Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dol Amroth

In der Stadt

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Eandril:
Hilgorn vom Hafen

Seit die Falthaleth in Richtung Umbar aufgebrochen war, war Minûlîth ein häufiger und gern gesehener Gast in Hilgorns und Faniels Haus. Sie wusste eine ganze Menge faszinierender Geschichten aus dem Süden zu erzählen, aus Umbar und von der Insel, von der Thorongil und Narissa stammten. Túor währenddessen hatte sich schnell mit der gleichaltrigen Iorweth angefreundet und auch Belegorn war froh, endlich einen Spielkameraden in zumindest ungefähr dem gleichen Alter zu haben.
Es klopfte an der Tür des Hauses. Hilgorn, der gerade seinen viel zu lange nicht mehr benutzten Brustpanzer polierte warf Faniel, die sich gerade schwerfällig erheben wollte, einen warnenden Blick zu. Sie verdrehte die Augen, wandte sich aber doch dankbar wieder ihrem Gespräch mit Minûlîth zu, mit der sie gerade Erfahrungen mit ihren Kindern austauschte. Hilgorn legte die Rüstung beiseite, und öffnete die Haustür.
Draußen trieb ein kalter Wind eine Mischung aus Schnee und Regen vor sich her, und in diesem Augenblick war Hilgorn froh, nicht irgendwo unterwegs sein zu müssen. Vor der Tür stand, in Kapuze und Mantel, Ladion. Hilgorn verbarg seine Überraschung, und bat den Elben herein: "Bitte, komm doch hinein. Was führt dich bei diesem scheußlichen Wetter hier her?"
Ladion trat über die Schwelle, und streifte die Kapuze ab. "Ich könnte mir schöneres Reisewetter vorstellen, das ist wahr", erwiderte er mit einem schwachen Lächeln. Hilgorn machte eine einladende Geste in Richtung des kleinen Wohnraums, und Ladion folgte ihm nach kurzem Zögern.
Als sie den Raum betraten sah unterbrach Faniel ihr Gespräch mit Minûlîth und begrüßte Ladion mit einem Lächeln. "Seid willkommen, Ladion. Was verschafft uns die Freude eurer Gesellschaft?"
Ladion erwiderte ihr Lächeln, und Hilgorn stellte fest, dass der Elb seine frühere Distanziertheit offenbar aufgegeben hatte. Vielleicht hatte er sich inzwischen daran gewöhnt, unter den Menschen Gondors zu leben. "Bitte, es besteht kein Grund für solche Förmlichkeiten."
Hilgorn ergriff die Gelegenheit, Minûlîth und Ladion einander vorzustellen. "Ladion hatte großen Anteil daran, die Spur meines Bruders zu verfolgen nachdem...", fügte er hinzu, unterbrach sich aber mit Blick auf Faniel und räusperte sich ein wenig verlegen. Faniel selbst schien der Gedanke weniger zu berühren, und sie erklärte an Minûlîth gewandt: "Mein erster Gemahl, Hilgorns ältester Bruder, hatte sich mit Mordor verbündet."
Minûlîth hob die Augenbrauen. Ihr Lächeln geriet ein wenig süffisant als sie entgegnete: "Es scheint, eure Geschichte ist nicht viel weniger skandalös als meine eigene." Mit einem Seitenblick auf Hilgorn fügte sie hinzu: "Glaub nicht, dass ich euch dafür verurteile. Immerhin kann ich eine lange Ahnenreihe sehr treuer Anhänger Mordors aufweisen..."
Hilgorn rieb sich ein wenig nervös über den Nacken, bevor er sich wieder Ladion zuwandte. "Also... was führt dich hierher?" Er glaubte nicht, dass es sich um einen reinen Höflichkeitsbesuch handelte, schließlich war das noch nie vorgekommen. Zur Antwort zog Ladion einen versiegelten Brief aus einer Tasche, und Hilgorn erkannte das Siegel noch bevor Ladion zu sprechen begann.
"Ich habe auf der Rückkehr aus dem Osten in Tíncar haltgemacht, und deine Mutter hat mich gebeten, diesen Brief zu überbringen." Während Hilgorn den Brief entgegen nahm und das Siegel brach, fuhr Ladion fort: "Ich fürchte, es sind nicht unbedingt gute Neuigkeiten. Ich hatte nicht viel Zeit, aber offenbar gibt es Schwierigkeiten mit einem benachbarten Landbesitzer."
Hilgorn zog besorgt die Augenbrauen zusammen und begann zu lesen.

Iorweth von Tíncar an ihren geliebten Sohn Hilgorn.
Es tut mir sehr leid, dass ich nicht zu Faniels und deiner Hochzeit kommen konnte. Bitte versteht das nicht als Ausdruck meiner Missbilligung, ganz im Gegenteil - ich freue mich, dass Faniel auch weiterhin Mitglied unserer Familie ist! Tatsächlich war ich während jener Zeit für einige Wochen sehr krank, doch bevor du dich sorgst: Es geht mir inzwischen wieder den Umständen entsprechend gut.

Hilgorn sah vom Brief auf und sagte an Faniel gerichtet: "Meine Mutter war krank und konnte deshalb nicht zur Hochzeit kommen. Aber sie freut sich, dass du 'weiterhin Mitglied unserer Familie bist'." Faniel lächelte, wenn auch ein wenig ironisch. "Gut zu wissen, dass es nicht ausreicht zwei Kinder mit eurem Namen zu haben, sondern man auch noch mit einem von euch verheiratet sein muss um zur Familie zu gehören." Hilgorn machte eine entschuldigende Geste, doch Faniel schien nicht wirklich verletzt zu sein. Tatsächlich war ihr vermutlich genau wie ihm klar, dass seine Mutter es nicht böse meinte, sondern manchmal etwas merkwürdige Ansichten besaß.

Ich komme gleich zum eigentlichen Grund dieses Briefes. Unser östlicher Nachbar, Gilanor von Bar-Erib ist der Ansicht, dass unser Anspruch auf Tugobel und dessen Ländereien nicht rechtmäßig sei, da Faniel als Frau nicht erben könnte. Davon abgesehen, dass diese Behauptung Unsinn ist, ist Gilanor angeblich im Besitzt von Dokumenten, die seinen Anspruch auf Tugobel beweisen und hat kurzerhand eine Truppe geschickt, die das Dorf besetzt halten. Da ich außer unseren wenigen Wachen keine Männer zur Verfügung habe, diese Diebe von unserem Land zu jagen, wirst du dich selbst darum kümmern müssen, dass Belegorns Erbe nicht gestohlen wird.

Deine dich liebende Mutter,
Iorweth

Hilgorn blickte Faniel an, der die Sorge ins Gesicht geschrieben stand. Offenbar hatte sie anhand seines Gesichtsausdrucks erraten, dass etwas nicht in Ordnung war. Er schilderte kurz, was geschehen war, und fügte dann hinzu: "Ich werde mich selbst darum kümmern, wenn der König mich gehen lässt. Das ist..." Er brach ab, und Faniel schien seine Gedanken zu erraten: "Du glaubst, dass Mordor etwas damit zu tun haben könnte?" Hilgorn zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß nicht. Möglich wäre es, und es läge sicherlich in Mordors Interesse, Unfrieden in Gondor zu stiften, bevor sie erneut angreifen. Gilanor wäre schließlich nicht der erste Adlige Gondors, der die Seiten wechselt."
"Die Sache ist nicht groß genug, um Mordor wirklich zu nützen", warf Ladion nachdenklich ein. "Trotzdem schadet es sicher nicht, sich rechtzeitig darum zu kümmern. Ich würde dich begleiten, um dieser Sache auf den Grund zu gehen."
Hilgorn hatte Ladion gerade um Hilfe bitten wollen, und nickte dem Elben jetzt dankbar zu. "Tatsächlich hatte ich auf deine Hilfe gehofft", erwiderte er. "Wir können nicht einfach mit einer Armee nach Tugobel marschieren, damit würden wir Gilanor und wer weiß wen noch tatsächlich in Mordors Arme treiben. Wir müssen vorsichtig vorgehen."
"Und außerdem ist das ja auch für mich so etwas wie eine Familienangelegenheit", meinte Ladion leise mit einem merkwürdigen Lächeln.
Bislang hatte Hilgorn nicht genau darüber nachgedacht, aber da eigentlich sämtliche Adelshäuser der Region irgendwie miteinander verwandt waren, war Ladion vermutlich tatsächlich etwas wie sein Ur-ur-...-ur-Großonkel. Ladion sah Hilgorns Gesichtsausdruck, und ergänzte überraschend freimütig: "Glaub mir, für mich ist die Sache nicht weniger sonderbar als für euch andere. Wir können uns bei meiner Mutter dafür bedanken."
Minûlîth, die dem Austausch bislang still aber interessiert gefolgt war, ergriff nun das Wort: "Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte... nehmt Aerien mit, wenn der König erlaubt und sie möchte. Es tut ihr nicht gut, immer nur mit Mithrandir und dem König zusammen zu sein, und es wäre sicherlich gut, wenn sie ein wenig mehr von Gondor kennenlernen könnte. Außerdem ist sie ziemlich gut mit dem Schwert, sie wäre also sicherlich alles andere als ein Hindernis."
Hilgorn nickte langsam. "Ich werde darüber nachdenken." Tatsächlich hatte er eigentlich zuerst an Valion gedacht, bis ihm wieder eingefallen war, dass Valion ja nach Umbar unterwegs war.
Er beugte sich hinunter um Faniel einen Kuss zu geben, und sagte dann: "Wir gehen am besten gleich zum Fürsten. Je eher diese Sache erledigt wird, desto besser."

Hilgorn, Faniel und Minûlîth zum Palast des Fürsten

Eandril:
Hilgorn und Belegorn von den Toren vor der Stadt

Hilgorns Rückkehr mit Belegorn war eine tränenreiche gewesen - sowohl Faniel als auch Iorweth hatten ihrer Erleichterung, ihren Sohn und Bruder zurückzuhaben und in Sicherheit zu wissen, keinen Hehl gemacht. Nachdem sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten, saßen sie gemeinsam in der kleinen Küche von Faniels Haus am Tisch. Iorweth hatte sich, müde und erschöpft von den letzten Tagen, zwischen Hilgorn und Faniel auf der Bank zusammengerollt und drohte jederzeit einzuschlafen, während Belegorn sich noch immer munter über das Essen hermachte - schließlich war es einige Tage her, dass er etwas anständiges gegessen hatte.
Faniel legte den Kopf auf Hilgorns Schulter und drückte stumm seine Hand hinter Iorweths Rücken. "Ich wüsste jetzt gerne, was genau eigentlich passiert ist", sagte sie schließlich leise.
Hilgorn tauschte einen verschwörerischen Blick mit Belegorn. Sie hatten sich auf dem Rückweg lange unterhalten und waren sich einig gewesen, dass Faniel gar nicht so genau erfahren musste, in welcher Gefahr sie gewesen waren.
"Dieser Balakán - der Bruder von Aerien - hat mich vor der Stadt geschnappt, weil er wusste, dass sie mit Va... Hilgorn unterwegs war", begann der Junge mit halbvollem Mund zu erzählen. "Er wollte sie damit dazu bringen, zu ihm zu kommen. Was genau er von ihr wollte, weiß ich nicht, aber es war bestimmt nichts Gutes."
"Und haben sie dir etwas getan? Dir wehgetan oder...", fragte Faniel, und Hilgorn hörte den Schrecken der letzten Tage in ihrer Stimme. Belegorn schüttelte den Kopf. "Nein. Sie haben mich natürlich gefesselt, sonst wäre ich ja weggelaufen, und ich habe nicht besonders viel zu Essen bekommen, aber sonst haben sie mir nichts getan. Sie wollten ja auch gar nichts von mir sondern von Aerien, also hätten sie ja gar nichts davon gehabt."
Hilgorn dachte für sich, dass Menschen wie Balakán keinen Grund brauchten ihren Gefangenen Schmerzen zuzufügen, doch er sprach es nicht aus. Er war nur froh, dass Belegorn diesem Schicksal offensichtlich entgangen war.
"Und dann?", fragte Faniel leise, denn Iorweth waren inzwischen die Augen zugefallen und das Mädchen war mit dem Kopf auf Hilgorns Bein eingeschlafen. "Was ist dann passiert?" Die Frage war nicht direkt an Belegorn gerichtet, doch Hilgorn schwieg weiterhin und ließ seinen Neffen berichten. "Dann kamen wir an einen verlassenen Bauernhof, und haben dort gewartet. Ba... Balakán ging ab und zu weg, aber die meiste Zeit haben sie gewartet. Aber als Aerien schließlich kam war sie nicht allein, und sie und Hilgorn und die beiden Waldläufer haben mich befreit."
"Waldläufer?", fragte Faniel verständnislos. "Zwei frühere Waldläufer aus Ithilien", erklärte Hilgorn bereitwillig. "Vater und Tochter - der Tochter bin ich früher schon begegnet, und Aerien ebenso. Ein merkwürdiger Zufall, aber ein sehr glücklicher."
"Das denke ich auch", meinte Faniel mit einem schwachen Lächeln, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Sohn zuwandte. "Und was genau ist passiert, als sie dich befreit haben?"
Belegorn öffnete den Mund und schloss ihn wieder, bevor er Hilgorn einen fragenden Blick zuwarf. Hilgorn zwinkerte ihm zu. "Sie haben mich befreit und die bösen Männer verjagt", antwortete Belegorn schließlich.
"Ja, aber...", setzte Faniel an, doch Hilgorn legte einen Arm um ihre Schultern - vorsichtig, um Iorweth nicht zu wecken - und unterbrach sie: "Ich verstehe, dass du alles so genau wie möglich wissen möchtest. Aber wenn Belegorn es dir nicht genauer erzählen möchte, ist das seine Sache. Reicht es nicht zu wissen, dass es zwar gefährlich war, aber wir alle unbeschadet aus der Sache herausgekommen sind?" Faniel seufzte tief. "Meinetwegen." Sie warf Belegorn, der gerade die letzten Reste aus seiner Schüssel kratzte, einen strengen Blick zu. "Aber du, junger Mann, wirst die Stadt nicht mehr ohne Aufsicht verlassen, klar?" Für einen kurzen Moment schien Belegorn seiner Mutter widersprechen zu wollen, doch dann senkte er den Blick und sagte:" Ja, Mutter. Ich verspreche es."

Später, als beide Kinder bereits schliefen - Hilgorn hatte die schlafende Iorweth in ihr Bett tragen müssen - saßen Hilgorn und Faniel nebeneinander auf der Bettkante und blickten aus dem Fenster hinaus auf den klaren Sternenhimmel. "Ich weiß nicht, wie viele Mal ich das noch aushalte", sagte Faniel leise. "Hier zu sitzen und mich zu sorgen, und nichts tun zu können." Hilgorn legte einen Arm um sie, und zog sie dichter an sich. "Ich hoffe, dass wir in nächster Zeit ein wenig Frieden haben werden - soweit das möglich ist in diesen Zeiten." Er strich sanft mit dem Daumen über ihren gerundeten Bauch. "Zumindest, bis das Kind geboren ist."

Mitten in der Nacht fuhr Hilgorn aus dem Schlaf auf. Er hatte irgendetwas düsteres, bedrohliches geträumt, an das er sich schon jetzt, Augenblicke später, nicht mehr erinnern konnte. Er spürte die Gänsehaut, sie sich auf Armen und Nacken gebildet hatte, und schüttelte sich ein wenig um die Reste des Albtraums zu vertreiben. Er stand vorsichtig aus dem Bett auf um Faniel nicht zu wecken, und ging leise die Treppe hinunter in die Küche, wo er sich aus dem Wasserkrug einen Becher einschenkte. Kaum hatte er den Becher in einem einzigen kräftigen Zug geleert, hämmerte jemand gegen die Haustür.
Aus dem Weg zur Tür packte er seinen Schwertgurt, der an der Wand des Eingangsraumes hing, und öffnete mit der anderen Hand vorsichtig die Tür. Draußen stand junger Mann in der Rüstung der Schwanengarde - Berenor, erinnerte sich Hilgorn. Er kannte ihn flüchtig aus seinen Tagen bei der Stadtwache. "Oh General, kommt schnell", stieß Berenor hervor, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. "Es hat einen Mord gegeben!"

Nur wenig später eilte Hilgorn, notdürftig angekleidet, hinter Berenor durch die nächtlichen Straßen. Er hatte lediglich kurz Faniel Bescheid gegeben, und war dann dem sehr nervösen und verschreckten Soldaten gefolgt, der sich nicht als besonders auskunftsfreudig erwies und sich weigerte, Hilgorn näheres zu verraten. Also sank Hilgorns Herz, als sie eindeutig den Weg in Richtung Palast einschlugen, und eine schreckliche Ahnung regte sich in seinem Verstand. Was, wenn der König oder der Fürst von Dol Amroth ermordet worden war?
Doch Berenor führte ihn zwar wirklich in den Palast, aber in einen Seitenflügel und schließlich zu dem Teil, den Hilgorn als Edrahils alte Gemächer, die jetzt Amrodin als sein Nachfolger bewohnte, erkannte. Berenor deutete mit zitterndem Finger auf die Tür zum Schlafgemach. "Dort... dort drin." Hilgorn straffte sich innerlich, und betrat vorsichtig den dämmrigen Raum, die eine Hand auf den Schwertgriff gelegt.
Der Raum ähnelte einem Schlachtfeld. Wände und Fußboden waren mit Blut bespritzt und die einst weißen Bettlaken hatten sich vollkommen rot gefärbt. Auf dem Bett lag eine blutüberströmte Gestalt mit weit aufgerissenen Augen und wie zum Schrei geöffneten Mund - Amrodin, eindeutig tot. Hilgorn atmete tief durch, obwohl er nur den unverkennbaren und ihm wohlbekannten Geruch von Blut einatmete. Das einzelne, große Fenster das auf die Stadt hinunterblickte war eingeschlagen worden, und ein leichter Luftzug bewegte die blutbespritzten Vorhänge. Er kniete vorsichtig neben dem Leichnam auf dem Bett nieder, und betrachtete ihn genauer. Der gesamte Oberkörper war von tiefen Schnitten übersäht, wie von einem wilden Tier, und die Hände umklammerten noch immer verkrampft das Bettlaken. Was auch immer genau hier geschehen war, es war schmerzhaft gewesen. Hilgorn richtete sich wieder auf, und schloss mit einer Handbewegung Amrodins Augenlider. Er hatte Edrahils Nachfolger als Herr der Spione weder sonderlich gemocht noch geschätzt - seiner Ansicht nach war Amrodin viel zu sehr von sich selbst überzeugt gewesen und hatte höchstens die Hälfte von Edrahils Talent besessen. Und dennoch, er war immer ein Treue Diener Dol Amroths und Gondors gewesen, und das hier hatte er mit Sicherheit nicht verdient.
Hilgorn verließ das Zimmer und wandte sich an Berenor, der totenbleich an der Wand lehnte. "Wann ist das passiert?"
Der junge Soldat schluckte schwer und antwortete stockend: "Ich... ich hatte die Nachtwache hier, und mir ist nichts besonderes aufgefallen. Nur... da waren ein paar Geräusche aus seinen Gemächern, aber... ich dachte mir erst nicht dabei. Dann hörte ich einen Schrei und ein Klirren wie zerbrechendes Glas und... habe ihn so gefunden."
Hilgorn stutzte. "Das zerbrechende Glas hast du erst nach dem Schrei und den anderen Geräuschen gehört?" Berenor nickte stumm. "Und du hast niemanden hereingehen sehen?" Berenor schüttelte den Kopf. "N-nein, General. Ich hatte die Tür die meiste Zeit im Blick, und... und nie lange genug nicht, dass jemand sich durch den Flur bis in den Raum hätte schleichen können."
Hilgorn rieb sich die Stirn. Die ganze Angelegenheit verursachte ihm einen diffusen Schrecken, als ob sich irgendein großes Unheil näherte. "Hast du irgendjemanden außer mir benachrichtigt?"
"Nein, ich... ich wusste nicht, was ich tun sollte, und ihr seid der erste, der mir eingefallen ist. Ich wollte den Fürsten oder den König nicht wecken, und..." Hilgorn unterbrach den jungen Soldaten. "So oder so ist es das, was wir nun tun müssen, denn..." Er wurde von einem gewaltigen Krachen und dem Geräusch von zersplitterndem Glas unterbrochen, dass durch die Gänge des Palastes widerhallte. Noch bevor das Geräusch verklungen war, hatte Hilgorn sein Schwert in der Hand und befahl Berenor: "Wecke Fürst Imrahil und den König - was immer hier geschieht, sie müssen wach und vorbereitet sein." Ohne Berenors Reaktion abzuwarten, hastete er, das blanke Schwert in der Hand, in die Richtung aus der der Lärm gekommen war.

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