Celebithiel vom Palast des FürstenCelebithiel atmete tief ein, als sie die schweren Steinstufen, welche zum Palast führten, hinabstieg. Es war weit nach Mitternacht, aber sie verspürte nicht die geringste Müdigkeit.
Es geht endlich los! Endlich regt sich was. Ich werde Mithrandir nicht enttäuschen…Wehmütig streiften ihre Gedanken hin zum weißen Zauberer, der in Lórien schlief. Welcher in seiner Aufgabe die freien Völker Mittelerdes vor Saurons Zorn zu schützen, von seinen Mitstreiter und Freund verraten worden war.
Saruman…, dachte sie und es schauderte sie, wenn sie an den Zauberer dachte.
„ Eifrig und fleißig wie eine Biene“, ertönte die freundliche Stimme des Magiers.
Celebithiel blickte nicht auf, sondern ihre ozeanblauen Augen flogen begierig über die Quenya-Buchstaben des alten Pergaments, welches sie vor sich ausgebreitet hatte. Sie saß im Schneidersitz und musterte die Aufzeichnungen ihrer Vorfahren.
„ Und taub wie eine Schlange“, schmunzelte Saruman, der aus dem Schatten des Bücherregals gekommen war und um die Elbe herumging, nicht ohne ihr väterlich über den Kopf zu streicheln. Seine scharfen Augen blieben am Pergament hängen, dass Celebithiel studierte.
„ Ahhh“, zischte er, „..die
Nirnaeth Arnoediad, die Schlacht der ungezählten Tränen. Ein weniger schönes Kapitel der Geschichte Beleriands!“.
Er seufzte leicht und ließ sich in einen Lehnstuhl nieder und beobachtete die rothaarige Elbe.
Celebithiel lächelte Saruman kurz zu, ließ sich aber nicht irritieren und beendete die Aufzeichnungen aus dem ersten Zeitalter.
Liebevoll rollte sie das Pergament wieder zusammen und legte es zurück in das Regal, wo sie es herausgenommen hatte.
Saruman saß immer noch in den alten Lehnstuhl und fixierte sie mit strengem Blick.
„ Was?“, sagte Celebithiel lächelnd und lehnte sich an das Regal.
Der Zauberer schmunzelte, rieb sich den Bart und fuhr fort, „ Nichts Gwilwileth, ich mag nur deine Gesellschaft. Deine Wissbegier und gleichzeitig ängstigt sie mich.“
Die Elbe stutzte und blickte fragend zu Saruman zurück, der sich langsam aufrichtete und den Raum verließ. Verdutzt folgte sie ihm und gemeinsam verließen sie Orthanc, der sich wie ein Geysir aus pechschwarzem Gestein aus dem Boden erhob.
Celebithiel hörte die exotistischen und schönsten Vögel in den Gärten Isengarts singen. Jene nisteten in den hunderte Jahre alten Bäumen, die schon dort wurzelten, bevor Celebithiel geboren wurde.
Saruman hatte sich auf seinen Stab gestützt und gemeinsam wanderten sie durch die Gärten, stumm die Natur genießend.
„ Verbrannte Erde und Schmelzöfen…“, flüsterte die Elbe geistesabwesend und wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie Imrahils Stimme hinter ihr ertönte.
„ Wie bitte“, sagte er charmant mit einem Lächeln auf den Lippen.
„ Nichts, nichts…“, murmelte sie und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, „ Habe ich etwas vergessen, oder warum bist du mir nachgerannt?“
Imrahil, der schien als wüsste er nicht, ob er sich eine anzügliche Bemerkung erlauben konnte oder nicht, entschied sich auf den Punkt zu kommen.
„Morgen um die Mittagszeit halte ich eine Ansprache auf dem Stadtplatz…es geht um die nahende Belagerung. Meine Späher berichten mir, dass das Heer gestern den Ringló überquert hat. In ein paar Tagen werden sie da sein!“
Celebithiel nickte und in ihren Augen brannte die felsenfeste Entschlossenheit.
„ Sonst noch was?“, fügte sie barscher hinzu als sie gewollt hatte, dennoch ließ jener sich dadurch nicht aus der Fassung bringen.
„ Du solltest dabei sein. Als oberste Heerführerin!“.
Die Elbe riss die Augen weit auf, aber in Imrahils erkannte sie dieselbe Entschlossenheit wie in den Ihrigen. Daraufhin nickte sie kurz und ohne ein weiteres Wort gingen sie auseinander.
Ihr Zimmer, das sie in Dol Amroth bewohnte, wirkte heute ziemlich eng und freudlos.
Das liegt wohl daran, dass ich so eben auf diesen Fest war.
Kopfschüttelnd zog sie die Spangen aus dem Haar und wallend-lockig fiel es herab. Plötzlich spürte sie die Müdigkeit der letzten Tage, die sie übermannte und sie ließ sich auf das Bett sinken.
Doch bevor sie einschlafen konnte, hörte sie das
Klacken an der Fensterscheibe.
Der rostbraune Vogel ließ sich auf der Stuhllehne sinken und die Elbe lauschte den Gesang und als ihr die Augenlider zufielen befand sie sich erneut in Isengart.
Doch an der Stelle von Orthanc stand dort Baumbart, für immer baumisch geworden, und tausende von Nachtigallen nisteten in seinen Astverstrebungen. Und unten an seinen Wurzel hockte Gandalf, eine Pfeife rauchend und als sich Celebithiel in dieser Idylle neben ihn setzte flüsterte er ihr ins Ohr:
„Ich bin stolz auf dich!“
Celebithiel zum Platz der Tausend Schwanenfedern