Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dol Amroth

Am Hafen

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PumaYIY:
Karthull kommend aus der Stadt


Oft schon war Karthull hier am Hafen gewesen, er erfreute sich immer an der regen Betriebsamkeit, die er am Hafen in Edhellond das erste Mal erlebt hatte, die hier in Dol Amroth jedoch noch viel intensiver war, da täglich mehrere Schiffe kamen und fuhren. Die Versorgung der Bewohner wurde inzwischen hauptsächlich durch die Provinzen Gondors über den Seeweg nach Dol Amroth garantiert, nahe wohnende Bauern konnten die Vielzahl an Menschen schon lange nicht mehr ausreichend mit Lebensmitteln beliefern. Nun aber war es anders als die Male, die er nur zum Schauen gekommen war, denn er hatte vor die Stadt für die nächste Zeit zu verlassen, um nach Minas Tirith zu reisen und dort Mut und Hoffnung zu stiften.
Es war spät abends und die Sonne war schon längst im Meer versunken, als eine Gruppe von Männern auf Karthull, der sich wegen dem Regen unter einem Überhang von einem Strohdach gestellt hatte zukam. Tropfen drangen schon seit einiger Zeit trotz seines Unterstandes durch seine Kapuze. Seine Haaren waren ihm auf eine Länge, dass sie ihm gerade so noch in die Stirn fielen geschoren worden, eine weitere äußere Eigenschaft, die ihn von den meist langhaarigen, adligen Getreuen unterscheiden sollte. Die Gruppe hatte ihn eine gute Stunde warten lassen. Ein wenig entschuldigend kam Largund als Erster der Gruppe auf ihn zu:
"Tut mir Leid, es gab ... nun ja eine Planänderung. Es gibt jetzt einen konkreten Auftrag: Der Fürst will, dass du dich sobald du in Minas Tirith bist an Beregond wendest, er war zumindest bis vor der Unterwerfung ein Wächter des Weißen Turms. Der Fürst will, dass du mit ihm Kontakt aufnimmst und herausfindest, ob er das immernoch ist und in wie fern die Wächter durch die neuen Herren aus Mordor manipuliert werden."
"Ähm... aha."
"Ich kann dich verstehen wenn du denkst, dass das vielleicht eine Nummer zu groß für dich ist, aber du musst es tun. Diese Informationen sind enorm wichtig für die Lageeinschätzung des Fürsten. Beregond ist ein überaus eng Vertrauter des Königs und des Fürsten, ihm gegenüber brauchst du also keinen Verratsverdacht zu schöpfen."
"Das leuchtet mir ein. Wie soll ich mich diesem Beregond zu erkennen zeigen und wie sieht er überhaupt aus?"
Largund erläuterte ihm kurz das Aussehen Beregonds und lehrte Karthull ein kurzes Gedicht, dass nur in der sozial sehr hochgestellten Schicht Gondors bekannt war und Beregond von Karthulls guten Motivationen und seinem Kontakt zu Fürst Imrahil überzeugen sollte. Largund nahm Karthull beiseite, denn die anderen in der Gruppe mit der Largund gekommen war, darunter auch die Mannschaft für das Schiff mit dem Karthull fahren würde sollte es nicht hören:
"Es handelt sich hier nicht um irgendein Gedicht, sondern es gibt bestimmte Strophen, die wenn man sie hört Sinn ergeben. Es heißt nur der König kennt alle Strophen und jeder Diener der unter der Gunst des Königs steht kennt nur einen Teil des Gedichts. Die Strophen haben alle einen ähnlichen Aufbau, in dem zwingend das Wappen des jeweiligen Königsdieners vorkommt, denn es wurde für das Geschlecht der Vasallen und nicht für einen Einzelnen geschrieben. Beregond wird die Strophe des Fürsten erkennen und sie als sicheren Beweis deiner Herkunft deuten, obwohl er sie nicht kennt. Merk sie dir genau:

Von der Stadt am Meere her,
weht der Wind der Flügel sehr,
des Schwanenherrs dem dieser Reim,
als Lösgeld für sein Kriegerheim.
Mehr sollst du von der Strophe nicht erfahren, denn der Rest bleibt dem Fürsten selbst, sich auszuweisen wenn der König zurückkehrt." , Largund betonte die letzten Worte nicht ganz ohne Stolz und Hoffnung. Karthull wiederholte die vier Verse schnell einige Male, dann kehrten sie zur Gruppe zurück.
Das Schiff sollte möglichst ohne Zeugen aufbrechen, damit niemand sich über einen fehlenden Anheuerungsablauf wundern und Verdacht schöpfen konnte. So kam es, dass die Gruppe heimlich nachts in See stach und Karthull der größten Stadt die er bisher gesehen hatte "Lebewohl" sagen sollte.


Karthull zur Bucht von Belfalas

Thorondor the Eagle:
Aphadon, Amrûn, Celebithiel, Galdor und die Familie Lûdhra von Edhellond und Umgebung


Dicht haftete der Nebel am Deck des Schiffes und weder aus dem Krähennest noch von der Reling aus konnte man das umliegende Gewässer erspähen. Nur weit entfernt sah man die verschleierte Silhouette der klippenhaft abfallenden Küste an dessen Ende die Schwanenstadt errichtet wurde.
Langsam und vor allem behutsam tasteten sich die Elben mit dem Schiff vorwärts. Volle Fahrt war kaum möglich, denn immerfort hing der dichte Nebel in der Bucht fest. Es war ein Zeichen, dass der Frühling wieder zurück in das Land kam, wenn auch nur zaghaft. So war der Aufbruch von Edhellond bereits zwei Tage her und das Schiff hatte Dol Amroth noch immer nicht erreicht.
Amrûn war unter Deck und saß mit dem Rücken an die Außenwand des Schiffes gelehnt. Er spürte und hörte, wie die Wellen hinter ihm an die Wand preschten und er liebte es. Das Meer gab ihm seit eh und je ein beruhigendes Gefühl. Er betrachtete Galadriels Amulett und bewunderte den angenehm orangen Schimmer auf seiner Hand, den der Kristall hervorbrachte.

„Dürfen wir uns zu dir setzten?“, fragte eine Stimme neben ihm.
„Natürlich“, antwortete er Celebithiel die neben ihm auftauchte. An ihrer Hand hielt sie Boreas, den Sohn Falastors.
Der Junge setzte sich zwischen die beiden Elben und starrte mit trüben Augen in die Luft.
„Wir werden bald da sein“, sagte Amrûn zu den beiden „Es können nur noch wenige Meilen bis zum großen Hafen sein.“
„Endlich“, erwiderte die Elbe.
„Boreas? Habt ihr in Dol Amroth Freunde oder Verwandte bei denen ihr bleiben könnt?“, fragte Amrûn besorgt und um den kleinen ein wenig zum Sprechen zu bringen. Er antwortete jedoch nur mit einem Kopfschütteln.
„Obwohl, meine Eltern sprachen einmal von einem… Largu… und Karthull“, ein leicht fröhlicher Ton mischte sich in seine traurig eintönige Stimmlage „Karthull müsste in Dol Amroth sein. Hoffentlich hat er es bis hierher geschafft.“ Der Junge setzte kurz ab seufzte dann aber: „Wir leider nicht.“
Bei diesen Worten legte Celebithiel die Hand um Boreas‘ Schultern und drückte ihn ein wenig zu sich: „Willst du uns von deinen Geschwistern erzählen?“
Er schüttelte den Kopf und begann dabei bitterlich zu weinen: „Glaubst du ich sehe sie je wieder?“ wimmerte er dabei.
Das leise Schluchzen erfüllte den Rumpf des Schiffes. „Soll ich dir eine Geschichte erzählen?“, frage Amrûn nun vorsichtig um ihn ein wenig von seinen Gedanken abzulenken.
„Schau her“, sagte er und überreichte ihm das Amulett „Siehst du das Licht? Es ist so wunder schön nicht wahr?“
Der kleine nickte und sein Blick war auf das Schmuckstück gerichtet.
„Es war ein Geschenk einer sehr alten, aber unübertroffen schönen Frau. Sie ist beinahe so alt wie diese Welt und noch älter ist dieses Licht. Einst weit entfernt von diesen Ufern in einem Land ohne Hass und  Furcht - ohne Dunkelheit - gab es zwei Bäume. Sie waren riesen groß und wunderschön. Einer davon hatte einen goldenen Stamm und die dunkelgrünen Blätter zierte ein schimmernder Rand. Das Volk liebte den Baum und pflegte ihn, sodass er immer Früchte trug, die feurig rot leuchteten und aus denen sich goldener Regen ergoss. Doch selbst dort, in einem so friedlichen Land wurde Unheil gesät und das Böse drang darin ein. Es neidete den Elben ihr Glück und ihren Wohlstand und zerstörte alles was ihnen lieb war. So verging der Baum in all seiner Herrlichkeit. Das Grün wurde braun und Gold zu Schwarz. Nur eine einzige Frucht überlebte; ein kleiner Funken in undurchdringlicher Dunkelheit. Aber was machten sie daraus? Sie verloren nicht die Hoffnung und sie war auch nicht verloren. All ihr Wissen und ihre Macht nutzten sie und aus dem kleinen Funken schufen sie nichts anderes als die Sonne. Und diesmal schien das Licht nicht nur in jenem Land über dem Meer, sondern auf der ganzen Welt und die Dunkelheit wich, denn sie ertrug die Strahlen der Sonne nicht und das ist heute noch so.“
„Darum mögen die Orks das Tageslicht nicht?“, fragte der Junge erstaunt.
„Ja. Aus keinem anderen Grund“, sagte der Elb „Am dunkelsten ist die Stunde stets vor der Dämmerung. Aber das Licht kommt und mit ihr die Hoffnung.“

Schritte waren auf der Treppe zu hören und Amrûn sah Galdor und Falastor herunter kommen.

„Ich denke, du wirst deine Geschwister wieder sehen. Hoffnung gibt es auch für dich.“
„Boreas. Komm her die Herrschaften müssen etwas Wichtiges besprechen. Gehen wir zu deiner Mutter“, befahl ihm sein Vater. Der junge Mann gab Amrûn das Amulett zurück und bedankte sich aus vollstem Herzen bei ihm. Die drei Elben beobachtete noch wie sie durch die Luke ans Oberdeck verschwanden ehe Galdor zu sprechen begann:
„Wir sind gleich da. Die Glocke von Dol Amroth läutet.“
„Wir gehen so vor wie es uns Cirdan geraten hat“, schlug Amrûn vor.
Galdor nickte zustimmend: „Dann gehe ich hinauf in die Feste zum Fürsten.“
„Ja. Ich bleibe bei Celebithiel.“

Vexor:
Celebithiel atmete tief ein, als sie ihr Gepäck schulterte und sich auf den Weg machen wollte, dass zierliche Elbenschiff zu verlassen.
Der Nebel war dabei langsam zu lichten und sie konnte durch die Nebelfelder die schwache Wintersonne erkennen, die versuchte sich die weißen Vorhänge zu kämpfen, um die Erde mit ihren Strahlen zu wärmen.

„Celebithiel warte noch“, rief ihr Amrûn nach, der sie leicht am Arm festhielt, als sie die Stufen hinabsteigen wollte, die sie aufs Festland bringen würden. „ Galdor wollte uns noch kurz unter sechs Augen sprechen“.
„ Was gibt es denn noch Galdor?“, fragte Celebithiel zuversichtlich und fuhr sich erneut über die spröden Lippen und ein elektrisierender Schmerz zuckte durch ihren Körper.

„ Hört zu! Die Zeiten in Gondor sind problematisch. Seit die schwarze Hand diese Gefilde in seine eisernen Klauen gebracht hat, wächst Hass und Zwietracht in der Bevölkerung. Besonders Dol Amroth, als letzte freie Stadt Gondors, ist betroffen. Es wimmelt nur so vor Spionen und Opportunisten, die die Möglichkeit ergreifen unter der Herrschaft des Roten Auges an Macht und Einfluss zu gewinnen. Oftmals ist es leider auch nur die pure Angst, die sie dazu führt ihre eigenen Brüder und Schwester zu verraten und ans Messer zu liefern.
Deswegen warne ich euch. Verhüllt eure Vergangenheit und eure Herkunft. Zwei Elben, entsandt von den großen Elbenherren Galadriel, Elrond und Cirdan, sind zu bekannt. Zumal ihr ein schweres Erbe trägt“.
 Bei diesen Worten senkte Celebithiel leicht beschämt den Kopf, bevor Galdor fortfuhr.
„ Gebt euch Decknamen, verratet niemand eure wahre Identität. Auch Fürst Imrahil nicht…zumindest fürs Erste.“
Celebithiel nickte und blickte Amrûn in die Augen, bevor sie ein olivgrünes Tuch nah, dass sie sich über den Kopf legte und die spitzen Ohren verhüllte, sodass man sie auf den ersten Blicke nur für eine wunderschöne Maid aus den nördlichen Gefilden halten konnte, obwohl ihre Schönheit die der menschlichen Frauen bei weitem übertraf.

„Bevor ich es vergesse“, hakte Galdor nach, „ das Glück ist euch hold in diesen Stunden. In diesen Wochen feiert man in Dol Amroth Karneval, um die Geister des Winters zu vertreiben und den Seefahrern eine gute Heimkehr zu wünschen. Man läuft zu diesem Zwecke maskiert in der Stadt herum. Ein Vorteil für uns“, zwinkerte Galdor und Amrûn blickte ihn ungläubig an.
„ Sie feiern wirklich ein Fest, während sie belagert werden und die Hoffnungen für die freien Völker von Minute zu Minute schwinden?!“
Celebithiel streichelte ihm sanft durchs schwarze Haar, „ Und genau damit halten sie ihre Hoffnung aufrecht Amrûn. Wenn sie jetzt in Resignation verfallen, und jegliche Hoffnung auf eine gute Zukunft von dannen ziehen lassen, hat Sauron erst recht gewonnen.“
Amrûn nickte stumm und gemeinsam verließen sie das Schiff und warteten auf eine Gruppe weniger Elben, die mit seidenen Bündeln auf die Besucher der Schwanenstadt zukamen.
Celebithiel blickte noch Sehnsüchtig dem Schiff hinterher, wie es sich aufs offene Meer zurück zog.

Wie gern wäre ich jetzt auf diesen Schiff mit dir Liebster. Umringt von den leichten Wogen des Meers.

Thorondor the Eagle:
Amrûn und Celebithiel hörten das Plätschern des Wassers wie sich die kleinen Wellen an dem Holzsteg brachen. Der Nebel umhüllte sie noch immer, doch erkannten sie mittlerweile die schwachen Konturen der Felküste vor sich.

Der Elb war gerade damit beschäftig sich das lange Tuch wie eine Art Turban um den Kopf zu wickeln, als seine Gefährtin ihn ansprach: „Amrûn?“
„Ja.“
„Auf dem Schiff“, begann sie und setzte wieder ab „Es war eine schöne Geschichte die du an Deck erzählt hast. Ich hätte es dir beinahe abgekauft, denn selbst in deinen Augen sah ich ein geheimnisvolles Licht. War es nur die Reflektion einer längst vergangenen Zuversicht oder meintest du es tatsächlich ernst?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht war es nur eine Geschicht“, antwortete er und starrte dabei gerade aus an das andere Ende des Steges „Es ist mir eben so eingefallen. Ich wollte ihn aufmuntern.“
„Ich denke nicht nur den Jungen. Du hast diese Geschichte auch dir selbst erzählt, nicht wahr? Kehr wieder etwas Mut in deine düsteren Gedanken zurück?“
„Es scheint wohl so“, sagte er mit seinem starren Blick.
„Und das obwohl du Mithlond und Aratinnuíre zurück gelassen hast.“
„Vermutlich genau deswegen. Ich denke daran, wie ich zu ihr zurück kehre und wir endlich ein gemeinsames Leben führen können. Hier in Mittelerde und nicht in Aman. Wir alle brauchen unsere Ziele, denn wofür sollten wir sonst kämpfen?“
Sie nickte ihm verständnisvoll zu.
„Celebithiel, da kommt jemand.“
„Gwilwi…!“, wollte sie ihn verbessern, doch sie verschluckte die Wortendung.

Aus dem Nebel heraus traten zwei Gestalten. Sie trugen Masken. Eine davon war eine Frau, denn sie trug ein blassblaues Kleid und Maskierung. Der andere trug einen meergrauen Mantel, dunkle Stiefel und hatte zerzaustes dunkles Haar.

„Mae govannen!“, begrüßte die Dame die beiden Besucher und nahm dabei die Maske ab um ihre elbische Herkunft preis zu geben.
Amrûn verneigte sich vor ihr, Celebithiel beugte ein wenig den Kopf.
„Ich bin Limris und dies hier mein Ziehsohn Berehal. Unsere Verwandten aus dem Norden haben uns von eurer Ankunft berichtet und uns gebeten euch dies hier zu bringen.“
Der junge Mann öffnete den braunen Leinensack den er in der Hand trug und gab dem Elben zwei Masken. Eine war übersäht mit weißen Perlen, die bei genauerer Betrachtung den Körper eines zarten Schmetterlings darstellten und zu deren Seiten sich etwas dunklere Flügel ausbreiteten. Die andere war golden und übersäht mit zahlreichen Schnörkeln, die den Elben an die Wellen der weiten See erinnerten.

Er gab ihr die Schmetterlingsmaske: „Hier Cele…“
„Wie meinen? Ich bin Gwilwileth", sagte sie nun in einem lauten und bestimmten Tonfall und zwinkerte ihm verstohlen zu.
„Gwilwileth“, wiederholte er den Namen flüsternd.
„Und wie ist euer Name?“, fragte nun Limris den Elben.
„Ich?“, fragte er erstaunt und begann sich an alle möglichen Namen zu erinnern. Es war Amrûn peinlich, als ihn der erwartungsvolle Blick der Fremden taf und ihm kein passender Name einviel: „Verzeiht. Mein Name ist Idryth.“
Limris nickte ihm grüßend zu, wandte sich dann jedoch Celebithiel zu: „Folgt mir nun, ehe euer Begleiter vor lauter Verwirrung in die falsche Richtung läuft.“ Den beiden entkam ein Lächeln, als sie dem Steg folgten.

Am Ende mündete der Holzpfad in eine kleine Treppe, die wohl vor Jahrhunderten in die steile Klippe gehauen wurde. Links erhob sich die Felsflanke zur ihrer Rechten war der Stein so behauen worden, dass er wie eine Art Geländer diente. Von weitem betrachtet war dieser Pfad also praktisch unsichtbar. Nach einem kurzen Stück weg erreichten sie eine Straße oberhalb der Hafenanlage. Es war ruhig. An den Hausmauern lehnten ein paar Männer und waren vertieft in ihre Gedanken und Arbeiten. Lichter kamen aus den kleinen Fenstern der zahlreichen Häuser, die sich links von ihnen die Straße entlangschlängelten.


Celebithiel, Amrûn, Aphadon, Limris und Galdor in die Stadt

Thorondor the Eagle:
Amrûn von der Stadt

Ein rötlicher Schein umhüllte die Stadt an jenem morgen, als Amrûn still am Fenster saß. Es ragte Richtung Westen und er sah genau das Meer vor sich.Er liebte den Anblick des glitzernden Teppichs der sich vor ihm erstreckte. Das Atmen schien ihm leichter zu fallen, wenn die Luft etwas salzig war und er vermisste das Pfeifen der Möwen, die vor allem im Sommer an den Klippen des Meeres hausten. Dol Amroth hatte mit den grauen Anfurten vieles gemeinsam und doch gab es deutliche Unterschiede. Das robuste Mauerwerk der Numenorer hatte sich auch hier manifestiert. Das Weiß war jedoch gesprenkelt mit zahlreichen grünen und braunen Flecken. Bäume, Sträucher, Gärten und Blumen lagen den Bewohner anscheinend genauso am Herzen wie gut gepflasterte Straßen und profane Verteidigungwerke.

Der Elb beschloss sich die Stadt in diesen frühen Morgenstunden genauer anzuschauen, vielleicht waren weniger Menschen auf der Straße als zu späterer Stunden.
Schleunigst legte er sich seinen Mantel um, verhüllte seine Ohren mit einer Kapuze und verließ das Zimmer. Er lauschte gegenüber an Celebithiels Tür, doch dort rührte sich nichts. Zaghaft klopfte er an dem Holz, aber es kam keine Antwort.

…Sie soll sich ausruhen. Ihr macht einiges mehr zu schaffen, als sie sich anmerken lässt und Energien werden wir genug brauchen wenn die Schlacht erstmal los geht…

Und tatsächlich, als Amrûn die Straße betrat war sie beinahe leergefegt. Zwei junge Mägde waren bereits auf dem Weg in die Speicher um sich dort mit Nahrungsmittel und anderen Waren zu versorgen. Sie tratschten eifrig als zum Hafen verschwanden. Da der Elb nicht wusste wohin er als erstes gehen sollte, beschloss er ihnen zu folgen.

Der nach osten ansteigende Felshang warf noch einen langen Schatten über die Stadt und ein kühler Wind wehte durch die Gassen, doch merkte man mittlerweile, dass der Frühling langsam aber stetig zurück in das Land kam.
Er durchschritt die Stadtmauer durch eine kleine Fluchtscharte und überquerte gleich danach eine kaum vier Fuß breite Brücke. So waren die Hafenanlagen vom Rest der Stadt abgeschottet.

Zahlreiche Schiffe lagen dort. Einige aus elbischer Hand kannte Amrûn von der Überfahrt doch lagen auch weiße Schiffe Gondors, Fischerboote und fremde Handelskoggen in der Bucht. Eines der Kriegsschiffe war schwer beschädigt und lag weit abseits wo der Zugang zur Bucht war. Amrûn ging zu ihm, stellte sich ganz an die steinerne Kaimauer und betrachtete das brandende Wasser. Der Rumpf des Schiffes schien noch in Ordnung zu sein, doch die Masten, Reling und Segel waren stark geborsten. Er strich mit seiner Hand über die präzise geschliffene Holzreling und stoppte bei einem kerzengeraden Sprung den scheinbar ein großes Beil dort hinterlassen hatte. Es war rau und unangenehm und es schmerzte den leidenschaftlichen Seefahrer ein wenig.

„Hahaha…
Übers Meer kam der König von fern,
sein Segel schien wie ein heller Stern,
der Horizont uns Hoffnung macht
und gute Zeiten hat er gebracht,
doch Glück allein wird es nicht sein,
die Waffen sprechen Tag aus Tag ein.

Da kommen sie, mit schwarzer Seele,
erbarmungslos sind ihre Befehlen.
Zu den Waffen macht schnell, MACHT schnell,
bald schon wird der Tag nicht mehr hell.

Übers Meer kam der König von fern,
sein Segel schien wie…“
Amrûn hörte dem lallenden Trunkenbold zu der aus einer kleinen Spelunke herauskam und das Kai entlang taumelte. Er wartete ein paar Minuten und ging dann näher zur Tür: „Taverne zum vollgelaufene Bug“ stand in maroden kaum lesbaren Buchstaben über dem Tor. Der Elb ging hinein.

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