch sein, also vertrieb er die Katze, die sich in der kalten Nacht an ihn gekuschelt hatte aus seinem Bett. "Husch! Verschwinde du kleines Monster." , rief Karthull ihr zum Abschied hinterher. Er zog sich an und öffnete die Tür zum Hof.
Guten Morgen Welt! Die herbstliche Sonne schien es an diesem Tag gut mit ihm zu meinen, er fühlte sich wie in einem wunderbaren Strahlenkäfig aus glitzernden Sonnenstrahlen gefangen und schwebte in Gedanken durch die weiten Lüfte in den blauen Himmel.
"Hei du Träumer komm mal wieder runter." Auf geheiß fiel Karthull aus allen Wolken. Herr Lûdhra winkte ihn zu sich her: "Ich verstehe die Dringlichkeit deines Auftrags sehr wohl, trotzdem möchte ich dich bitten mir an diesem vermutlich letzten sonnigen Herbsttag bei der Ernte zu helfen. Ich habe extra mit den Feldern um mein Haus bis ganz zum Schluss gewartet, weil sich die am einfachsten abmähen lassen und ich mir nicht die weitesten Strecken bis in den Winter zumuten wollte."
"Willst du mich so früh am Morgen mit noch mehr Worten aufhalten oder sollen wir anfangen zu arbeiten?" , antwortete Karthull frech, nahm die eine Seite des Karrens in dem eine Sense und anderem Feldwerkzeug in die Hand und begann den Karren mit Herr Lûdhra zu ziehen.
Die Arbeit fiel Karthull nicht gerade leicht, doch er wollte bei dem Herrn Lûdhra ein gutes Bild abgeben und so schuftete er sich den ganzen Tag den Buckel krum. Eine allzu große Hilfe war er nicht, dafür lernte er selbst für einen Tag recht viel über die Feldarbeit. Nachmittags banden sie dann das Heu zusammen, um es zum trocknen stehen zu lassen und in einigen Tagen in die Scheune verfrachten zu können. Die geernteten Körner lagerte Herr Lûdhra in der Werkstatt. Weil es nichts mehr zu tun gab und den Kindern langweilig gewesen war überredeten sie ihren Vater und die Mutter im Fluss baden zu gehen, Karthull wurde wie selbstverständlich mitgenommen.
Spätestens Morgen sollte ich dann aber wirklich gehen. Das hatte sich Karthull fest vorgenommen, doch als sie fast an der Stelle vom Fluss waren, an der dieser nicht zu tief sein sollte wurde er von Elisabeth gefragt: " Du willst doch aber nicht etwa schon wieder am Morgen weiterziehen oder?" Ob er das wirklich wollte wusste Karthull in diesem Moment nicht, doch was er vorhatte war für mehr als nur für ihn wichtig. Herr Lûdhra antwortete für ihn: " Mein Kind, du weißt doch, dass er nach Minas Tirith muss. Das ist eine gute Woche zu Fuß, da kann er nicht einfach die Hälfte der Zeit abseits seines Weges verweilen."
"Na wenn du das auch so siehst bist du selbst schuld." , sagte Elisabeth und beobachtete Karthull unsicher wie er reagieren würde.
"Da wären wir." , lenkte Frau Lûdhra vom Thema ab. Sie waren an einer kleinen Schlaufe des Flusses angekommen. Karthull war wie auf einer winzigen Halbinsel, denn die Schlaufe drehte den Fluss, sodass er einige Meter weiter genau in die entgegengesetzte Richtung floss. Sie waren auf einem mittelhohen Felsen, an dessen Fuß sich Sand abgelagert hatte, von dem aus es in das immer tiefer werdende Wasser ging.
Als erster sprang einer der Söhne hinab, dem Beispiel folgten dann die anderen. Der nasse und weiche Sand federte den geringen Fall zusätzlich ab. Karthull war es gewohnt immer in all seinen Kleidern baden zu gehen, die er so am Körper trug. Dementsprechend war er ein wenig irritiert, als er sah, dass sich die gesamte Familie komplett auszog und langsam in das kalte Gewässer watete. Irrititation war nicht das einziges Gefühl, das er wachsen spürte. Wie gebannt starrte er auf die üppigen Körperkonstruktionen die sich ihm offenbarten. Doch etwas anderes noch persöhnlicheres sollte Karthull klar werden:
Wenn sie sich ausziehen... erwarten sie das von mir auch?!"Na was ist?! Hat es dir die Sprache verschlagen? Komm zieh dich aus und spring rein!" , rief ihm Elisabeth zu. Nur noch von Scham bedeckt rannte er so schnell es ging ins Wasser um seine Hüfte unter der Oberfläche verbergen zu können.
Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass es nach einiger Strecke so tief hinab gehen würde und so geschah es, dass er auf einmal ins Leere trat und somit für die sehr erschreckten Familienmitglieder im Fluss verschwand. Die Rufe "Vorsicht das wird ganz schön tief!" und "Lass dir doch Zeit und geh langsam rein." hatte Karthull überhört und es war sein Glück, dass er im Gegensatz zur Familie Lûdhra das Schwimmen gelernt hatte. So überraschte er, sie indem er mit ein paar gezielten Armbewegungen auf der anderen Seite des Flusses wieder auftauchte. "Meine Güte habe ich mich gefürchtet!" , rief der Vater und befahl seinen Kindern nicht weiter hinauszugehen als er selbst, denn die Strömung war schon recht stark. "Da hab ich ja wohl nochmal Glück gehabt." , rief Karthull zurück und schwamm recht zügig auf die andere Seite zurück. Das anfangs Peinliche hatte sich schnell gelegt, auch durch das kalte Wasser und er hatte viel Spaß am Baden. Dann ging es jedoch zurück, sie aßen und erschöpft vom Tag fiel schnell in einen traumreichen Schlaf.
Karthull weiter nach Lamedon