...blitzschnell drehte er sich um und zwang seinen Herrn mit einem Tritt zwischen die Beine zu Boden und stürzte sich erneut auf Aiwyn. Bevor er jedoch seinen Würgegriff ansetzen konnte, schrie er auf und fiel vornüber. Mit einem Ruck wuchtete Aiwyn ihn von sich runter und sah, dass ein Dolch in seinem Halswirbel steckte. Doch es war nicht irgendein Dolch, sie erkannte ihn genau, es war ihr Dolch, der, den sie Barlaé vor der Schlacht geschenkt hatte.
Sie richtete sich zur Hälfte wieder auf und versuchte wieder einen Überblick zu erlangen, doch ehe sie sich versah, wurde sie erneut zu Boden gerissen. Doch diesmal nicht durch einen Faustschlag, sondern durch einen kleinen Menschen, der ihr um den Hals fiel und den sie sofort erkannte.
"Barlaé?", murmelte sie. Barlaé nickte und Aiwyn war zum ersten Mal seit langem wieder glücklich. Sie drückkte sie an sich und war sich sicher, dass man ihr diesen Moment reinen Glückes in nächster Zeit nicht vermiesen könnte, doch es sollte anders kommen.
Nach einiger Zeit befreite Barlaé sich aus der Umarmung und zog sie zum Ausgang des Zeltes. Dort lag mit blutunterlaufenden Gesicht Bogan am Boden, der fast regungslos war. All das Glück, was sie eben noch verspürt hatte, war der Verzeiflung gewichen. Als sie sich neben ihn kniete, um zu gucken, was genau ihm fehlt, lächelte er jedoch plötzlich. Er versuchte sich aufzurichten, doch sackte bei der Hälfte wieder zurück. Aiwyn half ihm in eine sitzende Position und nachdem er einen Blutball ausgespuckt hatte, sagte er: "Ich bin froh dich wieder zu sehen."
Seine Stimme hörte sich leicht beschlagen an, war sonst jedoch frei und hörte sich ganz gesund an. Sie zog ihn wieder auf die Beine, musste ihn jedoch mit ganzer Kraft oben halten, denn seine Beine waren unkoordiniert und er wankte. Bevor einer der beiden noch etwas weiteres sagen konnte, kam Grimbeorn aus dem Zelt. Er hatte sowohl Aiwyns Schwert, als auch den Dolch in den Händen und sagte finster: "Ich fürchte, dass es Zeit zum gehen ist. Ich kann euch keinen weiteren Schutz vor meinen Männern mehr versichern. Dieser Mann, der tot im Zelt liegt war einer meiner treusten und besonnensten Männer, doch ihr habt ja gesehen, was dieser Krieg aus ihm gemacht hat, was er aus jedem früher oder später machen wird. Außer Wahnsinn, Hass und Krieg bringt er nichts. Ich kann lediglich für Schadensbegrenzung sorgen und je länger meine Männer ihrem Feindbild in die Augen schauen können, desto stärker wird der Wahnsinn und Hass in ihnen. Nehmt nun eure Waffen und geht in Frieden, wenn alle so hasserfüllt reagieren wie er", erzeigte auf die Leiche im Zelt, "habe ich keine andere Wahl, als euch ebenfalls anzugreifen, denn gegen solchen Hass hilft keine Vernunft mehr und ich kann nicht sagen, wie das anderenfalls ausgehen könnte."
Er drückte ihr die Waffen in die Hand und ging zurück ins Zelt, um die Leiche verschwinden zu lassen.
Aiwyn, nach: Ehemaliges Schlachtfeld