Brianna und Paola von den Straßen Minas Tiriths„Paola wann hat dir Araloth das aufgetragen?“, fragte Brianna, die den länglichen Zweihänder in der Hand hielt und der Kurtisane durch die Straßen folgte.
„Kurz nachdem wir aus dem Verließ geflohen sind. Es war im äußert wichtig diese Artefakte zurückzubekommen“, erwiderte Paola ohne sich auch nur umzudrehen, „hat…hat er gesagt, wie und wann er sich meldet?“.
„Nein“, flüsterte Brianna mit trockener Stimme. Der Abschied von Araloth war ihr mehr als schwer gefallen und schmerzte sie sehr.
„Aber ich werde es merken, wenn er es ist, hat er mir versichert“, setzte sie hinzu und die bloße Erinnerung an das Lächeln Araloths vertrieb die Feuchtigkeit aus ihren haselnussbraunen Augen.
„ Vorsicht!“, ermahnte sie die schneidende Stimme Paolas und so pressten sich die beiden Frauen an die Hauswand der engen Gasse.
Brianna konnte nicht sehen was vor sich ging, aber sie vernahm die Stimmen mehrerer junger Menschen, die sich lautstark unterhielten.
„Wie soll es weitergehen, Leute? Wir müssen die Revolution zu Ende bringen!“, sagte die brummige Stimme, offenbar die eines jungen Mannes.
„Revolution?! Wie kommst du denn auf den Begriff Èryo?“. Jene Stimme klang hoch und blechern. Brianna erkannte eine Spur von Angst darin.
„ Is doch klar Hepheista! Das Volk hat sich gegen seine Besatzer erhoben und nun müssen wir das zu Ende bringen.“
„ A…aab…aber die Königstreuen haben gesagt es ging nur darum die Gefangen aus den Verließen zu holen“, erwiderte Hepheista mit brüchiger Stimme. Allgemeines Gewimmel stimmte ihr leise zu.
Eine andere Stimme durchschnitt die Unruhe. Sie war scharf, wie frisches bedrucktes Papier und genauso schlau und gerissen.
„ Schweig Hepheista und ihr anderen auch. Die alten Königstreuen haben doch nichts mehr zu melden. Ioreth hat die Stadt verlassen, und diese Dunedain und Beregond stecken doch alle mit Herumor unter einer Decke. Aragorn ist vermutlich eh schon tot!“
Ein mitleidvolles, aber zustimmendes Raunen ging durch die Gruppe.
„ Èryo sag den anderen Bescheid, dass wir die
Jungen Rebellen jetzt die Stadt übernehmen. Die Zeit der Könige und Truchsesse ist vorbei. Lass uns, die
Kinder des Krieges, die Kontrolle übernehmen!
Wir versammeln uns und werden in den nächsten Tage alle aufsuchen, die mit Herumor oder Sauron kooperiert haben…und sie…dafür büßen lassen!“
Bei seinen letzten Worten, zog es Brianna den Magen zusammen, als sie erkannte, wie sehr dieser junge Mann diese Vorstellung genoss.
„Was…wa..was soll das heißen Pyreon?“. Wieder die blecherne Stimme Hepheistas.
„ Sie sollen am Galgen baumeln…wenn sie überhaupt so weit kommen!“. Pyreon lachte heiser und böse auf und die anderen stimmten mit ein, nur Hepheista blieb stumm.
„Ich weiß nicht, ob mir das gefällt…ich…wir…du…“
„ Hör auf zu stottern Hepheista! Niemand zwingt dich mitzumachen, aber eins solltest du mir merken, pass auf mit wem man dich sieht in nächster Zeit…nicht, dass man noch denkt du hast mit den falschen Leuten Kontakt!“
Pyreon und die anderen bellten laut, aber die Drohung, die er Hepheista entgegen geschleudert hatte schockierte Brianna zustäzlich.
Parolen brüllend zogen sie ab und Paola bedeutete der Kräuterfrau ihr zu folgen.
„
Junge Rebellen, Kinder des Krieges das ich nicht lache“, keifte Paola.
„ Das ist auch nicht zum Lachen, schau!“, entgegnete Brianna.
Sie traten auf die Straße und sahen Hepheista, die mit kreidebleichem Gesicht an derselben Stelle, wie zuvor stand.
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„Verschlossen? Das gibt’s doch nicht. Seit ich in Minas Tirith bin und glaub mir, Liebes, das sind schon viele Jahre, war der
Schwarze Bär noch nie verschlossen!“
Paola rüttelte noch einmal vergeblich am Türknauf, bevor sie wutentbrannt gegen die Tür trat und
Scheiße! rief.
Brianna stellte sich derweil auf die Zehenspitzen und versuchte durch die verstaubten Buntglasfenster etwas zu erahnen.
„Paola! Schau da brennt Licht“, rief sie enthusiastisch als sie eine flackernde Kerze entdeckte.
„Wirklich?“, fragte Paola bevor sie nochmal gegen die Tür hämmerte, „Ephrâim? Ephrâim?! Ich bins Paola mach auf!“
Auf ihren Ruf folgte eine Stille, bevor das Geräusch vom Schlüsselklirren zu hören war.
Paolas Gesicht versteinerte als sie den dicklichen Wirt Ephrâim erblickte. Brianna war der Schock ebenfalls anzumerken, auch wenn sie den Wirt erst einmal gesehen hatte, so war von ihm nicht mehr viel zu erkennen.
„ Kommt rein! Schnell!“, sprach Ephrâim forsch und zerrte die beiden Frauen hinein, bevor er hektisch die Tür zusperrte.
Knirsch.
Brianna war auf Glasscherben getreten und erst als der Wirt mit der Kerze zurückkehrte wurde das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar. Tische und Stühle waren umgeschmissen worden und mehrere Gläser und Krüge waren auf den Boden als Scherben wiederzufinden.
„Oh Gott Ephrâim…was ist denn hier passiert?“, fragte Paola mit einer Sorge in ihrer Stimme, die sie nur selten bei jemanden erblickt hatte.
Der dickliche Wirt winkte ab und das wenige in seinen Gesicht, was nicht geschwollen war, errötete.
„Ach Paola schau weg…ich will nicht, dass du mich so siehst“, sagte der Wirt mit brummiger Stimme und versuchte seine Schmerzen zu kaschieren.
„Ach Ephrâim ich hab dich schon in viel schlimmerer Verfassung gesehen. Erinnerst du dich noch an das Gelage in Thal mit den drei Tänzerinnen aus Aïn Séfra?“, antwortete die Kurtisane und die beiden lachten, woraufhin sich Ephrâim schmerzverzehrt die Seite hielt.
„Ähm“, räusperte sich Brianna, der es unangenehm war, die seltsame Vertrautheit der beiden zu stören, „soll ich mir das ganze Mal anschauen? Vielleicht kann ich ja helfen.“
Ephrâim blickte sie kurz misstrauisch an, bevor er freundlich nickte, „Natürlich meine Liebe!“
Brianna untersuchte die Wunde so vorsichtig sie konnte, obwohl Ephrâim immer wieder zusammenzuckte.
„Du wurdest zusammengeschlagen, nicht wahr?“, fragte Paola, die die ganze Zeit seine Hand hielt.
Ephrâim nickte bloß, während Brianna ihn mit einem feuchten Tuch das Blut aus den Wunden tupfte.
„ Wer war das?“
„ Sie kamen erst vor einer Stunde in meinen Laden. Eine Gruppe Halbwüchsiger! Fingen an mit
Du hast die Schergen Saurons und Herumors bedient und
Verräter. Hab ein paar von ihnen noch ausgeknockt, aber es waren einfach zu viele. Schrien noch irgendwas von Rebellen, oder so..“
„Die jungen Rebellen?“, fragte Paola scharf und erschrocken nach.
„Ja genau das war es. Naja als sie weg waren bin ich zur Tür gerobbt und hab sie verschlossen, bis ihr dann gekommen seid.“
Wutentbrannt stand Paola auf, nahm den nächsten Bierkrug und schleuderte ihn gegen die Wand. „Verdammt…diese kleinen Mistsäcke!“
„Paola beruhige dich“, sagte Brianna, die fertig war Ephrâims Wunden zu säubern.
„ Ich hab mein bestes getan Ephrâim! Wenn Paola und ich fertig sind, komme ich mit besserer Arznei wieder her und versorge dich zu Ende, okay?“
Ephrâim nickte und eine Freudenträne kullerte über seine violett geschwollene Wange, „ Mir geht es schon viel besser danke!“
Sie hatten Ephrâim nach oben gebracht und ihn in sein kleines Bett gelegt, wo er sofort eingeschlafen war.
Gemeinsam saßen sie nun in dem verwüsteten Schankraum, auf zwei Stühlen, die sie aufgestellt hatten.
„Möchtest du mir erzählen wer Ephrâim ist und was da so zwischen euch läuft?“, fragte Brianna neckisch.
Paola blickte sie einen Moment fragend und spöttisch an, verdrehte dann die Augen und lachte aus heiteren Herzen.
„Du…du…“, sprudelte sie unter Lachern hervor, während sie sich Lachtränen aus den Augen wischte“,…du glaubst…wirklich, dass was zwischen uns läuft oder gelaufen ist? Zum schießen.“
Brianna, die das Ganze nur halb so witzig, wie Paola fand, blickte sie schief an.
„Ach du meinst das ernst“, fuhr Paola fort und beruhigte sich langsam, „Nein, nein. Ephrâim ist mein kleiner Bruder.“
„Bruder?!“, entfuhr es Brianna laut und Paola nickte. Ihre kühle Ader war zurückgekehrt und Brianna war klar, dass sie nicht mehr Information bekommen würde.
„ Was machen wir als nächstes?“, fragte Brianna.
Paola zögerte und fixierte einen Moment lang ihre Fingernägel.
„Ich werde versuchen herauszufinden, wo Beregond und Elea sind. Wenn du nicht mit willst, verstehe ich das.“
Unbehaglich breitete sich aus und Brianna fing an sich leicht an ihren Oberarm zu kratzen.
„Schon gut ich muss eh noch in meine Wohnung um die Salben zwecks Ephrâims Wunden zu holen. Wir treffen uns einfach die Tage wieder, einverstanden?“
Paola nickte und so verlassen die beiden Frauen die Taverne zum Schwarzen Bären.
Paola auf die Suche nach Beregond und Elea
Brianna auf den Weg zu ihrer Wohnung