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Autor Thema: Haus des Truchsess  (Gelesen 5825 mal)

Thorondor the Eagle

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Haus des Truchsess
« am: 3. Sep 2010, 18:38 »
Elea vom Haus im vierten Ring


Eisig war jener kalte Abend. Elea hatte nicht daran gedacht sich einen Umhang mitzunehmen. Sie stieg eilig die wenigen Stufen zum Haupteingang hinauf. In der Halle brannte Kerzenlicht und die Kamine, teils am Rande, teils in der Mitte des Raumes waren beheizt.
„Ah, da seid ihr ja. Ihr seht atemberaubend aus, Elea“, begrüßte sie Herumor. Sein Gewand war bis oben hin zugeknöpft und die äußeren Strähnen seines Haares hinten zusammengeflochten. Einladend hob er ihr die Hand hin, sie griff danach. Er verneigte sich eilig vor ihr und beschritt den Saal. Zahlreiche Männer und ein paar Frauen hatten sich eingefunden. Die Blicke fixierten die Fremde an Herumors Seite.
„Möchtest du ein Glas Wein, ehe ich dich den Menschen vorstelle?“, fragte er höflich.
Elea nickte.
„Aus dem fernen Dorwinion, aus den Händen der Elben.“
„Danke“, antwortete Elea und griff nach dem Kelch. Reihum wurde sie der Gesellschaft vorgestellt als „Elea – Dunedain aus dem Norden, eine Tochter Arnors“ und jeder bewunderte ihre schöne, funkelnde Halskette. Sie hingegen lernte Ratsmitglieder, Hauptmänner, den Herren der Heilhäuser und den Hüter der königlichen Grabstätte, Fürsten aus fernen Lehen kennen. Gemeinsam nahmen sie das Mahl ein und es war reichlich gedeckt. Von Nöten gar keine Spur.
„Ach Herumor! Der gestrige Tag liegt mir fast so schwer im Magen wie dies Essen heute. Dieses Feuer… Wann ist das alles vorbei?“ fragte ein dicker Mann am Tisch.
„Das ist schwer zu sagen, werter Freund. Zu vieles entgeht noch unseren Augen, zu wenig können wir überblicken, aber eines ist sicher. In der Stadt werden es immer weniger.“
„Helden wollen sie sein, ungutes Gesindel“, antwortete der Dicke.
„Elea seufzte laut. Ihr Begleiter schaute sie an: „Was ist so verwerfliches daran ein Held sein zu wollen?“
„Heldentum ist nichts für Bauern. Man sollte es den Kriegern und Herren überlassen die genug Macht und Ausbildung haben dafür haben.“
„Dann glaubt ihr mehr Held zu sein als ein einzelner Fußsoldat an der Front der einen Feind nach dem anderen erlegt?“
„Haben sie jemals ein Lied über diesen Bauern gehört?“, fragte wieder das Ratsmitglied.
„Warum habt ihr noch keines geschrieben?“, entgegnete sie schnippisch „Warum sollte der Soldat weniger geehrt werden als sein Heerführer?“
„Weil der Soldat nur Befehle seines Herren befolgt.“
„Und wenn es die Not verlangt, dass er sich einem Befehl widersetzt?“
„Dann war er ungehorsam. Und dies gehört nicht zu den Tugenden eines Helden.“
„Und trotzdem hat er sicherlich mehr Feinde erlegt als ihr euer Leben lang“, widersprach sie.
Die Menschen am Tisch schmunzelten. Herumor legte seine Hand auf die ihre und deutete damit aufzuhören. Ein Moment des Schweigens erfüllte den Saal.
„Hinter diesem hübschen Kleid versteckt sich eine heißblütige Kriegerin, Herumor. Sei vorsichtig“, sagte er grinsend und prostete ihr dabei zu.
„Ja, in ihr fließt das starke und hitzige Blut der Könige Numenors. Ich bin froh, sie heute an meiner Seite zu haben.“

Die Stunden vergingen und die Feuer erloschen. Das Fest war zu Ende. Herumor gab Elea seinen Mantel und begleitete sie nachhause.
„Elea“, sagte er „das war heute nicht sehr höflich von dir.“
Sie sah in leicht erschüttert an, beugte sich dann aber seinem vorwurfsvollen Blick. „Ich weiß. Es hat mich aufgeregt wie abschätzig er über Helden sprach.“
„Er hat es in deinem anderen Zusammenhang gesehen!“
„Ein Held ist ein Held, egal auf welcher Seite er steht. Und jeder von ihnen musste mit kleinen Taten beginnen“, setzte sie ihm entgegen.
„Und nicht zu vergessen: das meist tragische Ende“
„Nein, nicht das Ende ist tragisch, sondern der Scherbenhaufen der zurückbleibt“, antwortete sie „Frau und Kinder, ein führerloses Königshaus oder ein Zusammenbruch des ganzen Landes.“
Er hielt ihre Hand.
„Danke für die Einladung“, sagte sie abschließen.
„Ich hoffe, es gibt ein nächstes Mal.“
„Wir werden sehen!“, verabschiedete sie sich.


Elea zurück zum Haus im vierten Ring
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 11:27 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re: Haus des Truchsess
« Antwort #1 am: 24. Okt 2010, 13:38 »
Elea von den Häusern der Heilung


Ein bläuliches Licht umhüllte Elea und ihre Gedanken waren bei Helluin:

Ich war naiv hierher zu kommen; Ich hab dir geschrieben, weil ich dich vermisse, doch keine Antwort werde ich erhalten; Unglück ist über euch hereingebrochen, wovon ihr noch gar nichts wisst; Ich will zurück zu dir, an den Abendrotsee…

Ein unruhig zuckender, oranger Schein erfüllte den Raum und Herumor trat herein. Die Fackel in seiner Hand leuchtete hell. Er steckte sie in die dafür vorgesehene Wandhalterung.
„Komm hoch“, forschte er sie an und zog dabei grob an ihrem Arm.
Sie lies sich auf einen Stuhl fallen.
„Wieso hast du das getan? Wieso? Ich hab dir alles geboten und noch viel mehr. Ich habe dir ein Haus geschenkt, ein wohlhabendes Leben und einen Ring“, sagte er „Und so dankst du es mir?“
„Was soll ich dir danken, dass du mich zu einer Entscheidung gezwungen hast? Dass du mich erpresst hast, damit ich dich zum Mann nehme?“, entgegnete sie angewidert.
„Es war bloß ein Deut in die richtige Richtung“, antwortete er.
„Die richtige Richtung…“, wiederholte sie genervt „Was bin ich für dich als ein Mittel zum Zweck? Denkst du ich weiß nicht, dass du dich nach dem Throne sehnst und ich dir den Weg dazu ebne? Keine Liebe empfinde ich für dich, sondern Verachtung.“
Er atmete tief ein um seine Wut runter zu schlucken: „Diesen Floh haben sie dir scheinbar in dein Ohr gesetzt. Niemals hast du daran gedacht, dass ich dich tatsächlich Lieben könnte und meine Erpressung ein Akt des Verzweifelns war.“
„Ein Akt des Verzweifelns? Und was war das gerade eben? Hast du mich geschlagen weil du so verzweifelt warst?“, herrschte sie ihn an.
„Wie sollte ich deiner Meinung nach reagieren. Du unter der Decke mit meinen Feinden?“, erwiderte er lauthals. Elea schwieg, ihre Wut wandelte sich schlagartig in Vergebung: „Trotz allem, werden wir unsere Vermählung wohl auflösen.“
„Nein, das wagst du nicht?“, sagte er und sein Ton hatte etwas Flehendes in sich.
„Ich liebe dich nicht, Herumor.“
„Das wagst du nicht!“, und sein sanfter Ton schlug in eine gebieterische Art um „Wir werden heiraten. Dein Versprechen hast du mir gegeben und überlege doch was wir erreichen können. Ich will genauso wenig, dass Sauron Herr der Stadt ist, doch habe ich nicht die nötige Gewalt um ihn zu vertreiben. Die wirst du mir geben.“
„Nein“, sagte sie stur.
„Na gut, du bleibst vorerst hier, damit du über die Situation nachdenken kannst. Die Wachen stehen vor der Tür. Und vergiss eines nicht bei deinen Erwägungen. Nach wie vor bin ich im Besitz des Briefes und meinem Vorhaben steht nur ein einziger Befehl im Wege.“

So schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder. Die Fackel lies er an der Wand hängen. Elea grübelte und grübelte nach Antworten und Entscheidungen, doch kein Ausweg schien es aus der bevorstehenden Vermählung zu geben. Nach einigen einsamen Stunden öffnete sie vorsichtig die Tür, ein überraschtes Gesicht zeigte sich hinter dem Türrahmen.
„Richtet eurem Herrn aus, dass ich ihm vergebe und zurück in mein Haus möchte.“
„Er wird sich freuen dies zu hören. Ihr könnt das Haus verlassen, doch werde ich nicht mehr von eurer Seite weichen, dies hat mir Herumor befohlen“, sagte der Soldat.
„So möchte er mich also kontrollieren?“
„Nein Herrin, ich denke er fürchtet um euch und will euch in Sicherheit wissen“, sagte er treuherzig.
„Natürlich“, entgegnete sie sarkastisch.

Elea verließ das Haus Herumors gefolgt von ihrem Leibwächter. Es war schon spät in der Nacht und die Dämmerung würde bald hereinbrechen.


Elea zu ihrem Haus im vierten Ring
« Letzte Änderung: 21. Feb 2016, 22:54 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re: Haus des Truchsess
« Antwort #2 am: 12. Dez 2010, 21:55 »
Elea von ihrem Haus im vierten Ring


„Herrin!“, weckte sie unsanft eine tiefe Stimme. Elea drehte sich um und sah eine Turmwache in ihrem Zimmer stehen. Sein Kopf war vor Scham stark nach unten geneigt.
„Was wollt ihr?“, fragte sie erschöpft.
„Euer zukünftiger Gemahl wünscht mit euch zu frühstücken. Er erwartet euch in seinem Haus.“
„Und es war ihm nicht möglich mir dies am gestrigen Abend zu sagen?“ fauchte sie morgenmuffelig.
„Es war sicherlich verhindert“, entschuldigte er seinen Herren.
„Ganz gewiss“, antwortete sie höhnisch „Warte unten auf mich. Ich werde mich zu Recht machen.“

Mit einem bestimmenden Stampfen verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Schlaff vor Müdigkeit stand die Frau auf und ging zum Spiegel. Der Anblick gefiel ihr nicht, denn ihre Augen waren rot unterlaufen, sie hatte dunkle Augenringe und schlaffe Lider.
Mit ihren Händen spritze sie das kalte Wasser in ihr Gesicht und verdeckte es anschließend mit beiden Händen. Sie öffnete langsam ihre Augen und sah nochmals ihr Antlitz an.

Was machst du hier nur Elea?

Sie kämmte sich ihr Haar glatt, doch die Strähnen sprangen sofort wieder zurück in ihre natürliche Welle. Mit weißer Schminke bleichte sie ihr ohnehin sehr helles Gesicht und mit dem Kohlestift zog sie wuchtige Striche entlang ihrer Augenkonturen, während sie überlegte was Herumor wohl zu sagen hatte, wenn sie ihn der Untreue beschuldigte.
Elea zog sich ein dickes, dunkelblaues Leinenkleid an und ging in den Vorraum zu den wartenden Soldaten.
Die drei Turmwachen begleiteten sie nun nach oben. Es war kalt und mittlerweile Dezember. Die Dunedain dachte an den Abendrotsee und das weiße, winterliche Kleid, in das er bereits gekleidet sein musste. Sie liebte die ersten Schneeflocken des Jahres, wie sie kaum spürbar auf der Haut landen und im nu vergehen.
Aber hier in Gondor gab es keinen Schnee. Alles war dreckig; entweder grau vor Alter oder braun wegen dem Schmutz. Kein grün war zu sehen, selbst nicht in dem kleinen Park vor den verschlossenen Heilhäusern.

Im vorletzten der Ringe hielten sie vor einer herrschaftlichen Villa. Die Fassade war etwas verfärbt, jedoch weitaus besser erhalten als der Rest der Stadt. Ein paar Treppen führten hinauf zu einem mit Säulen umringten Vorplatz und zum großen Holztor.
„Hier sind wir. Der Palast des Truchsess. Ihr kennt ja den Weg in den Speisesaal“, sagte einer der Soldaten.
Sie nickte und murmelte leise zu sich selbst, dass Herumor nicht Thronwächter sei.

Leise wiederholte sie kleine Wortfetzen; Vorwürfe die sie ihrem Verlobten im Streit an den Kopf schmeißen konnte. Sie rief sich das Gespräch mit Paola wieder ins Gedächtnis uns plötzlich blieb sie stehen. Eine raffinierte Idee kreuzte ihr Vorhaben.

Natürlich… Warum ist mir das nicht schon früher eingefallen? Aber es ist gefährlich… oder doch nicht? Ja, ja genau so wie Paola es gesagt hat…

Sie stemmte sich gegen die massive Türe. Gelb-Oranges Licht brach durch den Spalt in das Zimmer: „Guten Morgen“, sagte sie liebevoll und freundlich. Überrascht schaute Herumor sie an und erwiderte ihre Begrüßung. „Du siehst zauberhaft aus“, sagte er während er aufstand um sie auf die Wange zu küssen „Ich hoffe du hast noch nicht gespeist?“
Elea schüttelte den Kopf.
„Ausgezeichnet. Nimm Platz!“, befahl er. Zahlreiche Speisen standen auf dem Tisch, eine Kanne voll heißem Wasser und vor ihr ein leerer Teller. Schweigend nahm sie sich von allem ein wenig als Herumor wieder das Wort ergriff: „Ich muss heute öffentlich eine Ankündigung machen, begleitest du mich?“
„Ich? Aber bei deinen Amtsgeschäften kann ich dir kaum helfen.“
„Das musst du auch nicht. Ich möchte, dass die Bewohner der Stadt ihre neue Herrin zu Gesicht bekommen. Sie sollen uns als Einheit sehen; jetzt verbunden und nach der Heirat erst recht.“
„Natürlich“, sagte sie zu und lächelte dabei „Wo und wann beginnt denn deine Ansprache?“
„Es muss bald soweit sein. Ich warte nur noch bis die Wache den Verurteilten in die Stadt hinunter gebracht haben.“
„Den Gefangenen?“, fragte Elea besorgt.
Er nickte: „Das Gesetz kennt keine Gnade für Hochverrat. Ich spreche bei seiner Hinrichtung…“


Elea und Herumor auf die Straßen von Minas Tirith
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 13:09 von Fine »
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